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BERNHARD KOSCIUSZKO

»In meiner Heimat gibt es Bücher ...«(1)
Die Quellen der Sudanromane Karl Mays

Wer nur schildern kann, was er selbst er-
lebt und gesehen, ist kein Dichter, sondern
ein Abschreiber. Der Dichter muß verste-
hen, seine Anschauungen in das Gewand
aller Zeiten und Länder lebenswahr zu
kleiden. Wilhelm Raabe(2)



Jetzt gehe ich nach dem Sudan ..., so schrieb Karl May unternehmungslustig am 22. 4. 1899 aus Kairo dem Redakteur der Dortmunder "Tremonia"(3), Johann Dederle; am 24. 5. bricht May dann endlich gen Süden auf: Siut, Luxor und Assuan sind die Stationen auf dem Weg ins "Land der Schwarzen"(4). Kurz hinter Assuan ist der Ausflug allerdings schon zu Ende; May kehrt nach einem Kamelritt zum ersten Nilkatarakt bei der Insel Philäe über Luxor nach Kairo zurück. Schuld an diesem unerwarteten Rückzug waren die unsicheren politischen Verhältnisse: Die Engländer dulden das nicht (sc. das Weiterreiten); und die forsche Ankündigung darum reite ich als Kara Ben Nemsi meine alten Karowanenwege(5) bleibt frommer Wunsch des Möchtegernkosmopoliten. Den Engländern sei Dank für ihr damaliges Verbot: Womöglich wäre Karl May im dunklen Afrika Ernstes zugestoßen, und wir hätten auf das Alterswerk verzichten müssen.

Knapp zehn Jahre zuvor hatte May sich zwar als Helden des Sudan und glorreichen Gegner des Mahdi geträumt, doch in den 1899 immer noch aufflackernden Unruhen der Mahdi-Anhänger(6) wäre dem 57 Jahre alten Herrn sicherlich kein Abenteuercoup nach altbewährt erdachter Art gelungen. May wird also wohl auch nicht sehr böse darüber gewesen sein, daß man ihn so zeitig wieder gen Norden schickte: Neben den zu erwartenden politischen Unbilden mußte er schließlich auch ans Klima denken, und der Juni ist keine sehr angenehme Reisezeit im Sudan: »Mitte Juni wurden die Regen immer häufiger, unsere Lage von Tag zu Tag unangenehmer, Krankheiten, Mangel an Nahrungsmitteln und Brennholz, Streitig-


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keiten und Raufereien unter der Mannschaft machten den Aufenthalt unerträglich.« Solche Verhältnisse haben für gemäßigteres Klima gewohnte Mitteleuropäer zumeist heftige Fieberanfälle zur Folge. Ernst Marno, dessen Buch

Reisen im Gebiete des blauen und weissen Nil, im egyptischen Sudan und den angrenzenden Negerländern, in den Jahren 1869 bis 1873. Wien 1874

das Zitat entnommen ist(7), hatte das am eigenen Leib erfahren; monatelange Fieberanfälle waren der Preis für seine Forschungsreisen im Sudan, und am Fieber ist er dann am 31. 8. 1883 in Chartum gestorben: »ein Opfer von Berufstreue und Forschungseifer« (Richard Buchta). May war 1889 klüger als 1899; nicht per Bahn, Schiff und Kamel erobert er den Sudan: Damals reiste May per Pegasus und - Marno.

Um es vorwegzunehmen, die Jugenderzählung "Die Sklavenkarawane" - von Oktober 1889 bis September 1890 im IV. Jahrgang der Zeitschrift "Der gute Kamerad" erschienen - darf getrost als anonymes Denkmal für den ansonsten in Vergessenheit geratenen österreichischen Afrikaforscher Ernst Marno gelten.(8) Bis auf wenige Ausnahmen stammen die geographischen, ethnographischen und naturkundlichen Angaben der "Sklavenkarawane" - und der Bände II und III der Mahdi-Trilogie - aus dem erwähnten Werk Marnos.

Diese Entdeckung ist nicht neu. Der May-Forscher Franz Kandolf hat in seinen 1924 und 1925 erschienenen Aufsätzen "Schrittmesser und Landkarten" und "Krüger Bei und der »Vater der Fünfhundert«"(9) schon auf Marno als Quelle Karl Mays verwiesen. Ausführlich geht er dabei auf die in "Sklavenkarawane" und "Mahdi" vorkommende Figur des "Vaters der Fünfhundert" ein, die May aus einer kurzen Notiz Marnos heraus gestaltete. Es sei erlaubt, Marnos kurzen Text trotz der angemerkten Präsenz auch an dieser Stelle wiederzugeben, da er Mays Meisterschaft zeigt, »eine kraftvolle, eindrucksfähige Gestalt ... aus ... Zeilen, die eigentlich nicht mehr als eine Andeutung sind, (herauszudichten)«(10):

»Der frühere Mudir Ali Effendi el Kurdi, meist kurzweg Kurdi genannt, soll sich unter der Regierung Jaffar Bascha's Unterdrückungen und Gewaltthaten zu Schulden haben kommen lassen, so dass es, nebst der Freilassung der im vorigen Jahre


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wegen Sclavenhandel in Ketten Gelegten, einer der ersten Acte des neuen Gouverneurs "Mumtas Bascha's" war, diesen seines Postens zu entheben, an seine Stelle wurde Ali Effendi Abu hamsah miah *) gesetzt. Mit der Abberufung des Ersteren und Einsetzung des neuen Mudir wurde der bei den Truppen beliebte, oberste General Musah Bascha betraut.«

»*) Vater der Fünfhundert, weil er es liebte, diese Anzahl Hiebe kurzweg Schuldigen zu dictiren« (S. 330f)

I.  Ü b e r  d e n  S k l a v e n h a n d e l  u n d  d i e  s c h w a r z e n  V ö l k e r  i m  a l l g e m e i n e n

Mit dem "Vater der Fünfhundert" ist gleich das Zentralthema der Sudan-Romane in den Blick geraten: Fast 2500 Seiten flammender Empörung widmet May dem Kampf gegen den Sklavenhandel. Darin macht er sich zum Anwalt der gequälten und unterdrückten schwarzen Rasse, rüttelt mit den detaillierten Schilderungen der unglaublichen Grausamkeiten das Gewissen der mitteleuropäischen Leser auf und stellt gleichzeitig ein Modell zur Lösung des Problems vor. Zugegeben: ein utopisches Modell, denn einen Reis Effendina hat es s o nicht gegeben, genausowenig wie der "Vater der Fünfhundert" der Romane seinem historischen Pendant entsprach: In dem Zitat ist von einem engagierten Bekämpfer des Sklavenhandels keine Rede, wohl aber von einer Freilassung inhaftierter Sklavenjäger. May wußte wohl, wie die Wirklichkeit aussah; zu Beginn des Mahdi-Romans gibt er Zahlen wieder, die er der Zeitschrift "Aus allen Welttheilen" entnahm. (Die dortige Notiz beginnt mit der Darstellung des Schicksals von rund 400 000 im Jahre 1863 aus dem Kaukasus in die Türkei geflüchteten Tscherkessen: In wenigen Monaten waren fast alle Flüchtlinge Seuchen und Hungersnöten erlegen):

»... Am raschesten starben die Erwachsenen weg, die Kinder wurden die Beute eines schamlosen, von der Regierung selbst begünstigten Sklavenhandels. Die Harems wimmelten von zehn- bis vierzehnjährigen Tscherkessinnen ..., welche statt wie früher zu 100 bis 160 Thaler - jetzt für den vierten, ja für den achten Theil dieser Summe verkauft wurden. Konstantinopel gab seinen Ueberfluß nach Alexandrien ab. Ein Reeder war auf seinem Passe als "Mitglied der sehr ehrenwerten Gilde der Sklavenhändler" tituliert. Und das geschieht zu einer Zeit, wo die Gesandten der hohen Pforte versichern, daß der Sklavenhandel zu Ende sei; zu einer Zeit, wo die ägyptischen Behörden ihrem Pascha Baker den Auftrag ertheilten, den Sklavenhandel auf dem Nil aufzuheben. Freilich ist's auch am Nil mit dieser Aufhebung nicht weit her. BERLIOUX schätzt die Zahl der jährlich über das Rothe Meer geführten


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Sklaven auf 40 000, davon 24 000 für Aegypten bestimmte, ungerechnet diejenigen, die vom oberen Nil für den Bedarf Nubiens geliefert werden. Man mag wohl den gesammten Verbrauch Aegyptens jährlich auf 70 000 Sklaven veranschlagen, die ihm auf 14 Landwegen und in 4 Hafenplätzen zugeführt werden. Rechnet man nun, daß auf einen verkauften Sklaven gewöhnlich vier andere kommen, die bei den Ueberfallen getödtet werden oder unterwegs den Krankheiten und Anstrengungen erliegen, so kommt man zu dem traurigen Schlusse, daß die Negerländer für Aegypten allein jährlich 350 000 Personen verlieren müssen!«(11)

Diese Zahlen lassen erkennen, daß der Sklavenhandel ein bedeutender Wirtschaftsfaktor war; dazu kommt, daß der Islam den Sklavenhandel erlaubt: Welche Gründe sollte es also für die ägyptischen Behörden geben, gegen den Sklavenhandel energisch einzuschreiten? Es gab nur einen Grund: die Intervention der mächtigen europäischen Staaten; und so waren es auch nur ein paar Europäer, die den Kampf gegen den Sklavenhandel nachdrücklich betrieben: die Engländer Gordon Pascha und Sir Baker, der Deutsche Emin Pascha (Eduard Schnitzler), der Italiener Romolo Gessi, die Österreicher Munzinger und Rudolf Slatin Pascha. Die meisten starben im Kampf mit Sklavenjägern(12).

Dieses Engagement einiger Europäer darf indes nicht darüber hinwegtäuschen, daß im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts gerade die europäischen Großstaaten (und dieses Mal auch Deutschland) ihren imperialistischen Neigungen keinerlei Zwang antaten und mit den Eingeborenen dabei auch nicht gerade zimperlich umgingen. Ernst Marno, dem May in puncto Geographie, Ethnologie, Botanik und Zoologie bedenkenlos vertraute, konnte ihm in der Sklavereifrage keinerlei Vorbild sein. Als Beispiel für die Denkweise eines nicht unbedeutenden Afrikaforschers sei der Anhang I "Ueber die Sclaverei im Allgemeinen und die jüngsten Vorgänge im egyptischen Sudan. Die Nilfrage" des Marno-Buches (S. 457-479) auszugsweise wiedergegeben. Marno beginnt seine Ausführungen zur Sklavereifrage mit einem Verweis auf

»Darwin's Lehre "vom Kampfe um das Dasein und der hiebei stattfindenden natürlichen Auswahl", ... welche wir hier an den Völkern wie an der übrigen Natur zur Geltung kommen sehen, und auch hier finden wir die Richtigkeit des Satzes, "dass der Höherbegabte aus dem Kampfe mit dem Tieferstehenden, welcher bei der Berührung und dem Verkehr als natürliche, unausbleibliche Folge eintritt, als Sieger hervorgeht und Letzterer sich den neuen Verhältnissen fügen, anpassen oder zu Grunde gehen muss". (457) ... Alle Rangunterschiede, Kasten etc. etc. der menschlichen Gesellschaft sind aus diesen Verhältnissen hervorgegangen, demnach auch die Sklaverei ... So betrachtet, erscheint die Sclaverei nicht als jenes Verbrechen,


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für welches sie häufig ausgegeben wird, da sie eben nur als eine Form des Resultates von Naturgesetzen sich zeigt und deshalb mit eben so wenig Recht und Wirkung verdammt werden kann, wie diese selbst; wohl aber haben wir das Recht und die Pflicht, hiebei auch d i e  G e s e t z e  d e r  m e n s c h l i c h e n  G e s e l l s c h a f t wie überall in Geltung zu bringen ... Dies kann auch nur das einzig richtige Ziel unserer Bestrebungen sein; alle übrigen Massregeln der Gewalt von Aussen her ... werden den thatsächlichen Bestand dieser Angelegenheit nicht ändern, wenn die Verhältnisse jener Völker, welche die Träger der Sclaverei sind, nicht eine Umgestaltung von Innen heraus erleiden.« (458 ff.)

Nun führt Marno aus, was einer Umgestaltung im Innern entgegensteht:

1. Die Kulturstufe der betroffenen Völker

»Das grosse, theilweise noch unbekannte Innere Africa's wird von einer grossen Anzahl von Negerstämmen bewohnt, welche in einem, nach unsern europäischen Begriffen, mehr thierischen als menschlichen Zustande leben. Die primitivsten Begriffe einer Moral mangeln, die gesellschaftliche Zusammengehörigkeit steht auf der niedersten Stufe der Horde mit dem Stammhaupt, ähnlich wie wir bei den Thieren Heerden finden, welche einem Anführer gehorchen. ... die Anwendung der Naturkräfte und die geringen Erzeugnisse (stehen) auf der primitivsten Stufe. Die Stämme befehden einander unausgesetzt; rohe Gewalt gegen rohe Gewalt ist, wie bei den Thieren, auch hier die Losung. Der Gegner erschlägt den Besiegten, frisst ihn vielleicht gar auf oder macht ihn zu seinem Sclaven ... Dasselbe geschieht mit seinen eigenen Kindern.« (461 f.)

2. Die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Sudan-Provinzen

»... die geringe Arbeit, welche selbst ein auf ziemlich tiefer Stufe stehendes Leben bedingt, (wird) von der ansässigen Bevölkerung allgemein verabscheut und verachtet. ... Bei dem grössten Theil der Bevölkerung, den nomadisirenden Stämmen, kann von Bodenbearbeitung nicht die Rede sein, bei den festsitzenden Dorfbewohnern beschränkt sich dieselbe auf die allernothwendigste und diese wird durch Negersclaven besorgt. ... (463) Ähnlich verhält es sich mit den zu Hausdiensten verwendeten Negersclaven beiderlei Geschlechts, ohne die vor der Hand kein Haushalt denkbar ist, da sie eben zu den nothwendigsten, alltäglichen Arbeiten herhalten müssen, zu welchen sich der Freie nie hergibt und auch nicht in nöthiger Menge vorhanden ist ... Die Erwartung, dass der sesshafte Dorfbewohner der jetzigen Generation dazu verwendet werde den Boden selbst zu bearbeiten und die übrigen Verrichtungen auszuführen, dürfte bei den herrschen Vorurtheilen über die Arbeit auf gewaltige Hindernisse stossen ... die nomadisirenden Stämme (wollen) schon gar nichts von Arbeit wissen, da sie sich viel edler dünken als der Sesshafte.« (464 f.)

Marno kommt zu dem Schluß:

»So wenig man den Sclavenhandel und jene Uebergriffe, welchen der Sclave ausgesetzt ist, vertheidigen kann, eben so wenig wird man - wenn jene Länder nicht geradezu gänzlich aufgegeben werden sollen - einer gewaltsamen, plötzlichen und totalen Veränderung der gegenseitigen Stellung von Freien und Sclaven das Wort reden können, während allerdings eine geregeltere und mildere Form dieser Stellung das nächste Ziel des Gesetzes sein sollte.« (468)


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3. Politische Gründe

»Die egyptische Regierung wird sich von Gebietsvergrösserungen nicht abhalten lassen, Kriege mit den Negerstämmen sind hiebei unausbleiblich und die im Kriege Gefangenen werden wohl als Beute zu betrachten und deren Verwendung zum Nutzen des Landes wird gestattet sein, wenn dieselbe geregelt und nicht der Willkühr Einzelner anheimgestellt ist.* (*Die Unmenschlichkeiten des Sclavenhandels treten am grellsten beim Einfangen und beim Transport der Sclaven auf, denn mit dem Eintreffen am Orte der Bestimmung erreichen sie gewöhnlich ihr Ende.)« (468 f.)

Der Möglichkeit einer Umgestaltung der Verhältnisse durch äußere Einflußnahme steht Marno skeptisch gegenüber:

»Die Sclaverei selbst abzuschaffen, haben nur jene Staaten die Macht, deren Einfluss in den Sclavenländern nachdrücklich geltend gemacht werden kann. Wo dies aber bisher versucht wurde, geschah es leider auf eine Weise, welche Feindschaft und die unerquicklichsten Zustände ... zur Folge hatte. Man wendet äussere Zwangsmittel an, ohne dieselben consequent durchführen zu können und macht sich hiedurch lächerlich, erzeugt Hass, Furcht und Spott ...« (469 f.)

Zum Schluß des die Sklaverei behandelnden Teils des Anhangs stellt Marno die Lebensbedingungen der Sklaven im Bereich des Islam dar:

»Man hat behauptet, dass Verhältnisse, welche die Sclaverei bedingen, vorzüglich durch den Islam begünstigt werden, obwohl wir dieselben auch in nicht islamitischen Ländern finden und es gar nicht fraglich ist, dass das Loos der Sclaverei gerade in den islamitischen Ländern ein günstigeres sei. ... (470) Das Loos der Sclaven bei den Muhammedanern ist im Allgemeinen durchaus nicht so hart, wie man gewöhnlich und zwar meist nach Reflexionen jener exaltirten amerikanischen Sclavenromane zu denken geneigt ist. Ausnahmefalle kommen wohl vor, sind aber nicht direct als die Frucht der Sclaverei zu betrachten, da ja Vergehen und Verbrechen auch in Europa stattfinden, nur dass sie dort unter der Ahndung des Gesetzes stehen ... Der Sclave repräsentirt einen Theil des Vermögens seines Herrn und der Muhammedaner betrachtet ihn als ein Glied des Hauses, ja selbst der Familie. Fälle von Misshandlung oder von Verkauf ... kommen bei braven, brauchbaren Sclaven äusserst selten vor und das Härteste an seinem Schicksale ist, dass er arbeiten muss. Der Muhammedaner benimmt sich gegen den Sclaven humaner als der häufig nur auf Geldgewinn bedachte Europäer ...« (472 f.)

Zu den wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Ausführungen Marnos konnte May natürlich keine Gegendarstellung liefern; er geht auf diese Aspekte des Sklavenhandels gar nicht erst ein(13). Desto nachdrücklicher versuchte May das von Marno gezeichnete - und so im damaligen Europa wohl auch allgemein akzeptierte - Menschenbild der schwarzen Völker zu korrigieren. Als direkte Replik auf Marnos abwertende Bemerkungen zur Kul-


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turstufe der Schwarzen darf Mays innerer Monolog zu Beginn des Mahdi-Romans gewertet werden:

Welche Liebe, welche Anhänglichkeit! Er unterstützte sie, um sie nicht leiden sehen zu müssen! Er hatte sein Land, sein Volk und seine Eltern nicht vergessen. Er wollte zu ihnen zurück; nur darum sparte er. Und wie beschreibt man diese Schwarzen? Auf welche Stufe stellt man sie? Hätte ein weißer Knabe im Alter dieses Negerjungen besser fühlen, denken und handeln können? Gewiß nicht! Wer den Neger für nicht erziehungsfähig hält, wer ihm die besseren Regungen des Herzens abspricht, der begeht eine große Sünde nicht nur gegen die schwarze Rasse, sondern gegen das ganze Menschengeschlecht.(14)

II.  D i e  N e g e r v ö l k e r  d e r  S u d a n - R o m a n e

In der "Sklavenkarawane" werden die Nuehr, die Niam-Niam, die Schilluk; im "Mahdi" die Dinka (Djangeh) und die Bor-Neger näher beschrieben. Für die völkerkundlichen Angaben griff May neben Marno auch zu dem in Anm. 4 schon erwähnten Buch Philipp Paulitschkes "Die Sudan-Länder nach dem gegenwärtigen Stande der Kenntnis"(15), in dem die den Sudan betreffenden Ergebnisse (vorwiegend) der deutschen Afrikaforscher referiert werden. Da Paulitschke weitgehend zitiert oder paraphrasierend zusammenfaßt, ist es nötig, jeweils auch den Forscher, dem Paulitschke folgt, mitzunennen.

Zuvor sei noch die kurios anmutende Mitteilung Mays (Skl. 96), die Relation Hautfarbe/Bodenbeschaffenheit betreffend, geklärt. May kann sich hier auf niemand Geringeren als Georg Schweinfurth berufen: »Wie die Gewächse Kinder des Bodens, dem sie entsprossen, so erscheine auch hier (sc. bei den Bongo), meint Schweinfurth, der Mensch gleichsam als Ausdruck der durch das rote eisenhaltige Gestein geschaffenen Terrainverschiedenheit. Die Bewohner der schwarzerdigen Tiefebenen, die im tiefsten Schwarz der Negerrasse erglänzenden Schilluk, Nuër und Dinka, stehen denen der roten Felserde entgegen.« (P 258)

Nun zu den Einzelvölkern: Dem Volke der Niam-Niam, oder wie es sich selber nennt, der Sandeh(16), kommt in der "Sklavenkarawane" besondere Bedeutung zu, da es durch eine der Hauptfiguren des Romans, durch Ben Wafa (Sohn der Treue), den Sohn des Königs der Niam-Niam, vertreten wird. May schildert uns de-


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tailliert Gestalt und Ausrüstung des jungen Helden (Skl. 96 ff.). Dabei darf er sich wieder auf Schweinfurth berufen. Vergleicht man jedoch Schweinfurths Niam-Niam-Anatomie mit dem Äußeren Ben Wafas, so fällt auf, daß May idealisierte (man kann fast sagen: europäisierte).

Schweinfurth zeichnet folgendes Bild:

»lange Haarflechten und Zöpfe, aber stets das feingekräuselte Haar der echten Negerrasse, welche weit über die Schultern und bis zum Nabel herabreichen können, bedecken den runden breiten Kopf, ... eine beispiellose Grösse und Offenheit der mandelförmig geschnittenen, etwas schräg gestellten Augen, welche, von dicken, scharf abgezirkelten Brauen beschattet, in ihrem weiten Abstande voneinander eine ebenso außerordentliche Schädelbreite verraten, erteilt dem Gesichtsausdruck ein unbeschreibliches Gemisch von tierischer Wildheit, kriegerischer Entschlossenheit und dann wieder Zutrauen erweckender Offenheit; dazu die wie nach einem Modell geformte Nase, welche, von gleicher Breite und Länge, eine geringere Höhe darthut; schließlich der zwar von sehr breiten Lippen berandete, aber selten die Nasenbreite überragende Mund, ein rundes Kinn und wohlabgerundete, wohlausgepolsterte Wangen vervollständigen die rundliche Gestalt des Gesichtsumrisses; ein untersetzter, zur Fettbildung geneigter Körper ohne scharf ausgeprägte Muskulatur, der die durchschnittliche Höhe mittlerer Europäer nur selten übersteigt, verbunden mit einem unverhältnismäßigen Überwiegen der Länge des Oberkörpers ... Die Hautfarbe entspricht der der Bongo ... Als Stammesmerkmal haben sie drei oder vier mit Punkten ausgefüllte, Schröpfnarben ähnliche Quadrate auf der Stirn, Schläfen und Wangen tätowiert, dann eine Xförmige Figur unter der Brusthöhle ...« (P 266 f)

Parallel dazu Ben Wafa nach May (Stichworte):

Haar: Gar nicht unschön, zwar wollig, aber ziemlich lang.
Augen: groß und mandelförmig geschnitten, sie standen sehr weit voneinander ab.
Ausdruck: kriegerische Entschlossenheit und Vertrauen erweckende Offenheit (tierische Wildheit hat May weggelassen).
Nase: gerade und schmal.
Gesicht: voll und rund, nähert sich dem kaukasischen Typus.
Körper: gedrungen, untersetzt, kräftig.
Hautfarbe: erdiges Rotbraun.
Tätowierung: keine Erwähnung bei May.

Haarputz, Schmuck und Bewaffnung werden ebenfalls nach Schweinfurth geschildert (P 262 u. 268). May fügte als pädagogische List den Vergleich Trumbasch/Cateja hinzu. Die Niam-Niam treten zum Schluß der "Sklavenkarawane" (Skl. 439 ff.) nochmals in den Brennpunkt des Geschehens: Der König der Niam-Niam hält Hofstaat, bevor er mit seinen Kriegern den deutschen Forschern hilft, Abu el Mot und seine Schergen zu fangen. Auch hier ideali-


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siert May: Der schwarze Herrscher gerät ihm reichlich gemütlich und hausbacken; Schweinfurth weiß da über die Herrscher der Niam-Niam anderes zu berichten:

»Der Fürst, der den Titel "Bjiä" (fast wie "bien" ausgesprochen) führt, befehligt die waffenfähige Mannschaft im Kriege und vollstreckt mit eigener Hand die Todesurteile. Er bezieht seinen Tribut aus der Jagdbeute, besonders dem Elfenbein, und aus dem Ergebnisse des Knaben- und Mädchenhandels. ... Von einigen (sc. Fürsten) werde behauptet, daß sie an Wutanfällen leiden, daß sie dieselben sogar fingieren, um durch willkürlich aus der Menge herausgerissene Opfer, denen sie mit eigener Hand die Schlinge um den Hals werfen und alsdann mit dem hakigen Säbelmesser einen tödlichen Streich in den Nacken versetzen, dem Volke einen Beweis ihrer Macht über Leben und Tod beizubringen. Wenig stimmt hierzu ein anderer Zug, den der Forscher berichtet, nämlich der, daß die Häuptlinge nicht selbst in den Kampf ziehen, sondern ängstlich dem Verlauf desselben hinter den Schlachtreihen abwarten, um eventuell mit den Frauen, mit Hab und Gut das Weite zu suchen.« (P 270 f.).

Neben den Niam-Niam spielen die Nuehr in der "Sklavenkarawane" eine tragende Rolle; sie ziehen zusammen mit Abu el Mot auf Sklavenfang aus, werden besiegt und durch Begnadigung zu Helfern der deutschen Helden. Daß die Schlacht im Nil nicht zu einem Blutbad wird, dazu trägt die Kenntnis Dr. Pfotenhauers über die besondere Natur der Frisuren der Nuehr bei (Skl. 333), von der May durch Marno (S. 346) erfuhr. Den kurzen Abschnitt (Skl. 339) über Körperbau, Schönheitsnarben und Zahnkosmetik dieses Volkes klaubte May sich aus den Marno-Seiten 344 bis 346 zusammen, während er die Angaben über den von Pfotenhauer als Siegespreis verlangten Kopfputz des Nuehr-Häuptlings (Skl. 247) dem deutschen Afrikaforscher und Missionar A. Kaufmann verdankt: »Die Kopfbedeckung des Häuptlings z. B. ist ein 16 cm langer, spitziger Kegel, über und über mit Kauri-Muscheln bedeckt, an dessen Spitze Schnüre von bunten Glasperlen hängen.« (P 236 f.).

Das dritte in der "Sklavenkarawane" näher beschriebene Negervolk ist das der Schilluk (Skl. 83 ff.). May beschreibt sie nicht sehr wohlwollend; doch stammt die Bezeichnung »Diebe und Räuber« zunächst einmal von Kaufmann (P 235)(17). Auch in puncto Frisur und Tabakleidenschaft folgt May dieser Quelle, wobei er die Vorgaben - namentlich bei der Raucherszene - phantasievoll ausmalt. Bedeutung im Romangeschehen haben die Schilluk nicht (sie sind nur spannungserhöhende Staffage), wohl aber die Belanda, die von Abd el Mot überfallen werden. Vertreter dieses Volkes, das da-


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durch besonders positiv gezeichnet wird, sind Lobo und Tolo. Da die Belanda von Paulitschke und Marno nicht vorgestellt werden, erfand May kurzerhand eine modische Negerfrisur (Skl. 103) und beschränkte sich auf die Darstellung der inneren Qualitäten der Angehörigen dieses Volkes.

Mit den Niam-Niam, Nuehr, Schilluk und Belanda hat Karl May die wichtigsten Negervölker des oberen Nilgebietes in seinem Roman auftreten lassen. Nur eine Völkerschaft fehlt noch: die Dinka (Djangeh).(18) Ihnen hat May den "Mahdi" vorbehalten. Drei der Dinkastämme werden ins Romangeschehen eingespannt: die Dongiol, die Bor und die Gohk. Schon zu Beginn des "Mahdi" trifft der deutsche Erzähler mit Angehörigen des Stammes der Dongiol zusammen: Die beiden von Abd el Barak mißhandelten Sklavenkinder gehören diesem Stamme an. Der Erzähler erkennt ihre Stammeszugehörigkeit an der typischen Dinka-Tätowierung(19), die ihm Paulitschke nach Kaufmann (P 237) genau schildert. Die schon bei Kaufmann ansprechende Beschreibung der Dinka als »schönste(r) Menschenschlag am weißen Flusse ... schlank und von sehr hoher Statur ... Auch ihr Gesichtsausdruck, so negerartig er ist, hat etwas Mildes an sich im Vergleich mit den anderen Stämmen« (P 237), wird von May noch durch Hinzufügung von Intelligenz gesteigert.(20) Diese zu Beginn des Mahdi-Romans den Dinka von May besonders zugeschriebene Eigenschaft schränkt er später jedoch wieder ein: Von Agadi, zunächst Bote Ibn Asls, dann Verbündeter des deutschen Helden, erfahren wir, daß sein Verstand (nicht) zureichte, einzusehen, daß ich nur durch eine ganz einfache, natürliche Logik zu diesen Behauptungen gekommen war. (DH 19/636 R 17/529). Allerdings muß man Agadi zugute halten, daß die eigenartige Logik, deren Opfer er wird, auch den meisten Lesern nicht ganz klar wird; schließlich handelt es sich um schlichtes Vorwissen, das hier vorgebracht wird. Da der Leser ebenfalls Bescheid weiß, erscheinen ihm die Ausführungen ebenfalls zunächst "logisch".

Außer den Dongiol treffen wir im "Mahdi" noch auf die Dinka-Abteilungen der Bor und der Gohk. Die knappen Angaben zur Bevölkerungszahl und Haartracht der Bor entnahm May Paulitschke.(21) Die Gohk jedoch hat May ganz nach eigener Phantasie gestaltet; hierzu ist anzumerken, daß gerade die ohne jede Quellen-


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benutzung gestaltete Begrüßungsszene bei den Gohk wohl die gelungenste Darstellung eingeborener Lebensart ist, die wir in den Sudan-Romanen finden.

III.  G e o g r a p h i c a

Die Mahdi-Trilogie nimmt ihren Anfang in Kairo. Wie schon bei der Beschreibung Montevideos(22) zitiert May einen Quellentext, ohne ihn genau zu bezeichnen. Hatte er uns dort wenigstens noch den Namen des Verfassers (A. Delacour) verraten, so begnügt er sich hier mit der Bezeichnung ein berühmter Reisender. Das Zitat fand sich im 2. Jahrgang (1871) der Zeitschrift "Aus allen Welttheilen". May entnahm es dem Vorabdruck des ersten Kapitels "Von Kairo zu den Mosesbrunnen, der Anfang einer Sinaireise nach dem Tagebuche erzählt" des Buches "Durch Gosen zum Sinai" von Prof. Dr. Georg Moritz Ebers (1837-1898). Ebers war wahrlich ein "berühmter Reisender"; berühmt als Reisender und Wissenschaftler: Er studierte Jura, Sprachwissenschaft, Archäologie und war Professor für Ägyptologie; reiste durch Südwesteuropa, Ägypten und Arabien - und berühmt als Schriftsteller: Ebers verfaßte historische Romane, die »zu seiner Zeit ... großen Anklang (fanden), weil sie dem auf histor. u. oriental. Stoff gerichteten Zeitgeschmack entgegenkamen.«(23) Ein Mann also, der in Wirklichkeit das verkörperte, was May nur in seiner Phantasie sein konnte. Trotz dieses Unterschiedes steht May nicht an, Ebers' Angaben zu kritisieren. Genau wie im Südamerika-Roman(24) widerspricht May dem Kenner, um sein eigenes Wissen vorzuführen; ein Wissen, das er in diesem Falle den Berichten "Am Nil" von Adolf Rambeau im 6. Jahrg. (1875) der Zeitschrift "Aus allen Welttheilen" entnahm. May hält sich in seinen Bemerkungen über die Ehrlichkeit der Dolmetscher und Diener Ägyptens eng an Rambeau; auch das drastische Beispiel für die Geschäftspraktiken auf dem ägyptischen Basar verwandelt sich nur vom Esels- zum Waffenkauf.(25) Unbedeutend sind auch die Änderungen der Rambeauschen Beschreibungen der Esbekijeh und der Muski.(26) Anders dagegen die Straßenszene vor dem Bierhaus(27): Die einzelnen Motive gibt Rambeau vor, aber May fabuliert hier


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aus(28) und läßt die Schilderung des Kairoer Gassenlebens geschickt in die Djangeh-Kinder-Episode einmünden.

May muß über diese beiden Zeitschriftenartikel hinaus noch eine - leider bisher nicht auszumachende - Quelle benutzt haben, die ihm die Angaben zu den Hotels, die Beschreibung Gisehs, der Wasserkrugflöße, des Bewässerungssystems und der Stadt Siut geliefert hat.(29) Bekannt hingegen ist die Quelle der umfangreichen Schilderungen der Krokodilhöhlen von Maabdah.(30) In den Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft Nr. 7/1971 und Nr. 8/1971 wiesen Fritz Maschke ("Karl May und Alfred Brehm") und Alfred Schneider ("Nochmals: Karl May und Alfred Brehm") darauf hin, daß Alfred Edmund Brehms Schriften möglicherweise Quelle für May waren. Schneider verweist auf die in Brehms "Reiseskizzen aus Nord-Ost-Afrika" enthaltenen Passagen, die einen Besuch Brehms in den Krokodilhöhlen bei Monfalut beschreiben.(31) Das Werk Brehms findet sich nicht in Mays Bibliothek. Das wäre natürlich noch nicht Grund genug, eine Benutzung dieses Textes durch May auszuschließen, obwohl er - wie die Erfahrung zeigt - in größerem Ausmaß nur Texte heranzog, die ihm direkt zur Hand waren. May hat den Brehmschen Text wohl auch nicht benutzt. Er hatte einen anderen Bericht über die Krokodilhöhlen vorliegen: Ernst Marno unterzog sich ebenfalls den Strapazen einer Besichtigung dieser Höhlen und berichtete darüber im 5. Jahrgang der Zeitschrift "Aus allen Welttheilen" (1874). Anhand einer Gegenüberstellung entsprechender Textstellen wird deutlich, daß nur Marno als Quelle in Frage kommt:

M a y

Dieses liegt ungefähr eine halbe Wegstunde von dem Dschebel Abu Fehdah entfernt, dem Gebirgszuge, in welchem sich die Höhlen befinden, die den alten Egyptern als Begräbnißkammern für ihre heiligen Krokodile dienten ... Dort lag ein Begräbnißplatz mit dem kuppelförmigen Grabmale eines Fakir ...

Der Weg war keineswegs ein bequemer. Er führte steil empor zum Plateau, welches weithin mit glitzernden, durchsichtigen Krystall-Rhomboiden bedeckt war, die, ähnlich dem isländischen

M a r n o

»In dem hier am Flusse entlang streichenden Gebirgszuge Gebel Abu Fehdah befinden sich natürliche Höhlen, welche von den alten Aegyptern als Begräbnißkammern für die von ihnen verehrten Krokodile benutzt wurden ...

Hier liegt ein Begräbnißplatz mit einem kuppelförmig überwölbten Schech oder Fakigrabe; unser Weg führte an diesem vorüber, anfangs allmählich, später ziemlich steil aufsteigend, auf das hügelige Plateau des Berges. Die Hitze der hochgestiegenen Sonne, ver-


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Spathe, eine mehrfache Strahlenbrechung zeigten. Dabei gab es riesige schwarze Feuersteinkugeln, neben und über einander liegend, welche der Gegend den Anschein gaben, als ob hier zwei mit riesigen Kanonen bewaffnete Gigantenheere einander eine Schlacht geliefert hätten.

Auf diesem Plateau erhob sich ein Hügel, in welchem wir eine nicht sehr große Oeffnung bemerkten. Dürre Mumienreste, Zeugfetzen, Knochen lagen da umher und ließen vermuthen, daß dieses Loch der Eingang der berühmten Höhle sei. ... Nun stieg der Führer in das Loch, welches über zwei Meter senkrecht niederführte.

(DH 18/327 f. - R 16/250 ff.)

mehrt durch die zurückstrahlende Wärme der öden, kahlen Felsen, war ziemlich fühlbar, während der Reflex der Sonnenstrahlen von der mit Quarzkrystallen überdeckten Fläche schmerzhaft glitzernd in die Augen traf. Weiterhin lagen riesige schwarze Feuersteinkugeln neben und über einander, welche den Platz wie ein Schlachtfeld der Titanen erscheinen ließen. Wohl eine Viertelstunde vom Fuße des Berges an waren wir auf dem steinigen Pfade gegangen, als wir einen kleinen Hügel erreichten, in welchem ein Schacht ungefähr 2 1/2 m. senkrecht hinabführte. Herumgestreute Zeugfetzen, Palmenwedelreste, Knochen und gedörrte Mumienreste ließen erkennen, daß wir den Eingang der Höhle erreicht hatten.«

(Aus allen Welttheilen, 5. Jg., 1874, 240).

Schon diese kurze Gegenüberstellung dürfte genügen, Marnos Text als Quelle auszuweisen. May hält sich auch im weiteren Verlauf dieses Abenteuers eng an Marnos Bericht.

Auf dem weiteren Weg nach Süden werden die Orte Korosko und der Brunnen Bir Murat berührt.(32) Für beide Stellen waren Quellen nicht auszumachen. Der zweite Band der Mahdi-Trilogie enthält nur noch sehr wenige quellenabhängige Stellen; May hatte das Kulturland Ägypten hinter sich gebracht und konnte nun, im unwegsamen Sudan, die nachprüfbaren Wege verlassen.(33) Zu Beginn des zweiten Bandes beschreibt er die Region Kordofan, in Anlehnung an Paulitschke (P 215 f.) und erläutert abermals den Begriff Sudan (vgl. Anm. 4). Die nächste geographische Anmerkung betrifft das Dorf Qaua(34); die knappe Angabe stammt aus Marno (323), dem auch (328) die Beschreibung Faschodahs(35) entnommen ist. Im dritten Mahdi-Band finden wir nur noch eine einzige bedeutsame geographische Beschreibung, Wagunda betreffend(36), für die eine Quelle wohl nicht existiert (vgl. Anm. 33).


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IV.  F l o r a  u n d  F a u n a

May fand in den von ihm benutzten Quellen - in erster Linie natürlich bei Marno - zahlreiche Angaben zur Tier- und Pflanzenwelt des Sudan. Es ist allerdings nicht möglich, bei der Menge der in den Quellenwerken oft nur beiläufig erwähnten Pflanzen, Sträucher und Bäume, die bei May ja ebenfalls meist nur so nebenbei auftauchenden Gebüsche und Wälder wiederzuerkennen. Da diese Textstellen jedoch in ihren Einzelheiten nur selten handlungstragend sind, genüge eine stichwortartige Auflistung der von mir gefundenen Textstellen in den Anmerkungen.(37)

Die Tierwelt ist eindeutiger auszumachen, da Karl May Tiere oft mit in die Handlung einbezieht: z. B. als Vollstrecker göttlicher Vergeltung oder als Beweis für die Unerschrockenheit und Überlegenheit des Ich-Helden. Vor allem Großwild ist May immer gut für eine Abenteuerepisode: Löwenjagden finden wir in fast allen Orient-Romanen. Auch im "Mahdi" (Bd. II) und in der "Sklavenkarawane" führt May die Überlegenheit des Helden im Umgang mit Raubtieren vor. Für seine geringschätzige Beschreibung arabischer Löwenjagden(38) habe ich keine Quelle gefunden. Dagegen findet sich der Kern der Büffelszene (Skl. 199 f.) bei Marno (365 f.), dem auch die Nilpferdjagd (Mahdi, Bd. III) nachgestaltet wurde (325 u. 409 f.). Es ist jedoch keine Frage, daß gerade in solch abenteuergerechten Szenen die Quellen nur Anregung für May sind: Die Ausgestaltung ist ganz sein Metier.

Neben den Großtieren, die Abenteuermotive liefern, widmet May den Tieren besondere Beachtung, die ihm als Reisegefährten dienen: in der Hauptsache also Pferd, Kamel, Esel und Ochse. In der "Sklavenkarawane" beschreibt er ausführlich die Eigenarten des Kamels als Reit- und Lasttier (Skl. 6 f.); den "Sattel-Abschnitt" hat er Marno (207 f.) entlehnt. Für die Reise zu den Gohk sind die Sklavenbefreier auf Ochsen angewiesen, um das ausgedehnte Sumpfgebiet überwinden zu können(39) , eine Information, die samt Erläuterung wieder auf Marno zurückgeht (296 f.).

Eine größere Textstelle widmet May den unangenehmen Reisebegleitern, den Stechfliegen, Mücken und verwandten Plagegeistern (Skl. 141 f. und Mahdi DH 19/700 - R 18/3 f.). Wieder ist Marno Mays Gewährsmann (280 ff.). Gegen diese »höllischen


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Kreaturen« gibt es drei Gegenmittel: zunächst das Mückennetz, das zum eisernen Bestand des Tropenreisenden gehört; dann die Methode der Einheimischen: Qualm und Eingraben in Asche, die May mit zwei Sätzen vorstellt, die er aus der Seite 342 bei Marno herausdestillierte, und schließlich Mays Privatmittel (DH 19/716 - R 18/16), die fürchterlich stinkende Wasserpflanze Sitt ed dschami el minchar, für die ich keine Quelle finden konnte; eventuell stammt dieser Tip aus dem in Mays Bibliothek befindlichen Werk G. Leipoldts: "Die Leiden des Europäers im afrikanischen Tropenklima und die Mittel zu deren Abwehr" (Leipzig 1887), das mir nicht zur Verfügung stand.

Mit einem probaten Mittel gegen eine andere Plage der Sudanregion, den Filariawurm (Skl. 355), glaubt Dr. Schwarz den Eingeborenen neue medizinische Kenntnisse zu vermitteln; May hätte es eigentlich besser wissen müssen, da er aus Marno (405 f.) erfuhr, daß Aufschneiden der Geschwüre und Aufwickeln des Wurmes erstens die im Sudan übliche Heilmethode war und daß zweitens diese äußere Entfernung begleitet wurde von Umschlägen aus Durrahteig und Kuhmist; empfohlen wird auch ein Getränk aus Merissa und Hundekot (was May wahrscheinlich zu drastisch war). Wenn May schon die Gelegenheit, Arzt zu spielen, nicht ungenutzt vorübergehen lassen wollte, hätte er aber wenigstens das Mittel der Nuehr, das Marno verrät, nämlich ein Getränk aus den Blättern der Pflanze Goak, verordnen sollen. Ich bin auf diese Episode etwas näher eingegangen, da ja auch auffällige Nichtbenutzung eines ansonsten benutzten Textes Bedeutung erlangen kann. In diesem Falle rege ich an, einmal zu untersuchen, ob Karl Mays medizinische Neigung sich vorzugsweise auf chirurgische Eingriffe richtet, die ja erzähltechnisch mehr hermachen.(40)

Besondere Erwähnung verdient die Vogelwelt des Sudan, die in der "Sklavenkarawane" eine leitmotivische Funktion erfüllt. Die Vögel werden von May (in jedem Fall nach Marnos Vorgaben)(41) nicht nur einfach erwähnt oder in ihrem Aussehen oder ihrer Eigenart vorgestellt, er baut das Erscheinen von Vögeln zu je einer kleinen Szene aus. Heinz Stolte widmet dem Thema "Die Vögel oder das Leitmotiv" das ganze 7. Kapitel seiner Arbeit "Ein Literaturpädagoge. Untersuchungen zur didaktischen Struktur in Karl


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Mays Jugendbuch »Die Sklavenkarawane«"(42), in dem er die verschiedenen Funktionen aufzeigt, die May dem Vogelmotiv zuweist:

1. Erzähltechnische Funktionen

a) es »unterbricht im Fluß befindliche Handlung oder Auseinandersetzung, staut und steigert damit die Spannung, die Neugierde darauf wie es wohl weitergeht«

b) es »bringt Lebendigkeit, Bewegung und Perspektive in das Landschaftsbild (denn meistens fliegen die Vögel in hohem Bogen über den Nil)«

c) »Durch die nahezu wörtliche Wiederholung kommt zudem zunehmend ... ein Element des Komischen in die Sache«.

2. Didaktische Funktionen

a) es (vergegenwärtigt) »exotische Umwelt, ... (bringt) ein kleines Stückchen ornithologischer Information«

b) Die ständige Einbeziehung des Namens, den die Eingeborenen dem jeweiligen Vogel geben, in das wissenschaftliche "Verhör" stellt die geistigen Fähigkeiten der schwarzen Völker in einem besonders günstigen Licht dar, was Pfotenhauer denn auch mehrfach betont: "Da hast wieder aan' Beweis, daß sie gar gute und auch g'spaßige Beobachter sind.« (Skl. 151, vgl. auch Skl. 153 u. 335).

V.  D e r  M a h d i

Der im "Deutschen Hausschatz" erschienene Sudan-Roman mit den Teilen "Am Nile" und "Im Sudan" trägt den Obertitel "Der Mahdi". Für die Fehsenfeld-Buchausgabe wurde der Roman in "Im Lande des Mahdi" umbenannt. Es könnten zwei Gründe für diese Titeländerung gesprochen haben: einmal war 1896 der Mahdi als Person nicht mehr so aktuell und zum zweiten ist mit der Titeländerung der Tatsache Rechnung getragen worden, daß der Mahdi im Roman nur eine Nebenrolle spielt. Man hat den Eindruck, als hätte May diese Figur nur hineingenommen, um dem Titel wenigstens ein wenig gerecht zu werden: Das den Mahdi speziell einbeziehende erste Kapitel des zweiten Bandes verlöre nichts von seiner Dramatik, wenn der Mahdi dort nicht so unerwartet aufträte. So sind denn auch die Stellen, die uns mit dem Mahdi und seinem Anliegen


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bekannt machen, recht spärlich gesät. May stützte sich bei seinen biographischen Notizen zum Mahdi auf

Richard Buchta: Der Sudan und der Mahdi. Das Land, die Bewohner und der Aufstand des falschen Propheten. Stuttgart 1884(43)

und wahrscheinlich auf den Lexikon-Artikel "Mahdi" in Meyers-Jahressupplement V, 1884, 609.(44)

Der Roman soll um das Jahr 1879 spielen (nach der Angabe im Vorspann der Radebeul-Ausgabe). Damit stimmt das Alter überein, das May dem Mahdi bei seinem Auftritt im Roman zuschreibt: Der Mann war wohl etwas über dreißig Jahre alt, hager und trug einen dunkeln, nicht sehr dichten Vollbart ... Der Ausdruck seines Gesichtes war streng, düster, ascetisch (DH 19/71 - R 17/48). Bei Buchta lesen wir: »Mohamed Achmed(45) ist vor etwa 40 Jahren in Dongola geboren, ein schlanker, gut gewachsener Mann von tief brauner Gesichtsfarbe, ein echter Nubier und kein Araber.« (S. 25) Heute wird das Geburtsjahr des Mahdi mit 1844 angegeben.(46)

Für die Erklärung des Begriffes Mahdi und seiner Orthographie zog May Paulitschke (P 210) heran. Die schulmeisterliche Belehrung, die May in sein Gespräch mit dem Mahdi hineinschrieb (DH 19/154 - R 17/104), ist allerdings nicht so genau, wie man es in einer solchen Anmerkung erwarten sollte; Paulitschke schreibt: »Der Name Ma'hdijj kommt vom arabischen hádaja = führen, und bedeutet "der auf den rechten Weg Geführte, der Paraklet".« (May schreibt Ma'dijj).

Fahren wir jedoch in der Biographie des Mahdi fort: Für einige Zeit Steuerbeamter gewesen, hatte er sich gezwungen gesehen, sein Amt niederzulegen, und war Sklavenhändler geworden (DH 19/71 - R 17/49). Gleiche Angaben finden wir in "Meyers Jahressupplement V"; dort erfahren wir: »er wurde in Ägypten geboren, zu Kairo in der Schule des Chedive Abbas erzogen und dank seinen Talenten zum Generalrechnungsführer im Sudan ernannt. Hier leistete er der ägyptischen Regierung gute Dienste, bis ihn ein Streit mit dem Gouverneur zum Austritt aus seinem Amt zwang. Er begann jetzt einen Handel mit Sklaven, Elfenbein und Straußfedern und schwang sich bald zum Haupte der Sklavenhändler auf.« Eine andere Version bietet Buchta: »Er lebte in seinen jüngeren Jahren im Vereine mit seinen Brüdern als Schiffszimmermann in


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Chartum. Von dem Wunsche getrieben, ein Fakih zu werden, lernte er als schon Erwachsener lesen und schreiben ...« (S. 25) May wählt hier also die Quelle aus, die die "bessere" soziale Herkunft des Mahdi angibt, wie überhaupt auffällt, daß May - bei aller Feindschaft natürlich - dem Mahdi einige Sympathien entgegenbringt.

Auch über den weiteren Lebensweg des Mohamed Achmed, bis zu seiner "Berufung" als Erlöser der mohammedanischen Welt, weiß May Besseres zu berichten als Buchta: Mohammed Achmed Ibn Abdallahi war ein Hauar (Jünger) des berühmten Scheich Mohammed Scherif von der Samania. Er entzweite sich mit ihm und ging zur Terika des Scheiches el Gureschi über. Dadurch wurde er berühmt. Er wurde der Fakir el Fukara genannt und wohnte auf der Insel Aba, wo er den Titel eines Sahed (Entsagenden, Heiligen) erhielt. (DH: nicht enthalten - R 18/444). Bei Buchta hört sich dieser Lebensabschnitt des Mahdi ganz anders an:

»Schech Mohamed Achmed, welcher der meistens aus Schiffern bestehenden Verbrüderung der Kadirine, des Seyid Abd-el Kader el Djelani beigetreten, fand in Tamaniat einen älteren Berufsgenossen, den ebenfalls aus Dongola stammenden Fakih Nur ed Din, der ihm, dem neuen Konkurrenten, bald bitter böse wurde, denn Mohamed Achmed war der schlauere der beiden und trat dem bisher einflußreichen Kollegen hindernd in den Weg, und darum blieb er auch nicht lange in Tamaniat, er siedelte nach dem Weißen Nil über und lebte teils auf der Insel Aba ..., teils in einem kleinen ... nach ihm benannten Dorfe, wo ihn Schreiber dieses besuchte.« (S. 26 f.)

Dieser krasse Gegensatz ist nur auf eine Weise zu erklären: May läßt hier, gegen Ende des Romans (und auch schon in ziemlich zeitlichem Abstand zu den Vorgängen im Sudan: Der Mahdi starb 1885), seiner Erzählkunst freien Lauf. Er erfindet eine Heiligenlegende, wie sie den einfachen Leuten vielleicht sogar in Wirklichkeit erzählt worden war. Aus der Vertreibung von Tamaniat wird so ein "heiliger" Streit, aus dem der Prophet an Macht und Würde gestärkt hervorgeht.

Ein besonders gelungenes Kabinettstückchen fügt May dem hinzu: Die von ihm selbst inszenierte Begebenheit, die Fußsohlen des Mahdi und ihre Bekanntschaft mit der ehrwürdigen Einrichtung der Bastonade betreffend (DH 19/442 - R 17/336 f.), läßt er nun als Legende von den im Dienste der heiligen Sendung wundgelaufenen Füßen des Mahdi im Volksmunde weitererzählen.(47)

In einem langen Gespräch mit dem Mahdi (DH 19/139 f. - R


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17/101 f.) läßt May die gesamte religionsgeschichtliche und weltpolitische Problematik des Mahdi-Aufstandes Revue passieren. Er hat es natürlich leicht, klug zu argumentieren, da die Ereignisse zum Zeitpunkt der Niederschrift des Romans ja schon längst abgelaufen waren. Mays (von mir behauptete) Sympathie für den Mahdi macht sich in dem auffallend freundlichen Ton bemerkbar, in dem das Gespräch gehalten ist. Diese Sympathie bezieht sich selbstverständlich nicht auf des Mahdis Ansichten über den Sklavenhandel oder gar auf seine religiösen Pläne: Aber der Mahdi war ja nur aus der Sicht der herrschenden Mächte ein Aufrührer; betrachtet man die Verhältnisse im Sudan aus der Perspektive der Bevölkerung, so war der Mahdi ein Befreier aus unerträglichen politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen.

Die Geschichte der ägyptischen (= türkischen) Herrschaft im Sudan ist die Geschichte von 60 Jahren »systematische(r) Unterdrückung und Ausbeutung« (Buchta). Die Leidensgeschichte des Sudan sieht nach Buchta (48 ff.) (in Stichworten) so aus: »Despotismus einer beutelustigen Soldateska« unter Ismael Pascha; »schwerste Repressalien« unter Mehemet Bei; Osman Bei »erklärte geradezu, daß der Zweck seiner Mission nicht die Organisation, sondern die Ausbeutung und Zerstörung sei«; wer bei ihm Recht suchte, wurde vor eine Kanone gebunden und in Fetzen geschossen; Steuereintreibung geschah üblicherweise mit Nilpferdpeitsche und grausamster Folter (May deutet das an: DH 19/620 - R 17/502), und im Sudan wurde »alles und jedes besteuert und nicht blos einfach, sondern durch die Kombinierung von Grundsteuer, Verzehrungssteuer, Einfuhrsteuer, Handelssteuer werden die meisten Produkte 4fach, auch 5fach taxiert«; es braucht kaum erwähnt zu werden, daß die eingetriebenen Summen in den dunklen Kanälen der Korruption verschwanden und keinesfalls zum Wohle des Landes verwendet wurden.

Kein Wunder also, daß der Mahdi, der »vor allem Abgabenfreiheit« versprach, größten Zulauf hatte. Kein Wunder auch, daß May, der ja sein zweites Ich Kara ben Nemsi in den Orient-Romanen mit außerordentlichem Eifer gegen solche Mißstände angehen ließ, dem Mahdi wenigstens zum Teil wohlgesonnen war; er konnte das in einer so konservativen Zeitschrift wie dem "Deutschen Hausschatz" allerdings nur andeuten.


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VI.  Z u r  Q u e l l e n b e n u t z u n g  i n  d e n  S u d a n - R o m a n e n

Die Sudan-Romane umfassen zusammen fast 2500 Seiten Text (Freiburger und Radebeuler Ausgabe). Führte man alle quellenabhängigen Stellen hintereinander auf, ergäbe das kaum mehr als 10 Seiten: ein verschwindend geringer Anteil also. Wirklich große Textanleihen macht May - wie schon im Südamerika-Roman(48) - nur am Anfang des Romans, wobei Anfang des Romans hier wie dort heißt: im Bereich zivilisatorisch erschlossenen Landes. Sobald er das auch von "Normalreisenden" erreichbare (und nachprüfbare) Gelände verläßt, begnügt er sich damit, den Abenteuertext geschickt mit knappen Realitätsmalen zu versehen, die er den Quellen entnimmt. May setzt diese Realitätsmale in den verschiedensten erzähltechnischen Funktionen ein, wie das Vogelmotiv in der "Sklavenkarawane" besonders anschaulich zeigt. Man darf allerdings nicht übersehen, daß die auf Spannungserzeugung angelegte Unterbrechung des Geschehens durch an den Leser gerichtete Erklärungen gerade in Dialogen besondere stilistische Geschicklichkeit verlangt, da die in den Dialogen schon von vornherein vorhandenen Spannungsbögen leicht allzu abrupt zerstört werden können. Ein Beispiel für solch unorganisches Dreinreden (das bei May allerdings nur selten vorkommt) ist die Erläuterung der Mahdi-Orthographie (DH 19/154 - R 17/104).

In den Sudan-Romanen beschränkt May sich bei der Methode der Quellenbenutzung auf wörtliche oder leicht paraphrasierende Wiedergabe; nur in seltenen Fällen baut er - wie im Text angemerkt - die Quellenangaben in größerem Umfange aus. Die Technik der Quellenmischung, die er im Südamerika-Roman anwendete(49), ist hier nicht zu finden. May hat sich in mehr als 80 Prozent der Fälle auf Marno gestützt. Daß er Paulitschke nicht stärker heranzog, wird seinen Grund in dem sehr kompakten und im Schriftbild anstrengenden Text dieser Quelle haben. Paulitschke ist erheblich schwerer auf auswertbare Textstellen durchzusehen als Marno, der weitschweifiger ist. Die Verwendung der Zeitschriften-Aufsätze zu Beginn des Romans dürfte der Versuch gewesen sein, Marno nach der intensiven Ausschöpfung für die "Sklavenkarawane" etwas zu "schonen", denn über Kairo und den Nil hätte May dort ebenfalls genügend Angaben gefunden.


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Vollständige Identifizierung der quellenabhängigen Stellen und ihrer Herkunft war für einen derart umfangreichen Text nicht zu erwarten; die wichtigsten(50) derartigen Stellen dürften jedoch hiermit ermittelt und erläutert worden sein. Besonderes Gewicht legte ich dabei auf die Darstellung der schwarzen Völker und der Sklavereifrage, da die Sudan-Romane - wie Walther Ilmer in seinem Vorwort zum KMG-Reprint des "Mahdi" feststellt - kein reiner Abenteuer- und Reiseroman ist, sondern »als flammender Aufruf für die Freiheitsrechte aller Menschen, als Fanfarenstoß gegen Gewalt, Unterdrückung und Gefühllosigkeit, als Warnung vor falschen Propheten und sogenannten Heiligen zeitlose Gültigkeit« hat.(51)



1 Karl May: Die Sklavenkarawane. Repr. Nachdruck der ersten Buchausgabe Stuttgart 1893: Bamberg-Braunschweig 1975, 15; künftig (Skl. ...) zitiert.

2 Georg Lukacs: Die Grablegung des alten Deutschland. Reinbek 1967 (rowohlts deutsche enzyklopädie 276), 93 f. - Lukacs gibt leider nicht an, wo dieser Text bei Raabe zu finden ist.

3 Hans Wollschläger/Ekkehard Bartsch: Karl Mays Orientreise 1899/1900. Dokumentation. In: Jb-KMG 1971, 169

Die gleiche Ankündigung am 2. 5. an Emma May und am 6. 6. an den Chefredakteur der "Pfälzer Zeitung" in Speyer.

4 »Sudan ist der gebrochene Plural von áswad, "schwarz" (Plur. sud); béled, Plur. bilad, heißt "Land". Béled es-Sudan bedeutet demnach "Land der Schwarzen". Dieses Zitat stammt aus Dr. Philipp Paulitschke: Die Sudanländer nach dem gegenwärtigen Stande der Kenntnis. Freiburg i. Br. 1885, Anm. S. 1. Karl May benutzte diesen Text zweimal: Vgl. Karl May: Der Mahdi. Erster Band: Am Nile. In: Deutscher Hausschatz, 18. Jg. 1891/92, 231; ein zweites Mal in Karl May: Der Mahdi. Zweiter Band: Im Sudan. In: Deutscher Hausschatz, 19. Jg. 1892/93, 14 (jeweils zitiert nach dem Reprint der Karl-May-Gesellschaft und der Buchhandlung Pustet. Regensburg 1979). Vgl.: Karl May: Im Lande des Mahdi I, Ges. Werke Bd. 16, Radebeul (65.-79. Tsd.), 172/Karl May: Im Lande des Mahdi II, Ges. Werke Bd. 17, Radebeul (112.-130. Tsd.), 1, künftige Zitierweise: (DH 18(19)/... - R 16(17)/...). Die Radebeuler Ausgabe der Mahdi-Bände ist text- und seitengleich mit der autorisierten Freiburger Edition.

5 Hans Wollschläger/Ekkehard Bartsch: a. a. O. 174 (6. Juni 1899)

6 Vgl. hierzu die Ausführungen von Rud. K. Unbescheid: Der Mahdi. (Karl May, Hakawati und die weltpolitischen Hintergründe in seinem Werk), VI. Teil. In: Magazin für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur. Braunschweig, Heft 18/1978 - besonders S. 51 f.

7 Ernst Marno: a. a. O. 412 f.

8 In den großen Lexika (Brockhaus, Meyer) ist sein Name heute nicht mehr verzeichnet. Um diesen österreichischen Forscher, dem May so viel verdankt, nicht ganz der Vergessenheit anheimzugeben, zitiere ich die einzigen momentan greifbaren biographischen Angaben:

»MARNO, Ernst, ausgezeichneter Afrikareisender, geb. 13. Jan. 1844 in Wien, widmete sich zoologischen Studien, machte nach deren Beendigung 1866 zuerst eine Reise nach Abessinien in Begleitung eines Thierhändlers und kehrte im Herbst 1867 nach Europa zurück. Im Oktober 1869 verließ er abermals allein


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und auf eigene Kosten Europa, erreichte Chartum und ging über Sennar und Fasogl nach dem noch von keinem Reisenden besuchten Fadasi, sah sich aber durch Feindseligkeit der Eingeborenen gezwungen, nach Chartum zurückzukehren, und ging von hier 1870 nach Dar el Burum. Im December 1872 reiste er von Chartum nach Gondokoro, wo damals Baker sich aufhielt; im April 1874 kehrte er nach Chartum zurück. Im Oktober 1874 folgte er einer Einladung Gordons, der an Bakers Stelle getreten war, und erreichte nach einer 79tägigen Reise denselben am Bahr el Gibel in Ladd. Intriguen und Unannehmlichkeiten aller Art machten ihm indessen das Verbleiben bei Gordon unmöglich, so daß er einer Aufforderung des ägyptischen Obersten Long nachkam und mit ihm Mundo und Makraka besuchte, von wo er nach Chartum zurückkehrte. Seine Absicht, von Kordofan aus, wohin er sich begeben hatte, Dar Fur zu besuchen, konnte er nicht ausführen, da die ägyptische Regierung die Erlaubnis verweigerte, und so kehrte er im Frühjahr 1876 nach Europa zurück. M. vereinigt mit scharfem Blick für alles Neue eine vorzügliche Gewandtheit im Verkehr mit den Eingeborenen, und Muth, Ausdauer und kräftige Gesundheit stempeln ihn zu einem Afrikareisenden, dessen Karriere noch nicht abgeschlossen ist. Zahlreiche Aufsätze in der "Neuen freien Presse" im "Zoologischen Garten", in Petermanns "Mittheilungen" sowie in den "Mittheilungen der k. k. Oesterreichischen Geographischen Gesellschaft" zeugen von seinem schriftstellerischen Talent. Außerdem veröffentlichte er "Reisen im Gebiete des Weißen und Blauen Nils" (Wien 1874).« Meyers Konversationslexikon. Leipzig 1877, Bd. 11, 251.

Im gleichen Lexikon (Meyers Lexikon. Leipzig 1927, Sp. 1751) steht nur noch: »MARNO, Ernst, Afrikareisender *13. Jan. 1844 in Wien, +31. Aug. 1883 Chartum, bereiste 1866-67 Abessinien, beteiligte sich 1869-74 an Expeditionen in das äquatoriale Nilgebiet und erhielt 1878 von Gordon die Verwaltung der Provinz Galabat. Er schrieb: "Reisen im Gebiete des Weißen und des Blauen Nils" (1874) und "Reise in der ägyptischen Äquatorialprovinz und in Kordofan 1874-76" (1878).« Ab 1932 taucht Marno nicht mehr im Lexikon auf.

9 Franz Kandolf: Schrittmesser und Landkarten. In: Karl-May-Jahrbuch 1925 (Radebeul), 154-165

Franz Kandolf: Krüger Bei und der Vater der Fünfhundert. In: Karl-May-Jahrbuch 1924 (Radebeul), 90-104

beide wiederabgedruckt in: KMJB 1979 (Bamberg-Braunschweig)

10 Franz Kandolf: Krüger Bei und der Vater der Fünfhundert. In: KMJB 1924, 103 (KMJB 1979, 36)

11 Aus allen Weilttheilen. Leipzig, 2. Jahrgang 1871, 318 f.

12 Nähere Angaben siehe Rud. K. Unbescheid: Der Mahdi (...) IV. Teil. In: Magazin für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur. Braunschweig, Heft 16/1977, 50

13 Vgl. jedoch Karl May: Der Mahdi (DH 18/59 - R 16/47): »Man hat Diener, Haremswächter und Dienerinnen für die Frauen nöthig, und weil man sie auf keine andere Weise bekommen kann, so kauft man sie.«

14 Karl May: Der Mahdi (DH 18/58 R 16/45 f.), weitere Stellen gleicher Aussage finden sich in der Sklavenkarawane, 384, 404 u. 440 f., ebenfalls in

Karl May: Der Mahdi (DH 19/819 - R 18/152) - Karl May: Im Lande des Mahdi III, Ges. Werke Bd. 18. Radebeul (65. 79. Tsd.)

15 im folgenden (P ...) zitiert

16 Vgl. Skl. 98, Beleg: P 266 nach Dr. Vogel und Dr. Schweinfurth

17 Auch bei Marno finden sich Angaben dazu (S. 311 f.), aber May benutzte hier Paulitschke.

18 Der Stamm der Takaleh gehört nicht direkt zu den angeführten Negerstämmen: Erstens handelt es sich bei den Takaleh um Mohammedaner, und zweitens liegt ihr Stammesgebiet nicht im Handlungsraum der Sudan-Romane. May beschreibt das tapfere und grausame Volk (DH 19/472 - R 17/360 f) nach den Berichten Munzingers bei Paulitschke (P 218).

19 Karl May: Der Mahdi (DH 18/55 - R 16/38); Dinka-Haartracht auch DH


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19/636 - R 17/526 und DH 19/721 R 18/26; Dinka-Tätowierung als Erkennungsmerkmal auch DH 19/636 - R 17/525 und DH 19/715 - R 18/9.

20 Karl May: Der Mahdi (DH 18/58 - R 16/46)

21 Karl May: Der Mahdi (DH 19/699 - R 18/2); Quelle dazu P 237 nach Kaufmann

22 Karl May: Am Rio de la Plata. Ges. Reiseerz. Bd. XII, 1-4

23 Alle Angaben zu Ebers nach Meyers Handbuch über die Literatur. Mannheim 1964, 320

24 Vgl. Anm. 22

25 Karl May: Der Mahdi (DH 18/12 - R 16/2 f.). Aus allen Welttheilen, 6. Jg. 1875, 365

26 Karl May: Der Mahdi (DH 18/12 f. - R 16/4 f.). Aus allen Welttheilen, a. a. O. 207

27 Karl May: Der Mahdi (DH 18/55 - R 16/38 ff.); Aus allen Welttheilen, a. a. O. 207 f

28 Ebenfalls nach vorgegebenen Einzelheiten bunt ausfabuliert: Die Dschelaba in der "Sklavenkarawane" (21 ff.) Vorgabe von Marno (232 ff.)

29 Karl May: Der Mahdi (DH 18/12 - F 16/1); DH 18/154 - R 16/113; DH 18/232 - R 16/173 f.)

30 Karl May: Der Mahdi (DH 18/326 ff. - R 16/250 ff.)

31 Diese Passagen finden sich abgedruckt in den M-KMG 8/1971, 15-20, bei Brehm: a. a. O. 362-367

32 Karl May: Der Mahdi (DH 18/503 - R 16/375 f.; DH 18/554 u. 650 - R 16/409 u. 478 f.)

Bei Marno wird (S. 448 f.) der Bir Murat erwähnt, die Angaben Mays sind jedoch weitaus genauer, so daß Marno hier als Quelle ausscheidet.

33 Nicht nachprüfbar sind diese Wege auch, weil May für den tiefen Sudan »eine einwandfreie Karte nicht zur Verfügung stand. Die in Petermanns "Mittheilungen" 1866 enthaltene und von Petherick gezeichnete Karte jener Gegenden, die in Mays Besitz war, ist nur mit Vorsicht zu gebrauchen, da sie ... auf Grund der Angaben der Eingeborenen gezeichnet ist ...« So kommt es, daß der "Falke" »aus dem Bahr el Dschebel in den Rohl einfährt (Bd. 17), während doch nach der späteren Entdeckung der Rohl in den Bahr el Ghasal einmündet ... " und daß May »die Quellflüsse des Tondji in einer vom jetzigen Stand der Forschung abweichenden Richtung strömen läßt«.

Franz Kandolf: Schrittmesser und Landkarten, a. a. O. 161 und 156 (KMJB 1979, 24 u. 26 f.)

34 Karl May: Der Mahdi (DH 19/299 - R 17/223)

35 Karl May: DH 19/554 - R 17/437 und Sklavenkarawane, 86. Hier handelt es sich um die einzige bedeutende geographische Angabe der "Sklavenkarawane".

36 Karl May: Der Mahdi (DH 19/770 - R 18/86 f.)

37
M a y - S t e l l e
DH 19/311 - R 17/413
DH 19/700 - R 18/5
DH - R 18/392
DH - R 18/385
Skl 104
Skl 142
S t i c h w o r t
Ambag-Strauch u. -Floß
Delebpalme
Ambag-Strauch u. -Floß
Thalha-Mimosen
Euphorbia venenifica
Suffarah-Bäume
M a r n o
324 f.
351
324 f.
111
253
220

Stolte (siehe Anm. 42, Jb-KMG 1974, 190) führt ein Beispiel von in die Handlung einbezogener Flora an.

38 Karl May: Der Mahdi (DH 19/209 - R 17/45; Skl. 5 f.). In ähnlicher Weise äußert sich May schon in der Erzählung "Ibn el amm" (Der gute Kamerad, 1. Jg. 1887, heute in Bd. 71 der Ges. Werke und im Sklavenkarawane-Reprint, s. Anm. 1).

39 Karl May: Der Mahdi (DH 19/699 u. 723 R 18/1 u. 32; Skl. 237)

40 Daß "chirurgische Phantasien" bei May eine wichtige Rolle spielen, zeigt besonders deutlich der Dr. Parmesan in "Das Vermächtnis des Inka".


//87//

41
M a y - S t e l l e
Skl. 151
153
168 u. 193
186
334
377
DH 19/774 - R 18/99
S t i c h w o r t
Perlvogel
Flußadler
Sporenkiebitz
Krokodilswächter
Abu Merkub
Abdimi-Storch
Kronkranich
M a r n o
177
174 f.
169
179
388 f.
174
304

42 Heinz Stolte: Ein Literaturpädagoge. Zur didaktischen Struktur in Karl Mays Jugendbuch "Die Sklavenkarawane". In: Jb-KMG 1972/73, 1974, 1975, 1976. Das angeführte 7. Kapitel bildet den gesamten 3. Teil der Arbeit (Jb-KMG 1975). Für die folgende Gliederung wurden Textteile daraus (S. 114 f.) zusammen- und umgestellt.

43 Sonderdruck aus "Das Ausland" (1884).

44 Diesen Lexikonartikel druckt Rud. K. Unbescheid: Der Mahdi (...), V. Teil in: Magazin für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur, Braunschweig Heft 17/1978, 56 ab. Es ist natürlich möglich, daß May die in diesem Artikel enthaltenen Informationen in Zeitschriften oder Zeitungsartikeln fand, solche anderweitigen Quellen waren jedoch nicht ausfindig zu machen. Der Lexikonartikel darf jedoch als damals zugängliches und verbreitetes Wissen genommen werden, das so oder in ähnlicher Form auch May zur Verfügung stand.

45 Buchta nennt nur diesen einen Namen. May weiß (DH 18/167 - R 16/122) von den zwei Namen, unter denen der Mahdi bekannt war. Das Lexikon bestätigt Mays Angaben: »Nach den einen hieß er Mohammed Achmed ... nach andern glaubwürdigern Berichten war sein Name Achmed Suleiman.« May variiert sogar noch einmal: Im Mahdi, Bd. III, 444 (DH nicht enthalten) nennt er ihn Mohammed Achmed Ibn Abdullahi, hier wertet er ein Rundschreiben des Mahdi aus, das Buchta (S. 27) wiedergibt. Der Mahdi stellt sich darin als »Mohammed der Mahdi, Sohn des Seid Abd Allah« vor.

46 dtv-Lexikon, Bd. 12 (Mach-Muns). München 1969, 25

47 Drei weitere Mahdi-Stellen enthält die Romantrilogie noch: DH 19/541 - R 17/430 f.: Bericht über die Rolle der Baqqara und ihres Scheiches Amr el Mekaschef beim Mahdi-Aufstand. Quelle: Buchta S. 35 und S. 78, R 18/536 u. DH 19/180 - R 17/140: Erwähnung Arabi Paschas; Angaben dazu in Meyers Supplement V;

DH 18/712 R 16/518: Begegnung mit dem Scheik der Monassir, die von May geschilderten Vorfälle im Verlaufe des Mahdi-Krieges müssen nach 1884 liegen, da Buchta und Meyer sie nicht erwähnen. Eine Quelle konnte ich nicht finden.

48 Vgl. Bernhard Kosciuszko: »Man darf das Gute nehmen, wo man es findet«. Eine Quellenstudie zu Mays Südamerika-Romanen. In: Jb-KMG 1979, 169-185.

49 Vgl. ebd. 173 ff.

50 Da nicht alle Stellen im Text des Aufsatzes untergebracht werden konnten, hier eine Liste weiterer Textanleihen Mays:

S k l a v e n k a r a w a n e
29 f.
102 f.
115 u. 247
S t i c h w o r t
Herzog v. Gotha
Durrah-Zubereitung
Sklavenjäger-Lied
M a r n o
141 f.
316
432 f./434 u. 436
(bei Marno hat das Lied 6 Seiten Umfang. May überimmt die 1. Strophe und stellt die weiteren aus Einzelzeilen verschiedener anderer Strophen zusammen)

51 Walther llmer: Einführung zum Mahdi-Reprint, a. a. O. 6


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