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HARTMUT VOLLMER

Die Schrecken des ›Alten‹: Old Wabble
Betrachtung einer literarischen Figur Karl Mays



 . . . das Leben ist und bleibt
der phantasiereichste Literat.
I.Karl May, Old Surehand III

Es wimmelte von Gestalten in mir, . . . Und jede dieser Gestalten sprach; ich mußte sie hören. . . . Es kämpften da zwei einander feindliche Heerlager gegen einander: Großmutters helle, lichte Bibel- und Märchengestalten gegen die schmutzigen Dämone jener unglückseligen Hohensteiner Leihbibliothek. Ardistan gegen Dschinnistan. Die übererbten Gedanken des Sumpfes, in dem ich geboren wurde, gegen die beglückenden Ideen des Hochlandes, nach dem ich strebte. Die Miasmen einer vergifteten Kinder- und Jugendzeit gegen die reinen, beseligenden Wünsche und Hoffnungen, mit denen ich in die Zukunft schaute, die Lüge gegen die Wahrheit, das Laster gegen die Tugend, die eingeborene menschliche Bestie gegen die Wiedergeburt, nach der jeder Sterbliche zu streben hat, um zum Edelmenschen zu werden. Solche innere Kämpfe hat jeder denkende Mensch, der vorwärts strebt, durchzumachen. Bei ihm sind es Gedanken und Empfindungen, die gegen einander streiten. Bei mir aber hatten diese Gedanken und Regungen sich zu sichtbaren und hörbaren Gestalten verdichtet.1

   So beschreibt Karl May im hohen Alter rückblickend sein seelisches Inferno, das ihm das Glück seiner jungen Jahre raubte und ihn in den tiefen Schlund der Kriminalität trieb. Erst aus der zeitlichen Distanz war es ihm möglich, sein damaliges verwirrungstiftendes psychisches Befinden klar und deutlich zu diagnostizieren, die Ursachen und Zusammenhänge seines Unglücks zu erkennen, wodurch er die erlösende Legitimation seines unheilvollen Schicksals fand. ›Die sogenannte Spaltung des menschlichen Innern, ein Bild der Menschheitsspaltung überhaupt‹ hieß das alles erklärende Buch, das dem Gestrauchelten angeblich während seiner Waldheimer Haft vom katholischen Anstaltskatecheten Kochta - der Mays Plan, eine schriftstellerische Laufbahn einzuschlagen, maßgeblich unterstützt haben dürfte - zur seelischen Heilung empfohlen wurde: Nun wußte ich auf einmal, woran ich mit mir war! erinnerte sich May in ›Mein Leben und Streben‹ des Glücksge-


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fühls nach der Lektüre dieses Werkes.2 Wie so vieles in Mays Leben, war auch dieses Buch Fiktion, offensichtlich wieder einmal das Resultat einer Überdeckung der äußeren Realität durch die innere Wahrheit. Es darf aber als sicher angenommen werden, daß die »Spaltungs-Theorie«, die dem Häftling möglicherweise in einer popularisierten Form aus Gesprächen mit Kochta bekannt wurde, Rettung und Lösung der seelischen Verstrickung bedeutete.3 Unter dem fiktiven Buchtitel verbarg sich gewissermaßen die Formel für Mays Schicksal, für sein ganzes Leben und Werk.

   Dem Geheimnis der therapeutischen Wirkung des nichtexistenten Buches kommt man wohl näher, wenn man in ihm einen Schlüssel zur christlichen Heilsgeschichte sieht. Im festen Gottesglauben, in der göttlichen Alliebe fand May den so großen Halt nach seinem Sturz und die Erklärung seines Falls. Sich im göttlichen Ordo eingebunden fühlend, erkannte er, daß sein persönliches Unglück nur das Abbild des gesamten, mit der Erbsünde belasteten4 Menschheitsschicksals war. Der dramatische Konflikt seines Innern war damit ein exemplarischer Kampf zwischen Gut und Böse, zwischen Gott und Teufel, ein ewig zu erinnerndes elementares Erlebnis, das zum Fundament, zum Grundstoff für Mays Dichtung werden sollte.  D a s  war die eigentliche Therapie, die heilsame Wirkung des imaginären Buches.

   Was Kritiker an Mays Werk bei oberflächlicher Betrachtung für Stereotypie, für naive Schwarz-Weiß-Malerei befunden haben, entspringt im Tiefsten einem nicht enden wollenden, nicht enden dürfenden, geradezu manischen seelischen Drang und Zwang, die eigene Geschichte, den Grundkonflikt seines Lebens im Schreiben zu fixieren, um sich dadurch von der belastenden Schuld zu befreien. Dieser Grundkonflikt ist allerdings nicht allein auf Mays kriminelle Delikte zu beschränken; die Wurzeln des Mayschen Unglücks liegen schon in der frühesten Kindheit, im gestörten Liebesverhältnis zur primären Bezugsperson des Kindes, zur Mutter.5 Der überreiche Liebesersatz seitens der Großmutter Mays ließ die Liebeserwartungen des Kindes an seine Umwelt, insbesondere an seine Eltern, zu einem gewaltigen Trauma anwachsen. Mays Straftaten waren ein radikaler Ausbruch, ein Höhepunkt der seelischen Krankheit, bewußte wie unbewußte Akte der Vergeltung für die unbefriedigende, ungerechte Realität, Racheakte für verweigerte Liebe, für verwehrtes Glück. Dadurch konnte sich May - abgesehen von kurzen Momenten seiner »kriminellen Maskenspiele« - jedoch nicht befreien, im Gegenteil, immer schneller und tiefer geriet ihm der Fall in den Abgrund.

   In seinem literarischen Werk ist der psychische Konflikt und die Ka-


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tastrophe vielfältigst gespiegelt; wie kaum ein anderer Schriftsteller hat May sein Ich in einer derart gehäuften Form aufgespalten, seine Geschichte, Verdammnis und Rettung, Verstrickung und Befreiung, von unzähligen Teil-Ichs durchspielen lassen. Dabei verloren die Fabeln aber nicht ihre exemplarische Bedeutung, sind sie neben der autobiographischen Verschlüsselung doch gleichzeitig auch als Spiegelungen allgemeinmenschlichen Schicksals zu betrachten, eine Tatsache, die neben anderem die beständige Faszination der Geschichten Mays erklärt.

   In seinem Ich-Held fand May nach seiner Haft ein Ideal, welches das Mutter-/Liebes-Trauma zu kompensieren vermochte. Dieses ›Ich‹ besaß alle Züge, die er seinem eigenen Selbst, wie seinem  i d e a l e n  Vater, an dem die Leitfigur als Gegenbild zur Mutter orientiert war, sehnlichst wünschte. Vergessen ließ dieses Ich-Ideal die Mutter jedoch nicht. Immer massiver schoben sich mütterliche Erinnerungen und Projektionen vor der Jahrhundertwende in das abenteuerliche Geschehen der Reiseerzählungen, immer brüchiger gerieten May die Charakterzeichnungen seiner Protagonisten; von dunklen, zurückliegenden Geschichten verfolgt, liebes- und glaubensverlustig, manifestiert sich in diesen »gebrochenen Charakteren« in einem unaufhörlichen Erinnerungsstrom Mays unselige Vergangenheit. Philosophisch-religiöse Reflexionen über den Glauben und die Liebe, die das Handlungsgefüge der Abenteuerfabeln unterbrechen, indizieren die Angst vor dem - nun vergegenwärtigten - Fall zurück in den Abgrund. Während der Orientreise 1899/1900 brach schließlich Mays Schutz vor dem Mutter-/Liebes-Trauma vollends zusammen - eine psychische Destruktion, die zugleich einen literarischen Neubeginn bedeutete, den Weg zum eigentlichen, kunstvollen, das persönliche leidvolle Schicksal als Menschheitsgeschichte erkennenden und darstellenden Werk öffnete.

   Unter allen »gebrochenen Charakteren« der späten Reiseerzählungen Mays ist die Figur Old Wabbles aus der ›Old Surehand‹-Trilogie neben dem blinden Münedschi (›Am Jenseits‹) zweifellos das eindringlichste und erschütterndste Porträt des leidenden May auf seinem Weg von der Verirrung zur Erlösung. Gerade weil May sein Ich so schonungslos in diese Gestalt einfließen ließ, gewissermaßen seine Sühne an ihr vollzog, stellt Walther Ilmer zu Recht fest, daß an Old Wabble »der stümperhafte Typenschilderer zum Menschengestalter« gereift sei.6 Die tiefgehende Betrachtung einer derart exemplarischen, vollendeten Figur bietet demzufolge die Möglichkeit - das sei die Intention unserer folgenden Analyse ­, einen repräsentativen Einblick in Mays Schaffensprozeß, der Literarisierung vorgeprägten Innenmaterials zu


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gewinnen, und wir werden sehen, daß die Untersuchung der Genese dieser Figur sich zu einer paradigmatischen Dokumentation des Dramas Karl Mays gestaltet.


II.


Zum erstenmal tritt Old Wabble in der vermutlich Ende Dezember 1889 oder Anfang Januar 1890 entstandenen, 1893 erschienenen7 Erzählung ›Der erste Elk‹ auf:

   Er hieß eigentlich Fred Cutter, wurde aber wegen seines wackelnden Ganges und weil ihm der Anzug so schlotterig am dürren Leibe hing, stets nur Old Wabble genannt. Er war früher da unten in Texas Cowbay gewesen und hatte sich so in die dortige Kleidung gewöhnt, daß ihn selbst hier oben im Norden niemand dazu bringen konnte, sie abzulegen und mit einer andern zu vertauschen. Noch sehe ich ihn vor mir stehen, lang und überschmal, die Füße in ganz unbeschreiblichen Schuffles und die Beine in uralten Leggins steckend. Ueber dem Hemde, dessen Farbe ich lieber gar nicht erwähne, hing eine Jacke, deren einziger Vorzug eine allgemeine Offenherzigkeit war. Brust und Hals blieben unbedeckt; dafür aber trug er unter dem zerknüllten Hute stets ein um die Stirn gewundenes Tuch, dessen Zipfel auf die Schulter niederhingen, am Gürtel das lange Bowieknife, an den Ohrläppchen schwere Silberringe und in der großen, braunen, knochigen Hand die stets glimmende, unvermeidliche Cigarette - anders hat ihn wohl selten ein Mensch gesehen. Das Kostbarste war sein altes, wetterhartes, faltenreiches und stets glattrasirtes Gesicht mit starken Niggerlippen, langer, spitzer Nase und scharfen grauen Augen, denen, obgleich die Lider stets halb geschlossen waren, nicht so leicht etwas entgehen konnte. Mochte dieses Gesicht ruhen oder in Bewegung sein, es hatte immer und immer den Ausdruck einer Ueberlegenheit, welche absolut durch nichts aus dem Gleichgewicht zu bringen war. Und diese Superiorität bestand zu vollem Recht, denn Old Wabble war trotz seiner Schlotterigkeit nicht nur ein Meister im Reiten, im Gebrauche des Rifle und des Lariat, sondern es entging ihm auch nicht eine der anderen Eigenschaften, welche ein richtiger Westmann besitzen muß. »Th'is clear«, das war seine ständige Redensart, welche bewies, daß ihm oft das Schwierigste als leicht und ganz selbstverständlich erschien. (133 li/re)8

   Diese bewundernde Beschreibung des Ich-Erzählers Samuel Parker9 offenbart bemerkenswerte, im Verlauf der Erzählung eindrücklich demonstrierte Charaktereigenschaften Old Wabbles. Parker, ein »Greenhorn«, das im Wilden Westen Anerkennung sucht, sich dabei allerdings nicht gerade sehr geschickt anstellt, wird zum Objekt, an dem der alte


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Westmann seine Überlegenheit und Autorität zu beweisen vermag. Auf die autobiographischen Spiegelungen, die im Verhältnis des Alten (diese Titulierung Wabbles fällt allein zehnmal in der Erzählung!) zum unerfahrenen Versager zu erkennen sind, hat bereits Jürgen Wehnert kurz hingewiesen.10 Unzweifelhaft dürfte May hier seine Beziehung zum Vater, Heinrich August, verschlüsselt haben, um dessen Gunst der Sohn unaufhörlich gekämpft hatte - Ich nahm mir vor, mir auf jeden Fall die Achtung des Alten zu erzwingen, liest sich dieses Ringen im ›Ersten Elk‹ (135 li). Wie ein Lehrer seine Buben examiniert Wabble Sam Parker und dessen Gefährten Ben Reedler (134 li), wobei Parkers Schießdemonstration jedoch vollständig mißlingt.

   Derartige macht- und achtungsbeweisende, mit Schrecken verbundene »Prüfungsverfahren« waren May in seiner Kindheit sehr vertraut: Vater war bald Leutnant, bald Hauptmann, bald Oberst, bald General; ich aber war die sächsische Armee. Ich wurde erst als »Zug«, dann als ganze Kompagnie ein exerziert. Hierauf wurde ich Bataillon, Regiment, Brigade und Division. Ich mußte bald reiten, bald laufen, bald vor und bald zurück, bald nach rechts und bald nach links, bald angreifen und bald retirieren.11

   Schmerzhafte Erinnerungen an den »Führungsstil« des Vaters lösten vor allem die zwar gutgemeinten, aber völlig unsinnigen und peinigenden Erziehungsmethoden Heinrich August Mays aus, die dem Sohn ein Vielwissen verschaffen sollten, das Glück der Kindheit jedoch radikal zerstörten: Das, was ich nach Vaters Ansicht zu lernen hatte, beschränkte sich keinesweges auf den Schulunterricht und auf die Schularbeiten. Er holte allen möglichen sogenannten Lehrstoff zusammen, ohne zu einer Auswahl befähigt zu sein oder eine georduete Reihenfolge bestimmen zu können. . . . Was hatte ich da alles durchzumachen!12

   Trotz aller Bewunderung und Verehrung, die das Verhältnis des Greenhorns Parker zu Old Wabble prägen, sind die charakterlichen Schwächen des Alten unübersehbar. Strenge, unbarmherzige Härte, Hochmut, Arroganz, Indianerhaß und Tötungslust werfen deutliche Schatten auf glänzenden Ruhm und Heldentum. So weckt der »Hasenfuß« Parker als Kontrastfigur des Alten Sympathie, weil er menschliche Züge zeigt, Nächstenliebe und Humanität höher achtet als ein über Leichen gehendes, brutales Heroentum. Die christliche, Mut und Stärke verleihende Pflicht hält ihn an, einen unschuldigen, auf einer Friedensmission sich befindenden Indianertrupp zu warnen, den Wabble zu töten beabsichtigt. Der vom Alten Gedemütigte beschließt, sich nun gegen dessen Dominanz aufzulehnen: Ich war wütend vor Zorn. Mußte ich mir das gefallen lassen? Diese armen Indianer sollten erschossen wer-


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den und hatten doch so ungefährlich ausgesehen! Durfte ich das zugeben? Nein! Sie waren Menschen grad wie wir, . . .  (135 re) Als Dank verhilft der Häuptling der geretteten Indianer dem Greenhorn - nun ›At-qui‹, das ›gute Herz‹ genannt ­ zu Westmannsruhm, indem er Parker einen von ihm erlegten riesigen Elk als Beute überläßt: Sollte ich diese Gabe von mir weisen?, zögert der Beschenkte zunächst. Nein; ich war zu schwach, weil zu ­ jung dazu. Old Wabble hatte mich verhöhnt; gewiß, es war ein Fehler von mir, eine Lüge, mich mit fremden Federn zu schmücken, aber der alte Westmann sollte mich, das Greenhorn, beneiden! (137 re) In diesem »falschen« Ruhm ist sicherlich eine Kritik Mays an einem Heldentum zu sehen, das auf Haß und äußerem Schein ruht. Ebenso lassen sich hier erneut autobiographische Bezüge erkennen, denkt man daran, daß die fremden Federn sehr wahrscheinlich auf die Hochstapeleien und Betrügereien des jungen May verweisen, vielleicht auch auf »die erfolgreichen, aber eben doch nur fiktiven Heldentaten des Schreibtisch-Abenteurers May«13, mit denen der Sohn, nachdem er die Erwartungen und Hoffnungen seiner Familie aufgrund seiner Straftaten so herb enttäuscht hatte, die Achtung und Anerkennung des Vaters zurückzugewinnen trachtete.

   Noch zwingender und schlüssiger erscheint die These der Vater-Spiegelung Wabbles, wenn man Mays Porträtzeichnung seines Vaters hinzuzieht, die er uns in seiner Selbstbiographie überliefert hat. Dort heißt es:

   Mein Vater war ein Mensch mit zwei Seelen. Die eine Seele unendlich weich, die andere tyrannisch, voll Uebermaß im Zorn, unfähig, sich zu beherrschen. Er besaß hervorragende Talente, die aber alle unentwickelt geblieben waren, der großen Armut wegen. . . . Obgleich nur Weber, war er doch im stande, sich Rock und Hose selbst zu schneidern und seine Stiefel selbst zu besohlen. Er schnitzte und bildhauerte gern, . . . Vater war gern fleißig, doch befand sich sein Fleiß stets in Eile. Wozu ein anderer Weber vierzehn Stunden brauchte, dazu brauchte er nur zehn; die übrigen vier verwendete er dann zu Dingen, die ihm lieber waren. Während dieser zehn angestrengten Stunden war nicht mit ihm auszukommen; alles hatte zu schweigen; niemand durfte sich regen. Da waren wir in steter Angst, ihn zu erzürnen. Dann wehe uns! Am Webstuhl hing ein dreifach geflochtener Strick, der blaue Striemen hinterließ, und hinter dem Ofen steckte der wohlbekannte »birkene Hans«, vor dem wir Kinder uns besonders scheuten, weil Vater es liebte, ihn vor der Züchtigung im großen »Ofentopfe« einzuweichen, um ihn elastischer und also eindringlicher zu machen. Uebrigens, wenn die zehn Stunden vorüber waren, so hatten wir nichts mehr zu befürchten; wir atmeten alle auf, und


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Vaters andere Seele lächelte uns an. Er konnte dann geradezu herzgewinnend sein, doch hatten wir selbst in den heitersten und friedlichsten Augenblicken das Gefühl, daß wir auf vulkanischem Boden standen und von Moment zu Moment einen Ausbruch erwarten konnten.14

   Diese »zwei Seiten« des Vaters finden wir auch in der Figur Wabbles wieder, nicht nur in seiner Haltung zwischen Verachtung/Hochmut und verehrenswertem Heldentum, sondern bereits in seiner äußeren Gestalt: die Schlotterigkeit eines »lebendigen Skeletts« kontrastiert mit Schieß- und Reitkünsten, mit Vitalität und Zähigkeit; obgleich seine Lider stets halb geschlossen sind, kann seinen scharfen, grauen Augen nichts so leicht entgehen. Niggerlippen, Ohrringe, Bowiemesser, Zigarette, ein um die Stirn gewundenes Tuch, unbedeckter Hals und Brust geben ihm verwegene, Sinnlichkeit indizierende Züge, während sein arg strapazierter Anzug und Hut Zerfall, Vergänglichkeit anzeigen. Wie Walther Ilmer bemerkt, verweist auch schon der Name des alten Cowboy (Wabble/Wäbbel = Weber) auf Mays Vater.15 Möglicherweise verbirgt sich hinter Wabbles eigentlichem Namen, Fred Cutter, nicht nur die Bedeutung »(Indianer-)Schnitter«16 oder »Sensenmann« (die Personifikation des Todes), sondern ebenso die nebenberuflichen Beschäftigungen des Vaters, Schneiderei und Schnitzerei. Parkers Mitteilung, Old Wabble war nämlich aus einem Cowboy ein selbständiger Viehzüchter geworden (134 li), könnte sich zudem auf Heinrich August Mays Versuch beziehen, nach der kleinen Erbschaft, die seiner Frau von einer Verwandten vermacht wurde, als Taubenhändler einen selbständigen Beruf zu ergreifen17, ein Unternehmen, das allerdings völlig fehlschlug und die ohnehin gespannte familiäre Atmosphäre noch verschärfte.

   Wabbles vom Tode gezeichnete, uralte, einerseits Schrecken, andererseits Verehrung evozierende Gestalt erinnert an eine andere zentrale Figur Mays: an Marah Durimeh. Dabei ist davon auszugehen, daß es sich beim Totenantlitz der hehren Greisin um eine Spiegelung des realen Todes der Großmutter und Mutter Mays, der Liebesferne und des Liebesverlustes handelt.18

   Eine ähnliche Verschlüsselung dürfte auch in der Old Wabble-Figur zu finden sein: Mays Vater starb 1888, 1889/90 taucht Old Wabble zum erstenmal auf; jede Vater-Begegnung nach 1888 wurde unwillkürlich von Todeszügen geprägt. Als quälende Erinnerung enttäuschter Erwartung und Hoffnung, aber auch als Verschulder des Mayschen Unheils war der Verstorbene äußerst präsent, in einer Lebendigkeit, die den Sohn zu immer neuen ­ fiktiven ­ Auseinandersetzungen mit ihm zwang. In überraschender Offenheit und Deutlichkeit hat May seine


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Schuldgefühle gegenüber dem Vater später im dritten Band der ›Silberlöwen‹-Tetralogie preisgegeben; dort berichtet das ›Ich‹ dem Pedehr: Er (der Vater) litt unter meinen äußeren Niederlagen; an den inneren Siegen aber, zu denen sie mich führten, konnte er nicht teilnehmen; sie brachten ihm keinen Gewinn. Und als ich endlich, endlich oben war, aus voller Brust tief Atem holend, weil ich in meinem Glauben an die Menschheit die Ueberzeugung in mir trug, daß mir vergeben sei, da legte er sich hin und starb, mich zwingend(!), meine schöne Hoffnung, alles, alles an ihm gut machen zu können, nach jenem Lande zu richten, in welchem ein jeder nachzusühnen hat, was hier auf Erden zu sühnen vergessen worden ist!19

   Neben der Erkenntnis des Sohnes, aufgrund seiner Verfehlungen schuld am Bruch mit dem Vater zu sein, war Karl Mays Beziehung zu ihm - im Bewußtsein, daß der Vater durch seine herrischen Erziehungspraktiken für das Unglück verantwortlich zu machen war - aber ebenso von Haßgefühlen bestimmt. Dieses ambivalente Verhältnis ist in der Entwicklung der Old Wabble-Figur deutlich zu erkennen.


   Parallelen in der erzählerischen Grundstruktur und der Konfiguration des ›Ersten Elks‹ bestehen nicht nur - wie Jürgen Wehnert feststellt20 - zum ersten Band der ›Winnetou‹-Trilogie, sondern, äußerst ausgeprägt, gleichfalls zur Erzählung ›Der Scout‹, die 1888/89 im ›Deutschen Hausschatz‹ erschien. Die dort auftretenden, im Mittelpunkt stehenden Charaktere müssen als Vorläufer für Old Wabble und Sam Parker betrachtet werden. Wie im ›Ersten Elk‹ ist der Ich-Erzähler - ein Detektiv - als ausgesprochenes Greenhorn ein genaues Gegenbild zu den bekannten Ich-Helden Mays, deren Eigenschaften und Tugenden im ›Scout‹ ein alter Westmann, Old Death, repräsentiert, der erstaunliche Übereinstimmungen in der Porträtzeichnung mit Old Wabble aufweist: Er . . . war sehr, sehr lang, und seine weit nach vorn gebeugte Gestalt schien wirklich nur aus Haut und Knochen zu bestehen. Die ledernen Hosen schwappten ihm nur so um die Beine. Das ebenfalls lederne Jagdhemde war mit der Zeit so zusammen- und eingeschrumpft, daß ihm die Aermel nicht viel über den halben Vorderarm reichten. An diesem Letzteren konnte man die beiden Knochen, Elle und Speiche, so deutlich wie bei einem Gerippe unterscheiden. Auch die Hände waren ganz diejenigen eines Skelettes. Aus dem Jagdhemde ragte ein langer, langer Todtenhals hervor, in dessen Haut der Kehlkopf wie in einem Ledersäckchen herniederhing. Und nun erst der Kopf! Er schien nicht fünf Loth Fleisch zu enthalten. Die Augen lagen tief in ihren Höhlen, und auf dem Schädel gab es nicht ein einziges Haar. Die schrecklich eingefalle-


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nen Wangen, die scharfen Kinnladen, die weit hervortretenden Backenknochen, die zurückgefallene Stumpfnase mit den weiten, aufgerichteten Löchern - wahrhaftig, es war ein Todtenkopf, über den man sich entsetzen konnte, wenn man ihn unerwartet zu Gesicht bekam. (10 li)21

   Wie Wabble kennzeichnet auch Old Death eine stehende Redensart (»Ich kalkuliere . . . «) und ebenfalls ist er dem Materialismus und der Sucht nach Betäubungsmitteln verfallen.22

   Death ist eine für die Protagonisten der späten Reiseerzählungen charakteristische gebrochene Figur, belastet mit einer dunklen, ihn in Ruhelosigkeit treibenden Geschichte; ein Verlorener, ein dem Untergang Geweihter, der nach dem Tod der Mutter, einer Deutschen (!), auf den falschen Weg geriet, seinen Bruder ­ dessen Frau aus Kummer starb - beraubte und um alles Glück brachte, das väterliche Erbteil verschwendete, geldsüchtig vom Spielteufel besessen und von den Fangarmen des Opiums gefaßt wurde. Äußerlich und innerlich verfallen, besteht seine einzige Hoffnung darin, seinen verschollenen Bruder wiederzufinden, um sein Unrecht wiedergutzumachen. May hat in die Figur des alten Scout verstärkt sein Ich hineinfließen lassen, die Geschichte seiner dunklen Vergangenheit gesteigert und verschärft, den Sturz in den Abgrund als noch tiefer vergegenwärtigt. Wie ein schonungsloses, quälendes Bekenntnis des gefallenen May klingt es, wenn Old Death bekundet: »O Du lieber Herr und Gott, was sind die Töne aller Posaunen der Welt gegen die nie ruhende Stimme im Innern eines Menschen, welcher sich einer schweren Schuld bewußt ist. Ich muß büßen und gut machen, so viel ich kann.« (118 li)

   May hat dem Verlorenen ein tragisches Ende vorbestimmt; einen Tag nach seinem Bekenntnis soll der alte Scout seinen Bruder wiedersehen, wobei er jedoch irrtümlich erschossen wird! Dieses Ende erscheint bei näherer Betrachtung durchaus logisch und konsequent, weil just in dem Augenblick des Brudertreffens das Lebensziel des Scout erreicht, die Aufgabe seines Lebens erfüllt ist - im Tod findet er endlich den ersehnten ewigen Frieden.

   Die Erzählung ›Der Scout‹ steht, obwohl vor dem ›Ersten Elk‹ geschrieben, gewissermaßen zwischen dem ersten Auftritt Old Wabbles 1889/90 und dessen nun ausführlich zu behandelnder großer Geschichte in der ›Surehand‹-Trilogie (1894-96). Ist Wabble im ›Ersten Elk‹ noch primär als ein Vater-Imago auszumachen, so konturiert er sich in ›Old Surehand‹ - genau in diesem »Zwischenstadium« ist an die ein Doppelporträt von Vater und Sohn darstellende Figur Old Deaths zu denken - immer deutlicher zu einem Selbstbildnis Mays.


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Ich wäre geradezu ein Schurke, wenn ich die wirklichen Verhältnisse . . . Old Wabble's . . . ver-
riethe
23


Die Beziehungen zwischen dem ›Scout‹ und ›Old Surehand‹ sind vielfältig.24 May integrierte die ›Scout‹-Geschichte später in den zweiten Band der ›Winnetou‹-Trilogie (1893). Äußerst interessant ist es dabei, daß der dort eine zentrale Rolle spielende Old Firehand ursprünglich im Mittelpunkt der ›Surehand‹-Fabel stehen sollte.25

   Wie die Erzählung ›Der Scout‹ flocht May auch den ›Ersten Elk‹ (zusammen mit der Kurzerzählung ›Im Mistake-Cañon‹, die im September 1889 entstand und 1889/90 in der ›Illustrirten Welt‹ veröffentlicht wurde26) in eine großangelegte Romantrilogie, in ›Old Surehand‹, ein. Aus der etwas flüchtig erscheinenden Skizze wurde damit ein wesentliches Handlungskapitel, das den Romananfang entscheidend prägt. Bereits die Überschrift des Einleitungskapitels von ›Old Surehand I‹, ›Old Wabble‹, signalisiert sehr deutlich, um wen es im folgenden Roman eigentlich geht; so betonte schon Walther Ilmer zu Recht: »Old Wabble ist - was immer May ihm ursprünglich zugedacht hatte - die Hauptfigur der ›Surehand‹-Erzählung - nicht Old Surehand, die Titelfigur.«27 Wir wollen das im folgenden dokumentieren.


   Mit der Gestalt des omnipotenten Ich-Helden hatte May ein Ideal geschaffen, das keinen Zweifel an dessen Vollkommenheit und Machtbefugnissen zuließ. Kontrastfiguren, mit Schwächen und Fehlern behaftet, dienen dem ›Ich‹ in Mays Werk immer wieder als Objekte, seine Überlegenheit und Autorität zu beweisen. Im ›Surehand‹ erscheint diese Demonstration ins Maßlose gesteigert; vor allem sind es bezeichnenderweise die beiden Protagonisten des ›Ersten Elks‹, Samuel Parker und Old Wabble, an denen Shatterhand eine Dominanz zeigt, die bis in Überheblichkeit und Arroganz ausartet. Dadurch verliert Parker auch die im ›Ersten Elk‹ noch zu findenden sympathischen Züge; er ist nun der von Wabble entlarvte Lügner und Aufschneider. Die Distanzierung von seinem ungeschickten Ich-Erzähler hat May längst vollzogen; sein ›Ich‹ ist nun das genaue Gegenbild zum Neuling, zum sich blamierenden Greenhorn, das der Held bisweilen noch vorspielt, um Ruhm und Bewunderung noch lustvoller auskosten zu können. May hatte sich, als die ›Surehand‹-Trilogie entstand, in seinen Ich-Helden geradezu hineingesteigert. Hier durfte er, der Schwache, der Verlierer, endlich der Mächtige und Starke sein, dem überall Anerkennung zu zollen war. Im Innersten mußte May jedoch das Beben und die Risse


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des Ideals gefühlt haben. Mit dem Tod seiner Mutter 1885 und seines Vaters 1888 brach all das wieder auf, was er nach seinen Haftstrafen überwunden geglaubt hatte. Die Toten und die mit ihnen verbundenen quälenden Erinnerungen waren sehr lebendig,  z u  lebendig; sie bedrängten May unaufhörlich, stellten ihre Forderungen, zwangen zur Konfrontation, denn zu viel war ungesagt, unbewältigt geblieben -  . . . indem ich hier an meinem Tische sitze und diese Zeilen niederschreibe, bin ich vollständig überzeugt, daß meine Unsichtbaren mich umschweben und mir, schriftstellerisch ausgedrückt, die Feder in die Tinte tauchen, gestand May bezeichnenderweise im ›Old Surehand‹.28 Von einer derartigen »Verlebendigung« seiner Phantasiegestalten, einer Verwischung und Durchdringung der Grenze zwischen Realität und Imagination, berichtet auch Klara May: » . . . in seinen Arbeitsräumen, dort war er allein, und dennoch lebte um ihn herum eine Welt voller Gestalten, mit denen er sprach und die mit ihm zu leben schienen. Er lachte und weinte bei seinen Arbeiten, und wer nicht wußte, daß er allein da oben hause, konnte glauben, eine ganze Gesellschaft befinde sich bei ihm.«29

   Je brüchiger und damit um so offener und schonungsloser sich die dunklen Selbstporträts Mays in den Vordergrund der Abenteuerhandlungen schoben, desto gewaltiger und strahlender mußte der Ich-Held, als Gegenpart, als Ideal, Orientierung und Halt, auftreten. Der dahinter stehende Zwang ist in den späten Reiseerzählungen nicht zu übersehen. In den Werken kurz vor der entscheidenden Orientreise gerät aber auch das übermächtige Ideal ins Wanken, bis es schließlich vollends zusammenbricht. Die Beziehung Old Shatterhands zu Old Wabble ist unverkennbarer Ausdruck der verzweifelten, ja krampflhaften Apotheose des Ich-Helden.

   Eingeführt wird Old Wabble zunächst als bewundernswerte Legende und Fama; Parker erzählt von seinem Elk-Abenteuer, worauf Shatterhand sinniert: Was Old Wabble betrifft, so hatte ich viel, sehr viel von ihm gehört, ihn aber noch nicht gesehen. Man wußte, daß er wirklich existiere, und doch lebte er in den Erzählungen wie eine mythische Gestalt, mit der die Gegenwart nichts mehr zu schaffen hat. Man berichtete hundert und aberhundert Schrullen und Thaten von ihm, welche bewiesen, daß er ein Original war, wie es kaum ein zweites geben konnte; man wußte nicht, wo er sich jetzt befand und was er trieb, und wenn er plötzlich einmal hier oder dort auftauchte, so war es nur für eine kurze Zeit, und man hatte wieder eine schnelle, kühne That oder eine ganz abnorme Sonderlichkeit von ihm zu erzählen. In seiner Jugend war er der ›König der Cowboys‹ genannt worden; jetzt hatte er ein Alter erreicht, welches


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man auf über neunzig Jahre schätzte, doch sollte er noch ebenso rüstig wie ein Junger sein, und nur sein langes, schneeweißes Haar, welches beim Schnellreiten wie eine Mähne hinter ihm wehte, verriet die Länge seines außerordentlich bewegten Lebens. Ich hatte längst den Wunsch gehabt, ihn einmal zu sehen. (I,31f.)30

   Vergleicht man diese Beschreibung mit der Porträtzeichnung aus dem ›Ersten Elk‹, so sind bemerkenswerte Ergänzungen festzustellen. Neben der Altersangabe ist es vor allem ein äußerliches Merkmal Wabbles, das auffällt: seine langen weißen Haare. Ganz offensichtlich besitzt dieses Merkmal eine große Bedeutung - als sich der Wunsch des ›Ichs‹ nach einer Begegnung mit dem sagenumwobenen Westmann kurz nach Parkers Erzählung erfüllt, bemerkt Shatterhand bei der ersten Betrachtung Wabbles: Am meisten fiel an diesem frühern ›Könige der Cowboys‹ das weiße Haar ins Auge, welches wie eine silberne Mähne unter dem Hute und dem Tuche hervorquoll und ihm fast bis zum Gürtel herabreichte. (I,54) Es scheint uns sicher, daß Alter und Haarpracht unter dem Einfluß von Mays bedeutsamer Figur Marah Durimeh, in der Erinnerung an die »große Mutter«, hinzugekommen sind.31 Seit ihrem ersten großen Auftritt im ›Wilden Kurdistan‹ (1881) und eingestreuten Reminiszenzen in weiteren Bänden des Orientzyklus ›Giölgeda Padishanün‹ erscheint die greise Kurdin erst wieder im zweiten Band der ›Silberlöwen‹-Tetralogie (1897). Wir haben an anderer Stelle bereits auf das rätselhafte »marah-durimeh-ferne« Jahrzehnt hingewiesen.32 Mays verstärkte Hinwendung zum Amerika-Schauplatz zu Beginn der neunziger Jahre machte den Auftritt der Kurdin Marah Durimeh nur schwer möglich; latent ist sie jedoch auch im Wilden Westen präsent - im ›Surehand‹ ist hier neben den weiblichen Figuren Kolma Puschi und Tibo-wete-elen auch Old Wabble zu nennen, in dem sich wie noch zu zeigen sein wird - das Mutter-/Liebes-Trauma gestaltet.

   Die Haarpracht verknüpft eine augenfällige Beziehung Wabbles mit Winnetou, Old Surehand und Apanatschka; im Gegensatz zu deren Haar ist Wabbles aber schneeweiß, gefärbt vom nahen Tod. Lange Haare sind ein weibliches Attribut und hier als Indiz für Großmutter- und Mutternähe zu sehen. Wabbles Haarfarbe deutet allerdings an, daß diese Nähe mit Todesschrecken verbunden ist.33

   Bei allen schillernden Legenden ist das Heldenbild Wabbles in der Realität ­ das offenbarte schon die Geschichte vom ›Ersten Elk‹ ­ ein äußerst schattiges, und es trübt sich verstärkt beim Aufeinandertreffen, im direkten Vergleich mit dem Über-Helden Old Shatterhand. Dabei ist es sicherlich überraschend, welche Fülle von »Greenhornfehlern« dem erfahrenen alten Westmann im Beisein Shatterhands unter-


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laufen. Bereits der unerlaubte Reitversuch auf Shatterhands Rappen Hatatitla kurz nach dem ersten Treffen und der darauffolgende Abwurf lassen dem Leser keinen Zweifel daran, wie es mit dem Westmannsruhm Wabbles eigentlich bestellt ist. Die unbeherrschte Reaktion nach seinem Abwurf ­ Er sprang schnell mit einem Fluche auf und wollte wieder zugreifen; . . . (I,61) ­ zeugt von einem hitzköpfigen, leichtblütigen Charakter, der weit von der Abgeklärtheit und Besonnenheit eines Old Shatterhand entfernt ist (unter autobiographisch-psychologischen Aspekten kann diese Unbeherrschtheit als ein Erbteil Heinrich August Mays gedeutet werden).

   Wabbles Aktionen im ›Surehand‹ ziehen seinen »Heldenruhm« arg in Zweifel, entlarven diesen letztlich als Schein und Fassade (man beachte die Parallelen zur falschen Heldentat Sam Parkers im ›Ersten Elk‹!). Wer dieser ›König der Cowboys‹ wirklich ist, von dem man hundert und aberhundert Schrullen und Thaten berichtet, der für kurze Zeit einmal hier oder dort auftaucht, eine schnelle, kühne That oder eine ganz abnorme (!) Sonderlichkeit begeht, wissen wir sehr genau! May dürfte hier Reminiszenzen an seine Betrugs- und Hochstapeleienfeldzüge durch sächsische Prärien verschlüsselt haben, die ihm ja in der Tat höchst zweifelhaften Ruhm einbrachten! ­ Aus der Vater-Figur Wabble der ›Elk‹-Erzählung ist im ›Surehand‹ das Porträt des von dunkler Vergangenheit gezeichneten, mit den väterlichen Schattenseiten behafteten Karl May hervorgetreten - der Alte ist somit ein Sinnbild  d e s  Alten, der zurückliegenden Schrecken -, während die  i d e a l e n  Vater-Züge in die Figur des übermächtigen Ich-Helden eingegangen sind. Damit hat sich nun auch das Machtverhältnis gewandelt: war Wabble im ›Ersten Elk‹ noch die dominante, autoritäre Figur, die das Greenhorn Parker belehrte und zurechtwies, so findet sich der Alte im ›Surehand‹ selbst als Schüler wieder, der Anfängerfehler um Anfängerfehler begeht. Dieses Meister-Schüler-Verhältnis ist freilich äußerst spannungsgeladen - wie Mays Beziehung zum Vater. Zwar gibt Wabble (eher zähneknirschend) zu, sich unter Shatterhands Führung zu stellen, doch konstatiert das ›Ich‹ sehr scharfsinnig: Ja, er war der Mann, der sich niemals einem andern unterordnete; das wußte ich. Man sah es ihm auch deutlich an, welche Ueberwindung es ihm gekostet hatte . . .  (I,85) Immer wieder ist es gerade Old Shatterhand, der die Dummheiten (I,231) des berühmten Mannes, weil dieser  C o w b o y  ist, zu entschuldigen sucht ­ May, in die Vater-Rolle versetzt, spielt hier Möglichkeiten durch, wie sein Vater sich bei seinen Verfehlungen hätte verhalten  k ö n n e n: Eigentlich hatte er . . . meine Erwartungen nicht erfüllt, denn die von ihm gemachten Einwendungen waren keines-


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wegs Beweise jenes scharfen und untrüglichen Blickes gewesen, der einem Jäger ersten Ranges eigen ist; aber ich sagte mir, daß seine ›Spezialität‹, um mich so auszudrücken, wohl eine andre sei. Der einstige ›König der Cow-boys‹ war nur im freien Felde, auf der offenen Savanne thätig gewesen und hatte also nicht zu denjenigen Eigenschaften kommen können, für welche nur die dichten Wälder und schluchtenreichen Gebirge die richtigen Schulstätten sind. (I,88)

   Shatterhands Hoffnungen erfüllen sich hingegen nicht; erneut enttäuscht Wabble die Erwartungen beim Erkunden eines Indianerlagers. Zusehends wird er für das ›Ich‹ zu einer Last, augenfällig dargestellt während der nächtlichen Schwimmaktion, bei der sich Wabbles Versicherung seiner Schwimmkünste wiederum als Aufschneiderei erweist; Shatterhand muß schon bald feststellen: Ich hatte nicht nur das Floß, sondern auch ihn vorwärts zu treiben. (I,132) Die zu schwere »Last« geht dem ›Ich‹ schließlich verloren ­ auch in dieser Episode dürfte May den Bruch des im Unglück verstrickten Sohnes mit dem Vater, der die Last der Verfehlungen des Jungen tragen muß, verschlüsselt haben.34

   Ein Ausbruch des Konfliktes zwischen Shatterhand und Wabble, zwischen Vater und Sohn, zwischen Ideal und Schatten scheint aufgrund der ständigen Unvorsichtigkeiten und Dummheiten des Alten (des  J u n g e n  unter autobiographischen Gesichtspunkten) - trotz aller Westmannsbelehrungen von Shatterhand - unausweichlich. Wabbles Indianerhaß, seine allgemeine Rassenfeindschaft: »lch bin nie ein Indianerfreund gewesen; sie taugen alle nichts und halten es für Schwäche, wenn man nachsichtig mit ihnen ist« (I,147), ist der Grund verschärfter Zurechtweisung und Drohung der Trennung; die Bemerkung des alten Cowboys: »Ein farbiger Mensch ist nie ein richtiger Mensch, sonst hätte ihn Gott nicht farbig gezeichnet!« (I, 241), fordert deutliche Worte Shatterhands: »Ich bin nicht höflich gegen Leute, welche ihre Nebenmenschen verachten. Wenn man Euch einmal in die Erde scharrt, wird aus Eurem weißhäutigen Leibe grad und genau so ein stinkiger Kadaver wie aus einer Negerleiche. . . . Es sind alle, alle Menschen Gottes Geschöpfe und Gottes Kinder, und wenn Ihr Euch einbildet, daß er Euch aus einem ganz besonders kostbaren Stoffe geschaffen habe und daß Ihr sein ganz besonderer Liebling seiet, so befindet Ihr Euch in einem Irrtum, den man eigentlich gar nicht begreifen kann.« (I,241f.)

   Wabbles Intoleranz und Inhumanität bedeuten eine tiefe Verletzung für die christliche Ethik des ›Ichs‹ - »Westmann bin ich nur aus Gelegenheit«, bekennt Shatterhand. »Vor allen Dingen bin ich Mensch, und


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wenn ein andrer Mensch sich in Not befindet und ich ihm helfen kann, so frage ich nicht, ob seine Hand eine grüne oder blaue Farbe hat.« (I,242)

   Der unbarmherzige, rassenverachtende alte Cowboy kann auf diese moralische Belehrung nur mit Spott reagieren: »Ihr wäret ein noch viel besserer Pfarrer und Kanzelredner geworden; th'is clear!« (I,242) Immer unmenschlicher, teuflischer werden sich die Züge des Alten fortan gestalten. May hat in Wabble all das Dämonische und Widerwärtige, allen Haß und Unglauben verdichtet - der alte Cowboy ist geradezu die Inkarnation des Bösen, des Gottes-, des Liebesverlustes -, denen er in seiner dunklen Zeit erlegen war. Höhepunkt dieser teuflischen Gestaltung Wabbles ist dessen Disput mit Shatterhand, nachdem der Alte ihn beim Gebet beobachten konnte. In diesem Dialog fällt Wabble sein eigenes (Todes-)Urteil, beschwört er sein Unheil, indem er sich demonstrativ, explizit, von Gott und seiner Liebe lossagt, mit einer Entschiedenheit, die einzigartig in Mays Werk ist. Der Verlorene, der bekennt, niemals gebetet zu haben, der keine Eltern, keine Geschwister hat, gewinnt im Besitz dämonischer Macht übermäßiges Selbstbewußtsein und Selbstvertrauen. Losgelöst von Gott, vom Glauben an das Jenseits, betrachtet er nur sich selbst und die konkrete, materielle Welt als lebensbestimmende Instanz: »Ich bin geboren; das ist ein Fact. Ich bin geboren, wie ich bin; das ist ein zweites Fact. Ich kann nicht anders sein, als ich bin; das ist ein drittes Fact. Ich trage also nicht die geringste Schuld an dem, was ich bin und was ich thue; das ist das Hauptfact. Alles Andere ist Unsinn und Albernheit. . . . Ich bin in das Leben hereingehinkt, ohne um Erlaubnis gefragt zu werden, und der Teufel soll mich holen, wenn ich nun meinerseits beim Hinaushinken irgend wen um Erlaubnis frage! Ich brauche dazu weder Religion noch Gott.« (I,401)

   Sehr wahrscheinlich hat May sich hier eigener Selbstmordüberlegungen erinnert, die ihn in seiner Unglückszeit, bei der verzweifelten Suche nach einem Ausweg aus der Katastrophe, überfielen.

   Die Reaktion Old Shatterhands auf Wabbles schreckliches Bekenntnis bezeugt - das Unheil vergegenwärtigend - die gewaltige Erschütterung christlicher Ethik und Gottesglaubens: Es war entsetzlich. Die Haare wollten sich mir bei diesen Worten sträuben, und ich hatte ein Gefühl, als ob mir jemand mit einem Eisstücke über den Rücken fahre . . . . Dieser Greis, der nicht daran dachte, in welcher Nähe sich das Grab vor ihm befand, sprach Worte aus, welche für meine Ohren eine Lästerung enthielten, die mich schaudern machte! (I,401f.) Shatterhands Versuch, den Verlorenen zur Umkehr zu bewegen, wird auf empörendste Weise verhöhnt und verspottet. Wabbles beständiges, ste-


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reotypes Beharren auf einem Fact führt beim Ich-Helden, trotz seiner sonstigen Abgeklärtheit und Besonnenheit, zu einem Zornesausbruch, der anzeigt, wie sehr das seelische Gleichgewicht ins Wanken gerät. Innerlich ist der Bruch mit dem unbelehrbaren gottlosen Alten damit vollzogen: Wie oft hatte mir dieses th'is clear heimlich Spaß gemacht; jetzt widerte und ekelte es mich an, und ich fühlte, daß auch er selbst sich um meine ganze Zuneigung gebracht hatte. (I,404) Der unbeherrschte Zorn des ›Ichs‹ macht in der ruhigen Reflexion einer tiefen Trauer Platz: Ich war traurig, traurig wie noch selten; ich fühlte ein unendliches, heiliges Mitleid mit dem Alten, trotz des Hohnes, den ich von ihm geerntet hatte. Keinen Vater, keine Mutter, keinen Bruder, keine Schwester! Keinen Unterricht, niemals, aber auch nicht ein einziges, allereinziges Mal gebetet! Das war der berühmte king of the cowboys! (I,404f.) ­ Das war die Entlarvung des unbesiegbaren, berühmten Abenteuerhelden, hinter dem sich das Bild des einsamen, liebesverlassenen und gottverstoßenden jungen May verbarg.

   Wir haben bereits zu Anfang unserer Studie auf Mays Deutung seines persöulichen Unglücks als Menschheitsschicksal hingewiesen. So steht auch Wabble nicht nur für den »dunklen« May; in ihm personifiziert sich ebenso die Gottlosigkeit eines ganzen, vom Verfall gezeichneten Zeitalters. Er dient May als eine beispielhafte Extremfigur, an der sich das dichterische Selbstverständnis, schriftstellerische Intention und Ideal - in der Rolle des philosophierenden und moralisierenden Gegenbilds Wabbles, des Ich-Helden, verkündet ­ veranschaulichen läßt. Dies wird besonders deutlich an einer Stelle im dritten ›Surehand‹-Band, wo May sein christliches Sendungsbewußtsein erklärt: Wer da weiß, daß er sein Werk nur zum geringsten Teile sich selbst verdankt, der kann nicht anders als demütig und bescheiden sein, und ich trete mit dieser meiner Anschanung nur deshalb vor die Oeffentlichkeit, weil in unserer materiellen Zeit, in unserem ideals- und glaubenslosen fin de siècle nur selten jemand wagt, zu sagen, daß er mit diesem Leugnen und Verneinen nichts zu schaffen habe. (III,151f.)

   In Old Wabble, als Repräsentant des fin de siècle, hat May die teuflische Macht des gottlosen Materialismus, des diesseitigen Irrglaubens ­ später im großen Roman vor der Orientreise ›Am Jenseits‹ in breiterer Form thematisiert ­ eindringlich dargestellt. Am Ideal, dem christlichen Glauben und Liebe predigenden Ich-Held, muß aller Irrglauben trotz erbittertsten Kampfes aber letztlich scheitern.

   Zwar ist die Beziehung Shatterhands zu Wabble nach dem entscheidenden Dialog  i n n e r l i c h  gebrochen,  ä u ß e r l i c h  besteht sie jedoch weiter. Erneut findet sich hier eine sinnfällige Verschlüsselung


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der Vater-Sohn-Bindung Mays; bei allem inneren, geistig-seelischen Bruch blieb ja der verlorene Sohn äußerlich noch ein Mitglied der Familie.

   Die Spannungen des Verhältnisses werden allerdings keineswegs geringer, im Gegenteil. Wiederum führt ein grober Fehler des Alten ­ Wabble schleicht sich zu Pferd an ein feindliches Indianerlager und wird dabei folgerichtig gefangengenommen - den Ich-Helden und seine Begleiter nicht nur in große Verlegenheit, sondern in die augenscheinlichste Gefahr (I,424). Aber nicht ohne (väterliches) Mitgefühl bemerkt Shatterhand: »Es ist schade, jammerschade um ihn! Er ist sonst ein ganz tüchtiger Kerl, und wenn er nicht die Angewohnheit hätte, so sinnlos selbständig zu handeln (!), wäre er sehr gut zu brauchen. So aber muß man mit ihm vorsichtiger als mit irgend einem Greenhorn sein. Er ist ein Mensch, der am besten für sich allein bleibt, denn jeder Gesellschaft, der er sich anschließt, muß er gefährlich werden.« (I,433f.)

   Der guten, fruchtlos bleibenden Worte sind nun jedoch genug gesprochen; selbst Shatterhand, der bis zuletzt als Anwalt Wabbles aufgetreten ist und dessen Fehltritte zu entschuldigen gesucht hat, zieht jetzt die Konsequenzen und plädiert für die endgültige Trennung: »Ich habe ihm schon oft genug verziehen; das hört nun auf. Hier giebt es keinen Milderungsgrund. Wo es sich wieder und immer wieder um die Freiheit und das Leben handelt, wäre es der reine Selbstmord (!), wenn man sich nicht gegen derartige Gefahren schützte. . . . Ich verzichte auf seine Gesellschaft.« (I,436)

   Schon längst war die bisherige Inkonsequenz Shatterhands bei seinen Begleitern, besonders bei Sam Parker, der nicht frei von Neid auf die enge Beziehung Wabbles zum Helden ist, auf deutliches Unverständnis gestoßen. Die Gründe, die zu Parkers Vorwurf führen: »Ihr seid aber so verliebt in den alten, unvorsichtigen Kerl, daß er Dummheit über Dummheit machen kann, ohne daß es Euch einfällt, das zu thun, was das allein Richtige sein würde. . . . Immer muß er bei Euch sein, während Ihr doch genau wißt, daß man sich nicht auf ihn verlassen kann.« (I,497f.), sind unter autobiographischen Gesichtspunkten, denkt man an die Vater-Sohn-Bindung, freilich unschwer zu erkennen.

   Ohne seine Hand anzunehmen und mit den kühlen, abweisenden Worten Shatterhands: »Ich habe mit Euch nichts mehr zu thun!« (I,564), ist die Trennung, nun auch der äußerliche Bruch, wenig später bei der Begegnung mit dem befreiten Wabble endgültig vollzogen - man ist fertig, für immer (I,590): Er stand allein . . .  (I,565) Der Verstoßene findet im ›General‹ Douglas, einem Schurken ersten Ranges, seinen ihm nun gebührenden Partner, es ist das unzertrennlich schei-


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nende (vgl. I,602) Bündnis mit dem Teufel. ­ Und die nächste teuflische Tat wird nicht lange auf sich warten lassen. Der Raub der kostbaren Gewehre Winnetous und Shatterhands ist eine überdeutliche Demonstration dämonischer Macht.

   Autobiographisch-psychologisch ist dieser Verlust der Insignien abenteuerlichen Heldentums als die Bedrohung und Gefahr eines Zusammenbruchs des Mayschen Idealbildes zu interpretieren. Shatterhands, und vor allem Winnetous Reaktion nach dem Verlust der Gewehre (Jetzt sah ich ihn (Winnetou) zum erstenmal innerlich so aufgeregt, daß er sich Mühe geben mußte, äußerlich ruhig zu bleiben. (I,616)), zeigt sehr eindrücklich, mit welchen Schrecken diese Vorstellung verbunden war. Die Ratlosigkeit der beiden gewehrlosen, damit machtattributsverlustigen Helden bei der anschließenden Verfolgung der Räuber mag nicht überraschen, ebensowenig wie das Eingeständnis des ›Ichs‹: »So ganz und gar nicht zu wissen, woran wir sind, das ist uns nie, noch nie passiert!« (I,627) Die erneute Begegnung mit Wabble, der aus Aerger und niedriger Rachsucht zum Diebe am ›Ich‹ geworden ist (I,642), steht allerdings bevor. In Helmers' Home, der einsamen Ansiedlung am Rand des Llano estacado, einer Seelenlandschaft der Dürre und des Todes, können die Räuber überwältigt werden und die Helden ihre kostbaren Gewehre wieder in Besitz nehmen. Wabble hat am ›General‹ die Prügelstrafe zu vollziehen; die beiden Schurken gegeneinander aufgehetzt, haben die guten Helden so das Bündnis des Bösen gespalten. Der erste Band der ›Surehand‹-Trilogie hat damit sein Ende gefunden.



IV.


Im ganzen betrachtet, handelt es sich bei der Fabel des ›Surehand‹-Romans um zwei große, vielfach miteinander verknüpfte Handlungsstränge: neben der Geschichte Old Wabbles versetzt das Geheimnis um die Titelfigur Old Surehand den Leser nicht minder in Spannung. Wie Wabble hat auch Surehand Liebe und Glauben, seine Familie verloren, ist jedoch noch nicht endgültig in die Hände des Teufels geraten: »Ich bin nicht ein Leugner und Verächter Gottes, sondern ich habe ihn verloren und ringe darnach, ihn wiederzufinden«, gibt er preis (I,414). Die Suche nach der verlorenen, ihn erlösen könnenden Familie ist eine Suche nach der Identität. So verwickelt das entscheidende, Jahre zurückliegende Ereignis, das unaufgeklärte Verbrechen, auch erscheint, bei dem durch die Schandtaten des bisher noch unbestraften Oberschur-


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ken ›General‹ Douglas, alias Dan Etters, zwei Kinder (Leo und Fred Bender, alias Surehand und Apanatschka) ihre Eltern verloren, Unschuldige ins Gefängnis gerieten, so hat May unverkennbar wiederum seine eigene düstere Geschichte, das bedrängende Trauma fixiert. Mit den Figuren Tibo-wete-elen und Kolma Puschi, den »heimlichen Schwestern«, schieben sich deutliche, wenngleich rissige, Mutter-Bilder in den Vordergrund ­ Tibo-wete-elen, die eigentlich Tokbela (›Himmel‹!) heißt, ist vom Wahnsinn gezeichnet, Kolma Puschi muß in Männerkleidung zunächst noch ihr mütterliches »Geheimnis« wahren.

   Den Wunsch nach einem, in der Realität vergeblich gesuchten, Freund hat May sich in der Phantasie mit der Figur Apanatschkas, dem verlorenen und später wiedergefundenen Bruder Surehands - wie schon in der Beziehung Winnetou-Old Shatterhand­, erfüllt.


   Wabble, als schreckliche Projektion der Verlorenheit und Unbelehrbarkeit, verfolgt Shatterhand/May geradezu manisch weiter, befindet sich doch auch Old Surehand, das Bildnis des um Erlösung ringenden May, noch immer auf dem Irrweg, obgleich die »Seelennacht« langsam in Dämmerung übergeht. Im Kapitel ›Die verkehrten Toasts‹ aus dem zweiten Band der ›Surehand‹-Trilogie (1894), eine Geschichte, die als einzige dieses heterogene Fabeln gewaltsam zusammenfügenden Buches ­ Indiz einer Schaffenskrise Mays ­ den Handlungsfaden des ersten Bandes aufnimmt, kommt es zum erneuten, nun verschärften Konflikt zwischen Wabble und Old Shatterhand. Die Reaktion des Alten bei der Begegnung auf Fenners Farm - »Sein Blick war Haß und Rache« (II,641) - zeigt, daß die Zeit freundschaftlicher Gefühle endgültig vorbei ist. Wabbles Versuch, Shatterhand zu ermorden und die kostbaren Pferde zu stehlen - ein Höhepunkt seines Hasses­, schlägt fehl (nicht noch einmal darf der Ich-Held unterliegen!). Shatterhand muß nun feststellen: Ich hatte Achtung vor seinem hohen Alter, jetzt widerte er mich an. (II,645) In der Selbstbiographie beschreibt May sein inneres Schreckenswesen, das ihn zu immer neuen Verbrechen zwang, als direkt widerlich; fatal, häßlich, höhnisch, abstoßend, stets finster und drohend.35 So erscheint nun auch Wabble, der »nicht nur ein Dieb, sondern ein ganz gefährlicher Meuchelmörder« (II,645) ist. Seine Bestrafung - eine Nacht muß er an einem Balken hängen - wird allerdings das Gegenteil der Reue nach sich ziehen.


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V.


Wie erschöpfend die Aufarbeitung der dunklen Geschichte für May gewesen sein dürfte, bezeugt neben dem kompositionellen Bruch von ›Old Surehand II‹ die Schaffenspause zwischen dem zweiten und dritten Band. Erst am 3. 11. 1895, nahezu ein Jahr nach Abschluß von Band II im Dezember 1894, gelang es May, die ›Surehand‹-Fabel fortzusetzen.

   Die Introduktion von ›Old Surehand III‹, eine Reflexion des ›Ichs‹ über Rache und Strafe, formuliert die philosophisch-religiöse Disposition für die nahende Entscheidung über Erlösung und Verdammung. Sie gab May Orientierung und Halt für die kommenden Schrecken, Legitimation der folgenden Ereignisse. Seiner eigenen Schuld und Sühne bewußt, bekundet May beschwörend, man solle sich hüten, denjenigen, der einen Fehler, eine Sünde, ein Verbrechen begeht, für den allein Schuldigen zu halten. Man forsche nach der Vorgeschichte jeder solchen That! (III,2) In den späten Reiseerzählungen und im Alterswerk tauchen derartige Hinweise beständig auf; ja, Mays gesamtes Schaffen läßt sich im Tiefsten als ein unaufhörliches Forschen nach der Vorgeschichte seines Falls deuten.

   Bei der icherinnernden Reflexion über Bestrafungsmethoden im ›Surehand‹ wird unwillkürlich der Figur Wabbles gedacht: Old Wabble war auch einer jener Entarteten, dem wir mehr Nachsicht schenkten, als er an uns verdient hatte. Hieran war neben der von uns grundsätzlich und allgemein geübten Milde der erste Eindruck, den seine ungewöhnliche Persönlichkeit besonders auf mich gemacht hatte, schuld. Sein hohes Alter trug auch dazu bei, und zudem hatte ich in seiner Gegenwart stets ein ganz eigenartiges Gefühl (!), welches mich abhielt, ihn nach seinen Thaten und seiner so frech gezeigten Gottlosigkeit zu behandeln. Es war, als ob ich nach einem von mir unabhängigen und doch in mir wohnenden Willen handeln müsse, welcher mir verbot, mich an ihm zu vergreifen, weil er, wenn er sich nicht bekehre, für ein ganz besonderes göttliches Strafgericht aufgehoben sei. (III,4)

   Wabble muß nach seinen Verbrechen immer wieder freigelassen werden, weil der mit ihm verbundene Konflikt nicht ruhen kann; in der Wiederholung des spannungsgeladenen Aufeinandertreffens mit dem Ich-Held suchte May zu einer befreienden Klärung des inneren Kampfes zu kommen. Aber wie die verzweifelten, lange Zeit vergeblichen Versuche des jungen May, sich des dämonischen Wesens zu erwehren, gelingt auch dem über fünfzigjährigen Schriftsteller die Lösung vom diabolischen »Alten« nur schwerlich. - Und Wabble plant bereits wie-


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der neue Greueltaten. Als Spion der Osagen hat er sich mit deren Häuptling Schahko Matto verbündet, um friedliche Farmer zu überfallen und zu berauben. Geradezu besessen ist er bei diesen Plänen vom Haß auf Winnetou und Old Shatterhand, von einer Rache, »die so grimmig und unerbittlich ist, daß ich, um sie auszuführen, mein Leben geben würde!« (III,25) Aber wiederum kann Wabble von den Helden überwältigt werden - scheinbar allein aus dem Grund, um ihm erneut die Möglichkeit zu geben, seine unerhörte Gottlosigkeit zu demonstrieren, wodurch er immer tiefer in sein Unglück fällt: »Das Leben ist nichts; der Tod ist nichts, und euer Jenseits ist der größte Schwindel, von klugen Pfaffen für Kinder und für alte Weiber ausgedacht!« (III,43)

   In bemerkenswerter Weise hat May Wabbles Verlorenheit in einem Naturvorgang gespiegelt: Die Sonne sank; das Abendrot verglomm; die letzten matten Streifen der Dämmerung verschwanden wie sterbende Hoffnungen am Horizonte. (III,45)

   Der Haßtiraden Wabbles aber nicht genug; kaum noch steigerungsfähig erscheinen sie, an Shatterhand gerichtet, wenig später nach dem ersten Ausbruch: »Ich speie vor dir aus! Ich hasse dich mit einem Hasse, wie ihn noch nie ein Mensch empfunden hat, dich, hörst du, dich, verdammter Dutchman, du!« (III,75) Denkt man an die erste Begegnung des Alten mit Shatterhand, so offenbart sich die rigorose Wandlung, die das Charakterbild Wabbles inzwischen erfahren hat. Im Gegensatz zum früheren Zornesausbruch Shatterhands vermag dieser aber nun, Seelenruhe zu bewahren; befallen von Ekel und mit der Begründung, der höheren Macht nicht vorgreifen zu wollen, läßt er Wabble wiederum frei, was dieser mit neuerlichen empörenden Flüchen beantwortet.

   Diese Freilassung des Alten soll sich aber schon bald bitter rächen. Aufgrund einer geradezu unverzeihliche(n) Nachlässigkeit (III,177) (eine auf dem Weg liegende Wasserflasche wird nicht beachtet) fallen Old Shatterhand und seine Gefährten in die Hände des haßerfüllten Wabble, der sich inzwischen mit einigen Tramps zusammengetan hat. Wie schmerzhaft diese Überwältigung ist, zeigt sehr sinnfällig der Gewehrkolbenhieb, den Shatterhand bei der Gefangennahme erhält.

   Der Triumph des Bösen spiegelt sich deutlich in der nun überirdische Züge annehmenden Erscheinung des gottlosen Alten: Der alte König der Cow-boys hatte sich grad vor mich hingesetzt. Die Freude, mich gefangen zu haben, lachte höhnisch aus jeder Runzel und Falte seines verwitterten Gesichtes. Das schlangengleich in einzelnen Strähnen von seinem Kopfe fallende lange, graue Haar verlieh ihm das Aussehen einer greisenhaften, männlichen Eumenide oder Gorgone, aus deren krakenähnlichen Fangarmen kein Entrinnen ist. Die oft wechselnde Beleuch-


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tung des bald hoch aufflackernden und bald zusammensinkenden Feuers gab ihm etwas so grotesk Phantastisches und ließ seine langgliederige, wabbelnde Gestalt so wunderlich erscheinen, daß ich hätte glauben mögen, mich innerhalb einer Märchenscene zu befinden, wenn mir nicht so sehr bewußt gewesen wäre, daß ich es leider nur mit der nackten, unpoetischesten Wirklichkeit zu thun hatte. (III,191)

   Es erscheint uns bedeutsam, daß das triumphierende Böse als  w e i b l i c h e s  Ungeheuer auftritt; vermutlich hat May hier all die Bedrohung und Gefahr verschlüsselt, die von seiner Mutter vor der Jahrhundertwende ausging, und tatsächlich konnte sie den Ich-Helden ja schließlich »überwältigen«. Daneben manifestieren sich offenbar die Schrecken vor dem weiblichen Wesen - im ständigen, nervenaufreibenden Zwist mit Emma erlebt ­ überhaupt.

   Mein Leben hing diesmal an einem Haare, muß der gefangene Ich-Held im ›Surehand‹ erkennen (III,196) ­ aber noch ist nichts verloren. Trotz der Gefangenschaft gelingt es den Guten, die dämonische Macht zu brechen: ein derber Tritt, den der gefesselte Dick Hammerdull Wabble verabreicht, ist der erste Akt der Bestrafung: Der Stoß war ein so kräftiger, daß Hammerdull auf seinen Platz zurückstürzte, der alte Cowboy aber hintenüber und in das Feuer flog. Der letztere sprang zwar schnell wieder auf, aber der kurze Augenblick hatte doch genügt, ihm die Hälfte seiner langen, weißen Haarmähne weg- und die Bekleidung seines Oberkörpers anzusengen. Ein allgemeines Gelächter erscholl (III,207) - der alte Verbrecher ist gebrandmarkt (wie es May nach seinen Straftaten war). Seine Haarverbrennung ist Signum des Macht- und gleichzeitig des Lebensverlustes.36 Eine zweite, äußerst fühlbare Bestrafung ereilt Wabble wenig später, in einer Situation, in der wiederum interessante autobiographische Bezüge sichtbar werden: als der Gefangenenzug auf Tibo-wete-elen und ihren Mann Tibo-taka trifft, und Apanatschka, der Pflegesohn der Wahnsinnigen und verschollene Bruder Surehands, sich der Frau nähern will, versucht Wabble dies mit einer auffälligen Entschiedenheit zu verhindern; daraufhin schleudert der gefesselte Apanatschka Wabble mit einem »Pferdesprung« aus dem Sattel, wobei der Alte einen Armbruch erleidet, einen doppelte(n) und bei seinem Alter fast unheilbare(n) und sehr gefährliche(n) (III,263), weil er die kostbaren Gewehre des Ich-Helden, die beim Sturz wie »zwei Brechstangen« (III,264) wirkten, an sich genommen hatte. Wabble ist sowohl für seine Behinderung der Verbindung des Sohnes mit seiner Mutter als auch für die unrechtmäßige, gewaltsame Ansichnahme der wertvollsten Besitztümer (III,328) des ›Ichs‹ bitter bestraft worden: das dämonische Wesen Mays hatte Mutter und Sohn getrennt,


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zum Raub, zum Betrug, zur Rache angestiftet, damit das Ich schwer beschädigt. Ganz offensichtlich rechnet May in dieser Szene wie schon beim ersten Gewehrraub Wabbles in ›Old Surehand I‹ - furchterfüllt - mit seinem abenteuer- und heldenhaften Schein ab, bedenkt man, daß der angeeignete »Heldenbesitz« (die »Gewehre, welche andern die Knochen zerbrechen« (III,277f.)) dem »Räuber« zum Verhängnis wird und ihm den Arm bricht, was autobiographisch-psychologisch als Zerstörung des Abenteuerschreibens interpretiert werden kann.37 Die Haarverbrennung und der fürchterliche Schmerzen verursachende doppelte Armbruch haben Wabble endgültig auf den mit Leiden gepflasterten Todesweg geführt.

   Nachdem Shatterhand und seine Gefährten von Kolma Puschi befreit worden sind - May hat hier die  e r l ö s e n d e  Mutternähe gespiegelt -, die Verbrecher (mit Ausnahme des schwerverletzten Wabble) ihre gerechte Prügelstrafe erhalten haben, dann freigelassen wurden, scheint ein Entscheidungskampf zwischen dem ›Ich‹ und dem Alten, der hellsichtig verkündet: »Er oder ich! Von uns zweien hat nur einer Platz auf der Erde, . . . Ich schwöre alle möglichen Eide darauf!« (III,254), unabwendbar. Trotz seines gebrochenen Arms droht Wabble Shatterhand auch bei der Freilassung noch mit Rache und Tod. Wenn es mir nicht schon vorher bewußt gewesen wäre, so der Ich-Held darauf, hätte ich jetzt einsehen müssen, daß jede menschliche Regung für ihn Verschwendung sei. Er war so hart gesotten, daß er unmöglich, wenn auch nur für einen einzigen Augenblick, wieder weich werden konnte. Ich hätte nie geglaubt, daß es einen solchen Menschen geben könnte! (III,312)



VI.


Der Lösung des großen Geheimnisses gehen die Figuren des Romans, dieses Arsenal Mayscher Innenprojektionen, mit stetigen Schritten aber nun entgegen; hoch hinauf in die Höhen der Rocky Mountains führt der Weg, in die entscheidungsbringende Himmelsnähe, welche die sich groß gebärdenden Menschen der Prärien in Zwerggeschöpfe (III,460) verwandelt. Mit diesem Aufstieg aus den Niederungen (die Bärenjagd im ›Bärental‹ ist zuvor noch einmal eine Station des alten Abenteuerschriftstellers May) öffnen sich den suchenden Menschen die wunderbaren Geheimnisse der Hochwelt, einer für den Sterblichen unerreichbaren Märchenwelt, eines jenseits der Erde befindlichen Zauberlandes, in all seiner Pracht und Herrlichkeit, wo das ›Ich‹ die


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Aufklärung so vieler Rätsel (III,461) erwartet. Sehr eindrucksvoll hat May in dieser topographischen Beschreibung die Leseebene realistischer Abenteuerhandlung verlassen und sich auf den Weg zu jenseitigen Gefilden begeben.

   Für einige der aufsteigenden Figuren soll der Berg allerdings zur Hölle, zum Devils-head werden. Der Dialog zwischen Old Surehand, dem die Lösung seines Geheimnisses bevorsteht (»Alle meine Wanderungen beziehen sich darauf«, gesteht der Suchende (III,458)), und Old Shatterhand über Gottesglauben und Gebet (vgl. III,465ff.) ist noch einmal eine Beschwörung der erlösenden Kraft des allmächtigen Gottes. Während der Gottesfunken in Surehand bereits entfacht ist, scheint Wabble jedoch unrettbar verloren. Dieser konnte inzwischen mit den Tramps den teuflischen ›General‹ überwältigen; der Armbruch aber hat dem Alten die letzten Lebenszüge geraubt: Er . . . bot einen Anblick, welcher zum Erschrecken war. Sein langer, hagerer Körper war noch viel dürrer geworden und sein Gesicht, schon vorher fast fleischlos, so eingefallen, daß es der vordern Seite eines Totenkopfes glich.38 Die sonst so rein gehaltene weiße Haarmähne, jetzt freilich nur noch halb vorhanden, »kleckte«, um mich eines vulgären Ausdruckes zu bedienen, vor Schmutz. Er bildete nur noch ein Gerippe, und sein fast ganz abgerissener Anzug hing an ihm wie zusammengeraffte Fetzen an einem Rechenstiel. An Nahrung hatte es ihm jedenfalls nicht gefehlt; der Armbruch war der Grund zu diesen ihn nichts weniger als verschönernden Folgen. Er schien sehr geschwächt zu sein und sich kaum aufrecht erhalten zu können. Auch seine Stimme war nicht mehr die frühere. Sie klang hohl, wie durch ein Ofenrohr gesprochen, und zitterig, als ob ihn das Fieber schüttele. (III,475)

   Das »Gefangennahme- und Befreiungsspiel« setzt sich indessen noch einmal fort, zum letztenmal: die mit dem ›General‹ verbündeten Utah-Indianer können den gefangenen Oberschurken befreien - die Rache an dem Alten aber ist fürchterlich, so gräßlich, daß der Ich-Held beim Anblick einen Schrei ausstößt, wie er wohl noch nie geschrieen (III,488) hat: Man hatte die Fichte, welche die Stärke eines achtjährigen Kindes besaß39, in Schulterhöhe gespalten. . . . Durch das Nachtreiben immer größerer und stärkerer Keile, auch mehrere nebeneinander, hatte man den Riß so erweitert, daß er mehr als den Durchmesser eines Männerleibes bekam, und dann den gefesselten alten Wabble hineingeschoben. Hierauf waren die stärkern Keile wieder herausgeschlagen worden; . . . und nun steckte der unglückliche Alte in horizontaler Lage und mit entsetzlich zusammengepreßtem Unterleibe, hüben die Beine und drüben den Oberleib hervorragend, in dem Spalt (bildlich vorgestellt, ist


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hier eine auf den Leidensweg Christi verweisende Kreuzform zu erkennen!). Hätte man ihn mit der Brust hineingelegt, so wäre sie ihm eingedrückt worden und er folglich gestorben; so aber hatte man ihn in teuflisch raffinierter Weise nur mit dem Unterleib hineingeschoben. Er lebte noch; sein gesunder Arm und die Beine bewegten sich, doch konnte er trotz der unbeschreiblichen Schmerzen, welche er auszustehen hatte, nicht schreien, weil man ihm einen Knebel in den Mund gesteckt und den letzteren noch extra zugebunden hatte. Die Augen waren zu; aus der Nase rann das Blut in schweren, dunklen Tropfen . . .  (III,488f.)

   Dieses in seiner Gräßlichkeit kaum noch steigerungsfähige, teuflisch raffinierte Bestrafungsschauspiel war Mays schrecklichste Vision endgültiger Lebensabrechnung. Der Versuch einer Vorstellung unvorstellbaren Leidens, eine Phantasie, die geradezu körperlichen Schmerz bedeuten mußte, führte ihn zu Bildern äußerster Brutalität. Vielleicht manifestiert sich das Unbewußte in derartigen »anormalen« Extremprojektionen am reinsten, erfahren wir hier Wahrheiten, die sich an Grenzen des vom Bewußtsein kontrollierten, bearbeiteten Ausdrückbaren bewegen. Angst- und Schreckensvisionen, entsetzlich-phantastische Todesbilder: wir erleben sie im Traum, in der Sprache des Unbewußten. Ein Gottloser, ein Liebesleerer, dessen Unterleib in einer Baumspalte zerquetscht wird ­ diese teuflische »Bestrafungsraffinesse« erscheint zu auffällig, als daß wir nach tieferen Entstehungsursachen zu fragen versäumten. Einmal ganz davon abgesehen, daß unter physischen und medizinischen Aspekten Wabbles Marterung gar nicht bewußt erlebbar wäre, ging es May hier in erster Linie um einen in der Imagination gestalteten seelischen Zustand allerhöchster Qual. Die Zerquetschung des Unterleibs ist nicht nur Ausdruck des Erlebnisses unerträglichen körperlichen Schmerzes, zuvörderst und wie wir glauben, in tiefster und wahrster Bedeutung, meint sie die Zerstörung des Geschlechts, der Männlichkeit. Ob sich hier die Angst des alten May vor der sexuellen Impotenz verbirgt, mag dahingestellt bleiben; in größerem, umfassenderem Zusammenhang gesehen und an den psychischen Umbruch Mays denkend, vollzieht sich in der Bestrafung der radikale Verlust männlicher Kraft und Dominanz, d. h. der Verlust heldenhafter Eigenschaften ­ eine für den Reise- und Abenteuerschriftsteller May fürchterliche Todesvision. Das omnipotente ›Ich‹ wurde bekanntlich durch die weibliche, mütterliche Macht »getötet«; in der Bestrafungsszene ist diese Bedrohung, übersteigert, in Form der Baumspalte, die man als weibliches Sexualsymbol entschlüsseln kann, zu finden. Wie schon bei der Erscheinung Wabbles als weibliches Ungeheuer dokumentiert sich dabei möglicherweise ebenso Mays in der


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zweiten Hälfte der neunziger Jahre anwachsende Furcht vor seiner Frau Emma, die sich für ihn mehr und mehr in eine gefährliche Furie verwandelte.

   Alle verdrängten persönlichen Leiden und Qualen scheint May in der Figur Wabbles konzentriert zu haben, die nun jedoch zum Ausbruch kommen. Nachdem man den Gemarterten aus der Baumspalte befreit hat, kam etwas, so Shatterhand, was ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werde, nämlich ein Schrei, aber was für ein Schrei! Ich habe Löwen und Tiger brüllen hören; ich kenne die Trompetentöne des Elefanten, ich habe den entsetzlichen, gar nicht zu beschreibenden Todesschrei von Pferden gehört; aber nichts von dem allem ist mit dem fürchterlichen, langgezogenen, kein Ende nehmenden Schrei zu vergleichen, welcher jetzt, die Schmerzen einer ganzen Welt herausbrüllend, aus Old Wabbles Mund kam . . . Es schüttelte uns! (III,489f.)

   Im Angesicht des nahen Todes, erfüllt von unermeßlichem Schmerz, an der Grenze zwischen Diesseits und Jenseits, findet die Abrechnung mit dem Gotteslästerer statt. Einen erschütternderen Sterbenskampf zwischen Gott und Teufel hat May nie geschrieben; die ›Waage der Gerechtigkeit‹, die ›Geisterschmiede von Kulub‹, die ›Dschemma der Lebenden und der Toten‹ - diese späteren Darstellungen der Lebensabrechnung sind hier bereits angelegt. Noch im hohen Alter sah May die fürchterlichen körperlichen Qualen des Sterbenskampfes als Bedingung seelischer Läuterung: todtmartern, damit er  r e i n  ins Jenseits komme, heißt es in einer handschriftlichen Notiz aus den Jahren 1909/10.40

   Über zehn Seiten lang schildert May im ›Surehand‹ das letzte, verzweifelte, über Himmel und Hölle entscheidende Ringen des am Tode stehenden Sünders ­ May hat im Dialog zwischen dem zunächst noch unerbittlichen, hassenden und fluchenden Gottverleugner und dem Ich-Helden, der den Sterbenden zur Reue, zur endgültigen Umkehr aufruft, seinen eigenen Seelenkampf gestaltet. Die Todesangst zwingt Wabble, im Gebet um Gnadenfrist zu flehen, in der er schonungslos mit sich abrechnet und so zu Gott zurückfindet41: »Ich habe Gott geleugnet und über ihn gelacht; ich habe gesagt, daß ich keinen Gott brauche, im Leben nicht und im Sterben nicht. Ich Unglücklicher! Ich Wahnsinniger! Es giebt einen Gott; es giebt einen; ich fühle es jetzt! Und der Mensch braucht einen Gott; ja er braucht einen! Wie kann man leben und wie sterben ohne Gott!« (III,497f.) Mit der Rückkehr zu Gott findet der Reuige auch die verlorene Liebe wieder: »Ich schlief jetzt einen langen, langen, tiefen Schlaf und sah im Traum mein Vaterhaus und meine Mutter drin, die ich beide hier nie gesehen habe. Ich war bös, sehr bös ge-


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wesen und hatte sie betrübt, so träumte mir; ich bot sie um Verzeihung. Da zog sie mich an sich und küßte mich. Old Wabble ist nie im Leben geküßt worden, nur jetzt in seiner Todesstunde. War das vielleicht der Geist von meiner Mutter . . . ?« (III,499)

   In wenigen Sätzen hat May sein ganzes Trauma formuliert; es sind die zentralen, in Todesqual herausgepreßten Worte, um die alles kreist; sie entströmen May in erstaunlicher Deutlichkeit und Offenheit im Moment der in der Phantasie erlebten Erlösung. - Ein Traum, der sich vom Alptraum in einen Wunschtraum verwandelte, war diese wiedergefundene Mutterliebe im  V a t e r haus in der Tat!

   In einer engen Beziehung steht Wabbles erlösender Traum zu den um die Jahrhundertwende geschriebenen ›Muttergedichten‹ Mays.42 Hier wie dort kann erst das Jenseits Mutter und Sohn (Christiane Wilhelmine May starb ja 1885) zusammenführen und damit die Mutter dem schuldig gewordenen Kind, das sie betrübt und verletzt hat, verzeihen.

   Geläutert, im Gefühl des größten Liebesglücks, darf Wabble, »von Gottes Gerechtigkeit gerichtet, aber von seiner Barmherzigkeit begnadigt« (III,500), sterben: »Ein verlorener Sohn kehrt jetzt zurück ins Vaterhaus.« (III,498) - So liegt der alte König der Kowboys, der sein ganzes Leben in den Ebenen des Westens zugebracht hatte, auf der Höhe des Gebirges begraben, und zwar von denen begraben, welchen er in die Berge folgte, um ihnen die Rache und den Tod zu bringen, der ihn selbst ereilte. (III,509)

   Hat damit die eine große Geschichte der ›Surehand‹-Trilogie ihr erlösendes Ende gefunden, so steht die Entscheidung der anderen, die Lösung des Geheimnisses um die Titelfigur, ebenfalls bevor. Nur sehr mühsam kommt Surehand nach Wabbles Tod das Geständnis über die Lippen, Sohn eines Zuchthäuslers, eines Falschmünzers zu sein, worauf Shatterhand mit gutem Grund entgegnet, »daß es in den Zuchthäusern und Gefängnissen auch schon brave Leute gegeben« habe (III,504), und überhaupt sei er der Ansicht, »daß wenigstens fünfzig Prozent der Bestraften nicht Verbrecher, sondern entweder kranke Menschen oder Opfer unglücklicher Verhältnisse sind« (III,505) ­ May, der wie ein »Nachfahre«, wie ein »Sohn« am »Erbe« seiner alten Verfehlungen tragen mußte und sich aus dunkelster Gefangenschaft »herausgeschrieben« hatte, konnte das mit vollem Recht behaupten!

   Die verknoteten Unglücksfäden der ›Surehand‹-Geschichte entwirren sich nun, ja sie  m ü s s e n  sich endlich lösen: »Diese Geschichte muß ein Ende nehmen. Ich habe das ewige Anschleichen satt!« (III,555), beschwört denn auch der Ich-Held voller Überdruß den Schluß des Dramas herbei.


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   Kolma Puschi, die hinter männlicher Kleidung verborgene Mutter, wird demaskiert; Old Surehand, noch einmal in Gefangenschaft geraten, findet seine verzweifelt gesuchte Mutter und seinen Bruder wieder; die Oberschurken des ganzen Dramas, Tibo-taka (alias Thibaut) und Dan Etters, ereilt ihr gerechtes Todesurteil. Grausamst ist der ›General‹ am Devils-head, am Grab des von ihm ermordeten Bruders Kolma Puschis von der Vorsehung hingerichtet worden. Aus der Bergeshöhe abgestürzt, haben ihm Felstrümmer wie Old Wabble (die Duplizität betont die Bedeutung dieser Bestrafungsform) den Unterleib zerquetscht. Im Gegensatz zu Wabble kann selbst der Tod den ›General‹ aber nicht mehr aus den Klauen des Teufels befreien; so stirbt er nicht wie ein Mensch, sondern wie - wie - wie, es fehlt mir jeder Vergleich; es kann kein toller Hund, kein Vieh, auch nicht die allerniedrigste Kreatur so verenden wie er. Old Wabble war ein Engel gegen ihn. (III,565)


   May war mit dem Romanende an seine physisch-psychische Grenze angelangt. Die letzten erlösenden Stoßworte des Manuskripts lassen erkennen, mit welchen Qualen diese Geschichte, dieses Herausschreiben dämonischer Erinnerungen verbunden war: Endlich, Endlich, Endlich / Schluss / des IIIten Bandes / Hamdulillah!43 Nur: die  e n d g ü l t i g e  Erlösung konnte auch diese peinigende Beichte nicht bringen. Bei aller heilsamen Wirkung der Phantasie, bei allen fiktiven Leidenswegen Mays - auszulöschen war die Vergangenheit nicht, niemals;  e s  war geschehen, unabänderlich. Für May war diese bedrückende, leidvolle Erkenntnis gleichzeitig die Bedingung, die Antriebskraft, in ewiger Ruhelosigkeit seine unheilige Geschichte literarisch zu vergegenwärtigen, in immer neuen Bildern befreiende Distanz vom Eigentlichen zu gewinnen. Und Ihr lacht darüber, daß ich bildlich schreibe? entgegnete May seinen Kritikern, die sein Werk nicht verstanden, nicht verstehen wollten. Ist für uns, die wir die Allerärmsten sind, nicht selbst die Hölle und das Fegefeuer bildlich? Wo gibt es die Hölle, wenn nicht bei Euch? Und wo gibt es das Fegefeuer, wenn nicht bei uns? . . . Es war meine Aufgabe, alles Schwere zu tragen und alles Bittere durchzukosten, was es hier zu tragen und durchzukosten gibt, ich habe das nun in meiner Arbeit zu verwenden.44

   Was May am Schluß seiner Selbstbiographie für sein zukünftiges Werk bestimmte - war es nicht der Urgrund für das gesamte Schaffen eines um Erlösung Ringenden?


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1 Karl May, Mein Leben und Streben, Hildesheim-New York 1975 (künftig abgekürzt L&S), 114

2 ebd. 177

3 Zur seelischen Krankheit Mays s. Kurt Langer, Der psychische Gesundheitszustand Karl Mays. Eine psychiatrisch-tiefenpsychologische Untersuchung, in: Jb-KMG 1978, Hamburg 1978, 168ff.; ders., Das helle und das dunkle Wesen. Untersuchung zur Spaltung des Innern von Karl May, in: M-KMG Nr. 63, Februar 1985, 8ff.

4 vgl. L&S, 12

5 vgl. dazu den grundlegenden Aufsatz von Hans Wollschlager, »Die sogenannte Spaltung des menschlichen Innern, ein Bild der Menschheitsspaltung überhaupt«. Materialien zu einer Charakteranlayse Karl Mays, in: Jb-KMG 1972/73, Hamburg 1972, 11ff.

6 Walther Ilmer, Sichere Hand auf wackligen Füßen: Old Surehand, in: M-KMG Nr. 29, September 1976, 14. Zur Charakteristik Wabbles vgl. auch Ingmar Winter und Günter Henkel, Gesicht und Maske. Beiträge zu Physiognomie und Rollenspiel bei Karl May. Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft Nr. 59, Hamburg 1985, 26ff.

7 Anonym veröffentlicht in: Ueber Land und Meer, 9. Jg. (1892/93), Nr. 11, Stuttgart u a. Mai 1893

8 Die Erzählung ist jetzt wiederabgedruckt in: Karl May, Der Krumir. Seltene Originaltexte Band 1. Reprint der Karl-May-Gesellschaft, Hamburg-Gelsenkirchen 1985, 133-137 (die in Klammern gesetzten Zahlen nach den Textzitaten beziehen sich auf die Seiten dieses Bandes).

9 Der Name Sam Parker verweist unverkennbar auf Mays »Halbhelden«  S a m  Hawkens und Will  P a r k e r

10 Jürgen Wehnert, Vorwort zum ›Ersten Elk‹, in: Der Krumir; a.a.O., S. 128

11 L&S 43

12 ebd. 53

13 J. Wehnert, Vorwort zum ›Ersten Elk‹; a.a.O., 128

14 L&S, 9f.

15 Walther Ilmer, Das Adlerhorst-Rätsel - ein Tabu? In: M-KMG Nr. 34, Dezember 1977, 34

16 In ›Old Surehand III‹ spricht May von mordgierige(n) Menschenschnitter(n) (Freiburg 1896, 128), was sich auch auf Old Wabble beziehen durfte.

17 vgl. L&S, 17f.

18 s. dazu die demnächst erscheinende Studie von Hartmut Vollmer, Marah Durimeh oder Die Rückkehr zur »großen Mutter«.

19 Karl May, Im Reiche des silbernen Löwen Band III. Freiburg 1902, 625

20 J. Wehnert, Vorwort zum ›Ersten Elk‹, a.a.O., 128

21 Die in Klammern gesetzten Zahlen beziehen sich auf die Seiten des ›Hausschatz‹-Reprints: Karl May, Der Scout - Deadly Dust Regensburg 1977.

22 Als leidenschaftlicher Raucher hatte May selbst mit einer derartigen Sucht zu kampfen.

23 Brief Mays an Prinzessin Wiltrud vom 29. 11. 1906, in: Jb-KMG 1983, Husum 1983, 94f.

24 vgl. etwa die gebrochenen, von düsterer Vergangenheit verfolgten Figuren Old Death und Old Surehand oder die Gestalten des wahnsinnigen Dichters William Ohlert (in dem sich Mays Erinnerungen an die wirren psychischen Zustände und die Angst vor dem Zusammenbruch manifestieren) und der wahnsinnigen Tibo wete-elen, selbst in Details der abenteuerlichen Handlung sind Parallelen erkennbar, wie etwa im Zusammentreffen Deaths (bzw. Wabbles) mit einem Soldatentrupp.

25 vgl. Mays Briefe an Fehsenfeld vom 17. und 27. 7. 1894, in: Roland Schmid, Nachwort zu ›Old Surehand I‹. Reprint der Erstausgabe 1894, Bamberg 1983, N2 u. N7

26 Auch in dieser Erzählung finden wir deutliche Spiegelungen der dunklen Biographie Mays; bemerkenswerterweise wird dort ebenfalls eine zentrale Figur irrtümlich ermordet (dieses Motiv nimmt May noch einmal in ›Merhameh‹ auf).

27 W. Ilmer, Sichere Hand auf wackligen Füßen; a.a.O., 14

28 Old Surehand III, 151


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29 Klara May, Bunte Blätter aus Karl Mays Leben, in: KMJB 1918, 65

30 Die in Klammern gesetzten Zahlen beziehen sich auf die Seiten der Freiburger Fehsenfeld-Ausgabe; die römische Ziffer gibt den jeweiligen Band der ›Old Surehand‹-Trilogie an.

31 In der ersten Wabble-Beschreibung bleiben die Haare - abgedeckt von einem Kopftuch ­ unerwähnt; Old Death ist gar völlig haarlos.

32 Wie Anm. 18

33 Bemerkenswerte Parallelen in der äußeren Erscheinung weist Wabble auch zum Zauberer des ›Großen Traums‹ im ›Silberlöwen‹ auf, von dem es heißt: Das Haar war weiß wie Schnee, der Blick spitz wie die Klinge eines Dolches (Karl May: Im Reiche des silbernen Löwen Band IV, Freiburg 1903, 316f.)

34 Noch eindrücklicher hat May diese »Last« in ›Am Jenseits‹ verschlüsselt, wo der ermordete Ben Abadilah an seinen Vater, El Ghani, angebunden wird.

35 L&S, 112

36 Geht man davon aus, daß Haare auch ein Sexualsymbol sind, könnte sich hier ebenso Mays Angst vor dem Verlust sexueller Potenz ausdrücken.

37 Ein ähnliches Schreckensbild finden wir in Mays Altersnovelle ›Bei den Aussätzigen‹; dort hat der Aussatz dem Scheik der Verstoßenen eine Hand weggefressen.

38 Hier werden deutliche Parallelen zu Marah Durimeh und Old Death sichtbar.

39 Es scheint uns kein Zufall zu sein, daß May in diesem Zusammenhang von einem achtjährigen Kind spricht; auch in anderen Werken verweisen achtjährige Kinder auf traumatische Erlebnisse Mays: acht Jahre alt sind die beiden Mädchen Sonnenscheinchen und Schamah, hinter denen sich möglicherweise Mays uneheliche Tochter Helene Ottilie Vogel verbirgt; acht Jahre alt ist ebenfalls der kleine Paul in der Dorfgeschichte ›Des Kindes Ruf‹, die geradezu als ein Psychogramm der verlorenen Mutterliebe Mays zu entschlüsseln ist.

40 Anhang des Reprints der Zeitungsfassung von ›Winnetou IV‹, Hamburg-Gelsenkirchen 1984, 285

41 Ergriffen von dieser Läuterung schrieb ein Pfarrer an May: »Nächstens, . . . wenn ich meine Gemeinde zur Beichte vorbereite, werde ich den Tod Ihres ›Old Wabble‹ auf die Kanzel bringen, wörtlich, um in meinen Pfarrkindern Reue und Leid zu erwecken.« In: Karl May, Der dankbare Leser. Materialien zur Karl-May-Forschung Bd. 1, Ubstadt 1974, 73f.

42 Jb-KMG 1970, Hamburg 1970, 110f.

43 s. Roland Schmid, Nachwort zu ›Old Surehand I‹, a.a.O., N11

44 L&S, 319




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