Lieber Herr Biedermann!
Warum haben Sie sich nicht nach der Auskunft gerichtet, die Sie zu Weihnacht über meine Werke erhielten?
Diese Münchmeyerschen Romane sind Fälschungen, vor denen ich ernstlich warne. Die ganze deutsche Zeitungswelt hat bewiesen, daß sie abgrundtief unsittlich sind. Und der
jetzige Besitzer dieser Kolportagebuchhandlung hat in eigener Person gerichtlich erklärt, daß sie massenhaft unsittliche Stellen enthalten, aber das müsse so sein, wenn er Geschäfte machen wolle. Er hat sich sogar contractlich verpflichtet, den Namen Karl May niemals in Verbindung mit dem Namen Münchmeyer zu bringen, thut es aber trotzdem, um mit Hülfe meines Namens mit diesem Gifte viel Geld zu verdienen.
Ich habe die Firma Münchmeyer natürlich verklagt, auch die frühere Besitzerin, und letzteren Prozeß bereits zweimal, vor dem Land- und vor dem Oberlandesgericht, gewonnen.
Ich bitte Sie, mir den Katalog, das Probe-Exemplar und überhaupt Alles, was Sie Gedrucktes und Geschriebenes von Münchmeyer geschickt bekommen haben, sofort zu senden, damit ich mich überzeugen kann. Es ist mir das von Werth. Auch sagen Sie mir, was Sie bezahlt
haben. Ihre Auslagen erstatte ich Ihnen umgehend zurück.
Also diese Romane sind Fälschungen, sind unsittlich, sind Gift. Ich warne!
Auf schnelle Zusendung dieser Sachen rechnend, mit bestem
Gruß!
Ihr
May."
Volker Griese: Karl Mays Korrespondenz (SoKMG 102)