KMG-Nachrichten Nr. 133 / September 2002

Herausgegeben von Engelbert Botschen

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Freuden und Leiden eines Geschäftsführers

                     „Ei ku guli dichadze,

                     istiriyahn ssi lahzime bechadze!“

Wenn man Karl May glauben darf, ist das Kurmangdschikurdisch und heißt: Wer sich die Rose wünscht, muß auch die Dornen wünschen!, und aus gegebenem Anlaß möchte ich heute einmal unter diesem Motto einige Worte in eigener Sache verlieren.

 

Als „Zugabe“ zu dieser Sendung erhalten alle Mitglieder eine neue Satzung der Karl-May-Gesellschaft. Bekanntlich erfolgte auf unserer Mitgliederversammlung in Luzern eine Änderung, die sich auf Grund der Währungsumstellung auf Euro erforderlich machte. Mittlerweile hat diese Änderung die Mühlen der Justiz durchlaufen und ist ins Vereinsregister eingetragen, so daß jetzt die neue Fassung gedruckt vorliegt. Dies sollte vielleicht für den Einen oder Anderen Anlaß sein, sich die Satzung wieder einmal durchzulesen. Es hat sich zwar nur ein Satz geändert, aber viele andere scheinen doch recht in Vergessenheit geraten zu sein, besonders was solche organisatorische Dinge wie Austritt oder Beitragszahlung betrifft. „Der Austritt ist schriftlich zum Jahresende zu erklären“ heißt es im § 5 Abs. 2 unserer Satzung.

So bedauerlich ich jeden Austritt auch empfinde, wünschte ich mir ab und zu eine Begründung, um solchen für mich völlig aus der Luft gegriffenen Vorwürfen wie „lesen Sie doch mal die Austrittsbegründungen ... und überlegen Sie, ob es nicht doch etwas damit zu tun haben könnte, WIE Sie diese literarische Gesellschaft führen“ besser zu begegnen oder auch meinen Arbeitsstil ändern zu können.

Nach diesem Einschub zurück zur Satzung: In der ersten Hälfte dieses Jahres erklärten 19 Mitglieder ihren Austritt – die Kündigungen halten sich also wie in den Vorjahren in Grenzen – und die Mehrzahl der Kündigungen erfolgte satzungsgemäß zum Jahresende bzw. mit der Anfrage, zu welchem Zeitpunkt ein Austritt möglich ist. Unredlich empfinde ich jedoch – vor allem den ordnungsgemäß ihren Beitrag entrichtenden Mitgliedern gegenüber – wenn eine kleine Zahl von Mitgliedern die Leistungen unserer Gesellschaft wie Mitteilungen und Nachrichten ein halbes Jahr in Anspruch nehmen und dann nach der zweiten Zahlungsaufforderung lapidar erklären: „Hiermit beende ich meine Mitgliedschaft“.

Nach der diesjährigen ersten Mahnaktion erhielt unser Schatzmeister einen Anruf „Mir wurde gesagt[1], wenn ich nicht bezahle, gilt das als Kündigung“. Natürlich heißt es in § 8 Abs 2 : „Zahlt ein Mitglied trotz zweimaliger schriftlicher Mahnung keinen Beitrag, so erlischt die Mitgliedschaft zum Ende des Kalenderjahres.“ Davor  steht aber § 8 Abs. 1: „Jedes Mitglied ist verpflichtet, den festgesetzten Beitrag im ersten Quartal jedes Jahres zu entrichten.“ Rein rechtlich gesehen, wäre der Beitrag gerichtlich einklagbar – von vielen Vereinen wird das auch so gehandhabt – aber bei uns steht wegen 26 Euro der Aufwand nicht im rechten Verhältnis zum Nutzen. Konsequenterweise dürften alle säumigen Zahler schon die März-Lieferung von Mitteilungen und Nachrichten nicht mehr bekommen, aber damit würden m.E. wegen einiger „schwarzer Schafe“ viele bestraft, die wirklich nur vergessen haben, Ihren Beitrag zu entrichten.

Da ich zu diesem Thema zwei Beschwerden bekommen habe, möchte ich – auch auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen – einige Anmerkungen machen und das ganze Procedere einmal erläutern: Von unseren mittlerweile über 2.050 Mitgliedern bezahlen rund 1.400 ihren Beitrag ordnungsgemäß am Anfang des Jahres. Aber regelmäßig vergessen das auch ca. 650 Mitglieder. Um unserem Schatzmeister das Versenden von über 650 Mahnbriefen zu ersparen (Arbeitsaufwand und Portokosten!), wird mit der Märzsendung nochmals ein Zahlungsträger als kleine Erinnerung beigelegt. Daraufhin gehen nochmals rund 400 Beitragszahlungen ein, die restlichen 250 Mitglieder werden zum ersten mal gemahnt – wieder 150 Zahlungen, und nach der zweiten Mahnung bleiben dann noch ca. 20 Mitglieder übrig, die zum Jahresende gestrichen werden müssen. So weit, so gut. Nun gab es einige Mitglieder, die zwischenzeitlich vergessen hatten, daß sie schon ihren Beitrag bezahlt haben und überwiesen zum zweiten mal. Das kommt immer mal wieder vor und unser Schatzmeister verbucht das dann als Spende. Das betreffende Mitglied wird im Spendendank erwähnt, bekommt eine schöne Spendendankkarte und eine Zuwendungsbestätigung, die beim Finanzamt steuerlich geltend gemacht werden kann. Bei entsprechender Aufforderung wird das Geld natürlich zurücküberwiesen. Gegen dieses Verfahren gab es Einwände, die sich hauptsächlich an dem Versand des Zahlungsträgers festmachen und die ich an dieser Stelle versuche, einmal zu entkräften. Einmal sparen wir dadurch, wie schon erwähnt, Portokosten für ca. 650 Mahnbriefe ein. Zum Anderen erfolgt der Versand zentral von Husum aus. Dabei muß jede Sendung den exakt gleichen Inhalt haben (um einen günstigen Portotarif in Anspruch nehmen zu können). Somit ist ein Aussortieren von reichlich 1.400 Zahlungsträgern – wie teilweise gefordert – arbeitstechnisch wie auch aus Kostengründen nicht möglich. Ich kann also allen, die ordnungsgemäß bezahlen, dafür nur danken und sie bitten, sich ihre Einzahlung zu vermerken und den Zahlungsträger im März einfach zu ignorieren.

(Schluß folgt)

Liebe Mitglieder, indem ich an dieser Stelle den allgemeinen Teil meiner „Freuden und Leiden“ abbreche und die geneigten Leser auf eine Fortsetzung im nächstem Heft verweise, komme ich wie in jede Nachrichten zu dem speziellen Teil:

Zu den Freuden in meinem Geschäftsführerleben gehört es, wenn ich unseren Jubilaren hier gratulieren kann und unter die Rubrik Leiden fällt die vierteljährliche Zusammenstellung der Liste unserer verstorbenen Mitglieder für diese Nachrichten.

Mit tiefer Betroffenheit erfüllte mich die Mitteilung, daß unser Chronist, unser Ehrenmitglied Erich Heinemann verstorben ist. Mit ihm verliert die Karl-May-Gesellschaft ein Gründungsmitglied, das sich seither mit ganzer Person in der Gesellschaft engagierte. Leider hatte ich viel zu wenig Gelegenheit, ihn zu sprechen und an seinem reichen Erfahrungsschatz teilzuhaben. Aber auch in dieser kurzen Zeit haben mir seine Hinweise in Gesprächen und Briefen viel gegeben. Er wird für mich unvergessen bleiben.

Meine Geburtstagsgrüße gehen dieses Mal – traditionsgemäß stellvertretend für alle, die im letzten Vierteljahr ihren Geburtstag feiern konnten – an Erich Weigel, von dem wir erst kürzlich wieder einen Beitrag in den Mitteilungen lesen konnten, zum 80. und Wolfgang Seifert, dem Verfasser der Biographie Patty Franks, zum 75. Geburtstag. Nachträglich wünsche ich ihnen alles Gute, Gesundheit und weiterhin Kraft im Dienste der Karl-May-Gesellschaft.

Ich hoffe, daß alle gut über den Sommer gekommen sind, in dem es ja neben schönem Urlaubswetter auch Unwetter zu verzeichnen gab, die mich fast an amerikanische Verhältnisse erinnern, wünsche uns allen einen schönen, unwetterfreien Herbst und verbleibe

als

Ihr Geschäftsführer Hans Grunert

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May-Ausstellung

in Stuttgart-Freiberg

Anläßlich der offiziellen Einweihung des Kaufparks Stuttgart-Freiberg nach mehrjähriger Umbauphase, findet in den neuen Räumen der Stadteilbücherei Stuttgart-Freiberg, Adalbert-Stifter-Straße 101, 70437 Stuttgart, im Jubiläumsjahr eine Karl-May-Ausstellung statt.

Motto: „160 + 90 + 110 = 360 Jahre Karl May“

Ausstellungsdauer: 7.11. - 21.12.2002

Öffnungszeiten: Mo, Die, Do, Fr. 11-18 Uhr

    Sa 10-13 Uhr

    Mi geschlossen

Einführungsvortrag: Dienstag, 12.11.02,

19 Uhr

Auskünfte erteilen:

Hartmut Hendel, Tel. 0711-8401126 und

Frau G. Stein von der Bücherei, Tel. 0711-2165480, FAX 0711-8403747, email: Stadtteilbücherei.Freiberg@Stuttgart.de

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Ulrich von Thüna

Das neue Jahrbuch 2002

In Kürze wird mit dem neuen Jahrbuch 2oo2 die zweiunddreissigste Folge dieser wunderschönen Regenbogenreihe vorliegen. Mit zweiunddreissig Bänden hat die Gesellschaft nicht nur genau die doppelte Zahl von Jahrbüchern im Vergleich zu den alten Jahrbüchern des Karl-May-Verlages erreicht, sondern zugleich mit den wechselnd farbigen Umschlägen – vielleicht nach dem Suhrkamp-Vorbild – und der ruhigen klassischen Typographie ein erfreuliches Maß gesetzt für stetige, sagen wir ruhig buchkünstlerische Arbeit. Neben der äusseren Stetigkeit wurde für die innere Stetigkeit durch die Herausgeber und vor allen Dingen die Redakteure gesorgt, bei denen die eigentliche Kärrner-Arbeit lag und liegt. Sie müssen aus Manuskripten unterschiedlichster Herkunft ein Werk aus einem Guß herstellen, bei dem abgehobenste Texte – dafür hatten wir in früheren Jahren Beispiele – wie schlicht stoffliche Zusammenstellungen sich doch zu einem einheitlichen literarischen Gefäss zusammenfügen. Ich bin gespannt, ob die angestrebte neue äussere Form des Jahrbuchs, die ja im Augenblick noch diskutiert wird, ähnliche Qualitäten erreichen wird wie die alte, die ohne grossen Berateraufwand seinerzeit unser Verleger Hass, natürlich in Abstimmung mit der Gesellschaft und der Druckerei, sich ausgedacht hatte.

Wir können uns hier auf Überlegungen zu den neuen Texten des Jahrbuchs beschränken und verzichten wie schon vor zwei Jahren auf die Arbeiten, die als Vorträge in Luzern im letzten Jahr den Mitgliedern zugänglich waren. Immerhin sei besonders hingewiesen auf den Text von Wolfgang Braungart mit Anmerkungen zur Lyrik Mays, der nun wirklich abschliessend zu einem klaren, wenn natürlich auch nicht unerwarteten Urteil über Mays Lyrik kommt, die ja wenigstens in Teilen in einer Zeit entstand, in der von George und Hofmannsthal bis hin zur frühexpressionistischen  Dichtung die deut­sche Sprache völlig neue Valeurs fand. May aber dichtete wie in Geroks „Palmblättern“.

Aber May hat so viele, anregendere Seiten, dass wir uns gerne von der Lyrik abwenden. In den späteren Jahren Mays war Nietzsche der Fixpunkt der deutschen und europäischen Dichtung und Philosophie. Es war unmöglich für den bewusst in seiner Zeit lebenden Schriftsteller wie Philosophen, nicht von der Aura dieses Mannes berührt zu sein. Das galt natürlich auch für May. Daß er acht Bände der Gesamtausgabe im Bücherschrank hatte und Etliches an Sekundärliteratur, besagt nicht viel, solange wir nicht wissen, etwa durch einen Blick in die Nietzsche-Bände, was er davon gelesen hatte. Hans-Rüdiger Schwab versucht die Auseinandersetzung Mays mit Nietzsche zu analysieren, - ohne auf angebliche oder tatsächliche Parallelen Beider einzugehen, wie es in den dreissiger Jahren der völkisch angehauchte Josef Nadler mit seiner Trias Wagner, Nietzsche, May getan hatte.

Schwabs Bemühungen, eine Lektüre Nietzsches durch May nachzuweisen, sind nicht ganz unproblematisch.

Ein von Arno Schmidt zitierter Brief Mays zu Nietzsche ist höchst ungesichert. Der im Silberlöwen verwendete Begriff der „tönenden Weltidee“ findet sich so nicht bei Nietzsche und geht wohl eher, wie Wollschläger vermutet, der von Schwab zitiert wird, auf den Titel eines zeitgenössischen Buches zurück (das sich auch in der Bibliothek Mays befand) und Zitate aus Tagebüchern oder Briefen von Klara May sind eben nicht Zitate Karl Mays. Bei der von Schwab aufgeworfenen Frage nach der Widerspiegelung Nietzsches im Werk weist er zurecht daraufhin, dass damals zahlreiche von Nietzsche geschaffenen suggestiven Leitbegriffe zu bedeutungsoffenen Schlagworten wurden, die sich verselbstständigen konnten. Er behandelt insbesondere die Begriffe des Übermenschen und Edelmenschen, die Umwertung aller Werte sowie eine Spiegelung des Philosophen im Personal später Romane Mays. Zusammenfassung: „May erkannte bei Nietzsche, soweit er ihn verstand, suggestive Denkmöglichkeiten, die dennoch zu Konkurrenz im Hinblick auf den eigenen geistigen Führungsanspruch und Widerlegung vom Standpunkt seines unerschütterlichen Glaubens an Gott und die Menschheit herausforderten.“

Gänzlich anders verhält es sich mit dem langen Beitrag von Hans Hintz über den Zweikampf bei May. Nach allgemeinen Ausführungen zur Definition des Duells und Zweikampfs beginnt Hintz mit Überlegungen zum Zweikampf im Lebensschicksal Mays, also denkbaren und wahrscheinlichen Zweikampf-Phantasien des Gefangenen, der so entweder wenigstens in der Phantasie seine Ehre retten oder seine Rache ausdrücken konnte. Dann beschreibt Hintz den Zweikampf der Indianer in Amerika und zählt denn die unterschiedlichsten Zweikämpfe im Werke Mays auf, zumeist in Nordamerika. Es ist eine fleissige Arbeit über ein Spezialthema bei May, das bisher nur ansatzweise behandelt worden war.

Gudrun Keindorf geht in ihrem Beitrag „Weibliche Seele - männlicher Geist?“ der Frage nach, ob es im Spätwerk geschlechterspezifische Verhaltensweisen bzw. Charaktereigenschaften gebe und wie sich solche auf die Handlung auswirkten. Ausführlich schildert sie die kontinuierliche Emanzipation von Hanneh im „Silber­löwen“ und in „Am Jenseits“ und geht u.a. auch auf das Schicksal von Schakara und Gul-i-Schiraz ein. Zum Schluss sucht Keindorf nach Indizien, die auf eine Harmonisierung des weiblichen und männlichen Prinzips in einundderselben Person hinweisen und überprüft das für Winnetou und Old Shatterhand. Ein entsprechender Hinweis für Old Shatterhand fällt arg knapp aus. Bei Winnetou greift sie letztendlich zum berühmten Text mit den „halbvollen, ich möchte sagen, küßlichen Lippen.“ Nun ja... Im übrigen sind die von ihr erörterten gegengeschlechtlichen Aspekte der männlichen bzw. weiblichen Identität der Jahrhundertwende durchaus nicht ungeläufig, sondern durch Weiningers „Geschlecht und Charakter“ (19o3) intellektuelles Tagesgespräch gewesen. Auch wenn sich das Buch nicht im Verzeichnis von Mays Bibliothek befindet, so hat er sicher die seinerzeit sehr lebhafte Diskussion darüber verfolgt.

Schliesslich ist noch auf eine wertvolle Zusammenstellung von Jürgen Seul hinzuweisen, der alle über 5o Prozesse, an denen May beteiligt war, Zivil- wie Strafprozesse, säuberlich aufgelistet und mit weiterführenden Kommentaren und Literaturangaben versehen hat. Seul verweist darauf, dass wohl manche Materialien sich noch in Privathand befinden. Es wäre sehr zu hoffen , dass sie eines Tages der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Neben den gewohnten Berichten über Neuerscheinungen und über das Leben der Gesellschaft informiert in diesem Jahr zum erstenmal Peter Krauskopf über May in den Medien. Er schreibt über den Kinosensationserfolg „Der Schuh des Manitu“ und über ein parodistisches Hörspiel von Jürgen von der Lippe. Also wieder einmal: Karl May ist einfach nicht umzubringen.

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Bei den Trümmern von Babylon

[dSch] Unser KMG-Mitglied Peter Wayand ist Referendar in Limburg und hat einem ehemaligen Schüler den Band 27 der GSB zum Lesen gegeben. Hier schildert er, wie dieser nach der Lektüre reagierte:

Hamdullilah, was für ein Buch!...“… so kommentierte einer meiner ehemaligen Schüler in einer e-m@il, die er mir schrieb, den Band 27 der Gesammelten Werke „Bei den Trümmern von Babylon“. Doch was war so Besonderes daran? Nun, Amir Azad ist Iraner mit Leib und Seele. Er wohnt seit ein paar Jahren in Deutschland, und mit dem Namen Karl Mays verband er bis dato nur die bekannten Wildwest-Klischees. Weiter nichts. Als er mich neulich besuchte, kamen wir aufgrund der diversen Bilder Karl Mays, die in meiner Wohnung an exponierter Stelle hängen, ins Gespräch und ich erzählte ihm, dass Karl May auch über seine Heimat Bücher und Erzählungen geschrieben habe. Nach anfänglicher Skepsis nahm er meinen Vorschlag an, sich doch selbst einmal ein Bild zu machen, anstatt auf das Geschwätz anderer zu hören. Er nahm besagten Band mit nach Hause, mit dem Versprechen, ihn zu lesen. Zwei Tage später bekam ich dann eine e-m@il mit der Betreffzeile: „Hamdullilah, was für ein Buch!“ deren Inhalt ich im Folgenden auszugsweise wiedergeben möchte:

„Hallo, Herr Wayand! Wie geht es Ihnen? (…) Ich werde inschallah morgen nach Iran fliegen. (…) Ich habe Ihr Buch schon zur Hälfte gelesen. Ich bin überrascht, wie gut und genau ein deutscher Schriftsteller unsere orientalischen Verhaltensweisen auf dem Papier bringt. Man kann aus diesem Buch viel lernen, was mit Gott und Menschlichkeit zu tun hat. Außer dem finde ich Karl May viel besser als den Shakespeare. (…)“

Die letzte Äußerung bezog sich auf das Projekt, das ich mit ihm und seiner Klasse im letzten halben Jahr durchgeführt hatte. Wir hatten Shakespeares „Romeo und Julia“ gelesen, besprochen und in Auszügen auf die Bühne gebracht. Und dieser 18jährige Iraner, der in dem Stück die Rolle des Tybalts großartig verkörpert hatte, findet Karl May besser als Shakespeare?? Außerdem attestiert er Karl May eine sehr gute Kenntnis orientalischer Verhaltensweisen. Er erkennt einen Lehrcharakter im May’schen Text und er lernt etwas daraus, was, wie er sagt, mit Gott und Menschlichkeit zu tun hat. Ist dies nicht genau das, was Karl May immer wollte? Wie schrieb er im Vorwort zur ersten Buchausgabe der „Geographischen Predigten“:

Der Titel besagt, was ich bereits damals wollte und auch heute noch will: Geographie und Predigten! Kenntnis der Erde und ihrer Bewohner und Aufschau nach einer lichteren Welt!“

Oder eine andere Aussage Mays, die auf diesen Umstand zu passen scheint:

„Ich will den Leser nicht von außen festhalten, sondern will Eintritt nehmen in seine Seele, in sein Gemüt. Sonnenschein will ich in die Häuser und Herzen meiner Leser bringen…“

Ein wenig, aber auch nur ein wenig erinnert mich Amir an Halef. Auch trägt er Züge eines Omar Ben Sadek. Ob er wohl auf den Geschmack gekommen ist und weiter Karl May lesen wird? Ich will es hoffen, denn zumindest für seinen ‚ersten’ Karl May war die Ausbeute doch schon reichlich, oder nicht? –

Peter Wayand, Limburg an der Lahn

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Reinhold Wolff

Wolf-Dieter Bach

Am 9. May ist, nach jahrelanger und bedrückender Krankheit, in einer Klinik in Blaubeuren Wolf-Dieter Bach verstorben. Wolf-Dieter Bach, Jahrgang 1933, war KMG-Mitglied der ersten Stunde: seine Mitgliedsnummer 21 gehörte noch zu den legendären Gründer-Ausweisen. Ich selbst habe ihn nicht mehr persönlich gekannt, aber ich kenne natürlich die Erzählungen über ihn: unvergessen seine Auftritte auf den Kongressen der frühen 70er Jahre, unvergessen auch seine massiven Auf­sätze („Muttergedichte Karl Mays und Hermann Hesses“, „Flucht­landschaften“, „Sich einen Namen machen“, „Erkennen als lebendige Erfahrung“, u.a.) in den Jahrbüchern dieser Zeit. Er war ein großer Anreger, und er löste in der frühen Sturm- und Drangphase der KMG große Kontroversen aus. Seine assoziative Methode, bisweilen von denen, die ihn hart angriffen, als „wilde“ oder „ver­wilderte Psychoanalyse“ bezeichnet, hatte Geistesverwandte am ehesten in der Pariser „critique thématique“ Ende der 60er Jahre, ließ sich inspirieren von Freud und Arno Schmidt, und erreichte immer wieder jenes Stadium, das die Surrealisten den „Glücks­zustand der gelingenden Asso­ziation“ nannten. Eigentlich war er Turkologe, hatte Orientalistik, Biologie und Naturwissenschaften studiert, im 18. Jahrhundert hätte man einen wie ihn einen „Polyhistor“ genannt. Er machte Gedichte, publizierte in Zeitungen und im Rundfunk, und leitete jahrelang die Volkshochschule Ulm. Er war ein großer Geist, und hat viele zu Karl May gebracht. Er habe die Karl-May-Forschung beein­flußt, „weil er so krumme Vögel wie Oskar (Sahlberg), Michael Winter, Sten Nadolny, Manfred Escherig oder mich anlockte: Bachus war der Inbegriff von Inspiration und Anregung, von Frage und Antwort, die neue Fragen provoziert, ein wunderbarer Mensch und Freund“, schreibt mir Harald Eggebrecht. Der Vorstand wird sich Gedanken machen, wie das Andenken Wolf-Dieter Bachs zu ehren sei.

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Villa Shatterhand

Liebe Karl-May-Freunde!

Noch immer prägen diverse Baumaßnahmen das Bild in der Karl-May-Straße 5, – zeitgenössische Radebeuler Pflastersteine sind am Eingang des Museums vor der Villa „Shatterhand.“ verlegt worden. Bald soll Mays Vorgarten bepflanzt werden. Derzeit werden die Gartenwege rekonstruiert; alte Schieferplatten werden herausgenommen und durch eine sandgeschlämmte Wegedecke ersetzt. Im Rahmen dieser Rekonstruktion soll auch ein verbesserter Zugang für behinderte Menschen in die „Villa Bärenfett“ geschaffen werden.

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Ein kleiner Sommerrückblick: „Virus bei Winnetou“ – unter dieser Überschrift berichtete die Sächsische Zeitung am 12. Juni 2002 von einer Virenattacke auf das Versandsystem des Museums. Unser Internet-Tradingpost-Handel mit Büchern, CDs und Museumsprodukten war für eine Woche lahm gelegt. Das Museum war in aller Munde, und die Bild-Zeitung berichtete gar: „Alarm im Karl-May-Museum Computer-Hacker bedrohen Winnetous Silberbüchse!“

Erfreulicher gestaltete sich die vierte Etappe der Trabi-Ralley 2002, die auf einer touristischen Route durch ganz Sachsen führte. Sie startete unter dem Thema „Entlang der Weinstraße in die Sächsische Schweiz“ in Strehla und führte über Moritzburg und Radebeul (Karl-May-Museum) auf die berühmte Basteibrücke in der Sächsischen Schweiz. Im Museumsgarten erhielten die 100 Teilnehmer am 12. Juni einen Stempel in ihre Bordbücher. Der bekannte Radebeuler Trabant von Frank Stritzke war vor dem Tipi im Museumsgarten als Stempelstelle für die Trabant-Fans aufgestellt worden.

Wenige Tage später kamen am 15. Juni über 150 Kinder zum 5. Indianerkinderfest. Ein kräftiger Gewitterguß sorgte dafür, daß die Aktivitäten soweit dies möglich war, in die „Villa Bärenfett“ verlegt wurden. Noch kurz zuvor herrschte reges Treiben auf der Wiese, als sich die kleinen Indianerfreunde im Bogenschießen, Hufeisenwerfen oder am Glücksrad versuchten. Ein besonderer Dank geht an die Telefonbuchverlag Sachsen und die Radebeuler Firma Vadossi für das Sponsoring. Die Indianistikgruppe „The Buffalos“ aus Röderau und Mitglieder des 1. Radebeuler Country- und Westernklubs gestalteten zusammen mit dem Museumsteam wieder ein buntes Programm für die jüngsten Besucher.

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Auch im Spätsommer und Herbst 2002 laden wir Sie jeweils samstags ein, unsere Museumsvorträge zu besuchen:

K. KLANN, Berlin

„Auf den Spuren von Prinz Maximilian zu Wied und von Herzog Paul von Württemberg“ (Bei den Indianern in Montana – Lichtbildervortrag; 14. September 2002, 18.30 Museum)

R. HARDER, Kamen

„Winnetou und Old Shatterhand im Internet“ (Surfen durch das World Wide Web auf der Fährte von „Indianer- und Karl-May-Homepages“; 19. Oktober 2002, 18.30 Museum)

E. KOCH, Essen

„Karl May´s Väter“ (Die Geschichte der deutschen Auswanderer im Wilden Westen; 16. November 2002, 18.30 Museum)

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Internetadressen

http://www.karl-may-stiftung.de

http://www.karl-may-museum.de

E-Mail: redaktion@karl-may-stiftung.de

 

Tradingpost online

 

Die über das Internet von uns angebotenen Produkte können auch per Telefon oder Fax bestellt werden, selbstverständlich auch per Briefpost.

Unter anderem haben wir im Warenangebot:

·        Illustrierte Ausgabe im Bertelsmann-Verlag (Hrsg. H. Pleticha u. S. Augustin)

Die Bücher können auch ‚einzeln’ erworben werden. Ein ABO ist nicht erforderlich! Ferner führen wir Sekundärliteratur, Indianer- u. Filmbücher, Karl-May- u. DEFA-Videofilme, Medaillen und Zinnwaren, diverse Fanartikel.

Hinweis: Sie können bei uns auch alle im Buchhandel erhältlichen May-Titel (auch Sekundärliteratur) bestellen, die wir zur Zeit vielleicht gerade nicht anbieten.

Auch können Sie selbstverständlich die oben genannten Produkte im Karl-May-Museum direkt erwerben. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Seit dem 1. Januar 2002 gilt als Zahlungsmittel nur noch die Euro-Währung.

 

Zahlungsarten:

Alle Preise verstehen sich inklusive gesetzlicher MwSt zuzüglich Versandkosten. Bestellungen unter 5,00 EUR können nicht bearbeitet werden. Ab 150,00 EUR Warenwert entfallen die Versandkosten in Deutschland.

Die Auslieferung erfolgt in der Regel spätestens 48 Stunden nach Bestelleingang. Der Verkaufserlös dient dem Erhalt des Karl-May-Museums.

 

Karl-May-Museum

Karl-May-Straße 5           01445 Radebeul

Tel.: (0351) 8373010    Fax: (0351) 8373055

 

Kontakt:

Frau Brigitte Krabbes

E-Mail: shop@karl-may-museum.de

www.karl-may-stiftung.de/tradingpost

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27.7. bis 03.11.2002

Städtische Galerie Schwarzes Kloster

„Karl May - Aspekte zu Leben und Werk“

Ausstellung des Museums für Stadtgeschichte unter Beteiligung des ADH-Völkerkunde und der Stadtbibliothek in Freiburg. Das Karl-May-Museum stellt Leihgaben seltener Fehsenfeld-Buchausgaben bereit.

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Hans Buchwitz

Karl-May-Freunde in Leipzig

Ein spannender Abend

 Dr. Harald Eggebrecht sprach am 18.April 2002 über „Karl Mays Kolportageromane“

Vor den in der Leipziger Stein-Bar versammelten Mitgliedern des Freundeskreises Karl May Leipzig e.V. und einigen Gästen sprach Dr. Harald Eggebrecht über ein, so schien es zunächst, etwas „trockenes“ Thema, Mays mehrmals schon behandelte Kolportageromane. Jeder im Raum kannte „Waldröschen“, „Liebe des Ulanen“, „Weg ins Glück“ und so weiter, man wusste nicht recht, was da noch Neues kommen sollte.

Harald Eggebrecht ging das Thema als Literaturwissenschaftler an, aber auch als „Insider“. Um zu erfahren, was es mit der, wie er sagt, „Lohnschreiberei in der brutalsten Form“ auf sich hat, hatte er sie mit zwei weiteren Autoren zusammen selbst ausprobiert. 52 Wochen lang hatten sie abwechselnd 52 Kapitel eines Lieferungsromans geschrieben, der zwar nicht, wie zu Mays Zeiten, von „Kolporteuren“, also reisenden Händlern, an den „Hintertreppen“ verkauft wurde, mit deren pünktlicher Lieferung aber die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG sicher rechnete. Die Handlung war nicht abgesprochen, jeder, der an der Reihe war, musste auf dem „Werk“ der vorhergehenden Woche aufbauen, auch wenn er zunächst nicht wusste, wie. „Sackgassen“ waren unvermeidlich, manchmal musste, in der Manier von „Waldröschen“ oder „Verlo­renem Sohn“, ohne allzu große Rücksicht auf Logik die Situation „zurechtgebogen“ werden.

Der Roman ist später unter dem Namen „Das große Spiel oder Im Dickicht der Begehrlichkeiten“ im Wilhelm Goldmann Verlag, München, erschienen. Andere Zeitungen haben die Sache in ähnlicher Form kopiert.

Aufbauend auf die praktischen Erfahrungen hielt Eggebrecht uns nun eine Lektion „Literaturtheorie“, wie man sie sich bunter und anschaulicher kaum wünschen kann. Belegt durch Zitate aus „Waldröschen“ und „Am Rio de la Plata“ zeigte er, welche Mittel dem Kolportageroman, der von einem „über der Handlung stehenden“ Erzähler dargeboten wird, gegenüber der Reiseerzählung, die in der Ich-Form geschrieben ist, zur Verfügung stehen: Auf der einen Seite eine notwendigerweise sofort fesselnden Handlung, die Absicht, den Leser zur Parteinahme anzuregen, Sympathien und Antipathien von Anfang an zu wecken, ohne allzu große Rücksicht auf die Logik unbedingt Spannung zu erzeugen – sonst kauft der Leser das nächste Heft nicht! Mögliche Handlungsebene ist die ganze Welt, Zeit und Ort der Handlung können beliebig gewechselt werden.

Auf der anderen Seite, bei der Reiseerzählung die Möglichkeit, „in aller Ruhe“ ein Panorama aufzubauen, welches eine logische und in sich geschlossene Handlung erlaubt. Ort und Zeit sind aber immer an den Ich-Erzähler gebunden. Er kann nicht schnell einmal in einen anderen Erdteil springen!

Ein Versuch, die Elemente von Kolportage und Reiseerzählung zu vermischen, wie May es in „Satan und Ischariot“ praktiziert hat, kann zu großen Schwierigkeiten führen. Winnetou ist bei einem Kurzbesuch in Dresden vielleicht noch zu „verkraften“, aber in der Wüste ist er dann ein „Klotz am Bein der Handlung“, er kann nicht arabisch und passt überhaupt nicht da hin! May muss ihn „erkranken“ lassen und wieder nach Hause schicken. In der Kolportage kann Trapper Geierschnabel ohne große Probleme nach Berlin fahren und sich mit Bismarck und dem König von Preußen unterhalten.

Für den hochinteressanten, aber sehr kurzweiligen Vortrag erntete der Gast aus München herzlichen Beifall.

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Peter Krauskopf

Tagung der KMG im Jahr 2005 in Essen

 

Wie in den KMG-Nachrichten 131 berichtet, schlagen die Karl-May-Freunde im Ruhrgebiet vor, die KMG-Tagung im Jahr 2005 in Essen abzuhalten. Vieles spricht dafür, dass nach langen Jahren eine Tagung wieder einmal in Westdeutschland stattfindet. Die Unterstützung durch die Stadt Essen für dieses Projekt ist optimal. Bei einem Gespräch zwischen Peter Krauskopf von den Karl-May-Freunden im Ruhrgebiet mit Dr. Walter Wehner von der VHS Essen und Herrn Weinstock und Frau Schupetta von der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) waren alle von dieser Idee sehr begeistert und sahen darin einen großen Werbeeffekt für die Stadt Essen.

Dr. Wehner leitet den Bereich Literatur an der VHS, ist mit Karl May durchaus vertraut und hat große Erfahrung im Ausrichten von literarischen Kongressen. Er bot an, dass die KMG die Räumlichkeiten der VHS kostenlos nutzen kann. Renovierung und Umbau des Lichtburg-Gebäudes, die in diesem Sommer begonnen haben, werden 2004 vollendet sein, so dass die KMG in einem mit neuster Technik ausgestatteten Kongress-Saal tagen kann. Auch der Kinosaal der Lichtburg wird dann im neuen Glanz erstrahlen, so dass eine Karl-May-Gala zu Beginn des Kongresses in würdigem Rahmen als eine nostalgische Reminiszenz an die großen Filmpremieren der Winnetou-Filme in den 60er Jahren an diesem Ort stattfinden kann. Als Ausstellungsräume für die in den KMG-Nachrichten 131 vorgeschlagene Ausstellung schlug Herr Weinstock die Zeche Zollverein vor, ein Industriedenkmal, das jüngst von der UNESCO zum „Kulturerbe der Menschheit“ ernannt wurde. In der Zeche Zollverein gibt es auch eindrucksvolle gastronomische Einrichtungen, die ideal für das gesellige Beisammensein am Samstagabend sind. Im Essener Münster, dem Sitz des Ruhrbischofs, könnte ein ökumenischer Gottesdienst stattfinden.

Zudem sagte Herr Weinstock die Unterstützung der EMG zu und bot zahlreiche Dienstleistungen hauptsächlich in Sachen Werbung und touristischer Organisation an, über deren Inanspruchnahme die KMG entscheiden kann.

Die Karl-May-Freunde im Ruhrgebiet nehmen an, dass der Austragungsort in Westdeutschland vielen Mitgliedern angenehm ist, weil sie ihnen eine lange und umständliche Anreise erspart bleibt. Aber auch Mitglieder, die eine KMG-Tagung gern für einen touristischen Ausflug nutzen, kommen im Ruhrgebiet voll auf ihre Kosten. Wer sich jetzt schon einmal über das Urlaubsziel Ruhrgebiet informieren möchte, dem sei die Internetseite www.ruhrgebiettouristik.de empfohlen.

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In eigener Sache

- In Nr. 132, Seite 40 der KMG-Nachrichten wurde bei „Neu erschienen“ versehentlich Giesbert Damaschke als Autor aufgeführt.

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Erwin Müller

G o W e s t !

Für die vielen Western-Fans und Billy-Jenkins-Freunde unter den KMG-Mitgliedern gibt es auf dem deutschen Musikmarkt eine interessante Neuerscheinung. Die Produktions- und Verlagsgesellschaft HERKA in Erkelenz hat vor kurzem eine CD unter dem Titel „Billy Jenkins ... er war der König der Cowboys“ herausgebracht. Sie enthält die drei folgenden Musikaufnahmen im Western-Country-Stil: „Er war der König der Cowboys“ als Titelmelodie, „Cowboys Dream“ und „Canada - Land meiner Träume“ mit insgesamt elf Minuten Spieldauer. Den Text des ersten Songs hat unser Berliner Mitarbeiter Dr. Michael Zaremba verfaßt, der mit seinem erfolgreichen und rasch vergriffenen KMG-Sonderheft sowie einer Biographie über den immer noch populären Zirkus- und Varieté-Künstler („Billy Jenkins - Mensch und Legende. Ein Artistenleben“, Hansa-Verlag, Husum 2000) auch einem breiteren Publikum bekannt geworden ist. Mit dieser CD wurde nun dem unvergessenen Wildwest-Showman und fiktiven Helden zahlreicher Abenteuerromane, Billy Jenkins (1885-1954), auch ein musikalisches Denkmal gesetzt. Für alle „Jenkinsianer“ ist diese CD ein absolu- tes MUSS und kann zum Preis von 7,50 EURO (zuzüglich Versandkosten) unter folgender Adresse bestellt werden (Bestell-Nr. HM 2031) :

HERKA-Music

Neusser Straße 51 a, 41812 Erkelenz

Tel. 02431/4237, Fax 02431/77307

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Engelbert Botschen

Der Schatz im Keller

Ein alter Mann im ostwestfälischen Lübbecke hat Spuren hinterlassen, an denen wohl niemand in der Karl-May-Gesell­schaft vorbeigehen kann. Ein stiller Karl-May-Sammler, von dem in seiner Heimat heute noch Anekdoten erzählt werden, wurde zum großen Mäzen der KMG. Die Geschichte kann in Erich Heinemanns Chronik der KMG nachgelesen werden; aber auch der nachfolgende Beitrag rollt sie noch einmal auf. Sein Name war Dr. Döller, im Dr. Döller-Fonds der KMG Ist ihm ein Denkmal gesetzt.

Seiner Heimatgemeinde aber hinterblieb sein Haus und seine exotischen Sammlungen, vor allem aber seine Karl-May-Sammlung. Die Jahre vergingen und irgendwann wurde die Sammlung in Kartons verpackt und landete im Keller. Ein moderner Dornröschenschlaf der Literatur.

Bis dann ein junger Mann, Markus Schnei­der aus Bielefeld, den Schatz im Keller aufstöberte. Das ließ ihn nicht ruhen. Er suchte Hilfe in der Stadt, er holte Experten der KMG und der Karl-May-Stiftung Radebeul nach Lübbecke, wo die Verantwortlichen über die Bedeutung des „Schatzfundes“ doch sehr erstaunt waren.

Markus Schneider blieb die treibende Kraft, doch er fand Verständnis und Hilfe beim Kunstverein und der Stadt. Da mußte aufgearbeitet und katalogisiert werden - unendlich viel Arbeit, bis dann schließlich die Ausstellung im Speicher des Heimatmuseums stand. Pannen und Improvisationen bis zur letzten Stunde, doch pünktlich wurde die denkwürdige Ausstellung am 18. Mai eröffnet.

Mit wenigen Mitgliedern hatte ich Gelegenheit, an der Eröffnung teilzunehmen. Die Eingangshalle des Speicher war überfüllt, das Interesse für einen Samstagnachmittag angemessen. Leider konnte Prof. Wolff, unser Vorsitzender, die zugesagte Eröffnungsrede nicht halten, doch hatte er den Text übermittelt, der vom Vorsitzenden des Kunstvereins verlesen wurde.

- Wir veröffentlichen nachstehend den Vortrag.

Die ersten Exponate waren schon im Eingangsbereich zu besichtigen, der Rest dann im Obergeschoß. Über 500 Titel zählt Dr. Döllers Karl-May-Fundus. Frühe Ausgaben von Mays Romanen sind dabei, auch seltene Erstausgaben. Umfangsreich ist die Sekundärliteratur.

Ich sprach beim Rundgang in der Ausstellung mit einigen Kommunalvertretern, nach deren Ansicht die Sammlung Döller nach dem Umbau der Stadtbibliothek in einem separaten Zimmer untergebracht werden könne, damit sie nach dem Ende der Ausstellung nicht wieder in den Pappkartons im Magazin verschwindet und dort weiteren Schaden nimmt.

Bücher haben ihr Schicksal. Döllers Sammlung sollte vor den Pappkartons bewahrt bleiben. Gerne komme ich daher Markus Schneiders Bitte nach, seinen Aufruf weiterzugeben:

„Um für die KMG und auch die interessierte Öffentlichkeit ständigen Zugang zu der Sammlung im Rahmen einer permanenten Ausstellung o.ä. zu erhalten wäre es wichtig mit dem Bürgermeister der Stadt Lübbecke Herrn Bösch, Kreishausstraße 4, 32312 Lübbecke, T. 05741/276-130, Fax 05741/347152 deswegen Kontakt aufzunehmen, um ihm die Bedeutung der Sammlung klarzumachen.“

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Reinhold Wolff

Karl May im Speicher[2]

Die Sammlung Dr. Döller aus Lübbecke

Mit Karl May ist es, wie wir in und mit der Karl-May-Gesell­schaft immer wieder erfahren, eine merkwürdige Sache.

 

Da hat sich etwa das Regime der DDR 50 Jahre lang bemüht, den DDR-Bürgen ihren Karl May auszureden; „von höchster Stelle aus“ übrigens, denn über Karl May wurde im Politbüro der DDR verhandelt, Karl May war höchste geheime Staatssache. Da bedeutete man der Verleger-Familie schon Ende der 40er Jahre, für Karl May sei im Arbeiter- und Bauernstaat kein Platz mehr, und drängelte Familie und Verlag wenig später in den Westen ab; da inszenierte man große Diskussions- und Propaganda-Feldzüge gegen Karl May, und bereitete mit konspirativer Bravour dann, gezwungenermaßen, in den 80er Jahren doch eine begrenzte Rückkehr Karl Mays in die Welt der DDR vor, weil den Arbeitern und Bauern dieser „herrliche Sächsische Lügenbold“ (Origi­nalton Hermann Kant, Vorsitzender des Schriftstellerverbandes der DDR) auf Dauer einfach nicht auszutreiben war. Und 50 Jahre lang war Karl May die begehrteste Schmuggelware von West nach Ost: ein Bielefelder Kollege hat sich in den 80er Jahren, Band für Band, die große Deutsche Literaturgeschichte der Berliner Akademie gegen Karl May Bände eingetauscht, und auf dem klandestinen Tauschmarkt der DDR war Karl May einer der sichersten Posten. Und als dann die „Wende“ kam und das Regime, ungeliebt und unbeweint, über Nacht im Orkus der Politik verschwand, stellte sich ganz schnell heraus, daß Karl May einfach ein unverwüstliches Stück Deutscher Alltagskultur geblieben war: Radebeul und Hohenstein-Ernstthal lagen wieder mitten in der Karl May Welt, und die Karl May Liebhaber und Karl May Forscher aus der ehemaligen DDR saßen wieder am Mitarbeitertisch der Karl-May-Gesellschaft. Nicht, als ob nie etwas gewesen wäre, denn das Regime hatte es - mit Ideologiestrategien, mit Stasi- und Spitzelpraktiken - immerhin geschafft, die Beziehungen zwischen den Menschen wenigstens für die aktuelle Generation nachhaltig zu vergiften. Aber eben doch: die heiligen Stätten der Karl May Forschung sind wieder da, und man sitzt, wenn auch gelegentlich nicht ganz friedlich, wieder an einem Tisch. Und die Mitgliederzahl der Karl-May-Gesellschaft hat sich innerhalb weniger Jahre erheblich vermehrt.

 

Auch die Karl-May-Gesellschaft selbst ist übrigens eine dieser merkwürdigen Sachen: am 22. März 1969 gegründet von den 11 „Urmitgliedern“, die sich zu allermeist aus der „Arbeitsgemeinschaft Karl May Biographie“ kannten, ist die Karl-May-Gesellschaft in den letzten 30 Jahren auf gut über 2000 Mitglieder in aller Welt (in Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch in Australien und der Ukraine, in Wien, Paris, London und auf dem Llano Estacado) gewachsen, und sie wächst weiterhin, sie blüht und gedeiht. Es hatte seit Karl Mays Tod 1912 eine Reihe von Fan-Clubs und Gesellschaften gegeben, die alle irgendwann sanft entschlafen waren: die heutige Karl-May-Gesell­schaft, deren Vorsitzender zu sein ich die Ehre habe, ist die einzige, die gegenüber allen Vorgängern das kritische erste Dutzend Jahre überlebt hat, und nun seit langem eine der ganz großen literarischen Gesellschaften in Deutschland ist – neben der Goethe-Gesellschaft, der Schillergesellschaft, der Wilhelm-Busch-Gesell­schaft und wenigen anderen. Daß dies sich so entwickelt hat, hat mit ungewöhnlichen Umständen zu tun, mit ungewöhnlichen personellen und institutionellen Konstellationen. In der Karl-May-Gesell­schaft trafen sich nach 1969 nicht nur die traditionellen Karl May Fans, sondern auch die Jünger Arno Schmidts, die dem ganzen intellektuelle Dimension und Brillanz verliehen; und dazu stieß eine Generation von Literaturwissenschaftlern, die – nach 1968 – begannen, sich nicht nur für Goethe und Schiller, die sogenannte „Höhen­kammliteratur“, zu interessieren, sondern eben auch für die sogenannte „Trivialliteratur“, das literarische „Brot des kleinen Mannes“, und die dabei entdeckten, daß sie geradezu auf eine Bonanza, auf ein ungewöhnlich vielgestaltiges und interessantes Forschungsgebiet gestoßen waren. Glückskinder waren die Gründerväter der Karl-May-Gesellschaft auch in personeller Hinsicht: der Vorsitzende der Karl-May-Gesellschaft hieß 30 Jahre lang Claus Roxin: ein international renommierter Jurist und Strafrechtsprofessor, ein Mann mit ungeheurer Ausstrahlung, mit großem Charisma und einer großen Liebe zu Karl May, der die Karl-May-Gesellschaft mit hanseatischem Bürgersinn und viel Augenmaß nach seinen Vorstellungen formte: die Karl-May-Gesellschaft sollte sich auszeichnen durch die Seriosität ihrer Forschung, durch die Uneigennützigkeit ihrer Repräsentanten – alles in der Karl-May-Gesellschaft geschieht ehrenamtlich und ohne Bezahlung, von der professionellen Herstellung des Jahrbuchs bis zu den Vortragsreisen des Vorsitzenden –, und die Borniertheit des Spezialistentums sollte dabei keine Rolle spielen: die Publikationsmöglichkeiten der Karl-May-Gesellschaft stehen jedem offen, nicht nur dem professionellen Literaturwissenschaftler, vorausgesetzt, es ist ihm was Gutes eingefallen und er hat gründlich recherchiert. Was ihm an Professionalität mangelt, kompensiert die Redaktion. Auf diese Weise hat sich eine ganz erstaunliche Gruppendynamik entwickelt, mit ganz erstaunlichen Erfolgen: wenn heute die Texte von Karl May wieder im Urtext zu lesen sind, ist dies das Verdienst der Karl-May-Gesellschaft und ihres Reprint-Programms; und wenn die Biographie Karl Mays in wesentlichen Punkten heute transparent und gesichert ist, dann ist auch dies ein Verdienst der Karl-May-Gesellschaft. Wenn es heute anerkanntermaßen einen Ausschnitt im Bereich „Populärroman des 19. Jahrhunderts / Massenkommunikation des Kaiserreichs“ gibt, der wirklich erschlossen ist, dann hat dies seinen Grund nicht in der Forschungstätigkeit eines universitären Sonderforschungsbereichs der Deutschen Forschungsgesellschaft, sondern in 30 Jahren Forschungsimpuls und Forschungsprogramm der Karl-May-Gesellschaft.

 

Zu den Merkwürdigkeiten um Karl May gehört dann aber auch – und damit bin ich auch beim Anlaß des heutigen Tages –, daß die Mitglieder der Karl-May-Gesellschaft, die ja zahlenmäßig nur zum geringsten Teil an diesem Forschungsprogramm primär interessiert sind, dies alles wohlwollend und unbefangen mittragen und mitfinanzieren. Ein Jahresbeitrag von DM 50.- (noch in DM gerechnet) ergibt bei 2000 Mitgliedern schon eine schöne Summe, aber selbst damit wären die regelmäßigen Publikationen der Karl-May-Gesellschaft, die jedem Mitglied kostenlos zur Verfügung stehen – ein wissenschaftliches Jahrbuch von etwa 300-400 Seiten, sowie vierteljährlich die „Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft“ als Forum für kleinere Beiträge, und die „Nachrichten der Karl-May-Gesellschaft“ zur Mitgliederinformation – bei weitem nicht zu finanzieren, von der Vorfinanzierung der inzwischen klassischen Reprints ganz zu schweigen. Die dabei fraglos vorhandene „Finanzierungslücke“ wird Monat für Monat und Jahr für Jahr geschlossen durch die Spendenfreudigkeit der Mitglieder: über 80 000.- DM waren es im letzten Jahr, auf die der Vorstand mit Staunen und Ehrfurcht blickte, und die er sorgsam und strikt nach den Regeln eines gemeinnützigen Vereins verwaltet.

 

Und an dieser Stelle ist zweifellos jenes Herrn Dr. Hubert Döller aus Lübbecke zu gedenken, der zu ihren ersten Mitgliedern zählte – sein Mitgliedsausweis trug die Nummer 16 (?), ich habe ihn vor ein paar Wochen ehrfürchtig in den Händen gehalten –, und der bis heute der größte Einzelförderer der Karl-May-Gesellschaft ist und ihr sein Vermögen zugewendet hat in einer Zeit, in der die Karl-May-Gesellschaft noch nicht 2000, sondern um die 600 Mitglieder zählte, und in der sie zwar auch nie rote Zahlen schrieb – dem hätte schon Claus Roxins hanseatische Seriosität entgegen gestanden -, aber sich doch noch so manchen Publikationswunsch verkneifen musste. Irgendwann im Jahre 1974 wandte sich Dr. Hubert Döller an den Vorstand der Karl-May-Gesellschaft und bat um einen Besuch. Erich Heinemann, der langjährige (bis 1999) Schriftführer und Chronist der Karl-May-Gesellschaft, der in Hildesheim zu Hause ist, übernahm es, für den Vorstand nach Lübbecke zu reisen. Was dann geschah, ist in den Annalen der Karl-May-Gesellschaft getreulich aufgehoben und liest sich in Heinemanns Chronik „Eine Gesellschaft für Karl May: 25 Jahre literarische Forschung 1969-1994, Husum 1994“ auf S. 118f so (ich denke, Sie verzeihen mir ein längeres Zitat, dessen Inhalt Sie als Lübecker aber alle betrifft):

 

„Ich spreche [im Folgenden] von einem Menschen, dem ich, obgleich er so etwas wie ein seltsamer Kauz war, immer ein ehrendes Andenken be­wahren werde. Ein älterer Herr, Mitglied, er hatte mich eingela­den, hatte es dringend gemacht, ich besuchte ihn, und ich traf ei­nen Einsiedler, einen Sonderling an, dessen fast hektische Munterkeit wohl darüber hinwegtäuschen sollte, daß er sehr ein­sam war. Allein lebte er in einem großen alten Fachwerkhaus, dem ältesten in der kleinen westfälischen Stadt Lübbecke. Dieses Haus, sein Elternhaus, und er, sie hatten vieles gemeinsam. Ein bißchen fremd und unzeitgemäß, harrte es aus unter den im Zeit­geschmack entstandenen neuen Bauten am Markt. Es stand unter Denkmalschutz - fast war man geneigt zu sagen: wie der Haus­herr wohl auch.

 

Er war Arzt gewesen, sicher ein immer hilfsbereiter Doktor der kleinen Leute, der nicht so sehr aufs Geld sah, dem sie vertrauten, den sie mochten. Im Erdgeschoß befanden sich noch die einge­richteten Praxisräume. Ach, so mochte eine Ambulanz zur Zeit des alten Semmelweis ausgesehen haben. Alles in diesem wunder­lichen Haus war Vergangenheit - und ein Stück Vergangenheit der Hausherr selbst. Ja, er war ein bißchen schrullig, etwas weltscheu, aber begabt mit einem goldenen Herzen. Theodor Storm hätte so recht seine Freude an ihm gehabt - aber auch Karl May.

 

Dieses Haus, durch das er mich führte, quoll über von allerlei ausgefallenen Habseligkeiten, die er aus alten Bauernhäusern, aus Spinnstuben, Werkstätten, Kellern, Ställen und von Speichern zu­sammengetragen hatte. Stolz nannte er seinen Besitz »Kultur-Museum«. Gewiß, manches darunter mochte seinen Wert haben;

zwischen Nostalgie und Flohmarkt mochte dieses oder jenes Ech­te sich verborgen halten, zwischen Souvenirtrödel und wirklicher Exotik. Da gab es auch ein indisches Zimmer, das er mit einer zün­gelnden Gasflamme, die rauschend einer Propanflasche entström­te, bengalisch erleuchtete. Während der Vorführung war mir bang, daß wir in die Luft fliegen könnten.

 

Dann betraten wir sein Heiligtum, das er den Kern des Museums nannte - seine Karl-May-Sammlung. Hohe Bücherregale reichten bis unter die Decke. Fremde Kontinente waren hier versammelt. Auch eine Reihe leidlich erhaltener Radebeuler Bände. Von den Wänden herab blickten stolze Indianerhäuptlinge, farbige Drucke, Poster. Auch ein großes Porträtfoto von Karl May. Der junge Mann unter Palmen auf einem schon etwas verblichenen Foto, das war mein Gastgeber, dem sein Vater nach bestandenem medizinischem Staatsexamen eine Reise durch Nordafrika spen­diert hatte. So reiste er auf imaginären Spuren »Durch die Wüste«. Dort hing noch der weiße Tropenhelm an der Wand. Und, neben dem breitrandigen Stetson, eine Winchester, ach nur eine Replika. »Henrystutzen«, sagte er im Brustton der Überzeugung. Ich nickte ehrfurchtsvoll.

 

Er hieß Hubert Döller, war eines der ersten Mitglieder. Vier­zehn Tage nach meinem Besuch rief er mich an. Er sei an diesem Tage, 13. November 1974, auf dem Amtsgericht gewesen, dort ha­be er die Karl-May-Gesellschaft testamentarisch zur Erbin seines Vermögens eingesetzt. Dieses Vermögen bestehe aus Spargutha­ben und Papieren, deren Wert er vorsichtig andeutete. Eine nicht unbeträchtliche Summe. Er habe seinen Entschluß nach reiflicher Überlegung und in Absprache mit seinem Anwalt gefaßt, aus Lie­be zu Karl May und weil er die KMG als seine geistige Heimat be­trachte. Nun möge ich dies den Herren Professor Roxin und Schneider mitteilen. Nur wir dürften von dem Testament wissen und müßten Stillschweigen darüber bewahren bis zu seinem Ab­leben.

 

Ich war ebenso gerührt wie die beiden Genannten, die ich un­verzüglich benachrichtigte. Wir dankten dem hochherzigen Mä­zen, dem wir noch ein langes Leben wünschten. »Daß es eine Tat wie die Ihre auf dieser Welt noch gibt, ist ein wunderbares Erleb­nis. Was Sie dermaleinst für den gemeinnützigen Zweck hinterlas­sen wollen, wird die Zukunft der Karl-May-Forschung sicher­stellen und dem Nachruhm des von uns allen verehrten Karl May dienen ...«, schrieb ihm, unter dem 24. November 1974, Profes­sor Roxin.

 

Dr. Hubert Döller lebte noch zehn Jahre. Er starb 1984 in einem Altersheim in Lübbecke, in das er nicht lange zuvor übergesiedelt war. Sein Versprechen hat er wahrgemacht...“ (Ende des Zitats)

 

Als Dr. Döller am 20. Januar 1984 verstarb, hinterließ er in der Tat ein Vermögen von fast 200 000 DM der Karl-May-Gesellschaft. Der Vorstand beschloß seinerzeit – nachzulesen in Erich Heinmanns Chronik S. 185ff –, das Geld in hochverzinslichen, mündelsicheren Papieren langfristig anzulegen und nur die Zinsen in die laufenden Geschäfte einzubeziehen. Das erlaubte damals, ein besonders umfangreiches Jahrbuch 1985 zu publizieren, das auch dem Andenken an Dr.Döller gewidmet wurde. Es erlaubte weiterhin, beim Kröner-Verlag das erste Karl May Handbuch zu publizieren: ein voluminöses Nachschlagewerk, das, als Gemeinschaftsunternehmen der Karl May Forscher in der Karl-May-Gesellschaft, unter der Federführung des Tübinger Ordinarius Ueding den Stand der Forschung zu Karl Mays Leben und Werk dokumentierte. Das Karl May Handbuch hat einen ganz eigenen Typus Buch geschaffen: der Verlag ließ später, nach dem gleichen Muster, ein Schiller-, ein Shakespeare-, ein Goethe-Handbuch folgen, und ich erinnere mich mit Vergnügen der Rezension eines führenden amerikanischen Germanisten in der FAZ, der das Schiller- mit dem Karl May-Handbuch verglich und zu dem Schluß kam: das Karl May-Handbuch war aber besser gemacht... Es war damals übrigens bald vergriffen und ist vor kurzem in zweiter, aktualisierter Auflage erschienen. Des weiteren wurden damals Bernhard Kosciuszkos „Figuren-Lexikon“ finanziell unterstützt, das ebenfalls längst in einer zweiten Auflage vorliegt, und der „Döller-Fonds“, wie wir ihn nennen, machte die Vorfinanzierung einer ganzen Anzahl von Reprints möglich, die sonst erst viele Jahre später hätten erscheinen können.

 

Auch um das Grab Dr.Döllers kümmerte sich die Karl-May-Gesellschaft damals, indem sie der Lübbecker Friedhofsgärtnerei einen Dauerauftrag erteilte: ich hoffe, das ist alles noch so, wie es damals, 1984, geregelt wurde.

 

Und abschließend vermeldet Heinemanns Chronik der Karl-May-Gesellschaft dann noch:

Wenige Wochen nach dem Tode von Dr. Döller eröffnete die Stadt im »Burg­mannshof« am Markt ein kleines »Literarisches Karl-May-Museum«. Es zeigt Bestände der Büchersammlung von Dr. Döller, die an die Stadt übergegangen ist. So lebt auch hier sein Name fort.

 

Dies ist, natürlich, der Ort, an dem wir heute stehen, und es ist die Büchersammlung, vor der wir heute stehen: übrigens eine Liebhaber-Sammlung, die Tausende wert ist.

 

Mit diesen Büchern ist, so scheint es, später das passiert, was eben so oft passiert: die Zeiten wandeln sich, und der Zeitgeist mit Ihnen. Und irgendwann sind diese Bücher wohl, um modischeren Dingen Platz zu machen, in irgendeinem Keller gelandet. Wie das halt so geht. Aber Karl May ist eben immer noch Bestandteil der Deutschen Alltagskultur, und in diesem Sinn bis heute unsterblich: in der Karl-May-Gesellschaft gibt es unendlich viel mehr junge Leute als in anderen literarischen Gesellschaften. Und so hat vor ein paar Monaten ein junger Mann namens Markus Schneider (der bisher noch nicht Mitglied der Karl-May-Gesellschaft ist, aber das kann sich ja noch ändern) voller Rührung diese Bücher in jenem Keller wieder entdeckt, und hat Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um diesen Schatz wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

Er sei dafür in aller Form gepriesen und bedankt.

Und Sie alle seien dafür bedankt, daß Sie sich Ihres ehemaligen Mitbürgers wieder erinnern und diesen Schatz wieder in Besitz nehmen.

Und das Museum im Burgmannshof wird nicht ganz unzufrieden sein, in seinem Keller ein dickes Bündel 1000 €-Scheine entdeckt zu haben: so etwas passiert Museen nicht so oft.

 

Aber so geht das eben in der Karl May Welt, in der viele merkwürdige Dinge passieren.

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Dietrich Schober

Pressespiegel

Märkische Oderzeitung F/Oder 20.3.2002: Plädoyer für Karl May in der Schule. Über längere Zeiträume gesehen findet in der Literatur eine Bewegung statt. Auch Klassiker haben ihre Verfallszeiten. Die von Pädagogen, Kritikern, Verlegern und Wissenschaftlern für entdeckungswert gehaltenen Titel stimmen selten mit jener Lektüre überein, zu der Jugendliche und Erwachsene aus eigenem Antrieb greifen. Saarbrücker Zeitung 6.3.2002: Karl May erobert die Stadt Sulzbach. Der „Karl-May-Stammtisch“ Sulzbach, ein kleiner verschworener Kreis von Fans, hatte die Idee zu dieser besonderen Woche und organisierte in Zusammenarbeit mit dem Kulturamt und der Volkshochschule Sulzbach eine Vielzahl interessanter Veranstaltungen und Ausstellungen. Rheinpfalz Neustadt 26.2.2002: Alles über Winnetou und Co. Karl-May-Ausstellung in der Verbandsgemeindeverwaltung. Capital 5/2002: Berühmte Aufschneider. Ohne ihn wäre Winnetou nie aufs Pferd gekommen: Karl May, 1842 im Erzgebirge geboren, zählt zu Deutschlands berühmtesten Märchenerzählern. Der unendlich edle Indianerhäuptling, der schlagkräftige Old Shatterhand oder der listenreiche Kara Ben Nemsi sind nur einige der strahlenden Figuren, die sich der Sachse ausdachte - genauso wie seinen Doktortitel. Denn eine Universität hat er nie besucht. Trierischer Volksfreund 26.4.2002: Wie weiland bei Old Shatterhand... Sachverstän­di­ge sind oft erfolgreiche Spurenleser. In vielen Fällen können Sachverständige auch noch helfen, wenn nur ein Teil der mitunter wenigen Unfallspuren gesichert wurden. Junge Welt Berlin 22.4.2002: Der Menschenschoner. Denn Karl May war ein überzeugter Christ. Wenn sein Gegner sich ihm im Duell aus Feigheit seitlich gegenüberstellte, warnte er ihn, dass er ihm so mit einem Schuss beide Knie auf einmal zertrümmern würde. Der Sonntag 31.3.2002: Glaubens- und Gottessehnsucht. Aus ihrem christlichen Glauben machen die Helden in den Romanen Mays keinen Hehl. May selbst mass seinem Werk einen hohen erzieherischen Wert bei: So hoffte er in seinen Lesern die „Glaubens- und Gottessehnsucht“ zu wecken, sie auf eine „Entwicklung vom Gewalt- zum Edelmenschen“ vorzubereiten und nicht zuletzt „die Möglichkeit eines allgemeinen Völkerfriedens nachzuweisen“. Rheinische Post 24.5.2002: Was Karl May uns immer verschwieg. Was alle Karl-May-Bücher nicht verraten: das geheime Wissen einer Medizinfrau. Eine Apachin ist zu Gast in Benrath. Kachinas Kutenai gibt Seminare zur ganzheitlichen Medizin. Sächsische Zeitung 23.5.2002: Zwischen Bisons und Traumfängern. Mit seiner aktuellen Sonderausstellung zur Indianerschlacht am Little Bighorn landete das Karl-May-Museum einen Volltreffer. Sächsische Zeitung 12.6.2002: Virus bei Winnetou. Aufregung im Karl-May-Museum: Seit einer Woche kämpfen die Mitarbeiter mit einem Computervirus. Die Auswirkungen waren verheerend. Der gesamte Versandhandel war gelähmt. Westfälisches Volksblatt 15.6.2002: Bei Karl May im „Wilden Osten“. Dass das Karl-May-Museum heute zu den Höhepunkten eines Besuchs im Grossraum Dresden zählen muss, verdankt es nicht nur dem berühmten Schriftsteller, sondern auch seinem Bewunderer Patty Frank. Mindener Tagblatt 13.5.2002: Mit Old Shatterhand und Winnetou ins digitale Zeitalter. Stadtbibliothek feiert: Seit zehn Jahren ist sie am Weingarten zu Hause. Für Barbara Brockamp fällt in das Jahrzehnt seit dem Umzug auch ein grundsätzlicher Umbruch des Bibliothekswesens. Wollten Bibliotheken sich im Zeitalter elektronischer Datenverarbeitung behaupten, müssten sie weg von der reinen Buchausleihe zum „Multimedia-Informationszentrum“. Der Anteil elektronischer Medien wie der CD-ROM solle in der Bibliothek irgendwann ein Fünftel des Bestandes ausmachen- derzeit seien es zwei Prozent. Freie Presse 16.6.2002: Was Hohenstein-Ernstthal und Hannibal (US-Stadt im Bundesstaat Missouri) gemeinsam haben - Abenteuerschriftsteller ziehen Gäste in die Stadt.

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Dietrich Schober

160. Geburtstag und 90. Todestag

Im Jahre 2002 stehen zwei Termine, die des Gedenkens wert sind und in der Presse entsprechend gewürdigt wurden. Die Weidener Literaturtage unter dem Motto „Amerika“ ehrten den Schriftsteller unter anderem mit einer Ausstellung „Karl Mays Traum vom Wilden Westen“ im Weidener City Center. Die Südd. Zeitung am 11.4.02 titelt ihren Bericht: Wilder Weidener Westen. Der Neue Tag Weiden schreibt am 13./14.4.02: Der Traum vom Wilden Westen, ein längerer Artikel mit drei Fotos. In Grünstadt wird zum 25.2.02 eine Ausstellung in der Gemeindeverwaltung präsentiert, die Rheinpfalz freut sich: Alles über Karl May. Die Oldenburgische Volkszeitung am 2.3.02: Ein deutscher Schriftsteller für die Ewigkeit. Hier werden besonders die Verdienste des Karl-May-Verlags angesprochen und auf die hauseigene Homepage www.karl-may-verlag.de hingewiesen. Das Westfalenblatt in Halle macht ein Preisausschreiben, muss aber einen Druckfehler zugegeben: Nicht der 90. Geburtstag, sondern der Todestag ist am 30. März 02. Das Göttinger Tagblatt ruft am 30.3.02 mit einem längeren Artikel: Empor ins Reich der Edelmenschen. Der Sender 3SAT sendet in der Nacht 30./31.3.02 das komplette Winnetou-Hörspiel „Ja uff erstmal“. Der Fränkische Tag Bamberg am 30.3.02 weist auf den Weg des Karl May hin: Karl May - von Bamberg aus in die Welt. Gibt es einen Karl-May-Hollywood-Film? Nichts genaues weiss man noch nicht. Die Sächsische Zeitung erinnert am 30.3.02: Das Phänomen Karl May. Bei seinen Lesern sei May noch lebendig, die Geheimnisse der einzigartigen Erfolgsgeschichte aber immer noch nicht gelüftet. Auf das Museum in Radebeul wird hingewiesen. Die Süddeutsche Zeitung am 27.3.02 macht’s krass: Ein Schuss, ein Schrei, das war Karl May. Der Schreiber ist bamberg-informiert, was ja kein Fehler ist, allerdings unterlaufen ihm zwei Kleinigkeiten: L. Schmid ist kein ‚ehemaliger‘ Schachgrossmeister, er ist es heute noch, und das Museum in Bamberg ist längst geschlossen, aber das sind peanuts. Geld hat das Karl-May-Museum nicht zu üppig, bedauert BILD am 30.3.02: Sterbebett verstaubt in der Besenkammer. Es fehlen etwa 100.000 € für eine würdige Präsentation. Kein Geld zum 90. Todestag von Karl May. Der Nordbayerische Kurier Bayreuth am 30.3.02: Ein Schuss, ein Schrei usw. Der gleiche Schreiber wie in der Südd. Zeitung am 27.3.02 macht einen neuen Bericht aus gleicher Informationsquelle, das Museum in Bamberg taucht aber wiederum auf. Im gleichen Blatt folgt am 30.3.02 ein Interview mit Karl-May-Verleger Bernhard Schmid. Bullys prima Parodie, so der Titel; das Comedy-Buch im KMV verkauft sich gut. Die Märkische Oderzeitung am 27.3.02: Erinnerung an einen Edelmenschen. Auf das Feature von Stefan Petraschewsky „Empor ins Reich der Edelmenschen“ in Radiokultur am 30.3. um 9:05 wird hingewiesen. Das Westfälische Volksblatt Paderborn ehrt Karl May am 17.3.02 so: Grossmeister in der Kunst des Fabulierens. Es gibt - so erfahren wir - insgesamt drei Gründe, das Jahr 2002 zum Karl-May-Jahr zu erklären, der dritte: Seit immerhin 110 Jahren erscheinen seine Werke in der bekannten Ausstattung in Bamberg. In der ARD startet am 30.3.02 die grosse Zeichentrickserie „WinneToons“, die sich an die jüngeren Zuschauer wendet. Die ZEIT hat einen Hinweis in seinen Empfehlungen im Internet am 21.3.02: WINNETOU-BEGEISTERT? Alles über Karl May unter www.karl-may-gesellschaft.de. Das Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal bringt vom 25.2. bis 30.3.02 eine Sonderausstellung (die dann bis 5.Mai verlängert wird) zum Thema ‚Karl May in der DDR‘, an anderer Stelle mehr dazu. Das Westfälische Volksblatt am 17.3.02 weiss: Old Shatterhand ritt nicht für die Arbeiterklasse. In Treuen wird in der Stadtbibliothek eine Ausstellung gezeigt, der Vogtland-Anzeiger schreibt am 8.3.02: Sprudelnder Quell der Fantasie. An den Geburtstag wird erinnert, und ein gutes haben die paar Tage, in der die Ausstellung läuft, schon gebracht. Es würden wieder verstärkt Karl-May-Bücher ausgeliehen. Auch das deutschsprechene Ausland weist darauf hin: Vom Nobody zum Supermann. Das Luxemburger Wort am 21.3.02 bringt einen langen, gutrecherchierten Artikel. Der Sonntag am 21.3.02 und am gleichen Tag die Mecklenburgische Kirchenzeitung weisen auf Glaubens- und Gottessehnsucht bei Karl May hin und halten dies für ein Plädoyer für Weltfrieden und Nächstenliebe. Der Abenteuerschriftsteller, der vor 90 Jahren starb, war ein fantasievoller Aufschneider und überzeugter Christ, so der Sonntag; der Reise- und Abenteuerschriftsteller Karl May, der am 30.März vor 90 Jahren starb, warb in seinen Büchern für den Frieden und die Bibel, so die andere Zeitung. Der Schreiber beider Artikel ist der gleiche, sie sind weitgehend identisch. Die Dill-Zeitung am 25.2.02 weiss: Winnetou und Old Shatterhand feiern ein Comeback in Buch, Film und Fernsehen, kann sich aber nicht der Häme im Untertitel enthalten: Der umstrittene Karl May wurde vor 160 Jahren geboren.

Viele andere Zeitungen, die hier nicht alle aufgezählt werden können, haben die zwei bzw. drei Daten zum Anlass genommen, an Karl May zu erinnern. Herzlichen Dank an alle Redakteure und Zeitungsmacher!

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Freiluftszene

Hier eine kurze und sicher nicht komplette Übersicht über die Aktivitäten in den Arenen diverser Festspielorte:

Katzweiler, Reiterhof Bonanza: „Win­netou II“

Bischofswerda, Waldbühne am Schmöllner Weg: „Winnetou I“

Rathen, Felsenbühne: „Winnetou III“

Bad Segeberg, Kalkberg: „Im Tal des Todes“

Schwabach, Pausenhof des Sonderpädagogischen Förderzentrums in der ehemaligen Kaserne:

 Nscho-tschi und Little Shatterhand - das Geheimnis des goldenen Mokassins“

Elspe, Naturbühne: „Unter Geiern“

Ehrenfriedersdorf, Naturtheater an den Greifensteinen: „Der Schut - In den Schluchten  desBalkans“

Mörschied: „Unter Geiern“

Genaueres entnehmen Sie bitte dem Magazin ‚Karl May & Co.‘ Nr. 88 vom Mai 02 oder unter www.karl-may-magazin.de

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Erwin Müller

Winnetou ... WinneToons ...

Karl Mays Winnetou-Erzählungen als Zeichentrickfilm

Als ich vor einigen Jahren Gert Ludewig (geb. 1949), den Besitzer des Hamburger Animationsstudios ASL, in die Karl-May-Gesellschaft aufnahm, konnte niemand ahnen, daß wir seinem Namen eines Tages im Zusammenhang mit Karl May im deutschen Fernsehen wiederbegegnen würden: als Produzent und Regisseur einer Zeichentrickserie rund um die Wildwest-Abenteuer von Winnetou und Old Shatterhand.

Nach jahrelangen Vorarbeiten, wovon ein Fünf-Minuten-Trailer in englischer Sprache zeugt, den mir Gert Ludewig für das KMG-Archiv überlassen hat, sowie der Lösung schwieriger finanzieller und juristischer Probleme (KMV!), war es dann am 30. März 2002, dem 90. Todestag Karl Mays, endlich soweit. Im 1. Fernsehprogramm wurde ein 75-minütiger Pilotfilm gesendet, der sich aus den ersten drei Folgen zusammensetzte. Ab Ende April folgte die ganze Serie mit insgesamt 26 Teilen von je 25 Minuten Länge dann im Kinderkanal (KIKA) der ARD.

Vor allem mit Blick auf das lukrative US-Fernsehen und die weltweite Vermarktung der „WinneToons“ (eine Wortkombination aus Winnetou und Cartoon) hatte Ludewig zwei renommierte amerikanische Drehbuchautoren engagiert und ihnen einen versierten indianischen Berater zur Seite gestellt, der mit einer solchen Aufgabe auch schon bei den erfolgreichen Hollywood-Streifen „Little Big Man“ (1970) und „Der mit dem Wolf tanzt“ (1990) betraut war. Hergestellt wurde die Filmreihe in einer speziellen asiatischen Fließbandwerkstatt, wo man mehr zur Maus greift als zu Zeichenstift oder Pinsel. Auf den europäischen Betrachter wirken daher etliche Figuren, ihre Gesichter und Bewegungsabläufe etwas bizarr und gewöhnungsbedürftig.

Wer als Karl-May-Kenner den Pilotfilm gesehen hat, erlebte zwar vordergründig eine Wiederbegegnung mit den bestens bekannten Personen aus „Winnetou I“, die um das rot-weiße Blutsbrüderpaar herum agieren. Aber natürlich hat Ludewig Karl Mays Erzählungen nicht im Sinne einer Literaturverfilmung möglichst originalgetreu auf die Mattscheibe übertragen, sondern, wie er selbst sagte, die Bücher „entstaubt“ und eine Serie „nach Motiven von Karl May“ geschaffen, so wie es auf allen entsprechenden Bühnen, Leinwänden und Bildschirmen seit Jahrzehnten leider allgemein üblich ist. So erinnert etwa Winnetous Schwester Nscho-tschi eher an die Häuptlingstochter Pocahontas als an die Romanvorlage. Und ganz wie im Märchen sind der Coyote Fastfood und der Skunk Misty ihre tierischen Begleiter und Helfer - Walt Disneys Traumfabrik läßt grüßen!

Aber vielleicht ist Karl May im 21. Jahrhundert nur noch auf diese schlichte Weise den leseunwilligen und televisionssüchtigen Kindern zu vermitteln. Empirische Untersuchungen haben ja bereits mehrfach ergeben, daß Karl Mays abenteuerlicher Kosmos den meisten jüngeren Menschen ohnehin nur noch von Film und Fernsehen her ein Begriff ist und nicht mehr als phantasievolle, spannende Lektüre.

Auf eine ganz andere erstaunliche Tatsache soll zum Schluß dieser kritischen Anmerkungen noch hingewiesen werden. Karl May wurde weder im Vorspann noch im Abspann des Pilotfilms und der weiteren Folgen erwähnt. Der Name Winnetou ist - wie viele andere auch - durch den Karl-May-Verlag rechtlich geschützt. Erst nach längeren Verhandlungen durfte die Zeichentrickserie „WinneToons“ heißen und die übrigen Figuren die von Karl May her bekannten Namen tragen. Völlig zu Recht wirft unser Mitglied Volker Krischel daher am Ende seiner ausführlichen und vortrefflichen Rezension in ,der Zeitschrift „Karl May & Co.“ die Frage auf:

„Warum allerdings der sonst so hyperkritische Karl-May-Verlag dieser Serie seinen (Karl-May)-Segen gegeben hat, weiß allein Manitou (oder vielleicht doch eher Mammon?).“

Dieser Schlußfolgerung ist auch aus meiner Sicht nichts mehr hinzuzufügen.

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Karl May in Freiburg

In unserem Juni-Heft hatten wir Ihnen die Ausstellung

Karl May – Aspekte zu Leben und Werk

angekündigt, die in Freiburg i. Br. vom 27. Juli bis zum 3. Oktober 2002 (nicht bis 13. Oktober!) in der Galerie Schwarzes Kloster stattfindet. (www.msg-Freiburg.de/aus-stellun­gen.htm)

Im Karl-May-Verlag ist dazu ein Begleitheft erschienen, das Albrecht Götz von Olenhusen, Peter Kalchthaler und Karlheinz Eckardt gestaltet haben:

Karl May und Freiburg / Der Freiburger Karl-May-Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld. – Bamberg 2002. 22 S., 17x16 cm, 5,- €

Wer an einem Besuch interessiert ist und keinen Internetzugang hat, dem seien hier die geplanten Führungen bekanntgegeben:

 4. 8. 11 Uhr – 7. 8. 19.30 Uhr –
23. 8. 12.30 Uhr – 25. 8. 11 Uhr –
6. 9. 12.30 Uhr – 15. 9. 11 Uhr.

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Wilhelm Brauneder

BITTE UM HILFE

Bekanntlich hat May auf einer Postkarte an Sophie von Stieber Winnetous Todesdatum schriftlich so nachhaltig fixiert, daß diese Postkarte seither als Quelle für den Todestag gilt. In der Sekundärliteratur finden sich zu dieser Postkarte und Sophie von Stieber vereinzelte Angaben, und zwar höchst unterschiedliche, so daß das Gesamtbild – Postkarte und nicht Brief, Sophie von Stieber und nicht eine andere Schreibweise, Poststempel und vor allem Bestimmungsort sich nur wie ein Puzzlespiel zusammensetzen lassen – von allen falschen Angaben wie „Gräfin von Slawonien“ ganz abgesehen.

Aufgrund spärlicher Reste an Quellen im Heimat-, jedenfalls Wirkungsort Sophie von Stiebers, Atzgersdorf, konnte ich bisher etwas über ihre Biographie aufhellen. Mysteriös bleibt dennoch einiges, zum Beispiel der Umstand, daß die Karte an Sophie von Stieber sich in Mays Nachlaß fand. Einem Hinweis darauf gibt erstmals Kandolf 1925, möglicherweise auch schon 1923. Wie kam die Karte nach Radebeul? Laut Auskunft des KMV ist sie in Bamberg nicht vorhanden, laut Auskunft von Herrn Ekkehard Bartsch gäbe es nur eine Pause jener Postkarten-Seite, welche die Todes-Mitteilung enthält. – Meine Bitte um Hilfe ist nun die folgende:

Wer kennt beziehungsweise wo ist allenfalls abgedruckt die Vorderseite der Stieber-Postkarte mit der Anschrift, aus welcher ihr Wohnort hervorgeht?

Für Auskünfte sehr dankbar ist

Professor Dr. Wilhelm Brauneder, Institut für Österreichische und Europäische Rechtsgeschichte, Schottenbastei 10–16, A–1010 Wien,Telefon: +43-1-4277/34579

Fax: +43-1-4277/9345

E-Mail: wilhelm.brauneder@univie.ac.at

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The Journal / German-Texan Heritage Society« veröffentlichte in Vol. XXII, No. 2 (2000), S. 77f, die folgende interessante Buchbesprechung der neuen Winnetou-Ausgabe in den USA. Wir wissen, daß nicht alle unsere Mitglieder die englische Sprache beherrschen - und bitten insoweit um Nachsicht -, wir meinen aber, daß der Reiz dieses Artikel durch eine Übersetzung verloren ginge.

Book Review

Winnetou by Karl May
reviewed by Charles Patrick

Few readers or enthusiasts of fictional literature about the American Wild West would ever think of the heroes riding through the pages of such stories as being German travelers who possessed the skills to tame the wild frontier, survive the attacks of a host of hostile Indian tribes, and have no doubt as to who the good and bad guys are after all the bullets and arrows have been shot. This, however, is exactly what the nineteenth century German adventure writer Karl May (1842-1912) did with such fervor and conviction that he has remained consistently popular in Europe to this day. The recent publication by Washington University Press of an English translation of May's most popular western adventure novel Winnetou gives American readers a chance to understand what has perhaps more than any other phenomenon helped to shape Europe's view of our frontier experience for more than a century now.

May's story line in his novel Winnetou is simple enough: A German-born greenhorn, who aspires to be a writer, heads west as a member of a survey team for the railroad. Along the way this greenhorn, who has acquired the nickname of Old Shatterhand because of his powerful fists, meets a cast of typical frontier characters, some villains, some good guys, who soon learn to respect him for his inborn skills as a wilderness man. May leads his reader from one adventure to the next, with Old Shatterhand always coming out on top. After winning the undying respect of the Mescalero Apaches in eastern New Mexico and the Texas Panhandle, Old Shatterhand gains the friendship of Winnetou, the son of their head chief. Winnetou, not surprisingly, turns out to be the alter ego of Old Shatterhand in the Indian world, and just like May's German hero, this red man is always in control of his element.

Ever since their first publication in the early 1890's, Karl May's novels about the American West have consistently found an enthusiastic audience in Europe and have by now been translated into dozens of language. Nevertheless, Germany's most popular adventure novelist has never been able to gain a foothold among English readers, particularly in North America even though a number of his novels, including Winnetou have appeared in English before. This is perhaps understandable because once an American reader gets a taste of May's view of the American West, he realizes that it is quite foreign to his understanding of our frontier experience. The fact that May never visited the American West, but instead relied on geography books and travel guides for background material to write his stories, helps to explain his lack of a native understanding and feel for the subject matter. David Koblick, the translator of this latest version of Winnetou, does, however, help to alleviate this disparity through his lively use of colloquial language in the conversation of the characters as well as his decision to abridge the original text, something essential to keeping the action of the story moving at a pace that today's readers demand.

Besides his ability to keep the reader entertained, albeit in a nineteenth century manner, Karl May as a writer may be of more interest to American readers today because of his unchallenged influence in fueling much of the rest of the world's fascination with his imagination, but ra-ther relied heavily on the experiences and reports of others who actually visited the places he wrote about fictionally. It is very likely that May came into contact, either personally or through reading, with German travelers who actually did see the American West including Texas (Friedrich Armand Strubberg, for example, who was instrumental in the early development of Fredricksburg, Texas and who returned to Germany, where in the 1860's he published a number of novels about his experiences in the state). There may be after all a touch of reality in Karl May's fictional Wild West that American readers can learn to enjoy in Winnetou.

Those who already are acquainted with Karl May's work or find this translation of Winnetou of interest may want to explore the International Karl May Symposium being held in Lubbock, Texas, September 7-12, 2000 and hosted by Texas Tech University. (See the website: www.karl-may-gesellschaft.de for more informa­tion.)

Winnetou by Karl May, translated by David Koblick, published by WSU Press. ISBN 0-87422-179-X.

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Engelbert Botschen

May-Edition als Print on Demand

Mit einer neuen bemerkenswerten „Karl May Edition“ wendet sich der Gryphon Verlag an den kritischen May-Leser: In dieser Reihe erscheinen vor allem die philosophisch-psychologischen und damit unbekannteren Werke des Schriftstellers. Wegen des aktuellen Bezuges zu fundamentalistischen Fanatikern beginnt sie allerdings mit den drei Mahdi-Bänden des Autors.

Der Verlag hält sich nach seinen Angaben dabei völlig an die Originaltexte (Fehsen­feld), wobei er eine sorgfältige Anpassung an die heutige Schreibweise vornimmt. Außerdem werden die Werke - so weit es möglich ist - mit alten Illustrationen versehen.

Alle Verlagstitel werden in erster Linie als PoD (Print on Demand) Ausgaben hergestellt, wobei die Karl-May-Ausgabe erstmals zusätzlich mit Fadenheftung hergestellt wurde. Als erster Band liegt Im Lande des Mahdi Band I bereits vor; er ist mit den Illustrationen der tschechischen Erstausgabe versehen. Die beiden Folgebände sollen bis zur Buchmesse Leipzig 2003 erscheinen. Im Augenblick denkt Gryphon auch daran eine PoD Hardcover Ausgabe herzustellen, die es allerdings nicht über den Buchhandel geben wird, sondern nur über den Verlag zu ordern ist.

Das scheint uns ein beachtliches Verfahren zu sein: Buchdruck mit Print on Demand, das neue alte Zauberwort der Verlagsbranche, soll teure Lagerressourcen einsparen und das verlegerische Risiko senken. Beim ‘Druck auf Abruf’, auch Publishing on Demand, Book in Time oder Book on Demand genannt, liegen Bücher als digitale Vorlage bereit und werden bei Bedarf ausgedruckt. Voraussetzung für den digitalen Druck ist das Mastering des Manuskripts, das heißt die Erstellung der digitalen Druckvorlage.

Die Vorteile liegen auf der Hand: keine kostspielige Lagerung tausender Bücher mehr. Keine Kalkulationen, denen mindestens tausend zu verkaufende Exemplare zu Grunde liegen. Kein Bedrucken von unschuldigem Papier, das so lange in den Silos der Grossohäuser lagert, bis es Makulatur oder Ramsch ist.

Bislang hält noch die KMG die erforderlichen Forschungsunterlagen für alle Interessenten bereit; eine zukünftige Generation wird vielleicht dankbar sein, wenn über PoD überhaupt noch alle Texte zur Verfügung stehen werden.

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Hartmut Schmidt

Karl-May-Illustratoren aus der Tschechoslowakei vorgestellt

Gut 1 1/2 Jahre existiert in Hohenstein-Ernstthal die „Karl-May-Begegnungs­stätte“, schräg gegenüber dem Geburtshaus des Schriftstellers. Am 25. Februar 2001 wurde sie unter reger Anteilnahme der Öffentlichkeit einge­weiht. Das Gebäude verbesserte die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter des Karl-May-Hauses - statt der Enge in dem nur „drei schmale Fenster“ breiten Haus gibt es jetzt helle und große Räume. Außerdem finden in ihm eine Vielzahl von Veranstaltungen und Sonder­aus­stellungen statt. Die Begegnungsstätte wird auch als „Inter­national Karl May Heritage Center“ bezeichnet. Daß das nicht übertrieben ist, machte eine der ersten Veranstaltungen im neuen Haus deutlich: Elmar Elbs und Regula Jucker hielten am 10. März 2001 einen Vortrag über „Karl May in der Schweiz“.

Am 6. April 2002 folgte nun Dr. Jan Koten aus der Tschechischen Republik mit einem interessanten Lichtbildervortrag über tschechische May-Illustratoren, wo­mit ein weiteres Mal die Internationalität der Einrichtung unterstrichen wurde. Dr. Koten entrollte ein Panorama - unterstützt von zahlreichen Bildbeispielen -, das für Zuhörer und Zuschauer eine Fülle von Neuigkeiten brachte. Neben den frühen Künstlern Josef Ulrich und VÆnceslav ernú, die für die Verleger VilÍmek und Alois Hynek arbeiteten, hob er besonders ZdenÆk Burian und Gustav Krum hervor.

ZdenÆk Burian, der Karl-May-Illustrator in der Tschechoslowakei schlechthin, hat viel zur Verbreitung und Beliebtheit der Bücher Mays im Nachbarland beigetragen. Besonders der Verlag Touûimskú und Moravec versah seine Ausgaben mit Illustrationen Burians. Des Künstlers Gouachen verliehen den Büchern eine besondere Popularität und Anziehungskraft. In Deutschland ist Burian auch deshalb bekannt geworden, weil der Karl-May-Verlag einige von Burians Vorlagen als Deckelbilder seiner Ausgaben verwendete.

Einen anderen Weg ging Gustav Krum. Er illustrierte Mays abenteuerliche Geschichten mit zahlreichen Federzeichnungen. Auch dafür konnte Dr. Koten zahlreiche Bildbeispiele bringen. Besonders die Orientromane hatten es Krum angetan. Seine Darstellung der Flucht Kara Ben Nemsis aus Mekka verdeutlicht eindrucksvoll die Dramatik der Szene. Leider wurde Krums Bild im Buch nicht vollständig abgedruckt und kann deshalb nur einen schwachen Eindruck vom Original vermitteln.

Am Schluß seiner Ausführungen wies Dr. Koten noch auf ein Kuriosum hin: Als ZdenÆk Burian Mays „Der Geist des Llano Estacado“ illustrierte, porträtierte er Gustav Krum - der „Dicke Jemmy“ trägt Krums Gesichtszüge.

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Im May

Stell auf den Tisch, nicht um sie zu verhökern,
die Schätze unsrer Jugendbücherei,
nein! Laß uns einmal wieder selig schmökern
wie einst! Im May!

Der „Bärentöter“ knallt, die wackre Büchse,
dumpf tönt es: Hugh, ein unterdrückter Schrei.
Das Edle siegt, die Bösen kriegen Wichse
wie einst! Im May!

Man liest und liest, bis man total verdöste,
der Morgen graut, man liest und seufzt dabei:
Ach! Wenn sich alles doch so glücklich löste
wie einst! Im May!

                         (Walther Deneke, um 1940)

Diese Parodie auf ein Gedicht von Hermann von Gilm, (vertont von Richard Strauss): „Stell auf den Tisch die duftenden Reseden ...“ mit dem Refrain „Wie einst im Mai“ steht in „Alles Unsinn“ (Berlin: Eulenspiegel Verl., 2000.)

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Ehrung für Armin M. Brandt:

Der Fachjournalist und Historiker, Mitglied der KMG, erhielt in Memmingen das Schlesierkreuz, die höchste Auszeichnung der Landsmannschaft Schlesien, für sein langjähriges „Engagement zum Wohle der Landsleute in Bayerisch-Schwaben.“ (Aus: Der Schlesier, 31.5.2002)

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DAS NEUE LEXIKON RUND UM KARL MAY

Nur kurze Zeit nach Erscheinen war »Das große Karl-May-Lexikon« von Michael Petzel restlos vergriffen. Jetzt erscheint »Das neue Lexikon rund um Karl May« von Michael Petzel und Jürgen Wehnert – keine Zweitauflage, sondern ein vollkommen neues Buch. Viele Fans wünschten sich ein Lexikon, das zusätzlich zu der umfangreichen Welt der Romanhelden auch Informationen zu Leben und Werk des Schriftstellers enthält.

Verdoppelt hat sich nicht nur der Umfang des Buches, sondern auch die Zahl der Abbildungen, von denen viele bisher noch nie veröffentlicht wurden. Ganz neu ist auch ein großer Farbteil, der die Leser zu einer visuellen Reise in die Welt des Karl May einlädt.

Die Stichwortliste reicht von »Apa­natschi« über »Blutsbrüderschaft«, »Klaus Kinski« und »Nscho-Tschi« bis hin zu »Silberbüchse« und »Zinnfiguren«. Anhand zahlreicher Orts- und Personenverweise – »Amerikareise«, die Ehefrauen Klara »Plöhn« und Emma »Pollmer« oder »Zwickau« – lassen sich die biographischen Daten Karl Mays zurückverfolgen.

Neben den Roman-Schauplätzen in »Kurdistan« und am »Rio Pecos« im Südwesten der USA haben die Autoren auch alle sommerlichen Festspielorte aufgenommen. Mit eigenen Stichwörtern werden Karl-May-Stars wie »Eddi Arent«, »Lex Barker«, »Pierre Brice«, »Götz George«, »Uschi Glas« und viele andere gewürdigt.

Michael Petzel / Jürgen Wehnert

DAS NEUE LEXIKON RUND UM KARL MAY

528 Seiten, 32 Seiten Farbteil, 649 Abbildungen

Lexikon-Großformat, 17 x 24 cm, Fadenheftung, Klappenbroschur - ISBN 3-89602-509-0, 24,90 EUR, 42,30 sFr - Lexikon Imprint Verlag, Berlin

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Wenn wir in den nächsten Ausgaben der KMG-Nachrichten

Aus vergilbten Blättern

zitieren können, so möchten wir uns vorher herzlich bei unserem Mitglied Prof. Dr. Wolfram Ellwanger aus Baden-Baden bedanken, der beim Sichten alter Papiere an uns gedacht und Zeitungsartikel von 1938 bis etwa 1950 für das Archiv geschickt hat. Durch eine kurze Vorstellung hier möchten wir auch andere Mitglieder anregen, nicht voreilig etwas in den Papierkorb zu werfen, das im Archiv auf irgendeine Weise nützlich sein kann.

Das folgende - gekürzte - Zitat ist einem halbseitigen Artikel von Hans Zesewitz im Radebeuler Tageblatt vom 12. Nov. 1938 entnommen, der in der Festschrift zum 40jährigen Stadtjubiläum von Hohenstein-Ernstthal im Juli 1938 zuerst abgedruckt wurde:

 

Karl May und Hohenstein-Ernstthal

Es wird wohl keinen Leser der Festschrift geben, der nicht wüßte, daß der Volksschriftsteller Karl May in Hohenstein-Ernstthal geboren wurde. ... Aber das eine ist gewiß, daß mancher nicht genau Bescheid weiß, welche Jahre seines wechselvollen Lebens der Dichter in unserer Stadt verlebte ... und ... wie Hohenstein-Ernstthal sich um die Würdigung seines großen Sohnes bemüht hat. Über diese Fragen soll Nachstehendes Aufklärung geben.

[Es folgt eine Schilderung von Kindheit und Schulzeit.]

Im Alter von 14 Jahren verließ May Ernstthal, um sich auf den Seminaren Waldenburg und Plauen zum Lehrer ausbilden zu lassen. Er bestand mit gutem Erfolge seine Prüfungen und ward Lehrer in Chemnitz und Glauchau. Ende der sechziger Jahre ist er beschäftigungslos und kommt zu den noch immer armen Eltern zurück. ... Zehn Jahre später ist er wieder in der Heimat ... . Damals entstanden die „Erzgebirgischen Dorfgeschichten“, die so viel Heimatliches enthalten ... Nach einigen Dresdner Jahren kam er 1880 wieder in die Heimat und heiratete seine erste Frau, Emma geborene Pollmer ... 1882 zog May nach Dresden. Von nun an kam er immer seltener nach der Heimat ...

1909 und später setzte ein Verleumdungsfeldzug ohnegleichen gegen May ein, der vor allem in unserer Stadt günstigen Boden fand. Es war so, wie das Sprichwort sagt, daß der Prophet in seinem Vaterlande nichts gilt. ... Als der müde, zu Tode gehetzte Mann am 30. März 1912 in Rade beul die Augen ... schloß, war er in der Heimat fast vergessen.

Ich sagte: fast vergessen. Bei der Jugend lebte er auch in Hohenstein-Ernstthal fort. ... Seit 1921 habe ich mich bemüht, ... Mißverständnisse zu beseitigen und all den Schutt wegzuräumen, der sich über der schlichten Menschlichkeit des Dichters in so erschreckender Weise angesammelt hatte. Die Arbeit war nicht umsonst gewesen. Denn am 26. Mai 1929 wurde am Geburtshause ... eine Gedenktafel für Karl May enthüllt, die der Zwickauer Kunstgewerbler Carl Beyer in Kupfer getrieben hatte. ,,, Noch im gleichen Jahre benannte der Stadtrat zu Hohenstein-Ernstthal eine Straße nach dem Schriftsteller, 1932 kam der Teil der Bahnstraße, an welchem das Geburtshaus steht, mit zur Karl-May-Straße. Zu gleicher Zeit wurde im Fremdenhof „Drei Schwanen“ als Festgabe zu Mays 90. Geburtstage ... der „Winnetou“ aufgeführt. ... So erhielt 1935 die ganze Bahnstraße den Namen Karl-May-Straße. So wurde 1936 die Höhle in der Nähe der Serpentinsteinbrüche Karl-May-Höhle genannt. ... In unserer Stadt lebt noch Frau Karoline Selbmann, die Schwester des Dichters. Trotz ihres hohen Alters (geboren am 9. Juni 1849) nimmt sie nach wie vor Anteil ... vor allem an den Ereignissen, die ihren großen Bruder berühren. Sie erfreut sich auch heute noch eines guten Gedächtnisses und erzählt gern und lebhaft von ihrer mit Karl May gemeinsam verlebten Jugendzeit ...

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Karl-May-Freundeskreise

Karl-May-Gruppe Raum München

Die Karl-May-Freunde in und um München treffen sich am 14.10.2002 um/ab 18:00 Uhr im ‚Alt-Münchner Gesellenhaus‘ in der Kolpingstr. nahe Stachus; Gäste sind herzlich willkommen.

 

Treffen der Karl-May-Freunde im Ruhrgebiet

Die Karl-May-Freunde im Ruhrgebiet treffen sich am 5. Oktober, 15 Uhr im Restaurant Haferkamp, Wickenburgstr. 60, 45147 Essen-Frohnhausen. Weitere Informationen bei Peter Krauskopf, Tel. 0234/335767

 

Treffen der Karl-May-Freunde aus dem Großraum Stuttgart

Auch das Endspiel der Fussball-WM am 30.Juni hat uns Unentwegten nicht an unserer Zusammenkunft gehindert. Interessant wie immer verging die eit im Fluge und das verlorene Endspiel war nicht Hauptthema.

Wir treffen uns wieder am

Sonntag, 1. Dezember 2002,  15.00 Uhr

Schützemhaus Stgt-Mühlhausen

Mönchfeldstr. 70

70378 Stuttgart

Freunde und Bekannte dürfen gerne mitgebracht werden,

Auskünfte erteilt: Hartmut Hendel, Tel.:  0711 / 840 11 26

 

 

Süd-West- Treffen

Die Karl-May-Freunde aus dem Rhein-Neckar-Gebiet laden wieder zur einer Begegnung ein, die am

Samstag, den 26. Oktober 2002 ab 17 Uhr

                 im Lokal: Mamma Rosa

Dreikönigstr. 8, 58723 Schwetzingen Telefon: 06202/4335

stattfinden wird. Gäste und Interessenten sind herzlich willkommen.

 

Treffen der Berlin-Brandenburger May-Freunde

Lichtbildvortrag von Dr. habil. Thomas Kramer, Dozent für Jugendliteratur an der Humboldt-Universität: „Micky, Marx und Manitu“.

Termin: Sonntag, 3. November 2002. Ort: Gaststätte „Budde-Eck“, 13 Uhr, Berlin-Tegel, Budde- Ecke Schlieperstraße (warmes Essen möglich, Kuchen etc.), nahe S-Bahnhof Tegel, U-Bahn Alt-Tegel, kostenloses Parkhaus Tegel-Center.

Auskunft: Dr. Michael Zaremba, Gabelweihstraße 4a, 13505 Berlin-Reinickendorf. Tel./Fax 030/431 29 70; Email: michael.zaremba@t-online.de

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[1] Ich frag mich, von wem?

[2] Vortragsmanuskript zur Eröffnung der Döller-Ausstellung.


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