[C-2967]
(19820212a) - Datensatz zuletzt geändert: 2021-05-31
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, (Paul F. Reitze):Kultur-Report (Rubrik)
Edgar Wallace, der melodramatische Hexer, starb vor fünfzig Jahren
Nur die Deutschen halten fest am Alten
Der Autor, der wie ein Duodezfürst lebte: Eine menschliche Buchfabrik wird neu vermarktetIn: Rheinischer Merkur, Köln; Bonn - 1982-02-12
Ausgabe: 7
Seite: 28
Die These erinnert auffällig an Interpretationen einer anderen schriftstellerischen Laufbahn: derjenigen Karl Mays. Arno Schmidt versuchte eine literarische Ehrenrettung, indem er Mays letzte, symbolistische Romane gegen das frühe und mittlere Werk ausspielte. Der Marxist Georg Lukács lotete tiefer. Nach seiner Auffassung verfehlte Karl May haarscharf das Ziel, einer der großen deutschen Nationalautoren zu werden, weil er mit seinen biographischen Anfängen nicht fertig wurde: mit bitterster Armut und Blindheit in der Kindheit, mit dem Gefängnis-Aufenthalt. In seiner Phantasie, die ihm zur Droge wurde, hielt er ständig Abrechnung, rückte Wirklichkeit zurecht — bis sie unkenntlich wurde.
Wallace, 1875 von einer Schauspielerin unehelich geboren, als adoptiertes elftes Kind eines armen Schluckers von Marktarbeiter aufgewachsen: Dies ist die britische Variante des Karl-May-Syndroms.
hier: "Rheinischer Merkur/Christ und Welt"
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