Aktuelles aus: KMG-Nachrichten 117 - September 1998

Übermittelt von Engelbert Botschen


Internationales Karl-May-Symposium in Lubbock:
Einladung der Texas Tech University an die KMG

Am 4. Juli 1998, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag1 kam es in der Berliner Westernstadt "Old Texas Town" zu einer denkwürdigen deutsch-amerikanischen Begegnung zwischen Repräsentanten der Texas Tech University Lubbock und Vertretern der Karl-May-Gesellschaft. Im Rahmen einer Europareise des Präsidenten der University, Mr. Haragan, und der Leiterin des Southwest Center for German Studies, Mrs. McClain, war dieses Treffen vereinbart worden, an dem für die KMG u.a. der designierte künftige Vorsitzende Prof. Dr. Reinhold Wolff, unser Pressebeauftragter Dietrich Schober, der Direktor des Karl-May-Museums Radebeul, Rene Wagner, und Thomas Grafenberg, Organisator der Winnetours, teilnahmen. Im stilechten Western-Ambiente lud der Universitätspräsident die KMG offiziell zum ersten internationalen Karl-May-Symposium in den USA ein, das im September 2000 im neuen Kongreßzentrum auf dem TTU-Campus stattfinden wird. Prof. Wolff nahm die freundliche Einladung dankbar und mit großer Freude an und sicherte eine aktive Mitwirkung des KMG-Vorstandes bei der Programmgestaltung zu. An unsere Mitglieder ergeht der Appell, sich diesen Termin schon jetzt vorzumerken und durch eine möglichst zahlreiche Beteiligung an dieser transatlantischen Begegnung von Karl-May-Experten und -Freunden zum Erfolg der Veranstaltung beizutragen. Es sind bereits mehrere Anmeldungen bei der Geschäftsstelle eingegangen, darunter auch etliche interessante Vortragsangebote. Über den jeweils aktuellen Stand der Vorbereitungen werden wir Sie in den nächsten Monaten laufend unterrichten.

Der geschäftsführende Vorstand hat bereits den Termin und Ort der nächsten Arbeitstagung von Vorstand und Mitarbeiterkreis festgelegt, die vom 12. bis 14. März 1999 in Bovenden bei Göttingen durchgeführt und von Frau Dr. Gudrun Keindorf organisatorisch vorbereitet wird. Im Vordergrund der Beratungen werden das dreißigjährige Jubiläum der KMG, unser 15. Kongreß vom 22. bis 26. September 1999 in der Karl-May-Geburtsstadt Hohenstein-Ernstthal, der bevorstehende Wechsel in drei wichtigen Vorstandspositionen sowie die Beteiligung der KMG am internationalen Karl-May-Symposium in Lubbock/Texas stehen. Die Einladung mit der genauen Tagesordnung geht allen Teilnehmern im Januar 1999 zu.

Alle Karl-May-Freunde möchte ich auf zwei kleine Jubiläen hinweisen, die in diesem Jahr anstehen. Vor 60 Jahren, im Sommer 1938, fanden auf der Felsenbühne Rathen im Elbsandsteingebirge die ersten Karl-May-Spiele statt, womit dieses Freilichttheater zum Vorbild für alle späteren derartigen Aufführungen wurde. Und am 1. Dezember 1928, vor 70 Jahren also, ist in der ,,Villa Bärenfett" in Radebeul das Karl-May-Museum eröffnet worden, dessen erster Verwalter der legendäre Patty Frank bis zu seinem Tod im Jahre 1959 war. Beide Jubiläen werden an anderer Stelle ausführlich gewürdigt.

Inzwischen haben unsere Freunde in der Schweiz mit den ersten Vorbereitungen für den 16. KMG-Kongreß begonnen, der im Herbst 2001 voraussichtlich in Luzern und auf der Rigi abgehalten wird, sofern die nächste Mitgliederversammlung diesem Vorschlag des Vorstandes endgültig zustimmt. Mit ihrem agilen Sprecher Elmar Elbs haben sie bereits tüchtig die Werbetrommel gerührt und hoffen natürlich ganz zuversichtlich auf ein positives Votum in Hohenstein-Ernstthal. Wir sollten sie nicht enttäuschen, denn nach Österreich, wo wir 1987 in Wien tagten, stellen die Schweizer immerhin die zweitgrößte ausländische Mitgliedergruppe in der Karl-May-Gesellschaft.

Wegen unserer vielen neuen Mitglieder möchte ich noch einmal auf unseren Leihverkehr hinweisen, der von Heike und Reiner Pütz (Am Kelter 48, 53572 Unkel, Tel. 02224/910343) betreut wird. Es handelt sich hierbei um eine Sammlung unveröffentlichter Texte zur Karl-May-Forschung, z.B. Magister-, Diplom- und Doktorarbeiten, Vortrags- und Rundfunkskripte sowie sonstige wissenschaftliche Arbeiten. Vor kurzem haben unsere Mitglieder Andreas Binder und Karlheinz Everts zwei neue Arbeiten eingereicht, die sich mit Karl-May-Comics bzw. dem Wortschatz Karl Mays beschäftigen. Alle Schriften können gegen eine geringe Unkostengebühr für jeweils einen Monat ausgeliehen werden; ein Verzeichnis der vorhandenen Titel ist auf Anforderung erhältlich.

Nachdem ich bereits im März über drei Spendenrekorde zum Jahresende berichtet hatte, kann diesmal ein weiteres Spitzenergebnis vermeldet werden. Im zweiten Quartal 1998 sind auf das Spendenkonto der KMG 10.080,07 DM eingezahlt worden. Damit hat zum ersten Mal in der Geschichte unserer Gesellschaft der Spendeneingang in einem zweiten Quartal die 10.000-DM-Grenze überschritten! Unser Schatzmeister Uwe Richter und der gesamte Vorstand danken allen Spendern sehr herzlich für diesen großartigen Beweis des Vertrauens in die Arbeit der Karl-May-Gesellschaft.

Und eine weitere Erfolgsmeldung, über die ich mich ganz besonders freue, kann ich gleich anschließen. Am 31. Juli 1998 haben wir endlich die 1900-Mitglieder-Marke überschritten, so daß uns nur noch ein kleiner Hunderter-Schritt vom angestrebten Ziel der ,,Aktion 2000" trennt. Im Juli konnte erfreulicherweise auch das 300. neue Mitglied in dieser Wahlperiode begrüßt werden. Wenn zum Jahresabschluß 1998 der unvermeidliche Aderlaß durch Sterbefälle, Austritte und Streichungen nicht allzu hoch ausfällt, können wir auch im Hinblick auf den Mitgliederzuwachs sehr optimistisch ins neue Jahr blicken. Übrigens gewinnt das Internet zunehmend an Bedeutung für die Mitgliederwerbung; inzwischen findet etwa ein Viertel der neuen Mitglieder auf diese Weise den Weg zur KMG. Diese erfreuliche Feststellung verbinde ich mit einem herzlichen Dank an unsere Mitarbeiter Ralf Schönbach, Frank Starrost und Prof. Dr. Reinhold Wolff, die sich große Verdienste um die Präsentation von Karl May und Karl-May-Gesellschaft im Internet erworben haben.

Aus unserem Geburtstagskalender des dritten Quartals können diesmal vier Mitarbeiter mit einem "runden" Geburtstag genannt werden: Der Komponist Heinz Borchert, der uns in Erlangen mit seinem schönen Karl-May-Liederzyklus erfreute, hat am 4. Juli sein 70. Lebensjahr vollendet; Dr. Andreas Graf, diesjähriger (und erster) Preisträger des Karl-May-Förderstipendiums der Karl-May-Stiftung Radebeul, konnte am 19. Juli seinen 40. Geburtstag feiern; unsere Mitarbeiterin Heike Pütz, die zusammen mit ihrem Gatten den Reprintversand und Leihverkehr betreut, wurde am 27. August 30 Jahre jung; und schließlich hatte Jörg-Michael Bönisch, der verdienstvolle Gründer und langjährige Vorsitzende des Freundeskreises Karl May Leipzig, am 30. August seinen 50. Geburtstag. Wir gratulieren sehr herzlich und wünschen alles Gute, Glück und Gesundheit für das neue Lebensjahr und die weitere Zukunft.

Erwin Müller, Geschäftsführer


NEUERSCHEINUNG - SOEBEN ERSCHIENEN

JOACHIM BIERMANN / HARTMUT KÜHNE (HRSG.)
Register zum Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1986-1995

Nach längerer Wartezeit ist nun das vierte Register zu den Jahrbüchern der Karl-May-Gesellschaft erschienen. Es entstand unter Mithilfe zahlreicher Mitglieder der Gesellschaft und umfaßt einmalig einen Zeitraum von zehn Jahren.

Das Register erfaßt wie seine Vorgänger detailliert Stich- und Schlagwörter aus den Beiträgen der Jahrbücher - Namen von Personen aus dem Lebenskreis Karl Mays, Forschern und anderen Autoren, Sekundärtitel und Begriffe aus dem Bereich der Karl-May-Forschung. Nachgewiesen sind auch fiktive Personen- und Tiernamen, Begriffe und Topoi aus Mays Werken sowie Briefzitate und Gedichte und vieles andere mehr. Die Stichworte sind alphabetisch geordnet. Zwei Anhänge erschließen die Jahrbuchbeiträge alphabetisch nach Verfassern und thematisch nach Sachgebieten geordnet.

Für jeden, der das Werk Karl Mays erforscht, sind die Jahrbuchregister unverzichtbar.

Der Preis des Registers beträgt 16,- DM.

Eine verbesserte Neuauflage des ersten Registers für 1970-1975 ist in Vorbereitung.


Mitarbeiter für ein wissenschaftliches Projekt gesucht

Einige Mitglieder haben beim Vorstand angeregt, im Rahmen der Karl-May-Forschung ein aktuelles und vollständiges Verzeichnis aller bisher erschienenen wissenschaftlichen Arbeiten zu Leben, Werk und Wirkung Karl Mays zu erstellen. Wir greifen diesen Vorschlag gerne auf und bitten hiermit interessierte Mitglieder, sich für diese Aufgabe bei der Geschäftsstelle zu melden, damit eine Arbeitsgruppe gebildet werden kann.

Als Grundlage könnte Martin Lowkys oft zitiertes Taschenbuch ,,Karl May" (Sammlung Metzler, Realien zur Literatur, Band 231, J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1987) dienen, das einen zuverlässigen Überblick über die Karl-May-Sekundärliteratur nach dem damaligen Stand bietet, aber jetzt fortgeführt werden müßte.

Für die praktische Handhabung eines solchen Kataloges wäre es sinnvoll, wenn der Autoren- und Titelerfassung auch jeweils eine kurze, stichwortartige Inhalts- oder Schwerpunktangabe angefügt werden könnte, um den künftigen Benutzern konkrete Hinweise für ihre Forschungsarbeiten zu geben.

Für die Bereitschaft, an diesem wichtigen Projekt mitzuarbeiten, danke ich im Namen des Vorstandes schon im voraus und bitte um Meldungen bis spätestens 31. Dezember 1998.

Erwin Müller


Neuer Reprint: "Am Tode"

Aktueller Hinweis:

!! Reprint Winnetou IV !!

Im Juli wurde an alle Subskribenten die aktualisierte und erweiterte Neuauflage des Reprints ,,Winnetou IV" ausgeliefert. Wer diesen wichtigen Band mit ausführlichem Vorwort, Bibliographie, umfangreichem Anhang (38 Seiten) sowie Konkordanz noch nicht besitzt, kann ihn für nunmehr 75,-- DM mit dem in diesen Nachrichten in der Mitte eingehefteten Bestellschein ordern.

Das Reprintprogramm der KMG wird fortgesetzt mit einer Neuedition:

,Am Tode' ist die einzige - zugängliche - Erzählung Karl Mays, deren Zeitschriften-, besser Zeitungs-Erstveröffentlichung bisher noch nicht als Reprint vorgelegt wurde. Der Text erschien zwischen dem 15. Februar und dem 30. April 1902 im 9. Jahrgang des Koblenzer ,Rhein- und Mosel-Boten'.

Es handelt sich hier um einen der wichtigsten Texte des Spätwerkes - vielleicht sogar des Mayschen Werkes überhaupt: Der erste öffentliche Versuch, ,symbolisch' zu schreiben

Der nunmehr in der Fertigstellung befindliche Reprint bringt nicht nur den Zeitungstext als Faksimile, sondern - ein Novum bei den Reprints der KMG - zusätzlich die Varianten der Buchfassung (Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXVIII: Im Reiche des silbernen Löwen III. Freiburg 1902, S. 67-266) und des Manuskriptes (das nicht direkt zugänglich war, von dem aber eine frühere Vergleichslesung greifbar ist). Die Varianten sind jeweils als Fußnoten der entsprechenden Zeitungsspalte zugeordnet.

Ergänzt wird der Textapparat durch Vorworte von Helmut Schmiedt und Ulrich Schmid (Überarbeitung des ,Am Tode' betreffenden Kapitels aus dem vergriffenen Band 12 der Materialien zur Karl-May-Forschung: Ulrich Schmid: Das Werk Karl Mays 1895-1905). Der Band wird etwa 150 Seiten umfassen

Erstmalig wird auch eine bislang nicht bekannte Zuschrift Karl Mays an den ,Rhein- und Mosel-Boten' veröffentlicht.

Der Vorbestellpreis beträgt bis zum 31.12.1998 ca. 40,-- DM, danach ca. 50,--DM (jeweils zzgl. Versandkosten).


... und wohl auch Dichter

Karl May Jahrbuch 1998

Wie es sich gehört, wird das neue Jahrbuch mit bislang unbekannten Karl May Texten eröffnet, auch wenn diese nicht unbedingt Neues vermitteln. Es handelt sich um Briefe, die May an den jungen Buchhändler Möller geschrieben hat. Sie machen wieder den starken pädagogischen Antrieb bei May deutlich. Immerhin war er nicht von ungefähr Lehrer gewesen. Unter anderem enthalten sie das bekannte Droschken-Gleichnis. Michael Zaremba gibt eine kurze Biographie von Möller.

Das Hauptstück des Bandes ist ein Aufsatz von Andreas Graf ,,Lektürekritik und Sexualrepression - Das Beispiel des jungen Karl May, sein Aufenthalt auf dem Seminar in Plauen (1860/61) und die Früchte der Phantasie". Graf zieht zuerst einmal aus einer wissenschaftlichen Zeitschrift einen Artikel eines Bezirksarztes heraus, in dem dieser sich über medizinische und hygienische Fragen des Internats äußert. Der Arzt hatte just am Schullehrerseminar in Plauen für die Zeit, in der auch May dort war, hygienische und sexualethische Untersuchungen angestellt. Daraufhin hatte die übergeordnete Behörde eine Prüfung anordnen lassen, deren Ergebnisse noch heute Im Aktenbestand des Hauptstaatsarchivs Dresden bzw. im Stadtarchiv Plauen vorhanden sind. Dort sind sie offenbar von Klaus Ludwig entdeckt worden. Graf entnimmt ihnen, daß bei diversen Recherchen eine veritable Onanistentabelle mit diversen Untergruppen angefertigt worden war, die der dankbaren Nachwelt, also den Lesern des Jahrbuchs übermittelt worden ist. Ja, auch Karl May gehörte dazu... Weiter berichten die Akten, daß die Seminaristen einzeln vorgeladen und zu einem besseren Lebenswandel ermahnt worden sind, aber glücklicherweise keine Disziplinarstrafen ausgesprochen wurden. Dies alles ist nicht sonderlich aufregend. Graf zieht nun den in Deutschland spielenden Teil von "Weihnacht" und Mays Polemik ,,Ein wohlgemeintes Wort" heran, um dort nach Spuren von seelischen Verletzungen durch o.a. Untaten und ihre Fahndung zu suchen. Graf setzt die Pein des berühmten überlangen Weihnachtsgedichts mit der Pein der Onanie-Affäre gleich, nennt als (mich überzeugende) Evidenz für eine Spiegelung die Schilderung des Unbehagens des Dichters, die in der Tat den damals gepredigten körperlichen Malaisen bei Onanie entspricht. Die Wortparallele Poem/Penis überzeugt mich weniger. Auch die später aufgeführten Phallussymbole sind teilweise klassisch (Gurken, Zigarren, etc.), teilweise aber zweifelhaft und eher das sozusagen natürliche Pendant zum Phallus (Fernrohrfutterale, Botanisiertrommel, Stiefelschäfte). Die mot-à-mot-lnterpretation einzelner Worte ist problematisch. Die May-Literatur kennt ja ein berühmtes Beispiel der Überinterpretation. Hoch interessant und ein Studienobjekt ersten Ranges, auch in erotischer Hinsicht, ist natürlich Carpio, die Gegenfigur zum Ich-Autor. Darüber schreibt Graf ebenso Interessantes wie später in seiner Analyse über die von May zuerst gelesenen, dann perhorreszierten Räuberromane. Auch seine Beleuchtung von Karl Mays verquerer Sexualität, ja ihre Dämonisierung, nicht nur in den autobiographischen Schriften gibt Einsichten frei, die in der Karl May Forschung bisher zu kurz gekommen sind. Dafür verdient Graf ausdrücklich Dank und wir hoffen, daß das Thema weiter erörtert werden wird. Volker Griese berichtet ausführlich über den Charlottenburger Prozess von 1910. Wohl zum ersten Mal wird hier versucht, aus dem umfangreichen Presse-Echo eine detaillierte und objektive Darstellung des Prozessverlaufs herauszudestillieren.

Weiter sei hingewiesen auf Beiträge zur Erzähltechnik: Michael Zaremba schreibt über Strukturen des Humors bei May. Helmut Schmiedt legt das gegenwärtige, im Schwang befindliche Werkzeug der Literaturwissenschaft (oder besser Folterwerkzeug zufolge den streitlustigen Vorbemerkungen von Hans Wollschläger) der Diskursanalyse an die May Literatur an. Dabei könnten sich höchst interessant manche Lieblingspfade von Karl May Forschern relativieren. Das Thema verdient Vertiefung. Harry Ziegler greift Überlegungen aus einer Polemik mit Egon Renner auf und stellt den ja in den 60-er Jahren zuerst aufgegriffenen, heute eher vernachlässigten Ansatz der Trivialliteratur in einen größeren kulturwissenschaftlichen Zusammenhang. Kittstein schließt seine Ausführung über die Erzähltechnik, über die hier anläßlich des letzten Jahrbuches schon berichtet worden war, ab. Nachdem Pfarrer Wohlgschaft im letzten Jahr sich mit Sterbeszenen in den Kolportageromanen beschäftigt hatte, steigt er jetzt detailfreudig unter dem vielversprechenden Titel ,,Sie küßte ihn mit der Gluth eines treulosen Weibes" in die Liebesgeschichten in den gleichen Romanen ein. Die Beiträge von Hügel und Nicol sind als Vorträge von Erlangen her bekannt. Helmut Lieblang kommt in einem Aufsatz über Karl May und Gerhard Rohlfs zu dem Ergebnis, daß die Schriften von Rohlfs wohl als Quellen für May nicht in Frage kommen (auch wenn dies im letzten Satz seines Aufsatzes in Frage gestellt wird). Mit besonderem Vergnügen möchte man seine Feststellung unterstreichen, daß keine Notwendigkeit bestehe, auf Biegen und Brechen Quellen und Vorlagen Mays ausfindig zu machen. Schließlich ist ein neuer Aufsatz von Jürgen Hahn anzuzeigen, dessen solipsistische Textur eine kurze Annotation ausschließt: ,,Verschroben und privat" - Panoptikum und Schamanenspiel - Karl Mays Roman "Ardistan und Dschinnistan" als groteskes Modell kaleidoskopischer Permutation des Zeitgeistes.

Ulrich von Thüna


Ehrung für Julius Karr-Bertoli

MIR e.V., das Zentrum russischer Kultur in München, schreibt an unser Mitglied am 10. April 1998: ›Sehr geehrter, lieber Maestro Karr-Bertoli, hiermit möchten wir Ihnen mitteilen, daß es für den Vorstand und Mitglieder des Zentrums russischer Kultur in München "MIR e.V." eine Ehre ist, Sie, als Protagonisten der deutsch-russischen Kulturverständigung, zum MIR-Ehrenmitglied zu ernennen. Hochachtungsvoll, Tatjana Lukina (MIR-Präsidentin)‹. Und der Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. schreibt in seinem Rundbrief Nr. 25 im März 1998: (Auszug)- Julius Karr-Bertoli, der in der Musikwelt berühmte Dirigent aus der einstigen Vorstadt Au, ist am 11. Juni 1920 als Sohn eines Konzertmeisters in München auf die Welt gekommen. Bereits mit 17 Jahren bestach Karr-Bertoli in einem Konzert der "Akademie der Tonkünstler" im alten Odeon als Pianist. Absolute Höhepunkte im Leben des Künstlers waren die Konzerte mit der Leningrader Philharmonie während einer großen Tournee durch die damalige Sowjetunion. Voriges Jahr hat unser Mitglied eine hohe internationale Auszeichnung erhalten: "Acting European Music Director" der William Grant Still Music Society. Und aus Russland kam ein Brief: Ich, meine Familie, meine Kollegen und Kolleginnen aus dem Karl-May-Club zu Kirow, aus dem Kulturzentrum der BRD zu Kirow grüßen Sie herzlich zu Ihrem Jubiläum 60 Jahre und wünschen Ihnen viel Glück, viel Erfolg und viel Gesundheit. Anatoli Batalov, Mitglied der KMG, Kirow, Russland.

Auch die KMG gratuliert auf das herzlichste !


Rezensionen

Karl May, das Strafrecht und die Literatur. Essays. Von Claus Roxin. - Tübingen, Klöpfer & Meyer 1997. 190 S., geb. DM 34,-.

Roxin, Vorsitzender der Karl-May-Gesellschaft und nebenbei der bekannte und bedeutende Strafrechtler, bietet in vier von 1971 bis 1987 entstandenen Essays ein von liebevollem Verständnis geprägtes, eindrucksvolles Bild von Karl May, dem deutschen Schriftsteller und wohl auch Dichter mit den noch immer höchsten Auflagen. Freilich bin ich mir nicht sicher, ob ich der richtige Rezensent dafür bin. Obwohl ich in meiner Jugend einige Romane Karl Mays - fast hätte ich gesagt: mit interesselosem Wohlgefallen - gelesen habe, hat es mich nämlich nie gedrängt, seine Bücher eines nach dem anderen zu "verschlingen". Fast muß ich fürchten, nie jung gewesen und beinahe ein Fall für Psychologen oder gar Psychiater zu sein. Denn das Buch macht deutlich, daß und warum das Werk Karl Mays mit seiner visionärutopischen Komponente auf junge Menschen jeden Alters eine - auch im Computer-Zeitalter noch? - unveränderte Faszination ausübt.

Roxin umkreist das in seinen Extremen wohl einmalige Schicksal seines Helden: Da ist die schwere, von mehrjähriger Blindheit geschlagene Kindheit in größter Armseligkeit, der beginnende Aufstieg in ein um Nuancen besseres Leben und nach relativ harmlosen Jugendverfehlungen, aber auch schlimmeren Straftaten der um so steilere Absturz ins Zuchthaus, das ihn bis ins 32. Lebensjahr festhielt; dann aber der märchenhafte Höhenflug zum umschwärmten, vermögenden Reiseschriftsteller, der sich freilich - scheinbar rätselhaft - nicht zu schade war, sich zu den unglaublichsten Aufschneidereien zu versteigen und etwa damit zu prahlen, Old Shatterhand persönlich zu sein, das Erzählte selbst erlebt zu haben, und damit zunächst auch Glauben fand (denn woher hatte er seine stupenden Kenntnisse von Land und Leuten?); teils schicksalhaft, teils aber auch selbst verschuldet sein erneuter Absturz, diesmal in tiefe Verbitterung, als Verleumder der übelsten Sorte auf den Plan traten und ihn als geborenen Verbrecher, pathologischen Lügner, Verderber der deutschen Jugend diffamierten, seine Straftaten - maßlos übertreibend - ausgruben, ihn von seiner Vergangenheit einholen ließen und ihn in widerwärtige, seine Gesundheit nachhaltig untergrabende Prozesse trieben; ein erneutes Wechselbad zum Schluß: Kurz nach seinem 70. Geburtstag, wenige Tage vor seinem Tod ein letzter großer Triumph vor über 2000 Zuhörern in Wien.

Roxin macht sich nicht anheischig, alle Rätsel dieses Lebens und die darin sichtbaren, jedoch auch verborgenen Widersprüchlichkeiten auflösen zu können. Ein Genie - und Karl May war gewiß ein Genie - ist eben andersartig als "normale" Menschen und erscheint diesen nicht selten als abartig. Aber die von Roxin gegebene Deutung leuchtet ein: Die autistische Veranlagung, die sich durch die Blindheit der ersten Lebensjahre ins Extreme ausweitete, seine überreiche Phantasie, die ihm als einem "pseudologischen Typ" das Gedachte als Wirklichkeit vorspiegelte und ihn geradezu nötigte, anderen seine Tagträume als Realität mitzuteilen, sein durch die jahrelange Gefangenschaft gesteigerter Freiheitsdrang, seine Sehnsucht nach Liebe, die er lange Jahre schmerzlich entbehren mußte, sein unwiderstehlicher Wille, sich selbst zu bestätigen und dadurch anderen zu imponieren. So überzeugt auch Roxins These, das ganze Werk von Karl May lasse sich lesen als ein Versuch, das Trauma seiner Straftaten und seiner Jugend zu verarbeiten.

Wenn diese Essays bereits mich - noch nicht Angehöriger der Karl-May-Gemeinde - außerordentlich angerührt, ja fasziniert und mir zahlreiche Erkenntnisse auf literarischem wie kriminalpsychologischem Gebiet vermittelt haben, dann kann ich mir vorstellen, wie May-Begeisterte dieses Büchlein aufnehmen werden. Dringende Leseempfehlung also für alle, seien sie nun Karl May verfallen oder nicht. Sollte ich mich selbst etwa noch in vorgerücktem Alter zum Karl-May-Fan entwickeln?

Präsident des BVerwG a.D. Professor Dr. Horst Sendler, Berlin (in: NJW 1998, Heft 19)


Ein "komplexes Forschungsfeld"

Roxin, Claus: Karl May, das Strafrecht und die Literatur. Essays. Klöpfer und Meyer, Tübingen 1997 (Promenade 8), 190 S., geb., DM 34.-.

Obwohl es den Erzählungen und Romanen, die bis heute den schriftstellerischen Erfolg Karl Mays bestimmen, nicht an Darstellungen zu Straftaten und strafrechtlichen Sanktionen mangelt, wird das Verständnis für das literarische Werk nur wenig gefördert, wenn man - wie etwa bei Kleist, E. T. A. Hoffmann, Storm oder Kafka - eruieren wollte, wie der Autor mit juristischem Wissen umgeht oder wie er die institutionelle Praxis von Polizei und Justiz wahrnimmt und bewertet. Recht und Unrecht werden vor der Erzählinstanz der Texte nicht mit Bezug auf kodifizierte Gesetze und Regeln verhandelt, sondern nach einer archaischen Ethik von ‚gut' und ‚böse' beurteilt. Wenn sich Claus Roxin, einer der angesehensten deutschen Strafrechtler, des Autors annimmt, gilt dann auch das Interesse des Juristen mit Entschiedenheit der Person und nicht dem Werk Karl Mays. "Warum wurde dieser Mann kriminell?" fragt Roxin, der die Karl-May-Gesellschaft als Präsident zu Erfolg und Ansehen geführt und das Jahrbuch der Gesellschaft zu einem viel beachteten Periodikum entwickelt hat. Aufsätze für das Jahrbuch sowie Vorträge vor unterschiedlichen Auditorien dokumentieren das kritische Engagement des Wissenschaftlers für ‚seinen Autor'.

In einem schmucken Band der Reihe Promenade, die der Tübinger Literatur- und Rhetorikwissenschaftler Gert Ueding herausgibt, sind zwei Originalbeiträge für das Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft aus den Jahren 1971 und 1974 sowie zwei Vorträge aus den Jahren 1977 und 1987 abgedruckt. Den Karl May kennzeichnenden Zusammenhang von Strafrecht und Literatur beschreibt Roxin in dem ersten Beitrag des Bandes ("Vorläufige Bemerkungen über die Straftaten Karl Mays", S. 11-47): "Dieselben Gaben, die May zum ‚geborenen Erzähler' machten", haben "seine Konflikte mit dem Gesetz verschuldet (...). Die Analyse seiner Straftaten kann also zum Verständnis der psychologischen Ursprünge seines Werks Wesentliches beitragen" (S. 15). Im dritten Essay ("Ein ‚geborener Verbrecher'. Karl May vor dem Landgericht in Moabit", S. 82-117) wird das Ergebnis dieser Überlegungen formuliert: "Meine These ist, daß sich Karl Mays ganzes Werk lesen läßt als ein Versuch, das Trauma seiner Straftaten zu verarbeiten" (S. 87). In der Rekonstruktion der Rechtsfälle ‚Karl May' entwirft Roxin ein Bild des Schriftstellers, das ihn nicht als ‚kriminellen', sondern als ‚problematischen Charakter' erscheinen läßt. Für die Beschreibung wird psychologisches, psychoanalytisches, psychiatrisches, sozialpsychologisches und kriminologisches Wissen herangezogen. Die Krankheiten sowie die Erziehungs- und Strafmaßnahmen, unter denen Karl May als Kind und Heranwachsender zu leiden hatte, führen - so Roxin - zur Persönlichkeitsstörung einer hysterisch gesteigerten "pseudologia phantastica" (S. 20) - den Begriff hat Anton Delbrück 1891 in die psychiatrische Literatur eingebracht. "Die allgemeinen Charakteristika des Pseudologen" - so Roxin - "sind seine autistische Denkweise in Verbindung mit einer ihr adäquaten, auf die Realisierung der eigenen Tagträume drängenden Aktivität" (S. 22).

Diese Festlegung auf einen Charaktertypus wird durch weitere Kennzeichnungen ergänzt und variiert: die "psychische Retardation" (S. 43), die (durch das Sozialdefizit des Kindes bedingte) "narzißtische Persönlichkeit" (S. 65), der "schwer neurotische Mensch" mit "psychotischen Eskalationen", die sich im Laufe seines Lebens wiederholten (S. 86), die Tagträumerei im Sinne von S. Freud, für den Tagtraum wie Dichtung das kindliche Spiel ersetzen und fortsetzen (S. 26), und die "triebhafte Erzählfreude" (S. 27).

Das "extreme Seelenschicksal" Karl Mays (S. 67) mache den Schriftsteller zugleich zu einem exemplarischen Fall "für den Kriminologen" (ebd.), das literarische Werk lasse sich unter den besonderen Bedingungen seines Entstehens als ein umfassendes "anamnestisches Material" (S. 49) verwenden. Gleichsam in der Revision der Strafprozesse gegen Karl May kommt Roxin zu dem Ergebnis, daß den Straffälligen nicht die Absicht ausgezeichnet habe, Andere zu schädigen - sondern daß "hier ein Mensch versucht" hatte, "die Welt seiner Vorstellung anzupassen" (S. 23). In den Hochstapeleien des jungen Karl May sieht der Jurist eine 'Rache' für die drakonische Strafe wegen des vermeintlichen Uhrendiebstahls; die Straftat des hochstaplerischen Betrugs gilt ihm "als Produkt gesellschaftlicher Bestrafungsmechanismen" (S. 42). Roxin will den umstrittenen Autor im Sinne eines ‚aufgeklärten Strafrechts' vor der Zuschreibung ‚Krimineller' schützen. So werden auf die pseudologische Grundstruktur in der Psyche des Autors auch die ‚lügenhaften' Behauptungen zurückgeführt, mit denen der bereits erfolgreiche Schriftsteller in den 90er Jahren seine Erzählungen als ‚authentische Erlebnisse' ausgab sowie seine Identität mit Kara Ben Nemsi und Old Shatterhand durch Selbstinszenierungen in Rede und Kostüm zu belegen versuchte.

In dem vierten Essay " ‚Dr. Karl May, genannt Old Shatterhand'. Zum Bild Karl Mays in der Epoche seiner späten Reiseerzählungen" (S. 118-180) beschreibt und erklärt Roxin - gestützt auf ausführliche Zitate aus zeitgenössischen Berichten - die gleichsam hochstaplerischen Versuche des Autors, eine weitgehende Einheit von Leben und Werk herzustellen. Vor allem die Jahre von 1896 bis 1899 sind durch die Vielzahl von öffentlichen Selbstdarstellungen geprägt, die sich in den unsinnigen (weil unschwer zu widerlegenden) Anmaßungen und unhaltbaren Fiktionen aus Mays Lust am Rollenspiel und seinem Verlangen nach Zuwendung und öffentlicher Beachtung, aus seiner "narzißtischen Neurose" (Hans Wollschläger) verstehen lassen (vgl. S. 147f.): Der Autor wollte die Zuneigung und Bewunderung, die seinem fiktiven Protagonisten und Ich-Erzählern entgegengebracht wurde, auf sich selbst übertragen sehen (S. 152). Wie der erste Essay entwirft auch der zweite ("Karl May, das Strafrecht und die Literatur", S. 48-81) vor allem ein Bild zur Persönlichkeit und zum Gang der Lebensgeschichte; auch der dritte und vierte Beitrag des Bandes beziehen diese Beschreibungen ein und vertiefen sie durch detaillierte Darstellungen zu Ereignissen und Ereigniszusammenhängen in bestimmten Lebensabschnitten.

So wird im dritten Essay die gerichtliche Auseinandersetzung Karl Mays mit dem Journalisten Rudolf Lebius wieder aufgerollt und aus der juristischen Sicht von heute erörtert. Lebius hatte in einer Folge von Zeitungsartikeln die ‚kriminelle Vergangenheit' Karl Mays aufgedeckt und ihn - im Sinne Lombrosos - als ‚geborenen Verbrecher' bezeichnet. Mit einer Privatklage wollte May erreichen, daß Lebius diese Kennzeichnung untersagt würde. Vor dem Charlottenburger Schöffengericht wurde die Klage 1910 abgewiesen; bei seiner Berufung war Karl May vor dem Landgericht in Moabit im November 1911 erfolgreich und konnte bis zu seinem Tod am 30.3.1912 eine verstärkte öffentliche Wertschätzung genießen. Ohne den Erfolg in der Berufungsverhandlung vor dem Moabiter Gericht wäre es wohl nicht zu dem spektakulären Verlauf gekommen, den die Erfolgsgeschichte des Schriftstellers nahm. Die literaturgeschichtliche Bedeutung macht also den Prozeß - so sieht es Claus Roxin - zu einem der "herausragenden Ereignisse der Berliner Justizgeschichte" (S. 189).

Die Auseinandersetzung mit Leben und Werk Karl Mays eröffnet - so sieht es Roxin mit Recht - ein "komplexes Forschungsfeld (...), auf dem sich für Kriminologie, Psychologie, Soziologie, Literaturwissenschaft und noch weitere Fächer einiges ernten läßt" (S. 81). Als Jurist habe er in seinen Darstellungen zur Persönlichkeit sowie zur ‚kriminellen' und zur literarischen Karriere des Autors "die Grenzen der Disziplinen mit dem Leichtsinn des Dilettanten ständig überschritten" (S. 80). Doch werden diese Grenzgänge mit Bedacht vollzogen: entschlossen durchschreitet Claus Roxin die lebensgeschichtlichen Bereiche, die sich mit juristischem und kriminologisch-psychologischem Wissen erschließen lassen, während er etwa im Bereich der psychoanalytischen Befunde "weiter vorzudringen (...) dem Fachmann überlassen" will (S. 164). Gleiches gilt für die literaturwissenschaftlich relevanten Fragen. In den Festlegungen zur Gliederung des schriftstellerischen Werks oder in der Beschreibung der literarischen Verfahren Karl Mays stützt sich Roxin weithin auf die vorliegende Forschungsliteratur, insbesondere auf Hans Wollschlägers Arbeiten.

"Essays", der einordnende Untertitel dieser Publikation, verweist in treffender Weise auf die Konzeption der hier versammelten Texte. Ihnen geht es nicht um ‚die richtige Methode', für die Analyse des Werks von Karl May. Aus dem nachhaltigen Interesse an einer "der fesselndsten Gestalten unserer Literaturgeschichte" (S. 47) werden Informationen zusammengetragen, Einordnungen entworfen, Wertungen gewagt - in einem luziden und pointierenden Duktus, wie ihn die großen Stilisten unter den Rechtsgelehrten zu pflegen verstehen. Getragen vom Lesevergnügen an den ‚Fallgeschichten', ‚Plädoyers' und ‚Kommentaren', die Claus Roxin in der Sache ‚Karl May' vorzubringen weiß, nimmt man in Kauf, daß in den vier Beiträgen des Buches ein Gutteil der lebens- und werkgeschichtlichen Informationen wiederholt vorgetragen wird - gehören doch solche Wiederbegegnungen eben zu einer ‚Promenade'.


Jörg Schönert

Neue Zugänge zu einem echten Klassiker

Mindener Tagblatt v. 4.6.98

Hingabe und wissenschaftliche Akribie. Das 27. Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft ist wieder einmal eine Fundgrube. Eingeschworene Karl-May-Fans mögen es nicht missen: das mit schöner Regelmäßigkeit erscheinende "Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft". Die seit kurzem vorliegende Ausgabe 1997 ist bereits die siebenundzwanzigste - ein kurzer Blick in ihre Themen: Karl Mays autobiographische Hinweise in den "Gesammelten Reiseromanen", Musik in Karl Mays Leben und Werk, Mays Rhetorik, May und der französische Feuilletonroman sowie Hans Falladas Karl-May-Lektüre

Das Inhaltsverzeichnis macht deutlich, daß den May-Forschern die Themen auch für die nächsten 27 Ausgaben nicht ausgehen werden. Ohnehin hat die Menge der Sekundärliteratur inzwischen bei weitem das ja nicht gerade an Umfang bescheidene Werk des sächsischen Meistererzählers überflügelt. Die Liebe und Hingabe, aber auch die wissenschaftliche Akribie, mit der sich immer neuer Studienobjekte angenommen wird, läßt sich wohl nur mit der tiefen Faszination erklären, die das - meist in der frühen Jugend stattfindende - Eintauchen in das Universum von Winnetou und Old Shatterhand, von Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar wohl in der Mehrzahl der Fälle hinterläßt, auch heute noch. Das Jahrbuch 1997 zeigt dies wiederum aufs schönste. Ein Schwerpunkt bildet dabei die berühmte Jugenderzählung "Der Schatz im Silbersee", wohl eines der meistgelesenen Bücher deutscher Sprache: Eine einfühlsame Einführung Hans Wollschlägers, ein literarischer Essay, eine Strukturanalyse, ein literaturhistorischer Vergleich mit Texten Friedrich Gerstäckers, eine Darstellung des zeitgeschichtlichen Hintergrunds sowie eine mitreißende Erinnerung an ein erstes Lesen dieses Buches ermöglichen ganz neue Zugänge zu einem echten Klassiker. Dem Verhältnis Mays zur chinesischen Sprache widmen sich gleich zwei Aufsätze, denen die chinesische Vokabelliste des Meisters selbst in Manuskript und Transkription vorangestellt wurde. Sterbeszenen in Mays Kolportageromanen werden ebenso untersucht wie die vielseitige Verwendung der Anrede als Darstellungsmittel oder der Einfluß Alfred Brehms auf Mays orientalische Szenerie. Literaturbericht und eine Übersicht über die Aktivitäten der Karl-May-Gesellschaft gehören ebenso zu den regelmäßigen Bestandteilen des Jahrbuchs wie May-Texte im kommentierten Original, hier ein Gedicht sowie ein Briefwechsel mit einer Leserin. Das alles ist wie üblich vom Hansa Verlag Husum aufs sorgfältigste ediert und bietet eine weitere Fundgrube für den wahren Karl-May-Verehrer.

Claus Roxin, Helmut Schmiedt, Hans Wollschläger (Hrsg.): Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1997, 52,- Mark


VILLA SHATTERHAND

RADEBEUL-DRESDEN. 1./9. 1998

Liebe Karl-May-Freunde!

Die erste Jahreshälfte 1998 war für unser Radebeuler Museum ereignisreich. Hervorzuheben ist die Enthüllung der Gedenktafel für Richard Plöhn und Wilhelmine Beibler am Grabmal Karl Mays. Vor den rund zwanzig Anwesenden, die teilweise von weither angereist waren, hielt Professor Dr. Reinhold Wolff eine bewegende und einfühlsame Rede. Seine Ansprache erscheint uns so wichtig, daß wir uns für einen Abdruck in den Mitteilungen und für eine Wiedergabe im Internet entschlossen haben.

Vorurteilsfrei steht Klara May im Mittelpunkt seiner Ausführungen. Und hier wurde gleich eines deutlich: Um Mays zweite Ehefrau gerecht zu beurteilen, bedarf es einer umfassenden und sorgfältigen Lebensbeschreibung. Die "Bausteine zur Klara-May-Biographie", welche Fritz Maschke in den Karl-May-Jahrbüchern (Bamberg 1978f.) gelegt hatte, reichen nicht aus.

Es ist kein Geheimnis, daß Klara May bei vielen unserer Freunde relativ unbeliebt ist. Dies mag u.a. psychologische Gründe haben: Klara lebte mit Karl May, als er sein Spätwerk gestaltete. Emma hingegen repräsentiert seine wesentlich erfolgreicheren Reiseerzählungen - folglich steht Mays "Emmeh" vielen Lesern näher. Die Abneigung gegen Klara sitzt in jeder Beziehung tief. Man sollte aber mit Etiketten, wie "überzeugte" Parteigängerin Hitlers, vorsichtig umgehen.

"Es kann nicht darum gehen, Verhalten, das tief in der Vergangenheit liegt, zu beurteilen oder gar zu schelten: wer nie unter den Bedingungen der Diktatur leben mußte, sollte ohnehin schweigen, wenn es darum geht, das Verhalten von Menschen unter solchen Bedingungen zu beurteilen - oder gar zu verurteilen."

Diese Worte aus der Grabrede Reinhold Wolffs halten wir für sehr beachtenswert. Auch sei der Hinweis erlaubt, daß es ohne Klara May kein Karl-May-Museum in Radebeul gäbe!

An dieser Stelle wollen wir an unsere Spendenaktion erinnern. Wie Sie bereits wissen, bemühen wir uns, Mays Bibliothek dauerhaft zu erhalten, wobei wir auf Ihre finanzielle Hilfe dringend angewiesen sind. In den letzten Wochen bemerkten wir zu unserer Freude, daß unser Spendenaufruf befolgt wird.

Es haben bisher (Stand Juli 1998) für Buchpatenschaften gespendet:

Reinhold Wolff DM 150,00
Jörg Bielefeld DM 30,00
Claudia Schlotterbeck DM 400,00
Karl-Eugen Spreng DM 100,00
Lions-Club Radebeul DM 475,50
Volker Griese DM 500,00
E. H. Alfred Esslinger DM 100,00
Ralf Harder DM 100,00
René Wagner DM 150,00
Stefan Wunderlich DM 1000,00
Insgesamt ergibt dies eine Summe von 3005,50 DM. Die Auflistung erfolgte in Reihenfolge der Spendeneingänge. Wir danken herzlich allen Spendern und bitten um Ihre weitere Mithilfe!

Bitte spenden Sie auf das Konto:

Karl-May-Museum
Kreissparkasse Meißen BLZ 850 550 00 Konto-Nr. 300 000 1912
Stichwort: Bibliothek

Alle Spender werden auch künftig auf dieser Seite und, wie bereits geschehen, im Internet genannt.

Natürlich sind wir zudem bestrebt, die wirtschaftlichen Engpässe - mit denen jedes Museum in Deutschland zu kämpfen hat - aus eigener Kraft zu meistern. Aus diesem Grund werden wir gezielt unsere Internet-Präsenz verstärken. So wird es bald umfassende Einkaufsmöglichkeiten auf den Seiten des Karl-May-Museums geben -: Bücher, Videokassetten, Souvenirs zum Thema "Karl May" können dann weltweit über das Internet bei uns bestellt werden. Wie Zugriffsstatistiken belegen, werden auch unsere neuen Seiten "Freundeskreis Karl-May-Museum Radebeul" von Besuchern im In- und Ausland besonders gut angenommen; dies belegen für jedermann sichtbar die Eintragungen in unserem Internet-Gästebuch.

René Wagner, Hans Grunert, Ralf Harder

Karl-May-Museum
Karl-May-Straße 5 ; D-01445 Radebeul
Tel.: (0351) 8373010 ; Fax: (0351) 8373055

Internetadressen

http://www.karl-may-museum.de
http://www.karl-may.elbflorenz.de


Veranstaltungen

Montag, 7.9.1998, 18.30 Uhr, Museum
DR. MICHAEL ZAREMBA
(Berlin-Reinickendorf):
Billy Jenkins - Besichtigung eines Mythos (Vortrag über den "Cowboy aus Reinickendorf)

Montag, 12.10.1998, Museum
10 Jahre Freundeskreis Karl-May-Museum Radebeul e.V.
(Jubiläumsveranstaltung mit prominenten Karl-May-Kennern)

Sonnabend, 7.11.1998, 18.30 Uhr, Museum
BERND SCHRÖTER (Essen)
Der Sohn des Bärenjägers
(Lichtbildervortrag)

Ende November 1998 feiern wir das siebzigjährige Bestehen des Karl-May-Museums in Radebeul!


Einladung

Billy Jenkins - Besichtigung eines Mythos

Billy-Jenkins-Abend mit Experten, Zeitzeugen und einem Überraschungsgast am 3. Dezember 1998, 20 Uhr in der Humboldt-Bibliothek, Karolinenstraße 19, 13507 Berlin (Reinickendorf/Tegel) und

Billy-Jenkins-Ausstellung vom 26. November bis 29. Dezember 1998 (Öffnungszeiten: Mo., Di., Do., Fr. 10 bis 19.30 Uhr, Ausstellungskatalog als Sonderheft der KMG erhältlich, Eintritt für Ausstellung und Jenkins-Abend frei; Zugang für Rollstuhlfahrer) in der Humboldt-Bibliothek.

Im Auftrag des Heimatmuseums Reinickendorf und der Karl-May-Gesellschaft e. V.

Organisation:
Dr. Michael Zaremba
Gabelweihstraße 4a
13505 Berlin (Reinickendorf)
Fax/Tel. 030/431 29 70


Kölner Stadt-Anzeiger v. 25./26.7.98

Karl-May-Marathon auf der Wortkomm

Erstmals findet in diesem Jahr die ,,Wortkomm" in Köln statt, die sich mit dem Hörbuch im allgemeinen und dem Vorlesen im besonderen befaßt. Im Rahmen dieser Premiere laden WDR Radio 5 und ,,Kölner Stadt-Anzeiger" zu einem Lesemarathon auf dem Hans-Hartmann-Platz in der Kölner Innenstadt ein. Acht Stunden lang wird am Samstag, dem 15. August, aus ,,Winnetou 1" gelesen, aus der Geschichte des heldenhaften Apatschen, der einen Weißen als Blutsbruder hat. Wer schon immer einmal aus diesem Buch öffentlich vorlesen wollte, ist geladen, sich beim WDR zu melden, der den Marathon aufzeichnen und in einer Zusammenfassung ausstrahlen wird. Lese-Kondition ist gefragt für Beiträge zwischen drei und zehn Minuten. Den Start macht um l0 Uhr der Kabarettist Jürgen Becker - und weitere Prominente werden sich im Laufe des Tages einfinden, um gleichsam auf dem Buchrücken durch den Wilden Westen zu reiten. Jeder Vorleser wird mit einem Präsent bedacht. Die Wortkomm - im Rahmen der Popkomm - dauert vom 13. August bis 16. August. (EB)


Horst Felsinger:

Karl May-Vertonung auf CD

Ab sofort ist meine Symphonische Dichtung ,,DUNKLES HAAR" auf CD erhältlich. Es handelt sich dabei um die Vertonung der Kiowa-Episode aus Winnetou III für Sprecher, Chor, Streichorchester, Klavier und Schlagwerk. Es singt der Kammerchor der Grazer Domkantorei, es spielen Mitglieder des Grazer Philharmonischen Orchesters, es spricht Nikolaus Lechthaler; Gesamtleitung Dan Ratiu, Dirigent an der Grazer Oper. Die Musik ist tonal. Zielsetzung des Komponisten war, schöne, aber auch dramatische Musik zu schreiben. Die einzelnen Musiknummern entsprechen global einer übergeordneten Sonatenform. Zur Einstimmung in die Musiknummern trägt der Sprecher Passagen aus Winnetou III vor. Ist Dunkles Haar die wiedererweckte Nscho Tschi? Die Komposition streift auch dieses Thema.

Die CD kostet ÖS 200, oder DM 30. Bestellungen richten Sie bitte an HORST FELSINGER Mitgl. d. Grazer Philh. Erlengasse 12/34, 8020 Graz, Tel. 67 12 79

Nur geringe Auflage!


Gudrun Keindorf

"Commercial arts"
Die Karl May Festtage in Radebeul - Zwischen Anspruch und Ethno-Romantik

"KARL MAY - eine Legende bis in unsere Zeit
KARL-MAY-FESTTAGE - Ein Fest für die ganze Familie
KARL-MAY-ERLEBNISPFAD - Im Lößnitzgrund entlang des Lößnitzbaches und der historischen Schmalspurbahn, vorbei an Schluchten und Felsen, werden die Geschichten von Karl May über Indianer, ‚Wilder Westen' und Orient authentisch in Szene gesetzt."

So lautet das Versprechen der Veranstalter auf dem Faltblatt und weckt eine gewisse Erwartungshaltung bezüglich dem, was die 7. Karl-May-Festtage bieten würden.

Daß die Schmalspurbahn zum "eisernen Feuerroß" mutiert, wird eingefleischte Karl-May-Fans kaum verwundern. Weiß man doch zur Genüge, daß das heimische Elbsandsteingebirge sich in der Phantasie des "Maysters" in die Rocky Mountains verwandelte. Wenn Winnetou und Old Shatterhand miteinander die Friedenspfeife rauchen, dann pikiert das höchstens Puristen, die der Meinung sind, daß Blutsbrüder dieses Ritual nicht mehr nötig haben.

Der Blick ins Festprogramm verspricht: Die Landesbühnen Sachsen präsentieren Ausschnitte aus ihrer neuen Inszenierung "Unter Geiern"; die Karl-May-Bühne Bischofswerda spielt Szenen aus "Der Schatz im Silbersee"; im Westernkino läuft der erste Stummfilmwestern "Der große Eisenbahnraub"; das Stuntfolk der Landesbühnen Sachsen inszeniert die Schießerei zwischen dem Marshall Wyatt Earp, "Doc" Holliday und den Brüdern Mc Laury; Eddy und Loccy, zwei Banditen, treiben ihr Unwesen in Tombstone; der Indian- und Westernbund "Old Manitou 1956" e.V. zeigt indianische Tänze und Spiele; ähnliches gibt es von der Indianistikgruppe "The Buffalos" aus Röderau; die "Virginia Volunteers" exerzieren, salutieren und beschützen (?) die Bahn; eine Sternreiterparade; diverse Reiterspiele; Goldwäscher; der Orientalische Basar "Hadschi Halef Omar"; das 3. Internationale Bluegrass-Festival (mit erstklassigen Größen wie Dick Kimmel & Co.) sowie unsere Brüder und Schwestern von den Stämmen der Azteken, Totonaken, Maya und Comanchen. Dann sind da noch der Saloon, der Hufschmied, der Barbier, der Sattler, ein Post Office und "andere Kramläden".

Doch von Anfang an, sprich vom Eingang unterhalb der Grundmühle aus. Die leeren Zelte der Militaries machen Hoffnung auf mehr. Ein einsamer Stand bietet Wigwams und andere notwenige Kleinigkeiten für den echten Indianisten an. Dann die Grundmühle selbst: Essen rechts und Trinken links, vielleicht war es auch andersrum. Hinter der Grundmühle: die erste Schlange "Toi, Toi, Toi". Hinter den Toilettenhäuschen vereinigt sich die Schlange der "Grundmühlenwanderer" mit der Hauptmasse derer, die über die Straße kommen. Verkleidete und Nicht-Verkleidete schieben sich vorwärts. Irgendwie geht's immer weiter. Bierbuden, Thüringer Rostbratwürste, französische Crêpes, die obligate Pilzpfanne und gebrannte Mandeln mit Zuckerwatte wechseln einander ab, gleichmäßig mit allem, was man in westdeutschen Fußgängerzonen ebenso wie auf ostdeutschen Märkten (und andersherum) reichlich und gewöhnlich trifft: billige Ledergürtel für teures Geld, Ethnoschmuck, von denen weder Hersteller, noch Ver- oder Einkäufer zu sagen wissen, ob er denn indianisch, ägyptisch, afrikanisch oder sonstwie "-isch" ist, nicht zu vergessen: Plastik-Wasserpistolen, überdimensionierte Schaumstoff-Westernhüte, die aus dem Catcher-Fan-Shop zu stammen scheinen ... und dazwischen die passende Musik südamerikanischer Ureinwohner: Anden-Beat, mal mit, mal ohne mitgebrachten Verstärker, je nachdem, wieviel ihre Tourneen durch die Fußgängerzonen bisher eingebracht haben.

Dann der Orient-Basar: die verbretterten Stände haben hier vorgebaute Zelte, die aufgestellten Schilder versprechen die Schätze des Orients und seltene kulinarische Köstlichkeiten. Wenn May schreibt, daß orientalische Städte nur von außen schön sind, innen aber merklich nachlassen, dann meint er zwar Bagdad und Stambul, aber zumindest in dieser Beziehung ist der Basar "authentisch". Der gleiche Ethnoschmuck wie gehabt, die "seltenen Köstlichkeiten" reduzieren sich auf Döner und Zaziki; in das kurdische Teezelt wagen sich nur wenige, liegt's vielleicht daran, daß der Besitzer so "kurdisch" aussieht? Über dem Ganzen schweben orientalische Klänge, oder das, was der Deutsche sich darunter vorstellt.

Weiter geht's nach Little Tombstone, das ein bißchen wie "Fort Fun" aussieht. Hier läßt das Geschiebe etwas nach. Das Zeltkino leidet weniger unter den im "Jail" krakehlenden "Banditen", mehr schon unter der Bühne, auf der sich diverse Künstler tummeln. Mitten dazwischen der Barbier, bei dem der Western-Haarschnitt nur 10 DM kostet. Der ist ein echter Friseur, und damit man ihm das glaube, hat er seinen Meisterbrief dezent aufgehängt (schließlich sind wir in Deutschland, und ohne geht's nicht), aber was die Pseudo-Casanova-Puderperücke auf seinem Haupte soll, weiß wohl nur der Meister der Schere selbst. Einem echten Indianer habe er auch schon die Haare geschnitten, versichert er gewichtig. Sein Geschäft läuft nicht schlecht. Ein "echter" Indianer verkauft zur Abwechslung echten Indianerschmuck, aber der geht nicht so gut, Ethno ist billiger.

Hier in Little Tombstone sind auch die Infostände untergebracht: "Landesbühnen Sachsen", "Stadt Radebeul" und "Karl-May-Museum".

Little Tombstone ist eine Sackgasse, also wieder raus: Bratwurst, Ethno, Bier, dann Golden Nugget City, richtig: Bratwurst, Ethno, Bier, garniert mit Goldwäsche am Lößnitzgrund. Bei soviel Kommerz wundert es schon, daß die Toilettenbenutzung kostenlos ist. Vor den nicht gerade reichlich vorhandenen "Chemos" bilden sich regelmäßig lange Schlangen. Manch eine(r) hätte sicher auch hierfür noch geblecht und dafür einen sauberen Wagen mit Wasserspülung betreten. Daß die blauen Häuschen Sonntag früh weder geleert noch gereinigt sind, ist nicht gerade Werbung, sondern Sparsamkeit am falschen Platze. Daß aber auf dem ganzen Gelände keine einzige Behindertentoilette auszumachen ist, ist bei der Größe der Veranstaltung ein echter Skandal.

"Kleine Feder" ist meistenteils verlassen: wenn die Indianistiker nicht gerade tanzen, sind sie selbst unterwegs; das gleiche Bild in den beiden Military-Camps. Dann die "Wende" und wieder retour. Gegenüber vom Basar gelangt man zum "Hohen Stein".

Nach all dem Geschiebe und Gezerre gerät man unversehens in eine Oase der Ruhe. Die, die wir so fälschlich "Indianer" nennen, laden ihre weißen Brüder und Schwestern ein, einen kleinen Blick in ihre Kulturen zu tun. Der "Baum des Lebens" der Totonaken ragt 32 Meter in den Himmel hoch, was um so eindrucksvoller wirkt, weil wir uns in einem ehemaligen Sandsteinbruch befinden, dessen senkrecht emporsteigende Felsen eine eindrucksvolle Kulisse abgeben. Zwischen Tanzkreis und Steinwand hat man eine Reihe deutscher Tipis "Vogtländer Typ" - Ständer: Fichte, unbehandelt; Bespannung: Zeltplane; Farbe: grau-weiß; Durchmesser und Höhe "DIN-Norm" - aufgebaut. Wen interessiert schon, daß Tipis wirklich nur ein Aspekt "indianischer" Wohnkultur ist.

Ein weiter Steinkreis grenzt die Tanzfläche gegen das Publikum ab. Peinlich, daß der Chief der Azteken die BesucherInnen extra auffordern muß, ihre Zigarettenkippen und Getränkedosen nicht da abzuwerfen, wo gleich getanzt werden soll. Bei all den angekündigten Sensationen und Stunts liegt die Vermutung nahe, daß hier der "Flug" der Totonaken all die Leute anzieht, die einen dutzendfachen Ring um den Steinkreis herum bilden. Sicher ist das der Magnet. Aber Xokoneschtletl, der das Programm der Totonaken, Azteken und Maya moderiert, schafft es, die ZuschauerInnen in seinen Bann zu ziehen. "Wir sind keine Athleten", erklärt er, "dies ist eine religiöse Zeremonie". Das Klatschen im Verlauf des Tanzes kommt nur zögerlich und verebbt jedesmal wieder rasch, so als ob die Klatschenden sich schämen, daß sie ihrer Erregung nicht anders Herr werden können. Und sie bleiben sitzen, auch nachdem die Totonaken den Boden wieder sicher erreicht haben. Nicht einmal Winnetou und Old Shatterhand von den Landesbühnen schaffen es, die Leute wirklich abzulenken, als sie hoch zu Rosse mitten in der Vorstellung am "Hohen Stein" erscheinen. "Winnetou ist Scheiße" brüllt einer, und die beiden verschwinden ganz schnell wieder. Über eine Stunde dauert das Programm, und dann kommen noch die Comanchen, deren farbenfrohes Powhow wohl eher dem entspricht, was wir dank Road-Movies von der Ausprägung "Zwei Cheyenne auf dem Highway" und Hollywood-Kost à la "Der mit dem Wolf tanzt" heute mit "modernem Indianertum" verbinden.

Hier oben sind Infostände von Amnesty International und von der Gesellschaft für bedrohte Völker. Auch die Ureinwohner Mexikos sind hier, um zu informieren. Die Tanzgruppe ist seit 12 Jahren in Europa, um die heilige Federkrone des Motekuhzoma ("Montezuma") zurückzufordern, die im Zeitalter der Eroberungen gestohlen und als Beutekunst nach Spanien gebracht wurde, das damals von den Habsburgern regiert wurde. Die Krone kam später nach Wien, wo sie im Naturkundemuseum aufbewahrt wird. Ihre Rückgabe würde die Anerkennung von fast 500 Jahre zurückliegenden Kriegsverbrechen bedeuten. Karl May selbst hätte sicher mehr gemacht, als sich nur in die ausliegenden Unterschriftenlisten einzutragen. Man möchte Xokoneschtletl und seinen Leuten wünschen, daß sie die Federkrone (mag sie nun echt sein oder nicht: sie ist das Symbol für das Recht der Ureinwohner auf ihre eigene Kultur) rasch wiederbekommen, denn auch an ihrem Stand schleicht sich der "Ethno-Geist" langsam aber unaufhörlich ein.

Die Rückkehr auf die "Main Street" gerät dann zum Kulturschock. Zumindest bei denen, die mit einem Karl-May-Buch schon einmal mehr gemacht haben, als es in der Hand zu halten, stellt sich die Frage: Was haben Bratwurst, Crêpes und Wasserpistolen gemeinsam?

Die Antwort: Sie haben nichts mit Karl May zu tun.

Das Karl-May-Museum Radebeul befindet sich mit dieser Veranstaltung in einem echten Dilemma: zwischen wissenschaftlichem Anspruch, der Notwendigkeit, wirtschaftlich zu arbeiten und kommunalpolitschen Querelen muß das Museum - personell chronisch unterbesetzt - eine Veranstaltung mittragen, die mit Karl May soviel zu tun hat, wie "ein Flußpferd mit Filetstricken" - um mit May zu reden.

Daß es möglich ist, viele zehntausend Besucher mit einem Programm zu faszinieren, das ohne Plastik und Ethno-Romantik und auch ohne die berühmte "Bratwurst" auskommt, haben andere Veranstalter zu historischen Themen bereits eindrucksvoll "vorgemacht". Auch das Thema "Karl May" ist historisch, hat aber einen begründeten Anspruch im "hier und jetzt", das beweisen nicht zuletzt die vielen Indianistik-Gruppen.

Sollte es nicht möglich sein, eine Veranstaltung auf die Beine zu stellen, die von der Authentizität lebt und nicht vom Kommerz, sich dabei aber für Alle rentiert?

Am 28.6. 1998 sendete der "MDR" einen einstündigen Filmbeitrag mit dem Titel "Tipi, Totem, Tomahawk" über die Karl-May-Festtage in Radebeul und das ostdeutsche Indianistikwesen. Im Interview sagte ein überzeugter "Indianistiker" sinngemäß: "Ich lehne es ab, mich zu verkleiden. Ich bin nun mal ein Deutscher und kann niemals ein Indianer sein." Der "Indianer" Daniel Zapata, der die Sendung moderierte, war übrigens der gleichen Meinung. Die Grund-Idee der Filmemacher, das Karl-May-Fest mit "indianischen" Augen sehen zu lassen, war recht gut. Schade nur, daß unter den vielen Interviewpartnern keiner zu Wort kam, der richtiggestellt hätte, daß Karl May hier auch nur ein Opfer war.


Karl May in der Fachpresse

Werbung für die KMG und Karl Mays Werk

In literarischen Gazetten, aktuellen Magazinen oder der Tageszeitung ist Karl May längst kein Geheimtip mehr; wir finden ihn fast täglich und manchmal mehrfach erwähnt; doch in Spezialpublikationen, in Fachzeitschriften etwa für Physik oder gar Baustatik wäre er eine Überraschung. Und doch haben wir heute zwei Beispiele für beachtliche Publikationen in der "Deutsche(n) Briefmarken-Zeitung" und in "buch & bild". Autoren sind die KMG-Mitarbeiter Christian Heermann und Eckehard Koch. Ebenfalls in dieser Ausgabe bringen wir zudem einen Artikel aus dem "Schach Magazin 64" über den Schachgroßmeister und Karl-May-Verleger Lothar Schmid.


Eckehard Koch: "... eine große, verkannte, hingemordete Nation ..." - Karl May prägte wie kein anderer das Bild der deutschen von den Indianern. In buch & bild - Magazin für Buch- und Grafiksammler 1/98.

Das Magazin "buch & bild" ist keine Literaturzeitschrift im eigentlichen Sinn; sie spricht primär den Sammler schöner Bücher und Graphiken an, doch sie widmet sich auch anderen Themen. In ihrer Nummer 1/98 setzt sie den Themenschwerpunkt: "Die Entdeckung der neuen Welt in der europäischen Literatur des 16. Bis 19. Jahrhunderts."

Koch bringt hier zunächst eine Darstellung des Autors, wie sie zwar für den Forscher und Mayfreund nicht neu ist, dem Leser eines Sammlermagazins dagegen aber neue Einsichten bringen dürfte. Da Büchersammler immerhin auch potentielle Leser sind, sicherlich eine Motivation, wieder einmal oder auch erstmals zu May zu greifen. Hier wird im Rahmen des vorgegebenen Schwerpunktes Verständnis für den Autor und sein Werk geweckt; insbesondere aber sein "Genie der Imagination" gewürdigt. Wahrscheinlich nichtsahnend hebelt er damit zugleich eine Passage aus dem direkt vor seinem Artikel stehenden Aufsatz von Petra Mende-Gürel: "Edler Wilder oder grausamer Schlächter" aus, wo unter dem Zwischentitel ‚Winnetous Legende' alte Vorurteile kolportiert werden: "Winnetou, diese Lichtgestalt deutscher Kolportageliteratur" wird nur klischeehaft begriffen.

Koch dagegen begreift das Anliegen des Autors als Legende von der Wirklichkeit. "(May) hat eine Legende geschaffen und damit die "Realität" in Deutschland nachhaltig beeinflußt: Er hat das Bild der Deutschen von den Indianern entscheidend geprägt. ,,Winnetou" wurde im deutschen Sprachraum, in Holland und auch in Ungarn1 der früheren Tschechoslowakei und anderen östlichen Staaten zum Synonym für den Indianer schlechthin."

Karl May ist auch der ‚Anwalt der Entrechteten', der sich "von der Tradition der deutschen Amerika-Autoren besonders abgehoben hat: Er hat - viel ausgeprägter als etwa Gerstäcker oder Möllhausen - die Schuld der Weißen an der Vernichtung der Indianer zu einem seine Werke durchziehenden roten Faden gemacht. Anklagen gegen die Untaten der Weißen finden sich in allen seinen Wildwest-Geschichten."

"May hat sich ein seinem Leben stets der Minderheiten, der Verachteten, Verfolgten, der unterdrückten Naturvölker oder der von Europa gedemütigten Völker des Orients angenommen. Diese Haltung ist um so achtunggebietender, als er damit offen dem Zeitgeist widersprach, gegen die Vorurteile und den Hochmut seiner Zeit ankämpfte. Er stand auf der Seite der Verlierer. Diese Haltung, in der er seiner Zeit weit voraus war, mag auch mit eigenen Erfahrungen von Leid, Verachtung und Verfolgung zusammenhängen."

Es ist sicherlich legitim, diesen Artikel nicht nur als beachtliche Werbung für Karl May sondern auch für die Karl-May-Gesellschaft zu sehen. Dem Artikel ist noch ein Infokasten zu den May-Stätten in Radebeul und Hohenstein-Ernstthal beigefügt, der auch die Anschrift unserer Geschäftsstelle enthält. Zur Nachahmung empfohlen.

Marginale Anmerkung der Redaktion:

Die Zeitschrift "buch & bild" ist die Nachfolgerin des fast legendären "BücherMarkt". Im "Bücher-Markt" haben wir 1993 in der Juni-Nummer (6/93) sechs Artikel zu Karl May und der Karl-May-Gesellschaft veröffentlicht; unser Vorsitzender schrieb zudem das Editorial. In der August-Nummer (8/93) konnten wir noch drei Folgeartikel publizieren.

Beide Hefte können noch über Frau Müller-Haarmann bezogen werden.

Christian Heermann: Auf den Spuren von Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi - Karl May - der Schriftsteller und sein Werk in der Philatelie. In: DBZ - Deutsche Briefmarken-Zeitung (sammler-express) 7/98.

Einen ganz anderen Weg geht KMG-Mitarbeiter Christian Heermann. Schon auf dem Titelblatt prangt das Konterfei: Karl May als Old Shatterhand auf einem Kostümfoto aus dem Jahre 1896, rechts neben seinem Kopf noch die Briefmarke mit dem Winnetoubild aus 1987. Und um Briefmarken geht es auch in dem Artikel von KMG-Mitarbeiter Christian Heermann, der auf sechs prall bebilderten Seiten darlegt, wie May sich auch mit Briefmarken interpretieren und illustrieren läßt. Zwar hat auch Heermann nur die eine May-Marke von 1987 finden können, doch schon anhand der beispielhaften Ausstellung in Hohenstein-Ernstthal aus dem Jahre 1996 "Karl May im Spiegel der Briefmarke" legt er dar, wie sich anhand von Sonderstempeln, Werbekarten und etwa privaten Freistemplern ein erster Sammelbereich ergibt. Postkarten von den Festspielorten aus Rathen etwa und später aus Bad Segeberg und Elspe kommen hinzu. Briefmarken von den Schauplätzen seiner Romane, Abbildungen bekannter Personen, die auch in Mays Werk handelnd auftreten, auf Marken erweitern den Bereich - der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Heermann versteht es zudem geschickt, in diese den Briefmarkensammler fesselnde Darlegung - die wir hier nur flüchtig streifen konnten, auch immer wieder Karl May und seine Arbeit einzuflechten. Eine ganze Spalte schließlich gibt eine gestraffte aber informative Übersicht zu Mays Biographie.

Ebenso geschickt leitet er von den zahlreichen Festspielplätzen zur KMG über: "Wenn Karl May alljährlich Hunderttausenden von Freilichtbühnenbesuchern frohe Stunden beschert, so auch einigen hundert Fachleuten diverser Disziplinen und Hobbyforschern, die sich wissenschaftlich mit dem Autor befassen. Diese Arbeiten laufen zum großen Teil in der 1969 gegründeten Karl-May-Gesellschaft ab, die mit fast 2.000 Mitgliedern zu den großen deutschen literarischen Vereinen gehört." Auch hiervon schafft Heermann wieder den Bogen zur Philatelie: "Die Gesellschaft führt alle zwei Jahre eine Tagung durch. Für den Kongreß 1987 in Wien -- der einzige bisher im Ausland - wurde mit einem Sonderstempel und Allongen (Zudrucke auf Leerfeldern) der Freimarkenserie "Schönes Österreich" geworben." Fehlte leider zur perfekten Werbung nur die Anschrift der KMG.


Nicolas Finke

Ein Abend mit Charly Geierschnabel

,,Begegnung der Welten und Kulturen": Die Karl-May-Festtage

KARL MAY & Co. bot während der 7. Karl-May-Festtage Radebeul mit einer abwechslungsreichen Veranstaltung eine gelungene Ergänzung.

Mittlerweile sind sie schon zur Tradition geworden: Jedes Jahr im Mai locken die Karl-May-Festtage in Radebeul wahre Besucherströme in den Lößnitzgrund - dorthin, wo schon Karl May spazieren ging. Auf dem zwei Kilometer langen Erlebnispfad mit seinen Felsen, Schluchten, einem Bachlauf und einer historischen Schmalspurbahn vergnügten sich in diesem Jahr vom 23. bis 24. Mai rund 33.000 Besucher. Damit sind die mittlerweile siebten Festtage nicht nur das mit Abstand größte, sondern auch das publikumsnaheste Fest der Karl-May-Szene. Besondere Attraktionen waren in diesem Jahr Auftritte echter Komantschen und Azteken sowie Darbietungen der Landesbühnen Sachsen und der Spielgemeinschaft Gojko Mitic e.V., die jeweils Szenen aus ihren neuesten Karl-May-Stücken ,,Unter Geiern« und ,,Der Schatz im Silbersee« zeigten. Weiterhin boten zahlreiche Infostände zu den Indianern und Karl May - auch das Karl-May-Magazin KARL MAY & Co. war wieder mit einem Stand vertreten - ein breitgefächertes Themenspektrum. Ob Karl Mays Leben und Werk, Festspiele oder die ,,echten" Indianer in Vergangenheit und Gegenwart - jedem Besucher wurde die Möglichkeit gegeben, auf seine Kosten zu kommen.

,,Der Abend mit dem Geier": Das Karl-May-Magazin lud ein

Einen Leckerbissen der besonderen Art gab es bereits am Freitag, den 22. Mai im Foyer der Landesbühnen; Das Karl-May-Magazin KARL MAY & Co. lud alle Freunde des sächsischen Phantasten zu einem gemütlichen Abend mit ,,Fans und Prominenz" ein - dem ,Abend mit dem Geier". Im Mittelpunkt der restlos ausverkauften Veranstaltung, durch deren Programm der Hamburger Kabarettist, Mayfreund und -Buchautor Reinhard Marheinecke führte, stand die Verleihung des ,,Goldenen Charly Geierschnabel" an das Karl-May-Museum Radebeul (70jähriges Jubiläum) und die Landesbühnen Sachsen (60 Jahre Karl-May-Spiele auf der Felsenbühne Rathen). Der kleine Charly Geierschnabel ist bekanntlich das neue Maskottchen von KARL MAY & Co.; er erfreute sich nicht nur an diesem Abend großer Beliebtheit. Auch die Vertreter der beiden Jubilare, René Wagner vom Karl-May-Museum und Intendant Christian Schmidt von den Landesbühnen Sachsen, zeigten sich angetan und teils gerührt von dieser originellen Ehrung.

Weiterhin bot sich den Besuchern des Abends ein abwechslungsreiches Programm aus Interview- und Talkrunden, Filmdarbietungen auf einer Videoleinwand und lustigen Einlagen; ein kurzweiliges Programm das beim aus ganz Deutschland angereisten Publikum - darunter auch Vertreter der Karl-May-Gesellschaft - äußerst gut ankam. Lustig waren nicht nur ein von Martin Tillenberg, Reinhard Marheinecke und Museums-Chef René Wagner dargebotenes, nicht ganz ernst zu nehmendes May-Film-Quiz oder die Begrüßung der Besucher durch Bundeskanzler Helmut Kohl alias Martin Tillenberg, sondern auch - und nicht zuletzt - der Auftritt der jungen Musikband ,,Superboys". Die aus Mainz stammende Formation gab ihre neue, besungene Version von Martin Böttchers ,,Winnetou-Melodie" zum Besten. In den deutschen Hitparaden kletterte diese gar bis auf Platz 30. Besonders für die jüngeren Besucher dieses Abends mag diese originelle musikalische Einlage eine willkommene Abwechslung gewesen sein. Karl May & Co.-Chef Torsten Greis hatte die beiden ,,Superboys" eigens für diesen Abend nach Radebeul holen können.

Der Abend war mit einem Zitat Karl Mays aus ,,Krüger Bei" eingeleitet worden, und mit seinen Worten aus ,Allah il Allah" sollte die Veranstaltung denn auch ausklingen.

So wurden die Karl-May-Festtage Radebeul 1998 durch einen gemütlichen, lustigen und informativen Abend eingeleitet, der nicht zuletzt auch äußerst günstig (Eintritt 12 DM) war.


Festwoche in Hohenstein-Ernstthal

Wir wollen von Karl May berichten, aber zunächst muß gesagt werden, daß der Anlaß zum Stadtfest in Hohenstein-Ernstthal die Fusion zweier Städte war, genau vor 100 Jahren einigten sich die Stadtväter beider Orte, nachdem sie etwa 40 Jahre gerungen hatten. Der Fabrikant Victor Falcke schrieb 1857: "Hohenstein und Ernstthal sind politisch getrennte Gemeinden, haben aber doch eine sehr große Anzahl gemeinschaftlicher Interessen. Daher kommt es, daß in ihren Bewohnern das Gefühl der Zusammengehörigkeit, der Notwendigkeit vereint zu handeln, bald lebhaft hervor-, bald wieder zurücktritt...Vereint könnten beide Städte viel erreichen, zertrennt zerfallen viele gute Bestrebungen in Halbheit. Sollte es da nicht möglich sein, den Grund des Übels, die politische Trennung zu mildern?" Das ist ein Zitat, wie es in dem neuen Buch gedruckt ist, das die Stadtverwaltung herausgegeben hat ("Hohenstein-Ernstthal-100 Jahre vereint"), der Autor und unermüdliche Forscher ist Wolfgang Hallmann, der Kulturamtsleiter.

Man mag lächeln ob der langen Überlegungsphase, ein Vergleich mit aktuellen Problemen siehe Nordirland wirft ein anderes Licht, und letzten Endes gelang die notwendige Fusion. Am 25. Mai 1897 beschlossen die Stadtverordneten in Hohenstein unter Vorsteher Redslob einstimmig die Vereinigung, während in Ernstthal am gleichen Tag mit 18:2 Stimmen mehrheitlich der Zusammenschluß beschlossen worden ist. Am 1. Dezember 1897 erteilte das Innenministerium in Dresden "zur Vereinigung der Stadtgemeinden Hohenstein und Ernstthal zu Einer Stadtgemeinde Revidierter Städteordnung unter dem Namen Hohenstein-Ernstthal vom 1. Januar 1898 an auf Grund des Übereinkommens vom 25.Mai 1897 ... Genehmigung." Der Einwohnerstand betrug 7551 bzw. 4937 (17.12.97). Nun also Festwoche vom 14. Juni an mit dem Höhepunkt am 21.Juni 1998. Neben Schwimmfest, Fußballturnier, Festkonzert, Modenschau und Ausstellungen im Textil- und Heimatmuseum ist ein wichtiger Programmpunkt die feierliche Namengebung der Stadtbibliothek; am Freitag, 19.6.98 erhält diese ihren neuen Namen "Hans Zesewitz". Nach einer Würdigung durch OB Homilius enthüllte der Ehrenbürger Werner Legère die Tafel mit einem kräftigen "Glück auf!" Hans Zesewitz übernahm als erster die mühevolle und zeitraubende Aufgabe, nach Spuren von Karl May in Landes- und Staatsarchiven zu suchen, und er durchforschte umfangreiche Biografien. Seine Forschungen, die heute eine wichtige Grundlage der wissenschaftlichen Arbeit der Karl-May-Gesellschaft sind, wurden in den Mitteilungen des Karl-May-Hauses veröffentlicht. Wesentlich trugen sie dazu bei, die für das Ansehen Karl Mays abträgliche Legendenbildung um dessen angebliches Räuberleben zu entflechten und richtigzustellen. Das Erbe des mit 88 Jahren verstorbenen Hans Zesewitz soll in der Karl-May-Geburtsstadt deshalb besonders bewahrt werden (Freie Presse v.19.6.98). Die angesprochene Erwähnung von Hans Zesewitz befindet sich im ‚Begleitbuch zu den Ausstellungen' unter 3.1. Die wissenschaftliche Arbeit.

Und weiter geht's mit dem Feiern: Im Hotel Drei Schwanen kommen Verwandte zusammen, deren Stammbaum irgendwie mit Karl May zusammenhängt. Organisiert vom Leiter des Karl-May-Hauses, André Neubert und dessen Mitarbeiterinnen, will man das Erbe und die damit verbundene Tradition weiter pflegen und bestehende "weiße Flecken" in der Familiengeschichte um Karl May beseitigen. Grundlagen für die Recherche schaffte der Erdmannsdorfer Manfred Wild. Seine Frau stammt aus der Linie der Lieblingsschwester Karl Mays, Christiane Wilhelmine. Von einer Adresse kam man schnell an weitere, es funktionierte wie das Schneeballsystem. Etwa 60 stolze Bürger und Bürgerinnen lauschen dem Vortrag des Kirchenchores von St. Christophori, die Lieder von Karl May einstudiert hatten, der Ansprache des Oberbürgermeisters und dann den Worten von André Neubert, der unter anderem mit Projektionsfolien einen historischen Überblick und dann den Starschuß für's gemeinsame Abendessen gab. Es ist schon etwas besonderes, mit Karl May verwandt zu sein!

Der Samstag sieht verschiedene Aktivitäten in der festlich geschmückten Stadt, Bauernmarkt mit Ochsenbraten am Altmarkt, Händlerstände zwischen Alt- und Neumarkt, und am Neumarkt rund um die Kirche Verkaufs- und Getränke-Buden, Bullriding, Freiluft-Kegelbahn und eine Bühne mit Countrymusik, es ist mächtig was los bis in den frühen Abend. Dann aber am Sonntag: Festumzug bei strahlendem Sonnenschein, in etwa 26 Bildern werden historische Persönlichkeiten und Berufsstände präsentiert, Blaskapellen lockern den Zug auf; und im Bild Nr. 15 heißt es "Karl-May-Welt"; wer anders als Walther Ilmer könnte den Mayster repräsentieren, neben ihm in der Kutsche seine Gattin, die Emma, dargestellt von Frau Grunert. Indianer und andere Maysche Figuren setzten dem Ernstthaler Autor ein würdiges Umzugsdenkmal. Imagefaktor Nr.2, der Sachsenring, war ebenfalls in den Festumzug integriert, "Rennpappe" und Rennmaschinen durften nicht fehlen. Fast 1500 Mitwirkende in dem 2 km langen Zug gaben ein prächtiges Bild, an das man sich noch lange erinnern wird. -dSch


Eckehard Koch

Ein Bild vom Alltagsleben der Indianer

In den KMG-Nachrichten Nr. 113/Sept. 1997 habe ich das inzwischen schon "klassische" Werk von KMG-Mitglied Siegfried Augustin "Die Geschichte der Indianer. Von Pocahontas bis Geronimo 1600 - 1900" vorgestellt. Dieses Standardwerk - eine umfassende Dokumentation des 300jährigen Kampfes der nordamerikanischen Indianer um ihr Land und ihre Rechte, das mit Recht zum Bestseller wurde - ist nun auch als Taschenbuch erhältlich (Knaur TB März 1998); für diese Neuausgabe ist es an einigen Stellen auf den neuesten Stand der Forschung gebracht, ansonsten unverändert und entspricht damit der vollständigen Erstausgabe. Inzwischen ist dieses hervorragende Werk sogar in bulgarischer Sprache erschienen - ein Beweis mehr für die exzellente Einführung in die Geschichte der Indianer, der eine weite Verbreitung zu wünschen ist.

Dr. Augustin war mittlerweile nicht müßig. 1997 erschien von ihm das Werk "Die Welt der Indianer in Augenzeugenberichten", das von der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur zum "Buch des Monats" (November 1997) ausgewählt wurde. Es umfaßt etwa 340 Seiten und rund 50 zeitgenössische Abbildungen; wie schon für die "Geschichte der Indianer" hat Frau Ilse Möllhausen die Genehmigung zur Wiedergabe aus Balduin Möllhausens Skizzenbüchern erteilt.

Augustin hat sich mit dem Buch zum Ziel gesetzt, ein Bild vom Alltagsleben der nordamerikanischen Indianer zu entwerfen, zusammengesetzt aus Berichten von Augenzeugen, die diesen Alltag realistisch erlebt haben. Weiße, die in indianische Stämme (wenn auch nicht unbedingt freiwillig) aufgenommen wurden, Missionare sowie Wissenschaftler, Künstler oder Abenteurer kommen zu Wort. Die Auswahl umfaßt James Smith, der bei den Irokesen im 18. Jahrhundert lebte, die Missionare Loskiel (der Material von Missionaren verarbeitete, die unter Indianern lebten) und Heckewelder, den von Ottawa entführten John Tanner und dessen "Ghostwriter" Edward James, der aber auch selbst als Wissenschaftler und Expeditionsbegleiter ein hervorragender Kenner indianischer Kultur war, den Adjutanten des Generals Sherman Richard J. Dodge, den deutschen Reisenden Johann G. Kohl, die Schriftsteller Armand, Möllhausen und Pajeken, den Maler Friedrich Kurz sowie Olive Oatman, die als Gefangene bei den Indianern lebte und - was bislang so gut wie nicht bekannt war, weil es immer verschwiegen wurde - einen Indianer heiratete. Letztere Information ist eines der vielen Verdienste dieses Werkes, das man nicht zur Seite legen wird, bis man es ausgelesen hat, und dem eine weite Verbreitung zu wünschen ist. Wichtig sind die in den Text eingebrachten Darstellungen indianischer Völkerschaften, so daß der Leser stets ins Bild gesetzt wird, mit wem er es angesichts der Augenzeugenberichte zu tun hat, sowie die Kurzbiografien der Augenzeugen, die zu Worte kommen. Für mich besonders interessant waren die Darstellungen des Schriftstellers Pajeken - der Leser möge selbst entscheiden, ob May bei ihm Anleihen für seinen "Silbersee" gemacht hat (mehr wird aber nicht verraten. Howgh!).

Siegfried Augustin: Die Welt der Indianer in Augenzeugenberichten - "Malt ihm das Gesicht an mit rötlicher Farbe", Nymphenburger Verlagsbuchhandlung München 1997

Dr. Augustin ist auch langjähriger Mitarbeiter des Magazins (Journal Geschichte) "Geschichte mit Pfiff". Das Heft 1/98 (Januar) ist der Welt der Indianer gewidmet und deckt die gesamte indianische Geschichte ab. Einzelbeiträge behandeln z.B. den Bund der Irokesen, Tecumsehs Kampf, die Indianerküche oder das indianische Erbe (Augustin). Es werden Medien zum Thema vorgestellt, und die "Geschichte auf einen Blick" stellt die indianische Geschichte in Zusammenhang mit der amerikanischen und der europäischen - alles in allem ein informatives und gut gemachtes Heft. Übrigens ist die gesamte Reihe interessant...

Ich bin schon gespannt auf des nächste Werk von Dr. Augustin...


Wilhelm Brauneder

Eine Ergänzung zur Wiener Lizenzausgabe

Zu meinem Beitrag "Die Wiener Lizenzausgabe" (in: Wilhelm Brauneder, Karl May und Österreich, Husum 1996, S. 159 ff.) ist eine Ergänzung anzubringen.

Hinsichtlich der Auflagen der Bände I und II traf ich die Feststellung (S. 184), daß es gemäß "einer Aufstellung von Patsch" doch "mehr Auflagen gegeben haben muß" als von mir aufgrund der mir damals zur Verfügung stehenden Indizien angegeben. Tatsächlich ist nach einem Ankauf in einem Wiener Antiquariat folgendes festzuhalten:

Von Band II gab es (zumindest) noch eine fünfte Auflage, nämlich im 548.-355. Tausend mit der Ueberreuther-Verlagsnummer J 51/5 (letztere Ziffer steht bekanntlich für 5. Auflage), und zwar mit dem Vermerk "Copyright, 1952 by Joachim Schmid, Bamberg", während die Vorauflage (J 51/4) den Vermerk trug "Copyright, 1881, by Karl-May-Verlag". Sowohl diese 4. wie die 5. Auflage tragen weiters den Vermerk "Herausgegeben von Dr. E. A. Schmid".

In der meinem eingangs erwähnten Beitrag als Anhang II angefügten Tabelle "Die Auflagen der Wiener Lizenzbände" ist somit zu Band II in der Spalte 5. Auflage nachzutragen wie folgt: 548.-355.: 1952; J 51/5.

Eine weitere ergänzende Bemerkung verlangen die Ausführungen im Abschnitt "IV) Landkarten" (S. 169 ff). Zumindest von Band XI - in der einzigen Auflage 251.-260. Tausend (J 176/1) - existieren Exemplare ohne Landkarten auf vorderem wie hinterem Vorsatz. Weiters ist zu den Landkarten dieses Bandes zu bemerken, daß hier tatsächlich eine Abweichung von der Kartenfolge im selben Band der Bamberger Ausgabe vorliegt, die Karten auf vorderem bzw. hinterem Vorsatz sind tatsächlich vertauscht (so S. 200 meines Beitrages).

Es bleibt zu hoffen, daß dieser Nachtrag noch zu ähnlichen anregen wird, um die eben erwähnte Tabelle zu komplettieren.


Nachtrag: Die kurze Besprechung von "Deutscher Herzen Liederkranz" in KMG-Nachrichten 116, S. 43, stammt aus: Der Rabe Nr. 52 (1998), S. 212

Martin Lowsky


Erinnerung: Robert, der Schiffsjunge, und Old Shatterhand

»Wenn wir uns der Zeit erinnern, in der wir Kinder waren, des Schweifens durch Wald und Feld, wo das Geheimnis hinter jedem Baum und jeder Hecke verborgen war, der wilden, tobenden Spiele in den dämmerigen Winkeln der kleinen Stadt, der Glut der Freundschaft und der Ehrfurcht vor unseren Idealen, so sehen wir, um wieviel blasser die Welt geworden ist. Können wir noch eine Gestalt so verehren wie Sherlock Holmes, den hageren, nervösen Helden mit der kurzen Pfeife zwischen den Zähnen, oder ist uns irgend etwas noch so wichtig wie der grüne Papagei, der dem armen Robinson auf der Schulter saß? Robert, der Schiffsjunge, und Old Shatterhand, der Rote Freibeuter und Kapitän Morgan, der den Totenkopf im schwarzen Wimpel trug, der Graf von Monte Christo mit seinen Schätzen, Schinderhannes, dieser Freund der Hütten und Feind der Paläste, Dschaudar, der Fischer, dem sein Ring die Herrschaft über dienstbare Genien verlieh, alle diese Abenteurer, Märchenprinzen, Seeräuber und edelmütigen Verbrecher - ich beklage nicht, daß sie dahingegangen sind, aber ich wünschte, daß sie mit jedem neuen Kreis, den das Leben uns öffnet, Nachfolger fänden, auf die die ganze Summe von Liebe und Glauben sich übertragen könnte, die ihnen gewidmet war.«

(Aus: Ernst Jünger: Das abenteuerliche Herz. Erste Fassung. Aufzeichnungen bei Tag und Nacht. Mit einem Vorwort von Michael Klett)

[mitgeteilt von Heinz W. Hass]

Die Saat, die er gesät?

"Und nach einigen Kreuz- und Querfahrten im düsteren Dschungel der Kolportage gelang ihm der große Wurf. Er stellte jene von allem Menschlich-Allzumenschlichen gereinigte, glattlackierte, saubere Schießbudenfigur neudeutsch idealistischer Prägung auf die Beine, die auf den Doppelnamen Old Shatterhand-Kara ben Nemsi hörte und die sich, so weit die deutsche Zunge klingt, alle Herzen vom Etsch bis zum Belt im Sturme eroberte. Sie war die Krönung seines Werkes, keiner konnte ihm diese Schöpfung streitig machen. Allerdings wurde ihm diese Tat schlecht gelohnt. Der Neid wachte auf und machte sich ebenfalls auf die Beine. Man nahm ihm die im Taumel des Erfolges immer peinlicher hervortretende Identifizierung der eigenen Person mit dem glanzvollen Helden seiner Bücher übel. Zwar ließ er hin und wieder seinen Heros ein generelles Bekenntnis zur allgemeinen Fehlerhaftigkeit der menschlichen Natur aussprechen, wohl aus dem dunklen Gefühl heraus, daß auch die Tragfähigkeit einer deutschen Seele ihre Grenzen habe. Aber er hatte sich schon zu sehr übernommen, man betrachtete ihn mit Mißtrauen. Seine immer zahlreicher werdenden Feinde und Neider ruhten nicht. Sie gingen zum Angriff über. Sie untersuchten sein Vorleben, und als man entdeckte, daß hinter dem edelgefirnisten patriotischen Sänger ein ehemaliger Zuchthäusler steckte, ließ man ihn fallen wie einen heißen Pfannkuchen. Er fiel in das Brackwasser ihrer heuchlerischen Verachtung, und trotz eifrigsten Bemühens konnte er sich nie wieder ganz von den Schmutzflecken reinigen, die von nun an seine Erscheinung verunzierten. Als lädiertes Mahnmal eines mißglückten Höhenfluges schied er von uns. Doch sein Werk bestand und wirkte im Stillen weiter. Die Saat, die er gesät hatte, ging auf und zeitigte blutige Früchte."

(Aus dem Kapitel `Karl May - Ein deutsches Phänomen' in: `Die Verteidigung des Panoptikums - Autobiographische, zeit- und kunstgeschichtliche Schriften sowie Briefe 1930-1955'. Herausgegeben von Dirk Heißerer).

[mitgeteilt von Heinz W. Hass]


Der KMV feierte am 1.7.98

Einen dreifachen Anlaß gab es zur Feier: 85 Jahre Karl-May-Verlag, 20 Jahre "Karl May" Verwaltungs- und Vertriebs-GmbH und Verleger Lothar Schmid 70 Jahre. Unter diesem Aspekt luden die Bamberger ein, am 1. Juli ab 11.00 Uhr gab es in der Brauerei u. Gaststätte Greifenklau am Laurenziplatz ein gemütliches Zusammensein mit Festansprachen, Mittagessen und Überraschungen. Ein humoriger Gastgeber, Sohn des Firmenmitbegründers und jetziger Seniorchef des Karl-May-Verlages, Lothar Schmid, begrüßte unter anderem die Oberbürgermeister von drei Karl-May-Städten, nämlich Bamberg, Hohenstein-Ernstthal und Radebeul, den Festspielleiter von Bad Segeberg, die Museumsleiter von Radebeul und Hohenstein-Ernstthal, Verlegerkollegen, Hersteller, Autoren, Familienfreunde und Familienangehörige. Der Pressebeauftragte der KMG brachte Grüße und Glückwünsche der KMG, und so begann ein gemeinsames Mittagessen, angeboten auf olivgrüner Menükarte, auf deren Frontseite in einer Zeichnung (K-H. Dömken) die Brauerei und die Konterfeis von Verlagsgründer Dr. E.A. Schmid und seinem Autor abgebildet waren. Weiter führte Sohn Bernhard durch das Programm, Neuerscheinungen des KMV wie Vinnetu III und die Patty-Frank-Biographie wurden angesprochen, das neue Hörbuch, das gemeinsam mit dem MDR entsteht, wobei Stefan Wicker als Vor-Leser fungiert, Band 80 "Auf der See gefangen" konnte bereits als fertiges Produkt vorgestellt werden, und auf die naheliegende Frage, wer denn die neuen Bücher schreibe, wurde als Gag Karl May persönlich hervorgezaubert, unter der Verkleidung als Walther Ilmer zu erkennen, der wieder einmal unübertrefflich brillierte. Die Oberbürgermeister brachten dann in kurzen Ansprachen die Verbundenheit ihrer Städte mit dem KMV und Karl May zum Ausdruck, und dann nach Apfelkräpfla mit Vanilleeis kam Nicki. Das ist ein 1,97 m großer Cherokee-Indianer Jahrgang 1923, der früher in Bamberg lebte und von 1966 bis 1971 der Hüter des Museums war. Gemeinsam mit zwei Freunden führte Nicki Buffalo Child, eigentlich Silkirtis Nichols, verschiedene Tänze auf, selbstverständlich im Festtagsputz, während seine deutsche Ehefrau übersetzte und die Bedeutung der Tänze erklärte. Das war also für die Greifenklauer und die Jubilare ein ganz großer Tag, der bei allen Gästen beste Laune und gute Erinnerungen hinterließ.

-dSch

Im Internet: Karl May in der Presse

Als Pressebeauftragter fertige ich einen ‚Pressespiegel', der mir zum großen Teil durch einen Zeitungsausschnittsdienst ermöglicht wird, das ist ein Leseservice, der alle wichtigen Tageszeitungen nach dem Stichwort "Karl May" durchforstet. Diesen Pressespiegel erstelle ich für den Vorstand der KMG und versende ihn in fotokopierter und gehefteter Form, er enthält Artikel in ganzer Länge, was in den KMG-Nachrichten selten nicht möglich ist, oft auch Artikel, die nur als Rand-Thema interessant sind. Unter Ausnutzung des Mediums INTERNET können ab sofort auch alle Besitzer von PC und online-Anschluß diese Zusammenstellung einsehen. Wählen Sie dazu direkt http://home.t-online.de/home/D.Schober oder klicken Sie auf der bekannten Seite der KMG unter ‚Seiten von Mitgliedern' auf Dietrich Schober.

Noch ein Hinweis:

Unter www.paperball.de können Sie überregionale und lokale Zeitungen nach Karl+May durchsehen, der Versuch lohnt sich, allerdings werden diese Artikel werktäglich auf den neuesten Stand gebracht, man muß also täglich nachschauen. -dSch


Die KMG-Nachrichten brachten in der Nr. 116 (Seite 17) eine Laudatio aus der Feder von Erich Heinemann. Dort wurde auch die Schachkomponente im Leben des Karl-May-Verlegers bereits angesprochen. Unser Mitglied Joachim Schulz, Steinfurt, übermittelte uns nun eine Würdigung des Schachgroßmeisters Lothar Schmid aus dem ,Schach Magazin 64', aus dem wir nachstehend Ausschnitte dokomentieren.

Doppel-Großmeister, Schiedsrichter und Sammler

Lothar Schmid zum 70. Geburtstag, porträtiert von Hartmut Metz (Muggensturm)

SCHACH MAGAZIN 64 / Schach-Echo - 10/98

Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah. Den ellenlangen Namen des Helden aus "Durchs wilde Kurdistan" konnte sich Autor Karl May vermutlich selbst nicht immer in Erinnerung rufen. Sein Verleger in dritter Generation, Lothar Schmid, betet den Namen des Freundes von Kara Ben Nemsi auch mit 70 Jahren noch problemlos herunter. Früher, so erzählt die Legende, memorierte der Bamberger Großmeister den kompletten Namen von Hadschi Halef Omar vor mancher Partie, um sein Gehirn auf Trab zu bringen.

Mit beachtlichem Erfolg: Lothar Schmid, der am 10. Mai seinen runden Geburtstag feierte, errang als einer von bisher nur fünf Spielern sowohl den Großmeistertitel im Turnier- als auch im Fernschach. Doch nicht allein deswegen gilt der "schöne Lothar", wie man ihn in den 50er und 60er Jahren nannte, als eine der schillerndsten Figuren der Schachgeschichte. Überdies ist der 278fache deutsche Nationalspieler der am meisten gefragte Schiedsrichter der Welt. Seinen Ruf begründete er 1972 auf Island beim legendären Jahrhundertmatch, als im Duell der Systeme der extravagante Bobby Fischer auf Weltmeister Boris Spasski prallte. Zwischen den Blöcken - hier der Kapitalist aus den USA, dort der sozialistische Vordenker aus der Sowjetunion - stand Schmid und brachte das Match trotz aller Eskapaden auf beiden Seiten über die Bühne. Seitdem wurde der besonnene Jurist stets als Feuerwehrmann gerufen, wenn bei Weltmeisterschaften das Holzbrett in Flammen aufzugehen drohte: Beim Match 1978 zwischen dem in die Schweiz emigrierten Viktor Kortschnoi und Anatoli Karpow, 1986, als zwischen Karpow und Kasparow die Fetzen flogen, und 1992 beim Comeback Fischers gegen Spasski in Jugoslawien.

Trotz aller schachlichen Qualitäten mag Schmid den Ausdruck Multitalent nicht. "Ich bin Amateur - und das scheint mir Vorteile gegenüber Berufsspielern zu bringen. Wir können Schach spielen, müssen es aber nicht", erklärt der 70jährige unumwunden. In oft langen Pausen sog er neue Kreativität auf, die ihm viele Siege über Weltmeister und WM-Kandidaten bescherte. Während eine Kämpfernatur wie der drei Jahre jüngere Kortschnoi schon mal den Kontrahenten ärgerlich angeht, wenn der nicht rechtzeitig die Waffen streckt, beklagte sich der gebürtige Sachse einst bei einem Mitspieler: "Sie können doch nicht aufgeben, wenn es gerade am schönsten ist!" Auch sonst ranken sich allerlei Anekdoten um den charmanten Plauderer. Nach einem Simultanspiel im deutschen Bundestag, an dem unter anderem Kanzler Helmut Schmidt teilnahm, erkundigte sich ein Neugieriger nach dem Sieger der Partie. Die phonetisch schlagfertige Antwort des Großmeisters: "Schmid!"

Trotz aller Erfolge frönt der Ausnahmekönner auf den 64 Feldern einer noch größeren Passion, die ihm auch als Profession in die Wiege gelegt wurde: Bücher. Mancher Anhänger des königlichen Spiels glaubt, mit 200 oder 300 Schachwerken eine große Bibliothek zu besitzen. Schmids Schachbücher sowie seine exquisiten Schach- und Damespiele füllen sieben Räume! "Wieviele Bände es genau sind, weiß ich nicht", hat der Eigentümer längst das Zählen aufgegeben. Mit "vermutlich weit über 20.000 Büchern" stellt die Bibliothek jedenfalls die größte private Schach-Sammlung auf dem Globus dar. Doch auch hier regiert Schmids Maxime, "Qualität geht vor Quantität". Als es galt, "den Eckstein aller Schachbücher" - das erste Lehrwerk, den 1497 in Spanien erschienenen Lucena - zu erwerben, überlegte er "lange, lange", ehe sich der Büchernarr das "teure Vergnügen" doch leistete.

Der Schöngeist erkor aber auch billigere Schnäppchen zu seinen "Lieblingen". Beispielsweise eine wohl einmalige Schachzeitung: "Ein Zigarren- und Spielsalon hatte im vorigen Jahrhundert als eine Art Werbung die Zigarren mit Papier verpackt, auf dem sich stets ein Schachproblem befand. Weil die Blättchen durchnumeriert und - datiert waren, entstand praktisch eine Schachzeitung. Doch nur ein Schotte bewahrte die Verpackung auf." Über solcherlei Mosaiksteine freut sich der leidenschaftliche Historiker. "Ein, zwei Bücher" möchte Schmid auf dem Altenteil verfassen. Die Schachwelt darf gespannt sein, wähnt sich doch der Forscher auf einer heißen Spur, daß das Spiel der Könige entgegen der bisher verbreiteten Meinung womöglich gar nicht aus Indien stammt.

Sein Geld verdient der Bamberger aber auch künftig nicht als Autor, sondern mit nur einem Autor: Karl May. Gameboy hin, Tamagotchi her, der Abenteuer-Romancier (1842 - 1912) bleibt ein Bestseller. "Sicher wandelt sich der Geschmack. Karl May ist jedoch nach wie vor äußerst beliebt, mit Recht", meint Schmid, dessen Großvater vor 85 Jahren nach dem Tod des Schriftstellers in Radebeul (bei Dresden) den Verlag gründete.

Vor der Zukunft ist Schmid nicht bange. Seit er vor fünf Jahren von seinen beiden Brüdern alle Anteile übernahm, leitet er die Geschäfte zusammen mit seinem Sohn Bernhard. Dank ihm erscheinen neben den bekannten grünen Bänden ebenso "gesammelte Werke" von Karl May, was Großvater Schmid noch "für nicht ratsam" hielt. Die "starke Nachfrage" straft ihn jedoch Lügen. Der neueste Clou, mit dem der Schulbuchmarkt aufgerollt werden soll, ist Karl May in Latein.

"Winnetou", bekennt sich Lothar Schmid zu seiner Lieblingsfigur, "wurde von Karl May so wunderbar beschrieben, daß man ihn einfach liebt oder zumindest verehrt. Er ist ein Geschöpf, das jeder gerne als Freund betrachten möchte." Womit der Großmeister wieder in sein anderes Metier zurückkehrt: "Einen Freund zu haben, einen guten Freund, der aus der Fremde kommt, ist eine gute Sache. Das schätze ich beim Schach außerordentlich, daß wir über die Grenzen hinweg Freundschaften schließen können."


Karl May reist zu den lieben Haddedihn

Dies ist der Titel eines Filmes von Erich Loest und Peter Sodann als Karl May. Das ZDF sendete am 23.8.98 um 23:25 Uhr einen 55 Minuten langen Film, bei dem Erich Loest Buch und Co-Regie übernommen hat, die Regie und Redaktion hat Dr. Wolfgang Lörcher, Abt. Literatur und Kunst. Dazu verteilte die Pressestelle folgenden Text: "Sand, Sand, hunderte Male habe ich ihn beschrieben. Tuaregs ritten an, ich wachte auf einer Düne, den Rappen Rih, das wunderbarste Pferd, zwischen den Schenkeln". Karl-May-Fans werden wissen, was gemeint ist: Der Rappe Rih ist das Wunderpferd Karl Mays, das dieser ebenso erfand wie seine Reisen. Oder doch nicht ? Der diesjährige Stadtschreiber des ZDF, 3sat und der Stadt Mainz, der Schriftsteller Erich Loest, hat über Karl May und diese Frage zusammen mit dem ZDF einen Film gemacht, sein "Elektronisches Tagebuch". Dieser Film geht zurück auf Motive seiner im Jahre 1980 geschriebenen Biographie über Karl May unter dem Titel "Swallow, mein wackerer Mustang". Inhalt des Films sind Orientreisen, die Karl May in zwei Etappen, teilweise allein, teilweise mit seiner Frau Emma und dem befreundeten Ehepaar Plöhn in den Jahren 1899 und 1900 unternahm. May wollte mit diesen Reisen vor allem eines: er wollte seine Kritiker mundtot machen, die behaupteten, alles, was er geschrieben habe, sei gelogen, während er darauf beharrte, daß sich alles so zugetragen hat, wie er es in seinen Büchern wie "Durchs wilde Kurdistan" oder "Durch die Wüste" beschrieben hat. May reist denn auch nicht nur nach Ägypten, sondern zu Hadschi Halef und den Haddedihn. Diese beiden Reisen vollzieht Erich Loest heute nach, wobei ihn sein Freund, der Schauspieler Peter Sodann, begleitet. Dieser ist vielen Zuschauern sicher bekannt als Kommissar Ehrlicher im "Tatort-Krimi" der ARD. Peter Sodann und Erich Loest fahren nach Ägypten, sie erleben Kairo, dann fahren sie den Nil hinauf bis Assuan und dann wieder zurück nach Kairo. Sie machen einen Ausflug auf dem Kamel zu den Pyramiden von Gizeh, sie erleben die Wüste bei Assuan: ihre erbarmungslose Hitze, den heißen Sand, die Flöhe. Durch ihre Reise werden so die Reisen Karl Mays lebendig, wobei Peter Sodann immer wieder aus dem Alltag in die Rolle des Karl Mays springt. Die beiden zeigen uns einen Karl May als liebenswürdigen Aufschneider, aber auch einen Schriftsteller, der letztlich daran zerbricht, daß es ihm nicht gelingt, Realität und Fantasie auseinander zu halten. May lebt seine Fantasien so intensiv, daß er sie für wahr hält. Hierin ist er weit vom Schriftsteller Loest entfernt, der diese Haltung zwar versteht, aber nicht billigt. So zeigt dieses "Elektronische Tagebuch" einen ganz anderen Karl May, aber quasi als Negativbild dieses Karl Mays portraitiert sich darin auch der Schriftsteller Erich Loest. So sagt er im Film über seinen Karl May: "Er war sieben Jahre im Knast, ich auch. Ich weiß, wie verlockend es ist, sich die Welt durch die Mauern hindurch in die Zelle zu träumen".

-dSch


Elmar Elbs

1. Österreichisches Karl-May-Treffen in Wien

Gross-Enzersdorf 3.- 5. April 1998

Von der Freude, von Freundschaften und Eindrücken am Treffen möchte ich berichten. Ein ausführlicherer Bericht würde den zur Verfügung stehenden Raum dieser KMG-Nachrichten sprengen.

Elmar Elbs, Tagungsteilnehmer

Weit draußen am ehemals geplanten Donau-Elbe-Kanal im Conference-Center und Hotel am Sachsengang war der Tagungsort dieses Treffens von großen Idealisten in der Sache Karl May angesagt. Das Veranstaltungsteam mit Erich und Monika Hammerler an der Spitze signalisierten bereits hier in der Wahl des Tagungsortes; Nomen est omen.

Das Conference-Center liegt wunderbar in der Marchfeld-Ebene. Die Hotelzimmer, die Tagungsräumlichkeiten waren optimal und das Essen in der separat stehenden "Taverne" vorzüglich österreichisch, wozu natürlich noch der Charme aller "Bedienenden" dazu kam. Ich persönlich genoss täglich das hauseigene Schwimmbad, welches mich nach kurzen Nächten wieder wach und fit machte. Paul aus Luzern erkundete vor Tagungsbeginn sogar mit dem zur Verfügung gestellten Fahrrad die nahen Donauauen. Und all dies war von den Veranstaltern zu einem moderaten Preis ausgehandelt worden. Apropos Preis, was bedeuten AST 100.- oder ein kleines Sammlerstück weniger, wenn dafür alles zum Wohlbefinden der Karl-May-Freundschaftspflege stimmt!

Es kamen Karl-May-Freunde aus der Gastgeberregion, aus dem Lande Sachsen, aus dem Westen Deutschlands aus Tschechien und aus der Schweiz.

Es waren die großen Karl-May-Film-Experten, die KM-Literaten und die Sammler anwesend; und alle kamen sie auf Ihre Rechnung. Ein großes, dickes Kompliment und ein herzliches Dankeschön den charmanten und liebenswürdigen Wiener Veranstaltern.

Am Freitag, 3.4. gab es eine Pressekonferenz, was dann auch nachlesbar wurde und am Samstagabend in eine kleine Fernsehfilmreportage ins "Österreich-Bild" einfloß.

An den Verkaufsständen waren die Auktionsstücke mit Mayensia aus Film, Schauspiel und Literatur sehr begehrt. Karl-Hans Koizar berichtete über seine persönliche Begegnung mit Klara May. "Nur Karl-May-Fans - doch glücklicherweise gibt es ja deren auch heutzutage so viele - werden verstehen können, was ich damals empfand und noch heute empfinde, wenn ich an jenen Moment zurückdenke, an dem mich Patty Frank, der Hüter des Karl-May-Museums, in voller Western-Tracht (und damals waren die USA schon Kriegs-Gegner!) jener zarten, alten Dame zuführte, die im Garten an einem Tischchen saß - Klara May".

Das Karl-May-Spezialrätsel war wirklich nur etwas für Filmfans und für mich fast unlösbar. Der Freitag stand ganz im Zeichen des KM-Filmes. Leider war Sigi Hold wegen Spitalaufenthalt an der Tagungsteilnahme verhindert, so konnte man aber mit ihm per Film bei den Dreharbeiten zu "Der Schatz der Azteken, Die Pyramide des Sonnengottes und Das Vermächtnis des Inka" dabei sein.

Walther Ilmers Festvortrag zur offiziellen Tagungseröffnung "Der Laie im Kriegswesen: Streiter für den Frieden: Karl May" fesselte auch mich, der diesen Vortrag schon von 1997 in Luzern kannte, aufs neue. Wie seherisch waren doch Karl Mays Worte an die Bayern-Prinzessin Wiltrud. Tatsächlich, "Wir stehen in Ehrfurcht vor dem schriftstellerischen Werk Karl Mays!" Um 11 Uhr folgte der Willkommensgruß an die Tagungsteilnehmer des 1. Österr. KARL-MAY-TREFFENS 1998 und die Vorstellung der Ehrengäste.

Der Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Brauneder "Karl May und Österreich - die Beziehung des großen Sachsen zur Alpenrepublik" war sehr informativ. Die Tagungsteilnehmer durften dazu zwei neueste Publikationen über May aus des Referenten Feder in Empfang nehmen.

Erinnerungen wurden wach, Bilder wurden lebendig als Erich Hammerler mit seinem 1986 gedrehten Super 8-Film die Filmfans mit nach Dalmatien an die Drehorte der Winnetou Filme mitnahm.

"Karl May- wie lange noch?" war die Talkrunde betitelt, an welcher unter der Moderation von Peter Krassa, Wien, Schriftsteller und Journalist Prof. Wilhelm Brauneder, Wien, Walther Ilmer, Bonn, Hans Langsteiner ORF und der Schreibende teilnahmen. Die zahlreiche Zuhörerschar konnte optimistische und pessimistische Töne, heitere und interessante Ausführungen und Meinungen dazu hören.

Faszinierend waren für mich den Musikliebhaber sodann die Ausführungen und Musikbeispiele aus den Filmmusiken zu den KM-Filmen von Erich Hammerler. Er zeigte als Musikwissenschaftler gekonnt auf die kompositorischen Ausdrucksmittel der jeweiligen Filmhandlung hin. Die Assistenz der Musikvorführung war dazu vorzüglich. Ein besonderes Vergnügen war dabei die Anwesenheit der beiden Komponisten Erwin Halletz und Martin Böttcher.

Schon den ganzen Tag konnten die Tagungsteilnehmer Winnetou-Darsteller und Bühnenschauspieler Johannes Wolf und Regisseur Jean Jacques Pascal in ihren Schauspielkostümen bewundern. Manch gutes Gespräch entstand dabei mit diesen Künstlern von der Freilichtbühne in Gföhl bei Krems (Wachau), wo dieses Jahr vom 11. Juli - 30. August jeweils samstags und sonntags "Winnetou und Old Shatterhand" gegeben wird.

Eine Weltpremiere erwartete am Nachmittag die Anwesenden. "Karl May am Kaiserhof in Wien". Dieser Sketch, geschrieben von und mit Walther Ilmer als Dichter Karl May, Peter Krassa als Hadschi Halef und Erich Hammerler als Winnetou war ein Vergnügen besonderer Art. Herzlich Dank dafür.

Und dann stieg am Abend das angekündigte Fest der Feste, die Karl-May-Nacht. Das Wiener Veranstalter Ehepaar Hammerler begrüssten abwechselnd die zahlreichen Ehrengäste. Daran schloss die Auszeichnung der beiden Karl-May-Filmkomponisten Erwin Halletz und Martin Böttcher.

Dr. Hans Langsteiner gab eine Einführung zu Karl Mays letztem Auftritt in Wien 1912 und Walther Ilmer brachte gekonnt nochmals die Ansprache des Maysters "Empor ins Reich der Edelmenschen" von 1912 den Festgästen zu Gemüt. Eine eindrückliche Lektion aus den Notizen KM's.

Ein schwieriges Rätsel und Interview mit den beiden Ausgezeichneten zögerte das Festbankett hinaus und der Magen machte sich knurrend bemerkbar. Um fast 22.00 Uhr war es aber dann soweit; ein herrliches, lukullisches Büfett erwartete und befriedigte die hungernden Teilnehmer. Die große Tombola brachte mit der Preisverleihung nochmals eine große Spannung in den Saal. Freundschaften an den schön dekorierten runden Tischen wurden geschlossen, begossen und vertieft. Um 02.00 Uhr ging auch der Schreibende zu Bett, während an der Westernbar noch einige trinkfeste "Westmänner" sich manchen "harten" Drink genehmigten.

Der Sonntag 5. April bescherte nochmals einige filmische Leckerbissen für Filmfans, während wir Schweizer Karl-May-Freunde uns in die Donaustadt begaben um sich auch noch etwas vom ausgebrochenen Sisyfieber in Musical und Ausstellung anstecken zu lassen.

Alles in allem es waren unvergeßliche Stunden beim 1. Karl-May-Treffen in Wien. Mit diesem Bericht sei ein Kompliment und herzlichen Dank den Veranstaltern ausgesprochen.


Karl May

Rigi

Sei mir gegrüsst und heisse mich willkommen,
du Erdenfeste, die zum Himmel ragt!
Wie mancher Wandrer hat dich schon erklommen,
der nicht wie du nach Gottes Himmel fragt!
Ich aber komm zu dir, ihn anzubeten
aus meines Herzens allertiefstem Grund,
denn seine Sterne sind mir wie Propheten;
vielleicht tun sie mir seinen Willen kund.

Sei mir gegrüsst! Ich nahe aus der Tiefe
und steige hier zu meinem Gott empor.
Mir ist, als ob mich seine Stimme riefe,
so voller Güte wie noch nie zuvor.
Ich folge gern und freudig diesem Rufe,
der hell in meinem Innern wiederklingt.
Sei mir gesegnet als die heil'ge Stufe,
die mich dem Himmel heute näher bringt
Wie glücklich bist du doch! An deinem Fusse
küsst Gottes Wasser liebend Gottes Land.
Aus blauen Fluten taucht empor die Muse
und reicht mir lächelnd ihre weisse Hand.
Der zarte Nebel zieht um mich den Schleier,
doch deutlich liegt vor mir der stille Pfad;
ein Glöcklein klingt in frommer Sonntagsfeier,
und du, du Hoher, zeigst dich im Ornat.

So soll es denn, wie ich geahnt, geschehen,
Hinauf, hinauf! Die Sehnsucht zaudert nicht.
Dort oben will ich Gottes Wunder sehen,
durch die er laut zu seiner Menschheit spricht.
Dort soll sich mir die Macht der Liebe zeigen,
die felsenfest sich ihre Säulen baut,
und ich will mich anbetend vor ihr neigen,
wenn sie im Glühn der Alpen auf mich schaut.

Gedichtet von Karl May, als er Ende September des Jahres 1901 in der Einsamkeit der Berge am Vierwaldstättersee weilte


Helmut Lieblang

Eine Marginalie zur Rezeption Karl Mays

Bei dem nachstehenden Text handelt es sich um den Einstieg zu dem Kapitel "Vom Osmanischen Reich zur modernen Türkei" aus dem ‚Lern- und Arbeitsbuch GESCHICHTE KONKRET 3, das für die Klassen 9 und 10 der Realschule konzipiert und Anfang des Jahres im Schroedel Verlag (Hannover) erschienen ist.

Was wohl Herr May dazu sagen würde, daß man ihn gewissermaßen ‚zur Ehre der histographischen Altäre erhoben' hat? Jedenfalls scheinen sich die Bearbeiter des Lehrwerkes darüber im klaren zu sein, daß May zwar fiktionale Reiseerzählungen geschrieben hat, jedoch den Hintergrund und das Ambiente ‚wahr' dargestellt hat. Das zumindest legen die beiden ersten Punkte im Kasten "Karl May - ein echter Weltreisender?" nahe. Der dritte Punkt "..." soll wohl den Schüler oder den Lehrer bzw. beide dazu animieren, weiteres herauszufinden.

Hinweis der Redaktion:

Im Original stehen die beiden nachfolgenden Texte vor einer zweiseitigen Karte des osmanischen Reiches, auf der zudem noch fünf ‚grüne Bände' aus dem Orientbereich die Schauplätze illustrieren (kostenlose Werbung, der KMV sollte dem Schulbuchverlag eine Spende machen).

Der Schriftsteller Karl May (1842 - 1912) erzählte in Romanen Abenteuer im Osmanischen Reich. Sein Held ist der Deutsche Kara ben Nemsi, der mit seinem arabischen Gefährten Hadschi Halef Omar die Vielfalt der Kulturen, Völker und Religionen als Gefahren seines Reiseweges erlebt, weil staatliche Organe nicht funktionieren. Was für Karl May Hintergrund seiner phantasievollen Geschichten ist, nennt der Historiker Verfall eines Vielvölkerstaates, Auswirkungen des Imperialismus, soziale Spannungen durch Industrialisierung und Flüchtlingswellen. Kennt ihr Geschichten von Kara ben Nemsi und Hadschi Halef Omar? Beschreibt den erfundenen Reiseweg der beiden.

Karl May - ein echter Weltreisender?

Karl May wurde 1842 in Ernstthal in Sachsen geboren. Seine Familie war sehr arm. Karl May mußte wegen Betrügereien Haftstrafen von insgesamt sieben Jahren verbüßen. Ab 1861 arbeitete er als Redakteur in Dresden und begann dort Fortsetzungsgeschichten zu schreiben. 1892 veröffentlichte er seinen ersten großen Roman "Durch die Wüste". Weitere Romane, die im Osmanischen Reich spielten, folgten. Karl May behauptete, er habe alle geschilderten Abenteuer selbst erlebt. Viele seiner Leser glaubten ihm, weil die Geschichten lebendige Beschreibungen über Land und Leute enthalten. Tatsächlich schrieb Karl May seine Geschichten nur mit Hilfe von Reiseliteratur, Lexika, Atlanten und mit viel Phantasie. Erst nach dem großen Erfolg seiner Romane konnte er es sich leisten, einige Schauplätze seiner Geschichten selbst zu besuchen.

Tatsächlich litten die Menschen im Osmanischen Reich unter der zunehmenden Schwäche des Staates:

- Korrupt gewordene Beamte gaben dem Recht, der sie am besten bezahlte,

- die traditionelle Toleranz gegenüber nichtmuslimischen Untertanen wurde von korrupten Beamten nicht mehr verteidigt,

- ...


Weltatlas versetzte den ADAC-Präsidenten ins wilde Kurdistan

Badische Neueste Nachrichten 23.3.98

Hans Wüllenweber

Der ADAC und sein Präsident Otto Flimm (68) aus Köln bekamen kalte Füße: Seit Monaten wurden sie "von Türken unter enormen Druck gesetzt", bestätigt Sprecherin Jacqueline Grünewald vom Regionalverband Nordrhein, dessen zwei Millionen Mitgliedern Otto Flimm zusätzlich präsidiert. Proteste nationaler, antikurdischer Türken - darunter viele ADAC-Mitglieder - und ihre Gazetten galten dem vom Clubverlag aufgelegten "ADAC-Weltatlas".

Der Aufstand betraf einzig und allein das Wörtlein "Kurdistan". Selbst der türkische Botschafter machte dem obersten Autofahrer diplomatisch Dampf. Flimm reiste in die nahe türkische Mission und stand dem Botschafter Rede und Antwort. Am Ende versicherte er den türkischen Diplomaten: 1. Der ADAC ist ein "unpolitischer Verein" und wird künftige Kartenwerke vor dem Druck "auf vermeidbare politische Gefühlsverletzungen abklopfen" (Grünewald). Eine Neuauflage ist nicht geplant, wenn aber doch, wird "Kurdistan" getilgt.

Das Reizwort stand in einer von den Drucktypen der Staatennamen Vorderasiens abweichenden Schrift korrekt über dem jahrtausendalten Siedlungsgebiet des kurdischen Volkes - "so wie in einer deutschen Karte beispielsweise auch Bayern gekennzeichnet wird," erläuterte Frau Grünewald. Sie wollte damit aber nicht Kurdistan mit Bayern vergleichen. Türkische ADAC-Mitglieder wollten sich nicht so schnell beruhigen: Zu der in der Stadthalle Müllheim/Ruhr gehaltenen Jahresversammlung des ADAC Nordrhein hatten sich 700 türkische Mitglieder ordnungsgemäß angemeldet. Normalerweise kommen bloß 400 deutsche Automobilisten zu nordrheinischen Jahrestagungen.

An der Zahl der dann erschienen Türken fehlte die zweite Null: Nur 70 kamen - ohne Protest, ohne Plakate, ohne Transparente. Flimm erklärte ihnen die Konzessionen, die er ihrer Staatsvertretung zu Bonn gemacht hatte. "Und sie waren zufrieden", resümiert Jacqueline Grünewald.

In aktuellen anderen Atlanten wie auch in solchen, die historische Territorien darstellen, existiert Kurdistan aber weiterhin unangefochten. Hier und dort tauchte auch Palästina auf - gottlob ohne politischen Druck etwa aus Israel, bevor man sich mit Arafat einigte. Bislang nahm noch niemand Anstoß an Karl May: Der nie durch die kurdischen Gebirge gerittene "Reiseschriftsteller" darf weiter erscheinen mit seinem jetzt mehr als 100 Jahre alten Werk "Durchs wilde Kurdistan".


Ich war Indianerin am Kalkberg

»Auf dem Weg zur Garderobe macht Spielleiter Rolf Petersen klar, daß die Proben kein Spielplatz sind: ›Es ist gefährlich, mit uns zu arbeiten - aber wer diszipliniert ist, wird begeistert sein.‹

In der Nähstube sitzen die Schneiderinnen bei Kaffee und Keksen - zwischen Kartons mit bunt bestickten Gürteln, zerrissenen Hosen, Lederfetzen und Stoffresten. Sie waschen, bügeln, nähen und trösten bei Liebeskummer. Mit den ‚Macken der Stars' haben sie zu leben gelernt.

›Wir haben ja auch alle unsere Allüren‹, sagt Elke Kabel. Kritisch mustert sie mich und sagt: ›Das Kleid von Nscho-tschi, Winnetous kleiner Schwester, paßt ihr - so schlank wie sie ist.‹ Dann greift sie in einen Ständer mit Kostümen, hält mir das mit bunten Perlen bestickte Fransen-Kleid aus weichem Leder entgegen. ›Alles Handarbeit‹, betont Inge Degenhard und zieht mir das Kostüm über den Kopf.

In der Maske begegne ich zum erstenmal Winnetou. Umgeben von Perücken, Schminkdosen, Haarnadeln und Puder, steht Gojko Mitic (58) im blauen Trainingsanzug vor mir. Mit einem Augenzwinkern sagt er: ›Da kommt eine tapfere Kriegerin, jetzt gewinnen wir den Kampf.‹

Ich setze mich vor einen großen Spiegel. Maskenbildner Peter Jung greift zur Fett-Schminke, die sonst nur der Häuptling der Apachen tragen darf, und tupft mir mit einem kleinen Schwamm rötliche Farbe ins Gesicht.

›Wie die liebliche Morgensonne‹, sagt er plötzlich, pudert Rouge auf meine Wangen, setzt mir eine schwarze Langhaarperücke auf und bindet ein rotes Stirnband um meinen Kopf. ›Echthaar-Perücken werden meist aus China geliefert‹, erzählt er. Eine Perücke koste bis zu 3000 Mark.

Nachdem ich die Freilichtbühne als Indianerin erkundet habe, darf ich bei der Generalprobe auch noch als Siedlerin mitlaufen. Komparsen haben oft mehr als eine Rolle.«

(Aus dem Bericht von Nina Daebel, Reporterin des Hamburger Abendblattes, über ihre Teilnahme an der Generalprobe, erschienen am 26. Juni in Nummer 146.)

[mitgeteilt von Heinz W. Hass ]


Der Geist des Llano Estacado in Bad Segeberg

»Wie die Gezeiten des Meeres, so kehrt der Rote Mann jedes Jahr an den Kalkberg in Bad Segeberg zurück. Viele Monde sind vergangen, seit Winnetou, Häuptling der Apachen, zuletzt die Pfeife des Friedens angezündet hat. Nun hat der Geist des Großen Manitou den tapferen Krieger aus den ewigen Jagdgründen zurückgerufen. Ein paar Tage noch und er wird wieder vereint sein mit Old Shatterhand.

Mit seinem entwaffnenden Lachen haucht der Schauspieler Horst Janson (62) als Old Shatterhand den Abenteuern von Karl May in dieser Saison neues Leben ein. In 72 Vorstellungen ist er bis zum 6. September in dem Stück ›Unter Geiern - der Geist des Llano Estacado‹ im Freilichttheater zu sehen.

›Ich verwirkliche mir hier den Kindheitstraum, der mich in ferne Länder, zu fremden Völkern entführte‹, sagt der weiße Jäger. Das blonde Haar, von der Sonne ausgeblichen, ein blaues Tuch um den Hals gebunden, galoppiert er durch die staubige Arena. Janson hat sein Aussehen den Gesetzen der Prärie angepaßt: braungebranntes Gesicht, Bartstoppeln. Er trägt seine eigene Fransen-Lederjacke, die er 1962 in einem Indianerreservat in Kanada gekauft hat. ›Als Jugendlicher habe ich etwa 60 Bücher Karl Mays gelesen‹, erzählt der Schauspieler, dessen Tochter Sarah (14) bei den Karl-May-Spielen ebenfalls mitspielt.«

(Aus: "Horst Janson erfüllt sich am Kalkberg einen Kindheitstraum." In: Hamburger Abendblatt vom 19. Juni 1998, Nr. 140)


Peter Krauskopf/Thomas Range

"Karl May - Die Jagdgründe der Phantasie"

Veranstaltungen von KMG-Mitgliedern im Ruhrgebiet

Vom 23. April bis Ende Mai zeigten Peter Krauskopf und Thomas Range ihre Fotoausstellung "Karl May - Die Jagdgründe der Phantasie" (S-KMG 106) an einem ungewöhnlichen Ort: im Kunstschaufenster und im Laden des Herrenausstatters J.W. Coprian in Gelsenkirchen. Der rührige Einzelhändler und Kunstfreund hatte zur Eröffnung ein paar Flaschen Wein aus Radebeul besorgt und damit für eine genußreiche und animierende Untermalung der sich drei Stunden hinziehenden Vernissage gesorgt. Die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" (WAZ) kündigte die Ausstellung mit einem großen Bild und folgendem Text an:

In den Jagdgründen der May-Fantasie.

Auf den Reisespuren des Winnetou-Vaters.

Karl May (1842 - 1912), Literat von unsterblichen Figuren wie Winnetou und Old Shatterhand, ist noch immer eine Reise wert. Davon können die Bochumer Thomas Range, 37, und Peter Krauskopf, 43, erzählen.

Das tun sie in einer Ausstellung im Hause Coprian an der Ebertstraße, die am Donnerstag, 23. April, 17.30 Uhr, eröffnet wird. Zu sehen sind über 20 Bildinszenierungen unter dem Titel "Die Jagdgründe der Fantasie". Krauskopf wird über die Entstehung der Schau und ihren "Verursacher" referieren.

Interessiert war das Revier-Duo - Range ist freischaffender Fotograf, Krauskopf Redakteur und einer von 2.000 Mitgliedern der Karl-May-Gesellschaft - an einer Gegenüberstellung und Traum- und fiktiven Landschaften aus den May-Büchern und der realen Wirklichkeit "vor Ort". Sie fuhren tausende von Kilometern, um die biographischen Stätten des umtriebigen Schriftstellers aufzusuchen. Krauskopf: "Erstaunt waren wir, wie authentisch sich die Orte, vornehmlich in der früheren DDR, noch präsentieren. Als würde Karl May heute gelebt haben."

Die Ausstellungsidee von Range/Krauskopf stieß auf große Resonanz - zunächst im Zeit-Magazin, anschließend in verschiedenen Städten. Seit fünf Jahren touren die beiden durch die deutschen Regionen und stellen fest: "Das Interesse an Karl May, an seinem Leben, seinen Geschichten, seinen Büchern ist ungebrochen. Es scheint sogar in jüngster Zeit noch zugenommen zu haben." Alle Facetten seiner Biographie würden durchleuchtet. Die Popularität sei unvorstellbar. Im Osten wie im Westen.

In den Fotos von Range/Krauskopf wird mit der Gegenwart und Requisiten aus den Romanthemen gearbeitet. Farbigkeit hebt dabei die "erträumten" Szenen von der schwarzweißen Realität von heute ab. So erhalten die Bilder einen poetischen Akzent.

Auch nichtgeschulte May-Leser können so in den Fotografien ein künstlerisches Prinzip entdecken.

HJL (Hans-Jörg Loskill)


Gojko Mitic bei den Indianern

»Mit der Philosophie der Indianer lebt Gojko Mitic (57), der bei dem Freiluft-Spektakel zum siebtenmal als Winnetou in den Sattel steigt. ›Mutter Erde muß so erhalten bleiben, wie sie ist - niemand kann sie besitzen‹, sagt der Berliner Schauspieler, der im vergangenen Jahr in Seattle war, um den dort lebenden Indianern einmal nahe zu sein. ›Ihre Herzlichkeit ist nicht gespielt, ich durfte mit ihnen tanzen, der Häuptling hat mir eine Decke geschenkt und für mich gesungen - ich habe mich gefühlt, als wäre ich einer von ihnen‹, erzählt Mitic, der ein Kostüm aus hellem Leder mit bunter Stickerei trägt, mit leuchtenden Augen. Als Winnetou macht er nicht viele Worte, sondern spricht durch Taten. Die rechte Hand legt er behutsam auf seine Brust, dorthin, wo sein Herz schlägt und sagt: ›Mein Herz sehnte sich nach meinem weißen Bruder‹.

(Auch aus: "Horst Janson erfüllt sich am Kalkberg einen Kindheitstraum." In: Hamburger Abendblatt vom 19. Juni 1998, Nr. 140)


Martin Lowsky

Zum Thema >Karl May und Paul Gauguin<

"Ach lieber Freund, was Sie da alles auf einmal haben wollen! >Drei Menschheitsfragen< - wußten Sie übrigens, daß der Alte das Gauguin-Bild vor dem Vortrag in Boston gesehen hat?"

Hans Wollschläger im Gespräch mit Rudi Schweikert in:

R. S. (Hg.): Hans Wollschläger. Eggingen 1995, S. 255.

Hierzu eine aktuelle Ergänzung: Bis zum 18. Oktober 1998 findet im Museum Folkwang Essen und anschließend bis zum 10. Januar 1999 in der Neuen Nationalgalerie Berlin die Ausstellung >Paul Gauguin - Das verlorene Paradies< statt. Gauguins monumentales Gemälde >D`où venons-nous? Que sommes-nous? Où allons-nous?< (>Woher kommen wir? Was sind wir? Wohin gehen wir?<), entstanden 1897/98 während seines letzten Tahiti-Aufenthaltes und später im Besitz des Museum of Fine Arts in Boston, ist auf der Ausstellung nicht vertreten, doch ist es im Katalog zu dieser Ausstellung abgebildet.


Winnetou als Hörspiel im WDR

Dem Hörspielprogramm 2/98 des Westdeutschen Rundfunks konnten entnehmen, daß am 6. und 7. November 1998 in WDR Radio 5 jeweils ab 22.20 Uhr eine Hörspielnacht des WDR mit einem Hörspiel nach Karl May stattfindet. Gesendet wird in zwei Teilen "Winnetou" , eine Produktion des WDR aus dem Jahre 1956 unter der Regie von Kurt Meister (Teil 1 219 Minuten, Teil 2 162 Minuten). Der Winnetou wird gesprochen von Hans-Jörg Felmy, Old Shatterhand von Kurt Lieck. [Den Hinweis verdanken wir Hubert Reiher, Borchen]


Korrektur:

Stephan Wagner, Chemnitz:

Die KMG-Nachrichten Nr. 114 berichteten auf Seite 28 über das erscheinen der CD "Vergessene Kostbarkeiten". Das Cover wurde fälschlicherweise um 90° verdreht abgedruckt (das Schneider-Gemälde ist maßgebend); inzwischen wurde die CD am 15.02.98 öffentlich präsentiert und ist seit diesem Datum erhältlich. Dazu anbei die Rezension des KMG-Mitgliedes Veit Zimmermann:


Veit Jürgen Zimmermann

Vergessene Kostbarkeiten

Vergessene Kostbarkeiten - treffender konnte der Titel der jüngst in der ostsächsischen Stadt Bautzen präsentierten CD nicht gewählt werden. Kompositionen von höchstem künstlerischen Niveau der drei Bautzner Komponisten Artur Immisch, Reinhold Mücke und Helmut Fritsche sind zu hören, welche bis dato in Bibliotheken und Privatarchiven vor sich hin schlummern.

Der kompositorische Nachlas der drei Meister enthält vor allem kammermusikalische Werke; demgemäß umfaßt der Inhalt der CD vorwiegend Lieder, aber auch Stücke für Violincello und Klavier sowie für Klavier allein.

Artur Immisch (1902-1949) nimmt mit Liedern und Klavierwerken den größten Raum der CD ein. Als Spätromantiker, der alle Wirkungen des Impressionismus begierig in sich aufsog, bildet er einen typischen Immisch-Stil; ein weiterer, nicht uninteressanter Farbton im schillernden Komponistenkaleidoskop Deutschlands. Man darf gespannt sein auf die weitere Erschließung seines Nachlasses.

Reinhold Mücke (1905-1990), im Gegensatz zum Konzertpianisten Immisch von Beruf Lehrer für Chemie, glänzt ebenso wie Helmut Fritsche (1907-1964) stellenweise von beeindruckender Frische und fast listigem Hintersinn. Fritsches Stil jedoch erinnert eher an klassische bis barocke Formen, der sich aber nicht unangenehm in die Zusammenstellung der einzelnen Werke einfügt.

Die überzeugenden Interpretationen von Liana Bertók (Klavier), Reiner Ginzel (Violincello) und Roland Hein (Bariton) heben auf sehr einfühlsame Weise den hohen künstlerischen Stellenwert hervor, mit dem die Komponisten durchaus neben anerkannten Meistern ihrer Zeit ihren Platz verdienen.

Erwähnenswert ist die Abbildung des Gemäldes "Mondnacht" auf dem Cover; ein Werk aus dem Schaffen des Dresdner Jugendstilkünstlers Sascha Schneider. Große Bedeutung erlangte Schneider unter anderem durch Titelillustrationen für einen Teil der Buchausgabe Karl Mays. Für Bautzen schuf er um die Jahrhundertwende eine Stadtansicht (Kriegsverlust) sowie einige Jahre später des Ölgemälde "St. Michael".

Zu beziehen ist die CD zum Preis von 30,-- DM bei: Musikagentur Konsonanz, 02625 Bautzen, A.-Andritzki-Straße 61, Tel. 03591/602218.


Unabhängigkeitsfeier in Old Texas Town

Präsident der Texas Tech University lädt die KMG zum Symposium im Jahre 2000 in Lubbock ein

In Berlin gibt es eine historische Western Stadt; in der Kleingartenkolonie Sonneneck im Stadtteil Siemensstadt entstand 1950 Old Texas Town, womit sich der gleichnamige Cowboy-Club unter Leitung von Fritz Walter einen Traum erfüllte. Allerdings bedeutete dies jahrelange Fleißarbeit, die gesamte Freizeit und große Teile des privaten Haushaltsgeldes wurden in dieses Projekt investiert. Und als 1968 alles fertig war, kündigte Siemens den Pachtvertrag; nun hieß es, auf dem Ersatzgelände wieder neu anfangen. Wie die Pioniere des Wilden Westens bearbeiten die Freizeit-Cowboys das Brachland, pflanzten an die 600 Bäume, karrten Mutterboden an, besorgten sich bei abgerissenen Häusern Einzelteile, die sie organisch in ihre Stadt einfügten. So entstand die einzige nicht-kommerzielle Western Town Old Texas mit Jail, Printing office, Church, Gunsmith, Generalstore, Bank of Texas und anderen Gebäuden, und nicht zu übersehen: "Mary's Saloon" mit ca. 160 Sitzplätzen. Der Name kommt von der Ehefrau des Bürgermeisters, der nennt sich Ben Destrey, Jahrgang 1922, wir erwähnten ihn weiter oben bereits unter seinem bürgerlichen Namen, aber hier gilt nur ein Gesetz, und das heißt eben Destrey.

Die Zukunft dieser einzigartigen Stadt ist etwas unsicher, denn der Pachtvertrag läuft aus, aber alle Offiziellen der Stadt Berlin bzw. von Spandau sind sich einig, hier handele sich um einen unverzichtbaren Bestandteil des Berliner Kulturangebots, das erhalten bleiben soll. Hoffen wir mit den Cowboys, daß die vollmundigen Bekräftigungen der Verantwortlichen halten, was sie versprechen.

Und in dieser Stadt also wurde mit geladenen Gästen am 4. Juli der Unabhängigkeitstag der USA begangen, erfreulicherweise dieses Jahr an einem Samstag. Hier ein Auszug aus dem Programm: Einmarsch der 1st US Infantery, Hissen der Fahne von Texas, Begrüßung der Gäste vor dem Saloon, Essenfassen vor der Wells Fargo Station (Steaks vom Grill, mexikanische Bohnensuppe, Bratwurst mit Kartoffelsalat), dann Stadtbesichtigung, u.a. die Hall of Memory, wo Destrey viele persönliche Erinnerungen aufbewahrt, seine erste USA-Reise 1970 ging nach Buffalo, mehrere folgten im Laufe der Jahre. Und dann das Fort Steuben mit Alamo-Ehrenmal, Fahnenmast und Wachtturm. Hier steht die kleine Kanone, die den Salut abschießt, aber schießen können auch die Infanteristen alle mit ihren hervorragend gewarteten Original-Waffen.

Dann aber ging's an das Abendprogramm (und nun trat auch die Karl-May-Gesellschaft hervor): Im Saloon war mittlerweile jeder freie Platz besetzt, was aus Gründen der Optik eigentlich schade war, denn die Damen und Herren hatten sich zeitgemäß kostümiert, vielen Garderoben sah man die Liebe und die Mühe an, mit denen sie in Handarbeit gefertigt waren, man sah Reifröcke, wertvolle mexikanische Hüte, Gala-Uniformen, Cowboys im Sonntagsstaat und natürlich mit Waffen, ohne die es eben nicht zünftig ist. Aber nun die Augen auf die Bühne gerichtet, hier führen zu den Klängen von Johann Strauß 6 Paare die Quadrille vor, die von europäischen Einwanderern nach den Staaten gebracht wurde. Dann treten zwei texanische Musiker auf, Clinton Barrick am Piano begleitet Kammersängerin Sue Arnold zu ‚All America' aus dem Musical ‚Texas', was jeden Sommer in der Freilichtbühne im Palo Duro Canyon südlich von Amarillo läuft. Danach ‚Deep in the heart of Texas', und dann gemeinsam mit allen Texanern die Nationalhymne, es war ergreifend laut und schön.

Jetzt ist es für den Berichterstatter aber höchste Zeit, die Ehren-Gäste in Old Texas Town zu nennen, denn sie haben eine besondere Aufgabe, von der gleich berichtet wird: Prof. Dr. Donald Haragan war mit seiner Gattin aus Lubbock angereist, er ist der President of Texas Tech University, und stets in seiner Nähe Frau Prof. Dr. Meredith McClain, unsere texanische KMG-Freundin, die dann auch den Grußreigen eröffnete: Jennifer Kincaid (Stipendiatin) an Ben Destrey, Wanda Merchant (Professorin) an Thomas Grafenberg (Organisator der Winnetour), Meredith McClain an René und Annelies Wagner (Radebeul), President Haragan an Prof. Dr. Reinhold Wolff (KMG) - ach ja, das ist für uns jetzt das Wichtigste: Mr. Haragan im besten Texanisch lädt die Karl-May-Gesellschaft offiziell ein, am Symposium im Jahre 2000 in Lubbock teilzunehmen. Wir werden diese hochwichtige und ehrenvolle Einladung später noch im einzelnen würdigen und öfters erwähnen, denn nach den Winnetouren I bis III wird diese Reise ein neuer Höhepunkt werden; schon heute wollen wir aber alle Mitglieder darauf hinweisen und ermuntern, daran teilzunehmen. (s.a. N-KMG 116 Seite 8 ) Und wie erwartet nimmt Prof. Wolff die Einladung mit herzlichen Dankesworten an! Als Vertreter des Vorsitzenden bringt er die Grüße der KMG und verspricht, eine große deutsche Delegation nach USA zu entsenden.

Dann gab es Gastgeschenke von hier wie dort: Holzkugelschreiber mit Texas Tech Uni als Schriftzug, Baseballkappen in schwarz mit rot ‚Texas Tech' bzw. umgekehrten Farben für Prof. Wolff, Reproduktion des 98er Kalender-Deckblatts mit dem Motiv vom Blanco Canyon, von der Casa del Sol gesehen, gemalt von der in Texas sehr bekannten Malerin Kathy Hinson (Lubbock), signiert von der Künstlerin sowie von Georgia Mae, Prof. Haragan und Prof. McClain. Selbstverständlich war auch Prof. Wolff mit entsprechenden Geschenken der KMG angereist, auch Ben Destrey beschenkte Mr. Haragan noch mit einem Zinnteller. So war denn diesem Punkt ausreichend und unter dem Beifall des ganzen Saloons Genüge getan, die Stimmung brauchte keinen neuen Höhepunkt, und doch ging's weiter: Flaggentanz mit 6 Paaren in Nord- bzw. Südstaaten-Uniform, dieser Tanz ging kreuz und quer durch den Saloon, bis sich einer der Nord- mit einem der Südstaaten die Hände reichte: schöne, tiefsinnige Erinnerung an den Friedensschluß!

Dann führen noch einmal die ‚spotlights', eine Mädchengruppe, einen Cancan vor, daß die Röcke fliegen, und die ‚mariacchis' bringen mexikanischen Sound zur Gitarre, eine Cantina gab's nebenan auch, dort ging's weiter bis über Mitternacht, denn in Berlin gibt's keine Polizeistunde, und in Old Texas Town gilt ohnehin nur, was Detrey sagt, und das ist gut so. Und so ging ein Großereignis zu Ende, bei dem der Bürgermeister von Spandau, Bundestagsabgeordnete und Minister neben vielen KMG-Mitgliedern den würdigen Rahmen gaben. Ein herzliches Danke an Ben Destrey und die vielen Vereinsmitgliedern, die sich selbst, ihren Gästen und vor allem Texas eine wunderschöne Feier ausgerichtet haben! Texas in USA und Spandau in Berlin - eine herzliche Freundschaft verbindet sie. Weiter alles Gute! -dSch


Presseschau

(teilweise gekürzte Artikel)

Frankfurter Rundschau v. 20./21.5.98

Marilyns Schmollmund, Ava Gardners verführerische Pose im roten Kleid, Gary Coopers zu allem entschlossenes Gesicht in "High Noon": Viele der Bilder, die das Publikum von den Stars des klassischen Hollywoodfilms in der Erinnerung bewahrt, stammen eigentlich gar nicht aus dem Film - sondern von Plakaten. Einen der Meister dieses Fachs stellte eine neue Schau im Deutschen Filmmuseum vor: Klaus Dill, der in Glashütten lebt. In 600 Plakaten, vor allem für die USA-Verleihfirmen, hat er den Großen des Showgeschäfts Kontur und Farbe verliehen. Dills Spezialfach war der Western: Sein Plakat für "High Noon", das er für 300 Mark in ziemlicher Eile herstellen mußte, wird heute auf Filmbörsen von Liebhabern für 3000 Mark gehandelt. Das Museum zeigt 100 Gemälde.

Südwest Presse, Ulm 18.5.98

Kein Schmutz und Schund. Was die Jugend vor 40 Jahren gelesen hat, ist ab sofort kein Geheimnis mehr. Die Lokalredakteure fanden bei einem Besuch der Volksbücherei im Schwörhaus heraus, daß "Karl May der Schriftsteller aller Jugendlicher und Zeiten" sei. Sogar Mädchen wären von den Abenteuergeschichten begeistert, wunderten sich die Redakteure und hielten diese Entwicklung gleich für Gleichberechtigung. Insgesamt freuten sich die Redakteure jedenfalls: "Unsere Jugend hat sich sehr gebessert. Das so viel zitierte und umstrittene Schundheft steht nicht mehr hoch im Kurs". Es lasse sich zwar nicht ausmerzen, aber dafür spiele es nur noch eine untergeordnete Rolle.

Kieler Nachrichten v. 20.5.98

Winnetou macht Bad Segeberg froh. Die Karl-May-Spiele bringen dem Tourismusgewerbe in Bad Segeberg jedes Jahr einen Umsatz von mehr als elf Millionen Mark. Außerdem sicherten Winnetou und Old Shatterhand rund 100 Arbeitsplätze. Das teilte der Geschäftsführer der Spiele, Ernst Reher, gestern auf einem Empfang im Rathaus mit. Bürgermeister Udo Fröhlich hatte zuvor das neue Ensemble für das Stück "Unter Geiern - Der Geist des Llano Estacado" empfangen. Zum erstenmal trafen dabei auch Winnetou-Darsteller Gojko Mitic aus Berlin und Old Shatterhand-Star Horst Janson aus München aufeinander. "Winnetou, mein Berliner Bruder, möge seinen bayerischen Freund ins Herz schließen und im Staub der Arena nicht vergessen, daß wir 72 Vorstellungen noch vor uns haben", sagte Janson.

Segeberger Nachrichten v. 20.5.98

"In dieser Saison haben wir am Sonntag Karl-May und damit werben wir", sagte Bad Segebergs Bürgermeister Udo Fröhlich gestern im Zusammenhang mit der Diskussion um eine Reduzierung der Vorstellungen im Kalkberg-Stadion. Zu dem Vorschlag des CDU-Ortsverbandes, den Indianern am Sonntag frei zu geben und die Karl-May-Spiele dafür um zwei Wochen zu verlängern, wollte er sich "ohne genaue Prüfung" nicht äußern.

Sächsische Zeitung v. 16.5.98

Katerstimmung beim Schauspiel-Direktor. Neues Karl-May-Stück und Musical in Rathen. Verkatert zeigte sich gestern Andreas Knaup. Der Schauspieldirektor der Landesbühne Sachsen steckt mitten in den Proben zu dem neuen Musical "Der Gestiefelte Kater". Eine zweite Uraufführung wird die Spielzeit auf der Naturbühne krönen. Mit "Unter Geiern - Der Geist des Llano Estacado" komme wieder ein neues Karl-May-Stück. Zudem werden auch Stücke aus dem Repertoire wie Webers "Freischütz" und das Märchen "Hänsel und Gretel" gezeigt.

Rhein-Lahn-Zeitung v.16.5.98

Winnetou ist ein Hamburger. Er heißt Arnd Limpinsel, ist 33 Jahre jung und Reitlehrer in Mörschied (Kreis Birkenfeld). Der Wunsch, einmal den edelsten aller Indianerhäuptlinge zu verkörpern, entstand bei dem großen Blonden aus dem kühlen Norden vor mehr als zehn Jahren, als er bei den Bad Segeberger Karl-May-Festspielen erst als Komparse und dann in einer richtigen kleinen Rolle mitspielen durfte. Ende der Achtziger bot sich Limpinsel die Chance, in Mörschied einen Reitstall zu übernehmen. Mit ihm kam die Idee in den Hunsrück, Freilichtspiele zu veranstalten - indianermäßig, versteht sich. Und so begann es: Limpinsel schrieb das Stück "Lockruf des Goldes" und brachte es 1990 mit fünf Vorstellungen vor 1600 Zuschauern auf ein Gelände, das von nun an die Mörschieder Naturbühne war. Der Erfolg gab Limpinsel die Sporen. Das Unternehmen wuchs sich aus. In der letzten Saison kamen mehr als 4000 Zuschauer zu den acht Vorstellungen. Jetzt wird Karl Mays "Halbblut" für die Spielzeit 1998 vorbereitet.

Siegener Zeitung v. 19.6.98

In Elspe bebt die Erde "Im Tal des Todes". Nicht in Berlin, Hamburg oder München allein ist die "Welt der Shows" zu Hause. Das "Elspe Festival" im sauerländischen Lennestadt ist nicht nur Europas größte Freilichtbühne, sondern auch der einzige Showpark des Kontinents. Sensationen aus Fleisch und Blut ziehen Jahr für Jahr Hundertausende von Zuschauern aus dem In- und Ausland an. Begonnen hat alles mit den berühmten Karl-May-Festspielen. "Winnetou" und "Old Shatterhand" werden zwar auch in dieser Sommersaison bis zum 6. September wieder die umjubelten Helden der Action-Inszenierung vom "Im Tal des Todes" sein. Die beiden Blutsbrüder stehen aber nicht allein. Den Vorteil, den über 4000 überdachte Plätze den Zuschauern bieten, haben aber auch die Showstars erkannt. Plattenmillionär Udo Jürgens, BAP, Schürzenjäger, Jethro Tull oder auch Trom Astor haben beim "Elspe Festival" das Publikum begeistert. Aber auch im Frühjahr, Herbst und Winter ist die "Welt der Shows" eine Reise wert. In der neuen "Elspe Festival Halle" werden die Abenteuer von "Pocahontas" oder "Aladin" Wirklichkeit. Die Halle hat eine einzigartige Technik. Hier kann es nicht nur blitzen oder donnern. Hier fällt bei jeder Temperatur Schnee oder Regen. Hier geht die Sonne unter, oder ein gigantischer Sternenhimmel erhebt sich über die Zuschauer. Eine märchenhafte Kulisse, geschaffen von amerikanischen Architekten und Experten der Bavaria-Filmstudios.

Thüringische Landeszeitung v.6.6.98

Winnetou muß den Ölprinz besiegen. Kärntner Karl-May-Festspiele. Ab 27. Juni kämpfen die gerechte Rothaut und dessen Blutsbruder Old Shatterhand wieder für Gerechtigkeit im Gurktal - allerdings nur am Wochenende. Auf dem Programm der Kärntner Karl-May-Festspiele steht in diesem Jahr erstmals der Klassiker "Der Ölprinz", den der Wiener TV-Star Erwin Strahl spielen wird. Mit der Verpflichtung von Erwin Strahl als bösen "Grinley" konnten die österreichischen Veranstalter einen echten Wiener Publikumsliebling für das vielgelesene Indianerstück begeistern. Natürlich darf bei der Inszenierung ein täuschend echt nachgebauter Ölturm ebensowenig fehlen wie die erschütternde Explosion, die ihm letztlich den Garaus macht.

Braunschweiger Zeitung v. 13.6.98

Freilichtbühne Altenbrak im Ostharz. Zum Auftakt kommt Winnetou. In dem kleinen Ostharzer Ort Altenbrak unweit von Blankenburg beginnt am 20. Juni die Theatersaison auf der Freilichtbühne. Intendant Gero Hammer erwartet bei den 48 Aufführungen der vier Stücke wieder 30.000 Besucher. Die Spielzeit auf der Waldbühne beginnt am 20. Juni mit dem Karl-May-Stück "Unter Geiern". Die Rolle von Apatschenhäuptling Winnetou wird wieder von Djamal Atassi gespielt. Es ist das fünfte Karl-May-Stück, das hier von der Halberstädter Bühne inszeniert wird.

Saarbrücker Zeitung v. 18.6.98

Volkseigene Rothäute. Eine Videofirma vermarktet erfolgreich das DDR-Kinoerbe. Die DDR ist tot, ihr wohl schönstes Vermächtnis lebt: 750 Spiel- und Kinderfilme, eine große Zahl Animationsfilme, dazu Tausende Dokumentar- und Kurzstreifen sowie deutschsprachige Synchronfassungen ausländischer Filme. Seit einigen Monaten öffnet sich die Schatztruhe der verblichenen Defa-Studios für die Wohnzimmer der ganzen Republik. Das in Berlin-Mitte beheimatete Unternehmen Icestorm Entertainment hat mit der Video-Vermarktung der einstigen Kinohits zwischen Rostock und Gera begonnen. Für die "Wessis" unter den Zuschauern sind freilich echte Entdeckungen möglich: Zum Beispiel jene zwölf volkseigene Westernfilme mit dem inzwischen 58jährigen Sportlehrer Gojko Mitic als strahlenden Indianer-Helden. Der stattliche Jugoslawe mit den wie gemeißelt wirkenden Gesichtszügen war seit seinem Debüt 1965 in dem Millionen-Erfolg "Die Söhne der großen Bärin" nicht nur in der DDR, sondern auch Osteuropa und Afrika ein Superstar. Daß er mittlerweile in Westdeutschland nicht mehr ganz unbekannt ist, hängt mit seinem Auftritt bei den Karl-.May-Festspielen in Bad Segeberg zusammen.

Sachsenring Blick Hohenstein-Ernstthal v. 6.5.98

Oberindianer ziert die Hauswand. Winnetou und Old Shatterhand werden in Zukunft an der Giebelwand Ecke Lungwitzer Straße/ Karl-May-Straße erstrahlen und die Besucher der Stadt an das Geburtshaus des Schriftstellers erinnern. Unter drei Varianten konnten die Stadträte in der vergangenen Woche auswählen. Man entschied sich für das Figurenpaar, das stark an Pierre Brice und Lex Barker erinnert. Im unteren Teil des Bildes soll es einen Hinweis auf das May-Haus geben. Zuerst, meinte Oberbürgermeister Erich Homilius, hatte man geplant, das Karl-May-Logo und das May-Haus auf den Giebel zu malen. Marktwirtschaftlich sei das allerdings keine optimale Lösung gewesen. Um aufzufallen und die Besucher anzusprechen, müsse "was knalliges" her. Die Lösung ist nun gefunden. Etwa 18.000 Mark soll das große Wandbild kosten.

Sachsenring Blick v. 22.4.98

Etwas besonderes hat sich das Museum für das diesjährige Karl-May-Fest einfallen lassen. Erstmals wird aus dem Geburtshaus des Schriftstellers in alle Welt gefunkt. Der Hohenstein-Ernstthaler Funkerverein, erklärte Neubert, werde versuchen, mit Funkern in aller Welt Verbindung aufzunehmen und sie über die May-Aktivitäten in der Stadt informieren. Die Besucher des Museums könnten dabei zusehen, würden auch Informationen zur Funktechnik erhalten.

Bild v.3.6.98

Uff! Komantschen-Häuptling wollte ins Karl-May-Museum - Herzanfall! Mit unbewegter Miene liegt er da - in dem weißen Krankenhausbett. Ein Indianer kennt schließlich keinen Schmerz. Uff! Wir sehen Norman Keel (62), Häuptling der Komantschen und der Pawnees (jetzt vereinigt, 7000 Indianer) aus Oklahoma/USA. Er ist Häuptling der Stämme, über die einst Karl May in vielen Romanen, auch in den berühmten Winnetou-Bänden, schrieb. Der Kommantschen-Häuptling wollte ins Karl-May-Museum. Das Museum in Radebeul ist auch in den USA berühmt - und zur Zeit ist Karl-May-Fest. "Dieser Besuch war sein Herzenswunsch", sagt Museumsdirektor René Wagner (46). Wir haben seit langem Kontakt zu seinem Stamm, die Stadt Radebeul hatte ihn eingeladen. Auf der Fahrt vom Flughafen griff sich der Häuptling plötzlich an die Brust - Herzinfarkt vor Aufregung! Sofort kam er in eine Dresdner Klinik. Notversorgung. Die Ärzte raten dem Häuptling zu einem Bypass. Doch abgesehen davon, daß Keel keine Auslands-Krankenversicherung hat - er fürchtet die Operation. Immer wieder zeigt er auf ein Foto von einem tanzenden Indianer, geschmückt mit Maske. Er sagt: "Der soll mir helfen". Sein Medizinmann. Doch der ist nicht mitgekommen.

Remscheider General-Anzeiger v. 23.5.98

Karl-May-Freizeitpark. Der geplante Karl-May-Freizeitpark bei Hoyerswerda, nördlich von Dresden, soll nun doch realisiert werden. Das 400 Millionen Mark-Projekt drohte zu scheitern, weil das Land Sachsen, einer der potenten Geldgeber, seine Zusage aufgrund des dürftigen Konzepts der Initiatoren zunächst widerrief. Zwischenzeitlich wurden zusammen mit dem Würzburger Institut für Fremdenverkehrs- und Freizeitforschung verbesserte Pläne vorgelegt, die den Landeszuschuß für Deutschlands größten Freizeitpark - vorgesehen sind 140 Millionen Mark - wahrscheinlich machen. Der Karl-May-Park soll auf dem 160 Quadratkilometer großen Areal eines ehemaligen Braunkohlereviers entstehen, das in eine Hügel- und Seenlandschaft mit Wäldern und Prärie umgewandelt werden soll. Westernsiedlung, Indianerdorf, Fort und Ranch sowie Unterkünfte für 5000 Besucher sind geplant.

Main-Echo Aschaffenburg v. 29.5.98

"Karl May und Österreich" Unter diesem Titel geht ein von Wilhelm Brauneder herausgegebener Band besonders der Frage nach, wie die Trivialliteratur Wissen vermittelt. (Husum: Hansa-Verlag, 432 Seiten, gebunden, 59 Mark).

Main-Echo Aschaffenburg v. 29.5.98

"Der Schatz im Silbersee", Karl Mays berühmteste Erzählung, steht im Mittelpunkt des "Jahrbuchs der Karl-May-Gesellschaft 1997" Beleuchtet wird in dem Band unter anderem auch das ernsthafte Interesse Karl Mays an der chinesischen Sprache (Husum: Hansa-Verlag, 435 Seiten, gebunden, 52,- Mark).

Trierischer Volksfreund v. 7.7.98

Der "Karl May" von Trier. Christian F. gesteht vor Gericht weitere Lügengeschichten - Sogar BKA besuchte ihn. Nachdem der Angeklagte Christian F. bereits in der vergangenen Woche vor dem Trierer Amtsgericht zugeben mußte, daß seine abenteuerliche Geschichte, die zu der ungenehmigten Polenreise von vier Trierer Kripobeamten geführt hatte, frei erfunden war, kam am gestrigen fünften Verhandlungstag der nächste Rückzug: Auch seine Behauptung, er habe im Auftrag des Landeskriminalamts (LKA) die Trierer Polizei abgehört und Straftaten inszeniert, sind gelogen. Obwohl die Glaubwürdigkeit des Mannes im Laufe der fünftägigen Beweisaufnahme immer zweifelhafter wurde und er mehrmals Lügen eingeräumt hatte, kam die Erklärung am Montagvormittag doch überraschend. Zum Auftakt des Verhandlungstages hatte F. noch in einer ausführlichen Einlassung betont, daß es mehrere Treffen mit LKA-Beamten gegeben habe. Verständnis für die Trierer Polizisten, die den Lügen-Geschichten des 22-jährigen über angebliche Machenschaften des LKA auf den Leim gegangen waren, zeigte Richter Reusch: "Sie erinnern mich an Karl May".


SHATTERHANTOUR '99

Die nächste Tour ist geplant: 27. März bis 10. April 1999, wie immer eine Woche vor und nach Ostern. Da die Winnetour 2000 zusammen mit dem Karl-May-Symposium in Lubbock im September 2000 stattfinden wird, und auch schon in Planung ist, hier die Chance für die, die nur über Ostern fahren können: die SHATTERHANTOUR.

Diese Reise führt uns quer durch Texas, von Galveston, über Alamo nach Ft. Worth. Es soll auch nur eine kleine Reisegruppe werden, mindestens 12 Mitreisende, maximal 18. Höhepunkt wird außer Alamo garantiert der Ranch-Aufenthalt südlich der Hills.

Vorläufiger Reiseplan:

Sa, 27.3.: Abflug Frankfurt um 9.30 Uhr (LH436), Ankunft Houston 15.40 Uhr Texastime; Check-In in Galveston, erstes Kennenlernen der Gruppe, freier Abend

So, 28.3.: Rundfahrt Galveston, Theater ‚Die große Flut' und Einwanderungs-Museum (per Computer kann jeder nach seinen Vorfahren fahnden), Botanischer Garten, Strand, historischer Bezirk, Mardi Gras Museum

Mo, 29.3.: Check-Out, vormittags: San Jacinto Park und Battleship in Houston; nachmittags weiter nach Corpus Christi, Check-In, Dinner an der Brücke zu South Padre Island

Di, 30.3.: Besichtigung Flugzeugträger Lexington, die Columbus-Flotille, National Park South Padre Island, Bademöglichkeit im Golf von Mexiko?, Shopping

Mi, 31.3.: Check-Out, Weiterfahrt nach San Antonio, Check-In, Stadtrundgang mit Alamo, Alamo-Theater (holographisches Theater mit Spezialeffekten), River-Walk

Do, 01.4.: San Antonio auf eigene Faust: Missionstour, Trolley-Rundfahrt, Wachsfigurenkabinett, Kuriositätenkabinett, zweites Alamotheater; den River-Walk macht man garantiert noch einmal

Fr, 02.4.: Check-Out, Weiterfahrt nach Austin, Check-In, Besichtigung des Capitols, 6th-Street, Shopping

Sa, 03.4.: Check-Out, Weiterfahrt über die Hills nach El Dorado, Stop in Fredericksburg, Mittagessen, Besichtigung Admiral-Niemetz-Haus; El Dorado, Check-In auf der X-Bar-Ranch, Dinner auf der Ranch

So, 04.4.: Ranch-Betrieb: wer will kann morgens schon per Pferd die Rinder treiben oder Rinder, Schafe, Ziegen und Emus besichtigen; spät vormittags: Ausflug zum Fort McKavett und Fort Trading Post; Barbecue auf der Ranch

Mo, 05.4.: Ausflug in die nahe gelegene Woolen Mill (älteste Schafwoll-Mühle) El Dorado, nachmittags: die sehr schönen Sonora Cavern (Tropfsteinhöhlen), abends Indian Mound (gefunden auf der Ranch), Dinner auf der Ranch

Di, 06.4.: Cowboy breakfast, Ausflug nach San Angelo, Viehauktion (3.größte Schafauktion in der Welt), Lunch und Shopping in San Angelo, Dinner auf der Ranch

Mi, 07.4.: Check-Out, Weiterfahrt nach Waco, unterwegs Stop in San Angelo, Besichtigung Fort Concho, Check-In in Waco, Texas-Ranger-Museum

Do, 08.4.: Check-Out, Weiterfahrt nach Ft. Worth, Check-In, Sir Richardson Gallery (Remington-Gemälde)

Fr, 09.4.: Museenkomplex Ft. Worth, nachmittags und abends Stockyard (historisches Viertel) mit Billy Bob (größter Country- Honky-Tonk in Texas)

Sa, 10.4.: Abflug nach Frankfurt von Dallas 18,59, (Ankunft Sonntag Vormittag 11.45 Uhr)

Vorabinformationen:

Reisepreis: 3500,- DM (in DZ; auf der Ranch sind es Häuser für mehrere Leute) (incl. Flug, Transfers, Bus, Reisebegleitung, Hotels, etc. ...

Anschlußflüge in Deutschland mit Lufthansa inklusive, solange Platzvorrat bei LH vorhanden. Es liegen schon etliche Voranmeldungen vor, daher sollte man/frau sich schnell entschließen.

Anmeldeschluß ist der letzte November, für nähere Auskünfte und Anmeldungen:

Thomas Grafenberg
Am Irissee 14, 12349 Berlin
Tel.: 030-70189313
Fax.: 030-70189314

Das endgültige Programm kann erst zu Beginn der Reise ausgehändigt werden. Die Teilnehmer einer oder mehrerer unserer früheren Winnetouren können bestätigen, daß manches auf dem vorläufigen Programm noch nicht enthalten sein konnte. Dafür ist die Planung dann auch sehr zeitnah. Noch muß mit den Hotels verhandelt, Kontaktpersonen wollen ausfindig gemacht, das Detailprogramm will ausgearbeitet werden, und und und.

Sehr vieles bei den früheren Winnetouren war umsonst, was manchem vielleicht gar nicht soweit auffiel: Eintritte in Museen, Nationalparks, aber auch manches Abendessen. Leider kann Monate vor dem Reisebeginn nicht gesagt werden, welches Abendessen im Preis enthalten ist und welches nicht. So sind gemeinsame Unternehmungen, wie z.B. bei dieser Reise die Besichtigung des Flugzeugträgers Lexington oder der erste Besuch von Alamo enthalten. Auch wird es auf der Ranch so manche Überraschung geben, ich hoffe auf Cowboybreakfast und Cowboyevening, aber hier bin ich noch in Verhandlung: was ist wie möglich.

Auch bei der Unterbringung kann es manchmal zu Überraschungen kommen, denn nicht jedes Hotel ist bekannt. Ein Doppelzimmer entpuppt sich manchmal als Suite und manchmal als ein wenig eng, gerade wenn es sich um historische Gebäude handelt. Auf der Ranch wurden neue Blockhäuser aus Eichenholz errichtet, es soll genug Platz geben und ich glaube es einfach, aber sehen kann ich es auch erst dort und dann ist manchmal schnelles Umorganisieren gefragt. Oder wie bei der letzten Tour, trotz einer Hotelbestätigung waren wir dort nicht ‚bekannt', es klappte dann natürlich doch, aber mit kleiner Verspätung und anderer Zimmeraufteilung.

Bei unseren Touren handelt es sich nicht um das Angebot eines Reisebüros; wir organisieren die Reisen privat, d.h. auch, daß das eingegangene Geld der Reise zugute kommt. Nach Abzug der Kosten für Hotels, Busse, Eintritte etc. wird das restliche Geld für die Gruppe verwendet, so kommt es dann zu den manchmal überraschenden Einladungen, wobei auch erst hinterher mitgeteilt wird, daß die Gruppenkasse bezahlt. Nicht jedes Restaurant ist uns aber mit seinen Preisen bekannt, sie werden als gut empfohlen, als leistungsgerecht oder ein bißchen teuer.

Die Winnetour 2000 ist, wie schon erwähnt, auch in der Planung und durch das Symposium in Lubbock ist dort um ein Vielfaches mehr zu machen. Diese Tour findet im September 2000 statt, die Tour 1999 findet wie gewohnt über Ostern statt. Für das Jahr 2001 kann jetzt noch keine Aussage gemacht werden, aber von September zu Ostern 2001 ist es sehr kurz für eine Planung und die Energie steckt vorerst beim Symposium 2000.

Thomas Grafenberg


Leserbriefe

Anja Tschakert, Pegnitz(Neudorf)

Ich muß endlich einmal die Arbeit der vielen Helfer der KMG loben, von der wir alle profitieren. Selbst mit der Hilfe moderner Technik ist der Aufwand, mit dem Nachrichten, Mitteilungen und das Jahrbuch zusammengestellt werden, enorm. Ich freue mich schon jedes Quartal auf meine Karl-May-Post und überfliege die Überschriften meist schon auf der Treppe. Kein einziges Mal wurde meine Neugier enttäuscht! Immer gab es Interessantes und Neues zu lesen, man glaubt es kaum, daß das nach so langen Jahren Forschungs- und Lesearbeit immer noch möglich ist.

Gespannt bin ich auf das Karl-May-Symposium 2000 in Lubbock, an dem ich, wenn es mir beruflich irgendwie möglich ist, teilnehmen möchte. Die Gastfreundschaft in Lubbock durfte ich ja auf der Winnetour I schon genießen. Ich freue mich schon darauf'!

Anton H. Paschinger, Wien

Nach nunmehr elfjähriger Mitgliedschaft ist es längst an der Zeit, der KMG einmal für ihre großartige, engagierte und niveauvolle Arbeit zu danken! Sehr froh bin ich auch darüber, daß in den letzten Jahren aufgekommene Streitigkeiten unter einigen Mitgliedern wieder einer sachlichen Diskussion gewichen sind.

Noch zwei Anregungen für die Zukunft:

1. Es ist schade, daß auf den Briefumschlägen des Husum Verlages, in denen die Nachrichten und die Mitteilungen versandt werden, keinerlei Hinweis auf Karl May bzw. die KMG zu finden ist! Wäre dies nicht ein zusätzlicher Werbeträger für unsere Sache?

2. Gibt es nicht die Möglichkeit, noch in diesem Jahrhundert die Revision jenes obskuren Gerichtsurteils zu erwirken, wonach Karl May als "geborener Verbrecher" bezeichnet werden durfte?

Walter Dölle, Traben-Trarbach

In der letzten Ausgabe der KMG Nachrichten erschien mein Artikel über den Schriftsteller F.H. Achermann. Hierzu rief mich das KMG Mitglied Herr Heinrich Placke aus Bielefeld an und teilte mir freundlicherweise mit, er besitze zwölf Bände von Achermann, aber aus keinem Buch gehe hervor, daß die NS Regierung ihn für ihre Zwecke genutzt habe. Auch das Buch mit dem Titel "Rauschgas" sei nicht in diese Richtung einzuordnen.

Karl Serden, Ubstadt

Die Nachrichten sind wieder sehr informativ. Das Geschehen um Karl May findet darin eine übersichtliche Aufarbeitung. Interessant sind die Leserzuschriften; nicht minder auch die Auswahl der Presse-Veröffentlichungen.


Treffen der Berliner Karl-May-Freunde

Unser nächstes Treffen ist am 14. November 98 (Samstag) ab 14 Uhr (Einlaß) in "Old Texas Town", (Kolonie Sonneneck, Paulsternstraße - Berlin-Spandau/Siemensstadt - U-Bahnhof ,Paulsternstraße'). Herr W. Seiffert wird einen Vortrag über ,Patty Frank' halten.

Bei Rückfragen: Thomas Grafenberg, Am Irissee 14, 12349 Berlin, ? 030-70 18 93 13.

Bitte relativ pünktlich da sein, aber auch nicht zu früh!


Süd-West-Treffen der KMG

Unser Freund Karl Serden teilt mit: Die Karl-May-Freunde aus dem Rhein-Neckar-Gebiet laden wieder zu einer Begegnung ein, die am

Samstag, 26. September 1998 ab 17 Uhr

im Lokal "Mamma Rosa" (früher Park-Café) Dreikönigstr. 8, % 06202-4335 (Fremdenzimmer) in 58723 Schwetzingen stattfinden wird. Gäste und Interessenten sind - wie immer - willkommen.


Karl-May-Freunde Nordbayern

,,Das nächste Treffen der Karl-May-Freunde Nordbayern findet am Freitag, 02.10.98, ab ca. 18:30 im Restaurant ‚Tatanka', Werner-von-Siernens-Str. Ib (Bushaltestelle Zollbahnhof), in Erlangen, statt. Die indianischen Spezialitäten (u.a. Bisonbraten und Mais-Eintopf) wurden gekostet und für hervorragend befunden! Info und ggf. Mitfahrgelegenheiten unter 09241/7668 oder 0911/382622. Gäste jederzeit willkommen!"

Das Lokal könnte für Karl-May-Freunde und Indianer-Fans ein Geheimtip werden. Leider haben wir es letztes Jahr bei der Tagung noch nicht gekannt. Aber wir werden es (wahrscheinlich) als Treffpunkt beibehalten.

Anja Tschakert


Treffen der KMG-Mitglieder im Köln-Bonner-Raum

Am Samstag, 26. September 1998, ab 15.00 Uhr, findet wieder ein Treffen der KMG-Mitglieder aus dem Raum Köln-Bonn statt. Ort der Veranstaltung ist diesmal die Gaststätte Assenmacher (Stiftsstr./Ecke Dixstr.; gegenüber der Doppelkirche) in BN-Beuel/Schwarzrheindorf. Anfahrt mit dem Wagen: A 585, Abfahrt BN-Beuel-Nord, Niederkasselerstr. Richtung Beuel, 1. Ampel hinter dem Ortseingang rechts; Straßenbahn ab Hbf. Linie 66 bis Adelheidisstr., Clemensstr. über die Niederkasselerstr. hinweg folgen, an der ArnoId-von-Wied-Schule geradeaus in die Dixstr.; Bus ab Hbf.: Linie 550 oder 640 bis Schwarzrheindorf/Schule, gegenüber der Haltestelle der Dixstraße folgen.

Weitere Auskünfte:

Gregor Seferens. Clemensstr. 64. 53225 Bonn

Tel./Fax: 0228/46 31 75


SCHWEIZER-Karl-May-FREUNDE

Unsere Herbstveranstaltung 1998 findet am Samstag, 19. Sept. 98, ab 13.00 Uhr in Luzern, Restaurant Fire Pub, Hirschengraben 19, nähe Pilatusplatz, 7 Gehminuten vom Bahnhof Luzern entfernt, statt.

Herr Edgar Müller, Mitglied des Leipziger KM-Freundeskreises wird auf unsere Einladung hin zu uns über: "Was verband Karl May mit Leipzig, und die Tätigkeiten des Leipziger KM-Freundeskreises vor und nach der Wende" sprechen. Das Referat ist öffentlich.

Aufruf an die Karl-May-Freunde in Südniedersachsen

Ein Blick in das Mitgliederverzeichnis der KMG beweist, daß sich allein in und um Göttingen herum rund 30 Mitglieder tummeln. An diese und all jene, denen der Weg in die Leinestadt nicht zu weit ist, ergeht hiermit der Aufruf zur Gründung eines "Stammtisches Südniedersachsen" (was natürlich nur bedeutet, daß Westfalen, Hessen und Thüringer dafür sorgen mögen, daß dieser Name nicht stimmt!)

Ein erstes Treffen soll am 26. September, um 16.30 Uhr stattfinden. Treffpunkt ist das "Gänseliesel" auf dem Marktplatz in Göttingen.

Weitere Informationen gibt es bei: Gudrun Keindorf, Bovenden, Tel./Fax: 0551/83421


Treffen der Karl-May-Freunde aus dem Ruhrgebiet

Datum: Samstag, 26. September 1998. Uhrzeit: 15.00 Uhr. Ort: Essen, Gaststätte "Haferkamp", Wickenburgstr. 40 - Anfahrtsbeschreibung siehe M-KMG März 98 Seite 115.

Weitere Auskünfte: Peter Krauskopf, 0234/335767

Bernd Schröter


"Der Sohn des Bärenjägers"

Am 9. Mai trafen sich die Karl-May-Freunde aus dem Ruhrgebiet in der Gaststätte Haferkamp in Essen. Bernd Schröter zeigte seinen Lichtbildervortrag "Der Sohn des Bärenjägers".

Etwa zehn KMG-Mitglieder aus dem Ruhrgebiet ließen sich auch von dem wunderschönen Sommer-Wetter am 9. Mai nicht davon abhalten, zum Frühjahrs-Treffen der Karl-May-Freunde aus dem Ruhrgebiet zum kommen. Und sie taten gut daran, denn die Gaststätte Haferkamp, in der das Treffen erstmalig stattfand, hat einen wunderschönen Biergarten, in dem sich wunderbar in frischer Luft über KM, KMG, KMV, Bamberger und Radebeuler Bücher sowie Saale-Unstrut-Weine diskutieren ließ. Für eine gleichermaßen lehrreiche wie unterhaltsame Dreiviertelstunde zogen sich die Zehn Aufrechten schließlich in das Hinterzimmer des Restaurants zurück, um den Ausführungen Bernd Schröters über den "Sohn des Bärenjägers" und den Yellowstone-Nationalpark zu lauschen.

Aus der Urlaubsbilder-Ausbeute von mehreren Reisen in den Nationalpark hat Bernd Schröter einen informativen Vortrag zusammengestellt, der die Entdeckungsgeschichte der an Naturwundern so reichen Gegend schildert und - nach Bernhard Kosciuszkos Aufsatz im Jb-KMG 1882 - die Quellen von Karl Mays Jugenderzählung aufzeigt. Schröters Fazit: Karl May wertete seine Quellen mit äußerster Sorgfalt aus, scheute sich jedoch nicht, sich die Landschaft für seine dramaturgisch-poetischen Zwecke zurechtzurücken. Dem Vortrag schloß sich eine lebhafte Diskussion über Karl May und seine Quellenbenutzung an. Am 7. November wird Bernd Schröter den Vortrag auch im Karl-May-Museum in Radebeul halten.

In den drei Jahren, in denen sich die Karl-May-Freunde aus dem Ruhrgebiet regelmäßig treffen, hat sich ein "harter Kern" von etwa zehn Leuten herausgebildet, die fast immer kommen. Wir würden uns jedoch freuen, wenn von den ca. 150 KMG-Migliedern, die im Ruhrgebiet wohnen, noch einige mehr den Weg zu uns finden würden. Zum nächsten Treffen sind jedenfalls alle herzlich eingeladen - Nicht-KMG-Mitglieder dürfen selbstverständlich auch kommen. Peter Krauskopf


Patty Frank und Heinz Zbinden

Wer nicht dabei sein konnte als Patty Frank, (1876-1959) der Hüter des Indianermuseums in Radebeul seinen jugendlichen Besuchern und zu uns Schweizer Karl-May-Freunden per Tonband sprach, hat etwas verpaßt! Mit René Wagner, Direktor des Karl May Museums Radebeul und dessen Geschäftsführer Hans Grunert amüsierten wir uns köstlich an der herrlichen Sprache mit unverkennbarem beibehaltenem Wiener-Dialekt..

Ermöglicht wurde diese Veranstaltung dank unseres KMG-Mitgliedes Heinz Zbinden und dem Videoraum im Indian-Land, Gossau, übrigens ein vorzügliches ethnologisches Museum, dessen Besuch sich lohnt. Heinz, der Patty Frank noch persönlich kannte und dessen Freundschaft besaß, informierte uns über diesen vielseitigen Menschen, dessen Liebe und Freundschaft vornehmlich den Indianern galt. Heinz schilderte uns wie Patty Frank dieses Ausstellungswerk schuf, wie er die vielen Sammelstücke zusammen trug und dann Klara May als Museumsidee antrug.

Die ursprüngliche Veranstaltungsidee, noch ein weiteres Tonbild anzuhören ließen wir auf Anregung von Heinz fallen. Dafür machten wir eine spontane Talkrunde mit den beiden ganz überraschend anwesenden KM-Freunden aus Radebeul. Ich glaube, auch hier haben manche etwas verpaßt; und sei es nur die herzliche Freundschaft über Grenzen hinweg. Die Verantwortlichen schilderten informativ über die heutigen Ausstellungskonzepte aber auch über die finanziellen Sorgen. Wir Schweizer Karl-May-Freunde denken, daß hier eine Hilfe seitens der KMG wünschbar oder sogar notwendig wäre. Es geht ja um das literarische und ideelle Erbe Karl Mays. Elmar Elbs


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