Die Glosse:

Günther Weiss

K.M. was here

In einem führenden Heimatkalender fand ich neulich in einem Aufsatz über Quellfassungen, Grenzsteine und Sühnekreuze im Fichtelgebirge den Hinwies auf einen verwitterten Quellen-Kopfstein tief im Wald mit den Buchstaben "G.F.C.M.Z.B.I.P.H.", die vom Verfasser als Hinweis auf "Georg Friedrich Carl Markgraf Zu Bayreuth In Preußen Herzog" gedeutet wurden. Aber liegt es nicht vielmehr nahe, daß sich hier um ein Zeichen handelt, daß auf den Aufenthalt von Karl May, beziehungsweise in diesem Fall Carl mit "C" geschrieben, im Fichtelgebirge hindeutet, genauer gesagt in der Waldabteilung Weißmainfels. Den Vornamen C statt K zu schreiben konnte auch schon mal weltgewandteren Personen passieren, wie zum Beispiel dem Portier des Hotels Winkhausen im Sauerland (1), warum nicht einem einfachen Steinmetzen aus dem Volke. Zu denken wäre hier an die Reminiszenz "Ganz friedlich Carl May zischte Bier im Platze hier" oder vielleicht auch an eine kämpferische Ermutigung an den Dichter: "Gehe forsch, Carl May, zeitige bald imposante populäre Historien"! Doch wann sollte der beliebte Abenteuerschriftsteller an diesem Platz geweilt haben? Aufzeichnungen des Forstamtes Neubau belegen für das Ende des 18. Jahrhunderts eine Wiederaufforstung und sollte nicht bei dieser Gelegenheit auch der Stein gesetzt worden sein? Dies würde bedeuten, daß es sich um die Entstehungszeit des Romans "Die Sklavenkarawane" handelt. Ja nicht nur die Entstehungszeit stimmt überein; könnte nicht der Autor wesentliche Teile dieses Werkes im Fichtelgebirge selbst verfaßt haben? Die Beschreibung der Nilkatarakte legt nahe, daß May die Windungen und Wasserfälle des jungen Weißen Mains, gleich unterhalb seiner Quelle vor Augen standen; vielleicht hatte er seinen Aufenthalt sogar zum Besuch der wildromantischen Steinachklamm im Frankenwald genutzt, deren Beschaffenheit sich in manchen typischen Hinterhalt-Situationen wiederfinden läßt. Der Frühsommer 1889 ist nach den Aufzeichnungen der Wetterämter als sehr heiß erwiesen, vielleicht hat die Hitze den Mayster überhaupt erst dazu bewegt einen Roman zu schreiben, der in Afrika spielt, ja sogar erst nachträglich die Handlung aus dem Fichtelgebirge an den Nil verlegt? Auch auf die Felsen des Fichtelgebirges finden sich im Mayschen Gesamtwerk vielfach Hinweise, so zum Beispiel tauchen sie auf, als Hadschi Halef seinem Freund und altem Ego Kara ben Nemsi zuruft: "Gib Acht Sidhi, die Steine!". Diesen Ausruf kann nur schreiben, wer die Wollsackformationen im Granit des Rudolfsteins mit eigenen Augen gesehen hat. Unzweifelhaft auch, daß die Felsformation der "Drei Brüder" in dem Westmänner-Kleeblatt um Sam Hawkens seine Wiederauferstehung feiert, heißt doch eines dieser Blätter nicht umsonst Dick Stone, also zu deutsch "dicker Stein".

Überhaupt kann jedem Freund unseres sächsischen Phantasten nur gesagt werden, "wer Augen hat, der sehe!" Anzeichen für das Walten des Maysters finden sich mehr als vermutet, und wer suchet, der findet, auch außerhalb von Gästebüchern zweifelhafter Etablissements und vergilbter Anzeigenseiten. So tragen im Umkreis des wunderschönen Fichtelgebirges eine Reihe von Häusern die geheimnisvolle Aufschrift "C.M.B. 1998". Wenig beachtet in der Forschungsliteratur, meist umstritten, liegt doch eine Deutung völlig nahe: "Carl May - Besuch". Die Jahreszahl 1998 läßt dies zunächst abwegig erscheinen, doch war May nicht schon zu Lebzeiten dem Spiritismus zugetan, warum sollte er also nicht nach seinem Ableben noch Zeichen setzen? Auf einem vor langer Zeit aufgegebenen Laden in Münchberg fand ich die Aufschrift "Hier LP, MC, CD". Schon wieder "May, Carl". Bei den beiden anderen Personen könnte es sich um C wie Clara handeln und D wie Deckname, da sie bei ihrem Treffen mit May unerkannt bleiben wollte. Bei LP kann es sich nur Lebius handeln, das P für "Pflaume" bringt die ablehnende Haltung des Schriftstellers gegen Lebius treffend zum Ausdruck. Auf diese konspirative Zusammenkunft am Rande des Waldsteins findet sich bislang kein Verweis; auch nicht in der bekannten, wohl geschafften und bestfundierten Igel-Biographie. Welch ein Raum für neue Forschungen!

Liebe KMG-Mitglieder, schaut euch um. Und wenn ihr noch eine Großmutter habt, holt sie aus dem Altersheim und füllt sie so lange mit Dünnbier oder Muckefuck ab ("wie damals") bis sie sich erinnern kann, daß ihr Schwiegeronkel mütterlicherseits Karl May, damals, als er auf einer seiner zahlreichen Vortragsreisen rund um die sächsische Erde auch nach XXX gekommen war, auf offener Straße erkannt, aus der um ihn tosenden Masse kreischender Fans errettet, und zu einem Glas Bier eingeladen hatte. Der bekannte Autor hatte sich tief bewegt gezeigt und versprochen, sich vom Schwiegeronkel, der Gaststube und dem ganzen Lokalkolorit aufs tiefste inspirieren zu lassen, um es in dem Roman YYY leicht verändert wiedererstehen zu lassen. Und wenn ihr Hinweise auf den Mayster gefunden habt, vom Mayster Eder bis zum Maysterkauf, vom Pumuckl bis zu Pierre Brice, bitte bitte: schreibt es an die KMG-Nachrichten. Denn jeder aufrichtige Karl-May-Verehrer kann gar nicht genug erfahren über die Wege unseres Idols hienieden und die wahren Hintergründe seiner Werke. Ja ich wage es sogar ein neues Ziel zu setzen: Nicht nur 2000 Mitglieder bis zum Jahr 2000, nein auch 2000 neue Nachweise von May-Aufenthaltsorten, damit den Cowboys, Mescaleros und sogar dem berühmten texanischen KMG-Mitglied, Herrn Llano Estacado, beim Symposium 2000 in Lubbock so richtig die Luft wegbleibt ob dieser gelehrten Germans.

(1) vgl. Dieter Sudhoff: Karl May im Sauerland - ja oder nein? - in: KMG-Nachrichten Nr. 115, März 1998

[eingesandt vom KMG-Mitglied Elisabeth Gohrbrandt, Bergisch Gladbach]

 

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Karl Mays Stammbaum

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Offener Brief an Herrn Ruprecht Gammler

Zum "Literaturbericht I" im Jahrbuch der KMG 1998

Sehr geehrter Herr Gammler,

eine Rezension sollte durchaus eine kritische Wertung beinhalten, kann aber auch eine Würdigung ausdrücken. Ihr Literaturbericht gibt nun eine großteils einseitig negative Darstellung unserer Bücher, die wohl nicht nur in unserem Hause Befremden auslöst. Der Karl-May-Verlag ist objektiver Kritik gegenüber stets aufgeschlossen und Lesern, insbesondere aus den Reihen der KMG, sehr dankbar, die uns auf Unstimmigkeiten aufmerksam machen. In Erstveröffentlichungen aus unterschiedlichsten Verlagen entdeckt man oft Mängel und Druckfehler, die nur nachträglich getilgt werden können. Irren ist menschlich. Einige Korrekturhinweise erreichten uns zu Band 79 der Gesammelten Werke und zum Karl-May-Atlas, und - soweit richtig und notwendig - wurden sie alle berücksichtigt. Seit Anfang September liefern wir nämlich bereits eine Neuauflage des Atlas aus, das 30. Tausend von "Old Shatterhand in der Heimat" befindet sich im Druck. Ihre Anmerkungen kommen also zu spät, zum Glück bringen sie nichts Neues.

Gewiß sind uns und allen Mitarbeitern einzelne Fehler, die vor allem durch Zeitnot in der Endphase der Fertigstellung stehenblieben, unangenehm. Ganze Bücher daran zu messen, ist jedoch mehr als unfair und ungerecht. Bei den Gesammelten Werken handelt es sich in erster Linie um eine Leseausgabe für die vielen Karl-May-Fans. Alte deutsche Schreibweise wollen diese nicht. Ob der Text "In der Heimat(h)" aus Band 79 zitierfähig ist oder nicht, bleibt vielleicht weiterer Diskussion vorbehalten. Für mich als Germanisten ist er es. Goethe und andere werden häufig in aktualisierter Schreibweise herangezogen.

Selbstverständlich steht Ihnen auch Kritik am Atlas zu. Seltsamerweise stehen Sie jedoch ganz im Gegensatz zu zahlreichen Rezensionen in renommierten Tageszeitungen. Kaum je zuvor hat ein Buch aus unserem Haus so ein gewaltiges Echo in der Presse gefunden. Ein einziges gutes Wort aus Ihrer spitzen Feder zu dem Mammutwerk, das in über zweijähriger Handarbeit entstand - sogar Seitenzahlen und alle Städtenamen wurden per Hand eingeklebt -, hätten Ihre Ausführungen glaubhafter gemacht.

"So ein Buch hat es noch nie gegeben, und die bisher bekannten Landkarten zu Mays Werken wirken dagegen wie Strichzeichnungen Minderjähriger." (R. Seidler in der Lausitzer Rundschau), "Der neue ‚Karl-May-Atlas‘ besticht durch die Farbenpracht der Bilder" (Dr. C. Heermann in der Leipziger Volkszeitung), "Ein ebenso schönes wie für May-Leser vergnügliches Buch" (K.-H. Janßen im General-Anzeiger), "eine gelungene Ergänzung zu den Romanen und Erzählungen Mays" (J. Feldhoff in den Lübecker Nachrichten), "ein unentbehrliches Hilfsmittel" (W. Hermann in der Fuldaer Zeitung), "Orientierungshilfe für Literaturtouristen" (S. Seuss in der Süddeutschen Zeitung), "Ein Kleinod für Fans von Karl May" (Wiesbadener Kurier). Eigentlich waren alle Besprechungen sehr positiv, und zu den genannten gab es noch viele mehr wie u.a. auch im Hamburger Abendblatt (ganzseitig in Farbe) und in der sonst sehr wählerischen Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Wenige kritisierten kleine Schwächen, keiner kam zu einem solch vernichtenden Urteil wie Sie - was zu denken geben sollte. Dem Rezensenten der FAZ fiel bei der Lektüre des Vorworts im Gegensatz zu Ihnen auf, daß Hans-Henning Gerlach bei der Erklärung der "Verballhornung Stambul" festgestellt hat: "...u.a. (sic!) auch Karl May dazu führten, Stambul anstatt Istanbul zu schreiben."

Selbst die berechtigt lobende Kritik von Ihnen für die hervorragende Dokumentation von Steinmetz und Sudhoff kann unsere Stimmung nicht mehr erhellen; denn um solche leider nur in Kleinstauflagen möglichen Veröffentlichungen herausbringen zu können, müssen wir mit den von Ihnen getadelten Büchern wie "Mein Hengst Rih", die immerhin eine Menge neuer Leser an Karl May herangeführt haben, die nötige Finanzierung sichern. Danke für den Rat zum Hund "Dojan", aber die Geschichten sind wohl zu kurz für einen eigenen Band. Wissen Sie noch mehr?

Übrigens, die Verfasser und Herausgeber der neuen grünen Bände im Karl-May-Verlag bleiben Ihnen erhalten.

Mit freundlichen Grüßen

Bernhard Schmid

Karl-May-Verleger und Mitglied der Karl-May-Gesellschaft

Bamberg, 20.10.98

Schlechte Note für Rih im neuen Jahrbuch

Carl-Heinz Dömken hat sein "Rih"-Buch von 1979, für das er damals in unseren Reihen Lob erntete, im KMV neu erscheinen lassen. Nun wird es verrissen (Jb-KMG 1998, S.393). Warum?

Ein Pferdeliebhaber, der ein Arabergestüt in der Heide unterhält, ein Mann mit Pferdeverstand, Verfasser von Pferdebüchern - wer sonst als er wäre prädestiniert gewesen, ein Buch mit den Rih-Geschichten aus den Orientbänden zusammenzustellen? Es war nämlich eine editorisch glänzende und, wie sich gezeigt hat, auch buchhändlerisch erfolgreiche Idee. Vielleicht hat ihn dazu beflügelt, daß er in seinem Stall der stolzen, edlen Rösser einen wirklichen Rih stehen hat.

Karl May als Steinbruch mißbraucht, wie die unfreundliche Rezension behauptet - nein, das hat er nicht. Es gibt von unseren Dichtern, ob Hesse, Fontane, Thomas Mann, Auszüge aus ihren Werken, in kleinen hübschen Bänden thematisch zusammengefügt, und niemand erblickt darin eine Vergewaltigung des Autors. Ich selbst bin durch meine Liebe zu den Pferden einst auf Karl May gestoßen. Wie sehr hätte ich mir damals wohl ein "Rih-Brevier" gewünscht.

Ein ernstes Wort zum Abschluß: Kritik, das wissen wir, muß sein. Aber zuweilen überschreitet der Hang zum Kritisieren Grenzen und wirkt verletzend. Das muß nicht sein.

Erich Heinemann

Mit freundlichen Grüssen und besten Wünschen aus Luzern

Luzern bewirbt sich für die KMG-Tagung 2001 - 100 Jahre Karl Mays Aufenthalt auf der Rigi

KMG-Tagung 2001 - erstmals an Berg und See

Peter Krumbiegel

Karl May und das Arbeitspensum in der Strafanstalt Waldheim

Als am 3. Mai 1870, der zu vier Jahren Zuchthaus verurteilte Karl May in der Strafanstalt Waldheim eintraf, erwartete ihn als Rückfalltäter eine straffe Hausordnung mit disziplinarischen Richtlinien, die ein breitgefächertes Instrumentarium von Sanktionsmöglichkeiten umfaßte. Mit diesen Richtlinien legte das Sächsische Ministerium des Inneren ganz besonderen Wert auf eine geordnete und rechtmäßige Disziplinierung der Gefangenen. Seit dem Jahre 1840 existierten auch die sogenannten Disziplinarklassen. die grundlegende Prämissen für die Organisation und den Alltag der Anstalt vorgaben. May kam in die niederste und am schlechtesten gestellte dritte Klasse ,,deren sittlicher Zustand und deren Verhalten die Anwendung strengerer Zuchtmittel als angezeigt erscheinen ließ."

Für die Insassen der sächsischen Strafanstalten bestand ein Arbeitszwang. Dazu May: "Ich wurde Zigarrenmacher. --- Ich lernte alle Arten von Tabak kennen und alle Sorten von Zigarren fertigen, von der billigsten bis zur teuersten. Das tägliche Pensum war nicht zu hoch gestellt. Es kam auf die Sorte, auf den guten Willen und auf die Geschicklichkeit an. Als ich einmal eingeübt war, brachte ich mein Pensum spielend fertig und hatte auch noch Stunden und halbe Tage lang übrige Zeit..." Diese Aussage May's ist insofern mehr als verwunderlich, wenn man die damaligen Bestimmungen der Arbeit genauer betrachtet. Die Arbeitszeit betrug in den Zuchthäusern und Korrektionsanstalten 12 bis 13 Stunden, in den Gefängnisanstalten 11 bis 12 Stunden an allen Werktagen. Während dieser Zeit hatten die Gefangenen ein festgesetztes Pensum zu bewältigen, das bereits in der niedersten Abstufung so bemessen war, ,,daß dasselbe bei angenommener mittlerer Arbeitsfähigkeit nicht ohne Anstrengung geleistet werden konnte." Für die mit höherer Arbeitsleistung begabten Häftlinge legte die Anstaltsleitung eine entsprechende höhere Pensumabstufung fest. Damit versuchte man zu gewährleisten. daß die Arbeit auch immer eine individuelle Belastung verursachte.

‘Besserung durch Arbeit’ hieß die Devise.

May hielt die spielende Bewältigung des täglichen Arbeitspensums und die damit verbundene übrige Zeit, darüber hinaus seine weitere Entwicklung in der Strafanstalt als eine Art von Fügung. Karl May: ,,Ich betone hier ein für allemal, daß es für mich keinen Zufall gibt. Das weiß ein jeder meiner Leser. Für mich gibt es nur Fügung." So sieht es auch May als Fügung an, daß eines Tages ein Katechet in seine Zelle kommt. Später wundert sich der Aufseher, als er im Meldebuch liest, daß der Strafgefangene Karl May katholischer Organist geworden ist. ,,Das ist noch gar nicht dagewesen!", soll er ausgerufen haben.

Quellen:

"Ich" Karl Mays Leben und Werk

,,Zur Entwicklung des deutschen Gefängniswesens und besonders des Strafvollzugs im Königreich Sachsen nach 1800" v. Andre Thieme

 

Peter Krumbiegel

Karl Mays vierjährige Haftzeit im Zuchthaus Waldheim und die Hausordnung

Über seine vierjährige Haftzeit (1870-1874) in der Strafanstalt Waldheim schreibt Karl May in seinen Erinnerungen: ,,Ich muß konstatieren, daß diese vier Jahre der ungestörten Einsamkeit und konzentrierten Sammlung mich sehr, sehr weit vorwärts gebracht haben. Es stand mir jedes Buch zur Verfügung, das ich für meine Studien brauchte. Ich stellte meine Arbeitspläne fertig und begann dann mit der Ausführung. Ich schrieb Manuskripte. Sobald eines fertig war, schickte ich es heim. Die Eltern vermittelten dann zwischen mir und den Verlegern. Ich schrieb diesen nicht direkt, weil sie jetzt noch nicht erfahren sollten, daß der Verfasser der Erzählungen, die sie druckten, ein Gefangener war. Einer aber erfuhr es doch, weil er persönlich zu den Eltern kam. Das war der später noch viel zu erwähnende Kolportagebuchhändler H. G. Münchmeyer in Dresden."

Waren die damaligen sächsischen Strafanstalten zum ,Hotelvollzug' übergegangen? Das Gegenteil war der Fall. May kam als Rückfalltäter sofort in die niederste und am schlechtesten gestellte dritte Klasse der Häftlingskategorie. Die Bestimmungen zur Behandlung der dritten Klasse waren entsprechend hart definiert. Es sollte nämlich ,,die Beaufsichtigung und Behandlung innerhalb der hausordnungsmäßigen Schranken in jeder Beziehung eine vorzugsweise strenge sein." Grundsätzlich bestand für alle Häftlinge die Möglichkeit, eine dauernde Einzelhaft zu beantragen.

May ,,Ich bat, isoliert zu werden; man gestattete es mir. Ich habe vier Jahre lang dieselbe Zelle bewohnt."

Für alle Gefangenen bestand ein Schweigegebot. das nur durchbrochen werden durfte ,,als die Arbeitsverrichtung oder sonstige Veranlassung das Sprechen unvermeidlich macht." Lesen gestattete man den Insassen nur während festgelegten Zeiten und beschränkte das Angebot auf die nicht allzu umfangreichen und abwechslungsreichen Bestände der Gefängnisbibliothek, in den sich vor allem "Erbauungsschriften nach Auswahl und Anleitung des Geistlichen oder von anderen Geist und Gemüt bildenden Schriften" befinden sollten. Den Gefangenen war es völlig verboten, sich eine Zeitung zu halten. Die Hausordnung untersagte den Gefangenen jedweden Verkehr sowohl untereinander als auch mit Dritten, worunter in erster Linie das bereits erwähnte Schweigegebot zu verstehen ist, Ebenfalls restriktiven Einschränkungen unterlagen die Korrespondenzen der Gefangenen. Die eingehenden oder von den Gefangenen abgehenden Briefe mußten jeweils von der Direktion gelesen werden, die Bedenken gegen den Inhalt formulieren konnte. Zudem erhielt der Gefangene das nötige Schreibmaterial nur leihweise und mußte alle unbenutzten Materialien später wieder zurückgeben.

Mit diesen disziplinarischen Richtlinien waren die Grenzen für die Handlungsfreiheit der Gefangenen recht eng gezogen.

May dazu später treffend: ,,Meine Strafe war schwer und lang"

Nach der Verbüßung seiner Haftstrafe, ein Gnadengesuch auf vorzeitige Haftentlassung war abgelehnt worden, wird May praktisch ohne Vertrauenszeugnis aus dem Zuchthaus Waldheim entlassen; steht die nächsten zwei Jahre unter Polizeiaufsicht. Eigenartig, daß man immer wieder Äußerungen hört oder liest, May habe seine Werke im sächsischen Waldheim geschrieben. Zeit hätte er ja genug gehabt.

Quellen.

"Ich" Karl May - Leben und Werk

,,Zur Entwicklung des deutschen Gefängniswesens und besonders des Strafvollzugs im Königreich Sachsen nach 1800". Andre Thieme

Bibliographie der Karl-May-Sekundärliteratur

In den letzten KMG-Nachrichten hatte ich auf Seite 5 zur Bildung einer Arbeitsgruppe aufgerufen, um ein aktuelles und vollständiges Verzeichnis aller bisher erschienenen Arbeiten zu Leben, Werk und Wirkung Karl Mays zu erstellen. Neben unserem Mitarbeiter Ralf Schönbach (Im Marienfried 18, 53773 Hennef), der die Leitung des Teams übernehmen wird, haben sich bisher drei Mitglieder gemeldet, die an dem Projekt mitwirken wollen. Um dabei arbeitsteilig vorgehen zu können und die Belastung für den Einzelnen nicht zu groß werden zu lassen, bitte ich weitere interessierte Mitglieder, sich bis spätestens 31. Dezember 1998 bei der Geschäftsstelle zu melden, damit die Arbeit in neuen Jahr beginnen kann.

Erwin Müller

Aufgespießt: Ein Zitat zum Reformationsfest

Nach der Befreiung nicht im goldenen Westen, sondern "40 Jahre durch die Wüste": Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reinhard Höppner sprach zum Reformationstag im Frankfurter Kaiserdom.

In: Frankfurter Rundschau, 2. November 1998

Restposten

Die anspruchsvolle und lesenswerte Rio-Concho-Reihe in der Edition Wild West (s. Anzeige in KMG-Nachrichten Nr. 113, S. 48) ist mit dem Erscheinen des Bandes 28 ("Flucht aus der Hölle") leider eingestellt worden. Der Verlag hat uns mitgeteilt, daß von den Bänden 5 bis 28 noch geringe Bestände vorhanden sind, die für DM 6,80 pro Roman unter folgender Adresse bestellt werden können:

Verlag Alfred Wallon, Heidestr. 8, D-35085 Ebsdorfergrund Tel. und Fax: 06424/4230

Lubbock 2000

Das geplante Karl-May-Symposium im September 2000 in Lubbock/Texas findet bei unseren Mitgliedern ein reges Interesse. Es sind schon mehrere Anmeldungen eingegangen, auch die Zahl der Vortragsangebote ist bereits erstaunlich hoch.

Bei der Mitarbeitertagung Anfang nächsten Jahres wird diese Veranstaltung ein wichtiger Tagesordnungspunkt sein. Vor allem wird ein verantwortlicher Koordinator für den deutschen Programmanteil bestellt werden.

 

Shatterhan't'our 1999 & Winnetour 2000

Im nächsten Jahr findet, wie schon in den letzten Nachrichten angekündigt, vom 27.3. bis zum 10.4.99 die Shatterhan’tour 1999 statt. Ihre Teilnehmerzahl ist begrenzt, das Angebot dafür besonders interessant! So bietet sich insbesondere die Möglichkeit, Land und Leute intensiv kennenzulernen. Mrs. McClain nimmt an dieser Tour nicht teil, da sie das große Symposium Lubbock 2000 vorbereitet.

Die Winnetour 2000 wird auf Wunsch mit dem Symposium an der Texas Tech University Lubbock im September 2000 kombiniert; d.h. Interessenten können im Anschluß an das Symposium eine Reise mit völlig neuen Zielen antreten - es geht weiter als bislang in den Westen.

Allen, die sich für die Winnetour 2000 bei mir schon vorangemeldet haben, sei hiermit gedankt, wir brauchen diese Zahlen zur Planung, die für das Jahr 2000 noch nicht abgeschlossen ist.

Die Shatterhan’tour 1999, das fehlende 'd' ist nur Spielerei, ist dagegen bereits umfassend vorbereitet. Unter anderem wird ein viertägiger Ranchaufenthalt, zwei Tage San Antonio (das Venedig von Texas?) mit Fort Alamo, je zwei Tage Galveston und Corpus Christi am mexikanischen Golf, die texanische Hauptstadt Austin, Waco als Sitz der legendären Texasranger und zum Abschluß zwei Tage Ft. Worth geboten.

Diesmal geht es direkt nach Houston mit der Lufthansa, d.h. innerdeutsche Anschlußflüge sind soweit möglich im Preis enthalten.

Noch sind einige Plätze dieser privat organisierten Reise buchbar.

Auskünfte und Anmeldungen bis spätestens Mitte Dezember:

Thomas Grafenberg

Am Irissee 14, 12349 Berlin

Tel.: 030 - 70 18 93 13

Fax.: 030 - 70 18 93 14

 

In eigener Sache:

Auch die KMG-Nachrichten sind nun online

Einen großen Teil des Textes der aktuellen sowie etlicher früherer Nummern der KMG-Nachrichten können Sie schon seit einiger Zeit im Internet auf der Homepage der KMG lesen, da unsere Internet-Redaktion ihn übernimmt.

Nun können Sie aber auch Briefe und Meldungen direkt über e-Mail an uns richten.

Unsere neue Adresse:

KMG-Nachrichten@t-online.de

Machen Sie regen Gebrauch davon; wir sparen Zeit und Arbeit dadurch!

 

Die Glosse:

Der Landtag lachte - und andere Pressepannen - oder: fehlerhafte Recherchen

Unsere Leser senden uns mancherlei Notizen zum Schmunzeln und Presse-Ausschnitte über ungenaue und falsche Berichterstattung ein. Wenn sie auch zur Forschung in aller Regel nichts beitragen, möchten wir sie doch unseren Lesern nicht vorenthalten. Den ersten Artikel kommentierte Erich Heinemann:

Gerhard Schröder als Karl May

Der kühne Ausspruch des Kanzlerkandidaten Gerhard Schröder sorgte im Niedersächsischen Landtag Hannover für Heiterkeit. Bekanntlich hatte der Ministerpräsident im Juli 1998, als die allgemeinen Wirtschaftsdaten einen Aufschwung versprachen, behauptet: "Das ist mein Aufschwung!" (Und nicht der von Kohl.) Der Hildesheimer Abgeordnete und stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag, Hartmut Möllring, verglich Gerhard Schröder mit Karl May. Er sagte: "Karl May ist auch erst richtig zu Ruhm gekommen, als er sich nur noch Old Shatterhand nannte!"

Der Landtag lachte - und Schröder lachte mit.

(Nach: Hildesheimer Allgemeine Zeitung, 16.7.1998.)

Karl May also begleitete auch den Vorwahlkampf. Vergnüglich für uns festzustellen, daß es ohne May anscheinend nicht mehr geht. Dazu sandte uns unser Mitglied Axel Delorme, Burgwedel, einen Protokollauszug des niedersächsischen Landtages vom 15.7.98 (8. Plenarsitzung):

"Ich will es Ihnen sagen: Karl May ist auch erst berühmt und reich geworden, als er sich "Old Shatterhand" genannt hat. Nun will ich ja nicht sagen: Herr Schröder braucht einen Kriegsnamen á la ,,Rote Schlange". Das hört sich doch zu sehr nach Bad Segeberg an.

Vielleicht sollten Sie sich an einem Staatsmann ein Beispiel nehmen. "Bonaparte" geht nicht mehr, weil es schon einen Napoleon von der Saar gibt. ,,Napoleon an der Leine" könnte zu Wortspielen Anlaß geben, ist aber auch aus anderen Gründen nicht mög1ich: Sie sind mit Ihrer Körpergröße von 1,80 m einfach zu hoch aufgeschossen, um den Napoleon so überzeugend geben zu können wie Gustav Gründgens den Mephisto.

Deshalb sollten Sie etwas anderes machen, etwas, was zu Ihrer Ebene und "Ihrer Linie paßt: Sie sollten sich einfach zum "Sonnenkönig" ernennen." ...

Petzel goes Bach?

Das Göttinger Tageblatt vom 16.9.98 entdeckte im neu erschienenen Führer "Kultur für alle" durch Göttingens Kulturadressen auf Seite 6 ein ‚Karl-May-Archiv‘, das im Sebastian-Bach-Institut untergebracht sein sollte. Wir zitieren:

"Wie bitte? Karl May zu Gast beim Thomaskantor? Immerhin: Bach wirkte in Leipzig, May in Radebeul bei Dresden – in sächsischem Sinne sind sie also Nachbarn, in historischem weniger. Obwohl es reizvoll wäre, die beiden einmal zusammenzudenken: Bach als Komponist eines Winnetou-Oratoriums. Das würde Old Shatterhand seinen Text als Rezitativ mit Cembalobegleitung vortragen, der Apachenhäuptling könnte in einer Baßarie brillieren, für Karl May wäre die Evangelisten-, pardon, die Erzählerpartie im Tenor angebracht. Und ein kleines Solo für die Friedenspfeife hätte der olle Sebastian bestimmt auch noch aus dem Ärmel geschüttelt. Aber nix da, die Adresse ist ein Fehler. Bleibt nur die Frage: Wo ist das Göttinger Karl-May-Archiv in Wirklichkeit?"

Immerhin zwei Tage brauchte man in Göttingen für die Recherche, dann wurde man fündig! Am 18.9.98 meldete das Göttinger Tageblatt: "Es gibt doch ein Karl-May-Archiv in Göttingen. Wie das Stadtarchiv mitteilt, befindet es sich nicht im Göttinger Johann-Sebastian-Bach-Institut, sondern bei Michael Petzel in Weende, Am Fuchsberg 21. Das Archiv ist allerdings nicht öffentlich zugänglich.

Witwe ruiniert

In der Bildzeitung Sachsen vom 9.7.98 fand ich folgenden Artikel ,,Weil Karl May in ihrem Haus wohnte Witwe ruiniert" Den Artikel zitieren wir nachstehend.

Erstaunlich ist, daß dem Redakteur anscheinend nicht das genaue Geburtsdatum Karl Mays bekannt war. Bei dem erwähnten Haus kann es sich nur um das Wohnhaus Dresden Blasewitz Sebastian-Bach-Straße 22 handeln. Hier wohnte Karl May von April 1883 bis Februar 1884. Laut Bildzeitung waren es nur einige Wochen, wahrscheinlich um die Dramaturgie zu steigern.

Zudem lautet der Familienname des Besitzers nicht Dürr, sondern Mürr, wenn man den Beitrag von Hans-Dieter Steinmetz "Ich fuhr nach dem berühmten Blasewitz" in der Karl May Haus Information Nr.5 ,zugrunde legt.

[Walter Dölle, Traben-Trarbach]

Weil Karl May in ihrem Haus wohnte... Witwe ruiniert

Von JÜRGEN HELFRICHT

Dichterfürst Karl May (1840 - 1912) - 86 Jahre nach seinem Tode bringt der geniale sächsische Lügenbold, der Hochstapler und falsche Doktor jetzt eine Dresdner Hausbesitzerin an den Bettelstab.

Witwe Monika Dürr (57) mußte sich verschulden, weil Karl May 1884 einige Wochen in ihrem Haus wohnte! Und nun lassen Stadtverwaltung und Regierungspräsidium die arme Frau im Stich.

Die arbeitslose Versicherungskauffrau wollte ihr Haus sanieren. Da diktierte ihr der Denkmalschutz teure Auflagen; Extra Mineralfarbe für die Fassade sündhaft teure Holzfenster, wie sonst nur in alten Museen üblich, doppelte Dachdeckung mit speziellen Berliner Ziegeln - die Karl May so lebte! Dazu durfte nur Titanzink für die Dachrinne verwendet werden...

Dabei - so kam erst jetzt raus - wohnte May noch in acht anderen Dresdner Häusern!

Frau Mürr: ,,Schweren Herzens belastete ich mein Haus mit hunderttausenden Mark Hypothek. Als die für die Firmen nicht reichte, plünderte ich den letzten Sparstrumpf."

Jetzt das böse Erwachen! Die Denkmalpflege kann nicht zahlen. Die öffentlichen Kassen sind leer.

,,Mir armer Witwe", schluchzt Monika Mürr, ,,bleibt nur der Weg ins Pfandhaus. Doch außer den goldenen Eheringen habe ich nichts mehr."

Nach den BILD-Recherchen kommt jetzt Bewegung in die Sache. ,,Wir wollen", so Monika Kämpfer (46) vom Regierungspräsidium, ,,den Fall noch einmal genau prüfen."

Siggi Seuss

Grand Canyon und dann links

Auszüge aus einem Artikel der Süddeutschen Zeitung v. 7./8.2.98:

Auf den Spuren Karl Mays: Topographische Wanderungen durch merkwürdig vertraute Landschaften

Wenn ihr, o ruhmreiche Weltentdecker, kurz vor Einbruch der Dunkelheit, die Ringstraße entlang geht, Lagerhalle, Mülldeponie und Umspannwerk rechts liegen laßt, das stillgelegte Industriegleis überquert und auf ein offenes Abwasserrohr stoßt, müßt ihr euch nach Südosten wenden. Dort beginnt ein holperiger Hohlweg, dem ihr ungefähr einen Kilometer folgt. Jetzt höllisch achtgeben, denn ihr befindet euch direkt am Rande eines alten Steinbruchs. Hinter dem Schlehendickicht geht es senkrecht in die Tiefe. Ihr schleicht am Gebüsch entlang noch ungefähr 20 Schritt nach oben, und dann - liegt die Landschaft in ihrer ganzen Pracht vor euch: der Talkessel mit einem an die Steilwand gebauten Pueblo und einem Molchtümpel in der Mitte, von dem aus sich der White Fork durch eine schmale Schlucht nach draußen schlängelt. Das Sumpfland am Snake River. Östlich davon die Höhenzüge der Mogollon Mountains. Westlich die Ottengrüner Heide.

Natürlich ist das ein Szenarium der Abenteuerzeit mit vielen archetypischen Orten: Höhle, Schlucht, Talkessel ... Aber, großes Ehrenwort: Alles ist wahr und entspringt keineswegs nur einem sentimentalen Rumoren frühkindlicher Bedürfnisse. Wirklich wird das erlebte und erträumte Szenarium aber erst, wenn man es auf einer Landkarte betrachten kann. Je detailgetreuer eine Karte ist, desto überzeugender dokumentiert sie die reale Existenz des Abenteuers, samt Schleichwegen und Türen zu anderen Welten. Wurde Stevensons Schatzinsel nicht durch den Lageplan auf dem Frontispiz des Buches Teil der Wirklichkeit? Oder Tolkiens Mittelerde? Wenn schon aus fiktiven Karten das wahre Abenteuer winkt, wie ruft es dann erst von Lageplänen tatsächlicher Orte?

Als Erwachsener kultivierte ich diese stillen Leidenschaften, indem ich auf den Spuren der frühen Romanhelden wandelte. Aber die wohlgehüteten Landschaftsbilder aus Kindertagen fand ich dabei selten. Im schlechtesten Fall landete ich bei 50 Grad im Schatten unter den Palmen der Furnace Creek Ranch im kalifornischen Tal des Todes und wähnte mich auf dem historischen Boden des Karl-May-Bandes. Der Roman handelt von einem Todestal, das der Sachse Hunderte von Meilen südöstlich, in der Nähe der San Bernhardino Mountains, plazierte.

Karl May kannte - wie man weiß - die Spielstätten seiner Reiseerzählungen nicht aus eigener Anschauung. Im ersten Kapitel seines Romans "Weihnacht" erinnert er sich an eine Wanderung mit Jugendfreund Carpio: "Gewöhnlich marschierten wir auf dem Gebirge zwischen Sachsen und Böhmen hin. Wir konnten uns da einbilden, die Pyrenäen zwischen Frankreich und Spanien oder gar den Himalaya zwischen Tibet und Indien zu durchwandern. Wir hatten dort Städte und Dörfer, Berge und Täler, Felsen und Wiesen, Flüsse und Bäche, Sonnenschein und Schnee, kurz alles, was unser Herz begehrte. Mehr konnten wir nicht verlangen und auch in keiner anderen Gegend finden."

"Eine Landschaft soll man fühlen wie einen Körper", sagt Novalis. Das gelingt wohl nur in jenen Phasen des Lebens, in denen man staunend vor einem Schmelzwassersee steht, der sich aus einem rußgrauen Haufen zusammengeschobenen Straßenschnees speist.

"und dann fragt er mich, warum die Vögel Federn haben"

Hilft Göttinger Genforscher Dr. Pfotenhauer bei der Suche nach der Antwort?

Am 9. Juni 1998 veröffentlichte das Göttinger Tageblatt unter der Rubrik "Hochschule und Wissenschaft" den folgenden Artikel, der beweist, daß Pfotenhauer die berühmte Frage gar nicht hätte beantworten können:

Gen und Mensch

Warum sitzen die Ohren am Kopf?

Warum fangen die Arme an den Schultern an und sitzen die Ohren am Kopf? Wieso nicht umgekehrt? Verantwortlich dafür ist "Das Konzert der Gene bei der Organbildung". Darüber hat Prof. Peter Gruß, seit 1986 Direktor am MPI für Biophysikalische Chemie, in der Vorlesungsreihe "Das Gen und der Mensch" gesprochen. Der in Heidelberg promovierte Wissenschaftler berichtete fasziniert von seinen Kenntnissen und Vorstellungen auf dem Gebiet der Zelldifferenzierung.

"Wie kann ausgehend von einer einzigen Zelle eine so komplexe Struktur entstehen, mit solchen Untereinheiten wie Augen, Nase oder Gehirn?" Und bildhaft untermauert Gruß seine Frage mit einem Dia, auf dem eine Zelle zu sehen ist, von der zwei Pfeile ausgehen - einer zu einem Porträt von Albert Einstein, der andere weist auf ein Bild von Marlene Dietrich.

Ein erwachsener Mensch besteht aus etwa 75 Billionen Zellen, so Gruß. Die genetische Information, die DNA, sei in jeder dieser Zellen die gleiche. Doch welche Funktion jede einzelne Zelle besitze, bestimme die Summe der jeweils aktiven Informationen. Vergleichbar meint Gruß, sei das mit Computern: Sie könnten die gleiche Software haben, aber die Funktion werde durch das aufgerufene Programm bestimmt.

Alles zu seiner Zeit

"Uns interessiert", erklärt Gruß weiter, "wie die Programme in der Zelle aufgerufen werden." Dafür gebe es Schalter-Gene, erläutert er, die sogenannten Transkriptionsfaktoren. Diese seien in der Lage, sich spezifisch an bestimmte DNA-Abschnitte, die Gene, zu binden und sie dadurch an- und abzuschalten.

"Wir brauchen mehr Verständnis der Schalter-Gene", sagt Gruß. Ein bewährtes und vielgenutztes Mittel, um sich dem Geheimnis der Differenzierung zu nähern, seien Mutationen, zufällig entstandene oder absichtlich (zum Beispiel durch Strahlung) hervorgerufene, genetische Veränderungen.

Solche Mutationen seien bei einem der Haustiere der Genetiker, der Fruchtfliege (Drosophila), erzielt worden. Plötzlich wuchsen der Fliege ein weiteres Paar Beine am Kopf oder ein zweites Flügelpaar an einem hinteren Körpersegment, berichtet Gruß. Was sich im ersten Moment wie eine Horrorvision anhört, bedeute einen wissenschaftlichen Durchbruch in der Entwicklungsbiologie. Denn es zeige, daß in bereits ausdifferenzierten Zellen, wie am Kopf, weitere Programme - etwa für Beine - vorhanden seien.

Die Pax-Familie

Das Göttinger Team um Gruß fand eine bestimmte Gen-Familie, die Pax-Gene, die Differenzierungsprogramme steuern und daher von besonderem medizinischen Interesse sind. Tritt beispielsweise ein Defekt im Gen Pax2 auf, bilden sich bei den Betroffenen weder Nieren noch Gehörschnecke. Daher wissen die Forscher, daß dieses Gen eine wichtige Funktion bei der Herausbildung von Nieren und Gehör besitzt. Hier setzt eine mögliche Therapie an.

[mitgeteilt von Gudrun Keindorf]

Das liebste Abenteuerbild des "weißen Mannes".

Unser Mitglied Thomas Schmitt fand im BuchMarkt 3/98 gleich drei May-Erwähnungen:

Neu bei Beitz & Gelberg: DR. FRIEDBERT STOHNER

BuchMarkt: Jochen Gelberg sagt, sein Bild vom Kind sei etwas archaisch geprägt. Welches Bild haben Sie?

Ich glaube, je länger ich Kinderbücher mache, desto mehr steht mir dabei der kindliche Leser vor Augen, der ich selber mal war: der leidenschaftliche Tom Sawyer-, Lederstrumpf- und Karl May-Leser, den ein Buch alles, nur nicht langweilen durfte. Den Anspruch habe ich an Bücher heute noch, als Leser wie als Macher.

"Schreiben und Leben gehören zusammen"

Viele ihrer Bücher hat KÄTHE RECHEIS dem Thema "Indianer" gewidmet. Im März wird sie 70.

BuchMarkt: Sie haben sehr viele Bücher über nordamerikanische Indianer geschrieben. Warum hat Sie gerade dieses Thema so fasziniert?

Recheis: Meine Liebe zu Indianern geht bis in meine Kinderzeit zurück. Schuld daran ist Karl May und sein Winnetou. Ich kam allerdings bald darauf, daß diese Geschichten mit der Realität nichts zu tun haben. Das Interesse, die Anteilnahme aber war geweckt und wurde immer stärker, je mehr ich mich damit beschäftigte.

 

Von edelmütigen Häuptlingen, sanftmütigen Squaws und gutmütigen Pferden.

Ein mit Sicherheit unvollständiger Überblick über Sachbücher zum Thema INDIANER

Indianer schleichen leise aber stetig und zahlreich durch das Gebüsch des deutschen Verlagswaldes. Nicht nur seit Karl May und Fritz Steuben gehört das Klischee des nordamerikanischen Indianers zum liebsten Abenteuerbild des "weißen Mannes". Auch heute haben zahlreiche Kinderbuchverlage Indianerbücher im Programm.

Bücher im Internet

Das INTERNET erhielt eine besondere Bedeutung, als am 11.9.98 das Repräsentantenhaus der USA beschlossen hatte, den STARR-Bericht (Clinton-Affäre) weltweit in diesem Medium zu veröffentlichen. Zu solchen aktuellen Anlässen ist die elektronische Nachrichtenübermittlung als Vorabinformation bestens geeignet. Ob der gedruckte Bericht dann ein ähnliches Interesse weckt, bleibt abzuwarten.

Der umgekehrte Vorgang ist hingegen mittlerweile gebräuchlich, nämlich das gedruckte Buch via Bildschirm zu lesen, man besuche einmal die Adresse unserer Web-Freunde unter http://karlmay.uni-bielefeld.de, siehe auch N-KMG 117 Seiten 56 und 57. Auf der 50. Frankfurter Buchmesse wurden "Elektronische Bücher" präsentiert, rund ein Dutzend Romane lassen sich in drei handlichen Kleincomputern "RocketeBook", "SoftBook" und "Every-Book" speichern, also etwa die komplette Fehsenfeldausgabe(*). Die Leseratten sollen jetzt ihren Lesestoff aus virtuellen Buchläden des Internets beziehen und nicht von einer CD-Rom. Die Bereitschaft, am Bildschirm zu lesen, sei durch die allgemeine Akzeptanz vom Palmtops und Handys sowie des Internets bereits ausreichend vorbereitet, argumentieren die Hersteller. Bertelsmann hat sich eine maßgebliche Beteiligung an NuovaMedia, dem Hersteller von "RocketeBook" gesichert und will für ein umfangreiches digitales Schmökerangebot sorgen. (Zitiert aus: Multimedia-Magazin der SZ 9/98 vom 8.9.98, nur der Zusatz (*) vom Autor)

Nun aber zu dem Bestell-Service mittels PC und online-Anschluß, hier hat sich ein schier unübersehbarer Markt entwickelt. Beispielsweise ist in einer Anzeige der buecher.de Aktiengesellschaft in der Süddeutschen Zeitung zu lesen: »Billiger? Gibt’s nicht!* -*Die Niedrigpreisgarantie bei www.buecher.de.« Wer dort anklickt, kann sich seinen Karl May zum Ladenpreis bestellen, natürlich online und 24 Stunden täglich. Das Angebot enthält alle Werke aus dem Karl-May-Verlag bzw. Ueberreuter-Verlag, vertreten sind aber auch andere Verlage mit einzelnen Titeln, wie z.B.: Olms (Das Waldröschen), Hansa (Karl May und Österreich), Husum Druck-u.Vrlgs-Ges. (Weihnachtsgeschichten), Igel (Karl Mays ‚Old Surehand‘), Verlag Neues Leben (Die Rose von Kairwan). Daß unter Karl May auch der Titel ‚In Mekka‘ erscheint, mag man müde belächeln angesichts des wirklich beeindruckenden Angebots ("1 Million Bücher, CD-Roms und Videos"). Ein anderes Angebot durch das INTERNET erfährt man nach dem Anklicken auf http://www.monopoly.de, womit man die Oldenbourg-Duckerei erreicht. Unter der Überschrift ‚Ihr persönliches Buch‘ wird deutlich, was man bestellen kann, und zwar ausschließlich über Internet: Karl May, Winnetou I, Werke von John Guaspari, Wilhelm Hauff, Josef von Eichendorff und G. E. Lessing. Der Clou dabei ist folgender: Man kann den Namen des Hauptdarstellers austauschen und zum Beispiel den eigenen einfügen lassen. Zum Preis von jeweils DM 29,80 plus 6,80 Versandspesen bekommt man dann ‚sein‘ Werk zugesandt. Nur der Winnetou ist etwas teurer, genau DM 46,60 kostet der Spaß. Und so erhält man dann einen Paperback mit etwas liebloser Aufmachung, bei dem die Einleitung fehlt und dessen Text offenbar der Fassung der grünen Bände entspricht. Das Wort Winnetou wurde tatsächlich im ganzen Buch eliminiert, für jeden, der mit WORD 7.0 arbeitet, ist das leicht erklärlich, und so heißt der Held in meinem persönlichen Buch nunmehr Brennendes Wasser und der Autor ist Dietrich Schober.

 

WWW.

1. Leider kann ich meine Idee nun doch nicht realisieren, ich wollte Ihnen auf meiner homepage im Internet interessante Zeitungsartikel anbieten. Sorry ! D. Schober

2. Karl May & Co hat eine neue Adresse - http://www.karl-may-magazin.de

Uns erreichte ein bemerkenswerter Artikel von unserem australischen Mitglied, den wir nach Beratung im Originaltext wiedergeben. Hier behandelt ein kompetenter Wissenschaftler die Schuldfrage aus medizinischer Sicht. Abweichend von unserer Gewohnheit, akademische Titel nicht zum Namen zu setzen, drucken wir auch den vollen Absender.

Karl May would have been found NOT GUILTY

r. W.E. Thomas, M.U.Dr.

C.Med.Sci., Spec.Int.Dis.

An Open Letter to the Karl May Society.

For: KMG Nachrichten

Or the: Mitteilungen der KMGesellschaft.

There are repeated references in the publications of Karl May Society about May’s criminal activities. The latest example is an article by Peter Krumbiegel `Karl May und Schloss Osterstein’ (in "Diebstahle und Betrugereien"). Two pages later in the same publication we can read (ibid. p. 49) that Karl May was engaged in robbery, fraud and pretentious snobbery ("Diebstahl, Betrug und Hochstapelei").

This does not tally with the course of Karl May’s life, his literary output, his moral views and conduct. To repeat all the time that the person on whose work and views the whole Society is based, was a criminal, is counterproductive and does no good to its very existence, is insulting and unjust to Karl May.

Because of unfortunate circumstances in his youth Karl May developed what is known today as Dissociative Identity Disorder (D.I.D.). This condition, which he suffered from during the years 1862 till 1874, is fortunately curable. Karl May fully recovered and it is a great disservice to call him a criminal.

I have published a study on the Internet "Karl May and D.I.D." (http.//www.angelfire.com/va/karlmay), in which I have described the details of this disorder and what lead to it in Karl May’s case.

Peter Krumbiegel quotes in his above-mentioned article from Karl May’s autobiography (Karl May: `Mein Leben und Streben’. Olms Presse Hildesheim - New York 1997, pp. 126-127): "I found on my delivery into the panal institute a serious but in no way insulting reception. Who is polite, submits to house regulations and does not insist stupidly all the time on his innocence, will not have to complain about hardness. As far as the work is concerned, which was given to me, I was detailed into an office. One can see from this how thoughtfully the circumstance of the prisoner was taken into consideration by the board of directors. Unfortunately this arrangement in my case did not have the expected result. In particular I failed as a clerk to such an extent, that I was found useless. As a newcomer I had the easiest job which there was; however even that I could not manage. This was striking. They concluded that I must have been in a totally strange state of mind, as I had to know how to write! I became an object of special observation. I was given a different job, indeed the most decent manual work which there was."

This is a classical description of one of the four diagnostic criteria of D.I.D. (Dissociative Identity Disorder): "Inability to recall important personal information that is to extensive to be explained by ordinary forgetfulness." (`Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders’, Version IV (DSM-IV), 1994, Washington DC, USA).

The inability to perform single clerical duties after the imprisonment on June 14, 1865, together with other symptoms, so clearly described by Karl May in his biography, gives one of the clues that lead to the diagnosis of D.I.D. There is a consistent symptom pattern in what Karl May said. The D.I.D. is not too rare as used to be thought. We know now enough about this condition to state that persons with D.I.D. are not responsible under the criminal law.

What is the criterion of personal identity for purposes of criminal responsibility? The answer is - the psychological criterion, the state of mind. An act committed in an altered state of mind does not make the person guilty of the act. At present psychiatrists conceptualize alters as distinct personalities. Individuals in an altered state of mind are not responsible for their deeds. They should be exonerated, because the condition of their innocence is included in the very disorder.

Karl May would have been found NOT GUILTY today by reason of his condition he suffered from between the years 1862 and 1874, the D.I.D. Nowadays we know enough about D.I.D., and the courts - at least in the USA - do accept that most sufferers from D.I.D. are not responsible under the criminal law.

I find it not justifiable to find articles at present in the Karl May Society publications, accusing over and over again Karl May of committing "robbery, fraud and pretentious snobbery". In our times Karl May would not have been sentenced to eight years of incarceration, but given proper attention and expert help.

I hope the Karl May Society will find place to publish my letter for the benefit of other members of the Society to express their views. Thank you.

Dr. William E. Thomas, M.D.

45 Orrong Rd.

Elsternwick, Victoria 3185

Australia

e-mail: Thomas@ains.net.au

Weitere Leserbriefe

Im fernen Rußland erfahre ich die Gastfreundschaft unseres KarlMay-Freundes Anatoli Batalow und grüße Sie und die KMG sehr herzlich.

Ihr Elmar Elbs

weitere Unterschrift: Anatoli Batalow

Aus Briefen an unseren Geschäftsführer:

Bei dieser Gelegenheit möchte ich es auch nicht versäumen, Ihnen einmal für all das, was Sie bisher für die Karl-May-Gesellschaft getan haben, zu danken. Seit der Dresdner Tagung im Herbst 1993, auf der ich miterleben durfte, mit welchem Geschick und mit welcher Souveränität und Gelassenheit Sie den Tagungsverlauf dirigierten, wollte ich Ihnen das schon schreiben.

Sabine Wilhelm, Metzingen,

Außerdem möchte ich ihnen und den vielen anderen Helfern der KMG für den unermüdlichen Einsatz danken. Es motiviert mich, auch aktiv an der Arbeit für Karl May teilzunehmen

Karl May und der Westerwald

Am 29.5.98 fand in Montabaur eine Vortragsabend statt, zu dem das Magazin Karl May & Co., die Geschichts- und Kulturwerkstatt Westerwald und die KMG geladen hatten. Unser Mitglied Peter Wayand, selbst aktiv dabei, berichtet im folgenden darüber. Leider können wir hier nur eine stark gekürzte Fassung bringen, der volle Wortlaut kann von Interessierten beim Pressebeauftragten kostenlos bestellt werden.

Peter Wayand

"Ich denke oft an Montabaur"

"(...) Ich denke oft an Montabaur. Wie so gerne wäre ich im Verlaufe des Frühlings oder Sommers hingekommen; aber die Influenza, welche mit Lungenentzündung verbunden war, brachte mich dem Tode nahe und knickte meine sonst so eiserne Gesundheit so zusammen, daß ich fast ein halbes Jahr gerungen habe, um wieder aufzukommen. Sie werden mich wahrscheinlich im nächsten Mai oder Juni dort sehen. (...)"

Diese Zeilen schreibt Karl May zu Oberlößnitz, Dresden, am 02. November des Jahres 1894. Sie treffen zwei Tage später in Montabaur ein und geraten dort zu ungewöhnlichen Ehren: eingefaßt in Glas und Rahmen werden sie im Speisesaal des bischöflichen Konvikts aufgehangen. Die Geschichts- und Kulturwerkstatt Westerwald, der 7. Zweigverein des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung e.V., war von diesen Fakten so angetan, daß man beschloß, der Sache näher auf den Grund zu gehen.

Als Hauptreferenten hatte man Prof. Dr. Helmut Schmiedt (KMG) vom Germanistischen Seminar der Universität Koblenz-Landau, Abteilung Koblenz, gewinnen können. Sein Thema lautete: ,,Kurioses und Paradoxes aus der Wirkungsgeschichte Karl Mays". Schmiedt entwickelte noch einmal die Rezeption der Mayschen Werke, beginnend noch zu Lebzeiten des verehrten Schriftstellers, über die verschiedenen Bearbeitungen der Urtexte bis hin zu den Karl-May-Filmen der 6oer Jahre und dem heiß umstrittenen Arno-Schmidt-Buch "Sitara und der Weg dorthin. Eine Studie über Werk & Wirkung Karl Mays", das der Fischerverlag in Frankfurt/Main im April 1998 neu aufgelegt hat. Kritische Worte, aber auch Verständnis für den ewigen Konflikt zwischen den auf Verkauf ausgerichteten Verlagen mit ihren Werkbearbeitungen und dem auf Authentizität beruhenden wissenschaftlichen Interesse am Werk, am Urtext Mays, lockerten den Vortrag auf, verführte das Auditorium zeitweilig zu herzhaftem Lachen.

Auch den Filmen der 6oer Jahre, für die sehr oft Harald Reindl verantwortlich zeichnete, ließ Schmiedt Gerechtigkeit angedeihen. Wenngleich auch ihr Inhalt quasi außer den Namen nichts mehr mit Karl Mays Erzählungen gemein hat, so sorgten sie dennoch dafür, daß Mays Popularität ungetrübt blieb, und die Wiederholungen der Filme in regelmäßigen Abständen durch das Fernsehen sorgen dafür, daß Mays Werk auch heute noch, knapp hundert Jahre nach seinem Entstehen, immer wieder begeisterte Anhänger findet und daß die Themen, mit denen es sich befaßt, auch heute noch von Interesse sind.

Als Koreferenten sprachen Dr. Hermann-Josef Roth (KMG) und der Verfasser dieses Artikels über die Beziehungen Karl Mays zum Mittelrhein, zum Westerwald und zu Montabaur im speziellen. Dr. Hermann-Josef Roth befaßte sich, unter dem Titel ,,Vom Prinzen zu Wied bis Balduin Möllhausen", mit dem Prinzen Maximilian zu Wied und der Möglichkeit, unter anderem dessen Freundschaft mit dem Indianerhäuptling Mato-Tope vom Stamm der Mandan als literarisches Vorbild Mays für ,seine‘ Blutsbrüderschaft zu Winnetou zu sehen. Überhaupt stellte Roth seine im kleinen Kreis lang diskutierte Theorie, Karl May hätte die Werke des Prinzen Max zu Wied gekannt, und sich ihrer als teilweise Vorlage oder Inspirationsquelle bedient, zum ersten Mal - im Rahmen dieser Veranstaltung - einem breiteren Publikum vor. Die Kritik an dieser These folgte, wie es sich für einen ordentlichen Disput gehört, auf dem Fuße. Der Verfasser dieses Artikels ging gegen Ende seines Vortrages nochmals darauf ein und erweiterte sie schlicht und ergreifend um noch eine dritte Person, nämlich um Gabriel Ferry, den französischen Cooper!

Nun, wie kam es dazu, daß der erfahrene Fährtensucher und Waldläufer, als den wir May aus seinen Büchern kennen, die Absicht hegte, nicht nur in den Schluchten des Balkans und den weiten Prärien Nordamerikas, sondern auch in den weniger schroffen Felsengebirgen des Westerwaldes zu jagen? -

Die Antwort lieferte uns Klaus-Peter Heuer aus Berlin bereits im Februar 1988. In den M-KMG Nr. 75 erscheint sein Beitrag mit dem Titel ,Dr. Carl Jung, ein Freund Karl Mays im Rheingau‘ (S. 14-23). In Heuers Arbeit ist - wie im Titel bereits angedeutet - von einem gewissen Dr. Carl Jung die Rede, der mit May persönlich befreundet war, wie aus den späteren Aufzeichnungen dieses Carl Jung hervorgeht. Des weiteren wird Mays Beziehung zu Montabaur angesprochen. Deshalb ging es im Vortrag des Verfassers im wesentlichen um folgende drei Punkte:

1. Die Person des "Dr. Carl Jung"

2. Das Manuskript von Dr. Carl Jung mit dem Titel:

,,Karl May. Persönliche Erlebnisse und Beobachtungen"

3. Den bereits zitierten Brief Mays vom 02.11.1894

Zu 1.) Wer war Dr. CarI Jung?- Am 17. Mai 1878 in Lorch am Rhein als Sohn des Winzers, Küfers und Weinhändlers Carl Jung und dessen Frau Maria, geborene Alt aus Perscheid, geboren, verbrachte er seine Gymnasialzeit in der Zeit von 1891 bis Ostern 1898 auf dem 1890 gegründeten Bischöflichen Konvikt und dem Kaiser-Wilhelms-Gymnasium, dem heutigen Mons-Tabor-Gymasium, zu Montabaur. Während dieser Zeit gelang es ihm, Kontakt zu seinem Lieblingsschriftsteller Karl May aufzunehmen, der zu dieser Zeit gerade auf dem Höhepunkt seines Ruhmes angelangt war.

Nach dem Abitur verließ Car1 Jung Montabaur mit dem Ziel, Theologie zu studieren und Priester zu werden. Diese Berufswahl fand bei May großen Beifall. Er schrieb ihm:

"(...) Die Hauptsache ist aber der hohe heilige Beruf, den Sie erwählt haben. Wissen Sie, was es heißt, ein Priester Gottes werden zu wollen? Bei jeder heiligen Messe und heiligen Kommunion beten ihre Eltern nicht nur für Ihr äußeres Wohlergehen, sondern vielmehr für die Gesundheit und Reinerhaltung Ihrer Seele. (...)"

Man kann sich wohl denken, daß gerade diese Zeilen des Briefes, auf den weiter unten noch näher eingegangen werden wird, dafür verantwortlich zeichnen, daß der Brief eingerahmt und aufgehangen wurde.

Am Abend des Vortrages waren auch der Sohn von Dr. Car1 Jung, Herr Dr. Hans-Otto Jung, nebst Gattin als Zuhörer anwesend. Sie brachten den Original Füllfederhalter mit, den May dem jungen Car1 Jung geschickt hatte, und mit dem er angeblich den ersten ,,Old Surehand"-Band geschrieben hatte, sowie das Original einer Postkarte Mays, die er nach Montabaur geschickt hatte.

Zu 2.) Am 30. März 1962 wurde der 50. Todestag Karl Mays begangen. Dr. Carl Jung verfaßte einen Beitrag für das ,,Wiesbadener Tagblatt". In der Ausgabe Nr. 77 vom Samstag und Sonntag den 31. März bzw. 01. April 1962 wurde das Manuskript auszugsweise im Feuilleton auf Seite 12 veröffentlicht. Dort legte Car1 Jung quasi einen Rechenschaftsbericht über Karl May und seine ganz persönliche Beziehung zu dem verehrten Schriftsteller ab.

Diese beiden Beispiele stehen für den Stellenwert des Briefes, den er schon seit langer Zeit innerhalb der Karl-May-Forschung hat. Sie zeigen Mays Unverblümtheit und Fabulierkunst, und geben einen Einblick in die Seelenwelt des umstrittenen Autors, wie sehr er in und mit seiner Romanwelt lebte, obgleich sein Blick für die Realität dort teilweise getrübt wurde.

Eine andere Karte, die für unser Thema wohl noch bedeutender ist, kam am 11. Mai 1899 in Montabaur an. Sie wurde von Karl May in Kairo aufgegeben, und war ganz allgemein an das Bischöfliche Konvikt bzw. Priesterseminar in Montabaur adressiert Dieser ,,Gruß aus Egyten" war folglich nicht mehr an Carl Jung adressiert, da dieser mittlerweile in Münster das Theologiestudium begonnen hatte, was Karl May wußte, sondern an Jungs Mitschüler, die, wie May schreibt, ,,meinem Herzen genauso nahestehen". Diese erst kürzlich entdeckte Karte befindet sich im Besitz von Friedhelm Spürkel in Düsseldorf.

Eröffnet hatte die Veranstaltung der Vorsitzende der Geschichts- und Kulturwerkstatt Westerwald, Dr. Uli Jungbluth. Auch Bürgermeister Dr. Paul Possel-Dölken erinnerte sich in seiner Begrüßung an seine May-geprägte Jugendzeit, und schließlich bekannte sich der Ehrengast des Abends, der Justizminister des Landes Rheinland-Pfalz, Peter Caesar, der einem Old Firehand zum Verwechseln ähnlich sieht und der in der letzten Zeit einige Schirmherrschaften über Karl-May-Festspiele und Veranstaltungen übernommen hatte, eindeutig zu einem Idol, zu Karl May! Mittlerweile ist der Minister Mitglied der KMG (Red.).

 

Werner Legére starb am 14.10.98

Der Ehrenbürger von Hohenstein-Ernstthal, Romanautor und ältester Winnetou-Darsteller war fast noch ein Zeitgenosse Karl Mays (geb. am 28. Mai l912). Noch am 19. Juni hatte der 86jährige die Gedenktafel an der Hans-Zesewitz-Bibliothek enthüllt, allzeit am Tagesgeschehen interessiert. Nach einer kaufmännischen Lehre war er als Fremdsprachenkorrespondent tätig und entdeckte bald seine schriftstellerische Begabung; sein "Ich war in Timbuktu" brachte es auf 247.000 Bände; "Unter Korsaren verschollen" kam auf 566.000 Exemplare. Sein Indianerroman "Die Nacht von Santa Rita", in der DDR wegen "Papiermangel" zurückgewiesen, erschien jetzt im Karl-May-Verlag, einer seiner sehnlichsten Wünsche ging damit in Erfüllung. Das erstemal machte er 1932 literarisch auf sich aufmerksam, indem er H. Dimmlers Schauspiel "Winnetou" auf die Bühne brachte, nämlich in den Fremdenhof des Hotels "Drei Schwanen" in Hohenstein-Ernstthal. Den dritten Akt überarbeitete er und spielte dann auch gleich zum 90. Geburtstag von Karl May die Hauptrolle.

Es bleibt die Erinnerung an eine bedeutende Persönlichkeit. -dSch

Pressespiegel

(teilweise gekürzte Artikel)

Artur Brauner - Südwest-Presse Ulm v. 21.7.98 -

Wenn einer seine Memoiren "Mich gibt’s nur einmal" tituliert, läßt das auf einen gewissen Größenwahn schließen. Aber bei Artur Brauner ist es nur die schlichte Benennung einer Tatsache. Denn der Berliner Filmproduzent, der am 1. August 80 Jahre alt wird, ist in Deutschland wirklich einmalig. Artur Brauner ist der Innbegriff des eleganten Film-Moguls. Der Produzent liebt öffentliche Auftritte mit seiner Frau Maria und fehlt bei keinem gesellschaftlichen Großereignis. Am 1. August feiert "Atze", wie ihn die Filmwelt liebevoll nennt, seinen 80. Geburtstag. Die edle Einladungskarte ziert ein Zitat des französischen Schriftstellers La Rochefoucauld: "Die Natur gibt einem Menschen die Fähigkeiten, und das Glück bringt sie zur Wirkung". Brauner gilt neben Produzent Horst Wendland auch als Vater der Karl-May-Filme. Von "Der Schut" bis "Old Shatterhand" mit Lex Barker und Pierre Brice verfilmte er in den 60er Jahren zahlreiche Abenteuerromane.

Götz George - Frankfurter Rundschau v. 20.7.98 -

Die Regisseure des Neuen Deutschen Kinos, so lautet eine vielkolportierte Legende, hatten keine Rollen für ihn: Für Leute wie Faßbinder, Kluge, Reitz und Wenders gehörte Götz George seinerzeit zu "Opas Kino", obwohl er erst 30 Jahre alt war. An dem jungen Darsteller, damals schon eine große Filmhoffnung, haftete der Makel, in Harald Reinls Karl-May-Filmen mitgewirkt zu haben oder in Hochglanzschnulzen wie "Jacqueline" von Wolfgang Liebeneiner. Den Durchbruch schaffte er als Ruhrpott-Kommissar Horst Schimanski in 29 "Tatort"-Folgen. Inzwischen ist der ruppige Polizist aus Duisburg auch als Charakterdarsteller eine Institution. Am kommenden Donnerstag, den 23. Juli, wird Götz George, der gebürtige Berliner, 60 Jahre alt.

Reinhold Wolff - Neue Westfälische, Bielefeld v. 18.7.98 -

Wie man Leser hält - man braucht Tricks und Kniffs, um Leser und Seher bei der Stange zu halten. Im Grunde unterscheiden sich die Abenteuerromane Karl Mays wenig von "Dallas", glaubt der Bielefelder May-Forscher Reinhold Wolff. In den 80er Jahren machte man in Deutschland durch "Dallas" zum ersten Mal Bekanntschaft mit fernen Seifenopern-Welten. Typisch und neu daran war, daß die einzelnen Folgen in sich nicht abgeschlossen waren. Am Schluß jeder Folge stand immer ein "Cliffhanger" - eine unaufgelöste Situation., die Neugier auf die nächste Woche wecken sollte. Andere Zeiten, gleiche Tricks: Ziemlich genau hundert Jahre vor Miss Ellie, in den Jahren 1876 - 1893, erschien der mehrbändige Abenteuerroman "Winnetou" des sächsischen Erfolgsschriftstellers Karl May. Der gewitzte Geschäftsmann Karl May benutzte dazu in seinen Romanen ebenfalls die Cliffhanger-Technik.

Apothekenmuseum - Freie Presse Chemnitz v. 23.7.98 - Karl May schwärmte in einem seiner Bücher von "kleinen Wunderkügelchen". Diese, so meinte er, hätten seine Krankheiten geheilt. Die Kügelchen gab es in der Central-Apotheke, die sich im Erdgeschoß seines Wohnhauses nahe der Leipziger Thomaskirche befand. Der Besitzer der Apotheke, Willmar Schwabe, machte Ende des 19. Jahrhunderts die bis dahin geschmähte Homöopathie hoffähig und entwickelte Leipzig zu einem Zentrum der naturverbundenen Arzneimittellehre. Von dieser "Revolution" in der Medizingeschichte bis hin zur Entwicklung der modernen Pharmazie erzählt das sächsische Apothekenmuseum, das Anfang 1999 an eben diesem Platz im Gebäude der ehemaligen Central-Apotheke eröffnet werden soll.

Horst Wendlandt - Abendzeitung München 21.8.98 - Winnetou macht es möglich - ein Scharlih für Horst Wendlandt - Deutschlands erfolgreichster Filmproduzent und -verleiher stand einen Abend lang dort, wo sonst seine Stars stehen: im Scheinwerferlicht. Die Supernase der Branche, mit Dutzenden "Goldenen Leinwänden", Bambis und anderen Preisen geehrt, bekam im Steigenberger Parkhotel Dresden-Radebeul den Karl-May-Ehrenpreis "Scharlih" (so soll Winnetou Karl May genannt haben). - Berchtesgadener Anzeiger 10.8.98 - Wendtland erhielt die Auszeichnung für seine Verdienste um das Werk des sächsischen Abenteuer-Schriftstellers. Er hatte die Winnetou-Filme mit Pierre Brice und Lex Barker als Old Shatterhand zur erfolgreichsten deutschen Filmserie nach dem Zweiten Weltkrieg gemacht. - Gießener Allgemeine 15.8.98 - Die Laudatio hielt der Komiker Eddi Arent, der in mehreren Karl-May-Verfilmungen mitspielte.

Erich Loest - Wolfsburger Nachrichten 8.8.98 - Erich Loest schrieb Film über Karl May - Ein weiterer Höhepunkt des dreitägigen Festes in der Heimatstadt ds deutschen Abenteuerschriftstellers ist die Uraufführung eines Films über sein Leben unter dem Titel "Karl May reist zu den lieben Haddedihn". Der vom ZDF produzierte 55minütige Streifen beruht auf einem Drehbuch des Schriftstellers Erich Loest und behandelt die Orientreise Mays 1899 und 1900. Zur Uraufführung werden Autor Loest und Schauspieler Sodann erwartet. - Nürnberger Nachrichten 5.9.98 - Derzeit ist Erich Loest als Stadtschreiber von Mainz dabei, ein "elektronisches Tagebuch" für den Sponsor ZDF zu erstellen. Als Thema wählte der Schriftsteller eine Episode aus dem Leben seines "Blutsbruders". Nach den Biographien "Mein Landsmann Karl" und "Swallow, mein wackerer Mustang" entstand der Film "Karl May reist zu den lieben Haddedihn". - Der Tagesspiegel Berlin 8.9.98 - Außer Spesen nix gewesen. Jedes Jahr leisten sich die Stadt Mainz und das ZDF einen Stadtschreiber. Man gewährt einem deutschlandweit bekannten Autor Kost, Logis und Taschengeld. Am Ende froher Tage darf (oder muß?) der Prämierte ein "elektronisches Tagebuch" abliefern. Gemeint ist ein selbstgebastelter Film. Der Zuschauer hofft auf den genialen Dilettantismus eines Quereinsteigers. Aber nicht alle Blütenträume reifen, wie Erich Loests gemütliches Machwerk bewies. Das Tagebuch des diesjährigen Stadtschreibers erzählt von Karl Mays Orientreisen. Es zeugt von Selbstbewußtsein, wie unbekümmert Loest alle Regeln einer filmischen Spannungsdramaturgie mißachtete. Der Schriftsteller bekannte sich offen zu einer Vergnügungspartie auf ZDF-Kosten. Mit seinem alten Kumpan, dem Schauspieler Peter Sodann, war er nach Ägypten aufgebrochen. Er verpaßte Sodann eine Karl-May-Maske und ließ ihn durch Kairos Basare spazieren. Auch Loest stolperte munter im Bild herum. Abschließende Frage des Filmemachers: "Peter, was hat Dir die Reise gebracht?" Peter freute sich, mal in Ägypten gewesen zu sein. Erich sagte, daß es auch für ihn eine Freude war. Nur der Zuschauer blieb von jeglichem Vergnügen ausgeschlossen.- Frankfurter Rundschau 5.9.98 - Bilder einer Freundschaft - Es gibt nicht viele deutsche Schriftsteller, die ihren altvorderen Kollegen Karl May (1842 bis 1912), den Schöpfer Winnetous und Old Shatterhands, so verehren wie Erich Loest, Jahrgang 1926. Verehren heißt freilich "nicht mit blinder Begeisterung", sondern mit abgeklärter, gelegentlich sogar sarkastisch-ironischer Distanz. Freilich, bei der Verfilmung seines Stoffes - "Karl May reist zu den lieben Haddedihn" - konnte der Autor nur einen kleinen Teil der Vorlagen umsetzen. Das Geld reichte nur zu einer Reise-Reportage durch Ägypten und Arabien mit einem Karl-May-Darsteller, Peter Sodann, der erzählt, was inszeniert, der kommentiert, was durchlitten werden müßte. 45 Minuten für ein solches Unterfangen ließen einen Medienzwitter entstehen, der die Möglichkeiten des Fernsehens nicht ausschöpft, sondern bestenfalls anreißt, der nicht vom großen Wurf, sondern vom gelungenen Detail leben muß. Doch Loest war mit diesem Ergebnis zufrieden, zumal andere Versuche, "Swallow" zu verfilmen, nicht in die Tat umgesetzt werden konnten.

Peter Sodann - Thüringische Landeszeitung 5.9.98 - Peter Sodann als Karl May - Erich Loest schrieb Rolle auf den Leib - Bisher war er dem breiten Publikum vor allem als Kommissar Ehrlicher aus dem ARD-"Tatort" bekannt. Jetzt geht der Schauspieler Peter Sodann als Karl May nach Ägypten. Die beiden Freunde Sodann und Loest reisten gemeinsam mit einem Team nach Ägypten. Dort reist "Karl May" dann den Nil hinauf nach Assuan, geht in die Wüste, besucht Pyramiden und Sphinxe - genau wie der Schriftsteller dies vor 99 Jahren tat.

Neuer Tatort - Sächsische Zeitung 21.8.98 - Seit Montag ist das Radebeuler Karl-May-Museum geschlossen, aber nicht wegen eines Mordes, sondern aufgrund der Dreharbeiten zum neuen MDR-Tatort "Auf dem Kriegspfad". Die sächsischen TV-Kommissare Ehrlicher (Peter Sodann) und Kain (Bernd Michael Lade) untersuchen einen mysteriösen Einbruch im Karl-May-Museum. Es wurde nichts gestohlen, aber ein Wachmann wurde mit einem Tomahawk erschlagen...Seit wenigen Tagen ist die Filmcrew der Saxonia Media im Auftrage des MDR in Sachsen unterwegs. Gedreht wird ausschließlich an Originalschauplätzen in Radebeul, Dresden, Rathen und bei Riesa.

Filmlexikon auf CD-ROM - Westfälische Rundschau 22.8.98 - 44000 Spielfilme auf einer Silberscheibe -Die Papierversion des wohl besten deutschen Filmlexikons gehört für Film-Fans bereits seit Jahren zur Pflichtlektüre. In digitaler Fassung liegt das Nachschlagewerk erweitert und aktualisiert zum dritten Mal vor - und spielt einmal mehr die Vorteile des neuen Mediums gekonnt aus. Erstmals beinhaltet die aktuelle Ausgabe ein Schwerpunktthema: Den Western. Kann ein Filmlexikon auf einen Special zu Karl-May-Filmen verzichten? Das Lexikon auf CD-ROM nicht.

Grand Canyon Railway - Mit Volldampf in die Zukunft. Eine "alte Lady" ist noch lange nicht müde. Mit 75 Jahren legt sie täglich ihre 65 Meilen zurück, die Dampflok Nr. 4960 der legendären Grand Canyon Railway. Seit 1923 bringt das Feuerroß abenteuerlustige Reisende zu einem Weltwunder: dem Grand Canyon im amerikanischen Bundesstaat Arizona. Während der gut zweistündigen nostalgischen Fahrt ist Unterhaltung angesagt: Wandermusikanten und typische Wildwest-Charaktere schaffen das passende Ambiente einer Zugfahrt, wie sie in Karl Mays Romanen nicht besser beschrieben hätte werden können.

Hermann Wohlgschaft - Kirchenzeitung Hildesheim 16.8.98 - Winnetous frommer Vater - Ein katholischer Pfarrer erforscht die vielen eher unbekannte Seite von Karl May - Vor allem Mays Spätwerk hat es ihm angetan. "Das ist reine Theologie in Bildern", schwärmt der ansonsten eher zurückhaltende Geistliche. Der Schriftsteller aus einer armen sächsischen Weberfamilie habe biblische Inhalte mit einer "grandiosen Sprache" dargestellt. Die späten Erzählungen wie zum Beispiel das Drama "Babel und Bibel" enthalten "Einsichten in die Symbolik der Bibel, die man auch bei Drewermann findet", so sagt Pfarrer Wohlgschaft. Einzelne Passagen im Roman "Am Jenseits" erinnern ihn an moderne Theologie. "So etwas würde man heute bei Karl Rahner lesen", ist sich Wohlgschaft sicher. Man könne Mays Spätwerk als "theologische Poesie" auffassen. Seine Doktorarbeit schrieb Wohlgschaft indes über den evangelischen Theologen Karl Barth, nicht über Karl May. Der Karl-May-Gesellschaft trat er bei, weil er merkte, "daß das keine Wildwest-Fans sind. Die ziehen sich nicht wie Cowboys an, sondern beschäftigen sich mit Literatur".

Winnetou im Radio - Leipziger Volkszeitung 8.8.98 - Ein Sachse liest Karl May - Winnetou reitet wieder durch die Lande. Seit Anfang des Monats sind bis zum 4. September auf MDR Kultur werktags jeweils 9.05 und 17.30 Uhr insgesamt 25 Folgen über die Abenteuer des edlen Apachen zu erleben. Den ersten Band der Karl-May-Trilogie liest der in Leipzig geborene Stefan Wigger. Schon mit elf Jahren habe er sämtliche "Karl Mays" verschlungen, sagt der Vollblutschauspieler. Mit seinem Landsmann Karl May verbinde ihn vor allem "die Lust an der Phantasie". Mit Winnetous Erlebnissen will der Sender das Ferienangebot für Kinder bereichern, aber auch junggebliebene Karl-May-Fans erfreuen. - Sächsische Zeitung Dresden 1.8.98 - Mit Stefan Wigger und Carl-Heinz Dömken sind zwei ausgesprochene Karl-May-Kenner und Liebhaber an der Produktion beteiligt. Der Journalist Dömken hat den meistverkauften Karl-May-Band fürs Radio dramatisiert. "May schafft es, eine spannende Story straff zu erzählen und dennoch sensibel die deutsche Sprache zu gebrauchen", meint Dömken. "Und genau darin lag die Herausforderung: Den Fabulierer May auf eine hörbare Länge zu bringen, ohne ihm weh zu tun."

Winnetou auf Kassette - Südthüringer Zeitung 5.9.98 - Im Westen gehört er zu den "bekannteren Unbekannten", im Osten ist er noch immer ein echter Star: Gojko Mitic (58), seit 1992 der Winnetou der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg. In den 60er und 70er Jahren zog der gebürtige Jugoslawe Millionen Zuschauer mit seinen Indianerfilmen in die Kinos. Jetzt kann man den DEFA-Chefindianer wieder- oder neuentdecken. Zwölf der Abenteuerfilme mit Mitic in der Hauptrolle sind auf Video erschienen. Und Stars wie Armin Müller-Stahl und Rolf Hoppe sind mit von der Partie.

Dr. Martin Lowsky - Flensburger Tageblatt 18.8.98 - Festspiele, Forscher und der "wahre Winnetou" - Seit 1970 befaßt sich Martin Lowsky wissenschaftlich mit Karl May. So hat er das 190 Seiten starke Standardwert "Karl May" für Germanistik-Studenten geschrieben. Das bei J. B. Metzler verlegte Buch steht vor einer zweiten Auflage. Hinzu kommen zwölf wissenschaftliche Fachaufsätze. So ist es geradezu normal, daß der Forscher weiß, welche Figuren Karl Mays aus Schleswig-Holstein kommen. Da ist Alfred Winter zu nennen, eine Gestalt des Werkes "In den Kordilleren". Reiselust und Utopie gehören bei May immer zusammen. Außerhalb der Zivilisation, etwa unter unverdorbenen Indianern, finden die Menschen zu sich selbst. Auch Ernst Bloch. Der Philosoph des "Prinzip Hoffnung" und Erich Fromm, der Psychologe und Autor von "Haben oder Sein" haben die Abenteuerliteratur geschätzt, berichtet Lowsky. Dies habe er innerhalb eines Sammelbandes zur "Kritischen Pädagogik" im Beltz Verlag, Weinheim 1991, dargestellt. Während Hermann Hesse einmal erklärte, er könne Karl May nicht zu den großen Dichtern zählen, der Flug seiner Seele sei zu eng, kontert Lowsky: "Vielleicht wäre eher zu sagen: Karl May kann man nicht zu den Realisten zählen, dazu ist der Flug seiner Seele zu weit." Keine Frage, daß er selbst Karl May liest. Zu den Lieblingswerken des 53jährigen Forschers gehören "Der Schwarze Mustang" und "Satan und Ischariot".

Positionen:

Wir dokumentieren nachstehend einen bemerkenswerten Fall der Unkenntnis von Forschungsergebnissen in einem Presseartikel, der sich anscheinend wissenschaftlich mit Fragen zu Karl May und seine Wirkungen auf die Zeitgeschichte befaßt.

"An manchen Menschen [ist] die Zeit offenbar spurlos vorüber gegangen"

Darmstädter Echo 12.9.98

Hitler und seine Vorliebe für Karl May

Eine folgenschwere persönliche Begegnung im Wien des Jahres 1912 / Von Klaus D o d e r e r

»Die Bücher des Linzer Realschülers "Adi" Hitler, seine Lektüre als Jugendlicher Bohemien und Flaneur in der Provinzstadt an der Donau und sein diffuses Lesematerial als junger Mann ohne feste Arbeit in Wien lassen in vagen Umrissen den Weg in die spätere unheilstiftende Weltanschauung des "Führers" erahnen. Allerdings ist die Kenntnis über seine Kinder- und Hausbibliothek lückenhaft und fast nur aus Berichten Dritter zu erschließen. Hitler selbst schwieg sich über seine private Vergangenheit weithin aus. In "Mein Kampf" steht nicht viel mehr, als daß er als Kind ein Vielleser gewesen sei und für Karl May geschwärmt habe.

Vor allem seit Brigitte Hamanns Buch über "Hitlers Wien" (erschienen 1996 im Piper-Verlag) läßt sich jedoch sowohl die Jugendlektüre als auch die weitere Leserbiographie dieses Mannes in Grundzügen verfolgen. Hitler hatte schon als junger Mensch eine Vorliebe für Sachlesen, und seine schöngeistigen Interessen waren eindeutig auf abenteuerliche und romantisch historisierende Genres gerichtet. Auch als Erwachsener hat er diese Art zu lesen weitergeführt und kaum geändert. In gewisser Weise ist somit Hitler als Leser infantil geblieben.

Tatsächlich haben ihn aber das Werk und die Person eines Autors sein Leben lang begleitet: Karl May. Dieser sächsische Volksschriftsteller war nicht nur Lieblingsautor des elfjährigen Linzer Schulbuben. Er blieb es auch bis in die letzten Lebensjahre im Zweiten Weltkrieg. Sogar in den Jahren seines größten politischen Erfolgs, 1933/34 - so berichtet Joachim Fest - habe Hitler fast alle siebzig Romane Mays wiedergelesen. Und noch als "Oberster Befehlshaber der Wehrmacht" im Führerhauptquartier hat er , 1942, in Tischgesprächen Karl May erwähnt und gepriesen.

Die Namen von Karl Marx, Goethe oder Schopenhauer kamen dem "größten Feldherrn aller Zeiten" in den überlieferten 200 Gesprächen nicht öfters über die Lippen als der des Autors der Indianerromane. Karl May habe ihm Geographie und Kartenlesen schmackhaft gemacht und zöge ihn wegen abenteuerlichen und kriminalistischen Erzählens noch immer in seinen Bann. Die privaten Verfehlungen des sächsischen Romanciers schmälerten dessen Werk nicht, sie seien "sozialbedingt".

Hitler hat laut Albert Speer sogar den führenden Militärs im Krieg empfohlen, sich die Mayschen Romanhelden zum Vorbild zu nehmen. Und es ist überliefert, daß der "Führer" mitten im Krieg 300.000 Winnetou-Bände in Feldpostausgabe drucken und an Soldaten in der Absicht einer unterhaltsamen "Wehrertüchtigung" verteilen ließ.

Persönlich begegnet ist wahrscheinlich schon der elfjährige "Adi" dem damals schon berühmten neunundfünfzigjährigen Volksschriftsteller, als dieser 1901 im Linzer Hotel "Roter Krebs" abgestiegen war. Genau in diesem Knabenalter schwärmte der schulisch abgesackte Junge für den Wilden Westen und war Anführer beim Indianerspiel. Noch 1943 hat Hitler bei seinem letzten Besuch in Linz sein Auto am Hotel "Roter Krebs" langsam vorbeifahren lassen, um seinen Begleitern das seinerzeitige Quartier seines literarischen Schwarms zu zeigen.

Elf Jahre später, 1912, begegnete Hitler dem Abenteuerschriftsteller ein zweites Mal, diesmal in Wien. May hielt einen Vortrag. Im überfüllten Wiener Sophiensaal sprach er vor 3.000 Zuhörern über "Empor ins Reich der Edelmenschen". Er habe auf schmalem Pfad den Weg ins Licht nach Dschinnistan, ins Reich des Hohen und Edlen, geschafft, habe die Niederungen Ardistans hinter sich gelassen und sich aus der Masse erhoben.

Solche Aussagen imponierten dem heruntergekommenen jungen Hitler. May geißelte den Sittenverfall in der modernen Gesellschaft und entwarf das Bild eines Edelmenschentums. In der ersten Reihe im Sophiensaal saß Bertha von Suttner, Pazifistin und Friedensnobelpreisträgerin des Jahres 1905. Der richtungslose junge Hitler in der "Phäakenstadt" Wien soll den gescheiterten Existenzen im Männerheim, wo er untergeschlupft war, tagelang vorgeschwärmt haben. Mays Methode des Polarisierens von Gut und Böse, Oben und Unten, stumpfer Masse und edlem einzelnen, diese gefährliche Simplifizierung der Unübersichtlichkeit des Lebens, hatte ihn beeindruckt. Sie hat ihm geholfen, die spätere Idee von einem heilbringenden "Führerprinzip" schon einmal vorausbedungen.

Gift in diese fast harmlose Edelmenschen-Ideologie streute allerdings in Hitlers Wiener Zeit das, was er sich in den "Ostara-Heften" des Jörg Lanz von Liebenfels, eines Trivialphilosophen und entlaufenen Mönchs, angelesen hat. Dort gab es blonde "Heldinge" und "Asinge", die nicht nur edel waren, sondern sich gegen die minderwertigen, nur durch Sterilisieren, Kastrieren und Zwangsarbeit auszurottenden "Äfflinge" und "Schrättlinge" durchsetzen mußten. Hier fand er auf billigem Papier die grauenhafte rassistisch-kriegerische Variante einer Ideologie vorgezeichnet, die später, als Hitler zur Macht gekommen war, bittere Realität in dem Land wurde, in dem er willige Gefolgsleute fand.

Seine lebenslange Vorliebe für Karl May macht Hitler zu einem wenig diffizilen, einem im Grunde zurückgebliebenen Leser, der - wie wir wissen - kaum sonst an der literarischen Welt teilnahm. Schon in Wien als junger Mann hatte er kein Interesse an der damaligen Moderne, ja er lehnte sie als destruktiv ab. Er ist literarisch im Trivialen rückwärtsgewandt steckengeblieben.«

Der Pressebeauftragte der KMG schrieb deshalb an das Darmstädter Echo:

"Sehr geehrte Damen und Herren, in der Samstagausgabe vom 12. September 98 brachten Sie einen Artikel von Herrn Klaus Doderer, in dem von einer folgenschweren persönlichen Begegnung in Wien des Jahres 1912 berichtet wird.

Die Karl-May-Gesellschaft als literarischer Verein (gegründet 1969) ist bestrebt, Leben und Werk dieses Autors zu erforschen und in der Öffentlichkeit zu dokumentieren. Namhafte Wissenschaftler und Forscher arbeiten daran, ein objektives Bild zu zeichnen, um ihm, dem ehemals Bejubelten, dann Befeindeten und später Totgeschwiegenen, einen angemessenen Platz in der Literaturgeschichte zu verschaffen. Heute, nach 30 Jahren Bestehens unserer Gesellschaft und angesichts der entsprechenden Ergebnisse intensiven Bemühens, nimmt man verwundert zur Kenntnis, daß - wie bei Herrn Doderer - an manchen Menschen die Zeit offenbar spurlos vorüber gegangen ist. Wie möchten Sie bitten, unseren Leserbrief mit Stellungnahme der Karl-May-Gesellschaft in Ihrem Blatt zu plazieren."

Das Darmstädter Echo brachte dankenswerter Weise unsere Stellungnahme:

"Schon wieder Hitler und Karl May. Kann man es Karl May als Fehler anlasten, daß er vom "Führer" gelesen worden ist ? May starb 1912, lange vor dem dritten Reich, und war ein Pazifist durch und durch. Selbst die DDR konnte ihre Argumentation nicht aufrecht halten, May wäre abzulehnen, weil seine Bücher von einem Hitler gelesen worden seien. In dem o.g. Artikel versucht der Verfasser dennoch, eine Verbindung herzustellen zwischen May-scher Ideologie und den unseligen Taten eines Kriegstreibers. Er schreibt: Seine lebenslange Vorliebe für Karl May macht Hitler zu einem wenig diffizilen, einem im Grunde zurückgeblieben Leser usw. Vermutlich ist doch wohl Hitler weniger als Leser von Karl-May-Büchern bekannt geworden als vielmehr als Autor von "Mein Kampf" und Verursacher der daraus letzten Endes resultierenden schrecklichen Ergebnisse. Die Karl-May-Gesellschaft e.V. wurde 1969 gegründet und hat sich zum Ziel gemacht, Leben und Werk von Karl May zu erforschen, die Ergebnisse namhafter Forscher und Wissenschaftler sind nicht geheim, sie werden regelmäßig in Vorträgen und Jahrbüchern publiziert. Erfreulicherweise hat sich das Bild des als ehemaligen Verbrecher und unsittlichen Kolportageschriftsteller Bezeichneten gewandelt, heute wissen wir, wie das Leben in einer armen Weberfamilie ablief und welche Perspektiven ein Gestrauchelter in einer Zeit hatte, wo von Justiz nur als gnadenlos gesprochen werden kann. Es ist doch wohl bekannt, daß sich dieser junge Mensch, völlig mittellos und ohne Beruf, als ein aus eigener Kraft Resozialisierter in die bürgerliche Gesellschaft wieder eingliederte. Wir wissen, welche Verhaltensmuster er literarisch verarbeitet hat, wir entschlüsseln in seinen Werken autobiografische Zusammenhänge, wir nehmen seine Ideen von einer besseren Welt mit Edelmenschen zur Kenntnis. Ganz entschieden muß widersprochen werden, wenn aus dieser seiner Weltanschauung irgendwelche schädlichen Folgerungen gezogen werden, nirgends in seinen Büchern gibt es einen Anhalt für die These, Karl May sei verantwortlich für die abstrusen Ideen eines "Führers". Es ist bedauerlich, daß immer wieder das Gespenst May-Ideologie aktiviert wird, das Hitler leider so beeindruckt habe. Wer sich ernsthaft interessiert, dem sei die wissenschaftliche Literatur der Karl-May-Gesellschaft empfohlen; Geschäftstelle der KMG ist Eitzenbachstr. 22 in 54343 Föhren.

Karl-May-Länder:

Das Karl-May-Land in der Lausitz ist tot

Die Sächsische Zeitung schrieb noch am 23.6.98: SZ als Investor: Warum es sich lohnt, Millionen in eine europaweit einzigartige Landschaft bei Hoyerswerda zu stecken. In diesen Wochen verhandeln Sachsens Wirtschaftsministerium und ein namhafter europäischer Investor über die Realisierung des "Karl-May-Landes". Es geht um 300 Millionen Mark. Da überzeugt sich jeder vor Ort, ob das Geld gut angelegt ist. Das Szenario für den Ernstfall liegt bereit. Das freut den Investor. Nur- der Startschuß muß endlich fallen.

Lausitzer Rundschau v. 17.7.98 - Vision oder Phantom - stirbt Großprojekt Karl-May-Land? Letzte Chance für Vanlangenaecker - Kleinere Variante als IBA-Projekt denkbar. Der wilde, wilde Westen scheint in der Lausitz nun doch keine zweite Heimat zu finden. Die Vision vom "Karl-May-Land" inmitten rekultivierter Tagebaufolgelandschaft hat zwar Begeisterung hervorgerufen, doch das 400 Millionen-Projekt findet seit Monaten keinen mutigen Investor. Der Traum vom Ritt durch die Prärie gleich hinter Hoyerswerda könnte damit nächste Woche vorläufig oder sogar endgültig ausgeträumt sein.

Leipziger Volkszeitung v. 21.7.98 - Pläne für Karl-May-Land platzten wie Seifenblasen. Staatssekretär: Kein Investor für "wunderbare" Idee. Lausitzer Rundschau v. 21.7.98 - Winnetou reitet nicht durch die Lausitz - Karl-May-Projekt wurde gestern beerdigt/ Investorensuche blieb ohne Erfolg. Staatssekretär Wolfgang Vehse aus dem sächsischen Ministerium für Wirtschaft und Arbeit hatte zuvor Gründe für das Scheitern des Projektes genannt, in dem Hunderttausende Besucher jährlich in der Lausitz in das Leben im Wilden Westen zu Zeiten Winnetous eintauchen sollten: "Wir haben eine wunderbare Idee für einen herrlichen Ferienpark. Aber wir haben trotz weltweiter Suche keinen Investor, der sie umsetzt und betreibt, keine Bank, die die Finanzierungslücke schließt, und kein Tourismusunternehmen, das die Vermarktung absichert".

Ein Karl-May-Park am Silbersee ? Schwälmer Allgemeine Kassel v. 2.9.98 - Frielendorf - Am Montag stellten am Silbersee Hamburger Freizeitwissenschaftler ihre Entwicklungsanalyse für den Ferienpark vor. Ihre Einschätzung ist unmißverständlich: Die Ausgangssituation ist gut, aber es muß sich unbedingt was tun. Zweierlei schwebt den Experten als Profilierungschance vor. Zwei grobe Ideen, die allein eine Richtung aufzeigen sollten: Eine Ausrichtung als Sportferiendorf, in dem auf Trendsportarten gesetzt wird. Die andere Idee: Die Profilierung als "Karl-May-Park". Damit einher ginge eine "Inszenierung und Thematisierung". Ein "Karl-May-Park" gewähre die Chance, sich auf dem Markt "völlig neu zu plazieren als Ferienpark der dritten Generation", biete eine langfristige Perspektive - und erfordere Investitionen im zweistelliger Millionenbereich. In der Gemeindevertretersitzung am 21.September soll der nächste Schritt getan werden. Das Parlament wird aufgefordert, die Unternehmensberatung mit der - zuschußfähigen - Entwicklung eines Konzepts zu betrauen. Ein Konzept, mit dem an Investoren herangetreten werden kann.

Dietrich Schober

W. Brauneder

Veranstaltungen der Wiener Karl-May-Runde

Vortrag Ilmer in Wien

Im Kreise der Wiener Karl-May-Runde hielt Walther Ilmer am 25. Juli 1998 einen Vortrag zum Thema ,,Warum und wieso ich das Glück habe, Karl-May-Forscher geworden zu sein". Über eine Stunde lang plauderte Ilmer in nahezu biografischer Weise über seinen Zugang zu Karl May als Zehnjähriger, das steigende Interesse an der Person des Schriftstellers bis hin zu seinen Arbeiten als anerkannter May-Forscher. Ilmer entfaltete dabei auch sein persönliches Umfeld wie manche Zufälligkeiten - die wohl May als solche nicht würde anerkannt haben - in der Begegnung mit dem Schriftsteller, beginnend mit dem frühen und tragischen Tod von Ilmers Vater, das Aufmerksamwerden auf Textbearbeitungen anhand verschiedener Ausgaben, seine Kontakte mit dem Karl-May-Verlag, seine Funktion als Kassier der Karl-May-Gesellschaft und vieles mehr, was der Vortragende mit seinem persönlichen Lebensweg im Sinne einer Wechselbeziehung zwischen diesem und seiner Befassung mit Karl May verwob.

Ilmers Vortrag leitete eine neue Phase in der Entwicklung der Wiener Karl-May-Runde ein, nämlich die, den regelmäßigen Treffen ein bestimmtes Programm wie etwa einen Vortrag zugrunde zu legen. Allein schon das Interesse der Teilnehmer wird aber auch weiterhin zum Gedanken- oder Faktenaustausch anregen. Vor und nach Ilmers Vortrag besprachen die Versammelten von Frau Kolb beigesteuerte Kopien einer Zeitschrift aus den Jahren knapp vor 1900 mit Illustrationen und Berichten, die an Szenen aus Mays Werken erinnerten, wie etwa ,,Impfung im Harem", wo der Arzt bloß den Arm der Patientin zu sehen bekommt; Herr Tokstein zeigte aus seiner Sammlung Originale von Reklamen der Karl-May-Spiele auf einer Wiener Freilichtbühne während des Zweiten Weltkrieges; der Schriftsteller Peter Krassa berichtete vom Besuch der Karl-May-Spiele in Winzendorf nächst Wien und verwies anhand eines Prospektes auf sein vor dem Erscheinen stehendes Buch über den Grafen von St.-Germain mit dem Titel ,,Der Wiedergänger" (Vorwort von Erich von Däneken, Verlag Herbig), das mittlerweile bereits erschienen ist. Krassa nimmt hier auch auf Karl May Bezug. May könnte, so Krassa, das Thema des Grafen v. St. Germain zufolge einer in Wien 1845 erschienen Schrift aufgenommen haben, da May die Zweitfassung seiner Erzählung mit dem Titel ,,Ein Fürst des Schwindels" unter jenem Pseudonym veröffentlichte, unter dem der Graf v. St. Germain laut dieser Schrift in Wien auftrat: ,,v. Linden"! Doch schreibt Krassa noch mehr zu Karl May und St. Germain.

Für das nächste Treffen im Herbst 1998 ist ein Vortrag von May-Forscher Christian Heermann eingeplant. Für alle derartigen künftigen Veranstaltungen war Walther Ilmers Vortrag ein würdiger Auftakt gewesen.

Karl-May-Freundeskreise

Treffen der Karl-May-Freunde Nordbayern

am 08.01.1999; Planung für 1999

Das nächste Treffen der Karl-May-Freunde Nordbayern findet am Freitag, 08.01.1999 ab ca. 18:30 im Restaurant ,,Tatanka", Werner-von-Siemens-Straße 1B (Nähe Zollhof, ehemals ,,Wurzelsepp"), in Erlangen, statt. Die nächsten Treffen sind geplant für jeweils den zweiten Freitag im Quartal. Außerdem versuchen wir, dieses Jahr kurzfristig einmal ein Treffen mit den Häuptlingen des Karl-May-Verlags zu arrangieren. Info und ggf. Mitfahrgelegenheiten unter 09241/7668 oder 0911/382 622. Gäste jederzeit willkommen!

Die "Managerin" des Treffens, Anja Tschakert, schreibt noch dazu:

"Das Restaurant ,,Tatanka" ist wirklich klasse, und es ist nur schade, daß nicht wenigstens von Bisonbraten und anderen indianischen Spezialitäten ein par weitere KMG-Mitglieder angelockt werden. Größere Veranstaltungen, wie es sie im Raum Radebeul und Bad Segeberg gibt, scheitern bei uns an der dünnen Beteiligung. Aber wer eine gemütliche Plauderrunde mit netten Leuten schätzt ist hier richtig."

Süd-West-Treffen der KMG

Unser Freund Karl Serden teilt mit:

Die Karl-May-Freunde aus dem Rhein-Neckar-Gebiet laden wieder zu einer Begegnung ein, die am

Samstag, 5. Dezember 1998 ab 17 Uhr

im Lokal "Mamma Rosa" (früher Park-Café) Dreikönigstr. 8, % 06202-4335 (Fremdenzimmer) in 58723 Schwetzingen stattfinden wird. Gäste und Interessenten sind - wie immer - willkommen.

 

3. Veranstaltung der Schweizer Karl-May-Freunde

Samstag, 19. Sept.1998, um 14.30 Uhr

Edgar Müller, Leipzig sprach über Karl May, dessen Beziehungen zur Stadt Leipzig und dessen Wirkungsgeschichte vor und nach der Wende.

Zu dieser Veranstaltung waren nebst den Mitgliedern auch die Öffentlichkeit eingeladen. Eine begleitende Ausstellung mit 8 Tableaus, welche auf das Werk und die Wirkung des Volksschriftstellers Karl May hinweisen, sorgte nebst den Einladungen an zehn umliegende Bibliotheken und an viele private Freunde, Publikation in den drei großen Zeitungen mit insgesamt 250 Tsd. Auflage für die notwendige Publizität. Nun, es kamen trotzdem nur 14 Interessierte, gerne hätte ich aus dem Freundeskreis noch mehr Leute erwartet. Aber eben, der CH-KM-Freundeskreis schließt die Schweiz landauf-landab ein.

Mit Interesse folgten wir den Ausführungen Edgar Müllers über Karl Mays kurzen Wohnaufenthalt und den wenigen aber auch tragischen Beziehungen zu Leipzig. Leipzig war aber auch Verlagsort von Kürschner mit dem "Et in terra pax"-Roman und damit auch zur Rigi, von wo aus Karl May Ende September 1901 erwiesenermaßen noch die letzten Korrekturfahnen sandte (JB-KMG 1973).

In einem zweiten Teil erzählte Edgar Müller spannend von seinem Zugang zu Karl May und seinen allzu späten Beitritt zur KMG. Übrigens, die Bekanntschaft und die Einladung zu diesem Freundschaftsbesuch in Luzern erfolgte in Erlangen am gemütlichen Karl-May-Abend 1997 im Schiesshaus.

 

Ein ganz große Überraschung war zum Ende des Referates einmal mehr der Besuch von Heinz Zbinden mit seinem Gast und unser aller Freund René Wagner, Direktor des KM-Museums aus Radebeul sowie Frau Pohl. So kam einmal mehr das Verhältnis von Patty Frank zu Edgar Müllers Jugendzeit und zu Heinz und René und damit zum Karl-May-Museum zur Sprache.

Im Restaurant Schlüssel, dem Domizil von Edgar und Gudrun Müller für die 3. Luzerner Tage, plauderten und fachsimpelten wir gemütlich noch bis 20 Uhr bei Bier und Kaffee-Luz über die Leipzi’scher Aktivitäten, über die DDR-Jahre, über Karl May, Gott und die Welt. Da Graziella und Silvia noch freien Abend hatten machten wir eine Stadtbesichtigung bei Nacht. Es war ein herrlicher Tagesabschluß.

Am nächsten Tag, Sonntag, 20. September 1998, exakt 98 Jahre nach Karl Mays Besuch auf der Rigi galt auch unser Schiff und Seilbahn-Ausflug diesem Ziel. Zum Unterschied aber von des Dichters Zeit hatten wir oberhalb der Nebeldecke strahlendsten Sonnenschein. Es blies aber ein kalter Wind. Dieser ermöglichte auch hin und wieder einen Blick durch den Nebel auf die darunterliegende Seenlandschaft und Luzern. Im Panoramasaal des Rigi-Kulm-Hotels herrschte Hochbetrieb. Einige tausend Leute hatten sich ebenfalls mit Seilbahn und Zahnradbahn hier heraufbegeben. Ich benützte die Zeit um die Schauvitrine mit Exponaten zu Karl May und Mark Twain neu zu gestalten. Den Rückweg nahmen wir mittels Zahnradbahn über die Nordseite und beschlossen unsere Fahrt via Bahn nach Luzern. Edgar und Gudrun Müller waren begeistert von Luzern und dem Vierwaldstättersee.

Auf den Wogen bunter Träume

Karl May und seine Fans

Gewissermaßen als Zugabe zur Weihnachtsausgabe der KMG-Nachrichten folgt nun der Bericht des Pressedezernenten der KMG zu einer Nostalgieveranstaltung der Karl-May-(Film)-Fans. Während wir uns im allgemeinen tunlichst auf den ‚Forschungssektor der Karl-May-Szene‘ beschränken, ‚wildern‘ wir zum Jahresende einmal im Gefilde des befreundeten Mescalero e.V.

Karl May und der Film

Das Karl-May-Film-Fest ’98 in Radebeul

Vom 7. bis 9.August 98 trafen sich Film-Fans zu einem ‚unvergleichlichen Nostalgie-Fest‘. Der sächsische Min.Präsident Prof. Dr. Kurt Biedenkopf hatte die Schirmherrschaft übernommen - und das mit zweifachem Erfolg: es war ein gelungenes Fest, und es schien die Sonne. Gemäß dem Kalauer ‚Wenn Sonne lacht - nimm Blende acht‘ konnten sich alle Kameramänner Blitzlicht und Scheinwerfer sparen, die Pressekonferenz im Garten vor der Villa Bärenfett war ein strahlender Beginn, R. Wagner, M. Petzel, B. Schmid, Dr. Kunze, Dr. Rentsch (MDR) und Kelo Henderson standen den zahlreichen Medienvertretern Rede und Antwort. Der OB von Radebeul, der "Reben- und Gartenstadt", hatte extra seinen Urlaub verschoben. Abends dann bei ‚Scharlihs Movie Night‘ gab‘s bei Bratwürstchen und Bier u.a. auf einer Leinwand Filmrätsel von Joachim Giel. Die große Karl-May-Auktion vorher fand im Steigenberger Hotel statt, wie auch die weiteren Programmpunkte am Samstag. Dort in gepflegtem Ambiente waren zunächst die Sammler angesprochen, auf unzähligen Verkaufsständen lagen Dinge, die man schon lange gesucht hatte, Bücher, Poster, Karten, Antiquitäten. Um 11:00 Uhr große Begrüßung, warmer Applaus besonders für Komponisten Martin Böttcher und K. Henderson, der heute seinen 75. Geburtstag feierte; wir kennen den hünenhaften Amerikaner aus "Der Schatz der Azteken" und "Die Pyramide des Sonnengottes", er ist im Umgang mit Colt und Original-Requisite ein Lehrmeister für alle Western-Regisseure. Anschließend Vortrag von Dr. Franz Stuke zum Thema: "Von Winnetou zum Buschgespenst, die Karl-May-Verfilmungen als Spiegel der Zeit". Der Professor an der Ruhr-Universität Bochum, Fakultät Philosophie, stellt sein Manuskript zur Verfügung, siehe Mitteilungen 118 der KMG. Nach diesem Highlight ein neuer Höhepunkt: Mit ausdrücklicher Genehmigung vom ZDF wurde Erich Loests Film "Karl May reist zu den lieben Haddedihn" vor dem offiziellen Sendetermin dem geladenen Publikum vorgeführt, trotz der durch die Kopie auf Video bedingten Mängel konnte man die Farbenpracht erahnen, die Hitze bei den Dreharbeiten förmlich spüren. Neben E. Loest waren Peter Sodann, der Hauptdarsteller, und Dr. Wolfgang Lörcher, Regie und Redaktion des ZDF, erschienen und berichteten von ihrem Reise-Abenteuer; weiteres siehe Pressespiegel.

Nach der Mittagspause wurde die

Carl-Heinz-Dömken-Ausstellung

im Foyer eröffnet. Als Einführung sprachen Verleger B. Schmid und Direktor R. Wagner, in warmherzigen Worten bekundeten beide ihre Freundschaft zu dem Künstler, der krankheitsbedingt verhindert war. Für 1999 wurde eine große Ausstellung zu seinem 70. Geburtstag im Karl-May-Museum angekündigt.

Die später stattfindende Diskussion vor Publikum unter dem Titel "Glanz und Elend der Karl-May-Stiftung" mußte man als Lückenbüßer der Veranstalter sehen, ein Beitrag zum Thema "Film" war das nicht. Eher schon anschließend Reinhard Marheinecke’s Lesung aus seinem neuesten "Karl-May-Buch". Der Höhepunkt der ganzen Veranstaltung war dann die festliche Soiree um 20:00 Uhr, bei der zahlreiche Ehrengäste erschienen waren, unter anderen Marie Versini, ewig junge Nscho-tschi. Eddi Arent (Lord Castlepool) hielt seine Laudatio auf Horst Wendlandt, der mit dem "Scharlih" ausgezeichnet wurde. Der sagenhafte Filmproduzent für Rialto-Film erhielt langanhaltende Ovationen des vollbesetzten Saales und war Objekt für eine unübersehbare Menge von Photographen. Auch hierzu siehe Pressespiegel. Das anschließende Western-Buffet im Foyer ließ einen prunkvollen Abend langsam ausklingen. Am Sonntag folgte dann noch in der Schauburg in Dresden die Vorführung des ‚Winnetou 1.Teil‘ - Director’s Cut, das heißt die restaurierte, um 7 Minuten längere ursprüngliche Langfassung mit Lex Barker. Der Western-Törn mit der Sächsischen Dampfschifffahrt (mit 3 f !) war noch eine vorübergehend endgültige Verabschiedung von den Ehrengästen und Radebeul.

Das Karl-May-Film-Buch des KMV

Anläßlich dieses Film-Festes gab es die Vorstellung des neuen Buches aus dem Karl-May-Verlag, das eine unglaubliche Vielfalt von Details enthält und jeden Karl-May-Kinofilm seit 1920 auflistet. Auch die fürs Fernsehen gedrehten Streifen sind enthalten, so der im Januar 1998 gesendete ZDF-Zweiteiler ‚Winnetous Rückkehr‘. Was der Untertitel verspricht, hält das Buch: Stories und Bilder aus der Traumfabrik. Die Herausgeber L. u. B. Schmid hatten eine große Menge sachkundige Helfer und das Glück, einen begeisterten Film-Kundigen zu finden, nämlich Michael Petzel, der gemeinsam mit Thomas Winkler, Ekkehard Sieker und Dr. Jürgen Wehnert das Karl-May-Archiv in Göttingen betreibt. All die vielen Mitarbeiter haben ein Buch geschaffen, das jedem Kino-Fan uneingeschränkt empfohlen werden kann.

Zwinkern I

Auf der oben erwähnten Pressekonferenz sprach Michael Petzel für die Veranstalter die Begrüßungsworte und äußerte einige Gedanken, die ich so noch nicht gehört hatte.

Sinngemäß legte er jedem, der sich Karl May näheren möchte, als Grundeinstellung ein gewisses Augenzwinkern nahe, ohne dem man diesem Mann unrecht tun und sein Wesen nicht erfassen könne. Damit ist gemeint, daß man jegliche Beschäftigung mit Mann und Werk nur unter Wahrung einer humor- und verständnisvollen Haltung betreiben sollte, mit klugen Äuglein von außerordentlicher Beweglichkeit und mit dem Ausdruck schalkhafter List, wie wir etwa Sam Hawkens kennen (beschrieben in Winnetou I). Humor in diesem Sinne ist also eine im Seelenbereich...vorherrschende Grundstimmung, die man am einfachsten als "Gelassenheit", "Behagen" und "gute Laune" beschreiben könnte,...und in einer Welt, in der es nun einmal so vielfach unbehaglich zugeht, kann niemand zuviel von diesem Elixier bekommen (zitiert aus Prof. Stolte, Festvortrag am 3.10.81). Wenn wir uns in der KMG auch aus guten Gründen unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten mit Karl May beschäftigen, so sollten wir fairerweise doch anerkennen, daß es auch andere Zugänge zu Leben und Werk unseres Autors gibt, die meist nicht weniger respektabel sind.

Zwinkern II

Aus einer Folge von statischen Bildern wird ein Kino-Erlebnis, die Figuren auf der Leinwand leben. Indem man dem menschlichen Auge vorgaukelt, es verfolge eine Bewegung, sieht es tatsächlich nur viele einzelne Bilder, die in schneller Projektion angeboten werden. Im Kinofilm sind dies 25 pro Sekunde, früher nur 24, die allerdings je zweimal vom Lichtstrahl durchflutet werden. Technisch gesehen zwinkert der Film, nicht das Auge; eigentlich ganz lustig, wie gut das hier paßt. Das heißt aber nicht, daß wir menschliche Gefühle von Apparaten erwarten dürfen. Wir, die Herzensfreunde Karl Mays, sind aufgefordert, Gefühle zu zeigen. Ist es nur den ganz Jungen möglich, die Welt Karl Mays mit sozusagen offener Seele zu erleben? Sind wir Älteren schon so voreingenommen, daß wir zunächst einmal äußerliche Schwächen und Fehler registrieren, bevor wir uns beeindrucken lassen? Und ist es nicht erlaubt, einem Hobby wissenschaftlich exakt und dennoch liebevoll anzuhängen, amateurhaft also in des Wortes eigentlicher Bedeutung? Ja, wer aber mit Karl May Geld verdient, das kann doch kein Amateur mehr sein! Richtig, die Profis arbeiten hart, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und wer das Filmgeschäft kennt, weiß, wie hart diese Tätigkeit in den meisten Fällen ist. Aber sollten wir Zuschauer nicht dankbar sein, wenn wieder einmal Karl May einen Film initiiert? Es bleibt jedem überlassen, ob er die Karl-May-Filme usw. mag oder nicht, sie stellen eine Bereicherung der Szene dar, immerhin haben sie - vielleicht noch mehr als die Karl-May-Gesellschaft - Winnetou und Old Shatterhand im Bewußtsein der Menschen verankert und damit unsterblich gemacht, mitsamt ihrem Schöpfer Karl May. Wie schreibt M. Petzel in seiner Einleitung zum Filmbuch: Tatsächlich gelang es in den siebziger Jahren, ein außerordentliches Forscherinteresse an Karl May zu wecken...May war plötzlich als Forschungsgegenstand gefragt wie nie zuvor in der Geschichte...entscheidend war vor allem der äußere Umstand, daß mit der Karl-May-Gesellschaft eine Vereinigung von begeisterten Laien und Profis bereits wissenschaftliche Vorarbeiten geleistet hatte....Vom heutigen Standpunkt allerdings mag man es bedauern, daß die Gesellschaft durch eine gewisse Engführung des Forschungsinteresses sich eine bedeutende Entwicklungschance für die Zukunft hat entgehen lassen. Die große Zahl von Karl-May-Freunden, die ihre Sozialisation durch die Filme der sechziger Jahre erfahren hat, fand zur Karl-May-Gesellschaft praktisch keinen Zugang. Dem füge ich hinzu: Wollen wir das selbstgesteckte Ziel - 2000 Mitglieder im Jahre 2000 - erreichen, sollten wir auch solchen Mitgliedern eine Heimstatt unter unserem Vereinsdach bieten, die aus anderen als wissenschaftlichen Gründen ihren ganz persönlichen Weg zu Karl May gefunden haben.

Dietrich Schober


Teil 1 der KMG-Nachrichten 118

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