Lieferung 10

Karl May

27. Januar 1883

Waldröschen
oder
Die Rächerjagd rund um die Erde.

Großer Enthüllungsroman
über die
Geheimnisse der menschlichen Gesellschaft

von

Capitain Ramon Diaz de la Escosura.


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Euch also nicht ganz zum Ziele geführt. Auch Gräfin Rosa habt Ihr gefangen genommen. Sie lebte zwar nicht in einem Gefangenhause, sondern in einem sehr frommen Stifte, aber auch sie ist wieder frei. Ich habe sie mit hier. Sie ist wahnsinnig. Ihr habt sie vergiftet, so wie Ihr den Grafen Emanuel vergiftetet. Schüttelt nicht mit dem Kopfe! Ihr habe Eure Verbrechen so schlau unternommen, daß ich Euch noch nicht fassen kann; aber es wird die Zeit kommen, wo ich Euch packen werde, und dann gnade Euch Gott! Für heute ist es nur wenig, was ich mit Euch zu besprechen habe. Ich werde nämlich Contezza Rosa mit mir nehmen. Ich erlaube mir deshalb, die nöthigen Kleider hier einzupacken und auch für die nothwendigsten Legitimationen zu sorgen; diese werden nothwendig sein, da die Contezza auf die Auszahlung ihres Vermögens dringen wird. Ihr glaubt, daß dies keinen Erfolg haben wird, da sie wahnsinnig ist? Pah, ich werde sie herstellen! Ich sage Euch nämlich Folgendes: Ist die Contezza unheilbar, so sterbt Ihr des fürchterlichsten, des entsetzlichsten Todes, den es giebt, von meiner Hand. Um sie zu heilen, bedarf ich des Mittels, welches ich bereits bei Graf Emanuel anwenden wollte, nämlich des Geifers eines zu Tode gekitzelten Menschen. Da Ihr nun mit Eurem Gifte den Wahnsinn hervorgerufen habt, so scheint es mir ganz in der Ordnung, daß auch Ihr selbst das Gegenmittel liefert. Ich werde Euch jetzt so lange kitzeln, bis Ihr den Schaum des wahnsinnigsten Schmerzes von Euch gebt. Tödten will ich Euch aber erst dann, wenn auch dieses Mittel nichts hilft.«

Bei diesen Worten trat dem Advokaten der Angstschweiß auf die Stirn. Sternau kümmerte dies Nichts. Er faßte den Gefesselten, trug ihn nach dem Nebenzimmer und band ihn dort so, daß er sich unmöglich bewegen konnte; dann verdichtete er den Knebel und suchte endlich nach einem Gefäße, in welches er den giftigen Schaum sammeln konnte.

Es mußte eine fürchterliche Angst sein, welche der Advokat bei diesen Vorbereitungen empfand. Endlich zog ihm der Arzt die dünnen, feinen Nachtstrümpfe aus, nahm vom Schreibzeuge eine Gänsefeder hinweg und begann, mit der Fahne dieser Feder die Fußsohlen des Notars zu bestreichen.

Unterdessen warteten die Diener unten im Saale auf seine Rückkehr. Es dauerte ihnen zu lange, doch wagten sie nicht, gegen seinen Befehl zu handeln und den Saal zu verlassen. Da trat das Mädchen herein, welchem die Gräfin übergeben worden war und sagte, daß man oben ein ganz entsetzliches Getöne vernehme. Man berieth, was zu thun sei, und kam darin überein, daß der Alkalde mit dem Portier nachsehen solle, woher die Töne kämen.

Als diese Beiden den obern Corridor erreichten, stiegen ihnen fast die Haare zu Berge. Was sie hörten, war das Wuthgestöhne des Advokaten. Trotzdem er einen doppelten Knebel trug und trotzdem er in einem innern Zimmer lag, drang sein Geheul doch bis auf den Corridor heraus; doch gerade, als der Alkalde klopfen wollte, trat Schweigen ein. Sie kehrten in Folge dessen nach dem Saale zurück, wo sich nach kurzer Zeit auch Sternau einstellte. Er hatte die Gräfin am Arme.

Die sämmtlichen Anwesenden erschraken bei dem Anblicke der geliebten Herrin. Sie wollten herzutreten, um ihre Gefühle auszusprechen, Sternau aber wehrte ihnen ab und sprach:

»Sennores, kennt Ihr diese Dame?«


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»Ja,« ertönte es rundum.

»Könnt Ihr beschwören, wer sie ist?«

Man wunderte sich über diese Frage und antwortete wieder mit einem Ja.

»So mag der Alkalde sagen, wer sie ist!«

»Natürlich ist es die Contezza Rosa de Rodriganda-Sevilla,« sagte der Aufgeforderte.

»So setzt Euch nieder, Sennor, und stellt mir ein amtliches Zeugniß aus, daß diese Donna die Gräfin ist. Die sämmtlichen Anwesenden werden das Dokument unterzeichnen.«

»Warum?«

»Man trachtet der Gräfin nach dem Leben; man machte sie wahnsinnig; ich werde sie retten und brauche dazu die erwähnte Legitimation.«

Der Alkalde wollte noch weiter fragen; er sah sich hier vor den Pforten eines Geheimnisses, in welches er gern eingedrungen wäre, doch Sternau bat um Eile, und er mußte sich fügen.

Hierauf ging Sternau nach den Zimmern, welche er selbst bewohnt hatte; er fand dieselben ziemlich unberührt und packte in Gegenwart des Alkalden und der Aeltesten ein, was er mitzunehmen gedachte. Dann mußten ihn die Beamten nach den Zimmern der Gräfin begleiten, wo er ebenso Alles notiren ließ, was mitgenommen wurde. Durch diese Maßregel stellte er sich gegen spätere Anklagen sicher. Von höchstem Werthe waren ihm der Geburts-, Tauf- und Firmungsschein der Gräfin. Er fand diese Papiere in ihrem Schreibtische und steckte sie zu sich.

Der Alkalde bat um Aufklärung über das ganze geheimnißvolle nächtliche Ereigniß; er fragte auch nach Graf Alfonzo und dem Notar, erhielt aber keine Aufklärung. Dann ließ Sternau zwei Schlitten mit den schnellsten Pferden bespannen, bestieg den Einen mit der Gräfin, während der Pater den Andern lenkte, und fuhr dann davon. Die beiden Thiere, auf denen sie nach Rodriganda gekommen waren, ließen sie zurück.

Die Anwesenden blickten den beiden Schlitten so lange nach, als sie zu sehen waren, dann aber sahen sie sich - unter einander selber an. Was war das gewesen? Was hatte das zu bedeuten? Woher war Sternau, der Verschwundene, so plötzlich gekommen, und wohin wollte er mit der Gräfin? Warum ließ sich der Graf und der Sachwalter gar nicht sehen?

Man ging nach der Wohnung des Ersteren und fand dieselbe verschlossen. Das war verdächtig. Man klopfte, und als man angestrengt horchte, hörte man als Antwort ein unterdrücktes Wimmern. Jetzt wurde das erste, beste Instrument herbei geholt, um die Thür aufzusprengen, und nun fand man Graf Alfonzo gefesselt und geknebelt im Bette liegen. Er wußte von Nichts; aber als er befreit war und nun hörte, daß Sternau hier gewesen sei und die Gräfin mitgenommen habe, warf er die nächst liegenden Kleidungsstücke über und eilte zum Advokaten.

Auch dessen Thür war verschlossen; man sprengte sie ebenso auf und fand Cortejo in einem ganz unbeschreiblichen Zustande. Er hatte sich unter den Fesseln so gekrümmt und gewunden, daß die Banden tief sein Fleisch eingedrungen waren; die Knebel waren vom Schaume ganz durchweicht, und es dauerte lange Zeit, ehe


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seine bis zum fürchterlichsten Wahnsinne aufgeregten Nerven sich so weit beruhigt hatten, daß er dem Grafen den Vorgang unter vier Augen erzählen konnte.

Alfonzo ordnete sofort eine schleunige Verfolgung an und stieg selbst zu Pferde, um in Manresa Polizei zu requiriren und die sonst noch nothwendigen Schritte einzuleiten.

Unterdessen hatten die beiden gräflichen Schlitten diese Stadt bereits erreicht. Die Freude, welche der Kastellan und die gute Elvira beim Anblicke ihrer Herrin empfanden, läßt sich gar nicht beschreiben. Sie glaubten zwar, ihre Vorkehrungen vollständig getroffen zu haben, aber es gab noch Dieses und Jenes nachzuholen, und so wurde der Aufenthalt ein längerer, als Sternau wünschte.

»Für jetzt trage ich keine Sorge,« sagte er zu dem Pater, »aber später -!«

»Grad für später darf es Euch nicht bange sein, Sennor,« antwortete dieser. »Haben wir nur erst die Berge erreicht; dann laßt mich sorgen.«

»Wie weit geht Ihr mit?«

»Bis jenseits der Grenze.«

»So können wir später einander aufklären; jetzt müssen wir eilen. Ich nehme die Gräfin und Elvira in meinen Schlitten; Alimpo fährt mit Euch. Vorwärts!«

Nachdem die braven Kastellansleute von ihrem Neffen Abschied genommen hatten, fuhr man ab. Die beiden Schlitten verließen im Norden grad an demselben Augenblicke die Stadt, an welchem Alfonzo von Süden her in dieselbe einritt.

Die Pferde waren sehr gut, aber nach den Bergen zu wurde der Schnee immer höher, der Weg immer unfahrbarer und die Eile in Folge dessen immer mäßiger. Man vermied so viel wie möglich die größeren bewohnten Orte, doch veranlaßte diese Vorsicht zu verschiedenen Umwegen. Gegen Abend waren die Pferde so ermüdet, daß man gezwungen war, in einem einsamen an der Straße gelegenen Wirthshause zu übernachten.

Bereits am nächsten Morgen in der Frühe wurde wieder angespannt. Es war für Sternau eine traurige Fahrt. Rosa kannte ihn nicht; sie blieb gleichgiltig gegen Alles und betete in Einem fort. Er gab sich ebenso wie Frau Elvira alle Mühe, die Aufmerksamkeit der Kranken auf irgend einen bestimmten Gegenstand zu lenken, doch vergeblich. Es war ganz unmöglich, sie zum Bewußtsein ihres eignen Daseins oder zur Erkenntniß der Gegenwart irgend eines andern Dinges zu bringen.

So nahte der Mittag heran, und man befand sich bereits mitten in den Pyrenäen.

Hier stand wieder ein einsames Einkehrhaus, und da die Pferde durch den tiefen Schnee bereits wieder sehr ermüdet waren, so beschloß Sternau, hier eine kurze Weile zu halten. Die Reisenden stiegen aus und traten in den engen, kahlen Raum, in welchem der Wirth ihnen nichts weiter als einen riesigen Herd und ein Stückchen trockenes, halb verschimmeltes Brot zu bieten vermochte. Zum Glück hatte die gute Frau Elvira vor der Abfahrt von Manresa dafür gesorgt, daß Mundvorrath nebst einigen Flaschen Wein in die Schlitten gepackt worden waren. Diesen Dingen wurde jetzt mit allem Eifer zugesprochen.

Das in dem einsamen Hause befindliche Meublement bestand nur aus einigen rohen Holzstühlen und einer langen, rohen Tafel, an welcher bei dem Eintritte der Gäste neben dem Wirthe ein Mann saß, der nicht eben ein Vertrauen erwecken-


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des Aussehen hatte. Er trug eine weite Lederhose, lederne Gamaschen, eine zerrissene Jacke, welche anstatt der Knöpfe mit alten Kupfermünzen besetzt war, und einen vielfach abgegriffenen und zerknitterten Hut. In seinem Gürtel stak zwischen zwei großen Pistolen ein langes Messer; zwischen seinen Knieen lehnte ein altes Gewehr, und neben ihm saß einer jener großen, bärenartigen Pyrenäenhunde, welche es mit drei Männern aufnehmen.

Er zog sich vor den Reisenden in eine Ecke zurück, blickte aber erstaunt auf, als er dann den Pater eintreten sah, welcher sich etwas länger bei den Pferden verweilt hatte. Als dieser den Mann erblickte, gab er ihm ein geheimnißvolles Zeichen und ging wieder vor das Haus hinaus.

»Alle Wetter, Pater, woher kommst Du mit diesen vornehmen Leuten?« fragte er.

»Von Manresa,« antwortete der Gefragte.

»Du fährst selbst einen Schlitten!«

»Wie Du siehst.«

»Wohin geht der Weg?«

»Hinüber nach Foix.«

»Sind es Freunde?«

»Ja. Sie stehen unter meinem Schutze.«

»So mögen sie in Gottes Namen ziehen; nur hoffe ich, daß sie uns keinen Schaden machen werden.«

»Schaden? Wie wäre dies möglich?«

»Dadurch, daß sie uns entdecken und verrathen. Wir warten auf einen Transport Waare von drüben herüber. Er soll gegen Abend hier vorüber kommen. Wir stecken zu dreißig Mann droben unter dem Dache. Wenn Deine Begleiter etwas merken und es den Franzosen erzählen, so kommen wir um den Fang.«

»Trage keine Sorge! Sie werden nichts merken. Wir bleiben nur eine halbe Stande.«

Diese Versicherung beruhigte den Räuber; er kehrte nach der Stube zurück und nahm in seiner Ecke wieder Platz. Er schien sich um die Reisenden nicht zu bekümmern, nahm aber ein Glas Wein, welches Alimpo ihm reichte, mit dankbarer Miene an.

So mochte die halbe Stunde fast vergangen sein, als man plötzlich draußen Pferdegetrappel und ein lautes, fröhliches Halloh hörte. Frau Elvira stand grad vor dem kleinen, schmalen Fenster und blickte hinaus. Sie erbleichte, schlug vor Schreck die Hände zusammen und rief:

»Santa Madonna, die Gendarmen!«

Alimpo sprang hinzu und blickte hinaus; auch er machte ein Zeichen des höchsten Schreckens und meldete:

»Und der Regidor ist dabei!«

»Welcher?« fragte Sternau.

»Der Regidor von Manresa.«

»Ach! Der kommt mir grad recht!«

»O, Sennor, es ist keine Gegenwehr möglich. Es sind wohl gegen zwanzig Mann!«


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Sternau überzeugte sich durch einen Blick von der Wahrheit dieser Worte und sagte entschlossen:

»Ich werde dennoch kämpfen!«

Da erhob sich der Fremde in der Ecke und sagte:

»Habt keine Sorge, Sennor! Ihr steht unter meinem Schutze!«

Sternau blickte erstaunt auf den Sprecher und frug:

»Wer seid Ihr?«

»Edler Freund, Ihr habt mir Wein gegeben; ich werde Euch beschützen. Seht Ihr nicht, daß der Pater bereits verschwunden ist? Wir kennen uns. Er holt Hilfe. Bleibt ruhig sitzen und laßt mich machen!«

Alimpo hatte sich mit seiner Elvira in den äußersten Winkel des Gemaches zurückgezogen. Sternau setzte sich wieder nieder, hielt aber die Waffen bereit. Draußen waren unterdessen verschiedene Rufe erklungen, aus denen Sternau hörte, was er von den Ankommenden zu erwarten hatte.

»Das sind sie!« sagte eine Stimme.

»Ja, es sind die Schlitten und Pferde des Grafen!« fügte eine andere hinzu.

»Wir werden die Prämie verdienen,« jubelte ein Dritter.

»Steigt ab! Hinein!« kommandirte ein Vierter. Es war die Stimme des Regidors von Manresa.

Jetzt wurde die Thür geöffnet, und einige Gendarmen traten ein, den Regidor an der Spitze.

Ah, Sennor Sternau ...

»Ah, Sennor Sternau, da treffen wir Euch ja!« sagte er, als er den Arzt erblickte.

»Allerdings!« erwiderte dieser ruhig.

»Wie es scheint, hat es Euch in Barcelona nicht gefallen. Ihr seid entflohen, Sennor. Das ist sehr schlimm für Euch. Außerdem habt Ihr wieder bereits einige neue Verbrechen begangen!«

»Welche denn?«

»Eine Entführung und einen Mord- und Raubanfall gegen die Bewohner von Rodriganda.«

»Das klingt allerdings höchst gefährlich!« lächelte Sternau.

»Das ist es auch. Seht hier diese Handschellen! Ich muß Euch in Eisen legen und zurückbringen.«

»Versucht es einmal!« sagte Sternau, indem er sich erhob, zur Gegenwehr bereit.

Der Regidor trat schnell und vorsichtig einen Schritt zurück und sagte:

»Ich warne Euch, Sennor! Keine Gegenwehr! Hier stehe ich mit vier Gendarmen, und draußen vor dem Hause stehen weitere fünfzehn Mann. Ein Widerstand ist also vollständig unnütz!«

»Das glaube ich nicht!«

Diese Worte hatte der Mann in der Ecke gesprochen. Der Regidor wandte sich erstaunt zu ihm.

»Wer seid Ihr?«

»Ein Freund dieser Herrschaften,« antwortete der Mann gleichgiltig.

»Ah! So habt Ihr ihnen geholfen?«

»Nein; aber ich werde ihnen jetzt helfen.«


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»So nehme ich auch Euch gefangen!«

»Oder ich Euch!« lachte der Fremde.

»Mich?« frug der Regidor zornig. »Mensch, wage nicht, mit mir Spaß zu treiben!«

»Blickt Euch um!«

Der Regidor sah sich um und fuhr erschrocken zurück. Auch seine vier Gendarmen traten ganz unwillkürlich zur Seite, denn durch die weit offen stehende Thür ragten wenigstens zehn geladene Büchsenläufe herein, und im Vordergrunde des Hausflures sah man noch mehr Männer stehen, welche ihre Gewehre gegen die ganz ohne Deckung draußen bei den Schlitten haltenden Gendarmen hielten.

»Nun?« frug der Fremde. »Wie gefällt Euch das, mein tapferer Sennor Regidor? Ich sage Euch, daß ich die Gewehre meiner Leute gar nicht brauche, um Euch das Maul zu stopfen. Seht Euch diesen Hund an! Auf einen Wink von mir reißt er Euch und Euren vier Gendarmen die Gurgel auf. Hier in den Bergen wissen wir mit Leuten Eures Schlages umzugehen!«

»Mein Gott, wir sind verloren!« sagte der Regidor.

»Ja, das seid Ihr! Noch haben Eure Leute draußen keine Ahnung, was hier im Hause vorgeht. Es handelt sich um Euer Leben. Wollt Ihr gehorchen oder nicht?«

»Was soll ich thun?« fragte er kleinlaut.

»Befehlt Euren Leuten, die Waffen zu strecken und uns die Pferde zu übergeben!«

»Das - das geht nicht!« sagte der Regidor voller Angst.

»Es muß gehen! Meine Leute dort hören ein jedes Wort, welches gesprochen wird. Ich zähle bis drei. Steht Ihr da noch nicht am Fenster, um den Befehl zu geben, so schießen sie Euch nieder. Wir sind dreißig Mann; es kann uns Keiner entkommen. Also - eins - - zwei - - - dr - - -«

Er hatte das Wort »Drei« noch nicht ausgesprochen, so sprang der Regidor an das Fenster und riß es auf.

»Legt die Gewehre ab!« rief er hinaus.

Die Gendarmen hörten die Worte und blickten erstaunt herüber.

»Um Gottes willen, legt die Waffen ab!« wiederholte er. »Legt sie in die Schlitten!«

»Warum?« rief draußen Einer.

»Weil wir hier gefangen sind,« antwortete er. »Das ganze Haus steckt voller Briganden, welche Euch niederschießen werden, wenn Ihr mir nicht gehorcht.«

Die Leute schienen diese Versicherung nicht glauben zu wollen; da aber wurde die Hausthür von innen aufgestoßen und wohl zwanzig Räuber quollen hervor, ihnen die geladenen Büchsen entgegenhaltend.

»Ergebt Euch! Ergebt Euch!« drängte der angstvolle Regidor.

»Auf freien Abzug?« fragte Einer vorsichtig.

»Ja.«

Die Gendarmen sahen, daß es nur eines Fingerdruckes der Räuber bedurfte, um zwanzig wohlgezielte Schüsse abzugeben. Sie legten die Waffen ab, übergaben auch die Pferde und schlichen sich von dannen. Auch die vier in der Stube Befind-


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lichen thaten dasselbe; sie konnten ungehindert gehen. Als sich jedoch auch der Regidor entfernen wollte, hielt ihn der Räuber zurück.

»Halt, mein Bursche!« sagte er. »Ich habe noch mit Euch zu reden!«

»Was denn noch?«

»Das werdet Ihr bald hören!« Und sich an Sternau wendend, fragte er: »Wie es scheint, seid Ihr mit diesem Sennor Regidor nicht zufrieden?«

»Allerdings nicht,« antwortete der Arzt.

»Blos weil er Euch jetzt fangen wollte? Oder habt Ihr noch etwas Anderes gegen ihn?«

»Etwas noch ganz Anderes. Er kam einst zu mir, um mich zu einer Dame abzuholen, brachte mich aber statt dessen nach Barcelona in das Gefängniß, wo ich mehrere Monate lang unschuldig eingeschlossen wurde.«

»Ah, das soll er büßen! Das ist Hinterlist. Zählt ihm fünfzig auf die Kehrseite!«

Er wurde trotz seines Wehklagens gepackt und hinausgeschafft. Bald hörte man die kräftigen Hiebe und das laute Geschrei des Beamten, der wohl nicht gedacht hatte, daß er sich anstatt eines Gefangenen, fünfzig Stockschläge holen würde; als er den letzten erhalten hatte, hinkte er kläglich von dannen.

Jetzt erst trat der Pater wieder ein.

»Seht Ihr, Sennor,« sagte er zu Sternau, »daß ich Recht hatte, als ich Euch sagte, daß wir hier oben in den Bergen sicher sein würden!«

»Ihr seid mir ein Räthsel; aber ich danke Euch von ganzem Herzen!« antwortete der Deutsche.

»Vielleicht werdet Ihr dieses Räthsel noch lösen. Jetzt aber laßt uns aufbrechen, damit wir vor Abend noch über die Grenze kommen.«

Sternau wollte sich den wackeren Briganden dankbar erweisen, sie lehnten jedoch allen Dank und jede Gabe ganz entschieden ab. Sie hatten ja Waffen und Pferde gewonnen.

»Das war Hilfe gerade zur rechten Zeit,« sagte Alimpo beim Einsteigen. »Nicht wahr, meine Elvira?«

»Ja,« antwortete sie. »Glaubst Du, daß der Regidor in Manresa erzählen wird, daß er heute fünfzig Hiebe bekommen hat?«

»Nein. Ich werde es aber unserem Neffen schreiben; der soll es weiter erzählen, meine liebe Elvira.«

Da sich die Pferde nun so ziemlich ausgeruht hatten, ging es mit frischen Kräften und erneuter Schnelligkeit vorwärts. Als Sternau den Briganden noch einen Abschied zurückwinkte, dachte er nicht, daß er nach Jahren sie abermals an derselben Stelle hier treffen werde. - - -

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Achtes Kapitel.

Der schwarze Kapitän.

»Da kommt, wie tändelnd mit den Wogen,
Sich wiegend auf der leichten Bahn,
Die Barke stolz daher geflogen,
mit vollen Segeln an den Raa'n.

Wie von der lauen Mondnacht trunken,
Liegt sie zur Seite auf dem Kiel
Und badet bei der Spieg'lung Funken
Den mächt'gen Bug im Wellenspiel.

Und d'rauf der Mensch, das Herz geschwollen
Von Hoffnung und Vertrau'n erfüllt,
Und in der Brust, der sehnsuchtsvollen,
Der lieben Heimath theu'res Bild.« -

Lieber Leser, hast Du vielleicht Jeffrouw Mietje gekannt?

Nein.

Auch Mistreß Wallot nicht, die stets nur Mutter Dry genannt wurde?

Nein.

Das ist jammerschade! Denn Jeffrouw Mietje war die beste Frau von ganz Amsterdam und Holland, und Mutter Dry war die couragirteste Amerikanerin, welche jemals ihren Fuß auf eine fremde Insel gesetzt hat.

Und das Letztere war folgendermaßen gekommen:

Als Mistreß Wallot noch eine Miß war und also unverheirathet, da sehnte sie sich vergebens nach einem Manne, denn sie war ein Weib über Manneslänge emporgeschossen und dabei so dünn, daß man hätte glauben sollen, ihr Vater sei ein Flaggenstock und ihre Mutter eine Angelruthe gewesen. Dazu hatte sie das Gesicht voller Pockennarben, und da ihr auch ein Auge fehlte, so gab es leider Wenige, die sie freiwillig für eine Schönheit halten wollten. Eine echte Amerikanerin ist aber niemals verlegen, also auch dann nicht, wenn es sich darum handelt, einen Mann zu bekommen.

Sie lud also eines schönen Abends einige Freunde und Freundinnen ein, darunter einen gewissen Master Wallot, der zwar viel Geld, aber wenig Kopf besaß. Es wurde manche Tasse Thee und auch manches Glas heißer Whisky getrunken, und als nun Master Wallot bemerkte, daß die Stube anfing, um ihn herum zu tanzen, da begann man ein allerliebstes Gesellschaftsspiel, welches darin bestand, daß ein jeder seiner Nachbarin zur Rechten einen Heirathsantrag machen mußte. Da nun die lange Miß zur Rechten des guten Master Wallot saß, so begann er mit zartem Ausdrucke:

»Miß, ich liebe Sie!«

»Ist dies wahr, Master?«

»Ja, hol' mich der Teufel!«

»Wünschen Sie etwa, daß ich Sie wieder liebe?«

»Natürlich!«

»Warum denn?«

»Nun, Donnerwetter, weil ich die Absicht habe, Sie zu heirathen!«


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»Ist dies Ihr Ernst, Sir?«

»Das versteht sich!«

»Sie behaupten das vor diesen Zeugen?«

»Na, Sie hören es ja!«

»Und werden Sie es mir auch schriftlich geben?«

»Jawohl, wenn es verlangt wird. Es ist mir ganz egal, ob ich meine Frau schriftlich oder mündlich bekomme!«

»So schreiben Sie einmal hierher, Sir, was ich Ihnen diktire!«

Sie legte ihm Papier, Tinte und Feder vor und diktirte:

»Ich, David Jonathan Wallot, Esq., bescheinige hiermit, daß ich Miß Ella Wardon heirathen, oder ihr eine Entschädigung von fünftausend Dollars sofort zahlen werde.«

Der brave Wallot schrieb, und die Miß steckte das Papier zu sich. Auch die Anderen thaten so. Als nun am anderen Morgen der Master noch im Bette lag und sich vergebens darauf besann, was er gestern im Rausche gethan hatte, ging die Thür auf und die Miß trat ein. Sie trug ein carmoisinseidenes Kleid und zwei neue Federn auf dem Hute, ein sicheres Zeichen, daß sie im Begriffe stehe, irgend eine Festlichkeit zu begehen.

»Guten Morgen, Sir,« grüßte sie.

»Guten Morgen, Miß,« antwortete er. »Aber, zum Teufel, Miß, wie kommt es denn, daß Sie so einen alten Junggesellen in seiner ersten Morgenandacht stören?«

Sie schwebte zu ihm hin, streckte ihm mit ihrem süßesten Lächeln die zehn Finger entgegen und antwortete:

»Weil wir doch ausgemacht haben, unsere beiderseitige Andacht heute zu vereinigen.«

»Zu vereinigen?« fragte er.

»Das versteht sich. Ich habe bereits die Zeugen bestellt.«

»Die Zeugen? Alle Wetter! Wollen Sie mich etwa verklagen?«

»Das weniger. Eine Hochzeit ist doch kein Klagetermin!«

»Hochzeit? Wollen Sie etwa Hochzeit machen?« frug er verblüfft.

»Ja.«

»Sie sind nicht gescheidt! Wer ist denn dieser Es- - - dieser Glückliche, wollte ich sagen?«

»Fragen Sie doch nicht, lieber Wallot! Die Liebe soll zwar keusch und zurückhaltend sein, aber so nahe vor der Hochzeit kann man schon gestehen, daß man ohne den süßen Gegenstand nicht leben kann.«

»Süßer Gegenstand? Der Teufel soll mich holen, wenn ich eine Ahnung habe, ohne welchen süßen Gegenstand ich nicht leben kann!«

Da sah sie ihn groß an, stieß einen langen, schmerzlichen Seufzer aus, der durch alle Molltonarten pfiff, und sank auf sein junggesellig hartes Sopha. Dort umwand sie ihr Gesicht mit einem neuen Taschentuch und begann eine Reihenfolge von Gurgeltönen auszustoßen, die den Master in Zweifel ließen, ob die Miß schluchze oder am Magendrücken leide. Er sprang auf und fragte:

»Aber, Miß, ich begreife Sie nicht!«


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»Nein, ich bin es, die Sie nicht begreift!« lautete die Antwort. »Lesen Sie dieses Schreiben!«

Sie entfaltete den gestrigen Bogen und las ihm dessen Inhalt vor.

»Aber das war ja ein Spaß!« rief er ganz erstarrt aus.

»Ein Spaß?« frug sie mit schmerzlicher Würde. »Ich habe Sie vor zwölf Zeugen gefragt, ob es Ihr Ernst ist, und Sie haben es bejaht.«

»Alle Teufel! Wollen Sie mich etwa zwingen, Sie nun zu heirathen?«

»Zu heirathen oder Entschädigung zu zahlen!«

»So bitte, spazieren Sie gefälligst hinaus!«

Er öffnete die Thür. Sie warf ihm einen hoheitsvollen Blick in das Gesicht und ging. Nach einer halben Stunde aber wurde er arretirt, denn in Amerika nimmt man es mit einem solchen Versprechen ernst. Man stellte ihm die Wahl, sofort zu heirathen, oder sofort fünftausend Dollars zu zahlen, und da es ihm nach kurzer Ueberlegung vortheilhafter dünkte, Etwas zu bekommen, als Etwas zu geben, so nahm er sich die Frau und behielt sein Geld.

Sie lebten nun sehr glücklich und zufrieden mit einander, einen einzigen Punkt ausgenommen, über den sie sich nicht zu einigen vermochten. Master Wallot behauptete nämlich, er habe die Schwindsucht, weil ihn seine Frau zu Tode ärgere; Mistreß Wallot aber behauptete, er habe die Schwindsucht vom allzu vielen Whiskytrinken. Wie dem nun auch sei, die Schwindsucht war da, und als kein Mittel mehr half, da siedelte er nach Madeira über, weil in dem Klima dieser Insel kein Schwindsüchtiger sterben kann. Er starb aber doch. Mistreß Wallot stand nun allein und kaufte sich in Funchal, der Hauptstadt von Madeira, ein Matrosenhaus, um zu Ehren ihres seligen Master Wallot Whisky an die dort verkehrenden Seeleute zu verschänken.

Sie war als tüchtige Wirthin unter allen seefahrenden Nationen berühmt, denn sie hatte nicht nur den besten Whisky, sondern auch den stärksten Rum und in Folge dessen den steifsten Grog; sie hielt auf Ambition und Ordnung, duldete keinen Schlendrian im Bezahlen und wußte ihr Hausrecht in eigener Person so kräftig zu wahren, daß schon mancher Maat beschämt gestehen mußte, von Mutter Dry vor die Thür gesetzt worden zu sein. Mutter Dry wurde sie ihrer Gestalt wegen genannt, denn Dry ist ein englisches Wort und bedeutet so viel wie hager, schmächtig oder dürr.

Mutter Dry stand vom frühen Morgen bis zum späten Abend in ihrem Schänkstande; sie kannte alle Matrosen, Steuerleute und Kapitäns, aber mit Frauen verkehrte sie niemals. Sie hatte nur eine einzige Freundin, eine wahre, gute und treue Freundin, und diese war eben Jeffrouw Mietje, die der Leser leider nicht gekannt hat.

Wer aber war diese Jeffrouw Mietje?

Nun, da lag eben jetzt im Hafen von Funchal ein Barkschiff, wie man sich kein properes und sauberes denken konnte. Das Gallionbild war hell vergoldet, das Deck spiegelblank gescheuert; das Segeltuch war schneeweiß gebleicht und der Rumpf so neu kalfatert und vertheert, als ob die Barke soeben erst vom Stapel gelaufen sei. Und vorne am Bug und hinten am Stern konnte man in großen, goldenen Buchstaben den Namen »Jeffrouw Mietje« lesen. Dieses nette Barkschiff


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war aber dennoch die richtige Jeffrouw Mietje nicht, sondern die richtige, die wirkliche saß droben auf dem Quarterdeck unter der Sonnenleinwand und strickte Strümpfe für die holländische Mission, damit die lieben Heidenkinder nicht immer barfuß zu laufen brauchten.

Diese Jeffrouw Mietje war ein echtes Bild holländischer Sauberkeit und Behaglichkeit. Die gute Frau war einige Zentner schwer; ihr gutmüthiges Gesicht glänzte förmlich vor Fleisch und Wohlbehagen, und der treue, herzige Blick ihrer Augen ließ errathen, daß sie sich in ihrem ganzen Leben mit noch keinem Menschen gezankt habe. So still sie selbst saß, ihre fetten Hände waren doch in steter Bewegung. So fest und derb ihre schwere Gestalt auf den Stuhl drückte, so fest und derb war auch ihr Charakter. Sie saß da wie die gute Fee des Schiffes, dem sie ihren eigenen Namen gegeben hatte.

Sie also war Jeffrouw Mietje. Ihr Mann aber war Mynheer Dangerlahn, der Kapitän und Besitzer des Barkschiffes. Beide hatten sich so gern und waren so an einander gewöhnt, daß sie sich nicht zu trennen vermochten. Darum hatte Jeffrouw Mietje ihre Heimath auf dem Schiffe aufgeschlagen; sie fuhr immer zwischen dem Niederlande und Ostindien hin und her, und jedesmal, wenn sie im Hafen von Funchal Anker warfen, hatte sie die Freude, Mutter Dry, ihre Busenfreundin, besuchen zu können.

So auch heute. Der Anker der Barke hatte erst vor zwei Stunden Grund gesucht. Jetzt war der »Kaptein« an's Land gegangen, kehrte er zurück, so konnte Mietje an's Ufer setzen. Darum saß sie jetzt da oben auf dem Quarterdeck und strickte an der Ferse ihres Missionsstrumpfes mit einer Miene, als ob sie im nächsten Augenblicke das große Loos zu erwarten habe.

Und was that Mynheer Dangerlahn am Lande?

Hm, was sollte er thun? Er saß in der hinteren Stube bei Mutter Dry und unterhielt sich mit den dort anwesenden Kapitäns und Steuerleuten. In diesem Zimmer fanden nämlich nur volle Seeleute Zutritt, Matrosen hatten nur im vordern Zimmer zu verkehren.

»Ja,« sagte einer der anwesenden Kapitäns, »es ist so, wie ich sage: Der Schwarze ist wieder los.«

»Wißt Ihr es denn gewiß?« fragte ein Anderer.

»Sicher und gewiß, denn ich habe Einen aufgefischt.«

»Nun, so erzählt!«

»Sogleich!«

Derjenige, welcher erzählen sollte, war ein Amerikaner, folglich schnitt er sich erst ein Priemchen zurecht, etwa drei Zoll lang, und steckte es zwischen die Zähne; dann schob er es einige Male aus dem rechten in den linken und wieder aus dem linken in den rechten Backen, und nun erst begann er seinen Bericht.

»Das war nämlich vor fünf Tagen und zwar auf der Höhe von Cap Roca. Wir hatten einen steifen Nordwester und mußten uns Mühe geben, vom Lande zu bleiben. Während der Nacht bemerkten wir einen Feuerschein Süd bei West; ich ließ also vom Kurse fallen und hielt auf die Richtung hin. Gegen Morgen erreichten wir die Stelle. Was meint Ihr wohl, was wir sahen?«


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»Ein brennendes Schiff!« errieth Einer mit großer Klugheit.

»Ja. Es war ein Franzose, der »Aveugle« von Brest. Er war fast bis auf den Kiel niedergebrannt, und zu retten gab es da nichts mehr. Eben wollten wir uns aus dem Staube machen, als wir einen großen Hühnerkorb bemerkten, an dem ein Mann hing.«

»War er noch lebendig?«

»Ja. Wir fischten ihn auf und nahmen ihn ein. Er erzählte uns die Geschichte. Sie waren gegen Abend von einem Schiffe angesegelt worden, kein Orlogschiff, sondern ein schlanker Schooner mit vollständig schwarzem Segelwerk. Er hatte die rothe Flagge gezogen und befohlen, sich zu ergeben. Das hatte der Franzose nicht gethan. Darauf demaskirte der Fremde seine Kanonen und ließ sie spielen. Nach zehn Minuten enterte er und kam an Bord. Es wurde alles Lebende todt geschlagen; nachher lud man das Werthvollste über und brannte endlich das Fahrzeug an.«

»Und der Matrose, den Ihr auffischtet?«

»Es war ihm gelungen, sich gut zu verstecken. Als er es vor Hitze nicht mehr aushalten konnte, warf er den Korb in See und sprang nach. So fanden wir ihn.«

»Verdammt! Wer mag der »Schwarze« sein?«

»Ob es der »Lion« ist, Kapitain Grandeprise?«

»Sicherlich kein Anderer!«

»So kann man sich in Acht nehmen. Dieser »Lion« soll ein Schnellsegler ohne Gleichen sein.«

»Und dieser Grandeprise ein Spitzbube wie kein zweiter.«

»Und Diejenigen, welche sich vor ihm fürchten, sind Hasen ohne Gleichen!«

Diese letzten Worte hatte Mynheer Dangerlahn gesagt.

»Glaubt Ihr das wirklich?« fragte sein Nachbar, der eine sehr scharfe, amerikanische Physiognomie besaß und den Holländer mit einem Schlangenblicke nur so anleuchtete.

»Ja,« antwortete dieser einfach. »Ihr könnt es wissen, Kapitän Henrico Landola, daß ich nur immer das sage, was ich denke und glaube.«

»So will ich Euch nicht wünschen, daß Ihr dem »Schwarzen« begegnet!«

»Oder ihm nicht, daß er mir begegnet,« meinte der Holländer mit gemüthlichem Lächeln.

»Ich glaube doch, daß Ihr verloren wärt!« sagte der spanische Kapitän wie im Zorne.

»Warum, Sennor?«

»Eure »Jeffrouw Mietje« segelt schwerfällig. Ihr würdet ihm wohl nicht entkommen.«

»Wißt Ihr, ob ich ihm entkommen will?«

»Pah, es ist das Beste für Euch!«

»Hm!«

Bei diesem ungläubigen Hüsteln wurde der Spanier noch eifriger. Er sagte:

»Habt Ihr etwa Kanonen an Bord?«

»Kanonen?« frug der Holländer erstaunt. »Ist meine Jeffrouw etwa ein


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Panzerschiff, daß ich sie mit Kanonen armiren muß? Wir haben tüchtige Handspeichen an Bord; das ist genug.«

»Hochmuth kommt vor dem Fall; merkt Euch das, Mynheer!«

»Gut, werde es nicht vergessen!«

Bei diesen Worten erhob sich Mynheer Dangerlahn. Es war ihm anzusehen, daß ihm das Gespräch und auch die Nachbarschaft des Spaniers nicht gefiel. Er trank aus und ging. Als er am Büffete vorüberschritt, beugte sich Mutter Dry hervor und fragte:

»Wird Jeffrouw Mietje kommen, Mynheer?«

»Ja,« antwortete er.

»Wann?«

»Sogleich!«

Damit ging er mit den langsamen, würdevollen Schritten eines holländischen Schiffseigenthümers und Seekapitäns zur Thüre hinaus. Am Strande fand er sein Boot und ließ sich in demselben nach dem Schiffe rudern. Als er an Bord kam und das Quarterdeck betrat, warf er einen Blick auf seine Frau. Sie sah ihn fragend an, und er antwortete nickend. Diese beiden Leute verstanden sich ohne viele Worte. Er hatte mit seinem Nicken gemeint, daß er meine, sie könne nun ihre Freundin aufsuchen.

Ganz hinten am Stern lehnte ein junger Mann, der vielleicht dreißig Jahre zählen mochte. Er war sehr hoch und stark gebaut, hatte ein ehrliches, offenes Seemannsgesicht und war der erste Steuermann des Schiffes. Mynheer Dangerlahn hielt große Stücke auf ihn.

»Wollt Ihr nicht auch einmal an das Land gehen, Maat?« frage er ihn.

»Ich? Was soll ich da? Wir stechen ja mit der Ebbe schon wie der in See!«

»Und doch könntet Ihr einmal gehen!«

»Warum?«

»Seht Ihr da drüben den spanischen Schooner liegen?«

»Ja, Ihr meint doch die »Pendola«?«

»Ja, die »Pendola«, Kapitän Henrico Landola. Es wäre vielleicht gut, wenn Ihr Euch den Mann einmal ansehen wolltet.«

»Aus welchem Grunde?«

»Er ist Einer von Denen, welchen ich nicht traue, und diese Sorte muß man kennen lernen. Haha, fragte mich der Kerl, ob ich Kanonen führe!«

Jetzt wurde der Steuermann aufmerksam.

»Ah, ist's so!« meinte er. »Was habt Ihr geantwortet, Mynheer?«

»Daß wir keine haben, natürlich.«

»Ganz recht so! Solche Neugierde darf man nicht befriedigen. Wo ist der Kerl zu sehen?«

»Bei Mutter Dry im Hinterzimmer. Ihr könnt mit Jeffrouw an Land rudern.«

»Ich werde es thun, Mynheer.«

Er ging nach seiner Koje, um eine bessere Jacke anzuziehen und kam dann schnell an Deck, denn er hatte gesehen, daß Jeffrouw Mietje sich beeilte, in das Boot zu kommen.


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»Ah, Steuermann Helmers, Ihr geht auch mit an das Land?« fragte sie, als sie ihm am Fallreep traf.

»Ja,« antwortete er. »Ich werde Euch rudern.«

Und er ruderte die Jeffrouw an das Land, obgleich er das als Steuermann nicht nöthig hatte. Als sie das Haus der Mutter Dry erreichten, trat die Holländerin sofort in die Stube, Helmers jedoch schritt erst nach dem Hofraum, um das Etablissement gleich richtig kennen zu lernen. Eben wollte er durch die Hinterthüre treten, als eine eigenthümliche Stimme an sein Ohr schlug. Es sprachen im Hofe zwei Männer mit einander, und die Stimme des Einen klang so, als ob er keine Nase habe.

»Alle Wetter, das ist ja Claussen!« murmelte der Steuermann. »Wie kommt der nach Funchal? Da ist wohl auch nichts Gutes dabei.«

Er horchte. Die beiden Leute im Hofe schienen ein Wenig betrunken zu sein, sonst hätten sie leiser gesprochen, zumal das Thema ihres Gespräches gar nicht an die Oeffentlichkeit zu gehören schien.

»Also wo steckt er?« fragte der Nasenlose.

»Ganz unten im Kielraum bei den Ratten,« antwortete der Andere.

»Donnerwetter, das ist kein angenehmer Aufenthalt! Also deshalb darf kein Anderer als Du hinab in den Raum?«

»Ja, deshalb.«

»Was ist er denn?«

»Ich weiß es nicht.«

»Hast Du ihn nicht gefragt?«

»Doch, aber er sagt es mir nicht. Aber reich muß er sein, sehr reich.«

»Warum denkst Du dies?«

»Weil er mir fünftausend Duros geboten hat, wenn ich ihn entkommen lasse, fünftausend Duros!«

»Alle Teufel! Und Du machst nicht mit?«

»Holzkopf, kann ich denn!«

»Warum nicht?«

»Wenn ich ihn entkommen lasse, ist es um mich geschehen, trotz des vielen Geldes.«

»So fliehst Du mit!«

»Auch das geht nicht.«

»Warum nicht?«

»Es müssen Zwei dazu sein, ihn des Nachts vom Bord zu bringen; Einer ist nicht Manns genug.«

»So thue ich mit.«

»Hm, das ginge! Wenn ich nur wüßte, wer er ist und ob ich mich auf ihn verlassen kann.«

»Wie kam er denn an Bord?«

»Wir holten ihn von einem Schlosse. Es hieß Rodriganda und liegt in der Nähe von Barcelona.«

»Hatte denn Kapitän Landola eine Differenz mit ihm?«


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»Nein. Ich glaube, daß es auf Anstiften des alten Gasparino Cortejo geschehen ist.«

»Wer ist das?«

»Ein schlauer Fuchs von einem Advokaten, der viele Geschäfte mit dem Kapitän macht.«

»Nun, wenn der Mann in einem Schlosse gewohnt hat, so muß er ja Geld haben. Lassen wir ihn los!«

»Das muß noch wohl überlegt sein.«

»Aber fünftausend Duros!«

»Ja, das ist eine Summe! Aber, wie viel würdest Du davon haben wollen, Claussen?«

»Die Hälfte natürlich.«

»Pah, da mache ich nicht mit! Ich bin es doch, der das Meiste dabei thun und riskiren müßte.«

»Meinetwegen, sagen wir also zweitausend!«

»Noch zu viel. Ein Tausend sollst Du haben.«

»Da mache nun ich nicht mit. Wenn ich nur ein Tausend erhalte, sind vier Tausend für Dich zu viel.«

»So lassen wir es ganz einfach bleiben. Um ein Boot an das Land zu schmuggeln -«

Da öffnete sich die Thür der Gaststube; einer der Gäste kam heraus, um nach dem Hofe zu gehen, und darum konnte Helmers das Gespräch nicht länger belauschen. Er trat in das Gastzimmer, wo er stets verkehrte, wenn er mit der »Jeffrouw Mietje« nach Funchal kam. Als die Wirthin ihn erblickte, erhob sie sich von dem Stuhle, auf welchem sie an der Seite ihrer Freundin saß, und streckte ihm die Hände entgegen.

»Ah, Master Helmers, willkommen!« meinte sie. »Der Anblick solcher Leute kann einen erfreuen!«

Er schlug mit ihr ein und antwortete:

»Immer munter, Ma'am! Freue mich stets, Euch wiederzusehen. Schickt mir ein Porter hinaus.«

Er trat in das hintere Zimmer. Die Wirthin schickte ihm das Verlangte und setzte sich dann wieder neben die Holländerin.

»Ein prächtiger Kerl, dieser Helmers,« meinte sie. »Hell und schlupf wie ein Delphin!«

»Und gut dazu,« nickte die Holländerin.

»Ich glaube, daß seine Frau keine Noth mit ihm hat.«

»Keine!« bestätigte Jeffrouw Mietje. »Er ist nüchtern wie Keiner und spart nur für sein Weib und seinen Jungen. Und klug! Denkt Euch, er hat sogar das Gymnasium besucht!«

»Ah, wirklich? Warum ist er nicht Pfarrer oder Advokat geworden?«

»Es hat nicht gelangt, denn seine Eltern waren arm. Er hat einen Freund gehabt, einen gewissen Sternau, der mit ihm das Gymnasium besuchte; dessen Vater hat mit für ihn bezahlt, ist aber leider vor der Zeit gestorben. Dieser Sternau ist


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jetzt ein ganz und gar berühmter Arzt und noch dazu ein reicher Mann geworden, durch einen Grafen.«

»Ist's möglich!« meinte Mutter Dry, die hier eine interessante Geschichte witterte.

»Ja. Er hat einen Grafen, der blind war, geschnitten und geheilt, und dieser hat ihm für die Seinen ein paar mal hunderttausend Dollars gegeben, vielleicht war es gar noch mehr.«

»Herrjesses!« rief Mutter Dry, die Hände in heller Verwunderung zusammenschlagend.

»Es ist eine schreckliche Summe, aber ich gönne sie diesem Doktor Sternau, denn er mag bei all seiner Klugheit auch ein gar lieber und guter Mynheer sein. Seine Familie wohnt nämlich mit der Familie unseres Steuermanns zusammen, mitten in einem Walde bei Mainz.«

»Mitten in einem Walde? Schrecklich! Wenn die Bären oder Indianer kommen!«

»Bären und Indianer wird es vielleicht bei Mainz nicht geben, meine Liebe. Als das viele Geld dort angekommen ist, haben Sternau's zu der Frau unseres Steuermannes gesagt, daß nun auch ihre Noth zu Ende sei; sie würden ihm gern so viel vorschießen, daß er sich ein Schiff kaufen und selbstständig frachten könne.«

»Das ist schön! Da müssen diese beiden Familien allerdings gut Freund sein. Ich will es dem Helmers gern gönnen, wenn es ihm wohl geht. Seeleute wie er sind jetzt sehr selten zu finden.«

In dieser Weise wurde das angefangene Thema weiter ausgesponnen, wobei Jeffrouw Mietje immer strickte und Mutter Dry ihr Buffet bediente. Unterdessen hatte der Steuermann an einer bescheidenen Stelle des Hinterzimmers Platz genommen. Er gehörte nicht zu denjenigen Menschen, welche sich andern gern aufdringlich nahen. Dennoch aber hatte er die Aufmerksamkeit einiger Anwesenden erregt, die ihn bereits früher kennen gelernt hatten.

»Hollah, Steuermann Helmers,« sagte Einer von ihnen. »Auch wieder am Platze? Wir haben vorhin bereits Euern Alten gesehen. Wie geht es, Maat?«

»Danke Kapitän; man darf es nicht tadeln. Kapitän Dangerlahn versteht sein Fach und hält auf seine Leute.«

»Dangerlahn?« tönte da die scharfe Stimme des Amerikaners herüber. »Seid Ihr Maat bei ihm?«

»Ja.«

»Wie lange fahrt Ihr mit ihm?«

»Vier Jahre.«

»Wo kommt Ihr diesesmal her?«

»Von den Molukken.«

»So habt Ihr Gewürz geladen?«

»Ja.«

»Zu welchem Werthe?«

»Da müßt Ihr den Kapitän selber fragen!«

»Na, so ungefähr müßt Ihr als Steuermann es doch auch wissen.«

»Allerdings, aber nicht für jeden Neugierigen.«


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»Was soll das heißen, Maate? Ich will nicht hoffen, daß Ihr einen altbefahrenen Kapitän unhöflich bedienen wollt!«

»Und ich will nicht hoffen, daß Ihr denkt, einen jungen unbefahrenen Swalker aushorchen zu können. Ich schätze, Ihr seid Kapitän Henrico Landola?«

»Der bin ich allerdings.«

»So kümmert Euch um Eure eigene Ladung, die allerdings nicht in Gewürz zu bestehen scheint!«

Da sprang der Kapitän auf und trat einen Schritt hinter der Tafel hervor.

»Sucht Ihr etwa Zank, junger Mensch? Ihr könnt ein gutes, scharfes Messer finden! Was habt Ihr Euch um meine Ladung zu kümmern?«

»Und was Ihr um die meinige?«

»Ich habe Euch ehrlich gefragt, aber nicht in Räthseln gesprochen. Glaubt Ihr etwa, daß ich unrechtes Gut führe, he?«

»Pah, wollt Ihr uns wohl einmal zeigen, was in Eurem Kielraum steckt, so daß keiner Eurer Matrosen hinunter darf?«

Der Kapitän wurde leichenblaß vor Schreck, nahm sich aber zusammen und sagte:

»Ihr träumt wohl? Ich komme aus Spanien und Ihr von den Molukken. Was wollt Ihr von meinem Kielraum wissen!«

»Daß ein Gefangener unten steckt.«

Auch jetzt faßte sich der Kapitän trotz seiner abermaligen Bestürzung schnell und antwortete:

»Habe ich etwa nicht das Recht, einen rebellischen Matrosen einzusperren?«

»Gewiß, aber Ihr habt nicht das Recht, einzusperren, was Euch der Advokat Gasparino Cortejo an Bord bringt, oder was Ihr Euch von Schloß Rodriganda holt!«

Jetzt allerdings war es um die Fassung des Kapitäns vollständig geschehen. Das Entsetzen war seinen Zügen so deutlich aufgezeichnet, daß ihn die Anderen alle mit Kopfschütteln betrachteten. Er bemerkte dies und strengte alle seine Kraft an, um sich zu beherrschen.

»Entweder Ihr seid wahnsinnig, oder somnambul!« lachte er gezwungen. »Wann habt Ihr hier Anker geworfen?«

»Vor zwei Stunden.«

»Und ich vor vier. Wir kommen aus entgegengesetzten Richtungen; was könnt Ihr also wissen! Uebrigens habe ich keine Zeit, Eure Phantasieen anzuhören. Adieu, Ihr Herren!«

Er stülpte seinen Südwester auf den Kopf und ging.

»Was war das? Was wißt Ihr, Maat?« frugen die Anderen, als er fort war.

»O, nichts. Ich erlauschte nur ein Gespräch von zweien seiner Leute.«

»Ah, ist es das! Aber es kann nichts Gutes dabei sein; der Mann erschrack ja fürchterlich!«

Landola begab sich direkt nach seinem Schiffe.

»Woher weiß das dieser Mensch!« murmelte er. »Es ist mir unbegreiflich, vollständig unbegreiflich! Ich muß ihn unschädlich machen. Ich hatte es so bereits


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auf die »Jeffrouw Mietje« abgesehen, nun aber muß sie sicher mein werden. Eine Stunde nach ihr verlasse ich den Hafen.«

Die beiden Matrosen, welche der Steuermann Helmers belauscht hatte, ruderten ihn nach seinem Schiffe, wo er sich sogleich zu dem Steuermanne begab.

»Hollah, Maat, heute giebt es aufzupassen!« sagte er.

»Ein neues Geschäft, Sennor?«

»Ja.«

»Mit wem?

»Mit dem Holländer da drüben. Er wird mit der Ebbe den Hafen verlassen, also gegen Abend. Eine Stunde später gehen wir. Aber es braucht vorher kein Mensch Etwas zu wissen!«

»Verstehe, Sennor! Hat die »Jeffrouw Mietje« gute Ladung?«

»Gewürz von den Molukken.«

»Viel Bedeckung?«

»Natürlich nur einfache Barkenbemannung. Wir sind doppelt so zahlreich.«

»Machen wir es wie gewöhnlich?«

»Ja. Wir gehen hart an sie heran, geben eine einzige Breitseite und entern dann.«

»Wer führt die Enterer heute, ich oder Ihr selbst?«

»Ich selbst. Es giebt auf der »Jeffrouw« Einen, den ich mir heraussuchen muß.«

Diese Angelegenheit war somit erledigt. Eine andere, fast ebenso wichtige wurde vorne am Bugspriete besprochen. Dort stand der Matrose Claussen mit seinem Kameraden. Sie sprachen von dem Gefangenen.

»Also, willst Du mit ihm reden?« fragte der Erstere.

»Ja.«

»Und ich bekomme fünfzehnhundert Duros?«

»Ja.«

»Er wird doch einstimmen?«

»Das versteht sich ganz von selbst.«

»Und wie bringen wir ihn herauf und an das Ufer?«

»Du wirst Wache halten.«

»Wo?«

»An der Hinterluke.«

»Gut.«

»Eine Stunde nach Einbruch des Abends erhalten wir Alle unsere Rationen. Wir richten es ein, daß wir die unserigen zuerst erhalten. Dann gehst Du auf Deinen Posten und ich steige schnell hinab, um ihn zu holen. Wenn wir rasch genug machen, bringen wir ihn an den Regeling noch während die Anderen beim Koche stehen. Dann schnell am Tau hinab in das kleine Boot und an das Land.«

»Und dann?«

»Dann sofort hinauf in die Berge, wo wir uns verstecken, bis die »Pendola« den Hafen verlassen hat. Die Insel ist gebirgig und zerklüftet genug, um uns sichere Verstecke zu bieten.«

»So gehe hinab und sprich mit ihm!«


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Der Matrose stieg durch die Hinterluke in den Kielraum hinab. Dort lag tiefer Sand als Ballast aufgeschichtet, und in diesem feuchten Sande, in welchem die Ratten und Mäuse ihr Domicil aufgeschlagen hatten, lag, in vollständiges Dunkel eingehüllt und mit Ketten angeschlossen, Mariano, oder wie er in Rodriganda genannt wurde, der Husarenlieutenant Alfred de Lautreville.

Er hatte böse Tage und Stunden bis hierher gehabt, die größten Qualen aber hatte ihm der Gedanke an die Geliebte und die Freunde bereitet. Als er die Schritte des Matrosen hörte, fragte er:

»Wer ist da?«

»Ich, Sennor; ich bringe Wasser.«

»Gieb her; ich verschmachte mitten im nassen Sande!«

Der Matrose setzte ihm einen Krug hin und that dann, als ob er sich wieder entfernen wolle.

»Halt, warte!« bat Mariano.

»Was ist es noch, Sennor?« frug der Mann.

»Hast Du Dir meinen Vorschlag überlegt?«

»Ja.«

»Nun?«

»Ihr bietet zu wenig!«

»Sind fünftausend Duros zu wenig?

»Ja.«

»Sie sind ein Vermögen für Dich!«

»Für mich, ja, aber ich muß sie theilen. Ich kann es nicht allein thun, Sennor.«

»Du brauchst noch jemand?«

»Ja; wenigstens noch Einen.«

»Wirst Du noch Einen finden, der uns nicht verräth?«

»Ich hätte ihn schon, wenn wir über den Preis einig werden könnten.«

»Gut. Wie viel willst Du?«

»Nicht viel. Sechstausend anstatt fünftausend Duros.«

»Wann soll es geschehen?«

»Schon heute, beim Einbruche des Abends, wenn Ihr mir versprecht, die Summe zu bezahlen.«

»Gut, Ihr sollt sie haben!«

»Gewiß?«

»Gewiß!«

»Ihr werdet uns nicht betrügen?«

»Nein. Ich gebe Dir mein Ehrenwort.«

»Ich glaube Euch! Wir werden heute in die Berge gehen und dort warten, bis wir sicher sind.«

»Das ist nicht nothwendig. Ich bin widerrechtlich gefangen, und Ihr seid auf einem Seeräuber, ohne daß Ihr gewußt habt, daß es einer ist. Sobald wir das Land betreten, schützt uns das Gesetz.«

»Wißt Ihr das gewiß?«

»Ja; tragt nur keine Sorge!«


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Unterdessen hatte die gute Jeffrouw Mietje ihre Visite bei Mutter Dry beendet und ließ sich von dem Steuermann wieder nach der Barke fahren, auf welcher man bereits die Vorbereitungen traf, wieder in See zu stechen. Die Ebbe begann, sich allmählig bemerklich zu machen.

»Nun, wie hat Euch dieser Landola gefallen?« fragte der Holländer seinen Steuermann.

»Wie Einer, dem nicht zu trauen ist. Er erkundigte sich so zu dringlich nach unseren Verhältnissen, daß ich ihn streng zurechtweisen mußte. Fast müßte ich glauben, daß wir uns in Acht nehmen müssen.«

»Wollen sehen, Maat. In einer Stunde gehen wir in See; dann wird es sich finden.«

Zu der angegebenen Zeit, eben als der Abend hereinbrach nahm die »Jeffrouw Mietje« den Anker auf und schwankte, erst langsam und dann im immer schnelleren Laufe, in die See hinaus.

Kaum eine Stunde später gab auf der »Pendola« die Schiffsglocke das Zeichen, daß die Abendrationen auszutheilen seien. Alles eilte an die Kombüse, wo der Koch stand, um die Vertheilung zu bewerkstelligen. Die beiden Verschworenen waren die Ersten, welche ihre Portionen erhielten. Dann eilte der nasenlose Matrose zunächst nach der Reiling, um zu sehen, ob das an Steuerbord hangende Boot sich in Ordnung befinde, und stellte sich dann so unauffällig wie möglich an der Hinterluke auf. Sein Kamerad war indessen zu derselben hinab nach dem Kielraume gestiegen.

»Kommst Du?« fragte der Gefangene.

»Ja.«

»Wie steht es mit den Fesseln?«

»Ich habe den Kettenzwicker mit. Wir brauchen keine Schlüssel.«

In Zeit von zwei Minuten waren die Ketten gelöst, dann stiegen die Beiden aufwärts. Eben tauchten sie aus der Lucke empor, als ein Ruf erscholl' der sie mit Schrecken erfüllte.

»Alle Hand an Deck!« ertönte die Stimme des Kapitäns, der sich vorne am Bug befunden hatte.

Er kam nach Hinten gegangen und wollte gerade an dem Augenblicke vorüber, als die beiden Matrosen den Gefangenen faßten, um ihn schnell aus der Lucke zu zerren.

»Alle Teufel, was ist das?« schrie er. »Deckwache herbei!«

Er schlug die Faust mit solcher Kraft dem vor Hunger und sonstigen Entbehrungen erschöpften Mariano in das Gesicht, daß dieser die Luckenstiege wieder hinabstürzte. Im nächsten Augenblicke waren die beiden Matrosen von der Deckwache umringt. Sie wurden überwältigt, gebunden und einstweilen in den Wergraum eingeschlossen.

Hiermit war bei der auf dem Schiffe herrschenden Disciplin die Ruhe und Ordnung wieder hergestellt. Die Lampen wurden aufgesteckt, die beiden Anker aufgewunden und die Segel gestellt. Der Wind legte sich in die Leinwand und die »Pendola« rauschte in schnellem Gange dem Meere entgegen. Sie war ein bedeutend besserer Segler als die »Jeffrouw Mietje«.


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Der Kapitän hing in den Wanten und beobachtete die Schnelligkeit des Schiffes. Er konnte zufrieden sein.

»Hurrah, nehmt die Spieren ab - beschlagt die Leinen, und hißt die schwarzen Segel - hängt die Truggallione auf - klar mit den Kanonen - fertig zum Kampfe!«

Diese Befehle brachten für mehrere Minuten ein wirres Durcheinander auf dem Schiffe hervor; als dasselbe vorüber kam, hatte die »Pendola« ein ganz verändertes Aussehen bekommen, so daß es fast unmöglich war, sie in dieser Verkleidung zu erkennen.

»Was meint Ihr, Maat, werden wir den Holländer einholen?« fragte der Kapitän.

»Jedenfalls, Sennor,« antwortete der Steuermann.

»Auch mit unserem veränderten Segelwerk?«

»Auch so. Ich habe sie bei der Abfahrt beobachtet. Wir machen fünf Knoten mehr als sie.«

»So können wir ihr in zwei Stunden zum Tanze aufspielen.«

Die »Jeffrouw Mietje« hatte unterdessen längst die hohe See erreicht und ging in ihrer gewöhnlichen ruhigen, nicht übereilten Weise direkt nach Norden. Später ging der Mond auf, und das Meer leuchtete in grün-silbernem Schimmer. Die Jeffrouw saß an ihrem gewöhnlichen Platze, um Strümpfe zu stricken; der Kapitän saß in der Kajüte, um seine Berechnungen einzutragen, und der Steuermann lehnte am Rade, mehr zurück, als nach vorne blickend. Er hatte das gute Nachtrohr in der Hand. Da ertönte plötzlich seine laute Stimme:

»Heda, Niels!«

»Ja, Maat!« lautete die Antwort.

»Spring schnell zum Kapitän hinab, er soll rasch heraufkommen!«

»Sogleich!«

Kaum eine Minute später stand der Kapitän bei dem Steuermann.

»Was giebt es, Maat?« fragte er.

»Nehmt einmal das Rohr und blickt zurück in gerader Kielwasserlinie!«

Der Kapitän that es, setzte einige Male ab, schaute wieder hin und sagte endlich:

»Ich will gekielholt sein, wenn das nicht ein Fahrzeug ist

Spätauflage

»Kein Fahrzeug, Mynheer, sondern ein Schiff!«

Der Seemann macht nämlich einen Unterschied zwischen Schiffen und Fahrzeugen. Zu den Ersteren rechnet er nur alle Arten der Dreimaster. Zwei- und Einmaster sind Fahrzeuge.

»Richtig!« sagte der Kapitän, indem er abermals hindurchblickte; »es ist ein dreimastiges Schiff.«

»Aber welches, was für eines, Mynheer?«

»Wer weiß es! Fallt ein Wenig nach Steuerbord ab, daß wir ihm unser Kielwasser nehmen. Vielleicht verliert es uns aus dem Gesichte.«

Der Steuermann gehorchte, aber es zeigte sich bald, daß das Schiff seine Richtung auch änderte.

»Hollah, er hat es wahrhaftig auf uns abgesehen,« meinte Mynheer Dangerlahn.


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»Ja. Und er segelt sehr gut. In einer halben Stunde ist er an unserer Seite.«

»Nehmt etwas mehr Leinwand auf, damit wir Zeit gewinnen. Wir wollen ihn empfangen.« Und sich nach vorne wendend, kommandirte er: »Hollah, Jungens, ein Pirat hinter uns! Nehmt die Enternetze nur hinten auf! Waffen her und gehacktes Blei für die Drehbassen. Jeder Mann erhält nach dem Kampfe doppelte Ration und eine Flasche Rum!«

»Hurrah!« rief es vorne.

Wenn Kapitän Landola Zeuge der Vorbereitungen hätte sein können, welche jetzt auf der »Jeffrouw Mietje« gemacht wurden, so wäre es ihm wohl ein Wenig sorglich um das Herz geworden. Die wackeren Niederländer und Friesen streiften ihre Hemdärmel empor, als ob es zum Spiele gehe. Es wurden riesige Aexte und Beile, die verschiedensten Arten von Stech-, Hieb- und Schießgewehren herbeigeschafft, und die zwei Drehbassen lud man mit gehacktem Blei; dann deckte man sie zu, damit der Feind denken solle, daß man nicht mit Geschützen versehen sei.

Selbst Jeffrouw Mietje fühlte sich aus ihrem Gleichgewichte gebracht. Sie legte die Hände mit dem Strickstrumpfe in den Schooß und sah den Vorbereitungen zu. Endlich erhob sie sich gar und stieg langsam hinunter in die Pulverkammer. Als sie zurück kam, trug sie ein Lastkörbchen, in welchem sich dunkle, birnenförmige Kugeln befanden, welche je mit einem Zünder versehen waren. Dies waren die berühmten javanischen Feuerkugeln, deren man sich bedient, um die malayischen Seeräuber von sich abzuhalten, indem man ihre Prauen in Brand steckt.

»Sind es genug?« fragte sie Mynheer.

»Ja,« antwortete er.

Er war es gewohnt, daß Jeffrouw sich mit am Kampfe betheiligte und ließ ihr also auch heute ihren Willen. Das fremde Schiff kam näher und näher. Es folgte noch immer gerade im Kielwasser, bog dann aber ein Wenig aus und setzte noch ein Segel bei, um schneller heranzukommen. Jetzt segelte es beinahe Breite zu Breite, und nun gab es einen Schuß ab.

»Beidrehen!« erklang eine helle, scharfe Stimme.

»Sehr wohl!« antwortete Mynheer und ließ wirklich beidrehen.

»Welch' ein Schiff?« frug man wieder von drüben.

»Jeffrouw Mietje aus Amsterdam.«

»Welcher Kapitän?«

»Kapitän Dangerlahn.«

»Woher und wohin?«

»Von den Molukken nach Hause.«

Bis jetzt hatte der Holländer unweigerlich geantwortet, gerade als ob er das andere Schiff für ein Kriegsschiff halte. Nun aber fragte er selbst:

»Welches Schiff Ihr da drüben?«

»Das schwarze Schiff. Ergebt Euch!

»Kommt herüber, Maulaffen!«

»Hurrah!« beantworteten die Holländer das muthige Kraftwort ihres Kapitäns.

Ein Vollschuß war die Antwort; aber die Deining hatte den Gegner zur


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Seite gelegt, und so ging der Schuß fehl. Ein lautes Gelächter ertönte auf der »Jeffrouw Mietje«.

»Treibt hinan! Fertig zum Entern!« erscholl es auf dem schwarzen Schiffe.

»Hinaus mit den Netzen! Kommt heran!« befahl Mynheer Dangerlahn.

Jetzt, da die beiden Schiffe kaum noch eine Schiffslänge auseinander trieben, gab der Seeräuber eine volle Salve. Die »Jeffrouw« erbebte bis hinab zum Kiele, aber im Mast- und Segelwerk war nicht das Geringste beschädigt.

»Hurrah zum Entern!« brüllte es drüben.

»Hurrah, Jungens, zurück!« rief der Holländer. »Gebt ihnen Raum!«

Die beiden Schiffe hingen jetzt mit den Enterhaken zusammen; da aber der Holländer sein Hinterdeck durch die Enternetze geschützt hatte, so zwang er den Feind, am Vorderdeck herüberzukommen. Dadurch wurden die Seeräuber an seinem Vorderkastell dicht zusammengedrängt.

»Es sind genug hüben, Jungens,« rief jetzt Dangerlahn. »Klar mit den Drehbassen! Feuer!«

Die beiden Drehbassen wurden im Nu enthüllt und auf den Knäul der Feinde gerichtet; die zwei Schüsse krachten, und das gehackte Blei riß den ganzen Knäul in Fetzen.

»Bravo, Jungens! Schnell laden!« befahl Dangerlahn. »Feuer!«

Von drüben hatten die Räuber nachgedrängt; sie kamen über die zerfetzten Leichen der Ihrigen herübergesprungen, aber es ging ihnen bei der zweiten Salve ebenso wie den Vorigen: sie wurden niedergeschmettert.

»Drauf auf sie!« rief jetzt der Holländer.

Die braven Friesen rafften die Aexte auf und warfen sich auf die Räuber. Auch der Steuermann, welcher bisher am Ruder gestanden hatte, ergriff eine dieser furchtbaren Waffen und sprang nach vorn. Da sah er, daß die Räuber alle schwarze Masken trugen. Einer that sich durch ein ganz besonderes Ungestüm hervor; er war es auch, welcher kommandirte. Gegen ihn führte der Steuermann einen Hieb, den der Feind aber mit dem Enterbeile parirte; die beiden Waffen prallten mit aller Gewalt zusammen und flogen dadurch den Kämpfern aus den Händen.

»Ah, Du bist es, Hund!« rief der Räuber, als er den Steuermann erkannte. »Dich muß ich haben!«

Er faßte ihn mit der Linken bei der Brust und zückte das Messer. Helmers wand es ihm aus der Hand und warf es weit über Bord hinaus. Dabei verschob sich die Maske und fiel herab. Der Steuermann erblickte ein bekanntes Gesicht:

»Kapitän Landola!« rief er. »Ah, Du wirst lebendig mein!«

Er wollte ihn niederreißen, da aber erscholl hinten ein Schreckensruf:

»Feuer im Schiff! Zurück!«

Er blickte nach hinten und gab dadurch dem Gegner Gelegenheit, sich loszureißen. Hinten auf dem Quarterdeck stand Jeffrouw Mietje und warf eine Zündkugel nach der andern hinüber auf das Deck des Feindes, welches bereits Feuer fing. Dies zwang die Räuber, auf ihr Schiff zurückzukehren. Die Enterhaken wurden gelöst; der Holländer war gerettet.

»Hurrah!« rief Dangerlahn. »Wir sind sie los, Jungens. Auf mit den Segeln, daß wir fortkommen. Dann macht das Deck wieder klar!«


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Das Vordeck schwamm von Blut, aber von der Besatzung des Holländers war kaum Einer verwundet. Die Segel wurden wieder aufgezogen und die Barke setzte ihren Lauf fort. Die Stückkugeln der einzigen Salve, welche sie erhalten hatte, hatten nicht sehr zerstörend gewirkt; der Schaden konnte leicht ausgebessert werden. Man sah noch, daß das Feuer auf dem Raubschiffe wieder gedämpft wurde, und der Steuermann ärgerte sich nicht wenig, daß ihm der schwarze Kapitän entkommen war. - -

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Neuntes Kapitel.

Die Heilung.

»Da glänzt auf saftig grünen Matten
Umzwitschert von der Vöglein Chor,
In düftereicher Bäume Schatten
Sein liebes Vaterhaus hervor.

Und dort im Gärtchen, unter Reben,
In sanftem Schlummer hingelehnt,
Sitzt Die, von Blüthenduft umgeben,
Nach der er sich so heiß gesehnt.

D'rum fühlt gestillt er all' sein Sehnen,
Es klopft sein Herz vor Himmelslust'
Und unter tausend Freudenthränen
Stürzt er sich an der Mutter Brust. -«

Wenn man auf der Karte von Mainz aus eine gerade Linie bis nach Kreuznach zieht, so berührt diese Linie den Namen eines Dörfchens, welches der Sitz einer Oberförsterei ist. Dieser Letztere bildet ein hohes, geräumiges, schloßähnliches Gebäude, welches vor Jahrhunderten für eine zahlreichere Bewohnerschaft gebaut worden ist, als diejenige, welche es zu der Zeit belebte, in welcher die interessanten Ereignisse spielten, von denen unsere Geschichte erzählt.

Der alte Oberförster Rodenstein war nämlich niemals verheirathet gewesen, und da ihm sein Schloß zu einsam wurde, so bat er eine entfernte Verwandte, mit ihrer Tochter zu ihm zu ziehen. Diese Verwandte, eine Frau Sternau, war nun keine Andere als die Mutter des berühmten Operateurs Doctor Karl Sternau. Sie war seit langer Zeit Wittfrau und erfüllte daher nicht ungern den Wunsch ihres Verwandten, welcher gewöhnlich »Herr Hauptmann« genannt wurde, weil er diesen Grad bei der Landwehr begleitet hatte.

Auf einer Art von kleinem Vorwerke, welches eigentlich eher ein Vorhof des Schlosses genannt werden sollte, wohnte die kleine Familie des Steuermann Helmers, dessen Verhältnisse wir noch näher kennen lernen werden. Diese Familie bestand außer dem viel abwesenden Vater nur aus Frau Helmers und einem fünfjährigen Sohne, dem kleinen Kurt, der ein ganz außerordentlicher Tausendsassa, aber auch zugleich der erklärte Liebling sämmtlicher Schloßbewohner war.

Es war heut an einem sehr frühen Morgen, da saß der Herr Hauptmann bereits in seinem Arbeitszimmer und rechnete Tabellen aus. Das war diejenige


Ende der zehnten Lieferung - Fortsetzung folgt.



Karl May: Waldröschen

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