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Das Literarische Echo
und Karl May


Eine Dokumentation
von Bernhard Kosciuszko



Zur Einführung

Immer wieder wird beklagt, daß die Literaturwissenschaft Karl May nicht oder nur abschätzig behandelt hat; das läßt sich an der Zahl der Dissertationen im speziellen und der Buchveröffentlichungen im allgemeinen belegen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor für diese ablehnende Haltung May gegenüber dürfte die feindliche Einstellung eines Großteils der Presse gewesen sein. Es ist daher von Interesse, wie Karl May in einer wissenschaftlichen Literatur-Zeitschrift vorgestellt wird.

Eine solche "führende literarische Informationszeitschrift" ist das 'Literarische Echo' gewesen. "Ziel der Zeitschrift: 'Den Vielen, die in dem weitläufigen Reiche der modernen Literatur nur von Zufalls wegen einzelne Streifen und Strecken kennen ... will dieses Blatt die Möglichkeit bieten, das rege Treiben und Schaffen auf literarischem Gebiet aus größerer Nähe zu beobachten'." Das L.E. "verkörpert bewußt die objektiv-instruktive Literaturzeitschrift in repräsentativer Erscheinung ... Hier arbeiten viele bekannte Schriftsteller ... und ebenso die bekanntesten Gelehrten der Zeit, vor allem Germanisten." (1)

Gegründet wurde das 'Literarische Echo' (ab Jahrgang 26 - 1923/24- 'Die Literatur') von Josef Ettlinger. Ab 1910 (Jg. 13) übernahm Ernst Heilborn die Zeitschrift und seit 1933 (Jg. 36) war W.E. Süßkind Herausgeber. 1942 ging das L.E. in der Zeitschrift 'Europäische Literatur' auf, die 1944 eingestellt wurde.

Direkte Beiträge des L.E. über Karl May sind selten. Oft dagegen taucht der Name May in den Spalten 'Echo der Zeitschriften' oder 'Echo der Zeitungen' auf, in denen auf wichtige Aufsätze in deutschen und deutschsprachigen Periodika hingewiesen wird. Diese Hinweise haben einmal die Form der bloßen Literatur-Angabe, zum anderen aber werden die angeführten Aufsätze paraphrasiert und ausschnittweise zitiert.

Ich hoffe, daß sich unter den Hinweisen bisher noch unbekanntes Material befindet, das jetzt vielleicht noch "gehoben" werden kann. Wenn man erfährt, daß z.B. die Süddeutsche Zeitung für das Jahr 1952 schon kein Archivmaterial mehr hat und daß die Neue Züricher Zeitung, die ich für diese Dokumentation um Auskünfte über die Pseudonyme und Aufsätze, die weiter unten angeführt werden, bat, keine Unterlagen mehr über diese Zeit besitzt, so denke ich, ist Eile geboten.

Wichtig für die Beobachtung von Erfolg und Verbreitung des Werkes Karl Mays ist die vom L.E. vom 3. bis zum 10. Jahrgang veranstal-

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1)Fritz Schlawe: 'Literarische Zeitschriften 1 (1885-1910) - Stuttgart - 1961 - (Sammlung Metzler 6) - S. 48



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tete Umfrage nach den MEISTGELESENEN BÜCHERN. Über 100 Leihbüchereien im In- und Ausland wurden gebeten, die 5-6 meistverliehenen Bücher anzugeben. Das veröffentlichte Ergebnis bezieht sich jeweils auf den Zeitraum des vorangegangenen Jahrgangs.

Karl May taucht in den "Bestenlisten" nicht so oft auf, wie die Auflagenhöhe seiner Werke vermuten ließe:

an erster Stelle wird er nur 1 mal genannt,
die zweite Stelle hat er 6 mal inne,
den dritten Rang erreicht er 9 mal,
auf Platz 4 landet May 4 mal,
und Platz 5 wird von ihm 6 mal belegt.

Je einmal taucht der Name May dann noch auf Rang 6, Rang 7 und Rang 10 sowie unter "Sonstige" auf.

Interessant jedoch ist, daß May nie mit einem Einzelwerk angeführt wird: immer ist das Gesamtwerk (auch "May, Reiseerzählungen" und "May, Romane" dürfen ja wohl als "May, alles" interpretiert werden) Karl Mays plaziert. Der einzige, der ähnlich oft wie May im Ganzen gelesen wurde, ist Frenssen; aber er taucht auch häufig nur mit einem seiner Werke (Jörn Uhl, Hilligenlei) auf. Fazit: Karl May wird nicht oft erwähnt (vergleicht man die Zahl der Befragten (über 100 pro Jahr) mit der Zahl der Mayerwähnungen: 29 in 6 Jahren), aber wenn er in Leihbüchereien gehalten wurde, "ging" direkt "alles" von ihm. (2) Betrachtet man die geographische Verteilung der Büchereien, in denen May geführt wurde, so fällt auf, daß Deutschlands Osten und Mitte mayfreundlicher waren als der Westen oder gar der Süden, der überhaupt nicht vertreten ist. Die Städte im einzelnen sind: Berlin, Bernburg, Breslau, Danzig, Dortmund, Dresden, Duisburg, Gießen, Göttingen, Greifswald, Koblenz, Magdeburg, Marburg, Naumburg, Posen, Preßburg, Stralsund, Teplitz.

Diese Zusammenfassung schien mir angebracht, da das Material wegen der unvermeidlichen Anordnung nach Jahrgängen etwas unübersichtlich ist. Der nachfolgende Versuch, in ganz groben Zügen das Bild Karl Mays zu eruieren, das dem Leser des L.E. vermittelt wurde, dient demselben Zweck: das Verstreute in großem Bogen zusammenzufassen. Den eigentlichen Nutzen dieser Dokumentation sehe ich darin, daß sie dem Interessierten Material zur Verfügung stellt, das ansonsten recht unzugänglich ist und das zu weiteren Nachforschungen anregen kann.

Überblick:

Schon bei einem ersten oberflächlichen Durchblättern dieser Dokumentation fällt das blockhafte Auftreten der größeren Aufsätze auf: Jg. 3/4 - dann Jg. 9 bis 14 - dann Jg. 20/21 - und schließlich die Jahrgänge 33 und 37 beschäftigen sich ausführlicher mit Karl May. Bei den einfachen Literatur-Angaben ist bemerkenswert, daß die großen Presse-Attacken des Dresdner Anzeigers, der Frankfurter Zeitung und der "Lebius-Presse" nicht oder nur indirekt erwähnt werden.

Es sei vorweggenommen, daß das Bild Karl Mays, wie es den Lesern des L.E. vermittelt wurde, im Laufe der Jahre immer positiver wurde und im Mahrholz-Aufsatz (Jg. 21) durch einen Höhepunkt literaturwissenschaftlicher Beschäftigung mit Karl May überhaupt

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2)Eine weitergehende statistische Analyse ist nicht möglich, da die einzelnen Leihbüchereien unterschiedlich viele Werke anführen und die übrigen Autoren auch nur bei den Büchereien berücksichtigt wurden, die auch Karl May führten.



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gekrönt wurde. Im ersten "Block" allerdings wurde May so schlecht gezeichnet, wie es nur eben ging: Jg. 3: "Gefahr für die Jugend... Schauergeschichten schlimmster Sorte" und Jg. 4: "neben Reiseromanen katholisierender Tendenz zugleich Schauerromane sensationellen und pornographischen Inhalts". Mays 'Himmelsgedanken' werden vorgestellt als "taube Weisheitskörner ... Katechismusantworten in banale Verse" gesetzt von einem "blutrünstigen Phantasten".

5 Jahre später ist die Cardauns-Affäre immer noch nicht ganz vergessen: Sie wird anläßlich eines Mordprozesses, bei dem der Angeklagte sich als May-Leser entpuppt, wieder aufgewärmt; doch direkt im Anschluß an diese Bemerkung erfährt der Leser des L.E. zum ersten Male Genaueres über das Phänomen Karl May. Dr. Hugo Eicks "literaturpsychologische Studie" wird dem Jugend- und Abenteuerschriftsteller May durchaus gerecht. Eick schränkt aber das positive Urteil wegen des "christlichen Pferdefußes", der "unter dem Mantel des Fabulisten hervorguckt", wieder ein: Das sei nicht kindgerecht und "täusche eine ganz lebensunwahre 'Harmonie der sittlichen Weltordnung' vor." Im 10. Jahrgang wird der "Pornographie-Vorwurf" dann endlich von May genommen: Der "Münchmeyer Vergleich" wird wörtlich zitiert. Doch wird der Angelegenheit (als Cardauns sich wieder regt) "höheres literarisches Interesse" abgesprochen. Durch die Besprechung der Aufsätze der Österreicher Emil Kuh und Otto Soyka steht May dann plötzlich gänzlich rehabilitiert da: "Wir haben den ernsthaften Wunsch daß sich auch die majorennen Leute mit dem Autor befassen" (Kuh). Der 11. Jahrgang verweist noch auf den may-freundlichen Aufsatz Amand von Ozoroczys, und auch Jg. 12 beginnt mit dem Hinweis auf eine May-Verteidigung, dann aber werden durch die Lebius-Prozesse Mays neue "Sünden" ans Tageslicht gefördert: Plagiat-Vorwurf, unechter Doktorgrad und der Hinweis auf die Fiktivität der Reisen Mays bewirken das vernichtende Urteil: "Mit diesem erdrückenden Beweismaterial, das nicht nur den Menschen, sondern auch den Schriftsteller May vernichtet, ist die ganze traurige Komödie ausgespielt." Im Jahrgang 13 wird Karl May dann in Zusammenhang mit seiner Erwähnung der Plagiat-Angelegenheit Heyse-Maeterlinek sogar als Lügner präsentiert, mit dem zu streiten unter der Würde aller ehrenwerten Leute ist. Erst mit seinem Tode ändert sich die Meinung wieder zu Gunsten Mays. De mortuis nil nisi bene. Jetzt heißt es auf einmal wieder: "Man mag Carl May preisen, man mag ihn verdammen - fest steht, daß ein großes Talent in ihm gesteckt hat."

Einige Jahre ist es nun ruhig um Karl May, und als 1918 das Thema May erneut angeschnitten wird, hat sich alle Hektik der Diskussion gelegt. Ludwig Gurlitt setzt die Dinge souverän ins rechte Licht: "Wer weiß sich so frei von Schuld, daß er es wagte, den ersten Stein zu erheben?... Wer kennt heute die dunklen Ehrenmänner, mit denen Karl May in Prozessen lag?... May war der einzige, der geistige Werte schuf ... "

Ein erneuter Versuch, Gift gegen May zu verspritzen, schlug fehl: Prof. Dr. Alfred Kleinberg verfaßte einen von Unwahrheiten und bösen Bemerkungen strotzenden Karl-May-Nekrolog für Anton Bettelheims 'Biographisches Jahrbuch'. Dr. E.A. Schmid vom Karl-May-Verlag verlangte sofort vom Herausgeber eine Änderung des Beitrages. Bettelheim weigerte sich; Schmid drohte mit Klage (wegen Beleidigung eines Toten), und der Verleger W. de Gruyter sah seine Person dadurch bedroht. Er bestimmte (nachdem Bettelheim und Kleinberg eine Revision ihres Standpunktes verweigerten), daß die Auslieferung des Jahrbuches gestoppt würde und ein neuer May-Nekrolog (von Dr. A. Buchenau) eingefügt wurde. Bettelheim trat von seinem Herausgeber-Amt zurück, und dadurch wirbelte diese Angelegenheit etwas Staub auf. Das L.E. stellte sich hinter die Entscheidung de


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Gruyters. Mit Erklärungen und Gegenerklärungen zieht sich diese Affäre aber noch bis weit in den 21. Jahrgang hinein. Neben einer gehässigen Replik Kleinbergs enthält dieser Jahrgang aber auch den Höhepunkt der May-Rezeption im L.E.: Werner Mahrholzl Studie 'Karl May':

Zur Person Werner Mahrholz' ein Auszug aus dem Nachwort zu seinem Buch 'Deutsche Literatur der Gegenwart' (Berlin 1930) von Max Wieser: "Dr. Werner Mahrholz wurde am 1. Dezember 1889 zu Berlin... geboren. ... 1912 promovierte er mit einer literargeschichtlichen Arbeit über einen Schriftsteller des 'Jungen Deutschland': Julius Mosen, und lebte dann bis zum Jahre 1919 als freier Schriftsteller in München. ... Seit dem Kriege war er ständiger Mitarbeiter für die Vossische Zeitung, die Frankfurter Zeitung, das Hamburger Fremdenblatt, die Münchener Neuesten Nachrichten in ihrer demokratischen Zeit, die Rheinisch-Westfälische Zeitung und andere große Blätter; außerdem hat er für fast alle bekannten literarischen und kulturpolitischen Zeitschriften gearbeitet. Er gab selbst seit 1917 die akademische Zeitschrift 'Die Hochschule' heraus ... In den Jahren 1918-1921 war er in der Hochschulreform-Bewegung führend tätig. ... Im Jahre 1918 trat Mahrholz, bei der Gründung, der Deutschen Demokratischen Partei bei. 1919 wurde er in die Reichszentrale für Heimatdienst berufen, um die Volksbildungsbewegung in Bayern zu organisieren. ... 1921 trat Mahrholz aus der Reichszentrale für Heimatdienst aus, um die Leitung der Pressezentrale im 'Arbeitsausschuß deutscher Verbände' zu übernehmen. Er organisierte dabei den sehr schwierigen, weil mit allen Parteien arbeitenden Pressedienst. ... Von 1925 bis zu seinem Tode war Mahrholz als kulturpolitischer Redakteur der 'Vossischen Zeitung' unermüdlich tätig in der Sorge um den Bestand der deutschen Kultur in ihrer mannigfaltigen Äußerung in Literatur, Wissenschaft, Kunst, Volksbildung, in der entschiedensten Mithilfe bei der Bereinigung der innerpolitischen und außerpolitischen Lage des Deutschtums und des Deutschen Reiches. ... Er starb, erst 40 Jahre alt, am ... 20. April 1930 in Meran."

Wichtige Werke Mahrholz': Deutsche Selbstbekenntnisse. Ein Beitrag zur Geschichte der Selbstbiographie von der Mystik bis zum Pietismus (1919), Der deutsche Pietismus (1921), Der Student und die Hochschule (1919), Dostojewski (1922), Literargeschichte und Literaturwissenschaft (1923). Er betreute die Klassikerausgaben Lessing, Schiller, Kleist, Hebbel bei der Deutschen Verlagsanstalt, Stuttgart. Aus den vielen Zeitschriftenaufsätzen seien nur zwei ausgewählt, da eine Überprüfung auf Bezüge zu Karl May bei ihnen angebracht wäre: 'Dichterische Unterhaltungsliteratur', Saarbrücker Zeitung, 10.10.1920 und 'Charles Sealsfield', Deutsche Allgemeine Zeitung, 20.2.1920. (Ausführlichere Literaturangaben bietet der Anhang des zitierten Buches).

Ich glaube, daß es nicht hoch genug bewertet werden kann, daß ein solch bedeutender Mann sich mit Karl May auseinandersetzte. Und nicht nur die Beschäftigung mit May als solche, auch der Inhalt dieses Aufsatzes wird sicher Aufsehen erregt haben: Mahrholz ordnet May in die Tradition des Amadis-Romans ein, vergleicht ihn mit den Detektivgeschichten Conan Doyles und resümiert: "In 'Winnetou' hat Karl May geradezu einen idealen Vertreter der roten Rasse geschaffen und mit dieser Gestalt die Indianerromantik zum Abschluß gebracht." Ausführlich wird Mays Selbstbiographie gewürdigt, die Mahrholz der Selbstbiographie Strindbergs gleichstellt, wie er gleichzeitig die Parallelen zwischen Strindbergs Leben und Mays Leben aufdeckt: "In beiden Autobiographien herrscht deshalb auch, bei aller subjektiven Aufrichtigkeit des Schreibers, doch eine objektive Verlogenheit, die mißtrauisch macht und auf


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die Dauer verstimmt. Ich betone: es ist das bei May ebenso wie bei Strindberg, und die Kritik, welche Strindberg in den Himmel hebt, hat kein Recht, May aus moralischen Gründen abzulehnen."

Mahrholz führt die Verbindung von Moralität und Abenteuer in Mays Werken auf eine gleichzeitige Veranlagung Mays zu "religiösen und moralischen Betrachtungen" und einem "Instinkt für Verbrecheromantik" zurück. Was May letztendlich gefehlt habe, meint er, sei Vernunft gewesen, Vernunft, die den verschiedenen Elementen seiner Veranlagung zu rechter Zeit das Wort erteilt hätte; so "kommt es, daß unvermittelt in seinem Werk die tollste Kriminalromantik und die erhabendsten Empfindungen ..., die wildeste Phantastik und die schärfste, klarste Beobachtung nebeneinander stehen, aber keine organische Verbindung eingehen."

Zur Kompositionsweise Mays merkt Mahrholz an, daß sie "im Einzelnen ausgezeichnet, im Ganzen oft recht salopp" sei. Aber "in einigen Erzählungen ... ist die Komposition auch straffer, mehr aus einem Guß und gerade dann sieht man, wie er alle Mittel der Erzählungskunst beherrscht, immer neue Spannungen zu finden weiß und nie ermüdet." Bei der Besprechung der Menschenschilderung Mays verweist er auf die gelungenen "putzigen und schnurrigen Typen" und meint zur Gestalt Hadschi Halef Omars und Winnetous: "zur Schöpfung solcher Gestalten (gehört) ein ungemeines Talent und (man muß sagen) daß May unzweifelhaft dichterische Kräfte hier hat zu Gestalten werden lassen." An Mays Stil hat Mahrholz nichts auszusetzen: "Ganz frei ist der Stil Mays von eigentlichen Verstößen gegen den guten Sprachgeist, ganz frei im allgemeinen auch von ödem Schwulst."

Kritik übt Mahrholz an May, indem er anhand von Beispielen aus 'Silberlöwe' und 'Winnetou' zeigt, daß Karl May seine "großen Szenen" allzuoft durch Sentimentalitäten und Trivialitäten zerstört. Fazit: "Karl May war kein Dichter, aber ein großes Talent mit dem richtigen Instinkt, das ohne die große Selbstsicherung der künstlerischen Disziplin entartete, und so steht, wie in seinem Leben so auch in seinem Werk, Großes und Kleines, Schönes und Häßliches dicht und unvermittelt nebeneinander. ... Unsere Dichtung kann viel von ihm lernen - und die Erfahrungen an ihm sollten nicht vergessen werden." (3)

Eine solche Studie, von einem solchen Literaturwissenschaftler in einer solch angesehenen Literaturzeitschrift: das ist ein Höhepunkt in der May-Rezeption der deutschen Literatur-Zeitschriften, wie er bisher erst wieder durch Volker Klotz' Akzente-Aufsatz (Durch die Wüste und so weiter - 1962) erreicht wurde. Weitere Verbreitung erlangte Mahrholz' Studie zudem noch dadurch, daß sie in der Rheinisch-Westfälischen Zeitung vom 4.9.1919 nochmals abgedruckt wurde.

Ob auf das allgemein vorurteilslosere Klima oder auf die bessere Presse zurückgeht, daß bedeutende Persönlichkeiten der deutschen Kulturszene sich nun mit Karl May befaßten, sei dahingestellt; Tatsache aber ist, daß mit Max Brod, Ernst Bloch, Carl Zuckmayer, Leonard Frank, E.E. Kisch, Heinrich Zerkaulen und (im L.E. zwar nicht erwähnt, aber doch auch in diese Reihe gehörend) Hermann Hesse den positiven May-Besprechungen so etwas wie eine "höhere Weihe" verliehen wurde: Deutschlands Dichter gaben Karl May die Ehre.

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3)10 Jahre später findet Ernst Bloch nahezu die gleichen Worte zu Karl May und seinem Werk (siehe S. 50 dieser Dokumentation).



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1931 konnte Rudolf Frank dann schon in Bezug auf die Karl-May-Jahrbücher von entstandener "May-Philologie", "May-Theologie" und "May-Philosophie" sprechen. Dazu paßt dann einige Seiten weiter die Nachricht, daß in Frankreich Karl May würdig gefunden wurde, in den Kanon der Schullektüren aufgenommen zu werden.

Nur ein paar Jahre später werden andere Töne laut: 1935 ist May wieder einmal suspekt: "May macht keinen Unterschied zwischen den Menschenrassen. ... Hier tritt er in den denkbar schärfsten Gegensatz zu den heutigen Anschauungen von der 'Ungleichheit der Menschenrassen'. ... es (ist) an der Zeit, eine Revision des Prozesses May vorzunehmen." Zwar ist dies nur eine vereinzelte Stimme, die durch die positive Besprechung der Dworczak-Biographie und die freundlichen Worte zu Mays 25. Todestag relativiert werden, aber all denen seien diese Worte ins Stammbuch geschrieben, die Karl May und den Nationalsozialismus allzu eng beieinander stehen sehen. Darüberhinaus waren solche "Revisionsforderungen" nicht ungehört geblieben, schließlich wurden einige May-Bände "ausgebootet" und andere (Bd. 33) nazifiziert.

Der Streifzug durch 40 Jahre deutscher Literaturzeitschrift ist auch ein Streifzug durch 40 Jahre deutscher Geisteshaltung gewesen - konkretisiert am Fall Karl May: Für die spießige wilhelminische Zeit war der gefallene Mensch May wichtiger und interessanter als sein Werk; die freiere Weimarer Zeit kannte solche Bedenken nicht mehr, sie faßte Werk und Wirkung Karl Mays näher ins Auge und erkannte vorurteilsfrei seine Meriten an. Dunkle Wolken am Himmel deutschen Kulturlebens drohten erst wieder, als das Werk des Dichters mit brauner Elle gemessen wurde.

Auf den ersten Blick scheint die zu Beginn dieser Einführung von mir erhobene Behauptung, die Nichtbeachtung Mays durch die Literaturwissenschaft beruhe zum Teil auf feindlicher Haltung der Presse, nicht zu stimmen: Karl May wird im Großen und Ganzen doch recht positiv dargestellt. Doch muß das hier komprimiert dargebotene Material im Zusammenhang gesehen werden mit der Fülle des sonst in 42 Jahren Gebotenen. Karl May wird in den 42 Jahrgängen nur knapp 20 mal ausführlicher und nur ein einziges Mal erschöpfend behandelt.
Fazit: Nicht nur Gegnerschaft der Presse, auch Unterrepräsentation in Fachzeitschriften dürften an der May-Enthaltsamkeit der Germanistik mitgewirkt haben und noch mitwirken.

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Anmerkung zur Faksimile-Wiedergabe des Aufsatzes 'Karl May' von Werner Mahrholz (Seite 31 ff.)

Damit eventuelle Urheberrechtsansprüche berücksichtigt werden könnten, hat der Verfasser umfangreiche Nachforschungen angestellt. Es konnte aber lediglich ermittelt werden, daß die von Mahrholz geschiedene Ehefrau und seine Tochter vor Jahren in den USA verstorben sind. Andere direkte Nachkommen sind nicht bekannt.

Der im Karl-May-Jahrbuch 1927 (Radebeul) unter dem Titel 'Ohne Zorn und Eifer' nachgedruckte Aufsatz von Mahrholz ist eine stellenweise bearbeitete Fassung.


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D o k u m e n t a t i o n(4)


1900/1901 - Jahrgang 3

506Meistgelesene Bücher:
Berlin:Hans v. Kahlenberg- Nixchen
Karl May- Reiseromane
Georg v. Ompteda- Eysen
Ernst v. Wolzogen- Das dritte Geschlecht

1273Echo der Zeitungen:
"Als eine Gefahr für unsere Jugend bezeichnet Georg Ruseler (Nachr.f.St.u.L.Oldenburg. 115) Den Jugendschriftsteller Karl May, der etwa 40 Bücher geschrieben hat, die sich als Schauergeschichten schlimmster Sorte charakterisieren lassen."
Anm.:Zu Ruseler vgl. H. Plauls Anm. 216 (S. 412) in 'Mein Leben und Streben' (künftig 'LuS') - Olms-Reprint.


1901/1902 - Jahrgang 4

1121Echo der Zeitschriften:
Zu HISTORISCH-POLITISCHE BLÄTTER, München CXXIX, Heft 7
vom 1.4.1902:
"Eine eingehende und beachtenswerte Studie über den Fall Karl May ('Herr Karl May von der anderen Seite') bietet H. Cardauns (7). Er deckt darin auf, daß K. May in den Achtzigerjahren neben Reiseromanen katholisierender Tendenz zugleich Schundromane sensationellen und pornographischen Inhaltes geschrieben habe, die er von dem Verzeichnis seiner Werke im Kürschner ausgeschlossen hat. Diese Enthüllungen dürften die Begeisterung der May-Enthusiasten sehr herabstimmen."
Anm.:(7)=Hist.Polit.Blätter 129, 7 (1902).
Zu Cardauns vgl. H. Plauls Anm. 213 (S. 409), 218 (S. 413 f) und 264 (S. 443) in 'LuS'.
Vollständig abgedruckt in Lebius: 'Die Zeugen Karl May und Klara May' - S. 170 f.

Auszug aus Theodor Herodes: 'Katholische Lyrik':
1325"Zum Schluße möchte ich noch einen 'katholischen' Dichter nennen, über dessen Konfession freilich noch immer scharf hin und her gestritten wird: Karl May, alias Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi. Nach einem dunklen Gerüchte soll der vielgepriesene Indianer- und Räuberromancier vor Jahren in Amerika zum Katholizismus übergetreten sein; aber bei nüchterner Nachprüfung stellt sich diese rührende Geschichte als Wüstenphantasie heraus. Überdies hat noch Dr. Cardauns vor einigen Monaten dem 'großen Laienapostel' die Maske vom Gesicht gerissen und seine Geistesverwandtschaft mit dem südfranzösischen Pornographen Leo Taxil überzeugend nachgewiesen. Nun sind aber Mays Abenteuer-Romane hie und da strengkatholisch gefärbt, und nicht weniger als zehn deutsche


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4)Die vornwegstehenden Ziffern geben die Spalten an; die danebenstehende 'Überschrift' die Sparte, unter der der Artikel / Hinweis im L.E. eingeordnet ist. Ab Jahrgang 26 wird nicht mehr die Spalte sondern die Seite numeriert.



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Bischöfe und Erzbischöfe haben diese Kunstschöpfungen des 'beliebten katholischen (!) Schriftstellers' ihren Diözesanen aufs wärmste empfohlen. Wären also Dr. Cardauns Enthüllungen nicht erfolgt, ich bin überzeugt, die 'HIMMELSGEDANKEN' würden gerade bei Katholiken allmählich eine Verbreitung gefunden haben, mit der Verleger und 'Dichter' wohl hätten zufrieden sein können.
1326Denn die Erfahrung hat zum Überdrusse oft bestätigt, daß für unsere meisten Kritiker in erster Linie nicht der literarische und künstlerische Wert eines Buches ausschlaggebend ist, sondern die Gesinnungstüchtigkeit des Verfassers. - Wer in dem geschwollenen Werke nach poetischen Schätzen sucht, wird schwerlich auf seine Rechnung kommen. Übrigens beträgt die Zahl der Gedichte nur 133, aber jedem Himmelsgedanken geht auf blanker Seite ein Prosaspruch voraus: taube Weisheitskörner, die aber offenbar die geistige Summe Kara Ben Nemsis enthalten sollen. Von einem Dutzend kraft- und sinnvoller Gedankensplitter abgesehen, erinnern diese 'Philosopheme' nur zu oft an jene geheimnisvollen Briefchen, die man in Jahrmarktsbuden den weissagenden Papageien aus dem Schnabel zieht. Die wirklich guten, Gedichte lassen sich an den Fingern herzählen. Karl May, der blutrünstige Phantast, offenbart hier eine verblüffende Geistesarmut: es gehört schon eine gewisse Indianerverwegenheit dazu, Katechismusantworten in banale Verse zu setzen und das Heiligste anzudichten. Die 'Himmelsgedanken' sollen 'unendlich tief' sein; aber so viel ist gewiß, sie sind unendlich fromm, so kirchenfromm, daß man sich wundert, warum der Verfasser nicht das bischöfliche Imprimatur nachgesucht hat. Aber das öde Renommieren und religiöse Selbstbeweihräuchern kann er trotzdem nicht lassen. - Ob diese Zeilen etwas fruchten werden? Ich fürchte fast, die May-Fanatiker lassen sich überhaupt nicht bekehren; und schließlich wird doch der gute Pfarrer J.N. mit seinem kritischen Gesamturteile Recht behalten: 'Es bleibt dabei: Sie sind der größte Schriftsteller Deutschlands, ein Säkularmensch.'"
Anm.:Vor der Besprechung der 'Himmelsgedanken' bespricht Herodes unter anderem auch den Gedichtband 'Sonnenschein' von Ansgar Pöllmann. Für dessen Gedichte findet er allerdings auch keine besseren Worte als für Mays 'Himmelsgedanken'.
Offensichtlich kannte Herodes Mays Verteidigungsschrift 'Karl May als Erzieher ...': Der 'gute Pfarrer J.N.' stammt aus dem Leserbrief Nr. 5, und auf S. 15 der Schrift heißt es: "Und man hat auch nicht den verborgenen Philosophemen der 'Himmelsgedanken' nachzuspüren. Denn diese 'Himmelsgedanken' sind unendlich tief." Dieselben Worte finden sich auch in Herodes' Rezension.
Zu Leo Taxil vgl. H. Plauls Anm. 47 in Jb-KMG 1974, S. 231 f ('Die Kahl-Broschüre')


1902/1903 - Jahrgang 5

500fMeistgelesene Bücher:
Breslau:Gustav Frenssen- Jörn Uhl
E. Georgy- Die berliner Range
Hans v. Kahlenberg- Nixchen
Karl May- Reiseerzählungen
Wilhelm v. Polenz- Wurzellocker



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Dresden:E. v. Adlersfeld-Ballerstrem- Pension Malepartus
M. v. Ebner-Eschenbach- Das Gemeindekind
Karl May- Alles
W. Meyer-Pörster- Karl Heinrich


1903/1904 - Jahrgang 6

516ffMeistgelesene Bücher:
Dresden:E. v. Adlersfeld-Ballerstrem- Trix
M. v. Ebner-Eschenbach- Alles
N. v. Eschstruth- Alles
Gustav Frenssen- Jörn Uhl
Karl May- Alles
Gießen:Franz Adam Beyerlein- Jena oder Sedan
N. v. Eschstruth- Verschiedenes
Gustav Frenssen- Alles
Paul Grabein- Du mein Jena ...
Karl May- Reiseerzählungen
Magdeburg:Felix Dahn- Ein Kampf um Rom
Gustav Frenssen- Jörn Uhl
Sonstige: Ganghofer, Hauptmann, Heimburg, Karl May
Naumburg:Franz Adam Beyerlein- Jena oder Sedan
Gustav Frenssen- Alles
Karl May- Romane
Pressburg:N. v. Eschstruth- Der Majoratsherr
Gustav Frenssen- Jörn Uhl
L. Ganghofer- Der Klosterjäger u.a.
Karl May- Das tägliche Brot


1904/1905 - Jahrgang 7

523ffMeistgelesene Bücher:
Berlin:Gustav Frenssen- Jörn Uhl
Karl May- Alles
Georg v. Ompteda- Verschiedenes
E. Stilgebauer- Götz Kraft
Clara Viebig- Die Wacht am Rhein ua.
Coblenz:Franz Adam Beyerlein- Jena oder Sedan
Gustav Frenssen- Alles
Karl May- Alles
Clara Viebig- Alles
Gießen:Gustav Frenssen- Alles
E. v. Heyking- Briefe, die ihn nie erreichten ...
Karl May- Alles
Wilhelm Raabe - Chronik der Sperl.g.
Peter Rosegger- Alles
Göttingen:W. Gr. v. Baudissin- Alles
Franz Adam Beyerlein- Jena oder Sedan
N. v. Eschstruth- Alles
Gustav Frenssen- Alles
E. v. Heyking- Briefe, die ihn ...
Thomas Mann- Die Buddenbrooks
Karl May- Alles
Posen:Franz Adam Beyerlein- Jena oder Sedan
N. v. Eschstruth- Alles
Gustav Frenssen- Alles



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E. v. Heyking- Briefe, die ihn ...
Karl May- Alles
Teplitz:W. Gr. v. Baudissin- Erstklassige Menschen
Franz Adam Beyerlein- Jena oder Sedan
E. v. Heyking- Briefe, die ihn ...
Thomas Mann- Die Buddenbrooks
Karl May- Alles

Anm.:Der 7. Jahrgang des L.E. befindet sich in Mays Bibliothek (KMJB 1931, S. 270). Da einige Zeit später gegen May der Vorwurf erhoben wurde, plagiiert zu haben, verweise ich auf den in diesem Jahrgang enthaltenen Aufsatz Leo Bergs: 'Zur Psychologie des Plagiats'. Berg bezieht sich nicht auf May, verteidigt aber vehement das Recht des Dichters, auf Vorbilder zurückzugreifen. Was May von diesem Aufsatz für seine Verteidigung später aufgriff, müßte noch untersucht werden.

1905/1906 - Jahrgang 8

525ffMeistgelesene Bücher
Berlin:M. Böhme- Tagebuch einer Verlorenen
L. Ganghofer- Der hohe Schein
Karl May- Alles
Georg v. Ompteda- Verschiedenes
Clara Viebig- Das schlafende Heer u.a.
Bernburg:Otto Ernst- Asmus Sempers Jugendland
Karl May- Alles
Clara Viebig- Das schlafende Heer
Breslau:Gustav Frenssen- Alles
L. Ganghofer- Alles
Karl May- Alles
Georg v. Ompteda- Alles
Frhr. v. Schlicht- Alles
Duisburg:Felix Dahn- Ein Kampf um Rom
Gustav Frenssen- Jörn Uhl
Karl May- Alles
Giessen:M. Böhme- Tagebuch einer Verlorenen
N. v. Eschstruth- Alles
Gustav Frenssen- Jörn Uhl
Hermann Hesse- Peter Camenzind
Karl May- Alles
Greifswald:Gustav Frenssen- Jörn Uhl
E. v. Heyking- Briefe, die ihn ...
Karl May- Alles
H. Sudermann- Frau Sorge
Koblenz:Karl May- Alles
E. Stilgebauer- Götz Kraft
Clara Viebig- Alles
Naumburg:Rudolf Herzog- Lebenslied
H. Kirchsteiger- Beichtsiegel
Karl May- Alles
E. Stilgebauer- Götz Kraft
Pressburg:H. Kirchsteiger- Beichtsiegel
Karl May- Alles
E. Stilgebauer- Götz Kraft



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1906/1907 - Jahrgang 9

552ff Meistgelesene Bücher:
Berlin:M. Böhme- Tagebuch einer Verlorenen
Gustav Frenssen- Hilligenlei u.a.
L. Ganghofer- Der hohe Schein
Karl May- Alles
R. Presper (!)
       (= Presber)
- Von Leutchen, die ich lieb gewann
Danzig:W. Gr. v. Baudiesin- Verschiedenes
M. Böhme- Tagebuch einer Verlorenen
Gustav Frenssen- Hilligenlei
L. Ganghofer- Alles
Thomas Mann- Die Buddenbrooks
Karl May- Alles
Dortmund:Baudiesin - Böhme - C. Doyle - Franzos - Frenssen - Ganghofer - Heer - Herzog - Lauff - Karl May (Verschiedenes)
Duisburg:L. Ganghofer - Verschiedenes
Karl May- Alles
Marburg:M. Böhme- Tagebuch einer Verlorenen
Gustav Frenssen- Hilligenlei
Karl May- Alles
E. Stilgebauer- Götz Kraft
Clara Viebig- Einer Mutter Sohn
Posen:Gustav Frenssen- Alles
Karl May- Alles
M. z. Megede- Alles
Georg v. Ompteda- Alles
R. Stratz- Alles
Stralsund:M. Böhme- Tagebuch einer Verlorenen
Gustav Frenssen- Alles
L. Ganghofer- Alles
E. v. Heyking- Verschiedenes
Karl May- Alles


1669Echo der Zeitungen:
'Karl May als Erzieher'
"Bei dem Mordprozeß, der unlängst vor den Geschworenen in Karlsruhe gegen den früheren Rechtsanwalt Karl Hau verhandelt wurde, kam auch zur Sprache, daß auf den Helden dieses vielbesprochenen forensischen Schauspiels die Werke von Karl May besondere Anziehungskraft geübt hätten. Der Name dieses Schriftstellers hat in der literarischen Welt keinen Klang, für einen großen Teil der deutschen Jugend aber besitzt er heute ähnliche Bedeutung wie für frühere Generationen der Lederstrumpf oder Kapitän Marryat. Karl May wurde seinen eigenen Angaben nach in Ernstthal 1842 als der Sohn eines armen Webers geboren und hat sich autodidaktisch gebildet. In Kürschners Literaturkalender von 1894 nennt er sich DR. phil., bezeichnet sich als Übersetzer aus dem Arabischen, Türkischen, Persischen, Kurdischen und den Indianersprachen und führt 28 Werke als seine eigenen an, 1896 bereits 33, 1901 bereits 43. In den nächsten Jahren fehlen neuere Angaben und in neuesten Literaturkalender steht - ohne Doktortitel nur noch die summarische und ziemlich mysteriöse Angabe: 'Verfaßte zahlreiche figürliche (fingierte?) Reiseerzählungen als Vorstudien für seine eigentlichen (?) Werke.' Die Lite-



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rarische Welt, wie gesagt, weiß fast nichts von Karl May. Hin und wieder wird in pädagogischen Zeitschriften gegen seinen jugendverderbenden Einfluß geeifert, hin und wieder wird er von antikatholischer Seite als Kryptojesuit angegriffen; wir entsinnen uns jedoch auch einer sehr energischen Abschüttelung dieses Autors, die der langjährige Chefredakteur der 'Kölnischen Volkszeitung', Dr. Hermann Cardauns, vor einigen Jahren in den katholischen 'Historisch-politischen Blättern' vorgenommen hat, worin May u.a. bezichtigt wurde, der Verfasser pornographischer Erzählungen zu sein (vgl. LE IV, 1121 (s.S. 9 dieser Arbeit, B.K.)) ohne das unseres Wissens eine Widerlegung dieser Anschuldigung erfolgt wäre.
Gelegentlich wurde er dann in der Tagespresse angeklagt, Reisen als seine eigenen geschildert zu haben, die er niemals gemacht habe, exotische Gegenden als Augenzeuge beschrieben zu haben, ohne jemals dort gewesen zu sein u. dgl. m.

Zum ersten Male unternimmt en jetzt Dr. Hugo Eick in der 'Allgemeinen Zeitung' (Beil, 130), den vielgelesenen und vielgescholtenen Mann zum Gegenstand einer literaturpsychologischen Studie zu machen. 'Millionen zählt die Gemeinde Karl Mays,' leitet er seine Ausführungen ein. 'In allen Weltgegenden sind seine Leser zu finden, selbst in Australien soll es Kars (!) May-Klubs geben. Unzählige junge Seelen stehen unter dem Bann seiner Werke; die kühnste Sehnsucht ihrer klopfenden Herzen ist es, diesen Mann von Angesicht zu schauen, eine Zeile von ihm zu erhalten, bestätigt zu hören, daß er das alles wirklich erlebt habe. Und auch die spröden Ohren vieler Erwachsener sind gefangen von diesem Zauberer,
1670und sie gestehen mit scheinbar überlegenem Lächeln ihre Vorliebe ein für diesen 'Aufschneider', der nach vernünftiger Tagesarbeit doch ihr Nachtlicht bis Mitternacht wach erhält und sie zu den labyrinthischen Pfaden vergessener Jugendlektüre zurücklocken möchte. Derweil gibt der seßhaft gewordene Schriftsteller in seiner Villa 'Old Shatterhand' bei Dresden Audienzen wie ein Fürst, entscheidet, welche von den hundert eingelaufenen Briefen einer Antwort würdig sind und empfängt in den phantastischen Räumen seines Hauses den bescheidenen Gast.' Der Name Karl May bedeute ohne Zweifel heute eine Macht, die darum nicht geringer anzuschlagen sei, weil sie über die Dämmerperiode des lebendigsten Knabenalters herrsche. Schon die heftige Feindschaft seitens der Lehrer und Erzieher bezeuge diese Macht, deren Träger man deshalb kaum minder wichtig nehmen dürfe wie etwa den Autor der 'Welträtsel' (E. Haeckel, B.K.) oder den der 'Grundlagen des 19. Jahrhunderts' (H.St. Chamberlain, B.K.).

Hunger nach Romantik sei die Ursache von Karl Mays ungeheuren Erfolgen. 'Alles was an kriegerischer Leidenschaft und bauender Tatenlust sich in der Wirklichkeit nicht ausleben konnte, führt im luftigen Phantasieraume ein geisterhaft-wildes Dasein fort, und keine Schularbeit wird je die glühende 'Geistesabwesenheit' ersetzen, mit der so ein Bub sein Indianerbuch verschlingt,' Die Frage nach den Eigenschaften, die May zu einer merkwürdigen und erklärungsbedürftigen Erscheinung machen, möchte sein Kritiker zunächst dahin beantworten, daß er es vorzüglich verstehe, faszinierende Helden von unerhörten Fähigkeiten zu schaffen, für die sich die Knaben begeistern. Das Gefühl der Unwahrscheinlichkeit oder Unmöglichkeit komme um so weniger bei den jugendlichen Lesern auf, als Karl May stets in der Ich-Form erzähle und sich selbst im arabischen oder amerikanischen Gewande handelnd darstelle.



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Dazu kommt, daß May ein Meister in der Erfindung und der Auswahl dessen ist, was den Knaben interessiert, daß er immerzu 'geschehen' und immer etwas Neues geschehen läßt. Die - natürlich zu verneinende - Frage, ob er das alles selbst erlebt habe, spiele keine Rolle, im Gegenteil: je weniger davon selbst erlebt sei, um so bewundernswerter sei seine Erfindungsgabe. Mays Erzählertechnik ist verhältnismäßig einfach. 'Gleich am Anfang zeigt der Autor ein fernes ZIEL, auf das der Gang der Handlung, gehemmt durch retardierende Widerstände, hinstrebt. Simplizität des Zieles und Reibungskoeffizient der Bahn - dies sind die einfachsten Mittel der Spannung. Im Festhalten an dieser Einfachheit liegt das nie versagende Lockmittel Karl Mays. Hinter aller zweifelnden Spannung steht zugleich das beruhigende Gefühl, daß jenes Ziel am Ende sicher erreicht wird ... Die naive Grausamkeit wie die Rauflust und der Betätigungsdrang des Kindes kommen bei ihm auf ihre Rechnung. Man mag über die Güte dieser kindlichen Instinkte denken, wie man will; jedenfalls findet auch der Knabe den Teufel interessanter als Gott, und man kann beobachten, daß er bei Geschichten von Verbrechern und edlen Verfolgern zweifelt, ob er nicht lieber der Bösewicht 'ist'.'

Gegen den Jugendschriftsteller und phantasievollen Fabulisten May an sich hätte also Eick anscheinend nichts einzuwenden, desto mehr gegen den christlichen MORALISTEN, denn als solcher trete May in den meisten seiner Erzählungen auf. Sei es schon an und für sich geschmacklos, die fröhliche Abenteuerpoesie solcher Erzählungen mit Moral einzufetten, so zerstöre May durch diese seine Art auch die ganze Naivität seiner Darstel-
1671lung. 'Ja, / je mehr man in die Entwicklung seiner Werke hineinschaut, je mehr man die Entwicklung seiner Laufbahn verfolgt, um so deutlicher sieht man, daß unter dem Mantel des Fabulisten - der christliche Pferdefuß hervorguckt. Denn christliche Weltanschauung, verkündet von der Höhe 'liberaler' Unvoreingenommenheit, - dies ist der leitende Gedanke seiner Jugenderziehung... Aus dem Triumph des Guten, der Vernichtung des Bösen macht er systematisch einen lügenhaft reichlichen Optimismus, der den Helden zum Werkzeug einer höheren Gerechtigkeit ausersehen hat.' Diese ganze christliche Verzuckerung stehe in schroffem Gegensatz zu dem Charakter und der unbekümmerten 'Siegfried-Moral' des Kindes, dem hier an der Hand scheinbarer Realitäten eine ganz lebensunwahre 'Harmonie der sittlichen Weltordnung' vorgetäuscht werde."
Anm.:Die Auslassungen ( ... ) sind hier wie auch sonst in dieser Dokumentation Bestandteil des Originaltextes.
Zu Dr. Hugo Eick siehe auch Jb-KMG 1976, S. 275 u. 279 (H. Hatzig: 'Streiflichter ... ')
Die 'Allgemeine Zeitung' (Beilage 130) erschien am 14.7.1907.


1907/1908 - Jahrgang 10

183Echo der Zeitungen:
" 'Der Reiseschriftsteller Karl May'. Von Prälat Josef C. Heidenreich (Dtsch. Volksblatt Wien, 6736). Eine Verteidigung Mays gegen den ihm von Dr. H. Cardauns u.a. gemachten Vorwurf, daß er pornographische Romane habe erscheinen lassen. Die Schuld wird einem Schundroman-Verleger zugeschrieben, mit dem May deshalb seit Jahren prozessiere. Vgl. L.B. IX., 1669."



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Anm.:L.E. IX, 1699 verweist auf die Besprechung des Cardauns Artikels 'Herr Karl May von der anderen Seite' (vgl. S. 9 dieser Dokumentation).
339Echo der Zeitschriften:
"'Karl May'. Eine Skizze von O.G. Ernst
(Heimgarten, Graz XXXII, 2) s. unten Sp. 370."
Anm.:O.G. Ernsts Skizze wurde abgedruckt in einer Sonder-Beilage zu den M-KMG, Nr. 22.-(HH = Hansotto Hatzig)
370Nachrichten:
DER FALL KARL MAY. Wiederholt war in diesen Blättern erwähnt worden (vgl. Sp. 183 u. IX, 1669), daß der Jugend- und Reiseschriftsteller Karl May öffentlich beschuldigt worden war, der Verfasser teilweise obszöner Romane zu sein. Herr May hatte demgegenüber behauptet, daß sein Name von dem Inhaber der Verlagsfirma Münchmeyer viele Jahre lang mißbraucht worden und er an den ihm zugeschriebenen Veröffentlichungen unbeteiligt sei. In einem Prozeß, den der Schriftsteller gegen die genannte Firma angestrengt hat, wurde vom kgl. Landgericht in Dresden am 8. Oktober d.J. das Urteil zu seinen Gunsten gefällt und er zur Veröffentlichung nachstehender Erklärung ermächtigt:
'In einem zwischen Herrn Karl May und den Erben des Herrn Adalbert Fischer anhängig gewesenen Rechtsstreit haben die fischerschen Erben erklärt, daß die im Verlage der Firma H.G. Münchmeyer erschienenen Romane des Schriftstellers Karl May im Laufe der Zeit durch EINSCHIEBUNGEN UND ABÄNDERUNGEN VON DRITTER HAND eine derartige Veränderung erlitten haben, daß sie in ihrer jetzigen Form nicht mehr als von Herrn Karl May verfaßt gelten können.'"
597Nachrichten:
"ZUM FALL MAY Gegenüber der neulich von uns wiedergegebenen Erklärung (s.4. 370), zu deren Publikation Herr Karl May vom dresdener Landgericht autorisiert worden war, werden wir nachträglich auf einen Artikel des Herrn Dr. H. Cardauns in der 'Köln.Volksztg.' (975) aufmerksam gemacht, der diese Erklärung als 'absolut bedeutungslos' bezeichnet und eine Reihe von triftigen Gründen dafür anführt. Unser Raum erlaubt uns nicht, auf die Einzelheiten dieses ganzen Streitfalles näher einzugehen, der ein höheres literarisches Interesse nicht besitzt: wir verweisen deshalb diejenigen, die sich dafür interessieren auf das zitierte Blatt und zugleich auf einen früheren Artikel von Dr. H. Cardauns ('In Sachen Carl May', Köln. Volksztg. 799), worin kurz und übersichtlich der Tatbestand der seit nunmehr zehn Jahren anhängigen Angelegenheit niedergelegt ist."
Anm.: Köln.Volks.Ztg. 799:Cardauns: 'In Sachen Karl May' (16.9.1907)
Köln.Volks.Ztg. 975:Cardauns: 'In Sachen Karl May' (10.11.1907)
1002Echo der Zeitungen:
"Vielfach hat man bisher den viel bewunderten und viel gescholtenen Karl May um seiner Abenteuerromane willen zu den schädlichen Jugendschriftstellern gezählt, während von anderer Seite immer wieder seine spezialistische Eigenart und seine erzieherische Wirkung gerühmt wurden (s. L.E. IX, 1669 f.).



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1003Emil Kuh ('DIE ETHIK DES ABENTEUERS', N.Wien.Tagbl. 82) geht sogar so weit, in May einen Autor zu begrüßen, dessen Werke viel weniger für die Kinderstube, als für die Erwachsenen bestimmt und geschaffen seien. Der ethische Gehalt dieser kunstvoll verschlungenen Reiseerzählungen erhebe sie 'zu didaktischen Romanen von wirklich vorzüglicher Qualität'. Und zum Schlusse wird bemerkt: 'Man wende uns nicht ein, daß wir den Autor und seine Bücher zu hoch gehoben haben. Wer die Schriften Karl Mays genau kennt, wird diesen Vorwurf nicht erheben und wird sich durch biographische Details aus dem Leben dieses Schriftstellers nicht beirren lassen. In früheren Jahren zehrte ein literarischer Prozeß an seinem Rufe; ein Verleger hatte mit seinem Namen Schindluder getrieben und unter der Etikette 'Karl May' Werke von ganz anderer Provenienz herausgegeben. Das wurde dann in letzter Instanz festgestellt. So wie er in den Werken, in denen er rechtlich als Autor gezeichnet ist, vor uns steht, darf er als eine literarische Individualität aufgefaßt werden, die zu ignorieren entweder pedantisch-hochmütig oder schrullenhaft wäre. Wir haben den ernsthaften Wunsch, daß sich auch die majorennen Leute mit diesem Autor befassen, der über die Erzählung von seltenen Abenteuern den Schimmer milder Ethik ausbreitete und der bei eben diesen Erzählungen an Humor und an Einbildungskraft genug offenbarte, um mit Genuß gelesen zu werden.' - Zu dem selben Ergebnis kommt Otto Soyka in einem Feuilleton 'DER SPANNUNGSR0MAN'(Wiener Sonn- und Montagsztg. 11), der zwar die Lektüre der Romane eines Karl May weniger zu den künstlerischen als zu den Betäubungsgenüssen, wie Alkohol oder Opium, zählt, sie aber eben deswegen gewissermaßen als Wohltat für die geplagte Menschheit begrüßt und nach einer Charakteristik ihrer Eigenart zu dem Fazit gelangt: 'Warum sollte man einen modernen Kreuzzug etwa in der Form der Antialkoholbewegung gegen diese Art Literatur predigen? Der Schriftsteller erzielte mit ganz geringen Mitteln den stärksten Erfolg. Er hat, was von wenigen Größen der Literatur widerspruchslos zugegeben werden kann, die Summe angenehmer Empfindungen bei seinen Zeitgenossen wirklich und fühlbar vergrößert. Einer widerstandsfähigen geistigen Konstitution ist dabei kaum ein merkbarer Schaden zugefügt worden. Nur allzu bildsame und unkritische Geister laufen Gefahr, einer Literaturvergiftung zu unterliegen, deren Krankheitsbild sich in Vergröberung von Geschmack und Urteil zeigt. Das Gift ist, mit Maß genossen, unschädlich und für viele gar schmackhaft. Das Gute überwiegt also bei weitem. Der Schriftsteller verdient Dank, nicht als Künstler oder Erzieher, sondern als Schöpfer eines eigenartigen Mittels zum Genusse.'"
Anm.:Zu Otto Soyka (1882-1955): "östr. Schriftsteller; schrieb spannende expressionistische Romane, in denen er sensationelle Ereignisse des Tagesgeschehens psychologisch motivierend verarbeitete; auch Novellen und Komödien." (Meyers Handbuch über die Literatur - Mannheim - 1964 - S. 774).
Zu Emil Kuh: Ausgabe v. 28.7.08 (vgl. M-KMG 23, S. 22).
1289Echo der Zeitungen:
"'Nochmals Karl May'. Von Bg (N.Zürich.Ztg. 127)"
Anm.:Vom 7.5.1908.



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1908/1909 - Jahrgang 11

46Echo der Zeitungen:
"Für den vielumstrittenen Jugend- und Reiseerzähler Karl May legt im Wiener 'Vaterland' (409) Amand v. Ozoroczy eine Lanze ein."
Anm.:Wiederabdruck in der 'Augsburger Postzeitung' v. 6.2.09 - heute in Graff-Anzeiger (Mag.f.Abenteuer-, Reise und Unterhaltungsliteratur) Nr. 12.

1909/1910 - Jahrgang 12

1093Echo der Zeitungen:
"Zu neuen Angriffen gegen Karl May (die hauptsächlich von katholischer Seite gemacht wurden) ergreift in der grazer 'Tagespost' (91) O.H. im abwehrenden Sinne das Wort."
Anm.:O.H. = Otto Hödel - siehe auch Sp. 1161:
1161Echo der Zeitungen:
"Ein Beleidigungsprozeß den der bekannte Jugend- und Reiseromanschriftsteller Karl May gegen einen charlottenburger Redakteur angestrengt hatte, und der mit einer bösen Niederlage des Klägers endete, gab vielen Blättern Gelegenheit, das sattsam behandelte Karl May Thema (vgl. besonders LE IX, 1669f. und X, 1002 f.) wieder in kürzeren und längeren Betrachtungen zu erörtern. In der grazer 'Tagespost' (103) schreibt Dr. O. Hödel:'Wir sagten in einem unserer früheren Aufsätze: 'Ob ein Doktor der Philosophie oder ein Räuberhauptmann Verfasser der Bücher ist, kann dem Leser gleich bleiben, wenn nur das Verfaßte gut ist.' Nun hat sich aber gezeigt, daß das Verfaßte ebenfalls auf höchst unreelle Machenschaften zurückgeht. Lebius hat nämlich seiner Verteidigungsschrift eine Anzahl von literarischen Analysen eines gewissen Ansgar Pöllmann in der Zeitschrift 'Über den Wassern' beigegeben, aus denen hervorgeht, daß May so ziemlich alle wissenschaftlichen Notizen, und zwar gerade jene, worauf sich die von ihm behauptete Wirklichkeit seiner Reisen stützt,wörtlich aus den verschiedensten Fachwerken abgeschrieben hat. Und wenn auch Herr Pöllmann gerade kein klassischer Zeuge ist, so ist schließlich doch nachgewiesen worden, daß May Plagiate rein erzählender Art begangen hat, und damit ist auch der Schriftsteller May endgültig erledigt. Ferner hat sich ergeben, daß May außer seiner Muttersprache keine einzige Sprache beherrscht, daß er sich aber nicht nur in seinen Büchern als Sprachtalent ausgab, sondern sich auch im Literaturlexikon als Übersetzer von malayischen, chinesischen und indianischen Literatur Denkmälern eintrug. Sich als Übersetzer indianischer Schriften auszugeben, ist kein schlechter Witz. Denn wer kann da mitreden? Aber 'es ist nichts so fein gesponnen, der Philologe bringt es an die Sonnen'. Ein Professor hat nämlich nachgewiesen, daß es Denkmäler des betreffenden Dialektes überhaupt nicht gibt. Wie mag sie nun May übersetzt haben? In demselben Lexikon bezeichnet sich May als Katholik und speziell katholischen Schriftsteller, obwohl er Zeit seines Lebens Protestant war, da er unter dieser Flagge bessere Geschäfte zu erzielen glaubte. Auch die Universität, die ihm das Doktordiplom verlieh, existiert auf der ganzen Welt nicht. Ein sonst ganz unbekannter Dr. Sättler ist vor kurzem für die Wirklichkeit der Reinen (und der Sprachkenntnisse) Mays warm eingetreten, aber auch in diesem Punkte wurde klar erwiesen, daß May längst die



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größte Zahl seiner Bände geschrieben hatte, ehe er überhaupt aus Deutschland hinauskam. Mit diesem erdrückenden Beweismaterial, das nicht nur den Menschen, sondern auch den Schriftsteller May vernichtet, ist die ganze traurige Komödie ausgespielt. Ob May nun noch weiter schriftstellern wird oder nicht? Leser dürfte er jedenfalls finden. Vielleicht jetzt sogar mehr als früher."
Ähnlich sprechen sich aus die 'Zeit' (2713), das 'N.Wiener Tagbl.' (103), die 'N.Fr.Presse' (16393), die 'Nationalztg.' (172) u.a.m."
Anm.:Zu A. Pöllmann vgl. Jb-KMG 1976, S, 273 ff (H, Hatzig: 'Streiflichter ... ') und S. 10 dieser Dokumentation.
Zu Dr. (Franz) Sättler vgl. Jb-KMG 1976, S, 276 -a.a. 0.
1241fEcho der Zeitschriften:
"'Karl May - Old Shatterhand'. Von Erwin Rosen (Mgd.Ztg. 203).-
'Karl May als Erzieher' (W. Fremdenblatt 109)"
Anm.:Erwin Rosen (1876-1923) schrieb Abenteuerbücher, die seine eigenen Erlebnisse wiederspiegeln: u.a. 'In der Fremdenlegion' (1909), 'König der Vagabunden' (1910), 'Der dt. Lausbub in Amerika' (1911-13) (aus 'Der Große Brockhaus')
1330Echo der Zeitschriften:
"'Karl May und sein Geheimnis.' Von P. Caspar (1) Pöllmann (Die Bücherwelt, Bonn; VII,8)."
Anm.:Der Aufsatz stammt selbstverständlich von ANSGAR Pöllmann. Vgl. H. Plauls Anm. 231 (S. 415) in 'LuS'; dort wird ein Ausschnitt aus Pöllmanns Aufsatz zitiert.
1394Echo der Zeitschriften:
"'Karl May'. Von Stephan Hock (Das Wissen für Alle, Wien;X.9).
'Karl May im Lichte der praktischen Pädagogen' (Gegen May ausgefallenes) Ergebnis einer Umfrage von P. Ansgar Pöllmann 0.S.B. (Die Bücherwelt, Bonn; VII9 9910)."
Anm.:Im gleichen Heft der 'Bücherwelt' (Juni/Juli 1910) ist auch eine Anmerkung des Redakteurs dieses Fachblattes des Borromäus-Vereins bezüglich der Streichung der Werke Mays aus der Bücherliste dieses Vereins enthalten. Vgl. H. Plauls Anm. 232 (S. 425 f) in 'LuS'.
Zu Stephan Hock: Vgl. Jb-KMG 1971, S. 218 f (F. Cornaro: 'Das Eintreten des Brenner ... ') und L.E. XIV Sp. 1211 (S.22 dieser Dokumentation).

1910/1911 - Jahrgang 13

921Zuschriften:
"In seinem kürzlich erschienenen Buche 'Mein Leben und Streben' (Freiburg i. Br. 1911, S. 223) schreibt der Reiseschriftsteller Karl May, dessen Reisen auf dem Papier hinlänglich bekannt sind, zur Rechtfertigung seiner zahlreichen Plagiate u.a. folgendes:
'Es ist bekannt, daß MAETERLINCK in einem seiner Schauspiele drei Szenen von Paul HEYSE REIN ABGESCHRIEBEN hat. Heyse verbat sich das; Maeterlinck aber LACHTE IHN AUS und ließ das Stück ruhig unter seinem Namen erscheinen.'
Man empfahl mir als Maeterlincks deutschem Vertreter, diese neueste 'Kunstleistung' Mays vor Gericht zu bringen. Jedoch



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erschien mir - und erscheint auch M. Maeterlinck - solcher Kraftaufwand gegenüber einem Karl May nicht nötig; es wird nach unserer Meinung genügen, wenn ich die obige dreiste Unwahrheit NIEDRIGER HÄNGE. Über die Angelegenheit Heyse-Maeterlinck sind die Leser des 'Lit. Echos' durch die Nummer vom 15. März v. J. ausführlich informiert.
   BerlinF. v. Oppeln-Bronikowski"
Anm.:Es ging in der Heyse-Maeterlinck-Angelegenheit um Maeterlincks Drama 'Maria Magdalena'. Vgl. dazu H. Plauls Anm. 228 (S. 423 f) in 'LuS' und seine Bemerkung im Nachwort ebda. (S. 513). Die Hervorhebungen im Zitat stammen von Oppeln-Bronikowski (s. K. May: 'LuS' - S. 223). May erwähnt die Maeterlinek-Angelegenheit auch im Kisch-Interview (Bohemia 15.5.1910 - abgedruckt in M-KMG Nr. 14 (S. 22).

1911/1912 - Jahrgang 14

889Aus: Karl Hans Strobl: 'Der Kampf gegen die Schundliteratur': "Man spricht von Volksmoral und von der Kriminalstatistik. Es hat sich herausgestellt, daß junge Burschen nach Amerika durchbrennen wollten, weil sie von Indianergeschichten infiziert waren. Der Fall des Don Quixote. Sie haben von Urwäldern geträumt und von Lagerfeuern und von edlen Häuptlingen. Nun hat KARL MAY - der vom Zehnpfennigsheftroman herkam - die Indianergeschichte mit christlicher Tendenz erfunden. Die Jugend hat seine Bücher mit Begeisterung gelesen (wir auch), die christliche Tendenz hat sich von der Indianergeschichte fein säuberlich geschieden und alles war wie sonst. Auf der einen Seite das 'Liebet eure Feinde', um das sich kein Mensch gekümmert hat, und auf der anderen die Schwarzfußindianer, Urwälder und Silberbüchsen. Wenn jemand durchaus durchbrennen mußte, brannte er auch auf Karl May hin durch. Man hat auch manchmal Verbrechen auf schlechte Lektüre zurückgeführt. Auf Verbrecherromane und Detektivgeschichten. Aber man hat auch schon im Gerichtssaal gehört, daß jugendliche Verfehlungen aus NIETZSCHE abzuleiten seien. So wäre also auch Nietzsche - Schundliteratur? Weil er die 'Phantasie vergiftet', weil er eine Fülle neuer Vorstellungen und Gedanken gibt.

Ich meine, solche Fälle beweisen nichts. Tuberkelkeime schweben im Straßenstaub jeder Großstadt. Sie schaden nur dem Unglücklichen, dessen Körper nicht jene schützenden Gifte entwickelt, die sie töten. Und so erliegen dem Einfluß der 'Schundliteratur' nur jene, deren geistiger Organismus keine ethischen Antitoxine herzustellen vermag."
Anm.:Zu Strobl: Siehe Karl May: Gesammelte Werke Bd. 34: 'Ich' - Bamberg - 1975 (29. Auflg.): 'Mensch und Menschliches' - Wiederabdruck der Strobl-Aufsätze 'Das Tragische im Karl-May-Problem' (KMJB 1919) und 'Scham und Maske' (KMJB 1921).
In L.E. Jg. XXXIV, Sp. 685 Hinweis auf einen weiteren Aufsatz Strobls zu Karl May (s.S.53 dieser Dokumentation).



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1053"C a r l  M a y '
Nun Carl May gestorben ist, besinnt sich die öffentliche Meinung darauf, daß Polizeiauskünfte keine psychologischen Charakteristiken sind und daß man es schließlich auch Dante verziehen hat, daß er seinen Aufenthalt in der 'Hölle' und im 'Fegfeuer' nicht dokumentarisch nachweisen konnte. Vorsichtig äußert sich die N.Zür.Ztg. (94), doch kommt auch sie zu dem Schluß: 'Jedenfalls bleibt Carl May, dessen nach einem seiner bekanntesten Helden benannte 'Villa Shatterhand' in Radebeul in der Phantasie seiner zahllosen Leser eine so
1054große Rolle spielte und /das Ziel ihm dargebrachter überschwenglicher Kundgebungen der Verehrung war, eine der rätselvollsten und merkwürdigsten Menschennaturen.'
Entschiedener äußert sich die Deutsche Tagesztg. (169): 'Könnte man nicht ebenso jeden anderen Dichter einen Betrüger und Lügner nennen, dessen Phantasie seine Leser in Gegenden führt, in denen er selbst niemals gewandelt hat, dessen glänzende Feder Dinge schildert, die in Wirklichkeit niemals geschehen sind, der Menschen gestaltet, gute und schlechte Menschen mit guten und schlimmen Eigenschaften, die in Wirklichkeit niemals gelebt haben? Das alles hat Carl May verstanden, wie nur wenige vor ihm, und gerade die schlimmsten Anfeindungen, die er erfahren mußte, waren die Vorwürfe, die ihm auf Grund seiner dichterischen Begabung, aus der heraus er seine Reiseromane geschaffen hat, gemacht wurden.' Und in der Berl. Morgenpost (92) heißt es: 'Man mag Carl May preisen, man mag ihn verdammen - fest steht, daß ein großes literarisches Talent in ihm gesteckt hat. Wie dies Talent auf Abwege geriet, könnte vielleicht mit einer an sich vorhandenen Neigung zum Unerlaubten und Kriminellen im Zusammenhang stehen, zum Teil ist es wohl auch nur eine Wiederholung der oft beobachteten Verwilderung einer schriftstellerischen Begabung, welcher ungebändigte Phantasie und müheloses Produzieren ohne künstlerische Selbstzucht zur Verfügung stehen. Carl May ist daran mitschuldig, daß die Buffalo-Bill-Hefte und die Nick-Carter-Scharteken heute ganz Deutschland verseuchen; aber zwischen seinen Indianerromanen und dieser Schundliteratur besteht doch noch ein Unterschied wie etwa zwischen den 'Drei Musketieren' von Alexander Dumas und dem Riesenschweif platter 'Mantel- und Degenromane', der sich seinerzeit an sie gehängt hat.'
Energischer noch bekennt sich die österreichische Presse zu dem Verfemten, und vielleicht ist das für die Einschätzung der Phantasiebegabung überhaupt symptomatisch. Die Zeit, Wien (3420) schildert den Eindruck, den der greise Carl May noch kürzlich als Vortragender hervorrief. 'Gewiß war der Junge ein wenig betrübt, als er statt seines geliebten, verehrten Old Shatterhand, wie er sich ihn nach dem Titelbild der Romane vorgestellt hatte, einen siebzigjährigen Greis, der sich vielleicht nicht viel von seinem Gymnasialdirektor unterschied, an den Vortragstisch treten sah. Gleich aber war die Enttäuschung gewichen, als Carl May zu sprechen an hub, mit rauher, kraftvoller, energischer Stimme. Jugend war in dieser Stimme, Jugend blitzte aus seinen großen Augen, Jugend lag in der stämmigen Gestalt, Jugend regte sich selbst in seinen Greisenhänden. Und fast rührend jugendlich wirkte die Offenbarung der Illusionen und Lebenshoffnungen dieses alten Idealisten. Wie ein Fanatiker, ein irrer Prophet saß er da oben und verkündete seine Weltanschauung. Das, was er bisher in seinen Werken gegeben, all seine Romane und Lebensbeschreibungen seien nur Vorarbeiten und Vor-



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1054studien zu seinem großen Lebenswerk, das er nun als Siebzigjähriger schaffen wolle. Fast peinlich berührte der Lebensmut, das Selbstbewußtsein, das aus diesen Worten sprach, wie eine Heraufbeschwörung des Schicksals.' Die Tagespost, Graz (91) beschäftigt sich mit der rein literarischen Bewertung: 'Carl May war lange literarisch eine der meist umstrittenen Persönlichkeiten. Nur literarisch. Das heißt, es gab Kritiker, die ihn für den besten bildendsten Jugendschriftsteller aller Zeiten erklärten, die seine Schriften, die, frei von ungesunder Erotik, nur die Liebe zu fremden Ländern und Völkern lehrten, als Kunstwerke lauterster Poesie hinstellten. Und es gab Leute, die seine Sprache für schlechtes Deutsch, seine Erzählungen für eitle Abenteuer-
1055romantik hielten. Aber die Hunderttausende, die Carl Mays Reiseerzählungen lasen, kümmerten sich keinen Deut um die eine oder die andere der literarischen Meinungen, sondern folgten Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar durch die Wüste, durch die Orangen- und Dattelhaine der Oasen, durch das Land der Skipetaren zu den Höhlen des fürchterlichen Schut. Und selbst Erwachsene lasen nicht ohne stille Rührung von Winnetous letzten Stunden, von den glimmenden Wachtfeuern in den Klüften der Cordilleren, von Indianertreue und Indianerrache. Und man war geneigt, die Schönheit der Empfindung, die in diesen Büchern flutete, die Treue der Naturschilderungen, die Lebendigkeit der Sitten- und Charakterzeichnungen so sehr zu loben, daß man darob vergaß, daß die Erzähltechnik primitiv, der Aufbau der Handlung nach EINEM Schema gedrechselt, die Sprache nicht frei von Stilfehlern war. Ja das vergaß man; und groß und klein und jung und alt las Carl Mays Schriften. Es wurde ein Kult mit dem Mann getrieben, der einem Götzendienst nicht unähnlich sah.'
Charakteristisch klingt auch der Abschluß der Betrachtungen im Prager Tagbl. (94): 'Das macht für immer den Wert dieses Schriftstellers aus, den man eben darum, weil er seine Prozesse verlor, weil erwiesen ward, daß er alles, ohne das Geringste erlebt zu haben, seinem Kopfe entnommen, also erfunden hatte, mit Fug und Recht wird einen Dichter nennen müssen.'
Vgl. auch Robert Müller (Fremdenbl., Wien, 91); Paul Wilhelm (N.Wiener Journal 6624); dazu: N.Bad.Landesztg. (155) und Martin Feuchtwanger (Saale-Ztg. 156)."
Anm.:Die Zeit, Wien (3420): in Nr. 3422 vom 5.4.12 erschien Bertha von Suttners Nachruf 'Einige Worte über Karl May', s.a. Jb-KMG 1970, S. 80 (HH).
Zu Robert Müller vgl. Jb-KMG 1970, S. 95 f, Nachdruck von R. Müllers 'Nachruf auf Karl May', Fremdenblatt, Wien, 3.4.1912, in Jb-KMG 1970, S. 106 f, vgl. auch Jb-KMG 1971, S. 221 f und 236 ff.
Zu Paul Wilhelm: Abdruck seines May-Interviews aus dem 'Neuen Wiener Journal', 2.4.1912, in Jb-KMG, 1970, S. 85 ff.
1091Nachrichten:
"Kurz nach seinem 70. Geburtstag ist der vielbewunderte und vielbefehdete Reiseschriftsteller Karl May zu Radebeul bei Dresden gestorben. Ausführliches über seine Persönlichkeit findet sich auf S. 1053."
1211Echo der Zeitschriften:
"'Karl May'. Von Stephan Hock (Der Strom; 11,2)".



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Anm.:Zu Stephan Hock vgl. Jb-KMG 1971, S. 218 ff und S. 19 dieser Dokumentation.
1362Echo der Zeitschriften:
"'Für Karl May'. Von Berthold Viertel (Der Strom; 11,3)".
Anm.:Viertels Abhandlung ist abgedruckt in Jb-KMG 1971, S. 226 ff.

1914/1915 - Jahrgang 17

1203Echo der Zeitschriften:
"'Karl May und der Krieg' Von Hadubrant (Natur und Gesellschaft; II,9)".

1916/1917 - Jahrgang 19

131Nachrichten:
"Die Karl-May-Stiftung soll nunmehr mit einem Kapital von 32 000 Mark in Kraft treten, die Spenden mit dem Jahr 1917 beginnen. Der Mitinhaber des Karl-May-Verlages hat bei dieser Gelegenheit festgestellt, daß sich Karl Mays Einkommen während seines siebzigjährigen Lebens auf etwa 800 000 Mark, seine Hinterlassenschaft auf 140 000 belaufen habe."
1008Echo der Zeitungen:
"Eine Ehrenrettung Karl Mays ('Karl Mays Lebensbeichte und Testament') unternimmt Otto Bandmann (N.Wiener Journal 8424)."
Anm.:Dieser Artikel wurde in verschiedenen Zeitungen nachgedruckt, vgl. dazu H. Plauls Anm. 32 (Nachw., S. 537) in 'LuS'.

1917/1918 - Jahrgang 20

159Echo der Zeitungen:
" ... Ein Aufsatz von Richard A. Bermann über Karl Mays Me-
160moiren (Zeit, / Wien 5380) klingt in die Worte aus: 'Dieser verkommene Volksschullehrer, dieser Zuchthäusler ist als Mann von hohem Wissen gestorben. Er beherrschte viele Sprachen (die deutsche leider nie vollkommen); ein gelehrter Orientalist bescheinigt dem Herausgeber der Memoiren, daß Karl May die unwahrscheinlichsten arabischen Dialekte verstand. Er hatte der Jugend wirklich viel zu lehren. Er kam aus dem Dunkel und sah die Welt nun rosenrot. Welch ein empörendes Schauspiel, daß ihm nun die Pharisäer verbieten wollten, sie rosenrot zu sehen und vom Höheren zu schwärmen! Es ist ihnen gelungen, ihn am Ende seines Lebens wieder sehr unglücklich zu machen; ein prächtiger Erfolg der aufgeregten Tugend! Jetzt ist er tot; und irgendwo lesen Knaben mit glühenden Wangen die Geschichten von Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi; und überspringen die geläuterten Moralpauken; und in ihren jungen Herzen ist der rein und groß, der ihnen die weite schöne Welt so weit und schön zeigen konnte. Entrüstete Sittenwächter schelten weiter den Zuchthäusler. Der Tote liegt im Grab; sein ist ein großer Sieg, und er sieht längst alles rosenrot.'"
1008Nachrichten:
"In einem offenen Brief 'An die Mitarbeiter und Freunde des Biographischen Jahrbuches und Deutschen Nekrologes' (Wien 1918, Im Selbstverlag des Verfassers) setzt ANTON BETTELHEIM



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auseinander, welche Gründe ihn bewogen haben, nach zweiund-
1009zwanzigjähriger Herausgeber/schaft des Biographischen Jahrbuches und Deutschen Nekrologes die Redaktion und seine Beziehungen zum Verlag Georg Reimer abzubrechen."
(Es folgt ein Absatz, der über die persönlichen Beziehungen Bettelheims zu de Gruyter die Aussage macht, daß es eine freundschaftliche und auch jetzt noch durch nichts getrübte Verbindung sei. Der einzige Grund für das Zerwürfnis wäre die folgende Angelegenheit: (Zusammenfassung von mir. B.K.)).
"Der Karl May-Verlag wollte die Zurückziehung oder Änderung des Karl May Nekrologes von Professor Alfred Kleinberg, Teschen, erzwingen, Ich erklärte dem Verlage, daß an dem ausgegebenen Text, für den ich vorbehaltlos jede Haftung übernahm, jeder Klage mich stellen zu wollen bereit war, nichts geändert werden dürfe; in diesem Sinne übergab ich Georg Reimer den Wortlaut nachstehender Zuschrift: ... '
Es folgt nun ein dem Verlag Reimer für den May-Verlag übersandtes Schreiben, in dem Prof. Bettelheim seinen Standpunkt, unter keinen Umständen in eine Preisgabe Kleinbergs zu willigen, nachdrücklich betont und jede Verantwortung auf sich zu nehmen erklärt, auf Grund der von ihm aufs sorgfältigste geprüften Selbsterkenntnisse Karl Mays, zahlreicher Beweise von Autoritäten und von Zeugnissen führender Zeitschriften und Zeitungen.
Es folgt ferner Mitteilung über die Art des Vorgehens des May-Verlages (resp. seines Inhabers Dr. Schmid) gegen den Verlag Reimer, die bewirkte, daß der Inhaber des Verlages Reimer, Dr. de Gruyter, unter dem Druck der Drohung einer Klage aufgrund des Verstoßes gegen § 189 St.G. (Beleidigung eines Toten) stehend, Prof. Bettelheim ersuchte, nochmals mit Dr. Kleinberg zu prüfen, ob und inwieweit sie gewillt seien, jenen Nekrolog zu ändern.

Bettelheim wich naturgemäß nicht von seinem Standpunkt, brachte dies in einem Schreiben an den Freund und Verleger Dr. de Gruyter nochmals zum Ausdruck und stellte eine Änderung des kleinbergschen Textes nur dann anheim, wenn er selbst damit als Herausgeber von seinem Amt zurückträte. Danach nahm Dr. de Gruyter den Abschied zur Kenntnis.

Besonders charakteristisch in der hier veröffentlichten Korrespondenz sind einige Briefe des Inhabers des Karl May-Verlages, Dr. E. Schmid (Ps. Satanello) an den Verlag Georg Reimer. Schmid sandte diese Briefe nachdem die Angelegenheit ihren Abschluß gefunden hatte, in Abschriften an Prof. Bettelheim. Ein Schreiben des Dr. Schmid-Satanello an Dr. de Gruyter vom 1. März 1918 soll beweisen, daß eine Klage bei Nichtzurückziehung des May-Nekrologes unter allen Umständen eingereicht worden wäre, und zwar gegen den Verfasser des Nekrologes, Dr. Kleinberg. Es heißt darin: 'Des weiteren waren unsere eingehenden Auskünfte über Herrn Dr. Kleinberg sehr ungünstig ausgefallen: er soll völlig vermögenslos sein und hat ein solch geringfügiges Einkommen, daß er nicht einmal in der Lage wäre, bescheidene Prozeßkosten zu bezahlen, geschweige die Riesensummen ...' usw. Und der bemerkenswerte Schlußsatz dieses Schreibens lautet: 'Diese österreichische Seite der Angelegenheit hat uns allerdings von allem Anfang
1010an viel Kopfzerbrechen ge/macht, und es war sogar schon der Plan aufgetaucht, daß entweder Herr Dr. Beißel oder ich Herrn Dr. Kleinberg unter Verständigung seiner vorgesetzten Behörde derart beleidigen solle, daß er einer Klagestellung gegen uns nicht entgehen könne, wodurch dann der Prozeß nach



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Deutschland herübergezogen worden wäre. So war der bitterernste Sachverhalt. Ich gebe gleichzeitig Herrn Dr. Bettelheim von unserem neuerlichen Briefwechsel durch Abschriften Kenntnis und bringe damit die Angelegenheit zum vorläufigen, hoffentlich auch endgültigen Abschluß!"
Anm.:Der 'Kleinberg-Nekrolog' ist vollständig abgedruckt in Karl May: Gesammelte Werke Bd. 34 'Ich' - Bamberg- 1975 - 29. Auflg. - S. 416-18. Siehe auch L. Gurlitt: 'Gerechtigkeit für Karl May', Radebeul 1919. Nachdruck in Bd. 34 'Ich' - a.a.0. - S. 411-530. Dort wird auch auf Schmids Darstellung der Kleinberg-Affäre ('Eine Lanze für Karl May', Radebeul 1919) hingewiesen.
1172Echo der Zeitungen:
"' D e r  F a l l  K a r l  M a y '
Einem Aufsatz von Erich Kühn (Ztg. f.Lit.,Hamb.Corresp.11) entnehmen wir die höchst bemerkenswerten, unseres Erachtens völlig zutreffenden Ausführungen Ludwig Gurlitts, die Kühn wiederholt und die in Gurlitts Aufsatz 'Karl May in der zeitgenössischen Kritik' im 'Jahrbuch' (herausgegeben in der Schlesischen Buchhandlung von Rudolf Beissel und Fritz Barthel) niedergelegt sind. Gurlitt schreibt: 'Ich habe mich stets bemüht, mit eigenen Augen zu sehen, mit eigenem Kopf zu prüfen. Ich habe deshalb auch Karl May gegenüber keine Rückfälle und keine Reue, habe ebensowenig die Hetze gegen ihn mitgemacht, wie ich mich zu unbegrenzter Bewunderung verleiten ließ, und glaube daher berechtigt zu sein zu einer Kritik der an ihm geübten Kritik. Ich wähle, um an einem hervorragendem Beispiel die ganze gegen Karl May gerichtete Polemik zu treffen, die 'Würdigung' des eben Verstorbenen, die in einer unserer beachtetsten Zeitschriften eine sonst verdienstvolle und kunstverständige Feder zeichnete. Es heißt da zu Karl Mays Tode: 'Späteren Jahren werden Mays Erfolge zum mindesten so interessant erscheinen wie uns heutigen etwa die Cagliostros oder Casanovas, und wer weiß, ob nicht auch über ihn eine Literatur entstehen wird. Der Fall Karl May ist aber viel bedeutsamer als der eines jener wesentlich feineren Abenteurer, weil er von viel größerer Kulturwirkung war.' [Anmerkung der Internet-Redaktion: Zitiert wird hier Ferdinand Avenarius: Zu Karl Mays Tode. Der Kunstwart. Jg. 25, 1. Maiheft 1912, S. 193f.]
Wir haben hier zunächst das Zugeständnis, daß May eine starke Kulturwirkung ausgeübt hat, also ein bedeutender Mann war. Der Vergleich aber mit Cagliostro und Casanova ist tonangebend für die folgende gesamte Charakteristik. May wird als interessanter Schwindler und Abenteurer hingestellt.:
'Ein entlassener Lehrer wird Schwindler, Dieb, Einbrecher, Straßenräuber, nach schweren Gefängnisstrafen verfällt er aber darauf, daß sich für einen Menschen von Gescheitheit, Skrupellosigkeit und Talent mit der Feder gefahrloser Geld machen lasse, als mit Dietrich und Brecheisen. Er schreibt, was das meiste verspricht: Reiseschilderungen aus eigenen Erlebnissen, die er nicht gehabt hat, Übersetzungen aus Sprachen, die er nicht kennt, fromme Madonnengeschichten, er, der Protestant, erbauliche Sittenromane, er, der Verfasser von Kolportageschund.'
Halten wir hier zunächst ein! May hat nicht bestritten, daß er in seiner Jugend auf Abwege geraten war, aber er hat sich mit bewunderungswürdiger Kraft aus dem Abgrund wieder empor-
1173gearbeitet und seine Schuld /dadurch wieder gutgemacht. Ich sehe ganz ab von jedem christlichem Empfinden, mein schlichtes Rechtsgefühl bereits sträubt sich dagegen, daß man einen, den die himmlischen Mächte schuldig werden ließen und dessen



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Schuld sich so schwer gerächt hatte, bis über das Grab hinaus, ja am Grabe selbst, mit der Erinnerung daran zu Boden werfe. Von selbst drängt sich da die Frage auf: Wer weiß sich so frei von Schuld, daß er es wagte, den ersten Stein zu erheben? Wer weiß, ob er nicht auch gestrauchelt hätte und gefallen wäre, wenn er wie May in bitterster Armut und unter der Umgebung von sittenlosen Schnapsbrüdern und Zotenreißern als Kegeljunge, die Nächte hindurch in Tabak- und Fuseldunst bis zur Erschöpfung arbeitend, aufgewachsen wäre und dann bei glühender nach Freiheit dürstender Seele die leibliche und geistige Enge des Seminaristenlebens und Volksschullehrer-Frondienstes hätte erdulden müssen.
Aus der Strafanstalt entlassen, in der er sich untadelig geführt und die Zuneigung seiner Beobachter gewonnen hatte und in der er sich mit Tränen, Beten, Händeringen bei vollstem Studium und durch Verfassen nicht etwa von Schauerromanen, sondern von geographischen Predigten voll tiefer, weltumspannender Frömmigkeit für ein neues, geläutertes Leben ausrüstete, hätte er, wenn es nach seinen Widersachern gegangen wäre, ins Verbrecherleben zurückkehren sollen. Das ist ja die Bahn, auf die unsere öffentliche Moral den 'Hauptmann von Köpenick' und alle aus den Gefängnissen Entlassenen verweist. Karl May wählte einen anderen Weg: er empfand seinen Fall und seine Strafe als eine Züchtigung von Gottes Hand und setzte seine ganze Kraft daran, sie zu seinem Besten zu wenden.-- Die Feindschaft macht es sich stets sehr leicht mit den Verdächtigungen. Soll jemand als Schwindler verschrieen werden, so ist dazu jedes Menschen Zeugnis willkommen. Wer kennt heute die dunklen Ehrenmänner, mit denen Karl May in Prozessen lag? Wer traut sich zu behaupten, daß jene Künder der Wahrheit, May deren Fälscher war? Umgekehrt gewinnt die Auffassung viel mehr an Glaubwürdigkeit. May war der einzige, der geistige Werte schuf: an ihn sogen sich die gewinnsüchtigen, rücksichtslosen Spekulanten an, die sein Talent ebenso wie seine Not ausbeuteten, die ihn sich gefügig und zu Frondienst geneigt machten, weil sie 'alles' wußten und durch leisestes Rühren an seiner brennenden Lebenswunde die Früchte aller seiner Kämpfe und Mühen wieder vernichten konnten."
Anm.:Gurlitts Aufsatz ist im KMJB 1918 enthalten; bei dem von ihm zitierten Artikel handelt es sich um Avenarius' Elaborat - siehe L.E. XX, 1230.
1199ffNachrichten:
(Der Verleger de Gruyter nimmt in einem 'offenen Brief an die Mitarbeiter und Freunde des Bibl. Jahrbuches und Dt. Nekrologs' Stellung zur Kleinberg-Bettelheim-Affäre. Das L.E. zitiert aus dem darin enthaltenen Brief de Gruyters an Bettelheim v. 26.12.17):

"'... 3. Das erste Ergebnis des langen brieflichen Zwiegespräches, das sich zwischen Ihnen und mir entwickelte, war ein zwiespältiges. Der Verfasser war zu so wesentlichen Änderungen bereit, daß dem Verlangen von Herrn Schmid mindestens zum Teil Genüge geschehen wäre. Sie aber ließen mich wissen, daß Sie, als Herausgeber, nach sorglicher Prüfung die Arbeit von Herrn Kleinberg in ihrem Inhalt für stichhaltig, in ihrer Fassung für unanfechtbar hielten; daß Ihre Herausgeberwürde einer Drohung des Herrn Schmid nicht weichen würde; ( ... )
4. Demgegenüber erklärte ich nach ebenso gewissenhafter Prüfung der mir zu Gebote stehenden Quellen, daß und warum ich



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mir Ihre Anschauung über die kleinbergsche Arbeit nicht zu eigen machen könne, daß und warum sie mir jetzt noch angreifbarer als zuvor erscheine. ( ... )'"

(Im folgenden geht de Gruyter auf die rechtliche Situation ein, die nach seiner Meinung nicht die Herren Bettelheim oder Kleinberg sondern ihn als Verleger betreffe. Zum Schluß des 'offenen Briefes' de Gruyters heißt es dann:
"'... Und nun in aller Kürze noch einmal zu den beiden Kernpunkten, die zwischen mir und Professor Bettelheim strittig sind:
1.Widersprach der kleinbergsche Artikel dem Recht und der guten Sitte?
2.Machte ich mich, wenn er dies tat, nachdem ich von ihm Kenntnis genommen, durch den Weitervertrieb des Bandes mitschuldig?
Die erste Frage verneint Professor Bettelbeim, während ich sie unbedingt dahin bejahe, daß Professor Kleinberg in Unterschätzung der Aufgabe und des Stoffes und in nicht genügend kritischem Verlassen auf seine Quellen, seiner Darstellung Züge eingefügt hatte, die das Bild Karl Mays zum mindesten über das Beweisbare hinaus verdunkelten und noch lebende Personen des mayschen Kreises verunglimpften."

(Die zweite Frage beantwortet de Gruyter mit dem Hinweis, daß ein Eingriff des Verlegers in die Tätigkeit eines Herausgebers nicht zulässig sei, wenn der Herausgeber oder der Autor die Verantwortung selbst tragen könnten. Da aber in diesem Fall beide Österreicher wären, fiele in Deutschland die Verantwortung auf ihn, den Verleger, zurück).
Anm.:Die in Klammern stehenden Textteile stellen Zusammenfassungen und Auslassungen von mir dar. (B.K.)
1230Echo der Zeitungen:
"'May-Rummel und öffentliche Kritik' von Ferdinand Avenarius (Deutscher Wille XXX, 18)"
Anm.:Einen Auszug aus Avenarius' Text bringt neben den vorangegangenen Zitaten Gurlitts (s.S. 25 ff) auch Gurlitts schon angeführtes Buch 'Gerechtigkeit für Karl May', Nachdruck in Bd. 34, - speziell S. 420 f.
1264fNachrichten:
(Replik Bettelheims auf die oben angeführten Ausführungen de Gruyters. B. beruft sich auf das Gutachten des bekannten Strafrechtlers Dr. Benedikt, der- auch de Gruyter gegenüber - erklärt habe, daß dieser nicht haftbar zu machen wäre und daß Kleinberg mit dem Text nach deutschem Recht keine strafbare Handlung begangen habe. Darüberhinaus betonte B. nochmals, daß er sich im Falle einer Klage des Karl-May-Verlags dieser stellen würde. Strafbar gemacht habe sich - behauptet B. dann - einzig de Gruyter, der ohne Wissen und Zustimmung des Herausgebers die Auslieferung des Buches gestoppt habe. Aus alter Freundschaft verzichte er aber auf eine Klage gegen de Gruyter, da er nicht "die Wege des May-Verlages" wandle.)

"Wenn es der Redaktion des 'L.E.' gestattet sein darf, sich ihrerseits zu der hier mehrfach behandelten Streitfrage zu äußern, so wäre unsere Meinung dahin zu fassen: man wird sowohl Herrn Prof. Anton Bettelheim für sein energisches Eintreten für einen seiner Autoren, wie Herrn Dr. de Gruyter



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dafür, daß er zur Entfernung des May-Nekrologes aus dem Biographischen Jahrbuch das Seine - vielleicht mehr als das Seine - getan hat, sympathische Anerkennung nicht versagen dürfen. Nur eben der leidige Umstand, daß der May-Nekrolog des Herrn Prof. Kleinberg - eine wohl auf Bestellung gelieferte Arbeit - offenbar anders ausgefallen ist, als die Besteller vermuten konnten, hat den Streit verursacht. Dieser May-Nekrolog, den uns Herr Walter de Gruyter in seiner ursprünglichen Fassung zugänglich gemacht hat, scheint uns in der Tat eine Arbeit zu sein, die schwerste Bedenken, wenn auch nicht juristischer, so doch literarischer Art hervorruft. Das eigentliche Problem, das es Karl May gegenüber gilt, und das man auf den Namen des wildeschen Aufsatzes 'Pen, Pencil and Crimel' taufen kann, ist Herr Prof. Kleinberg überhaupt nicht einmal von ferne gewahr geworden. Aber auch den menschlich und christlich versöhnenden Standpunkt, den Prof. Gurlitt in seinen in der letzten Nummer des 'L.E.' abgedruckten Ausführungen eingenommen hat (Sp. 1172), hat Kleinberg nicht finden können. Sein May-Nekrolog ist eine harte Nebeneinanderstellung leidiger Tatsachen, wie sie etwa ein Staatsanwalt oder ein Katheder-Pädagoge, nicht aber jemand, der von Literatur reden will und kann, liefern dürfte."
Anm.:Der in Klammern stehende Teil des Textes ist eine Zusammenfassung von mir. (B.K.)
1301Echo der Zeitungen:
" U n d  w i e d e r :  K a r l  M a y
In der Liller Kriegs-Ztg. (107) erzählt der Gefreite Stuckmann von der Vorliebe, die er in jungen Jahren für Karl May gehegt, um dann aus jüngsten Erfahrungen zu berichten: 'Wieder vergingen Jahre. Ich kam aus dem Kriege nach Hause, verwundet und krank. Eine böse Zeit körperlicher Schwäche und inneren Gedrücktseins zog nach jener herrlichen Erhebung herauf: Mit allzuscharfem Sinnen sah ich auf manches Häßliche und Trübe in der Heimat, fühlte neidische Widerstände, die sich dem Verwundeten beim Wiedereintritt ins Berufsleben entgegenstemmten, um so bitterer, als das gern gebrachte Opfer an Blut und Gesundheit einen andern Lohn verheißen hatte. Ich sah mich auf totem Gleis, war seelisch krank - da griff ich in guter Stunde wieder zu Karl May. Ich las die alten Geschichten wieder und fühlte mich bald wunderbar erquickt. Nun jagte ich nicht mehr atemlos dem Sturm der Abenteuer nach, behaglich folgte ich dem bunten Geschehen, erneuerte überall alte Freundschaft und erfrischte mich an dem prächtigen Humor, an dem fröhlichen männlichen Lachen, das immer wieder begütigend
1302und befreiend über den Gestalten und Ereignissen schwebt. Damals habe ich Karl May als Heilmittel erprobt, das ich nie ganz beiseite legen werde.-"
1368Echo der Zeitschriften:
"'Noch einmal Karl May' von Gustav Kiehn (Ztg.f.Lit.usw., Hambg.Corr. 14)"

1918/1919 - Jahrgang 21

58Nachrichten:
"Aus dem uns leitenden Willen zur Unparteilichkeit heraus geben wir den nachfolgenden Brief des Herrn Prof. Dr. Alfred Kleinberg, des Verfassers des beanstandeten May-Artikels in Bettelheims 'Biographischem Jahrbuch', den Lesern des LE bekannt, ohne zu dem Inhalt und der Beweisführung Stellung zu



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nehmen. Die Ansichten der Schriftleitung des L.E. über Karl May werden demnächst von berufener Seite zur Darstellung gebracht werden.
'An die Redaktion des 'Literarischen Echos' in Berlin.

Sehr geehrter Herr Doktor!

Erst heute lese ich Ihre Bemerkungen zu Prof. Bettelheims 'Postskriptum' im 2. Juliheft und gestatte mir, privat folgendes dazu zu bemerken:

Ich habe, sagen Sie, das May-Problem nicht begriffen. Wie aber, wenn ich es nur anderswo sah als Sie? 1. also ist mir May kein Unter-, sondern ein Überschätzter. Es gilt also nicht, versteckte Vorzüge an ihm zu entdecken, sondern ihn auf seinen wahren Wert zurückzuführen.
2. war und ist mir May, was eines Beweises nicht erst bedarf, kein Dichter, sondern ein Volks- und Jugendschriftsteller. Der aber steht und fällt nicht nur für den 'Staatsanwalt' und den 'Katheder-Pädagogen', sondern für jeden Einsichtigen mit seinem sittlichen Wert. Haben, um nicht erst Schillers Bürgerkritik zu bemühen, wirklich nur Leute, für die in der Literaturkritik kein Raum ist, Kotzebue um seines mangelnden Ethos willen bekämpft? Und der gleiche Mangel an Sittlichkeit macht May zu einem literarischen Schädling. Seine BIS AN SEIN LEBENSENDE währende Heuchelei und Scheinheiligkeit spiegelt sich in dem falschen, verlogenen Getue seiner Werke. Scheinkunst für Kunst, Sentimentalität für Ergriffenheit, kurz Kitsch für Echtes zu nehmen und am Besten blind vorüberzugehen: DAS ist die erzieherische Wirkung auf Jugend und Volk. 3. Das May-Problem liegt weder in Mays Persönlichkeit, da diese ohne Widerspruch in sich selbst war, noch in dem Gegensatz zwischen seinem Schaffen und seiner Wesensart. Denn seine Werke sind unecht wie er selbst, sie passen in ihrer inneren Unwahrhaftigkeit restlos zu ihm. Wo er einen höheren Flug versucht hat, in dem Drama 'Babel und Bibel', ist er
59über kahle Abstraktion und blutleere Gleichnisse 7 nicht hinausgekommen und nirgends, aber auch nirgends, fällt es uns schwer auf die Seele, daß hier ein gut und groß veranlagter Mensch durch ein widriges Schicksal um sein Bestes wurde.
4. die Frage der 'Menschlichkeit' und des 'alles Verstehens'. Die verschiedenen Tatsachen aus Mays Leben gehören nun einmal in ein 'biographisches' Jahrbuch, dessen Benutzer nicht eine eigenartige, geistvolle Betrachtung, sondern möglichst erschöpfende, zuverlässige Berichterstattung verlangen. Dann aber habe ich die Dinge auch nicht aus Freude am Peinlichen 'hart nebeneinandergestellt'. Mich erschüttern immer wieder die Beichte Grimmelshausens oder Reuters und die Not Günthers, ich kann mit Bürger und Grabbe und Büchner leiden und mich winden unter Wildes Zuchthausballade - aber ich vermag nicht ruhigen Blutes zuzusehen, wie einer vertuscht, statt bereut, sich schwächlich bemitleidet, statt sich zu läutern; Kann's nicht ertragen, daß einer, der ein Komödiant blieb sein Leben lang und sich in seinem Grabspruch noch als solchen bewährt, daß der, sag' ich, dank seiner eigenen und der fremden skrupellosen, gerissenen Reklame als Heiliger ausgeschrieen wird. Würde May von aller Welt verworfen, wäre es unnötig, da noch mitzutun; aber Pflicht ist es, ein hohles Götzenbild zerstören zu helfen. NACHSICHT DEM, DER SIE SICH DURCH SEIN SPÄTERES LEBEN VERDIENT HAT. Aber auch jenem May, der 'seiner Herzensbildung' wegen mit seiner ersten, von ihm



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des Diebstahls verdächtigten Frau nicht leben zu können erklärte?! Wer bei SOLCHER Vergangenheit DIESEN Scheidungsgrund vorbringt, hat das Zuchthaus auch auf Villa 'Shatterhand' noch nicht innerlich überwunden. Ein Volkserzieher muß sich vor allem selbst erziehen, und das tat May nie. Nicht ICH allein empfinde so. Ich faßte nur kurz zusammen, was vor mir (auch schon nach Mays Tode!) die Avenarius, Cardauns, Hock, Pöhlmann (!), Schumann, Veremundus-Muth noch schärfer gesagt und was, von mir ausgesprochen, die Bettelheim, Avenarius, Börner und Obser gebilligt haben. Sind die alle nicht 'jemand, der über Literatur reden will und kann'?
5. Meine Arbeit ist durchaus nicht 'anders ausgefallen, als der Besteller Prof. Bettelheim vermuten konnte', er hat sie mit ganz geringfügigen Änderungen sofort akzeptiert. Mehr über mich zu sagen steht mir nicht zu, Es soll mich freuen, wenn Sie, sehr geehrter Herr Doktor, meinen Einwendungen eine gewisse subjektive Berechtigung zugestehen, und in dieser Hoffnung zeichne ich
als Ihr ganz ergebener
ALFRED KLEINBERG'"
Anm.:Mit 'sehr geehrter Herr Doktor' wird wohl der Herausgeber Dr. Ernst Heilborn gemeint sein. Die Namen Avenarius, Cardauns, Hock, Pöllmann sind in dieser Dokumentation schon gefallen: s. Register.
Zu Schumann: Dr. Paul Schumann leitete als Redakteur für Kunst und Wissenschaft die Angriffe des 'Dresdner Anzeigers' Gegen May (vgl. H. Wollschläger: Karl May - Diogenes Taschenbuch - S. 133 ff).
Zu Karl Muth sei auf F. Cornaros Ausführungen in Jb-KMG 1975 hingewiesen.
101Echo der Zeitungen:
"Eine Analyse von Karl Mays Beichte führt Otto Bandmann (Ztg.f.Lit.usw., Hambg. Corresp. 19) zu dem Ergebnis: 'Mays Lebensgeschichte läßt einen Zwiespalt im Leser zurück, wie der Mann selbst. Unzweifelhaft war er ein begabter Mensch, der falsch erzogen und vielleicht auch krank war; aber all das genügt nicht, ihn von aller Schuld freizusprechen. Auch er war selber seines Glückes und seines Unglückes Schmied.'
Anm.:Otto Bandmann sie auch L.E. 19. Jg. 1916/17, Sp. 1008.



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167Echo der Zeitungen:
"' May, Bettelheim, Avenarius' von Erich Kühn (Ztg.f.Lit.usw., Hbg.Corresp. 20)"
776Werner Mahrholz: 'Leonard Frank'
May-Erwähnung bei der Besprechung der 'Räuberbande'.
1508Echo der Zeitschriften:
"'Ein Wort zum sogen. Karl May-Problem' von Ludwig Gurlitt (Es werde Licht, L, 516)"

1919/1920 - Jahrgang 22

90Echo der Zeitungen:
776"Werner Mahrholz Studie über Karl May wird (Rhein-Westf. Ztg. 707) wiedergegeben."
Anm.:Rh.-Westf. Ztg. v. 4.9.1919
572Nachrichten:
"In Erinnerung an die Schwierigkeiten, die seinerzeit infolge eines Karl-May-Nekrologes zwischen dem Herausgeber des biographischen Jahrbuches und dem Verleger Herrn Dr. de Gruyter (Georg Reimer) entstanden waren, teilt uns Anton Bettelheim mit: In der 'Deutschen Strafrechts-Zeitung' erörtert Geheimrat Professor Dr. Allfeld, Erlangen, Novemberheft 1919, Seite 350-55 die Frage 'Schmähung Verstorbener in Nekrologen'. Der Verfasser, eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete des Strafrechts und des Urheberrechts, äußerte sich, einem Wunsche des Herausgebers der 'Deutschen Strafrechts-Zeitung' folgend, über den Fall Biographisches Jahrbuch - Karl May vollkommen unparteiisch und schließt mit zwei Hauptsätzen: 1. Eine strafrechtliche Verantwortlichkeit eines von einem Herausgeber redigierten Sammelwerkes, in dem ein beleidigen-
573der Artikel über einen Ver/storbenen steht, läßt sich nur in allerseltensten Fällen denken. 2. Es wäre mit Interesse desjenigen, der über sein Werk einen Verlagsvertrag abschließt, und mit dem Sinn und Zweck eines solchen Vertrages unvereinbar, wenn der Verleger, eingeschüchtert vielleicht von irgend jemand, dem der Inhalt des Werkes nicht genehm ist, auf Grund völlig haltloser Voraussetzungen das Werk als eines mit strafrechtlichem Inhalt beanstanden könnte und damit die Veröffentlichung unterbliebe."
674Echo der Zeitungen:
"Karl May und kein Ende' ist ein K.N. gezeichneter Aufsatz (Weser Ztg. 40) überschrieben, der vorurteilslos über May zu urteilen sucht."
Anm.:K.N. = Dr. Karl Neurath Schriftleiter für 'Kunst Wissen und übrigen Teil' der Weser-Zeitung, Bremen, Ausgabe v. 17.1.1920.
811Echo der Zeitschriften:
"' Gerechtigkeit für Karl May' von H.L.R. (Roseggers Heimgarten XLIV,5)"
Anm.:H.L.R. = Hans Ludwig Rosegger (HH)

1921/1922 - Jahrgang 24

107Echo der Zeitschriften:
"'Karl May' von H.L.R. (Roseggers Heimgarten, XL,12)"



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802Echo der Zeitungen:
"Zu Karl Mays 80. Geburtstag schreibt Max Fischer eine sympathisch gehaltene Würdigung (Der Deutsche 45)"
Anm.:Max Fischer schrieb für das KMJB 1921, S. 221 ff den Artikel 'Karl Mays Kunst des Erzählens' (HH).

1922/1923 - Jahrgang 25

914Echo der Zeitungen:
"Karl May und Jules Verne nimmt Max Brod zum Thema (ebenda 157)"
Anm.: ebenda = Berl.Börs.Cour. 125
ANMERKUNG:AB JAHRGANG 26 FÜHRT DIE ZEITSCHRIFT DEN TITEL  ' D I E  L I T E R A T U R '

1928/1929 - Jahrgang 31

525Echo der Zeitungen:
"'Über Karl Mays sämtliche Werke' Von E. Bloch (Frankf.Ztg., Lit.Bl. 13)"
Anm.:Ernst Blochs Artikel vom 31.3.1929 wurde unter dem Titel 'Traumbasar' im KMJB 1930, S. 59 ff, nachgedruckt; heute ist er als 'Winnetous Silberbüchse' in 'Erbschaft dieser Zeit' - (Gesamtausgabe Bd. 4) Frankf./M. - zu finden.
681Nachrichten:
"An dem Geburtshaus von Karl May in Hohenstein-Ernstthal in der Bahnstr. ist eine Gedenktafel errichtet worden."

1929/1930 - Jahrgang 32

553Todesanzeige: Werner Mahrholz
"( ... ) Auch der 'Literatur' hat Mahrholz zahlreiche wertvolle Beiträge geliefert, darunter einen höchst aufschlußreichen Aufsatz über Karl May (L.E. XXI, 129).
Anm.:Auslassungen von mir (B.K.).

1930/1931 - Jahrgang 33

94Echo der Zeitschriften:
"' Palaver über Karl May' Von Carl Zuckmayer (Ja und Nein II, 1/2 und I, 11/12, Berlin)"
Anm.: Vom Berliner Rundfunk gesendet am 3.4.1929, abgedruckt auch im KMJB 1930, S. 35 ff. Zuckmayer s.a. im KMJB 1931, S. 300 ff: 'Winnetou auf der Bühne' (aus der Vossischen Zeitung v. 6.12.1929). (HH)
269Echo der Zeitungen:
"'Karl-May-Biographie' Von, W.T. (N.Zür.Ztg. 2451)"
276Echo der Zeitschriften:
"'Karl May?' Von Adolf Grolman (Die schöne Literatur XXXI, 129 Leipzig)"
294Kurze Anzeigen:
"Karl-May-Jahrbuch, 1926, 1927, 1928, 1929, 9.-12. Jahr.



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Herausgegeben von Ludwig Gurlitt und E.A. Schmid. Radebeul bei Dresden, Karl-May-Verlag. 480, 496, 494, 504 S.
Von Kairo nach Bagdad und Stambul, auf den Spuren Karl Mays durch den Orient. Von Konrad Guenther. Im gleichen Verlag. 119 S.
Die finsteren und blutigen Gründe. Wanderungen auf Karl Mays Spuren. Von Franz Kandolf. Im gleichen Verlag. 95 S.
Gleichzeitig mit Heilborns Zeitlupenglosse 'Zum Preis der schlechten Bücher' (Januarheft 31) kamen mir als ausgiebiges Beispiel seiner Ausführungen diese sechs Bände um May zu Gesicht. Nicht als ob die Karl-May-Bücher schlechthin schlecht wären, nur im Sinne jener Glosse letzter künstlerischer Formung entbehrend: ein ungeheures Rohmaterial, dem wir das Stoffliche aus erster Hand entnehmen, dessen 'unnütze' Detailschlacken dem Suchenden unter neuen Gesichtspunkten ergiebig werden.
Karl May, dieser Jungens-Mensch und Jugendschriftsteller, hat als Schriftsteller wie als Mensch Fehler begangen. Diese Fehler haben viele Federn in Bewegung gesetzt, und diese Bewegung löste eine Gegenbewegung aus, die in den Karl-May-Jahrbüchern ihren Mittelpunkt und stärkste Stütze hat. Hier findet die Affäre Karl May allseitige Beleuchtung und gründliche Behandlung. Nimmt man zu den zahlreichen Plädoyers der Jahrbücher die zwar kurze, doch durch ihr Material besonders aufschlußreiche Reportage von E.E. Kisch (Hetzjagd durch die Zeit, Erich Reiß Verlag, S. 77 ff), so kann man den Fall Karl May wohl endlich als geklärt und den Prozeß als zu seinen Gunsten entschieden betrachten.
Aber damit ist die Ergiebigkeit der Mayschen Produktion und damit der Sinn der Jahrbücher noch lange nicht erschöpft. May hat so ziemlich die ganze bewohnte und unbewohnte Erde zum Schauplatz seiner vielen und ausgedehnten Romane gemacht. Er hat Vorläufer, Nachläufer und sogar Doppelgänger. Was für herrliche neue Themata ergeben sich nicht daraus! Z.B.: Wo hat er richtig beobachtet, kombiniert, prophezeit und wo falsch? In welchen Ländern haben sich die Verhältnisse seitdem geändert und wo nicht? Welche Länder hat er persönlich besucht und wann? Wo war er z.B. 1888? - Eine ganze May-Philologie ist entstanden, auch eine May-Theologie, May-Philosophie und eine May-Legende, die immer weiter wächst.
294Denn die Beschäftigung mit Karl May ist kein normales Studium, sie ist eine Leidenschaft, ein Besessensein vom ersten starken Bucheindruck der Pubertätsjahre, ein Komplex, in Freudschem Sinn: der Karl-May-Komplex. Unter diesem Gesichtspunkt muß man manchem phantastischem Überschwang, mancher allzu großen Wichtignahme der Erscheinung Mays Verständnis entgegenbringen. Mögen sich nur alle Komplexe so ungefährlich und gesund auswirken wie die May-Manie! Tatsache ist, daß viele Menschen von heute bis in ihr hohes Alter im Bann dieses Jugendgefährten bleiben, der ihre Weltanschauung, ihr Weltbild bestimmt. Nicht nur Konrad Guenther im Orient und Franz Kandolf in Amerika wandern 'in Karl Mays Spuren', auch viele andere seiner Leser, Schaffende und Genießende, gehen in Worten und Werken, im Schauen und Empfinden seine Wege nach, die Wege des Abenteuers, des Geheimnisses und des Tatendrangs, der einst ihr Kinderherz erregte.
   Berlin                                     Rudolf Frank"
Anm.:Zu E.E. Kisch vgl. Mitt. 12, 13, 14, 15 (S. 31-32) und



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20 (S. 16 = Hinweis auf das Fischer-TB 1467 'Hetzjagd durch die Zeit'). Zu Rudolf Frank: Literatur-, Theater- und Musikkritiker, geg. 1886.
333Echo der Zeitschriften:
"DER VORSTOß. 1,2. (Berlin.) Die Jugend wahrt sich ihr Verhältnis zu Karl May. In einem Aufsatz 'Schriftsteller jenseits der Literatur' von mf. (Max Fischer) heißt es: 'In der kahlen Zelle der Strafanstalt sitzt ein junger Mensch und träumt von kühnen Ritten durch Prärien und Urwälder, von bewegten Fahrten über weite Meere. Während er Tag für Tag Zigarren fertigen muß, kämpft er im Geiste mit dem Grizzlybären oder mit einem Häuptling der Komantschen, befreit eine Jungfrau aus einem ägyptischen Harem, dringt als Verteidiger des Guten und Verfolger des Frevels in die wilden Schluchten der albanischen Alpen. Er erlebt Schiffbrüche im malayischen Archipel, Abenteuer in China, in Tibet, in Sibirien, im Kaukasus ... Aus Büchern, die er in seinen kargen Mußestunden liest, erstehen wunderbar farbige Bilder der fremden Landschaften und Völker; die Kraft eines Dichters löst sich aus den toten Lettern nüchterner Reiseschilderungen; die enge, einsame Zelle ist voll satter, leuchtender Farben, voll bewegter Gestalten. Der junge Mensch, der unter seiner Armut gelitten, war reich geworden: er trug in sich die wunderbare Schauung von der bunten Herrlichkeit dieser Erde, von allen ihren Zonen und allen ihren Völkern.
Es ist stets ein beliebtes Argument der May-Gegner gewesen, darauf hinzuweisen, daß dieser Reiseschriftsteller die Länder, in denen er seine Reiseabenteuer spielen läßt, nie mit eigenen Augen gesehen, sondern nur aus unzureichender Lektüre gekannt hat. Ich vermute, daß diese Behauptung richtig ist. Es ist der Gegenpartei nicht gelungen, glaubhaft nachzuweisen, daß Karl May vor 1899 Auslandsreisen unternommen habe, die als reale Grundlage seiner Reiseschilderungen irgendwie in Betracht kommen. Seine Abenteuer in fremden Ländern wurden in der Zuchthauszelle konzipiert, am Schreibtisch ausgestaltet. Das äußere Leben dieses Mannes, der in seiner Dichtung die Meere und Kontinente durchquerte, spielte sich jahrzehntelang auf einem Raum von wenigen Quadratkilometern ab.
Seltsame Verkennung dichterischer Leistung ist es, zu folgern, daß dieser Umstand den Wert der Mayschen Reiseerzählungen mindere. Um so bewundernswerter erscheint uns sein Werk, dessen lebensvolle Farben und Gestalten ganz aus der Sehnsucht seiner Phantasie und seiner Seele geschaffen sind. Ich kenne kaum einen, auch noch so weit gereisten Schriftsteller, dessen Landschaftsschilderungen so plastisch und eindringlich das Charakteristische einer Gegend wiedergeben wie die Erzählungen Karl Mays. Wer seine sämtlichen Werke gelesen hat, dem steht eine Fülle eindrucksvoller Naturszenerie Amerikas, Asiens und Afrikas lebendig vor Augen.'"
Anm.:Zu M. Fischer vgl. S. 50 dieser Dokumentation.
359Nachrichten:
"Eine Reihe von Karl Mays Büchern sind in französischer Übersetzung erschienen und vom französischen Unterrichtsminister auf die Liste der Prämienbücher gesetzt worden. Unter den Übersetzungen sind auch französische Schulausgaben."
453Echo der Zeitschriften:
"'Männliches Bekenntnis zu Karl May' Von Karl Rauch (Bücherwurm XVI, 3. Berlin)"



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1931/1932 - Jahrgang 34

277Echo der Zeitschriften:
"'Karl May' Von Ludwig Gurlitt (Weltstimmen V, 10. Stuttgart)"
387Echo der Zeitungen:
"'Das Antlitz Old Shatterhands. Zum 90. Geb. Karl Mays.' Von Harry Schreck (B.B.-C. 91)"
Anm.:B.B.C. = Berl.Börsen-Courier v. 24.2.1932. Dieser Artikel wurde im KMJB 1932, S. 26 ff, nachgedruckt.
Harry Schreck - s.a. KMJB 1932, S. 445 ff, 'Winnetou geht zum Sechstagerennen' aus Scherls Magazin, Januar 1932. (HH)
"'Old Shatterhand' (Karl May) von Bruno Sydow (B.B.Ztg., Kunst 47)"
452Echo der Zeitungen:
"'Karl May und wir Männer.' Von E. Werwigk. (Ostpr. Ztg.56)"
"'Der Dichter Winnetous' (Karl May) Von Harry Schreck (Berl. Morgenpost 48)"
517Echo der Zeitschriften:
"'Zum 20. Todestag Karl Mays' Von Adolf Kretschy (Radio VIII, 26. Wien)"
564Echo der Zeitungen:
"'Karl Mays Schicksal' Von P.H. (B.B.-Ztg., Kunst 111)"
685Echo der Zeitungen:
"'Karl May' Von Rudolf -Predeek (Gen.Anz., Dortmund 60)"
"'Karl-May-Gedächtnis-Hain' (Radebeuler Tagebl, 153,154)"
"'Schund und Kitsch' (Rehabilitierung Karl Mays) Von Josef Hofmiller (Münch.N.Nachr. 165)"
Anm.:Zu Hofmiller vgl. M-KMG Nr. 9, S. 20.
"'Winnetou' Von Harry Schreck (Chemn.Tagebl. 88)"
"'Ich läute bei Old Shatterhand an ... ' Von Karl Hans Strobl (Volks Ztg. Wien 89)"
Anm.:Zu Strobl vgl. S. 20 dieser Dokumentation.
719Nachrichten:
"In Dresden-Radebeul ist an der Karl-May-Strasse ein Gedächtnisheim eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben worden."
Anm.:Es ist natürlich der Karl-May-Gedächtnishain gemeint.

1932/1933 - Jahrgang 35

209Echo der Zeitungen:
"'Besuch bei Karl May' 'Von Heinrich Zerkaulen (Kassl.N.Nachr. 255)"
Anm.:Heinrich Zerkaulen (1892-1954) "Schriftsteller, volkstümlicher Lyriker, Erzähler und Dramatiker, dessen Werk von der Lebensfreude rhein. Menschen starke Impulse empfangen hat ' (Meyers Handbuch über die Literatur - a.a.O. - S . 880.)
Zerkaulen im KMJB 1928, S. 185 ff: 'Das Trapperheim in



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Radebeul' 1927; KMJB 1931, S. 78 ff: Nachdruck aus Schles.Ztg.Breslau v. 13.12.1928 über Museumsbesuch.(HH)

1933/1934 - Jahrgang 36

221Echo der Zeitschriften:
"'Karl May ein deutscher Volksschriftsteller' Von Otto Eicke (Der Bücherwurm XVIII, 11. Berlin)"
Anm.:Otto Eicke war Mitarbeiter des KMV, er verfaßte Artikel für die KMJB (z.B. 1922 u. 1931) und zeichnet für manche Bearbeitung der Werke Mays verantwortlich: z.B. die des 'Winnetou IV'.
584Echo der Zeitungen:
"'Karl May' Von Wolfgang Goetz (Deutsche Zukunft 19)"

1934/1935 - Jahrgang 37

476Zeitlupe:
"In Erinnerung an eine Jugendliebe hat einer unserer Leser kürzlich wieder zu Karl May gegriffen. Und wie erging es ihm? 'Ich las im Laufe des Winters: Das Vermächtnis des Inka, DerSchatz im Silbersee, Winnetou, Der Sohn des/Bärenjägers und Old Surehand. Das Vermächtnis des Inka gefiel mir sehr. Bei jedem folgenden Buch wurden Interesse und Vergnügen geringer. Woran lag das? Mag sein, daß ich die besten und farbigsten Bücher Mays zuerst las: die Erklärung reicht nicht aus. Was nimmt für May ein? Zunächst und in erster Linie das Exotische seiner Geschichten. Sie (ich beschränke mich bei meiner Betrachtung auf die genannten 'Indianergeschichten') spielen auf jenen Schauplätzen, die jedem Kind durch Coopers 'Lederstrumpf', Ferrys 'Waldläufer' und Marryats Romane teuer sind. Rote oder weiße - meist weiße - Schurken auf der einen Seite, auf der anderen der Verfasser unter seinem nom de guerre Old Shatterhand, Winnetou, der rote Gentleman, die Tante Droll und wie die 'berühmten' Westmänner alle heißen, die sich bekämpfen bis zum happy end, dem Sieg der Guten über die Bösen.
Das Schema ist also sehr einfach und wiederholt sich immer wieder. Und hier liegt der Grund, warum bei jedem neuen Buche der Eindruck schwächer wird: man weiß zu genau, was kommt. Immer wieder wird ein Freund Mays gefangengenommen und befreit. Immer wieder belauscht May den Feind und hört alles, was er wissen muß, um ihn kleinzukriegen, So paradox es klingen mag: trotz der vielen Schüsse, Verwundungen und Toten geht es in diesen Geschichten recht unblutig her, da May und Winnetou Gegner jedes Blutvergießens sind und ihre Anschauungen - oft in endlosen Reden - bei ihren Freunden durchsetzen. Der Gegner wird nicht im Kampfe Mann gegen Mann überwunden, sondern in eine Lage manövriert, in der er sich ergeben muß. Man sehnt sich schließlich direkt nach einer anderen Verwicklung, nach einem originellen Abenteuer - meist vergeblich. Ich denke mir, daß die Leser Mays alle paar Jahre einmal in müßiger Stunde einen Band May zur Hand nehmen und sich sehr gut unterhalten: nach einem solchen Eindruck darf man einen Schriftsteller nicht beurteilen. Es ist schon richtig, und sogar nötig, daß man das 'Werk' auf sich wirken läßt. Kann man - wie ich - nach 4,5 Bänden einfach nicht mehr weiter, so ist das ein sehr schlechtes Zeichen für den Autor. Zu dem Mangel an Erfindungsgabe tritt das Unvermögen Mays, Menschen



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zu zeichnen. Erläßt Gute und Böse, Helden und Schurken auftreten. Zur Unterscheidung hat er eigentlich nur zwei Mittel: Abgesehen von den ganz großen Westmännern, entwirft er von jedem neu Auftretenden ein groteskes Bild seiner Körperbildung und seiner Kleidung. Der so Vorgestellte hat eine 'Puschel': er führt absonderliche Redensarten im Munde, macht sprachliche Schnitzer oder spricht einen ganz unmöglichen - meist sächsischen oder thüringischen - Dialekt, wie der Hobble-Frank, der kein Fremdwort richtig gebraucht und alle historischen, naturwissenschaftlichen usw. Vorgänge durcheinanderwirft.
Ich sagte schon: nur die ganz großen Westmänner werden nicht karikiert. Das sind ganz wenige: Firehand, Surehand, Bloody-Fox. Trotzdem ist ein Unterschied, wie May diese und sich behandelt. May kann schlichte Größen neben sich nicht dulden. Firehand z.B. ist groß im 'Schatz im Silbersee', solange Shatterhand nicht auftritt. Dann tritt er ganz in den Hintergrund, stellt überflüssige Fragen, fällt mit einem Wort gegen May ab. Nur Winnetou steht als Westmann und als Mensch ebenbürtig neben May. Das ist überaus bezeichnend. Winnetou ist Roter. Er steht also außerhalb der Konkurrenz mit May. Die Feststellung, daß er keinen Ebenbürtigen neben sich duldet, wird also hierdurch nicht berührt. Weiter aber wird Mays Einstellung zur roten Rasse und überhaupt zu den farbigen Rassen beleuchtet. May macht keinen Unterschied zwischen den Menschenrassen. Alle sind ihm gleich lieb. Sie sind für ihn alle gleichwertig. Hier tritt er in den denkbar schärfsten Gegensatz zu den heutigen Anschauungen von der 'Ungleichheit der Menschenrassen'. Meine Betrachtung soll und kann nicht erschöpfend sein. Ich wollte nur einmal darauf hinweisen, daß es an der Zeit ist, eine Revision des Prozesses May vorzunehmen."

1935/1936 - Jahrgang 38

349Kurze Anzeigen:
"DAS LEBEN OLD SHATTERHANDS. Der Roman Karl Mays. Von Karl Heinz DWORCZAK. Radebeul 1935, Karl May-Verlag, 166 S. M.1,60. Die sehr lebendige Darstellung eines romanhaften, an Entwicklungsstufen reichen Lebens. DWORCZAK verschweigt nichts, leuchtet voll warmherziger Verehrung (nicht kritikloser Verhimmelung!) für den Menschen und Volksschriftsteller in die Substanz hinein und läßt Schwächen und Flecken, aber auch die sittliche Größe (jawohl ihr Skeptiker!), verstehen. Aus Anlage und unglücklicher Jugendzeit erklärt sich Mensch und Werk, das mit Sein und Sehnsucht eines zweitonigen Ich organisch verbunden ist. Erschütternd die werkgewordene Selbstflucht eines Stiefkindes des Schicksals. Achtungheischend das werkgewordene sittliche Ringen eines gefährdeten Menschen, der den mühseligen Weg aus Ardistan nach Dschinnistan ging und allen äußeren und inneren Hemmungen zum Trotz zum Ziele kam. Wen bisher die Schriften Gurlitts und Forst-Battaglias kalt ließen, der wird dank Dworczak in Zukunft in Mays Romanen etwas anderes sehen als lügenhafte Reisegeschichten. Mag May aus formal-ästhetischen Gründen am Rande der hoben Literatur stehen, der originale Wesenskern seiner Werke und sein Wollen bezeugen den Dichter und reihen ihn unter die ersten sogenannten Volksschriftsteller. Allen voraus aber hat er die ewige Jugend.
GubenPirmin Biedermann"



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527Echo der Zeitungen:
"'Der Volksschriftsteller Karl May' (Württ.Ztg. 129)"

1936/1937 - Jahrgang 39

101Echo der Zeitungen:
"'Karl May, richtig gesehen' Von -e (Münch.N.Nachr.266)"
484Echo der Zeitungen:
"' K A R L  M A Y
(Zu seinem 25. Todestag)
Abenteuer, Heldentum, Weltweite und gerechte Weltordnung mit der scharfen Scheidung von Gut und Böse; das sind die Wertmaße, die zunächst die Jugend, dann aber auch der naive Leser aus dem Volke an die Lektüre anlegt. Auf der Befriedigung dieser Bedürfnisse beruht der Erfolg der Mayschen Erzählungen, der mehrere Generationen überdauert hat und sich auch weiterhin erweisen wird. Oder wenn man will: Karl May hat das Abenteuer der alten Spielmannsdichtung modernisiert, er hat die alten Formen und Formeln zu neuem Typus umgebildet, zum Typus der abenteuerlichen Reiseerzählung. Hier stoßen wir auf den Kern des Karl-May-Problems und zugleich auf die Klärung seiner Geltung innerhalb des Volks- und Jugendschrifttums. Dieser Erzähler - mag man ihm im einzelnen auch grobträchtige Technik und manche stilistischen Mängel nachweisen - besaß die Gabe und Kraft der Typenbildung. Das ist nicht wenig, es ist sogar sehr viel. Wie wenige Volkserzähler haben solche Typenbildung erreicht! Welche Gestalt des neueren Volksschrifttums steht so unvergeßlich da wie der große Indianerhäuptling Winnetou, welcher Held ist dem Herzen der Jugend näher als Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi, der Furchtlose, der Treue und Unbesiegliche, welcher Schalk bringt unsere Tertianer zu solch herzhaftem Lachen wie Hadschi Halef Omar, der Kleine mit der Nilpferdpeitsche und dem unversieglichen Redestrom?
Es ist erstaunlich, mit welch naiver Sicherheit sich Karl May auf der durch die alte märchenhaft-abenteuerliche Volkserzählung festgelegten Bahn bewegt. Er hat seine Vorläufer kaum gekannt, und er hat sich wohl auch in seinen Anfängen und besten Jahren nicht um theoretische Grundlegung seines Schaffens bemüht, er brachte einfach die Gabe und den Instinkt des geborenen Volkserzählers mit. Alle seine Erzählungen sind Variationen des gleichen Themas. Jede Geschichte beginnt damit, daß ein Bösewicht ein Verbrechen begeht, einen Mord, eine Entführung oder einen abgefeimten Betrug, um eine reiche Erbschaft oder einen märchenhaften Schatz zu erbeuten. Dann kommt durch irgendeinen Zufall der Reiter und Rächer in die Geschichte: Old Shatterhand oder Kara Den Nemsi, der sich sofort auf die Spur setzt und den Halunken samt seinen Kumpanen durch Wälder und Wüsten, über Berge und Meere jagt, bis der Arm der Gerechtigkeit strafend und rächend eingreift.'
Heinrich Lentz (Köln.Volksztg. 87).
Vgl. auch: Arthur Witte (D.A.Z. 145); Wolfgang Goetz (Berl. Tagebl. 149); Heinrich Zerkaulen (Berl.Börs.-Ztg. 147 u.a.O.); Wilhelm Matthiessen (Köln.Ztg., Stadt-Anz. 157); Franz Schauwecker (Leip.N.Nachr. 89); J. Zinser (Hann,Kur.144); Max Baumann (Hamb.Tagebl.86); Hans Richard Merte (Stuttg.N.Tagbl.145); G. Egon Schleinitz (Rhein.West.Ztg. 160); zb.(Königsb.Allg.Ztg. 146); Frankf.Ztg. 164/169."
Anm.:H. Lentz: Köln.Volksztg. v. 30.3.1937.
H. Zerkaulen siehe S. 53 dieser Dokumentation.



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W. Goetz - siehe S. 54 dieser Dokumentation.
W. Matthießen: 'Karl Mays wunderbare Himmelfahrt' - Kölner Zeitung/Stadt-Anzeiger v. 28.3.1937. Matthießen im KMJB 1921, S. 247 ff.: Der Abenteuerroman als dichterischer Wert; KMJB 1922-1927 (in Fortsetzungen): Eine Spessartreise und andere Karl-May-Erinnerungen; KMJB 1929, S. 408 ff.: Gedanken um Karl May; KMJB 1932, S. 62 ff.: Eine Totenfeier - Dichtung und Wahrheit (HH).

1938/1939 - Jahrgang 41

679Echo der Zeitungen:
"'Karl May' von Dolf Sternberger (Franf.Ztg. 279/80)"

1940/1941 - Jahrgang 43

243Echo der Zeitungen:
"'Wiedersehen mit Old Shatterhand' (Karl May) Von Frank Maraun (Münch.N.Nachr. 243)"

1941/1942 - Jahrgang 44

118Echo der Zeitungen:
"'Lebt Winnetou heute noch?' Von Franz Hirtler (NSZ-Westmark. 305)"
238Echo der Zeitungen:
"'Old Shatterhand in Wien'. Zu Karl Mays 100. Geburtstag.' Von Adolf Kretschy (N.Wieser Tagebl. 19)"
Anm.:Der Jahrgang 44 wurde nur noch bis einschl. Febr. 1942 ausgeliefert. Danach ging die Zeitschrift in der EUROPÄISCHEN LITERATUR auf.
Mir stand für diesen Jahrgang nur ein Exemplar ohne Register zur Verfügung. Die beiden May-Erwähnungen fand ich bei einmaligem Durchblättern.




P e r s o n e n v e r z e i c h n i s


Allfeld (Dr.) 49
Amadisroman 6, 32, 34
Avenarius, Ferd. 26, 27, 30, 49

Bandmann, Otto 23, 30
Barthel, Fritz 25
Baumann, Max 56
Beissel, Rudolf 24 f, 34
Berg, Leo 12
Bermann, Richard A. 23
Bettelheim, Anton 5,23-30, 49
Biedermann, Pirmin 55
Bloch, Ernst 79 50
Blüher, Hans 42
Börner 30
Brod, Max 7, 50
Buchenau, A. 5
Büchner Georg 29
Bürger, G.A. 29
Buffalo Bill 21

Cagliostro 25
Cardauns, Herm. 5,9f,14-16, 30
Carter (Nick) 21
Casanova 25
Chamberlain, H.St. 14
Cooper, J.F. 13, 54
Cornaro, Franz 19, 30

Dante 21
Dostojewski F.M. 6, 38
Doyle, Conan 6, 32, 34
Dumas Alexander 21
Dworczak, Karl-Heinz 8, 55



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Eick, Hugo 5, 14 f
Eicke, Otto 54
Ernst, O.G. 16
Ettlinger, Josef 3

Ferry, Gabriel 54
Fischer, Adalbert 16
Fischer, Max 50, 52
Forst-Battaglia 55
Frank, Leonhard 7, 49
Frank, Rudolf 8, 51 f
Frenssen, 6, f

Goethe 37
Goetz, Wolfgang 54, 56 f
Grabbe, Chr. D. 29
Grimmelshausen 29
Grolmann, Adolf 50
Gruyter, W.de 5f, 24, 26-28, 49
Günther, J. Chr. 29
Gurlitt, Ludw. 25-28,49,51,53,55

Haeckel, Ernst 14
Hatzig, Hansotto 15 f, 19
Hau, Karl 13
Hauptmann v. Köpenick 26
Hebbel, Dr. 6
Heidenreich, Josef C. 15
Heilborn, Ernst 10, 51
Herodes, Theodor 9, 10
Hesse, Hermann 7
Heyse, Paul 5, 19 f
Hirtler, Franz 57
Hock, Stephan 19, 22 f, 30
Hödel, Otto 18
Hofmiller, Josef 53

Kandolf, Franz 51
Karl-May-Verlag 24, 27
Kiehn, Gustav 28
Kisch, E.E. 7, 20, 51
Kleinberg, A. 5f, 24, 26-30
Kleist, H.v. 6
Kotzebue 29
Kretschy, Adolf 53, 57
Kuh, Emil 5, 17
Kühn, Erich 25, 49
Kürschner 9, 13, 18

Lebius, Rudolf 4 f, 8 f
Lentz, Heinrich 56
Lessing G.E. 6
Mahrholz, W. 6-8, 30, 49 f
Maraun, Frank 57
Marryat, Kapitän 13, 54
Maeterlinck, M. 5, 19 f
Matthießen, Wilhelm 56 f
May, Klara 9
Mertel, Hans Richard 56
Mosen, Julius 6
Müller, Robert 22
Münchmeyer, H.G. 5, 15-17
Muth, Karl 30

Neurath, Karl 49
Nietzsche, Friedrich 20
Obser 30
Ozoroczy, A.v. 5, 18
Oppeln-Bronikowski 20

Plaul H. 9f, 19f, 20 23
Poe E.A. 34
Pöllmann, A. 10, 18f, 30
Predeek, Rudolf 53

Rauch, Karl 52
Reimer, G.(Verlag) 24, 49
Reuter Chr. 29
Rosegger, Hans Ludwig 49
Rosen, Erwin 19
Ruseler, Georg 9

Sättler, Franz 18 f
Schauwecker, Franz 56
Schiller, Fr. 6, 29
Schlawe Fritz 3
Schleinitz, G.E. 56
Schmid, E.A. 5, 24-26, 51
Schreck, Harry 53
Schumann, Paul 30
Sealsfield, Ch. 6
Soyka, Otto 5, 17
Sternberger, Dolf 57
Strindberg 6 f, 35 f, 38, 49
Strobl, Karl Hans 20, 53
Stuckmann (Gefreiter) 28
Süßkind, W.E. 3
Suttner, Bertha v. 22
Sydow, Bruno 53

Taxil, Leo 9 f

Verne, Jules 50
Viertel, Berthold 23

Werwigk, E. 53
Wieser, Max 6
Wilde, Oskar 28 f
Wilhelm, Paul 22
Witte, Arthur 56
Wollschläger, H. 30

Zerkaulen, Heinrich 7, 53p 56
Zinser, J. 56
Zuckmayer, Carl 7, 50

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Anmerkung: Die Autoren der "Meistgelesenen Bücher" 9, 10ff. sowie die Pseudonyme Bg 5 -e 56, Hadubrant 23, J.N. 5, P.H. 53, W.T. 50, zb 56, sind in diesem Register nicht erfaßt.

Für die Hilfe bei der Redigierung, der Korrekturlesung und der Aufstellung des Registers gebührt Herrn Hansotto Hatzig mein allerherzlichster Dank.



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Inhaltsverzeichnis


Sekundärliteratur


Titelseite KMG

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