Jahrgg. 16, Nummer 33, Seite 518
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Lopez Jordan

(El Sendador, Theil I.)

Reiseroman von Karl May.
30. Fortsetzung

»Bist du nun zufrieden?« fragte der Bruder.

»Ja, ich bin zufrieden, und du bist gut.«

»So sei auch du gut! Wirst du mir die Wahrheit sagen?«

»Daya sagt dir keine Lüge.«

»Waren heute Leute da?«

»Nein.«

»Gar niemand?« fragte er dringlicher.

»O ja. Ein Mann.«

»Siehst du, daß du vorhin die Unwahrheit sagtest! Kanntest du den Mann?«

»Nein.«

»Kam er gegangen oder geritten?«

»Er war auf einem Pferde.«

»Wie war er gekleidet?«

»Wie ein weißer Sennor. Er hatte eine Lanze.«

»Gut. Sprach er mit dir?«

»Nein, sondern mit Petro.«

»Also mit deinem Manne. Was sagte er denn?«

»Ich hörte es nicht.«

»So weißt du nicht, was er gewollt hat?«

»Ich weiß es. Meinen Mann wollte er.«

»So ist er mit ihm fort? Wohin?«

»Sie sagten es nicht.«

»Hm! Wann wollte Petro wieder kommen?«

»Auch das sagte er nicht.«

»Wann war es, als dieser Mann bei euch war?«

»Es war noch nicht dunkel.«

»Hast du denn keine andern Männer gesehen?«

»Nein.«

»Hast du vielleicht einmal einen Mann gesehen, welcher Enrico Cadera heißt?«

»Nein.«

»Oder einen, welcher Major ist?«

»Auch nicht.«

»Hat Petro nicht zu dir von zwei Männern gesprochen, welche gefangen sind?«

»Er sagte nichts.«

»Nun, so sage mir wenigstens, ob du einen Ort am Flusse kennst, welcher die Peninsula del cocodilo heißt!«

»Den weiß ich.«

»Wo liegt er? Weit oder nahe von hier?«

»Nicht weit.«

»Kannst du uns dorthin führen?«

»Ganz leicht.«

»So wirst du uns jetzt dorthin bringen, aber so leise, daß niemand es hört.«

»Daya wird hingehen und nachsehen, ob wer da ist.«


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»Gut! Wenn Du aber nun deinen Mann dort findest?«

»Darf er mich sehen, Bruder?«

»Nein.«

»So werde ich ganz heimlich sein.«

»Das verlange ich von dir. Schau, wenn du deine Sache gut machst, schenke ich dir auch noch diesen Knopf.«

Er zog einen zweiten Messingknopf aus der Tasche. Die Indianerin ließ einen Ruf des Entzückens hören und sagte:

»Daya wird den Knopf bekommen. Sie geht. Niemand wird sie hören oder sehen, selbst Petro nicht.«

Sie huschte leicht wie eine Fledermaus zur Türe hinaus und verschwand im Dunkel der Nacht. Der Frater ließ die Schilfmatte herab, welche den Zweck hatte, den Eingang zu verdecken.

»Ihre Daya scheint nicht sehr verläßlich zu sein?«

»Sie ist es, wenn man nichts verlangt, was über ihr Begriffsvermögen geht. Sie ist verwahrlost, halb Weib, halb wilde Katze. In diesen Sümpfen ist sie daheim, und ich bin überzeugt, daß ihr Mann sie nicht sieht, selbst wenn sie an ihm vorüberhuscht. Sie besitzt die Gewandtheit und Gelenkigkeit eines wilden Tieres.«

»Ich bin begierig, ob die Kerle schon da sind!«

»Natürlich sind sie da, denn der Mann, von welchem Daya sprach, war sicher einer von ihnen.«

»Es kann auch ein anderer gewesen sein.«

»Das glaube ich nicht, da er eine Lanze getragen hat. Lanzen tragen nur die Indianer und die Kavalleristen. Warten wir es ab!«

Wir acht Personen standen still in der kleinen, engen Hütte. Ich suchte, ob ich in derselben noch etwas Interessantes finden könnte, doch vergebens. Nach Verlauf von ungefähr einer Viertelstunde kehrte die Indianerin zurück. Sie zog die Matte hinter sich zu und sagte:

»Frater, meinen Knopf!«

»So schnell geht das nicht. Erst mußt du ihn dir verdienen. Was hast du gesehen?«

»Nichts.«

»Daya, du mußt dich geirrt haben!«

»Daya irrt sich nie. Ihre Augen sehen auch des Nachts.«

»Oder lügst du?«

»Daya sagt dem heiligen Manne keine Lüge, denn er ist gut.«

»Willst du uns etwa verraten?«

»Das tue ich nicht, denn du gibst mir einen Knopf.«

»Nun gut, ich will dir glauben. Hier hast du den Knopf! Aber nun mußt du uns auch nach der Peninsula führen!«

Sie nickte zustimmend, indem sie sich beeilte, auch diesen Knopf zu befestigen.

»Aber ganz heimlich!« fuhr er fort. »Es darf uns niemand hören.«

»Das geht nicht.«

»Warum?«

»Weil du Pferde dabei hast.«

»Die lassen wir hier.«

»Wenn aber jemand hieher kommt!«

»So würden sie freilich entdeckt.«

»Soll Daya sie verstecken?«

»Gibt es einen Ort, wo niemand sie finden kann?«

»Ja. Er liegt in der Nähe.«

»So wollen wir sie hinschaffen.«

»Das geht nicht. Nur ein Mensch und nur ein Pferd können mit einander hin. Mehrere würden in den Sumpf fallen und ersticken.«

»So führe mich! Ich allein werde die Pferde transportieren.«

»Nein. Du vermagst es nicht, denn du kennst den Weg nicht. Daya wird das allein machen, wenn du mir noch einen Knopf gibst.«

»Höre, Daya, du wirst unbescheiden!«

Sie sah ihn an, als ob sie der Erfüllung ihres Wunsches ganz gewiß sei, und kicherte:

»Daya liebt die Knöpfe.«

»Das weiß ich, und da ich Daya liebe, so soll sie noch einen dritten haben, aber erst dann, wenn wir unsere Pferde wiederhaben. Du sollst dieselben bewachen.«


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»Daya wird gut aufpassen. Jetzt schafft sie die Pferde fort.«

Sie ging wieder hinaus. Ich wollte mit.

»Warum?« fragte der Bruder.

»Ich habe so wichtige Sachen in meinen Satteltaschen.«

»Die sind sicher.«

»Haben Sie mir nicht selbst gesagt, daß die Indianer Ihres Landes ganz unverschämte Diebe sind?«

»Mich bestiehlt keiner. Und da Sie sich bei mir befinden, sind Ihre Sachen vollständig sicher.«

»Wollen es hoffen!«

»Ich gebe Ihnen mein Wort. Dieser Daya ist ein Knopf von mir lieber, als sämtliche Gegenstände, welche Sie bei sich haben.«

Wir hörten den dumpfen Huftritt der Pferde im weichen Boden. Dieses Geräusch wiederholte sich so viele Male, wie Pferde da waren, da die Indianerin sie einzeln in das Versteck schaffte. Dann holte sie uns ab. Es ging nicht auf demselben Wege zurück, auf welchem wir gekommen waren, sondern gerade dem Flusse entgegen. Der Pfad ging im Zickzack zwischen Sümpfen hin. Vielleicht hätten wir ihn selbst am Tage nicht gefunden. Da ich der Indianerin doch nicht traute, ging ich hinter ihr und hielt den gespannten Revolver in der Hand. Nicht auf sie, auf dieses arme, beklagenswerte und unzurechnungsfähige Wesen wollte ich schießen, aber auf jeden, der sich uns etwa feindlich in den Weg gestellt hätte. Es geschah aber nichts dergleichen.

Sie hatte den Weg wohl doppelt so schnell zurückgelegt wie wir, denn wir brauchten eine Viertelstunde, ehe wir uns durch einen Schilfbruch quer durchgearbeitet hatten und nun am Wasser des Flusses standen, welches wie eine schmale Bucht in das Land hereintrat.

»Das ist doch Wasser, aber keine Peninsula,« flüsterte der Bruder der Indianerin zu.

»Die Bucht ist das Land hier links,« antwortete sie. »Jenseits dieses schmalen Landes gibt es wieder Wasser; also ist es eine Peninsula.«

»Und ist es wirklich die Peninsula del cocodilo? Solltest du es wirklich ganz genau wissen, Daya?«

»Ganz gewiß! Daya weiß es, und Petro weiß es und sonst niemand.«

»Das ist nicht wahr! Andere wissen es!«

»Nein. Daya und Petro verraten es nicht. Sie wissen auch, warum.«

»Nun, warum?«

»Das sagt Daya nicht.«

»Auch nicht, wenn ich dir noch einen schönen Knopf gebe?«

»Auch für den Knopf nicht!«

»Aber warum auch dann nicht? Ich habe so schöne Knöpfe, und du liebst sie ja!«

»Petro hat es verboten.«

»Richtig! So mußt du gehorchen. Das ist wahr. Aber befindet sich wirklich niemand hier?«

»Nein.«

»Willst du nicht lieber noch einmal nachschauen?«

»Ich sehe nach, Bruder.«

Sie verschwand. So still und bewegungslos wir standen, es war kein Laut, nicht das Rascheln eines Schilfhalmes zu hören. Dieses Weib war außerordentlich gewandt im Schleichen. Als sie nach ungefähr zwei Minuten zurückkehrte, meldete sie, daß kein Mensch vorhanden sei.

»Gut, gehe nun in deine Hütte zurück!« sagte ihr der Bruder.

»Ja, ich kann nicht da bleiben,« sagte sie; »ich muß Gift kochen. Soll ich wiederkommen?«

»Nein. Wir kommen selbst, wenn es Tag geworden ist.«

»Was tut ihr hier?«

»Das wirst du später erfahren.«

»Darf Petro wissen, daß ihr hier seid?«

»Ja, Daya. Aber sage es ihm so, daß nur er allein es hört.«

»Es wird niemand bei ihm sein, denn es ist kein Mensch da.«

Sie huschte fort, und nun waren wir auf uns selbst angewiesen.

»Nun, Sennor, Sie wollten uns Ihre Vorschläge machen,« sagte der Estanziero zu mir. »Wir befinden uns jetzt bei der Halbinsel. Was sollen wir tun?«


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»Warten, bis sie kommen,« antwortete ich, »vorausgesetzt, daß sie wirklich noch nicht da sind.«

»Diese Daya behauptete es doch!«

»Ich traue ihr nicht.«

»Sie tun ihr unrecht,« sagte der Bruder. »Ich kenne sie. Die Indianer sind ja alle listig und verschlagen, wenn es gilt, einen Weißen zu betrügen. Mich aber und meine Begleiter wird diese Frau niemals täuschen.«

»Dennoch will ich mich lieber auf mich selbst verlassen. Ich werde die Halbinsel selbst untersuchen. Warten Sie hier! Ich lasse mein Gewehr da. Es würde mir hinderlich sein.«

Wenn die Erwarteten sich hier befanden, so hatte ich es mit Bolamännern, aber nicht mit Apatschen oder Sioux zu tun. Ich brauchte mir also keine Mühe zu geben, zumal es so dunkel war, daß ich mich nicht zu verbergen brauchte. Ich ging also aufrecht vor und suchte zunächst die Umrisse der Halbinsel kennen zu lernen. Sie war schmal und lief auch nicht sehr weit in den Fluß hinein.

Warum hatte man ihr den Namen der Krokodilshalbinsel gegeben? Es befand sich sicherlich kein einziges dieser Tiere auf ihr, denn sie hatte hohe Ufer, und Krokodile klettern nicht. Sie war mit Bäumen ziemlich dicht bestanden. Ich schritt von Baum zu Baum. Mein Auge war das Dunkel gewöhnt. Ich hätte die Kavalleristen sicher bemerkt, wenn sie dagewesen wären, aber sie waren eben wirklich nicht da.

Als ich dieses Resultat den Gefährten brachte, sagte der Bruder:

»Jetzt werden Sie zugeben, daß Daya ehrlich gewesen ist. Dennoch möchte ich noch zweifeln. Die Bolaleute müssen hier sein. Und ferner sage ich mir, daß sie da, wo sie sind, auch ihre Pferde haben werden und daß die Stelle, an welcher sie sich befinden, zum Übersetzen geeignet sein muß.«

»Dieser Ansicht bin ich auch. Sie müssen sich bereit halten, in jedem Augenblicke an das andere Ufer zu gehen. Dazu scheint aber diese Stelle gar nicht passend zu sein.«

»Auch Pferde können hier nicht gestellt werden. Ich werde wirklich ganz irre.«

»Warten wir, bis der Mond kommt! In einer halben Stunde ist er da. Dann können wir uns leichter orientieren als jetzt.«

Wir setzten uns, so gut es eben ging, in das Schilf nieder und warteten. Nichts, gar nichts regte sich rund um uns her, und nur zuweilen hörten wir das Wasser des Flusses am Ufer gurgeln. Auch wir schwiegen. Die Augenblicke der Entscheidung waren nahe, und in solcher Lage wird der Mensch am liebsten wortkarg.

Eine Viertelstunde verging und noch eine. Der Mond kam herauf, aber wir sahen ihn nicht. Sein Licht färbte die Oberfläche des Flusses, daß sie wie flüssiges Silber erglänzte. Nun konnten wir unsere Umgebung deutlich sehen.

Blickten wir über die Bucht hinüber, so bemerkten wir, daß der Strom an einzelnen Inseln eingeengt wurde, jedenfalls ein schlechter Punkt zum Übergang über den Fluß, da das Wasser zwischen den Inseln eine doppelte Schnelligkeit erhielt, welcher die Pferde wohl kaum widerstehen konnten. Gerade vor uns hatten wir das Wasser der Bucht, links lag die Halbinsel. Rechts schob sich das Ufer nur langsam vor. Wir saßen in dem Schilfbruche, hinter welchem sich der Wald aus feuchten Tümpeln und gefährlichen Sümpfen erhob.

Mir schien es, als ob wir vergeblich auf die Bolamänner warten müßten, und auch der Bruder brummte:

»Hm! Wenn ich nicht wüßte, daß Daya mich nie belügt, so würde ich glauben, daß diese Landzunge zwar eine Halbinsel, aber nicht diejenige des Krokodils ist. Ich traue diesem Platze nicht.«

»Ich auch nicht.«

»Warum?«

»Kann es nicht eigentlich deutlich sagen. Warum gefällt einem irgend ein menschliches Gesicht nicht, was doch andern ganz gut gefällt?«

»So ist es. Dieser Ort hat so etwas Abstoßendes an sich. Meinen Sie nicht?«

»Ja. Er ist ganz und gar nicht zum Beschleichen und Überraschen geeignet. Wohin sollen wir uns verstecken?«


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»Weiß es auch nicht. Hier aber können wir nicht bleiben.«

»Gewiß nicht. Wenn die Kerle kommen, sehen sie uns sofort. Aber es gibt kein anderes Versteck, als unter den Bäumen der Halbinsel. Das können wir auch nicht benützen.«

»Nein, denn da würden sie doch uns erwischen, anstatt wir sie. Wie leicht könnten sie uns da in das Wasser drängen.«

»Wohin also uns wenden? Weiter aufwärts oder abwärts?«

»Das überlassen wir Ihnen. Wir haben ja beschlossen, uns nach Ihren Bestimmungen zu richten.«

»So gehen wir abwärts. Ich denke, daß wir da einen passenderen Ort finden werden. Freilich müssen wir so in der Nähe bleiben, daß wir sehen und hören können, was auf der Halbinsel vorgeht.«

Wir standen auf und gingen leise südwärts, doch nur eine kurze Strecke, bis links von uns eine Baumgruppe stand, welche uns ein recht passendes Versteck zu bieten schien. Ihr Schatten verbarg uns ganz und gar, wenigstens nach drei Seiten. Die vierte war offen, und gerade von dieser her schien der Mond herein. Das gefiel mir freilich nicht; aber es war kein besser geeigneter Platz vorhanden, und die offene Seite lag der Halbinsel entgegengesetzt, also so, daß wir sehr wahrscheinlich von ihr nichts zu befürchten hatten. Wir machten es uns also unter diesen Bäumen bequem und warteten der Dinge, welche da kommen sollten. Aber leider schien nichts kommen zu wollen.

»Sollten sich diese Kerle ganz anders besonnen haben?« fragte der Estanziero. »Dann warten wir freilich vergeblich hier.«

»Sie können sich nicht anders entschließen,« antwortete ich. »Sie müssen ihre drei Boten doch da erwarten, wohin sie dieselben bestellt haben.«

»Das ist richtig. Aber sie denken vielleicht, daß sie noch nicht da sein können, und haben sich aus diesem Grunde anderswo gelagert.«

»So kämen sie also doch noch hierher.«

»Das freilich, aber wann?«

»Vielleicht mit Tagesanbruch. Sie können sich des Nachts unmöglich hierher zwischen die Sümpfe wagen. Übrigens wiederhole ich, daß es sehr unvorsichtig von ihnen sein würde, von hier aus über den Fluß zu gehen. Derselbe ist zwischen den Inseln so reißend, daß er die Pferde mit sich fortziehen würde.«

»Hm! Die Pferde unsres Landes schwimmen sehr gut!«

»Auch nicht besser als die Pferde anderer Länder, Sennor. Übrigens haben diese Leute eine Herde gestohlener Tiere bei sich, welche sehr schwierig über den breiten Fluß zu bringen sein wird.«

»Das ist wahr.«

»Ich kann mir überhaupt gar nicht denken, daß sie selbe durch Schwimmen hinüber bringen können.«

»Hinüber aber müssen sie doch! Vielleicht durch Kahn.«

»Eine solche Tropa mit einem Kahne übersetzen? Nehmen wir an, die gestohlenen Pferde zählten fünfzig Stück, so wären über hundert hinüber zu schaffen. Bei der Breite, welche der Uruguay hier zu besitzen scheint, würde das die Zeit eines ganzen Tages erfordern. Aber sagen Sie einmal, kommen nicht auch zuweilen Flösse den Fluß herab?«

»Sehr oft sogar. Sie sind entweder aus unbehauenen Stämmen zusammengesetzt, oder aus Balken, Planken und Brettern, welche bearbeitet worden sind. Im Süden ist das Holz so rar, daß diese Flößer ein ganz gutes Geschäft machen.«

»Nun, so ein Floß wäre das einzige praktische Mittel für die Bolaleute, über den Fluß zu kommen. Ist das Floß groß genug, so trägt es sämtliche Pferde und Menschen auf einmal.«

»Aber wird der Flößer bereit dazu sein?«

»Gegen gute Bezahlung gewiß. Und wenn er nicht will, so muß er.«

»Sie meinen, man könnte ihn zwingen?«

»Ja. Ein Floß muß sich ganz nach der Strömung richten. Läuft diese nahe am Ufer hin, so können die Flößer von dort aus mit Gewehren gezwungen werden, anzulegen und die Tropa aufzunehmen. Die Überfahrt könnte dann freilich nicht in gerader Linie bewerkstelligt werden, weil man erst viel weiter unten das gegenüber liegende Ufer erreichen könnte. Wie gesagt, ich halte das für das einzige Mittel, dessen sich die Bolamänner


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bedienen könnten, und darum sollte es mich wundern, wenn sie es nicht taten und - -«

Ich hielt inne, denn ich hatte in diesem Augenblicke einen Schlag auf die Brust erhalten. Niederblickend, gewahrte ich zu meinem Schreck einen Pfeil, welcher vorn in meinem Jagdrocke steckte.

(Fortsetzung folgt.)
(Inhaltsverzeichnis)