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Winnetous Erben – Abenteuer und Symbol (Teil 3) (Meldung vom 30. Juni 2020)

GW33Der Autor Rolf Kamradek, Verfasser von „Die seltsamen Reisen des R.K.“ und des Schauspiels „Karl May – der Traum vom Fliegen“, hat erstmals seit seiner Kindheit den Band „Winnetous Erben“ wieder gelesen und seine Gedanken dazu notiert. Seine Rezension bringen wir hier in drei Teilen. Der erste Teil betrachtet den Roman unter dem Aspekt des Abenteuers, der zweite stellt die Symbolik heraus und der dritte Teil schließlich liefert einen historischen Nachtrag.

Den Band „Winnetous Erben“ können Sie im Karl-May-Verlag erwerben. Die ursprüngliche, unter dem Titel „Winnetou IV“ erschienene Fassung ist noch als Reprint zum Sonderpreis von nur 9,90€ lieferbar. Bestellungen des Reprints richten Sie bitte an: reprints@karl-may-gesellschaft.de

 

Winnetous Erben – Abenteuer und Symbol

zwei unterschiedliche Inhaltsangaben.

von Rolf Kamradek

3. Nachtrag: Karl May, Winnetous Erben und Indianerdenkmäler

In dem symbolischen Roman Winnetous Erben widersetzt sich Karl May vehement dem Bau eines Winnetoudenkmals. Winnetou hat Seele, nur Seele zu sein. Er soll nicht unter Metall und Stein begraben werden.

Im Nachwort des Romans aber weist Karl May hoffnungsvoll auf ein Projekt Lewis Rodman Wanemakers hin. Er wollte 1909 im New Yorker Hafen das überdimensionale Monument eines Indianers errichten. Es sollte, gegenüber der Freiheitsstatue, die Weißen mit ausgestreckten Händen begrüßen. Das Projekt wurde nicht verwirklicht.

Und im ersten Kapitel des Romans stehen Karl May und das Herzle ergriffen vor dem Denkmal des Indianerhäuptlings Sa-go-ye-wat-ha, des weisen Sprechers der Seneca.

In diesen beiden Fällen bejaht May also ein Denkmal.

Im Roman lässt Karl May die Söhne seiner halbindianischen Freunde, des Westmannes Old Surehand und des Komantschen Apanatschka, als Bildhauer auftreten, die Winnetou als Kolossalstatue, in der Hand eine Pistole, das besagte Denkmal setzen wollen. Im Jahre 1907

Es gibt eine Parallele zur Wirklichkeit, allerdings erst nach Karl Mays Tod:

Allan Houser, (1914 – 1994), Sohn eines Apachenkriegers und Großneffe Geronimos (1829 – 1909), des letzten Kriegshäuptlings der Apachen, studierte Kunstgeschichte und schuf als Bildhauer beeindruckende Bronzeskulpturen. Oft sind mehrere Personen in einem Block vereint, was manchmal an Ernst Barlachs erinnert.

Er zeigt jedoch auch Realistisches aus der indianischen Vergangenheit: Tanzende, Betende, Singende, Trommelnde, Büsten mit den Köpfen von Häuptlingen oder schönen Indianerinnen.

Aber auch die kriegerische Vergangenheit wird bearbeitet: Bewaffnete, sich anschleichende Apachen, Kundschafter, Bogenschützen.

Bestimmt erfreut hätte Karl May wohl die Bronzeplastik einer Apachenfamilie. Sie zeigt wahrscheinlich den Häuptling Cochise, mit seiner Schwester.

Und gerade dieser Cochise, der letzte große Häuptling, von Zeitgenossen als edelmütig und gut aussehend geschildert, war es wohl, der Karl May zur Gestalt seines Winnetou anregte.

Cochises Schwiegervater Mangas Colorado kämpfte wie Winnetous Vater Intschu tschuna gegen Goldgräber. Wie er wurde er von Weißen ermordet (allerdings bei seiner Friedenmission von Soldaten). Wie Cochise kämpfte auch Winnetou anfangs gegen die Weißen, wie Cochise schloss er Frieden und wie er hatte er auch einen weißen Westmann zum Freund. Seine Schwester soll großen Einfluss auf Cochise gehabt haben, so wie Nscho-tschi auf Winnetou. In Winnetous Erben erwähnt Karl May diesen großen Einfluss der Frauen und spricht von der weiblichen Erbfolge bei der Häuptlingswahl. Tatsächlich war ja Cochise der Schwiegersohn Mangas Colorados.

Ganz gewiss hätte Karl May eine weitere Skulptur Housers gefreut: Ein Apache reckt seine Friedenspfeife in die Höhe.

Teil 1 "Abenteuer" finden Sie hier

Teil 2 "Symbolik und bewusstes Wunschdenken" finden Sie hier





 

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