KMG-Nachrichten Nr. 134 / Dezember 2002

Herausgegeben von Engelbert Botschen

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Freuden und Leiden eines Geschäftsführers

(Schluss)

Nachdem ich mich in der September-Ausgabe unserer Nachrichten dem Thema Satzung gewidmet habe, möchte ich heute, wie weiland Karl May, einiges über Briefe und Briefwechsel schreiben.

Acht Uhr! Die erste Post wird abgegeben; dreißig Briefe von Lesern...

Hier haben sich leider die Zeiten geändert. Zur Förderung meiner Gesundheit laufe ich jeden Mittag fünfhundert Meter zu Post und hole die Briefe selbst ab. Gott sei Dank sind es nicht viele tausende von Zuschriften, mit denen ich...förmlich überschwemmt werde An manchen Tagen ist das Postfach leer, worüber ich – ehrlich gesagt – auch nicht unglücklich bin.

Die deutsche Post wird zwar immer mal wieder gescholten, trotzdem kann man mit deren Leistung im Großen und Ganzen zufrieden sein. Natürlich gibt es ärgerliche Pannen. So kommen von reichlich 2.000 Sendungen regelmäßig ein halbes Dutzend mit dem Vermerk "Unbekannt" zurück, obwohl die Adresse richtig angegeben war. Kürzlich war sogar der Karl-May-Verlag Bamberg dabei! So etwas gab es zu Mays Zeiten offensichtlich nicht: "Mr. Shatterhand, Dresden" ist selbstverständlich nach Radebeul zu mir expediert worden. Zur Ehrenrettung der Post muss ich allerdings sagen, dass mich Briefe mit der Anschrift "Karl-May-Gesellschaft Hamburg" auch schon erreicht haben.

Bei der Mehrzahl aller Post handelt es sich um Organisatorisches wie Änderungsmeldungen, Beitrittserklärungen, Kündigungen etc. Etwas verwunderlich finde ich, dass sich nach nunmehr drei Jahren für eine Anzahl von Mitgliedern immer noch nicht herumgesprochen hat, dass sich die Geschäftsstelle der Karl-May-Gesellschaft in Radebeul befindet. So erreichen mich Zuschriften über Erwin Müller, Föhren; Uwe Richter, Freudenberg; Annelotte Pielenz, Nassau; Hansa-Verlag, Husum usw., usf. Also auch hier meine Bitte: Ab und zu ins Impressum der Nachrichten schauen. Geschäftsführer kommt von "Geschäft führen"; er ist in erster Linie für alles Organisatorische zuständig. Bei einem weiteren Teil der eingehenden Post handelt es sich um Anfragen. Richtig Spaß machen Anfragen wie "Hat Karl May Johannes Brahms in Deidesheim persönlich kennen gelernt" oder "Welche Quellenwerke stehen zu diesem und jenem Thema noch in Mays Bibliothek?". Da muss man gezwungenermaßen wieder einmal etwas recherchieren (sonst komme ich kaum dazu) und kann dann natürlich mit seinem Wissen glänzen.

Bei Anfragen (meist von Nichtmitgliedern) wie "Für meine Seminararbeit brauche ich dringend eine kurze Inhaltsangabe und Wertung vom Schatz im Silbersee" oder "Für meine Hausarbeit habe ich mich für das Thema Karl May entschieden. Bitte um einen ausführlichen Lebenslauf mit Werksverzeichnis und Inhaltsangabe der einzelnen Bücher" empfehle ich allerdings nur, selbst zu lesen und in einschlägigen Bibliotheken oder den Internetseiten der Karl-May-Gesellschaft nachzuschauen. Ich möchte mich nicht dem Vorwurf aussetzen, beizutragen, dass die nächste PISA-Studie noch schlechter ausfällt.

Im Abnehmen begriffen sind Anfragen nach dem Namen von Winnetous Pferd oder Old Shatterhands Lieblingsgericht. Das erledigen in zunehmenden Maße die verschiedensten Internetforen.

Apropos Internet: Ein bekannter deutscher Kabarettist gab kürzlich zu diesem Thema Folgendes zum Besten: "Noch niemals in der Geschichte konnten so viel Idioten so viel Unsinn so weit verbreiten". Ich muss gestehen, dass ich zeitweise auch dieser Ansicht war. Aber in den letzten Monaten haben die Foren zum Thema Karl May eine aus meiner Sicht recht positive Entwicklung genommen; die Seiten der Karl-May-Gesellschaft sind von Anfang an Spitze und viele Neumitglieder finden darüber den Zugang zu unserer Gesellschaft. Vor allem erleichtern E-Mails die Arbeit ungemein, man kann schneller und flexibler reagieren. Allerdings besteht immer auch die Gefahr der Fehlbedienung, sodass plötzlich irgendetwas (zumeist Wichtiges) im Internet-Nirwana verschwunden ist oder Personen Mails erhalten, die für ganz andere gedacht waren.

Zum Schluss noch einige Worte Karl Mays, die manchmal recht aus meiner Seele gesprochen scheinen: Ich bitte, mich nicht zu drängen, wenn die Antwort nicht umgehend erfolgt. Weil man nur Briefe von meiner Hand haben will, muss ich diesen Briefwechsel selbst bewältigen, und da ich ... die Beantwortung von Zuschriften doch unmöglich zu meiner Hauptarbeit machen kann, kommt es vor, dass sich ganz hohe Stöße von Briefen anhäufen, die ich nur nach und nach, und zwar in der Reihenfolge, wie sie eingegangen sind, erledigen kann.

Damit möchte ich meine Freuden und Leiden beenden und mich mehr oder weniger aktuellen Themen zuwenden.

Unser Kongress 2003 wirft seine Schatten voraus: Für eine langfristige Planung möchte ich schon einmal den Termin mitteilen: Der 17. Kongress der Karl-May-Gesellschaft wird vom 16. bis 19. Oktober 2003 in Plauen stattfinden. Ein interessantes Vortragsangebot liegt vor, Ausstellungen und andere kleine Überraschungen sind organisiert. Wenn diese Nachrichten erscheinen, werden die letzten Detailabsprachen mit dem Kulturamt und dem Tourismusverein in Plauen stattgefunden haben. Dieses Thema wird auch breiten Raum bei der Tagung von Vorstand und Mitarbeiterkreis einnehmen, die am 5. und 6. April 2003 in Bargfeld stattfindet.

Als ich mich im Septemberheft (Redaktionsschluss Juli) allgemein über Unwetter ausließ, konnte ich nicht ahnen, dass uns das Schlimmste noch bevor stand: die Flutkatastrophe. Mich erreichten zahlreiche Anfragen, ob das Karl-May-Museum auch Schäden erlitten habe, und so möchte ich hier alle besorgten Freunden des Museums mitteilen, dass dieses nicht unmittelbar von der Flut betroffen wurde, aber unter den Folgen leidet. Einen allgemeinen Lagebericht finden Sie unter der Rubrik "Villa Shatterhand".

Ebenfalls unter dieser Rubrik finden Sie einen Nachruf auf Wolfgang Mischnick, ehemaliger Bundesminister und Ehrenvorsitzender der FDP. Die Nachricht von seinem Tod erfüllte mich mit tiefer Trauer. Trotz seiner vielen Verpflichtungen stand er den Problemen der Karl-May-Gesellschaft immer aufgeschlossen gegenüber. Als Mitglied im Kuratorium der Karl-May-Stiftung und dessen Präsident bis 2000 wird er mir unvergessen bleiben.

Meine Geburtstagsgrüße gehen dieses Mal an Wilfried Fitzenreiter, Schöpfer zahlreicher Karl-May-Büsten, zum 70. und Dr. Hainer Plaul, dem Verfasser der richtungsweisenden Illustrierten Karl May Bibliografie, zum 65. Geburtstag. Nachträglich möchte ich ihnen - stellvertretend für alle, die im letzten Vierteljahr ihren Geburtstag feiern konnten – die herzlichsten Glückwünsche übermitteln.

Liebe Mitglieder, das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Weihnachtsfest. einen guten Rutsch in ein hoffentlich friedliches neues Jahr und verbleibe mit herzlichen Grüßen

als Ihr Geschäftsführer Hans Grunert

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Nicht jeder, der in einer Gesellschaft aktiv sein möchte, will oder muß auch gleich Vorstandsmitglied sein

Die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften (ALG), deren Mitglied die KMG seit Gründung der ALG ist, gestaltete am 24. und 25. Mai 2002 in Marburg ein Arbeitsseminar >Projekte von und für Jüngere(n)<. Schwerpunkte der Tagung waren u.a. die Einbeziehung jüngerer Mitarbeiter und die Förderung von Teamarbeit in den literarischen Gesellschaften. Wir lesen in der ALG Umschau Nr.29 September 2002 [ebo]:

"Es sollte unbedingt einen Stamm von Aktiven aufgebaut werden. Etliche Gesellschaften haben schon leidvoll erfahren, daß mit Weggang oder Ableben eines Vereinsvorsitzenden, der lange alles in einer Hand hielt, der Verein quasi zusammenbrach und mühevoll wieder neu aufgebaut werden mußte. So ist es eine wichtige Aufgabe des Vorstands, Mitglieder zur Mitarbeit zu motivieren und gegebenenfalls mit Kritik auch einmal hinter dem Berg zu halten.

Beispielhaft sei hier die Karl-MayGesellschaft genannt, die viele junge aktive Mitglieder hat. So berichtete Ralf Schönbach, daß man ihn damals, als er zusammen mit Frank Starrost der Gesellschaft das Angebot machte, eine Honnepage für die Gesellschaft aufzubauen, erst einmal habe machen lassen. Auch die Tatsache, daß der Gesellschaft dabei keine Kosten entstanden sind, führte dazu, daß man ihnen freie Hand ließ. In vielen Gesellschaften ist es noch heute üblich, vorab umfängliche Konzepte zu verlangen, die dann den umständlichen und langwierigen Vereinsweg (eigentlich ähnlich einer öffentlichen Behörde) gehen müssen, bevor überhaupt irgendwie mit der Realisierung eines Projektes begonnen werden kann. Im Seminar meinte Ralf Schönbach, wenn das bei ihm so gewesen wäre, hätte er die Mühen nicht auf sich genommen. Die Karl-May-Gesellschaft unterhält einen offenen Mitarbeiterkreis, der sich in regelmäßigen Abständen zum Austausch trifft und in dem Projekte abgestimmt werden. Nicht jeder, der in einer Gesellschaft aktiv sein möchte, will oder muß auch gleich Vorstandsmitglied sein."

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Karl-May-Gesellschaft mit Preis gewürdigt

Die Oberhessische Presse in Marburg veröffentlicht am 23.9.2002 einen Bericht von Clemens Niedenthal [dSch]:

Am Wochenende fand in Marburg die Jahresversammlung der ,,Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaft und Gedenkstätten" (ALG) statt. Vorstandssprecher des 1986 gegründeten Dachverbandes der deutschen Literaturgesellschaften ist Dr. Wilhelm Solms, langjähriger Literaturprofessor an der Marburger Philipps-Universität und Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft Marburg.

Solms nahm die gemeinsam von Kunstverein und Literarischer Gesellschaft konzipierte Ausstellung ,,Ausgerechnet Kinderbücher" zum Anlass, die Jahreshauptversammlung in Marburg auszurichten. Neben einer öffentlichen Lesung von F.K. Waecher und einer literarischen Stadterkundung am Sonntag vergab die ALG den ,,Hartmut-Vogel-Preis". Die mit 2.500 € dotierte Auszeichnung erhielt in diesem Jahr die 1969 gegründete Karl-May-Gesellschaft, neben der Goethe-Gesell-schaft eine der größten Gesellschaften in der ALG.

Die ,,Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten" vertritt 179 Gesellschaften mit etwa 70000 Mitgliedern. Sie hat im laufen Jahr 25 literarische Projekte mit ins gesamt 100000 Euro gefördert. In turnusmäßigen Vorstandswahlen wurde Wilhelm Solms im Amt des Vorsitzenden bestätigt. Sein Stellvertreter ist Hans Wißkirchen, Leiter des Buddenbrock-Hauses in Lübeck.

Die nachstehend veröffentlichte Laudatio übermittelte uns Frau Ch. Kussin (ALG)

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Laudatio

Verleihung des Hartmut-Vogel-Preises 2002 an die

Karl-May-Gesellschaft (KMG)

Zum Zeitpunkt der Gründung der Karl-May-Gesellschaft im Jahre 1969 galt der Autor Karl May als Vielschreiber und harmloser Jugendautor. Die Literaturwissenschaft wiederum interessierte sich für Karl May wenig konstruktiv; der Verdacht, das Menschenbild in seinen Werken wäre vom Nationalsozialismus in Beschlag genommen worden, hielt sich hartnäckig. Ein Verdienst der Karl-May-Gesellschaft war und ist es, Interesse für den Autor über diesen Verdacht hinaus zu erwecken. Dabei versteht sich die Gesellschaft nicht nur als Initiatorin weiterführender wissenschaftlicher Forschungen, sie versammelt ebenso jene Menschen, die einfach von Karl May fasziniert sind, die neugierig seine Werke lesen, und die ihr Interesse mit Gleichgesinnten teilen wollen.

Mittlerweile hat die Karl-May-Gesellschaft ca. 2.000 Mitglieder in 20 Ländern. Dieser Zulauf hat verschiedene Gründe. Zum einen versteht es die Karl-May-Gesellschaft, den schwierigen Spagat zwischen Wissenschaft und Liebhaberei zu bewerkstelligen, ohne unreflektiert kultische Verehrung zu betreiben. Sie treibt die vorurteilsfreie wissenschaftliche Erforschung des Werkes von Karl May voran, ohne die Bewunderer und Verehrer des Autors zu vergessen.

Zum anderen hat wesentlich zum Erfolg der Karl-May-Gesellschaft auch die unglaublich große Anzahl an Veröffentlichungen beigetragen. Sie entwickelte ein umfangreiches Reprintprogramm für bislang unveröffentlichte oder schon wieder vergriffene Werke Karl Mays. Die Gesellschaft kümmert sich auch um das Erscheinen der originalen Werkfassungen und konnte Verlage dazu anregen, alte May-Originaltexte als Faksimiledrucke zu veröffentlichen.

Neben den Reprintbänden (zur Zeit über 33) gibt die KMG zahlreiche wissenschaftliche Publikationen heraus. Mit Fug und Recht läßt sich behaupten, daß der größte Teil der Sekundärliteratur zu Karl May in den über dreißig Jahrbüchern, in den Mitteilungen, in Sonderheften und in Materialienbänden erschienen ist.

Mitglieder der KMG veröffentlichten auch in anderen Verlagen Bücher über Karl May, so beispielsweise das Karl-May-Handbuch und das Große Karl May Figurenlexikon.

Der Elan, mit dem die Gründer der Gesellschaft ans Werk gingen, ist beispielhaft. Die KMG hatte schon in ihrer Satzung als Ziel festgehalten, Karl May einen Platz in der Literaturgeschichte zu verschaffen. Angesichts der Fülle an universitären Seminaren und Haus- und Doktorarbeiten ist ihr das zweifelsohne gelungen.

Die Aktivitäten der KMG sind umfangreich. Alle zwei Jahre findet eine Mitgliederversammlung statt, Ausstellungen werden konzipiert, und Kolloquien und Symposien werden abgehalten. Im ganzen Land treffen sich Mitglieder und Freunde der KMG zu Stammtischen, Vorträgen oder Büchertauschveranstaltungen. Über Vereinsneuigkeiten, Veranstaltungen und Neuerscheinungen informieren die KMG-Nachrichten.

Die Karl-May-Gesellschaft hat es auch sehr früh verstanden, das Medium Internet für ihre Arbeit und für das Bekanntwerden der Gesellschaft und ihres Autors effizient zu nutzen. Die Homepage der KMG ist eine Fundgrube an Wissen, Information und literarischen Schätzen. Daß mit der Einbeziehung des Internets in die Arbeit der Gesellschaft vor allem junge Menschen wieder und verstärkt für das Schaffen Karl Mays interessiert wurden, beweist das Gästebuch auf der Homepage. Daß aber diese Website auch als Beispiel dafür stehen kann, wie sehr die Karl-May-Gesellschaft an der aktiven Mitarbeit ihrer Mitglieder interessiert ist, ohne daß diese unbedingt im Vorstand der Gesellschaft sein müssen, ist kaum bekannt. Den beiden Initiatoren der Homepage, Ralf Schönbach und Frank Starrost, wurde freie Hand bei der Gestaltung des Internetauftritts gelassen.

Für einige Zeit bot die Gesellschaft auch der ALG eine Netz-Heimat, indem sie ihren Server zur Mitnutzung zur Verfügung stellte.

Das große Mitbestimmungsrecht, das die KMG ihren Mitgliedern einräumt, zeugt von einem Verständnis von Literatur, das sich nicht mit der Bewahrung und Archivierung zufriedengibt. Literatur bleibt nur lebendig, wenn sie gelesen wird und Interesse weckt. Dazu – und das hat die Karl-May-Gesellschaft erkannt - gehört aber eine Öffentlichkeit für Autor und Werk und nicht nur elitäre Pflege von Kulturgütern.

Auch mit anderen Karl-May-Gedenkstätten des Landes wie dem Karl-May-Museum Radebeul und dem Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal arbeitet die KMG seit jeher gut zusammen. Selbst in den Zeiten des geteilten Deutschland wurden die Beziehungen gepflegt. Nicht Konkurrenz, sondern die Begeisterung für einen gemeinsamen Gegenstand bestimmte die fruchtbaren Verbindungen.

Daß die Arbeit der Mitglieder und des Vorstandes der Karl-May-Gesellschaft ehrenamtlich geschieht und daß diese Arbeit so großen Erfolg gezeitigt hat sind weitere gute Gründe, warum die ALG den Hartmut-Vogel-Preis 2002 an die Karl-May-Gesellschaft vergeben hat.

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Michael Rölcke

Vorankündigung

Im Januar erscheint der neueste Band aus der Reihe "Materialien zum Werk Karl Mays" zum Preis von ca. 8 Euro. Abonennten und Vorbesteller erhalten den Band automatisch ausgeliefert.

Dominik Melzig: Der ›Kranke Mann‹ und sein Freund. Karl Mays Stereotypenverwendung als Beitrag zum Orientalismus.

Es handelt sich dabei um die überarbeitete Fassung einer Magisterarbeit aus dem Jahr 1999, die von der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Universität Bielefeld angenommen wurde. Melzig hinterfragt das Bild des Osmanischen Reiches bei Karl May sowie bei Mays Quellen und weiteren ausgewählten Texten der öffentlichen Meinung. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur Stereotypenforschung und erforscht Karl Mays ›Orientalismus-Konzept‹: nämlich die Herkunft (und die historische Funktion) jener Vor-Urteilsstrukturen, aus denen sich das Wilhelminische Kaiserreich ›seinen‹ Orient bastelt. Er macht deutlicht, daß es sich bei Traumreichen dieser Art um eine ganz wesentlich auch ›konstruktive‹ Leistung handelt, die sehr viel besser Auskünfte über den/ die Träumer gibt als über die wirkliche Welt des Geträumten. Die Arbeit verfolgt damit einen Gesichtspunkt, der in der Karl-May-Forschung bisher etwas kurz gekommen und insofern von hohem Erkenntnisinteresse ist: daß nämlich das Werk des Erfolgsschriftstellers Karl May (dessen literarischer Massenerfolg im Wilhelminischen Deutschland und bis heute seinesgleichen sucht) auch integraler Bestandteil der Mythen- und Wunschproduktionen des Wilhelminischen Reichs war, wenn auch am Ende auf höchst ambivalente Weise (Und Friede auf Erden!, Wiener Rede).

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Karl May Stiftung

Liebe Karl-May-Freunde,

wir trauern um Wolfgang Mischnick, der in wichtigen Jahren Präsident der Karl-May-Stiftung war. Er starb nach kurzer, schwerer Krankheit unerwartet am 6. Oktober 2002 im Alter von 81 Jahren. Sein großes Engagement für Karl May wurde von mir als Geschäftsführer der Stiftung am 15. Oktober 2002 anläßlich der Trauerfeier in Kronberg gewürdigt:

Liebe Frau Mischnick, lieber Harald, liebe Familienangehörige, verehrte Trauergäste.

Im Namen der Karl-May-Stiftung und des Lionsclub Dresden-Centrum spreche ich unser tiefes Mitgefühl und Trauer zum Tode von Wolfgang Mischnick aus. Wir verlieren mit ihm nicht nur einen langjährigen Präsidenten des Kuratoriums der Stiftung und ein Ehrenmitglied unseres Lions-Clubs, sondern auch einen Menschen, der unsere besondere Hochachtung verdient.

Wolfgang Mischnick hat sich immer mit seiner sächsischen Heimat und seiner Geburtsstadt Dresden verbunden gefühlt. Sowohl in wichtigen Ämtern der FDP als auch in Parlament und Regierung der Bundesrepublik Deutschland hat er jahrzehntelang immer beharrlich versucht, Brücken zu den Menschen in Mitteldeutschland zu bauen. Er war der seltene Fall eines unumstrittenen Politikers von hohem Rang.

Schon vor, aber besonders nach den politischen Veränderungen von 1989, gehörte Wolfgang Mischnick zu den ersten und wichtigen Menschen, die sich neben der politischen und wirtschaftlichen Aufbauarbeit die Zeit nahmen, auch auf dem kulturellen Gebiet Ihre Erfahrungen einzubringen. Das gilt im besonderen Maße für die Karl-May-Stiftung. Es galt, die seit 1913 bestehende Stiftung in ihrer Organisationsstruktur den gesetzlichen Regelungen der Bundesrepublik anzupassen und zu demokratisieren. Dazu kam in den ersten Monaten der Konsolidierung eine große Unsicherheit bei den neuen Verwaltungen, so daß einfache Rechtsakte, wie die Beleihung von Liegenschaften, abenteuerlich abliefen. Manchmal hing der Fortgang des Museumsbetriebes und der Karl-May-Stiftung an einem seidenen Faden; wir konnten aber immer auf die Hilfe von Wolfgang Mischnick bauen, der uns manchen Weg ebnete und seine ganze strategische und politische Erfahrung für die Stiftung einsetzte. Bei komplizierten Situationen halfen uns seine Bedachtsamkeit und seine herausragenden, administrativen Kenntnisse, vermittelnd zu wirken. Als Präsident des Kuratoriums der Karl-May-Stiftung setzte er kraftvoll sein diplomatisches Geschick ein, um den Rückkauf des größten Teiles des Nachlasses von Karl May 1994 aus Privatbesitz mit finanzieller Hilfe des Bundes und des Landes Sachsen zu ermöglichen. Mit seinem Namen verbinden sich die bislang erfolgreichsten Jahre der Stiftung und des dazugehörigen Karl-May-Museums in Radebeul.

Wolfgang Mischnick war immer ein Freund, der sich mit Betonung seiner sächsischen Wurzeln für die Verwirklichung von menschlichen Werten, die auch Karl May vertrat, einsetzte. Er ist schwer, eigentlich gar nicht zu ersetzen. Das gilt nicht nur für die Stiftung. Wie sehr er uns fehlt, werden wir erst in Wochen und Monaten begreifen. Ein großartiger Mensch hat uns verlassen. Was bleibt ist die Erinnerung und sein Vermächtnis, ein Ziel nie aus den Augen zu verlieren und beharrlich, aber kompromißbereit an dessen Verwirklichung zu arbeiten.

Seiner Frau Tine und seinem Sohn Harald, den ich zu meinen Freunden rechnen darf, ist Karl May so verinnerlicht, daß die Karl-May-Stiftung auch in schweren Stunden einen festen Platz in ihren Herzen hat, wie die Traueranzeige der Familie eindrucksvoll bestätigt.

Die Worte, die Bertha von Suttner nach dem Tod von Karl May fand, gelten für Wolfgang Mischnick nicht minder:

"In dieser Seele loderte das Feuer der Güte …"

René Wagner

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Erstmals zeigt das Karl-May-Museum im Rahmen der Sonderausstellung zur Indianerschlacht am Little Bighorn eine Vorarbeit zu dem berühmten Gemälde "Little Bighorn, 25. Juni 1876" der Öffentlichkeit. Dabei handelt es sich um ein Aquarell aus dem Jahr 1929 von Elk Eber. Es zeigt den Flaggenraub des Hunkpapa-Dakota Kriegers Rain-In-The-Face. Das wertvolle Kunstwerk konnte im Frühjahr 2002 durch eine Spende des "Freundes- und Förderkreis Karl-May-Museum e.V." für die Indianer-Sammlung des Museums erworben werden.

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Das Karl-May-Museum, auch das Grab Karl Mays, blieben aufgrund der günstigen Lage von der Hochwasserflut verschont. Allerdings sah sich die Museumsleitung in der Folgezeit gezwungen, einen Hilferuf auszusenden. Dazu einige Erläuterungen.

Aufgrund der aus meiner Sicht teilweise unverantwortlichen Berichterstattung über die Katastrophe scheint man in weiten Teilen Deutschlands der Meinung zu sein, daß ganz Sachsen eine einzige Trümmerwüste ist, die man möglichst weiträumig umgehen muß. Die Folge ist ein Zusammenbruch des gesamten Tourismus – auch in Gegenden, die keinen Tropfen Wasser gesehen haben.

Für das Museum bedeutet das einen Besucherrückgang bis zu 98% und damit Einnahmeverluste, die ein privates Museum sehr schnell vor existentielle Probleme stellen. Erste Konsequenzen sind Personalabbau, Kurzarbeit, Haushaltsperre. Die hat wiederum zur Folge, daß angefangene Sanierungsarbeiten wie die Gartengestaltung nicht fortgeführt werden können. Deshalb der Aufruf, auch weiterhin für das Museum zu spenden, damit wir beispielsweise im Frühjahr, wie im Septemberheft angekündigt, den Vorgarten bepflanzen und weitere Werterhaltungsmaßnahmen durchführen können.

Hans Grunert

Die Weihnachtsfeier des Freundes- und Förderkreises Karl-May-Museum Radebeul e.V. findet am Freitag, 13. Dezember 2002, 18.30 Uhr im Gasthof "Hotel de bücke dich" (Podemuser Ring 5, 01156 Dresden OT Podemus) unter dem Motto "Der Weg nach Waterloo Podemus" statt.

Hier verhandelte Napoleon 1813 nach seinem Rückzug aus Rußland nach einer der letzten für ihn siegreichen Scharmützel im Plauenschen Grund zwischen Freital und Dresden mit dem österreichischen Gesandten ohne politisches Ergebnis, wie die spätere "Völkerschlacht bei Leipzig" bewies.

Im "kulturellen Teil" der Weihnachtsfeier sollen diese Ereignisse und Reflektionen in den Werken des May-sters nicht zu kurz kommen. Alle Freunde des Radebeuler Karl-May-Museums sind herzlich eingeladen.

Jochen Rascher

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Eine neue Edition für den Gabentisch – Karl May im Weltbild-Verlag

Bei einem katholischen Verlag feierte Karl May ab 1879 seine ersten literarischen Erfolge. Der "Deutsche Hausschatz" in Regensburg war Wegbereiter zu einer beispiellosen Karriere. Das Schicksal will es, daß gegenwärtig erneut ein katholischer Verlag die Werke Karl Mays in hohen Auflagen verbreitet.

Wir wünschen dem "Weltbild-Verlag" viel Erfolg bei diesem wichtigen Unternehmen! Die berühmten Amerika- und Orient-Erzählungen, aber auch die mystisch-psychologischen Alterswerke liegen in Textfassungen vor (entspricht der HKA von Wollschläger und Wiedenroth), die Karl May selbst noch kannte oder persönlich überarbeitete.

Bei den Reiseerzählungen (Ich-Form) wird die Textfassung "Letzter Hand" (Fehsenfeld) verwendet, bei den Jugenderzählungen (Er-Form) die Zeitschriftenfassungen aus dem "Guten Kamerad". Warum ist das so? Die Fehsenfeld-Ausgabe wurde von May autorisiert; er hat sich um diese Edition recht intensiv gekümmert. Dies ist bei den Union-Bänden (Buchausgabe der Kamerad-Zeitschriftenfassung) zweifelsfrei nur bei den Erzählungen Der Sohn des Bärenjägers und Der Geist des Llano estakado der Fall.

Beim Llano estakado gab es in der Buchfassung einen redaktionellen Eingriff, mit dem sich Karl May wohl wenig begeistert einverstanden erklärte. "Da der Buchillustrator glaubte, die Bösewichter seien Indianer [...], fertigte er die Zeichnungen auch demgemäß an. Die Redaktion sah sich dann gezwungen, den Text zu ändern und den Bildern anzupassen." [Nachwort zum Bärenjäger-Reprint, Bamberg 1995, S. A 46]

Wegen solcher Eingriffe, und weil man vermutet, daß die anderen Jugenderzählungen nicht von Karl May für die Buchausgabe bearbeitet wurden, favorisiert man die Zeitschriftenfassung.

Bisher erschienen sind die Bände Durch die Wüste und Winnetou I mit den zeitgenössischen Illustrationen der tschechischen Ausgabe des Verlages Josef Richard Vilimek. Heinrich Pleticha und Siegfried Augustin werden jeden Band mit einem umfangreichen Vorwort versehen. Die Bände sind in Format und Ausstattung identisch mit den bereits lieferbaren Münchmeyer-Romanen. Der Künstler Firuz Askin wird wieder nach historischen Originalen die Titelbilder gestalten.

Das Karl-May-Museum liefert die Bücher der Weltbild-Edition auch "einzeln" aus. Ein ABO ist nicht erforderlich! Die über das Internet von uns angebotenen Produkte können auch per Telefon oder Fax bestellt werden, selbstverständlich auch per Briefpost. Sie können bei uns auch alle im Buchhandel erhältlichen May-Titel (auch Sekundärliteratur) bestellen, die wir zur Zeit vielleicht gerade nicht anbieten. Bitte Zahlungsart angeben!

Karl-May-Museum

z.H. Frau Brigitte Krabbes

Karl-May-Straße 5, 01445 Radebeul

Telefon: 0351/8373010

Fax: 0351/8373055

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Christoph F. Lorenz

Neues Sonderheft der KMG

Karl Otto Sauerbeck: Der Schatz im Silbersee – Ein Sprachkunstwerk? Eine Analyse von Grammatik, Stil, Aufbau u. Motiven. S-KMG 124/2002, 71 S.

Was Sprache und Stil der Werke Karl Mays angeht, so herrscht vielfach auch in seriösen Publikationen der Eindruck vor, den May selber mit seinem berühmten, vielzitierten und viel mißbrauchten Satz aus der Autobiographie "Ich verändere nie, und ich feile nie" erweckte, nämlich der eines wenig kontrollierten und kaum sprachlich durchgearbeiteten Schriftstellens, das mehr auf "Wirkung" und "Gefühl", kaum auf eine sorgfältige sprachliche Gestaltung Wert zu legen scheint. Natürlich gibt es durch die Arbeit der KMG und der anderen einschlägigen Forschung inzwischen zahlreiche geistreiche und instruktive Arbeiten zu Mays Sprach- und Stilarbeit, die durchaus differenziert verfahren. Gründliche Einzeluntersuchungen zu Sprache und Stil ausgewählter May-Erzählungen sind dennoch rar. Karl Otto Sauerbeck gebührt das Verdienst, mit dem Schatz im Silbersee eine der meistgelesenen und beliebtesten May-Schöpfungen mit gebotener Akribie auf die vom Autor angewendeten stilistischen und sprachlichen Mittel hin "abzuklopfen", und zwar in dieser Genauigkeit wohl zum ersten Mal. Sauerbeck unterzieht Syntax, Laut- und Formenlehre an ausgesuchten Beispielen einer genaueren Betrachtung, er beschäftigt sich auch eingehend mit der Frage, inwieweit May Sprache und insbesondere verschiedene Fremdsprachen zur Schaffung von "Lokalkolorit" benutzt. Die Komik im Schatz im Silbersee, nicht nur in der Figur des Hobble-Frank ja ausdrücklich Sprachkomik, wird ebenso beleuchtet wie Mays Anwendung verschiedener rhetorischer Figuren und Stilmittel. Auch wenn hier nicht auf Details eingegangen werden kann, sei doch angedeutet, daß Sauerbeck neben manchem Bekannten auch durchaus Neues zutage fördert; jedenfalls erweist sich die beliebte "Jugenderzählung" als ein sehr viel subtileres und differenzierteres Erzählwerk, als man beim "spannenden" Lesen ahnen mag. Insbesondere bei den von der Rhetorik als "Euphemismus" bezeichneten "verhüllenden Umschreibungen", etwa zum Motivkomplex "Tod", bedient sich May einer erstaunlichen Fülle von Varianten. Überdies nimmt Sauerbeck in diesem Zusammenhang auch Mays motivische Arbeit, die sich schon in anderen Untersuchungen als erstaunlich kunstvoll erwies, ins Visier.

Obwohl in mancher Hinsicht eine sehr spezifische Untersuchung, ist Sauerbecks Arbeit doch erfreulich frei von gelehrter Kompliziertheit, so daß die Lektüre dieses ansprechenden Sonderheftes sich gerade auch dem "naiven" May-Leser (falls es den denn überhaupt gibt) dringlich empfiehlt. In diesem Zusammenhang möchte der Rezensent auch das kurze Glossar lobend erwähnen; sicher mögen jedem interessierten Leser Begriffe wie "Adjektiv" oder "Syntax" in ihrer Bedeutung klar sein; diese gerade vom Fachmann immer als selbstverständlich vorausgesetzten Begriffe kurz zusamengestellt und erläutert zu haben, war aber keineswegs überflüssig. Daß Sauerbeck einen solchen "Leser-Service" anbietet, macht seine Untersuchung besonders benutzerfreundlich. Dafür ist dem Verfasser nicht genug zu danken.

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Karl May und Bayerisch-Schwaben

"Mein eigentliches und höheres Vaterland ist Bayern", das ist derTitel des Seminars in der Schwaben-Akademie Irsee*) vom 8. bis 10.Nov.2002. Referent Dr. Ulrich Scheinhammer-Schmid (durch Jahrbuchaufsätze bekannt als U. Schmid, Promotion über "Karl Mays Werk 1895-1905: Textbestand und editorische Entwicklung") schreibt dazu im Internet: <Es geht dabei in sieben Sitzungen um Themen wie Mays "Weg zum Glück" samt König Ludwig II., um die Kontakte Mays zu dem Münchner Gymnasiasten Willy Einsle wie zu der bayerischen Prinzessin Wiltrud, um den Augsburger Vortrag von 1909 und um die Beziehungen Mays zur "Augsburger Postzeitung", in der der Erstdruck von "Winnetou IV" erschien.> Die Akademie ist eine Einrichtung zur Förderung von Bildung und Kunst, Wissenschaft und Forschung in den restaurierten Gebäuden eines ehemaligen Benediktinerklosters, ihr Bildungsauftrag umfasst alle Kulturbereiche, wobei der kulturellen Identität dses Bezirks Schwaben besondere Aufmerksamkeit zuteil wird. Im Programm des zweiten Halbjahres 2002 lesen wir dann zu dem Seminar: <Die nach wie vor anhaltende Wirkung des sächsischen Abenteuerschriftstellers Karl May bezeugt ein erst kürzlich aufgestellter Rekord: Die Karl-May-(Film)Parodie "Der Schuh des Manitu" wurde mit über zehn Millionen Besuchern zu einem der erfolgreichsten Streifen der deutschen Kinogeschichte nach dem Zweiten Weltkrieg. Weit weniger bekannt als seine Romane und die nach ihnen gedrehten Filme ist allerdings die Tatsache, dass der Autor und Superstar May intensive Beziehungen nach Bayern und auch nach Bayerisch-Schwaben unterhielt. Darüber hinaus bieten Mays Biographie und die Entwicklung seines Werks in reicher Fülle höchst faszinierende Anschauungsmaterialien zur deutschen Sozial- und Geistesgeschichte im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert. Diesem doppelten Beziehungsgeflecht, das unter anderem bis zu dem in Augsburg aufgewachsenen Autor Bert Brecht reicht, will das Seminar an ausgewählten Werk-Komplexen und an exemplarischen Berührungspunkten zwischen dem sächsischen Autor und seinem "eigentlichen und höheren Vaterland" nachgehen. Dabei können und sollen auch die Lese-Erfahrungen der Teilnehmer/innen als Beispiele einer weiterwirkenden Rezeptionsgeschichte mit einbezogen werden.>

*)Auskünfte und Programm: Tel. 08341-906-661 oder per e-mail: schwabenakademie@kloster-irsee.de

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May-Ausstellung

in Stuttgart-Freiberg

Im letzten Nachrichten-Heft Nr 133 war die Ausstellung auf Seite 3 bereits angekündigt, Öffnungszeiten siehe dort. Wenn N-KMG 134 erscheint, haben Sie noch etwa drei Wochen Zeit zu einem Besuch, zu den wir Sie animieren wollen, Ort: Stuttgart, Adalbert-Stifter-Str. 101, Tel.-Nr: 0711-2165480. Wissenschaftler, Forscher und Fachleute seien aber gewarnt: Hier läuft keine museale Veranstaltung, die ein Optimum an Karl-May bietet und alle denkbaren Aspekte abdeckt, hier sieht man "nur" einen repräsentativen Querschnitt, also keine Silberbüchse, keine Skalpe, keine Kostüme. Hier ist kein Literatur-Museum, sondern eine Bücherei. Wer sind die Macher? Da ist unser KMG-Mitglied Hartmut Hendel und da ist Frau G. Stein. Der eine lässt sein Herz für Karl May sprechen und zeigt einen Teil seines privaten Fundus, die andere ist Bibliothekarin und hofft auf wachsendes Interesse der Bevölkerung an den auszuleihenden Objekten, als da sind ca. 300 Bücher, Videos, Cassetten, Filme. Immerhin sind bei den etwa 80 Stücken, die Hendel beisteuert, wertvolle Sachen, wie ‚Der Ölprinz‘ aus dem Jahr 1905, Elastolin-Figuren, Comics, mehrere Fehsenfelds, darunter eine Erstausgabe vom ‚Mahdi‘. Im Einführungsvortrag bringt Hendel das Zahlenrätsel (160+90+110=360 Jahre Karl May) zur Sprache; ist die Gleichung falsch oder richtig? Ein kurzer Ausflug in die sächsische Geschichte wird geliefert, die Situation in Deutschland mit den -zig Kleinstaaten, die zu Auswanderung geradezu drängt, die Goldgräberstimmung in den USA. Dem Autor May soll schlicht zu mehr Popularität verholfen werden, und das bedeutet, Kindern und Jugendlichen Literatur nahe bringen, in diesem Falle eben Karl May. (Ganz nebenbei sei hier ein Tipp geboten: Im Internet anklicken www.stiftunglesen.de und Forschungsergebnisse zu den Lesegewohnheiten bei Jugendlichen abfragen.) Wieder einmal ist es die Liebe zu Karl May, die einen Mann im Rentenalter dazu verleitet, jüngeren Menschen die Freude an der Lektüre seiner Jugendzeit zu vermitteln. Wir wünschen der Bücherei in ihren neuen Räumlichkeiten Resonanz und Anerkennung für ihre Bemühungen. dSch

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Dietrich Schober

Quax

Die Assoziation zu ‚Quax, der Bruchpilot‘ ist nicht zufällig, schliesslich befindet sich ‚Quax‘ auf dem ehemaligen Flugplatz München-Riem, wo im südlichen Teil der Messestadt momentan riesige Baugruben vorherrschen, aber auch bereits einige fertige Wohnäuser stehen, und eben auch Quax, das sypatische kleine Zentrum, im INTERNET unter www.echo-ev.de zu erreichen. Im Jahr 1999 beschloss der Stadtrat der Stadt München, ECHO mit der Trägerschaft eines Grossprojektes zu betrauen. Es handelt sich hierbei um ein Jugendzentrum, ein Kinderhaus und einen Abenteuerspielplatz sowie ein eigenes Spielmobil für die neue Messestadt Riem. Das Projekt heisst "Quax, Zentrum für Freizeit und kulturelle Bildung". Zu den Angeboten im Juli gehörten Projekte wie ‚Die Regenbogenschlange, ein Indianerspiel‘ , ‚Glump und Zeugs, der Trödelspielbus‘ oder ‚Beuys-Akademie der Kinder- und Jugendkunstraum‘; im Jahresprogramm findet man anspruchsvolle Themen wie ‚Familienkulturbrunch mit Kino‘ oder ‚Woodknock- integrative Kulturwochen‘, und das uns hier interessierende Projekt ‚Winnetou und Co... Karl-May-Spielraum‘. Aus der Presseankündigung:<...Das Quax-Gelände verwandelt sich für vier Tage [ 3.-6.9.2002] in einen amerikanischen Handelsposten im 19. Jahrhundert, bestehend aus einem Indianerlager im Garten, einem Saloon mit Store im Cafe, einer Bank im Internetcafe, einer Farm im Zelt am Tierbereich. Darüber hinaus gibt es aber im "Blechtreff" eine Schreibstube des Ators mit dem Ziel, weiterzufabulieren, und ein Museum, geleitet von einer Direktorin, die als Wissenschaftlerin naturgemäss die Gegenspielerin des Autors ist und in Ausstellungsarbeiten die wahre Geschichte Karl Mays und der nordamerikanischen Indianer darzustellen versucht...>

Man hat sich eine nette Rahmengeschichte erdacht, aus einem Wachsfigurenkabinett entweichen Winnetou und andere der Kontrolle, beginnen ein Eigenleben, und werden am Schluss ihrer phantastischen Erlebnisse wieder eingefroren. Angesprochen werden Kinder im Alter von etwa 8 bis 12 Jahren, auch die Eltern sind herzlich eingeladen, und wer lässt sich nicht gerne zu Barbecue und Live Musik von ‚My Friend and I‘ bitten. Dem feuchten, regnerischen Wetter angepasst fand dann das meiste in den Räumlichkeiten statt, was der Stimmung keinen Abbruch tat, waren doch alle Kinder voll bei der Sache und liessen ihrer eigenen Phantasie freien Lauf. Was hätte unser Karl May dazu gesagt! Phantasie ist ein gar köstliches Geschenk, man muss es nur sachte pflegen. Da haben Karl-Michael Brand und seine Quax-Kopiloten sicher Recht: Dieses Alter ist das Lesealter für grüne Bände, hier werden die Weichen gestellt für spätere May-Verehrung und eventuelle KMG-Mitgliedschaft, so wie es uns älteren Semestern doch auch gegangen ist - in der Jugend Karl May gelesen, bzw. verschlungen, und später im gesetzten Alter diese Zuneigung wieder in den Vordergrund gerückt, immer aber noch in der liebevollen Zuwendung zu unserem Autor. Hier können wir aus einer bisher unveröffentlichten Arbeit von Prof. Ernst Rebel zitieren, der neben seiner Wohnung am Pasinger Stadtpark vor etwa 10 Jahren eine Pädagogische Aktion von ECHO miterlebte und so seine Gedanken hatte: <...Es ist Sonntag nachmittags, die Aktion läuft...Die Westernstadt "Deadly fun" (interessieren sich heutige Kinder überhaupt noch für Western? Kevin Costner, ja, aber "Winnetou"? Wetten, dass niemand mehr weiss, wer oder was Karl May ist? Aha, hier kultivieren erwachsene Pädagogen die Arbeit an der temps perdu der eigenen Kindheit. Und? Warum sollen sie das nicht tun?) - die Westernstadt ist von lärmendem Leben erfüllt. Es gibt mehrere Brennpunkte des Geschehens, wozwischen man sich den eigenen Pfad suchen kann. Die Grossen sind Besucher, die Kleinen sind Akteure, wie meistens. Aber das Verhältnis zwischen ihnen sieht nicht so aus, wie ich es erwartet habe. Die Grossen, das sind nicht besorgt-skeptische Elterngesichter und aufgekratzte Pädagogikstudenten, das sind - vielleicht liegt es auch an der glasig-sanften Herbstsonne - Frauen und Männer, die immer wieder anflugweise lächeln. Sie bewegen sich langsam, wie wenn sie sich öfters räkeln wollten...> Tja, was soll man noch anfügen; wäre das fröhliche Lachen eines Kindes und das Lächeln der Erwachsenen das einzige, was Karl May zuwege gebracht hätte, man müsste ihm schon aus diesem Grund einen Ehrenplatz zuerkennen, eventuell in der Walhalla, dem Ruhmestempel bei Regensburg, wo nur die ganz Grossen als Steinbüsten die Bewunderung der Besucher entgegennehmen.

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Karl-May in Pommelsbrunn

Schon mal gehört? Dieser Ort - auf halber Strecke von Nürnberg nach Sulbach-Rosenberg - wird durch Karl-May bekannt. Unter dem Obertitel ‚Winnetou und Old Shatterhand im Nürnberger Land‘ gibt es vom 13. Okt. 2002 bis 2. Feb. 2003 verschiedene Aktivitäten; vor allem ist im Heimatmuseum eine Ausstellung (Öffnungszeiten: Sonntags 14-17 Uhr und nach Vereinbarung, Tel. 09154-1207). Das Rahmenprogramm sieht u.a. folgendes vor:

So. 20. Okt. Essen mit Karl May mit Gerichten aus dem KM-Kochbuch und um 13:30 eine Colorado Westernshow im Gasthof Vogel, Mi. 13. Nov. 18:00 Führung durch die Ausstellung, 19:30 KM-Stammtisch. Im Neuen Jahr: 18. Jan. 15:00 KM-Kinderlesung in der Buchhandlung Lösch, Hersbruck. (Voranmeldung 09151-1666). Parallel dazu laufen im City-Kino Hersbruck verschiedene KM-Filme. Bis auf den Kino-Besuch ist bei allen Terminen der Eintritt frei.

Dies sind die nüchternen Tatsachen; in Zusammenarbeit mit Museum in Radebeul und Verlag in Bamberg plante und organisierte unser KMG-Mitglied Klaus Schnaible nach eigener Idee alles alleine, Uli Vogel (Gastwirt und 1. Vorstand im örtlichen Heimatverein) half gerne mit. Nichts aber - das wissen wir - entsteht ohne Engagement und Enthusiasmus (Goethe: ‚Lust und Liebe sind die Fittiche zu grossen Taten‘), das haben die beiden in höchstem Masse unter Beweis gestellt und das macht die kleine Ausstellung im kleinen Pommelsburg so gross und wertvoll. Seit Anfang August steckt Schnaible hinter seinen Plänen, dabei stösst er als noch-Laie auf KMV und KMM, wird ganz nebenbei Mitglied der KMG und kauft fast alle ausgestellten Bücher, Videos und CDs aus eigenem Etat, das meiste gehörte ihm ohnehin schon, ein reicher Schatz an Gesammeltem. Natürlich fehlen als Leihgabe aus Radebeul auch nicht die Silberbüchse, ein Bogen, ein Tomahawk; Zinnfiguren in Dioramen sind zu sehen, Wandtafeln mit eigenen Entwürfen und Zugaben aus Bamberg. Bei der Eröffnung am 11.10. waren neben Landrat Helmut Reich und Bürgermeister W. Oberleiter auch René Wagner (Radebeul) und Falk Klinnert (KMV) anwesend; dass diese VIPs und auch die Leiter der Heimatmuseen in der Umgebung gekommen waren, wurde als Kompliment gesehen. Und so ist es auch: Ein junger Mann (KSchnaible@t-online.de) folgt einer Idee, die aus Verehrung und Bewunderung geboren wurde, und stellt eine hübsche Ausstellung auf die Beine, die nicht der gewerblichen Geldvermehrung dient, sondern Liebe und Achtung zu Karl May widerspiegelt. Hochachtung und Gratulation von

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Dietrich Schober

Postleitzahl 01445 Radebeul Sachsen

Das Magazin National Geographic Deutschland Aug. 2002 berichtet über ‚Winnetou im Wilden Osten‘. Dazu eignet sich offenbar kein Zeitpunkt besser als die paar Tage, wo Radebeuler Karl-May-Fans sich in Indianer oder Cowboys verkleiden und entlang der Lössnitzdackel-Strecke ab Weisses Ross austoben. Fotograf Bernd Jonkmanns fand prächtige Motive, Kollege Jens Schneider lieferte den schmusigen Text dazu. Was ihn beeindruckt, ist zunächst die wilde Knallerei der Cowboys aus dem 1. Radebeuler Country&Westernclub. Nobi, der Waldläufer im Schweinslederkostüm bleibt ungerührt. "Wenn es nach denen ginge, würde es das ganze Wochenende krachen!" Aber der Autor: <Die Ballerei in Deutschlands Wildem Osten jagt mir einen besonderen Schrecken ein, weil ich zunächst die eigentümliche Ruhe Radebeuls erfahren habe. Je weiter ich mich vom Kopfsteinpflaster der fortwährend dröhnenden Meissner Strasse entferne, auf der jeden Morgen die Pendler nach Dresden ziehen, desto leiser wurde das unaufhörliche Sirren der nahen Grossstadt. Bis es zwischen den alten verwinkelten, oft schon wieder fein herausgeputzten Villen verstummte. Vögel und Eichhörnchen tummelten sich in den Alleebäumen. Zerrisssen wurde die Stille nur durch das Quietschen der Strassenbahn, die am Ortsende eine Wendeschleife zieht, bevor es in die Grossstadt zurückgeht. Unten, hinter den frisch gestrichenen Bauernhäusern von Altkötzschenbroda, fliesst träge die noch schmale Elbe. Nur selten sah ich einen kleinen Frachter vorbeituckern.> Naaah, hätten Sie diesen Text zu Radebeul assoziiert?? Aber dann entdeckt der Autor den Saloon nahe dem Ortseingang, die Villa Shatterhand, die Abenteuerromantik. Und wieder sind wir im Lössnitzgrund. Ein Südstaatenameesoldat streicht über die vom Beschussamt Suhl geprüfte "12-Pounder"-Kanone. "Bei uns muss alles authentisch sein." Indianer in der Westernstadt Little Tombstone, Countrymusik und immer wieder Schüsse. Das Powwow am Hohen Stein wird zum grössten Indianertanzfest ausserhalb Amerikas, das ist doch beachtlich. <Der Lakota Tim Sikyea (Einsamer Adler) versteht Zuschauer, die nicht mitmachen wollen. "Sie sind ein wenig schüchtern", glaubt der Kanadier. Mit seinen langen schwarzen Haaren hat er grosse Ähnlichkeit mit dem Winnetou-Darsteller der nahen Felsenbühne Rathen. Aber Karl May hat "Einsamer Adler" nie gelesen>.

Lassen Sie sich nicht täuschen: Radebeul hat ausser der Postleitzahl und dem Geballere viel mehr zu bieten als dröhnende Strassenbahnen oder sich tummelnde Eichhörnchen. Da wären vier Museen zum Beispiel: Sternwarte, Hoflössnitz-Museum für Weinbau, Puppentheatermuseum und natürlich das Karl-May-Museum. Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal dort? dSch

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Annelotte Pielenz

Unter dem Zepter der Araber

Seit langer Zeit nahm ich mir einmal wieder den 3. Band der Gesammelten Werke vor. Ich lese ihn ungern, weil besonders der erste Teil sehr düster und bedrückend ist. So richtig munter wird es eigentlich erst ab dem Kapitel <In Damaskus>, und hier erwischte ich unseren Dichter bei einem merkwürdigen Fehler, der ihm in geschichtlichen Zitaten selten unterlief.

Auf Seite 349 der Fehsenfelder Ausgabe liest man: "Als Saulus zum Paulus wurde, stand sie (die Stadt Damaskus) unter dem Zepter der Araber". Erst stutze ich, dann wälzte ich Geschichtsatlas und Lexika, aber da gibt es keinen Zweifel: zur Zeit des Paulus herrschten überall ums Mittelmeer eindeutig die Römer. Interessant finde ich, dass dies Zitat durch alle Ausgaben geht, vom Hausschatz über Fehsenfeld, Illustrierter Ausgabe, Radebeul, Bamberg bis hin zur Historisch-Kritischen Ausgabe, auch fand ich nirgends einen Hinweis auf den Lapsus. Vielleicht ist das einem späteren Herausgeber vorbehalten?

Die Stadt ist eine der ältesten permanent bewohnten Siedlungen der Erde. Nach ägyptischen Manuskripten aus dem 15. Jahrhundert v. Chr. war Damaskus Hauptstadt eines Stadtstaates. In biblischer Zeit gehörte es zum Königreich Davids, dem König von Israel-Juda. Später führte Damaskus Krieg mit Israel. 732 v. Chr. wurde die Stadt von den Assyrern unter Tiglatpileser III. (745- 727 v. Chr.) erobert. 333- 332 v. Chr. unterstand sie Alexander dem Großen. Nach seinem Tod (323 v. Chr.) wurde die Stadt Teil des Seleukidenreiches. Pompejus der Große eroberte Damaskus 64 v. Chr. Im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde die Stadt Bischofssitz. Sie wurde 635 von Arabern eingenommen und war bis 744 Residenzstadt der Kalifen. 1076 eroberten die Seldschuken Damaskus. 1154 fiel die Stadt an die Ägypter. Sie war Hauptquartier Saladins, des Sultans von Ägypten und Syrien während des Dritten Kreuzzuges. 1401 wurde Damaskus vom mongolischen Eroberer Timur-i Läng geplündert und niedergebrannt. Sie wurde jedoch sehr schnell wiederaufgebaut. 1516 verlor Ägypten die Stadt an das Osmanische Reich. Ibrahim Pasha gab sie 1832 an Ägypten zurück. 1841 ging sie als Teil Syriens wieder an das Osmanische Reich. Ein Aufstand der muslimischen Bevölkerung führte 1860 zur Zerstörung des christlichen Viertels und zu einem Massaker an zahlreichen Christen.

["Damaskus." Microsoft® Encarta® Enzyklopädie 2001. © 1993-2000 Microsoft Corporation.]

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Erwin Müller

Ein Schriftsteller und sein Verleger

Ausstellung über Karl May und Friedrich Ernst Fehsenfeld

Sie war lange geplant und wurde in diesem Jahr endlich verwirklicht: eine Ausstellung über Karl May und seinen Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld, veranstaltet vom Museum für Stadtgeschichte in der Städtischen Galerie Schwarzes Kloster in Freiburg im Breisgau. Karlheinz Eckardt (Benningen), ein überaus aktives Mitglied der KMG und seit langem erfahrener Ausstellungsmacher in Sachen Karl May, hatte die Idee zu dieser Ausstellung und setzte sie in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt und dem dortigen KMG-Mitarbeiter Albrecht Götz von Olenhusen in die Tat um. Herausgekommen ist dabei eine äußerst sehenswerte Exposition über "Karl May – Aspekte zu Leben und Werk", die vom 27. Juli bis zum 3. November 2002 zu sehen war. Daß sie gerade in diesem Jahr stattfand, hatte drei Gründe: Vor 160 Jahren wurde Karl May geboren, vor 110 Jahren erschienen im Fehsenfeld-Verlag die ersten sechs Bände der sogenannten Freiburger Ausgabe (Orientzyklus: "Durch Wüste und Harem" usw.), und vor 90 Jahren ist Karl May gestorben.

Informative Bild- und Texttafeln gewährten einen intensiv Einblick in die Höhen und Tiefen von Karl Mays Leben, zahlreiche Werkausgaben aus dem In- und Ausland vermittelten einen lebhaften Eindruck vom umfangreichen Schaffen des Schriftstellers, und es fehlten auch nicht viele, zum Teil skurrile Zeugnisse seiner enormen wirkungsgeschichtlichen Bedeutung. Auch ausgewiesene Karl-May-Kenner konnten manche Novität entdecken oder erstmals im Original sehen: gänzlich unbekannte oder seltene Fotos, ein FehsenfeId-Porträt als Ölgemälde und vor allem das Poster "Karl Mays letzter Kampf" von Ernst Riess (1932), ein ausdrucksstarkes Beispiel für eine gelungene künstlerische Plakatgestaltung.

Der kleinere Teil der Ausstellung war dem Leben und Wirken des Freiburger Buchhändlers und Verlegers Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933) gewidmet, der mit den 33 Bänden seiner klassisch-schönen Buchausgabe von Karl Mays Reiseerzählungen, die bis dahin lediglich als Fortsetzungsgeschichten in Zeitschriften veröffentlicht wurden, einen grandiosen Erfolg hatte, ,der sich für ihn und seinen Autor in klingender Münze auszahlte. Fehsenfeld, der auch die deutschen Übersetzungen von Rudyard Kipling, Jack London und Robert Louis Stevenson verlegte, konnte sich daher als fünfter Freiburger Bürger bereits ein Automobil leisten sowie den Lehenhof am Fuß des Schwarzwaldes erwerben - und Karl May seine Villa "Shatterhand" in Radebeul.

Die Exponate stammten überwiegend aus dem Fundus von Karlheinz Eckardt; sie wurden ergänzt durch einzelne Objekte aus diversem Privatbesitz sowie etliche Leihgaben des Radebeuler Karl-May-Museums und des Bamberger Karl-May-Verlages.

Von den "kleinsten Karl-May-Spielen mit den jüngsten Darstellern" waren die Akteure der "Spielgemeinschaft Gojko Mitiº " aus Bischofswerda (Sachsen) zur feierlichen Vernissage am 26. Juli im Innenhof des Augustinermuseums angereist. Mit Unterstützung des Reiterhofes Schönberg (Freiburg-Sankt Georgen) präsentierten sie in stimmungsvollem Ambiente einige Szenen aus "Winnetou". Als Ehrengäste konnten dabei auch mehrere Angehörige der Familie Fehsenfeld-Guenther begrüßt werden (Konrad Guenther war der Schwiegersohn Fehsenfelds) .

Zu dieser Ausstellung ist eine reich illustrierte Broschüre "Der Freiburger Karl-May-Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld" (24 Seiten) mit Beiträgen von Karlheinz Eckardt, Albrecht Götz von Olenhusen und Peter Kalchthaler zum Preis von 5,-- EURO im Karl-May-Verlag erschienen.

Seit längerem war versucht worden, eine May/Fehsenfeld-Gedenktafel am ehemaligen Verlagsgebäude in Freiburg anzubringen, bisher leider vergebens. Unter dem Eindruck der vielbeachteten und von der Presse gelobten Ausstellung scheint der Verwirklichung dieser löblichen Absicht jetzt aber nichts mehr im Wege zu stehen, wie Albrecht Götz von Olenhusen, der über gute Kontakte zu den örtlichen Kommunalpolitikern verfügt, zuversichtlich hofft. Die Mitglieder der Karl-May-Gesellschaft würden sich über den Erfolg seiner Bemühungen gewiß sehr freuen.

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Teresa Ruiz Rosas

Ein Jahrhundert-Erfolgs-Duo:

Karl May und der Verleger Fehsenfeld

Anläßlich des 160. Geburtstags und 90. Todestages von Karl May hat man in Freiburg im Breisgau eine Ausstellung eröffnet, welche die Teilnahme des Freiburger Verlegers Friedrich Ernst Fehsenfeld im Kontext des Karl-May-Phänomens dokumentiert und gewürdigt. Und noch ein Jubiläum ist festzuhalten: der 110. Jahrestag des Erscheinens der "Grünen Reihe", die berühmteste Edition von Karl Mays Werken, im Verlag F.E.Fehsenfeld in Freiburg im Breisgau, (begonnen 1892).

Die Rede ist von dem noch immer weltweit meistverkauften deutschsprachigen Autor und von einem "Ein-Autor-Verlag", heute in Bamberg, eine absolute Ausnahme in der Verlagsgeschichte. Bei den "Buben" aller Jahrzehnte des Zwanzigsten Jahrhunderts beliebt und von ihnen gierig gelesen, von der katholischen Kirche teils gelobt, teils verdammt, von den Nazis als einer der ihrigen vereinnahmt, von Ernst Bloch als utopisch-revolutionärer Sprengstoff interpretiert, von der DDR als faschistischer Autor verachtet, von Arno Schmidt psychoanalytisch als Homoerotiker entlarvt..., nie verursachte der sächsische Autor blosse Gleichgültigkeit. Und auch der Filmindustrie haben seine Geschichten reichlich Stoff geliefert. Was hat so viele Generationen von (hauptsächlich männlichen) Lesern so gefesselt? Jugendliche Omnipotenzphantasien? Flucht aus den ärmlichen Verhältnissen des provinziellen Deutschland in eine exotische Ferne? Ist er der größte Lieferant von immerwährenden Identifikationsfiguren?

Der Architekt Karlheinz Eckardt, begeisterter Karl-May-Leser und Sammler hat dem Museum für Stadtgeschichte in Freiburg seine Karl-May-Kollektion zur Verfügung gestellt, die einen reichen Einblick in der Entwicklung Karl Mays als Autor und seine Rezeption verschafft. Hinzu kommen Leihgaben aus dem Karl-May-Museum Radebeul sowie Material von May-Spezialisten. Die mehr oder weniger bedeutenden Illustratoren der Karl-May-Ausgaben vom Jugendstil bis zum "Schuh des Manitu" finden angemessenen Platz in dieser schön differenzierten Ausstellung. Eine Broschüre zur Ausstellung ist erschienen.

Wir fragten den Berater der Ausstellungsmacher und Verlagsrechtler Albrecht Götz von Olenhusen, was das besondere an diesem Duo Autor-Verleger, Karl May - Fehsenfeld sei:

AGvO: "Friedrich Ernst Fehsenfeld war ein Newcomer als Verleger. Als er den Autor Karl May entdeckte, entsprang dies seiner Begeisterung für abenteuerliche Geschichten wie dem besonderen Gespür des Verlegers für die Chancen auf dem sich entwickelnden Jugendbuchmarkt. Ein genialer Autor fand einen kongenialen Verleger. Der löste die Geschichten aus ihrer Vereinzelung heraus und veranlaßte den Autor, "richtige" Bücher mit 500 bis 600 Seiten Umfang zu schreiben - für Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen, für den offiziellen Buchmarkt mit schönen Einbänden, für den Kolportage-Markt als wöchentlich vertriebene Heftchen."

Solange ein Autor lebt kann er noch Einfluß auf sein Werk und die Vermarktung haben. Nach dem Tod Karl Mays 1912, kann man ein Lied über seine Nachlaßverwaltung singen. Wie ist hier die Lage?

AGvO: "Nach 1912 muß das Erbe des Autors neu geordnet werden. Das übernimmt jetzt der May-begeisterte Euchar Albrecht Schmid. Er gründet mit Fehsenfeld und Karl Mays Witwe Klara einen neuen Verlag in Radebeul bei Dresden, Stammhaus des heute in Bamberg und Radebeul angesiedelten Verlages. In den 90 Jahren ist der einst gefeierte, dann umstrittene Autor nun mit einem Gesamtwerk verlegt worden, dessen Ende noch nicht abzusehen ist. Populäre Ausgaben und wissenschaftliche Editionen, auch der Forschung, die sich vor allem des symbolischen Spätwerks und den vielfältigen Facetten der Frühschriften angenommen hat, sind hier erschienen. Biographie und Werk werden auch weiterhin Anlaß für strittige Diskussionen sein."

Im Reiche des silbernen Löwen ist ein Schlüsselroman zu Leben und Werk, über Freunde und Feinde, auch zu Karl Mays zuweilen problematischen Beziehungen zu seinem Verlegern. Besonders spannend ist die Allegorie des Romans selbst: ein Pferd, sein Pferd, das Pferd auf dem der Autor reitet. Hat sich Karl May in diesem Buch so viel Phantasie und "trivialliterarische Hochstapelei" geleistet wie in seiner berühmten Kolportageromanen, die als Reiseberichte dem sehnsüchtigen Publikum geboten wurden, Reisen, die im Grunde von seinem Schreibtisch bis zu den Regalen seiner Bibliothek voller Nachschlagewerke, Enzyklopädien und Länderbeschreibungen reichten, aus denen er sich bediente? Lange, bevor er erstmals 1898 und 1908 in den Orient beziehungsweise in die USA reiste. Wer raubt, dem wird auch geraubt. Was weiß man über Raubdrucke von Karl May?

AGvO: "Man weiß, daß Karl May sich bitterlich über die Raubdrucke seiner Werke in den USA beklagte. Er ging auch gegen unerlaubte Nachdrucke, etwa in Prag vor, und er aht Aufsehen erregende Prozesse geführt gegen seinen ersten Verleger Fischer, der seine frühen Romane unter Bruch des Pseudonyms auflegte, ohne Honorar zu zahlen."

Im 21. Jahrhundert haben sich die Jugendbücher sowohl ästetisch als auch inhaltlich geändert. Wenn überhaupt noch über Lesehabitus die Rede sein kann. Wie sind die Aussichten, daß Karl May seinen Rang behauptet?

Wir meinen: Gut.

Der Ausstellung »Karl May – Aspekte zu Leben und Werk« widmeten Freiburger Zeitungen ausführliche Artikel, von denen wir zwei auszugsweise vorstellen wollen: »Stadt-Nachrichten«, Freiburg, 26.7. 2002 und »Badische Zeitung«, Freiburg, 26.7. 2002

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Freiburger Verleger legte Grundstein
für Erfolgsstory von Karl May

Ausstellung im Schwarzen Kloster zeigt Aspekte zu Karl Mays Leben und Werk

... Entdeckt wurde Karl May nämlich von dem Freiburger Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld. Diesem gelingt 1892 mit der berühmten "Freiburger Ausgabe", der ersten Gesamtausgabe von May-Romanen, der große Wurf. Die grünen Bände gelten noch heute als bedeutendste Edition des Reiseschriftstellers. Die 21-jährige Zusammenarbeit und Freundschaft von Karl May und Fehsenfeld nimmt das Museum für Stadtgeschichte jetzt zum Anlaß für die Ausstellung "Karl May – Aspekte zu Leben und Werk", die in der Städtischen Galerie Schwarzes Kloster ab morgen zu sehen ist.

Der Hauptteil der Ausstellung zeigt die vielfältigen Facetten von Karl Mays Werk. Material von May-Spezialisten, Stücke aus Privatbesitz und Leihgaben aus dem Karl-May-Museum Radebeul sind zu sehen. Dabei wird erkennbar, welche Kreise das Wirken und Werk von Karl May in den vergangenen 100 Jahren gezogen hat – bis hin zum aktuellen Kinofilm "Der Schuh des Manitu". ...

Ein weiterer großer Teil widmet sich dem Freiburger Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933). 1885 hatte er eine Buchhandlung in Freiburg am Unterlindenplatz übernommen, kurz danach gründete er einen eigenen Verlag und veröffentlichte zunächst populär ausgerichtete Werke, wie zum Beispiel das Liederbuch des Radfahrervereins, Werke über Hypnose oder das Schwarzwälder Tourenbuch des Radfahrverbandes.

Das änderte sich schlagartig, als ihm 1891 in einer Zeitschrift die erste Erzählung von Karl May in die Hände fiel. Dessen Erzählungen waren dort "zerstückelt" als Fortsetzungsgeschichten abgedruckt. Fehsenfeld faßte den Plan, die Texte in Buchform herauszubringen – und legte damit den Grundstein für Karl Mays Erfolg als Volksschriftsteller. 1891 fand das erste Treffen statt, kurz danach schlossen die beiden einen entsprechenden Vertrag. Der erste 500 Seiten starke Band "Durch Wüste und Harem" erschien bereits 1892, weitere sechs folgten im gleichen Jahr. In vier Jahren stieg die Gesamtauflage auf damals erstaunliche 360 000, bis 1899 auf über 700 000.

Darüber hinaus zeigt die Ausstellung den Verleger als Persönlichkeit der Stadtgeschichte – wie auch als Freund von Karl May über Jahrzehnte hinweg. ... 1933 starb Fehsenfeld. Seine Friedrich-Ernst-Fehsenfeld-Verlagsbuchhandlung existierte noch bis in die 50er Jahre. (StadtNachrichten)

In der »Badischen Zeitung« lesen wir von Martin Halter "Old Shatterhand in Freiburg":

...In Freiburg fühlte sich May schon zu Lebzeiten wohl. Hier trank er mit Wirten Blutsbrüderschaft und hätte fast ein Häuschen erworben. ... Vor allem aber lag in Freiburg der Schatz im Silbensee. Der lokale Buchhändler und Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld hatte May nämlich entdeckt, oder doch wenigstens aus dem Kerker der Kolportage befreit. "So muß mein Verleger aussehen!" rief May, als er Fehsenfeld 1891 zum ersten mal traf, und wirklich konnte er sich von den nun reichlich fließenden Honoraren bald die "Villa Shatterhand", ... leisten. Die 33 Bände der "Freiburger Ausgabe" mit der stilprägenden Farb- und Umschlagsgestaltung waren damals Bestseller und sind heute kostbare Sammlerstücke, deshalb hat Fehsenfeld ein Ehrenplätzchen in der Ausstellung verdient. Wir sehen ihn im Kreise seiner Velozipedistenfreunde (er verlegte auch "Radlers Wanderlieder"), als Waidmann und Familienvater.

Fehsenfeld war angetan vom "hohen sittlichen Gehalt" des Mayschen Œvres und sein begeisterter Leser. ... Dennoch war das Verhältnis zwischen Autor und Verleger nicht ganz ungetrübt. Aber Fehsenfeld hielt seinem besten Pferd im Stall auch dann noch die Treue, als es bereits am Marterpfahl der Enthüllungsjournaille stand und die vaterländischen Jugendschützer ihr Kriegsgeheul anstimmten. Mit der symbolistischen Kehre seines Autors – nach 1900 wollte May statt kindischer Abenteuerromane lieber "Predigten an die Menschheit" schreiben – konnte er sich indes so wenig wie das Publikum anfreunden. Als May dann auch noch den schwül-schwulen Jugendstil seines Künstlerfreundes Sascha Schneider – statt Indianer und Trapper nur noch nackte Männer mit brünstig ins Licht gereckten Händen und Hintern – auf den Titeln seiner Reiseerzählungen sehen wollte, kam es fast zum Bruch. Hätte Fehsenfeld, ebenso exzentrisch wie geschäftstüchtig, nicht noch andere Trümpfe – Stevenson, Kipling, Jack London, aber auch "Fräulein Eulalies gräßliche Abenteuer" und Bücher über Hypnose – in der Hinterhand gehabt: Mays allegorisches Spätwerk hätte ihn vielleicht ruiniert. ... Wer mehr über den Freiburger Anteil an der Legende Karl May wissen will, muß sich freilich an die Aufsätze der May-Experten Karlheinz Eckhart und Albrecht Götz von Olenhusen im Begleitheft halten. Darin erfährt man etwa, daß der Verleger in der schmächtigen Gestalt von "Doktor May" gleich den "leichten Schwung von Reiterbeinen", das "energische Kinn" Old Shatterhands und den Wüstenteint Kara Ben Nemsis entdeckte. Ob Fehsenfeld Mays Lügenmärchen wirklich glaubte oder nur werbewirksam ausbeutete, wissen wir nicht. In jedem Falle verkauften sich die Kunstpostkarten von "Old Shatterhand (Dr. Karl May) mit Winnetous Silberbüchse" so gut, daß der passionierte Radfahrer sich – als fünfter Freiburger überhaupt – ein Automobil zulegen konnte.

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Karl May nur für Kinder?

Die folgenden Zitate sind Meyers Großem Indianer-Lexikon entnommen, das für Kinder (etwa 10 Jahre) sehr ansprechend aufbereitet ist. Es enthält gut lesbare Informationen zu den Indianern in West-, Mittel- und Süd-Amerika und am meisten natürlich zu Nord-Amerika mit vielen schönen Abbildungen. Die Fehlerquote ist gering, alles Wesentliche ist korrekt erklärt. Für den Karl-May-Freund erstaunlich: Karl May und Winnetou werden – wie aus den Zitaten ersichtlich – häufig erwähnt und in der Kürze objektiv dargestellt. Kleine und große Indianerfreunde werden ihre Freude daran haben. (Eingesandt von Dr. Eckehard Koch, Essen)

Meyers Grosses Indianer Lexikon. – Geschrieben von Hans Peter Thiel. Illustr. von Ilse u. Rudolf Ross. Fachl. Beratung: Claus Biegert. – Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich: Meyers Lexikonverl., 1997. ISBN 3-411-08031-0.

Bärenjagd Die Bärenjagd gehörte zu den gefährlichsten Jagdunternehmen der Indianer Nordamerikas. Besonders der Grisli war eine reizvolle Jagdbeute. Die Jagd auf Bären wurde oft zu Pferd ausgeführt. Hatten die Indianer einen Bären aufgespürt, dann lockten sie ihn aus der Höhle und versuchten ihn im Nahkampf zu erlegen. Dabei benutzten sie Lanzen und Speere, um dem Bären ins Herz zu stechen, oder den Tomahawk, um ihm damit den Schädel zu zertrümmern. Einen Grisli zu erlegen galt als große Tapferkeit und als Mutprobe. Vor allem ein verwundeter Bär war lebensgefährlich. Die Jagdtrophäen waren begehrt. Ein Halsband aus Krallen oder Zähnen des Bären war das Abzeichen eines hervorragenden Jägers. Die Bärenzunge galt als Leckerbissen. In Kanada jagen die Cree noch heute Bären. ® Bärenjagd, Jagd, Jagdzauber, Tanz

Bärentöter Der Bärentöter ist ein Jagdgewehr mit zwei Läufen. Diese Waffe dichtete Karl May seinem Romanhelden Old Shatterhand an. 1896 ließ der Schriftsteller einen solchen Bärentöter herstellen. Das Gewehr ist im Karl-May-Museum in Radebeul zu bewundern. Old Shatterhand besaß noch ein Gewehr, den Henrystutzen. ® May, Old Shatterhand

Marterpfahl [mit Abb.] In vielen Indianerbüchern liest man, dass Indianer ihre Gefangenen an den Marterpfahl banden und endlos quälten. Doch nur bei den Irokesen und bei einigen wenigen Stämmen der Prärieindianer gab es den Marterpfahl. Es war meist ein einfacher Baumstamm, an den die gefangenen Feinde gebunden wurden. Man marterte die Gefangenen, bis sie winselten und um Gnade baten. Verlor ein Indianer seine Selbstbeherrschung, dann war damit der Beweis erbracht, dass er als Gegner ungefährlich war. Allerdings starben auch viele Gefolterte am Marterpfahl oder wurden daran verbrannt. Das Quälen von Kriegsgefangenen war jedoch viel weniger verbreitet, als in Abenteuerbüchern, etwa bei Karl May, zu lesen ist. ® May

May, Karl (1842-1912) Der Sohn eines sächsischen Webers wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Er wurde Volksschullehrer und später Schriftsteller. Etwa ab 1880 schrieb er Abenteuerromane, die im Wilden Westen und unter den Prärieindianern spielen. Sein Wissen über die Indianer und die Prärie bezog er nur aus Büchern. Mit seinen Romanen wurde Karl May berühmt. Er erfand die Figur des "Winnetou" und des "Old Shatterhand". Karl May schrieb über 100 Bücher, die in 25 Sprachen übersetzt sind. Seine Indianerromane werden heute noch gern gelesen. Sie trugen aber dazu bei, dass man sich bei uns lange Zeit ein ungenaues Bild von den Indianern machte. Erst 1908, wenige Jahre vor seinem Tod, besuchte Karl May zum ersten Mal Amerika. ® Old Shatterhand, Winnetou

Old Shatterhand Der Schriftsteller Karl May hat diese Figur erfunden. Sie spielt in vielen seiner Romane eine Hauptrolle. Old Shatterhand ist ein Deutscher, der durch die Prärie zieht und als Freund der "guten" Indianer gilt. Er besitzt zwei Gewehre, den Henrystutzen und den Bärentöter. Mit Winnetou, einer anderen Romanfigur Karl Mays verbindet ihn eine innige Freundschaft und Blutsbrüderschaft. Das Leben der Indianer wird von Karl May sehr fantasievoll dargestellt. Seine Romane stimmen nicht immer mit der Wirklichkeit überein. ® May, Winnetou

Silberlöwe Der Silberlöwe heißt auch Puma oder Berglöwe. Er lebt in Nord- und Südamerika. Fast alle Indianerstämme machten Jagd auf ihn, denn sein Fell war für Köcher und Bogenfutterale sehr begehrt. ® Köcher, Puma

Silberbüchse [mit Abb.] Das berühmte Gewehr, das Karl May seinem Helden Winnetou andichtete, hieß Silberbüchse. Es war eine doppelläufige Flinte, deren Schaft mit Silbernägeln beschlagen war. Man konnte damit sowohl Schrot als auch Kugeln verschießen. Obwohl es Winnetou nie gegeben hat, kann man "sein" Gewehr heute im Karl-May-Museum in Radebeul bei Dresden bewundern. Karl May hat es nach genauen Angaben von einem Büchsenmacher herstellen lassen. ® Winnetou

Winchesterbüchse [mit Abb.] In vielen Indianer- und Wildwestromanen spielt die Winchesterbüchse eine Rolle. Es war ein Mehrladegewehr für fünf oder mehr Patronen. Man nannte es nach seinem Erfinder Oliver Fisher Winchester, der 1857 eine Firma für Feuerwaffen gegründet hatte. Der technische Leiter war B.J. Henry, der die Winchesterbüchse noch verbesserte und später den Henrystutzen herstellte. Mit dem Henrystutzen konnte man 17 Patronen hintereinander verschießen, ohne zu laden. Mit solchen Magazinwaffen waren die Weißen den Indianern weit überlegen. Die Indianer nannten solche Gewehre "Geisterbüchsen". In den Karl-May-Romanen besitzt Winnetou eine Winchester, die berühmte Silberbüchse. Sein Freund Old Shatterhand hat einen Henrystutzen. ® Gewehr, May, Old Shatterhand, Winnetou

Winnetou Winnetou gilt als der berühmteste Indianer. Dieser Häuptling der Apachen ist aber nur eine Erfindung des Abenteuerschriftstellers Karl May. Er formte die Figur des Winnetou nach dem Leben verschiedener Häuptlinge, wobei er deren beste Eigenschaften auf seinen Romanhelden übertrug. So entstand das Bild eines edlen Indianers mit heldenmütigem Charakter und der Denkweise eines Weißen. Winnetou spielt in 15 Büchern Karl Mays eine Rolle, vor allem natürlich in den drei "Winnetou"-Bänden. ® May, Winchesterbüchse

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Studies in the Western

Die Gesellschaft zum Studium des amerikanischen Western (Münster, gasw@yahoo.com) hat mit Karl May wenig gemeinsam, nur gelegentlich wird sein Name erwähnt. Wie z.B. im neuen Jahrbuch 2001 in der Rezension des Romans ‚Wo die Feuer der Lakota brennen‘ von Thomas Jeier. Da heisst es ab Seite 145: <...Sehr informativ sind die in Europa spielenden Passagen, die das Interesse an der Show Buffalo Bills ausserhalb Amerikas verdeutlichen. Hier begegnet Mary Red Eagle in München u.a. einem deutschen Schriftsteller namens Karl May, von dem sie schon während ihres Aufenthalts bei der deutschstämmigen Quäkerfamilie in Virginia gehört hat. Zwar ist dieser Besuch Mays bei Buffalo Bill m.W. nicht zu belegen, die Schilderung des fiktiven Ereignisses ruft aber bei allen mit der Abenteuerliteratur vertrauten Lesern ein wissendes Schmunzeln hervor - denn mit Mary Red Eagle dürfte Karl May erstmals eine Indianerin kennengelernt haben.> Der Verfasser Karl Jürgen Roth kommt zu dem Schluss: <Insgesamt ein sehr empfehlenswertes Jugendbuch für jugendliche Leser beiderlei Geschlechts, welches Klischeebildern energisch entgegentritt und belegt, dass Indianerbücher nicht immer nur von den mehr oder weniger heldenhaften Taten zumeist männlicher Protagonisten während der Auseinandersetzungen zwischen Rot und Weiss berichten müssen.> Überreuter Wien, ISBN 3-8000-2801-8

[dSch]

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Zitate, Zitate

John Weitz: Joachim von Ribbentrop – Hitlers Diplomat. London, 1992. S. 7. (Vorhanden in d. Stadt- u. Universitätsbibliothek Frankfurt/Main. Signatur: 85/633/87). – "German boys were devoted to Karl May, the turn-of-the-century writer of adventure novels. This was probably the first link between Hitler and Joachim. They were both Karl May enthusiasts. …"

Walter Schellenberg: Aufzeichnungen. Memoiren des letzten Geheimdienstchefs unter Hitler. Wiesbaden, München: Limes Verl., 1979. S. 346. – "Während dieser Ausführungen hatte sich Ribbentrop in regelrechte Begeisterung hineingeredet, und dabei erschien er mir wie ein kleiner Junge, der gerade etwas über Winnetou oder Old Shatterhand gelesen hat. ..."

Herbert Heckmann: Die Trauer meines Großvaters – Bilder einer Kindheit. Frankfurt a.M.: S. Fischer, 1994. S. 127. – "Zugegeben: Ich war von einem pedantischen Standpunkt ein Lügner. Das kam vom Lesen. Wer sich durch alle Bände Karl Mays hindurchgefressen hat, hat für jede Gefahr eine Ausrede. Auch in anderen Büchern, die ich las, ging es sehr unwahrscheinlich zu. ..."

Roman Frister: Die Mütze oder der Preis des Lebens – Ein Lebensbericht. Aus d. Hebräischen von Eva u. Georges Basnitzki. Berlin: Siedler, 1997. S. 25. – " ...Mein Vater suchte den goldenen Mittelweg zwischen zwei oder sogar drei Welten: zwischen der polnischen, der deutschen und der jüdischen Kultur. In dieser Hinsicht unterschied er sich nicht von seiner Umgebung, die zwischen ihrem Judentum und ihrer Bindung an die lokalen und pan-europäischen Wertesysteme keinen Widerspruch sah. Von Kindheit an gewöhnte er mich daran, das Beste ihrer jeweiligen Früchte zu genießen. Mit zehn Jahren las ich jüdische und polnische Literatur. Ich las Emil Ludwigs Biographien über Bismarck und Napoleon, bevor ich die Abenteuergeschichten von Karl May in die Hand nahm. ..." (Alle Zitate mitget. von Theodor Meilinger, Kriftel a. Ts.)

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Die WAZ sagt, was man wirklich lesen muss...

Die Westdeutsche Allgemeine in Essen schreibt so am 21.9.2002 und gibt ‚Eine Antwort auf den Literaturkanon von Marcel Reich-Ranicki, der gestern auf den Markt gekommen ist‘. Da heisst es dann: <Der Literaturkanon...: Zwanzig Bände mit über achttausend Seiten. Doch ob sich die Bedeutungsschwere der hohen Grammzahl anpasst, daran bestehen erhebliche Zweifel. Wäre R.-R. nicht Literaturpapst, sondern Journalist, würde er wissen: In der Kürze liegt die Würze. Deshalb stellen hier WAZ-Mitarbeiter kurz und knapp ihre Antwort auf die Frage vor, was man gelesen haben muss. Wer den Vorschlag von Chefredakteur Uwe Knüpfer nachlesen will, ist für die nächsten Monate beschäftigt: Er rät zur Lektüre von Karl May-"Band 1 bis 70 zum Verständnis der Deutschen an sich"> Ha?? Versteht uns denn keiner, möchte man fragen, warum muss ein Satz immer so verklausuliert sein. Karl May von 1 bis 70, das ist ok, manchmal hält das Interesse auch bis 90, nicht Band, sondern Jahre. Der Vollständigkeit soll kurz und würzig angedeutet werden, was andere WAZ-ler für lesenswert halten: Goethe, Th. Mann, M.Proust und S.Rushdie (Kulturchefin Norbisrath). A.Camus (Nachrichtenchefin Szabo). Duden (Sekretärin Keuter). A.Schmidt (Redakteurin Kutzner). Usf., die weiteren Angaben sind entsprechend, aber der beste Tipp ist doch der erste, wie? [dSch]

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Karl May’s Weihnacht in Böhmen

Das ‚Jahrbuch der Egerländer 2003‘ richtet sich an Heimatvertriebene, demzufolge sind die Themen ortsbezogen. Ein Kalendarium ‚Zur deutschen Besiedelung Böhmens‘ findet sich da, Titel wie ‚Im Böhmerwald, wo ich daheim war‘ oder ‚Böhmen und Mähren in der deutschen Geistes- und Kulturgeschichte‘, und auch ein Beitrag von Gerhard Riedel (Titel s.o.), der über drei Seiten den egerländer Bezug zu May’s ‚Weihnacht‘ wohlgesonnen beleuchtet. Neben einer Übersicht der Handlung erfährt der Leser aber auch folgendes: <In unserer Jungenwelt konnte der Zauber des Werkes Karl Mays leicht Fuss fassen: Sachsen, der engste Wirkungskreis des bekannten Volksschriftstellers, lag ja nicht fern - und viele von uns hatte vor dem Zweiten Weltkrieg ein Ausflug in die Sächsische Schweiz, nach Rathen, zu den Karl-May-Festspielen geführt. Bunt und wechselvoll wie das Geschehen in seinen Romanen ist das fesselnde Lebensbild Karl Mays, das viele erwachsene Karl-May-Freunde aus dem Karl-May-Roman von Franz Josef Weiszt erfuhren, der 1940 im Eduard Kaiser-Verlag in Böhmisch-Leipa erschien.> ... <Vielleicht wird hier und da Karl Mays "Weihnacht" auch in diesem Jahr unter dem Lichterbaum liegen, von Jungen und Mädchen mit Begeisterung entdeckt und gelesen - für uns Erwachsene aber ein Grund mehr, uns an andere, frühere Jahrzehnte zu erinnern. An das Viele zu denken, das wir als Erinnerung gerettet haben, und das darum weiterhin Anteil hat an unserem Leben von heute. Auch an unserer Weihnacht.> Etwas viel Melancholie liegt in diesen Zeilen und im ganzen Kalender, der nun im 50. Jahrgang im Helmut Preussler Verlag Nürnberg erscheint, zu beziehen unter ISBN 3-925362-28-2. [dSch]

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Erwin Müller

Sommerliche Schnäppchenjagd

Karl-May-Bücher im Angebot

Aktionspreise, Restauflagen und Sonderangebote lauteten die Werbeslogans im Sommer des Jahres 2002, mit denen der ewige Bestsellerautor Karl May von verschiedenen Anbietern unter die Leute gebracht wurde.

So offerierte die Billig-Supermarkt-Kette LiDL ihren Kunden ein besonders attraktives Angebot: "Karl Mays Reiseerzählungen" in einer sehr schönen Ausgabe der schweizerischen Planet Medien AG in Zug zum sensationellen Aktionspreis von 1,99 EURO. Die von mir gesehenen Bände der im Wilden Westen spielenden Romane ("Winnetou" und "Old Surehand") zeigen als Deckelbilder indianische Motive der Maler Karl Bodmer und George Catlin. Die Bücher enthalten den Vermerk, daß ihr Text der "Originalfassung aus dem Jahre 1909" folgt. Auf der Rückseite des Einbandes befindet sich eine knappe Würdigung von Leben und Werk des Schriftstellers sowie ein Hinweis auf die Karl-May-Gesellschaft und das Karl-May-Museum in Radebeul. Eine stichprobenartige Vergleichslesung ergab die völlige Übereinstimmung mit den roten Taschenbüchern der "Zürcher Ausgabe" (Haffmans Verlag, Deckelbilder von KLaus Dill) , einschließlich aller Fußnoten.

Nachdem die Bücher von Karl May "wie warme Semmeln" weggegangen waren, wartete LiDL bereits mit dem nächsten Knüller auf. Michael "Bully" Herbigs überaus erfolgreiche Western-Parodie à la Karl May, "Der Schuh des Manitu", die im vergangenen Jahr die deutschen Kinokassen klingeln ließ, wurde als Videokassette für nur 7,99 EURO angeboten und fand ebenfalls reißenden Absatz.

Vor einigen Jahren war auch der Augsburger Weltbild-Verlag in das boomende Karl-May-Geschäft eingestiegen (u.a. mit einer prachtvoll gestalteten sechsbändigen Ausgabe von "Deutsche Herzen, Deutsche Helden"). Diesmal wartete er mit einer neuen Edition im gleichen Layout auf: die berühmtesten Amerika- und Orient-Romane im Originaltext (Fehsenfeld, 1908), herausgegeben und mit Vorworten versehen von den KMG-Mitgliedern Siegfried Augustin (München) und Heinrich Pleticha (Würzburg). Alle Bücher, die nicht im Buchhandel erhältlich sind, enthalten die zeitgenössischen Illustrationen der tschechischen Karl-May-Ausgabe, die zwischen 1890 und 1907 im Richard-Vilimek-Verlag in Prag erschienen ist. Über die genaue Zahl der zu erwartenden Bände schweigt sich der Weltbild-Verlag allerdings vorläufig noch aus. Vor einer endgültigen Festlegung will die Verlagsleitung wohl erst das Kundenecho auf den aufwendigen Einführungsprospekt abwarten. Bei einem Preis von 8,95 EURO (und 2,-- EURO Versandkosten) pro Band dürfte sich das Geschäft aber lohnen. Zum Kennenlernen dieser neuen Luxus-Edition bietet der Verlag als Startexemplar "Winnetou I" sogar gratis an, lediglich 2,95 EURO sind für Porto und Verpackung zu zahlen.

Auch der bekannte "Jokers restseller Katalog" aus Augsburg bietet neuerdings Bücher von Karl May zum Sparpreis an. So gibt es aus dem Verlag Neues Leben (Berlin) die Reiseerzählung "Weihnacht" für lediglich 5,-- EURO und die Novelle "Wanda" für nur 4,-- EURO. Eine einbändige Sammlung kleinerer "Abenteuer-Geschichten" mit 284 Seiten (Verlag Langen-Müller, München) kann als Mängelexemplar für 6,95 EURO bestellt werden; die Versandkosten werde extra berechnet.

Für die Sammler diverser Karl-May-Ausgaben lohnt sich bei einem Vergleich mit den Originalpreisen die Anschaffung auf jeden Fall, wovon sich der Verfasser dieser Zeilen selbst überzeugt hat.

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Manfred Raub

Pharao und Biribi

Paris im Jahr 1814.

Napoleon I. war besiegt und bereits nach seinem Verbannungsort, der Insel Elba, unterwegs.

In einem vornehmen Etablissement vergnügte sich die Pariser Gesellschaft beim Glücksspiel. Blücher als leidenschaftlicher Spieler bekannt, überzeugt Königs-au, ihn zu begleiten.

Er erhob sich, denn es trat ein Herr ein, welcher ihm sehr bekannt zu sein schien, und den er vertraulich grüßte. Der Mann trug sich höchst elegant; seine Hände waren mit kostbaren Ringen besteckt, und an seiner Uhrkette glänzten Berloquen, welche ein Vermögen repräsentirten. Königsau wurde ihm von dem Marschall vorgestellt, und so erfuhr der Lieutenant, daß der Franzose eienr der bedeutendsten Banquiers von Paris sei.

Jetzt traten die Drei in dasselbe Zimmer, in welches sich alle Diejenigen begeben hatten, welche während des Gespräches Blüchers mit Königsau gekommen waren.

Der Letztere erkannte auf den ersten Blick, daß er sich in einer Gesellschaft seiner Spieler befinde. Man hatte sich um mehrere Tische arrangirt, um den verschiedensten Hazardspielen zu huldigen. Der Banquier trat an einen Tisch, an welchem man Biribi spielte.

»Wollen Sie mir heute Revanche für gestern geben, Durchlaucht?« fragte er Blücher.

»Später, Monsieur,« antwortete dieser. »Vorerst will ich mich anderswo versuchen.«

Er begab sich an einen Tisch, wo mehrere Herren beim Pharao saßen. [Alle Zitate und Abb. aus: Karl May, Die Liebe des Ulanen. Hildesheim, New York: Olms, 1972. Bd.1, S. 277-280.]

Pharao, n., das Bankspiel, Wagspiel, so genannt, weil ehedem auf einem der dazu erforderlichen französischen Kartenblätter der ägyptische König Pharao abgebildet war; ... [Zitate zu Pharao und Biribi aus: Petri’s Handbuch der Fremdwörter. 29., unter Berücks. d. neuen Rechtschreibung vollst. neubearbeitete u. bedeutend erw. Ausg. – Leipzig: Grumbach, o.J. (ca. 1907).]

»Hast Du bereits einmal gespielt, mein Sohn?«fragte er den Lieutenant.

»Noch nie«, antwortete dieser. »Auch noch nie zugesehen?« »Oefters, Excellenz«. »Das ist gut; Du wirst Dich also betheiligen können.« »Ich bin kein Spieler«, entschuldigte sich Königsau.

»Das gilt hier nicht. Du mußt nämlich wissen, daß ein Jeder der hier Zutritt erhält, mitspielen muß. Ich habe Dich eingeführt, und ich hoffe, daß es nicht zu Deinem Schaden ist. Bist Du bei Geld, Junge?«

»Ich habe einige hundert Franken mit.«

»Das genügt, um vorsichtig zu pointiren, Komm!«

Königsau war ein Feind alles Spieles; er hätte am Liebsten das Haus wieder verlassen; aber heute und hier ging dies nicht; er war gezwungen, sich zu betheiligen, nahm sich jedoch vor, nicht leichtsinnig zu sein.

Blücher verliert, Königsau gewinnt ...

»Wie viel hast Du gewonnen, mein Sohn?« »Etwas mehr als tausend Franken,« antwortete Königsau. »Das freut mich; so ist mein Geld doch in deutsche Hände gekommen, und Du kannst am Biribi theilnehmen. Kennst Du es?« »Vom Zusehen.« »Das genügt. Aber ich muß Dir sagen, daß man sehr hoch spielt. Hundert Franken ist der geringste Einsatz. Komm, versuchen wir, dieser guten Frau Fortuna einmal gehörig zu Leibe zu gehen!«

Biribi, n., fr., ein italienisches Glücksspiel mit 64 Kugeln, die man aus einem Sack zieht.

Blücher machte Rechtsumkehrt, und Königs-au folgte ihm. Als Blücher und Königsau zum Tische traten, an welchem sich, wie es schien, die Hervorragendsten der Anwesenden befanden, nickte der Bankier dem Marschall zu. Dieser ging, wie im Kriege, auch hier gerade auf den Feind los und setzte fünfhundert Franken. Er verlor sie, gewann sie dann aber wieder. Man sah es seinem ferneren Spiele an, daß er sich von der Leidenschaft nicht hinreißen ließ, aber vom Glücke nicht sehr begünstigt wurde; er verlor mehr, als er gewann.

Blücher verliert wiederum, und Königsau gewinnt ...

Das Spiel nahm für den Deutschen einen günstigen Verlauf. Da nahte die letzte Tour. Außer dem Banquier und Königsau betheiligte sich nur noch Einer beim Spiele. Dieser setzte seine letzten hundert Franken auf ein Kreuz. Unter einer plötzlichen Eingebung deutete der Deutsche auf die daneben liegende Nummer und sagte: »Zwanzigtausend auf diese!« Der Banquier erschrak; das sah man ihm deutlich an. »Wissen Sie, Monsieur,« sagte er, »daß ich Ihnen das Achtfache, also hundertsechzigtausend Franken zu bezahlen habe, wenn Sie gewinnen?« »Allerdings weiß ich das,« antwortete Königsau. »Sie sehen aber, wie es mit meiner Kasse steht. Creditiren Sie mir bis morgen Vormittag zehn Uhr, falls ich Unglück haben sollte?« »Mit dem größten Vergnügen!« »Nun wohl, so wollen wir sehen!« Die Anwesenden waren höchst begierig, den Erfolg zu sehen. Der Banquier zog die Karte, drehte sie langsam um und erblaßte – es war die Nummer, welche Königsau gesetzt hatte.

Zweifelsohne ist Pharao ein Kartenspiel.

Handelt es sich nun bei Biribi um das lexikalisch aufgezeigte Kugelspiel oder, wie im Text und auf dem Bilde gezeigt, ebenfalls um ein Spiel mit Karten, oder ein Kombination aus Kugel und Karte?

Hat sich May beim Biribi, der als Sachse dem Skatspiele wohl näher stand, auf falscher Fährte befunden, oder gibt es eine andere, einfache Erklärung?

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Aus vergilbten Blättern

Die vier folgenden, im Ton noch recht beschaulich gehaltenen und von der eigenen Karl-May-Begeisterung der Verfasser getragenen Artikel, lassen trotz fliegender Pfeile und Büchsenknall nichts ahnen von wirklichen Kämpfen und länger werdenden Verlustlisten gefallener Soldaten: Der Krieg dauerte nun fast ein Jahr. Verdunkelungsanweisungen und Berichte über "einige feindliche Flugzeuge", die "die Nähe von Berlin berührt" aber nur "geringen Schaden" angerichtet hätten, werden bewußt an den Rand gedrängt. Und der Verfasser des "Hamburger Tageblatt"-Artikels ahnte wohl noch nichts von dem Untergang, der nicht nur der roten Rasse drohte. sis

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Berliner Pilgerfahrt zu Karl May

überschrieb am 11. September 1940 das Hamburger Tageblatt einen dreispaltigen Artikel über – Karl-May-Spiele in Werder bei Potsdam, sonst bekannt durch seine "Pilgerfahrten" zur Baumblüte mit ausgiebigem Genuß von süßem Obstwein.

Vom "Winnetou-Wildwest in Werder" und dem "verheißungsvollen Auftakt der Karl-May-Spiele" [mit Bild] berichtete bereits die Berliner Morgenpost am 23. Juni 1940 (gez. E. M.) und mit dem "Kehraus in Werder" verabschiedete am 18. September der Völkische Beobachter auch den letzten Besucher: "...Jetzt liegt die hübsche Freilichtbühne, die vom Sächsischen Kulturverband geschaffen worden ist, verlassen da. Nur die hohen Felsen des Coloradogebirges, die hier mitten in die Havellandschaft gebaut worden sind, die weite Bühne und die Tausende von Zuschauerplätzen erinnern daran, daß hier während der Sommermonate 450 000 Berliner Stunden der Freude erlebt haben. Die Felsen, die Bühne, der angepflanzte Wald, die Garderoben mit all ihren Einrichtungen werden hier aufgebaut bleiben. ... Die Pferde, auf denen der witzige Sam Hawkens, der Schurke Santer, der bärenstarke Old Shatterhand, die Apatschenblume Ntscho-tschi und der edle Winnetou in wilder Jagd so oft über die Bühne sprengten, kehren wieder in ihren heimatlichen Stall in Dresden zurück."

In der Berliner Morgenpost lesen wir dazu: "Wo früher das Städtchen [Werder] freundlich aus dem Grün hervorlugte, türmen sich jetzt bis zu zwanzig Meter hoch drohende Felsen und Klüfte, 5000 Quadratmeter Fels hat man zu dieser Höhe geschichtet und die Felsplatten, die sich in den Wiesengrund verlieren, hat die Ufa geliehen. Wir hören, daß der Architekt Willy Schiller den Entwurf zu dieser Wildwestlandschaft geliefert hat." ...

Frank Maraun gibt im Hamburger Tageblatt eine launige Schilderung der Anreisemöglichkeiten zum Spielort und fühlt sich in die Stimmung der großen und kleinen Winnetou-Fans vor Aufführungsbeginn versetzt: Weil "der weiße Mann vor der Bühne ungeduldig wird, daß das Spiel beginne" pflanzt sich "in durchdringendem Falsett ... der Hua-hua-hua-hua-Schrei durch die Reihen der Tausende fort. Die Bleichgesichter haben sich im Geiste Karl Mays gefunden. Sie haben sich in das Spiel schon eingelebt, ehe es überhaupt beginnt." Nach ausführlicher Erzählung des Handlungsablaufs, der sich im Wesentlichen an die drei Winnetou-Bände hält zieht Maraun ein Resümee der Aufführung: "Zuletzt liegt das Feld voller Leichen – wie bei Shakespeare am Ende des fünften Akts. Und in der Tat auch hier, wenngleich auf kunstlosere Art, spürt man den Anhauch eines tragischen Verhängnisses, des unbarmherzigen Schicksals, an dessen Ende der Untergang der roten Rasse steht.

Dazu trägt die Ernsthaftigkeit und die imponierende Großzügigkeit der Aufführung bei, deren Inszenierung Hans Kettler [der früher in Rathen selbst den Old Shatterhand gespielt hat] mit einer geglückten Mischung der Methoden von Theater- und Filmregie gemeistert hat. Nicht weniger der Einsatz und die Spielfreude hervorragender darstellerischer Kräfte wie Ursula Grabley (Nscho-tschi), Curt Max Richter (Winnetou), Herbert A. E. Böhme (Old Shatterhand), bekannt als Robinson aus dem gleichnamigen Fanck-Film, Hans Adalbert v. Schlettow (Santer) und Willy Gade, der für seinen Sam Hawkens Sonderbeifall erhält. Fritz Wenneis schrieb für die Lieder der Nscho-tschi und die Tänze des Medizinmanns (Ludwig Egenlauf) mit reizvollen Variationen indianischer Motive die Musik. Alle Mitwirkenden sind mit dem naiven Herzen ihrer einstigen Knabenträume bei der Sache, und es bedarf keiner besonderen Hervorhebung, daß die Zuschauer es auch sind.

Wenn dieser Sommer unseres meteorologischen Mißvergnügens endlich – wie inständiglich erhofft – einer weniger verkühlten Septembersonne weicht, so werden noch viele Zehntausende von kleinen und von großen Bleichgesichtern, ... sich an dieser Welt der Tomahawks und Donnerbüchsen entzünden...."

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Zum "Traumspiel mit Tomahawks" (Berliner Volkszeitung / 28. August 1940, gez. F. W.) wurde im Schaufenster der Geschäftsstelle der Karl-May-Festspiele in der Berliner Friedrichstraße eine kleine Begleitausstellung gezeigt, die für Werder werben wollte:

"Vor der Geschäftsstelle der Karl-May-Festspiele in der Friedrichstraße stehen jetzt ständig einige Männer, die schweigend in das Schaufenster sehen. Es sind Männer aus allen Altersklassen darunter. Manche von ihnen – vor allem die älteren – lächeln versonnen vor sich hin, während die jüngeren mit heiligem Ernst die Gegenstände betrachten, die da im Fenster ausgestellt sind. ... Wir sehen geschmeidige Indianerfrauen auf weichen Mokassins um das gespenstisch flackernde Lagerfeuer schleichen. Wir nehmen mit alten Häuptlingen einen Zug aus der meterlangen Friedenspfeife und genießen im Geiste die stille Freude, wenn wir jetzt aus dem alten Vorderlader (Modell 1871) einen Schuß in die Nacht der Wildnis abgeben könnten, um auf diese Weise unseren Brüdern vom Stamme der schwarzen Krähe eine herzliche Sympathiekundgebung darzubringen. ... Daneben liegen Pfeile und eine Tabaksdose, die ganz sicher einmal ein Weißer einem Indianer geschenkt hat. Das Hauptstück der kleinen Ausstellung ist aber ohne Zweifel die Kopftrophäe ... Die Trophäe spielt im Indianerleben eine wichtige Rolle, und Karl May hat oft beschrieben, wie ehrenvoll es für einen alten Häuptling ist, wenn er den Gästen die lange Reihe seiner Trophäen zeigen kann. ... Die Schau, die auf ihre Weise ausgezeichnet für die Karl-May-Festspiele in Werder wirbt, ist eine kleine Kostprobe aus dem Karl-May-Museum in Dresden-Radebeul."

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Dietrich Schober:

Pressespiegel

Mannheimer Morgen 26.7.02: Wo Karl Mays Quelle munter sprudelte - Rudi Schweikerts fröhliche Wissenschaft. Hat uns, die ehemaligen Kinder, der aus Sachsen stammende Autor Erich Kästner nicht ausdrücklich gebeten, als Erwachsene nie unsere Kindheit zu vergessen? Er hat! Und manche machen auf beeindruckende Weise davon Gebrauch, bewahren beispielsweise ihre Kinder- und Jugendbücher als Schätze bis ins hohe Alter und vererben sie ihren Enkeln. Wie liebevoll die älter gewordenen jungen Leser beispielsweise ihr womöglich durch eine Lampe illuminiertes Regal mit den grünen Karl-May-Bänden betrachten und welch beseeltes Lächeln dabei auf den Lippen spielt. Rudi Schweikert liebt Karl May offenbar von Kindesbeinen an, weshalb es ihm Vergnügen bereitet, dem Erfolgsautor immer wieder einmal über die Schulter zu schauen, wenn der "Pieper’s Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder Neuestes encyklopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe" konsultierte. Rudi Schweikert: Das gewandelte Lexikon. Bangert&Metzler Verlagsbuchhandel. Freie Presse HOT 26.7.02: Eine vorgetäusche Affäre kostete die Lehrerstelle - Neue Biografie enthüllt interessante Begebenheiten aus dem Leben von Karl May. "Karl May hat vieles gesagt und man weiss nicht, ob alles stimmt". So charakterisiert May-Forscher Christian Heermann aus Leipzig das wechselvolle Leben des berühmten Abenteuerschriftstellers aus Hohenstein-Ernstthal. Es wurde einmal mehr genau unter die Lupe genommen und noch in diesem Sommer sollen überraschende Neuigkeiten in der von Herrmann verfassten Biografie "Winnetous Blutsbruder" erscheinen. P.M. Peter Moosleitners Magazin Aug. 02: Das Kriegsbeil ist wieder ausgegraben. <In dieser Ausgabe gibt es einen Artikel, der mein Herz erwärmt. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich als Junge nächtelang (natürlich verbotenerweise!) mit Winnetou und Old Shatterhand durch die Prärie geritten bin und für Recht und Gerechtigkeit gekämpft habe. Schöne Geschichten! Heute weiss jeder, wie übel der weisse Mann den Indianern mitgespielt hat, mit welcher Grausamkeit und Verachtung sie behandelt wurden.... Der Rote Mann schlägt zurück... Heute hole ich wieder Winnetou I aus dem Bücherschrank. Eine schöne Geschichte! Neues Deutschland Berlin-Ost 5.8.02: Im wilden Sachsen. Die Lössnitz, ein Landstrich gleich nordwestlich hinter den Toren Dresdens, war sein Amerika... Auch Karl May hat gern von den lokalen Sorten Riesling und Grauburgunder gepichelt. Den Freuden des Lebens war er, der als Sohn eines Webers eine fürchterliche Kindheit am Rand des Erzgebirges hinter sich hatte, sehr zugetan. In Radebeul hatte er den Wilden Westen vor der Haustür. Lübecker Nachrichten 3..8.02: Karl May, der Christ. Old Shatterhand auf christlichen Pfaden? Aber ja: Karl Mays Held war noch mehr als ein Missionar - eine Heilfigur im exotischen Gewand. So formulierte es Dr. Jürgen Wehnert beim Literatursommer in der Ev. Akademie Bad Segeberg. Dr. J. Wehnert (49); zugleich Theologe und Germanist, ist Privatdozent an der Georg-August-Universität in Göttingen. Seine Magisterarbeit hiess: "Gestalt und Verunstaltung der Werke Karl Mays". Mit dem Abenteuer-Schriftsteller ist er seit dem elften Lebensjahr vertraut: "Da hatte ich eine schwere Augenerkrankung und bekam ‚Drer schwarze Mustang‘ vorgelesen". Freie Presse Zwickau 4.7.02: Wo Karl May einst feine Geld- und Zigarrentaschen gefertigt hat. Schloss Osterstein auch ein Unternehmen des Handwerks. Freie Presse HOT 26.7.02: Schloss-Sanierung kann beginnen. Sächsische Zeitung Dresden 26.7.02: Verfallenes Schloss soll wieder Prachtbau werden. Ehepaar will Osterstein zur Seniorenresidenz ausbauen. Neue Westfälische Bielefeld 11.7.02: Zahnarzt Old Shatterhand. Lübbecker Karl-May-Sammlung ausgestellt. Der Mann hatte eine stadtbekannte Passion für den Abenteuerschriftsteller Karl May, "Old Shatterhand" wurde Zahnarzt Dr.med Hubert Döller in Lübbecke deshalb scherzhaft genannt. Über 500 Titel zählt Döllers Karl-May Fundus, den ihm die Stadt Lübbecke in späteren Lebensjahren abgekauft hat. Noch im hohen Alter zog Döller gern Western-Kluft über und schulterte die Büchse, sobald ein bekannter Winnetou-Darsteller der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg in Indianermontur am Markt in Lübbecke vorbeischaute. Bünder Zeitung 13./14.7.02: Winnetou lebt weiter! Rödinghausen - Ausstellung zu Ehren von Karl May. Das sei zum einen der Stadt Lübbecke zu verdanken, die die umfangreiche Sammlung des verstorbenen Zahnarztes Dr. H. Döller erworben hatte, zum anderen aber auch dem grossen Rödinghausener Karl-May-Fan Heiko Baurichter, unterstrich Bürgermeister Kurt Vogt. Segeberger Zeitung 7.9.02: "Old Firehand" las für Fluopfer. Benefiz-Abend mit Schauspieler Reiner Schöne. Segeberger Zeitung 14.8.02: Gebete mit Gitarren und Trommeln. Rezitationsabend der Karl-May-Spiele im Bürgersaal des Rathauses. Bei Karl May gehen die Wildwest-Abenteuer immer gut aus. Daran, dass es hinter dieser Traumwelt auch eine traurige Wirklichkeit gibt, erinnert das Karl-May-Ensemble sein Publikum jedes Jahr Mitte August bei einem Rezitationsabend. Das Motto lautete "Wir werden überleben!" - eine Hoffnung, die sich für viele amerikanische Ureinwohner nicht erfüllt hat. Mitteldeutsche Zeitung 11.9.02: Karl May im Saalkreis: "Old Shatterhand" auf der Flucht. Hobby-Historiker erforscht illegalen Aufenthalt in Plössnitz - Suche nach Polizei-Anzeiger von 1870. "Old Shatterhand" hat einst den Saalkreis heimgesucht. Auf diese überraschende Begebenheit ist der Hobby-Historiker und Bürgermeister von Braschwitz, Martin Warlies gestossen. Ihm zufolge lebte Karl May, der geistige Vater des Romanhelden, vor seiner Karriere als Bestseller-Autor im heutigen Ortsteil Plössnitz. BILD Chemnitz 24.8.02: Die süsse Sünde des Abenteuer-Autors. Das ist die heimliche Tochter von Karl May. Demnach soll der Schriftsteller 1875 das in der Nachbarschaft wohnende Dienstmädchen Marie Vogel geschwängert haben. Am 26. März 1876 kam die kleine Helene zur Welt. Meissener Tageblatt 8.8.02: Unter den Schätzen der Kunststadt Meissen - Nicht vergessen: Sascha Schneider. In seinem Meissener Wohnhaus kam es Anfang Juni 1903 zu einer folgenschweren ersten Begegnung mit Karl May. Die Initiative muss von May ausgegangen sein, der wie auch seine zweite Frau Klara vom Schaffen des jungen Mannes ungemein beeindruckt waren. Aus dieser Begegnung, in der der Schriftsteller Schneider wohl erst sogar erst mal erklären musste, wer er eigentlich war, entwickelte sich eine ungewöhnlich tiefe Künstlerfreundschaft, die nach Mays Tod 1912 von Klara May weiter gepflegt wurde. Segeberger Zeitung 16-.8.02: Als Winnetou nach Segeberg kam. Genau vor 50 Jahren wurde ab 19:30 Uhr die erste Karl-May-Aufführung in Bad Segeberg gespielt. Die Inszenierung hiess "Winnetou" und war ein Mix der Romane Winnetou I bis III. Autor Ludwig Körner und Verleger Roland Schmid hatten das Buch verfasst.

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Glosse

Auf wessen Spuren...?

In Interregio-Eisenbahnwagen waren eine Zeit lang Sinnsprüche ausgehängt, da las man z.B. die Weisheit: ‚Wer in den Spuren anderer geht, hinterlässt keine eigenen Eindrücke‘ oder so ähnlich. Was würde der Herr der Felsen sagen, der so eifrig Büffelstirn nachging, dass der ganz verwundert Ugh! sagen musste, als er nur einen Fusseindruck sah. (HKA Waldröschen Seite 1347). Spuren im Sand und in der Literatur - auf den Spuren Karl Mays gingen auch R.Gusky&W.Olbrich mit ihrem grünen Band ‚Auf Karl Mays Fährte‘ oder Th. Jeier mit ebensogrünem Band im KMV mit dem Titel ‚Auf Winnetous Spuren‘, und nun eine Überschrift, die ich in ‚Holsteinische Schweiz, das Magazin für Ihren Ostseeurlaub‘ las: "Auf den Spuren von Pierre Brice"...!! Es ging aber nicht in die Provence oder Normandie, auch nicht nach Brie (Landschaft östlich von Paris) und schon gar nicht nach Brest in der Bretagne, von woher dieser Pierre Louis de Bris genannt Brice stammt, sondern in die Holsteinische Schweiz nach Bad Segeberg. Wer hätte das gedacht. Der Artikel trägt noch eine zweite Überschrift: Karl May, Winnetou & Friends, also wenigstens erwähnt man noch unseren May, ansonsten nur Werbung für die schöne Landschaft und die KM-Spiele, und weiter keine einzige Spur von Pierre Brice. Noch heissen die Segeberger Veranstaltungen ‚Karl-May-Spiele‘ und nicht ‚Pierre Brice-Spiele‘ und noch wird Karl May als Zugpferd benutzt, der lebt nämlich immer noch, während mancher Käse etwas streng riecht, je älter er wird.

[dSch]

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Western und Hüte

Nichts ist wie früher. Generationen von erfahrenen Eltern haben diesen Satz schon seufzend an ihre Kinder weitergegeben. Geglaubt haben die wenigsten ihren Altvorderen.

Was haben wir fast 50-jährigen doch früher als Jugendliche beim Schmökern von Karl-May-Büchern mit den Helden gefiebert. Mit Old Shatterhand, dem Unbesiegbaren. Mit Winnetou, dem edlen Indianer. Erinnerungen, irgendwie noch zum Greifen nah, auch wenn die eigenen Kinder, die lieber in staubtrockenen Computer- und Elektronikhandbüchern stöbern, in den heutigen Zeiten damit nichts mehr anfangen können.

Erinnerungen, die hochkommen, wenn man als Amerika-Reisender den Wolkenkratzern für ein paar Tage den Rücken kehrt und den Blick über die unendliche Prärie im tiefen Westen schweifen läßt. Zugegeben, Old Shatterhand reitet dort nicht mehr und auch Winnetou ruht schon längst in den ewigen Jagdgründen.

Aber wer möchte nicht wenigstens einen Hauch der Abenteuer mit nach Hause nehmen, die man einst in Büchern durchlebte. In Form eines Cowboy-Huts, beispielsweise, oder einer Indianer-Feder. An Souvenir-Shops besteht auch im einsamen Westen kein Mangel. An den berühmten Stetson-Hüten und Häuptlings-Federn übrigens auch nicht. Hüte mit Federn sind die Schlager zur Zeit. Der Western-Freund aus Europa greife zu – und hält Plastik in der Hand. Weder Filz noch Federvieh lieferte das Material. Chemie pur. Auch die Friedenspfeife hat nie Holz gesehen. Dagegen liegt der Hut wie ein Brett auf dem Kopf. Winnetou würde sich im Grabe umdrehen.

Ach, Karl May. Gegeben haben wir Dir unsere Träume, in den Händen halten wir Plastik. [Gez: rei.] (Aus: Westdeutsche Allgemeine Zeitung vom 9. 8. 2002)

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Horst Wendlandt

*1922 † 30.8.2002

Selten bekommt der Pressebeauftragte so viele Zeitungsmeldungen zu einem aktuellen Thema, das letzte Mal geschah dies Ende Juni 1999, als in Bad Segeberg die Kulisse abbrannte. Und nun eine Flut von Artikeln zum Tod von Horst Wendlandt, es erschien wohl in jeder deutschen Zeitung ein kürzerer oder längerer Bericht über diesen Produzenten, der oft als ‚Tycoon‘ bezeichet wurde, was soviel heisst wie ‚sehr einflussreicher, mächtiger Geschäftsmann, Grosskapitalist, Industriemagnat‘, wobei ‚Magnat‘ wieder ein Fremdwort ist und ,Inhaber branchenbeherrschender wirtschaftlicher Macht‘ bedeutet, und das war er wohl. Das KMV-Karl-May-Filmbuch bezeichnet ihn kurz als ‚Filmproduzent (Rialto-Film) der Champions League‘ (S. 535), das grosse Karl-May-Lexikon, 2000 im Lexikon Imprint Verlag Berlin erschienen, hat 1 ½ Seiten (389-390) über ihn und würdigt ihn als Schöpfer der Winnetou-Filmserie der 60er Jahre, und auch die Neuauflage von 2002 ‚Das Neue Lexikon rund um Karl May‘ bringt den gleichen biographischen Text; der Autor ist in allen drei Fällen Michael Petzel.

Was verdanken wir diesem Tycoon Wendlandt? Warum erwähnen wir ihn hier? Er hat kein Buch über Karl May geschrieben, eventuell hat er auch nie eines von ihm richtig gelesen; sein Verdienst war, im richtigen Moment den richtigen Riecher gehabt und folgerichtig die Spur aufgenommen zu haben. Wendlandt hat intuitiv die Glutfahne gerochen, die aus dem Lagerfeuer von Millionen Jungen bzw. Männern aufstieg, er blies das Feuerchen wieder an - und siehe da, alle Jungen und Junggebliebenen, die jemals die grünen Bände verschlungen hatten, strömten in hellen Scharen in die Kinos, eine Erfolgsserie ohnegleichen entstand, und nebenbei wurde der Grundstein zum Weltruhm eines gewissen Pierre Brice gelegt. Ohne Wendlandt hätte es die Wiederbelebung der alten May-Geschichten aus dem Wilden Westen nicht gegeben, ob sie nun originalgetreu verfilmt waren oder nicht (und meistens waren sie es nicht); aber egal, der Name Karl May wurde aufpoliert, auf Kinopostern farbig und in grosser Schrift gedruckt, auf den Leinwänden prangte er in Breitwand oder Cinemascope, und mancher holte sich seine alten Schmöker wieder vor oder kaufte für den Nachwuchs eine Neuauflage.

Der General-Anzeiger Bonn schreibt am 31.8.2002: Der Mann, der Winnetou unsterblich machte. Die Neue Osnabrücker Zeitung (und alle weiteren) am 2.9.2002: "Grosse Persönlichkeit". Kieler Nachrichten: Seine Filme begeistern heute das TV-Publikum. Der Neue Tag Weiden: Stets einen guten Riecher für Kassenschlager. Märkische Oderzeitung: "Jeder Film war eine Leidenschaft". Herforter Kreisblatt: Ein "Mann mit Seele" des Nachkriegskinos. Diese Artikel (dpa/ew) konnte man in den kleinsten Blättern lesen; ein kleiner Auszug aus der WAZ Essen hier: <Er half Winnetou aufs Pferd, Edgar Wallace bei der Spurensuche und Otto in den Friesennerz. Horst Wendlandt, der 80-jährig in Berlin gestorben ist, war Deutschlands erfolgreichster Filmproduzent...

Mit dem Einstieg in die dänische Rialto-Film, die er später ganz übernahm, schlug Wendlandts grosse Stunde. Er führte das deutsche Kino aus dem Muff der Provenzialität der damaligen Zeit. "Der Schatz im Silbersee" (1962), mit 3,5 Mio DM der bis dahin teuerste deutsche Film, sorgte sogar im Ausland für Beachtung...In der 80er Jahren sahnte Wendlandt dann mit den Otto- und Loriot-Filmen noch mal richtig ab. Und seine Trophäensammlung mit über 40 Goldenen Leinwänden, Bambis und Filmbändern ist einzigartig.> Als Karl-May-Verehrer und Film-Fan verneigt sich in Achtung. [dSch]

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Winnetou, wann sehe ich Dich wieder?

Keine Angst, alle Filme der 60-er Jahre kommen auf ‚Kabel 1‘ ab 6. Okt. 2002 um 20:15 am Sonntag-Abend mit Wiederholung am Montag. Wer gerne im Internet nach Winnetou etc. sucht, mag anklicken: www.karl-may-filme.de Das ist die Seite eines Björn Krämer, einem Informatikstudenten in Karlsruhe, der ein echter Karl-May-Fan zu sein scheint. Viel Spass.

[dSch]

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Bring mir das Skalp von Scharlihs Bruder

Das ist die Überschrift eines Artikels in dem 14-tägig erscheinenden Heft des InMagazin Verlags in München, das kostenlos u.a. in Bibliotheken ausliegt, Auflage II/02: 87.939 Ex.

Die Verfasserin des Artikels heisst Lea Paloma, das mit das Skalp oder so muss sie falsch verstanden haben. Zur Sache: Recht humorvoll schildert sie ihre Eindrücke bei ihrer ersten Jugoslawienreise und ist überrascht, dass Kroatien, wo die meisten Drehorte der Karl-May-Filme liegen, so wenig Reklame mit dieser Tatsache macht. Hier kann der weitere Inhalt des Berichtes nicht ausgeführt, aber Anregungen zum Anklicken im Internet sollen weitergegeben werden:

www.tel.hr/paklenica

www.lexbarker.net

www.karl-may-filme.de/drehort/kroatien.htm

http://home.t-online.de/home/thomas.mhad2/landschaft/landschaft.htm

Wer ernsthaftes Interesse an den Dreh-orten der Karl-May-Filme hat, dem sei das Buch von Michael Petzel aus dem Verlag Schwarzkopf&Schwarzkopf empfohlen: ‚Der Weg zum Silbersee‘; das ist ein ausführlicher und leseappetitlich aufbereiteter Wegweiser zu allen Drehorten, da bleibt keine Frage offen. Filmfans sehr zu empfehlen.

Vor einiger Zeit war im ADAC-Magazin März 2002 eine Reiseofferte nach Kroatien abgedruckt, in N-KMG 132 S. 19+20 berichtet Erwin Müller darüber. Auf der Winnetour 2000 traf ich in Mescalero/USA das ZDF-Team mit Kameramnn J. Giel bei den Dreharbeiten zu ,Romanwelten, die Legende Winnetou‘ (N-KMG 126 S. 55); in dem oben erwähnten Artikel heisst es über ihn zum Schluss: <...wäre ich Tourismus-Häuptling vom Stamme der Kroaten, ich würde ... Joachim Giel zum obersten Medizinmann ernennen. Beim Skalp des Manitu.>

Giel mailte mir dazu: <keine Ahnung, warum diese Frau etwas negatives über mich schreibt. Es gibt Fans, die haben mich auf ihren Internet-Seiten als Drehorte-Spezialist erwähnt und auch Bilder von mir aufgezeigt. Siehe www.google.de und als Suchbegriff ‚Joachim Giel Drehorte‘ eingeben>. Für den Sommer 2003 kann man übrigens mit dem ADAC weitere Kroatienreisen planen, Tel. 089-767641.

Bei Scharlih und allen kroatischen Skalpen, das ist wirklich lohnenswert, Fans klickt an! [dSch]

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Der Freiburger Karl-May-Verleger Fehsenfeld

Ausstellung in Freiburg vom 26.7. bis 3.11.2002 -

"Karl May - Aspekte zu Leben und Werk"

Friedrich Ernst Fehsenfeld (1853-1933), der achte Sohn eines Landpfarrers in Gross-Lengden bei Göttingen, wandte sich im Sommer 1891 brieflich an Karl May und bot ihm eine Verbindung an; er wurde Mays Geschäftspartner. Am 17. Nov. 1891 wurde ein Vertrag geschlossen, nach dem die im Deutschen Hausschatz und anderen Zeitschriften bisher erschienenen Reiseromane nun eine Buchausgabe erhalten sollten. Bekannt ist Mays launiges Gedicht, das er am 3.12.1891 an seinen neuen Verleger sandte: ‚Im lieben, schönen Lössnitzgrund / Da sassen zwei selbander‘ usw. Nachzulesen bei Hermann Wohlgschaft Grosse Karl-May-Biographie Igel-Verlag 1994 Seite 235 ff. Jedem May-Jünger ist die Bedeutung des Namen Fehsenfeld/Freiburg ein Begriff und man muss es den beiden, ihm und May, immer wieder danken, dass sie einen Vertrag machten und dass so die Einzelwerkchen und Erzählungen Mays einen festen Einband bekamen. Die 33 Bände, die nach und nach erschienen, sind heute erhältlich in Frakturschrift und schöner Reprint-Aufmachung im KMV Bamberg.

Eine Karl-May-Ausstellung in Freiburgs Galerie Schwarzes Kloster würdigte diese Ära mit einer Vielzahl an Dokumenten; eine Festschrift erschien, in der von den Autoren Peter Kalchthaler (Museumsleiter), Heinz Eckardt (Architekt und Privatsammler) und Albrecht Götz von Olenhusen (Rechtsanwalt) zusammengetragen wurde, was ein Ausstellungsbesucher in knapper Form wissen muss.

Die Presse nahm die Ausstellung zum Anlass für ausführliche Rezensionen. Die Badische Zeitung schrieb am 26.7.02: Karl May im Schwarzen Kloster - Der Erfolg des Abenteuerautors begann mit einem Freiburger Verleger - und hält für viele seiner alten Anhänger noch immer an. Schwäbische Post Aalen am 27.7.02: Freiburg feiert Karl May - Verleger glaubte lange an die Wahrhaftigkeit des Schriftstellers. Südkurier Konstanz am 29.8.02: Reisebericht eines Daheimgebliebenen. Konradsblatt Erzbistum Freiburg Sept.02: Gelesen, geliebt und geschunden. Konzipiert wurde die Ausstellung von Peter Kalchthaler, dem Leiter des Freiburger Stadtmuseums... Noch heute gilt die "Freiburger Ausgabe", jene berühmten grünen Bände mit Goldlabel auf dem Buchrücken, als bedeutendste Edition der Werke Karl Mays. In Fotos, Gemälden und Publikationen widmet sich ein Ausstellungsteil dem Freiburger Verleger F.E.Fehsenfeld, der sein Unternehmen 1885 gründete und Mitbegründer des späteren Karl-May-Verlags war, der heute seinen Sitz in Bamberg hat... Die Ausstellung weckt mit "Flohmarktheftchen" vom "Ölprinz" und anderen Helden auch romantische Erinnerungen an Zeiten, in denen Computerspiele noch nicht erfunden waren. Dabei, so Kalchthaler, habe das Indianer- und Western-Genre Karl Mays auch für die heutige Kinder- und frühe Jugendgeneration nichts an Attraktivität eingebüsst. Waren es früher nur Bücher, die fesselten, sind es heute neben Spielzeug auch Hörbücher, Kassetten, CDs, Filme und Festspiele, die das 83-bändige Werk Karl Mays, nebst sechs Sonder- und sieben Grossbänden weiter transportieren. "Karl May war und bleibt Kult", so Kalchthaler. [dSch]

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Karl May in der ältesten Abtei Amerikas

An ungewöhnlicher Stelle und völlig unerwartet stöberte KMG-Mitglied Dr. Hermann Josef Roth, Köln/Montabaur, drei Bände von Karl May auf: in der Bibliothek der Benediktinerabtei von Salvador in Brasilien. Hier ist sein Bericht:

Bei der Benediktinerabteil von Salvador handelt es sich um die älteste Abtei beider Amerikas. Bereits 1580 gestiftet und 1584 von Mönchen bezogen, besteht sie ununterbrochen bis heute. Dank seiner historischen Bedeutung besitzt das Kloster eine kostbare Bibliothek, die auch vom Publikum in festgelegtem Rahmen benutzt werden kann und die dem öffentlichen Leihverkehr angeschlossen ist.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes, das an der Universität Würzburg angesiedelt ist und von der Firma ABTEI gesponsert wird, war ich mehrere Wochen in brasilianischen Bibliotheken mit alten Bücherbeständen tätig. Rein zufällig stieß ich in den altehrwürdigen Hallen des Mosteiro de São Bento da Bahia auf Karl May. Es handelte sich dabei um portugiesische Ausgaben von "Old Surehand" (Kat.-Nr. 14461), "Am Rio de la Plata" (Aventuras no Rio da Prata, Kat.-Nr. 15623) und "Im Lande des Mahdi" (Na terra do Mahdi, Kat.-Nr. 16263).

Der Fund überrascht weniger des Ortes wegen, da bekanntlich gerade auch viele Geistliche begeisterte Leser von Karl May waren und sind. Beobachtungen in anderen Niederlassungen von deutschen Patres und Brüdern in Brasilien hatten schon früher bestätigt, daß Karl May-Bände durchaus zum Lesestoff von Ordensleuten aus Europa gehören konnten. Erst mit der Ablösung der älteren Generation durch Ordensnachwuchs aus dem Lande selber, wie er sich in den letzten Jahrzehnten vollzieht, dürfte diese Tradition zu Ende gehen.

Bei der Klosterbibliothek von Salvador/Bahia muß allerdings der Umstand, daß der deutsche Erfolgsautor statt in muttersprachlicher nur in portugiesischer Ausgabe vorliegt, überraschen, wo doch diese Abtei über einen überdurchschnittlich hohen Anteil an deutschsprachiger Literatur verfügt. Dies wiederum findet seine Erklärung in der neueren Geschichte der Abtei. Wie auch die Benediktinerkonvente von São Paulo und Rio de Janeiro (und die Klöster überhaupt) hatte die Abtei in Salvador/Bahia unter der ordensfeindlichen Politik des brasilianischen Kaiserreiches sehr zu leiden. Den dadurch stark geschwächten Konvent verstärkten dann Ende des 19. Jahrhunderts deutsche Mönche, die nicht allein geistliche Belange verfolgten, sondern auch wirtschaftliche Investitionen tätigten und sich um die Förderung von Wissenschaft und Bildung bemühten.

Die Erzabtei Beuron bei Sigmaringen entsandte seit 1895 Mönche nach Salvador. Deren Bibliothekar aber war von 1902 bis 1904 ausgerechnet P. Ansgar (Theodor) Pöllmann, einer der ärgsten Gegner Karl Mays. Man kann nur vermuten, daß hier ein gewisser Einfluß Pöllmanns wirksam gewesen ist. Umgekehrt aber belegt der Fund, daß Karl May trotz allem gelesen wurde und zwar offenbar auch von Brasilianern.

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Walter Dölle, Traben-Trarbach:

In einer Ausgabe der Bildzeitung vom 10.10.02 äussert sich der bekannte Showmaster Thomas Gottschalk über seine Kinder folgendermaßen: Meine Kinder werden weder die 70 Karl Mays lesen wie ich,noch die schönsten Sagen des klassischen Altertums.

Die lachen über Raab und nicht über Wilhelm Busch.

In der gleichen Ausgabe war zu lesen:

Blutsbrüderschaft endete beim Arzt.

Nürnberg-Winnetou und Old Shatterhand waren ihre Vorbilder:Nach unzähligen Karl-May-Filmen wollten ein 44-Jähriger und sein Freund (21) Blutsbrüderschaft schließen. Sie tranken sich Mut an, ritzten sich mit Küchenmessern die Arme auf.

Pech:Beide mussten blutend ins Krankenhaus.

Winnetou und Old Shatterhand mussten meines Wissens hinterher nicht verarztet werden!

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Splitter

Charlys Saloon

Bei einem Brand in der Westernstadt am Stausee Oberwald wurde in der Nacht 2./3. 9.2002 der Saloon völlig zerstört, auch Indianerzelte wurden dabei vernichtet. Am 4.9. berichtet die Freie Presse Chemnitz: "Charlys Saloon" - Mittelpunkt der Westernstadt am Stausee Oberwald nahe Hohenstein-Ernstthal, gibt es nicht mehr. In der Nacht zum Dienstag brannte das Gebäude, das eine Gaststätte und Teile des Westernmuseums beherbergte, bis auf die Grundmauern nieder.

Auch wenn sich der grösste Teil des Museumsfundus nicht am Brandort befand, beläuft sich der Schaden ersten Schätzungen zufolge auf 100.000€. "Wir hatten hier nach Saisonende alle zwölf Tipis aus dem Indianerdorf eingelagert", sagte der Chef der Karl-May-Freilichtspiele GmbH, Wolfgang Hallmann.

Die Freie Presse HOT schreibt: ..."Das hier war das Klavier", Hallmann erkennt inmitten der teils noch dampfenden Überreste, Teile jener Einrichtung, die er und seine Mannschaft seit vier Jahren zusammengetragen haben. Wirklich geblieben ist nichts. Völlig ausgeglüht steht der Edelstahltresen inmitten der Asche...

Der Wochenspiegel Chemnitzer Land berichtet am 7.9.02: Nach der Feuersbrunst ein Funken Hoffnung. ...Den Kopf aber lässt Hallmann nicht lange hängen. Von seinen Visionen von der grossen Freilichtbühne, über die einmal Winnetou und Old Shatterhand ihre Rösser donnern lassen, will er nicht abgehen. "Das Bühnenprojekt wird durch diesen Brand nicht erschüttert, versichert der Chef der Freilichtspiele GmbH. Freie Presse HOT am 5.9.02: Abgespeckte Variante schon denkbar.

Wenn der Schaden reguliert wird, kann der Betrieb im Indianerdorf wieder aufgenommen werden. Für Hallmann ist vorstellbar, schon in der kommenden Saison "mit einer kleinen Variante des Indianerdorfes - also acht bis zehn Tipis - wieder zu beginnen". dSch

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Das Streiflicht

der Süddeutschen Zeitung
vom 25.9.2002:

(SZ) Gerade dieser Tage gilt es daran zu erinnern: Es gibt kein wahres Leben im falschen! Kanzlerkandidat Edmund S. kann das aus jüngster Erfahrung bestätigen. Obwohl seine Lebensführung, wie andeutungsweise bekannt, von mehr als religiöser Enthaltsamkeit ist, was den Genuss alkoholhaltiger Getränke anbelangt, versprach er zu Beginn des Wahlabends, er werde in dessen späteren Stunden ,,ein Glas Champagner öffnen". Das Versprechen haben wir uns gemerkt und seiner Einlösung den ganzen Abend vor dem Fernseher geharrt. Das war nicht vergebens, denn zu später Stunde, der Kandidat war unterdessen aus Berlin kommend in München gelandet, wusste uns einer der Hofberichterstatter des Bayerischen Rundfunks zu vermelden, Edmund S. habe einen Schluck ,,Sekt" zu sich genommen.

Dass Sekt aber nicht Champagner ist, Vergleiche zwischen beiden auch nicht zulässig sind, ist seit dem Versailler Vertrag zweifelsfrei aktenkundig. Wer also öffentlich Champagner verspricht, dann sich aber am Sekt heimlich labt und dabei erwischt wird, der bestätigt damit nur, was seine spin doctors umsichtig zu verbergen suchten, dass nämlich sein Image, sein ,,öffentliches Gesicht", durch eine Glaubwürdigkeitslücke beschädigt ist. Das verschreckt Wähler weitaus weniger als Wählerinnen, die sich deshalb in hellen Scharen von Edmund S. abgewendet und dafür Gerhard S. ihr Kreuzchen geschenkt haben.

Dass Männer das Risiko, in eine Glaubwürdigkeitslücke zu stolpern, als nur sehr gering einschätzen, ist bekannt. Häufiger als Frau neigen sie zu Ubertreibungen und Behauptungen, was als Großmannssucht diagnostiziert wird. Das lässt sich aber nicht nur sprachlich, sondern auch berufssoziologisch nachweisen: Der Hochstapler wie der Heiratsschwindler sind eindeutig männliche Domänen. Sehr weit verbreitet ist jedoch das ebenfalls aus spezifisch männlicher Eitelkeit geborene Verlangen danach, mehr zu scheinen als zu sein. In Deutschland und Österreich gibt es dafür eine Variante, die in der zivilisierten Welt sonst ohne Beispiel ist: die Vergötzung akademischer Titel. Da kann einer selbst als Buchautor so erfolgreich sein, wie keiner seiner Zeitgenossen, es fehlt ihm zum Glück der Dr. oder Prof. vor dem Namen. Karl May gehörte zu diesen erfolgreich Unglücklichen. Weil er als Literaturwissenschaftler und nicht bloß als Literat gelten wollte, kaufte er sich in Rouen, China und Chicago falsche Doktortitel wie der May-Forscher Dr. Christian Heermann jetzt aufdeckte. Thomas Mann, dem dieses Problem keineswegs fremd war, identifizierte die Untertanensehnsucht seiner Landsleute in den sehr politischen ,,Betrachtungen eines Unpolitischen" mit der Figur des ,,General Dr. von Staat". Das indes ist so falsch, dass es schon wieder wahr ist.

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