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Friedrich de la Motte Fouqué



Weltweit dokumentiert sich die Wertschätzung des Märchens von der Seejungfrau »Undine« des märkischen Dichters Friedrich de la Motte Fouqué in immer wieder neuen Inszenierungen. Seit 1989 erweitert der Olms Verlag jährlich die Reprint-Ausgabe seiner heute ansonsten nur mit Mühen auffindbaren zahlreichen Werke. Und endlich haben nun auch alle am Ehepaar Fouqué Interessierten ein gemeinsames Forum: Am 8. September 1997 feierte die Fouqué-Gesellschaft Berlin-Brandenburg e.V. ihren ersten Geburtstag. Ihr Zweck ist die Förderung der Forschung und Bildung sowie der Kunst und Kultur im Zusammenhang mit Friedrich und Caroline de la Motte Fouqué, sie begreift sich also als eine literarische Gesellschaft, die sich um mehr als nur um Literatur kümmert.

   Unweit des Schauspielhauses in Berlin, wo vor genau 180 Jahren die erste deutsche romantische Oper »Undine« (Musik: E.T.A. Hoffmann, Libretto: Friedrich de la Motte Fouqué, Bühnenbild: Friedrich Schinkel) mit ihrer erfolgreichen Premiere begeisterte, fand die Gründungsversammlung der Gesellschaft statt, zu der sich ein gemischtes Publikum einfand. Die einen interessierte dabei in erster Linie die Schriftstellerin Caroline de la Motte Fouqué, geborene von Briest, die anderen ihr international etwas bekannterer Ehegatte Friedrich und für dritte stand die schriftstellerische Produktivität des Ehepaares während der Jahre auf dem Schloß Nennhausen bei Rathenow im Vordergrund.

Friedrich de la Motte Fouqué (1777-1843)
Friedrich de la Motte Fouqué (1777-1843)

   Mehrere Arbeitsgruppen teilen sich seit dem Gründungstag anfallende Aufgaben und Projekte und versuchen so, das bekannte Problem zu lösen, daß der Einzelne viele Ideen hat, doch leider zu wenig Zeit, diese ehrenamtlich zu realisieren. Bereits heute besitzt die Gesellschaft ein (ständig wachsendes) Archiv, zu dem diverse Videoaufzeichnungen (vor allem von Inszenierungen der »Undine«) genauso gehören, wie Bildmaterial (Fotos und Plakate), Programmhefte und Bücher. Nicht zuletzt steht ein Pressearchiv, das sowohl Beiträge zu den Fouqués und ihren Wirkungsorten als auch zur Fouqué-Gesellschaft selbst aufbewahrt, allen Interessierten zu Verfügung.

   Geplant sind regelmäßig erscheinende Mitteilungen der Gesellschaft, die als Publikationsforum nicht nur Mitgliedern offen stehen. Im Januar 1998, wenn die Stadtbibliothek Brandenburg / Havel feierlich den Namen Fouqué übernimmt, wird das Archiv der Gesellschaft in der Stadt, in der Friedrich de la Motte Fouqué 1777 geboren wurde, einen festen Standort bekommen. Außerdem finden mit dem neuen privaten Eigentümer des Schlosses Gespräche über eine mögliche kulturelle Wiederbelebung von Schloß und Park Nennhausen statt. Geplant ist eine Nennhausen-Broschüre in der Reihe »Schlösser und Gärten in der Mark Brandenburg«, die dem Besucher diesen versteckten Ort, der während der Romantik dank der Fouqués ein literarischer Salon auf dem Lande war, erschließen soll. Wünschenswert erscheint uns der weitere Ausbau der Zusammenarbeitmit anderen literarischen Gesellschaften, beispielsweise der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft und der Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser. Da in unserem Jahrhundert in erster Linie neben Günter de Bruyn der Schriftsteller Arno Schmidt Fouqué und einige seiner Zeitgenossen' wieder ins Bewußtsein rief, hoffen wir auf gemeinsame Projekte auch mit der Arno-Schmidt-Stiftung in Bargfeld.

   »Nicht kleckern, sondern klotzen«, so wurde der erste öffentliche Auftritt der Gesellschaft in den letzten »Mitteilungen« der ALG treffend beschrieben. Anläßlich des 220. Geburtstages des Dichters fanden vom 12. bis 16. Februar 1997


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an drei Orten der Mark Brandenburg, zu denen der Romantiker eine besonders starke Beziehung hatte, die Fouqué-Festtage statt. Die Beteiligung an den 11 Veranstaltungen dieser fünf Tage war mit rund 500 Besuchern erfreulich hoch. So kamen nicht nur Gäste aus verschiedenen Bundesländern, sondern auch aus dem Ausland nach Brandenburg an der Havel, nach Nennhausen, wo Fouquémit seiner ebenfalls schreibenden Frau Caroline auf dem Briestschen Schloß die produktivste Zeit seines Lebens verbrachte, und nach Berlin, wo Fouqué nicht nur eine wichtige Person des literarischen Leben war, sondern auch 1843 auf dem Alten Berliner Garnisonfriedhof beigesetzt wurde.

   Mit Vorträgen, Führungen, Lesungen, Konzerten und einem wissenschaftlichen Kolloquium zu Caroline und Friedrich de la Motte Fouqué kamen sowohl interessierte Laien als auch (Literatur-)Wissenschaftler auf ihre Kosten. Die Unterhaltung kam ebenfalls nicht zu kurz, wenn zum Beispiel im Senatssaal der Humboldt-Universität zu Berlin selten aufgeführte Lieder von Friedrich de la Motte Fouqué (vertont vom sächsischen Kammerherrn Carl Borromäus von Miltitz) vorgetragen wurden oder ein Professor der Literaturwissenschaft aus Nordnorwegen mit seinem lebendigen Vortrag über neue Aspekte des Fouqué-Bildes die Zuhörerschaft fesselte. Unser besonderer Dank gilt dem Schriftsteller Günter de Bruyn, der im stimmungsvollen Refektorium des Domes zu Brandenburg aus seinen im Fischer Verlag veröffentlichten Betrachtungen zu Fouqué las. Da er im Vorfeld mit Tagungsteilnehmern ins Gespräch gekommen war und so von den neuen Erkenntnissen des wissenschaftlichen Kolloquiums erfahren hatte, unterbrach er seinen Vortrag des öfteren, revidierte die ein oder andere Äußerung und ermunterte zur Belebung der Diskussion um den Romantiker und seine Frau.

Nennhausen (Kreis Westhavelland)
Nennhausen (Kreis Westhavelland)

   Auf dem Alten Berliner Garnisonfriedhof war zudem eine Fouqué-Ausstellung zu sehen, die ursprünglich vom Kreismuseum Rathenow entworfen wurde. Neu waren Dokumente zu Fouqués besonderem Verhältnis zum Norden und Illustrationen des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. zu Fouqués Romanen. Am Eingang empfing den Besucher eine farbenprächtige Lithographie, die ein zeitgenössischer Künstler anläßlich des 220. Geburtstages von Fouqué entworfen hat. Es ist vorgesehen, die Ausstellung (die auch ausgeliehen werden kann) künftig mit den neu hinzukommenden Entdeckungen zu den Fouqués zu erweitern.

   Der in der Mark Brandenburg beheimatete Vorstand der Gesellschaft organisierte die Festtage, wobei ihm das Literaturbüro Potsdam, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg sowie der Landkreis Havelland fördernd zur Seite standen. Unterstützung kam außerdem vom Förderverein Alter Berliner Garnisonfriedhof, der Fachhochschule Brandenburg / Havel, dem Dommuseum Brandenburg / Havel, der Humboldt-Universität zu Berlin und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Schirmherr war der Kulturminister des Landes Brandenburg Steffen Reiche. Das Ergebnis der intensiven Pressearbeit dokumentiert ein Pressespiegel (der den ersten Mitteilungen der Gesellschaft beigefügt sein wird): 45 Zeitungsartikel in der lokalen und überregionalen Presse erschienen, fünf Rundfunkbeiträge sowie ein Fernsehinterview beim Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg wurden gesendet.

   Für die bundesweit verstreuten Mitglieder waren die Festtage ein willkommener Anlaß, sich kennenzulernen ud Pläne für Projekte zu schmieden. Und natürlich stießen auch neue Interessenten dazu. So finden heute in der Fouqué-Gesellschaft bereits 40 Mitglieder aus mehreren Bundesländern und aus dem Ausland zusammen. Zum Gelingen der Veranstaltungen trugen Mitglieder und Nicht-Mitglieder der Gesellschaft gleichermaßen bei und wir freuen uns sehr,


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daß die Festtage - dank des ehrenamtlichen Engagements - bei allen Beteiligten auf große Resonanz gestoßen sind. Das mehrfach geäußerte »Macht weiter so!« ist ein Ansporn für die nächsten Fouqué-Tage, die im September 1998 geplant sind. Für das wissenschaftliche Kolloquium, das wahrscheinlich wieder an der Fachhochschule Brandenburg / Havel stattfinden wird, liegen bereits zahlreiche Beiträge vor, die neue Aspekte in Leben und Werk des Schriftstellerpaares zu beleuchten versprechen.

   Und auch wer die ersten Fouqué-Festtage versäumt hat, muß nicht traurig sein, denn die erste größere Publikation der Gesellschaft (mit Unterstützung der Fachhochschule Brandenburg / Havel) ermöglicht im Nachhinein die Lektüre der in diesem Rahmen gehaltenen Vorträge. Mitglieder erhalten die Publikation als Geschenk, Nichtmitglieder zahlen eine Schutzgebühr von 10.- DM. Bestellungen werden gern entgegengenommen. Interessenten übersenden wir auch eine Liste mit der derzeit erhältlichen Literatur von und über Fouqué oder weitere Informationen zur Gesellschaft und ihrer Arbeit. (Sigute Wosch, Am Falkplatz 3, 10437 Berlin, T&F: (030) 448 00 91)

Sigute Wosch / zax


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