(T-17001) Hand an zwei Pflügen Meine gesellschaftliche Isolierung ging so weit, daß i c h meiner Leidenschaft für K a r l M a y allein lebte. Erst später, als ich mit ihm in Korrespondenz stand und Karten und Briefe aus verschiedenen Weltteilen vorweisen konnte, prunkte ich ab and zu damit. Ich hatte in der vierten Gymnasialklasse meinen Vater darum gebeten, er möge mir ein solches Kostüm machen lassen, wie es Karl May auf seinen Bildern als "Old Shatterhand" trug. Dem Wunsch war nicht leicht zu entsprechen. Endlich erfüllte ihn ein Theaterkostümschneider in München. Die von mir gewünschten Waffen, die mir mein Vater bedenkenlos verschaffte, sollten den Henrystutzen und den Revolver darstellen. Jetzt fehlte noch eine photographische Aufnahme im Kostüm. Der Postkutscher im Dorf hatte in seinem Stall zwei ausgediente Kavalleriepferde. Die Sättel wurden beschafft. Der Kutscher und ich ritten an einem trüben Wintertag die einundzwanzig Kilometer nach Salzburg. Das Photohaus Saldi lag am Salzachufer. Ich trat ein, zwei Photos von Karl Kay als Muster in der Hand. Ich wurde in der gleichen Stellung wie der Held des Wilden Westens photographiert. Die Bilder schickte ich an May nach Dresden-Radebeul. Ein überaus herzlicher Dankbrief leitete eine Korrespondenz ein, die viele Jahre dauerte. Die Briefe sind mir heute noch eine wertvolle Dokumentation. Das nächtelange qualvolle Gehen auf den Finger- und Zehenspitzen und die tagelange ausschließliche Ernährung mit Datteln und Wasser hatte schon früher ein Ende genommen. (S. 43)
Gedruckt in:
D-4385 Hand an zwei Pflügen 1. Auflage Inn-Verlag: Innsbruck - (1958)