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GERT UEDING

»Howgh, ich habe gesprochen«
Beredsamkeit in der Fremde: Mays Rhetorik*

Meiner Tochter Rahel



Rhetorik bei Karl May: man braucht wahrhaftig nicht lange danach zu suchen. Es genügt, einen beliebigen Band aufzuschlagen, und sofort gerät man mitten in ein Bekehrungsgespräch, eine Verteidigungs- oder Anklagerede, da wird beraten und überredet, schwadroniert und palavert, appelliert und verhandelt, da wird im Salon konversiert und am Lagerfeuer geprahlt, vor Gericht gestritten und im Blockhaus genüßlich von Abenteuern erzählt. Keine Redegattung, die fehlte: orientalisch drapierte Gerichtsreden, Beratungsreden unter Stammesältesten oder Westmännern, feierliche Festansprachen und rührende Predigten, Kriegsreden und Friedensverhandlungen – für jede Kategorie gibt es Beispiele genug, und man könnte ein Lehrbuch allein mit ihnen illustrieren, ohne eine Lücke lassen zu müssen. Es ist zum Erstaunen, daß der durchgängig rhetorische Charakter von Mays Romanen nur selten überhaupt beachtet und nie mehr als am Rande einmal bedacht wurde.

   Denn Rhetorik beherrscht nicht nur die Binnenkonstruktion der Erzählungen, die sich in Rede und Gegenrede entwickeln; ein großer Teil des Werks ist mit ausdrücklich persuasivem Vorsatz geschrieben, das heißt: sein Autor hat damit Überzeugungsabsichten verbunden, die über Spannung und Unterhaltung hinausgehen, diese vielmehr als Mittel zu weiterführenden Zwecken benutzen. Ohne sich zu scheuen, hat er das Karl May-Problem als Menschheitsproblem identifiziert,(1) hat seinen Reise-Erzählungen einen pädagogischen Plan einschreiben wollen, mit dessen Hilfe der Leser zur Erkenntnis des Edelmenschentums gelangen(2) sollte, und schon für die Winnetou-Bände hat er 1892 die Absicht formuliert, ein Denkmal der rothen Rasse zu setzen, dessen Platz er sich in einem Kiosk der Ausstellung zu Chicago(3) wünschte. Im Vorwort des ersten Fehsenfeld-Bandes der ›Winnetou‹-Trilogie spricht er es dann offen aus, daß er mit der Erzählung seine Leser zu einem gerechte(n) Urteil über die Indianer veranlassen wolle.(4)

   Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang auch an den Journalisten und Zeitschriftenredakteur May, der auf seine Leser einwirken,

* Vortrag, gehalten am 14. 10. 1995 auf der 13. Tagung der Karl-May-Gesellschaft in Bad Segeberg.


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ihre Moral verbessern, ihr Wissen vermehren wollte und zum Beispiel ›Geographische Predigten‹ schrieb, in denen schon der Leitgedanke einer stufenweisen Erziehung des Menschengeschlechts aufgegriffen und in gottesdienstliche Rede verkleidet erscheint. Bereits nach solchen Vorüberlegungen läßt sich die These formulieren, daß Frühwerk und Spätwerk unter der Perspektive ihrer Wirkungsintentionalität eng aneinanderrücken, und wenn ich auch nicht so weit wie mancher Interpret gehen und May zu einer Art literarischem Wanderprediger durch die von ihm geschaffene Kolportagewelt machen möchte, kann man doch auch in seinem Fall von oratorischen Feldzügen reden, ob er sie nun im Interesse der untergehenden Indianervölker oder zur Verbreitung seiner universalen Friedensidee führte. Die Ausrüstung dafür nahm er sich, wo er sie finden konnte, wenn sie nur die nötige Wirksamkeit versprach – auch bei der Kanzelberedsamkeit natürlich, zu der er gleichsam eine angestammte Affinität besaß. Deren Quellen kann ich hier nicht erschöpfend tief sondieren, doch hat es mich bei der Vorbereitung meines Themas auch erstaunt, wie gering unsere Kenntnisse über den Inhalt der geistigen und beruflichen Ausbildung Karl Mays geblieben sind.

   Gewiß: da ist die sagenhafte Großmutter, die dem blinden Enkel nicht nur Märchen, sondern sicher ebenso manch christlich-erbauliche Legende vorlas oder erzählte, und in der Autobiographie bemüht Karl May sich, auch seine Eltern als ursprünglich tief religiös(5) hinzustellen. Die inneren Dissonanzen zwischen seinem Religionsunterricht bei Pfarrer Schmidt und den Stunden bei seinem aufgeklärten Lehrer, dem Rektor Julius Fickelscherer, macht er für gewisse Begriffsverwirrungen verantwortlich, die sich alsbald seiner bemächtigten – mit den unglückseligen Folgen, von denen die Geschichte seines jugendlichen Lebens Zeugnis ablegen wird. Ähnlich verhält es sich mit der Rolle des Katecheten Johannes Kochta und des katholischen Pfarrers im Zuchthaus Waldheim, denen er seine Umkehr und die Rückgewinnung des christlichen Glaubens verdanken möchte.

   Es ist schon gelegentlich darauf hingewiesen worden, daß Mays Selbstlebensbeschreibung von ihm ausdrücklich als Rechtfertigung und Beichte angelegt ist, und sowohl für die Prozesse, die er führen, wie in den Pressekampagnen, die er erdulden mußte, wollte er sich auf diesem literarischen Wege Entlastung verschaffen. Seine Autobiographie ist eine Parteischrift – besser: eine Gerichtsrede, die nicht nur die Funktion hat, vor den wirklichen Tribunalen, etwa dem des Landgerichts in Berlin oder der von gewissenlosen Enthüllungsjournalisten aufgehetzten Öffentlichkeit, sondern auch vor der Mahlstätte seiner inneren Gerichtsbarkeit eine Lossprechung zu erreichen. Es gibt wohl kaum einen der für die Gerichtsrede entwickelten Topoi (Beweisfundstätten), kaum eine Statusfrage (das heißt Frage um den Streitstand,


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der zur Entscheidung steht), die Karl May unberücksichtigt ließe. Autobiographie und parteiliche ›narratio a persona‹, die Lebenserzählung vor Gericht, hängen auch genetisch eng zusammen, und die wichtigsten Topoi der Lebensbeschreibung wie Aufrichtigkeit oder Zeugenschaft plakatieren ihre Herkunft aus der juristischen Rhetorik ja auch überdeutlich.

   Doch möchte ich mich nicht in die rhetorische Analyse von Mays autobiographischen Schriften versenken, so ergiebig sie wäre, denn sie sind das Produkt einer Bildung, die zu Mays Zeit zwar nicht mehr an den Universitäten, aber doch an den darunter rangierenden Erziehungsinstitutionen immer noch selbstverständlich war. Wir alle kennen Mays Klagen über seine unzureichende Ausbildung, wissen, daß er sich das ihm jeweils nötige Faktenmaterial für seine Schriftstellerei kurzfristig angeeignet hat und stets bedacht war, die Lücken seiner Geisteskultur – etwa durch eine äußerlich beeindruckende Bibliothek – zu vertuschen; Ernst Bloch hat in solch mangelhafter Ausbildung sogar den Hauptgrund dafür gesehen, daß aus dem verwirrten Proletarier May nicht der größte deutsche Erzähler werden konnte.

   Indessen muß man vermuten, daß Karl May auch in diesem Punkt seiner Vergangenheit nicht ganz gerecht wurde oder auch nur jenem allgemeinen Ungenügen Raum gab, dem jeder Denkende schon einmal verfallen ist, wenn er – und sei es sokratischen – Gerichtstag über sein Wissen hielt. Mays Prosa ist in einem wesentlichen, doch ganz unverächtlichen Sinne die Prosa eines Elementar- oder Volksschullehrers. Viel zu bereitwillig haben wir uns alle bislang auf das abschreckende Bild einschwören lassen, das unser Autor später von seiner Ausbildung entworfen hat:

Ich wußte viel mehr als meine Mitschüler. Das darf ich sagen, ohne in den Verdacht der Prahlerei zu fallen. Denn was ich wußte, das war eben nichts weiter als nur Wust, eine regellose, ungeordnete Anhäufung von Wissensstoff ... Die Andern, meist Lehrersöhne, hatten zwar nicht so viel gelernt, aber das, was sie gelernt hatten, lag wohlaufgespeichert und wohlgeordnet in den Kammern ihres Gedächtnisses, stets bereit, benutzt zu werden. Ich fühlte, daß ich gegen sie sehr im Nachteil stand, und sträubte mich doch, dies mir und ihnen einzugestehen. ... Und dabei gab es einen Gegensatz, der sich absolut nicht beseitigen lassen wollte. Nämlich den Gegensatz zwischen meiner außerordentlich fruchtbaren Phantasie und der Trockenheit und absoluten Poesielosigkeit des hiesigen Unterrichtes. Ich war damals noch viel zu jung, als daß ich eingesehen hätte, woher diese Trockenheit kam. Man lehrte nämlich weniger das, was zu lernen war, als vielmehr die Art und Weise, in der man zu lernen hatte. Man lehrte uns das Lernen. Hatten wir das begriffen, so war das Fernere leicht. Man gab uns lauter Knochen; daher die geradezu schmerzende Trockenheit des Unterrichtes. Aber aus diesen Knochen fügte man die Skelette der einzelnen Wissenschaften zusammen, deren Fleisch dann später hinzuzufügen war.(6)


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In diesem Ton geht es bekanntlich weiter, nicht nur von der Trockenheit, auch von der Seelenlosigkeit des Seminarunterrichts ist die Schmährede, von der psychologischen Ahnungslosigkeit der Lehrer und der mechanischen Methodik des Paukens, von dem Primat der Religions-, Bibel- und Gesangbuchslehre(7) und den täglichen Andachtsübungen. Der Unterricht war kalt, streng, hart. Es fehlte ihm jede Spur von Poesie. Anstatt zu beglücken, zu begeistern, stieß er ab.(8) Das ist durchaus glaubhaft und doch zugleich eine Ansammlung von Allgemeinplätzen, wie sie sich in den einschlägigen Schul- und Universitäts-Lamentationen aller Epochen immer wieder finden, und wenn ich meine Töchter heute manchmal über ihre Lehrer klagen höre, klingt das mit anderen Worten doch nicht viel anders. Der Sachverhalt selber sieht aber auch in unserem Fall nicht ganz so schlimm aus.

   In den Jahren, in denen Karl May das Volksschullehrerseminar besuchte, gab es in der Lehrerausbildung der deutschen Staaten zwar einen einschneidenden und höchst restriktiven Umbruch, der aber unterschiedlich ausfiel. Preußen ging mit seinen Regulativen von 1854 voran, vereinfachte und reduzierte die Zahl der Schulfächer, verstärkte die ideologische Ertüchtigung auf Kosten der Allgemeinbildung, Religions- und Gesangsunterricht treten in den Mittelpunkt, die einklassige Landschule wurde vor der mehrklassigen Stadtschule zur Regelschule, Ausbildungsziele waren, wie es in einem Erlaß hieß, »fromme, treue, verständige, dem Leben des Volkes nahestehende Lehrer, die sich in Selbstverleugnung und um Gottes willen der heranwachsenden Jugend in Liebe anzunehmen Lust, Beruf und Befähigung haben.«(9) Kein Zweifel, die Ereignisse des Jahres 1848 warfen ihre Schatten auch in die Schulstuben, wo bislang, so Friedrich Wilhelm IV., »Afterbildung«, »irreligiöse (...) Menschenweisheit«(10) und »verderbliche (...) Vielleserei«(11) geübt, aber der »Glaube (...) und die Treue in dem Gemüthe Meiner Unterthanen ausgerottet«(12) wurde. Daß bessere Bildung breiter Volksschichten als staatsgefährdend eingestuft wurde, verwundert nicht – verwirrender indessen muß es wirken, daß sich May diese »patriarchalisch-frömmelnden« Regulative, so Eduard Sprangers offene Worte,(13) ersichtlich zu eigen gemacht hat und sie noch zu einer Zeit vorträgt, nämlich zu Beginn unseres Jahrhunderts, als die Volksschulpädagogik sich zum Glück von jenen restaurativen Rückschlägen der fünfziger Jahre längst erholt hatte. Gemüt, Seele, Wärme, Versöhnlichkeit, moralisch-religiöse Orientierung: diese restaurativen Leitideen der feudalen Kultusbürokratie sind auch die Qualitäten, die May im Lehrerseminar (wie er sich zu erinnern meint) vermißt hat, und wirklich – ich denke zu seinem Glück – hinkte die Entwicklung in Sachsen hinter der preußischen und derjenigen der meisten anderen deutschen Ländern her. Erst 1859 nämlich trat die neue Ordnung der Schullehrerseminare in Sachsen in Kraft, zu einer


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Zeit also, in der May den größeren Teil seiner Ausbildung hinter sich hatte.

   Diese neue Lehrerordnung nahm den sächsischen Seminaren ihren im Vergleich mit den anderen deutschen Staaten vorbildlichen Studiengang, beseitigte den selbständigen Unterricht in der lateinischen Sprache, in Logik, Psychologie und deutscher Literatur, in dem die aufklärerischen Bildungsinhalte weitergelebt hatten. Denn diese Fächer waren auf die sprachliche und logische Schulung konzentriert, umfaßten also das, was man früher (und heute wieder) rhetorische Argumentation nannte und nennt. Viele Lehrbücher wie K. A. Wagners ›Aufgaben zu schriftlichen Aufsätzen‹ (1834), G. A. Winters ›Stilistisches Aufgabenmagazin‹ (1837) oder G. F. Dinters ›Gedächtnisübungen zur Nahrung, für Verstand und Herz der Kinder‹ (1811) tradieren wenigstens Schwundformen rhetorischer Überlieferung, so die Figurenlehre, Dispositionsverfahren oder Mnemotechniken. Auch im Leseunterricht mit seinem Ziel nicht nur des korrekten, sondern auch des rhythmisch-melodiösen Vortrags finden sich Elemente der einstmals ›lectio‹, Lese-Übung, genannten rhetorischen Schulung wieder. Wir Heutigen können kaum noch ermessen, welchen Einfluß schließlich Fibel, Lesebuch und Heilige Schrift, die wichtigsten Lehrbücher für die Sprech-, Rede- und Schreiberziehung, auf Lehrer und Schüler gleichermaßen ausübten. Die ständigen Wiederholungen der Texte, also der Fabeln, Rätsel, Märchen, Ortssagen und Legenden, in Schrift und Vortrag, die Konzentration auf einen immer gleichen Kanon klassischer Autoren (der erst durch die Schulreform Ende der fünfziger Jahre reduziert oder abgeschafft wurde, weil die deutschen Klassiker den Kultusbürokraten zu subversiv-aufklärerisch erschienen), die Autorität des Gesangunterrichts mit seinem stets gleichbleibenden Liederschatz – dieser von vielen Schülern zwar als Drill empfundene Lehrplan schuf dennoch ein festes und vertrauenswürdiges Fundament an Kenntnissen und kulturellen Techniken, das um so fester (auch starrer) gefügt war, je weniger es durch eine Zusatzausbildung oder die spätere berufliche Praxis irritiert, ergänzt oder modifiziert werden konnte. Das Charakterbild Karl Mays, um endlich wieder des näheren auf ihn zu sprechen zu kommen, seine geistige Prägung und literarische Ausrichtung, sein schriftstellerisches Selbstverständnis und das so vielfältige wie unklare Gestöber seiner Bildung, der Widerspruch zwischen Aufklärung und religiösem Irrationalismus, schließlich seine persönliche Anziehungskraft und Widrigkeit haben alle ihre Wurzeln in seiner Schüler- und Lehrerausbildung. Beides, den Ludergeruch des Paukers, der immer alles besser weiß und jeden Zuhörer oder Leser in die enge Schulbank von dazumal drückt, und die ›imago‹ des geliebten und verehrten Pädagogen, der seinen Schülern das Leben aufschließt, also das Doppelbild eines pädagogischen Dr. Jekyll und Mr. Hyde, ist May nie-


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mals losgeworden, und man kann es, denke ich, auch in seiner heutigen Rezeption noch spüren.

   Es lohnt sich, unter diesem Gesichtspunkt auch seine literarische Leistung zu mustern. Daß nach volkspädagogischer Übereinkunft für die Lesestücke die dramatische Form zu bevorzugen sei (weil für Wechselreden so tauglich), daß einfache Lebensgeschichten mit Vorbildwirkung und volkstümliche Dichtung im Stoffplan dominieren und die ausgewählten Geschichten religiöse und sittliche Gefühle wecken sollen, daß schließlich mit religiöser Naturbetrachtung, christlicher Religionsgeschichte und dem Katechismus eine feste Trias von Lehrgegenständen sich ergab – diesen Überzeugungen und den mit ihnen verbundenen ästhetischen und didaktischen Grundsätzen ist auch der Schriftsteller May treu geblieben. Noch seine oftmals so anstößig in Szene gesetzte Vielwisserei, die umfassende Bildung, die er seinen Spiegelfiguren Old Shatterhand oder Kara Ben Nemsi zuschreibt, verraten als wahren Urheber den Volksschullehrer, der sich im Gesangbuch ebenso auskennt wie im Erdkundeatlas, für Sprach- und Sachunterricht gleichermaßen präpariert sein muß und also vom Kopfrechnen bis zur Bürgerkunde, von der Naturgeschichte bis zur Vaterlandslehre, vom Zeichnen bis zur Weltgeschichte, von der Bibelkunde bis zur Rechtschreibung alle wichtigen Grundeinsichten in die vielfältigen Bereiche des Lebens und der Welt zu vermitteln hatte. Da mögen auch das Bierbrauen und die Kriegstechnik, medizinische Therapie und Landvermessung als leicht assoziierbare Fertigkeiten erscheinen.

   Man muß es wohl als historische Kuriosität sehen, die denn auch mit der Akademisierung der Volksschullehrerausbildung Anfang des 20. Jahrhunderts zu Ende ging, daß dieser Typus des Volksschullehrers recht genau mit dem überlieferten klassischen Bilde des Rhetors übereinstimmt. Dessen Bildungsprogramm hatte Cicero für fast zweitausend Jahre mustergültig entworfen, und es lohnt sich, ihn unter dieser Perspektive noch einmal zu hören:

Es ist nämlich nötig, daß man sich eine umfassende Sachkenntnis aneigne, ohne welche die Geläufigkeit der Worte nichtig und lächerlich ist, daß man den Vortrag selbst nicht allein durch die Wahl, sondern auch durch die Anordnung der Worte passend gestalte, daß man alle Gemütsbewegungen, welche die Natur dem Menschengeschlecht erteilt hat, gründlich erforsche, weil die ganze Kraft und Kunst der Rede sich in der Beruhigung oder Aufregung der Gemüter unserer Zuhörer zeigen muß.(14)

Und wenige Abschnitte später setzt er, nur etwas einschränkend, hinzu:

Und nach meiner Ansicht wenigstens wird niemand ein in jeder Hinsicht vollkommener Redner sein können, wenn er sich nicht Kenntnisse von allen wichtigen Gegenständen und Wissenschaften angeeignet hat. Denn aus der Erkenntnis der Sachen muß die Rede erblühen und hervorströmen. Hat der Redner die Sachen nicht gründlich erfaßt und erkannt, so ist sein Vortrag nur ein leeres und ich


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möchte sagen kindisches Gerede. Nicht jedoch will ich den Rednern, zumal den unsrigen, deren Zeit von den Geschäften des Staatslebens so sehr in Anspruch genommen wird, eine so große Last aufbürden, daß ich ihnen nicht vergönnen sollte, einiges nicht zu wissen; wiewohl der Begriff des Redners und sein Beruf, selbst gut reden, das auf sich zu nehmen und zu verheißen scheint, daß er über jeden Gegenstand, der ihm vorgelegt wird, mit Geschmack und Fülle reden könne.(15)

Daß der Redner darüber hinaus eine sittlich gefestigte Persönlichkeit sein soll, gehört zu den von Cicero andernorts ebenfalls breit erörterten ethischen Voraussetzungen.

   Mit diesen knappen Hinweisen mag es genügen; sie machen deutlich, daß – über die Lehrbücher – nicht nur Bestandteile der rhetorischen ›techne‹ in die Lehrerausbildung übernommen wurden, wie May sie noch mitmachte, sondern daß deren Bildungsnormen selber auch strukturell mit rhetorischen Leitbildern zumindest harmonierten, wenn sie nicht sogar historisch auf ihnen aufgetragen sind – aber das ist noch ein weißer Fleck in der Forschung. Für uns reicht es zu wissen, wie die Wege beschaffen waren, auf denen Karl May, der Proletariersohn aus dem Webermilieu, mit der Rhetorik in Theorie und Praxis in Berührung kam, obwohl ihre wissenschaftliche und öffentliche Geltung geschwunden war. Ich meine, man kann die Erkenntnis Dieter Breuers, daß die Gymnasien des 19. Jahrhunderts Residuen für eine »insgesamt noch intakte rhetorische Praxis«(16) waren, mit gewissen Modifikationen auf den Bereich der Lehrerseminare übertragen, die dafür sorgten, daß diese rhetorische Praxis in elementarer Reduktion auch in die Volksschulen Eingang fand. Bleibt zu fragen, wie Karl May sie nun in einem anderen als dem zunächst angestrebten, doch dann versperrten Berufe fruchtbar gemacht hat.

   Von dem pädagogischen Ethos, das den Schriftsteller May seit seinen Anfängen bewegte, war schon andeutungsweise die Rede, und es gehört auch längst zu den Allgemeinplätzen der May-Biographik. Ob im ›Wohlgemeinten Wort‹ von 1883 oder in der Autobiographie von 1910 – stets bezieht May seine literarische Wirkungsabsicht auf ein Programm der Volkserziehung. Die Literatur soll sich der Besserung des Lesers in Denken, Reden und Handeln widmen; als eine der Hauptaufgaben des Romanschriftstellers sieht schon der Autor des ›Neuen deutschen Reichsboten‹ die Pflicht, den sittlichen Gehalt seiner Personen genau abzuwägen, damit die Beispiele des Guten ... als Vorbilder und die Beispiele des Bösen zur Abschreckung dienen können.(17) In der späten Selbstrechtfertigung werden diese Gedanken einerseits hochgestochener in das idealistische Konzept einer Erziehung zum Edelmenschen eingepaßt, andererseits aber ganz wirkungsästhetisch und pragmatisch – also rhetorisch! – in ein Erzählprogramm überführt:


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Ich bin so kühn, zu behaupten, daß wir uns nicht die vorhandenen Musterbücher, sondern den vorhandenen Schund zum Muster zu nehmen haben, wenn wir erreichen wollen, was die wahren Freunde des Volkes zu erreichen streben. Schreiben wir nicht wie die Langweiligen, die man nicht liest, sondern schreiben wir wie die Schundschriftsteller, die es verstehen, Hunderttausende und Millionen Abonnenten zu machen! Aber unsere Sujets sollen edel sein, so edel, wie unsere Zwecke und Ziele. Schreibt für die große Seele! Schreibt nicht für die kleinen Geisterlein, für die Ihr Eure Kraft verzettelt und verkrümelt, ohne daß sie es Euch danken. Denn gebt Ihr Euch noch so viel Mühe, ihren Beifall zu erringen, so behaupten sie doch, es besser zu können als Ihr, obgleich sie gar nichts können! Und schreibt nichts Kleines, wenigstens nichts irdisch Kleines. Sondern hebt Eure Augen empor zu den großen Zusammenhängen.(18)

Zweifellos ein geistiges Schmugglerprogramm, doch rhetorisch legitimiert. Die Wirkungsabsicht bestimmt die stilistischen Mittel, und weil das ›persuadere‹, die Überredung zur Überzeugung, sich immer nach dem Adressaten zu richten hat, ihm angemessen sein muß, wie es die rhetorische Lehre von ›aptum‹ und ›decorum‹ fordert, muß ein Schriftsteller, der auf sein Publikum einwirken will, auch dessen Sprache sprechen. Der Leser will von seiner eigenen Lage her gepackt sein, seinen Sehnsüchten und Rachewünschen Raum geben, und dies in Vorstellungen und Figuren, die ihm anschaulich und vertraut sind. Es gibt keine Erzählung, kein Gedicht, kein Stück Sachprosa, in dem Karl May den Boden seines rhetorischen Literaturprogramms verlassen hätte, und dieses Programm ist es auch (um den Gedanken hier schnell zu wiederholen), der die Einheit seines Werkes über alle Unterschiede der Kunstfertigkeit hinaus begründet. Ob Humoresken oder Lieferungsromane, Reiseerzählungen oder Symboldichtungen: in ihnen allen ist die idealische – um nicht zu sagen ideologische – Wirkungsabsicht beherrschend. Von Inhalt und Prägung her ändert sie sich in den Jahrzehnten nach 1860 kaum, und wenn, dann nur in Nebenaspekten; ich habe sie schon andernorts als eine Art Erlösungslehre gekennzeichnet, in der christliche Vorstellungen, humanistische Ideen und volkspädagogische Anschauungen wie in einem unklaren Gedankengestöber durcheinanderwirbeln, gerade deshalb für alle möglichen Hineinbildungen und Deutungen offen. Das ›Waldröschen‹ unterscheidet sich von ›Ardistan und Dschinnistan‹ nur im Adressatenbezug. Mit der Kolportage der »reißenden Märchen« (Ernst Bloch) hatte May es auf ein Publikum abgesehen, das dem seiner ersten Profession, des Volksschullehrer-Berufes, entsprach, auch wenn es in seiner Vorstellung erwachsen geworden war. Das allegorische Spätwerk griff höher, in die Etage des Bildungsbürgertums, suchte dort nach Anerkennung, weil sich sein Autor ihm längst zugehörig fühlte – allein, die literarischen Mittel hatten sich nicht wesentlich vermehrt; um aber dennoch der Angemessenheitsforderung Genüge zu tun, griff May verstärkt auf diejenigen Gattungen seiner Fibel- und Lesebuch-Erfahrung zurück, deren literarisches Ansehen ihm


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außer Frage dünkte, also auf Märchen und Legende, Gleichnis und Rätsel, auf jene pädagogische Exempel-Literatur, die man später als einfache Erzählformen gekennzeichnet hat. Auch die rhythmische, gar metrische Durchformung der Prosa darf man getrost als späten Reflex der melodisch-rhythmischen Vortragsübungen auffassen, die den Vorlesebetrieb des Elementarunterrichts beherrschten, sowie der Musik- und Gesangspädagogik, die eine so wichtige Rolle schon in den Lehrerseminaren spielten.

   Doch ich bin abgeschweift und möchte nun im zweiten Teil meiner Überlegungen endlich das Augenmerk auf die rhetorische Praxis in Karl Mays Werk richten; und zwar auf einen besonders augenfälligen Ausdruck dieser rednerischen Praxis, die der Rhetoriker ›sermocinatio‹ oder ›ethopoeia‹ nennt. Gemeint ist damit die Evokation fremder historischer oder erdichteter Personen in der Rede, indem der Redner direkt ihre Beredsamkeit nachahmt und dabei auch die charakteristische Redeweise imitiert. Das kann als fingierte Wiedergabe einer geschlossenen Rede, eines Selbstgesprächs oder eines Dialogs geschehen und gehört zu den wichtigsten, weil anschaulichen und unmittelbar wirkungsvollen Techniken des Redners vor Gericht, vor der Volks- oder Festversammlung; man weiß, welch virtuosen Gebrauch nicht bloß Dramatiker und Romanciers, sondern auch die Geschichtsschreiber von Thukydides bis Schiller davon machten. Das ›Wohlgemeinte Wort‹ Mays, das ich zuvor zitiert habe, legte schon das Hauptgewicht auf die Personen als den eigentlichen Agenten der sittlichen Wirkungsabsicht eines Volksschriftstellers, als welchen May ja nicht einen Autor versteht, der bloß fürs Volk, also das breite Lesepublikum etwa, schreibt, sondern damit zugleich als sein Lehrer handelt. Pointiert gesagt: ein Volksschriftsteller ist ein Volksschullehrer mit anderen Mitteln und mit der ganzen Nation als gleichsam einklassiger, doch gigantischer Zwergschule.

   Das ist zwar ironisch, doch mit Respekt gesagt, denn was May aus dieser Situation gemacht hat, die er nicht gewählt, in die er hineingebannt war wie ein Kind in den verzauberten Wald, erfordert unsere ganze Hochachtung – sie noch ein Stück zu vermehren, habe ich mir schließlich heute vorgesetzt. Da für ihn die Personen als abschreckende oder vorbildliche Leitfiguren seiner rhetorischen Wirkungsabsicht eine so außerordentliche Rolle spielen, hat er auf ihre Erfindung und Verfertigung auch besondere Sorgfalt verwandt; damit meine ich, daß er ihre Rollen sich und seinen Wünschen möglichst nahtlos auf die Haut gepaßt hat.

   Denn eben darin besteht die Kunst des Redners bei dieser Technik der Rede-Imitation, daß er möglichst restlos in die Haut des anderen, den er vor den Augen seines Publikums erstehen lassen will, schlüpft. So verschwand Thukydides hinter Perikles und Schiller hinter Wallen-


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stein, und jeder redete mit dem Munde des anderen. Wo und wie Karl May sich diese rhetorische Technik angeeignet hat, ob durch die Lektüre der alten Autoren oder gar mit einer seiner Stillehren (denn die ›sermocinatio‹, die Rede-Nachahmung, ist als rhetorische Gedankenfigur in den Lehrbüchern systematisiert), wird sich wohl nie vollständig aufklären lassen. Schließlich gab es noch zahlreiche andere Vermittlungsglieder in der erzählenden und dramatischen Literatur seit Homer und Aischylos und bis zu Schnabel, Knigge und Vulpius im 18. Jahrhundert, das den Roman als bürgerliche Epopöe aus rhetorischem Geist neu begründete. Am wahrscheinlichsten kommt es mir vor, daß May sich seine Kenntnisse durch ›imitatio‹, die wichtigste didaktische Methode der rhetorischen Erziehung seit Cicero und Quintilian, angeeignet und die rhetorischen Techniken auf diese Weise nicht primär theoretisch, sondern in der eigenen Übung selber gelernt hat. Wie mustergültig und zugleich vielfältig die fingierte Beredsamkeit von ihm in Roman-Szene gesetzt wird, wie dabei die rhetorischen Prinzipien merklich und nicht nur merklich, sondern leitend bleiben, wie schließlich in diesen Reden die rhetorische Debatte des 19. Jahrhunderts in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit aufgenommen und für die eigenen Wirkungsabsichten fruchtbar gemacht wird, das möchte ich, ohne Vollständigkeit anzustreben, aus einigen Beispielen herauspräparieren.

   Das erste Beispiel liefert die Mahdi-Trilogie, und zwar ihr dritter Band. Es gibt da eine höchst amüsante, doch zugleich vertrackte Stelle, welche die Vereinigung der beiden Heere der Bor und der Gohk schildert und mit der Berufung des Ich-Erzählers zum Oberbefehlshaber ihren Höhepunkt erreicht. Diese Wahl fällt in Folge der rednerischen Leistung unseres Helden, der nach den so expressiven wie dynamisch vielgestaltigen Reden der beiden Häuptlinge und der dürren, daher wirkungslosen Ansprache des Reïs Effendina auf die Aufforderung seines schwarzen Adjutanten hin das Wort ergreift:

Ich, eine Rede! Dieser Gedanke war ganz vortrefflich. Ja, die Gohk sollten eine Rede hören! Je toller, desto besser; denn je unsinniger ich mich gebärdete, desto tiefern Eindruck mußte ich hervorbringen. Ich trieb also meinen Ochsen, ohne lange zu überlegen, zum raschesten Laufe an, jagte zehn-, zwanzigmal um den Anführer der Gohk herum und stieß dabei das wilde, schrille Kriegsgeheul der Komantschen und Apatschen aus, welches ich in Amerika so oft gehört hatte, sprang aus dem Sattel, ließ dann den Ochsen laufen, wohin er wollte und blieb vor dem ganz entzückt beobachtenden schwarzen Anführer stehen, schlug die Arme empor und begann mit weithin schallender Donnerstimme: »Festgemauert in der Erden / Steht die Form aus Lehm gebrannt. / Heute muß die Glocke werden; / Frisch, Gesellen, seid zur Hand!« So deklamierte, oder vielmehr schrie ich weiter, das ganze, lange Lied von der Glocke, bis zum Schlusse. ...

   Ich blieb während der Deklamation keineswegs stehen, sondern ich sprang hin und her, warf bald das eine, bald das andere Bein empor, kauerte mich nieder, schnellte wieder auf, drehte mich wie ein Kreisel um mich selbst, raffte, als ich die


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letzten Zeilen »Freude dieser Stadt bedeute; Friede sei ihr erst Geläute« in das Weltall hineingeschrieen hatte, mein Gewehr wieder auf, rannte zu meinem Ochsen, welcher unfern stehen geblieben war, sprang auf seinen Rücken und jagte ihn, das vorhin erwähnte Kriegsgeheul wieder ausstoßend in wildem Laufe zwischen den beiden einander gegenüberstehenden Parteien einige Male hin und her, worauf ich endlich wieder an meinen erst eingenommenen Platz zurückkehrte.

   Was nun erfolgte, ist ganz unbeschreiblich. Erst tiefe, lautlose Stille; dann heulte mein geistesgegenwärtiger, schwarzer Adjutant mir zu. Das brachte die Stimmen aller gegenwärtigen Schwarzen, Braunen, Gelben und Weißen in Aufruhr.(19)

Nachdem sich die Begeisterung gelegt hat, nähert sich einer der beiden Häuptlinge. »Du bläsest deine Feinde von dir wie Staub,« – heißt es da wörtlich weiter –

»und niemand kann dich je besiegen. Auch hörte und sah ich dich sprechen, wie ich noch keinen reden sah und hörte. Wer deine Stimme hört, wird wie von Merissah [Anm. Mays: Gegorenes Getränk] begeistert, und die Bewegungen deiner Arme und Beine zeugen von der Wahrheit deiner Worte. Sollte je ein Mensch deinem Messer widerstehen, so wirst du ihn durch deine Rede besiegen.«(20)

Das scheint wie eine komödiantische Veranstaltung und verrät doch viel mehr. In dem Gespräch zwischen dem verärgerten Reïs Effendina und dem Ich-Erzähler kommt einiges davon an die Oberfläche. Dem Vorwurf, durch seine Tollheiten(21) das Ansehen der Regierung aufs Spiel gesetzt zu haben, widerspricht der Protagonist entschieden, denn nicht der Vizekönig oder einer seiner Vertreter sei sein Adressat gewesen, sondern die Gohk: »So sind sie es, welche zu entscheiden haben. Es fragt sich, wessen Rede nicht uns beiden, sondern ihnen besser gefallen hat.«(22) Es ist fast, als hörten wir Aristoteles seine rhetorische Grundregel dozieren, welche lautet: »Allein der Zuhörer ist richtunggebend.« Wenn der Redner nun, wie in unserem fiktiven Falle, ein exotisch-fremdes Publikum vor Augen hat, gebietet ihm die Angemessenheitsforderung, sich auf die neue Redesituation einzustellen und, da er wirken will, den Bedürfnissen, das heißt der Kultur, Religion und den politischen Prägungen, seiner Hörer Rechnung zu tragen. Wir erinnern uns, daß eben dies die Hauptregel des weltreisenden Helden in allen Erzählungen Mays ist und daß er diesem ›Sich-Einlassen‹ auf die fremden Verhälnisse seine Erfolge verdankt – ob vor dem Hammelgericht eines arabischen Scheichs oder in der Runde indianischer Häuptlinge.

   Doch betrachten wir seine Rede-Exhibition noch etwas genauer, so verdankt sich ihr Erfolg nicht der geschickten rhetorischen Argumentation – denn die gibt es nicht. Schillers Glocke tönt den Gohk – um Ciceros Worte zu gebrauchen – eigentlich nur wie leeres Gerede, doch dieses Defizit wird durch die äußeren Aspekte der Rededarbietung, durch die rhythmische und artikulatorische Übertreibung und durch die einfallsreiche szenische Aufführung (rhetorisch gesprochen durch ›pro-


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nuntiatio‹ und ›actio‹), aufgewogen. Auch sie ist auf die Adressaten abgestimmt und wirkt nur komisch im Kontext europäischer rhetorischer Konventionen. Das Essen ist aber auch hier der Beweis des Puddings, und der Erfolg gibt dem Redner recht.

   Doch wie ist solcher Effekt möglich, was verbirgt sich hinter dieser Performance? Der Zynismus des Europäers gegenüber den unzivilisierten Wilden (die aber schließlich, wie sich zeigt, doch die richtige Wahl getroffen haben)? Die Skepsis des Autors gegenüber der Beredsamkeit, ihre sozusagen kantische Verurteilung als eine Lügen- und Schmeichelkunst, die nur mit äußerem Scheine blendet und daher keiner Achtung würdig sei? Doch dafür steht diese Szene in einem viel zu engen Kontext mit der Sendung seines Helden, der durch seine Darbietung auch seine Tauglichkeit zur Lösung der ihm gestellten Aufgabe vorgreifend unter Beweis gestellt hat. Denn nach dem von mir schon zitierten Satz: »Sollte je ein Mensch deinem Messer widerstehen, so wirst du ihn durch deine Rede besiegen«, fährt der Häuptling wörtlich fort: »Darum bist nur du der Mann, der uns zu retten vermag. Ibn Asl ist der größte Teufel unter den Sklavenjägern, und seine Leute sind wie böse Geister, vor denen es keine Rettung giebt.«(23) Ganz buchstäblich wird so die Rede zur Rüstung des Retters und Erlösers, ist neben Henrystutzen und Bärentöter die dritte Geheimwaffe des Helden, die die beiden anderen oftmals an Wirkung übertrifft. Die Qualifikation durch den Gohk-Häuptling schließt sich an ein Leitmotiv Mays an, auch wenn dadurch die Zweideutigkeit der zuvor erbrachten Redeleistung nicht ganz aufgehoben wird. Denn wo immer der Erzähler, ob als Kara Ben Nemsi oder Old Shatterhand, in Zwietracht oder Krieg hineingezogen wird, sucht er eine Lösung der Konflikte durch Verhandlung. »Deine Worte«, sagt der Häuptling der Utahs im ›Schatz im Silbersee‹ zu Old Shatterhand, »Deine Worte treffen gerade so genau wie deine Kugeln. Old Shatterhand ist nicht nur ein Held des Kampfes, sondern auch ein Meister der Rede.«(24) Das Beispiel steht für viele, und man kann Dutzende von anderen Beispielen nennen oder finden. Ich will nur eins noch in diesem Zusammenhang anführen, worin nämlich das Redetalent des Helden einmal aus mißgünstiger Perspektive gewürdigt wird. Old Shatterhand hat gerade dem rassistisch gesinnten alten Wabble eine Rede über die Gotteskindschaft aller Erdgeschöpfe gehalten, da entgegnet sein Gesprächspartner: »Zounds! Schade, jammerschade, daß Ihr ein Westmann geworden seid!« »Warum?« »Ihr wäret ein noch viel besserer Pfarrer und Kanzelredner geworden; th›is clear!«(25) Es wird nicht mehr sehr lange dauern, wie wir wissen, bis daß der Kanzelredner dem tödlich verwundeten ›König der Cowboys‹ in seiner letzten Stunde beisteht und durch seine geistliche Beredsamkeit die Umkehr des Sterbenden bewirkt, die niemand für möglich gehalten hätte.

   Wichtig ist diese Bemerkung Old Wabbles freilich noch aus einem an-


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deren Grunde; sie trifft sich nämlich durchaus mit dem Selbstverständnis des Helden, der damit auch gar nicht hinter dem Berge hält, sondern unversehens sogar zum offensichtlichen Sprachrohr des Autors wird. Als es um die Bestrafung der Tramps geht (immer noch in der ›Old Surehand‹-Geschichte), begründet der Ich-Erzähler sein Votum für diese Exekution:

Wer als Mensch sündigt, mag human bestraft werden; für die Unmenschen aber müßte neben dem Kerker auch der Stock vorhanden sein! Das ist die Meinung eines Mannes, der jeden nützlichen Käfer von der Straße aufhebt und dahin setzt, wo er nicht zertreten wird, eines Weltläufers, der überall, wohin er seinen Fuß setzte, bedacht war für den Nachruf: »er war ein guter Mensch«, und endlich eines Schriftstellers, der seine Werke nur in der  A b s i c h t  schreibt, ein  P r e d i g e r  d e r  e w i g e n  L i e b e  zu sein und das Ebenbild Gottes im Menschen nachzuweisen! Also Prügel für die Tramps! Ich gestehe, daß es mir widerstrebte, zumal ich Partei war; aber es gab nichts anderes, und sie hatten sie verdient.(26)

Im übrigen redet hier nicht nur der Prediger, sondern auch der Magister als Zuchtmeister seiner Schüler.

   Man kann schon aus diesen wenigen Zeugnissen heraushören, worauf es Karl May bei der Ausstaffierung seiner Spiegelfigur neben Klugheit, Tapferkeit und Güte noch besonders ankam, ihn nämlich mit den Worten der klassischen Rhetorik als einen ›vir bonus dicendi peritus‹, einen guten Menschen, der mit der Kraft der Rede begabt ist, auszuzeichnen. Seine größten Erfolge verdankt er immer seiner Beredsamkeit, und die stereotypen Demonstrationen mit Henrystutzen oder Bärentöter, die Kunststücke zu Pferde oder mit der namengebenden Faust haben die gleiche Funktion wie die ›signa‹, die Präsentation sinnlicher Zeichen, in der oratorischen Praxis: durch Evidenz, also Augenscheinlichkeit, die Überzeugungskraft der Rede zu unterstützen. Sehen wir uns ein einschlägiges Beispiel an. Im letzten Kapitel des ›Oelprinzen‹ stiftet Old Shatterhand zwischen Nijoras und Navajos Frieden, indem er eine höchst geschickt argumentierende Versammlungsrede, eine politische Rede also, hält, die bis in Einzelheiten der rhetorischen Theorie folgt: Einer Einleitung, die durch das Verständnis für die desperate Lage der indianischen Bevölkerung und die Verurteilung der weißen Kolonialisten Sympathie weckt und Aufmerksamkeit erregt (die ›captatio benevolentiae‹ und das ›attentum parare‹ der Rhetorik), folgt als ›narratio‹ die kurze Erzählung des Tatbestandes (die Verfeindung der beiden Stämme), an die sich die ausführliche ›argumentatio‹ anschließt: die Nijoras und Navajos sind »Kinder eines ... Volkes«,(27) der Apachen; wirkliche Gründe für den ausgebrochenen Streit weiß niemand mehr zu nennen; der Häuptling der Navajos ist ein Friedensfreund und soll seine Gesinnung nicht verleugnen, während der Häuptling der Nijoras in eine strategisch ungünstige Lage geraten ist, die Feindseligkeiten nicht zuläßt, so daß summa summarum nach den bis-


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herigen Geschehnissen die Parteien ziemlich gleich stehen und sich als zwingende Konsequenz der Friedensschluß ergibt. Die Rede endet mit den Sätzen: »Die Nijoras geben die Gefangenen heraus und die Navajos lösen die Umschlingung, in welcher sich die Nijoras befinden. Dann werden die Schlachtbeile eingegraben. Ich hoffe, daß meine Brüder auf diesen Vorschlag eingehen; darum thue ich das, was ihr jetzt sehen werdet.«(28) Womit die Rede ihren Höhepunkt erreicht hat und sofort in einen demonstrativen Akt, das Anzünden der Friedenspfeife als Signum und Siegel des Abschlusses, übergeht.

   Auch darin hält sich der Redner an die Regel, daß er den Zweck der ›peroratio‹, des Redeschlusses, vorführt: nämlich Entscheidung und Handlung zu initiieren. Sogar Vortrag und Inszenierung entsprechen den rhetorischen Anforderungen: zweimal, einmal zu Anfang und einmal in der Mitte, läßt der Redner eine Pause eintreten, um seine Worte wirken zu lassen;(29) auf die Ausrufe seines Publikums reagiert er, provoziert durch suggestive Unterstellungen die beiden verfeindeten Häuptlinge zur Zustimmung und macht reichlich vom Mittel der rhetorischen Frage Gebrauch. Eine genaue rhetorische Analyse, die hier aber nicht am Platz wäre, könnte zeigen, daß Karl May diese Rede auch mit allen zweckdienlichen Figuren und Tropen ausgestattet hat und daß er vor allem das Prinzip rhetorischer Argumentation virtuos zur Geltung bringt: durch den Bezug auf Sätze und Überzeugungen, über welche ein Konsens besteht, die strittigen Fragen zu entscheiden – also zum Beispiel das gemeinsame Band der Volkszugehörigkeit (metaphorisch verstärkt durch die Wendung Kinder eines Volkes) für die Aufhebung der jetzigen Kriegssituation sprechen läßt.

   Das mag genügen, vergleichbare Beispiele finden sich sowohl in allen Amerika-Erzählungen wie in den Orient-Romanen reichlich.(30) Neben die politische Rede tritt dabei immer wieder die Forensik, die juristische Argumentation: etwa wenn es darum geht, zu grausamen Strafen verurteilten Gefangenen das Los zu erleichtern oder – noch virtuoser – in den Szenen vor korrupten Richtern, wenn aus dem angeklagten Kara Ben Nemsi etwa plötzlich der Ankläger wird und aus den Anklägern Angeklagte: man weiß, welche traumatischen Erfahrungen unserem Autor neben einigem Lehrbuchwissen die nötigen Kenntnisse vermittelten. Ich könnte natürlich auch noch die großen Lehrgespräche anführen, die der Ich-Erzähler mit Winnetou oder Hadschi Halef Omar führt und die sich zumeist um religiöse Fragen drehen, oder die gleichsam sokratischen Sachdialoge, wenn die strittige Bedeutung einer Beobachtung oder eines Einfalls zur Debatte steht und Mays Wunschfigur auf dem Papier seinen zweifelnden Kameraden seine Überlegenheit demonstriert. Sowohl auf argumentativer Ebene als auch bei der stilistischen Realisierung erweist sich der Autor als guter Kenner rhetorischer Doktrinen und Konventionen. Sogar die wenigen ausgewählten


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Zeugnisse, die ich bisher angeführt habe, weisen dabei alle auf eine positive, bejahende Aufnahme der Tradition. Die menschliche Rede wird ganz ersichtlich von Karl May in seinen Erzählungen als ein Mittel ausgewiesen, das Handlung zu ersetzen vermag, oder, mit den Worten Blumenbergs, »ein Instrumentarium (, das ...) der Herstellung der Verständigung, Zustimmung oder Duldung«(31) dient. Ohne die Rhetorik wäre weder die menschliche Kultur entstanden, noch hätte die menschliche Gattung selber überlebt. – Eine solche anthropologische und geschichtsphilosophische Begründung und Auszeichnung der Rhetorik (mit welcher in der Antike bereits Aristoteles und Cicero vorangegangen waren) steht ersichtlich ebenfalls hinter der Konzeption Old Shatterhands bzw. Kara Ben Nemsis als eines Leitbildes der Handlung und Gewalt ersetzenden, zum Recht verhelfenden und die religiöse Wahrheit vermittelnden Beredsamkeit.

   Um so mehr muß es aber verwundern, daß Karl May dieser Überzeugung mit der rhetorischen Charakterisierung anderer seiner Traumfiguren augenscheinlich widerspricht. Ich will dabei nur die beiden wichtigsten näher betrachten: Winnetou und Hadschi Halef Omar. Um mit dem letzteren anzufangen, so zeigt May an ihm die rhetorische Kunstfertigkeit in einer eher zwielichtigen Beleuchtung. Denn wenn man Halef auch nicht auf die bloß komische Lustspielfigur des burlesken Dieners seines vornehmen Herrn reduzieren darf, erschöpft sich seine rhetorische Leistung in der Regel in blumiger Aufschneiderei, er wirkt wie ein Prahlhans und gerät durch unvorsichtige Plauderei denn auch immer wieder in prekäre Situationen. Alles in allem genommen stellt ihn sein Autor als Musterbeispiel der schmuckreichen orientalischen Beredsamkeit hin – eine Kostprobe mag für meine Zwecke reichen: nämlich Halefs Dankrede, nachdem ihm sein Herr zu einem angemessenen Hochzeitsgeschenk für ›Hanneh, die Blume der Frauen‹, verholfen hat:

»Sihdi, du bist der weiseste und beste Effendi, den Allah erschaffen hat. Deine Güte ist breiter als die Sahara, und deine Wohlthätigkeit länger als der Nil. Dein Vater war der berühmteste, und der Vater deines Vaters der erhabenste Mann unter allen Leuten im Königreiche Nemsistan. Deine Mutter war die schönste der Rosen, und die Mutter deiner Mutter die lieblichste Blume des Abendlandes. Deine Söhne mögen zahlreich sein, wie die Sterne am Himmel, deine Töchter wie der Sand in der Wüste, und die Kinder deiner Kinder zahllos wie die Tropfen des Meeres!«(32)

Wie der Autor diese Beredsamkeit verstanden wissen wollte, läßt sich nicht nur an den regelmäßigen Zurechtweisungen ablesen, mit denen der Herr seinen Diener, der sich selber zu seinem Beschützer aufspielt, in die Schranken zu weisen sucht, Halef selber wird im Roman ›Am Jenseits‹ zu der Einsicht gelangen, daß das, was ihm »in der Zunge oder in den Gliedern zuckt«, gebändigt, kultiviert werden muß, wenn er in Zukunft in den Büchern seines Herrn »als leuchtendes Vorbild reiflicher Ueberlegung und ernster Behutsamkeit ... glänzen«(33) will. Auch die Ha-


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lef eigentümliche Form der körperlichen Beredsamkeit wird vom Erzähler als lächerliche Veranstaltung geschildert, unbeschadet der Tatsache, daß schließlich er selber zu derartigen Exaltationen, wie vorhin zitiert, durchaus erfolgreich fähig sein kann:

Während der Unterhaltung war er [Halef] äußerst lebhaft; er wedelte mit den bügellosen Beinen, gestikulierte mit den dünnen, braunen Aermchen und versuchte, seinen Worten durch ein so lebhaftes Mienenspiel Nachdruck zu geben, daß ich alle Mühe hatte, ernst zu bleiben. ... »Sihdi, du bist klug und weise; du merkst gleich, was ich vergessen habe, und daher ist es jammerschade, daß du ein verfluchter Giaur bleiben willst. Aber ich schwöre es bei meinem Barte, daß ich dich bekehren werde, du magst wollen oder nicht!«

   Bei diesen Worten zog er seine Stirn in sechs drohende Falten, zupfte sich an den sieben Fasern seines Kinns, zerrte an den acht Spinnenfäden rechts und an den neun Partikeln links von seiner Nase, Summa Summarum Bart genannt, schlenkerte die Beine unternehmend in die Höhe und fuhr mit der freien andern Hand der Stute so kräftig in die Mähne, als sei sie der Teufel, dem ich entrissen werden sollte.(34)

Da sind wir beinahe bei dem Gegensatz zu jenem Begriff von Rhetorik, den Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi verkörpern und der auch das Selbstverständnis des Volksschrifstellers Karl May prägte. Allein, von »regellose(r) Eloquenz«(35) zu sprechen, wie Helmut Schmiedt das einmal sehr früh getan hat, führt wohl in die falsche Richtung, obgleich Halefs ornamentale Redeweise mit der sehr stark aristotelisch, also argumentationsrhetorisch geprägten Redekunst der arabischen Kultur nur wenige Berührungspunkte zeigt; einer davon ist das legitimierende Koran-Zitat, das schon Avicenna in seine Bearbeitung der rhetorischen Lehrschrift von Aristoteles eingeführt hatte.(36) Tatsächlich ist Mays Vorstellung von arabischer Beredsamkeit aus zwei Quellen abgezweigt: aus der Dichtung und aus der eigentümlichen Prägung der Rhetorik, die die Antike als Asianismus bezeichnet und als orientalische Weise des Redeschmucks zumeist kritisiert hat. Vielleicht kann man sogar das von Avicenna begründete Primat des Aristoteles in der arabischen Rhetorik-Theorie als späte Folge jener Debatte deuten, die Karl May fast, aber nur fast, als wäre sie noch lebendig, von seinen beiden Romanfiguren austragen läßt: die Debatte zwischen einer den Redeschmuck betonenden asianistischen und einer auf die rationale Argumentation konzentrierten attizistischen Rhetorenschule. Wobei Halefs Redekunst nicht etwa wirkungslos bleibt. Nach der vom Ich-Erzähler anderswo selber bis zur Exaltation gewährten Angemessenheitsregel entspricht sein, des Dieners, übertreibender Redestil in der Regel seinen Zuhörern, denen an wunderbaren und märchenhaften Geschichten mehr gelegen ist als am dürren Bericht. Zudem profitiert Kara Ben Nemsi nicht selten von den emotionalen Wirkungen, die die Helden-Historien seines Begleiters beim Publikum hinterlassen.


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Der ist sich auch der Überzeugungsfunktion seiner Übertreibungsrhetorik durchaus bewußt:

»Uebertreibungen? O, Sihdi, wie ist es mit deiner Erfahrenheit und Menschenkenntnis doch so schlecht bestellt! Der Mensch ist das einzige ungläubige Geschöpf, welches auf der Welt wohnt, denn Tiere, Pflanzen und Steine können nie ungläubig sein, was du aber gar nicht zu wissen scheinst. Und weil der Mensch den Unglauben ganz allein besitzt, so hat er davon eine so große Menge, daß sie gar nicht gezählt, gemessen und berechnet werden kann. Sagst du das Wort hundert, so wird man dir nur das Wort zwanzig glauben; hast du fünf Kinder, so traut man dir nur zwei zu, und behauptest du, alle zweiunddreißig Zähne zu besitzen, so läßt man dir nur zehn oder elf, zwischen denen sich einundzwanzig Chilahl [Anm. Mays: Zahnlücken] befinden. Darum wird ein kluger Mensch stets mehr sagen, als eigentlich richtig ist. Ich, der Besitzer eines einzigen Kindes, sage, daß ich zehn Knaben und zwanzig Mädchen habe; ich behaupte, sechsundneunzig Zähne zu besitzen, und das ist keine Lüge, denn ich weiß ja, daß man mir wenigstens drei Viertel davon abziehen wird. Ich sage keine Unwahrheit; ich übertreibe nicht, denn wenn ich sage, daß ich zwei Beine besitze, so glaubt man nur an eines, und ich muß also, wenn die Wahrheit getroffen werden soll, wenigstens von vieren sprechen. Allah mag deinen Geist erleuchten, daß du das, was ich dir jetzt gesagt habe, nach und nach verstehen lernst und mir ja nicht immer dreinredest, wenn ich von unsern Heldenthaten erzähle. Wenn du einen Wüstenfuchs geschossen hast, mußt du unbedingt einen Löwen daraus machen, weil man sonst annimmt, daß es nur eine Maus gewesen sei, und wenn ein Mensch im Flusse umgekommen ist, so muß ich erzählen, daß zehn Personen ertrunken seien, denn sonst behauptet man, daß überhaupt gar kein Wasser zum Ertrinken dagewesen sei. Nimm dir diese meine Worte zu Herzen, Sihdi! Laß dich mahnen, warnen und belehren! Ich kenne die Welt und die Menschen besser als du. Wenn du heiler Haut nach Persien und wieder zurückkommen willst, so sag stets mehr, viel mehr, als du eigentlich zu sagen hast. Allah jesellimak – Gott erhalte dich!«(37)

Für eine solche rednerische Kontrastwirkung sorgt zunächst einmal auch die andere herausragende Heldenfigur neben dem Ich-Erzähler: ich meine natürlich Winnetou. Er ist zwar kein unbeholfener Redner und kann sich sogar zu einer geschmückten, im Stile alter epischer Wortfügung gehaltenen Rede aufschwingen:

»Winnetou kennt den Himmel und weiß die Namen und die Sprache der Sterne; aber der Stern seines Lebens geht hinunter, und in seinem Herzen wird es dunkel und Nacht. Er wollte die Rose vom Quicourt nehmen in seinen Wigwam und an ihre Brust legen sein müdes Haupt, wenn er zurückkehrt vom Pfade des Büffels oder von den Dörfern seiner Feinde. Aber ihr Auge leuchtet auf seinen Bruder, und ihre Lippen sprechen den Namen des guten Bleichgesichtes.«(38)

Doch das sind seltene Augenblicke. Im allgemeinen erscheint der Häuptling der Apachen wortkarg und schweigsam, selbst in der Ratsversammlung. Er ist damit eine Ausnahme unter seinesgleichen: Der Indianer ist wortkarg, heißt es einmal im ›Silbersee‹-Roman, aber bei Beratungen spricht er gern und viel. Es gibt Rote, welche als Redner eine


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ganz bedeutende Berühmtheit erlangt haben.(39) An anderer Stelle im selben Buch fällt Old Shatterhand gar dem ›Alten Donner‹, Häuptling der Utahs, mit dem Verweis in die kaum begonnene Rede: »Die Bleichgesichter aber lieben es, sich kurz zu fassen, und dies wollen wir jetzt thun.« Wenn der Rote ein Palaver hält, erläutert der Erzähler den Einwurf, so findet er kein Ende.(40) Ungeachtet solcher eher beratungstaktischer Erwägungen verläuft die Aufgabenverteilung zwischen den Freunden Winnetou und Old Shatterhand jedoch anders, als es das stereotype Lob der indianischen Beredsamkeit vermuten lassen könnte. »Mein Bruder Old Shatterhand mag sprechen, denn der Häuptling der Apatschen ist ein Freund der Thaten, aber nicht der Worte!«(41) konstatiert Winnetou im zweiten Band von ›Satan und Ischariot‹, in dem er zuvor schon die köstliche Szene zwischen dem Juriskonsulto von Ures und dem betrogenen Haziendero auf der einen, Old Shatterhand auf der anderen Seite auf seine Weise entschieden hatte. Während nämlich sein ›weißer Bruder‹ sich auf eine Auseinandersetzung mit dem Justizbeamten einläßt, in der die bösen Erfahrungen des Autors für jeden Kenner von Mays Biographie offenbar werden, bescheidet Winnetou die beiden Bleichgesichter damit, daß er »das unnütze Reden nicht liebt«. »Ich werde bis drei zählen; wer sich dann noch hier bei uns befindet, wird erschossen!« Worauf die beiden Hasenfüße das Weite suchen. »So brauche ich gar nicht drei zu sagen,« [sic!] lächelte der Apatsche. »Hätte mein Bruder ebenso gethan, so konnte er sich die vielen unnützen Worte ersparen. [sic!]«(42) Ob May in solchen Oppositionen auf diffuse Weise noch den nicht allein von Heine den Deutschen zugeschriebenen Charakterzug als gedanken- und wortreich, aber tatenarm bestätigen möchte, bleibe dahingestellt und widerspräche wohl auch den mitunter ausgesprochenen Ambitionen seines Helden in allen strategischen Künsten. Jedenfalls kommt Winnetou die Rolle des wortkargen Täters zu, der durch seine Handlungen spricht – bis hin zu jenem stummen Zornausbruch im ›Silbersee‹-Roman, bei dem er einen alten Häuptling für dessen beleidigende Worte brutal attackiert und tötet. Eine Episode, die auch schon einige Aufmerksamkeit in der May-Forschung gefunden hat,(43) doch im Kontext der rhetorischen Rollenzuschreibungen gewiß verständlicher wird. Wenn sich Winnetou aber, wie dies gelegentlich doch geschieht, etwa in seiner Ansprache vor den beiden gefangenen ehemaligen Landvermessern Sam Hawkens und Old Shatterhand, als der würdige Sohn seines beredten Vaters Intschu tschuna erweist, setzt der Erzähler sogleich hinzu: Das war eine lange Rede, so lang, wie ich aus dem Munde des schweigsamen Winnetou später nur selten und nur bei den wichtigsten Veranlassungen wieder eine gehört habe.(44)

   Immerhin vermitteln die derart ausgezeichneten Ausnahmen das Bild einer geläufigen und argumentationssicheren Beredsamkeit, die in Redeaufbau und Ausdruck den zahlreichen anderen Exempeln des in-


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dianischen Redetalents nicht nachsteht. In ›»Weihnacht«!‹ charakterisiert der Held seinen indianischen Freund sogar ausdrücklich als Meister-Redner:

Wenn er [Winnetou], was aber sehr selten und dann nur bei hochwichtigen oder feierlichen Veranlassungen geschah, eine Rede hielt, so standen ihm alle möglichen Mittel der Rhetorik zur Verfügung. Ich habe nie einen besseren, überzeugenderen, hinreißenderen Redner gehört als ihn und kenne nicht einen einzigen Fall, daß es einem Menschen möglich gewesen wäre, der Beredsamkeit des großen, unvergleichlichen Apatschen zu widerstehen.(45)

Karl May orientiert sich hier zunächst einmal ersichtlich an der literarischen Tradition, die das Bild der oralen indianischen Kultur im Sinne der aufklärerischen Konventionen des 18. Jahrhunderts idealisiert hatte. Voltaires Huronen redeten wie Demosthenes oder Cicero, weil Überzeugungskraft ohne eine Rhetorik im europäischen Verständnis nicht vorstellbar war.(46) Auf diese Weise wurde der edle Wilde zum geschulten Orator, der als Sprachrohr der Aufklärung seine Zivilisationskritik regelgerecht und kunstvoll zum Ausdruck brachte. Indianische Beredsamkeit in Mays Verständnis ist demnach wesentlich eine literarische Fiktion – ungeachtet der wirklichen oralen Traditionen, deren Spuren darin noch zum Ausdruck kommen mögen und die inzwischen längst Gegenstand einer eigenen Forschung sind.

   Ich will aber zu der Sonderrolle zurückkehren, die May seinem edlen Wilden Winnetou zugedacht und die durch die Kommunikationsform noch gefestigt wird, die der Autor zwischen ihm und seinem weißen Freund gestiftet hat.

Winnetou hatte kein einziges Wort gesagt. Zwischen uns beiden wäre eine besondere Aussprache überflüssig gewesen. Wir kannten uns genau, und wenn uns bestimmte Verhältnisse gegeben waren, so wußte jeder von uns beiden, was der andere davon dachte und dabei zu thun beabsichtigte. Wir waren in unsern Gefühlen, Gedanken und Entschlüssen durch das lange Zusammenleben einander so ähnlich geworden, daß nur in zweifelhaften Fällen eine Frage nötig wurde.(47)

So oder doch so ähnlich wie hier abermals in ›»Weihnacht«!‹ charakterisiert der Ich-Erzähler gewöhnlich die besondere Umgangsweise, die sich zwischen ihm und Winnetou herausgebildet hat.

   Nach diesen Erläuterungen läßt sich jetzt genauer angeben, worin die rhetorische Gemeinsamkeit zwischen Halef und Winnetou besteht und welches die Gründe dafür sind. Beide nämlich stellen die Wirksamkeit und Geltung rednerischer Kunst auf ihre Weise in Frage: der eine durch die witzig-satirische Übertreibung in Großsprecherei und Ruhmredigkeit, die bei näherer Betrachtung zumeist wie blauer Dunst verfliegen; der andere durch seine bedeutungsvolle Schweigsamkeit und den Ersatz der sprachlichen durch eine seelische Kommunikation. Offensichtlich handelt es sich in beiden Fällen um die Wirkung, die der Struktur-


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wandel der Rhetorik im 19. Jahrhundert in Theorie und Redepraxis zugleich hinterließ. »S p r i c h t  die Seele, so spricht ach! schon die  S e e l e  nicht mehr«(48) – das Stichwort hatte schon (ausgerechnet!) Friedrich Schiller gegeben; seither hatten sich – auch unter romantischem Einfluß – die Bemühungen um eine direkte, unvermittelte und durch keine Regel und Konvention entfremdete Kommunikation verstärkt durchgesetzt und jene Seelenkultur der Innerlichkeit hervorgebracht, von der die Kunst der bürgerlichen Epoche so mannigfach zeugt. Daß sie unrhetorisch sei, erwies sich als Selbsttäuschung, sie setzte eine andere Rhetorik, eine Rhetorik der Gefühle, an die Stelle der aufklärerisch-rationalen Argumentationsrhetorik, und ihre Wirksamkeit demonstriert auch die Winnetou-Figur bis hin zu Pierre Brice. Die so kunstvoll affektrhetorisch angelegte Figur dieses edlen Wilden konnte gerade deshalb zur Projektionsfläche für die antizivilisatorischen Sehnsüchte ihres Publikums werden, weil sie sich auch den Kommunikationsregeln verweigerte, unter deren rigoros rationalem Anspruch man genug zu leiden hatte. An anderer Stelle habe ich einmal gezeigt, wie aus dieser kulturellen Krisensituation auch die gefühlsrhetorisch so reiche Kitsch-Literatur hervorging.(49)

   Doch spricht sich in der hier angedeuteten Figurenkonstellation auch das Dilemma ihres Autors aus, worüber ich zum Abschluß noch einige Gedanken vortragen möchte. Denn desavouieren nicht der Schwadroneur und der Schweiger jeder auf seine Weise die hervorragendste Eigenschaft des Haupthelden, seine rednerische Kunstfertigkeit, deren sogar stilistischen Ausdruck Hermann Wiegmann einmal als »rationalistisch bestimmt«(50) kennzeichnete? Und rückt nicht damit der Autor sogar selber in ein schiefes Licht, der sich doch als Volkspädagoge und Prediger verstand und seine Bücher als Botschaften an den bedürftigen Leser aufgenommen wissen wollte? Daß hier ein Anteil von Selbstzweifeln zum Ausdruck kommt, wird man getrost vermuten dürfen, und daß May mit seinem Hadschi Halef Omar gerade hinsichtlich der Ruhmrederei und Prahlsucht wohl auch eigene Charakterzüge karikierte (und sich derart zugleich entlastete), ist keine neue Erkenntnis der May-Forschung.

   Doch hat diese ironische Spiegelung noch eine andere Dimension. Schreiben, so hat Karl May immer betont, sei für ihn ein gleichsam naturwüchsig ablaufender Vorgang: Ich setze mich des Abends an den Tisch und schreibe, schreibe in einem fort, lege Blatt zu Blatt und stecke am andern Tage die Blätter, ohne sie wieder anzusehen, in ein Kouvert, welches mit der nächsten Post fortgeht. An den Stil denke ich dabei gar nicht.(51) Das Bekenntnis aus den ›Freuden und Leiden eines Vielgelesenen‹ findet sich mit wenig anderen Worten in der Autobiographie wiederholt, und wenn auch einige Zweifel daran nicht unangebracht scheinen, so legen die Bücher selber schließlich – und das nicht immer zu


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ihrem Vorteil – genug Zeugnis für die wie von selbst ablaufende Produktion Mays ab; zudem weiß man, daß er sich mit seinen Protagonisten wie mit wirklich existierenden Personen unterhielt und vom Tode Winnetous nur unter Tränen zu berichten vermochte. Das alles sind Beispiele für ein quasi-orales und rhetorisches Schreibverfahren, für eine Verfertigung von Geschichten beim Reden, natürlich nicht unstilisiert und kunstlos, aber jedenfalls mit reduzierter Distanz, die dem Schreiben sonst eigen ist. Ein starker Zug von Mündlichkeit ist kennzeichnend für Mays Texte, auch jenseits von ihrer offensichtlichen Gattungszugehörigkeit, wie sie etwa Dialoge und Ansprachen signalisieren; diese freilich rhetorisch durchaus nicht naive, vielmehr geschulte Mündlichkeit macht seine Texte bis heute beredt, läßt die vielen stilistischen Schnitzer und grammatikalischen Verstöße, sogar das Kanzleideutsch mancher Passagen sich im Wortfluß aufheben, wie es in Rede und Gespräch zur Alltagserfahrung jedes Lesers gehört. Das ist lebendes Sprechen, mit seiner Beweglichkeit, seinen Brüchen, Aussparungen, ungleichen Bildern, mit der umgangssprachlichen Diktion und Lässigkeit, die dann auch Nachlässigkeit, gar Schlamperei werden kann.

   Der Zweck der rednerischen Übung ist aber auch nicht etwa die kunstvolle Widerspiegelung einer vorfindlichen Wirklichkeit, sondern das Hervorbringen einer Welt, die nur im subjektiven Bewußtsein existiert und erst im rhetorischen Akt als ein kohärentes Bild zur Erscheinung gebracht wird. Dieses Bild wirkt um so überzeugender, je vollkommener es dem Redner gelingt, die Rollen, die zur Sprache kommen sollen, auch selber zu verkörpern. Verstellung wird so zur Tugend des rhetorischen Erzählers, die sich in der Simulation der Reden und Gespräche, Briefe und Gedichte zu bewähren hat, eine Verstellung, deren Erfolg aber zuletzt ein Ergebnis von Selbstüberredung ist – womit wir vielleicht einen ganz unverdächtigen, nämlich rhetorisch-künstlerischen Rechtfertigungsgrund für all die Maskeraden Karl Mays gefunden haben, die ihm eine verständnislose Öffentlichkeit bis heute nachträgt. Es erscheint mir wie eine ganz gewaltige, nämlich rhetorische Leistung, deren Überzeugungskraft bis heute anhält.

   So kommt es, daß nicht Winnetou, sondern Halef den Weg nach Ardistan und Dschinnistan finden durfte. Denn nicht der edle, der Macht der Beredsamkeit zuletzt immer mißtrauende indianische Krieger, sondern der zwar großspurige, doch wortgewandte und redeverliebte Haddedihn-Scheik begegnet uns als der eigentliche Gefährte auf dem Wege der Identitätsbildung durch Selbstüberredung. Auf seine wenngleich moralisch und pädagogisch noch unvollkommene Weise war er seinem Freund und Herrn darin immer schon ein ganzes Stück voraus. Hatte er nicht aus dem Bewußtsein dieses Vorsprungs heraus seinem Sihdi schon ganz zu Anfang prophezeit: »Aber ich schwöre es bei meinem Barte, daß ich dich bekehren werde, du magst wollen oder nicht!«(52)


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1 Vgl. Karl May: Mein Leben und Streben. Freiburg o. J. (1910), S. 12; Reprint Hildesheim-New York 21982. Hrsg. von Hainer Plaul.

2 Ebd., S. 209

3 Brief Karl Mays an Friedrich Ernst Fehsenfeld vom 16. 10. 1892, zit. nach: Roland Schmid: Nachwort (zu ›Winnetou I‹). In: Karl May: Freiburger Erstausgaben Bd. VII. Hrsg. von Roland Schmid. Bamberg 1982 (unpag.)

4 Vgl. Karl May: Gesammelte Reiseromane Bd. VII: Winnetou der Rote Gentleman I. Freiburg 1893, S. 6.

5 May: Mein Leben und Streben, wie Anm. 1, S. 64

6 Ebd., S. 97f.

7 Ebd., S. 95

8 Ebd.

9 Regulativ für den Unterricht in den evangelischen Schullehrer-Seminaren der Monarchie vom 1. Oktober 1854. In: Albert Reble: Geschichte der Pädagogik. Dokumentationsband. Stuttgart 31993, S. 472-75 (475)

10 Ansprache Friedrich Wilhelms IV. an die Seminarlehrer (1849). In: Politik und Schule von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart. Eine Quellensammlung zum Verhältnis von Gesellschaft, Schule und Staat im 19. und 20. Jahrhundert. Bd. 1. Hrsg. von Berthold Michael und Heinz-Hermann Schepp. Frankfurt a. M. 1973, S. 313

11 Zit. nach: Rainer Bölling: Sozialgeschichte der deutschen Lehrer. Göttingen 1983, S. 57

12 Ansprache Friedrich Wilhelms IV., wie Anm. 10

13 Zit. nach: Albert Reble: Geschichte der Pädagogik. Stuttgart 151989, S. 272

14 Marcus Tullius Cicero: Vom Redner. (Übers. Raphael Kühner.) München o. J. (1962), S. 51 (1, V, 17)

15 Ebd., S. 52 (1, V, 20f.)

16 Dieter Breuer: Schulrhetorik im 19. Jahrhundert. In: Rhetorik. Beiträge zu ihrer Geschichte in Deutschland vom 16.-20. Jahrhundert. Hrsg. von Helmut Schanze. Frankfurt a. M. 1974, S. 145-79 (178)

17 Karl May: Ein wohlgemeintes Wort. In: Neuer deutscher Reichsbote. Deutscher Haus- und Geschichts-Kalender 1883. Reprint in: Karl May: Ein wohlgemeintes Wort. Frühe Texte aus dem ›Neuen Deutschen Reichsboten‹ 1872-1886. Lütjenburg 1994, S. 129-33 (132)

18 May: Mein Leben und Streben, wie Anm. 1, S. 226f.

19 Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XVIII: Im Lande des Mahdi III. Freiburg 1896, S. 76ff.

20 Ebd. S. 80

21 Ebd., S. 79

22 Ebd.

23 Ebd., S. 80f.

24 Karl May: Der Schatz im Silbersee. Stuttgart o. J. (1894), S. 317; Reprint Bamberg/ Braunschweig 1973

25 Karl May: Gesammelte Reiseromane Bd. XIV: Old Surehand I. Freiburg 1894, S. 242.

26 Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XIX: Old Surehand III. Freiburg 1896, S. 308; Hervorhebungen durch mich

27 Karl May: Der Oelprinz. Stuttgart o. J. (1897), S. 543; Reprint Bamberg/Braunschweig 1974

28 Ebd., S. 545f.

29 Ebd., S. 544

30 Vgl. bezüglich ›Winnetou I‹ Ingmar Winter: De exemplo oratoris Intschu tschuna. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft (M-KMG) 65/1985, S. 8-17 (mit Druckfehlerhinweis in M-KMG 66/1985, S. 2).

31 Hans Blumenberg: Anthropologische Annäherung an die Aktualität der Rhetorik. In: Ders.: Wirklichkeiten in denen wir leben. Aufsätze und eine Rede. Stuttgart 1981, S. 104-36 (106)

32 Karl May: Gesammelte Reiseromane Bd. I: Durch Wüste und Harem. Freiburg 1892, S. 277


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33 Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXV: Am Jenseits. Freiburg 1899, S. 73

34 May: Durch Wüste und Harem, wie Anm. 32, S. 2ff.

35 Helmut Schmiedt: Karl May. Leben, Werk und Wirkung. Frankfurt a. M. 31992, S. 224 (1. Auflage 1979)

36 Vgl. Renate Würsch: Avicennas Bearbeitungen der aristotelischen Rhetorik. Ein Beitrag zum Fortleben antiken Bildungsgutes in der islamischen Welt. Berlin 1991.

37 Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXVI: Im Reiche des silbernen Löwen I. Freiburg 1898, S. 290f. – Die Erinnerung an diese schöne Stelle verdanke ich Walther Ilmer.

38 Karl May: Gesammelte Reiseromane Bd. VIII: Winnetou der Rote Gentleman II. Freiburg 1893, S. 503f.

39 May: Der Schatz im Silbersee, wie Anm. 24, S. 343

40 Ebd., S. 493

41 Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXI: Satan und Ischariot II. Freiburg 1896, S. 195

42 Ebd., S. 140f.

43 Vgl. Helmut Schmiedt: Rationalität und Gewalt. Eine Episode aus dem ›Schatz im Silbersee‹. In: M-KMG 56/1983, S. 16ff.

44 May: Winnetou I, wie Anm. 4, S. 306

45 Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXIV: »Weihnacht!«. Freiburg 1897, S. 278

46 Vgl. Wolfgang Hochbruch: »I have Spoken«. Die Darstellung und ideologische Funktion indianischer Mündlichkeit in der nordamerikanischen Literatur. Tübingen 1991, S. 66ff.

47 May: »Weihnacht!«, wie Anm. 45, S. 356

48 Friedrich Schiller: Sprache. In: Ders.: Werke und Briefe. Bd. 1. Gedichte. Hrsg. von Georg Kurscheidt. Frankfurt a. M. 1992, S. 181

49 Gert Ueding: Glanzvolles Elend. Versuch über Kitsch und Kolportage. Frankfurt a. M. 1973

50 Hermann Wiegmann: Stil und Erzähltechnik in den Orientbänden Karl Mays. In: Karl Mays Orientzyklus. Hrsg. von Dieter Sudhoff und Hartmut Vollmer. (Karl-May-Studien 1.) Paderborn 1991, S. 113-27 (116)

51 Karl May: Freuden und Leiden eines Vielgelesenen. In: Deutscher Hausschatz. XXIII. Jg. (1896/97), S. 18; Reprint in: Karl May: Kleinere Hausschatz-Erzählungen. Hrsg. von Herbert Meier. Hamburg/Regensburg 1982; kritisch zu Mays Äußerung Ulrich Schmid: Das Werk Karl Mays 1895-1905. Erzählstrukturen und editorischer Befund. (Materialien zur Karl-May-Forschung Bd. 12) Ubstadt 1989, S. 119f.

52 May: Durch Wüste und Harem, wie Anm. 32, S. 3


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