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HANSOTTO HATZIG

Mamroth gegen May

Der Angriff der »Frankfurter Zeitung«




»In Frankfurt erscheinen 7 größere Tageszeitungen, deren bedeutendste die demokratische "Frankfurter Zeitung" ist ... Frankfurter Zeitung, 3 - 5mal täglich in F. a. M. erscheinende, in Süddeutschland stark verbreitete politische Zeitung, die den Standpunkt der deutschen Volkspartei einnimmt und dabei besonders Börsen- und Handelsinteressen vertritt, sich aber auch durch sorgfältige Pflege des Feuilletons auszeichnet. Sie wurde 1856 als "Frankfurter Handelszeitung" von Leopold Sonnemann gegründet ...« (1) Das Feuilleton der Frankfurter Zeitung übernahm im Jahre 1889 der 1851 in Breslau geborene Dr. Fedor Mamroth. Sein Vater starb, als der Junge drei Jahre alt war, der seine Jugend - zurückgezogen von Spielkameraden - vornehmlich über den Büchern aus den Bibliotheken seiner Mutter und Großmutter verbrachte. Auf der Breslauer Universität studierte er Philosophie und schöne Künste; 1873 promovierte er mit der Arbeit »Geoffrey Chaucer, seine Zeit und seine Abhängigkeit von Boccaccio«. Im gleichen Jahre noch ging er nach Wien, wurde Nachtredakteur der »Neuen Freien Presse« und nahm gleichzeitig eine Sekretärsstelle bei der Kohlenverkehrsbank an. Aus der »Korrekturstube« der »Neuen Freien Presse« wechselte er in die Redaktion der »Deutschen Zeitung« über und schrieb gleichzeitig Rezensionen über Burgtheater-Aufführungen für die »Wiener Sonn- und Montagszeitung«. 1883 trat er in die Redaktion der »Presse« über und begründete 1886 die literarische Halbmonatsschrift »An der schönen blauen Donau«. Noch in den Nachrufen wurde vielfach erwähnt, daß »seiner achtsamen Lektüre« Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal und Richard Beer-Hoffmann ihre ersten Erfolge zu verdanken hatten. Nebenher schrieb er, zusammen mit dem Musiker und Journalisten Otto Weiß einige anspruchslose Bühnen


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stücke, die mit Erfolg aufgeführt wurden. (2) Zahlreiche Reisen - nach Frankreich, Italien (Lieblingslandschaft: der Gardasee), Skandinavien - gaben seiner Tätigkeit darüberhinaus Abwechslung. 1885 erschien eine Sammlung seiner Reiseberichte unter dem Titel »Meilensteine«; 1890 folgte ein Sammelband mit Erzählungen: »Unter der Schellenkappe«. (3)

Mit einer solchen »Vergangenheit« begann Mamroths Tätigkeit als Feuilletonredakteur der »Frankfurter Zeitung«. In der Literatur hat sich anscheinend außer Egon Erwin Kisch kaum jemand an Mamroth erinnert. Kisch berichtet über den Beginn seiner Reporterlaufbahn, wie die »Frankfurter Zeitung« drei seiner ersten Skizzen nachdruckte:

Seit langem war es das erstemal, daß etwas aus einem Prager Blatt Gnade fand vor der Schere des allwissenden und unfehlbaren Fedor Mamroth in Frankfurt. (»Mamroths Schere reimt sich auf Ehre«, pflegte der Feuilletonchef des »Prager Tagblatts« selbstgefällig zu reimen, wenn die »Frankfurter Zeitung« einmal das gleiche ausgeschnitten hatte wie er.) Die Zitierung unserer Zeitung hätte demnach so empfunden werden müssen, als sei der ganze Redaktionsstab im Tagesbefehl zitiert. Wenn nur die dekorierte Leistung nicht gerade vom jüngsten jungen Mann, dem Lokalreporter, vollbracht worden wäre, und dieser Lobspruch nicht wie ein Tadel für die übrigen geklungen hätte. »In der Prager Bohemia«, so leitete der Oberste Richter in Frankfurt den Abdruck ein, »findet sich nachstehende, ungewöhnlich gut geschriebene Notiz ...« (4)

Johanna Mamroth schildert ihren Mann als »mittelgroß von Gestalt, breitschultrig und untersetzt«; in kargen Freistunden war er »ein eifriger Radfahrer, ein passionierter Bergsteiger und Tourist«. Im übrigen kennzeichnete ihn ein »Sichbetrinken mit Arbeit«; er war ein »gewissenhafter Manuskriptleser, peinlicher Redakteur und liebenswürdiger Mensch ... Fedor Mamroth war ritterlich vom Scheitel bis zur Sohle. Nicht bloß in dem Sinne, daß er die Frauen liebte, daß er das schöne Geschlecht als Mittelpunkt der Schöpfung empfand und die Liebe und Lust zum Weibe eine metaphysische Tendenz in ihm zu finden schien, er fühlte sich vor allem auch berufen, die Schwachen zu schützen«. Er war »ein Mann mit einer Mädchenseele ... Ich weiß noch, welchen Kummer es ihm bereitete, wenn er sich bei einer kritischen Arbeit vorwerfen zu müssen glaubte, er sei in seinen Ausstellungen zu weit gegangen«. (5)

Posthum gab Johanna Mamroth eine Sammlung von Feuilletons ihres Mannes heraus, "Aus dem Leben eines fahrenden Journalisten«,


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und zwei Bände mit Theaterkritiken: »Aus der Frankfurter Theaterchronik«. (6) Das erstgenannte Werk, mit Feuilletons aus den Jahren 1889 - 1901, ist schnell abgetan, wenn man empfinden muß, daß das Vorwort von Johanna Mamroth - aus vollem Herzen geschrieben - der beste Beitrag dieses Bandes zu sein scheint, während die Mamroth-Reportagen auf seltsame Weise »akademisch« und wie zusammengebastelt anmuten und ohne das große Feuer bleiben, das man von diesem Mann hätte erwarten dürfen und das die Reportagen seines »Schülers« Kisch über Jahrzehnte hin frisch erhalten hat. Ganz anders verhält es sich allerdings mit den Frankfurter Theaterrezensionen, die auch heute noch eine fesselnde Lektüre darstellen. Nur ein großer Könner auf diesem Gebiet konnte so schreiben; Mamroths Stückanalysen gemahnen an Theodor Fontane, und als Kritiker, der zugleich ein niemals müde werdender Mentor des Schauspielpersonals ist, kann Mamroth nur noch mit dem späteren Herbert Ihering verglichen werden. (7)

Die von seiner Frau hervorgehobenen Eigenschaften Mamroths kennzeichnen jedoch beide Werke. Kein Leser kann übersehen, daß hier ein Mann die Feder geführt hat, der erfüllt war von den Ideen der sozialen Gerechtigkeit, »ein Freund aller Enterbten« (8), und der Völkerverständigung, der eine »Politik des großen Vauban« empfahl: »Sparsam mit Menschenleben umgehen und verschwenderisch mit Spatenstichen.« (9)

Hamlet ist Mamroths Lieblingsfigur, die »Meilensteine« sind ihm gewidmet. Nicht nur in den Schauspielrezensionen, sondern auch in den Reportagen kommt er immer wieder auf ihn zu sprechen. Und Ibsen ist in den Jahren 1889 - 1899 (nach Sudermann und Shakespeare) nicht nur der in Frankfurt meistgespielte Autor, sondern auch derjenige, mit dem sich Mamroth am lebhaftesten beschäftigt hat: »Nicht Übermenschen, Adelsmenschen gilt es zu schaffen«, reflektiert er in einer »Rosmersholm«-Rezension. (10) Um das Charakterbild abzurunden, seien zum Schluß noch einige Auszüge aus Mamroths novellistischen Werken gegeben, die alle auch schon von Johanna Mamroth als kennzeichnend zitiert werden:

»Im Winter entschlafen und im Lenz erwachen, vom trüben, bedrückenden Nebel scheiden und über den Traum einer unruhigen Nacht hinweg zum Glanz des Südens eingehen, mit einem Herzen voll Trauer die Augen schließen und sie in einer andern Welt des Friedens und der Schönheit aufschlagen - wahrscheinlich, auch in ein finsteres Leben tropft das heilige Licht seine Strahlen! O, du geliebte Sonne du,


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nach der ich lechzte mit dem Durste der Sehnsucht - hier ist mein Herz, verstaubt, müde und schlaftrunken; fülle es mit deinem Feuer und verzehre, was das Leben quält: den Winter, die Nacht, die trüben Gedanken und die Schmerzen!« Beim ersten Anblick des Gardasees: »Hinter jenen Mauern nimmt das süße Märchen, dem man mit laut pochendem Herzen zugeeilt ist, seinen Anfang, beginnt das Unbeschreibliche, das Unfaßbare, erfüllt sich der Traum, dem man in einsamen Winternächten nachhing. Man tritt durch das Tor, schlägt die Augen auf und taumelt einen Schritt zurück. Dann sinkt man auf einen Stein nieder und verbirgt das Gesicht in den Händen, und wer ein dankbares und bewegliches Herz hat, der fängt auf einmal gar zu weinen an ... Pfui, über die Tränen! Man muß auch stark genug für das Glück sein. O, du gebenedeite Schönheit, zu der wir alle beten im tiefsten Unglauben und zu der wir uns drängen und sehnen all unser lebelang, du Einziges, du Herrliches - in stolzer Siegesgewißheit, blendend und überwältigend erhebst du dich vor dem durstigen Blicke!« (11) - »Staat, Gesellschaft, Kirche, drei Formeln, drei Gespenster, drei Fußangeln, drei Zwangsjacken! Wenn ich leide und klage, - wer tröstet mich? Der Staat, die Gesellschaft, die Kirche? ... Wenn ich entbehre und verschmachte, - wer hilft mir? Der Staat, die Gesellschaft, die Kirche? ... Die Tränen, die ich weine, - wer zählt sie? Der Staat, die Gesellschaft, die Kirche? ... Die Gefühle, die mich durchströmen, die Gedanken, die in meinem Hirn sich drängen, der Wille, der in mir lebt und wirkt und befiehlt, - wem gehören sie? Dem Staat, der Gesellschaft, der Kirche? ... Nein und nein und tausendmal nein! Das Leben ist der Güter höchstes, was auch die Dichter dagegen sagen mögen, und kein Gesetz der Welt, keine Achtung, kein Bannstrahl und vor allem kein gefälschtes Pflichtgebot würde mich jemals verhindern können, mein Glück, wenn ich es vor mir sähe, mit starkem Arme an meine Brust zu ziehen!« - »Du fürchtest, ich lache über dich? Nein, bei der Liebe, an die du glaubst - ich lache über das Leben. Welch ein trübes, wüstes und albernes Durcheinander! Wie viele Larven darin und wie wenig Menschen! Wie tückisch der Zufall, der die Karten mischt, und wie verwirrt die Fäden, die uns Puppen lenken! Die Wenigen, die sich lieben, lieben sich zu ungleicher Stunde, und das Herz, das uns sucht, geht hilflos in die Irre.« (12) - »Diese Erde ist so groß, und unser Weg so kurz; der Tag ist so hastig und unser Ziel so nahe. Wollen wir nicht lieber wachen, da wir bald so viel Zeit zum Schlafen finden? Das Blut, das durch unsere Adern rollt, der Atem, der unsere Brust hebt, der Gedanke, der in uns lebt und leidet - hören Sie nicht den Dreiklang dieser Mahnung: eile! eile! Diese heißhungrige Sehnsucht, die an die dahinziehenden Wolken ihre Seufzer hängt und in schlaflosen Nächten den Sturm begleitet - Sie hätten sie nicht selbst empfunden?« »Wandern, soweit die Füße uns tragen, im Fluge von allem Schönen kosten: genießen, solange die elenden Nerven reichen, bis man endlich satt und stumpf mit Romeo stöhnt: Augen, blickt euer Letztes, Arme, nehmt die letzte Umarmung - - « (13)

Hat man nun die Person Mamroths so weit kennengelernt, dann geben die folgenden Mamroth-Artikel, mit denen die große Pressefehde (14) gegen Karl May begann, einige Rätsel auf. Sie enthalten nicht mehr nur »Goldene Worte«, sondern auch einige Ungereimtheiten. Im Fall Bad Tölz (1. 7. 1899) wurde nicht ausreichend recherchiert, einige Leserzuschriften wurden allzu unkritisch übernommen, und über die


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Schiffbarkeit des Colorado (9. 6. 1899) hätte es doch wohl zuverlässigere Quellen gegeben als den »Texaner im Hunsrück«. (15) Schließlich hätte auch das Wildschütz-Gefabel des »Sachsen im Rheinlande« (17. 6. 1899) der Redaktion bedenklich vorkommen müssen. Mamroths Angriff setzte ziemlich unvermittelt ein. Über das, was zuvor stattgefunden hat, weiß May lediglich zu berichten, daß die Frankfurter Zeitung regelmäßig zur Weihnachtszeit in ihrer Bücherschau eine kurze Warnung vor Mays Werken gebracht hatte. (16) Nach dieser Artikelserie, die innerhalb von nur fünf Wochen erschien, schwieg Mamroth ebenso unvermittelt und für immer.

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»Kleines Feuilleton«

Nr. 152/2. Morgenblatt 3. Juni 1899

Karl May. Wie der Bayerische Courier mitteilt, wurde der Schriftsteller Karl May aus den bayerischen Mittelschulen verbannt, das heißt es sind seine Werke aus den Bibliotheken mehrerer Mittelschulen ausgeschlossen worden, und zwar, weil »seine Phantasie für die Jugend zu gefährlich sei«. - Diese Meldung gibt uns Veranlassung unsere Ansicht über einen Schriftsteller kurz zu formulieren, von dem man sagen kann, daß er fast die gesamte reifere männliche Schuljugend Deutschlands und nicht nur diese, sondern auch große anspruchslosere Volksschichten zu seinen Lesern zählt. Karl May ist ein Mann von Begabung, das ist gar keine Frage; aber diese Eigenschaft allein, so wichtig sie für einen Schriftsteller sein sollte, vermag den stürmischen Erfolg seiner zahlreichen Bücher nicht zu erklären. Wir glauben die Sache hängt etwa so zusammen: Alle Geschichten Karl Mays sind »Ich«-Erzählungen, aber während bei Erzählungen solcher Art der Verfasser sonst mit größerer oder geringerer Bescheidenheit im Hintergrunde verblieb, finden wir hier zum ersten Mal die Erscheinung, daß der Verfasser selbst sich in der allerpersönlichsten Form zum Helden macht. Das will also besagen: Karl May hat seine Geschichten nicht nur geschrieben, sondern er hat sie auch erlebt, und dies will ferner heißen, daß der Held der Karl May'schen Bücher, also Herr May selber, der beste, tapferste, geschickteste, klügste Mensch ist, daß er nirgends seines Gleichen hat, daß er aus den unerhörtesten Abenteuern stets siegreich hervorgeht. Und je entsetzensvoller eine Lage ist, in die Herr May gerät, um so behaglicher gruselt's sich, da der Leser ja weiß, daß dem tapferen Helden ja nichts passieren kann, weil er sonst diese Geschichte nicht geschrieben hätte. Dieser persönliche Zug in all den Geschichten ist wohl das eigentlich Wirkende, das die Leser beeinflußt. Wir, die wir sehr nüchtern an die Lektüre von Karl Mays Schriften gegangen sind, fanden, daß sie alle nach einer bestimmten Schablone zurechtgemacht sind, und daß sie von einer gesunden Roheit strotzen, die durch ihre Verquickung mit einer tendenziösen Verherrlichung des bigotten


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Christentums nicht gerade angenehmer wirkt. Wir halten also die ganze Karl-May-Literatur für keine erfreuliche Kulturerscheinung. Auf die Gefahr hin, die zahlreichen Anhänger des Autors aufs schmerzlichste zu verletzen, geben wir schließlich noch der Meinung Ausdruck, daß Karl May die fremden Länder, die er so anschaulich schildert, mit keinem Fuß betreten hat. Aber er weiß in der Reiseliteratur gut Bescheid und hat auch etwas Sprachwissenschaft getrieben, und so erfindet er sich den Rahmen für die Auspinselung der kolossalen Erlebnisse, die ihm daheim, in Oberlößnitz bei Dresden, einfallen.

Nr. 156/2. Morgenblatt 7. Juni 1899

Karl Mays Reisen. Mit Bezug auf unsere Notiz über den Schriftsteller Karl May (vergl. Frankf. Z. v. 3. ds.) schrieb uns ein Frankfurter Leser: »Die Kritik übergehend, erlaube ich mir zu bemerken, daß Ihre Annahme, Dr. Karl May habe die fremden Länder nicht bereist, von denen er erzählt, auf Irrtum beruht. Jeder, der in Dresden bekannt ist, weiß, daß des Autors "Villa Shatterhand" in Radebeul (früher Oberlößnitz) eine Sehenswürdigkeit ist, die eine wertvolle Sammlung fremdländischer Waffen und sonstiger Gegenstände, sowie zoologischer Kuriositäten aus allen Weltteilen birgt, deren Besichtigung jedem Besucher in liebenswürdiger Weise gestattet wird. Wie Sie ferner aus beifolgenden Karten ersehen wollen, reist Dr. Karl May, der nun 57 Jahre zählt, noch immer und befindet sich augenblicklich auf einer großen Reise in den Sudan, worüber er sich auch während seiner Anwesenheit in Frankfurt (26. - 28. März d. J.) mit mir unterhielt.« (Dieses Beweismaterial ist nach unserem Dafürhalten nicht sehr erdrückend. Man kann Waffen und sonstige Dinge sammeln, ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen. Von den beiden Ansichtskarten, die der Herr Einsender uns vorlegt, stellt die eine Herrn May in einem höchst verführerischen orientalischen Kostüm mit der selbstgewählten drolligen Unterschrift »Hadschi Kara Ben Nemsi Effendi« dar - es ist dies das Inkognito, unter dem der Autor den östlichen Völkerschaften sämtliche Taten des Herkules zu überbieten pflegt, - auf dem Papier nämlich. Aus dem Inhalt dieser Karte geht bloß hervor, daß der Autor von Radebeul nach Frankfurt gereist ist, was in der Regel nicht mit großen Abenteuern und Gefahren verbunden ist. Die zweite Karte dagegen ist wirklich in Cairo aufgegeben. - Alles, was wahr ist, aber von Cairo bis in den Sudan ist es noch ziemlich weit, und wir können uns nicht helfen, wir hegen den Verdacht, Herr May wolle sich die Länder, die er bisher bloß immer so schön beschrieben, nun auch einmal selber ansehen. Nur einen Irrtum können wir unserer früheren Notiz zugestehen: Karl May hat sich seine ungeheuren Schieß-, Reit- und Faustschlag-Wundertaten nicht bloß in Oberlößnitz bei Dresden, sondern auch in dem lieblichen Radebeul aus den Fingern gesogen. D. Red.)

Nr. 158/2. Morgenblatt 9. Juni 1899

Der »Freund der Haddedihn«. Der Verleger von Karl Mays Reise-Erzählungen schreibt uns: »Herr Dr. Karl May befindet sich seit Ende März in Egypten, jetzt wahrscheinlich im Sudan, von wo er nach Arabien zu dem ihm befreundeten Stamme der Haddedihn-Araber zu reiten beabsichtigt. Aus diesem Grunde kann er nicht auf die Bemerkung


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in Ihrem Feuilleton vom 3. Juni sogleich antworten. Ich habe dafür gesorgt, daß die betreffende Nr. der "Frankf. Z." ihm sobald als möglich zugestellt wird. Sie würden mich verbinden, wenn Sie dies Ihren Lesern, zu denen ich seit vielen Jahren zähle, zur Kenntnis bringen wollten. Hochachtungsvoll Fr. Ernst Fehsenfeld - Freiburg i. B.« (Es wird uns sehr interessieren, von dem kühnen Reiter und dem noch kühneren Erzähler selbst zu hören, daß alle seine Abenteuer auf Wahrheit beruhen. D. Red.) - Aus Coblenz schreibt uns ein Leser: »Zur Frage, ob Karl May jene Länder bereist hat, in welchen er seine mehr als phantasiereichen Erzählungen spielen läßt, wobei ihm selbst zumeist die "Hauptrolle" zufällt, gestatten Sie mir Folgendes zu bemerken: Vergangenen Winter hatte ich Gelegenheit, eines seiner Bücher, betitelt "Winnetou, der rote Gentlemen" zu lesen. Als mehrjähriger Bewohner des südlichen Texas und nordöstlichen Mexiko kann ich aus eigener Erfahrung nur konstatieren, daß in jenem Buche vor Allem die verschiedenen Entfernungen von einem Orte zum anderen ganz verkehrt angegeben sind. Karl May hat z. B. angeblich Distanzen zu Pferd in einem Zeitraum zurückgelegt, wozu heute der "Southern Pacific Express" beinahe ebenso lange braucht. Ferner hat er im südlichen Texas Flüsse per Dampfer befahren (wenn ich nicht irre, war es der Colorado), auf welchen überhaupt noch nie ein Dampfboot verkehrt hat. Ein Mann, der jene Gegenden wirklich bereist hat, kann unmöglich in die Lage kommen, derartige Irrtümer zu begehen.«

Nr. 166/1. Morgenblatt 17. Juni 1899

Karl May im Urtheil der Zeitgenossen. Die Leser der »Frankf. Ztg.« sind der kleinen Polemik gefolgt, die sich an dem von uns unternommenen Versuch einer Charakterisierung des Schriftstellers Karl May (eines der erfolgreichsten unter allen deutschen Autoren der Gegenwart) entzündet hat. Um den Sachverhalt kurz zusammenzufassen, sei Folgendes erwähnt: Ein bayrisches Blatt hatte die Nachricht gebracht, die Bücher Karl Mays sollten aus den Bibliotheken mehrerer Mittelschulen ausgeschlossen werden, weil die Phantasie des Verfassers »für die Jugend zu gefährlich sei«. Im Anschluß an diese Meldung formulierten wir unser Urteil über Karl May, anerkannten seine Begabung, konnten aber nicht umhin, den außerordentlichen, nach unserer Meinung nachteiligen Einfluß, den er auf die deutsche Schuljugend und große anspruchslosere Volkskreise ausübt, auf ein ganz bestimmtes schlaues und widerwärtiges System der Darstellung zurückzuführen (»Frankf. Ztg.« d. 9. Juni). Und wie wenn wir mit dieser freimütigen Kritik nur dem Ausdruck gegeben hätten, was Viele längst gefühlt haben, ohne sich darüber zu äußern, zeigten uns die Zuschriften, die an uns gelangten, wie groß das Mißvergnügen ist, das von der Karl-May-Literatur bereits hervorgerufen worden. Es fehlte begreiflicherweise auch nicht an Plaidoyers zu Gunsten des Autors. Der Streit spitzte sich schließlich in die Frage zu: Hat Karl May die fremden Länder, die er schildert, wirklich selbst betreten? Die andere Frage: Hat Karl May die unerhörten, schreckensvollen Abenteuer, von denen er behauptet, es seien persönliche Erlebnisse, wirklich selbst erlebt? konnte als dreiste Zumutung an die Leichtgläubigkeit von Kindern oder Idioten von vornherein ausgeschieden werden. Wir veröffentlichten die eine oder andere Zuschrift aus unserem Leserkreis. Zuletzt kam noch eine Mitteilung vom Verleger der Karl-Mayschen Reiseerzählungen, Herrn Fr. Ernst Fehsenfeld in Freiburg i. B. Hiernach befand sich


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Karl May gegenwärtig im Sudan, »von wo er nach Arabien zu dem ihm befreundeten Stamm der Haddedihn-Araber zu reiten beabsichtige«; er könne also auf unsere Bemerkungen nicht sogleich antworten u. s. w. Nunmehr glaubten wir, die öffentliche Diskussion über Karl May bis auf Weiteres schließen zu sollen, nicht bloß deshalb, weil ein deutscher Autor, der seinen Verleger glauben macht, er reite aus dem Sudan nach Arabien zu dem ihm befreundeten Stamm der Haddedihn, uns einen geradezu schwärmerischen Respekt einflößt, sondern auch weil wir Übles, sei es nach unserer Überzeugung auch noch so wahr, einem Abwesenden nicht gern nachsagen. Bei dieser Vornahme rechneten wir jedoch nicht mit der Bewegung selbst, zu der unsere Auslassungen den Anstoß gegeben. Denn es scheint, daß die Karl-May-Debatte immer lebhafter wird und ohne Schaden für den ernsten Zweck, den wir im Auge haben, gar nicht zurückgestaut werden kann und darf. Und während Herr May zu dem ihm befreundeten Stamm der Haddedihn reitet, sind wir somit gezwungen, der Kritik über seine Art und seine Heldentaten ihren Lauf zu lassen. Freilich nicht nur der Kritik, - auch die Bewunderung soll gerechterweise nochmals zu Worte kommen. Sie soll sogar aller Kritik vorangehen, die Leser finden sie in folgendem Schreiben:

Eingeschrieben
Radebeul bei Dresden, Villa Plöhn, den 11. Juni 1899

Herr Redakteur!

Ich ersuche Sie um Abdruck nachstehender, der Berichtigung dienender Zeilen:

»In Ihrer Zeitung vom 3. Juni finde ich einen Artikel Karl May betreffend. Als Freund des wieder in Ägypten weilenden Autors erlaube ich mir, Ihnen Folgendes darauf zu erwidern: Realisiert es sich, daß aus mehreren Bibliotheken bayerischer Mittelschulen die Werke Mays verbannt sind, "weil seine Phantasie für die Jugend zu gefährlich ist", dann kann ich, trotz der hohen Achtung, die mir sonst die Pädagogik einflößt, für Schulmänner, die den durchaus belehrenden und hohen sittlichen Gehalt der Mayschen Werke einfach nicht verstehen oder verstehen wollen, nur ein mitleidiges Achselzucken übrig haben; wenn Sie hieran aber Betrachtungen knüpfen, die in ihrer Gesamtheit nicht zutreffend sind, dann fordert mich das zu der Bemerkung heraus, daß nach Tausenden zählende Geistesgrößen, deren Urteil beinahe so kompetent sein dürfte wie das Ihrige, Herr Redakteur, den religiös-sittlichen wie belehrenden Wert der Mayschen Werke bedingungslos anerkennen und daß eine sehr bedeutende Zahl von Angehörigen des höchsten Adels und der hohen Aristokratie bis herab zu den bescheidensten Bürgern aller Konfessionen - auch Juden - wetteifern in der Darbringung ihrer Huldigungen für den Autor und die in zahllosen hier zur Einsicht liegenden Briefen ausnahmslos in dem Bekenntnis gipfeln, daß nur solche Literatur allein geeignet sei, den auf eine schiefe Ebene Geratenen wieder auf den Weg zum Bessern, zu Gott zurückzuführen; diese Leute lesen eben mehr heraus als Abenteuer.

Ihre Kritik, Herr Redakteur, beweist nur, daß, falls Sie wirklich das eine oder das andere der Mayschen Werke "nüchtern", wie Sie sagen, gelesen haben, Sie eben noch nicht nüchtern genug gewesen sind, um ihn zu verstehen.

Jedenfalls kann ich, der ich Karl May etwas besser zu kennen glaube als Sie, Herr Redakteur, Ihnen die Versicherung geben, daß seine Erzählungen durchaus keine Phantasiegebilde sind. - Ihre Artikel habe ich meinem Freunde nach dem Sudan, wo ihn die nächsten Korrespondenzen treffen, nachgesandt, um ihm Gelegen


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heit zu geben, gegen Sie, wenn der Gegenstand für ihn überhaupt von Bedeutung ist, in entsprechender Weise vorzugehen.

Achtungsvoll
Richard Plöhn«

Man wird zugeben, daß dieser Protest so grob ist, wie man ihn billigerweise nur irgend verlangen kann, und wenn unsere Leser ihn nur halb so amüsant finden wie wir, wird Herr Richard Plöhn seinen Brief nicht vergebens geschrieben haben. Nun aber wollen wir hören, was die Gegenpartei in der Frage Karl May zu bemerken hat. Aus Lausanne schreibt uns ein dort weilender Berliner Schriftsteller:

Sehr geehrter Herr!

Zur Genugtuung Vieler ist die »Frankf. Ztg.« das erste Blatt, welches sich mit einigen offenen Wörtlein mit Herrn Karl May beschäftigt. Ich bin durchaus Ihrer Ansicht, daß der Betreffende niemals die Länder gesehen hat, die er so »echt« schildert, aber trotzdem sind seine Bücher in allen katholischen Schülerbibliotheken zu finden, weil er in sehr absichtreicher Weise für den Marien-Kultus etc. eintritt. - Das Unverfrorenste aber und Unglaublichste ist doch die unter Kreuzband mitfolgende Selbstbiographie Karl Mays, die Sie gewiß auch belustigen wird. Der Mann ist wohl nur vom Standpunkte des Psychiaters zu betrachten.

Mit vorzüglicher Hochachtung
(Unterschrift)

Über Karl Mays Selbstbiographie (17) haben wir uns sogleich mit begreiflicher Neugier hergemacht. Veröffentlicht ist sie im »Deutschen Hausschatz«, einem verbreiteten Unterhaltungsblatt von katholischer Tendenz. Die halbe Stunde, die wir mit der Lektüre verbrachten, werden wir lange in dankbarer Erinnerung behalten. Wir lasen und lachten dann, daß man es drei Gassen weit hörte. Was steht in diesem wunderbaren Artikel?

Herr Karl May, »von seinen Lesern aufgefordert, ja förmlich gedrängt, doch auch einmal etwas über sich selbst zu schreiben«, teilt einige Einzelheiten aus seinem Leben mit, und diese Selbstbiographie kommt an Abenteuerlichkeit den tollsten Karl-May-Geschichten gleich. Nur spielen sich alle die unerhörten Vorgänge in der Wohnung des Schriftstellers ab, in der »Villa Shatterhand«, in Radebeul bei Dresden. Das Lustige also ist, daß Herr Karl May in diesem Aufsatze den Zweck verfolgt, nun einmal die Wahrheit über sein Alltagsdasein zu erzählen. Wenn man liest, was Herr Karl May schreibt, wenn er beabsichtigt, die Wahrheit zu sagen, so kann man sich erst einen Begriff davon machen, was er in seinen Büchern schreibt, in denen er sich von dieser löblichen Absicht nicht beengt fühlt. Die biographische Skizze betitelt sich bescheiden »Freuden und Leiden eines Vielgelesenen« und trägt ein Motto in einer Sprache, die keine Verwandtschaft mit irgendwelchem irdischen Idiom besitzt, welche man aber, wie man bei der Lektüre des Artikels erfährt, als Kurmangdschikurdisch anzusehen hat. Das Motto bedeutet in der von Karl May gütigst mitgeteilten Übersetzung: Wer sich die Rose wünscht, muß auch die Dornen wünschen. Dieser Gedanke war bereits vor Karl May nach Deutschland gedrungen. Man pflegte zu sagen: »Keine Rose ohne Dornen« und folgte dabei, ohne es zu ahnen, kurmangdschikurdischen Einflüssen. In dem Aufsatz selbst stellt sich Karl May zunächst als ein bescheidener, durch seine Erfolge schwer niedergedrückter


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Schriftsteller vor. Und dann schildert er, wie es ihm an einem gewöhnlichen Wochentag, einem ganz alltäglichen Dienstag ergeht:

Es ist sieben Uhr morgens. Seit sechzehn Stunden sitzt er am Schreibtisch. Freilich, sobald der Tag kommt, ist es mit dem Arbeiten vorbei. So schreibt er oft zwei, drei Nächte hintereinander, natürlich ohne am Tage zu schlafen. Karl May braucht überhaupt keinen Schlaf. Er arbeitet also nur in der Nacht, nicht am Tage. Dann aber kommen die Besuche, die Leute aus allen Weltgegenden, die Karl May kennenlernen oder mit ihm reden wollen. An jenem Dienstag um sieben Uhr erscheint zunächst ein Gymnasiast. Um acht Uhr kommt die Post: dreißig Briefe, vier Pakete, eine Kiste. Bald darauf werden neue Bewunderer angemeldet und zwar gleich vier auf einmal. Es sind Arbeiter einer Cartonnagenfabrik. Ihr Prinzipal feiert heute seinen Geburtstag, erzählt Karl May, da wird nicht gearbeitet, und die dadurch hervorgerufene feierlich frohe Stimmung hat ihnen Mut gemacht, den Verfasser ihrer Lieblingsbücher aufzusuchen. Eigentlich kommen sie als Deputation; denn die ganze Fabrik liest Karl May, wenn auch nur aus der Leihbibliothek. Um neun Uhr fährt in einer Equipage eine Dame mit zwei jungen Herren vor. Nachdem sie eine Stunde bei Karl May geblieben, stellt sich beim Abschiede heraus, daß es Ihre Durchlaucht, die Fürstin J. aus Wien mit ihren Prinzen ist. Hierauf wird ein geistlicher Herr hereingeführt. Das ist ein ganz besonders willkommener Gast. Bei näherer Bekanntschaft ergibt sich, daß der hochwürdige Herr der Regens eines Priesterseminars ist, dessen Lehrer und Schüler alle Leser von Karl May sind. Im weiteren Verlauf des Tages wird Karl May durch eine Depesche nach Leipzig gerufen. Dort findet er einen Reisenden in Spielwaren aus Nürnberg, der ihn kennenzulernen wünscht, um den zahlreichen Nürnberger Freunden und Lesern des Schriftstellers über diese persönliche Begegnung zu berichten. Der Besitzer der »Villa Shatterhand« ist entrüstet darüber, daß er eigens deshalb eine Eisenbahnfahrt nach Leipzig hat machen müssen, zerquetscht rasch dem Reisenden zur Strafe die rechte Hand und kehrt nach Radebeul zurück. In seiner Villa wartet bereits eine Dame in Trauer, deren verstorbener Mann Illustrationen zu Karl Mays Werken hinterlassen hat. Karl May lehnt bescheiden ab: »Liebe Frau, nach Berühmtheit trachte ich nicht. Ich will Freund meiner Leser sein, sonst nichts«. Um aber die Dame in Trauer nicht zu verletzen, lädt er sie ein, einige Tage bei ihm und seiner Frau zu wohnen, bis er sich die Angelegenheit überlegt habe.

Es ist nicht möglich, im Einzelnen alle die Audienzen zu schildern, die Karl May an jenem Dienstag erteilt. Jeder neue Besuch ist zudem ein neues Ereignis. Nacheinander sprechen vor: ein Breslauer Leser mit zwei Damen, ein Weinhändler aus Frankfurt am Main, der Verlagsbuchhändler N. aus Wien, der Karl May flehentlich aber vergeblich bittet, einen Band Gedichte bei ihm herauszugeben, ein fremder Mann, der 150 M haben möchte und welchem Karl May ohne weiteres diese Summe zur Verfügung stellt, wofür er nur verlangt, daß der fremde Mann ihm einen Katalog zu seiner Bibliothek anfertige. Schließlich steigt gar ein kleiner, dünner aber sehniger Kerl mit einem stark ausgeprägten, aber pfiffigen Vogelgesicht auf einer Leiter zum Fenster herein. Es stellt sich heraus, daß der Kerl mit dem Vogelgesicht zum Fenster hereingestiegen ist, um Karl May einen Brief von Daniel Lindsay, seinem alten Daniel Lindsay, dem Gefährten seiner Abenteuer, zu überbringen, der auf Karl Mays Rat das australische Festland mit Kamelen durchquert und bei dieser Gelegenheit verschiedentliche Gold- und Kohlenfelder entdeckt hat. Inzwischen ist noch einige Male die Post angekommen. Haufen von Briefen sind eingetroffen, darunter einer


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aus dem Kaukasus, der eine Einladung zu einer Auerochsenjagd bringt. Ein Correspondent hat auf das Couvert seines Briefes lediglich geschrieben: »Herrn Schriftsteller Karl May«, ohne jegliche Ortsangabe. Selbstverständlich ist der Brief ohneweiters an seine Adresse gelangt. Was den Umfang der Korrespondenz von May anlangt, so ist er einfach nicht zu ermessen. Allein die »Bierkarten«: Ich kann dreist behaupten, daß noch nie jemand so viel Bierkarten erhalten hat wie ich.

Am tiefsten freilich wird Karl May nicht durch die Bierkarten berührt, sondern durch die Zuschriften, die sich auf die religiösen, ethischen und sozialen Wirkungen seiner Erzählungen beziehen. Karl May teilt aus Briefen dieser Art, die an ihn gelangt sind, einige Stellen mit, die auch hier wiedergegeben zu werden verdienen:

»Als wir acht Unterzeichneten Studenten der Philosophie wurden, haben wir nicht an Gott geglaubt. Die Lektüre Ihrer Werke hat uns den Glauben wiedergebracht, und wir werden ihn nun umso fester halten. Gott segne Sie!« - »Ich bin ein böser Mensch gewesen, habe Vater und Mutter in das Grab geärgert, den Glauben an Gott verlacht, bin aber durch Ihre Gespräche mit Marah Durimeh und Old Wabble gerettet worden«. - »Da las mein Sohn jenen ernsten Ritt durch den Llano estakado und wurde davon so ergriffen und gepackt, daß er den entsetzlichen Entschluß des Selbstmordes fallen ließ. Sie sehen, Ihr "Surehand" hat einer armen Witwe ihren einzigen Sohn erhalten«. - »Ich bin Missionar, und Sie sind es auch; meine größten Schätze hier im Innern Afrikas sind das Wort Gottes und Ihre Bücher«. - »Es war für mich, die arme katholische Wirtschafterin, das größte Leid, daß mein Herr, der protestantische Millionär, mich meines Glaubens wegen verspottete. Ich habe ihn vermocht, Ihre Werke zu kaufen; nun ist er ein ganz anderer Mensch geworden. Ich soll Sie bitten, zu uns zu kommen. Er stellt Ihnen seine ganze Alpe zur Verfügung. Ich bin unendlich glücklich«. - »Ich, die Lehrerin in den einsamen Dolomiten, habe einen lieben, lieben Freund, der mir alles Schwere ertragen hilft: das sind Sie. Sie glauben kaum, wie die armen einfachen Menschen lauschen, wenn ich ihnen nach ihrem schweren Tagewerke des Abends vorlese. Ich kann behaupten, daß es jetzt keinen bösen Menschen mehr hier gibt«. - »Jetzt bin ich wieder eine glückliche Frau. Ich sah mit schwerer stiller Bangnis, wie mein Mann heimlich mit sich kämpfte, aber der Tod Winnetous und das Ave Maria haben ihm zum Siege verholfen«. - »Wir sind arm und können Ihnen keine Schätze geben; aber einen Dank sollen Sie haben; der ist: seit wir Ihre Werke gelesen haben, sind wir keine Sozialdemokraten mehr«, etc.

Diese Briefe, die Karl May sich rühmt, erhalten zu haben, zeigen am deutlichsten, welcher Geist in dem Manne lebt. Was ihn selbst anbelangt, so ist er, wie er in seiner Selbstbiographie mitteilt, der Überzeugung, von Gott inspiriert zu sein. Was ich bin und was ich schaffe, schreibt er, das bin und schaffe ich durch Gottes Barmherzigkeit ... Gebet! Kennt einer die Macht des Gebetes, so bin ich es! Und wenn meine Erzählungen hier und da Gutes wirken, so habe ich dies nächst Gott nicht mir, sondern den Gebeten meiner Leser zu verdanken. Ich weiß es, daß hunderte von meinen Lesern täglich für mich beten; sie haben es mir geschrieben, und ich schließe sie täglich auch in meine Bitte ein. Es sind die Boten Gottes, die mir die Worte bringen. Es ist in letzter Zeit Sitte geworden, den Namen Gottes sehr häufig und manchmal bei recht seltsamen Gelegenheiten anzurufen. Aber alles bisher Dagewesene wird jedenfalls von Karl May übertroffen, der Gott als Mitarbeiter bei Indianer- und orientalischen Räubergeschichten hinstellen möchte.

Gehen wir nunmehr mit der Vernehmung der Zeugen ordnungsgemäß weiter!


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Ein im Rheinland lebender Sachse schreibt uns:

»Es war den Eingeweihten längst bekannt, daß Karl May nie oder nur höchst selten die grün-weißen Grenzpfähle hinter sich gelassen und seine von der männlichen Jugend "verschlungenen" wilden Geschichten auf Studien in den Werken kühner Forschungsreisender hin geschrieben hat. Die fernen Weltgegenden, in denen May seine unerhörten Abenteuer erlebte, hat der gute Mann nie gesehen. Geschäft ist aber zuletzt beim Schriftsteller Geschäft und aus diesem Grunde dürften die wenigen Eingeweihten bisher geschwiegen haben. Nachdem aber der Verleger Mays in der "Frankf. Ztg." den Rummel weiterzuspinnen versucht, indem er erzählt, daß der kühne Forschungsreisende Karl May "vom Sudan nach Arabien zu reiten" beabsichtige - das ist ein Katzensprung! - ist es an der Zeit, der Wahrheit die Ehre zu geben, damit unserer leid t enthusiasmierten Jugend nicht noch mehr die Köpfe verwirrt werden.

Karl May wurde im Jahre 1842 in Hohenstein-Ernstthal im sächsischen Erzgebirge als Sohn eines Leinewebers geboren; er besuchte bis zu seinem 14. Lebensjahr die Volksschule in Ernstthal und dann zwei Jahre das Lehrer-Seminar zu Waldenburg. Aus mir unbekannten Gründen verließ er dieses Institut und kam in seine Vaterstadt zurück. Der abenteuernde Sinn des jungen Mannes offenbarte sich schon damals; er machte einige Jugendstreiche und entwich in die sagenreichen Wälder seiner Heimat, wo die verfallenen Raubnester Rubenstein und Kauffungen eine besondere Anziehungskraft auf ihn ausübten. Ich erinnere mich noch recht deutlich, daß wir als kleine Knaben hochklopfenden Herzens den Feldhütern nachzogen, tief in die schwarzen Fichtenwälder hinein, um "May-Karl" einzufangen.

Die nun folgende Lebensperiode übergehen wir. May heiratete eine Handwerkerstochter aus Hohenstein und etablierte sich dann als "Schriftsteller". Wenn ich nicht sehr irre, hieß sein erster Roman "Karl Stülpner, der kühne Wildschütz im sächsischen Erzgebirge". Das tolle Machwerk wurde von uns Jungens seiner Zeit mit derselben Begierde verschlungen, wie heute Mays wilde Indianergeschichten von den Gymnasiasten. Später siedelte May nach Dresden über und schrieb für Dittrichs Verlag Romane für 10 Pfennig-Hefte.

So vergingen ungefähr zwei Jahrzehnte, ohne daß ich von May etwas hörte. Da kam ich vor drei Jahren eines schönen Tages nach Düren in eine katholische Gesellschaft. In dieser hatte sich ein besonderer Cirkel gebildet, der sich mit dem sonderbaren Namen "May-Club" bezeichnete. Ich brachte zuerst den Namen mit dem schönen Monat Mai in Verbindung, hörte aber später zu meiner größten Verwunderung, daß die Mitglieder dieses Clubs - sonst ganz vernünftige und gebildete Leute - durchweg Verehrer des großen Romanschriftstellers Karl May seien. Man brachte mir ein Buch von diesem Autor. Auf dem Titelblatt schaute ich eine phantastisch gekleidete männliche Person, ein großes Mordgewehr über dem Rücken, ein halbes Dutzend Pistolen im Gürtel, Patronentaschen, dazu noch ein mächtiges Beil - oho, das war ja Karl May, die phantasieumkleidete Heldengestalt aus meinen Jugendjahren! Wie nun May in den zwei Jahrzehnten, in welchen ich ihn nicht gesehen, ein solch gewaltiger Nimrod, kühner Forscher, vor keiner Gefahr zurückschreckender Abenteurer und excellenter Reiter werden konnte, ist mir nicht recht klar. Bis zu seinem dreißigsten Lebensjahre wenigstens hat er nie ein Schießgewehr getragen, keine Rosinante bestiegen und keinen Tomahawk geschwungen - diese schönen Sachen muß er erst später so gründlich erlernt haben, wie er auch seine wunderherrlichen Heldentaten erst später vollbracht hat. Da müssen sich Alle verkriechen,


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unsere kühnen Reisenden und Forscher, der große Buffalo Bill mit seinen rauhbeinigen Cowboys und dem trinkgeldsammelnden »Fliegenden Hirsch« - so hieß wohl der bemalte Indianerhäuptling - und endlich auch der berühmte Löwenbändiger Julius Seeth, der einst zum Negus wanderte und aus dessen Hauptstadt ein paar Dutzend Löwen in seine schöne deutsche Heimat brachte. Gut, daß Seeth keine Reisebeschreibungen herausgegeben. Man würde dann eines schönen Tages angekündigt sehen: "Von Djibuti nach Goudar und zurück!" Roman von Dr. Karl May (Ras Makonnen alias Hadschi Kara Caputta Ben Nemsi Effendi u. s. w.)!«

Das Finale bilde folgende höchst ergötzliche Darstellung von Karl Mays literarischer Manier. Aus Karlsruhe schreibt uns ein Leser:

»Ihre treffenden Bemerkungen über die schablonenhafte Schreibweise und die problematischen Reisen Herrn K. Mays haben viel Beifall gefunden und es dürfte Ihren Lesern nicht unerwünscht sein, etwas Genaueres über die Fähigkeiten und Leistungen des "Freunds der Haddedihn" zu erfahren. Unter Benützung seiner Werke und der im Deutschen Hausschatz erschienenen (oben bereits von uns gewürdigten d. Red.) naiven Selbstbiografie, habe ich nachstehendes Verzeichnis der trefflichen Kenntnisse und Eigenschaften dieses modernen Universalgenies gefertigt:

1. Karl May ist Kenner der altklassischen Sprachen.

2. Spricht geläufig französisch, englisch, spanisch, italienisch, arabisch, persisch, türkisch (sogar elegant!), malayisch, chinesisch, einige Afrikanersprachen, ein halbes Dutzend Indianersprachen, und zwar alle so, daß er von einem Eingeborenen nicht zu unterscheiden ist. Die genaue Kenntnis einiger arabischer Dialekte kommt ihm oft zustatten.

3. Ist Geologe (siehe "Im Land der Skipetaren"),

4. tüchtiger Geometer, der in Amerika mehr leistete als acht Andere zusammen (siehe "Winnetou"),

5. unbesiegter bester Reiter, Schütze, Lanzenwerfer, Messerkämpfer, Ringer, Schwimmer, Taucher, Boxer und Shatterhander.

6. Dichter, will aber seine Gedichte erst nach seinem Tod erscheinen lassen, was im Interesse älterer Leute sehr zu bedauern ist.

7. Komponist. Schreibt eine Oper, deren Tenor-Held Winnetou sein wird.

8. Theologe für christliche und mohammedanische Religion. Den Koran kann er vor- und rückwärts auswendig.

Dies Register macht keinen Anspruch auf Vollständigkeit, und Kenner und Bewunderer seiner sämtlichen Werke oder künftige May-Philologen mögen es ergänzen.

Das Rezept zu einer May-Geschichte ist sehr einfach: Es passiert irgendwo auf der Erde ein Menschenraub, ein Mord oder ein ungeheurer Diebstahl. Herr May ist in diesem Fall immer gerad in der Nähe und bietet seine unentgeltlichen Dienste an. Will man diese nicht annehmen, so befreit er die Gefangenen erst recht, verhaftet die Mörder, bringt die gestohlenen Gelder zurück u._s._w.__u._s._w. Bei der Ausführung dieser ungeheuren Taten muß ihm ein alter Waldläufer, Scout, ein großmäuliger Diener oder ein halbverrückter reicher Lord Lindsay helfen wollen. Diese richten aber immer so große Dummheiten an, daß Herr May alle Hände voll zu tun hat, um sich und die Genossen mit einem ungeheuren Aufwand von Klugheit, Voraussicht und Tapferkeit aus den dadurch heraufbeschworenen Gefahren zu befreien.

Da die Romane in der Ich-Form erzählt werden, der Verfasser also von der den Schriftstellern sonst zugestandenen Allwissenheit und Allgegenwart keinen Gebrauch machen kann, so muß das Belauschungs-Motiv ausgiebig, 30 - 40 mal in jedem


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Roman verwendet werden. Die Indianer, Afrikaner, Perser, Skipetaren etc. tun ihm dabei immer den Gefallen, sich so zu lagern, daß er unter einem Baum oder Busch, nur 1/2 Fuß von ihnen entfernt, vollkommen Deckung findet. Hierbei ist natürlich die genaue Kenntnis oben genannter Sprachen unbedingt erforderlich und daher auch sehr erklärlich. Zwischenhinein tötet er einige Grizzly-Bären, Löwen, Tiger etc., je nach dem Land, wo er gerade ist, und zwar der Sicherheit halber nicht mit der Flinte, sondern mit dem Messer. Selbstverständlich wird dabei immer ein schon zu 3/4 verlorenes Menschenleben noch geschwind gerettet. Gefährliche Gegner streckt er mit einem Faustschlag nieder, den keiner außer ihm auf gleiche Weise praktizieren kann. Sehr ergötzlich ist auch die in jedem Buch ein paarmal vorkommende Schilderung des Schreckens, den die Häuptlinge der Feinde empfinden, sobald sie Herrn May erkennen. Sie sprechen dann jedesmal ganz entsetzt: »W-a-as? O-o-old Sha-sha-shatterhand!«

May schreibt nach eigener Aussage seine Romane ohne Konzept oder nochmalige Durchsicht direkt für den Druck nieder, was wir ihm ausnahmsweise aufs Wort glauben. Wenn er aber in seiner Selbstbiographie dem Schreiben eines seiner Bewunderer Glauben schenkt, der ihm mitteilt, seine Schriften würden an öffentlichen Schulen als "Stilmuster" geschätzt, so gibt er sich jedenfalls einer großen Selbsttäuschung hin.«

Nun ein kurzes Schlußwort! Vielleicht könnte ein Leser, der von der in der deutschen Knabenwelt herrschenden Karl-May-Epidemie nichts weiß, meinen, wir veranstalteten hier ein Spatzenschießen mittels 160 Zentimeter-Geschützen. Dies hieße Herrn May unterschätzen, denn dieser Schriftsteller ist auf Wegen, die abseits von der politischen Tagespresse liegen, ein Faktor in den geistigen Strebungen der Gegenwart geworden, mit dem man zu rechnen hat. Nochmals: wir anerkennen sein Talent; er ist ein Fabulist von Begabung und beherrscht die Technik der spannenden Erzählweise. Der ethnografische Untergrund speziell seiner afrikanischen und asiatischen Geschichten ist nicht ohne Reiz und nicht ohne Verdienst. Sogar die Ungeheuerlichkeit der aufgetischten Abenteuer, mit denen er die jungen Köpfe und manchen alten konfus macht, würden wir hinnehmen. Die Jugend liebt Abenteuer, und wie wir Älteren uns einstmals am seligen Lederstrumpf ergötzten, so wollen wir dem heranwachsenden Geschlecht von heute die Lust an ungewöhnlichen Begebenheiten nicht verkümmern. Die süßlich-frömmelnde Propaganda für den wahren Glauben ist uns widerwärtig; wir halten ihren Einfluß auf die Jugend für ebenso bedenklich, wie den der Roheiten, von denen die Abenteuer Karl Mays unzertrennlich scheinen, - auch das soll uns heute nicht weiter genieren, wenngleich wir den Entschluß bayrischer Mittelschulen, die sich durch die katholischen Allüren des Autors nicht bestechen lassen, verstehen und billigen. Das aber, was wir unter gar keinen Umständen schweigend ertragen können, das, was alle sonstigen Eigenschaften des Erzählers Karl May in unseren Augen total entwertet, - das ist der Kultus der Unwahrheit, der in diesen für die deutsche Jugend bestimmten Geschichten betrieben wird. Man verstehe wohl: Würde Karl May die Abenteuer, die er schildert, von Anderen erzählen, oder würde er selbst die Ich-Form, die er wählt, derart begründen, daß sich supponieren ließe, er erzählte bloß wieder, was ein anderer ihm erzählt hat, so könnte man sagen, er ist ein Autor von überreizter Phantasie, aber immerhin ein Autor von Phantasie. Indem er jedoch auch im bürgerlichen Leben die Fiktion festhält und bestärkt, er selber habe das, was er darstellt, erlebt und vollbracht, werden seine Phantasmen zu Unwahrheiten, werden seine Erzählungen unmoralisch im streng


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sten Sinne dieses vielmißbrauchten Wortes. Und wir müssen gestehen, da flößt uns Herr Wippchen, der sich in Bernau seine Kriegsberichte aus den Fingern saugt, viel mehr Sympathie ein als sein Kollege in Radebeul, denn er ist ehrlicher als dieser und beansprucht wenigstens nicht, daß man seine tollen Einfälle glaube.

Diese kleine Auseinandersetzung hatten wir mit Herrn Karl May zu pflegen. Wenn er heimkommt, wird er sie lesen und »wenn der Gegenstand für ihn überhaupt von Bedeutung ist«, wie sein Freund Herr Richard Plöhn sich ausdrückt, »in entsprechender Weise gegen uns vorgehen.« Inzwischen mag er ruhig nach Arabien zu dem ihm befreundeten Stamm der Haddedihn reiten! m.

Nr. 180/Abendblatt 1. Juli 1899

Bei den Bayrischen Haddedihn. Die Pfälzische Presse brachte dieser Tage folgende Notiz: Aus Bad Tölz-Krankenheil in Oberbayern wird uns von einer Leserin unseres Blattes und Kennerin der Karl-May-Literatur mitgeteilt, daß Karl May, der nach seinen eigenen Angaben gegenwärtig »vom Sudan zu dem ihm befreundeten Araber-Stamm der Haddedihn reitet«, der letzten Kurliste zufolge dort im Hotel Bürgerbräu als Kurgast abgestiegen ist. Auf Grund dieser Mitteilung der Pfälzischen Presse haben wir, da uns die Sache interessierte, an das Hotel Bürgerbräu in Tölz die Anfrage gerichtet, ob sich der geheimnisvolle Herr dort befinde? Wir haben folgende telegraphische Antwort erhalten: »Karl May Fremdenbuch eingetragen, persönlich unbekannt. Bürgerbräu.« Sollte der Araberstamm der Haddedihn, mit welchem Karl May befreundet ist, am Ende in Oberbayern hausen?

Nr. 186/2. Morgenblatt 7. Juli 1899

Zu fromm! Die Klerikalen schüttelten Herrn Karl May von ihren Rockschößen ab. Dies ist die neueste Wendung in der von der »Frankf. Z.« angeregten Debatte über Karl May als Jugendschriftsteller. Die »Kölnische Volkszeitung«, die wiederholt schon Beweise einer in der katholischen Presse nicht eben häufig zu findenden Selbständigkeit des Urteils gegeben, widmet dem Autor einen Artikel, dessen Tendenz mit dem Inhalt unserer Ausführungen durchaus übereinstimmt. Ja, die »Kölnische Volkszeitung« geht im Grunde noch viel schärfer gegen Karl May vor, und wenn dieser das Blatt bei den Haddedihn in Bayern zu Gesicht bekommt, wird er es sich schwerlich hinter den Spiegel stecken. Nur einige ergänzende Stellen seien aus dem Artikel wiedergegeben. Vollkommen begreiflich sei es, meint der Verfasser desselben, wenn ernste Leute an May'schen Erzählungen aus pädagogischen Gründen Anstoß nahmen. »Neulich hieß es, seine Bücher sollten aus den Schülerbibliotheken der bayrischen Mittelschulanstalten ausgeschlossen werden, weil ihre ausschweifende Phantasie für die Jugend zu gefährlich sei. In seiner allgemeinen Fassung braucht man den Satz nicht zu unterschreiben. Gesunde Jungen mögen meinetwegen hier und da ein paar Stunden drin lesen. sie werden Manches daraus lernen, und in der nächsten Turn- oder Spielstunde geht ihnen das Zeug wieder aus dem Kopfe. Für einsame Kinder mit lebhafter Phantasie und Anlage zur Lesewut dagegen sollten es verbotene Früchte sein. Sie spinnen sich eine phantastische Traumwelt zusammen, die sie nicht mehr losläßt, hocken halbe Tage oder Nächte hinter ihrer Leiblektüre,


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zum Schaden ihrer Arbeitskraft, ihrer Gesundheit und ihres Gemütslebens.« Aber diese Frage spielt in dem um Karl May entbrannten Zeitungsstreit eine nebensächliche Rolle. Im Vordergrund steht kaum glaublicher Weise die Erörterung, ob seine Münchhausiaden Wahrheit oder Dichtung seien. Ich mache ihm selbstverständlich keinen Vorwurf daraus, wenn er seinen Old Shatterhand aufschneiden läßt, daß sich die Balken biegen; das ist das Vorrecht der Ich-Erzähler. Aber wenn er versucht, aus seinem Lügenpeter einen Zeugen der Wahrheit zu machen, und wenn gute Leute ihm das glauben, dann ist das ein starkes Stück. Weiter findet der Herr von der Kölnischen Volkszeitung, Karl May sei ihm zu fromm (dieser Vorwurf dürfte Karl May wie ein Peitschenhieb treffen), und ein so tieffrommer Mann sollte etwas weniger eitel sein u. s. w. Zum Schluß heißt es in dem Artikel: »Wir sind uns wohl bewußt, daß wir mit diesen kritischen Zeilen bei manchen guten Leuten in ein Wespennest stechen. Daran sind wir gewöhnt. Unser Feldzug gegen Taxil u. Co. hat auch bei einigen frommen Seelen Ärgernis erregt. Später hat man uns gedankt. Herrn May mit dem Pariser Schwindler auf eine Stufe zu stellen, fällt uns nicht ein, aber im Punkte der ausschweifenden Phantasie, verbunden mit der Zumutung, man solle ihnen das Zeug glauben, haben sie etwas Verwandtes. Es bleibt Jedermann unbenommen, sich von ihm blauen Dunst vormachen zu lassen, aber es könnte der Tag kommen, wo man wünschen wird, nicht mit von der Kompagnie gewesen zu sein. Herrn May aber würden wir, wenn an einen Erfolg zu denken wäre, den guten Rat geben: er möge darauf verzichten, Jules Verne und den Apostel Paulus in einer Person darzustellen, sich auf das erstere Genre beschränken und dabei, wenn eben möglich, seinen Stil verbessern. Sonst wird man von ihm sagen: "Schade um den Mann, es hätte etwas Tüchtiges aus ihm werden können."«

*

May erfuhr von Mamroths Kampagne erst, als schon beinahe alles vorüber war; er hielt sich zu der Zeit in Palästina auf. Am 7. 8. 1899 depeschierte er an Richard Plöhn: »Alles erhalten bis m's Zeitgenossen. Was kommt noch?« (18)

Ursprünglich wollte May überhaupt nichts unternehmen. »Was ich dazu sage?« fragt er in einem an Plöhn gerichteten Brieffragment. »Sie saßen an den schmutzigen Wassern Babels und hatten ihre ausgetrockneten Tintenfässer zwischen die Weiden gesteckt, denn es nahte die Zeit, welche man die Zeit der "sauren Gurken" nennt.« An einer »Furt« dieses Wassers saß »ein pfiffiger Mann aus Ninive«; der hatte einen Einfall: May sollte »ausgemärzt« werden. - »Und wie ich mich verhalten werde? Ich sage mit Göthe: "Sie sind Thoren!"« May erzählt nun die orientalische Parabel von einem Fremden, der unangefochten das »Duar ez Zeitun« durchqueren kann, weil er die Meute der kläffenden Hunde nicht beachtet. Ein anderer vor ihm, der sich gewehrt


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hatte, war zerzaust worden. Fazit: »Mein lieber Freund, wünschest Du nun noch, daß ich mich wehre?« Doch May wurde sehr schnell anderen Sinnes und schritt zur Verteidigung. Möglicherweise gab Plöhn dazu den Anstoß; der milde Lehrer des Gesanges, der Chodj-y-Dschuna im »Silberlöwen«, fungierte ja ganz nebenbei auch als Kriegsminister. (19)

Ehe sich May in drei Etappen zu verteidigen suchte, hatte, gleich auf den Artikel vom 3. 6. 99 hin, sein Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld eingegriffen, dessen unsinniger Text somit schon am 9. 6. 99 von Mamroth zerpflückt werden konnte. Der zweite Verteidiger war Mays Freund Richard Plöhn, dessen sonst ganz beachtenswertes Schreiben den gefährlichen Passus enthält, daß Mays Erzählungen »durchaus keine Phantasiegebilde« seien, wodurch Mamroths Zorn verständlicherweise aufs neue entfacht wurde. Plöhn dürfte von allen Freunden Mays den ersten Platz eingenommen haben; es war eine gefühlsbetonte, innige Freundschaft, die bis zu Plöhns Tode (1901) währte. Plöhn, ein unkomplizierter, einer herzlichen Freundschaft aufgeschlossener Mensch, ein gebildeter Bürger, durfte Mays erste Verteidigungsrede signieren. Sie erschien in drei Folgen in der Dortmunder »Tremonia« und wurde später vom »Bayrischen Kurier« nachgedruckt. (20)

Erst zwei Jahre später folgte Mays zweite Verteidigungsschrift, die bei Fehsenfeld verlegte Broschüre »Karl May als Erzieher und Die Wahrheit über Karl May oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte von einem dankbaren May-Leser«. (21) Diesmal ging es in erster Linie schon gegen neue Gegner, aber der Fall »Frankfurter Zeitung« wurde noch einmal auf knapp 15 Druckseiten aufgerollt. Niemals hat May in einer dieser Schriften Mamroths Namen genannt, obwohl er sonst nicht davor zurückschreckte, die Gegner beim Namen zu nennen. Doch Fedor Mamroth hieß für Karl May nur Ahriman Mirza. Und das war in seiner dritten und gegen Mamroth letzten Verteidigungsschrift, in der es heißt: Ich habe es leider getan. Ich habe geantwortet ... Ich stand ja, wie ich jetzt, erst jetzt einsehe, nicht so hoch über meinen Feinden, daß sie mir in ein Nichts zerfließen mußten. Und nun erkenne ich, daß auch ich nicht frei von Schmutz gewesen sein kann ... Mir scheint, ich habe Fehler einzugestehen ... (22)

Ahriman Mirza wurde von dem Augenblick an unsicher, als May-Ustad ihm als sein Chodem entgegentrat. (23) Und May-Kara Ben Nemsi


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begegnete seinem Chodem in dem Augenblick, als er sich die Frage stellen mußte: Schaute etwa dieser Verführer (Ahriman Mirza) mich jetzt aus den funkelnden Augen des Ustad an? Denn Mamroth-Ustad sagte kurz darauf zu ihm: Du hörst auf, zu sein, was du warst und was du bist! Du kannst nie wieder solche Bücher schreiben, wie du geschrieben hast! Du stirbst! Du mußt ein völlig andrer werden! Selbst im Traum verfolgt der »Fürst der Schatten« ihn, hier ist er nun wirklich »Schatten«: »Der Schatten, der mich vor sich selber warnt, ist Menschenfreund, ist ohne Falsch, ist ehrlich. Er rettet mich vor fremden Gaukeleien und auch vor meinen eignen Truggebilden, und Wahnsinn wäre es, wenn ich ihn hassen wollte.« (24) Das klingt alles ganz anders als in Mays bisherigen Verteidigungsschriften. Ahriman-Mamroth ist zwar sein Gegner, aber der ehrenwerteste, der ihm je entgegentrat, der Empörer mit der Aura des gefallenen Engels, Luzifer, der das Märchen von Tausend und eine Qual erzählt, in dem Motive aufklingen, die wir auch in den Fragmenten aus Mays Gefängniszeit - »Ange et Diable« und »Luzifer« - finden. (25) Ahriman war der einzige, der hätte »gerettet« werden können, was auf der biografischen Ebene des Romans nichts anderes zu sagen hat als: May und Mamroth hätten Freunde sein können.

Auf welche Weise May es vermocht hat, seinen Gegner auf eine solche Art darzustellen, ihn in dieser »dritten Verteidigungsschrift« ganz von der menschlichen Seite zu nehmen, darüber gibt es keine Aufzeichnungen. Es ist anzunehmen, daß May sich alles beschafft hat, was Mamroth bis dahin außer seinen May-Artikeln geschrieben hatte, also das etwa, worüber wir zu Beginn einen kurzen Überblick zu geben versuchten. Auch eine persönliche Begegnung wäre nicht ganz ausgeschlossen, so unwahrscheinlich sie auch scheint. May und Mamroth waren Gegensätze: sie waren Gegner, aber keine Feinde. »Ich lache über das Leben,« schrieb Mamroth einmal. »Welch ein trübes, wüstes und albernes Durcheinander! Wie viele Larven darin und wie wenig Menschen! Wie tückisch der Zufall, der die Karten mischt, und wie verwirrt die Fäden, die uns Puppen lenken!« (26)

Wie kam es, daß gerade Mamroth den Auftakt für die große Pressefehde gegen Karl May gab? Diese Frage wird wohl nicht endgültig beantwortet werden können. Wohl war in den neunziger Jahren die Zeit reif


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für eine erste Auseinandersetzung mit dem »Phänomen« Karl May; daß diese jedoch so und nicht anders begann, ist allein aus den persönlichen Konstellationen der beiden Hauptbeteiligten erklärbar: der sich am meisten getroffen und angesprochen fühlte, schlug zu. »Ich will Edles erreichen, indem ich das Gemeine knechte«, läßt May seinen Ahriman Mirza sagen. (27) Johanna Mamroth spricht von einem »seelischen Verhängnis«, das für Mamroth darin gelegen hätte, daß er niemals über den Journalistenberuf hinausgekommen sei: »denn der Journalismus ist in Österreich wie in Frankreich und England eine Staffel, die zu den höchsten Ämtern führt und berechtigt; aber wehe dem, der darin stecken bleibt!« (28) Es gab zu der Zeit in Deutschland ein geflügeltes Wort, das aus einer Äußerung Bismarcks abgeleitet worden war: »Der Zeitungsschreiber ist ein Mensch, der seinen Beruf verfehlt hat«. (29) Mamroth hatte also das Glück nicht gefunden, das er ebenso wie May darin sah, mit einer Aufgabe fürs Leben betraut worden zu sein: »Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen«, verkündet der Engel, »Fausts Unsterbliches tragend«, in den Bergschluchten von Faust II. Das klingt an in einem Abschnitt von Mamroths Feuilleton »Etwas vom Journalisten«, den die »Frankfurter Zeitung« für so wesentlich und für Mamroth charakteristisch hielt, daß sie ihn als »ein getreues Portrait seiner markanten, seltenen inneren Persönlichkeit« bei seinem Tode nochmals abdruckte:

Erheiternd, wenngleich mitunter ein leises Gefühl der Bitterkeit auslösend, ist für die, die darunter zu leiden haben, die strenge, fast unnahbare Art, wie die öffentliche Meinung (deren Sprachrohr in diesem Falle die Zeitung nicht ist) zwischen dem Schriftsteller und dem Journalisten unterscheidet. Urteile lassen sich umstoßen, Vorurteile scheinen unerschütterlich. Wer ein Buch schreibt, sei es noch so schlecht, wer ein Theaterstück schreibt, sei es noch so seicht, ist ein Schriftsteller und er darf auf den Journalisten herabblicken, der, frei nach Figaro, von sich sagen darf, daß er oft an einem Tag mehr Scharfsinn, Geschmack und Wissen aufbieten muß, um sein Publikum zufriedenzustellen, als namhafte Autoren in einem Jahr für ihre erfolgreichen Werke zusammenzubringen brauchen. Wir kennen Journalisten, die in einem kurzen Artikel, den der Tag verweht, als tiefe Denker und herrliche Poeten vor ihre Leser treten, und wir kennen Schriftsteller, die nicht die Fähigkeit haben, ein Inserat zu entwerfen. Wir getrauen uns, aus hundert guten Journalisten neunzig tüchtige Schriftsteller zu machen, aber unter hundert guten Schriftstellern würden höchstwahrscheinlich nur sehr wenig tüchtige Journalisten zu erziehen sein. Man stellt den Schriftsteller über den Journalisten, weil dieser häufig nicht nur vermag, was jener kann, sondern weil er ihm nebenbei auch noch an Schlagfertigkeit und Vielseitigkeit des Talents und leider auch an Selbstverleugnung überlegen ist. Der ganze Unter


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schied zwischen beiden ist im letzten Grunde kein geistiger, sondern ein materieller. Wer bei seiner Arbeit ruhig Stück für Stück setzen und damit fortfahren kann, bis sein Manuskript lang genug geworden ist, um zu einem Verleger zu wandern, ist ein Schriftsteller. Wer jeden Tag einen Schlußstrich unter seine Arbeit ziehen und täglich von neuem damit beginnen muß, ist ein Journalist. Seltsamerweise sind sich die Zeitungsleute des Geistes, der sie erfüllt, so wenig bewußt, daß sie diese geringschätzende Differenzierung bisher ohne Widerspruch hinnahmen. Wir glauben nicht fehlzugehen, wenn wir voraussagen, daß eine kommende Zeit, die dem Journalismus eine heut kaum zu übersehende Wirkungsfülle zuweisen dürfte. mit dem atavistischen Respekt vor dem Buche aufräumen wird. (30)

Mamroth war nicht nur der einzige von Mays Gegnern, der die Gaben, die diesem Webersohn verliehen waren, erkannt hatte und zu würdigen verstand, er machte sich wohl auch Gedanken darüber, was er - Mamroth - anstelle von May damit hätte anfangen können. Und entflammte darob in heiligem Zorn.

Im Jahre 1906 meldeten sich bei Mamroth die ersten Anzeichen seiner Todeskrankheit, die ihn innerhalb eines Jahres dahinraffen sollte. Er zog sich in die Abgeschlossenheit seiner Geisteswelt zurück, die ihm von der Jugendzeit her vertraut war. Nur seine regelmäßigen Theaterkritiken reichen bis in das Todesjahr hinein. Am 27. 3. 1907 schrieb er an die Frankfurter Zeitung:

Liebe Herren Kollegen!

Ich danke Ihnen für die Freundschaft, die Sie mir durch all die Jahre erwiesen haben, und bitte Sie inständigst, - der letzte Wunsch - meinen Tod nur in folgender Form anzeigen zu wollen:

Heute ist der Feuilleton-Redakteur der »Frankfurter Zeitung«, Dr. F. Mamroth, 56 Jahre alt, gestorben. Er gehörte der Zeitung seit 1. April 1889 an. Auf seinen ausdrücklichen letztwilligen Wunsch verzichten wir auf eine Würdigung seiner Tätigkeit im Dienste unseres Unternehmens. Die Einäscherung findet in der Stille statt. Keine Anzeigen, keine Blumen, keine Kondolenzbesuche.

Ich grüße Sie Alle aufrichtig und herzlich

Ihr
F. Mamroth. (31)

Am »Geburtstag Karl Mays 1923« erhielt Klara May von dem Lehrer Heinrich Zirm aus Oberhohenelbe einen Brief, aus dem wir folgendes wiedergeben:

... Aber ich will Ihnen heute auch noch von einem andern May-Leser erzählen. - 1915 war es, beim Militär. Dort lernte ich einen Kameraden namens Dr. M., Sohn des bekannten Redakteurs der ... Zeitung in F ..., kennen. Auf dem Exerzierplatz fragte ich ihn einmal während der Rast, warum sein Vater ein solch heftiger May-Gegner gewesen sei. Er gab mir die Gründe an, die ich - es war vor 8 Jahren -


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meist leider vergessen habe (Prozeßgeschichten, Verhimmlung Karl Mays durch einen Teil der Presse usw.) und dann sagte er noch ungefähr: »Gegen Karl Mays Schriften war ja eigentlich mein inzwischen verstorbener Vater nicht, und er selbst - er litt an einem Krebsleiden - las eifrig auf dem Sterbebett besonders die ersten May-Bände gern und äußerte sich oft, so eine leichte und angenehme Lektüre helfe ihm über viele qualvolle Stunden hinweg ...!« (32)

Auf dem Weg in die Literaturgeschichte wird Fedor Mamroth stets an der Seite Karl Mays zu finden sein.



1 Meyers Großes Konversationslexikon 1909, Artikel »Frankfurt« und »Frankfurter Zeitung«

2 Als einziges Bühnenstück Mamroths nennt der Nekrolog zu Kürschners Literaturkalender 1901 - 1935 (Berlin und Leipzig 1936) »Sehnsucht«, Drama 1902

3 Meilensteine, Wien-Leipzig-Berlin 1885, »Seiner Königl. Hoheit Hamlet, dem Prinzen von Dänemark, in tiefster Ehrfurcht vom Verfasser zugeeignet«. Aus dem Inhalt: Die Eröffnung der Gotthardbahn, Das Begräbnis Garibaldis, Venedig beim Tode Richard Wagners (Quelle: Johanna Mamroth)

Unter der Schellenkappe, Breslau 1890. Aus dem Inhalt: Wie ich begraben wurde, Die Forelle, Schwan und Karpfen, Robinson und Loreley, Cassandra (Quelle: Johanna Mamroth)

4 E. E. Kisch begann 1904 als Volontär beim »Prager Tagblatt«; 1906 - 13 war er Lokalreporter bei der »Bohemia«, in welcher Eigenschaft er im Jahre 1910 auch Karl May interviewte. Die hier wiedergegebene Stelle stammt aus der Reportage »Debut beim Mühlenfeuer« aus »Marktplatz der Sensationen«, 1942. Zitiert wurde nach der gleichnamigen Rowohlt-Taschenbuchausgabe 1962 (Nr. 522, S. 38 - 39)

5 Alle Zitate aus dem Vorwort von Johanna Mamroth zu Mamroths »Aus dem Leben eines fahrenden Journalisten«, Berlin 1907

6 Aus der Frankfurter Theaterchronik (1889 - 1907), 1. Band: 1889 - 1899, 2. Band: 1900 - 1907, herausgegeben von Johanna Mamroth, Berlin 1908

7 Herbert Ihering, Von Reinhardt bis Brecht - Vier Jahrzehnte Theater und Film, 3 Bände, Berlin 1961; Von Reinhardt bis Brecht. Eine Auswahl der Theaterkritiken 1909 - 1932, Reinbek 1967

8 Johanna Mamroth, wie 5

9 Aus dem Leben eines fahrenden Journalisten. 94 (»Pariser Briefe«)

10 Frankfurter Theaterchronik Band 1, 253

11 Aus Feuilletons über Italien (nach Johanna Mamroth)

12 Aus: Unter der Schellenkappe (nach Johanna Mamroth)

13 Aus: Meilensteine (nach Johanna Mamroth)

14 vgl. Hans Wollschläger, Karl May, Reinbek 1965, 79 ff. Neben einem kurzen Abriß der Angelegenheit Mamroth enthält der Band auch ein Bildnis Mamroths

15 Brockhaus, Meyer, Spamer und andere sagen doch mit größter Deutlichkeit, daß der Colorado sogar für Dampfer 320 Kilometer weit schiffbar sei, bei Hochwasser noch 90 Kilometer weiter. (Karl May in: »Karl May als Erzieher« und »Die Wahrheit über Karl May« oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte von einem dankbaren May-Leser, Freiburg i. B. 1902, 25. Der »Meyer« von 1909 sagt sogar: »Dampfer befahren ihn unter großen Schwierigkeiten bis zur Mündung des Rio Virgin, 980 km oberhalb seiner Mündung, in die eine heftige Flutwelle (Bore) weit aufwärts dringt«


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16 »Dankbarer Leser«, 18. Die diesem Abschnitt folgenden Artikel aus der Frankfurter Zeitung verdankt der Verf. der Universitätsbibliothek Heidelberg

17 Mit der »Selbstbiographie« ist Mays satirische Skizze »Freuden und Leiden eines Vielgelesenen« gemeint: Deutscher Hausschatz 1896, 1 - 2

18 Hans Wollschläger/Ekkehard Bartsch, Karl Mays Orientreise 1899/1900, in: Jb-KMG 1971, 179

19 vgl. die Ausführungen über Richard Plöhn in meiner Monographie »Karl May und Sascha Schneider«, Bamberg 1967, 16 - 20; das hier zitierte Original-Fragment befindet sich im Karl-May-Archiv Bamberg.

20 »Karl May und seine Gegner«: Tremonia Nr. 404 vom 27. 9. 99, Nr. 406 vom 28. 9. 99, Nr. 408 vom 29. 9. 99; »Karl May«: Bayrischer Kurier vom 5. 10. 99, 7. 10. 99, 9. 10. 99, 11. 10. 99, 12. 10. 99. Der vollständige Text ist im Anschluß an diesen Aufsatz abgedruckt.

21 Freiburg 1902

22 Gesammelte Reiseerzählungen XXIX, 42

23 XXIX, 537 ff. Mamroth liebte es, sich in seinen Reportagen und Feuilletons in eigener Person gegenüberzutreten: »... in diesem Moment klopft es an meine Tür. Ich sage "Herein!" Und wer steht vor mir? Ich selber! "Ja, was willst du denn hier?" fragte ich betreten. "Dich holen, mein Freund, dich holen!" erwiderte ich schadenfroh.« Aus: »Reiseeindrücke eines Mißvergnügten«, 1890. Ähnlich auch in: »Attersee«. Eine hypochondrische Frühlingsfahrt, o. D. Beide in: »Aus dem Leben eines fahrenden Journalisten«, 115 und 49

24 XXIX, 355

25 Jb-KMG 1971, 128 ff. und 138 f.

26 Aus dem Leben eines fahrenden Journalisten, 9

27 XXIX, 483

28 Johanna Mamroth, a. a. O. 3

29 Meyers Großes Konversationslexikon 1909, Artikel »Journalismus«

30 »Kleine Presse«, 30. 6. 1907

31 »Kleine Presse«, 26. 6. 1907: Stadtarchiv Frankfurt a. M. Im Zusammenhang mit meinen Ermittlungen in Frankfurt im Jahre 1964 erinnere ich mich dankbar an die freundliche Hilfe, die ich durch Frau Charlotte Mamroth erfuhr.

32 KMJb 1928, Radebeul, 408. Die Kürzungen und Abkürzungen wurden bereits von den Herausgebern des Jahrbuches, Prof. L. Gurlitt und Dr. E. A. Schmid, vorgenommen.


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