Klaus Eggers

Der Aufbau einer literarischen Welt

Texte Karl Mays in Ausgaben zu Lebzeiten des Autors

(Ausstellung in der Bibliothek des Instituts für deutsche Sprache und Literatur der Universität Köln 1986)


Karl Mays literarische Laufbahn begann, als er nach Entlassung aus dem Zuchthaus Waldheim im März 1875 eine Stelle als Zeitschriftenredakteur bei dem Dresdner Kolportageverleger H. G. Münchmeyer annahm. Noch im laufenden Jahrgang 1874/75 erschienen in den von ihm betreuten Blättern Beiträge aus der Feder des Redakteurs. Mays frühe Texte waren im heimatlichen Erzgebirge spielende Erzählungen, oft mit kriminalistischem Einschlag, dazu komische Episoden: alle sind reich an biographischem Material, in ihnen versucht der Autor, die Erfahrungen seiner von Armut, sozialem Außenseitertum, beruflichem und erotischem Mißerfolg, schließlich Kriminalität gekennzeichneten Jugend zu verarbeiten und sie sich selbst akzeptabel zu machen. Dazu kommt - ebenfalls seit 1875 - ein Projekt, das es unternimmt, dem Autor eine neue Vergangenheit zuzuschreiben: "Aus der Mappe eines Vielgereisten" - der einstige Strafgefangene präsentiert sich als ehemaliger Weltreisender, der im Alltag Gescheiterte als in der Ferne Gefahren meisternd.

Ab 1877 ist May freier Schriftsteller, beliefert die Verleger verschiedener Publikumszeitschriften mit Beiträgen in den charakterisierten Genres, 1878, als er kurzfristig noch einmal als Redakteur arbeitet, setzt er die "Mappe" unter dem Titel "Aus allen Zeiten und Zonen" fort, Betonung deutlich auf "Zonen".

Unter den May publizierenden Blättern ragt der "Deutsche Hausschatz" hervor, eine in Regensburg erscheinende katholische Familienzeitschrift, deren Mitarbeiter er seit 1878 ist. In ihren Spalten gewinnt sein Held Format, seine neue Vergangenheit Konturen. Das Ich bewegt sich souverän und allein auf sich gestellt in fremden Welten, es schreibt als Autor seine Erlebnisse auf, Beziehungen zur tatsächlichen Biographie werden vorsichtig hergestellt.

Die im "Hausschatz" veröffentlichten Erzählungen haben keinen Reihentitel mehr - in gewissem Maße übernimmt der Name des Verfassers dessen Funktion mit - geben sich aber als Teilstücke eines Ganzen: Identität der Handelnden verbindet die einzelnen Texte, auf an anderer Stelle erzählte Ereignisse wird verwiesen. Ein Kosmos baut sich auf, ein Mythos entsteht.

Gestört und gefördert zugleich wird die Entwicklung einer neuen Welt, in die Mays Umschreiben seiner Biographie eingemündet ist, durch zwei Unternehmungen: 1880 - 1886 verfaßt er für den vormaligen Arbeitgeber Münchmeyer fünf umfangreiche Fortsetzungsromane, die teilweise, etwa im Stile von Retcliffe, phantastische Abenteuer und zeitgeschichtliche Ereignisse verbinden und somit keinen Platz bieten für einen Helden, dessen bürgerlicher Doppelgänger offensichtlich fern von historischen Schauplätzen und Bekanntschaften mit allerhöchsten Kreisen lebt. Dagegen profitiert der Ichheld vom Charisma, den übermenschlichen Fähigkeiten und der Waffentechnik der neuen Handlungsträger; selbst die Zeitgeschichte zieht, wenn sie sich an entfernt genug gelegenen Orten abspielt, wenigstens in den Hintergrund der Reiseerzählungen ein, die damit wirklichkeitsferner und gegenwartsnäher zugleich werden.

Ab 1887 schreibt May für die in Stuttgart erscheinende Jugendzeitschrift "Der gute Kamerad" eine Reihe von Erzählungen, von denen die im Wilden Westen spielenden Geschichten um Winnetou und Old Shatterhand geradezu als Kristallisationskern für Mays eigenen Mythos wirken. (Der Titel einer Buchausgabe zweier dieser Texte formuliert das Programm: "Die Helden des Westens".) Die Geschichten mit sonstigen Schauplätzen dagegen variieren Handlungen geschriebener oder geplanter "Hausschatz"-Erzählungen. Sie haben ihr eigenes Personal und begeben sich am Rande von Mays Welt.

Diese nimmt ihre voll entfaltete Gestalt an, als seit 1892 in dem Freiburger Verlag Fehsenfeld Mays Arbeiten in Buchform zu erscheinen beginnen. Den Grundstock dieser Edition unter dem Reihentitel "Karl Mays gesammelte Reiseromane" (ab 1896 "Reiseerzählungen") bilden die im "Hausschatz" erschienenen Texte: May schreibt neue dazu, versucht, frühere dem erreichten Bild seiner Welt einzufügen, das Ganze in den Rahmen seiner tatsächlichen Biographie zu stellen. Einheitlichkeit erreicht er freilich nicht, Brüche und Widersprüche bleiben, eine Chronologie wäre allenfalls in Ansätzen zu erstellen.

Dennoch ist die Wirkung der von May geschaffenen Welt überwältigend. Der Autor selbst erlag ihrer Faszination und glaubte zeitweise ebenso an ihre Realität wie der Verleger, wie die Leser.

Die von Fehsenfeld edierten Reiseromane waren nicht Mays erste Buchausgaben, doch trugen die früheren Bücher ebensowenig wie parallel zur Freiburger Ausgabe erscheinende anderer Verlage zum Aufbau des Mythos bei - meist handelte es sich um Wiederabdrucke bereits in Zeitschriften erschienener Erzählungen, an deren Zusammenstellung der Autor keinen Anteil hatte.

Ab Ende der 90er Jahre, besonders nach seiner Orientreise von 1899/1900, beginnt May mit der Umgestaltung des von ihm geschaffenen Kosmos. Die Abenteuerlichkeit tritt zurück, symbolistische Züge verstärken sich. Der Autor selbst erkennt die Spuren seiner realen Biographie in der phantastischen, beginnt, diese deutlicher herauszustellen, versteht seine Texte als Beiträge zur Psychologie: nicht zu Unrecht, tatsächlich werden in ihnen die psychischen Traumen Mays verarbeitet. Seine neuen Ideen und den ihm jetzt wichtig gewordenen Gehalt seiner Arbeit dem Publikum deutlich zu machen, versucht er sich in neuen Formen, er gibt Gedichte und ein Drama heraus, beides ohne Erfolg. 1910 erscheint eine Beschreibung seines tatsächlichen Lebensweges: "Mein Leben und Streben", 1912 stirbt der Autor.

Einige Literaturangaben

Zur Biographie:

- May, Karl: Mein Leben und Streben. (Nachdruck der Ausgabe Freiburg/Br. 1910.) Vorwort, Anmerkungen, Nachwort, Sach-, Personen- und geographisches Namensregister von Hainer Plaul. Hildesheim, New York: Olms 1975

- Wollschläger, Hans. Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens. Zürich: Diogenes 1976.

Als Übersicht:

- Kosciuszko, Bernhard: Zur Biographie. In: May, Karl: Der Geist des Llano estakado. Stuttgart: Reclam: 1984 (=Universal-Bibliothek. Bd 8235.), S. 326 - 336.

Zur Bibliographie:

- Wehnert, Jürgen: Die Werke Karl Mays. In: Karl May. Hrsg. von Helmut Schmiedt. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1983 (=suhrkamp taschenbuch. Bd: 2025. materialien.), S. 339 - 361.

Zu den einzelnen Exponaten

(Die Nummern der Stücke beziehen sich auf die Bibliographie von Jürgen Wehnert)

15. Auf fremden Pfaden. 1.-10. Ts. Freiburg/Br.: Fehsenfeld 1897. - Neben der gebundenen Ausgabe der Gesammelten Reiseromane/-erzählungen erschien eine Ausgabe in Lieferungen: 10 Lieferungen pro Band, Preis je Lieferung (29kb-Gif, hilfsweise von einer Lieferung von "Durchs wilde Kurdistan", Leihgeber: R. Gammler, Bonn) 30 Pfg. Außerdem gab es eine broschierte Ausgabe. Beispiel: Titelblatt von "Der Schut", Leihgeber: R. Gammler, Bonn.

May sah die Freiburger Ausgabe seiner Reiseerzählungen als die Buchausgabe der im "Deutschen Hausschatz" (vgl. Exponat 74) veröffentlichten Texte an, tatsächlich sind 24 der 33 Bände der Reihe vorher ganz oder teilweise in der Regensburger Zeitschrift erschienen. So beginnen auch die aus vorher selbständigen Erzählungen zusammengestellten Bände üblicherweise mit einem "Hausschatz"-Text, einzige Ausnahme ist 'Auf fremden Pfaden'. May hat hierfür die Texte so angeordnet, daß ihre Schauplätze, auf dem Globus durch Linien miteinander verbunden, die Figur eines Kreuzes ergeben: Norden Europas - Süden Afrikas; Naher Osten - Ferner Westen. Außerdem hat er dem Band dadurch einen Rahmen gegeben, daß die erste und die letzte Erzählung jeweils im Schnee spielen - eine meteorologische Besonderheit, die zugleich das Buch mit dem folgenden, ebenfalls 1897 erstveröffentlichten "Weihnacht!" verbindet, dessen Handlung sich wesentlich in verschneiter Landschaft begibt.

Die einzelnen Erzählungen, die das Textkorpus dieses Bandes bilden, erschienen zwischen 1879 und 1897 im "Deutschen Hausschatz", in "Vom Fels zum Meer", sowie im "Regensburger'', "Eichsfelder", "Einsiedler" und in "Benzinger's Marienkalender".

(Leihgeber Volker Neuhaus, Köln)

36. Die drei Feldmarschalls. Bisher noch unbekannte Episode aus dem Leben des "alten Dessauer". In: Bachem's Novellen-Sammlung. (33kb-Gif) Eine bellettristische Haus- und Familienbibliothek. Bd 32. Köln 1888.

Der alte Dessauer, Fürst Leopold I. von Anhalt-Dessau, preußischer Feldmarschall, zieht wie Harun el Raschid incognito durch das Land und Mays frühe Texte zwischen 1875 und 1883, um die sozialen Verhältnisse zurechtzurücken, Untertanen von sächsischem oder hannöverschem Kriegsdienst zu befreien und sie zu verheiraten: leicht läßt sich in dem zugleich geliebten und gefürchteten Landesvater der Vater des Autors erkennen.

'Die drei Feldmarschalls' erschien erstmals 1878 in der Zeitschrift "Weltspiegel" mit der Verfasserangabe: von Emma Pollmer - May hatte sich den Namen seiner Braut als Pseudonym zugelegt.

Seit 1885 stand der Autor in geschäftlichem Kontakt mit dem Kölner Verleger Bachem, dem er für seine Roman-Sammlung, Bd 4, 'Die Wüstenräuber' (Titel 1879 im "Hausschatz": 'Unter Würgern') überließ; für die Novellen-Sammlung steuerte er 1888 'Die drei Feldmarschalls' bei. Nach der Jahrhundertwende wurde die von Bachem verlegte "Kölnische Volkszeitung" unter ihrem Chefredakteur Hermann Cardauns eines der engagiertesten der gegen May schreibenden Blätter (Vgl. auch Exponat 192).

(Leihgeber Universitäts- und Stadtbibliothek, Köln)

42. Durch die Wüste. 66. - 70. Ts. Freiburg/Br.: Fehsenfeld o.J. - Erstauflage 1892 unter dem Titel: Durch Wüste und Harem. Das ausgestellte Stück (88kb-Jpg) ist von 1904 oder später, da es das Vorwort zur 11. Aufl. enthält, das in jenem Jahr das ursprüngliche Vorwort ersetzte (Vgl. hierzu: Roland Schmid: Anhang zur Reprint-Ausgabe. In: Karl May: Durch Wüste und Harem. Reprint der ersten Buchausgabe von 1892. Bamberg 1982).

Der Text dieses ersten Bandes von Mays Orientroman erschien erstmals ab Januar 1881 im "Deutschen Hausschatz" unter dem Titel: 'Giölgeda padishanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche'.

(Leihgeber Ruprecht Gammler, Bonn)

74. Im Reiche des silbernen Löwen. In: Deutscher Hausschatz, Jg. 24, 1897/98.

Der 'Silberlöwe' war - abgesehen von dem zehn Jahre später und unter anderen Bedingungen veröffentlichten 'Mir von Dschinnistan' - Mays letzte Arbeit für den "Hausschatz". Die Erzählung entspricht ungefähr den ersten beiden Bänden der späteren Buchausgabe.

Der "Hausschatz" enthielt keine Illustrationen zu Mays Texten. In diese eingeschaltete Bilder haben keinen Bezug zu ihnen. Beispielseite (165kb-Jpg)

(Leihgeber Ruprecht Gammler, Bonn)

84. Der Kaiserbauer. Eine erzgebirgische Dorfgeschichte. In: Illustrirte Chronik der Zeit, Jg. 7, 1877/78.

Zum Genre der Dorfgeschichte leistete Mays Frühwerk einige Beiträge; besonders beliebte Motive sind dabei der Vater-Sohn-Konflikt, Liebe zwischen den Kindern verfeindeter Eltern, der Gegensatz von Arm und Reich, Entdeckungen in der Familiengeschichte, wobei lange zurückliegende kriminelle Taten Aufklärung finden. Die Geschichte geht gut aus, die Liebe überwindet die sozialen Widersprüche. Interessant ist in diesem Falle, daß der gesellschaftliche Gegensatz zugleich als nationaler dargestellt wird: der gute Vater in der Erzählung ist ein durch die napoleonischen Kriege ins Erzgebirge verschlagener Franzose. Auch hier erweist sich die private Sympathie als stärker denn das offizielle Feindbild: ein Motiv, das May in dem 1883-85 veröffentlichten Roman 'Die Liebe des Ulanen' dazu veranlaßt, generationenlang in erheblichem Maße deutsch-französische Ehen zu stiften. Beispielseite (54kb-Gif)

In die von May 1903 veranstaltete Ausgabe seiner 'Erzgebirgischen Dorfgeschichten' wurde 'Der Kaiserbauer' nicht aufgenommen.

(Leihgeber Ruprecht Gammler, Bonn)

112. Old Surehand. Bd 2. 1. - 7. Ts. der illustrierten Ausgabe. Freiburg/Br.: Fehsenfeld 1909. - Erstauflage 1895.

Nach der Jahrhundertwende waren die Umsatzziffern der Freiburger Ausgabe - wohl auch infolge der Pressefehden um May (Vgl. Exponat 192) - zurückgegangen, und des Autors Absicht, den Verkauf dadurch zu fördern, daß durch Schneiders Titelbilder (Vgl. Exponat 174) der symbolische Gehalt der Bände unterstrichen wurde, hatte zu einem Fehlschlag geführt. So versuchte Fehsenfeld den umgekehrten Weg: durch Einschaltbilder sollte der abenteuerliche Gehalt herausgestellt werden. Die Illustrierten Reiseerzählungen sind, obwohl größer im Format, mit dem Satz der Kleinoktavausgabe gedruckt.

Die Abbildung (106kb-Jpg) zeigt das bei May so beliebte Motiv des Gottesurteils: ein von der Windhose umgestürzter Baum hat einen Mörder an der Stelle erschlagen, an der er sein Opfer verscharrt hatte.

Der Text des zweiten Bandes 'Old Surehand' besteht - abgesehen von einer Rahmenerzählung, die die Haupthandlung unwesentlich weiterführt - aus vier zwischen 1878 und 1886 im "Deutschen Hausschatz", den von May damals redigierten "Frohen Stunden" und dem "Buch der Jugend" (Vgl. Exponat 156) erschienenen Erzählungen, sowie aus einer Episode aus Mays Lieferungsroman 'Das Waldröschen', Dresden 1882-84. Während May sonst ältere Erzählungen durch Überleitungen zu einer größeren Einheit zusammengefügt (Vgl. Exponat 174) oder zu einem geographischen Muster arrangiert hat (Vgl. Exponat 15), verwendet er hier eine artifiziellere Form: die Personen, von denen erzählt wird, erzählen ihrerseits wieder, so daß die alten Texte im Rahmen der neuen kommentiert werden, Rahmen- und Binnenerzählung sich gegenseitig spiegeln, Figuren von einer Erzählebene auf die andere wechseln. Zudem hatte May noch eine besondere Absicht mit der Zusammenstellung von 'Old Surehand' Bd 2, die er aber nicht erreichte.

May hat stets behauptet, er habe mit Münchmeyer einen Kontrakt gehabt - leider nicht schriftlich - der diesem eine Auflage der Lieferungsromane von 20.000 erlaubte, doch hatte der wesentlich mehr gedruckt, so daß May nach seinem Tode dadurch auf sein Recht an den Texten hinwies, daß er eine 'Waldröschen'-Episode in den zweiten 'Surehand' aufnahm. Darüberhinaus ließ er einen der Erzähler eine Geschichte gewissermaßen unautorisiert vortragen, sich überdies ein Abenteuer Old Shatterhands anmaßen - was heißen sollte: May-Texte unrechtmäßigerweise zum eigenen Nutzen verbreiten. Zum abschreckenden Beispiel wurde er dann an die Wand gehängt. Die Erben Münchmeyers aber ließ das kalt, sie verkauften die Rechte weiter, und May sah sich nach der Jahrhundertwende zu einen jahrelangen Prozeß um die Romane gezwungen, den er nicht gewinnen konnte, und der mit einem für ihn ungünstigen Vergleich endete.

(Eigentum des Instituts für deutsche Sprache und Literatur, Köln)

136. Der schwarze Mustang. In: Der Gute Kamerad, Jg. 11, 1896/97. Buchausgabe (Deckelbild: 47kb-Jpg) Stuttgart u.a. 1899

Die letzte Erzählung Mays für die Stuttgarter Jugendzeitschrift, 1899 als Buchausgabe erschienen, ist eine der spätesten Wildwesterzählungen des Autors. Mit Eisenbahnbau und -überfall variiert sie ein Motiv, das seine größte Rolle im Frühwerk spielt; indem sie - wie auch der erste Beitrag für den "Kameraden", 'Der Sohn des Bärenjägers' - geographische Elemente von 'Im "wilden Westen" Nordamerikas', der Geschichte von Winnetous Tod, wiederaufnimmt, zieht sie das Fazit aus zehn Jahren von Mays Schreiben: Winnetou lebt (noch einmal zwölf Jahre später wird das heißen: er ist auferstanden)!

Die Illustration (195kb-Jpg) zeigt die Helden des Westens in traulichem Dialog.

(Leihgeber Ruprecht Gammler, Bonn)

140. Die Sklavenkarawane. Stuttgart: Union Deutsche Verlagsgesellschaft o. J. (1898). - Erstausgabe 1893.

1889 erschien 'Die Sklavenkarawane' in der Jugendzeitschrift "Der Gute Kamerad"; sie war Mays vierte für ein jugendliches Publikum bestimmte Erzählung, die die Union Deutsche Verlagsgesellschaft herausbrachte. Vom Verleger um ein afrikanisches Thema gebeten, wählte May den Sudan als Schauplatz; schon 1885 hatte er eine Erzählung mit diesem geographischen Rahmen versprochen (Vgl. Erich Heinemann: Ein Plädoyer für die versklavte Menschheit. Einführung in K.M.s Erzählung 'Die Sklavenkarawane'. In: K.M.: Die Sklavenkarawane. Reprint der Karl-May-Gesellschaft. Hamburg 1984, p. 3-11.).

Die Abbildung (169kb-Jpg) zeigt die Handlung vor ihrem Wendepunkt. Die Sklavenhändler haben den deutschen Helden und seinen einheimischen Begleiter gefangengenommen und so verhindert, daß ihre Opfer gewarnt würden. Jetzt ist deren Dorf zerstört, die Arbeitsfähigen unter seinen Bewohnern werden in die Sklaverei geführt, die anderen sind ermordet worden. Glücklicherweise hat der gefangene Held einen Bruder, der für ein gutes Ende der Geschichte sorgen wird.

(Leihgeber Ruprecht Gammler, Bonn)

156. Unter der Windhose. Ein Erlebnis aus dem Fernen Westen. In: Das Buch der Jugend. Bd 1. Stuttgart: Thienemann 1886.

Seit 1879 hatte May auch ausdrücklich für jugendliche Leser bestimmte Texte veröffentlicht, 'Unter der Windhose' ist einer der früheren aus dieser Sparte. Die Abbildung (78kb-Jpg) zeigt die gleiche Szene wie die zu Exponat 112: den Tod des Mörders am Orte seiner Untat.

(Leihgeber Ruprecht Gammler, Bonn)

174. Winnetou. Bd 3. 51.- 55. Ts. Freiburg/Br.: Fehsenfeld o.J. - Erstauflage 1893 unter dem Titel: Winnetou, der Rote Gentleman. Bd 3. Das ausgestellte Stück [BILD FEHLT NOCH!] ist von nach 1904, es enthält das neue Nachwort, das vom 41. - 45. Ts. an die Stelle des ursprünglichen trat. Außerdem ist es mit dem Titelbild von Sascha Schneider ausgestattet, das ebenfalls seit 1904 verwendet wurde, allerdings nicht bei allen Exemplaren einer Auflage (so zeigt 'Durch die Wüste', Exponat 42, das ursprüngliche Titelbild, obwohl das Vorwort auf Schneider und seine Deckelbilder hinweist). Zum Verhältnis May - Schneider vgl. Hansotto Hatzig: Karl May und Sascha Schneider. Dokumente einer Freundschaft. Bamberg 1967, (Beiträge zur Karl-May-Forschung. Bd 2.) Das Titelbild spielt eine wichtige Rolle im 1909/10 erschienenen 4. Band des 'Winnetou'-Romans.

Der Text des 3. Bandes besteht neben dem für die Buchausgabe verfaßten Schlußkapitel aus den Erzählungen 'Deadly Dust', 1880 im "Deutschen Hausschatz", und 'Im "wilden Westen" Nordamerika's', 1883 in den "Feierstunden im häuslichen Kreise", einem Kölner Blatt, veröffentlicht.

(Leihgeber Ruprecht Gammler, Bonn)

184. Babel und Bibel. (9kb-Gif des Titelblattes) Arabische Fantasia in zwei Akten. Freiburg/Br.: Fehsenfeld 1906.

"Ich habe ein einziges Mal etwas Künstlerisches schreiben wollen, mein 'Babel und Bibel'", konstatiert May 1910 in seiner Selbstbiographie. Seit dem Einsetzen der Pressekampagne gegen ihn suchte er sich auf doppelte Weise als Künstler zu rehabilitieren: zum einen dadurch, daß er Interpretationshilfe gab und aufzeigte, daß seine Texte nicht nur auf der Handlungsebene verstanden sein wollten, zum anderen, indem er Formen wählte, die von sich aus einen höheren künstlerischen Anspruch stellen als der Abenteuerroman. So verfaßte er ein Drama, 'Babel und Bibel', von dem er glaubte, er könne damit sowohl das naturalistische Schauspiel als auch das Boulevardtheater überwinden; das Stück sei von gleich hohem künstlerischem Anspruch wie hohem Unterhaltungswert.

'Babel und Bibel' wurde niemals aufgeführt.

Der Handlung liegt die für May typische Familiengeschichte in für May typischer exotischer Umgebung zugrunde: die getrennten Glieder einer Familie finden sich, ein Kind wird von den Eltern liebend aufgenommen. Die Versform und die Märchenhaftigkeit der Handlung lassen Mays Stück mit neuromantischen Strömungen verwandt erscheinen, antikischer Schauplatz, Massenszenen und innere Wandlung des Helden verbinden es aber auch mit dem expressionistischen Drama.

(Leihgeber Universitäts- und Stadtbibliothek, Köln)

192. "Karl May als Erzieher" und "Die Wahrheit über Karl May" oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte. Von einem dankbaren May-Leser. Freiburg/Br.: Fehsenfeld 1902. Titelblatt (6kb-Gif)

Seit dem Erscheinen der Freiburger Ausgabe seiner 'Gesammelten Reiseerzählungen' war May einer der bekanntesten deutschen Schriftsteller geworden, eine Person, der öffentliches Interesse zukam. Dabei galt die Begeisterung des Publikums nicht nur dem Verfasser, sondern auch seinem Helden; beider Identität betonte May stärker und stärker. Hier war der erste Punkt, an dem die Kritik ansetzte, dazu kam bald die Diskussion über die Lieferungsromane, denen nicht nur literarische Minderwertigkeit, sondern auch sittliche Anstößigkeit vorgeworfen wurde - letzteres läßt sich selbst bei Berücksichtigung der Moralvorstellungen der wilhelminischen Epoche nur dann verstehen, wenn man sieht, daß diese Wertung von der katholischen Presse ausging, die May für einen der Ihren gehalten hatte: was die Lieferungsromane betrifft, zu Unrecht, aber lange ohne Widerspruch des Autors.

Hier nun spielten Cardauns und die "Kölnische Volkszeitung" ihre Rolle (vgl. Exponat 36), und nicht zuletzt gegen sie richtete sich Mays Verteidigungsschrift von 1902.

(Leihgeber Universitäts- und Stadtbibliothek, Köln)

Das Institut für deutsche Sprache und Literatur dankt den Leihgebern.


Übersicht Veröffentlichungen

Titelseite KMG

Impressum Datenschutz