KMG-Nachrichten 118 - Dezember 1998

Übermittelt von Engelbert Botschen

Dreißig Jahre Karl-May-Gesellschaft e.V.

30 % Rabatt auf Bücher und Schriften

Im nächsten Jahr besteht die Karl-May-Gesellschaft dreißig Jahre. Als der unvergessene Alfred Schneider die Initiative ergriff und zur Gründungsversammlung einer literarischen Vereinigung für den 22. März 1969 in den Wintergarten der Casino-Betriebe in Hannover einlud, konnte niemand ahnen, daß sich aus der Zusammenkunft von vierzehn Personen - elf Gründungsmitglieder und drei Gäste - eine Erfolgsgeschichte sondergleichen entwickeln würde. Erich Heinemann, Mitbegründer und seitdem Schriftführer des Vorstandes, hat in seinem Buch "Eine Gesellschaft für Karl May" diese spannende Chronik der KMG aufgezeichnet, die vor allem den vielen neuen Mitgliedern zur Lektüre wärmstens empfohlen werden kann.

Aus diesem besonderen Anlaß hat der Vorstand ein spezielles Jubiläumsangebot beschlossen, das allen Mitgliedern beim Kauf von Büchern und Schriften der KMG zwischen dem 1. Dezember 1998 und 30. November 1999 - also ein Jahr lang - einen Rabatt von 30 % gewährt. Davon sind nur wenige Titel ausgenommen, z.B. die aktuellen Neuerscheinungen des laufenden Jahres. Prüfen Sie daher unsere (innen eingeheftete) neue Angebotsliste diesmal besonders aufmerksam, so kostengünstig können Sie eventuell noch vorhandene Lücken in Ihrer Karl-May-Bibliothek in diesem Jahrtausend nicht mehr schließen.

Mit einer Festveranstaltung wurde am 27. November 1998 im historischen Gasthof "Serkowitz" in Radebeul eines weiteren Jubiläums gedacht: Vor siebzig Jahren, am 1. Dezember 1928, öffnete das Karl-May-Museum in der "Villa Bärenfett", einem stilechten Wildwest-Blockhaus, seine Pforten für die Öffentllchkeit. Erster und langjähriger Verwalter des neuen Museums wurde der weitgereiste Artist Patty Frank (mit bürgerlichem Namen Ernst Tobis), der seine eigene umfangreiche Sammlung indianischer Objekte, die er bei vielen Zirkustourneen in den USA und Kanada zusammengetragen hatte, als Grundstock in die Ausstellung einbrachte. Für alle Freunde der indianischen Geschichte, Kultur und Lebensweise ist der Besuch dieses attraktiven völkerkundlichen Museums auch heute noch ein großes und einmaliges Erlebnis.

Die mit uns befreundete Deutsche Gesellschaft zum Studium des Western wird im kommenden Jahr zehn Jahre alt und veranstaltet zu diesem kleinen Jubiläum vom 18. bis 20. Juni 1999 ein literarisches Symposium in Münster, an dem sich auch die Friedrich-Gerstäcker-, Karl-May- und Charles-Sealsfield-Gesellschaft beteiligen. Mit Vorträgen, Lesungen und Diskussionen, Filmvorführungen und einer Ausstellung werden sich die Teilnehmer aus ihrer jeweiligen Perspektive mit dem Thema "Ursprünge, Traditionen und Wirkungsweisen der Westernliteratur in den USA und Deutschland" beschäftigen. Die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften (ALG) fördert dieses Vorhaben mit einem erheblichen finanziellen Zuschuß als modellhaftes Projekt für gesellschaftsübergreifende Kooperation. Nähere Informationen für die Teilnahme an dieser interessanten Tagung enthält die März-Ausgabe der KMG-Nachrichten.

Das von unserer amerikanischen Mitarbeiterin Prof. Dr. Meredith McClain organisierte internationale Karl-May-Symposium, das im September 2000 an der Texas Tech University in Lubbock (im Llano Estacado) durchgeführt wird, findet bei unseren Mitgliedern auch weiterhin ein lebhaftes Echo. Bei der nächsten Arbeitstagung von Vorstand und Mitarbeiterkreis der KMG (vom 12. bis 14. März 1999 in Bovenden bei Göttingen) wird über den deutschen Programmanteil beraten und entschieden, um diese erste transatlantische Begegnung von Karl-May-Forschern zu einem vollen Erfolg werden zu lassen.

Ende November war ich für einige Tage in Hohenstein-Ernstthal, um den 15. Kongreß unserer Gesellschaft vorzubereiten, der die Mitglieder vom 22. bis 26. September 1999 in der Karl-May-Geburtsstadt zusammenführen wird. Das dreißigjährige Bestehen der KMG, der vorgesehene Wechsel im Vorstand und ein vielversprechendes Programm verleihen diesem großen Treffen der Karl-May-Freunde eine ganz besondere Bedeutung, so daß gewiß mit einer hohen Beteiligung zu rechnen ist. Eine Programmvorschau mit allen Informationen für die Tagungsteilnehmer finden Sie bereits in der nächsten Nummer unserer KMG-Nachrichten.

Vor kurzem konnte ich unser erstes Mitglied in Dänemark begrüßen, so daß die Karl-May-Gesellschaft jetzt in 28 Ländern und allen Erdteilen vertreten ist. Das Jubiläums- und Kongreßjahr 1999 sollte uns alle zu verstärkten Anstrengungen anspornen, dem Ziel unserer "Aktion 2000" einen ganz entscheidenden Schritt näher zu kommen: 2000 Mitglieder im Jahr 2000!

Auch im letzten Quartal des Jahres sind wieder einige Geburtstage anzuzeigen: Am 4. Oktober wurde unser Pressebeauftragter Dietrich Schober 60 Jahre alt; ebenso am 29. Oktober der österreichische Journalist und Schriftsteller Peter Krassa; auch der bekannte Karl-May-Forscher Dr. Klaus Hoffmann hat am 3. Dezember sein 60. Lebensjahr vollendet; und unser Mitarbeiter Dr. Eckehard Koch, den viele als Indianer-Experten kennen, kann am 13. Dezember seinen 50. Geburtstag feiern. Den vier Freunden und Kollegen gratulieren wir ganz herzlich zum jeweils "runden" Geburtstag und wünschen ihnen alles Gute, Glück und Gesundheit für die künftigen Jahre.

Liebe Mitglieder und Freunde, Ihnen und Ihren Familien wünsche ich ein frohes Weihnachtsfest sowie ein gutes Neues Jahr und grüße Sie in herzlicher Verbundenheit

Ihr

Erwin Müller

Geschäftsführer

Karl-May-Gesellschaft e.V.
Anschriften und Impressum

Geschäftsführer: Erwin Müller

Eitzenbachstraße 22, 54343 Föhren

% 06502/20887

Schatzmeister: Uwe Richter

Rosenstraße 6, 92272 Freudenberg

% 09621/81836

Jahresbeitrag:

DM 50,00 (fällig im ersten Quartal)

Konten: Bayerische Hypo- und Vereinsbank Amberg

Konto-Nr.: 199 54 80 (BLZ 752 200 70)

Postbank Hamburg,

Konto-Nr.: 11 16 94-207 (BLZ 200 100 20)

Zentrale Bestelladresse

Ulrike Müller-Haarmann

Gothastraße 40, 53125 Bonn

% u.  : 0228/252492

 

Redaktion und Layout:

Engelbert Botschen

In den Benten 24, 32758 Detmold

% 05232/987 163 /  : 05232/86 9 05

e-mail: KMG-Nachrichten@t-online.de

Mitarbeiter der Redaktion:

Sigrid Seltmann, Am Pichelssee 7, 13595 Berlin,

% 030/3623839 (Gesucht - Geboten und Publikationen unserer Mitglieder)

Dietrich Schober (Presse/Medien)

Ralf Harder (Karl-May-Stiftung/Radebeul)

Redaktionsschluß dieser Ausgabe

15. Oktober 1998

Redaktionsschluß der nächsten Ausgabe

15. Januar 1999

Druck und Versand:

Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, Husum

Leserbriefe, Zeitungsberichte (Dokumentationen) und Beiträge unter Verfassernamen entsprechen nicht unbedingt der Meinung der Redaktion. Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe und Beiträge gekürzt zu veröffentlichen

 

Ehrenvolle Auszeichnung

Prof. Roxin hat am Freitag, 23. Oktober, die Ehrendoktorwürde der juristischen Fakultät der staatlichen Universität Mailand erhalten (Facoltà di Giurisprudenza, Università Degli Studi di Milano).

!! Letzte Meldungen !!

 

Bitte beachten:

Die Bayerische Vereinsbank hat mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank fusioniert. Daher lautet unsere Bankverbindung ab sofort:

"Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG" Amberg.

Kontonummer und Bankleitzahl verändern sich nicht.

Wir bitten um Beachtung!

 

 

Ab 1. Januar 1999 kann der Jahresbeitrag auch mit Buchgeld (bargeldlos) in der neuen Währung EURO bezahlt werden. Der Beitrag wird für diesen Fall auf

EURO 26,00

festgelegt.

 

 

!! Sonderaktion der KMG - 30 % Jubiläumsrabatt !!

Vom 1. Dezember 1998 bis zum 30. November 1999 gewähren wir mit wenigen Ausnahmen (z.B. bei neuen Reprints und dem neuen Jahrbuch) auf alle unsere Schriften 30 % Jubiläumsrabatt.

Ein gute Gelegenheit, seine KM-Bestände zu ergänzen!

Auf unser Angebot in der Mitte des Heftes weisen wir besonders hin.

 

Der Vorstand teilt mit:

!!! bitte unbedingt lesen !!!

Spendenbescheinigungen

enn diese KMG-Nachrichten ausgeliefert sind, dauert es nicht mehr lange, bis der Countdown zu einer alljährlichen Aktion läuft, die für alle Beteiligten mit einem großen Arbeitsaufwand verbunden ist: das Ausstellen der Spendenbescheinigungen, auf die Sie alle ein Anrecht haben.

Kaum beginnt ein neues Jahr, erkundigen sich immer wieder Mitglieder bei unserer Spendenbeauftragten, Annelotte Pielenz, wo denn die Bescheinigung fürs Finanzamt bliebe. Ich möchte einmal erläutern, warum die Formulare unmöglich am 2. Januar bei Ihnen sein können (und vielleicht interessiert sich ja auch manch einer dafür, wie die Bescheinigungen überhaupt zustande kommen).

Wir könnten es uns einfach machen und für jedes Mitglied (z. Zt. ca. 1900) eine Bescheinigung ausdrucken. Dies hat die KMG jedoch nie gemacht, weil damit auch alle erfaßt würden, die keine benötigen - unsere ausländischen Mitglieder z. B. -, und wir müssen natürlich die Kosten bedenken. Seitdem mit Computern gearbeitet wird, hat es in der Mitgliederdatei also schon immer für die Spendenbescheinigungen ein bestimmtes Feld gegeben, das es uns ermöglicht, diese Mitglieder auszusortieren.

Ehe ich daran gehen kann, die Formulare als Serienbrief auszudrucken und ehe Frau Pielenz ihre Arbeit beginnen kann, muß abgewartet werden, bis alle nötigen Informationen vom Schatzmeister, Herrn Richter, eingetroffen sind. Diese Daten - alle Eingänge bis zum 31. Dezember - können natürlich erst Anfang Januar vorliegen (und dies auch nur so schnell, weil Herr Richter jede Minute seiner Freizeit mit seiner Schatzmeistertätigkeit verbringt). Nun könnte ich zwar eigentlich die Serienbriefe auch vorher schon ausdrucken (es werden für das Jahr 1998 um die 1400 sein), aber wir haben seit den letzten Jahren ein kurioses Phänomen festgestellt, das uns immer mindestens 100 Formulare erspart: Mitglied X hat den Beitrag für 1998 schon im Dezember 1997 gezahlt, im laufenden Jahr nicht gespendet und zahlt den Beitrag für 1999 nicht schon in diesem Jahr - also gibt es auch keine Spendenbescheinigung (falls Sie meinen, Sie hätten einmal zu Unrecht keine Bescheinigung erhalten, prüfen Sie doch bitte, ob dieser Fall auf Sie zutrifft).

Sobald also diese nötigen Informationen alle vorliegen, werden die Serienbriefe ausgedruckt und an Frau Pielenz geschickt, für die dann eine immense Arbeit beginnt. Nicht nur die Spenden, die sie das ganze Jahr über sorgfältig in Listen eingetragen hat, müssen addiert werden, sondern auch die Beitragszahlungen, über die die KMG ebenfalls eine Spendenbescheinigung ausstellen darf, werden berücksichtigt. Das ist ziemlich kompliziert und erfordert höchste Konzentration, weil Beiträge eben oft schon im Jahr vorher vorausbezahlt werden. Das alles 1300 - 1400 mal, anschließend unterschreiben, den Brief falten, in einen Umschlag stecken, frankieren und zur Post bringen! Normalerweise ist dies alles Ende Januar erledigt, und ich weiß aus eigener Erfahrung, daß die KMG sogar - im Vergleich zu anderen Organisationen, die die Arbeit nicht ehrenamtlich erledigen - ziemlich früh ist.

Für die Sorgfalt unserer Spendenbeauftragten spricht, daß es anschließend nur sehr wenige Reklamationen gibt. Falls Sie glauben, Sie hätten zu Unrecht keine Bescheinigung bekommen oder sie sei nicht korrekt, überprüfen Sie zunächst bitte folgende Punkte:

- der o. g. Fall (im laufenden Jahr kein Beitrag und keine Spende) trifft auf Sie zu;

- Ihre Spende/Beitrag ist vielleicht nicht mehr bis zum 31.12. auf dem KMG-Konto eingegangen;

- Sie haben im laufenden Jahr gespendet, aber den Beitrag schon im vorigen Jahr bezahlt;

- und: Denken Sie daran, daß eine Spendenbescheinigung auch über den Beitrag ausgestellt wird.

Ich finde, es ist Frau Pielenz nicht zuzumuten, einzelne Bescheinigungen "außer der Reihe" gleich Anfang Januar abzuschicken; auch bedeutet dies evtl. höhere Portokosten, da alle Briefe, in denen dieselbe Summe eingetragen ist, als Infobriefe (Porto 0,80 statt 1,10) versendet werden können.

Der Arbeitsaufwand ist also riesig, aber wir wollen auch hier am Prinzip der ehrenamtlichen Arbeit und unserer "rigorosen Sparsamkeit" (Prof. Dr. C. Roxin) festhalten. Oft gelingt dies den Verantwortlichen nur mit der tatkräftigen Hilfe der Familienangehörigen, und so soll an dieser Stelle einmal stellvertretend Irene Frankenstein, Stefanie Richter und Gerhard Haarmann herzlich gedankt werden!

Eine Bitte haben wir noch: Wie ich ausgeführt habe, erhalten nicht alle Mitglieder automatisch eine Spendenbescheinigung. Falls Sie also noch nie eine bekommen haben, jedoch eine benötigen, melden Sie sich bitte bei mir. Ebenso kann es sein, daß Ihre Bescheinigung jedes Jahr im Papierkorb landet, weil Sie vielleicht keine Steuern (mehr) zu bezahlen brauchen. Auch in diesem Fall bitte ich um eine kurze Mitteilung bis Ende Dezember.

Ulrike Müller-Haarmann

Gothastr. 40

53125 Bonn

Tel./Fax 0228/25 24 92

Ruprecht Gammler

Ein riesiger Bestand an May-Schätzen

einz Neumann hat als Mitglied der ersten Stunde schon früh zahlreiche wichtige Untersuchungen in den Mitt. der KMG publiziert. 1982 veranstaltete das Schiller-Nationalmuseum in Marbach eine große May-Ausstellung (vgl. Marbacher Magazin 21) basierend auf seiner umfangreichen Sammlung.

Nun hat er seine komplette Sammlung dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach geschenkt! Es handelt sich dabei neben anderen bedeutenden Teilen um einen riesigen Bestand an May-Schätzen, Briefen von May, Möllhausen und Gerstäcker, Americana und Abenteuerliteratur, sowie fünf prall gefüllte Kisten mit May-Material, die bisher noch nicht erfaßt und ausgewertet werden konnten.

Unser Reprint-Programm hat bereits davon profitiert, da uns das Dt. Literaturarchiv freundlicherweise die seltene Zeitschrift "WELTSPIEGEL" 1878 als Vorlage zur Verfügung gestellt hat.

Die Stuttgarter Nachrichten brachten nun am 22. September 1998 einen würdigenden Artikel unter dem Titel

Bücher sind sein Leben

Der Sammler Heinz Neumann: bibliophil und großzügig

"Als Bub stand er jeden Morgen vor den beiden Buchhandlungen daheim mit wehmütigem Verlangen: Er hatte kein Geld für diese Schätze. Später hat Heinz Neumann viele Bücher besessen. Und seine bibliophilen Kostbarkeiten vor kurzem verschenkt.

Heinz Neumann aus Bietigheim-Bissingen hat seine ungezählten Bücherschätze, darunter Sammlungen von Americana, Kinderbüchern oder Arno-Schmidt-Erstausgaben, der Schillergesellschaft in Marbach geschenkt. Dafür hat sie ihm - und er ist erst der dritte Mensch, den sie so auszeichnet - die Ehrenmedaille verliehen. Der Urkundentext sagt alles über den Bücherfreund Neumann, "den durch Kennerschaft, Sorgfalt und Konsequenz ausgezeichneten Sammler". Seine bibliophilen Ausgaben von Werken der deutschen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts - gruppiert um die Originalausgabe Wilhelm Raabes und eine Karl-May-Sammlung sind "von seltener Vollständigkeit", die auch die benachbarte Literatur von Cooper bis Traven einschließt - erweitern nämlich den Bestand der Bibliothek im Deutschen Literaturarchiv um einen einzigartigen Quellen-Fundus.

Heinz Neumann (86) wurde in Schneidemühl zwischen Berlin und Danzig in eine "bücherlose Familie" hineingeboren. Er ist "gelernter Leser und Lehrer", wurde als Zehnjähriger ein Freund von Winnetou und Karl May samt Zweigroschenheften. Nun ist er wieder Karl May verfallen: Als seine Bücher nach Marbach kamen, weil er selbst ins Seniorenheim zog, behielt er nur die Erstdrucke der Werke von Wilhelm Raabe und von Karl May. Sie stehen nicht hinter Glas, weil er den direkten Kontakt mit ihnen braucht. Früher hat er alte Bücher neu gebunden, doch dann gespürt, daß er ihnen Individualität und Originalität nimmt. Er liebt Bücher, innen und außen, ist der Bibliophilie verfallen: "Für mich beginnt der Dichter beim Erzähler." Im richtigen Moment auf das richtige Buch stoßen - das sind für ihn Augenblicke des Glücks.

Am Anfang stand für ihn Welterweiterung: von Märchen zu geographischen Erzählungen von Charles Sealsfield bis Friedrich Gerstäcker, deren Spuren in den USA er auf mehreren Reisen folgte. Er entdeckte "das Faszinosum einer Großstadt", lief auf Charles Dickens’ Spuren "bis zur Erschöpfung" durch London und auf denen von William Faulkner durch New Orleans.

Heinz Neumann hat schon immer eine Vorliebe für angelsächsische Literatur gehabt, "dazu die großen Franzosen wie Flaubert und Maupassant". Günter Grass ist für ihn eine Offenbarung, und Zuckmayer liebt er." [Lotte Schnedler]

"Commercial arts"

Die KMG-Nachrichten Nr. 117 [S. 19ff.] enthalten einen Beitrag, dem ich höchstes Lob zolle. Endlich wurde über ein May-Spektakel sachlich, aber auch kritisch berichtet. Ohne das Thema "Commercial arts" hier zu vertiefen, es sollte sich in Zukunft manches ändern - der Würde Mays angepaßt!

Karl Serden

Neue Sonderhefte der KMG

Michael Zaremba:

Billy Jenkins. Besichtigung eines Mythos.

55 Seiten, zahlreiche Photographien. Sonderheft KMG 115, 1998.

Neben der "Wildwestgeschichte" entsteht im 19. Jahrhundert auch allmählich der "Wildwestrummel", die Darstellung mit der Westexpansion im 19. Jahrhundert verbundener "ritterlicher" Cowboy- und Fesselungs-, Pferde- und Greifvögeltricks, deren erster und bekanntester "Meister" der umstrittene William Cody alias Buffalo Bill mit seiner Wildwestshow war, die internationalen Ruhm errang. Vor dem 1. Weltkrieg war den legendären Abenteuern "Buffalo Bills" eine ganze Serie abenteuerlicher Groschenheftromane gewidmet; anläßlich eines Gastspiels von Codys "Wild West Show" hat sich Karl May im Jahre 1906 in Dresden mit "Buffalo Bill" getroffen, eine Legende des Wilden Westens traf auf einen, der sich den Westen "mit der Seele" erschrieb... Da uns über dieses Treffen nicht viel mehr als ein Bericht von Klara May überliefert ist, wissen wir nicht, was die beiden Menschen, May und Cody sich zu sagen hatten (wie gut sprach May überhaupt Englisch?) Aber es ist doch interessant, einmal über "andere Wild-West-Mythen" außerhalb des Mayschen Kosmos nachzudenken. In diesem Sinne ist die neue Arbeit unseres Berliner Mitglieds Michael Zaremba besonders interessant. Er porträtiert das abenteuerliche Leben des Wildwestartisten und Zirkuskünstlers Billy Jenkins (alias Erich Rudolf Otto Rosenthal, 1885-1954), dessen legendäre Abenteuer schon vor dem Krieg zu einer Serie von Groschenheften in Romanform verarbeitet wurde. Zaremba hat bei seiner "Besichtigung eines Mythos" zahlreiche biographische Quellen aufarbeiten können, die bisher unbekannt waren und zeichnet so das Bild eines Mannes, der seinen Traum wirklich gelebt hat. Obwohl Zaremba es bewußt vermeidet, allzuviele und allzudeutliche Parallelen zu dem Leben und Träumen Karl Mays zu ziehen, so werden sich solche "Parallelen" beim Lesen dieses interessanten Sonderheftes zwanglos erschließen. Hinzugefügt sei, daß das S-KMG 115 besonders prächtig ausgestattet ist, mit zahlreichen bisher unbekannten Photos, die Rosenthal-Jenkins ganz lebendig vor unser Auge rücken.

 

Klaus Ludwig:

Biographisches in Karl Mays Lieferungsroman "Der verlorene Sohn".

S-KMG 116, 1998. 74 S.

Mit diesem Heft wird die Reihe der Arbeiten Klaus Ludwigs zu autobiographischen Momenten in den Kolportageromanen Mays fortgesetzt. Wie schon in den Berichten über die bisherigen Hefte (Die Liebe des Ulanen, S-KMG 105, Waldröschen, S-KMG 109 und Deutsche Herzen, deutsche Helden, S-KMG 112) ausgeführt, versucht sich Prof. Ludwig nicht etwa als spekulativer Akrobat, der Namen auseinandernimmt und durch gewagte Spekulationen und Hypothesen "autobiographische" Momente quasi herbeibeschwört. Vielmehr analysiert er auch im Falle des "Verlorenen Sohn" nüchtern und gewissenhaft Motivkreise und autobiographische Momente des Romans. Ohne Zweifel ist ja gerade der dritte Münchmeyer-Roman besonders ergiebig für autobiographische Verschlüsselungen, und wenn auch vieles schon durch andere Forschungen bekannt ist, kann man doch sagen, daß der "Verlorene Sohn" noch nie so gründlich auf verschlüsselte Biographica hin durchgesehen wurde wie nun von Klaus Ludwig mit seiner bekannten, naturwissenschaftlichen Akribie. Neben der Straf- und Haftzeit Mays und ihrer Widerspiegelung im Roman untersucht Ludwig auch die "Spiegelungen" von Mays erster Frau Emma Pollmer und von Mays Vater. Gründlich durchleuchtet werden ferner die Romanfiguren Gustav Brandt, Robert Bertram und Franz von Helfenstein, was zu einer Fülle wertvoller Erkenntnisse für künftige Arbeiten zum "Verlorenen Sohn" führt. Zweifellos ist dieses Sonderheft ein besonderer Höhepunkt in der Serie der Studien Klaus Ludwigs zu den Münchmeyer-Romanen; nun warten wir gespannt auf den "Weg zum Glück".

 

Aleksandra Bochenek:

Romantik und Tragik der Indianer in der "Winnetou"-Trilogie von Karl May.

S-KMG 117, 1998. 79 Seiten.

Seit langem ist die Reihe der Sonderhefte auch eine willkommene Möglichkeit, das Leserpublikum der KMG-Mitglieder mit den Ergebnissen besonders interessanter und aufschlußreicher Examens- und Magisterarbeiten bekannt zu machen. Die Arbeit von Aleksandra Bochenek wurde als Magisterschrift 1997 an der Universität Opole (Oppeln) angenommen und von der Autorin mustergültig ins Deutsche übertragen. Diese von unserem polnischen Mitglied, Prof. Dr. Norbert Honsza, angeregte Studie befaßt sich einerseits mit der literarischen Tradition, in der Mays erste drei Winnetou-Bücher stehen, um dann in präziser Detailarbeit die Darstellungsweise des Indianerbildes in Mays ersten drei Winnetou-Romanen zu analysieren. Dabei werden besonders die Schwarzweißmalerei bei der Gestaltendarstellung, die Vermittlung indianischer Werte und Normen, die Art und Weise, in der May die Konfrontation der Weißen mit den Indianern zeichnet sowie die verschiedenen "Überlebenswege der Indianer im Angesicht ihres Untergangs" genau dargestellt. Die Arbeit von Aleksandra Bochenek gehört dabei zu den sicherlich gründlichsten Darstellungen der Indianerproblematik in Mays "Winnetou"-Trilogie und ist wegen ihrer unparteiischen, echt wissenschaftlichen Darstellung bei gleichzeitig bester Lesbarkeit nur wärmstens zu empfehlen, zumal Frau Bochenek auch die gesamte neuere Literatur zum Thema mustergültig aufgearbeitet hat.

Christoph F. Lorenz

 

 

Betr.: Vergriffene Mitteilungs- und Sonderhefte

 

Auch weiterhin sind die vergriffenen Nummern der "Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft" (z. Zt. à DM 2,00) sowie die meisten vergriffenen Nummern der "Sonderhefte der Karl-May-Gesellschaft" (z. Zt. je nach Nummer zwischen DM 1,00 und DM 7,00) als Kopien erhältlich (alle Preise zzgl. Versandkosten!). Informationen und Bestellung nach wie vor bei: Jörg Maske, Postfach 12 35, D-72702 Reutlingen.

 

Bitte unbedingt beachten: Wegen Urlaub und direkt darauf folgendem Umzug ist vor Ende Dezember 1998, eher Januar 1999 leider keine (oder nur eine sehr eingeschränkte) Bearbeitung Ihrer Bestellungen möglich. Die angegebene Postfach-Adresse ändert sich durch den Umzug nicht!

 

 

"Karl May - ein Straffälliger als Dichter"

Wir bringen heute zwei Berichte zu zwei Vortragsveranstaltungen mit dem Vorsitzenden der Karl-May-Gesellschaft. Der erste fast hagiographische Bericht ist eine Dokumentation aus einer vorwiegend für Studenten bestimmten Insider-Zeitschrift an der Uni Augsburg. Hier ist der auch über die Old-Shatterhand-Legende referierende Jura-Professor schon selbst zur Legende geworden und in den Strafrechts-Olymp erhoben. Wir wollten unseren Lesern den Artikel von Damla Ülger dennoch nicht vorenthalten. Um vieles nüchterner ist der Bericht unseres Pressebeauftragten, der zwar viele Hintergrundinformationen liefert, zum Inhalt des Vortrages aber einfach auf den Beitrag "Ein geborener Verbrecher" im Jb-KMG 1989 verweist.

Roxin - ein Mann zum Anfassen

Der Hausjurist - Zeitschrift der Fachschaft Jura - Universität Augsburg. Juli 1998

trafrecht und Literatur, eine Kombination, die kaum Aufmerksamkeit erregt. Anders ist es jedoch, wenn ein Vortrag von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Claus Roxin, DEM Strafrechtler, mit dem Titel: ,,Karl May - ein Straffälliger als Dichter" angekündigt wird.

Am 02.Juli 1998 um 19.00 Uhr war es soweit: trotz schlechten Wetters und der bevorstehenden JURA - Fete war der Hörsaal II an der neuen Universität gut gefüllt. Viele waren gekommen, um IHN zu sehen. Uns Studenten, die wir IHN nur aus Lehrbüchern und JuS-Artikeln kennen, stellte sich die Frage: wie ist so einer, der seit Jahrzehnten der Inbegriff von Strafrecht ist, mit dem man sich in jeder Hausarbeit auseinandersetzen muß. Ist er ein Wissenschaftler, der so in seiner theoretischen Welt lebt, daß er den Bezug zur Realität verloren hat? Ist er durch seinen Ruhm dermaßen unnahbar geworden, daß er uns ,,kleine Studenten" überhaupt nicht wahrnimmt? Wir wurden (Gott sei Dank!) eines besseren belehrt.

Nach einer flammenden und von Ehrfurcht getragenen Einführungsrede von Prof. Dr. Bottke, ein Schüler Roxins, kam ER. Mit seinem sympathischen, herzlichen und eindrucksvollen Auftreten verscheuchte Prof. Dr. Roxin sofort alle Befürchtungen, er könnte ein wirklichkeitsferner, verkorkster Theoretiker sein. Er erzählte uns von seiner Leidenschaft ,,Karl May" , die ihn schon in frühester Kindheit gepackt und seitdem nicht mehr losgelassen hatte, die ihn schließlich dazu brachte, sich intensivst mit ihm auseinanderzusetzen.

Jeder kennt den Schriftsteller Karl May (1842- 1912). Viele hat er jahrelang durch den Wilden Westen Nordamerikas und den vorderen Orient geführt, an den Abenteuern von Winnetou, Old Shatterhand bzw. Kara ben Nemsi teilhaben lassen. Aber kaum einer kennt den Hintergrund dieser Geschichten. Zwar ist noch einigen bekannt, daß Karl May selbst nie an den Orten war, die er in seinen Geschichten überzeugend und problemlos beschreibt. Doch die wenigsten wissen, daß der Drang nach Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit, der in den Geschichten immer wieder deutlich wird, einer achtjährigen Haftstrafe entsprang, die Karl May in jungen Jahren verbüßen mußte. Karl May, der die Laufbahn eines Lehrers eingeschlagen hatte, war mehrmals ,,auffällig' geworden, u.a., weil er zur Weihnachtszeit für seine Mutter Kerzen gestohlen hatte. schließlich landete er als Straffälliger im Gefängnis. Durch die Haft brach für Karl May die Welt zusammen. Alle Werte, an die er bisher geglaubt hatte, waren für ihn in weite Ferne gerückt. Daher fingierte er eine Welt, die seinen Wünschen und Vorstellungen entsprach. In diese Welt setzte er Winnetou und Old Shatterhand, die gemeinsam allen Gefahren und allem Bösen trotzten. Die Abenteuer, die sie erleben, weisen zwar ein immer wiederkehrendes Muster auf. Dieses Schema wird aber nie langweilig, da es dem Wunsch aller Menschen nach Friede, Freude und Eierkuchen, sprich Freiheit und Gerechtigkeit entspricht, genau den Werten, nach denen sich May während seiner langen Haftstrafe sehnte. Erst durch die Kenntnis dieses Hintergrundes ist es möglich, die Geschichte Winnetous, die eigentlich die Träume Karl Mays waren, in ihrer gesamten Tiefe zu begreifen.

Der Vortrag war leider schon nach 90 Minuten zu Ende. Ich sage absichtlich "leider", da die Zeit wie im Flug verging. Prof. Dr. Roxin schaffte es, die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf sich zu lenken und sie durchgängig zu halten, eine Fähigkeit, die leider nicht allen Professoren zu eigen ist. Auch wenn man nicht eingefleischter Karl-May-Fan ist (wie z.B. ich ), wurde man in den Bann seines Vortrages gezogen. Es war einfach beeindruckend, DEN Strafrechtler unserer Zeit live erlebt und erfahren zu haben, daß er trotz seines Ruhms, den er tagtäglich erfährt, natürlich geblieben ist und es ihm hervorragend gelingt, seiner Aufgabe als Lehrer gerecht zu werden.

Karl May im Literaturhaus in München

eit etwa einem Jahr existiert die ‚Stiftung der Buch-, Medien- und Literaturhaus München' oder nur ‚Literaturhaus‘ am Salvatorplatz 1 in München. Hier sind folgende Institutionen untergebracht: Akademie des Deutschen Buchhandels, Deutsches Bucharchiv, Institut für Urheber- und Medienrecht, Verband Bayer. Verlage und Buchhandlungen, Medienforum München und im parterre das Kaffeehaus Dukatz.

Diese Stiftung verfolgt satzungsgemäß den gemeinnützigen Zweck, die Literatur, Wissenschaft und Kunst im Bereich des Buches und der sonstigen Medien, auch im Rahmen von Weiterbildungsangeboten, zu fördern. In diesem Sinne unterstützt die Stiftung alle Veranstaltungen im Literaturhaus, die diesem Zweck dienlich sind. (Ständiger Text auf dem Monatsplan) Welch prächtiger Rahmen also für einen Vortag zum Thema Karl May ! Heißt der Referent dann noch Claus Roxin, ist der Erfolg garantiert. So kamen denn am 17.9.98 etwa 300 wißbegierige Menschen in den Saal im 3. OG, um zu hören, was es über "Karl May - ein Straffälliger als Dichter" zu berichten gibt. Die Jungjuristen und Literaturstudenten bekamen zwei brillante Vorträge für ihr Eintrittsgeld, denn auch der Bielefelder Strafrechtler Stephan Barton war eingeladen und sprach über die Frage, ob Gerichtsthriller wie etwa John Grishams "Die Jury" eine eigene Literaturgattung darstellen. Das Genre Court-Room-Thriller wird fast ausschließlich von englischsprechenden Autoren gepflegt, denn die angelsächsische Strafprozeßordnung ist für den Thriller-Autor wesentlich ergiebiger als die deutsche, so Barton. Der Vorsitzende der KMG stellte dann zentrale Topoi als Leitfaden seiner Ausführungen gegenüber (Demütigung./. Sieghafte Erhöhung - Gefangenschaft ./. Befreiung - Fremdbestimmung ./. Selbstbestimmung - Liebe ./. Haß - Krieg ./. Frieden). Man lese dazu seinen Beitrag "Ein geborener Verbrecher" im Jb-KMG 1989. Mit gespannter Aufmerksamkeit und lang anhaltendem Beifall zeigten die Zuhörer ihre Begeisterung. Noch ein Nachtrag: Der Veranstalter dieses Abends war ELSA (European Law Student's Association), das ist eine Europäische Vereinigung von Juristen mit rund 180 Fakultätsgruppen, gemeinnützig, unabhängig und politisch neutral, die die juristische Ausbildung durch internationale Begegnungen und gegenseitigen Austausch bereichern. Ihr Engagement verdient unser aller Achtung.

VILLA SHATTERHAND

RADEBEUL-DRESDEN. 1./12. 1998

 

Liebe Karl-May-Freunde!

"Ich möchte hiermit alle Mitglieder der Karl-May-Gesellschaft aufrufen, mit Spenden für die Erhaltung und Restaurierung der Bücher in Karl Mays Bibliothek beizutragen, z.B. indem über bestimmte Bücher die Patenschaft übernommen wird."

Wie schon in den letzten Nachrichten angemerkt, sind seit diesem Aufruf in den KMG-Nachrichten und im Internet zahlreiche Spenden auf unserem Spendenkonto eingegangen Es haben im Zeitraum Juli bis Oktober gespendet:

Jörg Bielefeld DM 80,00

Kreissparkasse Meißen DM 1000,00

Bücherhaus Bargfeld DM 1541,72

Herbert Wieser DM 100,00

Alfred Unger DM 50,00

Martin Krichbaum DM 75,00

Jürgen Natzmer DM 43,00

Prof. Dr. Hans Klein DM 100,00

Dies sind 2989,72 DM. Die Auflistung erfolgte in Reihenfolge der Spendeneingänge. Mit dem Ertrag aus dem vergangenen Quartal erhalten wir die Gesamtsumme von 5995,22 DM. Ich danke herzlich allen Spendern und bitte um Ihre weitere Mithilfe!

Bitte spenden Sie auf das Konto:

Karl-May-Museum

Kreissparkasse Meißen  ·  BLZ 850 550 00    Konto-Nr. 300 000 1912

Stichwort: Bibliothek

Alle Spender werden auch künftig auf dieser Seite und, wie bereits geschehen, im Internet genannt. Natürlich haben Sie auch einen Anspruch zu erfahren, wie die Spendengelder verwendet wurden bzw. noch werden.

Zunächst einige grundsätzliche Bemerkungen: Oft wird bei mir angefragt, die Buchpatenschaft etwas näher zu erläutern oder doch einmal eine Liste zu erstellen, aus der der Restaurierungsaufwand ersichtlich ist, also z.B. 100 Titel á 100 DM; 20 Bücher á 500 DM usw.

So eine Liste zu erstellen, ist mein Wunschtraum seit 1995. Dazu benötigte ich aber zwei Arbeitskräfte, darunter einen Buchbinder oder Buchrestaurator, die den gesamten Bibliotheksbestand unter diesem Gesichtspunkt aufnehmen. Geschätzter Zeitaufwand ca. drei Monate. Wer soll das bezahlen? Wir haben gerade mal das Geld, den jetzigen Personalbestand - der in einer chronischen Unterbesetzung besteht - aufrecht zu erhalten. Das einzige, was ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt versuche, ist, gezielt Bücher herauszusuchen, die mir am wichtigsten erscheinen, diese einschätzen zu lassen und in einem der nächsten Mitteilungshefte der KMG aufzulisten. Aber hier muß ich die Wintermonate abwarten, da z.Z. so viele andere Aufgaben im Außenbereich anliegen, die im Jubiläumsjahr noch erledigt werden sollten. Das geht von der Gartenneugestaltung bis zur kompletten Rekonstruktion des Kellers und des Obergeschosses der Villa Bärenfett, einschließlich der Einrichtung von Räumen für das Archiv der KMG und eines evtl. Geschäftsführerzimmers.

Es ist natürlich verständlich, das bei der Übernahme einer Buchpatenschaft bestimmte Bücher bevorzugt werden, aber der Catlin z.B. ist nur einmal da und noch dazu nicht unbedingt restaurierungsbedüftig. Hier bitte ich die Interessenten, sich mit mir in Verbindung zu setzen, so daß wir uns auf einen Titel einigen können. Ich bitte aber um Verständnis, daß auch Bücher restauriert werden müssen, in denen keine Anmerkungen von May sind. In jedem Fall erhält der Spender eine Spendenbescheinigung und die Buchkarteikarte einen entsprechenden Vermerk.

Es gibt aber auch noch andere Schwierigkeiten bei den Restaurierungen im Zusammenhang mit einer Buchpatenschaft zu bewältigen: Bevor ich ein Buch zum Restaurator/Buchbinder geben kann, muß es in der Regel entsäuert werden. Der laufende Meter Bücher kostet hier rund 1.300 DM. Wenn ich eine durchschnittliche Buchdicke von 2,5 cm annehme, sind das 40 Bücher pro Meter, d.h. ein Buch entsäuern kostet allein schon 32,50 DM. Ich brauche also zuerst eine gewisse Grundsumme, um die Vorarbeiten leisten zu können. Dazu kommen noch solche Probleme, daß bei einem wertvollen Buch aus dem 18. Jahrhundert ("Versuch über die Religion der alten Ägypter und Griechen" von Vogel, Nürnberg 1793) Pilzbefall festgestellt wurde und dementsprechend schnell gehandelt werden mußte. Es stand die Entscheidung, einen Tiefkühlschrank anzuschaffen und das Buch auf unbestimmte Zeit einzufrieren oder ein Referenzobjekt für eine besonders aufwendige Restaurierung zu schaffen. Ich habe mich für letzteres entschieden, das hieß Gammabestrahlung, Einzelblattbehandlung mit Karbonatbad, Anfaserung und Nachleimung, neue Heftung, Einledern, Deckelbearbeitung. Ergebnis: Restaurierungsaufwand von 2.920,88 DM incl. MwSt.

Bis zum 10. Oktober waren auf unserem Spendenkonto 5.599,22 DM eingegangen, davon 3.290,50 DM zweckgebunden für die Restaurierung der Bücher. Dazu kommt noch eine Spende vom Freundeskreis des Karl-May-Museums in Höhe von 1.700,- DM. Insgesamt standen also 4.990,50 DM für die Bibliothek zur Verfügung. Davon wurden bisher ausgegeben: 2.920,88 DM für o.g. Vogels "Versuch..."; 6 Bände Petermanns Mitteilungen 348,- DM; 5 Bände Pierer, 1x Buch der Jugend, 1x Guter Kamerad 447,20 DM. Ca. 150,- DM wird die Restaurierung von Didiers "Groß-Scherif von Mekka" kosten, für die Jörg Bielefeld die Patenschaft übernommen hat, der Rest steht für einen laufenden Meter Entsäuerung bereit, der bereits in Auftrag gegeben wurde.

Als nächstes sollen die zwei Bände Fröbels "Aus Amerika" (Bereitschaft zur Patenschaft liegt vor), Möllhausens "Wanderungen durch die Prärien...", Berggartens "Amerika" sowie Polaks "Persien" in Angriff genommen werden. Kosten pro Band: ca. 200,- DM.

Soviel zu Spenden, Restaurierung und Patenschaften.

Welche Fundgrube die Erschließung von Karl Mays Bibliothek für den Quellenforscher sein kann, möchte ich abschließend noch an einigen Beispielen erläutern und damit gleichzeitig noch einige Tips zum Weiterforschen geben.

Sehr wenig scheint mir in dieser Hinsicht das "Magazin für die Literatur des Auslandes" ausgewertet zu sein. Davon hat May 17 Jahrgänge (1832-1848 in 33 Bänden; Bibliotheksverzeichnis Nr. 85-117) in seiner Bibliothek stehen, fast jeder Band mit Anstreichungen und Anmerkungen versehen (siehe Faksimile: Rückendeckel des 1. Halbbandes 1842).

Einige weitere Beispiele:

1834 "Die Samum-Grotte in Ägypten"

- Krokodilhöhle

"San Dszö King"

- Chin. Jugend / Gedichtbeispiele

"Die Chinesischen Dschonken"

- Methusalem?

1839 "Die Silbermine von Serro de Pasco"

- Sujet Peru

"Canton im Jahre 1838"

- "Wichtig"

"Der Koran"

- Leben Mohammeds

"Die Engländer auf Reisen"

- Einförmigkeit, Ichsucht

"Die Wüste Koruska"

- Landschaft und Ortschaften in Ägypten

"Sennaar und Kordofan"

- dto., Sudan

"Die Schneestürme des russischen Winters"

- "Wjunga"

"Geschichte eines Pfefferkuchen-Degens"

- Napoleon, Bertier

 

1841 "Die Chinesischen Würdenträger"

- Klassen der Mandarin

"Die wahren Quellen des Sklavenhandels"

- Sklavenkarawane?

"Die Insel Hong-Kong,.. Speisen und Gewohnheiten der Chinesen"

- Feringhi, div. Speisen, Einladungen

1842 "Das Mahl des Patagoniers und des Gauchos"

- Pampero

"Von dem Harem und den Frauen des Orients"

- Anrufung um Schutz, Seele der Frau

"Die Häuser der Mauren in Algier"

- Hausbeschreibung

"Ein Blick auf das heutige Jerusalem"

- Sujet

"Sitten und Gebräuche der Nord-amerikanischen Indianerstämme"

- Winona (Name)!, Wampum, Kalumet

 

Hiermit kann nun auch der jahrelange Streit über Karl Mays Orientbild und die Rolle der Frau im Islam geklärt werden: "Das Gesetz Muhammed´s hat sie so tief unter den Mann gestellt, daß es sogar behauptet, sie sey für moralische und geistige Erziehung nicht empfänglich, und daß mehrere Gelehrte bezweifelt und sogar geleugnet, daß die Frau eine vernünftige Seele wie der Mann habe." (Perrier: Syrien. Von dem Harem und den Frauen des Orients; in: Magazin für die Literatur des Auslandes; Einundzwanzigster Band, Januar bis Juni 1842. S. 186)

Hofmann/Vorbichler (aber auch andere) könnten also daraus lernen, daß man vor der Veröffentlichung "wissenschaftlicher Erkenntnisse" ordentlich recherchieren sollte! Zumindest aber sollte man May zugute halten, daß er nur das wissen konnte, was zu seiner Zeit bekannt war. In diesem Sinne kann ein Blick in Mays Bibliothek nur von Nutzen sein.

Hans Grunert

Karl-May-Museum

Karl-May-Straße 5  · D-01445 Radebeul

Tel.: (0351) 8373010  ·  Fax: (0351) 8373055

Internetadressen

http://www.karl-may-museum.de

http://www.karl-may.elbflorenz.de

Veranstaltungen

Freitag, 11.12.1998, 18.30 Uhr, Museum

Wir feiern Weihnachten und 70 Jahre Karl-May-Museum!

eit August 1998 finden die Gäste im Kulm-Hotel auf der Rigi - der Königin der Schweizer Berge - 1400 m hoch über dem herrlich blauen Vierwaldstättersee ein Karl-May-Zimmer. Das Zimmer in der schönsten Aussichtsecke des Hotels bekam seinen Namen vom Bilderschmuck und der kleinen Zimmerbibliothek. Ein Portrait unseres verehrten Dichters, ein Bildertableau mit dessen Lebensstationen sowie ein weiteres Tableau weisen auf das große vielsprachig übersetzte Werk hin. Ein vierseitiger Prospekt mit Angaben zu Leben, Werk und Aufenthalt Karl Mays auf der Rigi, mit einer kleinen Werbung für die CH und Intern. KMG-Mitgliedschaft und gestaltet von Elmar Elbs, kann der Hotelgast mit nach Hause nehmen. Die Autobiographie "Ich", die kleine Broschüre von Augustin über "Leben und Werk", "Winnetou", "Friede auf Erden", das Jugendbuch "Winnetou und Old Shatterhand" und dazu "Durch die Wüste" in japanischer Sprache bieten dem Zimmerbewohner Einblick in das literarische Werk des Rigibesuchers vor 97 Jahren und sollen zum Lesen animieren.

Die Hoteliersfamilie Käppeli freut sich mit Elmar Elbs, welcher die Bilder und Bücher beisteuerte, über zahlreiche Gäste. (1998, Zi/Du/Fr Fr. 80,-) Wandern am Tage im Angesicht der herrlichen Alpenwelt und Ruhe und gottvolle Stille beim Lesen von Karl May Büchern erwarten die Gäste und besonders die Karl-May-Freunde aus aller Welt.

 

Mitglieder in der Presse

Ein virtuoser Zeichner: Klaus Dill

 

"Helden sind niemals real" titelt Die Rheinpfalz am 1.12.97 und fährt fort: "Ein virtuoser Zeichner: Filmplakate von Klaus Dill". "Gedruckte Kinoträume" nennt epd film 5/98 die Plakate - die Zeitungen überschlagen sich im Lob für die Klaus-Dill-Ausstellung im Frankfurter Filmmuseum. Zu sprachlichen Kapriolen läßt sich der Gießener Anzeiger vom 27.5.98 hinreißen: "Vom Geschmacksverstärker zum teuer bezahlten Kunstwerk" heißt es dort und "Schöne Frauen, starke Männer, harte Arbeit" überschreibt die Frankfurter Neue Presse ihre Rezension. Wer bei der KMG-Tagung in Erlangen die (nicht identische) Ausstellung von Klaus Dill sehen konnte, wird dennoch bestätigen, daß die Presse hier nicht übertrieben hat.

So sahen auch wir ihn: ‘Einer, der Menschen in Bewegung erfassen konnte: während des Kämpfens, Fliegens und Laufens; der Pferde zeichnen konnte und Wölfe, Tiger, Löwen und Dinosaurier; Schlachten und Menschengetümmel; Landschaften, Berge, Wälder und Seen.’ Sammler wissen längst die Qualitäten von Dills Plakaten zu schätzen, die deshalb auf Auktionen Höchstpreise erzielen.

Neben den Filmplakaten, die die Fakten notwendigerweise schlaglichtartig verkürzen, sind es vor allem die Zyklen von "Winnetou", dem "Schatz im Silbersee" oder "Tecumseh", die eine Vorstellung davon vermitteln, wie intensiv und liebevoll sich der Graphiker Dill mit den Themen Karl Mays auseinandersetzte und sie illustrierte, ohne dabei jemals sklavisch zu werden.

 

 

Einladung

 

Billy Jenkins - Besichtigung eines Mythos

 

Billy-Jenkins-Abend mit Experten, Zeitzeugen und einem Überraschungsgast am 3. Dezember 1998, 20 Uhr in der Humboldt-Bibliothek, Karolinenstraße 19, 13507 Berlin (Reinickendorf/Tegel) und

 

Billy-Jenkins-Ausstellung vom 26. November bis 29. Dezember 1998 (Öffnungszeiten: Mo., Di., Do., Fr. 10 bis 19.30 Uhr, Ausstellungskatalog als Sonderheft der KMG erhältlich, Eintritt für Ausstellung und Jenkins-Abend frei; Zugang für Rollstuhlfahrer) in der Humboldt-Bibliothek.

 

Im Auftrag des Heimatmuseums Reinickendorf und der Karl-May-Gesellschaft e. V.

 

Organisation: Dr. Michael Zaremba

Gabelweihstraße 4a

13505 Berlin (Reinickendorf)

Fax/Tel. 030/431 29 70

Ein historischer Rückblick

Der Einzug des Kaiserpaares in Mexiko und die Zustände des Landes

 

Walter Dölle, Traben-Trarbach

"Das Waldröschen", der erste Fortsetzungsroman, welcher von Karl May für den Dresdner Verlag H.G. Münchmeyer verfaßt wurde, hat in weiten Teilen als historischen Hintergrund die Unruhen im Mexiko, Mitte der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Die blutigen Auseinandersetzungen zwischen den Gefolgsleuten des Präsidenten Benito Juarez und den Truppen des von den Franzosen eingesetzten Kaisers Maximilian, dem Bruder des Kaisers von Österreich. Hierzu entdeckte ich einen Artikel in der Allgemeinen Illustrierten Zeitung "Über Land Und Meer" herausgegeben von F.W. Hackländer Stuttgart, August 1864

Überschrift des Artikels: Der Einzug des Kaiserpaares in Mexico und die Zustände des Landes.

Der Einzug des mexikanischen Kaiserpaares in ihre neuen Lande war von Veracruz bis in die Hauptstadt ein Triumphzug. In Guadalupe hatte er sich bereits schon überaus glänzend gestaltet. Der Empfang aber sollte seinen Höhepunkt in der Hauptstadt erreichen. Wir geben einem deutschen Berichterstatter das Wort. Die Hauptstraßen boten einen Anblick dar, wie man sie bisher noch nicht gesehen hatte. Bei früheren Feierlichkeiten war die Verzierung der Häuser, die Illumination etc. immer nur eine theilweise und von den Anhängern der gerade herrschenden Partei ausgehende gewesen; aber als ob aller Parteigeist nun verschwunden, hatte Jeder sein Mögliches gethan, um zur Verherrlichung des Tages beizutragen. Am frühen Morgen schon waren die Straßen von einer erwartungsvollen Menge angefüllt. In den Häusern war jeder taugliche Winkel für die Schaulustigen zurecht gemacht; einzelne Balkone waren zu enormen Preisen vermiethet, und schon lange vor der bezeichneten Stunde war Jeder an seinem Platze. Spaliere von französischen Soldaten waren von der Eisenbahnstation bis zur Kathedrale aufgestellt und hielten mit Mühe und Noth die Ordnung unter der Menge aufrecht. Endlich um 10 Uhr verkündigten Kanonensalven die Ankunft des kaiserlichen Zuges. Von den weltlichen und geistlichen Behörden empfangen, nahm der Kaiser die Schlüssel der Stadt entgegen und bestieg dann mit seinem Gefolge die bereitstehenden Wagen. Dem Zuge voran ging eine Abtheilung der Kaisergarde (Mexikaner); hierauf folgte das Ayuntamiento in Wagen, und diesen der Leibarzt, Sekretär, Hofdamen, der Minister Velasquez de Leon, General Almonte und der Wagen des Kaisers nebst einer zahlreichen Generalität und Offizieren aller Klassen. Eine weitere Abtheilung der Garde, sowie die Truppen, welche Spalier gebildet hatten, schlossen den Zug, dem sich eine dichte Masse Einwohner der Vorstädte mit ihren Fahnen und Musiken und mit phantastisch aufgeputzten, theilweise von ihnen selbst gezogenen Wagen angeschlossen hatte. Auf diesen waren Kinder in urindianischer Tracht, oder allegorische Darstellungen Amerikas etc. zu sehen; ein Wagen enthielt einen Kaiser mit der Krone nebst Kaiserin und Ministern en miniature von braunen Indianerjungen ausgeführt. Unter ungeheurem Jubel stiegen die Majestäten aus dem Wagen und begaben sich zu Fuß nach der Kathedrale. Dort angekommen, wurde der Kaiser von dem Erzbischof empfangen und in das Innere geleitet, wo alsbald ein Te Deum angestimmt wurde. Nach vollbrachtem kirchlichen Akt begaben sich die Majestäten unter dem dazu hergerichteten Zeltdach nach dem Palast, worauf sich dann sämtliche Begleitung auflöste. Auf dem ganzen Wege von der Eisenbahn bis zum Palast waren der Kaiser und seine Gemahlin Gegenstand unaufhörlicher Akklamationen, Beifallklatschens und Tücherwinkens von Seiten der Damen. Ein unausgesetzter Regen von Blumen, Gedichten etc. überschütteten den kaiserlichen Wagen und bedeckten den Boden, auf dem der Kaiser und die Kaiserin unter einem Baldachin gingen. Sie schienen über diesen enthusiastischen Empfang sehr erfreut. Trotz der ungeheuern Menschenmasse, die auf den Straßen wogte, war nicht die geringste Unordnung vorgefallen. Bis jetzt war das Fest von dem schönsten Wetter begünstigt. Nachmittags gegen 4 Uhr jedoch, als das Kaiserpaar in offenem Wagen durch die Straßen fuhr, fing es an zu regnen und wurde leider dadurch ein Theil der bereits aufgestellten Feuerwerke etwas beschädigt, so daß nur die Hauptstücke, eine Fregatte und das Schloß von Miramar ohne Schwierigkeit und mit einem wahrhaft zauberhaften Effekt aufleuchteten. Die Beleuchtung der Stadt war eine allgemeine und glänzendere, als je hier zuvor gesehen worden; besonders zeichneten sich die Häuser einiger Privatleute, wie Barron, Ecandon und Bringuo, sowie das Lokal des deutschen Klubs vortheilhaft aus.

Die beiden folgenden Tage waren ebenfalls als Festtage erklärt. Die Illumination an denselben war wo möglich noch brillanter als am ersten Tage. Eine besondere Erwähnung verdienen auch die in verschiedenen Straßen mit großem Kostenaufwand errichteten Triumphbogen, die wirklich, was Geschmack anbelangt, vortrefflich waren. Kurz, Mexiko hat sich selbst übertroffen, und die Einzugsfeier des Kaisers Maximilian wird nie aus dem Gedächtniß seiner Bewohner schwinden. Gebe Gott, daß die von ihnen dabei zu Tage gelegten Gesinnungen sich zu aller Zeit als echt und wahr erweisen mögen.

Nichtsdestoweniger ist der Frieden in dem durch unaufhörliche Bürgerkriege so furchtbar zerrütteten Lande noch keineswegs als gesichert zu betrachten, denn ist auch die Macht des Generals Juarez so ziemlich gebrochen, so läßt sich doch das Ende des vom Terrain und der Kulturstufe des Landes begünstigten Guerillakrieges nicht absehen. Allenthalben, besonders im Norden des Landes, ziehen noch größere und kleinere juaristische Abtheilungen umher, welche die Ausführung der Regierungsverordnungen überall, wo sie sind, verzögern oder verhindern und die faktische Herrschaft des neuen Kaisers auf die Orte beschränken, die gerade von französischen oder kaiserlichen Truppen besetzt sind. Doch ist das Guerillatreiben augenblicklich im Abnehmen begriffen, und sicher ist, daß die juarez’schen Truppen beinahe überall, wo es zum Kampfe kommt, von den Alliirten geschlagen werden. Als Beispiel eines solchen Gefechtes kleinerer Kolonnen führen wir den am 17. Mai bei Matehuala - einer kleinen in einer fruchtbaren Ebene des nördlichen Mexiko gelegenen Stadt - vorgefallenen Kampf an. Die juaristischen Führer Doblado, Negrete und Carvajal nämlich mit etwa 6000 Mann und einer zahlreichen Artillerie griffen hier vom Gebirge herabsteigend den mit etwa 3000 Mann vor den Thoren der Stadt aufgestellten General Mejia an, der wahrscheinlich der Uebermacht erlegen sein würde, wenn nicht zu rechter Zeit noch der französische Oberst Aymard mit etwa 1200 Mann ihm zu Hülfe gekommen wäre. Die Juaristen hatten keine Ahnung von der Nähe der Franzosen und wurden daher durch einen Angriff der Chasseurs d’Afrique so außer Fassung gebracht, daß sie schleunigst die Flucht ergriffen. Doch gelang es nur den Führern mit der Reiterei sich zu retten; die Artillerie fiel vollständig in die Hände der Franzosen, die Infanterie wurde gänzlich zersprengt, gefangen genommen oder zusammen gehauen. Um noch rechtzeitig anzulangen, hatte die kleine französische Kolonne, von Mejia über die Nähe des Feindes benachrichtigt, mehrere forcirte Tagemärsche durch öde Gebirgsgegenden machen müssen, und da diesem Gefechte so ziemlich alle anderen gleichen, so sieht man daraus, daß der Dienst für die europäischen Truppen sehr aufreibend ist, da man nicht das ganze Land besetzen kann und sie deßhalb in dem ungewohnten Klima fortwährend die Strapazen großer Hin- und Hermärsche zu ertragen haben.

[Hinweis der Redaktion. Die im Artikel verwendete veraltete Orthographie wurde beibehalten]

Karl May bei Martin Walser

Dietrich Schober

m 11. Okt. 98 erhielt Martin Walser anläßlich der Frankfurter Buchmesse den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Sein neues Buch "Ein springender Brunnen" erzählt von der Genese eines Schrifstellers, von einem, der lernt, sein Leben in die Hand zu nehmen. Martin Walser erinnert sich an die Figuren der - vermeintlichen - Vergangenheit, verarbeitet eigene und fremde Enttäuschungen, von der Illusion der wiedergefundenen Zeit bis zur Vergangenheitsbewältigung. (Zitat aus dem Klappentext) Dieses Werk aus dem Suhrkampverlag hat natürlich etwas mit Karl May zu tun, sonst würden wir es hier nicht so ausführlich erwähnen. Abonnenten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung konnten sich die Anschaffung für DM 49,50 sparen, denn dort war der Roman in Fortsetzungen abgedruckt. In der Frankfurter Rundschau stand am 25.7.98 eine lange Rezension, aus der wir zitieren: Seine literarischen Helden, deren Scheitern bei Versuchen, sich anzupassen oder über sich hinauszukommen, er immer wieder beschreibt,...stammen alle aus dem Arsenal "kleinbürgerlicher" Abhängigkeit in Angestellten- und Beamtenverhältnissen.- Erzählerisch subtil und diskret hat Martin Walser schließlich das Seßhaftigkeits-Credo seiner Heimatkunde in einem Aufsatz des Volksschülers Johann situiert, in dem er, mit Winnetou-Hilfe, den Nazi-Lehrer (aber auch den Freund Adolf) in argumentative Verlegenheit bringt... Und da die "weiße Rasse", wie Winnetous Vater gesagt habe, "dem roten Mann das Land stehle, die Büffel abschieße... die Savannen mit Eisenbahnschienen zerstöre, also dem roten Mann die Heimat vernichte und damit den roten Mann selber" sei die weiße Rasse nicht etwas Besseres.- Unser Mitglied Markus Böswirth ( Pädagoge von Beruf) gibt seine Eindrücke nach dem Lesen des Buches kund:

Bei der Lektüre des stark autobiographisch gefärbten Romans fiel mir eine häufige (insgesamt 14malige) Bezugnahme der Hauptfigur zu Karl May auf. Die Hauptfigur Johann des dreiteiligen Romans durchlebt darin seine Lebensjahre 6 bis 17, in denen er seiner Mutter immer wieder half, die Zwangsversteigerung der elterlichen Wirtschaft abzuwenden, vom Vater die Liebe zur Literatur erbte, altersgemäße Erfahrungen mit Jungen und Mädchen machte, Soldat wurde, eine Bindung mit einer jungen Frau einging und schließlich feststellte, daß er sein Inneres nur über Geschriebenes mitteilen kann. Die häufigsten Erwähnungen von Karl May bzw. dessen Werk finden im 2.Teil des Romans "Das Wunder von Wasserburg" statt, in dem Johann das Alter hat, in dem die meisten Jungen zu Karl May stoßen. Walser beschreibt 4 Szenen, wie Johann nach Nonnenhorst (einem Nachbarort) fährt, um dort beim Benefiziat Karl May-Bücher zu tauschen, wobei hier die ersten beiden Winnetou-Bände erwähnt werden und der Autor deutlich erkennen läßt, daß Johann, der eigentlich andere und für seine Mutter wichtige Aufgaben zu erledigen hätte, dem Tausch der Karl May-Bücher eine größere Bedeutung zukommen läßt, als dem hauptsächlichen Grund des Nonnenhorst-Besuchs. Explizit erwähnt wird 2mal die sorgfältige und behutsame Behandlung der May-Bände und der Unterschied zum Wasserburger Benefiziat, denn der hatte nur "langweilige Bücher, die hießen alle Als ich noch der Waldbauernbub war und waren alle ins gleiche langweilige Papier eingebunden", womit man auf Walsers Wertschätzung für den Inhalt und das Gewand der Fehsenfeld- und/oder Radebeul-Ausgaben schließen kann. Ausführlich läßt Walser seinen Johann Vergleiche zwischen Realität und entsprechenden Inhalten aus ‚Winnetou’ ziehen bzw. auf die Realität übertragen. Der wohl amüsanteste Bezug ist das Duell Johanns mit seinem Freund und Rivalen Adolf, während dem Johann sich auf Old Shatterhands Kampftechnik besann. "Falls Adolf angreifen würde, sähe Johann das schon, bevor der Druck in den Händen ankam, in Adolfs Augen. Bei Old Shatterhand gelernt! Beim Kampf gegen Metan-akva, dem Blitzmesser genannten Kiowa: Der Entschluß kündigt sich an durch jähe Erweiterung der Pupillen. Aber dann kam der Ruck samt Druck, ohne daß sich vorher in Adolfs Augen irgend etwas gezeigt hätte. Johann mußte auf die Knie..." Hier könnte Johann gelernt haben, daß nicht alles wahr ist, was aus Mays Feder floß. Interessant ist, daß Walser den Kampf mit Metan-akva wählte, da Old Shatterhand diesen durch die Bezeichnung "Avant-ya/Großmaul" reizte und Johann Adolf für ein selbiges hielt. Für Johann (=Walser) stellt Karl May einen wichtigen Punkt in seinem Leben dar. Er bzw. seine Schriften dienen Johann manchmal als stabilisierender Faktor und Vertrauensvolles, an dem sich Johann in schwierigen persönlichen und politischen Veränderungen orientieren und festhalten kann. Auch zur Darstellung der literarischen und persönlichen Entwicklung von Johann wird Karl May von Walser gezielt eingesetzt. Die stark autobiographische Färbung des Romans und die Häufigkeit der Karl-May-Stellen darin weisen Walser als Kenner von May aus, nachzulesen auch in Erich Heinemanns ‚Dichtung als Wunscherfüllung’, Ubstadt 1992, S. 155. Für mich, der ich das Alter von Johann ca. 40 Jahre später erlebte und die Zeit des Romans nur aus Erzählungen, Büchern und Filmen kenne, stellen sich gerade als Karl-May-Leser bei den angeführten Romanstellen besonders intensive Bezugspunkte zu mir selbst dar, weil ich solche Szenen genauso bzw. in leicht abgewandelter Form noch gut kenne. Walser erregte dadurch bei mir, neben der eigentlichen Handlung, die Spannung, wann denn wieder etwas über Karl May zu lesen ist. Interessant wäre es noch herauszufinden, ob es Zufall ist, daß einer der bedeutendsten deutschen Gegenwartsautoren, der den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhielt, in seiner Kindheit (oder noch länger?) Bücher von einem Mann las, dessen Werke z.B. Titel besitzen wie "Und Friede auf Erden". Aber Zufälle gibt es bekanntlich nicht.

Dazu zwei Meldungen: Südd. Zeitung 2.10.98: Bücherherbst 1998: 9 Stunden Literatur - Deutschlandradio 9:00 Uhr- zur Buchmesse: Martin Walser liest aus seinen Kindheitserinnerungen Ein springender Brunnen. Weiter lesen, neben anderen, Peter Härtling und Thomas Hürlimann. Bis 18:00 Uhr (nur auf Mittelwelle 990 kHz, Langwelle 177 kHz und Kurzwelle 6005 kHz) - Südd. Zeitung 2.10.98: Wieder Walser - Die SWR-Bestenliste im Oktober - 1. Martin Walser Ein springender Brunnen, Suhrkamp, 48 Mark 29.Punkte (Es folgen 2. Emilie und Theodeor Fontane: Der Ehebriefwechsel, 3. Don DeLillo: Unterwelt, 4.Philip Roth: Amerikanisches Idyll, 5. Thomas Kapielski: Davor kommt noch, 6-7. Max Frisch/Friedrich Dürrenmatt: Briefwechsel, 8. Thomas Meinecke: Tomboy).

Karl Muth und der religiöse Symbolismus

Karl May

"Wie aber war christliche Literatur möglich? Muth operierte mit mehreren Modellen. Das erste war Antonio Fogazzaro. Sein Heiliger hatte um 1904 Welterfolg mit einem immer wieder aktuellen, aber trostlosen Konzept: ein charismatisch begabter Priester mit Liebesaffären. Das Buch war indiziert worden, es war modernistisch. Dann hatte Muth in Karl Mays religiösem Symbolismus katholische Werte erkennen wollen. May reflektierte über die allmächtige Liebe, über Hölle und Teufel, die Muttergottes, Babel und Bibel, den Rosenkranz in den Händen von Frauen und über verfolgte Kirchenmänner in Mexiko."

(Aus dem Kapitel `Das "Hochland" und der Führer’ in: `Unter den Tischen - Erinnerungen an Männer, Mädchen und Bücher 1934-1939’ von Curt Hohoff).

[mitgeteilt von Heinz W. Hass]

Karl-May-Sammelbilder

In meiner Jugend gab es zwei Sammelbilder-Alben von Champignon-Camembert; die gleichen Bilder sind enthalten in zwei schmalen Bändchen "Karl May in Bildern" aus dem Verlag C. J. Bucher AG, hübsch gemacht und mit einer Einleitung von Siegfried Augustin angereichert.

Ein Hobby-Drucker in Österreich stellt nun in kleiner Auflage mit ca. 20 Bilderalben schmale DIN A4-Heftchen her, die alle Karl-May-Bilderserien mit den originalen Texten enthalten. Sauber gemachte Aufmachung, eingeklebte Bilder von bester Qualität. Interessenten wenden sich an Karl Ganzbiller in A-3434 Wilfersdorf, Föhrengasse 5. Der Kostenpunkt hängt von der Menge der Bestellung ab, ca. ÖS 100 pro Heft.

Aus einer Werbung:

Eichborn.

Ein Computer-Karl-May von Rainer Liesenfeld - Wintendo und Old Typewriter

Endlich das Update: Winnetou 4.0 ist da!

"Mein bleicher Bruder mit dem warmen Prozessor spricht elektronische Wahrheit. Zwar bin ich ein Wintendo, doch auch ich trage noch einen anderen Namen. Wie mein Vater Commodore und meine Schwester Atari bin ich dem Tode geweiht, denn mein rechter Name ist Mario! War mein Vater nur Tastatur und haben die bleichen Gesichter meiner Schwester - selig sei ihr Prozessor - das Midi aus dem Gehäuse gerissen, um es ihren microsoften IBM-Gedanken zu unterwerfen, so trage auch ich das Geheimnis der Verderbnis."

Ein absolut spaßkompatibler Computer-Western aus dem Verlag mit der Fliege.

[Was geht eigentlich noch ohne May? - Red.]

Literarisch therapiert

Vortrag Prof. Dr. C. Roxin in Augsburg

 

Die Augsburger Allgemeine vom 4.Juli 1998 schreibt:

Die achtjährige Haft wegen Hochstapelei und Unterschlagung hat Karl May zum Schriftsteller gemacht. "Sein Werk ist ein einziger großer Versuch, die Erniedrigung zu kompensieren." Diese These untermauerte der Münchener Strafrechtler und Vorsitzende der Karl-May-Gesellschaft, Prof. Claus Roxin, im Forum Wissenschaft am Donnerstag abend an der Universität. May habe sich selbst perfekt umgeschaffen zu Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi in einem Tagtraum mit besonderer Heilkraft. Roxin: " Der in der Jugend Niedergeschmetterte wird zur Schmetterhand, der Namenlose aus dem Zuchthaus, die Nummer, erhebt sich zu Karl dem Deutschen." Der Schriftsteller identifizierte sich total mit seinen Romanfiguren. Bei der Erzählung von Winnetous Tod mußte er bei einer Lesung tränenüberströmt innehalten, "weil ihm das so wehetat." Einer Verehrerin schrieb May: "Ja, ich habe das alles und noch mehr erlebt." Und der Reporter des Bayerischen Kurier berichtete staunend, daß der "große Dr. May" über 1200 Sprachen und Dialekte verstehe. Medizinisch sei an ihm eine Pseudologia phantastica zu diagnostizieren, führte Roxin aus. Noch im Alter wurde May als kindlich beschrieben. Wahrscheinlich, so Roxin, hatte die zeitweilige Erblindung im Kleinkindalter zu einer bleibenden Reifungsverzögerung geführt. Um so empfindlicher mußten Karl May die Demütigungen im Lehrerseminar treffen. Er sollte aufsteigen, die ärmlichen Verhältnisse der Weberfamilie überwinden und stand mit 20 Jahren vor einem Scherbenhaufen: Er klaute Kerzen für den heimischen Weihnachtsbaum, das ging glimpflich ab. Er verliebte sich in die Frau seines Vermieters, das führte zur Versetzung. Er fuhr mit einer entliehenen Taschenuhr fort, das brachte sechs Wochen Gefängnis und Berufsverbot ein. "Erst in dieser Situation wurde Karl May wirklich kriminell", meinte der Strafrechtler und zog die sehr aktuelle justizpolitische Konsequenz: "Man muß jungen Leuten Lebensperspektiven schaffen, nicht vernichten!" Mays Verbrechen glichen freilich sorgfältig inszenierten Auftritten: Er ergaunerte sich Geld als "Augenarzt Dr. med. Heilig", als Polizeileutnant, und selbst auf der Flucht zog er sich erst aus der Schlinge als angeblicher Sohn eines Plantagenbesitzers auf Martinique.

Wundert es, daß seine "literarische Selbsttherapie" (Roxin) die sieghafte Erhöhung zum zentralen Thema hat? Ironisch bezwingen Mays Figuren immer wieder korrupte Strafverfolger und Behörden. Das Trauma einer achtjährigen Haft liest der Jurist aus seiner unbedingten Freiheitssehnsucht: Mays Figuren schlafen unter freiem Himmel und bewegen sich in grenzenlosen Räumen. "Die sozialpsychologische Wirkung solcher Literatur darf man nicht unterschätzen", sagte Roxin. Zumal die Helden ein Leben in absoluter Selbstbestimmung führen. Sie kennen weder Vorgesetzte noch Arbeitszeiten, brauchen kein Geld und haben unbegrenzt Zeit. Das tue gerade jungen Leuten gut: "Wieviel Glück kann eine Lektüre vermitteln, die den Druck aufhebt!".


Teil 2 der KMG-Nachrichten 118

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