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ERICH HEINEMANN

Das Jahr 1990 · KMG »gesamtdeutsch« – Vorbereitung der Tagung in Wiesbaden – Neuer Schriftenversand – Publikationen

Keinen Fan-Club, sondern eine wissenschaftliche Gesellschaft haben jene 14 Frauen und Männer am 22. März 1969 in Hannover gegründet, um das Leben und Werk Karl Mays, des meistgelesenen deutschen Schriftstellers, ernsthaft zu erforschen.

KMG-Geschäftsführer Erwin Müller in »Der Morgen«, Berlin, 10.4.1990



Die Perspektiven, die der 3. Oktober 1990, der Tag der deutschen Einheit, eröffnete, werden auch für die KMG von weitreichender Bedeutung sein. Die Mitgliederzahl, am Ende des Berichtsjahres auf 1500 zusteuernd, wird nach Schätzung des Vorstandes im Laufe der nächsten Jahre 2000 erreichen. Schon im letzten Vierteljahr 1990 machten Karl-May-Freunde in den neuen Bundesländern von der Möglichkeit Gebrauch, der KMG beizutreten. Den Bürgern der ehemaligen DDR war dies, trotz des internationalen Charakters der KMG, bis zur politischen Wende Ende 1989 verwehrt. Um Kontakte zu knüpfen und die Freunde im andern Teil Deutschlands über die Arbeit der KMG auf dem laufenden zu halten, hatten Mitglieder Patenschaften übernommen. Diese Patenschaften sind am 1. Januar 1991 größtenteils in ordentliche Mitgliedschaften umgewandelt.

   Die Beziehungen zwischen der KMG und den Korporationen und Institutionen in den neuen Bundesländern (wie Archive, Museen, Forschungs- und Freundeskreise) können fortan frei und ohne staatliche Einschränkung oder Bevormundung gestaltet werden. Während der Wende, als die »friedliche Revolution« noch im Gange war, erklärte Professor Roxin, der KMG-Vorsitzende, gegenüber der »Welt« (25.11.1989): »Vielleicht wird jetzt eine Utopie wahr: eine Tagung der KMG in Radebeul oder Hohenstein-Ernstthal, dort wo der große Sachse einst lebte und arbeitete.«

   Auf Vorschlag des Vorstandes soll die Mitgliederversammlung 1993


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in Dresden stattfinden – mit Besuch der Erinnerungsstätten in Radebeul und Hohenstein-Ernstthal. Vorstand und Mitarbeiterkreis werden ihre Arbeitstagung 1992 aus Anlaß des 150. Geburtstages von Karl May (25. Februar) in Hohenstein-Ernstthal abhalten.

   Beunruhigende Nachrichten beeinträchtigen die Freude über die Wandlung der Verhältnisse in der DDR. Die TAZ (Tageszeitung Berlin) veröffentlichte in einer Sonder-Nr. Juni 1990 die »offizielle Liste der ehem. Stasi-Objekte«. Daraus ergab sich, daß in Radebeul, Karl-May-Straße 5, 1. Stock Mitte (also in der ehemaligen Bibliothek von Karl Mays »Villa Shatterhand«), der Staatssicherheitsdienst der DDR eine konspirative Wohnung eingerichtet und angeblich »Lausch-Angriffe« auf Besucher unternommen hatte. Bis zur Niederschrift dieses Berichtes waren die Meldungen, die begreiflicherweise die Gemüter erregten, von offizieller Seite weder bestätigt noch widerrufen worden. Die KMG will sich in interne Angelegenheiten nicht einmischen und vertraut auf eine Klärung und Bereinigung durch die neue, demokratisch legitimierte Landesregierung Sachsens. Im Zuge der staatlichen Umstrukturierung wird die Stiftung als Trägerin des Karl-May-Museums neu besetzt werden und der Vorstand die Aufgaben und Ziele der Stiftung dann neu bestimmen. Die KMG ist an einer engen, vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Stiftung und Museum lebhaft interessiert. Einer Zusammenarbeit mit dem Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal wie mit den Karl-May-Freundeskreisen in Cottbus, Leipzig und Radebeul stehen keinerlei Hindernisse im Wege.

   Zum engeren Mitarbeiterkreis der KMG gehören seit der Arbeitstagung am 10./11. November 1990 in Göttingen auch fünf namhafte May-Forscher im Gebiet der ehemaligen DDR. Einige von ihnen sind bereits früher als Jahrbuch-Mitarbeiter in Erscheinung getreten. Daß sie bereit sind, künftig eng mit der KMG zusammenzuarbeiten, wird sich als Gewinn für die KMG erweisen.

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Auf der Herbsttagung berieten Vorstand und Mitarbeiter Veranstaltungen, die für die nächsten Jahre geplant sind. Sie legten das Programm der 11. Tagung der KMG fest, die vom 26. bis 29. September 1991 in Wiesbaden stattfindet. Geschäftsführer Erwin Müller war nach Wiesbaden gereist, um die Tagung organisatorisch vorzubereiten. Große Aufmerksamkeit dürfte die in das Programm eingebettete Sascha-Schneider-Retrospektive des Naussauischen Kunstvereins auf sich ziehen. Im Mittelpunkt der Mitgliederversammlung stehen Neuwahlen zum Vorstand.


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   Zum 150. Geburtstag Karl Mays (1992) findet in der Universität Bonn ein Karl-May-Symposium statt. Es sprechen namhafte Germanistik-Professoren und Hainer Plaul.

   Für 1993 ist, wie oben ausgeführt, eine KMG-Tagung in Dresden/Radebeul vorgesehen.

   Eingehend setzte sich der erweiterte Vorstand mit verwaltungstechnischen Fragen auseinander, die sich aus der stetig steigenden Mitgliederzahl ergeben. Insbesondere verlangte der durch die Vielfalt des Angebots immer umfangreicher werdende Schriftenversand eine neue unbürokratische und kostengünstige Regelung. Die für den Versand bisher zuständige Buchhandlung Meichsner & Dennerlein, Frankfurt/M., konnte die Schriften ohne eine zusätzliche Hilfskraft nicht mehr ausliefern. Überlegungen, den Schriftenversand einem externen Unternehmen zu übertragen, wurden aus Kostengründen verworfen. Es erwies sich als unumgänglich, den Schriftenversand zu dezentralisieren. Den  E r s t v e r s a n d  der Druckerzeugnisse – wie Jahrbuch, Mitteilungen/Nachrichten, Materialienbände und Reprints – übernehmen die Druckereien selbst. Alle weiteren Bestellungen, die sich aus dem KMG-Angebot ergeben, nimmt als zentrale Anlaufstelle Ulrike Müller-Haarmann, Gothastraße 40, W-5300 Bonn 1, entgegen; sie leitet die Bestellungen an die jeweiligen Auslieferer weiter. Durch die Bereitwilligkeit von Frau Müller-Haarmann konnte ein Problem, das dem Vorstand Kopfzerbrechen bereitete, elegant gelöst werden.

   Wir setzen an dieser Stelle die Liste der Publikationen aus dem Jahrbuch 1989, S. 293–95, fort:

Sonderhefte

79 Joachim Biermann/Ingmar Winter: Die Insel als Topos im Werk Karl Mays. 1988, 51 S.

80 Hanswilhelm Haefs: Karl Mays »Waldläufer«. Spurensuche in Mexiko. 1989, 91 S.

81 Eckard Etzold: Karl May: Am Ort der Sichtung. Ein literarisches Todesnähe–Erlebnis. 1989, 51 S.

82 Erich Heinemann: Karl May und Augsburg. Materialien und Texte zur 10. Tagung der KMG in Augsburg. 1989, 32 S.

83 Stichwortverzeichnis für die Nummern 71–80 der Mitteilungen der KMG. 1989, 59 S.

84 Ingmar Winter: »Rigi«. Analyse eines Karl-May-Gedichts zugleich: Methodische Annotationen zur May-Rezeption – Beispiel: Karl May: Das Volkslied. 1990, 35 S.


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85 Karl Mays Spuren in der Literatur. Vierte Sammlung. 1990, 95 S. Enthält Texte von Oskar Gerlach, Hans Reimann, Werner Bergengruen, Egon Erwin Kisch, Max Hermann-Neisse, Wolfgang Goetz, Werner Quednau, Werner Krauß, Carl Zuckmayer, Martin Raschke, Herbert Reschke Arno Schmidt, Hermann Kant, Piero Chiara

86 Stefan Schmatz: Karl Mays politisches Weltbild. 1990, 58 S.

87 Maarten van Diggelen/Hans-Dieter Steinmetz: Die holländischen Karl-May-Ausgaben. 100 Jahre Karl May in den Niederlanden. 1990, 72 S.

Reprintausgaben

Erzählungen in der Knabenzeitschrift »Der Gute Kamerad«

Bd. 6 Karl May: Der Ölprinz (1893/94). Einführung Chr. F. Lorenz. 1990, 352 S.

Bd. 7 Karl May: Der schwarze Mustang (1896/97). Anhang: Klein-Erzählungen aus dem »Guten Kameraden«. Einführungen Hansotto Hatzig und Erich Heinemann. 1991, 381 S.

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Nach dem Bericht des Schatzmeisters Uwe Richter auf der Herbsttagung des Vorstandes wird sich der Haushalt 1990 mit 147250 DM in Einnahmen und Ausgaben ausgleichen. Ein bedeutender Einnahmeposten sind mit 25000 DM die Spenden, die etwa die Kosten der Mitteilungen und der KMG-Nachrichten decken. Die Kassenprüfer kamen am 27. Oktober 1990 zur turnusmäßigen Prüfung zusammen. Die Prüfung ergab keine Beanstandungen. Der Schatzmeister, den die Mitgliederversammlung am 7. Oktober 1989 in Augsburg wählte, versieht sein Amt mit großer Umsicht und professioneller Fertigkeit. Der Vorstand gewann die Überzeugung, daß dieses Amt bei ihm in den besten Händen liegt.

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In den Beziehungen zum Karl-May-Verlag Bamberg hat sich nach dem Tode des Mitinhabers Roland Schmid am 4. Januar 1990 nichts geändert. Die KMG, mit der der KMV 1973 eine Vereinbarung über die Archivbenutzung getroffen hat, sieht in der Erhaltung und Nutzung des Handschriften-Nachlasses von Karl May eine wichtige Voraussetzung, um in der Forschung weiter voranzukommen.

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Auf der Jahrestagung 1990 der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften in Tübingen wurde der Geschäftsführer der KMG Erwin Müller wieder in den sechsköpfigen Vorstand gewählt. Dem Verband


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gehören inzwischen 60 Gesellschaften an, als viertgrößte die KMG. In dem neu erschienenen Sammelwerk »Literarische Gesellschaften in Deutschland« ist die KMG mit einem Beitrag von Erich Heinemann vertreten.

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Wie dieser Bericht bereits an anderer Stelle hervorhebt, kommt den Spenden im Finanzhaushalt der KMG eine große Bedeutung zu. Die Spender nehmen ihrerseits gern den »Dankesgruß« in Form seltener Illustrationen aus dem Frühwerk Karl Mays entgegen. Annelotte Pielenz übersendet als »Spendenbeauftragte« jedem, der 20 DM und mehr spendet, ein solches Souvenir. Außerdem werden die Spender ab 100 DM an dieser Stelle des Jahrbuches genannt:

Mehr als DM 100, – spendeten 1990:

Reinhard Aigner (München), Bernd Arlinghaus (Dortmund), Ludwig Baumm (Hamburg), Josef Baur (Sarmenstorf/Schweiz), Erich Berchem (St. Ingberg), Gerhard Beuge (Königsbronn), Engelbert Botschen (Detmold), Adelheid Caspary-Wychlacz (Swisttal-Buschhoven), Linny Claudius (Hamburg), Rolf Cromm (Kürten), Joachim Dahlmann (Witten), Ursula Dehmer-Blohm (Rossdorf), Willi Dilger (Leinfelden), Wolfram Ellwanger (Bühlertal), Walter Fassmann (Salt Lake City/USA), Helmut Feld (Mannheim), Matthias Feuser (Düsseldorf), Max Fischer (Grossaitingen), Eberhard Franz (Frankfurt/M), Ruprecht Gammler (Bonn), Bernhard Giering (Berlin), Dieter Graefe (Tuchenbach), Walter Grossmann (Mitterteich), J. Hahn (Winterthur/Schweiz), Hansotto Hatzig (Oftersheim), Erich Heinemann (Hildesheim), Elisabeth Helm (Kronshagen), Norbert Hennek (Nürnberg), Heinz-Dieter Heuer (Neuenhaus), Hans Höber (Solingen), Volker Huber (Offenbach), Walther Ilmer (Bonn), Rainer Jeglin (Hannover), Herbert Just (Marburg), Armin Kerle (Augsburg), Reinhard Köberle (Kempten), Jürgen Köhlert (Hamburg), Martin Krammig (Berlin), Reinhard Kraut (Stuttgart), Volker Krischel (Stuttgart), Justus Krümpelmann (Mainz), Heinrich Krug (Berlin), Hartmut Kühne (Hamburg), Gunter Landgraf (Berlin), Renate Lederle (Vaterstetten), Heinz Lieber (Bergisch-Gladbach), Martin Lowsky (Kiel), Gerhard Lutzer (Neumünster), Hans Maack (Hamburg), Günther Marquardt (Berlin), Heinz Mees (Wiesbaden), Herbert Meier (Hemmingen), Hans-Norbert Meister (Arnsberg), Harald Mischnick (Kronsberg), Axel Mittelstaedt (Düsseldorf), Mischa Mleinek (München), Horst Müggenburg (Mönchengladbach), Erwin Müller (Berlin), Harald Müller (Lorsch), Friedhelm Munzel (Dortmund), Gerhard Mushack (Berlin), Jürgen Nordmann (Neustadt), Anna Lotte Pielenz (Nassau), Werner Pramann (Berlin), Reiner Pütz (Bonn), Josef Pyrzyk (München), Winfried Rabenstein (Frankfurt/M), Alexander Rauchfuß (Hamburg), Manfred Reinke (Hamburg), Uwe Richter (Freudenberg), Claus Roxin (Stockdorf), Juliane Sabiel (Albrechtshof), Justus Sauerbier (Bielefeld), Hans-Georg Schauer (Kelkheim), Bernd Dietmar Scheer (Bonn), Claus Schliebener


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(Straßlach), Ulrich Schmid (Neu–Ulm), Hilmar Schmuck (Puchheim), Siegfried Schneeweiß (Stockenboi/Österreich), Reiner Schneider (Berlin), Burkhard Schultze-Berndt (Köln), Curt Schwantz (Berlin), Ernst Seybold (Ergersheim), Hans-Dieter Steinmetz (Dresden), Sigrid Seltmann (Berlin), Clemens Themann (Visbek), Ulrich v. Thüna (Bonn), Max Trebst (Schmitten), Gert Ueding (Tübingen), Hans-Jürgen Vogt (Karlsruhe), Wolfgang Vorster (Basel/Schweiz), Hermann Warnecke (Hildesheim), Hans-Georg Westermann (Dortmund), Wolfgang Wierscheim (Frankfurt/M), Klara Wilke (Berlin), Fritz Wirner (München), Winfried Wolf (Celle), Hermann Wohlgschaft (Kempten), Stefan Wunderlich (Eichenau).

Neue Mitglieder führten im Laufe des Jahres 1990 der KMG zu:

Bernd Arlinghaus (Dortmund), Ekkehard Bartsch (Bad Segeberg), Wilhelm Brauneder (Wien/Österreich), Thomas Grafenberg (Berlin), Reinhard Gusky (Bochum), Gerhard Haarmann (Bonn), Hansotto Hatzig (Oftersheim), Rainer Knäbe (Langwedel), Friedrich-Wilhelm Kunze (Leipzig), Martin Lowsky (Kiel), Erwin Müller (Berlin), Friedhelm Munzel (Dortmund), Alexander Rauchfuss (Hamburg), Claus Roxin (Stockdorf), Helmut Schmiedt (Köln), Christian Schrange (Niederkassel), Reinhard Seidler (Cottbus), Karl Serden (Ubstadt-Weiher), Heinz Stolte (Hamburg), Hermann Wiedenroth (Eldingen-Bargfeld), Hans Wollschläger (Bamberg)

Die Karl-May-Gesellschaft dankt allen Genannten.



Auskünfte über die Karl-May-Gesellschaft
erteilt Geschäftsführer
Erwin Müller
Maximiliankorso 45,
D-1000 Berlin 28


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