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BERNHARD KOSCIUSZKO

»Eine gefährliche Gegend«

Der Yellowstone Park bei Karl May



Es ist nichts Ungewöhnliches und nichts Anstößiges daran, wenn man persönliche Gefühle in ein Kunstwerk einströmen läßt, falls man sie mit der archetypischen Situation in Einklang bringen kann, die dieses Kunstwerk zum Ausdruck bringt.                             R. Donington(1)

»1. Der Senat und das Haus der Repräsentanten der Vereinigten Staaten &c. beschliessen, daß der Landstrich in den Territorien Montana und Wyoming, nahe dem Ursprung des Yellowstone River liegend und durch folgende Grenze bestimmt, . . . , hierdurch von jeder Besiedelung, Besitznahme oder Verkauf unter den Gesetzen der Vereinigten Staaten ausgenommen und als ein öffentlicher Park oder Lustplatz zum Wohle und Vergnügen des Volkes betrachtet werden soll; Jedermann, der sich den nachfolgenden Bestimmungen zuwider dort niederlässt oder von irgend einem Theile Besitz ergreift, soll als Übertreter des Gesetzes angesehen und ausgewiesen werden.

2. Der Park soll unter die ausschliessliche Controle des Sekretärs des Inneren gestellt werden, dessen Aufgabe es sein wird, so bald als thunlich solche Vorschriften und Anordnungen zu erlassen, als er zur Pflege und Erhaltung desselben für nothwendig erachtet.«(2)

   Dreimal in Karl Mays Werk begegnet uns dieser Gesetzestext: Er leitet das Kapitel "Die Railtroublers" der 1883 in der Zeitschrift "Feierstunden im häuslichen Kreise" erschienenen Erzählung "Im »wilden Westen« Nordamerikas" ein(3), das genau zehn Jahre später - 1893 nahezu wortgetreu in den Band III der Triologie "Winnetou, der rote Gentleman" übernommen wurde.(4) Dazwischen - 1887 - taucht er zu Beginn des zehnten Kapitels "Gefangen genommen"(5) des in der Jugendzeitschrift "Der Gute Kamerad" veröffentlichten Romans "Der Sohn des Bärenjägers" auf.(6) Den Wortlaut des Gesetzestextes fand Karl May in Petersmann's Geographische Mittheilungen 1872. Auf diese Quelle hat schon Franz Kandolf im Karl-May-Jahrbuch 1925 (Radebeul) hingewiesen.(7) May selbst ! nennt seinen Gewährsmann in direkt, indem er den Namen erwähnt: Professor Hayden.(8) Haydens Forschungsbericht "Preliminary Report of the United States Geological Survey of Montana and portions of adjacent territories; being a fifth annual report of progress . . . . Washington 1872."(9) wurde von der Redaktion der Geographischen Mittheilungen zu dem Artikel "Die neu entdeckten Geyser-Gebiete am oberen Yellowstone und Madison River" umgearbeitet.


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   Für die Geschichte um Winnetou Tod hat May aus dieser Quelle neben dem Gesetzestext noch die Angaben zur Entdeckungsgeschichte des Yellowstone-Gebietes(10) und zur Größe des Parkes(11) verwendet.

   Der Beginn des Railtroubler-Kapitels gehört zu den Texten, die die psychischen Prozesse, die in Karl May abliefen, während er schrieb, in einer Weise bloßlegen, die betroffen macht: Mit Hilfe der Quelle findet May einen Zugang zu einer Landschaft; er löst sich von der Quelle und gerät ob der Schönheit und Erhabenheit des Vorgestellten ins Schwärmen. Die überschwengliche Beschreibung der majestätischen Bergwelt geht über in die pathetische Schilderung der Gefahren des Yellowstone-Gebietes. In die Schilderung schleichen sich zunächst vereinzelt, dann häufiger Bilder ein, die verdrängte Gefühle und Erinnerungen hervorrufen: Plötzlich wird May sich der "Gefahr", in der er sich befindet, bewußt: er bricht - durch die drei Gedankenstriche auch optisch markiert - abrupt ab. Aber ganz kann er sich noch nicht vom Bann der Vergangenheit lösen; eine andere Erinnerung verdrängt di! e unguten Bilder. Eine in der Re alität zwar gescheiterte, aber als fast erfüllter Rettungstraum unvergeßliche Episode der "dunklen Zeit"(12) wird aufgegriffen und glücklich zuende getr& auml;umt. Dann erst wendet May sich wieder seinem Thema zu, erklärt seinen Plan rational und steigt in die Handlung ein:

Jenseits der weiten westlichen Prairien, fern noch hinter dem Höhenzuge der Blackhills, ragen die gigantischen Mauern des Felsengebirges zum Himmel empor. Man möchte sagen, hier habe nicht die Hand, sondern die Faust des Schöpfers gewaltet. Wo sind die Cyclopen, die solche Basteien zu thürmen vermögen? Wo sind die Titanen, die solche Lasten bis über die Wolken treiben könnten? Wo ist der Meister, der jene Firnen mit ewigem Schnee und Eise krönte? Hier hat der Schöpfer ein »Gedächtniß seiner Wunder« errichtet, welches nicht imposanter und ergreifender sein könnte.

   Und hinter jenen gigantischen Mauern, da wallet und siedet, da dampft und brodelt es noch heut aus den kochenden Tiefen des Erdinnern hervor; da treibt die dünne Erdenkruste Blasen, da zischen glühende Schwefeldämpfe empor, und mit einem Getöse, welches dem Kanonendonner gleicht, sprühen riesige Geyser ihre siedenden Wassermassen in die zitternden Lüfte. Plutonische und vulkanische Gewalten kämpfen gegen die Gestaltungen des Lichtes. Die Unterwelt öffnet von Minute zu Minuteden Rachen, um die Feuer der Tiefe emporzuspeien und die Gebilde des Tages in den tosenden Schlund hinabzusaugen.

   Hier ist oft jeder einzelne Schritt mit Todesgefahren verbunden. Der Fuß kann durch die trügerische Kruste brechen; der dampfende Katarakt kann den müden Wanderer erfassen; der unterhöhlte Felsen kann mit dem Ruhenden in den gähnenden Abgrund stürzen. Aber diese Todesfelder werden einst Tausende von Wallfahrern sehen, welche in den heißen Quellen und ozonreichen Lüften Heilung ihrer Leiden suchen, und dann wird man auch jene wunderbaren Schlüfte und Klüfte entdecken, in denen die geizige Einsamkeit Schätze an Steinen und andern Werthen aufgespeichert hat, welche man an anderen Orten mit Gold aufwiegen würde. - - -

   Zweimal bereits hatte ich die Prairie nach allen Richtungen durchstreift. Ich war von den Seen bis nach Texas und von Florida bis hinauf zu den Schlangenindianern gekommen. Ich hatte manchen wackern Westmann kennen gelernt und manches Abenteuer erlebt und


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war dann zum zweiten Male nach der Heimath in der Ueberzeugung zurückgekehrt, daß ich die Jagdgründe und Felsenmauren des Westens niemals wiedersehen werde. Wer aber einmal den Thau der Savanne getrunken und den Duft des Büffelgrases geathmet hat, dem geht es wie dem Seemanne mit dem Meere: er kann nimmer von ihm lassen; es zieht ihn zurück, und die geringste Veranlassung wird ihm zur eisernen Nothwendigkeit, den Wanderstab und die Trapperbüchse von Neuem zu ergreifen.

   So erging es auch mir. Seit meiner Rückkehr nach dem »alten Lande« waren Jahre verflossen, ohne daß ich von jener Unruhe, welche den Wandervogel immer wieder von Neuem hinauszieht, Etwas gespürt hätte; da aber sollte mich das Verhängniß um so unverhoffter und unwiderstehlicher packen. Es rief mich eine kleine geschäftliche Angelegenheit nach Hamburg, wo ich einen Bekannten traf, dessen Anblick alle Erinnerungen plötzlich aufleben ließ. Er war aus St. Louis, und wir hatten in den Sümpfen des Missisippi gar manches Stück Wild mit einander geschossen. Er war reich, sehr reich und bot mir freie Passage an, wenn ich ihm die Freude machen wolle, ihn nach St. Louis zu begleiten. Da ergriff mich die Prairiekrankheit mit voller, siegreicher Gewalt; ich sagte zu, telegraphirte nach Hause, um mir meine Gewehre und sonstigen Ausrüstungsstücke schleunigst kommen zu lassen, und nur fünf Tage! nach unserem Wiedersehen schwam men wir bereits auf dem dienstfertigen Rücken der Elbe dem deutschen Meere und dem Ocean entgegen.

   Drüben angekommen, vertieften wir uns für einige Wochen in die Wälder des untern Missouri; dann mußte er zurückkehren, während ich stromaufwärts nach Omaha City ging, um von da aus auf der großen Pacific-Bahn weiter nach Westen vorzudringen.

   Ich hatte meine guten Gründe, grad diese Route einzuschlagen. Ich hatte das Felsengebirge von den Quellen des Frazer-Flusses bis zum Hell Gate Paß, vom Nordpark bis hinunter zur Wüste Mapimi kennen gelernt, doch die Strecke vom Hell Gate Paß bis zum Nordpark, also eine Strecke von über sechs Breitengraden, war mir noch fremd geblieben. Und gerade hier sind die interessantesten Punkte des Gebirges zu suchen: die drei Tretons die Windriverberge, der Südpaß und ganz besonders die Quellgegenden des Yellow Stone, Schlangenflusses und Columbia.(13)

   Wie dieser Text im einzelnen zu interpretieren ist, mag ein Berufenerer untersuchen; ich will mich darauf beschränken, einige Assoziationsmöglichkeiten anzudeuten: gigantische Mauern (zweimal!) und Basteien verweisen auf Gefängnis und Zuchthaus: die Faust des Schöpfers traf May. Bei der Entlassung überzeugt, die Felsenmauern niemals wiederzusehen, wird die geringste Veranlassung zur eisernen Nothwendigkeit, sein Bündel erneut zu schnüren: das Verhängniß packte ihn um so unverhoffter und unwiderstehlicher. Die Schilderung der plutonischen und vulkanischen Gewalten erinnert an Mays Darstellung der Erlebnisse in der Hohensteiner Brandnacht und an die Beschreibung der Atmosphäre im Hause May, wenn ein Ausbruch des Vaters bevorstand.(14)

   »Rauch, Zorn, Vulkan sind unschwer erkennbar als Merkmale seiner Vatererfahrung.«(15) Wilhelm Vinzenz hat auf diese Motivverknüpfung in seinem Sonderheft "Feuer und Wasser. Zum Erlösungsmotiv bei Karl May" aufmerksam gemacht. Vinzenz zeigt, daß auch die Motive Feuer und Wasser an die Vaterimagination Mays gebunden sind. Kein Wunder also, daß das Yellowstone-Gebiet mit dem Feuerloch- Fluß, den gefährlichen Schlammvulkanen, die gelbe Rauchwolken ausstoßen, und den plötzlich ausbrechenden »Warmwasserbergen«(16)


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besondere psychische Brisanz für Karl May besaß. Eine Brisanz, der er sich 1883 offensichtlich noch nicht stellen konnte: Die Handlung um Winnetou Tod erreicht das recht aufwendig eingeführte Yellowstone- Gebiet nicht.

   Erst drei Jahre später - es dürfte von besonderer Wichtigkeit sein, daß Mays Vater in diesem Jahre einen Schlaganfall erlitt - , erst 1886 setzt May nochmals zum Ritt an den Yellowstone River an, und jetzt führt er sein Vorhaben mit Bravour zu Ende: organischer ist kaum eine Landschaft von Karl May in seine Handlung einbezogen worden. Darüberhinaus wurde die psychische Dimension dieser Landschaft sogar zum Thema der Handlung gemacht: Im "Sohn des Bärenjägers" geht es um einen Sohn, der seinen Vater rettet.

   Ein Höhepunkt des Romans ist die Szene am "Maul der Hölle", in das Martin Baumann (und Wokadeh) vor den Augen seines Vaters hinabgeworfen werden soll. Die Szene beginnt mit einer (quellenabhängigen)(17) Beschreibung der Schrecklichkeiten der am Feuerlochfluß liegenden Geiserregion:

Das obere Tal des Madison, welcher hier den sehr bezeichnenden Namen Feuerlochfluß führt, ist wohl die bewunderungswerteste Region des Nationalparkes. Viele Meilen lang und stellenweise zwei und sogar drei Meilen breit, enthält es Hunderte von Geisern und heiße Quellen. Es gibt da Fontänen, welche ihre Strahlen mehrere hundert Fuß emporschleudern. Schwefelige Gerüche entströmen den zahlreichen Spalten des Erdbodens, und die Luft ist stets mit heißem Wasserdampfe geschwängert.

   Schneeweißer Sinter, welcher den Ueberzug oder vielmehr die Stürze, den Deckel unterirdischer Kochtöpfe bildet, glänzt grell im Sonnenscheine. An anderen Stellen wieder besteht die Erdoberfläche nicht aus einem festen Boden, sondern aus dickflüssigem, übelriechendem Schlamm, dessen Temperatur eine sehr verschiedene ist. Hie und da erhebt sich der Erdboden plötzlich in Haubenform, steigt langsam, blasenartig empor und zerplatzt sodann, ein weites, unergründlich tiefes Loch zurücklassend, aus welchem die Strahlen des Dampfes so hoch emporschießen, daß es dem Auge schwindelt, welches ihnen in diese Höhe folgt. Diese Blasen und Löcher entstehen und vergehen, bald hier, bald dort. Sie sind also wandernd. Wehe dem, der auf eine solche Stelle gerät! Soeben hatte er noch festen Boden unter sich; da beginnt dieser plötzlich heiß zu werden und sich zu erheben. Nur ein todesmutiger ! Sprung, die schleunigste, augenb licklichste Flucht vermag Rettung zu bringen.

   Aber während man der einen Blase entflieht, steigt sofort eine zweite, dritte vor und neben einem auf. Man steht eben auf einer ganz dünnen Kruste, welche die fürchterlichen Tiefen des Erdinnern wie die leicht zerreißbare, papierartige Masse eines Wespennestes bedeckt.

   Und wehe ebenso dem, welcher den erwähnten Schlamm von weitem für eine Masse hält, welche ihn tragen kann! Er sieht zwar aus, wie ein sumpfiger Moorboden, durch welchen man noch zu gehen vermag, aber er ist nur gehalten von vulkanischen Dämpfen, welche ihn tragen, wie beim Fleischkochen der graubraune Schaum von dem Wassergehalten und bewegt wird.

   Ueberall gibt der Boden unter dem Fuß nach, und die Stopfen fallen sich sofort mit einer dicken, grüngelben, stinkenden, höllischen Flüssigkeit.

   Ueberall rauscht, kocht, brodelt, pfeift, zischt, braust und stöhnt es. Riesige Flocken von Wasser und Schlamm fliegen umher. Wird man einen schweren Stein in eine so entstehende und wieder vergehende Oeffnung, so ist es, als ob die Geister der Unterwelt sich belei-


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digt fühlten. Die Wasser und der Schlamm kommen in eine furchtbare, wahrhaft diabolische Aufregung; sie steigen empor; sie wallen über, als ob sie den Verbrecher ins grauenhafte Verderben ziehen wollten.(18)

   Ein besonders großer Schlammvulkan, das Höllenmaul, soll Martin Baumann verschlingen: Der Häuptling sprach zu Martin Baumann, mit der Hand nach dem Schlammkrater deutend. Old Shatterhand sah ganz deutlich, daß Martin totenbleich wurde. Zu gleicher Zeit ertönte ein schriller Schrei, wie ihn die menschliche Kehle nur im Augenblicke des größten Entsetzens ausstoßen kann. Einer der Gefangenen hatte ihn ausgestoßen, der alte Baumann. . . . Das, was der Häuptling gesagt hatte, mußte etwas geradezu Fürchterliches sein. Und das war es auch, etwas so Teuflisches, daß ein Vater wohl aus Angst um seinen Sohn einen solchen Schrei ausstoßen konnte.(19) Der Häuptling beschreibt nun die Marterszene:

Wir werden den Verräter und deinen Knaben an Lassos binden und sie in das Loch werfen. Aber sie werden nicht hinabfallen, denn die Lassos halten sie. Sie werden so tief hinabhängen, daß ihnen der Schlamm nur bis an die Füße steigt. Beim nächsten Male lassen wir sie weiter hinab, daß ihnen der Schlamm bis an die Kniee reicht. So werden sie tiefer und tiefer sinken, und ihre Körper werden langsam von unten nach oben in dem heißen Schlamme braten. Hast du nun noch Lust, für deinen Sohn dieses Todes zu sterben.?

   »Ja, ja!« antwortete Baumann. »Nehmt mich an seiner Stelle, nehmt mich!«

   »Nein! Du sollst mit den anderen am Grabe der Häuptlinge am Marterpfahle enden. Und jetzt sollst du zusehen müssen, wie dein Sohn im Pfahle versinkt!«

   »Martin, Martin, mein Sohn!« schrie der Vater in verzweiflungsvollem Tone.

   »Vater, mein Vater!« antwortete dieser weinend.(20)

   Sohn und Vater werden gerettet, sie sinken nach der Befreiung einander in die Arme: »Mein Kind, mein Sohn!« . . . » Wir besitzen uns von neuem, und nichts soll uns wieder trennen. Was habe ich ausgestanden! Und was hast auch du seit gestern erduldet!«(21)

   Auch im übertragenen Sinne sind die Motive Feuer und Wasser mit der Yellowstone-Region verbunden: Auf das verderbenbringende Feuerwasser ist einer indianischen Sage nach die Entstehung der schreckenerregenden Landschaft zurückzuführen. In der Zeitschriften-Fassung des "Sohn des Bärenjägers" erzählt der Schoschonenhäuptling Tokvi-tey(22) Winnetou die Sage über die Entstehung der Krater und Geiser am Feuerlochfluß:

»Tief unter diesen Bergen und Schluchten liegt ein Häuptling begraben dessen Seele nicht in die ewigen Jagdgründe gelangen kann, obgleich er der tapferste Krieger war und viele Zelte mit den Skalps der von ihm erlegten Feinde geschmückt hatte. Sein Name ist K'unp'a. Mein Bruder wird ihn gehört haben?«

   »Nein. Ein berühmter Häuptling dieses Namens ist dem Apachen nicht bekannt. K'unp'a heißt in der Sprache der Schoschonen das Feuerwasser, welches die Yankees Brandy oder Whisky nennen.«

   »Ja, Feuerwasser bedeutet auch der Name jenes Häuptlings, denn er hat seine Seele und


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seinen ganzen Stamm an die Bleichgesichter verkauft, welche ihm Feuerwasser dafür gegeben haben. Er hatte das Beil des Krieges gegen sie ausgegraben, um sie von der Erde zu vertilgen. Seine Krieger waren zahlreicher als die ihrigen; sie aber hatten Feuerwaffen und - Feuerwasser. Ihr Häuptling bat um eine Unterredung mit ihm. Die beiden trafen sich an einer Stelle, welche sich zwischen den Kriegslagern befand. Während sie verhandelten, gab der Häuptling der Bleichgesichter dem roten Krieger Feuerwasserzu trinken. Es war noch nie ein Tropfen davon über seine Lippen gekommen. Er trank und trank, bis der böse Geist des Feuerwassers über ihn kam. Da verriet er, um mehr davon zu bekommen, seine Krieger. Sie wurden alle getötet, so daß nicht ein einziger entkam.«

   »Und ihr Häuptling?« fragte Winnetou.

   »Er blieb allein übrig. Er war der Verräter, darum töteten ihn die weißen Männer nicht. Sie versprachen ihm noch mehr Feuerwasser, wenn er sie nach den Weidegründen seines Stammes führen wolle. Er that es. Die Wigwams seines Stammes standen da, wo jetzt die wasserspeienden Berge stehen. Das Thal des Feuerlochflusses war damals der glücklichste Weidegrund des Landes. Das Gras neigte seine Spitzen über dem Reiter zusammen, und auf den Büffelpfaden wandelten die Bisons in unzählbaren Scharen. Dorthin führte K'unp'a die Bleichgesichter. Sie fielen über die roten Männer her und töteten sie nebst allen ihren Frauen und Kindern. Der Häuptling saß dabei und trank Feuerwasser bis es ihm aus dem Munde brannte. Da brüllte er vor Schmerz laut auf und wandte sich in schrecklichen Qualen hin und her. Sein Geheul klang über die Prairien und Wälder hinweg bis hinauf zu ! den Spitzen des Gebirges jenseits des Gelbsteinsees. Dort wohnte der große Geist der roten Männer. Er kam herbei und sah, was geschehen war. Er ergrimmte in schrecklichem Zorne. Er schlug mit seinem Tomahawk eine Spalte in die Erde, viele Tagereisen tief, und stürzte K'un-p'a hinab. Dort unten liegt nun der Verräter seit vielen hundert Sonnen. Wenn er sich in seinen nie endenden Schmerzen von einer Seite auf die andere wirft und dabei seine brüllende Stimme erhebt, so zittert die ganze Gegend des Gelbsteinsees bis hinüber zum Schlangenflusse, und aus Spalten und Löchern dringt sein Jammergeheul zur Erde empor. Das Feuerwasser strömt kochend aus seinem Munde, es füllt alle Klüfte und Ritzen der Tiefe; es dampft und braust zur Höhe; es wirbelt und sprudelt aus allen Schlünden, es qualmt und stinkt aus allen Höhlen, und wenn dann ein einsamer Krieger vorüber reitet, die Erde unter den Hufen seines Pferdes zittern ! und bersten sieht, die kochende Flut erblickt, welche auf zu den Wolken steigt, und das Gebrüll vernimmt, welches aus tausend Mäulern der Tiefe erschallt, so gibt er seinem Tiere die Fersen und entflieht, denn er weiß, unter ihm wütet K'un-p'a, der vom großen Geiste Verfluchte.«(23)

   Das den Untergang der roten Rasse beschleunigende Feuerwasser war auch im Hause May nicht unbekannt; zwar behauptet Karl May: Der Abscheu vor Branntwein ist mir angeboren, aber zur Zeit der "inneren Stimmen" gilt: Jetzt aber fühlte ich seltsamer Weise stets großen Durst, wenn ich auf meinen Spaziergängen an einem Wirtshause vorüberging, und auch des Abends, wenn Andere nicht mehr arbeiteten, trat mir das Verlangen nahe, die Feder hinzulegen und in die Kneipe zu gehen, wie sie. Ich tat es aber nicht. Vater tat es. Er konnte sein Glas einfaches Bier und sein Schnäppschen nicht gut entbehren. . . . Ich erzähle es nur des psychologischen Interesses wegen, weil es mir höchst sonderbar erscheint, daß dieser meiner ganzen Natur widersprechende und mir sonst vollständig fremde Durst nach Spirituosen immer nur dann auftrat, wenn jene Stimmen die Oberhand in mir hatten, sonst aber nie!(24)

   Es fällt auf, daß May sich recht wortreich verteidigt, daß er sein Verhältnis zum Alkohol rational erklären will. Das gleiche Verhalten fin-


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den wir bei Winnetou, der dem Schoschonen-Häuptling die wunderbare Erzählung der Stammesältesten verdirbt. Er weist darauf hin, daß zur Zeit der Entstehung des Gebietes noch keine weißen Männer und damit auch kein Feuerwasser in Amerika gewesen seien, und überhaupt habe ihm Old Shatterhand genau erklärt, wie das alles entstanden sei. Wie es mit Mays Verhältnis zum Alkohol stand, ist noch nicht untersucht worden, die Stellung der Feuerwasser-Sage in einer so stark psychisch besetzten Erzählung wie "Der Sohn des Bärenjägers" deutet darauf hin, daß es hier noch etwas zu klären gibt.

   Nachdem die Bedeutung des Yellowstone-Parks für May dargestellt wurde, bleibt noch zu dokumentieren, woher Karl May die Bilder und Daten dieser Landschaft, die er ja nie in seinem Leben sah, bezog. Eine Quelle wurde zu Beginn dieser Arbeit schon genannt; für den Roman "Der Sohn des Bärenjägers" benutzte May zusätzlich das in seiner Bibliothek enthaltene Buch "Nord-Amerika, seine Städte und Naturwunder, sein Land und seine Leute" von Ernst von Hesse-Wartegg, Leipzig 1880. Der zweite Band dieses vierbändigen Werkes enthält die Kapitel "Der Yellowstone-Fluß und seine Canons" und "Die Geyser- Region des Yellowstone-Parks". Hesse-Wartegg hat die einzelnen Beiträge über Nordamerika übersetzt, von berühmten Reiseschriftstellern (Kirchhoff, Schlagintweit, Kapp u. a.) erbeten oder aus ihnen geschöpft, wie er im Vorwort ausführt. Die das Yellowstone-Gebiet betreffenden Passagen hat er nach Hayd! ens Werk "The Yellowstone Park"(25) gestaltet.

   Bei der Quellenbenutzung Mays ist die Entnahme von Daten und Fakten zu unterscheiden von der Übernahme, Ausarbeitung und Umformung von Bildern. Die Daten- und Fakten-Übernahme ist weniger interessant; eine tabellarische Auflistung scheint mir hier angebracht:

I n f o r m a t i o n Q u e l l e S o h n  d e s B ä r e n j ä g e r s
Gesetzestext PM 242f. U 177/P 176/R 254
Datum des Gesetzes PM 241 U 177/P 176/R 254
Größe des Parks, Flüsse PM 242
HW 229(26)
U 177/P 176/R 255
Reine, stärkende Luft . . . Genesung und Erneuerung der Lebenskraft PM 242 U 177/P 176/R255
Vergleich mit Island HW 239 U 177/P 176/R 255
Yellowstone-See/Titicaca-See HW 236 U 178/P 177/R 256
Forellen mit eigenartigem Geschmack, Hochwild, Elentieren, Bären HW 236 U 178/P 177/R 256
Reiseweg: Pelican-Yellowstone-Bridge-Creek PM Karte U 179/P 177f/R 257f.
Weg von Botelers Ranch zum unteren Yellowstone-Canon, Teufelsrutschbahn HW 230-232 U 179f/P 178/R 258f.


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I n f o r m a t i o n Q u e l l e S o h n  d e s  B ä r e n j ä g e r s
Entstehung des Gebietes HW 235 U 188f/P 186f/R266f.
Wasserscheide HW 229 U 204/P 201 /R 289
Fluß ohne Leben HW 238 U 208/P 205 /R 295f.
Krateröffnung wie ein Trichter HW 241 U 209/P 206/R 298
   Zu dieser Auflistung ist anzumerken, daß in einigen Fällen der Text in Petermanns Mittheilungen inhaltlich ebenso als Quelle angesehen werden könnte wie der Text Hesse-Warteggs. Kriterium für die Benutzung einer Quelle durch Karl May ist jedoch nicht die inhaltliche, sondern ausschließlich die wörtliche Übernahme der Vorgaben. Ein Beispiel für diesen Entscheidungsprozeß bietet Winnetou Geschenk an die Helldorf-Siedler, die ihm das "Ave Maria" nochmals sangen: » . . . im Thale des Beaverdam-Flusses, der sein Wasser in den südlichen Punkt d es Yellowstone-See ergießt, liegen sehr viele solche Steine«(27) Mit diesen Steinen sind gemeint: ganze Felder von Chalcedonen, Opalen und Achaten, Karneolen und anderen Halbedelsteinen(28). Petermanns Mittheilungen beschreiben eine in unmittelbarer N&a! uml; he des Beaverdam-Flusses liegende Stelle: »Überall ist der Boden mit Basalt- Fragmenten und Conglomeraten bedeckt und an einem Ort fanden wir ausgezeichnete Proben von Chalcedon mit Malachit; auch Achate sind häufig.«(29) Hesse-Wartegg schildert eine weiter entfernt liegende (Örtlichkeit: »Oberhalb dieses Thales treten die Felsenwände wieder näher zusammen, ganze Felder von Halbopalen, Chalcedonen, Moosachaten und Karneolen umschließend.«(30) Wörtliche Übernahme heißt allerdings nicht, daß May einfach abschrieb: Er wählte sein Material zielstrebig aus, kürzte und stellte geschickt um, wobei betont werden muß, daß er die Aussagen der Quelle nie verfälscht.

   Daten und Fakten werden knapp und sachlich dargeboten - und von Karl May auch so wiedergegeben: Bilder malen eine Landschaft sprachlich aus, lassen innere Beteiligung des Berichterstatters erkennen. Die quellenabhängigen Bilder lassen sich danach unterscheiden, ob sie einfach übernommen, mehr oder weniger bearbeitet oder nur in Anlehnung an die Vorlage gestaltet wurden. Direkt übernommene Bilder finden wir bei May selten, ein Beispiel für nur geringfügige Bearbeitung ist die Wiedergabe der phantastischen Trapperberichte: »Gerüchte der seltsamsten Art durchzogen die neue Welt. Ewig brennende Berge und Prairien, heiße Quellen, Vulkane die flüssige Lava und Schmutz auswürfen, große Seen und Wasserfälle u.s.w. sollten in diesem Gebiete im Überfluß zu finden sein. Der Einbildung wurde


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freier Spielraum gelassen, die Reisenden erzählten von versteinerten Wäldern, bevölkert von versteinerten Indianerstämmen und Thieren; von Strömen, die über ihr steiniges Bett mit solcher Schnelligkeit flössen, daß das Wasser erhitzt würde und dgl. mehr.«(31) Nur in groben Zügen übernommen wurde die Schilderung der Akustik eines Geiserausbruchs: » . . . Iängs seinen Ufern entspringen zahllose heiße Quellen, den im Innern der Erde erzeugten Dampf pfeifend und prustend, wie aus Lokomotiv-Ventilen hervorblasend. Es sind die Sicherheitsklappen des ungeheuren Feuer- und Dampfkessels in der Schmiedewerkstätte Vulkans.«(32)

   Betrachten wir nun die drei großen Bilder aus dem "Sohn des Bärenjägers" und ihre Vorlagen. Zunächst die großartige Kulisse des Großen Canons:

»Keine Sprache kann der wunderbaren Schönheit und Grandiosität dieser furchtbaren dreißig Meilen langen und mehrere Tausend Fuß tiefen Schlucht gerecht werden in deren Tiefen der Yellowstone rauscht. Sie hat wohl nicht ihres Gleichen in der Weit. Nur durch das Auge selbst kann man von dem schrecklichen, fremdartigen, übernatürlich scheinenden Blendwerk der Natur einen richtigen Begriff bekommen, selbst vor dem Canon stehend, ja von seiner Großartigkeit beeinflußt, kann der Verstand kaum das Fremdartige dieses Phänomens erfassen. Er steht stille wenn man in die tiefe, große Einsamkeit da drunten hinabblickt. Man kriecht erbleichend von der schwindelnden Kante zurück, froh, festen Erdboden unter seinen Füßen zu haben. Da herabzublicken heißt die Götter versuchen und man wagt es nicht mehr, sich an den Rand des furchtbaren Abgrundes zu begeben. Die Einsamkeit und Stille an diese! r Stelle ist schrecklich. Unten, tief unten sieht m an den mächtigen Strom, zu einem dünnen, hellgrünen Faden zusammengeschmolzen, in Miniaturwellen gepeitscht, die mit zwerghaft scheinender Kraft gegen diese massiven Mauern schlagen, welche sie umschließen.

   Da hinunter gelangen zu wollen, ist eitel Bemühen. Die drohenden, verwitterten Wälle kerkern den Strom ein, nicht einmal das furchtbare Tosen der Wellen drunten, dringt herauf zu uns. Sie zittern, toben und jagen tanzend den Schlund hinunter. Kein Baum kein Sträuchlein theilt ihre Gefangenschaft, verschlagen zwischen erdrückende Felstrümmer und ragenden Spitzen, so strömen sie wild dahin auf ihrem einsamen Pfade . . . .«

   »Und welche Tiefe ist dies! Es ist als wäre die Erde bis an ihr flüssiges Innere aufgeschnitten und die Seiten dieser klaffenden Wunde auseinandergerissen, um den Einblick in das Innerste zu gestatten. Es ist die Natur auf dem Secirtische. Unmöglich ist's für den Menschen da drunten zu leben, denn hätte er auch Speise und Trank, es würde ihm die Luft fehlen zum athmen. Sie ist verpestet mit ekelhaften, unreinen Gerüchen. Obschon am Fuße des Canons stets Windhauch weht, so ist die Luft doch zum Ersticken warm und dick. Das Flußwasser ist warm, von graugrüner Farbe und sieht wie Oel aus. Dabei besitzt es einen unerträglichen Alaun- und Schwefelgeschmack.

   Wie der Fluß selbst, so tragen auch seine Ufer und die verwitterten Halden die er bespült, jenen satanischen Charakter an sich, den man auf Erden wohl nirgends anders finden dürfte. Heiße Quellen spritzen überall aus den Felsen hervor, verschieden gefärbte Krater und Bänke absetzend, sich zischend und brodelnd mit den grünen, öligen Fluthen des Flusses vermengend. Andere speien schmutzige, faule Flüssigkeiten und Schlamm aus, wie Eiter, - aus den Eingeweiden der Erde kommend.

Diese Ingredienzien aus der Küche des Teufels werden nun von vulkanischen, nahezu


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senkrechten, sehr oft überhängenden Felsmauern eingeschlossen, sie sind stellenweise verwittert und zeigen die kühnsten unglaublichsten Formationen. Aus den Halden ragen Thürme, Felsspitzen und Minarets hervor, in allen Farben des Regenbogens, und zwar noch in dessen grellsten Nüancen leuchtend. Die vorherrschende Färbung ist das blendendste Weiß des Feldspath, während an manchen Stellen hellrothe Streifen, von Eisenoxyd, wie Blut gefärbt, in den Canon hinabreichen. Andere Felsen sind schwarz wieder andere hellgelb vom Schwefel. Am oberen Rande des Canon bilden hohe Fichten den dunkelgrünen Rahmen zu diesem diabolischen Bilde.«(33)

   Ob Karl May das faszinierende Bild als zu diabolisch empfand, oder ob es ihm lediglich zu lang erschien, ist nicht zu entscheiden; er hat es jedenfalls zerstückelt: Den Blick ins Erdinnere wirft er schon bei der Vorstellung der Landschaft(34), ein Stückchen weiter beschreibt dann Old Shatterhand dem Dicken Jemmy Größe und Beschaffenheit des Canons: dem Anlaß entsprechend wird hier aus dem Bild ein nüchterner Bericht.(35) Ein drittes Textstück wird verwendet, als die Männer den Canon erreichen: Zunächst wird die Geschichte des Gebietes mitgeteilt (siehe Tabelle), dann greift May die knapp gehaltenen Ausführungen Hesse-Warteggs zu den phantastischen Felsformationen auf, die er frei ausfabulierend ins Anschaulichere transponiert.(36) May löst sich sodann von der Quelle und erfindet ein ähnliches! Gebilde, die italienische Vi lla, die Martin Baumann und seinen Gefährten zum Verhängnis wird.(37)

   Das zweite große Bild ist das Panorama des oberen Tals des Madison, der dort Feuerloch-Fluß heißt. Mays Version dieser Landschaft wurde schon vorgestellt (vgl. S. 199f.); man vergleiche jenen Text mit der Quelle: Es fällt auf, daß May den Bildcharakter mildert, daß er strafft und - dramatisiert:

»Die wunderbarste, übernatürlichste Region ist das Thal des oberen Madisonflusses, dem man den wohlverdienten Namen Feuerlochfluß gegeben. Das viele Meilen lange und etwa zwei bis drei Meilen breite Thal enthält Hunderte von Geysern, heißen Quellen und Fontainen, die Strahlen bis zu 250 Fuß Höhe auswerfen. Die Atmosphäre ist stets mit heißem Dampf und schwefeligen Gerüchen geschwängert, die den Klaffungen im Erdboden entströmen. Der letztere ist stellenweise mit weißem Sinter überdeckt, an anderen Stellen aus einer heißen, übelriechenden Schlammkruste bestehend, deren Tiefe unergründlich ist. Blasen stehen auf ihrer Oberfläche und Dampfstrahlen schießen pfeifend aus Hunderten von wandernden Oeffnungen empor. Der Boden giebt unter dem Fuße des Besuchers nach, und aus den Fußtapfen treten gelbe, dicke, übelriechende Massen hervor. Die Quelle! n haben dasselbe diabolische Aus sehen, wie der Hexenkessel in Macbeth, sie bedürften nur der Gegenwart Hecates und ihrer wilden Bande, um diese Schöpfung poetischer Phantasie zu verwirklichen. Alle Oeffnungen brodeln, pusten und werfen ihren flüssigen Inhalt, wie von teuflischer Gewalt getrieben, Hunderte von Fuß empor, und auf das umliegende Terrain. Einige erscheinen wie ungeheure Kochkessel von infernalischem Aussehen und unergründlicher Tiefe. Steine und Felsentrümmer in diese Teufelsrachen geworfen, steigern nur die furchtbare Aufregung des flüssigen Elementes. Baumäste werden in kürzester Frist mit dicken Schichten bleifarbigen Schleimes überzogen. Die Farbe des Wassers in den einzelnen Kesselgeysern ist verschieden, je-


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doch stets in schreiendstem grellroth, schwefelgelb, milchweiß, azurblau und krystallhell - selbst die verschiedensten Nüancen von grün sind vorhanden, und in einigen klaren, kühleren Oeffnungen sieht man an den Seitenwandungen des Kessels kleine Ventile, aus denen das Wasser hervorströmt, während die Wände selbst, so tief man sehen kann, mit Rosenkohl-artigen, schneeweißen Krystallen bedeckt sind. In den kleinen Strömen, die an den Quellen des Fireholeflusses sprudeln, sieht man große Massen von weißen, seidenartigen Fäden, wie die feinste Wolle der Cashmere Ziege.«(38)

   May schließt die emotional aufgeladenen Schilderungen des zweiten großen Bildes mit den emphatischen Ausrufen: Man möchte alle Sekunden ein »Herrlich! Unvergleichlich! Himmlisch!« rufen, wenn das alles nicht gar so angsterregend, so höllisch wäre.(39) Die Zwiespältigkeit der Gefühle Mays für diese Landschaft ist nicht deutlicher auszudrücken; Gefahr und Erlösung liegen so nahe beieinander: Ein inneres Aufatmen steckt in diesen Worten. Zwar bleibt ein bittrer Nachklang, aber das Gefühl, sich eine Last von der Seele geschrieben zu haben, gewinnt die Oberhand. Das Bild, das sich nun entfaltet, drückt ganz Befreiung, drückt Erlösung aus: Die hier eher nüchtern wirkende Quelle wird zur Gestaltung eines Bildes benutzt, das auch sprachlich dem duftigen Gebilde, das es zeichnet, adäquat ist:

K a r l  M a y: H e s s e - W a r t e g g:
Dieses Gebild - denn es gibt wohl kaum ein anderes, besseres Wort zur Bezeichnung des Gegenstandes - also dieses Gebild war so wunderbar, auf den ersten Anblick so unbegreiflich, daß man hätte meinen mögen, sich in einer Zauberwelt zu befinden, in welcher Feen und Elfen und andere unirdische Wesen ein geheimnisvolles Dasein leben.

   Es war ein terrassenförmiger Aufbau, so zart gegliedert und phantastisch verziert, als bestehe er aus frischgefallenem Schnee und den feinsten Eiskrystallen.

   Die unterste, umfangreiche Terrasse schien aus dem feinsten Elfenbein geschnitten zu sein. Ihr Rand war mit Zieraten bekleidet, welche von weitem wie die Kunstwerke eines phantasiereichen Bildhauers erschienen. Sie bildete ein mit Wasser gefülltes, halbkreisförmiges Bassin, aus welchem die zweite Terrasse aufstieg, glitzernd, wie mit Goldkörnern durchsetzter Alabaster. Diese zweite Terrasse hatte einen geringeren Durchmesser als die erste. Und ebenso trat die dritte hinter der zweiten zurück. Wie aus zart gezupfter, weißer Watte bestehend, hob sie sich schlank und jungfräulich aus der zweiten empor.

»Vor uns steht eines der schönsten und seltensten Gebilde natürlicher Architektur, ein terassenförmiger Aufbau wie aus frisch gefallenem Schnee, mit Eisblumen und Eiskrystallen. Es sind mächtige Terassen, an den Wänden des Gardiner Canons, bis auf 1000 Fuß Höhe emporsteigend und nahezu eine Meile lang. Die schneeigen, glitzernden treppenförmigen Absätze haben das Aussehen, als wäre eine grandiose Cascade in ihrem Sturze plötzlich aufgehalten und krystallisiert worden. Vierzehn dieser Riesenterassen besitzen noch thätige, heiße Quellen während die übrigen bereits erloschen sind. Die Wasser kommen wie von einer ungeheuren Pyramide über die Absätze in Cascaden herabgestürzt, dampfend und schäumend, über die gefüllten Wasserbecken fließend.

   Die unterste Terasse ist flach und ihre halbrunden, wie von Künstlers Hand gemeißelten Bassins sind seicht und ausgetrocknet. Aus ihrer Mitte hebt sich ein "Freiheitsmütze" genannter Conus von etwa 50 Fuß Höhe, der Krater eines erloschenen Geysers. Von der zweiten bis zur zwölften Terasse sind die halbrunden Bassins mit wunderbarer Symmetrie und


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   Der Stoff, aus welchem sie bestand, war so luftig und duftig, daß man meinen konnte, sie vermöge nicht die mindeste Last zutragen. Und doch erhoben sich auf ihr und über ihr noch sechs solcher Terrassen, jede aus einem Bassin bestehend, welches sein Wasser aus der nächst höheren empfing, um es der nächst unteren entweder in schlanken, dünnen Strahlen, in einem fein zerteilten Staubregen, in welchem die Sonne ihre Strahlen brach, oder in breiteren Abflüssen, welche ein schleierartiges Gewebe zu bilden schienen, mitzuteilen.

   So lehnte dieses Naturwunder sich schlank, strahlend und schneeglänzend an die dunkle Felsenwand, wie das aus Schneeflocken gewobene Kleid eines aus anderen Welten stammenden Wesens. Und doch war dieses Kleid von denselben Händen gefertigt, welche den schwarzen Basalt emporgetürmt und die Schlammvulkane durch die Erdrinde getrieben hatten.

   Man brauchte nur empor zur Spitze dieser wunderbaren Pyramide zu blicken, da sah man sofort, wodurch sie gebildet worden war. Dort stieg nämlich gerade jetzt ein hoher Wasserstrahl auf, der sich oben schirmartig ausbreitete und dann als Regen rundum niedersank. Dabei war jenes Brausen zu hören, welches vorhin Moh-aw nicht hatte begreifen können. Diesem Wasserstrahle folgten pfeifende, zischende, stöhnende Dämpfe, und es war, als ob die Erde unter der Gewalt dieser Eruption zerbersten werde.

   Die Wasser des Geisers hatten sich diese Pyramide gebaut. Die feinen, leichten Bestandteile, welche der Strahl mit nach oben nahm, setzten sich beim Niederfallen fest und arbeiteten auch jetzt noch immerfort an dem wundersamen Gebilde. Das heiße Wasser floß von einer Terrasse auf die andere herab und wurde allmählich abgekühlt, so daß die einzelnen Bassins, von oben herab gerechnet, eine immer niedrigere Temperatur zeigten. Unten endlich überströmte die krystallene Flüssigkeit das niederste Bassin und floß nach kurzem Laufe in den Feuerlochfluß.(40)

Schönheit geformt, mit eingekerbten und gezackten Rändern versehen. Hier haben auch die meisten Kaskaden ihren Ursprung, und das kochend heiße Wasser, von den oberen Terassen dieser rauchenden Riesen-Fontaine herab in die niedrigeren stürzend, wird immer kühler, so daß man in den verschiedenen Bassins beinahe jede Temperatur vorfinden kann, in der man etwa zu baden wünscht. Am Gipfel der Fontaine sind außerdem noch einzelne Geyser mit hohem Wasserstrahl, die jedoch mit jedem Jahre wechseln. Einzelne aussterbend, andere frisch aus dem Boden brechend.« (S. 231)

   Der Schluß der Bärenjäger-Geschichte läuft nach dem gleichen unbewußten Schema ab wie der anfangs analysierte Beginn der Geschichte um Winnetou Tod: May benutzt eine Quelle, schreibt sich in


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eine überschwengliche Stimmung, gerät in mit "gefährlichen" Assoziationen besetzte Bilder und hält plötzlich inne (hier: abrupter Szenenwechsel nach dem ersten Schrei des Bärenjägers). Es ist die gleiche Reihenfolge, aber die Ausführung ist nun eine andere: Die einzelnen Sequenzen sind nicht mehr dicht aneinandergefügt, die Bilder jagen sich nicht mehr; Handlung wird dazwischengewebt, die Sequenzen werden isoliert, aus anderer Perspektive nochmals aufgegriffen, dann dramatisch auf einen Höhepunkt getrieben. Eine Grobstrukturierung der letzten beiden Kapitel des "Sohn des Bärenjägers" zeigt dies deutlich:

Kapitel 11: "In höchster Not"

Kaskade (Quelle) - Schlammloch (Quelle(41)) - Handlung - 1. Schrei - Perspektivenwechsel, Handlung - 2. Schrei - Steigerung: 3. Schrei, erstes Finale Kapitel 12: "Rettung, Sieg und Friede"

(Erzählung der Feuerwassersage - Rationalisierung durch Winnetou - Erzählung: Erste Begegnung Winnetou/Old Shatterhand - Winnetou Rede vom Geist der Liebe(42) - Handlung - Geiserausbruch (Quelle(41)) - Handlung - Schlammloch - Ausbruch (Quelle(41)) - Handlung - Geiserausbruch: Großes Finale

   Die psychische Gewalt der Bilder ist bezwungen, ihre Macht zerschlagen: Karl May kann über sie verfügen. Wie man Trümmer zu neuen Bauwerken verwendet, so baut er die psychisch besetzten Bilder nun bewußt gestaltend in sein Handlungskonzept ein: »Hier . . . sind begraben der "tapfere Büffel" und "böses Feuer" . . . So laß die Hand von ihrem Grabe! Sie gehören Old Shatterhand. Er hat ihnen ihre Skalpe gelassen und sie sogar mit begraben helfen. Ein tapferer Krieger kämpft nicht mit den Knochen der Toten . . . der große Geist aber will, daß die Toten ruhen sollen . . . «(43)



1 Robert Donington: Richard Wagners Ring des Nibelungen und seine Symbole. Stuttgart 1976, S. 174

2 Petermanns Mittheilungen 1872 (künftig PM) S. 241f.

3 Vgl. Karl May: Im »wilden Westen« Nordamerikas. Reprint der Ausgabe 1883 (Feierstunden im häuslichen Kreise) in: Winnetous Tod. Bamberg 1976, S. 54ff.

4 Karl May: Winnetou III, Bd. IX der Gesammelten Werke. Radebeul (203.-220. Tsd.) S. 354ff.

5 In der tiefgreifend Text und Personal verändernden Radebeul-Bearbeitung (und der Bamberg-Fassung): Felsengeier.

6 Karl May: Der Sohn des Bärenjägers (Die Helden des Westens I). Union Deutsche Verlagsgesellschaft Stuttgart, Berlin, Leipzig o.J., 3. Aufl. S. 177

vgl. Karl May: Unter Geiern, Bd. 35 GW. Radebeul (67.-81. Tsd.) S. 254ff.

vgl. Karl May: Die Helden des Westens. Pawlak Verlag Herrsching, S. 176ff. (Die Pawlak-Ausgabe folgt dem Union Text; die Orthographie wurde angeglichen.)

Künftige Zitierweise: Bärenjäger: U 177/P 176ff./R 254ff.


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7 Franz Kandolf: Schrittmesser und Landkarten. In: Karl-May-Jahrbuch 1925 (Radebeul), S. 164

8 Bärenjäger: U 177/P 176/R 254 Karl May: Winnetou III, Bd. IX GW S. 355

Zu Hayden schreibt Meyers Lexikon Bd.5, Leipzig 1926:

HAYDEN . . . , Ferdinand Vandeveer, nordamer. Geolog., *7. Sept.1829 Westfield (Mass.) †22 Dez. 1887 Philadelphia, daselbst 1865-72 Professor, 1867 - 68 Leiter der geologischen Aufnahme der westlichen Territorien, entdeckte die Geiser im Quellgebiet des Yellowstone und schrieb The Yellowstone National Park etc. (1877) u. a. (Spalte 1234)

9 PM S. 241

10 Karl May: Winnetou III, Bd. IX GW S. 355, vgl. PM S. 241

11 Die Größenangabe Mays - 9.500 qkm - ist stark nach oben aufgerundet: 9.300 wäre richtiger. Petermanns Mittheilungen geben 3575 square miles an (S. 242), bei einem Umrechnungsfaktor von 2,58989454 (nach R. v. Schlagintweit) ergibt das 9.258,86 qkm.

12 Gemeint ist die Zeit der "inneren Stimmen": 1863/64 und 1868/69

13 Karl May: Im »wilden Westen« Nordamerikas, a.a.O. S. 54f.

14 Vgl. Karl May: Mein Leben und Streben. Reprint der Erstausgabe Freiburg o.J. (1910), hrsg. von Hainer Plaul. Hildesheim-New York 1975, S. 164f. und S. 10f.

Dazu vgl. auch: Wilhelm Vinzenz: Feuer und Wasser. Zum Erlösungsmotiv bei Karl May. Sonderheft der KMG Nr.26/1975, S. 5 und 9

15 W. Vinzenz a.a.O. S. 8

16 Old Shatterhand bezeichnet in der Indianersprache so einen Geiser; vgl. Bärenjäger: U 206/P 203/R293

17 siehe weiter unten

18 Bärenjäger: U 206f./P 203f./R 293f.

19 Bärenjäger: U 210/P 207/R 300 (Der wichtige Schlußsatz fehlt in der Radebeul- Ausgabe)

20 Bärenjäger: U 214f./P 211/R 305f. (auch diese Stelle wurde in der Radebeul-Ausgabe bearbeitet)

21 Bärenjäger: U 235/P 230/R 336

22 In der Radebeul-Bamberg-Bearbeitung heißt der Häuptling Oihtka-petay. Die Sage und das anschließende Gespräch des Häuptlings mit Winnetou (wichtig: die erste Begegnung Winnetou mit Old Shatterhand wird erzählt) hat May nicht in die Buchausgabe übernommen. Die fehlende Textstelle (Guter Kamerad,1. Jg.1887, S. 553-555) wird von Wilhelm Vinzenz als Reprint in M-KMG 29/1976, S. 21-26 wiedergegeben.

23 zitiert nach dem erwähnten Reprint in den M-KMG; neuerdings auch enthalten in Karl May: Winnetou und der Schwarze Hirsch. Unbekannte Geschichten aus dem Wilden Westen, hrsg. von Walter Hansen u. S. C. Augustin. Hamburg 1982, KnausVerlag, S. 334f.

24 Karl May: Mein Leben und Streben, S. 159f.

25 Angaben Hesse-Warteggs im Vorspann seines Werkes

26 Vergleiche Anmerkung 11. Hesse-Wartegg gibt als Größe (S. 229) 3.400 englische Quadratmeilen an, also noch weniger.

27 Karl May: Winnetou III, Bd. IX GW S. 421

28 Ebd. S. 419; vgl. auch Bärenjäger: U 178/P 177/R 256

29 PM S. 247

30 Hesse-Wartegg a.a.O. S. 230 (künftig: HW)

31 HW S. 229, vgl. Bärenjäger: U 177/P 176/R 255

32 HW S. 236, vgl. Bärenjäger: U 178/P 177/R 257, ähnlich U 206 P 203/ 292f.

33 HW S. 232 u. 234

34 Bärenjäger: U 178/P 176/R 256

35 Bärenjäger: U 180/P 178f./R 259

36 Bärenjäger: U 189/P 187/R 267f.

37 Bärenjäger: U 190/P 188f./R 269f.


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38 HW S. 237f., vgl. Bärenjäger: U 206f./P 203f./R 293f.

39 Bärenjäger: U 207/P 204/R 295f. (bearbeitet)

40 Bärenjäger: U 208f./P 205f./R 296f.

41 Schlammloch-Vorbild: HW S. 239: »Ein dritter, gleich merkwürdiger Geyser mit Auswürfen bis zu 250 Fuß Höhe ist der "Castle" in der Nähe des "Giant" im sogenannten »Feuerbassin« gelegen. Die Mündung seines konischen, burgartig geformten Kraters ist mit orangegelben, kugelförmigen Massen besetzt und stößt fortwährend Dampfwolken und Rauch aus. Nur von Zeit zu Zeit wüthet es in seinem Innern, aber dann kommt dieses Höllenschauspiel auch ans Tageslicht. Wie von den Furien der Höllenwelt emporgetrieben, so drängen sich die brühend heißen Wassermengen aus der engen Oeffnung hervor, von einem Getöse begleitet, das unbeschreiblich ist. Wie ein Gewittersturm in des Teufels Rachen, so äußert sich hier der Krieg der Elemente in dem Krater, dazu kommt noch das Zittern und Beben der Erde, das Hervorquellen schwefeliger Massen aus den Risse! n, wie das grelle, pfeifende Aus strömen des Dampfes aus den engen Ventilen des Unterweltfeuers. - Eine Szene, wie jene nach der Kreuzigung des Heilandes.«

vgl. Bärenjäger: U 209/P 206/R 298 (Beschreibung) U 222f./P 218/R 317f. (Ausbruch)

dazu: U 222/P 218/R 316f. (Geiser-Ausbruch):

HW S. 238: »Auf einmal erscheint die ganze Wassersäule wie durch Flammenzungen gespalten. Beide Theile werden mit unglaublicher Schnelligkeit emporgehoben und wie aus einer gigantischen Kanone geschossen, so hebt sich unter furchtbarem Donner ein dampfender Wasserstrahl von mehr als 20 Fuß Durchmesser bis auf 60 Fuß Höhe; und durch diese grandiose Säule schießen 5 bis 6 dünnere Strahlen, eine aus der anderen, teleskopförmig bis zu Kirchthurmhöhe empor, so daß der oberste Strahl eine Dicke von einem halben Fuß zu haben scheint. Durchschnittlich dauert diese großartige Eruption eine halbe Stunde. Das Schauspiel ist unvergleichlich in seiner Schönheit. Die einzelnen Wassersäulen spielen in den Lüften bald steigend bald fallend, aber fortwährend innerhalb des Großartigen bleibend. Regenbogen spielen und jagen in den Wolken von feinem Sprühregen auf und nieder, bald hier am Fu&szli! g;e der Wassersäule, bald an ihrer Spitze erscheinend, während die niederfallenden Tropfen, in welche die flüssigen krystallenen Massen endlich durch den Dampf zerrissen werden, wie ein Diamantenregen gegen die Erde blitzen. Und wie das Bild einer Gottheit, so ist auch diese großartige strahlende Fontaine in einen Rahmen lichter, runder Dampfwölkchen gehüllt, deren Ränder von der Sonne wie Heiligenscheine erleuchtet werden.«

42 Diese Textteile sind nicht in die Buchausgabe übernommen worden; vgl. Anm. 22

43 Bärenjäger: U 225/P 221/R 321f. (Radebeul geriet hier in größere Schwierigkeiten da man den "Tapferen Büffel" als Schoschonen-Häuptling wieder auferstehen ließ man half sich mit zwei Namenlosen.)

Anmerkung in eigener Sache: Die psychologisierenden Teile dieser Studie wären ohne die hervorragende Vorarbeit Wilhelm Vinzenz' nicht möglich gewesen.


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