zur Zukunft des Karl-May-Nachlasses
Stellungnahme des Vorstandes der Karl-May-Gesellschaft zur Zukunft des Karl-May-Nachlasses Seit langem hat die Karl-May-Gesellschaft eine Überführung des Nachlasses von Karl May, der sich im Besitz der Verlegerfamilie Schmid befindet, in öffentliche Hand befürwortet, dabei jedoch eine Stellungnahme zu möglichen Preisvorstellungen abgelehnt, um nicht in die Autonomie der potentiellen Verhandlungspartner einzugreifen. Überdies liegen der KMG weder genaue Informationen über den Umfang des Nachlasses noch über den Inhalt der erstellten Gutachten vor, so dass sich eine öffentliche Kommentierung verbietet. Jedoch weist die KMG daraufhin, dass die Bewahrung des Nachlasses durch die Verlegerfamilie Schmid mit finanziellen Belastungen verbunden war, die einen Ausgleich verdienen.
Es scheint nun, dass trotz aller bisher gescheiterten Initiativen, den Nachlass in öffentliche Hand zu überführen, das sächsische Kultusministerium seine finanziellen Möglichkeiten auslotet, um den Nachlass zu übernehmen. Wir bitten Herrn Lothar Schmid und das sächsische Kultusministerium, alle nur denkbaren Verhandlungsoptionen für einen erfolgreichen Abschluss der Gespräche zu nutzen, auch wenn dabei zeitlich gesetzte Fristen verschoben werden müssen. Vorstellbar wäre nach Ansicht der KMG etwa, dass der Anbieter des Nachlasses und der Freistaat Sachsen gemeinsam einen Gutachter bestimmen, dessen Schätzung als Grundlage für weitere Verhandlungen dienen kann. Die Rückführung des umfangreichen Nachlasses Mays in seine sächsische Heimat würde am Vorabend seines hundertsten Todestages eine würdige Krönung seines Lebenswerkes darstellen.
Die Karl-May-Gesellschaft müsste ein endgültiges Scheitern der Verhandlungen und den daraus folgenden Schritt der Zerschlagung des Nachlasses sehr bedauern. Denn mit dem Verkauf in private Hände wäre der Nachlass als Ganzes für eine zukünftige Forschung verloren. Nun steht die KMG als Herausgeber und Vertragspartner des Karl-May-Verlages und der Karl-May-Stiftung in der Pflicht, den Editionsplan der Historisch-Kritischen Ausgabe zu verwirklichen. Unumgängliche Voraussetzung für dieses ambitionierte Projekt, dessen Umsetzung noch viele Jahre erfordert, ist ein ungehinderter Zugriff auf wichtige Teile des Nachlasses. Bevor also ein Verkauf über Antiquariate oder Auktionen erfolgt, müsste der Nachlass digital erfasst und für Forschungszwecke bewahrt werden, da sonst durch Verlust vieler wertvoller Dokumente – Briefe, Manuskripte und Notizen – eine Fortführung der Historisch-Kritischen Ausgabe ernsthaft gefährdet ist. Hier würde sich die KMG an einer digitalen Erfassung des Karl-May-Nachlasses – soweit noch nicht geschehen – finanziell beteiligen, um den ungehinderten Fortgang des Editionsplanes zu ermöglichen. Dieses Ziel, auch für zukünftige Forschergenerationen den Nachlass Mays in seiner Gänze zu erhalten, sollte für alle beteiligten Institutionen an der Historisch-Kritischen Ausgabe ein nobles Anliegen darstellen.
Dr. Johannes Zeilinger, Vorsitzender der Karl-May-Gesellschaft