Bei dieser Gelegenheit wurden Reinhard Seidler (Cottbus) und Jörg-Michael Bönisch (Leipzig) durch unseren Vorsitzenden in den Mitarbeiterkreis berufen, um ihre besonderen Verdienste zu würdigen. Als Initiatoren, Gründer und langjährige Vorsitzende der Karl-May-Freundeskreise in Cottbus (gegr. 1967) und Leipzig (gegr. 1988) haben sie wesentlich zur Rehabilitierung Karl Mays in der DDR beigetragen.
Am 5. April tagte in Radebeul das Kuratorium der Karl-May-Stiftung und bewältigte eine umfangreiche Tagesordnung. Turnusgemäß stand die Wahl des Vorstandes an, der für weitere drei Jahre einstimmig wiedergewählt wurde. An seiner Spitze stehen auch weiterhin Peter Grübner und Dr. Volkmar Kunze. Für einige Kuratoriumsmitglieder war die Amtszeit ebenfalls abgelaufen, so daß auch hier eine Wahl erfolgen mußte. Wolfgang Mischnick und Prof. Dr. Claus Roxin wurden für fünf Jahre wiedergewählt und gleichzeitig in ihren Funktionen als Präsident und Vizepräsident des Kuratoriums bestätigt. Unser Freund Hans Läng (Zürich) hat aus persönlichen Gründen auf eine Wiederwahl verzichtet; für seine Mitarbeit in der Aufbauphase wurde ihm herzlich gedankt.
Viele Mitglieder werden am 8. April den Karl-May-Themenabend im deutsch-französischen Kulturkanal ARTE bis in die späte Nacht hinein verfolgt haben. Nicht alle hochgespannten Erwartungen wurden erfüllt, aber dem im Mittelpunkt der Sendung stehenden Film von Claus Peter Eberwein (Buch und Regie) kann uneingeschränkt Beifall gezollt werden: "Nicht Einzelwesen, Drama ist der Mensch. Karl May in autobiographischen und literarischen Texten" (Gelesen von Gert Westphal und kommentiert von Hans Wollschläger). Die VHS-Videokassette dieses vorzüglichen Films von einstündiger Dauer kann im Karl-May-Museum Radebeul gekauft oder bestellt werden.
Der sächsische Justizminister Steffen Heitmann, der bereits seit einiger Zeit unserer Gesellschaft angehört, hat jetzt einen weiteren Kabinettskollegen als KMG-Mitglied geworben: Kultusminister Dr. Matthias Rößler, den wir herzlich bei uns begrüßen.
Die Vorbereitungen für den 14. Kongreß der Karl-May-Gesellschaft, der vom 19. bis 21. September im historischen Redoutensaal in Erlangen stattfindet, sind inzwischen weit vorangeschritten. Franz Bauer, ,,unser Mann in Erlangen", steht mir mit Rat und Tat zur Seite und ist dem Vorstand eine große Hilfe. Das Veranstaltungsprogramm liegt nun im wesentlichen fest und ist an anderer Stelle dieses Heftes abgedruckt. Wer die Zimmerbestellkarte, die den März-MITTEILUNGEN beilag, noch nicht abgeschickt hat, sollte das schnellstens erledigen. An unserem Tagungswochenende findet nämlich in Erlangen noch ein großer Ärztekongreß statt, so daß die Hotelkapazitäten sehr knapp werden. Sollten Sie Ihre Zimmerbestellkarte verlegt haben, wenden Sie sich an folgende Adresse:
- Verkehrsverein Erlangen, Rathausplatz 1, 91052 Erlangen Tel.09131/8951-0 - Fax 09131/8951-51
In dieser Ausgabe der KMG-NACHRICHTEN finden Sie auch schon die vorläufige Tagesordnung unserer Mitgliederversammlung sowie die beiden Anträge, die jeweils eine Ergänzung bzw. Änderung der KMG-Satzung zum Ziel haben.
Am Tag vor der Radebeuler Kuratoriumssitzung war ich in Hohenstein-Ernstthal, um ein erstes Gespräch mit Oberbürgermeister Erich Homilius und Kulturamtsleiter Wolfgang Hallmann über den 15. Kongreß der KMG zu führen, der im Herbst 1999 auf Einladung der Karl-May-Geburtsstadt dort stattfinden wird. 30 Jahre nach Gründung unserer Gesellschaft werden drei Vorstandsmitglieder - darunter der Vorsitzende - ausscheiden und die Stafette an jüngere Mitarbeiter weiterreichen, so daß diesem Jubiläumskongreß eine besondere Bedeutung zukommt. Daher wird die Stadtverwaltung alle Anstrengungen unternehmen, um uns optimale Tagungsmöglichkeiten in einem historischen Rahmen zu gewährleisten. Oberbürgermeister Homilius hatte für diese Unterredung eigens seinen Urlaub unterbrochen und sich zwei Stunden Zeit für das intensive Gespräch genommen. Dafür war ich sehr dankbar und bin gewiß, daß uns ein neuer Höhepunkt in unserer dreißigjährigen Geschichte bevorsteht.
Am 18. Mai ist unser Freund Edmund Jendrewski 60 Jahre alt geworden, wozu wir ihm nachträglich noch ganz herzlich gratulieren, alles Gute und beste Gesundheit wünschen. Wem dieser Name unbekannt ist, möge die Seiten 69/70 der KMG-Chronik von Erich Heinemann noch einmal lesen!
Liebe Mitglieder, zum Schluß wünsche ich Ihnen einen schönen Sommer und grüße Sie in herzlicher Verbundenheit
Ihr
(Erwin Müller) Geschäftsführer
In diesem Jahr fiel die Studienreise in den Llano estacado aus. Inzwischen liegen aber so zahlreiche Interessentenanfragen vor, daß für Ostern 1998 die nächste Reise an die Schauplätze zahlreicher Amerikaromane Karl Mays in Planung ist.
Die voraussichtliche Reiseroute und weitere Einzelheiten können in den KMG-Nachrichten September 1996 (Nr. 109, S. 14) nachgeschlagen werden. Die Planung erfolgt wieder durch unser amerikanisches Mitglied Frau Prof. Meredith McClain; die Koordinierung liegt in den bewährten Händen von Thomas Grafenberg.
Anmeldungen und Anfragen bitte an:
Thomas Grafenberg Am Irissee 14 12349 Berlin % 70189313 FAX 70189314Näheres dann in der September-Nummer.
Alle Stücke, die zur Versteigerung gelangen sollen, müssen bis spätestens 15. Juli 1997 frei Haus an folgende Adresse geschickt werden:
Thomas Grafenberg Am Irissee 14 12349 Berlin % 70189313 FAX 70189314Der Versand sollte in Wertpaketen, Paketen oder Wertbriefen erfolgen (kein Einschreiben, keine Büchersendung).
ARCHIV FÜR EXPRESSIONISTISCHE LITERATUR DER FRIEDRICH-SCHILLER-UNIVERSITÄT JENA
Jena, im Dezember 1945
An alle Freunde der deutschen Literatur!
Das Thüringische Landesamt für Volksbildung hat die Errichtung eines ARCHIVs FÜR EXPRESSIONISTISCHE LITERATUR beim Deutschen Seminar der Friedrich-Schiller-Universität in Jena genehmigt. Das Archiv hat die Aufgabe, eine Periode der jüngsten deutschen Literatur, die als ,,entartet" in den letzten zwölf Jahren ununterbrochener Verfolgung und Ausrottung ausgesetzt gewesen ist, vor dem Gewissen der Kulturwelt zu rehabilitieren, indem es ihr diejenige wissenschaftliche Beachtung und Erforschung zuteil werden läßt, auf die sie ihrer Bedeutung gemäß Anspruch erheben kann. Der Expressionismus interessiert die Forschung heute bereits als ein in sich abgeschlossenes historisches Phänomen, über das inzwischen die Entwicklung weitergegangen ist. Das Archiv zieht demgemäß auch die Dokumente dieser Weiterentwicklung bei den einzelnen schöpferischen Persönlichkeiten mit in seinen Bereich. Es wird eine außerordentlich langwierige und sorgfältige Anstrengung erfordern, die Überreste dieser Dichtung in ganz Deutschland und den Ländern der Emigration überhaupt erst wieder aufzuspüren und zu sammeln. Eine Wissenschaft von diesen Dingen kann heute (nachdem auch der Krieg noch viele Dokumente zerstört hat) kaum anders betrieben werden, denn als eine Art Archäologie. Das Archiv sammelt alle jetzt noch erreichbaren Drucke und Handschriften des Expressionismus und soll diejenige Institution in Deutschland werden, an dem (sic!) der zukünftigen Forschung das Material dieser Periode möglichst lückenlos zur Verfügung steht.
Es ergeht nun die dringende Bitte an alle Freunde der deutschen Literatur, die sich im Besitze expressionistischer Drucke und Handschriften befinden, den Aufbau des Archivs zu unterstützen. Das Archiv ist für jedes Geschenk und jedes Kaufangebot dankbar; dankbar aber auch für jede Mitteilung darüber, wo und in wessen Besitz sich wichtige Quellenmaterialien des Expressionismus befinden, da eine am Archiv geführte umfassende Bibliographie alles dies verzeichnen wird.
Hierbei handelt es sich in erster Linie um folgende Schriftsteller:
Paul Adler, Ernst Barlach, Johannes R. Becher, Gottfried Benn, Paul Boldt, Max Brod, Theodor Däubler, Alfred Döblin, Kasimir Edschmid, Albert Ehrenstein, Iwan Goll, Joachim v. d. Goltz, Jacob Haringer, Walter Hasenclever, Georg Heym, Kurt Heynicke, Jakob van Hoddis, Frank Kafka, Klabund, Georg Kaiser, Wilhelm Klemm, Else Lasker-Schüler, Rudolf Leonhard, Alfred Lichtenstein, Ernst Wilhelm Lotz, Robert Musil, Karl Otten, Ludwig Rubiner, René Schickele, Ernst Stadler, Karl Sternheim, August Stramm, Ernst Toller, Georg Trakl, Leo Weismantel, Franz Werfel, Alfred Wolfenstein, Paul Zech, Karl Zuckmayer;
darüber hinaus um Zeitschriften, Sammelwerke, Darstellungen und Abhandlungen über den Expressionismus (diese auch wenn, sie bildende Kunst betreffen) und einzelne expressionistische Autoren. Die hier gegebene Namensliste soll keine vollzählige Aufzählung sein, sondern nur den Umkreis des Forschungsgebietes des Archivs in den Grundzügen festlegen.
Anfragen, Mitteilungen und Angebote richte man an das ARCHIV FÜR EXPRESSIONISTISCHE LITERATUR an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Prof Dr. Carl Wesle
Dozent Dr. Heinz Stolte
Ein ehrgeiziges Programm wird hier entwickelt. Denn Jena und seine Universität, die als erste in Deutschland wieder ab 3. Dezember 1945 den Lehrbetrieb in allen Fakultäten eröffnet hatte, spürten die Verpflichtung für den geistigen Neuanfang und für die Wiedergutmachung an den zuvor verfemten Schriftstellern. Aber offenbar ist das Projekt nicht weit gekommen. Immerhin erfahren wir noch einmal in einer Mitteilung der Zeitung ,,Thüringer Volk" vom 7. Juni 1946 von den Aufgaben des geplanten Archivs. An dieser Stelle sollte die Forschung einsetzen.
Volker Wahl
Seit längerer Zeit werden wir immer wieder aufgefordert, Mitglieder für die KMG zu werben, zumal im Blick auf das Ziel, bis zum Jahre 2000 die Zahl 2000 zu erreichen. Bisher aber ist mir noch nie eine Anweisung begegnet, wie man das machen solle. Da ich nun das Glück hatte, mehrfach neue Mitglieder gewinnen zu können, möchte ich kurz davon berichten in der Hoffnung, dadurch auch andern Anregungen zu geben.
Mitglieder gesamt | 1829 |
männlich | 1542 |
weiblich | 255 |
Institutionen | 32 |
Deutschland | 1656 |
Ausland | 173 |
Australien | 1 |
Belgien | 1 |
Bulgarien | 2 |
Finnland | 1 |
Frankreich | 2 |
Großbritannien | 4 |
Japan | 2 |
Kanada | 2 |
Korea | 1 |
Litauen | 3 |
Luxemburg | 2 |
Niederlande | 12 |
Österreich | 85 |
Polen | 3 |
Russische Föderation | 2 |
Schweden | 2 |
Schweiz | 32 |
Slowakische Republik | 3 |
Spanien | 2 |
Tschechische Republik | 2 |
USA | 9 |
Es ist bezeichnend für die damalige Situation in der DDR, daß nur wenige Karl-May-Freunde untereinander Kontakt hatten, so daß erst durch einen Bundesbürger meine Bekanntschaft mit Edmund Jendrewski herbeigeführt wurde. Karl May war damals in der DDR offiziell nicht erwünscht, seine Bücher durften nicht erscheinen, und der Zoll beschlagnahmte Päckchen aus dem Westen mit Karl-May-Büchern. Es war nicht ganz ungefährlich, sich öffentlich zu Karl May zu bekennen und Kontakte zu May-Freunden und -Forschern in der Bundesrepublik zu haben. Edmund Jendrewski hat das erfahren müssen, als die Parteileitung seines Betriebes mit ihm über Karl May diskutierte und ihn zu überzeugen suchte. Dieses unangenehme Erlebnis hinderte ihn freilich nicht daran, seinem Hobby weiter zu frönen und - man muß schon sagen - außergewöhnliche Kontakte zur KMG zu unterhalten. So stellte er am 14. November 1971 seine geräumige Wohnung für ein Vorstandstreffen der KMG zur Verfügung. Die Zusammenkunft diente außerdem dazu, mit den May-Forschern aus der DDR Absprachen über künftige Jahrbuchbeiträge zu treffen. Daß die Stasi auch bei diesem Treffen anwesend war, hat Hainer Plaul vor zwei Jahren in der Nummer 178 der Literaturzeitschrift ,,die horen" (S.208 ff.) dokumentiert.
In diese Zeit fiel der Beginn meiner Bekanntschaft mit Edmund Jendrewski. Und ich erinnere mich noch gut an meinen ersten Besuch in Adlershof. Staunend stand ich in einem Zimmer, dessen eine Wand vollkommen mit Bücherregalen versehen war. Die vollständige Radebeul-Reihe, alle 33 Fehsenfeldbände und eine komplette Fischer-Serie machten mich sprachlos. Dazu fast die ganze Sekundärliteratur und zahlreiche fremdsprachige Ausgaben... Es folgten noch viele Besuche, und im Laufe der Zeit wurde aus der Bekanntschaft eine Freundschaft.
Als Anfang der siebziger Jahre der Olms-Verlag Mays Kolportageromane und ,,Mein Leben und Streben" als Reprints herausbrachte, lieferte Edmund Jendrewski den Herausgebern wichtige Zuarbeiten. Dem Reprint der Selbstbiographie lag sein persönliches Exemplar der seltenen und gesuchten Erstauflage zugrunde.
Jendrewski konnte den Standesbeamten überzeugen, als Reverenz vor Karl May seinem jüngsten Sohn den Namen Kara zu geben. Das erinnert an Carl Zuckmayer, der seine Tochter Winnetou nannte. 1982 gab es einen überraschenden Wechsel in der DDR: Karl May wurde nicht mehr negativ gesehen. Zu den Veranstaltungen, mit denen die erstaunten Bürger darauf vorbereitet werden sollten, gehörte ein Gespräch über ,,Karl May, die Trivialliteratur und unser Recht auf Unterhaltung" in der Lotte-Bergtel-Bibliothek in Berlin-Baumschulenweg am 29. September 1982 (vgl.: ,,Unser Recht auf Unterhaltung", in M-KMG, Nummer 55, März 1983, S. 40 f.). Unter den Teilnehmern saßen Edmund Jendrewski, Hainer Plaul und ich. Beim ND-Pressefest am 3. Juni 1989 gehörten Edmund Jendrewski und Ekkehard Bartsch zu den Zuhörern der Karl-May-Runde. Dr. Hainer Plaul, Dr. Christian Heermann und Ekkehard Fröde hatten neben anderen im Podium Platz genommen und diskutierten über Karl May.
Nach der Wende in der DDR konnten endlich auch die ostdeutschen Karl-May-Freunde ihre Beziehungen zur KMG legalisieren. An den Veranstaltungen, Treffen, KMG-Tagungen nahm Edmund Jendrewski - wann immer es seine Zeit erlaubte - teil. So an der ersten gesamtdeutschen Tagung der KMG 1991 in Wiesbaden oder am Treffen der Berliner Mitglieder der Karl-May-Gesellschaft am 19. Oktober 1990, an dem erstmalig auch die Karl-May-Freunde aus Ostberlin und Umgebung teilnehmen konnten. Für die Mitglieder aus den neuen Bundesländern war dieses Treffen ein unvergeßliches und bewegendes Erlebnis.
Im Karl-May-Jahr 1992 gab es auf Initiative einiger Berliner KMG-Mitglieder vom 3.6. - 3.7. die Ausstellung ,,Karl May - Leben, Werk und Wirkung" in der Berliner Stadtbibliothek. An Vorbereitung und Aufbau war Edmund Jendrewski maßgeblich beteiligt. Und ein nicht unerheblicher Teil der ausgestellten Exponate stammte aus seinem Privatarchiv.
Lieber Edmund, ich wünsche Dir auch in Zukunft beste Gesundheit, weiterhin viel Freude an unserem gemeinsamen Hobby und hoffe auf viele Begegnungen überall dort, wo sich Menschen im Namen Karl Mays treffen und zusammenfinden.
Hartmut Schmidt
SächsischeZeitung/Dresden-Land, v. 4.4.97
Das traditionsreiche Karl-May-Museum steckt noch immer in großen finanziellen Schwierigkeiten. Das bestätigte gestern auf SZ-Anfrage der Direktor des Museums, Rene Wagner. Seit Monaten bewege man sich immer "am Rande dessen, was Plus und Minus ist".
Wagner erklärte, diese Situation resultiere vor allem aus den Belastungen, die durch den Ankauf von Einrichtungsgegenständen entstanden sind. Zudem sei das Besucherergebnis des Jahres 1996 alles andere als zufriedenstellend gewesen. ,,Das schlechteste Ergebnis seit 32 Jahren", sagt Wagner.
SächsischeZeitung/Dresden-Land, v. 4.4.97
Herr Wagner, in der vergangenen Woche berichtete die SZ über die finanziellen Schwierigkeiten des Radebeuler Karl-May-Museums. Können Sie Näheres dazu sagen?
Gegenwärtig ist es wohl in allen Museen so, daß selbst bei sparsamsten Umgang mit den Finanzen ein permanenter Geldmangel herrscht. Die notwendigen Sanierungen, eventuelle Ankäufe und ähnliches sind in den Wunschlistungen dieser Einrichtungen meist häufiger vertreten als deren Möglichkeiten zur Realisierung. Erschwerend kommt hinzu, daß in unserem Fall die 96er Besucherzahl von beinahe 100 000 Gästen zwar beachtlich sein mag. Andererseits ist sie aber deutlich niedriger als ursprünglich erwartet. Und so ist es nicht verwunderlich, daß sich die finanzielle Situation nicht entspannt. Denn massive Einsparungen, die selbstverständlich den Besucherverkehr nicht beeinträchtigen dürfen, können diese Verluste auch nicht abdecken. Man sollte immerhin bedenken, daß das Museum sechs Tage geöffnet hat. Mehr können unsere zwölf Mitarbeiter einfach nicht leisten.
In welchen Größenordnungen bewegen sich Ihre Schwierigkeiten?
Einerseits müssen wir Verbindlichkeiten, die wir unter anderem bei der Bank eingegangen sind, begleichen. Und auf der anderen Seite sind da zu erwartende Einnahmen, wie beispielsweise Gelder aus Grundstücksverkäufen und Fördermittel, die längere Zeit auf sich warten lassen. Aus diesem Grund sind wir teilweise zu Zwischenfinanzierungen gezwungen, die wiederum neuerliche Deckungslücken von einigen hunderttausend Mark reißen.
Am vergangenen Sonnabend beriet der Vorstand des Karl-May-Kuratoriums unter anderem auch zu dieser Situation. Was meinen Sie jetzt tun zu können?
Wir haben Lösungswege besprochen. Aus verständlichen Gründen kann ich mich über diese aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht äußern.
Aber seine Pforten muß das Museum absehbar doch nicht schließen, oder?
Das Karl-May-Museum als Institution ist nicht gefährdet. Aber man sollte schon sichtbar machen, daß auch dieses Haus, wie alle anderen auch, maßgeblich von der Gunst seiner Besucher lebt. Diese Reserven zu erschließen, ist eine sehr wichtige Aufgabe. Vor allem der Bekanntheitsgrad in den westlichen Bundesländern gibt uns noch zu denken. Aber ich bin der festen Überzeugung, daß sich das Museum in einer sehr aussichtsreichen Position befindet. Immerhin ist es trotz aller Probleme in der Lage. sich zu 80 Prozent selbst zu tragen.
Wie ist das überhaupt möglich?
Durch die Eintrittsgelder und Souvenirverkäufe kommt dieser optimistisch stimmende Deckungsgrad zustande. Wenn man bedenkt, daß sich staatlich getragene Museen mit 8,5 und zwölf Prozent über Wasser halten, sind wir zufrieden. Nichtsdestotrotz braucht man aber 100 Prozent, um zu überleben.
Sie sprachen bereits die notwendigen Schaulustigen an. Wieso hat in den vergangenen sieben Jahren nicht ein wahrer Besucherstrom aus den alten Bundesländern eingesetzt?
Natürlich ist Karl May europaweit bekannt. Das heißt aber nicht, daß auch das gleichnamige Museum in aller Munde ist. Die Bewohner der alten Bundesländer denken im Zusammenhang mit dem Schriftsteller vielmehr an die Spielstätten Bad Segeberg und EIspe, als an die Orte reinen Wirkens, Radebeul und Hohenstein-Ernstthal. Diese Situation ist leider eine Folge der deutschen Teilung und wird sich erst über einen längeren Zeitraum abbauen lassen. Große Unterstützung bekommen wir gIückIicherweise von der internationalen Karl-May-Gesellchaft. Und nicht zuletzt haben wir uns seit 1989 an 33 Ausstellungen im In- und Ausland beteiligt.
Letztlich müssen Sie ja wohl auch mit Problemen ganz praktischer Natur kämpfen?
Ja, ein sehr gravierendes ist das Parkplatzproblem. Es gibt insbesondere für Reisebusse kaum Möglichkeiten. Hinzu kommen die fehlenden Ausschilderungen. Gemeinsam mit dem städtischen Amt für Wirtschaftsförderungen und Fremdenverkehr sollen dafür noch Lösungen im ersten Halbjahr gefunden werden. Was das Parkproblem anbetrifft, kann ich nur die Bitte an die hiesigen Stadträte richten, sich dafür stark zu machen. Ich bin der Überzeugung, daß mit der noch besseren Erschließung des Museums ein wichtiger Teil der touristischen Erschließung Radebeuls überhaupt erfolgt. 100 000 Museumsbesucher jährlich stellen immerhin eine wesentliche wirtschaftliche Kraft dar.
Gespräch: C Schäfer
Wir gratulieren!
Klaus Dill stellt auch bei unserer Tagung in Erlangen aus.
Börsenblatt 16/25. Februar 1997
Die Leseausgaben: Einer der Schlüssel zu diesem Erfolg lag in der Herstellung von Leseausgaben durch den Verlag, der bis 1962 das Monopol für die Herausgabe besaß. Denn wer immer glaubte, beim Schmökern in den klassisch gestalteten grünen Bänden des Karl-May-Verlags tatsächlich das Raunen Old Shatterhands zu vernehmen, war über lange Passagen hin an der Nase herumgeführt worden. Euchar Albrecht Schmid und die nachfolgenden Verleger aus seiner Familie haben zusammen mit einem Stab von Mitarbeitern über Jahrzehnte hinweg Karl Mays Texte einer gründlichen Revision unterzogen und dabei auch kräftig nach eigenen Ideen gekürzt, korrigiert und aufbereitet, um sie den Marktinteressen folgend "in eine lesbare Form zu bringen". Zur Begründung verweist Lothar Schmid mit Beharrlichkeit auf einen Vertrag, den sein Vater zusammen mit der Witwe Klara May und diese wiederum im Auftrag ihres Mannes abgeschlossen habe. Danach seien die Bearbeitungen "legitim und vom Autor erwünscht gewesen". Man erfülle also nur postum dessen letzten Willen. Karl May sei ein Schnell- und Vielschreiber gewesen, dem eine Reihe von Fehlern und Flüchtigkeiten unterliefen, die korrigiert werden mußten. Außerdem, so heute der Verleger, hätten zu Karl Mays Lebzeiten andere Verlage, vor allem der Dresdner Münchmeyer-Verlag, seine Originaltexte erheblich verfälscht, was wiederum durch Revisionen zu korrigieren war. So habe man also stets im Sinne des Autors gehandelt und so bearbeitet, "wie es Karl May selbst gemacht hätte".
Aber genau das bleibt freilich der strittige Punkt: eine "Bearbeitung, wie sie Karl May selbst gemacht hätte", muß eine Fiktion bleiben. Jedem Autor dürfte wohl das Recht zugestanden werden, "mit Texten in die Literaturgeschichte einzugehen, die er auch wirklich selbst geschrieben hat", hält beispielsweise der Koblenzer Literaturprofessor Helmut Schmiedt in diesem alten Streit dagegen. Nichts spreche gegen einfache Fehlerkorrekturen, doch alles, was ein Autor jemals unter seinem Namen veröffentlichte, sei schließlich ein autorisierter Text - so wenigstens sieht es die Literaturwissenschaft. Prof. Schmiedt, der sich bereits Ende der 70er Jahre auch mit den bearbeiteten Fassungen der Karl-May-Romane auseinandersetzte, kritisiert, daß neben der Kaschierung unübersehbarer Schwächen und Widersprüche auch über Jahrzehnte alles entfernt wurde, "was sittlich und politisch anstößig" erschien und dem intendierten "Bild vom pädagogisch wertvollen Roman eines Volks- und Jugendschriftstellers schaden konnte". Man habe eingeebnet, geglättet, vereinfacht, auch Fremdwörter gestrichen und in Mays Kolportage-Romanen sogar Helden aus anderen Geschichten eingeführt. Im Effekt sei dem Gesamtwerk damit ein Seriencharakter gegeben worden und Karl May zur handlichen Ware gestempelt worden.
Jede Verletzung der Texttreue, und sei es die Herstellung einer Leseausgabe, bleibt ein zweifelhaftes Unterfangen, auch im Bereich der Unterhaltungsliteratur. Und das erst recht, wenn sie solche Dimensionen mit Einkürzungen, Umgliederungen und Hinzudichtungen annimmt wie im Fall Karl May. Der Schriftsteller und Karl-May-Herausgeber Hans Wollschläger, der selbst über zehn Jahre als freier Lektor für den Karl-May-Verlag arbeitete, kam bereits 1973 zu dem Urteil: "Der Karl-May-Verlag-Text hat insgesamt etwas über 80 Prozent des originalen Umfangs; ein gutes Drittel davon ist Erfindung des Bearbeiters." Nicht er habe die Bearbeitungen geschaffen, betont er heute. Vielmehr seien durch ihn "die zum Teil haarsträubenden Bearbeitungen wieder auf die Originale zurückgeführt" worden.
Der Streit schwelt noch immer, wenngleich Lothar Schmid heute auch einräumt, "vielleicht in manchen Stellen bei der Bearbeitung zu weit gegangen zu sein". Aber gerade durch die Mitarbeit von Hans Wollschläger, so bekennt er, sei die Bamberger Ausgabe "die wohl sorgfältigste und beste" geworden.
Daß die bearbeiteten Fassungen des Bamberger Karl-May-Verlags die Langzeitwirkung des Mayschen Werkes erheblich beförderten, wird heute kaum bestritten. Doch eine Legitimation für das verlegerische Geschäft ist daraus wohl nicht ernsthaft abzuleiten. Andere Verleger, die im letzten Jahrzehnt damit begonnen hatten, Karl-May-Texte unter Zugrundelegung verschiedener Ausgaben aus den Jahren 1890-1910 herauszubringen, warfen den Bambergern im Namen der literarischen Texttreue "Verfälschung" vor. Aber das weist Lothar Schmid auch heute entschieden zurück. Es sei der "Neid von vielen nicht erfolgreichen Verlegern", der aus solchen Anschuldigungen spreche. Nach seinen Erfahrungen würden "neue Ausgaben, die sich als Original bezeichnen", von den Lesern nicht angenommen. Das hätten auch die verschiedenen eigenen Faksimile-Ausgaben des Karl-May-Verlags gezeigt, die nach den Erstausgaben entstanden sind.
Die historisch-kritische Ausgabe: Einen ganz anderen Weg zur texttreuen Ausgabe weist seit 1987 eine historisch-kritische Ausgabe der Werke Karl Mays, die jenseits aller kommerziellen Überlegungen von Hermann Wiedenroth und Hans Wollschläger herausgegeben wird. Nachdem inzwischen zwei Verleger (Greno und Haffmans) darüber das Handtuch warfen, kommt die Edition nun im Selbstverlag (Bücherhaus Bargfeld) heraus. Sie wurde provoziert "durch die einzig dastehende Verluderung der Textsituation", erklärt Wollschläger heute. Da alle möglichen Ausgaben den Markt verstopften und Bearbeitungen dritter Hand dominierten, wäre es wünschbar, für interessierte Leser wie für die Literaturwissenschaft, die sich zunehmend damit beschäftige, wirklich gesicherte Texte zu haben. Da tatsächlich ganz unkonventionell nur zwei Herausgeber an der Ausgabe arbeiten, liegen bisher erst gut zwei Dutzend fertige Titel vor. Auf 99 Bände will man es aber bringen, zu je 800 bis 1000 Exemplaren, die vorwiegend an Subskribenten gehen. Die Edition folgt, versehen mit knappen editorischen Berichten, der Ausgabe letzter Hand von den Reiseerzählungen bis zum Spätwerk. Sie soll aber auch einmal alle in Zeitschriften verbreiteten Fortsetzungsromane sowie frühe Schriften, autobiografische Texte und sogar Briefe enthalten. Der Editionsplan sieht vor, acht Bände im Jahr herauszubringen, so daß in zehn Jahren die Arbeit abgeschlossen sein könnte.
Auch dieses selbstlose Werk ist freilich im Bamberger Verlag nicht wohl gelitten. Verleger Lothar Schmid kontert: "Ich bin kein Freund dieses Unternehmens" und spricht der Edition schlicht den wissenschaftlichen Charakter ab. Überzeugende Belege muß er allerdings schuldig bleiben. Einen Band mit Briefen, wie angekündigt, könne es beispielsweise gar nicht geben, meint Schmid, denn diese Briefe lägen nicht vor.
Andere Editionen: Nun erscheint seit 1993 unter dem Titel "Karl Mays Illustrierte Werke" eine ungekürzte Lizenzausgabe, die sich für 29,80 Mark nicht allein an Clubmitglieder, sondern auch im freien Verkauf an Kenner und Liebhaber wendet. Wer es billiger haben will, kann weiterhin auf das Moderne Antiquariat zurückgreifen. Im Angebot sind, solange der Vorrat reicht, Lizenzausgaben von Parkland und Pawlak. Neu einzusteigen in das Geschäft mit Karl May würde heute kaum einer wagen, und nur wenige Verlage haben mehrere Jahre lang durchgehalten.
Während man also in Bamberg nicht ganz unzufrieden ist mit den derzeit noch erreichten Marktanteilen, herrscht in den Lektoraten der anderen Verlage meist Katerstimmung. Kaum etwas läuft noch auf dem Markt, das Leserinteresse ist stark rückläufig, die Zeit der Massenauflagen ist endgültig vorüber. Außerdem haben fast alle alte Wunden zu lecken. Selbst wer einstmals versucht hatte, nur seiner Edition den Stempel der "Originalausgabe" beizugeben, weil die verwendete Textvorlage zu Lebzeiten des Autors erschienen war, mußte mit einer Klage der Bamberger rechnen, die Wettbewerbswidrigkeiten aufrechnete.
Der Berliner Verlag Neues Leben zum Beispiel, der seine ebenfalls im grünen Cover gestaltete Karl-May-Ausgabe 1982 in der DDR gestartet hatte, machte solche Erfahrungen gleich mit der Einführung des gemeinsamen Buchmarkts. Die Edition, die weiterhin im Angebot ist, folgt mit modernisierter Rechtschreibung den Werkausgaben, die zu Lebzeiten Karl Mays erschienen waren. Inzwischen ist man mit der in ostdeutschen Familienbibliotheken gut verbreiteten Ausgabe bei Band 60 angekommen. In der DDR, wo ja Karl May bis 1982 nicht gedruckt werden durfte, hatte man immerhin 250000 Exemplare verkaufen können - mehr war wegen der begrenzten Papierkontingente nicht möglich. Aber nach 1990 stellte sich auch hier bald die Flaute ein. Heute kann Verleger Rudolf Chowanetz nur noch über den überfrachteten satten Markt klagen. Die rechte Freude will mit der Herausgabe weiterer Bände kaum mehr aufkommen. Aber trotzdem soll es im Editionsplan weitergehen mit einigen neuen Bänden pro Jahr. Um gleichzeitig die hohen Restbestände der Ausgabe abzubauen, vermarktet Weltbild im Versandbuchhandel bereits das Paket zu 30 Bänden für 99 Mark. Die zuletzt erschienenen Bände der Ausgabe, darunter Band drei und vier des späten Romanwerks "Im Reiche des silbernen Löwen", sind weiterhin zum Normalpreis von 24,80 Mark im Angebot. Doch Massenauflagen sind mit diesen relativ unbekannten May-Titeln nicht zu erreichen.
Auch im Zürcher Haffmans Verlag muß man solche Erfahrungen gemacht haben, denn dort wird inzwischen das Ende aller Bemühungen um Karl May angezeigt. Im Augenblick ist auch seine 33bändige Ausgabe allein über Weltbild zu beziehen, ebenfalls für 33 Mark. Sie war ursprünglich als Übernahme der historisch-kritischen Ausgabe von Wiedenroth/Wollschläger aus dem Greno-Verlag zu Haffmans gekommen, dann aber ohne den editorischen Anhang verkauft worden, ein Teil davon auch als Lizenz über Parkland. Darin enthalten sind 17 Bände "Orient-Erzählungen", die heute alle nicht mehr einzeln zu bestellen sind.
Gänzlich anders hatte sich der Verlag Nymphenburger orientiert. Hier erschien 1995 mit "Winnetou und der Scout" erstmals ein Band einer Karl-May-Reihe, mit der die Wiederentdeckung bislang kaum bekannter Texte angekündigt wurde. Die Ausgabe, die von S. C. Augustin und Walter Hansen herausgegeben, bearbeitet und kommentiert wird, geht bislang auf Karl Mays Erzählungen zurück, die er einst für Zeitschriften, Familienblätter und Kolportagehefte geschrieben hatte. Die vorliegenden sechs Bände enthalten Sammlungen dieser Texte und erscheinen zum Preis von jeweils 29,80 Mark unter frei erfundenen Titeln. Wie aus dem Lektorat zu hören ist, wird pro Jahr ein weiterer Band erscheinen.
Auf dem Buchmarkt wird es einsamer um Karl Mays Helden. Dennoch registriert man in Bamberg jeden Windhauch, um gegen alle Gefahren gewappnet zu sein. Als vor zwei Jahren im sächsischen Radebeul die 1960 vom Verlag getrennte und nun wieder mit neuem Selbstbewußtsein ausgerüstete Karl-May-Stiftung ankündigte, einen eigenen Karl-May-Verlag gründen zu wollen, löste das heftigste Proteste der Verlegerfamilie Schmid aus.
Perspektiven: Bleibt die Frage, wer liest denn heute wirklich noch Karl May, und wer wird ihn morgen noch lesen? Prof. Schmiedt, seit einigen Jahren auch im Vorstand der rührigen Karl-May-Gesellschaft tätig, also rundum informiert, glaubt, eine Mischung verschiedener Altersgruppen ausmachen zu können: Zwar ginge die Faszinationskraft seiner Werke bei jungen Lesern inzwischen weiter zurück, weil in den modernen Medien immer mehr vergleichbare Abenteuerhelden als Rivalen auftauchten. Aber vergessen werde er nicht bei einer Auflistung ihrer Lieblingslektüre. Gleichzeitig zeige der Absatz hochpreisiger Ausgaben, daß sich überwiegend Erwachsene ihm erneut zuwenden. Man könne also den Eindruck gewinnen, Karl May habe sich gerade wieder als "Volksschriftsteller" etabliert, und ein solcher Autor könne eigentlich nicht plötzlich von der Bildfläche verschwinden. Das denkt auch Hans Wollschläger nicht. Er sieht sogar voraus, daß die durch Medien vermittelte Realität künftig ein solches Maß an Unerträglichkeit gewinnt, daß das Zurückkehren des Lesebedarfs in das Märchenhafte nicht auszuschließen sei. Literatur könnte also wieder eskapistische, rettende Funktionen gewinnen, und da eröffne sich für die Werke Karl Mays eine ganz neue Chance zu boomen.
In Bamberg sieht man jedenfalls bis heute keinen Grund, die Silberbüchse ins Korn zu werfen. Im Gegenteil. Für dieses Jahr soll in ihrer Ausgabe der "Gesammelten Werke" der 79. Band mit Karl Mays Gedichten und möglicherweise auch noch der 80. Band mit einer Sammlung kleinerer Texte nachgeschoben werden. Und wenn es nach den Wünschen der Verlegerfamilie ginge, könnte die Bearbeitung seiner immergrünen Werke schon bald wieder von vorn beginnen - und auch Fortsetzungen von noch unvollendeten Karl-May-Stoffen durch andere Autoren will man nicht ausschließen. Vorbereitungen dazu lägen schon vor. Verleger Lothar Schmid und Sohn Bernhard, der bald die Geschäfte übernehmen soll, sind sich sicher, noch längst nicht am Ende der Fahnenstange angekommen zu sein. Selbst wenn aus dem Roß eine klapprige Mähre wurde über das Jahrhundert - Winnetou reitet und reitet und reitet...
Peter Krauskopf
Wenn alles wie geplant läuft, wird im November das Stück ,,Tumult auf Villa Shatterhand. Eine Karl Mayade von Daniel Call" in Dortmund uraufgeführt. Es handelt sich dabei um eine Auftragsproduktion für das Theater Dortmund des 3ojährigen Autors, der seit letztem Herbst als der Shooting Star unter den jungen deutschen Theaterautoren gilt. Call verfügt über eine solide Ausbildung, er hospitierte in London und New York und arbeitete nach dem Studium der Philosophie, Geschichte und Theaterwissenschaften als Dramaturg und Regisseur in Aachen, Göttingen und Parchim. 14 Stücke hat er mittlerweile geschrieben. "Der Teufel kommt aus Düsseldorf", das Stück, mit dem er im letzten Herbst die Theaterwelt auf sich aufmerksam machte, brachte ihn in den Ruf eines ,,Theater-Rambos", zumindest bei der BILD-Zeitung. Regisseur Dietrich Hilsdorf hatte das Stück um zwei debile Massenmörder in der rheinischen Provinz bei der Uraufführung in Düsseldorf mit pubertären Späßen aufgemotzt, so daß die seriöse Kritik eher skeptisch blieb. Den Theatermachern jedoch imponierte Call mit Macht, und so rissen sich die Bühnen nicht nur in Dortmund, sondern auch in Bonn, Esslingen und Wien um das neue Talent.
Doch von dem Sensationalismus, der seine Stücke umgibt, distanziert sich Call. Er liebe seine Figuren, gab er im Gespräch zu verstehen, eine Behauptung, die nach Lektüre des Karl-May-Stückes durchaus bestätigt werden kann. In nur drei Monaten hat er das Stück fertiggestellt, vorher hatte er nie Karl May gelesen - daß solche Bedingungen für ein langjähriges KMG-Mitglied erst einmal befremdlich wirken, liegt auf der Hand. Besonders irritierend ist die Sprache Calls, die so gar nichts mit dem Deutsch Mays zu tun hat, sondern effektfreudig und überaus deftig keinen Kalauer ausläßt. Und dennoch: Man hat das Gefühl, daß Call einiges von May begriffen hat.
Surreal und mit viel handwerklicher Raffinesse zwischen Phantasie und einer sehr verfremdeten Realität springend, spielt das Stück an Karl Mays Todestag auf Villa Shatterhand. Klara und Emma, ineinander haß-verliebt, bereiten ein Fest vor, zu dem einige Fans Karl Mays eingeladen worden sind. Dabei kommt es zum Eklat. Karl May schießt auf seinen Feind Lebius, streift aber Hitler und Nietzsche. Die darauffolgende ,Gerichtsverhandlung', an deren Schluß er mit Winnetou in den ewigen Jagdgründen verschwindet, zwingt ihn zur Lebensbeichte.
Das alles ist nicht linear erzählt, sondern fordert von der Regie eine grandiose Abfolge von komödiantischen Exzessen, theatralischen Verwandlungsspielen und abenteuerlichen Bühnenbildern. Call scheint es im wesentlichen darum zu gehen, Karl Mays aus individuellem Elend geborenes utopisches Weltbild in die deutsche Geistesgeschichte einzuordnen. So verwandeln sich die Fans immer wieder aus tumben "Radis" (Kurzform von ,,Radebeuler") in Geistesgrößen wie Kopernikus und Kepler, die das Märchen von Sitara diskutieren, Darwin und Einstein, die Ardistan und Dschinnistan entdecken, Richard und Cosima Wagner, Sigmund Freud und Wilhelm Busch, die den toten Nietzsche mit auf die Villa Shatterhand bringen. Der junge Kunstmaler Adolf Hitler hat sich auch unter die illustre Gesellschaft gemischt.
Die Inszenierung wird darauf achten müssen, den comichaft-sprechblasenmäßigen Umgang mit dem Stoff vor seiner jugendlich-effektfreudigen Prätention zu bewahren, und die Chancen stehen dafür gut. Die überdrehte Regie von Calls ,,Der Teufel kam aus Düsseldorf" gefiel den Dramaturgen in Dortmund nämlich gar nicht. Zudem bietet das Stück auch wunderschöne poetische Passagen, von denen eine hier zitiert werden soll:
,,Ich, Karl May / blinder Weberssohn, / verhaftet, / verwurzelt / in schwarzen Löchern. / Immer versucht / hervorzukommen / hinüberzufinden; / über mich / hinaus. / Verlangen, hoffnungslos, / Schattenjäger. / Im Nachhinein / stets / ein Aufschrei. / Wogegen? Wofür? / Der Spiegel zerspringt / schlohweiß das Haar, / dahinter das ewige Kind. / Hinanwollen. / Emporstreben. / Abwärtssehnen, / hinunter in dunklen Grund. / Tränenreiches Ich, / nie gefundenes Du. / Wortreich die Flucht. / Ich, Karl May, / zerfetzt, geflickt, / erbarmungslos geächtet, / bedingungslos geehrt. / Nie gewesen, stets benannt. / Immer sein. / Vertan. / Vergangen. / Verblüht, verwelkt. / Und doch: / ein Glanz / im Kosmos; / Sitara. / Märchen und Wahrheit, / Genie und Tumbkopf / alles in allem / ein Mensch - / und viel, / viel mehr / als das. / Ich, Karl May, / mit den Füßen / unweigerlich / der Erde verhaftet. / Am Boden. / Aber fliegen / fliegen / kann ich doch!"
Ich werde die Probenarbeit weiterhin kritisch begleiten und hoffe, in den September-Nachrichten genaue Termine bekannt geben zu können. Im Rahmenprogramm wird es eine Matinee mit Infos über Karl May geben; im Schauspielhaus Dortmund wird während der Spielzeit des Stückes die Foto-Ausstellung ,,Karl May - Die Jagdgründe der Phantasie" (S-KMG 106) zu sehen sein.
Hans Wollschläger. Herausgegeben von Rudi Schweikert. Eggingen: Edition Klaus Isele (Reihe Porträt, Band 5), 333 Seiten, ISBN 3-86142-060-0.
Volker Wahl (Weimar)
Einer der bedeutendsten deutschen Verleger aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war Gustav Kiepenheuer (1880-1949), der seinen Verlag 1909 in Weimar gegründet hatte, ihn später nach Potsdam (1918) und Berlin (1929) verlegte, nach Kriegsende aber wieder in Weimar neu aufbaute. Auf seine Wurzeln gehen sowohl der Kiepenheuer Verlag in Leipzig als auch der Verlag Kiepenheuer & Witsch in Köln zurück. Von Bertold Brecht bis Stefan Zweig gehörten viele der großen Namen der deutschen Literatur zu seinen Verlagsautoren.
Als die Reichsschrifttumskammer 1944 den Verlag in Berlin schloß und die Bomben immer öfter und dichter fielen, zog er - Bombensplitter hatten seinen rechten Arm verletzt und gelähmt - mit seiner Frau nach Hohnstein (Kreis Pirna) in Sachsen. Erst im Herbst 1945 siedelte er von dort auf Einladung der Thüringer Landesregierung nach Weimar über und erhielt im März 1946 als erster belletristischer Verlag in Thüringen die Lizenz der Besatzungsmacht für die Neueröffnung seines Verlages in der Sowjetischen Besatzungszone.
Die letzten Kriegsmonate erlebte er in Sachsen. Zum Jahreswechsel 1944/45 wandte er sich mit einer Bestellung an den Karl-May-Verlag in Radebeul. Die beiden Brieftexte werden hier nach den im Verlagsarchiv des Kiepenheuer Verlages (im Sächsischen Staatsarchiv Leipzig) überlieferten Durchschlägen wiedergegeben. Sie müßten im Original in der Verlagskorrespondenz des Karl-May-Verlages Bamberg vorhanden sein. Die Gegenbriefe des Verlages sind in Leipzig nicht erhalten.
I
Gustav Kiepenheuer an Karl-May-Verlag Radebeul, Hohnstein, 31. Dezember 1944
Sehr geehrter Herr Kollege, ich habe einen nachträglichen Weihnachtswunsch: als alter und eifriger Leser von Karl Mays Werken möchte ich meine Bibliothek hier in meinem Kriegsaufenthalt etwas ergänzen. Es liegt mir sehr daran, die nachgenannten Bände zu bekommen. Sie können diese entweder durch Nachnahme hierhersenden: Hohnstein (Kr. Pirna), Promenadenweg 39, oder ich tausche sie auch gerne gegen Werke meines Verlages. Ich wäre Ihnen sehr dankbar für folgende Bände: No. 7-9 [Winnetou 1-3], 14-15 [Old Surehand 1-2], 36 [Der Schatz im Silbersee], 37 [Der Ölprinz], 39 [Das Vermächtnis des Inka], 41 [Die Sklavenkarawane].
Ich danke Ihnen in voraus für Ihre Bemühungen und verbleibe mit kollegialen Grüßen und Heil Hitler Ihr [Gustav Kiepenheuer]
II
Gustav Kiepenheuer an Karl-May-Verlag Radebeul, Hohnstein, 11. Januar 1945
Sehr geehrte Herren, heute ist Ihre Sendung der Karl-May-Bände avisiert, und ich danke Ihnen in voraus sehr. Ebenso habe ich Ihren Wunschzettel erhalten, leider auf zwei Bände, Jagow [Kurt Jagow, Königin Victorias Mädchenjahre. Ein Lebensbild. Berlin 1938] und Vincent [Raymonde Vincent, Stilles Land. Roman. Berlin 1938], die vollkommen vergriffen sind. Soll ich Ihnen nach eigener Wahl eine Biographie und einen Roman senden, so bitte ich um Nachricht.
Ich benutze die Gelegenheit, dem Karl-May-Verlag meine tiefe Teilnahme für den Verlust auszusprechen, den er in diesen Tagen erlitten hatte. [Tod Klara Mays am 31.12.1944]
Noch ein Wort zur Preisgestaltung: Dieser Reprint (Subskriptionspreis bis 30.4.97 war DM 60,-) konnte auf Grund der vorliegenden Bestellungen in genügend hoher Stückzahl in Auftrag gegeben werden. Die immensen Kosten eines Reprints von mehr als DM 18.000 machen manche gewünschte Neuauflage zu einem riskanten Geschäft, das nur durch Subskription kalkulierbar ist. Bitte bestellen Sie den "Mir" gleich, weil Sie einen hübschen 'Hausschatz' erwerben können, und weil die KMG für 1998 dann eventuell die 2.Auflage vom Reprint "Der Scout/Deadly Dust" starten kann. Demnächst berichten wir Ihnen über die Hintergründe und technischen Probleme bei der Erstellung eines Reprints. -dSch
Neben den Streifzügen durch die Natur ist es das Lesen, mit dem Jünger sich seine eigene Welt schafft. Sie schützt vor Enttäuschungen und zeigt das Leben in seinen gesteigerten Möglichkeiten. Die väterliche Bibliothek hat einiges zu bieten; in nächtlichen Sitzungen bei Kerzenlicht, oder in der Schule unterm Pult, liest er sich durch die Märchenwelt von Tausendundeiner Nacht, verschlingt Ariosts Rasenden Roland, die Bücher Karl Mays, die Abenteuergeschichten von Cooper, Dumas, Defoe, Wörishoffer und Sue, den Don Quijote und den Simplizissimus. Das alles vermischt sich in Tag- und Nachtträumen zur schmerzhaft empfundenen Sehnsucht nach einer wunderbaren, ganz unalltäglichen Welt, in der Abenteuer und Bewährung noch möglich sind.
Das Sonderheft Nr.66 (Das gab mir Karl May) ist längst vergriffen. Auf der Arbeitstagung in Leipzig am 15.3.97 wurde nun eine Neuauflage beschlossen, die allerdings etwas modifiziert werden soll. Es wird an die Notiz in den KMG-N 108 S.6 erinnert, in der Prof. Schmiedt die Mitglieder zur Betätigung aufrief, wenn sie denn über nennenswerte Erinnerungen verfügen. Einige haben bereits darauf reagiert. Die herzliche Aufforderung sei hier wiederholt, wobei die Einsender freundlicherweise beachten wollen, daß ihr Bericht keine "Seelenbeichte" darstellen soll. Auch ist als Angabe zur Person Alter /Beruf /Geschlecht wichtig.
Geändert hat sich die Adresse für Ihre Einsendungen (Maschinen-, Disketten- oder Manu-skript), nunmehr also: Dietrich Schober, Bernaysstr.12a, 80937 München
Es sind in letzter Zeit zwei Bücher erschienen, die sich mit dem Leben des Schriftstellers Heimito von Doderer befassen und in denen mehrfach auf Karl May hingewiesen wird:
Auszüge aus dem ersten Buch:
"Das Bogenschießen wurde zu einem Sport, den Doderer zum persönlichen Emblem gestaltete. Die Liebe dazu kam aus der Kindheit und von Karl May;..." (auf Seite 114)
Neues Deutschland, 20. März 1997
Buchmarkt in Deutschland: 695000 Titel sind lieferbar
Von Klaus Ziermann
Von den 87 meistverlegten Autoren lebten und wirkten 32 bis zum Ende des 19. Jahrhunderts; 26 hatten die Hauptperioden ihres Schaffens im ersten und zweiten Drittel des 20. Jahrhunderts. Die meistverlegten von 29 lebenden Autoren sind Horst Eckert, der unter dem Pseudonym Janosch Kinderbücher verfaßt, und der Roman-Vielschreiber Heinz Günther Konsalik.
Was inhaltliche Aspekte angeht, so läßt die Spitzengruppe der meistverlegten Autoren auf dem deutschen Buchmarkt einige aufschlußreiche Trends erkennen. Auffällig ist vor allem der überdurchschnittlich hohe Anteil der Belletristik: Von den 87 Spitzenautoren sind 54 Literaten. Während der Belletristik-Anteil in der gesamten Buchproduktion der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1991 und 1995 bei durchschnittlich 21,5 Prozent lag, erreichte er in der Gruppe der meistverlegten Autoren fast das Dreifache: 61,1 Prozent. Wenn auch Martin Luther, Jakob Grimm, Wilhelm Grimm oder Friedrich Nietzsche nicht vorrangig Dichter waren, so sind sie doch Sprachkünstler gewesen. Besonderen Marktwertes erfreuen sich neben Klassikern der älteren und neueren Weltliteratur wie Goethe, Cicero, Shakespeare, Bertolt Brecht oder Thomas Mann "klassische" Kriminalschriftsteller wie Agatha Christie, George Simenon, Edgar Wallace (135 Editionen) oder Alfred Hitchcock (129), Märchenerzähler wie die Brüder Grimm oder Hans Christian Andersen (109) und der produktivste, wohl auch populärste unter den deutschen Abenteuerschriftstellern: Karl May.
Absoluter Bestseller ist freilich die Bibel. Vom "Buch der Bücher" waren 628 Ausgaben in Deutschland zu haben.
Die meisten Buchausgaben entfallen auf:
Johann Wolfgang von Goethe | 614 |
Rudolf Steiner | 593 |
Karl May | 488 |
Martin Luther | 454 |
Friedrich K. Beilstein | 370 |
Jakob Grimm | 312 |
Wilhelm Grimm | 307 |
Theodor Fontane | 292 |
Marcus Tullius Cicero | 256 |
William Shakespeare | 250 |
Hans Landolt | 249 |
Richard Börnstein | 249 |
Bertolt Brecht | 236 |
Agatha Christie | 233 |
Janosch (Horst Eckert) | 233 |
Heinz G. Konsalik | 232 |
Rolf Krenzer | 230 |
George Simenon | 225 |
Friedrich Nietzsche | 220 |
Hermann Hesse | 216 |
Enid Blyton | 205 |
Thomas Mann | 204 |
Der emeritierte Theologieprofessor beschwört seine Jugendzeit herauf, erzählte Anfang März im Bayer. Rundfunk in "Evangelische Perspektiven". Gewiß verehrt er Winnetou, mehr aber den Messerwerfer im Zirkus. Später ändert sich entscheidendes: Sein Vater, ein Pfarrer, war kein wilder Draufgänger wie der Messerwerfer, aber er hatte Zivilcourage, was Jesus und Winnetou angeblich nicht zeigten. Das war die wichtigste Erkenntnis des Jungen, 6 Jahre nach Kriegsende. Sein Vater wurde für die gute Behandlung polnischer Kriegsgefangener geehrt, da reifte in ihm der Entschluß, ebenfalls Pfarrer zu werden.- In diesem Stimmungsbericht erwächst bei allem Respekt vor dem ehrlichen Bekenntnis doch der Eindruck, daß Winnetou mal wieder nur zu dem Zweck eingespannt wird, um einen zugkräftigen Titel zu erhalten. -dSch
Marieluise Droop, Autorin, Regisseurin, Produzentin und: Verehrerin von Karl May, dem sie bis zu seinem Tod 1912 eng verbunden blieb, initiierte die ersten Verfilmungen von Mays Werken. Frühe Beispiele eines typisch deutschen Exotismus - herbeigeholte Ferne und inszenierte Fremde. Zum 75. Todestag Karl Mays ein Stück unbekannter Filmgeschichte aus den trivialen Jagdgründen des Kinos der Weimarer Zeit (19.30 Uhr).
Heinz W. Hass:
Das schreibt ein "durchaus unverheirateter katholischer Pfarrer", der mit der Arbeitsweise der Katholischen Akademie in Hamburg nicht einverstanden zu sein scheint, in seinem in der WELT vom 13. Februar erschienenen Leserbrief und bedient sich dabei des Themas, über das Prof. Dr. Helmut Schmiedt am 11. März in der Akademie sprechen wird. In der Ankündigung des Vortrags heißt es:
"Die Romane Karl Mays, des möglicherweise meistgelesenen deutschen Schriftstellers aller Zeiten, haben seit Generationen maßgeblich das Bild beeinflußt, das sich die deutsche Bevölkerung von den Lebensverhältnissen im Orient macht."
"Um so wichtiger erscheint die Frage, wie May - der erst im hohen Alter jene Länder bereiste, als er die meisten seiner Bücher schon geschrieben hatte - dazu kam, derart präzise (und oft fragwürdige bis falsche) Beschreibungen zu liefern und welcher Art sie bei genauer Betrachtung sind. Die Antwort darauf läßt einmal mehr erkennen, daß die Etikettierung Mays als harmloser ,Volks-', ,Jugend-' oder ,Unterhaltungsschriftsteller' zu kurz greift, wenn man seinen Texten und ihren Wirkungen gerecht werden will."
Er wurde am 31. Januar 1884 in Frauenaurach geboren und starb am 2. September 1961. Seine Verdienste wurden am 15. Februar 1972 dadurch geehrt, daß eine Straße in Frauenaurach seinen Namen erhielt. Die Karl-May-Gesellschaft, eine literarische Vereinigung von Forschern, Wissenschaftlern und anderen Fans werden ihren diesjährigen Kongreß vom 19. bis 21. September in Erlangen abhalten.
Obwohl Karl May bereits 1912 gestorben ist, gibt es immer wieder einen neuen "letzten" Band. Der neueste trägt die Nummer 78 und heißt "Das Rätsel von Miramare". Darin sind zwei Erzählungen Mays vereinigt. Die erste Geschichte unter dem gleichnamigen Titel handelt von einer abenteuerlichen Befreiungsaktion in Triest. Es geht um die spektakuläre Sprengung eines Mädchenhändlerrings, wobei Mays bayerischer Meisterdetektiv Wurzelsepp mit von der Partie ist. Sogar der "Märchenkönig" Ludwig II. taucht an der Adriaküste auf. Die turbulente Jagd nach den Verbrechern spielt teilweise in den von May in vielen Büchern gern als Kulisse benutzten unterirdischen Gängen.
Die zweite Erzählung heißt "In den Gewölben von Schloß Grafenreuth" und bietet einen Abschluß der Saga um die Familie Adlerhorst, der schon frühere May-Bände wie "Im Tal des Todes" gewidmet waren. Auch hier spitzen sich die Ereignisse unter der Erdoberfläche in dunklen Gängen und Fluchten zu.
Wie kommt es, daß es diese beiden Erzählungen jetzt erst im Karl-May-Verlag gibt? Bei beiden Texten handelt es sich um Teile von Mays Kolportageromanen "Der Weg zum Glück" (1886-1887) und "Deutsche Herzen, deutsche Helden" (1885-1887).
Vom Karl-May-Verlag wurden sie bislang ausgeklammert. Es mag auch sein, daß gewisse Schwächen zunächst zu ihrer Zurückstellung geführt haben, denn zweifellos entbehren sie des Schwungs und der Brillanz anderer großer Reiseromane Mays.
Im Rahmen der jeweiligen Gesamtromane würden die beiden jetzt vorgelegten Episoden zunächst schwach, ja enttäuschend wirken, räumt der Bearbeiter, Prof. Christoph F. Lorenz, im Nachwort ein. K.K.
Weil dies früher jedoch immer einen Sturm der Entrüstung auslöste, wird erwogen, die Geschichte umzuschreiben.
In den kommenden Wochen sollen 100000 Karl-May-Anhänger befragt werden, wie sie sich den Ausgang des Stückes wünschen. "Wenn die Zuschauer wollen", sagt Peter Hüttenmeister, technischer Leiter des Elspe-Festivals, "wird Winnetou seinen letzten Kampf überleben".
Aus: Darf Winnetou leben? Zuschauer entscheiden über sein Schicksal. In: Hamburger Abendblatt (Reise und Touristik) vom 15./16. Februar 1997.
Mehr als zwei Jahre brauchten die Organisatoren nach den Worten von Bad Segebergs Bürgermeister Jörg Nehter, um den Schwarm vieler Frauen zu überzeugen, daß das Freilichttheater am Kalkberg noch einmal eine große Herausforderung für ihn sei. Vom 21.Juni bis 31.August soll der sportliche Künstler als Old Firehand mit seinem Blutsbruder Winnetou zahlreiche Abenteuer bestehen und sich zum Happy End in eine Indianerin verlieben.
Hofmann: "Seit Jahren reite ich jeden Tag. Jetzt kann ich endlich meine große Leidenschaft in einem Freilichttheater einem großen Publikum zeigen. Für mich erfüllt sich damit ein Jugendtraum. Old Firehand ist wie Old Shatterhand einer der positivsten weißen Helden in den Romanen Karl Mays. Seine Fairness, sein Kampfesmut, seine Klugheit, aber auch seine große Toleranz gegenüber anderen Menschen haben seit Jahrzehnten in Millionen von Familien viele begeisterte Fans gefunden. Old Firehand ist nicht nur der engste Freund Winnetous, sondern auch ein Vorbild und Held vieler Kinder<."
Nun soll Karl May dem Künstler ein neues Erfolgserlebnis bescheren. Reher berichtete, daß der Star großen Wert darauf lege, bei Action-Szenen und den Stunts nicht geschont zu werden. Schließlich habe Hofmann den Wilden Westen sozusagen von der Pike auf gelernt: Der Sänger reitet privat die Quarterhorses, die Cowboy-Pferde der USA und könne mit Colts umgehen. "Hofmann ist für unseren Wilden Westen maßgeschneidert", schwärmte denn auch der Bürgermeister.
(Aus: Von Bayreuths Hügeln in die Jagdgründe Winnetous. Startenor Peter Hofmann gab seinen Einstand als "Old Firehand" bei den Karl-May-Festspielen. Von Wolf Jensen. In: DIE WELT 24.1.1997 - Nr. 20).
Winnetou kam nach Amerika und war zunächst einmal sprachlos. Gojko Mitic, seit 1992 der Darsteller des edlen Apachen-Häuptlings bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg, wurde im Flughafen von echten Indianern empfangen. Die trommelten und sangen, als der gebürtige Jugoslawe und Wahl-Berliner seinen Gastgebern Jens Wazel und Sven Hecker die Hand schüttelte. Die beiden deutschen Filmfans hatten in Seattle (US-Bundesstaat Washington) ein Festival organisiert, das Mitic-Filme aus seiner Zeit als populärster Leinwand-Indianer der DDR zeigt.
Dies ist die einzige amerikanische Großstadt, die nach einem Indianerhäuptling, Chief Seattle, benannt wurde, sagt Hecker auf die Frage, warum die westamerikanische Stadt gewählt wurde. Außerdem lebt Wazel, sein Partner in der Produktionsfirma Wild East Cross-Cultural Productions, seit langem in dieser Metropole.
Er hat unser Volk von seiner besten Seite gezeigt, lobt Richard Restoule vom Ojibwa-Stamm Mitic bei einer Podiumsdiskussion nach der Aufführung von "Die Söhne der großen Bärin". Etwa 100 Zuschauer haben sich in den kleinen Kinosaal des Speakeasy-Cafes in Seattles Innenstadt gedrängt. Per Dolmetscher beantwortet Mitic die Fragen des Publikums. Aber als der 56jährige beschreibt, er habe sich einen Indianer immer gewandt wie eine Katze vorgestellt, klatscht man schon vor der Übersetzung ins Englische - Mitics Gestik und Mimik beeindrucken.
Untertitel beheben in Seattle das Sprachproblem. Einem Experten im Publikum gefallen, bei allem Mangel an authentischen Drehorten, die originalgetreuen Kostüme. Anders als in amerikanischen Westernfilmen fehle in den Produktionen der berüchtigte Stamm der stereotypischen Hollywood-Prärieindianer. Gojko Mitic grinst, erinnert an einen berühmten Satz John F. Kennedys und sagt mit viel Überzeugung in der Stimme: Ich bin ein Indianer.
Tilmann Streif
[Eingesandt von Armin M. Brandt aus Memmingen/Allgäu]
1. Nicht Einzelwesen - Drama ist der Mensch. Buch u. Regie C.P. Eberwein, Kamera Frank P. Lehmann, Produktion Frank Pieritz, Sprecher Gert Westphal, Kommentator Hans Wollschläger.- Als Zwischenspiel ein Bericht um und mit Pierre Brice, Begegnung in Bad Segeberg.
2. Eine unendliche Geschichte, von Uta Kulano, mit sehr vielen Original-Tönen (leider nicht namentlich gekennzeichnet, also für nicht Eingeweihte etwas befremdlich) von G. Wendlandt, M. Böttcher, H. Wiedenroth, G. Mitic, L. Schmidt, C. Heermann, E. Bartsch, R. Wagner, T. Greis u.a., anschließend der Teil 'Kommentare' mit Francis Geffard (Herausgeber von Terre Indienne), Prof. Dr. Helmut Schmiedt und Christian Schmidt (Direktor der sächsischen Landesbühnen) unter der Regie von Detlef Ziegert.
3. Traum vom Anderssein. Buch u. Regie Ralf Marschalleck und Michael Kulow, Kamera Christian Maletzko, Produktion Frank Pieritz. Dieser Teil lebte nur von Original-Tönen und hat keinen Kommentar.
Die eingeblendete Telefonnummer von Video-Bestellungen gilt nur für den 3.Teil, hier noch mal:
ARTE-Zuschauerdienst Tel.0033388142277, Kosten etwa DM 40,- (?). Teil 1 und 2 können nicht erworben werden, der Pressebeauftragte (Dietrich Schober, Bernaysstr.12a, 80937 München) hat aber einen Mitschnitt angefertigt, der ausgeliehen werden kann. Gleichfalls liegen Manuskripte vor, die geliefert werden können, hier bitte um Angabe, ob eine Diskette für den PC ausreicht. Alles ist kostenlos - um eine kleine Spende auf das Konto der KMG wird gebeten. Daß der angekündigte Film von J. Syberberg 'Karl May' nicht ausgestrahlt wurde, lag an den vorher nicht geklärten Rechten. Außerdem: Der MDR plant, im Spätherbst eine Wiederholung aller 3 Teile zu senden.
Nicht vergessen werden soll der Autor: Volkhard Bode, der den Lesern des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel in Heft 16 bekannt wurde durch seinen Artikel "Kommt Winnetou in die Jahre?" [ausschnittsweise in diesem Hefz ab Seite 20 veröffentlicht.] Herr Bode, freier Journalist in Berlin, hat Germanistik studiert, war Kulturredakteur beim Deutschen Fernsehfunk, dann Literaturredakteur beim Berliner Rundfunk. Sein einziger Band (Surehand II) in Jugendjahren verschaffte ihm im Tauschverfahren das Lesevergnügen von etwa 30 anderen Bänden. Wir warten gespannt auf weitere Beiträge von ihm. - dSch
Das Bildungszentrum der Stadt Nürnberg kündigte im Wintersemester 96/97 folgendes Seminar an:
Unser Indianerbild ist immer noch stark von romantischen Vorstellungen und der Vergangenheit geprägt. Wie leben Indianer heute, in den Städten und vor allem auf den Reservationen? Was prägt ihre soziale Situation, ihren Alltag, wie ist ihr Verhältnis zu Geschichte, Traditionen und Religion? Welche politischen Kämpfe führen sie und was bedeutet das Wiedererstarken des indianischen Selbstbewußtseins konkret? Der Schwerpunkt des Kurses wird bei den Prärieindianern des ehemaligen "Wilden Westens" (z.B. Sioux) liegen. Außerdem werden Literatur und Reisetips und kurze Filmbeispiele gegeben. Die Kursleiterin war selbst mehrmals auf Indianerreservationen zu Gast und wird auch von ihren Erfahrungen berichten. [Mitgeteilt v. Joachim Klarner, Nürnberg]
Kurt Morawietz, Mitbegründer der KMG, verstarb 1994
Hervorgehoben wurde sein Bemühen, zur Verständigung der Völker untereinander beizutragen, wobei es ihm insbesondere um die Vertiefung der deutsch-amerikanischen Beziehungen ging. Armin M. Brandt seit 1974 Vorsitzender der Deutsch-Amerikanischen Westerners-Vereinigung, die sich der Erforschung und Pflege der Geschichte des amerikanischen Westens widmet und die Kontaktpflege der deutschen und amerikanischen Mitglieder fördert. Er ist ebenfalls seit Gründung der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Memmingen (21. Januar 1982) deren Vorsitzender. Diese Gesellschaft entstand zur Pflege der Städtepartnerschaft zwischen Memmingen und Glendale/Arizona. Für sein völkerverbindendes Engagement wurde ihm bereits von der Stadt Memmingen vor wenigen Jahren die Rathausmedaille in Silber verliehen.
Auch als Schriftsteller hat sich Armin M. Brandt einen Namen gemacht. Neben den Forschungen über die Rolle der Deutschen beim Aufbau der Neuen Welt, der Vereinigten Staaten von Nordamerika, wie zB mit dem Buch ,,Bau deinen Altar auf fremder Erde" aus dem Jahr 1983, hat er ein Werk über "Martin Behaim: Seefahrer - Entdecker - Kosmograph" geschrieben.
Die Karl-May-Freunde in Leipzig hatten kürzlich Anlaß zu einem ganz besonderen Jubiläum. Mit einer Feierstunde, in der Prof. Dr. Claus Roxin (Universität München), Vorsitzender der Karl-May-Gesellschaft, den Festvortrag hielt, begingen sie die 100. öffentliche Veranstaltung des »Freundeskreises Karl May Leipzig«. Den hatte Jörg-Michael Bönisch am 24. März 1988 gegründet - allen sattsam bekannten SED-Widrigkeiten zum Trotz und damals noch unter dem Dach und den wachsam-kritischen Augen des Kulturbundes.
Die mutigen Schrittmacher dieser hoffnungsvollen Entwicklung waren Karl-May-Freunde in Cottbus, die auf Initiative von Reinhard Seidler bereits am 12. November 1987 den ersten »Freundeskreis Karl May« in der DDR ins Leben gerufen und damit einen Stein ins Rollen gebracht hatten. Diese zunächst zaghaften Bemühungen, anfangs unter fast konspirativen Umständen und von der Stasi argwöhnisch beobachtet, hatten das Ziel, den in der DDR jahrzehntelang verpönten und später nur widerstrebend geduldeten Schriftsteller Karl May zu rehabilitieren und seinem Werk wieder Geltung zu verschaffen. Die Karl-May-Gesellschaft hat diese Bestrebungen von Anfang an ideell und materiell unterstützt und gefördert, so daß die ostdeutschen Freunde nach der Wiedervereinigung rasch den Weg zur »Mutter«-Gesellschaft fanden.
Um das denkwürdige Ereignis in Leipzig gebührend mitfeiern zu können, trafen sich der Vorstand und Mitarbeiterkreis der Karl-May-Gesellschaft vom 14. bis 16. März 1997 in der sächsischen Bücher- und Messemetropole zu ihrer jährlichen Arbeitstagung, wodurch aus dem lokalen Jubiläum eine gesamtdeutsche Gedenkveranstaltung wurde.
Erwin Müller
[Siehe dazu auch den Bericht "100 mal Karl May" auf Seite 18f. dieser Nummer von Hans Buchwitz]
Erstmalig habe ich mich entschlossen, einen kurzen Beitrag einzuschicken, obgleich ich nicht einmal weiß, ob die Anschrift stimmt.
Durch meinen Umzug bedingt hatte ich tausende von Büchern zu wälzen. Dabei fiel mir einige, längst vergessene Literatur in die Hände. So auch dieser Schulaufsatz eines 13 1/2jährigen Jungen, den er im KLV-Lager während des Krieges 1942 geschrieben hat. Ein Oberstudienrat Dr. Ohse hat diesen Aufsatz mit "gut" bewertet, nachdem er allerdings die letzten vier Worte mit Rot durchgestrichen hatte. Ich war damals längst Soldat (mit NT und Karl May im Gepäck). Lehrer und Schreiber sind mir bekannt. Ich meine, daß hier ein Junge so recht unsere Auffassung von "unserem" Karl May getroffen hat und wohl lesenswert ist.
Ich lese Karl May.
Mein erster Band Karl May war "Der Schatz im Silbersee". Ich war damals 10 Jahre alt. Er packte mich gewaltig. Ich dachte an nichts anderes, als nur an das Geschehen, die Männer! Wenn ich mich hinsetzte um zu lesen, wurde ich in eine andere Welt versetzt. Ich las nicht, ich erlebte Old Shatterhand! Winnetou und alle anderen Westmänner lebten für mich. Der Zauber, der von diesem Buch ausging, hatte mich mit ganzer Macht gepackt! - Aber mitunter merkte ich, (mit 13-14 Jahren), daß fast alle Bücher Mays ein bestimmtes Grundmotiv hatten: Der Kampf des Guten gegen das Böse, indem das Gute trotz aller Hindernisse doch immer Sieger blieb. Diesem Grundgedanken ging ich weiter auf die Spur. Mußte er nicht irgendwo ein Ziel haben? Ein Ende?? Aber ich fand ihn nicht!--
Im Unterricht der Oberschule wurde ich immer auf die Kunst der Sprache hingewiesen: "Auf die Sprache eines Werkes kommt es an!" Daraufhin las ich nun meinen Karl May und fand, daß sie (die Sprache) im großen ganzen in Ordnung war.
Eines Tages bekam ich den Band "Ich" in die Hand. Langsam fing ich an, und verstand vieles nicht; aber eines verstand ich ganz: 1.) den erschütternden Lebensweg dieses Mannes. 2.) das Ziel seines Werkes; nämlich: er will den Leser nicht von außen beeinflussen, sondern von innen packen: "Eintritt will ich nehmen in seine Seele, in sein Gemüt!" Dieses hat der Dichter bei mir vollends erreicht! Weil er mir auf religiösem-sittlichem Gebiet soviel geschenkt hat, weil durch ihn eine neue Welt mir aufgetan wurde, weil ich seine Gedanken so unerhört liebe, darum lese ich Karl May, und keiner kann mich von ihm abbringen.
Ich verschlinge ihn nie, ich versuche alles zu begreifen was er sagt! Gibt es einen Schriftsteller, der solche Gestalten geschaffen hat wie Winnetou? Oder der lustige Sachse Sam Hawkens? - Mays Bücher können als Unterhaltungslektüre aufgefaßt werden. Aber wenn der Leser will, kann ihm Karl May mehr als das sein.-
Seine Bände werden solange bestehen, solange man ihn verstehen will. Ich meine, zu psychologischen Experimenten ist er nicht geeignet.
Ich habe gesprochen,
Howgh!
Sehr geehrter Herr Müller,
aus meinem Bekanntenkreis konnte ich ein neues Mitglied gewinnen.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich als langjähriges Mitglied der Karl-May-Gesellschaft bei Ihnen als Geschäftsführer für Ihre hervorragende Arbeit bedanken. Ich freue mich jedesmal, wenn mit der Post die KMG-Nachrichten und die Mitteilungen und vor allem das Jahrbuch kommen.
Sabine Scholz, Dresden:
Sehr geehrter Herr Müller,
... Desweiteren möchte ich diese Zeilen zum Anlaß nehmen, um Ihnen und dem gesamten Vorstand für Ihren regen Fleiß zu danken, ohne den diese Gesellschaft so nicht existieren könnte. Ich bin nun seit ca. 5 Jahren Mitglied und fühlte mich seit dem stets gut betreut.
Karl-May-Straße Nr. 4
Dietrich Schober:
Manfred Isenberg, Jahrgang 1930, hat die KMG verlassen, eine Augenkrankheit hindert ihn am Lesen. Nach 23 Jahren Zugehörigkeit ist ihm dieser Entschluß schwer gefallen. Dieser Text wird ihm vorgelesen, deshalb sei es gesagt: "Unseren herzlichen Dank für jahrelange Treue!" Was ist so bemerkenswertes an diesem Mann? Lesen Sie, was der ehemalige Volksschullehrer mitteilt:
Wie der KARL-MAY-WEG in Wetter-Mellnau zu seinem Namen kam
Mellnau, im Landkreis Marburg-Biedenkopf am Rande des Burgwaldes gelegen, gehört heute zur Stadt Wetter. In unserer etwa 800 Seelen zählenden Gemeinde gab es früher keine Straßennamen. Die Häuser wurden in der Reihenfolge ihrer Erbauung durchnumeriert, trugen Hausnamen, und jedermann wußte, wo der andere wohnte.
Vor etwa 30 Jahren habe ich als später Kollege des jungen May mit meinen Schülern im Werkunterricht die ersten Straßenschilder geschnitzt. Den Weg, der an meinem Haus vorbeiführte, nannte ich natürlich "KARL-MAY-WEG", und jeder lachte, und keiner hatte etwas dagegen.
Als im Rahmen der Gebietsreform Mellnau ein Stadtteil von Wetter wurde und in den neuen Stadtteilen jetzt auch offiziell Straßennamen eingeführt wurden, habe ich - damals noch als Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Mellnau - zusammen mit dem Mellnauer Ortsbeirat die Straßennamen vorgeschlagen, die - einschließlich des KARL-MAY-WEGs - von der Stadt Wetter so übernommen wurden.
Nachdem die neuen Straßennamen grundbuchmäßig erfaßt und dokumentiert worden waren, entdeckte auf einmal ein nicht stets in Mellnau wohnender Nachbar, daß der Straßenname für ihn "als ehemaligem Offizier der deutschen Wehrmacht" unzumutbar wäre. Er sei doch "kein Indianerhäuptling". Er stellte an die Stadt Wetter einen Antrag auf Änderung des Straßennamens. Inzwischen hatte ich von den anderen Anliegern die schriftliche Zustimmung auf Beibehaltung des Straßennamens KARL-MAY-WEG. Daraufhin lehnte der Magistrat der Stadt Wetter eine Änderung des Straßennamens ab.
Ein paar Jahre später suchte mich ein mir bis dahin unbekannter Herr auf, der sich als Germanistikprofessor vorstellte. Er hätte bisher zusammen mit seiner inzwischen verstorbenen Mutter zu Miete gewohnt und beabsichtige, das Nachbarhaus (des "Indianerhäuptlings") zu kaufen. Allerdings sei es für ihn unmöglich, als Hochschullehrer für Germanistik an einem KARL-MAY-WEG zu wohnen. Er könne unmöglich in seiner Korrespondenz und in seinen Veröffentlichungen über Wieland und Goethe in seiner Anschrift diesen Straßennamen angeben; damit würde er sich lächerlich machen. Mein Vorschlag, über einen kleinen Wendeweg zwischen den beiden Grund-stücken die Parallelstraße "Hermann-Löns-Weg" als seine Adresse anzugeben, rief noch größeres Entsetzen hervor. Das sei ja noch schlimmer! "Professor Vitzliputzli" mußte unverrichteter Dinge abziehen.
Nach einiger Zeit wurde ich vom Magistrat der Stadt Wetter benachrichtigt, daß ein Professor G. eine Namensänderung für den KARL-MAY-WEG beantragt hätte. Zu der Sitzung der Stadtverordneten wurde ich als Gast eingeladen und konnte dort die Meinung der anderen Anlieger vortragen. Daraufhin lehnten die Stadtverordneten den Antrag ab, und des Professors erhoffter "Weg zum Glück" war ein "Weg nach Waterloo" geworden. Der Kauf kam nicht zuwege.
Später hat ein Arzt und begeisterter Jäger das benachbarte Anwesen erworben. Jetzt herrscht Ruhe "Und Friede auf Erden" am KARL-MAY-WEG.
Manfred Isenberg, Karl-May-Weg 8, 35083 Wetter-Mellnau
Bei Stefan Heym:
Karl May läßt grüßen!
Erich Loest über den Roman "Schwarzenberg" (1984) von Stefan Heym:
"Erzählt ist das, wie meist bei Heym, im Stil süffiger Kolportage, garniert mit Liebe, Mord und Totschlag. Der Landsmann Karl May", so hat Erich Loest in seiner Rezension taktvoll angedeutet, "läßt grüßen."
Wolfgang Emmerich, Kleine Literaturgeschichte der DDR, 1945 - 1988. Sammlung Luchterhand 801, Luchterhand Literatur Verlag, Frankfurt/Main 1989, S. 335.
[mitgeteilt v. Erich Heinemann]
Anläßlich unseres Jubiläums:
SELVIKHI LATAH
Einem jeden Karl-May-Freund ist die Geschichte bekannt, wie Old Shatterhand und seine drei Freunde Gefangene am Marterpfahl der Mescalero-Apachen wurden. Und jeder Karl-May-Freund weiß, daß Old Shatterhand der Blutsbruder Winnetous wurde. Gemeinsam machten sie die ersten Ausritte.
Bei einem dieser Ritte stoßen Winnetou, Old Shatterhand und Nscho Tschi auf einen Trupp weißer Reiter, von denen sie auf die Spur einer Erpresserbande gebracht werden, welche die Farmen und Ranchos in New Mexiko und Arizona unsicher machen. Der schwergewichtige Hufschmied aus dem Süden des Landes unterstützt die Freunde bei der Verfolgung der Banditen. Als noch Old Joe nirwan, der Abenteurer aus dem Lande des Padischah zu ihnen stößt, spitzt sich die Situation zu. Ein Auswanderertreck wurde auf dem Großen Salzsee in die Irre geleitet. Die Jagd geht über die Alkaliwüste in die Salzebenen des Mormonengebietes. Hier findet auch Old Joe nirwan endlich den lange gesuchten Mörder seiner Familie.
Präsentation und Vorstellung des Jubiläums-Bandes während der Karl-May-Festspiele im Sommer 1997 in Bad Segeberg.
ISBN 3-926978-48-1 DM 29,80
"Gefühle - Salz des Lebens"
Daß viele unserer Mitglieder publizistisch sehr aktiv sind, ist uns allen ja wohlbekannt, aber die Veröffentlichung einer CD im Bereich der Unterhaltungsmusik dürfte unter den KMG-Mitgliedern bisher einmalig sein. Andrea Stiegler aus Chemnitz, 19 Jahre jung und seit mehreren Jahren Mitglied der Karl-May-Gesellschaft, hat vor kurzem ihre erste CD vorgestellt.
Träume werden niemals wahr, wenn du nicht täglich dafür kämpfst' heißt es in dem Titel "Hey, Du!" Mit Ausdrucksstärke und eigenem Stil besingt Andrea die Wünsche und Sehnsüchte wohl jeder Generation: Die Suche nach Geborgenheit, Zärtlichkeit und Liebe, die "wie ein Blitz" einschlägt. Davon, eine eigene Spur im Lauf der Zeit zu hinterlassen, sich selber treu zu bleiben und in der Masse nicht unterzugehen. Es sind Texte zum Zuhören und Nachdenken, von Andrea gefühlvoll interpretiert. Von "sanften Pop-Balladen" sprach die "Freie Presse/ Chemnitzer Zeitung". Aber auch rockigere Passagen vernimmt man. Über die Premiere von Andreas CD am 2. Oktober berichtete die "Chemnitzer Drehscheibe" (Regional TV) ausführlich am 17. Oktober.
Keine Frage, daß Winnetou in ihren Texten Erwähnung findet. Im Titel "Was ist die Zeit?" heißt es: "...grade noch in Kinderschuhen, mit Winnetou durch die Prärie und toben ohne auszuruhn'..."
Angefangen hat alles im zarten Alter von neun Jahren, mit ersten Übungen auf der Gitarre und dem Mitsingen im Kinderchor der Singakademie Chemnitz e. V. und im Schulchor. Später, auf dem Gymnasium, folgten Auftritte mit der Schulband. Inzwischen studiert Andrea an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn-Bartholdy in Leipzig im Fach Gesang/ Popularmusik.
Bei zahlreichen Solo-Auftritten wie auch als Sängerin mit der Band "FASZINATION" sammelte die junge Künstlerin Erfahrungen auf der Bühne. Die Gelegenheit, das Show-Business von vielen Seiten her kennenzulernen, hatte sie beim MDR-Fernsehen als Statistin und Licht-double, in der Comedy-Serie "Café Ungelenk" und anderen Sendungen sowie als Background-Sängerin.
In "Immer wieder sonntags", dem ARD-Fernsehgarten mit Max Schautzer überraschte sie mit dem Nena-Titel "99 Luftballons". Auch die Dance-Floor-Richtung ist ihr nicht fremd: Zusammen mit einem südafrikanischen Rap-Musiker nahm sie den Titel "Go for the future" auf. Dabei lernte sie den Hohenstein-Ernstthaler Uwe Uhlig, den späteren Komponisten, Arrangeur und Produzenten ihrer CD, kennen. In der Karl-May-Geburtsstadt entstand dann auch in der Zeit von Mai bis Oktober '96 die CD.
Nach dieser Produktion ist nun noch einiges in Planung. Weitere wunderbare Texte von Andrea Nürnberger gibt es schon. Man darf also gespannt sein.
sax MAXX records Best.-Nr. 092 102-1
zu beziehen bei:
Thomas Stiegler Apollostr. 15 09111 CHEMNITZ zum Preis von DM 23,90 + Versand( Joachim Opelka )
Samstag, 21. Juni 1997 ab 17 Uhr
im Lokal "Mamma Rosa" (früher Park-Café) Dreikönigstr. 8, % 06202-4335 (Fremdenzimmer) in 58723 Schwetzingen stattfinden wird. Gäste und Interessenten sind - wie immer - willkommen.
Die Zusammenkünfte finden zweimal im Jahr statt, mancher Teilnehmer wünschte sich mehr, und werden von Thomas Grafenberg dankenswert vorbereitet und geleitet. Die Beliebtheit der Treffen wird am anschaulichsten durch die stetig steigenden Teilnehmerzahlen. Aus dem Kreis der Gäste, die immer willkommen sind, konnten schon zwei neue Mitglieder für die KMG gewonnen werden.
Die Zusammenkünfte werden auch begleitet von einer Tausch- bzw. Verkaufsbörse mit Druckerzeugnissen rund um Karl May. Auf mehreren Tischen sind die Kostbarkeiten ausgebreitet und geben reichlich Stoff zum Gedankenaustausch. Überhaupt ist den jeweils Anwesenden außerordentlich wichtig, das ganz persönliche Gespräch zu führen, einfach mit Gleichgesinnten plaudern zu können, Detailwissen weiterzugeben oder neue Anregungen zu erhalten.
Im Septemberheft der KMG-N wird der Termin für die nächste Zusammenkunft bekanntgegeben.
Claus Roxin: Karl May, das Strafrecht und die Literatur - Essays. 189 Seiten, Tübingen, 1997
Vier juristische Aufsätze zum Thema Karl May, den May-Kennern aus unseren Jahrbüchern wohlvertraut, sind in dem schmalen Sammelband der Reihe Promenade (Verlag Klöpfer & Meyer) versammelt, die unser Mitglied Gert Ueding herausgibt, der dem vorliegenden Band auch gleich ein gescheites und einfühlsames Vorwort zum Geleit mitgab. Der Germanist Ueding fand in dem Juristen Roxin den stilistisch und rhetorisch gewandten Fürsprecher Mays, ein immer noch nicht voll verstandenes Œuvre und seinen Autor dem Leser näherzubringen.
Der titelgebende Essay überschattet etwas die Erinnerung an die drei weiter enthaltenen Beiträge (Vorläufige Bemerkungen über die Straftaten Karl Mays, 1971; Ein »geborener Verbrecher« - Karl May vor dem Landgericht in Moabit, 1987; »Dr. Karl May, genannt Old Shatterhand« - Zum Bild Karl Mays in der Epoche seiner späten Reiseerzählungen, 1974). Der Text ist die schriftliche Fassung eines Vortrages, der zum erstenmal auf Einladung der juristischen Fakultät der Universität Bern (1977) gehalten und oft vor juristischen Gesellschaften und anderen Gremien wiederholt wurde.
Sehr bedeutsam für die Mayforschung war der erste Beitrag des Sammelbandes. Die ,vorläufigen Bemerkungen' gaben erstmals eine kompetente Interpretation der Ursachen, warum der Schriftsteller May, der begabte junge Mann zum Straftäter wurde, indem Roxin die auch heute noch gültige Darstellung der pseudologischen Komponente Mays in der Forschung verankerte. Vieles war dazu erforderlich -: Milieu und Umwelt, Erziehung und soziale Bedingungen, Reifungsverzögerung oder Fortdauer jugendlicher Unreife. Die Einordnung des Menschen May als Pseudologen - des Täters wie des Künstlers - ist eine Grenzmarke der Mayforschung geworden. Das diffuse Bild unverständlicher Handlungen eines hoffnungslos verwirrten Proletariers erhielt nun scharfe Konturen. Da gab es ein neues Gerüst, auf dem Forschung aufgebaut werden konnte.
Jahrbücher repräsentieren zwar zumeist den aktuellen Forschungsstand, gerade deswegen erleiden sie zu leicht das Schicksal vieler Periodika, nur noch als historisch relevant archiviert zu werden. Sie sind für Spezialisten, die sich für einen bestimmten Themenkreis interessieren, daher weniger zugänglich für den interessierten Leser, der sich informieren möchte. Wer Karl May einmal in seinem Handeln als Straftäter, als mit der Gesellschaft zerfallener jugendlicher Täter begreifen und verstehen möchte, ist daher mit diesem Buch besser bedient. So wendet sich die vorliegende Essay-Sammlung auch nicht primär an den Forscher, der die Texte eh vorliegen hat, als vielmehr an den ,auch-an-May-interessierten' Leser und an den Roxin-Kenner, der eine andere Facette dieses faszinierenden Strafrechtswissenschaftlers erfahren möchte. Beide sind mit dem Band gut bedient.
So ganz nebenbei wird dieses Buch zur besten Werbung für May-Literatur: Gerade weil es nicht von einem Literaturwissenschaftler sondern von einem Literaturliebhaber geschrieben wurde, der hohe Kenntnis der May-Materie mit der Formulierungskunst des Juristen verbindet. Wenn Sie gute Freunde haben, denen Sie den Zugang zu Karl May oder zumindest das Verständnis für ihn ermöglichen wollen - hier ist das Buch, das Sie ihnen schenken sollten! Engelbert Botschen
Dieses Gesamtregister ist nun auf computerlesbarer Diskette im Format "MS-DOS-TXT" gegen DM 3,- in Briefmarken erhältlich. Mitglieder, die Zugriff zum Internet haben, können das Register von der Homepage der KMG aus beziehen.
Adresse:
Ralf Schönbach Großer Griechenmarkt 138 50676 Köln