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Vorwort

Die vorliegende Darstellung, eine im Sommersemester 1987 von der Philosophischen Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft II der Universität München angenommene Dissertation, entstand über einen langen Zeitraum: 1974, nach dem Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien, begonnen, wurde die Arbeit 1976, als das Stipendium auf Darlehensbasis umgestellt wurde und sich im Schuldienst ungünstigere Aussichten für die Einstellungschancen abzeichneten, unterbrochen, um die Referendarzeit und das zweite Staatsexamen zu absolvieren. Aus dem dadurch sowie durch die ersten Jahre des Lehrerdaseins bedingten Dornröschenschlaf erwachte das Projekt wieder 1981 neben Schule, Familie und Leben als solchem zog sich die Fertigstellung dann noch bis 1987 hin.

Diese dreizehn Jahre unfassen einen Zeitraum, in dem das 1974 noch absonderliche und eher am Rande des universitären Interesses liegende "Karl-May-Problem" (wie der Autor sich selbst und sein Werk kennzeichnete) in einer Weise zum Gegenstand akademischer wie un- und außerakademischer Forschung wurde, daß die alljährlichen Zuwachsraten, ließen sie sich denn in Prozenten ausdrücken, jedem Spitzenmanager eines Wirtschaftsunternehmens die Neidesblässe ins Gesicht treiben müßten.

Ein weiterer Wirtschaftsbegriff ist notwendig, um die Breitenausdehnung der Beschäftigung mit Karl May treffend zu benennen: Diversifikation, oder, um in der Sprache des Gegenstands zu bleiben, die Bleichgesichter schwärmten in die verschiedensten Forschungsrichtungen aus, um die vielfältigsten (und manchmal absonderlichsten) Jagdbeuten mit mehr oder weniger Weidmannsheil zu erlegen.

Infolge dieser rapide anschwellenden May-Literatur und der Verzögerung dieser Arbeit ist manche Mitteilung, die 1981 (oder gar 1974) auf dem Markt der Novitäten noch


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einen hohen Handelswert gehabt hätte, inzwischen anderweitig veröffentlicht; andererseits hoffe ich, daß der geschlossene Gedankengang des nun Folgenden den May-kundigen Leser dafür entschädigt, wenn er vielem, was er schon weiß oder kennt, wieder begegnet. Verständnis wird vom geneigten Leser schließlich auch erbeten für die mitunter süddeutsch-barock ausufernde Annotationslust des Verfassers (1) ; die Anmerkungen sollen - über den bloßen Nachweis der Belege hinaus - nicht selten zu dem im Haupttext Dargelegten vertiefte Reliefzüge herausarbeiten .

Zu danken habe ich, wie selbstverständlich bei einem derartigen Unternehmen, in vielfacher Weise: zunächst und herzlichst Professor Dr. Klaus Kanzog, der die langen Jahre des Entstehens hindurch diese Arbeit mit großem Wohlwollen, staunenswerter Geduld und sorgsamer Mühe begleitete; sodann von Herzen meiner Frau, die mir immer wieder - unter nicht unbeträchtlichen eigenen Verzichtleistungen - den Freiraum für den Rückzug in die Fluchtregionen des May'schen Werks verschaffte; schließlich zahlreichen Mitgliedern der Karl-May-Gesellschaft, die mein Tun in größter Bereitwilligkeit und Hilfsbereitschaft mit Materialien, sachdienlichen Hinweisen und fördernden Gesprächen unterstützten, wobei mein Dank insbesondere an Professor Dr. Claus Roxin, den "Großen Vorsitzenden", gerichtet ist, der mit seinem steten Interesse und mit immer wieder ermutigenden Nachfragen den Autor aus mancher Desperation rettete. Neben ihm seien hier - stellvertretend für noch zahlreiche andere - besonders dankbar genannt Ekkehard Bartsch, Hansotto Hatzig, Erich Heinemann, Dr. Martin Lowsky, Karl Serden, Dr. Wilhelm Vinzenz und Hans Wollschläger.

Die Karl-May-Gesellschaft als Institution hat großzügigerweise die Publikation des Texts zu einem erschwinglichen Preis ermöglicht; dafür sei ihr, insbesondere Hansotto Hatzig und Karl Serden, herzlich gedankt.

Selbstverständliche Pflicht ist es auch, den eher im Halbdunkel der Magazine als im Licht der öffentlichkeit wirkenden


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Bücherschatz-Verwaltern meinen Dank abzustatten; insbesondere den Damen und Herren der Stadtbibliothek Ulm, die mit nie nachlassender Freundlichkeit und Herzlichkeit Fernleihzettel und Magazinbestellungen erledigten, in einer Atmosphäre, die Wissenschaft angenehm und vergnüglich macht.

Der letzte und gewichtigste Dank allerdings gebührt dem Karl-May-Verlag Bamberg als dem Verwalter des Nachlasses Karl Mays; vor allem Roland Schmid habe ich für seine nie nachlassende Bereitschaft ganz herzlich zu danken, mit der er Auskünfte und Materialien in großer Zahl zur Verfügung stellte. Die vorliegende Darstellung wäre samt dem textkritischen Anhang nicht möglich gewesen ohne die freundliche und dankenswerte Erlaubnis des Karl-May-Verlags, Manuskripte aus dem von ihm verwalteten Karl-May-Archiv auszuwerten und in repräsentativen Ausschnitten hier zu veröffentlichen.

Juli 1988 U.S.




1 Am liebsten hielte ich es mit Jean Paul: "Ein Buch, worin unter der ersten Seite eine Note ist, die dasganze Buch ausfüllt und ausmacht." Das Zitat steht - selbstverständlich in einer Fußnote - in einem der schönsten und verständigsten Fußnotenbücher (2). Auch wenn sein Autor, wie er in einer Rezension kundgetan hat, Karl May nicht mag, und deshalb das hier nicht lesen wird: sein Jean Paul-Buch ist eine herz-und hirnwärmende Lektüre (und soeben ist von ihm ein Shakespeare-Opus auf die Ladentische gewandert(3).

2 Rolf Vollmann: Das Tolle neben dem Schönen - Jean Paul. Ein biographischer Essay. Nördlingen: Greno 1988 (Greno Taschenbücher 102).

3 Rolf Vollmann: Shakespeares Arche. Ein Alphabet von Mord und Schönheit. Nördlingen: Greno 1988 (Die Andere Bibliothek Bd. 45).


Karl Mays Werk 1895-1905

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