//155//

VI. May-Biographie


Vorbemerkung

Außer Texten zur Frühreisenhypothese finden sich in den Jahrbüchern vor allem Klara Mays Erinnerungsaufsätze, die zwar mit Vorsicht zu benutzen sind, dennoch aber den einen oder anderen wichtigen Einblick in Mays Leben gewähren. Die Texte E. A. Schmids fügten im großen und ganzen unserer Kenntnis über Karl Mays Leben nicht sehr viel hinzu. Es bleiben: die Aufsätze von Kralik, Rühlmann, Prüfer, Salkind, v. d. Kettenburg, Pirtsch – und vor allem der Text von Zesewitz – die mit interessanten Daten und Fakten bekanntmachen: Neuigkeiten erfährt der Karl-May-Kenner natürlich nicht: Die KMG hat nahezu alles biographische Material der alten Jahrbücher verarbeitet.


Karl-May-Jahrbuch 1918

K l a r a  M a y :  Bunte Blätter aus Karl Mays Leben (S. 64–71)

Klara May schildert Mays Verhalten bei den morgendlichen Spaziergängen, bei der Arbeit, bei Besuchen und auf der Amerika-Reise. Klaras Bemühen, einen "Mythos Karl May" zu schaffen, ist unverkennbar. Brauchbare biographische Angaben sind (m. E.) nur:

Zur Arbeitsweise Mays: "... in seinen Arbeitsräumen, dort war er allein, und dennoch lebte um ihn herum eine Welt voller Gestalten, mit denen er sprach und die mit ihm zu leben schienen. Er lachte und weinte bei seinen Arbeiten, und wer nicht wußte, daß er allein da oben hause, konnte glauben, eine ganze Gesellschaft befinde sich bei ihm. In diesen Zeiten des intensiven Schaffens durfte außer mir kein Mensch sein Zimmer betreten. Besuch wurde nicht angenommen, und größte Stille mußte im ganzen Hause sein" (65).

Zur Reaktion auf Anfeindungen: "Waren die unfreundlichen Anwürfe gar zu toll, dann rettete er sich hinüber in sein Reich der Arbeit. Alle Briefe und Zeitungen wurden aus seinem Zimmer verbannt, nichts wurde beantwortet, gewaltsam streifte er alles ab und versuchte zu schreiben. Gelang es ihm, sich in seinem Reich einzuleben, dann wurde er frei. Heiterkeit und Glück lagerten auf seinem zuvor traurigen und bekümmerten Antlitz ... Proben, die ich anstellte, überzeugten mich davon, daß er Dinge und Ereignisse in diesem Zustand nicht wahrnahm, die sonst sein lebhaftes Interesse hatten" (S. 66).

Zu den Seereisen: "Karl May bevorzugte auf allen seinen Reisen die Bremer Schiffe, die auch nach meinen Erfahrungen die vornehmsten Schiffe der Welt sind" (68).


//156//

Karl May gehörte zu den glücklichen Naturen, die nie seekrank werden" (S. 69).

Zu 'Himmelsgedanken': Siehe Zitat Jb-KMG 1971 – S. 178 – 21.7.1899.

K l a r a  M a y :  Old Shatterhand und Buffalo Bill (S. 201–205)

Klara May erzählt vom Besuch der Völkerschau Buffalo Bills in Dresden. May hatte, so berichtet sie, eine Einladung von Buffalo Bill erhalten, wollte aber, da er den Indianerfeind verachtete, nicht hingehen. Auf Klaras Wunsch ging er dann doch mit, und Buffalo Bill empfing die Mays persönlich und führte sie durch die Ausstellung. Nach der Vorführung kehrten Mays schnell heim, um weiteren Kontakt mit Buffalo Bill zu vermeiden.

: Hansotto Hatzig fand im Retro-Film-Journal Nr. 10/1981 Angaben über Buffalo-Bills Europatourneen: Die erste Tournee von 1887–1891/92 führt ihn 1890 nach Dresden (damals kannte May allerdings Plöhns noch nicht). Die zweite Tournee führte 1905–1907 nach Frankreich, Italien, Rußland, Deutschland, Belgien und Südfrankreich. Die Begegnung May/May darf also für das Jahr 1906 angesetzt werden.


Karl-May-Jahrbuch 1919

K l a r a  M a y :  Omar-Hassan (S. 205–209)

Knappe, beschönigende Gedanken zu Sejd Hassan, dem ägyptischen Diener der Mays auf der Orientreise. Klara May verwendet den Namen Sejd Omar, den May seinem Diener in 'Et in terra Pax' gab.

: Brauchbare Angaben: siehe Zitat Jb-KMG 1971, S. 202 (15.6.1900).

R .  v o n  K r a l i k :  Der abenteuerliche Tag (S. 252–269)

Nachdruck einer 1911 in der Zeitschrift "Phönix" erschienenen "Heimaterzählung" Kraliks. Karl May war am 21.2.1898 von der Wiener Leogesellschaft eingeladen worden. Kralik berichtet über Mays Vortrag und die anschließende Diskussion (wichtige Passagen zitiert Roxin in Jb-KMG 1974, S. 26ff): Auf die Frage, warum anderen Reisenden weit seltener als ihm Abenteuer begegneten, entgegnete May: "Ja, das kommt eben davon, daß die meisten Philister sind, wie unsere ganze Zeit, wie unser ganzes Leben philiströs ist. Jeder lebt so, daß ihm nichts Besonderes begegnen kann und soll. Unsere europäische Bildung besteht darin, daß der Zufall, das Ereignis, das Abenteuer, die Überraschung ganz ausgeschlossen ist. Das Leben eines jeden Menschen in Schule und Haus, in Amt und Würden, in


//157//

Ehe und Gesellschaft ist festgelegt und darf sich nicht in Extravaganzen ergehen. Beim geringsten Abgleiten von der Bahn des Philisters wirken sogleich hundert Kräfte zusammen, jene fremde Zutat zu ersticken. Diese Kräfte sind das Gesetz, das Gericht, die Sitte und vor allem die Feigheit" (S. 254).

"Ja, gewiß!", antwortete May, als man ihn fragte, ob er glaube, in Wien, mit der versammelten Gesellschaft, Abenteuerliches erleben zu können. Man vermißte Beschreibungen der Abenteuer, die May in Europa, in Deutschland erlebt habe. May: "Nun, zum Teil habe ich das ja auch getan. Aber freilich nicht in dem Maß, wie Sie erwarten dürften. Ich muß mich eben hier auch mehr zusammennehmen, um nicht in Zusammenstoß mit der Polizei, mit der Gesellschaft, mit den Irrenanstalten zu kommen. Aber hie und da hab ich's doch auch einen Tag lang versucht, wenn ich's nicht mehr aushielt vor europäischer Langeweile" (S. 255). Der Aufforderung, an Ort und Stelle den Beweis für seine Ausführungen anzutreten, entzog May sich höflich: "Für heute ist es schon zu spät ... Sie werden wohl alle müde sein. Aber morgen früh können Sie mich in meinem Gasthof abholen. Da werden wir auf Abenteuer ausgehen. Sie werden sehen, daß die Abenteuer auf der Straße liegen" (S. 255).

Am nächsten Morgen holte man May im "Gasthof zur goldenen Ente in der Schulerstraße" ab.

: Über den Verlauf dieses turbulenten Tages informiert Franz Cornaro: "Karl Mays Wiener Fasching 1898" – M-KMG 9/1971, S. 21f.

Der aufregende Tag endete als Triumph für May, der sich mit folgenden Worten verabschiedete: "Sehen Sie, meine Herren, das Leben ist wirklich nicht so langweilig, wenn man nur selber nicht langweilig ist. Sie haben mit mir einen abenteuerlichen Tag erlebt, denn ich bin wie Falstaff nicht nur selber witzig und abenteuerlich, meine Gegenwart macht auch andere witzig und abenteuerlich. Wie es heute an einem einzigen Tag mit einem kleinen Kreise, so könnte und sollte es eigentlich alle Tage und auf der ganzen Welt sein. Aber leider ist morgen Aschermittwoch, und ich muß auch wieder weiterfahren. Auf Wiedersehen!" (S. 269)

: Eine Erörterung der Frage, ob von Kraliks Bericht Anspruch auf Authentizität erheben kann, stellt Cornaro (a.a.O.) an.

K l a r a  M a y :  Das Geburtshaus meines Mannes (S. 330–338)

Klara May schildert, angeregt durch zwei Fotografien des Geburtshauses Karl Mays, die ärmlichen Verhältnisse, in denen Karl May aufwuchs, so wie er es ihr erzählt habe.


//158//

Die Angaben gehen nicht über das von May in 'Mein Leben und Streben', S. 13 u. 39ff (Olms-Reprint), Erzählte hinaus. Zwei Textstellen sind erwähnenswert: eine – vielleicht als Schlüsselszene im Werk wiederzufindende – Schilderung einer einfachen Mahlzeit im Elternhause Mays: "Die Kartoffeln wurden gezählt, und die Schalen fand man genauso schmackhaft wie die köstliche Frucht, und wenn sie auch noch so viel Faulflecke hatte. Als Zuspeise wurde in reicher Zeit für die ganze Familie ein Hering gegeben, dem man das Salz nicht abstreifte, in dem er behaglich geruht. Die Kartoffeln wurden mit dem zugeteilten Stück in Berührung gebracht, damit sie etwas von dem Aroma des Fisches annahmen, und erst mit der letzten Frucht landete die Beilage in den Magen. So blieb die Einbildung, daß man Hering und Kartoffeln gegessen hatte. Aber so lukullische Genüsse gab es nicht oft" (S. 331).

Die andere Textstelle hat Mays Tierliebe zum Thema: "die kleinen munteren Eidechsen in unserem Garten mögen ihn an seine Lieblinge im Froschteich des Weberhausgärtchens erinnert haben ... An Karl Mays Liebe zu den kleinen munteren Eidechsen in unserem Garten lernte ich verstehen, wie lieb ihm seine Frösche einst gewesen sein mögen. Die kleinen Eidechsen kannten ihn ganz genau; es war reizend zu sehen, wie sie mit ihm gingen, wenn er im Garten arbeitete. Einmal hatten sie ihr Nestchen unter den Deckbrettern des Frühbeetes angelegt; da unterließ er die geplante Frühzucht, nur um die Bretter nicht aufheben zu müssen. Alle Tage besuchte er die kleine Brut, und diese wurde so zutraulich, daß sie ihm auf die Hände lief, worüber er sich wie ein Kind freute" (S. 336f).

: May erwähnt die Frösche in 'Mein Leben und Streben', S. 14ff.


Karl-May-Jahrbuch 1920

A .  H e l l w i g :  Die kriminalpsychologische Seite des Karl-May-Problems (S. 187–250)

Diese Arbeit enthält wichtige biographische Daten und Dokumente, siehe Abt. V.

E .  A .  S c h m i d :  Ein Doppelgänger (S. 276–296)

E. A. Schmid hatte 1918 einen Briefwechsel mit einem Direktor Schneemann in Bremen, der behauptet hatte, Karl May in den 60er Jahren in Ostasien kennengelernt zu haben und ein Bild von ihm aus jener Zeit zu besitzen. Schneemann war 1864/66 Kapitän eines unter englischer Flagge segelnden chinesischen Schiffes gewesen. May soll Steuermann auf einem deutschen Schiff gewesen sein: "ein hochbegabter Mann, galt aber als Seemann für minderwertig und


//159//

wechselte häufig seine Stellungen" (S. 277). Schneemann berichtet weiter: "1870 habe ich zuerst wieder von ihm gehört, damals soll er irgendwo in den U.S.A. geweilt haben (S. 277) Über seine Jugend hat May sich nie geäußert, er vermied es fühlbar, darüber sich zu verbreiten. Als seine engere Heimat nannte er die Stadt Chemnitz und, soweit ich mich erinnere, gab er an, sein Vater sei Lehrer gewesen" (S. 280). Als Identifizierungsindiz führt Schneemann an, "daß mein May quer über die Brust sich hatte ein Bild, eine dreimastige chinesische Dschonke unter Segel, eintätowieren lassen" (S. 282). Schmid antwortet, daß das Foto des Seemannes dem Schriftsteller verblüffend ähnele, daß dieser jedoch – wie sein Arzt und seine Frau bestätigten – keine Tätowierung gehabt habe. Lediglich eine Narbe auf der Brust sei bekannt. Gegen eine Identität der beiden Mays spreche die jähzornige Art und die Gottlosigkeit des Seemannes.

: Zur Frühreisen-Hypothese vgl. H. Plaul: "Auf fremden Pfaden? Eine erste Dokumentation über Mays Aufenthalt zwischen Ende 1862 und Ende 1864" in Jb-KMG 1971.

Zwei Angaben zu May und seinem Werk sind erwähnenswert: E. A. Schmid an Schneemann "... zurzeit, wo ich ihn kennen lernte, war es überhaupt kaum möglich, mit ihm ein längeres Gespräch zu führen, ohne daß er mehr und mehr auf Gottes- und Jenseitsgedanken überging, bei denen er dann bis zum Ende der Unterhaltung blieb. Am Fenster neben seinem Schreibtisch hatte er sogar einen Zettel kleben, mit der Aufschrift "Nicht predigen!" weil er selbst merkte, daß er in seinen Werken gar zu leicht auf religiöse Gebiete kam und dadurch das Fortschreiten der Handlung bisweilen fast zu sehr unterbrach" (S. 293).

"Nun noch einige Worte zu Ihren Äußerungen über Sitara, Ardistan usw. Woher May diese Namen hat, ob er sie selbst erfand, oder ob sie aus einem Buch stammen, konnten wir noch nicht ermitteln, denn das auf Seite 290 in Band 'Ich' erwähnte Werk 'Der Hakawati' ist verschwunden. Er besaß dieses Buch und hat es nicht lange vor seinem Tode – sorglos wie er immer war – einem Schriftsteller, namens Eyben geliehen, der inzwischen in der Irrenanstalt starb und über dessen Hinterlassenschaft ich bisher überhaupt nichts erfahren konnte" (S. 294).

: Vgl. hierzu jedoch die Anm. 26 in Plaul (Hg): 'Mein Leben und Streben'. Gegen diese Mitteilung Schmids spricht wohl auch, daß man ein so altes Buch nicht derart leichtsinnig verleiht. Dem Hinweis auf den Schriftsteller Eyben sollte man aber doch mal nachgehen.


//160//


Karl-May-Jahrbuch 1921

A d o l f  D r o o p :  Die Villa Shatterhand (S. 81–87)

Droop schildert detailliert die Einrichtung der Villa Shatterhand, wie er sie wenige Jahre vor Mays Tod kennenlernte: den Flur (Abb. S. 113) mit den Sphinxen Selma Werners und Sascha Schneiders; das Empfangszimmer (Abb. S. 160f) mit den Gemälden Schneiders, der May-Büste Schneiders und einer Büste "Glaube" von Werner; den Blick von der Veranda des Eßzimmers auf den Brunnenengel im Garten; die Bibliothek (Abb. 208f) im 1. Stock und das daneben liegende Arbeitszimmer Mays (Abb. 272f) mit Bildern Sascha Schneiders.

: Vgl. auch H.-D. Steinmetz: Die Villa Shatterhand in Radebeul im Jb-KMG 1981.

E .  A .  S c h m i d :  Karl Mays Grabmal (S. 88–93)

Zum Grabmal Karl Mays (vgl. Abb. in Hoffmann/Plaul: Der große Karl-May-Bildband, S. 275) teilt Schmid mit: "Am Schluß der großen Orientreise 1899/1900 kam Karl May auch nach Athen, wo er u. a. die Ruine des Nike-Tempels besuchte. Kurz vorher waren seine Freunde, der Fabrikbesitzer Richard Plöhn und dessen Frau, in Kairo zu ihnen gekommen, um ihn auf der Heimreise zu begleiten ... Beim Anblick des Nike-Tempels entstand in Frau Klara Plöhn, der jetzigen Frau Klara May, der Wunschgedanke, in der Heimat zu Radebeul eine für die beiden befreundeten Ehepaare bestimmte Gruft zu bauen, die der erhabenen Schöpfung des Altertums nachgebildet sein sollte. Nach der Rückkehr wurde der Gedanke auch tatkräftig von ihr aufgegriffen, und die Ausführung wurde in den Jahren 1902 und 1903 schon aus dem Grund beschleunigt, weil inzwischen Herr Plöhn verstorben war ... Durch Karl Mays Vermittlung gelang es Frau Plöhn, Selmar Werner zu veranlassen, daß er die Ausführung der von ihr geplanten Gruft übernahm... Als Professor Werner das im Hintergrund der Gruft sichtbare Monument fertiggestellt hatte, setzte Karl May den ... Vers darunter" (S. 90f).

Der Vers lautet:

"Sei uns gegrüßt! Wir, deine Erdentaten,
Erwarten dich hier am Himmelstor,
Du bist die Ernte deiner eigenen Saaten
Und steigst mit uns nun zu dir selbst empor" (S. 89).

Wegen der Vorwürfe, die im Kleinberg-Bettelheim-Streit des Grabmales wegen gegen May erhoben wurden betont Schmid ausdrücklich, daß das Grabmal nicht in Mays Auftrag entstand: "Frau May hatte mir ... eine Reihe Originalrechnungen der A. G. für Marmorindustrie Kiefer


//161//

in Kiefersfelden, des Architekten Paul Ziller in Radebeul, der Kunstgießerei Ad. Milde & Co., Dresden, des Totenbettmeisters Hermann Hofmann aus den Jahren 1901/1903 sowie einen Quittungsbrief von Herrn Professor Selmar Werner vom 9. Februar 1903 ausgehändigt, die sämtlich an sie, also an die damalige Frau Klara Plöhn, gerichtet waren" (S. 92). Schmid berichtet sogar, daß May gar nicht im Grabmal bestattet werden wollte: "... im Jahre 1910, hatten wir die seit 1903 bestehende Gruft besucht, und da hatte er mir gesagt: "Ja, sie ist wunderschön. Für mich ist sie aber nicht bestimmt, denn ich werde in meinem Garten begraben!"' (S. 88). Wegen verwaltungstechnischer Schwierigkeiten wurde May dann aber doch im Grabmal bestattet.


Karl-May-Jahrbuch 1922

E .  A .  S c h m i d :  Über Karl Mays Ehe (S. 22–27)

Der kurze Aufsatz ist die in der "Lanze" angekündigte Entgegnung Schmids auf die Bemerkungen zu Mays Ehe in Bettelheims Nekrolog.

: Keine Bedeutung für die Mayforschung, da Schmid sich aus Rücksicht auf Klara May nur auf bekannte Daten beschränkt.

M a x  F i n k e :  Aus Karl Mays literarischem Nachlaß (S. 28–54)

Finke beschäftigt sich mit den im Nachlaß gefundenen drei Mappen mit den Dramenfragmenten 'Die Scheitana', 'Weib' und 'Wüste': "... Emma Pollmer, Karl Mays erste Frau (gest. 1917) ... war in langer, unglücklicher Ehe (1880 bis 1903) die Erlebnisquelle für jene lebenhemmenden Eigenschaften, die sich in May zu einer neuen weltsymbolischen weiblichen Gestalt 'Scheitana' verdichteten. Die Gleichsetzung Scheitana = Emma Pollmer stützte sich auf mündliche Mitteilungen der Frau Klara May, doch auch auf innere Gründe ... Zunächst wird der Gegenstand 'Scheitana' nur als eine Abart jenes schon in früher Jugend durch eine Faustvorstellung angeregten Themas "Gott, Mensch und Teufel" ... aufzufassen sein. Eine gründliche Durchmusterung aller noch erhaltenen Nachlaßhandschriften erbrachte keinen Beweis dafür, daß mit der Scheitana Frau Pollmer VON ANFANG AN gemeint sei" (S. 28f). "Was 'Scheitana', 'Weib' und 'Wüste' anlangt, so finde ich nicht, daß May in den hierher gehörigen Handschriften etwa die Verdrängung seines Eheerlebnisses geäußert, "abreagiert" hat" (S. 30).

Die Ausführungen, die Finke zu Mays Fähigkeiten und Antrieben, Schlüsselszenen zu schreiben, macht, sind vom Stand der heutigen


//162//

Forschung aus völlig unhaltbar. Um Klara Mays Gleichsetzung zu überprüfen, geht Finke näher auf Mays Ehe mit Emma Pollmer ein. Er hält sich zwar stark an Mays Schilderungen in 'Mein Leben und Streben', läßt aber keinen Zweifel daran, daß Mays erste Ehe problembeladen war: "In einem für ihn unrühmlichen "Hausschatz"-Artikel verrät May: 'Ich bin noch nicht lange verheiratet, aber sehr glücklich.' Mummenschanz. Wieder 'Scham und Maske'! K. H. STROBL hätte in seinem Aufsatz ... dem Ich-Flüchtigen noch eine weitere Maske vom Antlitz lösen können: die Larve der gewollt glücklichen Ehe. Nur in einigen Briefen an seinen Verleger und Freund FEHSENFELD (1893) lüftete er die Maske; in einem Brief versichert er launig: 'Old Shatterhand flieht nicht vor seiner Squaw.' In einem späteren äußert er sogar einmal Lebensüberdruß" (S. 34). "Wer diesen gütigen, weichen Mann näher kennt, hält für glaubhaft, was er einmal bekennt: 'Ich wollte die Verlorengehende durch ganz ungewöhnliche Liebe und Güte vor dem Fall zu retten und festzuhalten versuchen. Ich erwähnte sie in meinen Schriften und Büchern. Ich lobte sie da. Ich stellte meine Ehe als eine glückliche dar und gab ihr das zu lesen.'" (S. 36) Finke läßt aber auch keinen Zweifel daran aufkommen, daß auch May kein Unschuldslamm war. "Beide Gatten zeigen krankhafte Züge ... Frau Pollmer hatte gewiß Enttäuschungen mancher Art zu beklagen ... Es soll hier keineswegs auf sie, im Grunde eine Unglückliche, aller Schatten, auf May alles Licht verteilt werden" (37).

K l a r a  M a y :  In den Ruinen von Baalbek und Palmyra (S. 89–96)

Reiseerinnerungen an die Orientreise: Klara May beschreibt die Ruinenfelder und teilt zwei größere Texte aus Mays Reiseaufzeichnungen mit: 4. Juni 1900 (Baalbek) und 17. Juni 1900: Beide Texte heute in Jb-KMG 1971, S. 199f und 202f (Textabweichungen!)

G u s t a v  U r b a n :  Karl May ist gereist (S. 153–161)

Zu Urbans Behauptung, May sei mit seinem Vater, Karl Urban, 1864 durch die Schweiz und Frankreich gewandert und 1869/70 im Ausland gewesen, vgl. Sonderheft KMG Nr. 2: Poppe: "Die Fred-Sommer-Story" dort Auszüge aus dem Urban-Aufsatz) und Jb-KMG 1971: Plaul: "Auf fremden Pfaden? ..."


Karl-May-Jahrbuch 1923

H a n s  R ü h l m a n n :  Karl May in Kairo (S. 123–130)

Hans Rühlmann, von 1895 bis 1902 bei der Buchhandlung Boehme & An-


//163//

derer [Anderer] in Kairo als Gehilfe beschäftigt, lernte May 1899 in der genannten Buchhandlung kennen: "Es war im Jahre 1899 zu Beginn der heißen Jahreszeit Anfang April ... Auf einmal öffnet sich die Ladentür. Ein großer, kräftiggebauter Herr tritt ein, schaut sich selbstbewußt um, dem langen Ladentisch zusteuernd. Das Haupt bedeckt ein Schlapphut, unter dem langes, ergrautes Haar förmlich wie ein Urwald hervorquillt. Die Kleidung besteht in einem bequemen, grauen Reiseanzug. An den Füßen trägt der Fremde derbe Schnürschuhe, am Arm einen Krückstock" (S. 123f). Der nun folgende Bericht über Mays Äußerungen, Unternehmungen und Erlebnisse in Kairo ist – wie schon im Jb-KMG 1971, S. 170 (1.5.1899) angemerkt – als Quelle nicht brauchbar: Die falschen Angaben (Reiseroute) und wörtlichen Übereinstimmungen mit Textstellen aus Mays Selbstbiographie begründen dieses Urteil. Glaubhaft scheint mir einzig die zitierte Begegnungsszene und die Bemerkungen Rühlmanns über Mays letzte Tage in Kairo und ein Wiedersehen ein Jahr später: "In den letzten Tagen seines Hierseins versprach Karl May für die in unserm Verlag erscheinende Zeitung 'Aegyptischer Kourier' einen literarischen Beitrag einzuliefern 'Rund um Kairo'. Infolge seiner plötzlichen Abreise ging das kostbare Manuskript leider verloren ... Ein volles Jahr war seit jenem ersten Zusammentreffen vergangen. Auf der großen Eingangstreppe zum Credit Lyonnais im Palais Coronel, dem Esbekije-Garten gegenüber tritt mir Karl May wie aus dem Boden gezaubert wieder entgegen, eine Dame ihm zur Seite. Die Freude des unerwarteten Wiedersehens ist kurz ... 'Ich habe große Eile! Bevor die Bank hier die Schalter schließt, muß ich auf meinen Kreditbrief noch dringend Gelder abholen zur Osterfahrt nach Palästina und Syrien ins heilige Land. Auf Wiedersehen!" (S. 129f)

K l a r a  M a y :  In Konstantinopel (S. 131–134)

Klara May gibt Mays Aufzeichnungen vom 23. Juni 1900, die Ankunft in Istanbul beschreibend, wieder (vgl. Jb-KMG 1971, 204f (Textabweichungen!)). Im Anschluß daran wählt sie aus den Notizen, die May sich zu den Stationen der Stadtbesichtigung machte, Teile aus (vgl. Jb-KMG 1971, 205f (Textabweichungen!)). Im Jb-KMG (S. 205) wird nebenher auch ein von May nach Klara in Istanbul niedergeschriebener Aphorismus erwähnt: "Die einzige Gott wohlgefällige und wahrhaft siegreiche Verteidigungswaffe der Völker und des Einzelnen ist die Friedfertigkeit. Sie kennt keinen Scheinfrieden, der in Waffen starrt und nach Rache schreit" (S. 134).


//164//

O t t o  R u d e r t :  Aus meinem Tagebuch 1906 (S. 302–308)

Rudert schildert einen Besuch bei Karl May. Er beschreibt zunächst das Wohnzimmer in der Villa Shatterhand, dann gibt er Teile des Gespräches mit May wieder.

Karl May zum deutschen Kolonialismus: "Ich habe von einem sogenannten Wilden niemals eine Lüge gehört, ausgenommen, er war mit Europäern zusammengekommen. Sehen Sie, meine Feinde würden gar nicht zugeben, daß ich die Wahrheit schreibe, daß ich in jenen Ländern gewesen bin, denn wenn sie zugeben würden, meine Schilderungen seien wahr, so müßten sie auch gestehen, daß viele der Wilden sie an wahrer Religiosität; ja an Kultur überträfen, und das dürfen doch die Zivilisierten der Erde nie zugeben. Unser Kampf um Südwestafrika ist der Kampf um ein gerechtes Urteil. Wer gab uns das Recht, das Land jener Leute zu annektieren? Für die Millionen, die dieser unglückliche Krieg verschlingt, hätten wir ihnen zehnmal rechtlich ihren Besitz abkaufen können" (S. 304).

Anschließend spricht May über "Mission" und erzählt eine Anekdote aus dem alten China. Auf Mays Aufforderung hin übernimmt Klara May dann das Gespräch; sie erinnert sich an eine Begebenheit auf der Orientreise: In Bethlehem, in der Geburtskirche, hätten Mays miterlebt, wie ein armenischer Priester von einem anderen christlichen Priester niedergestochen wurde, weil er den seiner Religion zustehenden Raum überschritten hatte.

: Ekkehard Bartsch, Mitautor der Dokumentation "Karl Mays Orientreise 1899/1900" in Jb-KMG 1971, meint, daß ein Besuch in Bethlehem während des Ausfluges von Jerusalem nach Hebron und zurück (11./12.5.1900) wahrscheinlich stattfand. Er glaubt aber, daß der Geschichte kein Augenzeugenerlebnis Mays zugrundeliegt, sondern wohl eher eine Geschichte, die "man" (die Fremdenführer?) sich in Bethlehem erzählt. Bartsch begründet seine Skepsis damit, daß seiner Meinung nach ein solch spektakuläres Ereignis bei dem sensiblen Karl May mit Sicherheit literarischen Niederschlag gefunden hätte.

Christentum, Konfession und Kolonialismus sind auch Thema eines längeren Bekenntnisses, das May im Anschluß an die "Bethlehem-Geschichte" ablegt: "Überhaupt", fiel May ein, "ist es abscheulich, wenn sich zwei Konfessionen wie die evangelische und die katholische derart befehden, wie es jetzt geradezu Sitte geworden ist. Ich habe nie "katholisch" oder "protestantisch" geschrieben, sondern habe immer mich als Christ bekannt, und ob Christus beim Abendmahl gesagt hat "Das ist mein Leib" oder "Das bedeutet meinen


//165//

Leib", ist nicht die Hauptsache, sondern das Abendmahl an sich. Müssen wir denn immer auf dem alten Standpunkt bleiben, uns mühsam mit alten Römern und Griechen herumwürgen? Nein, wir wollen eine freie Zukunft haben. Was sind wir Deutschen? Nichts sind wir, gar nichts, nicht einmal eigene Bildung haben wir, alles von Griechen und Römern und Gott weiß wem zusammengescharrt. Das hängt uns an, hindert uns am Flug in eine goldene Zukunft, und ehe wir uns nicht davon freigemacht haben, sind wir kein Volk zu nennen. Uns ist eine große Aufgabe geworden. Wir können viel viel erreichen – durch Liebe. Lassen Sie sich eine wahre Geschichte eines deutschen Herrn erzählen, den ich und meine Frau persönlich kennen: – Er hatte am Feldzug 1870-71 teilgenommen und war dabei derart am Beine verletzt worden, daß er nie daran denken konnte, jemals wieder ein Pferd zu besteigen. Er ging in ein Kloster, studierte von hier aus Theologie und ging schließlich als Missionar nach Kleinasien und Palästina. Sein körperlicher Zustand besserte sich zusehends, bald lernte er wieder reiten und jetzt kennt er kein anderes Reittier als arabisches Vollblut. Seine Menschenfreundlichkeit und Liebenswürdigkeit wurde unter den Beduinen des Ostjordanlandes bekannt, man kam zu ihm in schwierigen Rechtsfällen, bei Krankheiten usw., und jetzt kann man sagen, daß er das ganze Ostjordanland regiert, die Leute verehren ihn wie eine Gottheit. Müssen wir denn dann immer mit dem Säbel rasseln, und der 'Gloire' zuliebe Krieg auf Krieg beginnen?" (S. 306f)

: Ruderts Erinnerungen sollten Anregung sein, zu klären

a) welchen Ursprung und Wahrheitsgehalt die "Bethlehem-Geschichte" hat,

b) wer der Missionar ist, den Mays persönlich kennen (falls Pater Biever gemeint ist, wäre das anhand einer kurzen biographischen Studie zu verifizieren).

Bislang ist auch noch nichts über den "Konzertmeister Kuppke" bekannt, der während des Besuches Ruderts bei Mays eintrat und der als Freund der Familie May bezeichnet wird.


Karl-May-Jahrbuch 1924

K l a r a  M a y :  Am Grabe Beecher-Stowes (S. 162–165)

1908 machten Mays Station in Andower, dem Ort, an dem Harriet Beecher-Stowe lebte und starb. "May sprach mit Begeisterung von der Frau ... 'Diese Frau', so sagte er, 'war eine Erlöserin, eine Gottgesandte, ihr gebührt der Dank der ganzen Welt. Die Form, in die sie ihre Gedanken goß, stand nicht künstlerisch hoch; doch dar-


//166//

auf [darauf] kommt es nicht an: der kostbare Inhalt, das edle Wollen ist die Hauptsache und der unendliche Segen, der daraus erwächst. Wieviel Leid hat sie gelindert! Was nützt die schönste Form, das kostbarste Gefäß, wenn es nur schale Alltäglichkeit faßt? Ihre Gaben bargen unendliche Güte von tiefer Menschenliebe durchleuchtet, sie schrieb aus dem Herzen für die Herzen, und diese Sprache verstand sie, da war sie Meisterin. Die Herzen öffneten sich ihr. Sie erreichte, was ein ernst ringender Mensch zu erreichen vermag: VERBESSERUNG, VEREDELUNG. Sie hatte den Blick auf ein hohes Ziel gerichtet und es unentwegt verfolgt. Tausende segnen ihr Andenken'" (S. 163).

Während Klara May auf dem Friedhof Andowers spazierenging, saß Karl May auf dem Hügel des Grabes Harriet Beecher-Stowes und schrieb: "Ich hoffte, einen ganzen Roman zu hören, aber nichts von dem. Er stand auf, faltete das Geschriebene zusammen und steckte es in den Epheu, der dicht den Hügel überspinnt, nahm ein Epheublatt und legte es in sein Buch, dann nickte er mir freundlich zu und still gingen wir von dannen Als er aber auch am Abend und am anderen Morgen nicht davon sprach, was er am Grabe geschrieben und was das im Epheu verborgene Papier enthalten habe, fragte ich ihn danach. Er entgegnete: 'Im Gedicht sprach ich mit ihr, was ich schrieb, war nur für sie!' es (war) ein echter Zug Karl Mays, den ich oft beobachtete; was ihm zu heilig, zu persönlich innerlich war, überlebte die geweihte Stunde nicht..." (S. 164f).

F r .  H i n n r i c h s :  Eine Studienreise Karl Mays (S. 334–337)

May reiste 1898 nach Gartow, um Studien zu einer Posse über den Alten Dessauer zu treiben. Hinnrichs begleitete May auf den Ausflügen in die nähere Umgebung des Ortes und berichtet davon.

: Eine wichtige Quelle! Über Mays Aufenthalt in Gartow informiert umfangreich Heinemann: "Dr. Karl May in Gartow" in Jb-KMG 1971. Hinnrichs Aufsatz ist auch im Bd. 42 'Der alte Dessauer' (185. Tsd) abgedruckt. Zu Karl Mays Gartow-Aufenthalt siehe auch KMJB 1928, S. 164f.


Karl-May-Jahrbuch 1925

F r i t z  P r ü f e r :  Die Zensuren des Schulamtskandidaten Karl May (S. 26–38)

Prüfer versucht, Mays geistige und seelische Disposition beim Eintritt ins Seminar Waldenburg zu beschreiben (nach 'Mein Leben und


//167//

Streben') und untersucht dann die Einflüsse des Seminarunterrichts auf May. In seiner Lebensgeschichte beklagt May sich bitter über den Unterricht im wichtigsten Fach auf dem Seminar, dem Religionsunterricht: "Dieses Seminarchristentum kam mir ebenso seelenlos wie streitbar vor." Prüfer führt das auf die Persönlichkeit der Lehrer zurück: "Sie wußten wohl um die verstandesmäßig erfaßten und geordneten Glaubenserfahrungen andrer Bescheid, aber es fehlte ihnen selbst das religiöse Leben" (S. 30). Daß May trotz des menschlich wenig ansprechenden Unterrichts die Abgangsnote "gut" erhielt, erklärt Prüfer mit dem glänzenden Gedächtnis Mays, das half, den oberflächlichen Lernstoff zu erfassen und zu behalten. Die einzelnen Zensuren Mays erfahren wir aus einer Abschrift der Akten des Seminars Plauen, die die damalige Seminardirektion am 25.4.1924 zur Verfügung stellte:

"Karl Friedrich May

geboren zu Ernstthal, den 25. Februar 1842, gebildet in den Seminaren zu Waldenburg von Michaelis 1857 bis Ende 1859 und zu Plauen vom 2. Juni 1860 bis Michaelis 1861, bestand die Kandidatenprüfung den 9. und 12. September 1861.

A. Ergebnisse der Gesamtprüfung (d. h. sowohl der mündlichen als der schriftlichen und praktischen) inbetreff des Schulfaches, also über

1. dargelegte Kenntnisse und Einsichten inbezug aufErgebnis
   a) Religion und zwar insbesondere Glaubens- und Sittenlehre2aII a
   Bibelkenntnisse2a
   b) sprachliche Bildung
       a) Muttersprache betr. Aussprache und Leseton
2b
       Rechtschreiben: Sprachlehre1bII
       Stylistische Fertigkeit2
       b) lateinische Sprache-
   c) Raumlehre und Rechnen
   theoretisches Rechnen
2b
   Kopfrechnen2II b
   Formenlehre2
   Elementare Raumlehre-
   d) Gemeinnützliche Nebenkenntnisse und zwar namentlich
   Geschichte
2a
   Erdbeschreibung2II
   Naturkunde-
   Seelen- und praktische Denklehre2
   e) Pädagogik und zwar
   Erziehungs- und Unterrichtslehre
2
   Spezielle Methodik2
   Katechetik2bII
   Geschichte und Literatur der Pädagogik-
   Volksschulkunde1b
2. technische Fähigkeiten und zwar
   a) Schönschreiben
2b
   b) Singen2aII
   c) Zeichnen2


//168//

3. didaktisch praktische Ausbildung für das Lehrfach
   a) Lehrprobe
2
   b) Lehrfertigkeit überhaupt2II
   c) katechetische Geschicklichkeit insbesondere2
4. Geistige Reife überhaupt, wie sie sich aus der Gesamtprüfung ergab2II
5. Hauptergebnis der PrüfungII
B. Ergebnisse der besonderen musikalischen Prüfung
1. das Theoretische (Generalbaßlehre usw.)
2a
2. das Praktische und zwar
   a) Singen
2a
   b) Orgelspiel2
   c) Klavierspiel2II
   d) Violinspiel2a

C. Urteil über das sittliche Verhalten:

Zur Zufriedenheit nach dem Zeugnisse des Seminardirektors Wild." (S. 32f).

Zu dem Urteil über das sittliche Verhalten teilte die Seminarleitung der Jahrbuchredaktion mit: "Was die Zensur in Betragen betrifft, so lautet diese bei 7 Klassenbrüdern Mays: 'Zur besonderen Zufriedenheit nach dem Zeugnis des Seminardirektors Wild'" S. 37). Den darin ausgedrückten Tadel Mays führt Prüfer auf die Waldenburg-Affäre zurück.

Bei der Analyse der Einzelleistungen legt Prüfer besonderes Gewicht auf die Punkte "Muttersprache betr. Aussprache und Leseton" und "Stylistische Fertigkeiten". Die 2b erklärt er mit Mays Abneigung gegen "technisches Deklamieren": May habe am Beispiel der Erzählweise der Großmutter erfahren, wie gesprochenes Wort wirken kann, und nun konnte er dem kalten Deklamieren keine Freude abgewinnen. Dem "gut" in "Stylistische Fertigkeiten" (Prüfer hatte wohl eine "Eins" für den Dichter erwartet) versucht Prüfer positive Auswirkungen zuzuschreiben: "Auch hier war die Lage für May von vornherein ungünstig. Die Schulforderungen und seine eigne Gestaltungskraft standen in Widerstreit ... Er hat erst spät seinen eignen Stil gefunden. Die Szenen, in denen seine Seele zittert, sind dann allerdings von überwältigender zwingender Wucht. Hätte er sich nicht so eifrig bemüht, den Schulstil anzunehmen, würde man ihm nie vorwerfen können, daß sein Stil nicht immer hohen Anforderungen entspricht. Wir aber können uns freuen, daß ers nur bis zur II gebracht hat" (S. 36f).

: Eine Fotoreproduktion des Abgangszeugnisses von Plauen findet sich in Bd. 34 'Ich'.

K a r l  U r b a n :  Fährten von Karl Mays erster Amerikareise S(. 76–84)

Nachdem Urban im Jahrbuch 1922 von einer Bekanntschaft zwischen


//169//

May und seinem Vater berichtete, erzählt er nun sehr detailliert, was May seinem Vater anläßlich der Frankreich-Tour über seinen Amerika-Aufenthalt mitteilte. Im Mittelpunkt der Amerika-Erlebnisse Mays steht dabei eine Person namens Fred Summer, die Vorbild für Old Firehand sein soll.

: Zur Fred-Sommer-Story vgl. das gleichnamige Sonderheft Nr. 2 der KMG von Werner Poppe und den Aufsatz "Auf fremden Pfaden?" von H. Plaul in Jb-KMG 1971.

K l a r a  M a y :  Die Niagara-Fälle (S. 92–95)

Klara Mays Aufsatz über die Niagara-Fälle enthält die Legende, daß May einen einige Wochen währenden Ausflug ins Landesinnere ohne ihre Begleitung unternahm. Wollschläger dazu: "der einzige 'offene' Zeitraum (zwischen 29.9., wo May noch im Clifton House weilt, und der Ankunft in Lawrence am 5.10.) reichte beim damaligen Tempo der Union Pacific kaum für Hin- und Rückreise." (Wollschläger: Karl May – detebe-TB – S. 157f).

: Ohne Bedeutung.


Karl-May-Jahrbuch 1927

H e r m a n n  H e i n e :  Der Sohn des Webers (S. 32–37)

Ein Rundfunkvortrag, von den Jahrbuchherausgebern ausdrücklich für jeglichen Nachdruck freigegeben, der Mays Leben auf fünf Seiten knapp, sachlich und richtig wiedergibt.

: In den M-KMG Nr. 55, S. 30, ist ein Auszug dieses Textes abgedruckt.


Karl-May-Jahrbuch 1928

A l e x a n d e r  S a l k i n d :  Karl May in Wien (S. 153–162)

Salkind erlebte May 1912 bei seinem Vortrag im Wiener Sophiensaal. Seine Ausführungen sind allerdings recht dürftig und teilweise nicht einmal zutreffend.

Vgl. Ekkehard Bartsch: "Karl Mays Wiener Rede – Eine Dokumentation" in Jb-KMG 1970.

Der vierte Abschnitt "Die Beurteilung Mays in Wien" ist brauchbarer. Salkind führt Umfrageergebnisse zur Maylektüre aus den Jahren 1908, 1912 und 1924 an und nimmt Stellung zum Kampf der Wiener Schulbebörde gegen die Schriften Mays. Abschließend urteilt Salkind über die Auswirkungen der Pressekampagne gegen May:


//170//

"Ein Beweis dafür, daß der Streit für und gegen May doch nur ein sozusagen wissenschaftliches Aufeinanderprallen der Gegensätze bildet, eine theoretische Abwicklung, die nicht in die der Praxis und dem Alltag dienenden Tageszeitungen hineinpaßt. Aber auch ein Beweis dafür, daß die breiten Massen von diesem Streit nichts wissen wollen, was die Zeitungen, die den Geschmack, sowie die Neigungen ihrer Leser kennen und achten, gar wohl erfaßt haben, weshalb sie vermeiden, sich an diesen Fehden zu beteiligen. Das Wiener Publikum schätzt und liebt seinen Karl May, unbekümmert darum, ob der Jugendsünden begangen, ein 'Doppelleben' geführt, in Ichform über Länder, Völker und Ereignisse fabuliert hat, die ihm fremd waren. Den Dichter Karl May sucht und verehrt es, und daß ihm dieser Dichter auch menschlich so nahe zu kommen vermochte, bestätigt, wie wertvoll der Mensch sein mußte, der dieser Dichter war" (S. 162).

Es ist von Beweis die Rede: Salkind wertet die mangelnde Reaktion auf seine polemischen Pro-May-Artikel als Beweis für obige Ausfühungen.


Karl-May-Jahrbuch 1929

E .  A .  S c h m i d :  Winnetou? (S. 347–353)

Schmid zitiert aus dem Buch "Der Pestkrieg" von Ludwig Hofbauer (Verlag Ludwig Rath, Regensburg) eine Stelle, die die reale Existenz Winnetous behauptet. Quelle dafür – und damit für eine neue Frühreisenhypothese – waren Briefe des 1869 nach Amerika ausgewanderten Fritz Saul, der seinem Bruder Ludwig schrieb, er hätte Winnetou persönlich gekannt. Schmids Nachforschungen ergaben, daß Saul wohl die Namen Winnetou und Chief Victorio (dem auf Cochise folgenden Apachenhäuptling) verwechselt hat.

J o s e f  H ö c k :  Wer war es? (S. 359–369)

Höck fand in dem Buch "Unter den Urvölkern von Südbrasilien" von Ferdinand Emmerich Textstellen, die von einem Sachsen namens Carlos berichten, der bei den Indianern im südamerikanischen Urwald lebte. Höck versucht, die Wahrscheinlichkeit, daß May 1888 in Südamerika weilte, darzustellen. Die Herausgeber weisen diese Theorie zurück.


Karl-May-Jahrbuch 1930

K l a r a  M a y :  Der Weißbrot-Araber (S. 490–492)

Klara May erzählt eine Anekdote von Mays Orientreise: Während sei-


//171//

nes [seines] ersten Kairo-Aufenthaltes soll May einem Araber eine Weißbrotschnitte geschenkt haben. Durch den Verkauf von Stückchen dieses Weißbrotes erlangte der Araber ein kleines Kapital, das er zum Ankauf einer Wasserpfeife nutzte, die er gegen Entgelt vermietete. Der Gewinn reichte zur Anschaffung eines kleinen Bauchladens. Den frischgebackenen "Händler" trifft May dann einige Tage später wieder: Der schnelle "Reichtum" war verspielt worden, der Araber war arm wie zuvor.

: Das Erzählte hat allzusehr Anekdoten- und Parabelcharakter. Nachzuprüfen wäre allerdings die Angabe Klara Mays: "Als Karl May zum erstenmal in Kairo war, wohnte er in dem bescheidenen Haus des Deutschen Korf" (S. 490). Dieses Domizil wird in der Dokumentation "Karl Mays Orientreise 1899/1900" (Jb-KMG 1971) nicht erwähnt.


Karl-May-Jahrbuch 1931

O t t o  G e r l a c h :  Deutsche Mädchen "entdecken" einen Dichter (S. 476–478)

Am 3.5.1899 wurde Karl May in Kairo von drei Mädchen eines Kairoer Pensionats angesprochen. Einer, Valerie Arlt, schrieb er ein Gedicht ins Stammbuch (vgl. S. 478 "Für Valerie Arlt").


Karl-May-Jahrbuch 1932

H a n s  Z e s e w i t z :  Alte Urkunden sprechen (S. 33–44)

Zesewitz forschte in den 20er Jahren dieses Jahrhunderts in Hohenstein-Ernstthal nach Urkunden, die Angaben über Mays Leben und seine Familie machten. Er fand:

"Der väterliche Großvater war der Weber Christian Friedrich May. Er wurde am 2. Dezember 1779 in Hohenstein geboren und verheiratete sich am 11. Mai 1803 in Ernstthal mit Johanne Christiane Kretzschmar. Ihnen wurden zwei Kinder geboren, am 1. Oktober 1803 Christiane Wilhelmine, die später "einen schweren Fall tat und ... verkrüppelte", und am 18. September 1810 Heinrich August (Vater Karl Mays). Das Kirchenbuch berichtet weiter, daß der Weber Christian Friedrich May nicht kurz darnach starb, sondern erst nach den Napoleonischen Kriegen, nämlich am 4. Februar 1818 in Hohenstein. Die bei May in Bd. 34 als Unglücksstätte erwähnte Schneeschlucht gehört nach Oberlungwitz. Insofern irrt also Mays Darstellung, woran wohl unklare Jugenderinnerungen schuld sind.


//172//

Der mütterliche Großvater war der Weber Christian Friedrich Weise, der am 4. Januar 1788 geboren wurde und sich mit Christiane Friederike geb. Günther verheiratete. May hat recht, wenn er sagt, "er verunglückte tödlich". Im Kirchenbuch steht: "Er ist am 20. Juni 1832 in seines Nachbars Keller erhängt aufgefunden worden. Ursache: Verzweiflung!" (S. 37f)

"Und nun zu ihr, die in seelischer Beziehung den tiefsten und größten Einfluß auf meine Entwicklung ausgeübt hat!" Karl May meint damit die Mutter seines Vaters. Johanne Christiane May, geborene Kretzschmar, später verehelichte Vogel ... Sie wurde am 15. September 1780 in Ernstthal geboren ... Ihre Eltern waren bitterarm, die Mutter früh gestorben; die Pflege des jahrelang gelähmten, in einen Lehnstuhl gefesselten Vaters rieb das junge Mädchen fast auf. Sie muß auf der Hohen Straße gewohnt haben in einer Stube mit nur einem Fenster, das ihr den Gottesacker zeigte ... Als der Vater infolge einer Reihe von Blutstürzen endlich starb, heiratete Johanne Christiane am 11. Mai 1803 den Weber Christian Friedrich May (siehe oben). Als sie ihren Sohn Heinrich August May am 18. September 1810 gebar, sagt das Kirchenbuch: "Der Schwängerer soll ein Unbekannter gewesen sein". Darnach hat bei der Geburtsanmeldung Christian Friedrich May seine Vaterschaft bestritten. Der Vater Karl Mays ist demnach ein uneheliches Kind, das den Namen May aber erhielt, weil seine Mutter eine verehelichte May war. Folglich scheidet der in der Schneeschlucht bei Oberlungwitz Verunglückte als Großvater des Dichters aus. Den wirklichen Großvater Karls läßt das Kirchenbuch nur vermuten. Noch bei zwei anderen Geburten im Jahre 1810 steht nämlich die Bemerkung: "Der Schwängerer soll ein Unbekannter sein", bei einer vierten Eintragung von 1810: "Der Schwängerer ist ein bayrischer Soldat." Also kann Karls Großvater unter Umständen ein Bayer gewesen sein; während der Napoleonischen Kriege war Ernstthal steter Durchzugsort von Rheinbundtruppen. Dieses Dunkel wird sich natürlich niemals lüften lasen. – Nach dem im Jahr 1818 erfolgten Tod ihres Gatten verheiratete sich Karls Lieblingsgroßmutter am 3. Februar 1822 nochmals, mit Christian Traugott Vogel, der aber bereits am 14. März 1826 starb. Nun lebte sie beinahe noch vierzig Jahre als Witwe. Ihr Lebensinhalt war die Pflege und Erziehung der vierzehn Kinder ihres Sohnes Heinrich August, der sich am 1. Mai 1836 mit Christiane Wilhelmine Weise aus Hohenstein verheiratete" (S. 38ff).

"Frau Selbmann, die einzige noch lebende Schwester Karl Mays (geboren am 9. Juni 1849), erzählte mir selber, daß ihr das Bild: Karl auf dem Schoße der Großmutter, sie umarmend, noch heute deutlich


//173//

vor Augen steht. Karl May gibt in Bd. 34, S. 261ff eine Schilderung von der Tiefe und Eindringlichkeit dieser Erzählungen, und ich kenne hier eine Frau im Alter von zweiundneunzig Jahren (Frau Laura Neidhard), die mit Karl May zur Schule ging und sich heute noch des starken Eindrucks der Großmuttergeschichten, die stets mit dem Siege des Guten über das Böse endeten, erinnert" (S. 40).

"Nicht frei von Widersprüchen ist in Bd. 34 die Bezeichnung des Geburtshauses von Karl May. Der Bericht auf den Seiten 246–248 meint das Haus in der früheren Bahnstraße 27; doch die Froschgeschichte, die Karl sehend, also mindestens 4 1/2 Jahre alt, erlebte, weist nach dem Selbmann-Hause am Neumarkt. Eine urkundliche Feststellung in dieser Sache war unbedingt nötig wegen der anzubringenden Gedächtnistafel. Meine Nachforschungen im städtischen Bauamt und im Grundbuch des Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal ergaben, daß Frau May (Mutter Karls), geborene Weise, das Haus (Bahnstraße 27, seit Februar 1932 Karl-May-Straße 14) 1840 geerbt hatte und im April 1845 an Stietzel verkaufte. So war dieses Haus einwandfrei als Geburtshaus nachgewiesen. Das auf S. 253 erwähnte Gebäude, in das Mays zur Miete zogen, ist das Selbmann-Haus; es brannte in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts nieder. An seiner Stelle steht heute das Gemeindehaus St. Trinitatis" (S. 41f).

"Die Aufzeichnungen auf den Seiten 271–278 von Bd. 34 gehören zu dem Ergötzlichsten, was May schrieb. Und zugleich bilden sie ein Stück Heimatgeschichte. Auf der Suche nach urkundlichen Belegen für dieses Teilchen Revolutionsgeschichte der Vaterstadt fand ich ein Aktenstück, das Heinrich August May, dem oftmals Trunksucht, Liederlichkeit und ähnliches vorgeworfen wurde, glänzend rechtfertigt. Es ist die "Confirmationsurkunde eines Bürgergarden-Corps der Stadt Ernstthal" vom 27. August 1834, unterzeichnet Schloß Hinterglauchau, den 15. Oktober 1834 von Gottlob Carl Ludwig Christian Ernst, Graf und Herr von Schönburg. In dieser Urkunde befindet sich in § XVII unter den Mitgliedern der Garde Heinrich August May. Und da § V vorschreibt: "Ein jeder, welcher bei diesem Corps aufgenommen zu werden wünscht, muß von gutem unbescholtenem Rufe, Bürger und so bemittelt sein, daß ein solcher Zutritt seinen häuslichen und bürgerlichen Verhältnissen keinen Nachteil herbeiführt", so muß wohl angenommen werden, daß Heinrich May durchaus nüchtern, anständig und angesehen war"(S. 42f).

Es gelang mir, eine Urkunde zu finden, die Zeugnis von Kar1 Mays Volksschulbesuch ablegt. In dem Hauptbuch der damaligen Schule


//174//

zu Ernstthal (heute Neustädter Schule zu Hohenstein-Ernstthal) heißt es unter Nr. 63: "Carl Friedrich May besuchte von 1848–1856 die Schule. – Abgangszensur: Wissenschaften II – Sittliches Verhalten I" (S. 43).

W a l d e m a r  O t t o :  Wie ich Karl May sah (S. 45–52)

Der am 14.4.1863 in Hohenstein geborene Dichter Waldemar Otto (Pseudonym "Signor Saltarino"), der im Alter von 14 Jahren die Heimat verlassen mußte, erinnert sich an die Hohensteiner Zeiten. Von seinen Ausführungen sind neben der Bestätigung dessen, was May in 'Mein Leben und Streben' über die Weberarmut und über die schändlichen Umtriebe der "Lügenschmiede" schreibt, folgende Angaben festhaltenswert: "Karl Mays erste Frau, Emma Pollmer, habe ich als Kind auch gekannt, besser aber noch ihren Großvater. Wenn Karl May den alten Barbier einen 'schönen hochgewachsnen Mann' nennt ('Ich', S. 404), so kann ich in diese Verherrlichung körperlicher Eigenschaften nicht einstimmen. Pollmer verkaufte in seinem kleinen 'Salon' allerhand Salben und Arzneien, ging aber in der Hauptsache von Haus zu Haus rasieren. Im Nebenberuf zog er Zähne. Ob schadhaft oder nicht, seiner Körperkraft widerstand kein Zahn. Eine Art Schmiedezange bildete das Werkzeug. Ich war ein kleiner Junge, als er meinen Kopf zwischen seine gewaltigen Hände nahm. Den auf S. 499 des Bandes 'Ich' genannten Wunderdoktor 'Sequah', der Karl May in dem Roman 'Der Schatz im Silbersee' als Vorlage für den Magister Jefferson Hartley gedient hat, kannte ich sehr gut. Er hieß William Hartley und war von Haus aus Akrobat. Als solcher nannte er sich Robinson. Da er mit großer Körperkraft ausgestattet war, stellte ihn jene englisch-holländische Gesellschaft, die das Sequahöl herstellte (aus einer indischen Menthapflanze gewonnen), als Manager ein. Dabei verdiente er viel Geld. Ich traf ihn im Jahr 1890 in Roozendaal (Holland) auf dem Marktplatz. Dort sah ich mir auch sein 'Auftreten' an. Er zog Zähne, während seine Umgebung einen Heidenlärm vollführte, massierte Rheumatiker und Gichtbrüchige mit seinem Öl und veranstaltete nach der Massage mit seinen Patienten ein Wettlaufen ... Die Holländer schworen auf seine Heilweise, doch hat später die Polizei, auf ärztlichen Einspruch hin, sein Auftreten verboten. Nach Deutschland durfte er nicht kommen.

Geraume Zeit später begegnete ich Hartley-Robinson-Sequah im Haag; er besaß dort eine prachtvolle Villa und kutschierte einen Viererzug selbst (S. 50f)

und

"Karl May sah ich nur noch einmal im Leben, und zwar im Jahre 1912


//175//

in Düsseldorf. Er mußte in Essen persönlich einen Termin wahrnehmen. In Düsseldorf besuchte der Dichter, weiß das Kopfhaar und das Kinnbärtchen, einen befreundeten Franziskanerpater im Kloster auf der Oststr., begleitet von seiner zweiten Frau Klara" (S. 52f).

K l a r a  M a y :  Karl Mays Hund Cherry (S. 466–467)

Karl May hatte einst einen Hund, einen Rattler, namens Cherry. Klara May schildert zwei seiner "Streiche". Über Karl May erfahren wir nebenher: "Bevor Karl May seinen Wohnsitz in der Lößnitz aufschlug, lebte er in Blasewitz, dem bekannten Villenvorort Dresdens an der Elbe. An schönen Sommerabenden ging er mit Vorliebe in ein am Wasser gelegenes Gartenwirtshaus nach Loschwitz" (S. 466).

: In Blasewitz wohnte May von Frühjahr 1883 bis Frühjahr 1884.

O t t o  E i c k e :  Klara Mays Amerika-Buch (S. 500–510)

"Alles in allem: Klara May wollte keinen wissenschaftlichen Reisebericht, sondern einen groß angelegten Brief schreiben für die Freunde des toten Dichters. Dieses Vorhaben ist ihr gelungen. An den Freunden ist es nun, den Brief offenen Herzens zu lesen und sich zu freuen an dem, was ihnen darin gegeben wird" (S. 510).


Karl-May-Jahrbuch 1933

O t t o  E i c k e :  Nochmals Klara Mays Amerika-Buch (S. 18–22)

Außer der Angabe der Reiseroute der Amerika-Fahrt der Mays werden keine erwähnenswerten Fakten genannt.

: Die Reiseroute (mit ausführlichem Kommentar) auch bei H. Wollschläger: Karl May – a.a.O. – S. 153ff).

K l a r a  M a y :  Karl May zwischen Morgen und Abend (S. 23–31)

Aus Klara Mays Amerika-Buch werden die Abschnitte "Sein Traumleben", "Wie er arbeitete", "Wie er starb" und "Seine Seele war so wund" wiedergegeben. Ich greife nur zwei kleinere Bemerkungen Klara Mays zu Mays Eigenart, sein Schreiben gegen die Außenwelt abzuschirmen betreffend, und ihre Schilderung des letzten Tages Karl Mays heraus: "Karl May lebte ein Traumleben in seinen aus Wahrheit und Dichtung zusammengesetzten Büchern. Außerhalb dieser Bücher gab er nicht gern und auch dann nur unbestimmte Antwort auf diesbezügliche Fragen. Er trat aus der Welt, die er sich selbst geschaffen hatte, ungern heraus, auch mir gegenüber. Ich hatte das bald erkannt und lernte, mich darein zu fügen und meiner Neugier Zügel anzulegen" (S. 26).


//176//

"Ebensowenig liebte er es, von dem zu sprechen, was noch nicht geschrieben war. Ja, ich habe das Empfinden, daß er oft gar nicht wußte, was er schreiben würde, und daß ihm erst beim Schreiben die Eingebung kam. Selbst mir hat er nur Fertiges vorgezeigt" (S. 27).

"Er hatte sich bei dem Vortrag in Wien leicht erkältet und mußte nach der Heimfahrt das Haus hüten, ohne indes bettlägerig zu sein. Am Samstag, dem 30. März, fühlte er sich wieder etwas kräftiger und beauftragte mich, für die kommende Woche Zimmer im schlesischen Bad Salzbrunn zu bestellen. Aus Besorgnis hielt ich mich aber während des ganzen Tages in seiner Nähe auf, wenngleich ich nicht etwa einen tödlichen Ausgang der Erkrankung vermutete.

Ich war die einzige, die zur Todesstunde an seiner Seite weilte. Da dieser Tag unser Hochzeitstag war, sprach er mancherlei mit mir über die Vergangenheit und auch über die Zukunft. Er war heiter und trug sich mit neuen Plänen: ein Drama wollte er schreiben, das sein eignes Leben schildern und erst lange nach seinem Ableben an die Öffentlichkeit kommen sollte. Dann werde man sein Wollen und Wirken begreifen.

Nachmittags verfiel er in ein eigenartiges waches Träumen und unterhielt sich, wie er das häufig zu tun pflegte, viel mit den Gestalten seiner Phantasie.

Um sieben Uhr abends legte er sich schlafen, setzte aber seine Selbstgespräche in einem undeutlichen Murmeln fort. Gegen acht Uhr richtete er sich plötzlich im Bett auf, sah mit leuchtenden Augen, die nichts von seiner Umgebung zu fassen schienen, in die Ferne und sagte mit klarer Stimme: 'Sieg, großer Sieg! Ich sehe alles rosenrot!'

Dann sank er mit unendlich freudigem, verklärtem Ausdruck zurück; sein Atem wurde schwächer, bis er nach wenigen Minuten erlosch –" (S. 29f).

C .  F r h .  v .  d .  K e t t e n b u r g :  Vor 36 Jahren (S. 435–438)

Es wird von einem Besuch bei Karl May im Januar 1897 berichtet, den der Verfasser erlebte und den May gegen Ende Juni 1897 anläßlich seiner Tirolreise in Innsbruck erwiderte. "Von Innsbruck aus fuhr das Ehepaar May an den Achensee, wo ich nochmals mit May zusammentraf. Er wohnte dort in Scholastika, doch verbrachte er den größten Teil des Tages auf dem Kreuzhof, dem Besitz der auch mir befreundeten Familie des Grafen Jankovics" (S. 437f).


//177//

A l b e r t  P i r t s c h :  Zwischen Aden und Colombo (S. 441–444)

Pirtsch fand das Buch "Tagebuchblätter von meinem Jagdausflug nach Sumatra" von Ludwig Bergmüller. In diesem Buch berichtet Bergmüller, wie er Karl May auf der Orientreise kennenlernte.

Ein wichtige Quelle!!: Wollschläger/Bartsch ("Karl Mays Orientreise 1899/1900" im Jb-KMG 1971 – S. 183ff) greifen darauf zurück. In den M-KMG 49, S. 19ff,, werden die May betreffenden Seiten aus dem Buch Bergmüllers vollständig (!) wiedergegeben.

[Zettel an Karl Mays Fenster (15,6-Kb-Gif)]


Die alten Jahrbücher

Übersicht Sekundärliteratur

Titelseite Karl-May-Gesellschaft

Impressum Datenschutz