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Hans-Fallada-Tage 1997: Eine Rückschau

Fotoausstellung, Kinderfest, Lesungen und anderes mehr in Carwitz und Feldberg



Die siebten Fallada-Tage bedeuteten einen weiteren Erfolg unserer Bemühungen, mit einem anspruchsvollen und abwechslungsreichen Programm nicht nur an Hans Fallada zu erinnern, sondern auch ein attraktives kulturelles Angebot für die Erholungsuchenden und Einwohner unserer Feldberger eenlandschaft zu realisieren. Obwohl das auch schon in den zurückliegenden Jahren immer ganz erfolgreich ablief, können wir doch in diesem Jahr eine vielversprechenden Weiterentwicklung feststellen, eine Zunahme an Ausstrahlung und künstlerischem Niveau. Wie selten zuvor gelang in der Progammkonzeption, eine bemerkenswerte Vielfalt von Veranstaltungen mit dem Anliegen zu verbinden, sich mit Hans Fallada und seinem Werk auseinanderzusetzen, wie es die Ziele unserer Hans-Fallada-Gesellschaft bestimmen.

   Die in den vergangenen Jahren ausprobierten und bewährten Programmstrukturen wurden weitergeführt, wir haben längst eine tragfähige und erfolgreiche, auch publikumssichere Form gefunden, ein Konzept, das immer schon ganz gut aufging und Anklang fand.

Rudolf Ditzen alias Hans Fallada
Rudolf Ditzen alias Hans Fallada

   Der Freitagabend beispielsweise konnte sich auch diesmal als self-made-Programm bewähren, bei dem wir aus eigener Kraft einen glücklichen Auftakt zur Festwoche setzen konnten. In diesem Jahr war es die szenische Lesung eines bisher unbekannten Fallada-Manuskriptes das unser Vereinsmitglied Karsten Althöfer mit beeindruckender schauspielerischer Leistung im Carwitzer Krog anbot und das begeistern konnte. Eine feste Größe, die ebenfalls unverzichtbar sein wird, ist das Carwitzer Kinderfest, für das wir in diesem Jahr eine gute Lösung auf der Wiese vor dem Haus finden konnten. Nicht wegzudenken aus dem Programm: die Prominentenlesung am Samstag, zu der wir immer einen Stargast einladen, diesmal gleich zwei: Heinz Knobloch und Jürgen Borchert.

   Der Grundtenor der aufgefangenen Meinungen war: Es war toll, was ihr alles auf die Beine gebracht habt - und so viel zum Thema Fallada - jetzt werden wir ihn lesen, mehr als vorher.

   Bürgermeister Hilmar Forberger zeigte sich noch nach Tagen beeindruckt vom Publikumsecho, das die Fotoausstellung im Feldberger Rat unter Einheimischen wie Gästen der Stadt schon zur Eröffnung finden konnte. Seitdem ist die Fotoschau »Hans Fallada - Lebensorte « von Harald Wenzel-Orf, die Manfred Kuhnke mit Zitaten und Erläuterungstexten versehen hat, vielbesucht, und es ist ein reizvoller Umstand, daß man den dazugehörigen, sehr schön gemachten Katalog gleich mitnehmen kann - so etwas hat es in der Vergangenheit nicht gegeben.


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   Neu war auch die Herstellung eines sogenannten Kunstbuches zu Hans Fallada. Die Maler Rainer Zille und Otto Sander Tischbein und die Schriftsteller Heinz Knobloch und Jürgen Borchert beteiligten sich an dem ungewöhnlichen Projekt, das unter der Anleitung von Heide Hampel (Literaturzentrum Neubrandenburg) stand. Wir werden gespannt sein, wenn das großformatige Unikat mit den bunten Seiten fertig ist, wie es dann zur Begegnung mit Fallada dienen kann.

   Es gab eigentlich keine uninteressanten Veranstaltungen, ob es die Präsentation von Falladas Handschriften war, im Neustrelitzer Kreismuseum von Fallada-Archivarin Sabine Lange zusammengestellt, oder der dazu sehr gut passende Vortrag der Kieler Graphologin Renate Kümmell oder die Buchvorstellung über Falladas Leben in Briefen und Bildern an der neben Professor Müller-Waldeck aus Greifswald besonders auch Uli Ditzen, Falladas Sohn, beteiligt war und am Ort seiner Kindheit bewegend vom damaligen Leben im Dorf Carwitz erzählte. Auch die jiddischen Lieder in der Carwitzer Kirche fanden ein aufmerksames Publikum und dann erst die Samstag-Lesung am gleichen Ort - überall gab es viele Besucher und viel Beifall und Anregung, wie es sich die Veranstalter gewünscht hatten.

   Dabei war auch das Glück (des Tüchtigen?) im Spiel. Alle haben wir uns beispielsweise gefragt, was wäre aus dem Kinderfest geworden, wenn am Samstag das Wetter von Freitag oder Sonntag gewesen wäre - Der R(h)einfall von Schaffhausen wäre nichts dagegen! So aber strahlte die Sonne und strahlten die Kleinen, als ihnen im Festzelt auf Falladas Wiese Lustiges und Spannendes von Edith-Rimkus-Beseler und Ruth Stöbling vorgelesen wurde oder als die Clowns zum mnteren Spektakel riefen. Ein buntes Treiben belebte die Wiese vor dem Fallada-Haus, es gab Kaffee und Kuchen und natürlich Eis, und als ein Steppke zum Schluß nur noch eine geplatzte Wurst bekommen konnte, gab es die fast umsonst. Die gastronomische Betreuung hatten Gebr. Lange, selbst Mitglieder der Hans-Fallada-Gesellschaft, vom Carwitzer Krog übernommen, gewiß eine Sache mit gegenseitigem Vorteil. Für geistige Nahrung sorgte Buchhändler Tiedtke, der manchen Lesestoff anbot und auch verkaufte, nicht nur Bücher von Fallada.

Katalog zur Ausstellung
Katalog zur Ausstellung, Fotos von Harald Wenzel-Orf
Kommentare von Manfred Kuhnke, Hg. Hans-Fallada-Gesellschaft Feldberg

   Am Sonntag versammelten sich viele Teilnehmer der Festtage am Grab von Hans Fallada, um den großen Schriftsteller zu ehren. Der Vorsitzende der Hans-Fallada-Gesellschaft Dr. Rainer Ortner sprach Worte des Gedenkens und las dann einen Text von Fallada, Blumen wurden niedergelegt und dann noch zu einer Überraschung ins Fallada-Haus am Ende des Dorfes eingeladen.

   Dort enthüllte Dr. Ulrich Ditzen unter dem Beifall vieler Gäste das soeben fertiggestellte Gemälde, das Frau Professor Gabriele Meyer-Dennewitz von der alten Anna Ditzen gemalt hatte. Die Malerin war über Jahrzehnte mit Falladas Frau befreundet gewesen - nun hat sie aus dem Gedächtnis ein wunderbares Werk geschaffen, das sie der Hans-Fallada-Gesellschaft für das künftige Museum spendete. Manfred Kuhnke, der Gabriele Meyer-Dennewitz dafür gewonnen hatte, dankte der Künstlerin und hob hervor, daß im Hans-Fallada-Haus mit diesem Bild auf berührende Weise an die unvergleichliche Anna Ditzen in ihrem Alter erinnert werde. Achim und Uli Ditzen, ihre beiden Söhne, waren tief beeindruckt, und die Malerin antwortete in ihrer schlichten Art: »Es freut mich, daß es Ihnen gefällt.«

   Ja, wir können insgesamt hochzufrieden sein - und doch denken wir schon daran, was im nächsten Jahr Neues sein wird, was man trotz des Erfolges noch besser machen kann. Der Bürgermeister regte an, daß man nach Lesungen mit Prominenten, die Künstler nicht so schnell wieder weglassen sollte, sondern Möglichkeiten für das anschließende Gespräch einräumen müsse, an dem alle teilnehmen können

   Wenn wir erst den Carwitzer Scheunensaal für unserer Veranstaltungen haben werden, dann, ja dann... - aber bis dahin dauert es noch ein Weilchen.

   Auf der Jahreshauptversammlung der Hans-Fallada-Gesellschaft, die, eingebettet in die Festwoche, am Samstag stattfand, wurde der Vorstand wiedergewählt, die Münchener Germanistin Patricia Fritsch ergänzt nun das Leitungsteam unter der bewährten Führung von Dr. Rainer Ortner.

Manfred Kuhnke


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