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ULRICH SCHMID



»Mein höheres und eigentliches Vaterland ist Bayern« · Zu den Briefen Karl Mays an das bayerische Königshaus



Am 15. April 1897, kurz vor der von ihm als Triumphzug erlebten Leserreise quer durch Deutschland, antwortet Karl May auf ein (nicht erhaltenes) Schreiben des bayerischen Hauptmanns Freiherrn Hans von Laßberg. Der Brief eröffnet eine lebenslange Korrespondenz zwischen Karl (und auch Klara) May und der eigentlichen Urheberin der Anfrage, Prinzessin Wiltrud von Bayern.
   Am 10. November 1884 geboren, war die Prinzessin im Februar 1897, zum Zeitpunkt des ersten Briefs Laßbergs an May, gerade dreizehn Jahre alt und offenbar eine, wie der mit Mays Antworten erhaltene Fragenkatalog von 1898 zeigt (A2)1, nicht nur intensive, sondern auch über den gedruckten Text hinaus äußerst wißbegierige Leserin. Sie war eine Enkelin des damaligen bayerischen Prinzregenten Luitpold (1821 - 1912), der für seinen geisteskranken Neffen Otto (1848 1916), den Bruder des ›Märchenkönigs‹ Ludwig II. (1845 1886), seit 1886 die Regentschaft führte.2
   Wiltruds Vater, der spätere König Ludwig III. (1845 - 1921), war der älteste Sohn des Prinzregenten. Seit 1868 war er in glücklicher Ehe mit Maria Theresia von Österreich-Este (Modena) verheiratet. Von 1869 bis 1891 wurden dem Paar zwölf Kinder geboren, zuletzt die drei Prinzessinnen Wiltrud, Helmtrud und Gundelinde (geb. 1884, 1886, 1891).3 Sie sind es vor allem, mit denen Karl May in brieflichen und persönlichen Kontakt kam. Die Initiative ging dabei von Prinzessin Wiltrud aus; sie veranlaßte, wie ein Vermerk auf einem der Laßberg-Briefe bestätigt, den Hauptmann zu »Sekretär-Diensten« und knüpfte damit die Verbindung zum Hause May.
   Karl May, 1897 auf dem Höhepunkt seines Ruhms, sammelte zu dieser Zeit, wie aus zahlreichen Zeugnissen hervorgeht, mit Eifer und - manchmal peinlich anmutender - Beflissenheit Kontakte zu deutschen und europäischen Adelshäusern.4 Diesem Bestreben des Autors, seine Reputation zu heben, kamen natürlich die Anfragen aus der bayerischen Kronprinzenfamilie sehr gelegen. Allerdings wußte May


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zunächst, bei den Briefen des Freiherrn von Laßberg, noch nicht, wer da eigentlich anfragte; aber er versäumte im Februar 1898 nicht, vorsorglich auf seinen bevorstehenden München-Aufenthalt hinzuweisen. Tatsächlich kam es zu einer Einladung ins Wittelsbacher Palais, wo die Familie Ludwigs III. ihre Münchner Wohnung hatte: Ich aber kam [in Wien] zu Hofe, ohne es gewünscht und den geringsten Schritt dazu gethan zu haben. So war es auch in München, wo ich in einer langen, langen Audienz alle Glieder des Bayerischen Königshauses um mich versammelt sah und mit ihnen wie ein lieber, alter Bekannter verkehren durfte. Mays Bericht an Emil Seyler am 15. April 1898 spiegelt - bei aller Übertreibung doch etwas von dem Glücksgefühl wider, das diese Audienz ihm vermittelte.5 Da die Prinzessin alle handschriftlichen Zeugnisse des verehrten Autors, die an sie gelangten, nicht nur sorgfältig aufbewahrte, sondern auch numerierte, läßt sich mit großer Wahrscheinlichkeit sagen, daß May von der Orientreise keine Ansichtskarten oder Briefe an Wiltrud schickte. Der durch die Audienz angeknüpfte Kontakt war also sehr lose und oberflächlich; möglicherweise wußte May auch gar nicht genau, wem er eigentlich den Empfang bei der Kronprinzenfamilie zu verdanken hatte.5a
   Erst 1902 kam es anscheinend zu erneuter Kontaktaufnahme: Am 3. April schrieb Prinzessin Wiltrud selbst an May und ließ, da dieser nicht antwortete, im Juli noch einmal ihre Erzieherin, die Baronin Bertha von Wulffen, an das Schreiben erinnern. May war in der ersten Jahreshälfte 1902 intensiv mit der Abfassung des dritten Bandes von ›Im Reiche des silbernen Löwen‹ beschäftigt; hier liegt vermutlich der Grund für sein Schweigen. Als der Brief der Baronin eintraf, begann gerade (oder hatte begonnen) die Reise mit Emma und Klara (Richard Plöhn war seit dem 14. 2. 1901 tot) durch ganz Deutschland in die Schweiz. Mit dem Ende dieser Reise endete auch die Ehe zwischen Karl und Emma May.6
   Infolge dieser Umstände antwortete May aus Hamburg, ohne Prinzessin Wiltruds Brief zu kennen, in einem ausführlichen Schreiben (A 3), während Klara gleichzeitig, mit der Unterschrift »Emma May«, der Baronin einen sicher stark von May beeinflußten, wahrscheinlich sogar von ihm diktierten Brief sandte (B 1). Mit den Gedankengängen aus der Welt des ›Silberlöwen‹ III in beiden Texten hat May bei Wiltrud, für die zu diesem Zeitpunkt noch der Abenteuerschriftsteller im Vordergrund des Interesses stand (ihr Schreiben enthält einen ähnlichen Fragenkatalog wie der Brief Hans von Laßbergs), wohl Befremden, vielleicht gar Unverständnis ausgelöst. Für vier Jahre bricht jedenfalls, soweit das bisher festzustellen ist, der Kontakt ab.6a


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   Erst im Jahr 1906 setzt die Korrespondenz wieder ein und gewinnt nun - trotz der relativ geringen Zahl an Briefen - eine Dimension, die sie aus den bisher veröffentlichten Briefwechseln Mays nach 1900 heraushebt. Jetzt ist ganz offenbar »er nicht mehr allein der Erzählende«, wie Klara 1902 an Baronin von Wulffen schrieb (B 1), sondern die Prinzessin, inzwischen 22 Jahre alt, übernimmt selbst eine aktive Rolle als Gesprächspartnerin. Zwar ist ihr Interesse nach wie vor in erster Linie von den Reiseerzählungen und der Anteilnahme am Schicksal der Indianer bestimmt, aber sie bemüht sich auch, das Spätwerk und die Gedankengänge Mays nach der Orientreise zu verstehen und in ihre Briefe einzubeziehen. Damit vermittelt sie dem vielfach angefochtenen Autor das Gefühl, daß »nun auch die Seele seiner Bücher zu sprechen begonnen hat« (B 1), daß die nach der Orientreise geschriebenen Werke Resonanz bei seinen Lesern, den »Dschamikun«, finden.
   Die Initiative ging 1906 von May aus. Er hoffte, nachdem ›Babel und Bibel‹ fertiggestellt und erschienen war, auf eine baldige Aufführung an einer der großen Bühnen und auf einen überzeugenden Publikumserfolg. Trotz zahlreicher Bemühungen, das Stück durch breitgestreute Versendung und gegebenenfalls gleich mitgelieferte Erläuterungen publik und populär zu machen, zeigte sich weder von seiten der Theater noch von seiten des Publikums Interesse an einer Aufführung. Angesichts dieser Enttäuschung erinnerte sich May seiner Kontakte zum bayerischen Königshaus und der Audienz von 1898, bei der wohl auch über eine mögliche Dramatisierung der Reiseerzählungen gesprochen wurde, sicher im Stil des Projekts einer ›Winnetou‹-Oper.7 Er entwarf ein umfangreiches, von Hans Wollschläger zu Recht als »peinlich« bezeichnetes Schreiben an die Mutter Prinzessin Wiltruds, die Prinzessin Marie Therese, und schrieb diesen Entwurf mit nur wenigen Änderungen am darauffolgenden Tag, dem 26. 9. 1906, auf fünf kalligraphisch ausgeführten Folio-Bogen ab (A 4). Der Brief, in seinem Pendeln zwischen naiver Unterwürfigkeit und gleichzeitigem, von May wohl als raffiniert eingeschätztem Kalkül ein bezeichnendes Dokument, löste bei der Empfängerin sicher eher Kopfschütteln als irgendwelche Aktivitäten aus. Jedenfalls schenkte sie ihn, auf deren Bitten, ihrer May-begeisterten Tochter Wiltrud. Für diese war damit ein erneuter Anlaß gegeben, nach Radebeul zu schreiben. Auf ihren Brief vom 22. 11. 1906 antwortete Karl May binnen einer Woche (A 5). Die Antwort behält weitgehend den Ton des »byzantinischen Appells«8 an Prinzessin Marie Therese bei; unverzagt hoffte May noch auf eine Premiere in München, wobei er sich die organisatorische Verwirklichung seines Wunsches recht


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einfach vorstellte und den Einfluß einer königlichen Prinzessin stark überschätzte.
   Es entwickelte sich nun eine relativ dichtgedrängte Brieffolge: Prinzessin Wiltrud erwiderte am 4. Dezember Mays ausführlichen Brief und schickte eine Porträtkarte der drei Schwestern Wiltrud, Helmtrud und Gundelinde; noch 1936 stand bei einem unangesagten Besuch Wiltruds in Radebeul »die Photographie von Helmtrud und mir als Kinderverblaßt auf Karl Mays Schreibtisch«, wo zu Mays Lebzeiten »das Bild der Königlichen Hoheiten [. . .] immer mit frischen Blumen« geschmückt war (Klara in B 9).
   Am 18.12.1906 distanzierte sich May dann in seiner Antwort (A 6) von der der Prinzessin zugesandten Artikelserie der ›Donau-Zeitung‹ und versuchte, seine »Religion« in einem Glaubensbekenntnis zu präzisieren. Diese Fassung unterscheidet sich nicht unwesentlich von der, die May drei Tage später, am 21. 12. 1906, für eine Leserzuschrift an die ›Donau-Zeitung‹ verfaßte.9
   Auf die am letzten Tag des Jahres 1906 geschriebene, zehn Seiten umfassende und von den drei Prinzessinnen unterschriebene Antwort reagierte May erst am 16. 2. 1907 mit einem vierseitigen Brief (A 7). Ohne nähere Angaben zu machen, spricht er davon, er schreibe jetzt an zwei neuen Bänden Reiseerzählung; sehr wahrscheinlich sind damit die Pläne zu dem zweibändigen Roman ›Abu Kital‹ gemeint, die über ein paar einleitende Zeilen nicht hinauskamen.10 Die auffallenden Parallelen zwischen diesem Werkanfang und den Gedankengängen Mays in den Wiltrud-Briefen, besonders im Brief A 5 vom 29.11.1906, lassen es nicht ganz als ausgeschlossen erscheinen, daß Mays Aussage, er denke dabei sehr viel an die Prinzessinnen Wiltrud, Helmtrud und Gundelinde, denen ich den Inhalt besonders widme, mehr als eine bloße Höflichkeitsfloskel ist.
   Das Jahr 1907 brachte mit dem »Parteieid« zwar zunächst den (vorläufigen) Sieg in der Münchmeyer-Sache, aber bereits im April setzte massiv die »Rechtsmaschinerie« mit einer »Anzeige wegen Meineids und Verleitung zum Meineid« ein11; May erlitt einen Nervenzusammenbruch und ging nach Bad Salzbrunn in Kur.12 Von dort aus dankte Klara am 19.6.1907 für die »gütige Antheilnahme«; auch sie wies auf die ›Abu Kital‹-Pläne hin und konnte sich, wohl auf Anregung des »Herzensmanns«, den Zaunpfahlwink nicht versagen, daß »eine große Bühne dieser heiligen Kunst [= ›Babel und Bibel‹] die Pforten öffne[n]« solle (B 2).
   Am 1. 9. 1907 berichtete dann Klara in geradezu Shakespearescher Terminologie von neuesten Schurkenstreichen der May-Gegner, die


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ihn »hinterrüks, wie von feiger Meuchelmörderhand« getroffen hätten (B 3). Damit war aber noch gar nicht der Sauhieb der Hausdurchsuchung durch die Herren Seyfert, Larrass und Genossen13 gemeint, sondern Hermann Cardauns hatte sich (nach fünfjährigem Schweigen) in den ›Historisch-politischen Blättern‹ wieder zu Wort gemeldet und, gereizt durch die Fanfaren der »May-Gemeinde« nach dem Münchmeyer-»Sieg« im Februar, »die ›Rettung‹ des Herrn Karl May«14 kritisch unter die Lupe genommen.15 Der Artikel war weitaus mehr gegen die »May-Gemeinde« als gegen den Autor selbst gerichtet und im wesentlichen eine Auflistung der Schwächen in den »von Mays ›dankbaren Lesern‹ in die Welt gesetzten Behauptungen«.16 Nicht zuletzt deshalb, weil viele dieser Aussagen letztlich auf May selbst zurückgingen, löste Cardauns Invektive hektische Gegenmaßnahmen des sich angegriffen Fühlenden aus: noch in der zweiten Augusthälfte schrieb und publizierte er vier, z. T. umfangreiche Flugblätter als Privatdrucke und versandte sie an die Presse.17 Auch dem Brief an die Prinzessin wurden sie beigelegt als Beleg dafür, daß May »die Leute gerichtlich zur Berichtigung zwingen« lassen und deshalb in der nächsten Zeit nach München fahren müsse. Dabei wirkt Klaras Brief geradezu wie eine Illustration zu den Aussagen Cardauns: ein Exempel der »ausgesprochene[n] Vorliebe für die Phrase, für donnernde Rhetorik und sentimentales Geschwätz«.
   Tatsächlich fuhr das Ehepaar May Mitte September 1907 für zehn Tage nach München; aber der wesentliche Erfolg dieses Aufenthalts ergab sich nicht aus einem offenbar gar nicht erst angestrengten Prozeß gegen Cardauns und die ›Historisch-politischen Blätter‹18, sondern aus dem Besuch des Chefredakteurs des ›Deutschen Hausschatz‹, Dr. Otto Denk, am 13. 9. 1907 im Hotel Leinfelder, Mays Münchner Quartier. Die lange unterbrochene Verbindung zum Hausschatz war schon vorher durch einen Brief Denks aufgrund der Vermittlung Heinrich Wagners wieder hergestellt worden, und May erklärte sich nun bereit, einen neuen Roman, den ›Mir von Dschinnistan‹, zu liefern.19 Gleich am nächsten Tag berichtete Klara das Ereignis an die Prinzessin (B 4). Ein Neuanfang schien sich anzubahnen, endlich, nach den jahrelangen Aufregungen des Münchmeyer-Fischer-Prozesses und dem Mißerfolg von ›Babel und Bibel‹, schien die Gelegenheit günstig, in der Gattung der Reiseerzählung, Mays ureigenstem Feld, ein Werk [zu] schreiben, welches durchschlägt und damit die Lebensaufgabe, das eigentliche Werk, zu schaffen.20
   May schrieb zwar in den folgenden Monaten unaufhörlich; Tausende von Seiten entstanden. Aber die Masse des Geschriebenen war


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nicht das heißersehnte eigentliche Werk, sondern Briefe, Eingaben, Prozeßschriften und Gegendarstellungen begleiteten die unablässige und unerbittliche Verfolgung, mit der der Untersuchungsrichter Larrass die physische und psychische Existenz des Fünfundsechzigjährigen zu vernichten suchte. Es verwundert nicht angesichts dieses kaum erträglichen Drucks, wenn im ganzen Jahr 1908 nur zwei Briefe nach München gingen.
   Während sich May als Antwort auf Prinzessin Wiltruds Brief vom 2. März noch einen ausführlichen, allerdings von wahnhaften Zügen nicht freien Brief abrang (A 8), reichte es im Herbst, aus Amerika, nur noch zu einem kurzen Schreiben mit beigelegter Ansichtskarte (A 9).
   Die versprochene ausführliche Antwort auf Prinzessin Wiltruds langen Brief vom 10. August 1908 folgte erst über ein halbes Jahr später, Mitte April 1909 (A 10). Zwar war die Larrass'sche Treibjagd »mangels Beweises«21 am 8. Januar 1909 eingestellt worden, aber inzwischen entbrannte die Auseinandersetzung mit Lebius in voller Schärfe ein Rattenschwanz von Winkelzügen, Artikeln und Gegenartikeln, Prozessen und Folgeprozessen.
   Die Eskalation dieses letzten großen, an die Grenze der psychischen Existenzvernichtung reichenden Feldzugs gegen May schlug sich auch im vorliegenden Briefwechsel nieder. Am 7. Oktober 1909 teilte May noch in knappster Form den Beginn des ›Winnetou IV‹-Abdrucks in der ›Augsburger Postzeitung‹ mit (A 11: sein letztes eigenhändiges Schreiben), im Dezember 1909 wurden Mays von Wiltrud nach dem Augsburger Vortrag noch einmal nach München eingeladen, eine Einladung, die angesichts des inzwischen sehr angefochtenen Rufs Mays in der Öffentlichkeit durchaus von Treue und persönlichem Mut zeugt - aber schon droht die dunkle Stunde von Charlottenburg22, und die Phrasenlosigkeit des Klara-Briefes von 1910 spiegelt - verglichen mit ihrer sonstigen Vollmundigkeit - deutlich den Schrecken, der das Ehepaar May bei den »entsetzlichen Beschuldigungen« Lebius' ergriffen hatte (B 6). Daß ein Sieg nur um den Preis schwerer eigener Wunden möglich war, wurde spätestens jetzt immer klarer; nur noch indirekt, zwischen Klara und der Hofdame Bertha von Wulffen, lief der Kontakt zwischen dem Autor und seiner Leserin. Klara übernahm es, der Baronin eine ausführliche Schilderung der Prozeßflut der zurückliegenden Jahre zu liefern, allerdings erst, nachdem durch das Urteil von Moabit (18. 12. 1911)23 »Alles klar geworden war«: »Der ›Henker‹ erlitt in der 10 stündigen Verhandlung in Berlin die ihn verblüffende Niederlage, von der er sich kaum wieder erholen wird« (B 7). Selbst die Nachricht vom Tode Mays übermittelte Klara nicht direkt,


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sondern auf dem Umweg über Bertha von Wulffen »den lieben Königlichen Hoheiten« (B 10).
   In den Jahren nach Karl Mays Tod wurde der Briefwechsel zwischen Klara May und Prinzessin Wiltrud zwar lose, aber recht beständig bis 1939 fortgeführt. Da nach diesem Datum keine Briefe mehr erhalten sind, ist anzunehmen, daß die Korrespondenz in den Kriegsjahren endgültig abbrach.
   Im folgenden soll der Verlauf der Beziehung kurz dargestellt werden; die auf Karl May bezogenen Aussagen Klaras sowie auch besonders bezeichnende Stellen werden im vollen Wortlaut zitiert. Nach der Todesnachricht vom 31. März 1912 schickte Prinzessin Wiltrud am 4. April ein sehr persönlich gehaltenes Kondolenzschreiben; noch im April antwortet Klara (B 8; an Baronin von Wulffen) mit der zweiseitigen, gedruckten Danksagung für die Anteilnahme (im Druck datiert 15. 4. 1912) und fügt einige handschriftliche Zeilen hinzu:

Sobald ich die innere und äußere Ruhe einigermaßen wiedergefunden habe, schreibe ich der lieben königlichen Hoheit. Bitte Frau Baronin, grüßen Sie Prinzessin Wiltrud inzwischen von ganzem Herzen von Ihrer
ergebenen
Klara May


   Im August folgt dann ein ausführlicher Brief über die geplante Karl-May-Stiftung und den Karl-May-Verlag (B 9):

Aus beifolgender Drucksache ersehen Königliche Hoheit, was Karl May bestimmte. Sein ganzes Wesen und Leben war ein Gebet der Nächstenliebe [,] in seinen Werken überlieferte er es. Was er erarbeitete ist dazu bestimmt Sorgen und Leiden zu lindern.
   Um der Stiftung größere Summen zuzuführen übernehmen wir den Verlag der Werke Karl May's selbst. Wir haben einen düchtigen Direktor, Dr. Euchar Schmid, übrigens ein Bayer, sein Vater ist Betriebsdirektor der nordbayerischen Bahnen. Dr. Schmid ist Mayleser und Kenner aller Werke Karl May's, ja, man darf sagen, er kennt Karl May fast auswendig. Er ist Jurist. Unter seiner Leitung erhoffe ich ein Emporblühen zum Heil für Viele. Dr. Schmid wird auch den umfangreichen Nachlaß ordnen und im Laufe der Zeit werden noch einige Sachen herauskommen.
   Die großen, erhabenen Gedanken aber, die Karl May bewegten und die er alle noch ausführen wollte, sind verloren. Angefangene, skizzierte Dramen liegen da. Sätze, Gedichte, unzusammengefügt wie Werkstücke zu einem Riesenbau. Dramen wollte Karl May schaffen in welchen er in gesteigerter, gereinigterer Form seine Lebensauffassung, seinen Gottesglauben geben wollte, wie er es in vielen bunten Skizzen in seinen Reisewerken zusammengetragen hatte. [. . .]
   Heute darf ich es vielleicht sagen, Karl May liebte Königliche Hoheit, wie ein himmlisches Wesen, das ihm gesandt wurde seinen mühevollen Aufstieg zu erleichtern. Das Bild der Königlichen Hoheiten stand immer mit frischen Blumen auf seinem Schreibtisch. Wie oft mag in ernster Arbeit sein stilles Auge darauf geruht haben.


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   Am Ende dieses Briefes notierte die Adressatin mit Bleistift die bereits zitierte Bemerkung: »Ich kam 1935 [richtig 1936, s. S. 133f.] unangesagt nach Radebeul u. als ich mit Eberhard [Stiefsohn Prinzessin Wiltruds] und Patty Frank durch die Villa Shatterhand ging (Fr. Clara May war in Bayreuth abwesend) sah ich die Photographie v. Helmtrud u. mir als Kinder - verblaßt auf Karl Mays Schreibtisch stehen.«
   Am 6. 4. 1913 antwortete Klara erneut auf einen Brief der Prinzessin; sie geht dabei genauer auf Karl Mays Tod und seinen Nachlaß ein (B 11):

Es war eine sichtbare Gnade Gottes wie er ihn abrief. Ohne Qual, ohne Leid! Umgeben von seinen Gestalten mit welchen er schon einen Tag zuvor sprach, ohne Fieber. Sein Gesicht zeigte himmlische Ruhe und inniges Glück strahlte aus seinen Augen. Die Umgebung in der er sich befand war das Alabasterzelt aus dem 4 Bd. »Im Reiche des silb. Löwen«. Er sah es, von blühenden Rosen umrankt, Gottes Himmel darüber, wie er es beschreibt. Seine letzten Worte waren: »Sieg! Großer Sieg! Rosen – Rosen - rot!«
   Königliche Hoheit können sich keine Vorstellung machen von der feierlichen Schönheit dieser Sterbestunde. Ich war ganz allein mit ihm und es war mir, als betete ich in einem, mit Weihrauch durchdufteten, Dom des Herrn. Keine Furcht, kein Grauen, so konnte auch kein harter, scharfer Schmerz meine Seole ergreifen. In diesem Jahre war es härter.
   Königliche Hoheit wollen wissen, was von Arbeiten noch herausgegeben werden kann. Ich fürchte, nur noch einige Bände. Dann Fragmente, die vielleicht für immer unverständlich bleiben werden. Worte, Sätze, scheinbar ohne Zusammenhang liegen da. Der allein sie zum Ganzen zu fügen wußte ist nicht mehr.
   »Winnetous Testament« sollte der Wegweiser zum Edelmenschentum werden. Nur der geistig Geschulte vermochte ihm zu folgen. Aus diesen Fragmenten las Karl May vor, wie aus einem Buche, was nur ihm sichtbar aufgeschlagen vor ihm lag.
   Meine Ohnmacht, diese Gedanken wiederzugeben [,] erkannte ich, als ich versuchte, an der Hand solcher Fragmente seinen Wiener Vortrag zu reconstruiren. Es giebt Grenzen im Geistesleben, die nur das Genie zu überschreiten vermag.

   Am 30. Juli 1913 berichtet Klara, daß am 1. Juli »der Verlag der Karl May-Stiftung nach Radebeul übersiedelt« sei; anschließend folgen Ausführungen zu dem Plan der Prinzessin, eine Amerikareise zu unternehmen, und zur Frage einer Drucklegung von Klaras Erinnerungen an ihren Mann (B 12):

Es ist fraglich, ob die Erinnerungen, die ich an gemeinsame Erlebnisse mit Karl May habe, wert sind gedruckt zu werden Wenn die Direktion der Stiftung diese Frage bejat, dann werde ich mir gestatten Königliche Hoheit die wertlosen Bürstenabzüge zu senden, die fortgeworfen werden, da ich mir nicht wage einen Gegenstand von irgend welchem Wert zu senden.


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   Innig danke ich Königliche Hoheit, daß Sie sich noch der, natürlich mir erst recht unvergeßlichen Stunden in München erinnern und ebenso danke ich für die mir von Prinzessin Helmtrud und Frau Baronin von Wulffen übermittelten lieben Grüße.

   Auch der folgende Brief vom 20. Februar 1914 befaßt sich mit Amerika und der Lage der Indianer; ein bezeichnendes Licht auf Klaras Verhältnis zum Nachlaß des Autors May wirft die folgende Stelle (B 13):

Ich suchte lange Zeit in der Bibliothek meines Mannes nach Anhaltspunkten, die vielleicht für Königliche Hoheit auf Ihrer Forschungsreise von Wert sein könnten. Es war umsonst. Ich vermag mich nicht zurecht zu finden. Seine ordnende Hand fehlt. Er wollte ja noch so viel über seine roten Freunde schreiben. Mancher kurze Satz, von seiner Hand geschrieben, mag eine ganze Geschichte bergen. Vielleicht gelingt es Königliche Hoheit, fortzusetzen was er begonnen. Wie würde es mich freuen noch davon zu hören bevor ich von hier gehe.

   Als Beilagen sendet Klara eine »Druckschrift« über die Karl May-Stiftung sowie »einige neue Preßstimmen [. . .], aus denen Königliche Hoheit ersehen können, daß sich die Öffentliche Meinung nunmehr zu Karl May zurückzukehren beginnt.«24 Aus der Zeit des ersten Weltkriegs sind keine Briefe erhalten. Erst Anfang 1921 (11. Januar) informiert Klara May die Prinzessin über die gerade entstandenen ersten May-Filme; sie habe »Auftrag gegeben, daß die ›Ustad‹, so heißt die neue Mayfilm-Gesellschaft, Ihnen die Bilder und Beschreibungen der ersten drei Filme, aus dem ersten Band der Reiseerzählungen zusende.« (B 14 a)25 Auf dieses Lebenszeichen hin bat Prinzessin Wiltrud offenbar um einige Fotos von Karl May; Klara schickt das Gewünschte und den Band »Ich« am 10. Mai 1921 (B 14 b)

Es sind aber nur alte Aufnahmen [,] nur die eine, wo ich mit unserem Karl May beisammen bin, ließ ich jetzt noch einmal abziehen, um sie beizufügen, denn sie ist die letzte Aufnahme aus dem Jahre vor unserem Besuch bei Königliche Hoheit und vielleicht deshalb von Interesse.
   Gleichzeitig erlaube ich mir den Band »Ich« beizufügen, falls er Ihnen noch unbekannt. Ich bin nicht mit allem einverstanden was der Herausgeber sagt, muß mich aber leider fügen und manches Schwere mit in den Kauf nehmen. Die glücklichen Zeiten, wo ich an Karl Mays Seite stehen durfte, sind für immer vorbei, doch ich hoffe noch auf manches Schöne was mir im Wirken für seine Ziele erblüt und im Gedanken daran überwinde ich die Schatten der Gegenwart.

   Als Gegengabe erhält Klara May ein Porträtphoto der Prinzessin, für das sie am 20. Mai 1921 dankt (B 15). Im gleichen Jahr noch, am 18. Oktober, starb König Ludwig III., nachdem Prinzessin Wiltruds


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Mutter, Königin Marie Therese, bereits am 3. Februar 1919 gestorben war. Klara kondolierte am 19. November 1921 (B 16):

Ich bitte Königliche Hoheit überzeugt zu sein, daß ich mit tiefem Weh des Vergangenen gedenke und all der Güte, die die Eltern Euer Königlichen Hoheit allezeit für meinen guten Mann an den Tag legten. Er verehrte die Herrschaften ja in so dankbarer Liebe, deshalb nehme ich ganz besonders innigen Anteil an den Verlust Ew. Königlichen Hoheit, weiß ich doch nur zu gut, was es heißt, sich von den treusten Schützern trennen zu müssen. Wie herbstlich und kalt ist es in uns, wenn die Eltern uns verlassen, wir hören auf Kind zu sein und unbeschützt treffen uns die Stürme des Lebens.

   Am 25. November 1924 heiratete Prinzessin Wiltrud in München Wilhelm Herzog von Urach, Graf von Württemberg (geb. 3.3. 1864). Er hatte aus seiner ersten Ehe mit Wiltruds Verwandter, Amalie Herzogin in Bayern (1865 - 1912), acht Kinder. Die zweite Ehe blieb kinderlos, aber Prinzessin Wiltrud, nunmehr Herzogin von Urach mit Wohnsitz auf dem romantischen Schloß Lichtenstein in der Schwäbischen Alb, betrachtete die Kinder aus der ersten Ehe ganz wie ihre eigenen. Schon vier Jahre nach der Eheschließung starb der Herzog (24. 3. 1928); seine zweite Gattin überlebte ihn um 47 Jahre.
   Am 15. Januar 1925 sandte Klara der nunmehrigen Herzogin von Urach die ersten Bearbeitungen der »s. z. so sehr angegriffenen ›Schundromane‹« (B 17), und am 21. August 1932 erinnerte sie sich anläßlich der »Karl-May-Festtage in München« »jener Zeit [. . .], die ich mit meinem Manne dort zubrachte und wo es mir beschieden war, Sie kennenzulernen.« Das »bescheidene Buch«, das den Brief begleitete, war vermutlich Klara Mays ›Mit Karl May durch Amerika‹, das 1931 erschienen war (B 18).
   1934 folgen vier kurze Grüße von Klara Mays Weltreise: aus Athen (B 20: »Athen mit Akropolis«, 1. 2. 34), Indien (B 19: »Taj Mahal«, 22.2.34), Shanghai (B 21: »General View of Hongkong Harbour«, 6.4.34) und der letzte aus Radebeul, eine Weltkarte mit der eingetragenen Reiseroute (B 22: 24. 9. 34).
   Als Nachtrag zur Reise berichtet Klara am 9. Oktober 1934 der Herzogin von ihren Orienterfahrungen; dabei streift sie gelegentlich auch ihre eigenen Erlebnisse mit Karl May (B 23/25):

Königliche Hoheit
   erfreuten mich sehr durch die Mitteilung, daß meine Reiseberichte Ihnen Erinnerungen weckten an eigenes Erleben und an Vergangenes. Meiner Schätzung nach war der Diener K. Ms. damals 20 - 25 Jahre alt, er müßte heute ein Mann von 55-60 Jahren sein. Wie alt er wirklich ist, läßt sich nicht feststellen. Ich berichtete


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im Jahrbuch 1919 s. z. darüber, wie er auf die Frage, wie alt sein Vater sei, antwortete: 14 Jahre, auch seine Mutter und andere Angehörige sollten im gleichen Alter sein. Aus einem Bericht K. Ms. im Bd. 30 und aus meiner Mitteilung geht hervor, daß Hassan den Begriff des Alters nicht kannte, er war ein guter Bursche, die Kultur hatte ihn aber kaum gestreift. Er verstand ein bischen Englisch und als er nach so langem Beisammensein Karl May verließ, sprach er auch etwas Deutsch. Dieser Umstand ermöglichte es ihm Fremdenführer zu sein und im Sommer in großen Luxushotels als arabischer Kaffeekellner seinen Unterhalt zu finden.
   Seit über 20 Jahren hörte ich nichts mehr von ihm. Zu Lebzeiten meines Mannes kamen noch Briefe von ihm an uns, die er sich von den, im Orient üblichen öffentlichen Schreibern schreiben ließ, da er es selbst nicht konnte.
   Es ist nun sehr möglich, daß man Königliche Hoheit richtig über ihn berichtete. Altershalber kann er noch leben und als Fremdenführer tätig sein. Er war intelligent, verfügte über eine blühende Phantasie, die den Orientalen eigen ist und wird viel von seinen Reisen mit »unse Herr«, wie er K. M. nannte, gesprochen haben und dadurch ein gar wichtiger Mann unter seinen Kollegen geworden sein.
   Ich hatte in Kairo zu wenig Zeit um mich nach ihn zu erkundigen. In der bayr. Bierstube war er nicht, von der der Bischof Keppler berichtet. Der Besitzer dieser Bayr. Bierstube hieß Korf, dort verkehrte auch mein Mann, schon bei seinem ersten Aufenthalt in Kairo, dort traf er auch öfter mit Wissmann zusammen, auch ich lernte das Haus noch kennen, in dem sich damals alle Deutschen trafen.
   Mein Mann hat Hassan aber genau so kennen gelernt, wie er in »Friede auf Erden«, Bd. 30 berichtet [,] und zwar wohnte er damals im Hôtel Continental.
   Nun noch einen Moment zum Menahaus, die beifolgende Aufnahme, die ich damals machte, zeigt, die heutige Veränderung. Damals hatte das Haus nicht den großen Anbau, es war von K. Ms. Zimmer ein Ausgang direkt zu den Pyramiden. Es war ein Idyll, von einer feinsinnigen, reichen Engländerin erbaut und eingerichtet, wie in »Friede« beschrieben. Heute ist es ein Massenquartier mit Massenabfütterung und zu allem Überfluß steht auch noch ein modernes Teehaus für den König oben an den Pyramiden. Weit freigelegt ist heute d. Sphinx, mehr als auf dem beiliegenden Photo sah man damals vom Sphinx nicht, heute sieht man den mächtigen Unterbau. [. . .]
   Im Franziskanerkloster wohnte K. M. bei seinem ersten Aufenthalt im heil. Lande und auf dem Dach des Klosters sind die meisten Gedichte aus den »Himmelsgedanken« in stillen Sternnächten entstanden. [. . .]
Königliche Hoheit in Verehrung
Klara May


   Der Brief enthält noch Reiseerinnerungen Klaras an Konstantinopel und Jerusalem von ihrer eigenen Reise 1934, insgesamt etwa zwei Seiten Text. Außerdem Äußerungen, wie »wundervoll« die Reise war, »eine Gnade Gottes« etc.
   Im Jahr 1936 kam es auf beiden Seiten noch einmal zu - allerdings vergeblichen - Kontaktversuchen: im Mai 1936 ließ Herzogin Wiltrud durch einen ihrer Söhne, der das Karl-May-Museum besuchte, Grüße an Klara ausrichten. Leider war das Museum »im Umbau« und die Adressatin der Grüße abwesend. Sie hoffte aber, bei der »General-


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versammlung des Verbandes deutscher Frauen vom Richard Wagnerbund« Ende Mai 1936 in Stuttgart die Herzogin treffen zu können (B 26: 16. 5. 1936). Kurz darauf mußte sie aber auf einer Grußkarte mit dem Bild des Schlosses Lichtenstein ihr Bedauern ausdrücken, daß es zu keiner Begegnung kam, da Wiltrud sich zum Zeitpunkt von Klaras Besuch nicht in Lichtenstein aufhielt (B 24: 6. 6. 1936).
   »Ein Mißgeschick waltet über unserem Wiederersehen«, stellte Klara schließlich im Juli desselben Jahres fest. Die Herzogin hatte mit ihrem Sohn, der »jetzt hier in Dresden weilt«, das Karl-May-Museum besucht; aber Klara hatte »von dem liebsten Wesen, was mir auf Erden geblieben, eine unvorhergesehene Einladung zu den Festspielen nach Bayreuth« erhalten (gemeint ist wahrscheinlich Klara Mays Freundin Luz Lieberknecht, mit der sie schon 1933 in Bayreuth war) und war deshalb abwesend (B 27: 24. 7. 1936).
   Der letzte erhaltene Brief Klaras wurde nicht aus eigenem Antrieb geschrieben (B 28: 23. 3. 1939). Sie unterstützte hier vielmehr eine Bitte Patty Franks um »2 alte Mexikanische Feder Schilde«, die als Leihgabe der Krone Württemberg »lange im Linden Museum Stuttgart« waren. Patty Frank bat nun darum, »die 1 oder die 2 auf 1 Jahr als Leihgabe« dem Karl-May-Museum zu überlassen. Ob der Bitte stattgegeben wurde, ist aus der Korrespondenz nicht mehr zu ersehen; offenbar war dies der letzte Kontakt bis zu Klaras Tod am 31. 12. 1944.
   Herzogin Wiltruds Interesse an Karl May blieb bis an ihr Lebensende bestehen. In ihrer Wohnung in Oberstdorf/Allgäu, wo sie sich in ihren letzten Lebensjahren häufig aufhielt, soll sie ständig Karl-May-Bände um sich gehabt und auch vielfach von ihren Kontakten mit Karl May erzählt haben.26 Noch ein Jahr vor ihrem Tod, 1974, schnitt sie einen Artikel über »Karl May und die [Augsburger] ›Postzeitung‹« aus dem Lokalblatt aus; er ist im Nachlaß erhalten. Sie starb am 28. März 1975 und ist in Großengstingen (bei Reutlingen) beigesetzt; ihre Schwester Helmtrud lebte lange Jahre in Schloß Wildenwart (bei Prien am Chiemsee) und starb dort zwei Jahre später, am 22. Juni 1977.

*


Der gesamte Nachlaß der durch Prinzessin Wiltrud überlieferten May-Zeugnisse wurde im Jahr 1977 im Geheimen Hausarchiv in München katalogisiert und dabei in vier Gruppen eingeteilt:
A 1 – 112 Briefe Karl Mays an den Hauptmann Freiherrn von Laßberg (A 1/ 2: 1897/98) und 9 Briefe an I. K. H., Prinzessin Wiltrud von Bayern (A3 - 11: 1902 - 1909).



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B 1 - 285 Briefe Klara Mays an Baronin Bertha von Wulffen (B 1, 6 – 8, 10: 1902 - 1912) und 23 Briefe bzw. Postkarten Klaras an Prinzessin Wiltrud (B 2 – 5, 9, 11 - 28: 1902 - 1939).
Beilage zu B 28: 1 Brief Patty Franks an Herzogin Wiltrud von Urach (1939)
C84 Fotos von Karl und Klara May, insbesondere von der Orientreise.
DVerschiedenes:
1) 3 Postkarten, 2 davon (ohne handschriftlichen Text) aus dem Karl-May-Museum Radebeul.
2) 7 Fotos von Indianerhäuptlingen (von E. M. Bell) und 2 Postkarten mit Indianerfotos (davor Zettel mit Notiz Prinzessin Wiltruds: »nicht von Karl May erhalten«).
3) Zeitungsausschnitte:
a) ›Winnetous Erben machen Millionengeschäfte‹. In: Allgäuer Anzeiger, Nr.81, 8./9. April 1961. (Ohne Bezug zu Karl May: stellt die Lage der Indianer heute dar).
b) Gerd Daniel: Old Shatterhand in der Postzeitung. Handschriftlicher Vermerk Wiltruds: »Juli 1974«. Offenbar anläßlich des Syberberg-Films geschriebener vierspaltiger Artikel mit zwei Abbildungen: (Karl, Klara und Emma May, darunter Foto mit Helmut Käutner (Karl May), Kristina Söderbaum (Emma) und Käthe Gold (Klara) aus dem Syberberg-Film. Von dem Artikel fehlt die vierte Spalte;erschienen ist er sehr wahrscheinlich in der ›Augsburger Allgemeinen‹ bzw. deren Allgäuer Lokalausgabe.
c) Hans Metzler: Millionen »fressen« ihn heute noch. Auf der Rückseite: Amtsblatt für den Landkreis Sonthofen, 25. Februar 1967.


Zur Edition
Die Briefe Karl und Klara Mays, buchstabengetreu wiedergegeben, sind durchweg mit Tinte geschrieben. Alle Briefe sind von Prinzessin Wiltrud numeriert, wobei allerdings Fehler unterliefen (Vertauschung der Reihenfolge, Verwechslung von Umschlägen). Die Bezifferung durch das Geheime Hausarchiv folgt der Chronologie der Briefdaten, ist aber ebenfalls nicht völlig fehlerfrei: Brief B 10 wurde vor B 8/9 geschrieben; B 24 folgt nach B 23/25/26; B 23/25 sind zwei Bögen, bereits von der Prinzessin mit zwei Nummern versehen (N 22/24), aber mit hoher Wahrscheinlichkeit zusammengehörend und durch falsche Kuvertierung für zwei Briefe gehalten.

Zu den einzelnen Briefen und Briefempfängern
A 1Z u m  A d r e s s a t e n :  Freiherr Hans von Laßberg, am 18. Januar 1854 geboren, erhielt am 23. 11. 1877 sein Leutnantspatent und erreichte am 19. 10. 1916 den Rang eines königlich bayerischen Generalleutnants. Parallel zu seiner militärischen Karriere lief der Aufstieg in den Hofämtern: 1894 war er Hauptmann im Infanterie-Leibregiment und kgl. bayer. Kämmerer, 1898 trat dazu noch die Funktion des persönlichen Adjutanten S. K. Hoheit des Prinzen Ludwig von Bayern (Prinzessin Wiltruds Vater). Bei Kriegsende bekleidete Freiherr von Laßberg die Stellung eines Oberstkämmerers und diensttuenden Oberhofmeisters der



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Königin von Bayern. In den zwanziger und dreißiger Jahren lebte er als kgl. bayer. Generalleutnant a. D. in München. Am 18. Februar 1952 starb er, vermutlich in München.27
Der Brief ist auf einem vierseitigen Bogen geschrieben, der als letzte Seite den Vordruck »Ergebenste Bitte« enthält.28
Heft I des »Deutschen Hausschatz«: bezieht sich auf Mays Artikel ›Freuden und Leiden eines Vielgelesenen‹, in: Deutscher Hausschatz, XXIII. Jg. (1896/97), Nr. 1/2.
A 2Zwei gefaltete Blätter, im Knick stark gelöst. Am Kopf links Bleistiftbemerkung Prinzessin Wiltruds: »Brief N. 2 an Baron Hans Laßberg gerichtet auf Helmtruds und meinen Wunsch. Die Schrift ist von Baron Laßberg.« Rechts davon ausradierter Bleistifttext der Prinzessin: »zu Brief N. 1 legen / ist aber eine Antwort auf unsere Fragen, die Baron Laßberg absandte.« Ebenfalls am Kopf von S.1 der beigefügten Preisliste Bleistiftnotiz: »Bin zu weiteren Sekretärdiensten sehr gerne bereit. Laßberg.«
Frage 1: Die Figuren der rechten Spalte stammen - mit Ausnahme Til-Latas (Winnetou III) und Nitsas-Inis (Ölprinz) - aus den drei Surehand-Bänden. Surehand III erschien im Herbst 1896.
Schibir-begh: Schiba-bigk (Surehand I).
Zu Frage 6, Nothtaufe: Die ›Frankfurter Zeitung‹, 20.4.1900, Nr.109, berichtet über eine ganz ähnlich lautende Auskunft Mays über Winnetous Nottaufe wie die im vorliegenden Brief.29
Abreise nach Wien: Die Ankunft Mays in Prag, der ersten Station der Wienreise, wurde am Mittwoch, 16. Februar 1898, von der Prager Presse gemeldet. Der Wien-Aufenthalt selbst dauerte, durch eine Erkrankung Mays länger ausgedehnt als ursprünglich geplant, vom 20. Februar bis zum 21. März 1898. Von Wien aus reiste May nach Linz und kam am 24. März nach München. Am 26. März fand die Audienz am bayerischen Königshof statt.30
B 1Zwei Bogen mit acht Seiten Text von Klara Plöhns Hand, mit der Unterschrift »Emma May«.
Z u r  A d r e s s a t i n :  Baronin Bertha von Wulffen, geb. am 14. Juli 1865 in Passau, gest. am 2. 4. 1945 auf Schloß Wildenwart (Chiemsee), war bis 1905/06 »Erzieherin Ihrer Königlichen Hoheiten der Prinzessinnen Wiltrud und Helmtrud von Bayern.« Nach 1906 »Hofdame« bei beiden Prinzessinnen, lebte sie ab den zwanziger Jahren als Hofdame mit Prinzessin Helmtrud auf Schloß Wildenwart.
Z u r  D a t i e r u n g :  Der Brief ist bis jetzt das einzige schriftliche Zeugnis der »Sekretärsdienste« Klara Plöhns für Karl May. Sie bezog »den halben Zuschuß in Höhe von 1500 Mark«, d. h. die Hälfte des vereinbarten Jahresgehalts von 3000 Mark, nach Emmas Aussage vom 13. 12. 1907 erstmals vor der Abreise nach Berlin, im Juli 1902.31
Die Ortsangabe »hier in der Hafenstadt« im ersten Absatz deutet darauf hin, daß Klaras Schreiben im gleichen Zeitraum wie Mays Brief A 3 (datiert 9.8.1902) entstand, nämlich zwischen dem 2. und dem 19. August während des Aufenthalts in Hamburg.
Der Identitätstausch wurde von Klara auch auf der Reise durchgesetzt: Emma sagte später aus, in München seien »die Briefe für Frau Plöhn«



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bei ihr abgegeben worden, da sie für Frau Plöhn gehalten wurde; Klara dagegen galt, da sie das Zimmer neben Karl May hatte, als Emma May: »Das Hotelpersonal nahm natürlich an, daß ich Frau Plöhn und die Plöhn Frau May war.«32 Nachbemerkung Prinzessin Wiltruds: »Frau Dr. Plöhn«: Richard Plöhn hatte keinen Doktortitel.
A 3Poststempel »Hamburg 9. 8. 02«. 2 Bogen mit je vier Seiten. Am Kopf von Bogen 1 mit Bleistift »Brief N. 3«, dabei das »N. 3« auf radierter Stelle; auf Bogen 2 dagegen »Brief 2«, ebenfalls mit Bleistift.
Hamburg: May befand sich am Beginn der Reise durch Deutschland nach Südtirol. Die Abreise war am 21.7.1902; nach einem vierzehntägigen Aufenthalt in Berlin traf May mit Klara und Emma am 2. 8. in Hamburg ein (Tagebuch Klara May). Nach einem Zwischenaufenthalt in Leipzig (19./20. 8.) fuhren sie von München aus am 27.8. nach Bozen.33
am Beginne meiner fast zweijährigen Reise nach dem Morgenlande: hier verwechselt May vermutlich zwei Ereignisse, nämlich seine Audienz im Wittelsbacher Palais im März 1898 und eine Einladung nach München im Jahr 1899, kurz vor Antritt der Orientreise.
Aus Emma Mays Brief an Agnes Seyler vom 28.2.1899 ergibt sich, daß May Ende Februar 1899 eine von der »Prinzessin Ludwig« und »eine[r] ganze[n] Menge andere[r] Prinzen und Prinzessinen« ausgehende Einladung an den Münchner Hof ablehnen mußte34, er schrieb zu der Zeit gerade mit äußerster Intensität ›Am Jenseits‹ und wollte im März in den Orient abreisen.
Aus Karl Mays Brief an Emil Seyler vom 4.3.1899 ist ergänzend zu entnehmen, daß Dr. Weigl, der Vorstand des Karl May-Klubs in München, mit Mays Absageschreiben zu Ihrer Königl. Hoheit, Frau Prinzessin Ludwig Ferdinand gegangen ist. Sie war also offenbar die Initiatorin der Einladung. Dies erscheint möglich, da ihr Sohn, Adalbert Prinz von Bayern, in seiner Geschichte der Wittelsbacher berichtet:
»Meine Mutter Maria de la Paz stellte einen engen Kontakt mit der Familie des Prinzen Ludwig (des späteren Königs Ludwigs III.) her, da ihre Schwägerin, die Königin von Spanien, und Ludwigs Frau Marie Therese dieselbe Mutter hatten.«35 Bei diesem engen Kontakt dürfte Prinzessin Ludwig Ferdinand mit ihren Kindern, besonders den beiden älteren Knaben (Ferdinand Maria, geb.1884; Adalbert, geb.1886) an der Audienz 1898 teilgenommen haben. Möglicherweise war sie sogar die hochgestellte Dame, der May dabei versprach, nach der Rückkehr von meiner zweijährigen Orientreise über dieses Friedensthema in München öffentliche Vorträge zu halten (A 4).
Karl May-Klub: dazu ausführlich Dr. Siegfried Augustin: Karl May in München. In: Karl-May-Jahrbuch 1978 (Bamberg/Braunschweig), S. 44-110.
IlIten Bande von »Im Reiche des silbernen Löwen«: das Manuskript des dritten Bandes wurde wohl unmittelbar vor dem Reiseantritt (21.7. 1902) abgeschlossen.36
Zaar: Am 24.8.1898 hatte der russische Zar Nikolaus II. einen »Aufruf zu einer internationalen Konferenz für Frieden und Abrüstung« erlassen; die erste Haager Friedenskonferenz trat auch im Jahr darauf in Den



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Haag zusammen, zeigte aber nur, daß keine der Großmächte ernsthaft an Abrüstung dachte.
Bertha von Suttner: vgl. Hansotto Hatzig: Bertha von Suttner und Karl May. In: Jb-KMG 1971, S. 248 - 258.
A 4Zur Adressatin: Prinzessin Marie Therese, die spätere Königin (1849 - 1919), war die Tochter des Erzherzogs Ferdinand von Österreich-Este und dessen Gemahlin Elisabeth. »Die schöne und vielseitig begabte Erzherzogin Marie Therese entschied sich mit neunzehn Jahren für den Prinzen Ludwig von Bayern, den ältesten Sohn Luitpolds [des Prinzregenten] und begründete in einer über fünfzig Jahre währenden sehr guten Ehe eine große Familie.« Sie war musikalisch, schuf zahlreiche Blumen- und Landschaftsbilder und engagierte sich sehr im karitativen Bereich, vor allem beim Bayerischen Roten Kreuz.1918 mußte die »bereits todkranke« Königin während der November-Revolution nach Schloß Wildenwart (am Chiemsee) transportiert werden; dort starb sie am 3. Februar 1919.37
Der Brief ist auf fünf Foliobogen geschrieben, die jeweils auf der ersten Seite rechts oben durch May von 1 bis 5 numeriert wurden. Am Kopf des ersten Bogens Bleistiftnotiz: »Diesen Brief schenkte mir Mama gez. Wiltrud«; am Ende des letzten Bogens Bleistiftnotiz: »Brief Karl Mays an meine Mutter Prinzessin Ludwig von Bayern geb. Erzherzogin von Österreich-Este (von ihr erhalten!) Wiltrud.«
Varianten: Zu dem Brief existiert im Archiv des Karl-May-Verlages, wie bereits erwähnt, ein auf dem Umschlag datierter Entwurf (»25. 9. 6.«). Vom Entwurf zum endgültigen Text nimmt May weitgehend nur kleine stilistische Korrekturen vor; die wenigen bemerkenswerten Unterschiede seien im folgenden mitgeteilt, wobei dem Archiv und besonders Herrn Roland Schmid für die Erlaubnis zur Einsichtnahme und zum Abdruck herzlich zu danken ist.
Es wird jeweils zunächst der Text des Entwurfs angegeben, dann der endgültige Text; runde Klammern bedeuten, daß der betreffende Ausdruck von May im Entwurf sofort gestrichen und korrigiert wurde.
Und (die) der Kunst, (die edle, die aristokratisch-hohe,) der wahren Kunst, wird zu (jener subalternen Kunst herabgezwungen,) gemuthet, dem Mammonismus // Und der Kunst, der wahren Kunst, wird zugemuthet, dem Mammonismus. . . (S. 87)
von sozialistischen oder philosophischen Aposteln // von sozialistischen Heilanden oder sonstigen Erdgeruchsaposteln (S. 89f.)
unchristliche Rassen- (und Interessen)kampf// unchristliche Rassenkampf
Nach S. 91, Absatz 1 folgt im Entwurf eine wohl vor allem wegen der verräterischen Aussage über die Orientreise gestrichene Passage:
Damals, zur Zeit jener Audienz in München, erfuhr ich, wie sehr, und wie gern Ew. Königliche Hoheit nebst anderen hochgestellten Damen für die Sache »des Friedens« thätig seien. Heut, nachdem ich den Orient weit besser kennen gelernt habe, als ich ihn damals kannte, erscheint mir die Möglichkeit dieses Friedens viel höher und darum viel näher gerückt als vorher. Er trat aus dem Bereiche der Utopie in die Sphäre vernünftiger, also erfüllbarer Wünsche.
May strich den ganzen Passus, und schrieb statt dessen den Absatz Ich



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war in Afrika [. . . ] Den ersten Satz des gestrichenen Texts übernahm er als Anfangssatz im letzten Abschnitt des Briefs. Der Schlußsatz (Als Kind der Armuth [. . .] entgehen.) fehlt im Entwurf.
Z u m  T e x t  d e s  B r i e f e s :  der gewaltige  M e n s c h e n g e i s t  [. . .] als ärmlichster aller Zellengefangenen im Nervenbrei des Gehirnes stecke: dieses Bild, noch ausführlicher dargestellt, findet sich auch in der Artikelserie der ›Donau-Zeitung‹ bzw. der »kritischen Studie« Heinrich Wagners, die aus der Artikelreihe hervorging.38
Z u  M a y s  V e r s u c h e n ,  ›Babel und Bibel‹ zu lancieren, seien noch zwei m. W. bisher unveröffentlichte Briefe mitgeteilt, die zeitlich und inhaltlich in den Zusammenhang des Briefs an Prinzessin Marie Therese gehören.
Den ersten, ausführlicheren dieser Briefe bewahrt die Handschriftenabteilung der Stadtbibliothek München. Er ist an den Literaturhistoriker Berthold Litzmann (1857 - 1926) gerichtet und stammt aus dessen Nachlaß. Litzmann befaßte sich vor allem mit der Literatur des 18. Jahrhunderts und mit theatergeschichtlichen Problemen. Karl May besaß von ihm zwei Bücher:
Berthold Litzmann: Der große Schröder. Schuster & Loeffler, Berlin 1904 (= Das Theater. Bd. 1). (Eine Biographie des Schauspielers und Theaterprinzipals Friedrich Ludwig Schroeder (1744 - 1816); Litzmann hatte über ihn eine große, nie vollendete Biographie in zwei Bänden geschrieben, die 1890/94 erschien).
Berthold Litzmann: Das deutsche Drama in den litterarischen Bewegungen der Gegenwart. Vorlesungen.4. Aufl. L. Voss, Hamburg 1897, (1. Auflage: 1894; 5. Auflage: 1912).
Bei diesem Werk konnte ich im Archiv des Karl-May-Verlages, dank freundlicher Vermittlung Roland Schmids, schon vor längerer Zeit das Exemplar Mays einsehen. Es wurde von May im ganzen Band mit zahlreichen Unterstreichungen und Ausrufezeichen versehen, ein Zeichen intensiver Lektüre, sicher während der Ausarbeitung von ›Babel und Bibel‹. Auf dem rückseitigen Vorsatzblatt notierte May: 74. Aufbau. 104. Hoch und edel denken!
Die erste Notiz bezieht sich auf Ernst von Wildenbruchs (1845 - 1909) Drama ›Die Karolinger‹, eine Tragödie in vier Akten, in Jamben geschrieben. Sie wurde am 6.3.1881 in Meiningen uraufgeführt, die Buchausgabe erschien 1882. An Litzmanns Ausführungen zu diesem Drama gefiel May offenbar besonders der Hinweis, Wildenbruch habe »nicht die heilige Fünfzahl der Akte« verwendet, »die als conditio sine qua non eines regelrechten Dramas uns in der Schule so nachdrücklich eingepaukt war« (S.73). May unterstrich im folgenden zahlreiche Aussagen zum Aufbau des Dramas (v. a. S.74 und 88f.). Die zweite May-Notiz bezieht sich auf ein Zitat aus Wildenbruchs ›Väter und Söhne‹, nach Litzmann »zweifellos das gewaltigste Werk [. . .], das Wildenbruch bisher geschaffen hat«. Es folgen vier Zeilen aus dem 3. Akt des Stücks, von May mit drei Ausrufezeichen und der Randbemerkung groß! versehen:
               »Nein, um diese Wunden
Sollst du nicht sorgen, denn sie schmerzen nicht,
Das ist der Saft, der von den Bäumen träufelt
Zum Zeichen, daß es Frühling werden will.«



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Im folgenden unterstrich May besonders Stellen wie die auf das Theater des Sturm und Drang bezogene: »[. . .] habt den Mut, Gesetz und Regel zu übertreten« (S.118), aber auch zahlreiche negative Urteile über zeitgenössische Dramatiker wie Ibsen. Bei ihnen glaube man, sich »in einer Nervenheilanstalt zu befinden [. . .] plötzlich grinst [. . .] der Wahnsinn« (S. 153). Der Zusammenhang zwischen Mays Argumentation im Brief an die Prinzessin Ludwig und Litzmanns Buch dürfte schon in diesen wenigen Zitaten deutlich werden; den Grund für die Übersendung von ›Babel und Bibel‹ nennt May selbst in seinem Brief:

VILLA SHATTERHAND
   RADEBEUL-DRESDEN.d. 8./9. 6.

Hochverehrter Herr Professor!
   Ihre geistvollen Werke sind mir schon seit langer Zeit eine Quelle gewesen, die nie versiecht, so oft ich auch aus ihr schöpfe. Ich darf darum wohl sagen, daß ich, obwohl Ihnen unbekannt, einer Ihrer Schüler bin und Ihnen mehr schulde, als Mancher, den Sie kennen.
   Die Anschauungen, Kenntnisse ꝛc. ꝛc. ꝛc. ꝛc., welche vom Lehrer auf den Schüler übergehen, sind noch nicht das Höchste, was er giebt. Unendlich werthvoller ist das, was von Seele zu Seele, von Geist zu Geist, von Person zu Person überfließt um dem innern, unsterblichen Menschen Stoff und Form zu geben. Da wird der Lehrer zum Schüler und schafft durch dessen Hand am eigenen Werke weiter.
   Von diesem Gesichtspunkte aus gestatte ich mir die Bitte, Herr Professor wollen mir gütigst erlauben, das beifolgende Drama »Babel und Bibel« Ihnen als ein bescheidenes Zeichen meiner herzlichen Dankbarkeit für Ihre Privatbibliothek zu überreichen.
   Es ist mir eine hochgeschätzte Ehre und eine wirkliche Freude, hoffen zu dürfen daß Sie doch vielleicht einen Blick in das Buch werfen und dabei entdecken, daß Ihr Wirkungskreis ein bedeutend größerer ist, als Sie selbst wohl denken.
   In aufrichtiger Verehrung und steter Dankbarkeit bin ich, Herr Professor, mit vorzüglichster Hochachtung
Ihr
stets ergebener
May.
in der Handschriftensammlung der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main aufbewahrt (Sign. »Autogr. K. May«). Der Brief ist nach Auskunft der Bibliothek wahrscheinlich an Rudolf Presber gerichtet (1868 - 1935). Dieser war nach dem Studium der Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte und der Promotion von 1894 bis 1898 Redakteur der ›Frankfurter Zeitung‹; ab 1899 arbeitete er als Redakteur verschiedener Zeitschriften und später als freier Schriftsteller in Berlin. Er schrieb zahlreiche Erzählungen und Bühnenwerke, aber auch Lyrik und Essays. Auch von ihm besaß Karl May ein Buch, das er für ›Babel und Bibel‹ heranzog:
Rudolf Presber: Vom Theater um die Jahrhundertwende. 12 Kapitel. Greiner & Pfeiffer, Stuttgart 1901. Der Brief an Rudolf Presber lautet:



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VILLA SHATTERHAND
   RADEBEUL-DRESDEN.d. 3./9. 6.

Sehr geehrter Herr Doctor!
   Bitte, thun Sie mir die Liebe an, beifolgendes Büchlein für Ihre Bibliothek zu acceptiren. Es ist mir eine Ehre und eine Freude, es in Ihrer Hand zu wissen.
In dankbarer Treue
Ihr alter
May.

Daß May ähnliche Versuche wie den Brief an die Prinzessin Ludwig auch in Wien unternommen hat, läßt Pater Ansgar Pöllmanns nicht näher belegte Aussage vermuten: »Die sogenannte ›arabische Fantasia‹ ›Babel und Bibel‹, die Old Shatterhand mit Hilfe des österreichischen Adels auf das Wiener Hofburgtheater zu bringen versucht hat, reizt Seite um Seite zum Lachen.«39
A 5Zehn Folioblätter, Blatt 1 - 9 beidseitig beschrieben, alle Blätter rechts oben durch May von 1 bis 10 paginiert. Auf der Rückseite von Blatt 10 mit Bleistift zwei Notizen: »1906/Brief No. 5/ von 29. Nov. 1906« »Brief an Wiltrud von 29. Nov. 1906.« Auf Blatt 1 r rechts oben mit Rotstift »N.4«.
Cook/Stangen: berühmte Reisebüros des 19. Jahrhunderts in London und Berlin.
Herr Heinrich Wagner: für seinen Vortrag über Karl May und die daraus entstandene Artikelserie lieferte May dem Chefredakteur der ›Donau-Zeitung‹, Passau, umfangreiches Material.
Augsburger Postzeitung etc.: die Position dieser strenggläubigen Blätter im katholischen Literaturstreit um die Jahrhundertwende hat Hainer Plaul ausführlich dargestellt.40
Münchener Neuesten Nachrichten: dem Redakteur dieser Zeitung, A. Abels, sandte Karl May auf Anfrage die umfangreiche »Skizze zu ›Babel und Bibel‹«.41 Die Rezension Abels' erschien in den ›Münchener Neuesten Nachrichten‹ am 18. 11. 1906.42
Weihnachtsgedicht: sicher das dem Band »Weihnacht!« als Leitmotiv zugrundeliegende Gedicht Ich verkünde große Freude . . .43
A 6Zwei Bogen mit blaugeprägtem Briefkopf; acht Seiten Text. Auf der Umschlagrückseite (Poststempel »Radebeul 18. 12. 06«) fälschlich Bleistiftnotiz »Brief vom 7. 3. 1908«, ebd. mit Rotstift »N 8«.
Ich glaube an Gott: Eine im Wortlaut veränderte Fassung dieses ›Glaubensbekenntnisses‹, datiert »Radebeul-Dresden, den 21. Dezember 1906«, brachte die ›Donau-Zeitung‹ in der Nummer 3 des Jahrgangs 1907, von dort wanderte es »durch die ganze May-Presse«.44
A 7Ein Bogen mit vier beschriebenen Seiten; blaugeprägter Briefkopf. Auf dem Umschlag vorn mit Rotstift »N 7«.
B 2Zwei Bogen mit sechs beschriebenen Seiten.
B 3Zwei Bogen, acht beschriebene Seiten.
B 4Briefbogen des »Grand Hotel Leinfelder München«, vier liniierte Seiten.
A 8Vier von May jeweils auf der ersten Seite von 1 bis 4 durchnumerierte Bogen. Auf Bogen 1 oben mit Blei »Brief N.7«. Poststempel »Radebeul 9.3.08«.



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Mir von Dschinnistan: erschien seit November 1907 (H.3 des 34. Jg.s) im ›Deutschen Hausschatz‹.
A 9Briefpapier des ›Clifton Hotel‹ mit Bild »View Showing East Wing of Hotel«; ein Blatt mit zwei Seiten Text.
A 10Vier Bogen, von Mays Hand jeweils auf der ersten Seite von 1 bis 4 numeriert; 16 beschriebene Seiten.
verballhornisirt: May beschwerte sich mehrfach sehr nachdrücklich bei Pustet über Verfälschungen seiner Texte.45
A 11Blaugeprägtes Briefpapier, ein Bogen, nur erste Seite beschrieben.
Ohne Numerierung ist im Nachlaß ein Couvert mit Poststempel »Radebeul 11. 8. 10« erhalten; es ist von Mays Hand adressiert Ihro Königlichen Hoheit/Prinzessin/ Wiltrud von Bayern/Leutstetten. / Oberbayern. Links unten, ebenfalls von Mays Hand: Drucksache. Möglicherweise gehörte dieser Umschlag zu der Begleitsendung von Klaras undatiertem Brief B 6. Dafür spricht, daß dieser Brief in einem Couvert ohne Adressierung erhalten ist.
B 5Ein Bogen mit zwei beschriebenen Seiten, ohne Briefkopf. Poststempel »Radebeul 5. 12. 09«.
Augsburg: Der Vortrag Mays, ›Sitara, das Land der Menschheitsseele‹ fand am 9. Dezember 1909 im Augsburger Schießgrabensaal statt.46
Weimar: in Weimar lebten Emma May und die Kammersängerin Selma vom Scheidt.47 Die letztere war sowohl mit Karl wie mit Emma May befreundet. Sie versuchte 1909, die äußerst gestörten Beziehungen zwischen den beiden Geschiedenen wiederherzustellen. In diesem Zusammenhang schrieb ihr Rudolf Lebius einen Brief, in dem er May einen »geborenen Verbrecher« nannte. Als Karl May durch Selma vom Scheidt davon Kenntnis erhielt, erhob er gegen Lebius Klage wegen Beleidigung. Daraus ergab sich der Charlottenburger Prozeß.
B 6Auf dem Umschlag, der keine Adresse aufweist, mit Bleistift (nicht Prinzessin Wiltruds Hand): »1910 (?)/ An Baronin v. Wulffen.«
Ein Bogen mit zwei beschriebenen Seiten, auf Seite 3 die Nachbemerkung der Prinzessin. Der Brief wurde möglicherweise am 11.8.1910 abgesandt (vgl. oben nach A 11).
neue Angriffe: durch Lebius seit November 1909.
B 7Drei Bogen, neun beschriebene Seiten. Klaras Brief erforderte eine eingehende, z. T. korrigierende Kommentierung, die hier aus Raum- und Zeitgründen nicht geleistet werden kann, da sie sich zu einer Darstellung der gesamten Auseinandersetzung zwischen May und Lebius ausdehnen würde. Bezüglich der Fakten sei auf Wollschlägers Biographie verwiesen; ergänzend wären die von Gerhard Klußmeier edierten »Gerichtsakten zu Prozessen Karl Mays im Staatsarchiv Dresden« heranzuziehe.48
§ 193: »Tadelnde Urteile über wissenschaftliche, künstlerische oder gewerbliche Leistungen, desgleichen Äußerungen, welche zur Ausführung oder Verteidigung von Rechten oder zur Wahrnehmung berechtigter Interessen gemacht werden [. . .] sind nur insofern strafbar, als das Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der Äußerung oder aus den Umständen, unter welchen Sie geschah, hervorgeht.« (§ 193 StGB).



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Joachimsthal: zum dortigen Aufenthalt vgl. Manfred Heckers Darstellung.12
B 10Ein Bogen, ohne Briefkopf.


1Die Großbuchstaben A/B mit Ziffern beziehen sich auf die Signaturen der May-bzw. Klara-Briefe im Geheimen Hausarchiv München.
2Da Ludwig II. 1886 im Starnberger See ums Leben gekommen war und sein Bruder Otto infolge Geisteskrankheit nicht die Regierung übernehmen konnte, regierte beider Onkel Luitpold von 1886 bis zu seinem Tod 1912 als »Prinzregent« in Bayern. Sein ältester Sohn Ludwig folgte ihm, da der formelle König Otto noch lebte, zunächst ebenfalls als »Prinzregent«, ließ sich aber - angesichts der unheilbaren Krankheit Ottos - vom leitenden Minister, Graf Hertling, dazu bewegen, am 5. November 1913 die Königswürde anzunehmen.
3Ein Bild der drei Prinzessinnen und der ganzen Prinzenfamilie (von Franz von Lenbach) findet sich in: Rudolf Reiser: Die Wittelsbacher 1180 - 1918. Ihre Geschichte in Bildern. Bruckmann, München 1979, S. 152.
4 Vgl. u. a. die Belege bei Claus Roxin: »Dr. Karl May, genannt Old Shatterhand«. In: Jb-KMG 1974, S.15 - 73. Ferner die Briefaussagen Mays in den Briefen an die Familie Seyler. In: Fritz Maschke: Karl May und Emma Pollmer. Die Geschichte einer Ehe. Karl-May-Verlag, Bamberg 1973 (Beiträge zur Karl-May-Forschung, Bd. 3), S. 214-246
5Maschke a. a. O. S. 241
5aKarl May schrieb allerdings aus Colombo im Oktober 1899 an zahlreiche Adelige, darunter Königliche Prinzen und Herzöge in Bayern, ohne daß genauer zu rekonstruieren wäre, wer die Briefempfänger waren. Möglicherweise handelte es sich um Brüder Prinzessin Wiltruds oder um die Söhne der Prinzessin Ludwig Ferdinand (vgl. Erläuterungen zu Brief A 3). (Brief Mays an Klara Plöhn vom 12.10.1899 aus Colombo. Zit. nach Jb-KMG 1971, S. 186).
6Hans Wollschläger: Karl May. Grundriß eines gebrochenen Lebens. Diogenes, Zürich 1976 (detebe 112), S.120ff., 1. Auflage: Rowohlt, Reinbek 1965 (rowohlts monographien 104), S. 96ff. Im folgenden: Wollschläger 1965 bzw. 1976
6aIch habe leider meinen Weg allein zu gehen, in tiefster Einsamkeit. Das wurde mir schon damals klar, als ich selbst von Prinzessinnen nicht verstanden wurde. Wie können wir andere erlösen wollen, wenn wir nicht vorher uns selbst erlösen! Man fragte mich nur nach den Namen, doch niemals nach dem Geiste, nach der Seele. Da zog ich mich zurück. Vielleicht begreift man aber nun, daß Karl May kein Unterhaltungskarnickel für unreife Schüler resp. Menschen ist. (Brief Mays vom 24. 1. 1903 an Franz Weigl. Zit. nach Hatzig (wie Anm. 10) S. 41).
7Über Mays Dramen- und Opernpläne in den neunziger Jahren liegen mehrere, nicht sehr präzise Berichte vor, meist mit dem Tenor, May habe dem/den Besucher(n) Ausschnitte aus einem gerade in Arbeit befindlichen dramatischen Werk vorgelesen/vorgespielt. Da in Mays eigener Aussage zum Thema (Ich komponiere jetzt selbst an einer Oper, stelle aber ein gutes Drama gleich hoch.) die Ironie aus dem Kontext deutlich hervorgeht, dürften auch die Besucherberichte mehrheitlich auf ironische Aussagen Mays zurückgehen, die von den glaubenswilligen Zuhörern ernstgenommen wurden. Bereits in einem Brief an Fehsenfeld vom 16. 10. 1892 (abgedruckt im Karl-May-Jahrbuch 1918, S.259) erwähnt Karl May den Plan, eine Oper zu komponieren, zu der er auch das Libretto liefern wolle. Vgl. zu den Dramenplänen auch Hans Wollschläger in Jb-KMG 1970, S. 154, Anm. 2. (Zitat May aus: Freuden und Leiden eines Vielgelesenen. In: Deutscher Hausschatz, 23. Jg. (1896/ 97) S. 20).
8Wollschläger, 1965, S. 114, 1976, S. 140
9Heinrich Wagner: Karl May und seine Werke. Eine kritische Studie. Passau 1907. Reprint in: Schriften zu Karl May. Ubstadt 1975 (Materialien zur Karl-May-Forschung, Bd. 2). Im Nachwort des Reprints ist Mays ›Glaubensbekenntnis‹ von 1906



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wiedergegeben; ein Faksimile des Erstdrucks dieses Textes in der ›Donau-Zeitung‹ als Beilage zu M-KMG 19.
10Zur Entstehungsgeschichte vgl. Ekkehard Bartsch: Ardistan und Dschinnistan. Entstehung und Geschichte. In: Jb-KMG 1977, S. 81-102 (bes. S. 83-85). Das Fragment bei Hansotto Hatzig: Karl May und Sascha Schneider. Dokumente einer Freundschaft. Karl-May-Verlag, Bamberg (1967) (Beiträge zur Karl-May-Forschung, Bd. 2), S. 152.
11Wollschläger, 1965, S. 116ff., 1976, S. 143ff.
12Vgl. Manfred Hecker: Karl Mays Kuraufenthalte 1907 und 1911. In: M-KMG 44 und 45 (1907: Bad Salzbrunn, 1911: Joachimsthal)
13Wollschläger, 1965, S. 119, 1976, S. 147
14Hermann Cardauns: Die ›Rettung‹ des Herrn Karl May. In: Historisch-politische Blätter, Bd. 140, H. 4, S.286 - 309
15Den Zusammenhang der Cardauns-Fehde bei: Hainer Plaul: Literatur und Politik. Karl May im Urteil der zeitgenössischen Publizistik. In: Jb-KMG 1978, S.174 - 255 (bes. S. 203ff.)
16Cardauns, wie Anm. 14, S. 286f.
17Herausgegeben von Ekkehard Bartsch in Jb-KMG 1979, S. 283 - 312
18In den ›Historisch-politischen Blättern‹ erschien im 11. Heft des 140. Bandes, S. 808, eine Erklärung der Redaktion, die wohl die Auseinandersetzung innerhalb der Zeitschrift abschloß.
19Wie Anm. 10 (Bartsch), S. 86ff.
20Brief Mays an seinen Rechtsanwalt Bernstein, zit. nach Wollschläger, 1965, S. l l9f., 1976, S. 148f.
21Der Einstellungsbeschluß bei: Rudolf Lebius: Die Zeugen Karl May und Klara May. Spree-Verlag, Berlin-Charlottenburg 1910, S. 117f.
22Am 12. April 1910 wird Lebius in Berlin-Charlottenburg von der Anklage freigesprochen, May mit der Aussage beleidigt zu haben, dieser sei »ein geborener Verbrecher«. Lebius habe, so das Gericht, in »Wahrnehmung berechtigter Interessen« gehandelt.
23Am 18. Dezember 1911 fand in Berlin-Moabit die Revisionsverhandlung des Charlottenburger Prozesses statt. Lebius wurde wegen schwerer Beleidigung zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt.
24Diese Presseberichte sind im Briefkonvolut nicht mehr enthalten.
25Zu den ersten May-Filmen vgl. Hansotto Hatzig: Die Karl-May-Filme (1. Teil). In M-KMG 9, S. 25 - 27
26Nach freundlicher Auskunft von Prof. Dr. Hans Rall, München.
27Für Auskünfte über die Laufbahn des Freiherrn von Laßberg danke ich sehr herzlich Herrn Direktor Dr. Heyl vom Bayerischen Hauptstaatsarchiv, München, Abt. Kriegsarchiv.
28Abb. in: Karl May. Biographie in Dokumenten und Bildern. Hrsg. v. G. Klußmeier u. H. Plaul. Olms, Hildesheim 1978, S. 155
29Vgl. Ernst Seybold in M-KMG 46, 48 50 und Hans Wollschläger in M-KMG 49, S. 18. Bei letzterem Beitrag das Faksimile des Artikels der ›Frankfurter Zeitung‹.
30Nach Franz Cornaro, M-KMG 21; Fritz Maschke, M-KMG 27; Claus Roxin: JbKMG 1974, S. 26ff.; Siegfried Augustin, Karl-May-Jahrbuch 1978 (Bamberg/ Braunschweig).
31Wie Anm. 21. S. 145
32Wie Anm. 21. S. 51
33Genauere Daten bei Wollschläger 1965/1976 und bei Wollschläger, Jb-KMG 1979.
34Wie Anm. 4 (Maschke), S. 227
35Adalbert Prinz von Bayern: Die Wittelsbacher. Geschichte unserer Familie. Prestel, München 1979, S. 365f.
36Wollschläger 1965, S.96, 1976, S. 120. Im Jb-KMG 1979, S. 125, gibt W. dagegen den 18. 7. als Abschluß- und Abreisetermin an.
37Zitate und Angaben nach Hans Rall: Wittelsbacher Lebensbilder von Kaiser Ludwig bis zur Gegenwart. Führer durch die Münchner Fürstengrüfte. Wittelsbacher



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Ausgleichsfonds München o. J., S. 33f.
38Wie Anm. 9, S. 136f.
39P. Ansgar Pöllmann: Karl May und sein Geheimnis. In: Die Bücherwelt, Bonn, Nr. 8, Mai 1910. Zitiert nach Jb-KMG 1982, S. 257.
40Wie Anm. 15
41Erstdruck, ediert von Max Finke, in Karl-May-Jahrbuch 1921, S. 41 - 80; vgl. dazu Bernhard Kosciuszko: Karl May's Drama ›Babel und Bibel‹. Sonderheft der KMG Nr. 10, 1978, S. 43
42Faksimile in: Graff-Anzeiger, H. 10, 1976, S. 33
43Die Frühfassung mit dem Titel ›Weihnachtsabend‹ in Jb-KMG 1971, S. 125f.
44Wollschläger, 1965, S. 116, 1976, S. 142. Vgl. Anm. 9
45Vgl. Mays Briefe in Jb-KMG 1977, S. 92ff.
46Vgl. dazu M-KMG 30, S. 18-22
47Vgl. zu den Vorgängen im Dezember 1909 Fritz Maschke (wie Anm. 4), S. 114f.
48Gerhard Klußmeier: Die Gerichtsakten zu Prozessen Karl Mays im Staatsarchiv Dresden. I/II. In: Jb-KMG 1980, S. 137-174/Jb-KMG 1981, S. 262 - 299


Herrn Professor Dr. Hans Rall, München, gebührt das Verdienst, diese Briefe Karl Mays ausfindig gemacht und für eine wissenschaftliche Publikation zugänglich gemacht zu haben. Ich habe ihm ganz herzlich zu danken für vielfältige Hilfe und für die Vermittlung der Publikationserlaubnis beim derzeitigen Besitzer. Diesem, S. K. H. Prinz Ludwig von Bayern, ist herzlich zu danken für die freundlich gewährte Genehmigung zur Veröffentlichung der Korrespondenz.
Außerdem habe ich Anregungen und Hilfe erfahren von Herrn Roland Schmid, KMV dem dafür an dieser Stelle - auch für die Erlaubnis, die Varianten zum Brief A 4 zu veröffentlichen - ausdrücklich gedankt sei.
Ohne die Hilfe und das Verständnis meiner Frau für die »Nachtwachen des Autors« wäre diese Arbeit sicher nicht in der knappen Zeit zustandegekommen. Ihr sei dafür herzlich gedankt.




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