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SAADI BEN HASSAN (SAADI): Angehöriger des Stammes der Beni Hassan; Mann von LIAMA, Vater von MARION DE SAINTE-MARIE, Bruder von ABU HASSAN; S. »war ein noch junger Mann von wenig über zwanzig Jahren, und nur ein kurzer, weicher Flaum bedeckte seine Oberlippe. Er trug den weißen Burnus der Beduinen, und sein Kopf war gegen die Strahlen der Sonne durch ein buntes Tuch geschützt, welches er malerisch um denselben geschlungen hatte. Auch das Sattel- und Riemenzeug war arabisch, aber seine Waffen schienen nicht die hier gewöhnlichen zu sein. Er hatte nämlich eine doppelläufige Büchse quer vor sich liegen, und aus den Satteltaschen guckten die Kolben von zwei Pistolen hervor, welche man bei näherer Betrachtung als ächte Kuchreutersche erkannt hätte.« (504) S. ist arm und liebt Liama, die Tochter des Scheiks MENALEK. Um sich Geld zu verdienen, begleitete er als Diener einen englischen Konsul auf Löwenjagden. Als er zu seinem Stamm zurückkehrt, wird seine Werbung um Liama vom Scheik zurückgewiesen, da S. einem Ungläubigen gedient habe. S. findet die Spur eines Löwen in der Nähe des Lagers und warnt gegen den Willen des Scheiks den Stamm. Als der Löwe den Scheik angreift und niederwirft, tötet S. den Löwen und rettet so dem Scheik das Leben. Aus Dankbarkeit willigt der Scheik nun in die Heirat mit Liama ein. Als der französische Capitän ALBIN RICHEMONTE und sein Cousin, HENRY RICHEMONTE, in das Lager der Beni Hassan kommen, erkennt S. in ihnen Spione. Sie werden daraufhin aus dem Dorf gejagt. Aus Rache verleumden die beiden die Beni Hassan bei den Franzosen als Mörder einer Karawane. Eine Strafexpedition der Franzosen nimmt alle Männer des Stammes gefangen und will sie erschießen. Henry Richemonte hatte sich in Liama verliebt, war aber abgewiesen worden. Jetzt bietet er ihr an, ihren Vater und S. zu retten, wenn sie als seine Geliebte mit nach Frankreich geht. Sie willigt ein. Der Scheik wird dennoch erschossen; S. wird von den Franzosen schwer verwundet und als tot liegengelassen. Vergeblich suchen er und sein Bruder nach der verschwundenen Liama. Abu Hassan findet bei Schloß Ortry nur ihr Grab und berichtet S., daß Liama ihm dort als Geist erschienen sei. S. gelingt es, Beweismaterial dafür zu finden, daß Albin und Henry Richemonte den Marabut HADSCHI OMANAH (ALBAN DE -> SAINTE-MARIE) und dessen Sohn, ARTHUR DE SAINTE-MARIE, ermordet und sich mit deren Papieren die Baronie der de Sainte-Maries erschlichen haben. Als Spahis nehmen S. und sein Bruder am deutsch-französischen Krieg teil, um nach Frankreich zu kommen und Rache nehmen zu können. Bei Schloß Malineau desertieren beide. Sie überwältigen den Obersten der Spahis, PARCOUREUR, und liefern ihn an den preußischen Major RICHARD VON KÖNIGSAU aus. Auf Schloß Malineau trifft S. Liama wieder. Es stellt sich heraus, daß sie sich Henry Richemonte stets verweigert hatte und daß Marion de Sainte-Marie nicht die Tochter Henry Richemontes (jetzt ARTHUR DE SAINTE-MARIE), sondern die Tochter S.s. ist. Mit Liama und seinem Bruder kehrt er in die Heimat zurück. (W: 502, 504f, 514f, 517-20, 530, 546, 693, 1573, 1654f, 1678f, 1724 / ULAN: II 691f, 694, 697ff, 701ff, 709ff, 717, 727 III 877 V 1830, 1953f, 2014ff, 2125)


SAADIS EL CHABIR (DER SECHSTE/al. DER KRUMIR): Krumir von der Ferkah ed Dedmaka; S. ist ein berüchtigter, aber berühmter Führer, der aufgrund einer Blutrache seine Heimat verlassen mußte. Er hat »schwarze, stechende Augen«; »die niedrige Stirne


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mit den dünnen, borstenartigen Brauen, die spitzen Backenknochen, die dünne Habichtsnase, die wulstigen Lippen und das stark entwickelte Kinn gaben seinem Gesicht einen gefühllosen, grausamen Ausdruck.« (244) Er wird von den Uelad Sebira gefangen, kann jedoch fliehen und raubt dabei MOCHALLAH, die Tochter des Scheiks ALI EN NURABI, ein wertvolles Hedschihn und eine Stute. KARA BEN NEMSI hilft den Sebira bei der Verfolgung und kann den Krumir schließlich auf dem Schott Rharsa stellen, wo dieser vom Pferd stürzt und sich den Hals bricht. (KRUMIR: 236, 244, 250, 260, 270, 375, 419, 421f)


SABAN: Bettler; früher Besenbinder; er lebt in einer Hütte im Wald. S. »sah wirklich sehr krank und elend aus. Er trug nur Lumpen auf dem Leib und schien ein fleischloses Gerippe zu sein« (176). BOSCHAK schickt KARA BEN NEMSI (KBN) mit Gebäck und Wein zu ihm. Obwohl IKBALA, Boschaks Tochter, ihn warnt, betritt KBN die Hütte S.s und wird dort niedergeschlagen. S. ist Mitglied der SCHUT-Bande. Sein Bettlerstatus ist wohl nur Maskierung. Er schießt auf KBN und SCHIMIN. S. wird von Schimin niedergeritten und mitgenommen; er entkommt jedoch. KBN sieht ihn bei GLAWA wieder. (GR 4: 166ff, 176f, 188-93, 285-90, 376-80)


ES SABBI (DER VERFLUCHTE): Sohn OSMAN BEIs; S. ist ein »junger Türke ernsten Aussehens«, der von seinem Vater wegen seines Übertritts zum Christentum verflucht wurde. Er begehrt die Tochter des französischen Konsuls in Kaisarijeh zur Frau. Nachdem er als türkischer Offizier seinen Dienst quittieren mußte, muß er jedoch erst eine neue Anstellung finden, um sie zu bekommen. Mit KARA BEN NEMSIs Hilfe kann er mehrmals fanatischen Moslems und auch den Angriffen seines Vaters entkommen. Er erhält von SAID KALED PASCHA die Stelle eines Gestütmeisters. (VERFLUCHTE: 623f, 627, 653)


SABUCO:


1) GERONIMO S. -> EL SENDADOR


2) Sohn von 1); er ist in die Verbrechen seines Vaters verstrickt, gelobt aber dem sterbenden Vater, sein Leben in Zukunft der Sühne ihrer beider Taten zu widmen. (GR 13: 565-83)


VON SACHSEN, HERZOG RUDOLPH: Verbündeter des Markgrafen FRIEDICH -> VON ZOLLERN (nur erwähnt) (QUITZOWS: 358)


VON SACHSEN-MERSEBURG (Herzog v.S.-M.): Vormund von ANNA VON BOBERFELD; er will diese gegen ihren Willen mit dem schwedischen Obersten VON BÖRJESSON verheiraten. Mit dem Grafen JOHANN GEORG III. VON -> MANSFELD und dem schwedischen König KARL XII. intrigiert er gegen den preußischen


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König FRIEDRICH I., was der ALTE DESSAUER (FÜRST LEOPOLD I. VON -> ANHALT-DESSAU) aufdeckt. (SCHEERENSCHLEIFER: 90, 151f)


SADA: eifersüchtige Frau von HAMD-EL-AREK (nur erwähnt) (ZEPTER: 482)


SADDLER: Deckname von DANIEL ETTERS


SADEK: berühmtester Führer über den Schott Dscherid; Angehöriger des Stammes der Merasig; Vater von OMAR BEN SADEK, Freund von HALEF; er führt KARA BEN NEMSI (KBN) und Halef über den Schott. S. wird von HAMD EL AMASAT oder dessen Begleiter, die so ihre Verfolgung durch KBN und Halef verhindern wollen, in den Kopf geschossen. Er versinkt im Salz. (GR 1: 38-46)


SADIK: erstgeborener Prinz der Tschoban; Sohn des SCHEIKs DER TSCHOBAN, Halbbruder (in DH: Bruder) des PANTHER; S. ist »gegen dreißig Jahre. Er trug weißen Turban, Hose, Weste, Jacke und einen mantelähnlichen Umhang in bunten Farben, dazu lederne Halbstiefel mit sehr großräderigen Sporen. Sein Gesicht war äußerst sympathisch, obgleich es durch zwei vorne herabhängende Haarzöpfe einen fremdartigen, fast ... hunnenartigen Ausdruck bekam« (574). Er sieht seinem Halbbruder sehr ähnlich, stammt aber von einer christlichen Mutter. (In DH war er durch einen Schlag auf den Kopf taub geworden; der DSCHIRBANI heilt ihn.) Der Panther erkennt ihn wegen seiner Abstammung (in DH wegen der Taubheit) nicht als Erstgeborenen und Thronfolger an, doch ist S. beim Stamm beliebter als der Panther. S. will den Panther aus den Händen der Ussul befreien und den Vater vor dem Angriff der Dschunub warnen, wird jedoch von den Ussul gefangengenommen. KARA BEN NEMSI (KBN) schätzt ihn wegen seiner humanen Ansichten. S. rät dem Vater zum Frieden. Er wird dann mit dem Dschirbani vom Panther in die Stadt der Toten‹ gelockt, wo beide verschmachten sollen. Zusammen mit den anderen dort gefangenen (KBN, HALEF, der MIR VON ARDISTAN) kann er sich befreien und verfolgt mit ihnen den Panther bis nach El Hadd. (DH 35. Jg.: 14f, 136f/GR 31: 574-77 GR 32: 11f, 70f, 73, 300, 340f, 442, 506)


SADOK OMAR: unehrlicher Kulledschi in Kairo; er betrügt seine Kunden mit minderwertiger Tonware, die er als echte Ballas-Tonkrüge verkauft. Dem aufmerksamen Muchtessib MUSTAPHA EFFENDI gelingt es, S. der Fälschung und des Schmuggels zu überführen, gerade als S. durch eine Intrige versucht, seinen ehrlichen Nachbarn und Konkurrenten, SELIM BEN NUBA, aus dem Wege zu räumen. Zur Strafe für seine Verbrechen werden die gefälschten Krüge auf S.s Leib zerschmettert. Darüber hinaus erhält er eine lange Haftstrafe. (KULLEDSCHI: 536-43)


SADUK: stummer Diener HASSAN ARDSCHIR-MIRZAs: Onkel von OMRAM; ein Mann »mit winkeliger, gebrochener Kinnlade« (208); S. war Bogenschütze und Bote bei Hassans Vater. Er verliebte sich in die Tochter eines Oberpriesters; zur Strafe wurde ihm die Zunge herausgeschnitten. S. dient dem Hause Hassans weiterhin und gilt als treuer


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Diener. KARA BEN NEMSI wird jedoch mißtrauisch, als er erfährt, daß der Oberpriester, das Mädchen, der Arzt, der S.s Zunge herausschnitt, und Hassans Vater ermordet wurden. Er bemerkt, daß S. den Verfolgern Hassans heimlich Zeichen hinterläßt, die den Weg Hassans bezeichnen. S. flieht nach seiner Entdeckung. Er wird bei dem Überfall auf Hassan und seine Familie, an dem er beteiligt ist, getötet. (GR 3: 207-13, 218f, 236, 327)


SADUK, DER HÄNDLER -> SADUK EL BAIJA


SADUK EL BAIJA (SADUK, DER HÄNDLER): Deckname KARA BEN NEMSIs


SÄFIR (GESANDTER): persischer Anführer der Schmuggler (Sillan) am Birs Nimrud; der S. hat eine nicht hohe, aber breite und kräftige Gestalt, einen langen Schnurrbart und eine feuerrote Narbe auf der linken Gesichtshälfte von der Stirn bis zum Mund, so daß das linke Auge fehlt. Seine Stimme ist schnarrend. Er ist ein kaltblütiger, gotteslästerlicher Mensch. Vor Zeiten nahm er DOZORCA gefangen und erpreßte ihn. Er klagt KARA BEN NEMSI (KBN) beim SANDSCHAKI VON HILLEH an. Bei dem Versuch, KBNs Pässe zu vernichten, zerschießt dieser ihm die Hand. Es gelingt ihm, KBN und HALEF gefangenzunehmen. Er wird dann selbst gefangen, leugnet aber beharrlich seine Untaten. OSMAN PASCHA verurteilt ihn zum Tode. Der S. stirbt aber durch Selbstmord. (GR 26: 575f (nur erwähnt) GR 27: 124ff, 134f, 160f, 244ff, 321ff, 341f, 392-95, 430, 448)


SÄTTE (PFEIL) (Onkel S.): Lappe; er gehört zur Sippe VATER -> PENTs. (SAIWA TJALEM: 3, 12, 47)


VON SÄUMEN:


1) BARON V.S.: Vater von 2); er hatte einen Rechtsstreit mit der Familie VON CHLOWICKI, den er wegen unlauterer Machenschaften der Gegenseite verlor. (nur erwähnt) (WANDA: 543)


2) BARON V.S.: Sohn von 1), Vater von 3.1); »ein wahrer Edelmann«; als ihm ein Sohn des BARONs VON CHLOWICKI Wiedergutmachung für das von seinem Vater an der Familie von Säumen verübte Unrecht anbot, verzichtete er großmütig, um die Chlowicki nicht in den Ruin zu stürzen, und vereinbarte stattdessen die Verlobung ihrer beiden damals noch minderjährigen Kinder, WANDA VON CHLOWICKI und EGINHADT VON SÄUMEN. (nur erwähnt) (WANDA: 544)


3) BARON EGINHARDT V.S.:


3.1) Sohn von 2); er wurde schon im Kindesalter mit WANDA VON CHLOWICKI verlobt. E. lebte lange in Italien. MORELLY ermordet ihn, um sein Erbe zu erschleichen. (nur erwähnt) (WANDA: 464, 479, 543, 608, 622)


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3.2) -> MORELLY


SAFI: persischer Schmuggler (Sill); er ist ca. 44 Jahre alt. S. versucht mit seiner Frau, KARA BEN NEMSI (KBN) und HALEF in eine Falle des PÄDÄR-I-BAHARAT zu locken. Er muß seine Komplizen auspeitschen. Vor Zeiten hat er DOZORCA in eine Falle gelockt. Er tritt beim SANDSCHAKI VON HILLEH als Zeuge gegen KBN und Halef auf und wird von KBNs Pferd schwer verletzt. (GR 26: 446f, 462f, 569 GR 27: 126, 131f)


SA-GO-YE-WAT-HA: Seneca-Häuptling; KARL MAY und seine Frau HERZLE besuchen sein Grab und treffen dort ATHABASKA und ALGONKIN. (historisch: Red Jacket (1756?-1830); einer der bedeutendsten Staatsmänner des Irokesenbundes) (nur erwähnt) (GR 33: 57, 59ff, 140, 166)


SAHAMA: Frau von OMAR BEN SADEK, reiche und schöne Tochter HADSCHI SCHUKAR ESCH SCHAMAIN BEN MUDAL HAKURAM IBN SADUK WESILEGH ESCH SCHAMMARs, Schwester von MESUD BEN HADSCHI SCHUKAR (nur erwähnt) (GR 6: 534 BLUTRACHE: 262, 303)


SAHAHR (DER ZAUBERER): Zauberpriester und Arzt der Ussul; Schwiegervater des SCHECHs EL BELED (MIR VON DSCHINNISTAN); Großvater des DSCHIRBANI; er »war ein Hüne, doch bei Jahren, mit weißem Haar und Bart. Auch seine nackte Brust war dicht und weiß behaart. Das gab ihm etwas Eisbärartiges, zumal seine Bewegungen zwar nicht plump, aber ziemlich ungelenk zu nennen waren ... Er tat so außerordentlich martialisch und hatte dabei doch das gutmütigste Gesicht, das man sich denken kann! So, wie er aussah, pflegt man sich den heiligen Nikolaus, den Weihnachtsmann‹, den Knecht Ruprecht vorzustellen« (117f). Sein Charakterbild wird getrübt durch den unbändigen Haß, mit dem er seinen Enkel verfolgt. Er liebte seine Tochter sehr und wollte, daß sie die Tradition der Priesterinnen der Ussul fortsetzt: »Sein Glauben und sein Hoffen auf die Zukunft dieses Kindes wurde ihm zur Religion.« (337) Doch da kam der DSCHINNISTANI (Mir von Dschinnistan) zu den Ussul. Die TOCHTER DES SAHAHRs verliebte sich in diesen. Der S. war strikt gegen die Verbindung, mußte sich jedoch nach einem Zweikampf, den er verlor, fügen. Nachdem seine Tochter und der Dschirbani aus Ussul nach El Hadd zogen, erklärte der S. den Dschinnistani für verschollen und seine Tochter für tot. Der Dschirbani blieb bei den Ussul, er wird vom S. als räudig und wahnsinnig bezeichnet (der Dschirbani wird zeitweise sogar mit Aussätzigen zusammen gefangengehalten). Als KARA BEN NEMSI (KBN) und HALEF zu den Ussul kommen, hat der S. den Dschirbani in einen Stachelzwinger, der von Bärenhunden bewacht wird, stecken lassen. KBN befreit den Dschirbani; dabei fällt einer der Hunde, die der S. grausam behandelt hat, den Zauberer an, bevor KBN den Hund erschießen kann. Der S. weist jede ärztliche Hilfe von KBN und dem Dschirbani zurück und wird dann heimlich, auf Wunsch seiner Frau, in betäubtem Zustand vom Dschirbani behandelt,


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der ihm dadurch das Leben rettet. (GR 31: 116ff, 123f, 128, 133, 141, 152f, 188, 216, 230ff, 237f, 255ff, 261, 265, 279f, 284f, 336f, 347, 409f)


- FRAU DES SAHAHRs: Priesterin der Ussul; Großmutter des DSCHIRBANI, Freundin von TALDSCHA; sie »war so hoch und stolz gebaut wie Taldscha«, aber viel älter als diese. »Sie war weder schön noch häßlich: aber sie hatte das Gesicht einer Denkerin, und aus der Tiefe ihrer Augen blickte jenes Wohlwollen, welches nicht nur angeboren, sondern noch viel mehr auch eine Frucht der innerlichen Betrachtung ist.« (326) »Ein weißes Gewand umhüllte sie, und glänzend weiß floß ein Schleier rundum von ihrem Haupt herab, der bis auf das Knie herniederreichte« (325) (in DH: »glänzend weiß floß ein Schleier rundum von ihrem Haupt herab, der bis auf das Knie herniederreichte. Das war ihr Haar. Es umhüllte sie vollständig; es machte sie zum scheinbar undurchdringlichen Geheimnisse.«) Ihre Ahnen stammen aus Sitara und wurden von MARAH DURIMEH zu den Ussul gesandt. Daher besitzt sie den angeborenen Dufthauch der Sternenblumen. Ihre Tochter sollte ihre Nachfolgerin als Priesterin der Ussul werden, doch heiratete diese den DSCHINNISTANI (SCHECH EL BELED/MIR VON DSCHINNISTAN). Sie versucht, die schlimmsten Auswüchse des Hasses ihres Mannes gegen ihren Enkel, den DSCHIRBANI, zu mildern. Sie zeigt KARA BEN NEMSI das Leuchten der Vulkane Dschinnistans vom Dach des Ussultempels aus und führt mit ihm gedankenreiche Gespräche, die ihn tief beeindrucken. (DH 34. Jg.: 566/ GR 31: 284f, 325ff, 332-37, 339, 346ff)


- TOCHTER DES SAHAHRs -> FRAU DES SCHECHs EL BELED


SABETH-BEI: Polizeidirektor eines Nildorfes; »Er trug die Abzeichen eines Bimbaschi, eines Majors oder Befehlshabers von tausend Mann, hatte aber trotzdem weder ein kriegerisches, noch ein übermäßig intelligentes Aussehen.« (162) Er nimmt in der Verhandlung um die Entführung SENITZAs (in LEILET: WARDE) Partei für ABRAHIM-MAMUR (in LEILET: ABRAHIM-ARHA). Der überhebliche Beamte wird von KARA BEN NEMSI (KBN) (in LEILET: M. GISELA) zurechtgewiesen und zu ordnungsgemäßer Verfahrensführung gezwungen. Der S. vertagt das Verfahren. KBN und seine Gefährten warten seine Entscheidung nicht ab, sondern reisen weiter, was im Interesse des S. ist, der so Abrahim-Mamur nicht verurteilen muß. (LEILET/GR 1: 162-68)


ES SAHIRA (DIE ZAUBERIN) -> MARAH DURIMEH


SAID (DER GLÜCKLICHE/GESEGNETE): Arabadschi (Fuhrmann); Diener IBRAHIM PASCHAs; S. ist 19 Jahre alt. Er ist der Vertraute ZYKYMAs, die ihm einst das Leben rettete. Er begleitet sie als Diener seines Herrn von Konstantinopel über Tunis bis zu den Beni Sallah. In Tunis kann er Lord EAGLE-NEST durch die Benachrichtigung der Polizei aus den Händen von Verbrechern befreien. Bei den Beni Sallah tritt er, als Zykyma der Gewalt Ibrahim Paschas entrissen ist, in den Dienst OSKAR STEINBACHs. (DH-DH: 49, 205, 318, 324, 612f)


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SAID KALED PASCHA (al. SERT JUMRUK (HARTE FAUST)): Wali von Engyrijeh; Gastgeber KARA BEN NEMSIs; S. ist ein Günstling des Sultans und wegen seiner eisernen Strenge gefürchtet. Er bittet KBN, seinem Freund OSMAN BEI eine seit 15 Jahren ausstehende Pension zu überbringen. (VERFLUCHTE: 613, 615f)


VON SAINT GERMAIN (Graf v.SG) (al. RITTER VON SCHÖNING/GRAF TZAROGY/HERR VON BELLAMARE/nur in AQUA: VON WELLDONE, VON SOLTIKOW): geheimnisvoller Scharlatan, der ein Aqua benedetta erfunden haben will, das das Altern völlig aufhebt. Er behauptet, schon seit vielen hundert Jahren zu leben und edle Metalle und Steine fabrizieren zu können. Er spielt mehrere Instrumente virtuos, singt hervorragend, ist ein hochtalentierter Bildhauer und spricht »außer französisch, englisch, deutsch, italienisch, spanisch, portugiesisch und den sämtlichen alten Sprachen auch arabisch, türkisch, persisch und chinesisch« (370). »Er war von mittlerer Größe und elegantem Benehmen, hatte regelmäßige Züge, tiefbraune Gesichtsfarbe und schwarzes Haar. Seine Kleidung war einfach, aber geschmackvoll« (371), an allen Fingern und statt der Knöpfe trug er jedoch Diamanten. Der Graf hatte einst den unter seinem Einfluß stehenden BARON VON LANGENAU ruiniert und in den Tod getrieben, was ihm die Todfeindschaft des Sohnes, KARL VON LANGENAU, eintrug, der die Kugel, mit der sich sein Vater das Leben nahm, für den Grafen stets bei sich trägt. Ein gleichfalls erbitterter Feind des Grafen ist der Prinz PARANOW, der einst von diesem einen Diamanten kaufte, der sich als unecht erwies. Am Hof von Versailles, wo der Graf von der MARQUISE DE -> POMPADOUR, der er von seinem Aqua benedetta gab, protegiert wird, kann er erfolgreich gegen Karl von Langenau, der dort als preußischer Gesandter weilt, intrigieren. Später befindet sich der Graf im Haag, wo er angeblich im Auftrag des französischen Königs LUDWIG XV. die französischen Kronjuwelen verpfänden will. Auch CASANOVA befindet sich dort, um für den französischen Außenminister Kredit aufzunehmen. Mit Hilfe von Langenaus und des Chemikers VAN HOLMEN gelingt es Casanova, nachzuweisen, daß der vom Grafen als Pfand hinterlegte Diamant eine Fälschung ist; der Graf muß nach England fliehen. Einige Jahre später befindet sich der Graf in Eckernförde beim dortigen dänischen Statthalter KARL VON -> HESSEN-KASSEL, der völlig unter seinen Einfluß geraten ist und - erst als sein Vermögen dahingeschmolzen ist - mißtrauisch wird. Er fordert den Grafen auf, Beweise seiner Kunst vorzulegen. Daraufhin kündigt der Graf eine abendliche magische Vorstellung an. Paranow und von Langenau, die ebenfalls in Eckernförde sind, bestärken den Statthalter in seinem Verdacht. Der Graf kündigt an, Metall in Gold verwandeln zu wollen und Aqua benedetta herzustellen, das auch vor Verwundung und Tod schützt. Als Beweis will er einen Diener mit einer Pistole auf sich schießen lassen. Paranow tauscht jedoch die vom Grafen präparierte Kugel (eine Quecksilbermischung) gegen die durch von Langenau mitgebrachte Rachekugel‹ aus; der Graf wird erschossen. In AQUA fehlt die Kugel-Episode. Bei der magischen Vorstellung in Eckernförde entdeckt der Graf unter den Zuschauern seine Widersacher und bricht die Vorstellung ab. Daraufhin nennt ihn Paranow einen Betrüger. Es kommt zum Duell, in dem der Graf getötet wird. (historisch: berühmter Abenteurer


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und Diplomat (um 1706-1784)) AQUA: 319, 333ff, 351, 365, 367, 381ff FÜRST: 370ff, 385, 402, 404, 407, 418, 420, 422ff)


DE SAINTE-MARIE:


1) BARONIN D.S-M.: Deutsche; verwitwet; Mutter von 4); sie nimmt auf ihrem Meierhof Jeanette MARGOT RICHEMONTE und deren Mutter, die eine Cousine von ihr ist, auf, als diese vor ALBIN RICHEMONTE und dem Baron DE REILLAC fliehen müssen. Zusammen mit diesen beiden Frauen wird sie von Wegelagerern im Argonner Wald überfallen und von HUGO VON KÖNIGSAU gerettet. Dabei trifft sie auf NAPOLEON I. und sein Gefolge, die sich auf ihr Angebot hin bei ihr einquartieren. Sie gibt Hugo als ihren Cousin aus und nimmt BERTHA MARMONT als Pflegerin der verwundeten Margot mit nach Jeanette. Albin Richemonte nimmt sie in ihrem eigenen Haus gefangen, da er Königsau erkannte und vermutet, daß sie ihn versteckt hält. Da man ihr aber nichts nachweisen kann, wird sie wieder freigelassen. Sie wird von ihren Sohn bestohlen. Als er gegen ihren Willen Bertha Marmont heiratet, verstößt sie ihn. (W: 311f, 322f, 328f, 355f, 370, 403f, 577f, 586f / ULAN II: 473-76 476, 479ff, 494, 516, 539, 581ff, 753ff)


2) CAPITÄN D.S-M.: Deckname HUGO VON KÖNIGSAUs (W: 322 / ULAN II: 478f)


3) ADELINE D.S-M. (eigentl. ADELINE VERDY): französische Baronin; Tochter des Schäfers VERDY, Frau von 6.2), Mutter von 5), Stiefmutter von 8); sie ist eine hohe, mehr als üppige Blondine, »ohne Herz und Gemüt«. A. war früher Dienstmädchen. Als Kräutersammlerin verdiente sie sich Geld, um sich schmücken zu können. Der Sohn des Bürgermeisters ihres Dorfes verliebte sich in sie. Als A. ein Kind von ihm erwartete, weigerte ihr Liebhaber sich, sie zu heiraten. Sie macht beim Kräutersammeln die Bekanntschaft des falschen Barons ARTHUR DE SAINTE-MARIE (HENRY -> RICHEMONTE), der sich in A. verliebt. Der Baron verspricht ihr die Ehe. A. wird Zeuge, wie Capitän ALBIN RICHEMONTE mit GEBHARDT VON KÖNIGSAU kämpft und diesen schwer verwundet, und beobachtet, wie der Baron FLORIAN RUPPRECHTSBERGER und dessen Neffen erschlägt. Sie pflegt Gebhardt von Königsau gesund. Mit dem Capitän schließt sie einen Vertrag, um sich vor ihm zu schützen. Sie heiratet den Baron und lebt auf Schloß Ortry. Die als Frau des Barons geltende LIAMA wird gezwungen, aus Rücksicht auf ihre Tochter, MARION DE SAINTE-MARIE, in den Verliesen des Schlosses zu verschwinden, und wird für tot erklärt. Ihren Sohn, von dem der Baron glaubt, er sei der Vater, liebt A. abgöttisch, ihre Stieftochter Marion jedoch verfolgt sie mit ihrem Haß. Deshalb willigt sie auch in den Plan des Capitäns ein, Marion gegen ihren Willen mit dem Oberst DE RALLION zu verheiraten. Ihre Herrschaft auf Ortry endet, als RICHARD VON KÖNIGSAU Liama aus ihrer Verbannung befreit. Als zu Beginn des deutsch-französischen Krieges preußische Ulanen unter Richard von Königsau Ortry besetzen, wird A. gefangengenommen. (W: 21-24, 43, 790ff,


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803f, 807f, 1097, 1105f, 1351ff, 1587ff, 1653f / ULAN: I 43, 50, 92 III 971-75, 984ff, 995 IV 1306, 1630 V 1845ff, 1948)


4) ALBAN D.S-M. (al. HADSCHI OMANAH): französischer Baron; Landwirt und Weinzüchter, hat Medizin studiert; Sohn von 1), Mann von 7), Vater von 6.1); er war ein junger Mann mit »höchst angenehmen« Zügen, »fast mehr weiblich als männlich, er mochte höchstens zweiundzwanzig Jahre zählen, während die dünnen, seidenweichen Haare seines Schnurrbärtchens ihn noch jünger erscheinen liessen« (294). A. macht MARGOT RICHEMONTE einen Heiratsantrag, wird aber abgewiesen und tröstet sich mit seiner bisherigen Geliebten, BERTHA MARMONT. A. bestiehlt seine Mutter und flieht mit Bertha, die er gegen den Willen der Mutter, die ihn deshalb verstößt, heiratet. Bertha verläßt ihn aber, durch ALBIN RICHEMONTE beeinflußt, mit ihrem kleinen Sohn. Alban folgt ihr nach Marseille, wo er sie im Streit ermordet. Er flieht daraufhin mit seinem Sohn über Korsika und Sizilien nach Afrika, wo er in Ägypten seinen Sohn in ein Findelhaus gibt und selbst nach Nubien, dann nach Mekka zieht, von wo aus er als gelehrter Muslim nach Kairo zurückkehrt und seinen Sohn wieder zu sich nimmt. Mehr als zwanzig Jahre später: A. lebt mit seinem Sohn im Aurasgebirge in Algerien auf einem einsamen Felsen unter dem Namen HADSCHI OMANAH und ist als von den Eingeborenen verehrter, heiliger Marabut berühmt geworden. Er hat »ein unendlich hageres, eingefallenes Gesicht, welches mehr einem Todtenkopfe als einem lebenden Wesen anzugehören schien« (562). Er trägt ein härenes Gewand und einen grünen Turban. A. fühlt sein Ende nahen und beichtet seinem Sohn seine Vergehen. Dabei wird er von Albin Richemonte und dessen Adoptivsohn, HENRY RICHEMONTE, belauscht. Nach der Beichte stirbt er in den Armen seines Sohnes. (W: 294f, 375ff, 385f, 562-65, 579-82 / ULAN II: 452, 456, 551ff, 738, 743ff, 758-61)


5) ALEXANDER D.S-M.: Sohn von 3) und (angeblich) 6.2), Halbbruder von 8), Adoptivenkel von ALBIN RICHEMONTE; A.s wirklicher Vater ist der Sohn des Bürgermeisters des Dorfes, aus dem A.s Mutter stammt. Diese hat A. dem (falschen) Baron ARTHUR DE SAINTE-MARIE untergeschoben. A. ist sechzehn Jahre alt, stolz, hochmütig, sehr verzogen durch Mutter und Großvater, »ein Plagegeist«. Bei einer Ausfahrt zwingt er den Kutscher (›GROOM‹), ihm die Zügel zu überlassen. Die Pferde gehen mit ihm durch und der Wagen rast auf den Abgrund eines Steinbruchs zu. In letzter Minute kann ihn der zufällig vorüberkommende preußische Ulanen-Rittmeister RICHARD VON KÖNIGSAU retten, der als verkleideter, buckliger Schulmeister unter dem Namen DR. ANDREAS MÜLLER auf Schloß Ortry eine Stelle als A.s Hauslehrer antreten will, um für Preußen auszukundschaften, welche Rüstungsvorbereitungen in der Umgebung von Ortry betrieben werden. Durch seine Tat erwirbt sich von Königsau das Vertrauen des Knaben, und A. setzt durch, daß von Königsau gegen den Willen von A.s Großvaters die Stelle bekommt. Durch von Königsau wird A. so günstig beeinflußt, daß sich insbesondere zu seiner Halbschwester ein positives Verhältnis entwickelt und A. auch Lerninhalten theoretischer Natur aufgeschlossener gegenübersteht. Als zu Beginn des deutsch-französischen Krieges Ortry von preußischen Ulanen unter Richard von Königsau besetzt


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wird, wird A. mit seiner Familie in Gewahrsam genommen. (W: 21-26, 28, 55f, 1652 / ULAN: I 43f, 46ff, 52, 56, 63, 113, 115 V 1945)


6) ARTHUR D.S-M.:


6.1) (al. BEN HADSCHI OMANAH): Sohn von 4)/7); er ist 29 Jahre alt, hat dunkel gebräunte Züge und trägt einen langen, »kameelhärenen« Burnus sowie einen grünen Turban. Er war als Kleinkind von seinem Vater in einem Kairoer Findelhaus abgegeben und dort mehrere Jahre erzogen worden. Dann zog er mit seinem Vater nach Algerien in eine Einsiedelei im Auras-Gebirge, wo er als Gehilfe seines Vaters arbeitete. Erst als sein Vater im Sterben liegt, erfährt A. seine Herkunft. Gleich darauf wird er von HENRY RICHEMONTE ermordet, der A.s Legitimationspapiere an sich bringt, in Frankreich als A. auftritt und A.s Erbe der Familie VON KÖNIGSAU aberkennen und sich zusprechen läßt. (W: 562-65, 579-82, 593 / ULAN II: 738, 743ff, 758-61, 772)


6.2) Mann von 3), angeblicher Vater von 5)/8): siehe unter HENRY RICHEMONTE


7) BERTHA D.S-M.: Frau von 4), Mutter von 6.1): siehe unter BERTHA MARMONT


8) MARION D.S-M.: französische Baronesse; Tochter von LIAMA und (angeblich) von 6.2), Halbschwester von 5), Adoptivenkelin von Capitän ALBIN RICHEMONTE; sie ist in Wirklichkeit die Tochter SAADI BEN HASSANs, also die Enkelin Scheik MENALEKs und die Nichte ABU HASSANs. »Von hoher, junonischer Gestalt, schien sie nur zum Gebieten bestimmt zu sein. Ihre Züge glichen denjenigen, welche der Maler jenen persischen Schönheiten zu geben pflegt, welche geschaffen sind, die Sterne eines ganzen Harems zu verdunkeln. Der herrlich modellirte Kopf trug eine Fülle kastanienbrauner Haare, welche die Zofe jedenfalls nur schwer überwältigen konnte. Auf der alabasterweißen Stirn thronte ein Adel, welcher dem Gesichte den Charakter der Unnahbarkeit verlieh. Die großen, unter herrlich geschwungenen Brauen blitzenden, und von vollen, seidenen Wimpern beschatteten Augen, besaßen jene mandelähnliche Form, welche nur der Orient zu geben vermag; doch war diese Form nicht in jener determinirten Weise ausgeprägt, welche man an den unvermischt gebliebenen Kindern Israels bemerkt. Das kleine, nur leicht und außerordentlich graziös gebogene Näschen war zwar sehr fein geschnitten, zeigte aber doch zwei rosig angehauchte Flügel, welche sich ganz energisch aufzublähen vermochten. Der kleine Mund war geradezu wunderbar gezeichnet zu nennen. Ganz wie zum glühenden, überwältigenden Kusse gemacht, zeigten die granatnen Lippen doch nicht jene auffallende Fülle, welche nur das Vorrecht besonders sinnlicher Naturen zu sein scheint. Und wenn sich diese Lippen zu einem Lächeln öffneten, so erschienen zwei Reihen perlenkleiner Zähnchen, an denen sicher selbst der erfahrenste Dentist kein Fehlerchen hätte entdecken können. Dieser Mund stand eigentlich im Widerspruch mit sich selbst, doch gerade dieser Contrast war es, der ihn bezaubernd machte. Um die eigenartig graziöse Schwingung der Lippen lagerte sich Trotz und Sanftmuth, Stolz und Milde, Selbstbewußtsein und Hingebung, Kühnheit und weibliches Zagen, und


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es mußte der Zukunft überlassen bleiben, welche von diesen Eigenschaften die Oberhand erlangen, und dem Gesichte dann sein vollendetes Gepräge ertheilen würde. Die Gestalt ... war voll, aber nicht unschön, üppig, obgleich ein pedantischer Kritikus vielleicht gesagt hätte, daß der Busen, welcher seine sommerlich leichte Hülle zu zersprengen drohte, die Blicke der Männer ein ganz klein Wenig zu sehr auf sich zu ziehen vermöge. Das feingewebte, eng anschließende Reisekleid war nicht vermögend, die herrlichen Formen eines sinnberückenden Körperbaues ganz zu verbergen. Das kleine, aber kräftig gebaute Händchen schien nur bestimmt zu sein, mit Inbrunst an das Herz gedrückt zu werden, und unter dem leise emporgerafften Saume des Kleides blickte ein Füßchen hervor, welches den Neid von tausend Damen zu erwecken vermochte ... Ihre Stimme klang kräftig, voll und rein wie Glockenton. Man hörte es ihr an, daß sie vom gebieterischesten Befehle an bis herab zum süßesten Liebesgeflüster aller Modulationen fähig sei. Es war das eine Stimme von seltener Resonanz und dabei doch so biegsam und weich; sie besaß die Kraft des Herrschens und die Innigkeit des Einschmeichelns; sie klang so sonor und doch so warm; ihr Ton schien nicht zwischen den Ligamenten des Kehlkopfes, sondern in der Tiefe der Brust gebildet zu werden, oder aus der untersten Kammer des Herzens, dem heiligsten Innern der Seele, zu kommen. Wer die Stimme hörte, wurde gebannt und ergriffen wie Einer, der im Dunkel eines hohen Domes kniet und plötzlich aus der Höhe des Orgelchores den wunderbaren, zauberischen Klang der Voxhumana erzittern hört.« (2) Sie lebt mit ihrer Familie auf Schloß Ortry. Zwei Jahre lang hielt sie sich in England auf. Auf Befehl ihres Adoptivgroßvaters, des Capitäns Albin Richemonte, kehrt sie nach Ortry zurück, da dieser sie mit dem Oberst DE RALLION verheiraten will, den M. bislang noch nie gesehen hatte. Mit ihrer Gesellschafterin, NANON KÖHLER (DE -> BAS-MONTAGNE), benutzt sie für die Fahrt von Traben-Trarbach nach Trier einen Moseldampfer. Als der Dampfer im Nebel Schiffbruch erleidet, wird sie von dem preußischen Ulanen-Rittmeister RICHARD VON KÖNIGSAU gerettet. Dieser ist allerdings als buckliger, ärmlich gekleideter Schulmeister verkleidet, da er sich auf dem Weg nach Schloß Ortry befindet, wo er unter dem Decknamen DR. ANDREAS MÜLLER eine Stelle als Hauslehrer für M.s Halbbruder annehmen will, um in der Gegend von Ortry französische Kriegsvorbereitungen für Preußen auszukundschaften. M. hatte Richard - in seiner richtigen Gestalt - vor einiger Zeit in Dresden flüchtig gesehen und sich in ihn verliebt. Sie hatte sich sogar ein Bild von ihm besorgt. Seinen Namen und Stand kennt sie allerdings nicht; sie erkennt ihn auch nicht in Dr. Müller wieder. Richard, der in M. verliebt ist, gewinnt auf Ortry das Vertrauen M.s, er warnt und beschützt sie vor den Anschlägen des Capitäns, als sie sich weigert, de Rallion zu heiraten. M. wehrt sich auch eigenständig gegen die Übergriffe des Capitäns. Dazu ist sie in der Lage, da sie von Abu Hassan Brillenschlangen zu ihrem Schutz bekommen hat und da sie einiges aus der dunklen Vergangenheit des Capitäns weiß. Dennoch können der Capitän und de Rallion sie überwältigen und in ein Verlies werfen. Dort soll de Rallion ihr Gewalt antun, damit sie in die Heirat einwilligt. Richard verhindert das Verbrechen. Er kommt auch hinter das Geheimnis Liamas, die vom Capitän für tot erklärt und in die Verliese des Schlosses verbannt worden war. Zusammen mit ihrer Mutter flieht M. zu ihrer Freundin, der Comtesse ELLA DE LATREAU, nach Schloß Malineau. Sie erlebt dort, wie das umkämpfte


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Schloß von Richard, der nun als Major der Ulanen auftritt, befreit wird und wie Richard im Zweikampf de Rallion tötet. Sie erkennt in ihm den Dresdner Geliebten und auch den Dr. Müller, zu dem sie inzwischen tiefe Zuneigung gefaßt hatte. Richard und M. verloben sich. (W: 2f, 9f, 12f, 17f, 21, 55f, 65f, 1105f, 1111, 1126, 1218f, 1335f, 1351f, 1541f, 1554f, 1656f, 1671ff / ULAN: I 5f, 8, 25ff, 32ff, 35, 43, 113ff, 128ff IV 1307ff, 1318, 1334, 1432, 1599ff, 1628 V 1790ff, 1804ff, 1955ff, 1994ff, 1997ff)


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