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»Der Mythos vom Berg«

Ludwig-Ganghofer-Kulturtage in Berchtesgaden



Ludwig Ganghofer hat das Berchtesgadener Land zum ersten Mal im Juli 1883 besucht, als er von Ruhpolding aus einen Ausflug über die Ramsau an den Königssee unternahm und dort im Schiffmeisterhaus einkehrte. Von der Landschaft und dem mächtigen legendenumwobenen Watzmann war Ganghofer so angetan, daß er in den folgenden Jahren immer wieder den Sommer dort verbrachte. Seine Aufenthalte am Königssee ließen in ihm den Gedanken reifen, die Geschichte dieses einst reichsunmittelbaren Ländchens in einer Folge von Romanen darzustellen. So entstanden, auf eingehende Studien gestützt und den Zeitraum von sieben Jahrhunderten umfassend - beginnend mit der Gründung der Probstei Berchtesgaden im 12. Jahrhundert in »Die Martinsklause« und endend im 19. Jahrhundert mit»SchloßHubertus« und den sozialen Problemen der Neuzeit -, Ganghofers »sieben Kinder des Watzmann«, Kinder des das Berchtesgadener Land bewachenden Berges.

   Berchtesgaden weiß, was es an Ludwig Ganghofer hat. Es hat ihn nicht nur zum Ehrenbürger ernannt, sondern nach seinem Tode durch Aufstellung eines Denkmals und die Benennung einer Straße geehrt. Von 1925 an fanden immer wieder große Feiern und Feste statt, und jetzt sollen die »Ludwig-Ganghofer-Kulturtage« mit ihm als Namensgeber vom 3. bis 10. Oktober 1997 ein weiteres Zeichen setzen. Der »Mythos Berg« ist zentrales Thema dieser ersten Kulturtage, Tage zum »Mythos Heimat« und »Mythos von See und Wasser« werden folgen.

   Die Verbindung von Musik und Bildern zieht sich dabei durch die meisten


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der nunmehr geplanten Veranstaltungen. Zum Auftakt am Freitagabend wird der historische Schloßplatz mit einer Licht-Tonschau des Bühnenbildners Prof. Günther Schneider-Siemssen verzaubert, zu der die »Alpensinfonie« von Richard Strauß erklingen wird. Am Samstag wird Dr. Manfred Feulner in einem Dia-Vortrag das Verhältnis von »Ludwig Ganghofer und Berchtesgaden« unter die Lupe nehmen und das Kinderensemble Berchtesgaden wird die »Kindersymphonie« aufführen. Der Sonntagnachmittag gehört den Versuchen, die ehrfuchtgebietende majestätische Schönheit der Berge bildlich festzuhalten und versammelt mit einer Ausstellung von »'Lichtgemälden' von Bergen in aller Welt« Peter Stellas (Photograph Musicien') und einem Vortrag zum Thema »Der Berg in der Fotografie« von Horst Höfler (Bergsteiger und Buchautor) sehr unterschiedliche Darstellungsansätze, deren Aufeinandertreffen mit Spannung erwartet werden darf. Wieder rein musikalisch wird es am Montag zugehen, wenn Dr. Robert Münster Musikbeispiele von Komponisten vorstellen wird, die oft und gerne ins Berchtesgadener Land kamen.

Ludwig Ganghofer (1855-1920)
Ludwig Ganghofer (1855-1920)

Der Dienstag steht unter dem vieldeutigen Motto »Der Berg und die Frau«; zwei Extrembergsteigerinnen werden vom Reiz der Gefahr und der besonderen Herausforderung berichten, die ihre Sportart darstellt und vielleicht erfährt man an diesem Abend etwas mehr über die Lust an der Eroberung, die ja auch die Männer auf die Berge treibt. Dazu spielt das (ebenfalls weiblich besetzte) »Waldhoftrio«. Einen Höhepunkt darf man getrost das Programm am Dienstag nennen, wenn Prof. Dr. Joachim Kaiser über »Der Berg und das Theater« spricht und im Anschluß das Wiener Ensemble Tempel-Produktion Wolfgang Ambros' berühmt-berüchtigtes und in jeder Hinsicht außerordentlich unterhaltsames Heimat-Musical »Der Watzmann« zur Aufführung bringt. Mit Lesungen aus Werken von Ludwig Ganghofer am Donnerstag und einer Wanderung zu Füßen der Watzmann-Ostwand am Freitag klingt das vielversprechende Programm der Ludwig-Ganghofer-Kulturtage in Berchtesgaden aus. Allen ihren Besuchern sei ein herzliches »Berg Heil!« gewünscht.

Alexandra Seitz


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