Der Gute Kamerad
3.Jahrgang, No. 26, Seite 401
Reprint Seite 162


oder

Kong-Kheou, das Ehrenwort.

Von K. May.

Verfasser von "Der Sohn des Bärenjägers", Geist der Llano estakata".

(Fortsetzung.)

»Die beiden Götter waren nicht zu schwer?«

»Nein. Sie sind von Holz.«

»Aus welchem Tempel?«

»Aus dem Pek-thian-tschu-fan1), welches nicht so entfernt ist und auch weniger gut bewacht wird.«

»So ist's gelungen, ohne bemerkt zu werden?«

»Ja, aber beim nächsten Umgang, wenn der Hai-schi geschlagen wird, muß man es unbedingt sehen. Bis dahin muß hier alles beendet sein.«

»Wie bringen wir die Götter herein?«

»Wir heben sie hinauf, und Sie nehmen sie drüben hinab. «

»Gut, dann schnell.«

Der Methusalem hörte die Fragen und Antworten genau. Zwei große Gegenstände wurden von draußen her über die Mauer gehoben. Der Juwelier hob sie, halb und halb ließ er sie herabfallen. Dann gebot er:

»Nun kommt selbst herein!«

»Noch nicht. Wir müssen vorher die Sänfte zur Seite tragen, daß sie nicht gesehen wird, falls jemand noch so spät vorüberkommen sollte.«

Man hörte ihre Schritte. Bald kehrten sie zurück und kamen über die Mauer gesprungen. Es waren zwei Personen.

»Ist hier alles in Ordnung?« fragte der eine.

»Ja.«

»Niemand im Garten?«

»Nein.«

»Wollen wir uns nicht vorher genau überzeugen?«

»Das habe ich bereits gethan. Ich bin zweimal um den ganzen Garten gegangen.«

»So können wir beginnen. Aber wo?«

»Nicht weit von hier. Die Werkzeuge liegen dort. Ich habe heut am Tage über die Mauer geschaut und mir die Stelle ausgewählt, wo die Erde am lockersten ist. Kommt, und bringt die Götter!«

Er ging voran, und die beiden Männer folgten ihm mit den Figuren, welche vielleicht zwei Ellen hoch und also doch ziemlich schwer waren. Dort, wo die Werkzeuge lagen, hielten sie an.

»Hier graben wir,« sagte der Juwelier. »Aber ja leise, damit man nichts hören kann. Eine Hacke ist da; aber der Spaten macht viel weniger Geräusch.«

Die drei Bösewichter begannen zu arbeiten, und zwar sehr hastig, was Wing-kan zu der Bemerkung veranlaßte:

»Ihr macht zu schnell. Das hört man ja dort im Hause!«

»Nein,« lautete die Antwort. »Wir müssen uns sehr beeilen, sonst werden die Thore verschlossen. Dann sind wir gefangen.«

Sie gaben sich alle Mühe, bald fertig zu werden. Es galt übrigens auch gar nicht, die Arbeit sehr sorgfältig zu verrichten. Sie wußten ja, daß die Figuren hier vergraben wurden, um bald gefunden zu werden.

Es war noch keine halbe Stunde vergangen, so hatten sie ihre Arbeit gethan.

»So!« sagte Wing-kan. »Das ist geschehen. Das war die Hauptsache. Das übrige kommt von selbst.«

»Wie will mein Gebieter es nun anfangen?« fragte der eine der Männer, jedenfalls derjenige, mit dem der Juwelier hinter der Gartenmauer des portugiesischen Gasthauses gesprochen hatte.

»Ich warte, bis der Raub ausgerufen wird.«

»Das wird sehr bald geschehen.«

»Dann laufe ich zum Mandarin.«

»Zu welchem?«

»Zu Tong-tschi hier nebenan.«

»Der ist aber doch nicht ein Mandarin des Gerichts!«

»Nein, aber doch ein Mandarin. Die Gasse ist verschlossen, und ein Sing-kuan wohnt nicht hier. Also muß ich zu ihm. Ich sage ihm, ich höre, daß zwei Götter gestohlen seien. Ich glaube, daß mein Nachbar Hu-tsin der Räuber ist.«

»Der Mandarin wird fragen, woher meinem vornehmen Alten dieser Verdacht komme.«

»Ich habe noch im Garten gelustwandelt und da gesehen, daß der Nachbar zwei Figuren vergraben hat.«

»So ist's recht! Das wird helfen! Nun sind wir fertig. Also unser Geld bekommen wir erst morgen?«

»Nein, schon jetzt. Es ist besser, ich zahle gleich. Dann brauche ich morgen nicht nach Scha-mien zu gehen. Ich habe euch die Beutel schon bereit gelegt, hier neben der Mauer. Da sind sie. In jedem tausend Li.«

»Ist's richtig gezählt?«

»Ganz richtig.«

»Ich hoffe es. Am letztenmal hatte mein Herr sich um volle fünfzig Li verzählt.«

»Ich verzähle mich nie. Du hast schlecht nachgezählt.«

»Will der sehr alte Beschützer nicht lieber warten, bis wir nachgezählt haben?«

»Wo wollt ihr denn zählen?«

»Hier.«

»Im Dunkeln?«

»Ja. Wir brauchen nichts zu sehen. Wir greifen das Geld.«

»So zählt, wenn ihr Lust habt. Ich aber kann unmöglich warten. Ich werde meinen andern Nachbar besuchen gehen, um einstweilen diesem zu erzählen, was ich hier gesehen habe. Wenn dann der Raub ausgerufen wird und wir hören, daß zwei Götter fehlen, so wird er mich auffordern, Anzeige zu machen. Er wird dann wie ein Zeuge für mich gelten. Die Werkzeuge hier werde ich sofort verschließen.«

Er warf Hacke, Schaufel und Spaten über die Mauer hinüber und stieg dann nach. Man hörte seine Schritte verklingen und dann einen Riegel knirschen.

Die beiden Spitzbuben standen still da und horchten, bis nichts mehr von ihm zu hören war. Dann sagte der eine:

»Er hat uns wieder betrogen!«

»Ja, ich glaube nicht, daß jeder Beutel tausend Li enthält. Aber es ist dennoch viel Geld. jetzt müssen wir uns beeilen. Komm!«

Sie wollten fort; sie mußten hart an Degenfeld vorüber. Diesem kam der Gedanke, sie festzuhalten. Ob ihm das gelingen werde? Pah! Er war ein starker Mann, und der Schreck that gewiß auch das seinige. Er ließ sie an sich vorbei, schnellte dann empor - ein schneller Schritt hinter ihnen her, ein Doppelgriff - er hatte sie beide bei den Hälsen und krallte seine Finger mit aller Gewalt um dieselben.

Ein unterdrückter Schrei, ein vergebliches Sträuben und Zappeln - sie brachen zusammen. Er hielt sie dennoch fest und preßte sie auf das kräftigste nieder. Keiner gab nun einen Laut von sich. Sie machten noch einige krampfhafte Bewegungen, dann lagen sie mit ausgestreckten Gliedern still unter seinen Fäusten.

Jetzt ließ er los, um zu sehen, ob sie aufspringen würden. Sie thaten es nicht, denn sie waren entweder bewußtlos oder stellten sich so. Er zog sein Messer und schnitt ihnen Streifen von den schon an und für sich nicht reichlichen Gewändern. Dann band er sie Rücken an Rücken aneinander, so daß sie sich nicht befreien konnten, und rollte sie eine Strecke weit zur Seite.

Nun kehrte er zu den beiden, welche auf ihn warteten, zurück. Sie hatten das Uebersteigen und auch das Hacken und Schaufeln gehört und waren um ihn besorgt gewesen. Er erzählte ihnen, was er ganz allein fertig gebracht hatte. Hu-tsin eilte sogleich ins Haus, um feste Stricke zu holen, mit denen die Kerls fester und sicherer gebunden werden sollten. Dann suchten sie den Ort auf, an welchem die Figuren vergraben lagen.

Degenfeld ging mit den Stricken allein zu den Gefangenen. Sie durften gar nicht wissen, was mit ihnen vorging und wie viele Personen sie gegen sich hatten. Er verband ihnen nun auch die Augen. Dann wurden sie emporgehoben und über die Mauer in Wing-kans Garten geworfen.

Diesseits dieser Mauer begann nun das Ausgraben. Als man damit fertig war, wurde das Loch wieder zugemacht. Dann stieg Degenfeld hinüber und erhielt das Handwerkszeug und die Götter zugelangt; nachher folgten die beiden anderen ihm nach.

Nun war da drüben eine Viertelstunde lang ein leises, kaum vernehmbares Geräusch zu hören, dann ein mehrmaliges kräftiges Klopfen, wie wenn Pfähle in die Erde geschlagen würden. Hierauf kamen die drei wieder über die Mauer zurück.

»So, das ist herrlich gelungen,« sagte der Methusalem. »Nun mag dieser Wing-kan Anzeige machen. Er fällt in seine eigene Grube.«

»In welcher ich umkommen sollte,« ergänzte der Chinese. »Herr, Sie sind mein Retter. Wie soll ich Ihnen danken!«

»Dadurch, daß Sie sich ganz genau so benehmen, wie ich es Ihnen jetzt da drüben gesagt habe.«

»Wollen Sie nicht mit mir hereinkommen in das Haus? Nun die Gefahr vorüber und mir das Herz wieder leicht ist, möchte ich Sie bewirten.«

»Dazu haben wir keine Zeit. Wir müssen zurück. Der Mandarin darf ja nicht erfahren, daß wir hier gewesen sind.«

»So erweisen Sie Ihrem armseligsten Diener wenigstens die Gnade, daß er morgen Ihr Angesicht schauen kann!«

»Das können wir thun. Morgen werden wir kommen, um uns alles erzählen zu lassen. Jetzt aber möchten wir uns reinigen. Gibt es bei Ihnen einen Ort, wo das geschehen kann, ohne daß man uns sieht?«

»Ja, kommen Sie, kommen Sie!«

»Nehmen Sie die Werkzeuge mit; sie dürfen nicht im Garten bleiben.«

Er führte sie in einen Verschlag und holte Laterne und Bürste, wo sie den Schmutz entfernten, welcher leicht zum Verräter werden konnte. Dann verabschiedeten sie sich von ihm und stiegen in den Garten des Mandarinen zurück.

Dort stellte sich Gottfried wie ein Diener an die Pforte, und Degenfeld spazierte auf und ab. Aber das brauchte er nicht allzulange zu thun, denn er wurde bald geholt und zwar von dem Tong-tschi selbst, welcher nach Hause gekommen war und, als er erfahren hatte, daß die erwarteten Gäste angekommen seien, nun in den Garten geeilt kam, um Degenfeld zu begrüßen.

»Und nun,« sagte er, als die ersten Komplimente gewechselt waren, »muß ich Sie bitten, mir einen Wunsch zu erfüllen.«

»Welchen?«

»Niemand darf wissen, in welcher Lage ich mich befunden habe, und daß Sie meine Retter gewesen sind. Meinem Weibe allein habe ich es erzählt. Sie wünscht, Sie zu sehen, um Ihnen danken zu können. Darf ich Sie zu ihr führen?«

Degenfeld wußte, was das für eine Auszeichnung für ihn war. Darum antwortete er in höflichstem Tone:

»Ich betrachte diesen Wunsch als einen Befehl der Herrin und werde demselben Gehorsam leisten.«

»So kommen Sie! Sie wartet schon längst auf Sie.«

Er führte die beiden in das Haus zurück und in eine Art Vorzimmer, in welchem der Mijnheer, Turnerstick, Richard und Liang-ssi schon harrten, und verschwand in der nächsten Thür.

Nach einigen Minuten holte er sie ab, um sie eintreten zu lassen. Sie kamen in einen wirklich glänzend ausgestatteten Salon, der nicht groß war. Hier empfing die Frau des Mandarinen wohl ihre Freundinnen, da alles darauf hindeutete, daß Damen hier oft verkehrten. Stickereien und andere weibliche Luxusarbeiten lagen auf den Tischen; kostbares Porzellan blickte von den künstlichen Simsen, und musikalische Instrumente hingen an den Wänden.

Die Gäste hatten sich kaum gesetzt, so erschien die Dame am Arme einer Dienerin. Sie bedurfte einer solchen Stütze, da sie allein nur schwer zu gehen vermochte, eine Folge der größten chinesischen Schönheit, welche sie besaß, nämlich ihrer Klumpfüßchen.

Den Töchtern vornehmer Eltern werden gleich nach der Geburt die acht kleinen Zehen der Füße nach der Sohle zu umgebogen und mittels Bandagen da festgebunden. Nur die große Zehe darf ihre Lage behalten, entwickelt sich aber auch nicht naturgemäß, da der ganze Fuß und also auch sie unter der grausamen Behandlung sehr zu leiden hat. Die Zehen, und vor allen Dingen die Nägel derselben, wachsen in das Fleisch der Sohle hinein, was langwierige Schwärungen und natürlich große Schmerzen bereitet.

So ein armes Kind lernt niemals gehen, sondern nur humpeln, nimmt aber das alles gern in den Kauf, um so glücklich sein zu können, einen - schönen Fuß zu haben. Dieser Fuß besteht nur aus der unter den Mittelfuß gewaltsam vorgedrückten Ferse und der großen Zehe. Das Pantöffelchen, mit welchem diese letztere bekleidet ist, hat allerdings die Kleinheit eines Puppenpantoffels; desto unförmlicher aber ist der Teil des Fußes, den man nicht zu sehen bekommt, da das lange Gewand ihn bedeckt.

Das beschwerliche, schmerzhafte Gehen ist nicht ohne Einfluß auf Körper und Geist. Es hängt beiden etwas Krüppelhaftes an. Ein Mensch, der nicht gehen, der sich nicht anmutig, frisch, gewandt und kräftig bewegen kann, wird gewiß gedrückten Gemütes oder Geistes sein.

Als eine weitere große Schönheit gilt bei den Chinesen die Wohlbeleibtheit. Wer nicht fett ist, kann ganz unmöglich schön sein. Eine hagere Person ist stets häßlich.

Auch in dieser Beziehung war diese Dame sehr schön. Sie war von kleiner Gestalt, hatte aber eine so immense Taille, daß es dem Mijnheer, als sie eintrat, unbewacht entfuhr:

»Rechtvaardige hemel, is deze vrouw dick, zeer onfeilbaar dick - gerechter Himmel, ist diese Frau dick, ganz unfehlbar dick!«

Wenn Mijnheer van Aardappelenbosch so in Ekstase geriet, so kann man sich wohl denken, daß der Durchmesser dieser Dame so ziemlich gleich ihrer Höhe war. Sie näherte sich mit großem Erfolge der Kugelform.

Ihr Haar war mit Hilfe vieler Nadeln, in denen Diamanten glänzten, in eine schmetterlingsähnliche Form gesteckt. Ihr Körper wurde bis zum Boden herab von kostbarer Seide umwallt. Ihre Hände waren tief in den weiten, bis über die Kniee reichenden Aermeln verborgen, und um ihren Hals hing eine schwere, goldene Kette, an welcher mehrere Amulette befestigt waren.

Das kleine Gesichtchen war nach der Sitte vornehmer Chinesinnen dick mit Bleiweiß und Zinnober bestrichen, was den Zügen eine maskenartige Unbeweglichkeit und Starrheit erteilte, von welcher die kleinen, schief geschlitzten Aeuglein eine sehr bewegliche Ausnahme machten.

»Tsching, tsching, tsching, tsching, kia tschu!« grüßte sie mit ihrem dünnen, durchdringenden aber sehr freundlich klingenden Kinderstimmchen.

Kia tschu heißt »meine Herren«.

Den Kapitän überkam eine außerordentlich galante Regung. Er als derjenige, welcher von allen das feinste Chinesisch sprach, mußte auf jeden Fall jetzt das Wort ergreifen und dem lieben Wesen etwas Zartes sagen. Darum trat er zwei Schritte vor, verbeugte sich außerordentlich tief, hustete einmal, zweimal und begann:

»Gnädige Frau Chinesing! Mein Herz ist wonnangvoll berührt von Ihrer holdong Liebangswürdigkeit. Zwar bing ich unverheiratingt, aber ich weiß das Glück zu schätzung, eine Gatting dieses Mandarengs so liebreich vor Augang zu habung. Ich muß Ihneng mein Komplimangt machong und empfehle uns alle Ihreng Wohlwollung! Tsching, tsching und abermals tsching!«

Sie hatte kein Wort außer dem letzten dreimaligen Tsching verstanden. Sie erriet, daß er sie begrüßte und ihr irgend etwas Angenehmes gesagt hatte. Darum lächelte sie ihn dankbar an und gab ihm durch ein freundliches Nicken zu erkennen, daß sie mit seiner Aufführung nicht unzufrieden sei. Er trat wieder zurück und flüsterte dem Dicken zu:

»Eine feine Frau, bei meiner Seele! Spricht ein außerordentlich regelrechtes Chinesisch! Hat jedes Wort verstanden! Allen Respekt!«

Jetzt wendete sie sich an den Methusalem.

»Sie sind der Retter meines Herrn,« sagte sie zu ihm. »Ohne Sie lebte er nicht mehr und ich würde dann vor Leid gestorben sein. Ich danke Ihnen.«

Sie schob aus dem Aermel ein kleines, bleiches Kinderhändchen hervor, um es ihm zu geben. Degenfeld ergriff erst ihren seidenen Aermel und mit demselben ihre Hand, damit dieselbe nicht direkt von der seinigen berührt werde, zog dann das mit der Seide bedeckte Händchen an seine Lippen und antwortete:

»Tsui-schin put tui!«

Diese vier Silben schließen alles ein, wodurch ein Chinese seine Demut auszudrücken vermag. Wörtlich lauten sie: »Ich Sünder darf nicht antworten.«

Daß er ihre Hand nicht berührte, war ein Beweis großer Hochachtung und Ehrerbietung, den sie dadurch belohnte, daß sie auch den andern das Händchen bot. Sie folgten dem Beispiele des Methusalem und bemühten sich, einen gleich eleganten Handkuß fertig zu bringen, was dem Mijnheer nicht allzu gut gelang, da beide so dick waren, daß sie sich nur gerade so mit den Händen erreichen konnten.

Während der Mandarin seine Gemahlin dann höflich nach ihrem Zimmer begleitete, rief der Dicke:

»Goede god, was dat eene vrouw! Moet die ontzettend veel gegeten hebben - guter Gott, war das eine Frau! Muß die entsetzlich viel gegessen haben!«

Damit hatte er sein scharfsinnigstes Urteil abgegeben. Der Gottfried wollte eine verbessernde Bemerkung machen, wurde aber unterbrochen. Es ließ sich draußen ein ganz eigenartiger, sich nähernder Lärm vernehmen. Man hörte die schmetternden und doch dumpfen Töne mehrerer Gongs, welche entsetzlich disharmonierten, und dazwischen rufende oder schreiende Männerstimmen.

Der Mandarin kam zurück und sagte:

»Hören Sie es? Es muß ein großes Unglück oder ein großes Verbrechen geschehen sein. Die Wächter verkünden es. Lassen Sie hören!«

Er öffnete ein Fenster. Der Lärm war jetzt vor dem Hause. Die Gongs schrillten in die Ohren, und eine heisere Stimme machte etwas, was selbst der Methusalem nicht verstand, in halb singendem und halb heulendem Tone bekannt.

»Welch ein Verbrechen!« rief der Mandarin, welcher diese Art des Ausschreiens gewohnt war und die Worte also verstanden hatte. »So etwas ist in Kuang-tschéu-fu noch nie geschehen!«


1) : Haus der hunder Himmelsherren.
2) : Letzte Stunde = 9 Uhr unserer Zeit.


(Fortsetzung folgt.)



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