Der Gute Kamerad
3.Jahrgang, No. 34, Seite 529
Reprint Seite 198


oder

Kong-Kheou, das Ehrenwort.

Von K. May.

Verfasser von "Der Sohn des Bärenjägers", Geist der Llano estakata".

(Fortsetzung.)

Diesem Befehle folgte eine außerordentlich lebhafte Scene. Turnerstick hatte zwar die chinesischen Worte nicht verstanden, aber doch begriffen, was gemeint war. Er wollte nach der Thür springen, welche noch gar nicht geöffnet worden war; dabei wurde ihm ganz selbstverständlich die Mandarinenmütze vom Kopfe gerissen, weil sein Zopf in der Hand des Gefängnisbeamten hängen blieb. Die Bonzen warfen sich ihm schreiend entgegen; er wehrte sie mit wütenden Faustschlägen von sich ab, warf ihrer mehrere nach rechts und links, kam aber nicht hindurch, da ihrer zu viele waren. Er wurde überwältigt und von zehn, zwölf, sechzehn Händen festgehalten. Sein Widerstand war so kräftig, so wütend gewesen, daß er dabei sogar die chinesischen Schuhe verloren hatte.

Was den Mijnheer betrifft, so war er keineswegs ein Feigling. Er hatte sich vorhin nicht aus wirklicher Mutlosigkeit hinter Turnerstick versteckt, sondern dieser schnelle Rückzug war aus reiner Ueberraschung geschehen und infolge der außerordentlichen Seltsamkeit der Lage, in welcher er sich befand. Er verstand kein Wort chinesisch und fühlte sich in dieser Beziehung auf Turnerstick angewiesen, welcher ja stets behauptet hatte, dieser Sprache mächtig zu sein. Aber jetzt, als er von dem Mandarin zurückgeschleudert wurde und zugleich sah, daß die Bonzen sich feindselig auf Turnerstick warfen, sagte er sich, daß die Rettung nicht mehr durch List zu erzielen, sondern nur durch Gewalt zu erzwingen sei. Er warf den Regenschirm, der ihm nur hinderlich sein konnte, weg und stieß die beiden geballten Fäuste dem Oberpriester, welcher ihm am nächsten stand, mit solcher Gewalt an die Magengegend, daß der Getroffene an eine der Bahren flog und, den darauf befindlichen Gott herunterreißend, über dieselbe hinwegstürzte. Dann fuhr er mitten unter die Mandarinen und Priester hinein und schlug in solcher Weise um sich, daß sie nach allen Seiten auseinander stürzten.

»Tapper, maar gedurig tapper, Mijnheer Turnerstick!« rief er dabei dem Kapitän zu. »Wij willen dezen Heidenhoofden onze vuisten an de neusen wrijven - tapfer, nur immer fort tapfer, Herr Turnerstick! Wir wollen diesen Heidenköpfen unsere Fäuste unter die Nasen reiben!«

Liang-ssi war aufs heftigste erschrocken, als er die holländische Frage des Mandarin und darauf die unvorsichtige Antwort des Mijnheer hörte. Er mußte nun das gefährliche Spiel verloren geben und vor allen Dingen für seine eigene Sicherheit sorgen. Dies erkennend, eilte er dem Eingange der großen Halle zu, um sich da hinaus nach dem Hofe und von da aus weiter zu retten. Er berücksichtigte dabei nicht, daß man ihn verfolgen und seine noch hinter dem Gitter stehenden Gefährten entdecken werde.

Aber mit derselben Schnelligkeit hatte der junge Mandarin seinen Befehl, niemand fort zu lassen, ausgerufen. Infolgedessen sprangen die Polizisten Liang-ssi entgegen, um ihn fest zu halten. Er konnte sich nicht einer großen Körperstärke rühmen, wehrte sich aber doch aus Leibeskräften, so daß es den acht Männern nicht allzu leicht wurde, ihn zu überwältigen. Dann hielten drei ihn fest, während die andern fünf zum Mijnheer sprangen, welcher noch immer mit einer wahren Berserkerwut um sich schlug und stampfte. Sie überfielen ihn von hinten und rissen ihn nieder.

»Brand, brand!« schrie er auf. »Zij hebben mij! Help, help, Mijnheer Turnerstick - Feuer, Feuer! Sie haben mich! Zu Hilfe, zu Hilfe, Herr Turnerstick!«

»Unmöglich, denn sie haben mich auch,« antwortete der Kapitän, vor Anstrengung noch atemlos. »Das hat man davon, wenn man Götze spielt!«

Der Regenschirm und die schottische Mütze des Dicken, der Fächer, die Schuhe, die Perücke mit dem Zopfe und die Kopfbedeckung Turnersticks lagen auf dem Boden. Ein Glück war es, daß dem Kapitän nicht der Gedanke gekommen war, sich seiner Waffen zu bedienen!

Der Methusalem hatte Zeuge dieser aufregenden Scene sein müssen, ohne den Bedrängten zu Hilfe eilen zu können. Als sie jetzt überwältigt waren, ergriff der Tong-tschi ihn bei der Hand und raunte ihm hastig zu:

»Jetzt fort, schnell fort, denn nun werden sie auch hier herein kommen!«

»Aber wohin?«

»Ich weiß es, denn ich kenne diesen Tempel. Zunächst hinaus in den Hof.«

Sie eilten fort, gefolgt von Gottfried und Richard. Im Hofe war niemand zu sehen, auch der Bonze nicht, welcher sie vorhin begleitet hatte. Zwischen den Wohnungszellen, welche ihnen vorhin gezeigt worden waren, führte ein Gang in einen kleinen Gemüsegarten, welcher an denjenigen eines Häuschens stieß, in dem ein Vertreter des Tempels Räucherstäbchen verkaufte. Die beiden kleinen Gärten waren durch eine Pforte verbunden, und das Häuschen gehörte zu einer engen Hintergasse, welche mit derjenigen Straße, in welcher der Tempel lag, parallel führte. In diese Gasse gelangten die Vier, indem sie durch die Pforte und den Laden gingen.

Eine unmittelbare Gefahr drohte ihnen nun nicht mehr. Aber nun galt es, ohne Aufsehen zu erregen, zu den Sänften zu gelangen. Der Tong-tschi führte seine Begleiter durch eine Quergasse, durch welche sie auf die Tempelstraße gelangten. Von der Ecke aus sahen sie die Musikanten am Eingange des Pek-thian-tschu-fan stehen. Die Sänftenträger hatten dem Zuge Platz gemacht und standen auf der anderen Seite der Straße. Einer derselben blickte zufälliger-weise her und sah den Mandarin stehen, der ihm sofort einen Wink gab. Er teilte das seinen Genossen mit, welche infolgedessen mit ihren Sänften herbeigetrabt kamen.

»Gehen wir nach Hause?« fragte der Methusalem.

»Sie, ja, aber ich nicht,« antwortete der Mandarin. »Ich werde einsteigen, aber mich nur eine kurze Strecke forttragen lassen und dann halten, um den Polizisten nachzufolgen, welche Ihre Gefährten nach dem Gefängnisse bringen. Ich will wissen, was man mit ihnen thut und werde Ihnen dann Nachricht bringen. Ich habe Sie wiederholt gebeten, nichts zu untemehmen, was Sie und also mich mit in Schaden bringen kann. Was jetzt geschehen ist, das ist noch viel schlimmer und gefährlicher als das gestrige. Ihre Genossen haben nicht nur die weltlichen, sondern auch die religiösen Gesetze beleidigt und übertreten, und die Vorsicht würde mir gebieten, Ihnen von jetzt an mein Haus zu verschließen. Ich achte aber die Gastfreundschaft und bin meinen Lebensrettern zu sehr zu Dank verpflichtet, als daß ich Sie jetzt in der Gefahr verlassen möchte. Sie werden sich also jetzt unverweilt nach Hause begeben und mir versprechen, die Wohnung nicht eher zu verlassen, als bis ich zurückgekehrt bin und Sie benachrichtigt habe, wie es mit Ihren Gefährten steht.«

»Ist die Gefahr, in welcher sie sich befinden, wirklich so groß?«

»Sehr groß, denn sie haben nicht nur das Gesetz, sondern auch die Aufregung der Priester und des Volkes gegen sich. Ein Glück wird es noch sein, wenn man sie in den Gewahrsam bringt, ohne daß sich das Publikum an ihnen vergreift.«

»Dann erscheint es mir als Feigheit, sie jetzt zu verlassen. Ich kann nicht nach Hause; ich muß sofort zu ihnen, um teil an ihrem Schicksale zu nehmen.«

»Nein, denn Sie würden dadurch sich selbst und auch mich mit verderben. Wir können sie nur dadurch retten, daß wir nicht merken lassen, daß sie zu uns gehören. Verlassen Sie sich nicht auf sich, sondern auf mich! Ich will Ihnen zu Gefallen es wagen, in den Tempel zurückzukehren. Das wird nicht auffallen, denn ich habe ein Recht, bei der Rückkehr der Götter zugegen zu sein, da ich die Diebe ergriffen habe. Ich hoffe dabei aber, Ihre Gefährten werden so klug sein, nicht zu verraten, daß sie mich kennen.«

»Ich denke, daß sie vorsichtig sein werden. Liang-ssi hat es doch den beiden anderen gesagt, daß das unbekannt bleiben muß.«

»So lassen Sie sich also ruhig nach Hause tragen! Ich werde zunächst versuchen, sie vor Gewaltthätigkeiten zu bewahren. Gewinnen wir Zeit, so ist es wahrscheinlich, daß wir sie retten werden.«

Er hatte das in einem so energischen Tone gesagt, daß der Student nicht zu widersprechen wagte. Der letztere stieg mit Gottfried und Richard in die Sänften, worauf die Träger derselben davonrannten. Der Tong-tschi aber ließ sich nach dem Tempel tragen. Glücklicherweise hatten die vor dem Thore desselben stehenden Musikanten und sonstigen Leute nicht auf das, was an der Straßenecke vorgegangen war, geachtet. Darum glaubten sie, als der Mandarin jetzt ausstieg, er komme von fern her. Sie wichen aus Ehrfurcht vor seinem Range zurück und machten ihm die Passage frei. Auch diejenigen Teilnehmer am Festzuge, welche sich im Hofe befanden, gaben ihm Platz.

Er sah zu seiner Beruhigung, daß die Thür des Tempels noch von innen verschlossen war. Das war ein gutes Zeichen, da sich daraus vermuten ließ, daß die Menge noch nicht wisse, was im Heiligtume geschehen sei. Um ganz gewiß zu gehen, fragte er diejenigen, welche in der Nähe der Thür standen:

»Warum ist der Eingang nicht offen? Warum dürft ihr nicht hinein?«

Sie verneigten sich tief vor ihm und einer antwortete:

»Ihre Großmut möge erfahren, daß fremde, hohe Götter angekommen sind.«

»Woher?«

»Wir wissen es nicht. Wahrscheinlich wollen sie die bisherigen Götter nicht auf ihre Sitze lassen, denn wir hörten großes Geräusch und laute Stimmen, welche nicht freundlich klangen.«

Der Mandarin horchte und vernahm eine laute Stimme, in welcher er diejenige des jungen Beamten erkannte. Er klopfte laut an und mußte das wiederholen, bevor drin eine Stimme fragte:

»Schui kin - wer ist da?«

»Kuan-fu Tong-tschi - der Mandarin Tong-tschi,« antwortete er.

Die Thür wurde augenblicklich geöffnet, hinter ihm aber sofort wieder verschlossen, damit kein anderer außer ihm hereintreten könne. Mit einem schnellen Blicke überschaute er die Lage. Die Gefangenen standen, von den Polizisten festgehalten, nebeneinander, vor ihnen der Gefängnisbeamte, welcher sie, wie zu erraten war, soeben einem scharfen Verhör unterworfen hatte. Man hatte ihnen die im Kampfe verlorenen Gegenstände wiedergegeben.

Da der Tong-tschi ein höheres Amt bekleidete als die anwesenden Mandarinen, so verbeugten sie sich alle vor ihm, und der junge Beamte trat zurück, um ihm bescheiden seinen Platz zu überlassen.

Als Turnerstick den Gastfreund erblickte, rief er erfreut aus:

»Gott sei Dank, da ist der Tong-tschi! Nun sind wir gerettet. Ich werde ihm die Sache ausführlich erzählen.«

Er wollte auf den Genannten zutreten, um ihm eine seiner berühmten Reden zu halten, aber Liang-ssi zog ihn zurück und sagte:

»Bleiben Sie! Was fällt Ihnen ein! Er kommt, uns zu retten. Das kann ihm aber nur dann gelingen, wenn niemand ahnt, daß wir seine Gäste sind.«

»So! Dann werde ich ihn freilich nicht kennen. Aber übersetzen Sie uns schnell alles, was gesprochen wird. Ich muß doch wissen, was die Kerls verhandeln, und sie sprechen leider ein Chinesisch, welches für einen guten Linguisten ganz und gar unverständlich ist.«

Der Tong-tschi musterte die Gruppe mit einem Blicke des Erstaunens, ganz wie einer, welcher keine Ahnung hat von dem, was da geschehen ist. Dann fragte er:

»Warum ist der Tempel verschlossen? Was ist geschehen? Ich hörte draußen, daß fremde Götter angekommen seien.«

»Sie gaben sich dafür aus,« antwortete der junge Mandarin, »und wir glaubten ihnen anfänglich. Aber Ihre hohe Würde wird bald erkennen, daß sie Betrüger sind.«

»Wie? Können Götter Betrüger sein?«

»Nein; aber diese Leute sind eben keine Götter, sondern Menschen, fremde Fu-len, welche die Sitze unserer Gottheiten eingenommen und den Tempel geschändet haben.«

»Dann müssen sie aufs strengste bestraft werden. Mein jüngerer Bruder mag mir erzählen, was geschehen ist.«

Der Gefängnisbeamte gab ihm einen eingehenden Bericht. Der Tong-tschi hörte ihm sehr aufmerksam zu, musterte dann die Gefangenen mit strengem Blicke und sagte:

»Also diese Männer geben sich für heilige Lamas aus und sprechen doch die Sprache der Fu-len? Hat sich da mein Kollege nicht geirrt?«

»Nein. Ich hatte amtlich sehr oft mit solchen Fu-len zu thun und habe mir viele ihrer barbarischen Redensarten gemerkt. Dieser eine Fremde aber ist doppelt strafbar, da er sich ohne alles Recht die Kleidung der Mandarinen angeeignet hat.«

»Vielleicht ist er ein Mandarin seines Volkes!«

»Gibt ihm das ein Recht, sich wie einer unserer Kuan-fu zu kleiden?«

»Sollten sich seine Beamten nicht ebenso kleiden wie die unsrigen?«

»Nein, ich weiß das gewiß. Uebrigens kann ich leicht beweisen, daß er ein Betrüger ist. Er gibt sich für einen Ta-fu-tsiang aus und trägt doch den Knopf eines anderen Offiziers. Man sehe seine Mütze! Hier ist sie!«

Er nahm dem Kapitän die Mütze vom Kopfe und hielt sie dem Tong-tschi vor die Augen. Dann riß er ihm auch die Perücke mit dem Zopfe vom Kopfe, schwenkte diese »falsche Behauptung« hin und her und sagte:

»Und ist dieses Haar sein Eigentum? Hat er sich den Kopf scheren lassen, wie es einem Chinesen und ganz besonders einem Mandarin geziemt? Nein, er trägt die Schande eines vollen Haares, ganz wie ein Barbar, und darüber einen Zopf, welcher nicht auf seinem Kopfe gewachsen ist. Er ist also kein Chinese und noch viel weniger ein Gott, welcher das Recht hat, sich hier zwischen den Anbetungswürdigen niederzulassen!«

»Aber,« meinte der Tong-tschi diplomatisch, »ich habe oft gehört, daß die Lamas falsche Zöpfe tragen. Vielleicht ist er dennoch einer!«

Turnerstick ärgerte sich darüber, daß der junge Mann so unehrerbietig mit dem Zopfe umging. Er fragte Liang-ssi leise:

»Was will er? Was hat er mit meiner Perücke? Was sagt er?«

Liang-ssi erklärte es ihm ebenso leise wie schnell.

»Alle Wetter! Ich werde ihm sagen, daß mein Kopf mir gehört und ich mit demselben thun oder lassen kann, was mir beliebt. Dieser Zopf kostet zwei Dollar; ich habe sie bezahlt und lasse ihn nun nicht wie einen Eselsschwanz behandeln!«

Er trat zwei Schritte vor und fuhr den Jüngling erbost an:

»Her mit der Perücking! Her!« Dabei riß er sie ihm aus der Hand. »Sie ist mein Eigentum und du kannst die Hand davong lasseng! Ich kann tragung, was ich will, falsche Perückong und sogar falsche Augeng, ganz nach meinem Beliebang. Da, schau her, junger Frosch! Was wirst du dazu saging? Willst du mir auch das verbieteng?«

Er hatte bekanntlich ein falsches Auge. Indem er den Daumen an den Augenwinkel setzte, bohrte er es aus der Höhle, nahm es zwischen zwei Finger und zeigte es vor, indem er sein Gesicht in höhnisch grinsende Falten legte.

Die Leute fuhren zurück. Die beiden Polizisten, welche ihn gepackt hielten, ließen ihn los und traten erschrocken von ihm weg.

»Nun?« fragte er lachend, »wer kann mir das nachmacheng? Wer vong euch kann so wie ich seine Auging herausnehmung?«

Keiner von ihnen hatte jemals so etwas gesehen. Sie alle standen starr und wortlos da. Der Oberpriester bekam zuerst die Sprache wieder; er schrie:

»T'ien-ti-jin - o Himmel, Erde und Menschen. Miao-ya, miao- ya - Wunder über Wunder! Er kann seine Augen herausnehmen!«

»Miao-ya mu, miao-ya mu - wunderbare Augen, wunderbare Augen!« fielen die Erschrockenen ringsum ein.

»Jip-mo t'a yuet, jip-mo t'a yuet - was hat er gesagt, was hat er gesagt?« fragte der junge Mandarin, welcher ebenso wie die andern erschrocken war, Liang-ssi.

Dieser letztere war vier Jahre lang bei Onkel Daniel gewesen und hatte von ihm viel gelernt. Er wußte auch, daß in Europa die Kunst soweit vorgeschritten ist, falsche Augen, welche den echten zum Verwechseln ähnlich sind, hervorzubringen. Um den allgemeinen Schreck zu benutzen, antwortete er:

»Er will beweisen, daß er wirklich ein heiliger und wunderthätiger Lama ist. So wie er sich sein eigenes Auge aus dem Gesicht genommen hat, will er auch den anderen Anwesenden die Augen und die Nasen entfernen. Er ist sogar erbötig, ihnen die Arme und Beine aus dem Leibe zu ziehen und dann wieder anzusetzen. Wer will es versuchen, sich von seiner wunderbaren Macht zu überzeugen?«

»Ngo put, ngo put - ich nicht, ich nicht,« rief es rundum, indem die Bonzen und Mandarinen sich noch weiter von Turnerstick zurückzogen.

»Niemand? Es braucht sich aber keiner zu fürchten, denn er setzt jedes Glied, welches er ausreißt, wieder an seine Stelle.« Und deutsch fügte er hinzu: »Stecken Sie das Auge wieder hinein und thun Sie dann so, als ob Sie dort dem Oberpriester das Bein herausreißen wollen.«

Turnerstick folgte dieser Aufforderung.

»I, miao-ya - seltsam, wunderbar!« riefen die Leute, als sie das Auge wieder an seiner Stelle erblickten und auch sahen, daß es sich bewegte.

Als sich aber nun der Kapitän dem Oberpriester näherte, sich vor demselben niederbeugte und nach seinem Fuße griff, retirierte derselbe erschrocken und fragte:

»Was will er? Was hat er vor?«

»Er will Ihrer Heiligkeit beweisen, daß er das alles kann, was ich sagte. Er will Ihnen die beiden Beine herausziehen.«

Da drängte der Bedrohte sich in die fernste Ecke hinter die Götterbilder und schrie:

»Vu, vu! Ngo put yuk ngo; put kam; ngo kiao - nein, nein! Ich will das nicht; ich mage das nicht; ich schrei'!«


(Fortsetzung folgt.)



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