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ERICH HEINEMANN

Die Karl-May-Gesellschaft


Als sich am 22. März 1969 - auf den Tag genau 57 Jahre nach Karl Mays Vortrag in Wien, seinem letzten Triumph - einige seiner Freunde im Wintergarten der Casino-Betriebe in Hannover versammelten und die Karl-May-Gesellschaft ins Leben riefen, da geschah es nicht zum erstenmal, daß sich Karl-May-Freunde zusammenschlossen. Mit dem Ziel, »die große Schar seiner Anhänger zur Abwehr gegen die unberechtigten Angriffe zu sammeln«, war schon bald nach dem Tode Karl Mays eine »Karl-May-Vereinigung« gegründet worden. Dem Hauptvorstand gehörten u.a. Dr. Adolf Droop, Fritz Prüfer, Fritz Barthel und Rudolf Beissel an. Der Weltkrieg brachte die Arbeit zum Erliegen. Aber schon im Juni 1918 konstituierte sich der »Karl-May-Bund e.V.«, Vorsitzender war der auch heute in der Karl-May-Gesellschaft wieder aktiv tätige Dr. jur. Rudolf Beissel, der damals zusammen mit Fritz Barthel das erste Karl-May-Jahrbuch herausgab - eine bahnbrechende Tat. Der Bund hatte sich die Pflege eines guten volkstümlichen Schrifttums im allgemeinen und der Werke Karl Mays im besonderen zur Aufgabe gestellt. Der Information und dem Zusammenhalt der Mitglieder dienten »Mitteilungen«, die gedruckt in zwangloser Folge erschienen. Dann blieb es lange Zeit still. Erst am 20. September 1942 wurde eine neue Gründung registriert: der »Deutsche Karl-May-Bund«. Er widmete sein Interesse vor allem den symbolischen Werken, um so den wahren Karl May im Gegensatz zu dem oberflächlichen, zum nordischen Kriegsrecken gestempelten Karl May der Nationalsozialisten dem Volk näherzubringen. Das konnte denn auch nicht allzu lange gut gehen: die Gestapo löste diesen »staatsfeindlichen« Zusammenschluß am 14. Januar 1944 auf. 1948 beiderseits im gespaltenen Deutschland zaghaft unternommene Versuche einer Neubelebung verliefen im Sande. Der Gedanke,


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sich um das Werk Karl Mays zusammenzuschließen, starb jedoch nicht. Die »Arbeitsgemeinschaft Karl-May-Biographie«, eine lose Vereinigung aktiver Karl-May-Forscher, griff ihn erneut auf. Zwei Mitglieder dieser Arbeitsgemeinschaft erarbeiteten schon 1964 die Satzungsgrundzüge für eine zu gründende Karl-May-Gesellschaft. Die Pläne reiften, und so kam es 1969 endlich zur Gründung der »Karl-May-Gesellschaft e.V.« mit dem Sitz in Hamburg. Die Gründungsversammlung wählte in den Vorstand Regierungsvizepräsident a. D. Dr. Bernhard Scheer (Braunschweig), Prof. Dr. Claus Roxin (Göttingen) und Verwaltungsamtmann Erich Heinemann (Hildesheim); Alfred Schneider (Hamburg) wurde zum Geschäftsführer berufen; das Amt der Kassenprüfer übernahmen Ernst Hildebrandt, Ursula Wardenga, Hartmut Kühne und Kurt Morawietz. Für die wissenschaftliche Forschung wurde ein Fachausschuß eingesetzt, dem Ekkehard Bartsch, Dr. Rudolf Beissel, Hansotto Hatzig, Prof. Dr. Claus Roxin, Prof. Dr. Heinz Stolte und Hans Wollschläger angehören. Die Pressestelle verwalten Dr. Ulrich Frh. von Thüna und Kurt Morawietz.

Die Karl-May-Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, der Karl-May-Forschung, die heute - fast 60 Jahre nach dem Tode Karl Mays - in vielen Bereichen noch am Anfang steht, einen Sammlungspunkt und ein Forum zu geben. Der Einfluß, den Karl Mays nach wie vor umstrittene, jedoch von einem einzigartigen anhaltenden Erfolg gekrönte Werke ausüben, bedarf sorgfältiger und gründlicher Untersuchungen. Auch der in seinen menschlichen Verirrungen oft schwer verständliche Lebensweg Karl Mays ist noch nicht ausreichend klar nachgezeichnet und durch wissenschaftlich exaktes Quellenmaterial lückenlos belegt worden. Neben verschiedenen Veröffentlichungen, die diesen Zielen dienen, erscheint im Auftrag der Karl-May-Gesellschaft das vorliegende Jahrbuch. Nach dem Vorbild der Karl-May-Vereinigung von 1913 gibt die Karl-May-Gesellschaft in vierteljährlichen Abständen ihre Mitteilungsblätter - Umfang ca. 28 S. - heraus. Sie enthalten neben aktuellen Beiträgen stets einige kürzere literatur-wissenschaftliche oder biographische Abhandlungen und bisher unbekannte May-Texte, auf der letzten Seite Angebote für Sammler.

Reges Echo hat die Arbeit unserer Gesellschaft auch in der Presse gefunden. Immer wieder wird besonders in einschlägigen Zeitschriften


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die Karl-May-Gesellschaft erwähnt. Die ständig steigende Mitgliederzahl ist ein äußeres Zeichen für das erfolgreiche Wirken der Gesellschaft. Jeder Leser, jeder Freund Karl Mays, aber auch jeder literarisch oder pädagogisch Interessierte kann Mitglied werden. Anmeldungen nimmt die Geschäftsstelle der Karl-May-Gesellschaft e. V., 2 Hamburg 72, Swebenbrunnen 8 c, entgegen.




Die Autoren des Jahrbuchs

[Adressen von 1970!!]

Bach, Wolf-Dieter (1933), Redakteur, 6800 Mannheim, Kleiststraße 5 * Bartsch, Ekkehard (1943), Verlagsbuchhändler, 8600 Bamberg, Hohe-Kreuz-Straße45 * Beissel, Dr. Rudolf (1894), Schriftsteller, 5511 Nittel, Friechofstraße 33 * Guntermann, Karl (1913), 2000 Hamburg, c/o Karl-May-Gesellschaft * Hatzig, Hansotto (1919), Redakteur, 6800 Mannheim 51, Nadlerstraße 40 * Hecker, Manfred (1930), Journalist, X-9112 Burgstädt, Lindenstraße 60 * Heinemann, Erich (1929), Verwaltungsbeamter, 3200 Hildesheim, Am Neuen Teiche 69 * Hoffmann, Klaus (1938), Diplomchemiker, X-8036 Dresden, Reicker Straße 96 * Koch, Ekkehard (1948), Student, 8015 Markt Schwaben, Ebersberger Straße 33 * Kühne, Hartmut (1935), Kirchenmusiker, 2000 Hamburg 71, Stockrosenweg 58 * Plaul, Hainer (1936), Diplomphilologe, X-1040 Berlin, Habersaathstraße 32 (Quergebäude) * Roxin, Dr. Claus (1931), o. Professor für Strafrecht, 3400 Göttingen-Weende, Am Ebelhof 18 * Schneider, Alfred (1905), kaufm. Angestellter, 2000 Hamburg 72, Swebenbrunnen 8c * Thüna, Dr. Ulrich von (1935), Beamter, 5300 Bonn, Beethovenstraße 36 * Wollschläger, Hans (1935), Schriftsteller, 8600 Bamberg, Hohe-Kreuz-Straße 43.


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