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MASON:


1) Fischer; Mann von 2), Vater von 3)/4); er saß mehrfach im Gefängnis. M. hat seine Kinder zu Mord, Raub und Prostitution verleitet. Nach dem Tod seiner Frau wird er ein zügelloser Trinker mit wüstem, versoffenem Aussehen. (WR II: 607ff, 651ff)


2) deutsche Frau von 1), Mutter von 3)/4); sie starb als die Kinder 9 bzw. 12 Jahre alt waren. (nur erwähnt) (WR II: 607, 620)


3) ANNETTE (ANNETTA) M.: Prostituierte in Paris; Tochter von 1)/2), Schwester von 4); sie wird von ihrem Vater zur Prostitution gezwungen. Als sie ein Kind erwartet, stürzt sie sich verzweifelt in die Seine, wird aber von KARL STERNAU gerettet. Das Kind stirbt bei einer Frühgeburt, und Annette kommt durch eine Anstellung bei Professor CHARLES FRANCOIS LETOURBIER in ein anderes Milieu. Sie besucht später mit ihrem Mann ihren Bruder in Fort Guadeloupe in Mexiko und sieht dabei, obwohl sie »nicht mehr weit von der Vierzig stehen konnte, noch ganz acceptabel und reputirlich aus« (2400). Ihr Bruder kauft ihr die Venta PIRNEROs. (WR: II 604ff, 613, 618 VI: 2400, 2403f)


4) GÉRARD M. (al. GÉRARD L'ALLEMAND (Gérard der Deutsche)/GÉRARD D'ALLEMAGNE (Gérard aus Deutschland)/DER SCHWARZE GÉRARD): Pariser Schmied und Verbrecher (Garotteur), später berühmter Westmann; Sohn von 1)/2), Bruder von 3); er hat eine kräftige Gestalt, eine robuste Natur und ein rohes Gesicht mit einem schwarzen Vollbart. G. steht zunächst unter dem Einfluß seines faulen, trunksüchtigen Vaters, der ihn zu Diebstahl und Mord anstiftet und mit dem zusammen er schon mehrfach im Gefängnis saß. Als Garotteur überfällt G. in den nächtlichen Straßen von Paris angetrunkene Passanten, indem er ihnen die Kehle zuschnürt, bevor er sie ausraubt. Auf einem dieser Raubzüge fällt ihm das Notizbuch ALFONZOs in die Hände, das alle Schandtaten des falschen Grafen enthält. Er tritt (als Räuber unerkannt) in Alfonzos Dienste und nimmt den Grafen aus, indem er vorgibt, den Dieb des Buches zu kennen. Mit Alfonzo reist er dann als dessen Diener nach Deutschland (G. spricht wegen seiner Mutter gut Deutsch), wo G. helfen soll, ROSA DE RODRIGANDA umzubringen. Er warnt Rosa jedoch, da er ein neues, ehrliches Leben beginnen will. Mit dem Geld, das er Alfonzo abschwindelte, kauft er seine Geliebte, die Prostituierte MIGNON, frei, die ihn jedoch wegen eines reichen Mannes verläßt; daraufhin fährt er enttäuscht nach Amerika. Als 30jähriger ist er als Westmann unter dem Namen DER SCHWARZE GÉRARD bekannt. Er sorgt im Llano estakado dadurch für Ordnung, daß er die Stakemen erbarmungslos bekämpft. G. trägt eine Büchse, deren Schaft aus Blei und Gold ist. Er ist Anhänger von BENITO JUAREZ. In Fort Guadeloupe lernt er RESEDILLA PIRNERO kennen, in die er sich verliebt, der er aber wegen seiner Vergangenheit seine Liebe nicht gestehen will. Er rettet Resedilla vor einer Vergewaltigung durch einen französischen Offizier und beschützt sie und Graf FERDINANDO DE RODRIGANDA vor französi-


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schen Plünderern. Da er seine Liebe zu Resedilla für unerfüllbar hält, kämpft er in dem Gefecht um Fort Guadeloupe an den gefährlichsten Stellen und wird dabei schwer verletzt. Resedilla pflegt ihn gesund. Bei der Einnahme von Chihuahua spielt er dann wieder eine bedeutende Rolle. Dort hat er Kontakt zu EMILIA, der schönen Spionin von Juarez, die G., der ihr einst das Leben rettete, leidenschaftlich liebt. Er weist diese Liebe jedoch zurück. Nach langem Zögern von beiden Seiten erklären sich Resedilla und G. dann doch ihre Liebe und beschließen zu heiraten. Als seine Schwester unverhofft in Mexiko auftaucht, kauft G. ihr die Venta PIRNEROs. Dazu ist er in der Lage, da er auf seinen Streifzügen im Westen Gold gefunden hat. Auf der Hazienda del Erina kann G. den Giftanschlag PATER HILARIOs zunichte machen und folgt dann der Spur des verschollenen KARL STERNAU. In Santa Jaga gerät er im Dunkeln mit dem TRAPPER GEIERSCHNABEL zusammen und trägt mit ihm ein Ohrfeigenduell aus, bis KURT HELMERS das Mißverständnis aufklärt. Dann befreien die drei alle im Kloster von Hilario Eingesperrten und führen HENRICO LANDOLA und die CORTEJOs ihrer gerechten Strafe zu. G. nimmt mit Resedilla am Maskenball in Rheinswalden teil. Er kehrt mit seiner Frau nach Mexiko zurück. (Der Vorname wird zu Anfang des Romans Gerard‹ geschrieben, später dann durchgehend Gérard‹) (WR: II 607ff, 619f, 625, 645ff, 651ff, 656, 666ff, 679, 824ff IV 1416ff, 1428f, 1437f, 1442, 1444ff, 1456f, 1463ff, 1530f, 1556f, 1620, 1628ff, 1641ff VI 2396ff, 2412ff, 2416ff, 2426ff, 2438, 2578, 2610, 2612)


MASR-EFFENDI -> OSKAR STEINBACH


MIRZA MASUK: Perser; Vater von DSCHAFAR MIRZA (nur erwähnt) (GR 26: 265 GR 28: 288)


MASUR-BEI: türkischer Kapitän; Schüler und Freund KATOMBOs; er übergibt Katombo das türkische Kriegsschiff Selim‹, als dieser mit einem Piratenschiff angreift. (ZEPTER: 675, 689)


MATA ORI (AUGE DES TAGES) -> PAREYMA


MATAVA-SE/MATAVA-SEH/MATAWA-SE (FÜRST DES FELSENS) -> KARL STERNAU (WR I: 396)


MATEMBA: Todfeind POTOMBAs; nachdem dieser Christ geworden ist, entführt der Malaienpriester ANOUI Potombas Frau PAREYMA (Anouis Tochter), um sie M. zur Frau zu geben. Nach der heidnischen Hochzeitszeremonie lauert Potomba der Hochzeitsprawe auf, holt Pareyma in sein Boot und zerschneidet die Baststricke des Bootes, so daß es kentert und M. und Anoui Opfer der Haie werden. (Vgl. EHRI-FS: MAHORI/TUIFANUA: OMBA) (EHRI-GR: 49, 58, 63f)


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MATEO: christlicher Toba-Indianer; er ist ungefähr 20 Jahre alt und hat »ein heiteres, mitteilsames Naturell« (149). Mit großer Treue hängt er an OLD SHATTERHAND (OS), den er zusammen mit seinen zwei Stammesgenossen AGUSTIN und MANUEL auf einer Reise durch die Kordilleren begleitet. OS hat ihn und seine beiden Stammesbrüder in den Lehren des Christentums unterrichtet und bei ihrer Taufe Pate gestanden. (CHR.ERSTANDEN: 149, 154, 157, 159)


MATHIEU: Kutscher bei CHARLES BERTEU; er wird von Berteu angestiftet, NANON und MADELON KÖHLER (DE -> BAS-MONTAGNE) zu entführen, was von FRITZ SCHNEEBERG (VON GOLDBERG) verhindert wird. (W: 1242, 1250 / ULAN IV: 1466f, 1471)


MATHILDE: GROßHERZOGIN VON HESSEN, Prinzessin von Bayern; Frau von LUDWIG III. (historisch: 1813-62; Zeitfehler bei May: da der Maskenball in Rheinswalden 1867 stattfindet, konnte M. daran nicht teilnehmen) (WR II: 698f)


MA-TI-RU: Oglala-Häuptling; er trägt eine Rabenfeder »auf dem hoch aufgetürmten Schopfe« (37); vor vier Jahren war OLD SHATTERHAND (OS) in seine Hände geraten, sollte seine Tochter zur Frau nehmen, konnte aber dann entkommen. Mit KA-WO-MIEN und FRED MORGAN will M. einen Zug überfallen, was aber durch OS und SANS-EAR vereitelt wird. OS schlägt ihn beim Kampf um den Zug nieder. (DEADLY/GR 9: 38-43, 46ff, 54ff, 61, 63, 71)


MATO-POKA -> BÄRENJÄGER/BÄRENTÖTER (BAUMANN)


MATTHES, TOBIAS (al. SKAT-MATTHES): Wirt einer Gastwirtschaft in Scheibenbad; da er leidenschaftlich Skat spielt - meist mit seiner Familie: seiner Frau und seinem Sohn - wird er auch der SKAT-MATTHES genannt. Seine Gäste müssen sich zeitweise sogar selbst bedienen, da M. sein Spiel nicht unterbrechen will. (WzG I: 196f)


MATTHESIUS: Gefängnisgeistlicher (VS I: 245, 276-84, 289f, 291f)


MATTHIAS: Anführer der Männer JANECKE VON STEGELITZ›, die den Mannen SIMON VON GÜNTERSBERGs zu Hilfe kommen, als Burg Güntersberg gebrandschatzt wird. M. wird im Kampf erschlagen. (Der Name kommt nur im nicht von Karl May stammenden Teil des Romans vor. (QUITZOWS: 481f, 484)


MATTHISEN: Kaufmann aus Schwerin; ein älterer Mann, der von der Bande des FLIEGENDEn REITERs gefangengehalten und von DIETZ VON QUITZOW befreit wird (QUITZOWS: 452)


MATTO-SIH (BÄRENTATZE): Oglala-Häuptling; »der Tapferste der Sioux«; M. ist »stark wie der Bär und listig wie ein Fuchs«. Er hat eine »breit gebaute, untersetzte Ge-


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stalt ... über den Rücken hing ihm ein Fell des Prairiewolfes, dessen Schädelteile seinen Kopf bedeckten.« (166) M. trifft bei einem Eisenbahnüberfall auf WINNETOU, kämpft mit ihm, wird von SAM FIRE-GUN niedergeworfen und dann von Winnetou [!] brutal getötet und skalpiert. (Vgl. AUF DER SEE: RICCARROH) (GR 15: 159, 166, 168)


- MATTO-SIHs SOHN: Er ist noch sehr jung. »Drei Adlerfedern schmückten sein hochgeflochtenes Haupthaar, und das Fell eines Jaguars hing ihm von den Schultern herunter« (474). Er will den Tod seines Vaters rächen, dringt deshalb unter Führung eines Mitglieds der Bande FRANÇOIS LATOURs mit Oglalas in SAM FIRE-GUNs Hide-spot ein und wird dort mit allen Gefährten von Fire-gun und seinen Leuten getötet. (Vgl. AUF DER SEE: RICCARROHs SOHN) (GR 15: 474, 475ff, 481-86, 494ff)


MATZKE:


1) Rettichhändler; Vater von 2), Großvater von 3); er hat sich im Rausch versehentlich in einem Wasserfaß ersäuft. (nur erwähnt) (WR IV: 1476f)


2) Schornsteinfeger; Schützen-Feldwebel in Pirna; Sohn von 1), Vater von 3); im Rausch hat er sich versehentlich erhängt. (nur erwähnt) (WR IV: 1475f)


3) ELIAS M.: richtiger Name des PIRNERO (siehe dort)


MAUS -> SNJÄRA


MAUWATTI EL PARS-EFFENDI (PANTHERTÖTER-EFFENDI): Bezeichnung KARA BEN NEMSIs durch ABD EL FADL (CHRoMUH: 211)


›MAWUNADSCHI‹: Fährmann in Ostromdscha; Spion des MÜBAREK; KARA BEN NEMSI (KBN) nimmt ihn fest. Vor Gericht sagt er im Sinne KBNs aus. (GR 5: 4)


MAX VON HABSBURG -> MAXIMLIAN


MAXIMILIAN (MAX VON HABSBURG): Kaiser von Mexiko, Erzherzog von Österreich; Bruder Kaiser Franz Josephs I. von Österreich; Mann von CHARLOTTE; er wurde von NAPOLEON III. nach der Einstellung der Zinszahlungen aus dem Anleihenschwindel europäischer Mächte als Herrscher Mexikos eingesetzt, wo er als Marionette der Franzosen eine unglückliche Figur abgab. Der vertriebene Präsident BENITO JUAREZ bekämpfte ihn; andere Parteien, darunter JUAN ALVAREZ (DER PANTHER DES SÜDENS) und PABLO CORTEJO, versuchen durch Aufstände, seine Macht zu brechen. Als Juarez das Land zurückerobert hat und die Franzosen zum Verlassen des Landes zwingen kann, versucht KURT HELMERS mit der Billigung Juarez‹, den Kaiser zur Flucht aus Mexiko zu veranlassen. Doch gelingt es einer Untergrundorganisation des Generals MIRAMON mit Hilfe PATER HILARIOs, M. zum Bleiben zu


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überreden. Man hofft, daß Juarez M. standrechtlich erschießen läßt, da dies Juarez möglicherweise schadet. Am 19.6.1867 wird M. hingerichtet. (historisch: 1832-67, Kaiser von 1864-67; die Vorgänge um M. in Mexiko werden von Karl May historisch recht genau wiedergegeben.) (WR: IV 1571, 1750ff V 1929 VI 2476, 2504f, 2566ff, 2570, 2574, 2577)


MAX-JOSEPH -> MAX-JOSEPH VON -> SÜDERLAND


MAY:


Bei den unter diesem Namen aufgeführten Personen (auch und besonders bei KARL FRIEDRICH MAY) gelten - darauf sei hier ausdrücklich hingewiesen - selbstverständlich auch die in den Hinweisen zur Benutzung‹ ausgeführten Bemerkungen zu historischen Personen‹.


1) EMMA M. (al. EMMEH/SCHATIREH (DIE FLEIßIGE)): erste Ehefrau KARL MAYs (1856-1917):

- in GR 26/27: Als KARA BEN NEMSI HALEF zum ersten Mal von seiner Frau, EMMA MAY, erzählt, nennt er sie E.; nach der Scheidung von ihr (1903) wurde der Name E. durch DSCHANNEH (SEELE) ersetzt (ab dem 31. Tsd. der Freiburger Ausgabe). (GR 26: 390ff)

- in GR 25: (nur erwähnt) (3ff, 8, 12f, 69, 91, 168, 220, 421)

- in PAX: Der Name wird nicht ausdrücklich erwähnt, aber während einer Nachtwache am Bett WALLERs erinnert KARL MAY sich einer vor Reiseantritt mit seiner Frau getroffenen Vereinbarung, einander beim Anblick der Großen Bären zugedenken. (238)

- FREUDEN/LEIDEN: E. wird als Hausfrau erwähnt. (6)


2) ERNESTINE PAULINE M.: Schwester KARL MAYs (1847-72) (nur erwähnt) (GR 14: 407)


3) HEINRICH AUGUST M.: Vater KARL MAYs (1810-88); »Er litt unter meinen äußeren Niederlagen; an den inneren Siegen aber, zu denen sie mich führten, konnte er nicht teilnehmen; sie brachten ihm keinen Gewinn. Und als ich endlich, endlich oben war, aus voller Brust tief Atem holend, weil ich in meinem Glauben an die Menschheit die Ueberzeugung in mir trug, daß mir vergeben sei, da legte er sich hin und starb, mich zwingend, meine schöne Hoffnung, alles, alles an ihm gut machen zu können, nach jenem Lande zu richten, in welchem ein jeder nachzusühnen hat, was hier auf Erden zu sühnen vergessen worden ist! War es der PEDEHR, der vor mir saß und mich so still und doch so erwartungsvoll anschaute? Diese Stirn! Dieser fragende Blick! Auch mein Vater war so, wie er, trotz seines hohen Alters immer jung gewesen! Was wollte dieses Auge? Dieser Blick? Was kann ein Vater wollen, wenn der vor ihm sitzende Sohn von seinen Fehlern spricht. Verzeihen doch, verzeihen!« (nur erwähnt) (GR 28: 625)


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4) MAY, KARL FRIEDRICH: Schriftsteller (1842-1912)


4.1) Karl May‹ als fiktiver Ich-Erzähler

- in HEIMATH: May hatte auf der Universität Halle einen menschenscheuen und kauzigen PROFESSOR, einen Linguisten, kennengelernt. Beide fassen Zuneigung zueinander; wenn May von seinen Reisen zurückkehrt, schaut er stets beim Professor und dessen Haushälterin SUSANNA vorbei und diskutiert mit dem Professor dessen verschrobene linguistische Projekte. Im Dorf wird May deshalb der HERR LINGENIST genannt. Der Zerstreutheit des Professors wegen, der ihn im Winter allzulange vor der Haustür stehen läßt, weil er den Haustürschlüssel nicht findet, steigt May mal durch den Ziegenstall, mal durchs Fenster der Speisekammer ins Haus ein und richtet jeweils ein furioses Durcheinander an. Einmal trifft er auf dem Weg zum Professor im tiefsten Winter die ärmlichst gekleidete 80jährige Großmutter JÄGER, der er zu essen gibt und der er hilft, ein schweres Pack Leseholz zu tragen. Er schenkt ihr sogar noch ein Goldstück. Beim Professor entziffert M. ein Sprechendes Leder‹ des Häuptlings GROßER HUND. Bei diesem Besuch hört er aus der nahegelegenen Gastwirtschaft den Chor des Dorfes singen. Man singt Kompositionen und Gedichte von May. Da er diese Werke nicht freigegeben hatte, begibt May sich mit dem Professor, der die Lieder in gutem Glauben weitergegeben hatte, in das Gasthaus und einigt sich mit dem Chor. May trifft dabei den Cellisten VOGEL, der ihm erzählt, daß sein Sohn, FRANZ V., ein begabter Violinspieler ist. Es gelingt May, Franz zum Vorspielen zu bewegen. Aber weder Franz noch dessen Familie gehen auf Mays Angebot, Franz in der Stadt ausbilden zu lassen, ein. Erst geraume Zeit später gelingt es mit Hilfe des KONZERTMEISTERs, eines guten Freundes Mays, Franz zu überreden, eine Ausbildung zum Violinvirtuosen beim Konzertmeister zu beginnen. Franz Schwester, MARTHA VOGEL, begleitet ihren Bruder in die Stadt. May, dem Martha sehr zugetan ist und der sie auch sehr mag, will sich um eine Stelle für sie bemühen, da er ihr Angebot, für ihn zu arbeiten, nicht akzeptieren kann. Sie nimmt dann - um in seiner Nähe zu sein - eigenständig eine Arbeit als Punktiererin bei dem Dresdener Verlagsbuchhändler an, bei dem May als Redakteur tätig ist. Sie versorgt sein Zimmer - auch wenn er verreist ist. Als er von einer Reise heimkehrt, betritt sie sein Zimmer und küßt den Schlafenden. May merkt das und schenkt ihr eine versteinerte Scabiose, die er von seiner Reise mitgebracht hatte. Als der Millionär KONRAD WERNER um Martha, deren außergewöhnlich gute Stimme inzwischen entdeckt und ausgebildet wurde, wirbt, ist May eifersüchtig, läßt sich jedoch nicht auf seine Gefühle ein, so daß Martha - wohl aus Kummer über die vermeintlich unerwiderte Liebe - Werner heiratet. (siehe weiter unter MARTHA VOGEL) (HEIMATH: 1682, 1689, 1692, 1694, 1722, 1731-35, 1740ff, 1754, 1761ff, 1811ff, 1836-47, 1876f, 1933-37, 1961, 1985, 2013ff, 2027, 2031f, 2034f, 2140-46)

- in GR 24: May schildert Begebenheiten aus seiner Gymnasial(!)zeit. Er gewann in einem Zeitungswettbewerb mit einem zweiunddreißigstrophigen Weihnachtsgedicht den ersten Preis. Auch eine von ihm komponierte Weihnachtsmotette, die ein Mitschüler ihm entwendet hatte und verfälscht dem gemeinsamen Musiklehrer REITER zukommen ließ, wurde durch Druck und Aufführung anerkannt, da der Lehrer die Intrige durchschaute. In


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den Weihnachtsferien unternahm May dann mit seinem Schulfreund CARPIO eine Wanderung durchs Erzgebirge. Die Reise führte sie über Rehau, Asch, Eger und Tirschnitz nach Falkenau, wo die beiden Studenten‹ beim Wirt FRANZL Unterkunft und gastfreundliche Aufnahme fanden. Dort lernten sie Frau VON HILLER kennen, die mit ihrem Sohn und ihrem alten, kranken Vater - aus der Heimat vertrieben und auf dem Weg nach Amerika - bei Franzl Schutz für eine Nacht suchte. Dieser inszenierte für die armen Flüchtlinge ein Weihnachtsfest, auf dem auch Mays Weihnachtsgedicht vorgetragen wurde, das einen nachhaltigen Eindruck bei den Auswanderern hinterließ. Der schon früh wieder weitergezogenen Familie folgten May und sein Freund, da die Flüchtigen ihre Schiffskarten bei Franzl liegengelassen hatten, über Gossengrün bis nach Bleistadt, wo sie die Flüchtlinge in einer alten Mühle ereilten. Der alte Mann starb dort; der Frau schenkte May das wenige Geld, das die beiden Schüler bei sich hatten. Viele Jahre später trifft May in Weston - nun als OLD SHATTERHAND auftretend - Frau von Hiller wieder. (Zu den Ereignissen in Amerika siehe unter CARPIO und VON HILLER.) (3, 7ff, 12f, 15, 30, 50, 107, 112f)

- In GR 30: May reist mit seinem Diener SEJJID OMAR von Kairo über Ceylon nach China. Er trifft auf Menschen, die voller Vorurteile gegen andere Rassen und fremde Religionen sind (WALLER, DILKE, der GOVERNOR); doch begegnet er auch human denkenden und handelnden Persönlichkeiten (FU, TSI, MARY WALLER, FANG, dem MALAIENPRIESTER, YIN). Einige Male hilft er anderen Menschen aus Notsituationen, so Fu, Tsi und den Wallers in Kairo, Fang in Point de Galle und seinem Diener vor der Küste von Ocama. Die Abenteueraktivitäten sind jedoch nicht wesentlich für diese Reise. Bedeutender sind die psychologischen Studien, die May treibt. Je weiter er nach Osten reist, desto mehr lichtet sich der Schleier der Vorurteile bei den Mitreisenden, insbesondere bei Sejjid Omar und dem Governor. Der Missionar Waller verfällt nach einigen Zügellosigkeiten in eine Art Dämmerzustand, aus dem er erst in China voll erwacht und als edel und tolerant denkender Mensch hervorgeht. Bei der geistigen Genesung spielt ein Gedicht Mays (»Tragt Euer Evangelium hinaus«), dessen Handschrift sich im Besitz Mary Wallers befindet, eine zentrale Rolle. Die Chinesen Fu und Tsi, sowie Mays alter Freund SIR JOHN RAFFLEY, auf dessen Schiff die Reise ab Sumatra fortgesetzt wird, machen May mit der menschheitsumspannenden Gesellschaft Shen‹ bekannt, deren Ziel es ist, Toleranz und Humanität zu fördern. Der Hauptstützpunkt der Shen‹ ist Raffley-Castle; dort endet Mays Reise. (8f, 44, 49f, 80-84, 126f, 132f, 154f, 158ff, 169, 233, 288, 380, 388, 394, 408)

- in SCHAMAH: Auf einer Reise von Sumatra über Ägypten kommend, wo er seine Frau* getroffen hatte, besucht May in Jerusalem seinen Freund, den Juden EPPSTEIN, und den Händler MUSTAFA BUSTANI, bei dem er einen kostbaren Paschasattel kauft, der ihn später zu der Erzählung inspiriert. Das Ehepaar May ist angetan von der offenen und aufrichtigen Kinderseele von Bustanis Sohn THAR, den beide in ihr Herz schließen. May erlebt keine spektakulären Abenteuer, sondern unternimmt lediglich touristische Ausflüge in die nähere Umgebung Jerusalems und nach Hebron. Er verschafft sich jedoch unterwegs durch sein festes Auftreten Respekt bei einem Kaffeewirt, den er von früher kennt, und bei ABDULLAH, dem Begleiter einer Kinderschar. Schwierigkeiten, die May


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mit einem Esel hat, werden von Thar durch einen Kniff bereinigt. Durch Thar lernen die Mays SCHAMAH und deren Mutter kennen, die Mustafa Bustani suchen, mit dem sie verwandt sind. May führt sie zu Mustafa, bei dem sie bleiben. (*Vom Zeitpunkt der realen Reise her (1899/1900) müßte hier Mays erste Frau, EMMA MAY, gemeint sein, May hat aber unzweifelhaft KLARA MAY, seine Frau zur Zeit der Entstehung der Erzählung (1907), dargestellt.) (3, 7, 73, 103, 165f)

- in GR 33: Der alternde Schriftsteller erhält in Radebeul überraschend Briefe von Freunden und Feinden aus seinen Westmannstagen als OLD SHATTERHAND (OS). Alle fordern ihn auf, zu einem Indianermeeting am Mount Winnetou zu kommen. Die einen wollen dort den letzten Kampf mit dem ihnen noch immer verhaßten OS austragen, die anderen hoffen auf seine Unterstützung bei der Bekämpfung eines Projekts, das OLD SUREHAND und APANATSCHKA zum Ruhm ihrer Söhne, YOUNG SUREHAND und YOUNG APANATSCHKA, entwickelt haben: Sie wollen WINNETOU am Mount Winnetou ein riesiges Monument errichten. Auch der geheimnisvolle Medizinmann TATELLAH-SATAH, der May die Schuld am Tode NSCHO-TSCHIs gab und ihn deshalb stets gemieden hatte, bittet ihn dringend, zum Mount Winnetou zu kommen. May entschließt sich zu der langen Reise, auf der ihn seine zweite Frau, Klara May, die er HERZLE nennt, begleitet. Noch in Radebeul wird May von HARIMAN F. ENTERS, einem der Söhne SANTERs, aufgesucht, der von ihm die Rechte für eine amerikanische Ausgabe des Winnetou-Romans kaufen will. May durchschaut, daß Enters den Roman gar nicht erscheinen lassen will, sondern nur verhindern will, daß der Roman in Amerika erscheint und die Verbrechen seines Vaters so publik werden. May wird mit ihm nicht einig, vereinbart aber ein zweites Treffen im Clifton-Hotel an den Niagara-Fällen. Dort logieren Mays dann unter dem Decknamen MR. und MRS. BURTON. Das Treffen mit Hariman und dessen Bruder, SEBULON L. ENTERS, ist nur kurz und führt in der Sache nicht weiter. Die Enters-Brüder verbünden sich mit den Feinden Mays, den Häuptlingen TO-KEI-CHUN, TUSAHGA SARITSCH, KIKTAHAN SCHONKA und TANGUA. May kann den Plan jedoch erlauschen. Im Clifton-Hotel logieren auch die beiden Häuptlinge ATHABASKA und ALGONKA, die May und seine Frau am Grab SA-GO-YE-WAT-HAs kennen- und schätzenlernen. Auch sie sind auf dem Weg zum Mount Winnetou. May entdeckt sich und sein Reiseziel ihnen jedoch nicht. Auf dem Weg zum Meeting besucht er den alten, ihm (angeblich) von früher her bekannten Westmann MAX PAPPERMANN. In Trinidad taucht auch der JUNGE ADLER, ein Apache und Schüler Tatellah-Satahs, auf, der May als OS erkennt. Durch List und Verstellung überführt May, nun langsam in die Rolle OS hineinschlüpfend, mit einer Reitwette den Tramp HOWE und dessen Komplizen als Pferdediebe. Pappermann und der Junge Adler begleiten die Mays auf dem weiteren Weg, der sie zunächst zu der Devils pulpit (Teufelskanzel) führt, deren Geheimnis May entdeckt. Er belauscht dort die feindlichen Häuptlinge. Das nächste Reiseziel ist der Kanubi-See, an dem man die beiden ASCHTAs trifft. Dann erreicht die Gruppe, der sich unterwegs die Enters-Brüder angeschlossen haben, den Nugget-tsil, wo May durch einen Hinweis Tatellah-Satahs, auf den ihn Herzle aufmerksam macht, das wahre Testament Winnetous findet. Er macht sich schwere Vorwürfe, daß er damals, nach Winnetous Tod, nicht tief genug nachgegraben hatte und der Meinung gewesen war, mit


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dem durch Santer vernichteten Goldschatz-Testament das ganze Vermächtnis des großen Apachen verloren zu haben. Unter dem Eindruck des Ortes, an dem ihr Vater sein schwerstes Verbrechen begangen hat, beschließen die beiden Enters-Brüder - als der Junge Adler die Sage vom Dschinnistan-Gesetz erzählt und vom Winnetou-Clan berichtet hat - Mitglieder dieses Bundes zu werden, dessen Gesetz lautet, heimlich der Beschützer eines Mitmenschen zu sein. Am Nugget-tsil wird May zum ersten Mal mit dem Komitee konfrontiert, das das Denkmal-Projekt leitet. Um die Ruhe des ihm heiligen Ortes nicht zu stören, verläßt May mit seinen Begleitern die Grabstätten, als der arrogante Komiteevorsitzende ANTONIUS PAPER ihn fortweist. Auf dem letzten Wegabschnitt trifft die Gruppe auf KAKHO-OTO, die OS seit der Marterpfahl-Episode bei den Kiowas immer noch liebt. Sie hat sich als Mann verkleidet und ermöglicht es May, die feindlichen Häuptlinge erneut, dieses Mal im Haus des Todes‹, zu belauschen. Dabei gelingt es May, die Medizinen der feindlichen Häuptlinge an sich zu bringen und damit eine alte Prophezeiung zu verwirklichen. Am Mount Winnetou angekommen, wird May von Tatellah-Satah, der sich als Sehnsucht der roten Völker ... nach Erlösung‹ deutet, empfangen und als der anbrechende Tag, der Zukunft und Erlösung bringt‹ begrüßt (404). Herzle sieht er als Verkörperung Nscho-tschis, so daß Mays Ehe ihm als Ersatzehe‹ gilt und er die Hoffnungen, die er in Nscho-tschi und ihre Verbindung mit OS setzte, auf Herzle überträgt. May übernimmt als OS an Stelle Tatellah-Satahs die Initiative im Kampf gegen die Denkmalbefürworter und die feindlichen Indianer. Er bekämpft die Vorstellung von Winnetou als indianischem Krieger, die mit dem Denkmal zementiert werden soll. Mit Vorlesungen aus Winnetous Testament zeichnet er das wahre Bild Winnetous als eines indianischen Friedensfürsten. Es gelingt ihm so, seine alten Freunde, KOLMA PU(T)SCHI, Old Surehand und Apanatschka, vom Widersinn des Denkmals zu überzeugen. Die feindlichen Indianer werden in zwei Etappen besiegt. Ein Duell mit den vier alten Häuptlingen beendet May/OS siegreich durch eine List, bei der er die erbeuteten Medizinen der Häuptlinge geschickt einsetzt. Die indianische Heermacht wird in eine unterirdische Höhle gelockt. Durch den Einsturz der Höhle, deren Decke das Gewicht des Denkmalsockels nicht tragen konnte, wird sie außer Gefecht gesetzt. Als der NIGGER auf May/OS schießt, wirft sich Hariman F. Enters in die Schußbahn und empfängt für May die tödliche Kugel. Als Mitglied des Winnetou-Clans hatte er sich May als denjenigen auserwählt, den er beschützen wollte. May/OS hat die ihm zugedachte Aufgabe, das wahre Andenken Winnetous zu wahren und zu verbreiten und die Indianer zu einem umfassenden Friedensvertrag zu veranlassen, zum Schluß erreicht. Er erlebt noch mit, wie der Junge Adler als geistiger Nachfolger Winnetous zum Berg der Königsgräber fliegt und den seelischen Schlaf seiner Rasse damit beendet. (3ff, 9, 15f, 21, 25, 31, 38, 46, 57, 82ff, 160f, 205, 260ff, 316f, 328f, 331, 358, 396, 403f, 433, 465, 483, 583, 609)


4.2) Karl May als Autor

- in FREUDEN/LEIDEN: Der Autor May schildert in ironischer Form einen Tagesablauf in seinem Schriftstellerleben mit zahlreichen mehr oder weniger erfreulichen, in jedem Fall aber störenden Leserbesuchen. Außerdem berichtet er von merkwürdigen Wünschen, die durch die Verehrerpost an ihn herangetragen werden. Er gibt folgende Selbstbeschrei-


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bung: »Ich trage Schnurrbart und Fliege; beide waren, wie auch das Kopfhaar dunkelblond; jetzt beginnt eine zwar ehrwürdige, mir aber gräuliche‹ Färbung überhand zu nehmen, denn ich zähle 54 Jahre, sehe aber 10 Jahre jünger aus ... Meine Gestalt ist schlank, sehnig; ich bin 166 cm hoch und wiege 75 Kilogramm. Ich rauche gern und spiele alles, finde aber keinen Genuß dabei. Ich bin musikalisch und geige, blase und streiche die meisten Instrumente ... Meine Lieblingsspeise ist Brathuhn mit Reis, mein liebstes Getränk Magermilch ...« (20)


5) KLARA M. (HERZLE): Karl Mays zweite Ehefrau (1864-1944)

- in SCHAMAH: May hat sie* auf der Rückreise von Sumatra in Ägypten getroffen und besucht mit ihr in Jerusalem seine Freunde, den Juden EPPSTEIN und den Händler MUSTAFA BUSTANI. Sie besichtigt mit May die Stadt und deren nähere Umgebung und macht mit ihm einen Ausflug nach Hebron. Sie fotografiert viel. Von Mustafa Bustanis Sohn THAR ist sie wegen seiner offenen und aufrichtigen Kinderseele sehr angetan und schließt ihn in ihr Herz. Als er eines Streiches wegen von OSMAN ACHYR bestraft werden soll, bittet sie um Gnade für ihn. Später lernt sie mit May SCHAMAH und deren Mutter kennen, zu der sie sich sehr hingezogen fühlt. (*Vom Zeitpunkt der realen Reise her (1899/1900) müßte eigentlich Mays erste Ehefrau, EMMA MAY, in der Erzählung auftreten; May schildert jedoch eindeutig Klara May, die zur Zeit der Entstehung der Erzählung (1907) seine Frau war.) (4-8, 34, 36, 165)

- in GR 33: siehe unter HERZLE


MAZO, MARGARITA -> MARGARITA JUAREZ


Großes Karl May Figuren-Lexikon

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