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Alle Jahre wieder

6. Grünheider Kulturtag des Literaturvereins Georg Kaiser



Der 6. Grünheider Kulturtag im Herbst 1996 des Literaturvereins Georg Kaiser stellte Autoren in den Mittelpunkt des Programms, die sich von Erkner und Friedrichshagen aus die Grünheider Landschaft erschlossen haben. Dabei wurde zusätzlich an den Maler Walter Leistkow und an den Vorgeschichtsforscher Albert Kiekebusch erinnert. Traditionell begann der Tag mit einer Vormittagswanderung.

    Sie führte ab Erkner auf dem Leistikow-Weg, rund um den Wupatzsee, über den Leistkow-Steg und unter der Autobahnbrücke mit den steinernen Kröten hindurch nach Grünheide. Bereits unterwegs wurden Texte über die Landschaft zu Gehör gebracht.

    Den ersten Teil des Nachmittagsprogramms gestaltete Ute Wermer vom Gerhart-Hauptmann-Museum zum Thema »Grünheide und Umgebung im Schaffen des Friedrichshagener Dichterkreises«. Zur Einführung las sie aus dem Kapitel »Kienbaum« der Wanderungen durch die Mark Brandenburg von Theodor Fontane über das Löcknitztal. Vor allem Wilhelm Bölsche und Bruno Wille waren eng mit dieser Landschaft verbunden. Bei einem Fischer am Werlsee - vorher war man dort entlang gewandert - hatten sie sich für einen ganzen Sommer eingemietet, wo sie »idyllisch hausten, im See schwammen, auf dem Löcknitzfließ kahnten, durch die weiten Forste und Moorwiesen schweiften, schauend, sinnend, dichtend...«

    Ute Wermer las nicht nur aus den überschwenglichen Erinnerungen der beiden über die Urlaubsregion, sondern auch Episoden aus den Romanen Die Mittagsgöttin von Wilhelm Bölsche und Der Glasberg von Bruno Wille. In beiden Texten spielt die Kirche auf dem Kellerberg eine Rolle. Heiterkeit erregte die Episode über das Erproben der Lindwallinsel (Liebesinsel) als Wohnsitz von Gerhart Hauptmann. Wegen der ungemütlichen Witterung wurde nämlich nachts ein Gastwirt herausgetrommelt, damit man Cognac erwerben konnte.

    Außerdem ging Ute Wermer auf Autoren des Friedrichshagener Kreises ein, die nur kurz in Grünheide weilten, jedoch Texte über die wald- und wasserreiche Landschaft beisteuerten. Dazu zählten Julius Hart, Peter Hille und Arno Holz.

    Wenige Jahrzehnte nach den Friedrihshagenern siedelte sich Albert Kiekebusch im Erkneraner Ortsteil Hohenbinde an der Spree an. Über ihn sprach der nächste Referent, Dr. Bernd Rühle, Direktor des Gerhart-Hauptmann-Museums Erkner. Nach der Darstellung des Lebens- und Schaffensweges eines engagierten Vorgeschichtlers und Heimatforschers folgten Einblicke in das von der Tochter Dr. Ingeborg Mertins-Kiekebusch herausgegebene Buch Gedanken und Erinnerungen. Schwerpunkte hierbei waren die Kindheit in Waßmannsdorf, die Ansiedlung und das Leben in Hohenbinde, die Wald- und Wiesenlandschaft um Erkner sowie Ereignisse im Ersten Weltkrieg. Allerdings kam aus der besonderen Betonung der aus der Zeit heraus verständlichen national geprägten Passagen die bescheidene und gütige Lebensweise von Kiekebusch kaum zur Geltung.

    Der Dichterin Helga M. Novak galt der abschließende Programmteil. Sie wurde 1935 in Köpenick geboren, lebte aber bis 1951 bei ihren Stiefeltern in Erkner. Jörg Lüderitz vom Literaturverein machte kurz mit den Lebensdaten und mit den Beziehungen zu Robert Havemann vertraut. Danach las er aus der Gedichtsammlung Grünheide Grünheide und aus dem autobiographischen Roman Die Eisheiligen mehrere Texte.

    An den Büchern der vorgestellten Autoren herrschte großes Interesse. So wurden Anregungen gemacht, sich mit dieser regional gefärbten Literatur auch weiter zu beschäftigen.

    Beim Kulturtag 1997 soll der Nachbarort Rüdersdorf mit der Darstellung in der schönen Literatur sowie in populären Büchern zur Geschichte und Industrie im Mittelpunkt stehen.

Jörg Lüderitz


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