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KARL MAY

Briefe an den Verleger Josef R. Vilimek, Prag




Die hier erstmals veröffentlichten Briefe Karl Mays an seinen tschechischen Verleger Josef R. Vilimek sollen die vorstehende Untersuchung ergänzen und dokumentarisch untermauern. Die Forschung erhält durch dieses Brief-Konvolut, dessen Originale im Prager »Literarischen Archiv PNP« aufbewahrt werden, einen weiteren beachtenswerten Einblick in den Themenbereich der Beziehungen Mays zu seinen Verlegern. Die notwendigen Erläuterungen zum Inhalt der Briefe ergeben sich aus der vorstehenden Rahmen-Arbeit von Manfred Hecker und Hans-Dieter Steinmetz.

Radebeul-Dresden, d. 17./12. 97.

Sehr geehrter Herr!

Es ist mir nicht möglich gewesen, Ihren Brief richtig zu verstehen. Bitte, haben Sie darum die Güte, mir mitzuteilen, welches Honorar Sie mir  p r o   A u f l a g e  bieten und wie hoch diese Auflage sein soll. Ich schrieb Ihnen schon, daß es mir aber noch lieber sein würde, alle meine Rechte (bis 30 Jahre nach meinem Tod) für eine bestimmte, einmal zu zahlende Summe an Sie abzutreten.

Mit vorzüglicher Hochachtung

ergebenst Dr. Karl May.

Radebeul-Dresden, den 18./5. 98.

Sehr geehrter Herr!

Wenn ich Ihnen noch nicht geschrieben habe, so liegt das daran, daß ich in Wien, München, Stuttgart etc. von den höchsten und hohen Herrschaften und Tausenden von Lesern so in Anspruch genommen


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wurde, daß mir faktisch keine Zeit für mich selbst geblieben ist und ich vielmehr vor Anstrengung schwer krank geworden bin. Dann mußte ich nach Norddeutschland und bin von da erst vor einigen Tagen zurückgekehrt.

Was Ihre Auseinandersetzung betrifft, so giebt es außer Ihnen - man sollte es wohl nicht glauben -  n o c h   e l f  Offerten. Sie sehen also, Verehrtester, daß auch die Andern  n i c h t , wie Sie meinen,  o h n e  Rücksicht auf den Autor an das Werk gehen wollen. Die Mehrzahl von ihnen sind nicht Verleger sondern Uebersetzer, welche Wiener Buchhändler hinter sich haben und mir die Autorisation honoriren wollen. Also ich habe die Wahl!

Nun weiß ich, daß Sie Ihrer Leistungsfähigkeit wegen den Vorzug verdienen, und so würde es mich freuen, wenn ich mit Ihnen einig würde. Nur ist es ein Irrthum, daß ich mit 150 Mrk. einverstanden gewesen sei.

Die Fehsenfeldschen Bände enthalten fast  d o p p e l t  soviel wie die Spemannschen und wie die Verne'schen Werke; ich halte da eine Honorarsteigerung für ganz selbstverständlich und glaube, nicht unbescheiden zu sein, wenn ich 200 Mark sage. Auch möchte ich contractlich festgestellt haben, wie hoch die Auflage für diese 200 Mrk. sein soll. Und was dieses Honorar betrifft, so würde, da ich sehr oft für lange Zeit von daheim auf Reisen abwesend bin, es mir lieb sein, wenn es pränumerando zu entrichten wäre!

Es ist selbstverständlich, daß eine autorisirte Ausgabe ein anderes Ansehen und auch andern Erfolg haben würde als eine sogenannte wilde, und ich bin überzeugt, daß meine Wünsche gewiß nicht schwer zu erfüllen sind.

Mit vorzüglicher Hochachtung bin ich

Ihr ergebener

Dr. Karl May.

Radebeul, den 8./7. 98.

Sehr geehrter Herr!

Nichts ist mir peinlicher, als in geschäftlichen Angelegenheiten markten und feilschen zu müssen.

Meine Werke sind nicht zu beurtheilen wie die Bücher Anderer, auch


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Verne's. Die meinigen sind nicht blos die Früchte langer und angestrengter Studien sondern noch mehr die Erfolge fast 30jähriger Reisen, Entbehrungen und Gefahren; sie sind, man kann das wörtlich nehmen, mit meinem Blute aus den Wunden geflossen, deren Narben ich noch heut an meinem Körper trage. Das haben bisher  a l l e  meine Verleger eingesehen und mir ohne Ausnahme ein anständiges Entgegenkommen gezeigt. Ich reise noch heut und bin in Beziehung auf die Kosten dieser Reisen auf meine Honorare angewiesen. Außerdem ist jeder nicht literarischen Schund producirende Schriftsteller schon einfach seiner Ehre schuldig, seine Werke und seine Rechte nicht für Hintertreppenhonorare zu vergeben. Das werden Sie geehrter Herr, wohl auch einsehen und mir Folgendes gestatten:

Professor Szrekrényi, der Uebersetzer und Herausgeber meiner Werke in ungarischer Sprache, zahlt mir pro Tausend 250 Mark, also 25 Pfennige pro Buch, und macht dabei bedeutende Geschäfte. Den Umstand berücksichtigend, daß ich oft und lange auf Reisen abwesend bin, hat er mir (auch im Contract bemerkt), die ersten 11 Bände pränumerando bezahlt. Das ist ein glattes, anständiges Geschäft!

Ich will Ihnen gegenüber gern berücksichtigen, daß Sie meinten, nicht soviel Käufer zu bekommen wie er. Sie sprachen in Prag von 3000; jetzt telegraphiren Sie von 5000. Eine Honorarforderung von 5 deutschen Pfennigen pro Buch, also 250 Mark pro 5000 ist, wie mir Jedermann zugeben wird, so niedrig gegriffen, wie die schriftstellerische Ambition kaum erlaubt; tiefer gehen  k a n n   i c h   n i c h t  und erhoffe dabei die Zahlung der von Ihnen in Angriff genommenen 6 ersten Bände bei Abschluß des Contractes, den ich Ihnen, sobald Sie mir Ihr Einverständniß erklären, sofort zur Unterschrift zusenden werde.

Also 5 arme, deutsche Pfennige pro Buch. Selbst der Herausgeber in slowenischer Sprache (Groz) hat mir kürzlich 15 bezahlt, natürlich auch pränumerando. Sie verreisen; auch ich trete nach kurzer Zeit meinen Ausflug nach Bagdad etc. etc. an; ein  b a l d i g e r  Abschluß ist also für beide Theile wünschenswerth.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Dr. Karl May.


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Radebeul, d. 12./7. 98.

Sehr geehrter Herr!

Es thut mir unendlich leid, daß Sie auf eine so schnelle Entscheidung dringen und diese doch selbst verzögern. Sie senden mir zwar das Inserat, aber nur die Hälfte desselben; die andere mit dem Namen ist abgeschnitten, was doch nur die Absicht haben kann, daß mir die Firma unbekannt bleiben soll! Es versteht sich aber ganz von selbst, daß ich klarsehen, also den Namen des Buchhändlers und auch das Blatt, in welchem die Annonce erschienen ist, erfahren muß. Ich bitte um gütige Mittheilung beider!

Es sind zwei Fälle möglich. Entweder beabsichtigt der betreffende Verleger wirklich, eine Uebersetzung meiner Werke ohne mein Wissen herauszugeben. Dann weiß ich, wie ich diesen Mann zu nennen habe. Wer sich der Arbeitserfolge eines Andern bemächtigt, um sich die Taschen zu füllen, ohne daß der Andere eine verhältnismäßige Entschädigung bekommt, der ist gebranntmarkt, auch wenn die Justiz ihn nicht bestrafen kann. Glücklicher Weise aber giebt es auch bei den gegenwärtigen literarischen Rechtsverhältnissen zwischen Oesterreich und Deutschland, manchem nicht juridisch gebildeten Verleger unbewußt, schon Wege, auf denen es möglich ist, einer solchen Rücksichtslosigkeit zu steuern!

Oder aber der zweite Fall: die betreffende Firma gehört zu denen, die eben jetzt noch mit mir unterhandeln, und hat in der Voraussicht, daß wir einig werden, das Inserat einrücken lassen. Dann ist die Annonce für mich das erfreuliche Zeichen eines baldigen Contractabschlusses.

Auch ich verreise, wie ich Ihnen bereits mitgetheilt habe, und zwar für lange Zeit, weit über das laufende Jahr hinaus, und so ist es selbstverständlich, daß ich lange Verhandlungen und einen Contract mit Honorarverzettelungen resp. weit auseinandergeschobenen Zahlungen geringer Beträge möglichst vermeiden muß.

Mit vorzüglicher Hochachtung habe ich

die Ehre zu sein

Ihr ergebener Dr. Karl May.


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Radebeul-Dresden, d. 8/9. 00.

Sehr geehrter Herr!

Da ich wegen Ueberhäufung mit Arbeit nicht nach Prag reisen kann und doch eine  m ü n d l i c h e  Besprechung geboten erscheint, so wäre es mir allerdings lieb, wenn Sie die Güte haben und hierherkommen wollten.

B e s t i m m t  aber bin ich nur noch bis nächsten Donnerstag Abend hier. Auch würden Sie mich Ihnen zu Dank verpflichten, wenn Sie mir die Freundlichkeit erwiesen, mich durch einige vorausgesandte Zeilen über die Zeit Ihrer Ankunft unterrichten zu wollen; ich könnte sonst grad diesen Tag über abwesend sein.

Mit vorzüglicher Hochachtung

ergebenst Dr. Karl May.

HOTEL ERBPRINZ

Weimar, den 21ten Septbr. 1900.

Sehr geehrter Herr!

So? Also auch Sie haben sich der Schaar derer angereiht, welche nachträglich schreiben oder gar depeschiren, weil sie vorher versäumten, es zu thun! Nach einer so langen, anderthalbjährigen Abwesenheit giebt es in der Heimath für mich so viel Pflichten zu erfüllen, daß ich der Herr keines einzigen Tages bin und mich nur für wichtige Besuche nach Hause telegraphiren lasse. Hätten Sie die Güte gehabt, am vorigen Abende, als Sie den Entschluß faßten, zu depeschiren, so hätte ich mich, allerdings nicht früh, aber doch am Nachmittag einfinden können.

Sie wollen Winnetou herausgeben - auch 300 Mark pro Band. Verehrtester, nachdem der Versuch mit den ersten sechs Bänden, den Sie ja machen wollten, so außerordentlich gelungen ist, daß er die Aufmerksamkeit und den Neid anderer Verleger erregt (es wurden mir Offerten aus Wien etc. gemacht), ist das Verhältniß doch ein anderes geworden. Winnetou ist das  H a u p t w e r k  dieser Serie und wird viel, viel mehr gekauft werden als die ersten Bände, für welche Sie mir ein Honorar von 6 Pf. sage und schreibe

S e c h s   P f e n n i g e n 

pro Exemplar gezahlt haben.


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Meine jetzt beendete Reise hat gegen 50.000 gekostet, denn um solche Werke schreiben zu können, muß ich stets allein und unabhängig reisen und darf mir nicht um des Geldes willen Erlebnisse und Beobachtungen versagen, welche nothwendig zu machen sind. Das müssen mir die Bücher natürlich wieder einbringen. Bei solchem Honorare aber müßte ich auf jede weitere Reise verzichten, und das will keiner meiner Verleger und keiner meiner Leser. Ich gestatte mir also die Frage (unter vier Augen): Wollen Sie, die Verlagshandlung Vilimek in Prag, in meiner demnächst erscheinenden Biographie mit »Sechs Pfennige pro Exemplar« aufgeführt werden? Nein! Unmöglich! Nachdem ich die Ehre hatte, Sie persönlich kennen zu lernen, bin ich überzeugt, daß Sie ganz aus eigener Initiative mir hier aber einige verbessernde Zeilen zukommen lassen werden. Diese würden mir von daheim  s o f o r t  nachgesandt werden, da man dort über meinen jeweiligen Aufenthalt stets unterrichtet ist. Ein persönliches Aussprechen ist freilich wünschenswerther als dieses häßliche Feilschen aus der Ferne, doch bin ich leider zu sehr in Anspruch genommen, als daß ich nach Prag reisen könnte, zudem ich Tag und Nacht an einem Werke zu arbeiten habe, welches vor Weihnacht erscheinen und bis Mitte October fertig sein muß.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr sehr ergebener May.

Der nachstehende Brief ist undatiert, doch verschickte May ihn mit seiner Danksagung »An alle meine lieben Gratulanten« vom 25. Februar 1903; er müßte also Ende Februar oder Anfang März 1903 geschrieben worden sein.

Sehr geehrter Herr!

Ich war verreist. Dann kam, wie Sie aus dem vorliegenden Bogen ersehen, die Briefüberfluthung, an deren Erledigung ich noch heut arbeite.

Ich finde da Ihr w. Schreiben vom 5. Februar. Der vorangegangene Brief scheint mir nachgeschickt worden zu sein, mich aber nicht erreicht zu haben, weil ich dieses Mal im Süden meist nur ganz kurze Stationen machte. Ich weiß also nicht, um welchen Band es sich handelt, werde es aber erfahren, sobald der betr. Brief hier ankommt.


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Man bestürmt mich von Wien aus um das Uebersetzungsrecht in das Böhmische, auch aus Graz. Könnten Sie mir vielleicht sagen, auf welche Bände Sie noch reflectiren? Ich möchte das gute Angebot nicht von mir weisen, zumal Sie keine neuen Auflagen mehr zu machen scheinen, und wünsche also, zu wissen, worüber ich verfügen kann.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebener May.

Radebeul, d. 24./10. 03.

Sehr geehrter Herr!

Diese Uebersetzung trifft mich vollständig ahnungslos. Sie fordern mich auf, unnachsichtlich gegen sie vorzugehen. Dazu brauche ich zweierlei:

1. Bitte, senden Sie mir eine genaue, deutsche Uebersetzung der Vorrede, welche Milovnikum a pratelum poutaveho cteni! überschrieben ist!

2. Schicken Sie mir eine Aufstellung der Werke, welche Sie bis heut von mir gedruckt haben. Und zwar hat diese Aufstellung zu enthalten die böhmischen Titel, die deutschen dabei in Klammern, ferner Jahr, Monat und Tag der Herausgabe, die wievielte Auflage, die Zahl der Exemplare jeder Auflage, die hierfür bezahlte Honorarsumme und den Tag dieser Zahlung.

Das Alles hat ganz genau mit Ihren Büchern zu stimmen, weil diese Angelegenheit gerichtlicher Beweise bedarf. Ich muß Sie darum ersuchen, unter diese Aufstellung noch extra die Erklärung hinzuzufügen, daß nichts weggelassen worden ist.

Es genügt nämlich nicht unser Contract allein, sondern es ist auch der ausführliche und genaue Nachweis nöthig, daß und welchen Gebrauch Sie von diesem Contracte gemacht haben und wieviel dafür an mich entrichtet worden ist. Gelänge es Alois Hynek, Ihnen eine einzige Unregelmäßigkeit nachzuweisen, so würde das, was ich zu thun beabsichtige, nicht zu Ihrem Nutzen, sondern nur zu Ihrem Schaden sein.

Da die Sache für Sie zu eilen scheint, so bitte ich um schleunige Zustellung des Gewünschten und zeichne

mit bekannter Hochachtung Ihr May.


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Radebeul-Dresden, d. 20./6. 04.

Sehr geehrter Herr Vilimek!

Gestern war mein Freund, der berühmte deutsche Militairschriftsteller Max Dittrich, bei mir und theilte mir mit, daß er das Manuscript zu seiner Brochure über mich Ihnen eingeschickt habe.

Dieser Herr ist an deutschen Fürstenhöfen sehr bekannt. Er war persönlicher Freund des sächsischen Kriegsministers v. Fabrice, hat bei dessen Begräbniß an der Seite des Königs gestanden, speiste mit Moltke u. s. w., kurz, ist ein Mann, dessen Namen Ihnen bedeutende Ehren bringen und Sie hier in Deutschland ganz vorteilhaft einführen würde, falls Sie geneigt wären, den Verlag der Brochure zu übernehmen.

Dieses kleine Werk wäre grad jetzt ganz außerordentlich actuell, und wenn Sie den Preis auf grad 1 Mark setzten und die Ausstattung eine entsprechende ist, bin ich überzeugt, daß Sie in ganz kürzester Zeit einen bedeutenden Absatz erzielen würden. Sie wissen ja, daß meine Leser nach Millionen zählen, und ich bin überzeugt, daß es unter ihnen keinen giebt, der diese Brochure nicht lesen würde.

Mit vorzüglichster Hochachtung

Ihr ergebener May.

Radebeul-Dresden, d. 5./7. 04.

Sehr geehrter Herr!

Ihre Ceska etc. banka hat noch nicht die Güte gehabt, mir die von Ihnen angewiesenen 200 Mark zu senden. Uebrigens scheint diese Bank Geldsendungen niemals zu frankiren; ich bitte daher um  d i r e c t e  Zusendung aus  I h r e r   e i g e n e n   H a n d . Ich habe den Contract ja mit Ihnen, nicht aber mit diesen knauserigen Bankbeamten.

Auch ist der vereinbarte Betrag nicht 200 sondern 1.700 Mark. »Im Reiche des silbernen Löwen« ist eine fortlaufende Erzählung von  v i e r  Bänden, welche zusammen 2.000 Mark betragen. Sie sahen bei unserer Unterredung ein, daß anständiger Weise eine Einzelzahlung absolut unmöglich ist. Ein May schreibt nicht halb, und ein Vilimek zahlt nicht halb oder gar nur viertel!

Sie fragten mich, ob ich den Betrag von 1.700 Mark gleich mitnehmen


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wolle; ich that dies nicht, sondern bat Sie, ihn mir gelegentlich zu senden. Diese Gelegenheit aber bringt mir kein Baargeld, sondern nur ein geschriebenes Versprechen, und zwar auf nur 200 Mark. Weiter brauche ich wohl nichts zu sagen!

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebener May.

Radebeul-Dresden, d. 8./7. 04.

Hochgeehrter Herr!

Nachdem ich auf die unfrankirte Sendung Ihrer Bank ebenso unfrankirt quittirte, machte man sich den Spaß, mir die 200 Mark nicht hier in Dresden, sondern in  L e i p z i g  anzuweisen, wie Sie aus beifolgender Postkarte ersehen. Wir haben hier natürlich nur die  D r e s d e n e r  Filiale der deutschen Bank.

Wenn die Ceska Pr. Banka glaubt, sich dergleichen Scherze hier in Deutschland erlauben zu dürfen, ohne daß eine öffentliche Rüge, resp. Warnung erfolgt, so muß sie das nicht bei mir versuchen, sondern bei Leuten, denen keine öffentliche Stimme zur Verfügung steht.

Aber keinesweges wird hierdurch das angenehme Verhältniß zwischen Ihnen und mir berührt. Ich weiß ja ganz genau, daß Sie mir nicht zumuthen, wegen 200 Mark nach Leipzig zu reisen, um sie mir dort zu holen und dann für Kosten, Zeitversäumniß etc. noch weitere 200 Mark von Ihrer Bank gerichtlich einzuklagen. Lassen wir es also bei der directen Zusendung der 1.700 Mark, die Sie so gütig waren, mir in Aussicht zu stellen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebener May.

Radebeul, d. 14./9. 04.

Hochgeehrter Herr!

Auf Ihren Wunsch sende ich Ihnen das beiliegende Bild für »Im Reiche des Silbernen Löwen«.

Herzlichen Gruß!

Ihr ergebener May.


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VILLA SHATTERHAND

RADEBEUL-DRESDEN, d. 14./3. 07.

Sehr geehrter Herr!

Wie Sie aus beiliegendem Zeitungsabschnitt ersehen, habe ich meinen großen Verlagsprozeß gegen die Firma Münchmeyer gewonnen.

Zur materiellen Grundlage meiner Entschädigungsansprüche an diese Firma haben meine andern Verleger privatim oder gerichtlich nachzuweisen, was sie von mir gedruckt und wieviel sie mir dafür an Honoraren ausgezahlt haben. Ich ziehe den privaten Weg dem gerichtlichen vor, indem ich Sie hiermit ganz ergebenst um einen Konto-Auszug bitte, aus dem ersichtlich wird:

1. Welche Werke resp. Bände von mir Sie gedruckt haben.

2. In wieviel Auflagen.

3. Wann diese Auflagen erschienen sind und wie hoch sie waren.

4. Wieviel Sie mir dafür bezahlt haben.

5. An welchem Tage diese Zahlungen erfolgt sind.

Indem ich überzeugt bin, diese Aufstellung gern und recht baldigst von Ihnen zu bekommen, bin ich

mit hochachtungsvollstem Gruß

Ihr ganz ergebener Karl May.

VILLA SHATTERHAND

RADEBEUL-DRESDEN, d. 15./1. 08.

Sehr geehrter Herr!

Schon einmal theilte ich Ihnen mit, daß ich meinen großen Kolportage-Prozeß gewonnen habe und nun veranlaßt worden bin, auch alle meine Verhältnisse zu andern Verlegern einer Revision zu unterwerfen. Ich bat Sie also um einen ausführlichen Contoauszug, den ich aber unter der Begründung, daß Sie verreist seien, nicht erhielt.

Da ich bisher vergeblich auf die Erfüllung dieses höchst einfachen Wunsches gewartet habe und mein Rechtsanwalt mir sagt, daß er diesen Contoauszug  n u n   u n b e d i n g t   u n d   u m g e h e n d   b r a u c h e , so richte ich die oben erwähnte Bitte in aller Höflichkeit zum zweiten Male an Sie


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um einen ausführlichen Auszug aus meinem Conto vom  1 t e n   J a n u a r   1 9 0 8  bitte.

Es soll vor allen Dingen aus dieser Aufstellung zu ersehen sein:

1. W a s  Sie von mir bis zum l ten Januar 1908 gedruckt haben.
2. W a n n  es gedruckt worden ist.
3. W i e v i e l   H o n o r a r  Sie mir dafür bezahlt haben.
4. A n   w e l c h e m   T a g e  dieses Honorar an meine Adresse abgeschickt worden ist.

Ganz selbstverständlich schickt mir jeder meiner Verleger  g a n z   u n a u f g e f o r d e r t  an jedem Neujahr einen Contoauszug. Und wenn ich einmal außer dieser Zeit einen Auszug brauche, hat es stets im längsten Falle  n u r   d r e i   T a g e  gedauert, bis ich ihn hatte. Ich bitte dringend um dieselbe Beschleunigung.

In vorzüglicher Hochachtung

ergebenst Karl May.

VILLA SHATTERHAND

RADEBEUL-DRESDEN, d. 1. 8. 08.

Sehr geehrter Herr!

Ihre Zuschrift vom 4. Juni - Ihr Contocorrent und die Druckaufstellung der »Unie« - konnte erst heut von mir gelesen werden; ich war verreist. Aus beiden geht auf das Deutlichste hervor, daß mir der Neudruck jahrelang verheimlicht und die Honorarzahlung unterschlagen wurde, obwohl sie contractlich sofort und voraus zu leisten ist. Nun weiß ich, warum ich mein Contocorrent partout nicht bekam, aus dem ich ersehen mußte, daß Sie hinter meinem Rücken gedruckt hauen, warum Sie erst dann zahlten, als es Ernst wurde, und warum Sie sich vor den Herrn Richtern nicht sehen ließen, obwohl diese es lebhaft wünschten.

Als Mitglied unseres Schriftstellerverbandes bin ich verpflichtet, Sie in die schwarze Liste der Verleger zu melden und Ihr Contocorrent zur Veröffentlichung einzureichen, damit Andere vor Ähnlichem bewahrt bleiben. Dieser Verpflichtung nicht nachzukommen, habe ich keinen Grund, nachdem Sie so weit gegangen sind, die angeblich Kahlsche Schandbrochure in den Prozeß zu ziehen.


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Zunächst mache ich Sie darauf aufmerksam, daß Ihre letzte Zahlung von 1800 Mark unzulänglich ist. Es sind schon längst nicht mehr 300 sondern 500 Mark für 5000 zu entrichten. Sie setzen aber sogar Winnetou mit 300 an und für 1000 Stück »Im Reiche des silbernen Löwen« nur 60 anstatt 100 Mark. Ich ersuche um postwendende Zusendung der fehlenden Summe oder um Mittheilung, ob ich die Angelegenheit meinem Rechtsanwalt Herrn Dr. Freund übergeben soll.

Hochachtungsvoll

Karl May.


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