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Zum Fortgang der Historisch-kritischen Ausgabe (Meldung vom 13. September 2022)
von Joachim Biermann
In diesen Tagen erscheint der nächste Band der Historisch-kritischen Ausgabe Erzgebirgische Dorfgeschichten (KMW V.9). Es handelt sich um einen der bisher umfangreichsten Bände der HKA. Grund dafür ist die Tatsache, dass einige der darin enthaltenen Erzählungen – Der Dukatenhof und Vergeltung bzw. Der Waldkönig – zu den zu Lebzeiten Karl Mays am häufigsten publizierten Werken gehören, die Variantenapparate und bibliografischen Verzeichnisse also entsprechend umfangreich geraten sind.
Der Band war im ursprünglichen Konzept der HKA, wie es Hermann Wiedenroth und Hans Wollschläger entworfen hatten, nicht enthalten gewesen, weil man die Mehrzahl der darin zu findenden Erzählungen dem Frühwerk zurechnete und entsprechend in der Abteilung I der HKA publizieren wollte, während man die beiden Spätwerk-Dorfgeschichten (Sonnenscheinchen und Das Geldmännle) in einem Sammelband der Abteilung V unterbringen wollte. Nach Übernahme der HKA-Herausgeberschaft durch die Karl-May-Gesellschaft haben wir jedoch – nicht ohne längere kontroverse Diskussionen – eine davon abweichende Entscheidung getroffen und diesen Sammelband so herausgebracht, wie ihn Karl May im Jahr 1903 konzipiert hat. Entsprechend wurde er auch der Spätwerks-Abteilung V zugewiesen. Damit versuchen wir dem in der HKA ja auch ansonsten maßgeblichen Prinzip zu folgen, dass von May selbst zusammengestellte Bände (wie z. B. auch Orangen und Datteln, Auf fremden Pfaden oder Die Rose von Kaïrwan) auch in dieser Form erhalten bleiben.
Der Band Erzgebirgische Dorfgeschichten enthält nicht alle May’schen Erzählungen dieses Genres. Die restlichen sind im Band I.5 Die Rose von Ernstthal zusammengeführt, den wir als nächsten herausbringen möchten. Wenn alles nach Plan verläuft, werden Sie diesen Band noch Ende 2022 in Händen halten können. Er ist bereits jetzt von Herausgeberseite fertiggestellt. Dieser Band beinhaltet auch den Text zweier Manuskript-Fragmente, die sich in Mays Nachlass erhalten haben, Der Herrgottsengel und Der verlorene Sohn, und die im ersten Fall eindeutig und im zweiten Fall mutmaßlich dem Komplex der Dorfgeschichten zuzuordnen sind. Erstmals präsentieren wir auf der Grundlage der beiden Manuskripte, die das Archiv der Verlegerfamilie Schmid bereitstellte, den zeichengetreuen Wortlaut dieser beiden Manuskripte.
Mit diesen beiden Bänden mit Erzählungen, die in Mays erzgebirgischer Heimat spielen, setzen wir gewissenmaßen einen Schwerpunkt, der Karl May von einer ganz anderen als der bekannten Seite des Abenteuererzählers zeigt. Seine Verbundenheit mit der Heimat zeigt sich in vielen dieser Geschichten, besonders aber zum einen im Spätwerk Das Geldmännle, in dem er zu Beginn augenzwinkernd die sagenhafte Erschaffung des Erzgebirges durch zwei antike Götter darstellt, und zum anderen in einer seiner frühesten Erzählungen, Die Rose von Ernstthal, die nicht nur in seinem Heimatort spielt, sondern auch ganz ungewöhnlich vor dem ersten Kapitel mit einer Art Prolog beginnt, in der May in poetischen Tönen einen Lobgesang auf seine Heimatstadt Ernstthal anstimmt.
Bereits in meinem letzten Bericht habe ich darauf hingewiesen, dass die augenblicklich zu beobachtende Teuerungswelle in verschiedenen die Buchherstellung betreffenden Bereichen irgendwann auch die HKA erreichen wird. Erfreulicherweise kann ich Ihnen aber an dieser Stelle mitteilen, dass der Karl-May-Verlag und die Karl-May-Stiftung für den nächsten Band Erzgebirgische Dorfgeschichten den bisherigen Preis noch halten konnten, und dass sich abzeichnet, dass auch der folgende Band Die Rose von Ernstthal zum bisherigen Preis verkauft werden kann. Wie es dann aber 2023 für die nächsten Bände aussehen wird, ist nur schwer absehbar, da sich diverse Kosten im Augenblick recht rasant nach oben bewegen. Wir werden dann leider wohl auch für die HKA nicht um eine Preiserhöhung herumkommen.
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