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HELMUT SCHMIEDT

Literaturbericht



Warum schreibt ein Autor wie Karl May, der mit seiner Erziehung und Bildung fest in europäischen Traditionen verwurzelt ist, Romane, die in weit entfernten, exotischen Gegenden der Erde spielen? Warum muß eine literarische Figur wie Old Shatterhand alias Kara Ben Nemsi immer wieder aus der deutschen Heimat in die abgelegene Fremde reisen, in der ihr zwar reizvolle Abenteuer, aber auch hunderterlei Gefahren bis hin zu jenen drohen, die das Leben kosten können?

   Man ist diesen Fragen unter den verschiedensten Perspektiven und mit den unterschiedlichsten Ergebnissen nachgegangen, und solche Diskrepanzen sind ganz selbstverständlich: Man wird von Werk zu Werk, von Autor zu Autor die Akzente anders setzen müssen. Dennoch ist auch im Rahmen einer gewissen Systematik argumentiert worden, die, so scheint mir, durch zwei Extrempunkte fixiert und durch deren diverse Mischungen im einzelnen gefüllt wird. Danach kann es Autor und Held zum einen darum gehen, die Überlegenheit des Landes und der Kultur zu demonstrieren, denen sie entstammen; die Lebensverhältnisse der Exotik werden sich dann als unerfreulich, rückständig und verbesserungsbedürftig darstellen, geeignet einzig, die a priori vorhandene geistige und vielleicht auch physische Genialität des Reisenden in hellstem Licht erstrahlen zu lassen. Zum anderen können die Dinge aber auch eine umgekehrte Konstellation aufweisen: Autor und Held sehnen sich nach der Ferne, weil sie es daheim unerträglich finden, weil sie nach dem ganz anderen, besseren Leben suchen, das nur unter völlig veränderten Existenzbedingungen gedeihen kann; wenn sie es denn finden, stellt sich das exotische Terrain als Szenerie einer zumindest in Andeutungen verwirklichten Utopie dar, und die Brillanz der Heldenfiguren verdankt sich dann nicht ihrer Herkunft, sondern ihrem gegenwärtigen Aufenthaltsort.

   Eindeutige Festlegungen, wie es mit alledem im Einzelfall bestellt ist, sind schwerer zu treffen, als man zunächst vermuten mag. Das Thema läßt sich unter biographischem Aspekt abhandeln, in bezug auf den Schriftsteller wie auf seinen Protagonisten: Oft genug betont z. B. Mays Held, daß die heimatliche Bildung und Erziehung ihm jene die Exoten beeindruckenden Kenntnisse und Fähigkeiten eingetragen


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haben, oft genug stellt er aber auch heraus, wie durchschnittlich und unbedeutend die Rolle ist, die er in Deutschland spielt, und May selbst wird Grund gehabt haben, mal die eine, mal die andere Seite hervorzuheben. Ergibt sich also schon bei diesem Betrachtungsansatz, wie schwierig es ist, zu klaren Ergebnissen zu gelangen, so verwirren sich die Dinge noch mehr, wenn es um das Gesamt der Lebensverhältnisse und Umgangsformen in den miteinander zu vergleichenden Welten geht: Finden sich nicht genug Hinweise, daß May die Exotik zum Exerzierfeld deutscher Omnipotenz degradiert und ihre Bewohner zu bedauernswerten Statisten, und ist nicht andererseits Mays Œuvre eine einzige Liebeserklärung an die Fremde, der gegenüber die Heimat schal und langweilig erscheint? Der Blick auf die May-Forschung belegt, welch divergierende Ergebnisse die nähere Durchleuchtung unseres Problems erbringen kann: Die Dissertation von Gertrud Oel-Willenborg, "Von deutschen Helden", etwa führte - zugespitzt formuliert - zu der These, Mays Werk wolle die Welt am deutschen Wesen genesen lassen; demgegenüber hat Ernst Bloch bekanntlich postuliert, Abenteuerromane, wie die Mays, lebten von der Aufsässigkeit gegen die sozialen Gegebenheiten, in denen sie entstanden sind.

   Von solcher Aufsässigkeit hat namentlich die DDR-Literaturwissenschaft lange Zeit nichts wissen wollen; wir werden noch darauf zurückkommen, daß es sich in jüngster Zeit anders verhält. May galt - so hat es schon Edwin Hoernle formuliert - als »Typus des Jugendschriftstellers der beginnenden imperialistischen Periode« (75); seine Bücher seien »aus der Ideologie der bürgerlichen Gesellschaft heraus zu begreifen« (7), zeugten von »rassistische[r] Voreingenommenheit« und fügten sich, mit Ausnahme einiger Alterswerke, »dem chauvinistischen Erziehungsprinzip« (75) des Nationalsozialismus bruchlos ein. Diese Zitate entstammen allesamt einer Überblicksdarstellung zur Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur(1), die ersichtlich noch vor der May-Renaissance in der DDR erarbeitet worden ist; der Autor des May-Kapitels (61-76) heißt, wie das Vorwort mitteilt, Hansgeorg Meyer.

   Die Abhandlung resümiert zunächst in nicht unfreundlichen Worten den Lebensweg Mays, wobei ein paar Fehler unterlaufen, etwa mit dem Hinweis, daß May erst »als Fünfzehnjähriger« (62) zu sehen lernte. Sodann finden sich Äußerungen über die Gattung des Abenteuerromans im 19. Jahrhundert und über die wesentlichen inhaltlichen und formalen Elemente in den Shatterhand- und Kara-Ben-Nemsi-Romanen. Der Schlußteil zieht dann das überaus kritische Fazit: »Mays Erzählungen bestätigten in jeder Weise das Weltbild der herrschenden


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Klasse, nur boten sie es dem jungen Leser aus der Perspektive des deutschen Kleinbürgers und in recht vergröberter Fassung« (74f.). Ein solches Urteil stützt sich auf die entschieden einseitige Deutung entschieden einseitig ausgewählter Zitate - daß erst der ergänzende Blick auf anders orientierte Äußerungen Mays, die dann mit jenen analytisch zu verbinden wären, zu einem komplexen, angemesseneren - und auch keineswegs unter jedem Gesichtspunkt schmeichelhaften - Bild des »herrlichen sächsischen Lügenboldes« (Hermann Kant) verhelfen würde, ist solchen Kommentatoren nie einsichtig gewesen.

   Mit Recht kann man darauf verweisen, daß es auf der entgegengesetzten Seite des Interpretationsspektrums nicht anders zugeht: Diejenigen, die z. B. einige antiimperialistisch ausgerichtete Sentenzen des späten May heranziehen, um damit ohne weiteres die ganz uneingeschränkt achtbare Gesinnung zu beweisen, die angeblich den Mann und sein Gesamtwerk auszeichnen, verfahren ähnlich gewaltsam wie der DDR-Autor Meyer. Statt sich auf die Widersprüchlichkeit des Phänomens einzulassen - aus der doch letztlich auch seine "Größe" resultiert -, stilisieren sie May zu einem leblosen Vorzeigeobjekt der guten Moral: mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der die Hoernle, Meyer, Klaus Mann, Jeziorkowski usw. ihn als einen Repräsentanten wilhelminischen Ungeists oder gar als Prä-Faschisten ausstellen. Gewiß ist es - zumal vor dem Hintergrund der damaligen Epoche - angebracht, etwa die pazifistischen Neigungen des alten May hervorzuheben; aber nicht nur autobiographische Texte, wie die "Studie" über seine erste Ehefrau, sondern auch die späten Romane weisen aus, daß May daneben nach wie vor anderen Regungen unterlag: z. B. der, auf Angriffe seinerseits aggressiv zu reagieren.

   In dieser Situation tut ein kritischer Leser gut daran, allzu emphatisch-einlinigen Wertungen erst einmal mißtrauisch zu begegnen: nicht aus Angst vor radikal zugespitzten Urteilen, sondern aus Vorsicht gegenüber Kommentatoren, deren Radikalität mit der Ausgrenzung potentiell unliebsamer Beobachtungen erkauft wird. Skeptisch registriert man da z. B. in einer Schrift für evangelische Pädagogen Untertitel wie diese: "Karl Mays Sehnsucht nach dem Frieden als Stärkung für erzieherisches Bemühen um den Frieden heute";(2) "Die »verlorengegangene Menschheitsseele« bei Karl May als hochaktueller Beitrag zu Gegenwartsphänomenen".(3) Verraten nicht schon diese Formulierungen, daß May hier vereinnahmt wird im Dienste durchaus ehrenwerter Anliegen, in deren Lichte er bei distanzierterer Betrachtung auch ganz andere Seiten aufwiese?

Tatsächlich bewegen sich Munzels und Kittlers Arbeiten auf einem


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schmalen Grat zwischen eilfertiger Apologie und differenzierender Analyse. Munzels Interesse gilt »Mays Vision von einem Frieden, der zuletzt die ganze Menschheit umfaßt« (63), und er legt nahe, sie in der Friedenserziehung des heutigen Schulunterrichts nutzbar zu machen; Kittler untersucht Spuren tiefenpsychologischen Gedankenguts in Mays Spätwerk - speziell im »Friedensbuch« (68) "Und Friede auf Erden" - und gelangt schließlich ebenfalls zu der Einsicht, die »Leitidee« in diesen Arbeiten sei die »Entwicklung des Menschen zum Frieden hin« (92). Die Sprache der Untertitel ist bezeichnend: Man richtet sich gar zu behaglich-beschaulich ein mit dem Gedanken, daß May, alles in allem, sowohl die vorzüglichsten Gesinnungen als auch beträchtliche Weisheit besessen habe, daß seine Romane »im tiefsten Kern Friedensgeschichten« (59) seien und ihr Autor »tiefenpsychologisch-modern [ . . . ] dachte« (78). Gewiß; doch wie steht es mit den unschönen Schicksalen, die May den literarischen Doppelgängern seiner publizistischen Gegner im "Silberlöwen" zuwies, wie mit der Rolle der Sexualität, jenes Phänomens also, das in der damals gerade sich entwickelnden Psychoanalyse so sehr in den Vordergrund rückte und in Mays Spätwerk - wenigstens nach dem Zeugnis unseres Kommentators kaum berührt wird?

   Doch ich will nun nicht meinerseits nur die eine Tendenz hervorheben und auch nicht fordern, jeder Analytiker müsse stets so viel kontroverse Gesichtspunkte wie nur möglich in seine Überlegungen einbeziehen. Die beiden Aufsätze sind in gewisser Weise auch wieder weit entfernt von naiven Huldigungsschriften: zum einen, weil sie bei aller Einlinigkeit der Perspektive eben doch sehr präzise und sorgfältig argumentieren, so daß - vor allem im Fall Kittlers - anregende Entdeckungen zu machen sind, etwa hinsichtlich der gedanklichen Verwandtschaft Mays mit dem Psychologen Carl Gustav Carus; zum anderen, weil wir auch einige Relativierungen jenes schlicht-suggestiven Deutungsmusters finden, auf das die Titel der Aufsätze verweisen - Munzel insbesondere räumt andeutend ein, es gebe »Widersprüchliches« bei May, den »Schrei der gequälten Kreatur auf der einen, Großmannssucht und Imponiergehabe auf der anderen Seite« (49).

   Wir hatten es bisher mit einer Abhandlung zu tun, die die - im Kontext der damaligen Zeit - affirmativen Züge des Mayschen Werkes herausstrich, und mit zweien, die Elemente besprachen, welche weit über das dominierende Denken hinausführten. Dialektisch vorzugehen, Widersprüchliches miteinander zu vermitteln ist demgegenüber das Anliegen einer kleinen Untersuchung von Wilfried F. Fenser über rassische Stereotypen in Mays Werk(4): Gleich in der Einleitung zitiert er


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Robert Neumanns Diktum, in »Indianer-Blubo und Stammesromantik« sitze »der Wurm des Faschismus drin« (471), und hält dagegen, man könne »mit gleichem Recht [ . . . ] behaupten, daß Karl May durch seine Anprangerung des Ku-Klux-Klans und anderer antisozialer Verbände prototypische Faschismusformen bekämpft, ja daß er in der Indianertragödie des amerikanischen Felsengebirges den perfektionierten Völkermord des zwanzigsten Jahrhunderts vorausgeahnt habe.« (471)

   Was Feuser dann über die Physiognomie der Angehörigen exotischer Rassen und Völker in Mays Werk sagt, wird keinen aufmerksamen und unvoreingenommenen May-Leser überraschen: daß May gelegentlich mit schlimmen Vorurteilen operiert, die er an anderer Stelle ebenso entschieden widerruft, daß er z.B. Schwarze manchmal fast zu Witzfiguren degradiert und andererseits durch »seine bedingungslose Ablehnung der Sklaverei ein Beispiel von Toleranz [bietet], das in der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts sonst selten erreicht wird« (474). Im Zusammenhang unseres Gedankengangs verdient Beachtung, daß gerade die sehr knappe und dennoch mit vielen Zitaten arbeitende Argumentation Feusers exemplarisch einen Sachverhalt illustriert, der schlüssige Analysen nicht gerade erleichtert: man kann aus Mays Werk zitieren, was man will, immer findet man auch eine Stelle, an der er das Gegenteil gesagt hat. - Spötter könnten einwerfen, das sei, ob bei Goethe, Nietzsche oder Thomas Mann, stets das Zeichen großer Dichter.

   Einen anderen analytischen Ansatz, dem Verhältnis zwischen der Mayschen Exotik und der Mayschen Heimat nachzugehen, hat Annette Deeken gewählt(5), und das Ergebnis ist außerordentlich reichhaltig, so verblüffend einfach sich der Ausgangspunkt ihrer Überlegungen auch ausnimmt: Old Shatterhand/Kara Ben Nemsi wird als Tourist betrachtet; es ergebe sich, so lautet das erste Fazit der Verfasserin, daß Karl May in seinen Orient- und Wildwest-Geschichten »zu weiten Teilen die Gewohnheiten und gewohnheitsmäßigen Wunschmuster des Touristen reproduziert und organisiert« (7).

   Diese Gewohnheiten und Wunschmuster sind nun, wie die Verfasserin unter Auswertung der Forschungsliteratur zum Tourismus erläutert, keineswegs durch umfassende Neugier auf das spezifische AndersSein der besuchten Fremde gekennzeichnet, durch Toleranz und Offenheit gegenüber den originären Lebensverhältnissen und Gesinnungen ihrer Bewohner. Der typische Tourist reise vielmehr mit festliegenden Erwartungen von dem, was an seinem Ziel zu finden ist, und er sei enttäuscht, wenn die Dinge dort nicht so liegen. Die heimatlichen Vor-


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gaben[Vorgaben] in Bildung und Sozialisation schüfen einen unverrückbaren Erwartungshorizont: Der Tourist sei kein aufgeschlossener Wanderer zwischen unterschiedlichen Welten, bereit, grundlegend neue und überraschende Erfahrungen zu akzeptieren, sondern ein an bestimmten Seh- und Urteilsmodellen ausgerichteter Besucher, der alles und jeden an dem messe, was er schon kennt bzw. nach seinen Kenntnissen zu entdecken erwartet, der gleichsam vorprogrammiert ist und sich durch nichts mehr umstimmen läßt. Touristisches Verhalten und Erleben erscheine ganz überwiegend als Funktion heimatlichen Verhaltens; der Tourist degradiere letztlich die Exotik zum Beleg für seine eigene Superiorität.

   Karl May verfährt nun, so Annette Deeken, zum einen nach den Usancen touristischen Interesses, indem er seine fernen Schauplätze gänzlich unter entsprechend festgefügten Perspektiven einrichtet, und zum anderen, indem er darüber hinaus auch seinen Helden verpflichtet, die Verhältnisse im Reiseland nach solchem Gusto wahrzunehmen und zu beeinflussen. Konkret bedeutet dies: der Autor konstruiert seine Exotik nicht im Blick auf deren spezielle Eigenheiten, sondern nach dem Maßstab ihrer Übereinstimmung mit und ihrer Abweichung von dem, was er - entsprechend seiner kulturellen Vorprägung - dort zu finden denkt und hofft; der Held gestaltet seine Erlebnisse und Gedanken unter ganz ähnlichen Dispositionen. Schließlich wird gar der Begriff der Exotik selbst fragwürdig, der doch mit Entfernungen nicht nur im räumlichen Sinne zu tun hat: Wenn Mays Romane beherrscht werden »von dem Topos schrankenloser und abstrakter Identität eines Subjekts mit der Welt« (208), dann kann ihrem Handlungsraum Eigenständigkeit und Distanz zur europäischen Kultur allenfalls dem schlichten Schein nach zugestanden werden.

   Dies ist nur der Grundgedanke einer an unterschiedlichen Detailaspekten reichen Analyse: Er wird stetig verfolgt, aber immer neuen Differenzierungen unterworfen, in die verschiedensten Richtungen getrieben und da, wo es die Sache gebietet, auch einmal ein wenig in den Hintergrund gerückt, so daß anderen Beobachtungen Raum bleibt. Die Arbeit widmet sich mit großem Ertrag einer Fülle von Elementen des Mayschen Werkes: der Art und Weise, wie Kara Ben Nemsi auf traditionelle touristische Sehenswürdigkeiten in den orientalischen Städten reagiert, den Umständen, unter denen sich der angeblich friedliebende Reisende immer wieder in neue Kämpfe verstrickt, seinen Eßgewohnheiten, seinem Verhältnis zu den mitreisenden Freunden und Feinden und vielen anderen Themen. Die Beobachtungen werden gründlich ausgewiesen und dann in umfassende Zusammenhänge ein-


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gefügt[eingefügt], wobei Sprache und Argumentationsweise nicht unbeträchtliche Anforderungen stellen; es wird wohl auch nicht bald wieder eine Studie über Mays Abenteuerromane geben, in der mit gleicher Selbstverständlichkeit Kant und Hegel Hauptrollen übernehmen.

   Darüber hinaus versucht die Autorin ihrer Beweisführung dadurch Evidenz zu verleihen, daß sie sich permanent von anderen Analytikern abgrenzt und bei ihnen methodische Irrwege und falsche Schlußfolgerungen diagnostiziert. Indessen hätte sie zumindest die ideologiekritisch-historischen Gedanken der Forschung nicht gar zu rasch verwerfen sollen. Den Maßstab, an dem sie sich orientiert, bilden »konstant gebliebene Unterhaltungsbedürfnisse«, Neigungen des Touristen, in denen sich »einheitliche touristische Leitbilder durchgesetzt [haben], Freiheit und Glück der Reise nämlich« (29). Das mag so sein; aber diese Begriffe sind sicherlich im Lauf der Zeit unterschiedlich gefüllt worden, die Motive und Erwartungen der Reisenden haben sich gewiß gewandelt, und gibt es nicht auch schichten- und generationsspezifische Unterschiede, die zumindest in Andeutungen zu berücksichtigen wären? Annette Deekens Bild vom Reisenden sieht von alledem ab und bleibt daher merkwürdig starr und ungeschichtlich; wenn sie vom »Selbstverständnis touristischen Interesses« (79) spricht - so der Titel eines Kapitels -, setzt sie "den Touristen" der Gefahr aus, ähnlich stereotyp zu wirken, wie es, nach ihrer Beobachtung, in Mays Werk "der Armenier", "der Perser" usw. tun.

   Doch dies ist nur ein kleinerer Einwand, da die Autorin, wie angedeutet, ihrem Grundgedanken nicht sklavisch verhaftet bleibt, sondern in den Details der Untersuchung flexibel vorgeht. Gravierender erscheint mir, daß sie in der Romanwelt allzu viele und intensive Züge des Statischen, des ein für allemal Festgelegten konstatiert, daß sie Entwicklungen innerhalb des literarischen Kosmos nahezu ignoriert; dazu ein Beispiel. Mays Held, lesen wir, reise mit dem »Anspruch auf eine glückliche Reise, eitel Harmonie und Zufriedenheit«, er folge »Hoffnungen auf einen idyllischen Hort« und träume »von "befriedeten Welten"«; daß er sie nicht vorfinde, rufe »Enttäuschung« hervor (71). Daran ist wohl richtig, daß Mays Genie friedlicher gesonnen ist als viele, mit denen es zu tun hat, und daß es dieser Friedlichkeit auf dem Terrain, auf dem es sich gerade bewegt, Geltung verschaffen möchte; nicht richtig aber ist, daß, wie die obigen Zitate suggerieren, die Differenz zwischen der partiell unfriedlichen Romanwelt und den Idealen des Reisenden von Autor und Held als etwas zutiefst Unerfreuliches verbucht wird. Im Gegenteil: der Held gewinnt ja Individualität und Größe überhaupt nur aus dieser Diskrepanz, denn sie bietet ihm


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Gelegenheit, sich im Kampf um ihre Überwindung zu profilieren. Gäbe es von vornherein »eitel Harmonie und Zufriedenheit«, bliebe ihm nichts zu tun übrig; die Einzigartigkeit des Helden konstituiert sich nicht darin, daß er ein den Einheimischen überlegener Reisender  i s t, sondern daß er sich ständig aufs neue als ein solcher  e r w e i s t  und  b e w e i s t, und die Romane können diese Nachweise nur formulieren, indem sie Shatterhand/Kara Ben Nemsi breitesten Raum zur Bewährung schaffen, zum Beispiel in der Auseinandersetzung mit Feinden.

   Das Mißverständnis scheint exemplarisch zu sein. Ich zweifle nicht, daß die Romane gänzlich einer »ich-bezogene[n] Optik« (158) Mays und seines Helden unterliegen, daß diese sich bei jeder Gelegenheit feiern, vieles nach ihren vorgeprägten Dispositionen einrichten und bewerten usw. Aber die Inszenierung der eigenen Person und ihres Glanzes ist nicht einfach nur da, sondern resultiert aus ständig neu einsetzender, nie abgeschlossener oder abzuschließender Tätigkeit, wie sehr sich diese auch im Kreis bewegt; gäbe es sie nicht, entstünde kein Held. Das Werk mag die Andersartigkeit, die Originalität, die Unfügsamkeit der Länder und Kulturkreise, die sein Held bereist, auf vielerlei Weise verdecken. Aber es bedarf ihrer als eines notwendigen Widerparts, über dessen Bekämpfung sich die Persönlichkeit Shatterhand/Kara Ben Nemsis erst entfaltet, und zitiert sie deshalb, sei es auch nur auf dem Weg ihrer Austreibung. Mays Werke werden nicht beherrscht »von dem Topos schrankenloser und abstrakter Identität eines Subjekts mit der Welt« (208) und auch nicht von dem »absoluten Wunsch, absolute Identität mit der Welt vorzufinden« (159) - nein, allenfalls von dem Wunsch, eine solche Identität herzustellen, und der Prozeß, der ihrer Herstellung dienen soll, ist der Prozeß des abenteuerlichen Kampfes, der nie zu einem definitiven Abschluß gelangt. Es geht in der Tat weder May noch seinem Helden darum, die spezifische Beschaffenheit der empirischen Exotik ins Licht zu rücken; aber gerade weil der heroische Tourist selbst im Zentrum stehen soll, muß ihm die Chance gegeben werden, fortwährend in Bewegung zu sein. Wo Annette Deeken nur einen Zustand und seine unliebsame Störung registriert, handelt es sich de facto um einen dauerhaften Prozeß. - Vielleicht wollte die Autorin zu viel Kapital aus dem Umstand schlagen, daß Mays Held die Welt so vorfindet, wie der Autor sie entwarf. Das hat sie nicht gehindert, eine der anregendsten Studien über Mays Abenteuerromane zu schreiben, die wir besitzen.

   Ich brauche nicht weiter zu erläuern, wo Annette Deekens Überlegungen einzuordnen sind, wenn man sie im Blick auf die eingangs skizzierte Systematik erfassen will. Zu ganz anderen Ergebnissen kommt


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eine Untersuchung von Bernd Steinbrink.(6) Gleich zu Beginn orientiert er sich an der Kolportagetheorie Ernst Blochs: »In den fernen Prärien verwirklichen sich die Wünsche, die vom Leser und Autor an die nahe Realität gestellt wurden und dort unerfüllt blieben.« (13) Zwar sind auch aus dieser Sicht die Abenteuerromane nicht Zeugnis einer zielbewußt revolutionären, explizit auf konkrete Gesellschaftskritik bedachten Haltung, aber sie signalisieren die Unzufriedenheit mit den Verhältnissen in der Heimat, indem sie die Alternative einer erträglicheren Welt herbeiphantasieren, »schlechte Erfahrungen zu einem besseren Ende [verarbeiten]« (13). Steinbrinks Studie gilt nicht nur Karl May: Sie versucht vielmehr, die deutschen Abenteuerromane des 19. Jahrhunderts generell zu charakterisieren, befaßt sich also mit der Typologie und Geschichte einer ganzen Gattung.

   Es ist vielfach ein recht zweifelhaftes Kompliment, wenn man den Fleiß lobt, der hinter einer wissenschaftlichen Arbeit steckt: Oft rettet man sich damit über die Verlegenheit hinweg, sonst wenig loben zu können. In diesem Fall sieht es jedoch anders aus: Steinbrink redet zu Recht - wenn man von einigen wenigen Autoren absieht - von einer in der Forschung »vernachlässigten Gattung«, der er sich gewidmet habe, und um dieses Defizit zu kompensieren, mußte er zunächst einmal in großem Ausmaß schlichteste Grundlagenarbeit leisten: Bücher ausfindig machen und beschaffen, die in den letzten Jahrzehnten selbst dem Namen nach kaum noch bekannt gewesen sein dürften. Das Ergebnis der Materialsuche wirkt beeindruckend, und so ist das erste dauerhafte Verdienst dieser Arbeit die Bibliographie, die eine fast erdrückende Vielzahl von literarischen Werken und selbst die abgelegenste Sekundärliteratur verzeichnet. Ähnlich anerkennenswert erscheint, was Steinbrink zu den Lebensläufen diverser Autoren herausgefunden hat.

   Gestützt auf umfangreiche Leseerfahrungen, entwickelt Steinbrink zwei Grundgedanken. Zum einen bestätigt er, wie schon angedeutet, die Thesen Blochs; was aber bei diesem nur in Andeutungen formuliert wurde, erscheint nun als gründlich ausgearbeitetes Analysemodell, geeignet, die unterschiedlichsten Elemente der Gattung zu erhellen. Zum anderen - aber in enger Verbindung damit - deutet er die abenteuerlichen Reisen der Romanhelden als Initiationsprozesse: »Der Held des Abenteuerromans im Anschluß an Cooper entflieht der Gesellschaft in die Wildnis einer Traumwelt, in der ihm die Probleme der Realität in anderer Weise als Initiationsprüfungen wiederbegegnen. Indem er hier seine unbefriedigende Wirklichkeit korrigiert, die Gefahren und Leiden noch einmal in traumhaft veränderter Weise erlebt und zu einem besseren Ausgang führt, konstituiert er eine neue Per-


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sönlichkeit[Persönlichkeit].« (18) Wie das geschieht, wird anhand vieler Einzelheiten erläutert, wobei es um stetig wiederkehrende Handlungsmotive ebenso geht wie um die Landschaft des Abenteuerromans und vieles andere. Karl Mays Werke zählen zu den am häufigsten zitierten, da sie offensichtlich Belege für Steinbrinks Thesen in besonders großer Fülle bieten.

   "Die Initiation des Abenteuerhelden" ist der erste Teil der Untersuchung überschrieben, "Die Schriftsteller" der zweite: In ihm erhalten die einzelnen Autoren und ihre Werke individuellere Konturen, nachdem zunächst Gemeinsamkeiten und Verbindungen besprochen worden sind. Diese Gliederung reflektiert bereits das zentrale Problem der vorliegenden Untersuchung, das freilich alle Arbeiten mit ähnlichem Ansatz belastet: die Erhellung literaturgeschichtlicher Verwandtschaften geht oft zu Lasten der Erkenntnis unterschiedlicher Details. Einerseits lebt die literaturwissenschaftliche Arbeit zu einem beträchtlichen Teil davon, daß sie ihre Untersuchungsobjekte als Gliedstücke einer Epoche oder Gattung ansieht; geschähe dies nicht, würde sie über eine Zusammenstellung mehr oder weniger aufregender Einzelimpressionen nicht hinausgelangen. Andererseits droht sich das einzelne, das Spezifische unter derartigen Rubrizierungsmaßnahmen zu verlieren: Die Besonderheiten des literarischen Werkes geraten leicht aus dem Blickfeld, wenn wir es nur im Rahmen übergreifender Konstellationen oder gar als Beleg für deren Existenz betrachten; angemessen erscheint eine Sicht, die dem Verbindenden und dem Trennenden der verschiedenen Texte gleichermaßen gerecht wird, die die ahistorische Isolierung vermeidet und doch auch das Einzigartige, das so nur dem einzelnen Werk eigene Element, zu würdigen weiß. Steinbrink hat in diesem Dilemma den naheliegenden Ausweg gefunden: er redet zunächst über die Gattung als ganze, dann über die Spezifika einzelner Autoren; aus der Reihenfolge ist sein primäres Erkenntnisinteresse abzulesen. Mir scheint allerdings, daß er am Ende immer noch ein wenig zu einseitig auf die für die Gattung charakteristischen Gemeinsamkeiten abhebt und darÜber die Individualität der diversen Romanciers vernachlässigt: Der zweite Teil des Buches dient vielfach allein der Bestätigung, nicht aber der notwendigen Modifizierung und Relativierung der zuvor erarbeiteten Einsichten. Steinbrinks Thesen gelten vielleicht weitgehend uneingeschränkt für May und ein paar andere Gewährsleute, in sehr viel geringerem Maße aber etwa für Balduin Möllhausen, der seinen Protagonisten im Finale häufig den Abschied vom Abenteuerleben beschert, eine Heirat und ein idyllisches Leben abseits aller früheren Gefahren und Bewährungsproben; die Feststellung, daß bei Möllhausen


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der »Gegensatz von Deutschland und Amerika [ . . . ] der von Realität und Traum [ist]« (168), erscheint da zwar vertretbar, bezeichnet aber einen ganz anderen Sachverhalt, als es ähnliche Formulierungen im Falle Mays, Krafts oder Sealsfields tun. Hier hätte man sich deutlichere Akzente gewünscht.

   Aber solche Einwände fallen kaum ins Gewicht, wenn man an den reichhaltigen Ertrag denkt, den die Arbeit insgesamt bietet. Nicht nur in bezug auf eine bisherige terra incognita der Forschung, sondern auch speziell im Blick auf Karl May: Dem in den Literaturberichten der vergangenen Jahre wiederholt geäußerten Gedanken, sein Werk bedürfe weiterhin der Erhellung in diversen literaturgeschichtlichen Zusammenhängen, wird hier auf geradezu ideale Weise entsprochen. Vieles, was in ideologiekritischen oder psychologischen Studien als höchst bemerkenswerte Eigenart seiner Texte bezeichnet wurde, erscheint nun als weitverbreitetes Gattungsmerkmal; das zwingt nicht zu einer grundlegenden Revision des bisherigen May-Bildes, wohl aber zur Relativierung mancher forsch zugespitzten These. Auf der anderen Seite zeigt der Umstand, daß gerade May dauernd herangezogen wird, wiederum auch seine Individualität an: Offenbar hat er einen bestimmten Typus von Literatur ins Extrem getrieben; unter diesem Gesichtspunkt bleibt er dann zwar ein Romancier unter vielen, erweist sich als vielfältig beeinflußt von den anderen, doch zugleich ist er derjenige, der Gängiges und Bekanntes über manche Grenze hinausgeführt hat. So ließen sich die eingangs gestellten Fragen am Ende vielleicht auch in ästhetischer Hinsicht beantworten: Mays Abenteuerromane suchen das andere, bessere Leben nicht nur, indem sie ihren Helden aus der Heimat in die Ferne schicken, sondern auch, indem sie die eingeübten Verfahrensweisen der Gattung sprengen - und landen trotz dieser forschen Bewegung auch immer wieder dort, wo die Reise begonnen hat.

   Die dritte neue Buchpublikation, die hier anzuzeigen ist(7) - eine Dissertation wie die eben besprochenen Arbeiten -, steht in doppelter Hinsicht zwischen den beiden anderen. Sie befaßt sich erstens nicht ausschließlich mit Karl May, wie Annette Deeken es tut, widmet sich aber auch nicht, wie Bernd Steinbrink, einer ganzen Gattung, sondern setzt sich mit drei Autoren auseinander: Herrmann Ottomar Friedrich Goedsche alias Sir John Retcliffe, Friedrich Armand Strubberg und May. Zweitens gelangt sie auch in ihren wichtigsten Ergebnissen zu einer Art mittlerer Position; während die Studie über Mays touristische Neigungen die affirmativen Gehalte und Steinbrinks Abhandlung die eher rebellischen Züge in den besprochenen Romanen hervorhebt, bemüht sich Ralf-Peter Märtin um sorgfältige Differenzierungen: »Der


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Tagtraumcharakter der Kolportage bestätigt sich, freilich auch seine vollständige Disponibilität hinsichtlich seines ausfabulierten Wunschziels. Die "Schule aufsässigen Denkens" funktioniert auch nach rückwärts, in Richtung einer konservativen Gegenutopie, inklusive Machtrausch und Menschenverachtung.« (17) Märtin unterscheidet solche gegenläufigen Tendenzen nicht nur im Vergleich eines Autors mit einem anderen, sondern auch hinsichtlich der verschiedenen Elemente eines einziges Werkes. Er konzentriert sich auf die Romane "Puebla" von Retcliffe, "In Mexiko" von Armand und "Das Waldröschen": Sie sind allesamt zwischen 1865 und 1882 entstanden, weisen mit den USA und Mexiko einen gemeinsamen Handlungsraum und auch einen nahezu identischen historischen Hintergrund auf; diese Gemeinsamkeiten erleichtern den Vergleich und können seinen Ergebnissen große Evidenz verleihen.

   Der Retcliffe-Teil der Studie, "Abenteuer der Macht" überschrieben, wendet sich energisch gegen das Bild vom gesellschaftlich aufsässigen Abenteuerroman, wie es noch jüngst Volker Klotz gezeichnet hat. Der Roman präsentiere in Boulbon einen tendenziell amoralischen Helden, der sowohl »auf eigene Rechnung« als auch »auf eigenes Risiko« (87) arbeite; das Werk oktroyiere der dargestellten Wildnis eine Gerechtigkeit »von affirmativer, nichts in Frage stellender Art. Kein Gedanke, der hinausführte aus dem gängigen Moral- und Sittenkodex der Zivilisation und neuen Ideen Platz gäbe. [ . . . ] Die Gerechtigkeit, die hier statthat und zum Sieg geführt wird, spricht sich deutlich für die Oberen aus, für's erbarmungslose Durchgreifen, für sexuelle Zwangsmoral.« (80) Armands Romanheld sei demgegenüber ein »Abenteurer wider Willen. Seine Rolle im Roman ist nicht definiert durch offensives Streben nach einem bestimmten Wunsch, was z. B. in "Puebla" den Grafen Boublon [sic!] charakterisiert, vielmehr präsentiert sie sich als defensive Haltung, als Versuch, das Glück festzuhalten.« (121) Vor dem abenteuerlichen Leben werde bei Armand geradezu gewarnt: »Die Wildnis ist kein Ort zum Bleiben« (131).

   Dies sind, wie angedeutet, nur sehr grobe Zusammenfassungen sorgfältig abwägender Reflexionen; überhaupt liegt der Wert dieser Arbeit wohl nicht so sehr in ihrem schon wiedergegebenen Gesamtfazit, sondern in ihren Detailbeobachtungen, mit denen immer wieder neue, das Vorherige korrigierende und dann wieder selbst korrigierte Tendenzen sichtbar werden. Das gilt speziell auch für die "Waldröschen"-Analyse, die Arbeit mit einem Text also, der mittlerweile der am intensivsten untersuchte Kolportageroman des 19. Jahrhunderts sein dürfte und bei dem es deshalb nicht mehr ganz leicht fällt, neue und interessante Ent-


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deckungen[Entdeckungen] zu machen. Märtin stellt immer wieder konträre Tendenzen fest, wenn er die Romanwelt an der mißt, der ihr Autor entstammt. So registriert er das gänzlich ungebrochene Selbstbewußtsein, mit dem Curt Helmers, der bürgerliche jugendliche Held, den adelsstolzen preußischen Offizieren entgegentritt, aber auch die Einpassung ins bestehende System, die ihm die Karriere am Ende beschert: »Im Wunschbild vom bürgerlichen Aufsteiger, der, aus bescheidenen Verhältnissen kommend, Oberst wird und die Herzogstochter heiratet, ist ihm [May] sein affirmativstes gelungen.« (150) Ganz und gar nicht affirmativ erscheint vor dem Hintergrund des damaligen Kolonialismus und Imperialismus Mays Bild von der Wildnis: Zu deren Charakteristika gehöre »ihr Beharren auf Autonomie, auf Unversehrtheit, auf das Recht ihrer eingeborenen Bewohner [ . . . ], Heimat und Eigentum zu verteidigen« (152); mit der Episode am Golf von Aden, in der ein deutscher Schiffskapitän die Einheimischen gewaltsam und arrogant Mores lehrt, feiere May hingegen kolonialistisches Verhalten par excellence. Märtin teilt also die Gedanken vom Wunschtraumcharakter dieser Literatur, wie sie Bloch, Ueding, Steinbrink und andere entwickelt haben, sieht aber dessen Inhalte als weitaus weniger rebellisch, als extrem zwiespältig an: »Größe und Fatalität des Mayschen Gegenentwurfes« zeigten sich »im Beharren darauf, daß einmal eine Gesellschaft entstehe, in der jedem sein Recht werde, [während] der Weg dorthin und die Gesellschaft selbst aber nie anders als im Rahmen der bestehenden Ordnungen und Wertsysteme gestaltet wird.« (163)

   Das kommt meinen Überlegungen, wie ich sie in der 1979 veröffentlichten Dissertation und andeutend auch in einigen Aufsätzen entwickelt habe, ziemlich nahe, und Märtin wäre gut beraten gewesen, die Übereinstimmung ein wenig gründlicher herauszustellen; seiner verdienstvollen Arbeit hätte das keineswegs geschadet, es hätte ihr vielmehr noch schärfere Konturen hinsichtlich der von ihm selbst gesetzten Akzente verliehen. Überhaupt ist der Umgang mit der reichhaltig vorhandenen Forschungsliteratur nicht gerade eine Stärke dieser Studie: Gelegentlich entsteht der Eindruck einer ins Effekthaschende umschlagenden Besserwisserei - über Klotz heißt es: »Wenn Klotz Boulbon beschreibt, ist allemal der Zwang zu spüren, den Helden nach dem Bilde zu formen, von dem Klotz meint, so habe es im Abenteuerroman zu sein« (86); zu Ueding: »Bei dieser Charakterisierung Sternaus fällt vor allem auf, wie wenig sie auf ihn zutrifft« (138) -, die sich ihrer selbst nur so weit gewiß ist, daß sie zwar die Auseinandersetzung mit den gedanklich weit entfernt liegenden, nicht aber die mit den benachbarten Analysen sucht.


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   Ein zweites Monitum: Märtin neigt gar zu sehr dazu, die Selbstaussagen und oberflächlichen Charakterisierungen der Romanfiguren für bare Münze zu nehmen, ihre Literarität, ihre ästhetische Funktion dagegen zu verkennen, vor der doch manches anders aussehen würde. Ein instruktives Beispiel liefert ausgerechnet eine der besten Passagen des Buches: Märtins Beobachtungen zu den Unterschieden zwischen Mays Juarez-Bild und dem seiner Quellen. Märtin notiert, daß May in der Schilderung des mexikanischen Freiheitskampfes zwar den französischen Imperialismus verurteile, das historische Geschehen im übrigen aber gänzlich »entpolitisiert« vermittle, indem er »auf die Darstellung der innenpolitischen Situation [ . . . ] vollständig verzichtet, den Begriff des Republikanismus auf eine Leerformel reduziert [ . . . ] Um ihre politische Dimension gebracht, minimiert sich Geschichte auf die Tragik der in ihr handelnden Personen« (161). Nun ergibt sich aber, wie wir spätestens seit den literaturwissenschaftlichen Arbeiten der Frankfurter Schule wissen, der politisch-soziale Gehalt eines literarischen Werkes keineswegs nur aus seinen Inhalten, seinem Stoff, sondern auch - und manchmal sogar in erster Linie - aus seiner Form, seiner ästhetischen Beschaffenheit im engeren Sinne; das sollte zur Vorsicht mahnen vor allzu eiligen Feststellungen der "Entpolitisierung" von Literatur. Man mag hier mit einiger Berechtigung einwenden, derartige Überlegungen, wie sie etwa am Werk Kafkas entwickelt wurden, seien bei einem Kolportageroman gänzlich unangebracht. Aber auch wenn man einiges davon abstreicht, verweisen sie auf eine gewisse Ergänzungsbedürftigkeit der Märtinschen Kommentare. Zur spezifischen Ästhetik des "Waldröschen" gehört es doch zweifellos, daß sich sein Weltbild nicht nur daraus ergibt, wie die einzelnen Geschehnisse etikettiert werden, sondern wie sie strukturiert und miteinander verbunden sind. Anders und konkreter ausgedrückt: das Werk wird politischer Sachverhalte nicht so sehr mit Hilfe explizit politischer Kommentare habhaft, sondern eher mittelbar, in der Qualität der Taten und Lebensweisen seiner Protagonisten, in der Mischung aus Ungebärdigkeit und rituell anmutender Regelhaftigkeit, als die sich die Abenteuerketten präsentieren; da mögen dann - dies wäre zumindest zu prüfen - die persönlichen, privaten Konflikte der guten und bösen Romanfiguren gleichsam ein Organon sein, politische und soziale Tendenzen zu artikulieren, ob von Politischem und Sozialem nun ausdrücklich die Rede ist oder nicht. Einmal kommt Märtin diesem Gedanken ganz nahe: »Die Anarchie der mexikanischen Verhältnisse ist als Parallele zur Anarchie der privaten Verhältnisse angelegt, die Sternau auf Schloß Rodriganda vorfindet.« (154) Man darf die Formulierung wohl auch um-


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drehen[umdrehen] und noch drastischer fassen: in den »privaten Verhältnisse[n]« wird - unter anderem - der soziale Gehalt des grandiosen und grandios-vieldeutigen "Enthüllungsromans über die Geheimnisse der menschlichen Gesellschaft" greifbar, in welch verkleideter und verzerrter Form auch immer. - Dies sind freilich eher an die Arbeit anschließende als sie - im Rahmen ihrer von Märtin gewählten, plausiblen Perspektive - kritisierende Anmerkungen, und sie sollen auch nicht die besonderen Meriten schmälern, die gerade im Vergleich mit den etwa gleichzeitig entstandenen Abhandlungen von Deeken und Steinbrink hervortreten: die differenzierende Sicht, mit der einzelne Vertreter der Spezies Abenteuerliteratur miteinander verglichen und voneinander getrennt werden, sowie die betont dialektische, sich vor zu raschen Verallgemeinerungen hütende Analyse der in den Romanen herbeibeschworenen abenteuerlichen Welten.

   Die literaturwissenschaftliche Beschäftigung mit Mays Werk gedeiht also weiterhin, und daß dies in früher unvorstellbarem Maße geschehen kann, ist nicht zuletzt den zahlreichen Editionsprojekten zu verdanken, die fast verschollene oder doch nur schwer greifbare Originaltexte wieder zugänglich machen. Auch auf diesem Feld hat es im Berichtszeitraum große Fortschritte gegeben.

   Zu verzeichnen sind zunächst einmal einige Einzelpublikationen bzw. die Anfänge größerer Vorhaben. In einer Taschenbuchausgabe erschien "Winnetou und der Detektiv"(8), jene im Original "Auf der See gefangen" betitelte Mischung aus Kriminal- und Wildwestroman, die May später in veränderter Form für den "Old Surehand" verwandte; das Werk wurde »herausgegeben und überarbeitet« von den gleichen Betreuern, die schon für "Winnetou und der Schwarze Hirsch" (vgl. JbKMG 1983, 260) verantwortlich waren. Etwas ärgerlich erscheint, daß sowohl der Einband als auch das Vorwort des neuen Buches hervorheben, es handle sich um eine "Wiederentdeckung", um die Hebung eines »versunkene[n] Schatz[es]« (7): Da wird jeder Unvorbereitete vermuten, er habe ein nahezu unbekanntes Werk vor sich, während doch das Nachwort einräumen muß, daß der Text durchaus seit längerem wieder zugänglich ist, wenn auch nur als »Faksimile alter Zeitungsseiten« (334) - gemeint, aber nicht exakt bezeichnet ist damit eine KMG-Publikation. - Die Rehabilitierung Mays in der DDR, auf die gleichfalls der Literaturbericht des vorigen Jahres schon verwies (261), wurde fortgeführt mit der Veröffentlichung des ersten "Winnetou"(9), dem noch eine Reihe anderer May-Bände folgen soll. Im Nachwort dieser Ausgabe rühmt Gerhard Henniger die »humanistische[n] Grundpositionen [ . . . ], die wir bejahen und die Mays beste Werke zu einem Teil jenes


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"Erbes" in der Abenteuerliteratur machen, das es zu bewahren gilt und das auch der Bildung der sozialistischen Persönlichkeiten produktive Impulse zu geben verrnag, indem es Spannung, Abenteuer und Unterhaltung verbindet mit der Vermittlung solcher sittlichen Werte wie Mut und Tapferkeit und Gerechtigkeitssinn im Kampf für ein friedliches Leben der Menschen und Völker, gegen Ausbeutung, Unterdrückung und Sklaverei.« (513) Das ist schön und erbaulich formuliert, doch der Verlag hat der progressiven Gesinnung Mays offenbar nicht recht getraut und ihr deshalb nachgeholfen: Das Buch erschien nicht als Neudruck des authentischen May-Textes, sondern »unter Zugrundelegung der 1893 im Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld herausgegebenen Originalfassung Karl Mays« (Impressum). Schon eine Stichprobe belegt, daß nicht nur orthographische und stilistische Korrekturen das Vorliegende vom Zugrundeliegenden trennen. Ich habe in der DDR-Edition einmal nachgesehen, was man aus der vieldeutigen Erzählung Klekihpetras über seine Vergangenheit als deutscher Revolutionär gemacht hat, und das Ergebnis war noch betrüblicher, als ich vermutet hatte: bis auf ein paar belanglose Zeilen ist der gesamte Text, mehr als drei Fehsenfeld-Seiten umfassend, gestrichen (106)! - Die Karl-May-Gesellschaft schließlich hat mit einer neuen Reihe von Reprintausgaben begonnen: Der Band mit den Erzählungen "Der Sohn des Bärenjägers" und "Der Geist der Llano estakata"(10) leitet den Nachdruck jener Werke ein, die May zwischen 1887 und 1896 für die Jugendzeitschrift "Der Gute Kamerad" schrieb und die er selbst für die spätere Buchausgabe »teils erheblich« (3) bearbeitet hat, wie Erich Heinemann im Vorwort der neuen Publikation versichert.

   Alle diese mehr oder weniger beträchtlichen editorischen Verdienste um das Werk Mays aber wurden letzthin übertroffen durch Unternehmungen des Karl-May-Verlags. Die Bamberger sind seit vielen Jahren immer wieder - auch in den Literaturberichten unserer Jahrbücher - heftig gescholten worden: weil sie ausschließlich eine May-Gesamtausgabe verbreiteten, die fälschlich den Eindruck erwecken konnte, sie biete die Mayschen Originaltexte an, während es sich durchweg um überarbeitete Fassungen handelte; weil sie wichtige May-Texte, die noch nie veröffentlicht worden waren, unter Verschluß hielten; weil sie die seriöse May-Forschung kaum unterstützten und sich statt dessen an betulichen Verehrungsprojekten beteiligten. Die Gerechtigkeit gebietet nun, den Kurswechsel deutlich zu registrieren und seine Meriten hervorzuheben: Kein anderes Editionsunternehmen wird der May-Forschung auf die Dauer so sehr zugutekommen, wie es die jüngsten Veröffentlichungen des Karl-May-Verlags tun.


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   Da ist zum einen der Reprint der dreiunddreißig Fehsenfeld-Bände in ihren Erstfassungen(11): jener Reihe also, die Mays Ruhm zu seinen Lebzeiten endgültig begründete, die zum Vorbild der späteren Editionen wurde und nicht nur - mit ein paar Ausnahmen - die populärsten Romane enthielt, sondern auch die nach Meinung vieler Kommentatoren ästhetisch bedeutendsten: die aus Mays letzten Lebensjahren stammenden Werke. Man mag darüber streiten, ob es sinnvoll war, sich auf die Freiburger Erstausgaben zu konzentrieren statt auf die Fassungen letzter Hand, und die schon fast peinliche Abstinenz bemängeln, die in den beigefügten Kommentaren gegenüber allen außerhalb des Karl-May-Verlags erschienenen Publikationen geübt wird. Das alles aber verschlägt wenig gegenüber der Bereitstellung authentischer und für jede Beschäftigung mit May grundlegender Texte, die in dieser Form lange Zeit nur über den mühseligen und kostspieligen Weg durch die Antiquariate greifbar waren.

   Zum anderen ist die Veröffentlichung von drei nicht-fiktionalen Texten zu verzeichnen, die May selbst teils nur als Privatdruck in minimaler Auflage, teils überhaupt nicht publiziert hat und die deshalb bis heute allein einem ganz kleinen Kreis von Experten bekannt waren: "Frau Pollmer. Eine psychologische Studie" "Ein Schundverlag", "An die 4. Strafkammer des Königl. Landgerichtes III in Berlin".(12) May hat diese Schriften während der letzten Jahre seines Lebens verfaßt und sich darin direkt oder indirekt mit den Angriffen auseinandergesetzt, die ihn in den damals anhängigen Prozessen oder in den Veröffentlichungen der Presse trafen. Das - wenn auch in vieler Hinsicht zweifelhafte - "Glanzstück" der editorisch sorgfältig betreuten Sammlung ist die "Studie": eine erbarmungslose, polemische, von Haß und mühsam kaschiertem Selbsthaß getragene Darstellung der privaten und intimen Vita ihres Autors und seiner ersten Ehefrau, wie man sie in der deutschen Literaturgeschichte nicht allzu häufig finden dürfte. Unter mindestens drei Aspekten lassen sich alle diese Texte ertragreich lesen:

- Als autobiographische Schriften ergänzen und modifizieren sie, was aus "Mein Leben und Streben" und der daran anschließenden Forschung bereits bekannt ist. Freilich kann man "die Wahrheit", wenn überhaupt, oft nur durch eine gleichsam gegen den Strich betriebene Lektüre eruieren; insbesondere die "Studie" weist zahlreiche Einzelheiten auf - die Anmerkungen von Heinz Stolte halten das ausführlich fest -, die nicht nur zu anderen Zeugnissen, sondern auch untereinander in Widerspruch stehen. Dennoch sollte man sich hüten, alles für pure Erfindung zu halten, was auf den ersten Blick wie eine solche anmutet:


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Wir kennen aus dem extremen Leben Mays schon genug Fakten, die man für Phantasieprodukte hätte halten mögen.

- Die Texte präsentieren ein dramatisches Tableau, auf dem Erzschurken und zutiefst gute Menschen, Täter und Opfer, Intriganten und Ahnungslose agieren: Bisweilen geht es zu wie in einem Mayschen Münchmeyer-Roman (vor allem da, wo May seine Münchmeyer-Zeit schildert). Man kann diese Arbeiten also auch als literarische Werke, als Erzählungen oder Romane, lesen; Heinz Stolte hat dazu mit der in diesem Jahrbuch enthaltenen Abhandlung Näheres gesagt.

- Die Schriften sind ferner unter historisch-ideologischem Aspekt von Belang. May hat sich offenbar, mit welchem Grad an Bewußtheit auch immer, in reichem Maße zeitgenössischer Denkweisen und -schablonen bedient, um der ungeheuerlichen Ereignisse habhaft zu werden, die er registrieren zu können meinte; ich denke da etwa an Emmas Stilisierung zu einer Art proletarischer Femme fatale, einem Frauentypus, der uns aus der Kunst dieser Zeit geläufig ist. Die Texte arbeiten derartige Formeln konsequent zu Deutungsmustern dessen aus, was sie als Realität präsentieren - ein Vorgang, der auch wieder unter literarischen und autobiographischen Vorzeichen zu analysieren wäre. Mit und in solchen Stilisierungen wird die Realität im doppelten Wortsinn aufgehoben: in dem ihrer Verzerrung und Verfälschung einerseits und in dem ihrer Fixierung und Reproduktion andererseits.

   Wir haben es hier also mit Schriften zu tun, die keineswegs nur den zufriedenstellen, der an der Vita Karl Mays interessiert ist oder voyeuristischen Neigungen huldigt (die freilich auch auf ihre Kosten kommen: Wer weiß schon ohne Mays Hilfe genau, was unter einem »Krabbelbrief« zu verstehen ist?). Man hört von Experten gelegentlich das Bedenken, es gebe im Grunde zwei Richtungen der May-Forschung, von denen die erste in der Karl-May-Gesellschaft und die zweite außerhalb, vor allem im universitären Bereich, beheimatet sei: Die einen kümmerten sich nur um May als Person, so sehr sie auch seine Werke läsen und interpretierten, die anderen hingegen allein um diese, und niemand nehme die Vertreter der konkurrierenden Abteilung ernsthaft zur Kenntnis. Wer den vorliegenden Texten auch nur einigermaßen gerecht werden möchte, muß solche Grenzen überschreiten und darf weder die literarische Verwandlung der autobiographischen Substanz noch die autobiographischen Wahrheiten dieser letzten großen Kolportageromane Mays ignorieren. Im jetzigen Hohenstein-Ernstthal in Sachsen gab es in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts einen ehrsamen Ackerbürger namens Steger, der sich schlecht und recht von dem Ertrage einiger Felder nährte, einige Kühe besaß und innerlich


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[ . . . ] ernst und wissensdurstig angelegt war (801, Transkription 1); E n t w e d e r  l o s  v o n  d i e s e r  B e s t i e ,  o d e r  i c h  s t e r b e  e n t w e d e r  a n  G i f t  o d e r  v e r h u n g e r e  b e i  l e b e n d i g e m  L e i b e ! (914, Transkription 41) - so steht es da, nicht in einer historischen Legende, einer "Erzgebirgischen Dorfgeschichte" oder im "Waldröschen", sondern in einer Schrift, die May mit sicherlich bestem Gewissen als »psychologische Studie« entwarf.



1 Manfred Altner: Die deutsche Kinder- und Jugendliteratur zwischen Gründerzeit und Novemberrevolution (= Studien zur Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur. Bd. 5). Berlin [DDR] 1981

2 Friedhelm Munzel: Auf der Suche nach dem Frieden unter den Menschen. Karl Mays Sehnsucht nach dem Frieden als Stärkung für erzieherisches Bemühen um den Frieden heute. In: Beiträge pädagogischer Arbeit. Hg. v. Leitenden Arbeitskreis der Gemeinschaft Evangelischer Erzieher in Baden, 26. Jg., 1982, 48-66

3 Udo Kittler: Auf der Suche nach der Seele des Menschen. Die "verlorengegangene Menschheitsseele" bei Karl May als hochaktueller Beitrag zu Gegenwartsphänomenen. In: ebd. 67-95

4 Wilfried F. Feuser: Rassische Stereotypen im Roman, betrachtet am Falle Karl Mays. In: Die Entwicklung des Romans (= Proceedings of the IXth Congress of the International Comparative Literature Association). Hg. v. Zoran Konstantinovic u. a. Innsbruck 1982, 471-476

5 Annette Deeken: "Seine Majestät das Ich". Zum Abenteuertourismus Karl Mays. Bonn 1983

6 Bernd Steinbrink: Abenteuerliteratur des 19. Jahrhunderts in Deutschland. Studien zu einer vernachlässigten Gattung. Tübingen 1983

7 Ralf-Peter Märtin: Wunschpotentiale. Geschichte und Gesellschaft in Abenteuerromanen von Retcliffe, Armand und May. Königstein/Ts. 1983

8 Karl May: Winnetou und der Detektiv. Hg. und überarbeitet v. Walter Hansen u. S. C. Augustin. München 1982

9 Ders.: Winnetou. Bd. I. Berlin [DDR] 1982. Bd. II und III sind 1983 erschienen.

10 Ders.: Der Sohn des Bärenjägers/Der Geist der Llano estakata. Reprint der Karl-May-Gesellschaft. Hamburg 1983

11 Ders.: Freiburger Erstausgaben. 33 Bde. Hg. v. Roland Schmid. Bamberg 1982ff.

12 Ders.: Prozeß-Schriften. 3 Bde. Hg. v. Roland Schmid. Bamberg 1982

Bibliographische Notiz: Im Literaturbericht des Jb-KMG 1980 (S. 203ff.) habe ich einen Aufsatz von Harald Fricke besprochen, der mir damals im Manuskript zugänglich war und allem Anschein nach vor der Veröffentlichung in einem Sammelband zur Trivialliteratur stand. Aufgrund unglücklicher Umstände, die die Mitarbeiter des Buches nicht zu verantworten haben, ist das Werk erst jetzt erschienen. Die bibliographischen Angaben zu Frickes Abhandlung, die mit dem im Jb-KMG 1981 abgedruckten Text desselben Autors (S. 11ff.) inhaltlich verwandt, aber nicht identisch ist, lauten nunmehr: Harald Fricke: Wie trivial sind Wiederholungen? Probleme der Gattungszuordaung von Karl Mays Reiseerzählungen. In: Erzählgattungen der Trivialliteratur (= Inusbrucker Beiträge zur Kultunvissenschaft. Germanistische Reihe Bd. 18). Hg. v. Zdenko Skreb und Uwe Baur. Innsbruck 1984, 125 - 148.


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