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MICHAEL ZAREMBA


Strukturen des Humors bei Karl May



I


In Erinnerung ist vielen May-Lesern ein gleichsam rauschhaftes Leseerlebnis in der Kindheit, eindringliche und prägende Eindrücke von Phantastik und Spaß, welche die Lektüre hervorrief. Der Genuß ist indes nicht nur auf das Miterleben abenteuerlichen Geschehens zurückzuführen. Es sind die kauzigen Figuren, komischen Situationen und erheiternden Dialoge, die den Texten Mays einen hohen Sympathiewert verleihen. Ob man über die Bildungseskapaden des verhinderten Gymnasiasten Hobble-Frank schmunzelt oder den Merkwürdigkeiten eines Sam Hawkens folgt, ob Sir David Lindsay im Lapidarstil ›Yes‹ oder ›No‹ verkündet oder die seltsame Kostümierung vieler Helden geschildert ist: Die Zuneigung des Lesers wird durch den Humor, von dem Mays Werk weitgehend durchtränkt ist, gewonnen. Dem reiferen Leser kann das humoristische Element sogar eine neue Lesequalität, einen neuen Zugang zu den Texten bescheren. Nachdem die Authentizität des Erzählten, an die man als Jugendlicher glaubte, geschwunden ist, gerät eine Sichtweise in den Vordergrund, die in Karl May einen der wenigen erfolgreichen Humoristen deutscher Sprache im 19. Jahrhundert erkennt. Der Genuß heiterer Erlebnisse, dem Mays Werk nicht zuletzt den überragenden Erfolg verdankt, bleibt indes nicht auf den Leser beschränkt. Mays Schriften sind derart ausgiebig von komischen Elementen geprägt, daß man von einer humoristischen Disposition des Autors sprechen kann. Heinz Stolte hat auf die Bedeutung des Humors für Werk und Persönlichkeit Mays hingewiesen.1 In den Geschichten tauchen ›Narren, Clowns und Harlekine‹ auf, welche die charakterlichen Eigenarten des Autors personifizieren. Stoltes Studie weist darauf hin, daß May ein »komischer Mensch«2 gewesen sei, der eine »Überkompensation erfahrener Minderwertigkeit in einer nicht zu bändigenden Sucht nach Geltung«3 anstrebte. Der psychologische Ansatz Stoltes wird im folgenden vertieft, wobei der Aspekt der lebenslangen Neigung Mays zu einer infantilen Vorstellungswelt Beachtung findet. Die Affinität von humoristischer Grundstimmung und kindlicher Spielerei ist von psychologischer Seite betont worden.4 Stoltes Definition des Humors als »seelische Kraft und Elastizität, Tragisches in Komisches zu verwandeln«,5 dargestellt an der Figur Sam Hawkens, sagt wenig über dessen Auswirkung auf den Leser aus. Im Blickpunkt stehen deshalb die erzähltechnische Bedeutung des Humors und sein Einfluß auf Autor und Publikum.


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  Die Palette humorvoller Episoden in Mays Werk ist derart umfangreich, daß für die Untersuchung eine Auswahl getroffen werden muß. In Frage kommen Texte, die in möglichst komprimierter Form grundlegende Strukturen des Humors beinhalten und unterschiedlichen Schaffensbereichen entstammen. Die Auswahl traf ein besonders grelles Beispiel Mayscher Komik, nämlich die Jugenderzählung ›Der blau-rote Methusalem‹. Außerdem werden das Kapitel ›Im Taubenschlag‹ aus der Reiseerzählung ›In den Schluchten des Balkan‹ und die Erzgebirgische Dorfgeschichte ›Das Geldmännle‹ untersucht.

  Im zweiten Kapitel der Jugenderzählung ›Der blau-rote Methusalem‹ betreten nach einer Schiffahrt die Helden in Hongkong erstmals chinesisches Festland. May schildert den grotesken Auftritt der Hauptakteure: In derselben Reihenfolge wie in ihrem deutschen Stammlokal marschieren nacheinander zunächst der riesige Neufundländer, der Methusalems Bierseidel im Maule trägt, und gravitätisch Fritz Degenfeld im heimatlichen Studentenanzug, selbstverständlich Pfeife rauchend. Gottfried von Bouillon, genau drei Schritte Distanz haltend, trägt die Wasserpfeife, an deren Schlauch der Methusalem schmaucht. Außerdem führt er seine geliebte Oboe mit sich, die nur noch quiekende Töne6 von sich giebt. Der Gymnasiast Richard Stein ist ein in bezug auf die Bekleidung getreues Abbild des Methusalem.

  Zwei Ingredienzen Mayschen Humors treten hervor: Die Helden tragen eine unangemessene Kleidung und bewegen sich merkwürdig auf dem Schauplatz. Die komische Tierbeschreibung und der sanfte Hinweis auf Methusalems Schwäche für den deutschen Gerstensaft sind weitere witzige Elemente. Nach dem Landgang meldet der Blaurote prompt sein Bedürfnis nach Bier an und gerät darüber in Streit mit dem Kapitän. Er pariert den Vorwurf des Zeitverlustes seitens Turnersticks mit der salomonischen Bemerkung: »Pah! Man verliert überall und bei allem Zeit, beim Fahren und Sitzen, beim Kneipen und Arbeiten, beim Lachen und beim Weinen.«7 Die herbeigeeilten Chinesen staunen über die Herren, die sie für hochstehende Leute halten, wozu die würdevolle Haltung derselben das meiste beitrug.8 Die beobachtenden Einheimischen durchschauen nicht die angemaßte Würde der Personen, wohl aber der Leser. Das Hauptereignis des Kapitels beginnt mit dem aufkeimenden Stolz des Kapitäns, denn er war überzeugt, daß die Bewunderung vorzugsweise ihm gelte.9 Er will nicht, wie seine Freunde, zum Hotel laufen, sondern, seiner Würde gemäß, eine Sänfte benutzen. Turnersticks lächerliche Sprachübungen können die Anmietung eines Tragstuhles nicht verhindern, so daß der verhängnisvolle ›Sänftenlauf‹ beginnt. Aus Ärger über den knauserigen und prätentiösen Kapitän, der einen Träger sogar beim Ohre nimmt, öffnen die Chinesen den Boden der Sänfte, so daß Turnerstick vor aller Augen mitlaufen muß. Die ausführlich geschilderte Situation, die den ernstesten Menschen zum La-


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chen bringen (mußte),10 ist das Ergebnis von Hochmut und Geiz der bestraften Person. Die Diskussion im Hotel klärt den verbohrten Kapitän über sein Fehlverhalten auf. Methusalem weist in väterlichem Ton auf den blamablen Eindruck hin, den der Seemann auf die Chinesen gemacht hat. Das Kapitel endet mit dem versöhnlichen Trinkspruch des Blauroten: »Wir trinken eins.«11

  Die einfache Moral, nicht stolz oder geizig zu sein und sich keiner Fähigkeiten zu rühmen, die man nicht besitzt, ist einer Jugenderzählung angemessen. Auf einem exotischen Schauplatz trägt sich eine schlicht strukturierte, aber plastisch dargestellte Situationskomik zu. Der beschämte Kapitän ist Opfer seiner Überheblichkeit, worin gewiß eine versteckte Selbstkritik des Autors liegt. Mays vermeintliches Weltläufertum und Sprachgenie spiegeln sich in Turnersticks Verhalten wider. Weniger der unangemessene Auftritt Methusalems und seiner Freunde steht im Mittelpunkt der moralischen Kritik, sondern die Selbststilisierung Turnersticks als Würdenträger.

  Im ›Blau-roten Methusalem‹ lernen wir ein häufiges Sujet Mayschen Humors kennen: ausgefallene Tierbeschreibungen. Der Neufundländer, trinkfreudig wie sein rotnasiger Herr, ist eines der vielen Tiere, die der Autor mit witzigen Merkmalen ausstattet. Man denke an Sam Hawkens' Maultier ›Mary‹, an ›Smihk‹, den Urgaul in ›Ardistan und Dschinnistan‹, oder an den ›Esel des Ifra‹ in ›Durch Wüste und Harem‹. Werfen wir nun den Blick auf eine differenziertere Verarbeitung humoristischer Elemente.

  Das Kapitel ›Im Taubenschlag‹ in der Reiseerzählung ›In den Schluchten des Balkan‹ ist ein Kabinettstück zum Thema Humor. Kara Ben Nemsi, Hadschi Halef Omar und ihre Begleiter verfolgen in Bulgarien zwei Bösewichte des Schut. Am Flußufer der Arda wird der merkwürdige Globetrotter Martin Albani Opfer seines widerspenstigen Maultieres und unbequemen Packsattels. Als ein Hund die Reisegesellschaft anbellt, rutscht Albani über den Kopf des Tieres herab und saß an der Erde.12 Eine Buchseite weiter fällt Albani erneut vom Maultier, dessen Mimik nun ein höhnisches, schadenfrohes Lächeln vorstellen13 soll. Die Clownerie gipfelt in der verdienten Züchtigung von Albanis Führer durch Halef. Bis dahin unterscheidet sich die Qualität des Humors nur wenig von dem ›Sänftenlauf-Kapitel‹. Derber Spaß, Schadenfreude, ein kurioses Tier und eine einfache Moral sind die Zutaten für ein buntes Spektakel. Aber die Albani-Episode hat im Zusammenhang mit der weiteren Handlung eine erzähltechnische Funktion, denn sie bildet einen Gegensatz zu der nachfolgenden Geschichte von der toten Christin und ihrer trauernden Familie. Die seelische Qual des betrübten mohammedanischen Gatten um seine von ihm mißverstandene und zurückgewiesene christliche Frau ist anrührend geschildert.

  Kara Ben Nemsi und seine Begleiter finden in Melnik bei einem zwie-


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lichtigen Kaufmann Unterkunft und besuchen anschließend den Jahrmarkt. Die Teilnahme an einem chinesischen Schattenspiel, das Kara und Halef klaustrophobisch erleben, ist zunächst ohne Beziehung zu den anderen Ereignissen. Erst die Unterhaltung mit der alten Frau, die von Kara den Rosenkranz der verstorbenen Christin empfängt, stellt den Bezug zur religiös gestimmten Episode im Karaul des Hauptmanns her. Der Abschnitt von Rihs ›Hufeisenkrankheit‹ ist von Ironie geprägt, wenn Kara listig die Herkunft der Verletzung des Knechtes diagnostiziert. Der Bedienstete hatte dem Pferd eine Stecknadel in den Huf gestoßen und wurde dabei von Rih verletzt. Am deutlichsten fällt die Funktion des Humors in dem abschließenden Abschnitt auf, der mit Mays Bemerkung eingeleitet wird: Das war lustig - ein Taubenschlag!14

  Dieser Handlungsort bringt ein weiteres klaustrophobisches Erlebnis, das Kara in der gewohnten Rolle des Lauschers zeigt. Der Held macht es sich notdürftig zwischen Unmengen von Taubenmist bequem und steht in Gefahr, eine ganze Sebastian Bachsche Fuge herunter zu niesen,15 weil der Staub ihm den Atem nimmt. Endlich, nach traumatisch und selbstironisch geschilderten Eindrücken Karas, erscheinen die Bösewichte im Raum unterhalb des Taubenschlages. Der eingezwängte Lauscher hat Erfolg, denn er erfährt, daß Manach el Barscha in der Ruine von Ostromdscha wartet. Da naht die Katastrophe in Gestalt von Halef, der seinen Sihdi beschützen will. Die Rangelei zwischen den beiden endet unheroisch mit dem Sturz des Hadschi mitten in die sechs versammelten Gauner - ein entsetzliches Gepolter, eine noch entsetzlichere, dicke Guanowolke.16 Kara eilt die Stiege hinab Halef zu Hilfe, der peitschenschwingend in einem Chaos von Armen, Beinen und herabgefallenen Holzknüppeln, alles in Bewegung,17 steht. Schließlich gelingt den Gefährten die überstürzte Flucht aus Melnik.

  Das Kapitel ist ein Meisterstück der Erzählkunst, weil es die drei Hauptbestandteile von Epik - Tragik, Spannung, Humor - vereint. Die Querverweise in den Abschnitten vermitteln eine innere Logik des Geschilderten. Kara nimmt der toten Christin den Rosenkranz und schenkt ihn der alten Frau in Melnik. Er erlebt zweimal ein klaustrophobisches Trauma, und zweimal stürzt jemand herab, nämlich Albani vom Maultier und Halef vom Taubenschlag. Humor erscheint in Form derben Klamauks, Ironie oder Sprachwitz. Die komischen Elemente dienen der Spannungssteigerung, indem sie den Fortgang der Handlung verzögern oder beschleunigen. So wird die Lauscherrolle Karas durch den Auftritt des Hadschi einerseits beendet, andererseits führt Halefs Sturz zu unvorhersehbaren Turbulenzen. Die amüsanten Dialoge im Zusammenhang mit Halefs lautmalerischer Katzenimitation und sein phonetisch nachvollzogener Hustenanfall erinnern an Turnersticks Sprachakrobatik. Diese Einschübe sind ein spannungslösendes Element und wirken auf den Leser psychisch entlastend. Entlastungsfunk-


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tion hat auch Karas gedanklicher Monolog im Taubenschlag, der vermutlich eine Erinnerung an Kindertage ist, die er spielend im Verschlag des Vaterhauses in Ernstthal verbrachte.

  Die komischen Ereignisse sind meist Anlaß für witzige Dialoge, welche die unterschiedlichen Personen charakterisieren. Der Humor ist bei Karl May nicht nur auf die Darstellung von sonderbaren Äußerlichkeiten, wie zum Beispiel Trapper Geierschnabels Habitus oder der Nase Ignaz Pfotenhauers, beschränkt, sondern von Kommunikation bestimmt. Sprachwitz ist ein wesentlicher Bestandteil der Erzählungen. Neben skurrilen Mißverständnissen und selbstironischen Bemerkungen sind häufig sprachliche Eigentümlichkeiten Zielscheibe des Spottes. Als Beispiele seien Krüger-Beis demolierter brandenburgischer Dialekt, Pfotenhauers vergebliche Versuche, seine Examensgeschichte zu Ende zu erzählen, und des Schmiedegesellen Baldrian ständig wiederholtes: »Das ist am Den!«18 genannt.

  Die Häufung vergleichbarer sprachlicher Kuriositäten bei May ist auffallend und wahrscheinlich Reflex eigener mutter- und fremdsprachlicher Unzulänglichkeiten. Die vorgetäuschte Multilingualität war ja für das Publikum ein wichtiges Merkmal des Weltläufers. Das gesprochene Wort ist darüber hinaus ein Stilmittel, um die Distanz zum Leser zu vermindern. Die Leserschaft nimmt an den Diskursen der Helden teil, kann die Situation mitbeurteilen und über falsche oder nebensächliche Bemerkungen schmunzeln. Mehr noch als die spektakuläre Handlung lädt die verbale Interaktion zur Identifikation ein, die den Leser zum Partner im bunten Geschehen macht.

  Die Erzählung ›Das Geldmännle‹ beginnt mit einem lustigen Prolog in der Götterwelt, einer mythologischen Schilderung der Entstehung des Erzgebirges. In dem heiter-distanzierten Tonfall des ›Hakawati‹, des Märchenerzählers, werden die geodynamischen Gewalten des Plutonismus und Vulkanismus personifiziert. Die Götter Pluto und Vulkan, geizig und träge zugleich, vertreiben sich die Zeit mit der Erschaffung eines Gebirges, auf dessen Gipfel sie Abkühlung von der Hitze am niedrigen Strande des Weltmeeres19 erhoffen. Ihr Zwiegespräch vermittelt einen lustigen Einblick in die Problematik von Rangfolge und Kompetenz in der mythischen Welt: Sie wollen inferiore Halbgötter als Tagelöhner anstellen und den Wassergott betrügen. Die Entstehung der materiellen Basis der Erzählung, der Bodenschätze des Erzgebirges, wird berichtet: Die zahlreichen Edel- und Buntmetallerze, vor allem Silber und Gold, sind in der kristallinen Gesteinswelt verborgen und harren der Ausbeutung durch den Menschen. Die im ›Geldmännle‹ problematisierte Thematik des Reichtums ist hier bereits angesprochen. Tatsächlich war insbesondere der Silberbergbau in der Gegend um Freiberg eine Quelle des Wohlstands der sächsischen Herrscher. Pluto und Vulkan genießen indes weniger die unterirdischen Schätze als


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den weiten Blick bis nach Chemnitz und den Kreuzberg bei Berlin.20 May vermischt mythologische und naturwissenschaftliche Gedanken, verleiht der Einleitung einen ironisch-gemütvollen Ton, der in dieser Form ein Novum in seinem Werk ist. Das Erzgebirge wird als verhinderte Alpenlandschaft gesehen, die infolge mangelhafter Arbeit der Götter anstatt in die Höhe in die Breite gewachsen ist. Pluto und Vulkan suchen angesichts des mittelmäßigen Eindrucks, den ihr Werk macht, untergeordnete Götter, auf die sie die Schuld abwälzen können. Denn anstatt alpenländischer Sennerinnen, Wildschützen, Bergfexe, Schweizerkäse und Eierschmarren21 drohen der sozialen Struktur des Erzgebirges lediglich arme Weber, Strumpfwirker und Spitzenklöpplerinnen.22

  Gebirge sind bei May Symbole für das Streben nach Edelmenschlichkeit.23 Das Erzgebirge im ›Geldmännle‹ ist keine Ausnahme, denn im Mittelpunkt steht ein ganz, ganz, ganz kleines Bergle. An dem lag ein ganz, ganz ganz kleines Gärtle. Und obendrauf stand ein ganz, ganz, ganz kleines Häusle.24 Die Häufung von Diminutiven deutet auf einen starken Gefühlsaufwand des Autors hin, der in dem Bergle und seinem Personal seine aktuelle Lebenssituation reflektiert. Die allegorische Anspielung ist auch bei der Namengebung nicht zu übersehen: Herzle, ein wichtiger Handlungsträger der Geschichte, war bekanntermaßen Kosename seiner zweiten Frau. Höhepunkt der Ironie ist allerdings die Schilderung wichtiger Teile der Erzählung aus der Perspektive einer Ziege. Komische Tierbeschreibungen kommen bei May häufig vor, aber die Namengebung Karlinchen für das Horntier deutet auf autobiographischen Bezug hin. Zu auffällig ist die Verniedlichungsform von Mays erstem Vornamen, als daß von einem Zufall gesprochen werden kann.25 Auf dem Bergle leben, umflossen von einem Bach, der den lebensspendenden Glauben versinnbildlicht, der geläuterte Autor und seine Frau. Die intelligente Ziege Karlinchen (ihr Lieblingsdichter ist übrigens der gleiche wie der Mays, nämlich Schiller!26) kann sich indes ein Verhalten erlauben, das dem geläuterten Dichter verwehrt ist: Sie stößt die blasierte und arrogante Rosalia, die unverkennbar Emma May repräsentiert, mit ihren Hörnern von der Brücke.27 Diese Phantasie des Autors, die mit dem Tode Rosalias endet, ist allerdings von überzeugender Symbolkraft. Karlinchen hat wegen des Vorfalles denn auch ein (allerdings bald vorübergehendes) schlechtes Gewissen. Die Kapriolen der Ziege durchziehen die gesamte Erzählung, greifen tatkräftig in die Handlung ein und sind Anlaß zu zahlreichen humorvollen Episoden.

  Die heiteren Teile der Geschichte stehen in Kontrast zu den dramatischen Zuspitzungen an den jeweiligen Kapitelenden. Der Selbstmord des Musteranton und die Auferstehung des schizophrenen Musterwirtes, zwei tragische Höhepunkte, heben sich von den komödiantischen Elementen ab. Dennoch fällt im Vergleich zu den frühen Dorfgeschichten ein weitaus höheres Maß an Humor, an distanziert-gelassenem Um-


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gang mit dem Stoff auf. May gab 1903 die ›Erzgebirgischen Dorfgeschichten‹ in einem Sammelband heraus und schrieb als Rahmenerzählungen für diese Ausgabe die Geschichten ›Sonnenscheinchen‹ und ›Das Geldmännle‹.28 Die neu verfaßten Erzählungen, die als solche dem Leser nicht vorgestellt werden, sollen die älteren Texte nachträglich auf eine symbolische Ebene heben. May schreibt im Vorwort: Heut kehr ich nun ins Vaterland zurück, um jenen alten Weg aufs Neue zu betreten.29 Der sechzigjährige Schriftsteller stellt sich erneut den frühen Arbeiten, die mit ihren ausgeprägten autobiographischen Spiegelungen gewiß voller schmerzlicher Erinnerungen waren. Aber May schafft Distanz zu den frühen Texten, indem er die neuen Geschichten auf einer symbolischen Ebene ansiedelt und mit einer heiteren Grundstimmung ausstattet. Ob der Autor tatsächlich Frieden mit der Vergangenheit geschlossen hat, ist indes fraglich. Mit den subtilen humoristischen Textpassagen bietet er allerdings erzähltechnisch ein Gegenstück zu den tragischen Handlungsteilen. May spiegelt sich nämlich nicht nur in der klugen und komischen Ziege wider, sondern auch in der Person des Neubertbauern, der sich entleibt.

  Der Altershumor zeichnet sich durch größeren Abstand zum Erzählten aus: Je phantastischer oder symbolischer die Handlung ist, desto mehr heitere Elemente treten auf. Selbst dramatische autobiographische Spiegelungen, früher Anlaß zu durchweg tragischer Handlungsführung, werden durch heitere Ereignisse konterkariert. May hat mit der Zeit gegenüber den traumatischen Erlebnissen in der erzgebirgischen Heimat eine Ausgeglichenheit gefunden, die ihn literarisch zu Abstand befähigt. Dabei kommen bewährte Muster der Erzähltechnik zum Tragen: spöttische Namenspielereien, das wildwestmäßige Belauschen des Bösewichtes durch Karlinchen sowie die lustigen gedanklichen Monologe der Ziege stellen einen Bezug zu den Reiseerzählungen her. Insgesamt betrachtet ist der Humor geistreicher und volkstümlicher als in früheren Phasen seines Schaffens. Die kluge Ziege ist gleichsam ein Höhepunkt der Selbstironie und verweist auf ein wichtiges Motiv: In Mays Werk haben Tiere eine Seele!30 Im ›Geldmännle‹ tritt der Humor also nicht in Gestalt burlesker Clownerie auf, sondern wird vor einem heiteren Erzählhintergrund aufgebaut, den der ›Prolog in der Götterwelt‹ bildet.31

  An den drei Beispielen ›Sänftelaufen‹, ›Taubenschlag-Kapitel‹ und ›Geldmännle‹ lassen sich folgende Merkmale der literarischen Darstellung von Humor bei Karl May ablesen: Erstens ist eine typisierende Beschreibung der Figuren festzustellen. Der Leser wird von May nicht durch Charakterstudien unterhalten, die in einer episch breit angelegten Erzählung die seelische Entwicklung einer Person darstellen. Vielmehr wird der Leser mittels Beschreibung von Äußerlichkeiten, wie Bekleidung sowie körperliche und sprachliche Eigenheiten, heiter ein-


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gestimmt. Zweitens ist der Humor handlungsbetont, ist meist Ergebnis skurriler, ja absurder Situationskomik. Drittens ist der Humor in witzigen Zwiegesprächen oder ironisch gefärbten Monologen begründet. Die Dialoge zwischen Kara und Halef zu den Bekehrungsversuchen des Hadschi, die chinesischen Sprachübungen von Heimdall Turnerstick und die Wortkaskaden des Hobble-Frank sind Beispiele. Die handfest in die Handlung eingreifende Ziege Karlinchen bleibt mangels biologischer Möglichkeiten auf stumme Reflexion angewiesen.

  Die erzähltechnische Auswirkung des Humors liegt in der psychischen Entlastung des Lesers von der abenteuerlichen Handlung sowie im retardierenden Effekt, der die Lösung des Spannungsbogens verzögert. In einigen Fällen wird das Geschehen durch komische Entwicklungen beschleunigt, zum Beispiel durch Halefs Sturz in den Taubenschlag. Ein weiterer Aspekt ist die Konfrontation so idealtypisch und nahezu fehlerfrei agierender Helden wie Winnetou und Old Shatterhand mit den menschlichen Schwächen ihrer Partner, die dem Leser eine Möglichkeit zur Identifikation bietet. Denn die Haupthelden, obwohl Vorbilder, sind dem Normalbürger gleichsam entrückt, sie handeln moralisch unangefochten. Den Helden in zweiter Reihe eignet jenes Maß an Verrücktheiten und Ticks, mit dem sich das Publikum gleichstellen kann. Der Humor hat also die Funktion, durch Darstellung menschlicher Narretei und Dummheit den Texten ein höheres Maß an Glaubwürdigkeit zu verleihen.

  Bei Karl May muß trotz Heinz Stoltes Einwand32 zwischen freiwilligem und unfreiwilligem Humor unterschieden werden. Der beabsichtigte Humor ist beispielhaft an den oben geschilderten Szenen ablesbar. Der unfreiwillige Humor resultiert aus zwanghaft häufig wiederholten Motiven, aberwitzigen Übertreibungen und sprachlichen Unzulänglichkeiten. Das wiederholte Anschleichen und Belauschen der Helden just zum richtigen Zeitpunkt, die übertriebene Zurschaustellung ihrer Alleskönnerschaft sowie die infolge flüchtigen Schnell- und Vielschreibens manchmal komisch wirkende Diktion Mays können zu unbeabsichtigter Heiterkeit beim Leser führen.33 Letztlich bietet der Autor selbst Anlaß für unfreiwillige Komik: Die Standfotos, die May im Wildwest- und Beduinenkostüm zeigen, seinerzeit als Beweis für die Glaubwürdigkeit des Erzählten verstanden, sind für den heutigen Betrachter Ausdruck einer großen Eulenspiegelei.



II


Karl Mays ausgeprägter Sinn für humoristische Gedankenspiele ist allerdings nicht nur erzähltechnisch begründet. Zur Erklärung dieser Neigung muß die Charakterstruktur des Autors betrachtet werden, die


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ihn zu einem wichtigen Humoristen seiner Zeit hat werden lassen. Sigmund Freud nannte in der Studie ›Der Humor‹34 als Ursache einer heiteren Grundhaltung »Affektvermeidung«. Der humorvolle Mensch vermeidet Unlust, indem er gegenüber einer mißlichen Situation Distanz schafft und sich damit über sie erhebt. Affektvermeidung bedeutet Negation der Wirklichkeit durch Aufbau von Traumwelten sowie narzißtische Überhöhung des Ichs durch Inszenierung von Überlegenheit. Diese Merkmale sind Grundstrukturen nicht nur von Mays Prosa, sondern auch von seinem Charakter. Ein von starken Ängsten und Träumen verfolgter Mensch mit pseudologischen Anwandlungen neigt in besonders hohem Maße zu komischen Einfällen.35 May war ein dichtendes Kind, zeitlebens schuf er halluzinatorische Welten mit eigenen Gesetzmäßigkeiten und Handlungsmustern. Freud schreibt in der Studie ›Der Dichter und das Phantasieren‹: »Der Dichter tut nun dasselbe wie das spielende Kind; er erschafft eine Phantasiewelt, die er sehr ernst nimmt, d. h. mit großen Affektbeträgen ausstattet (...).«36 Der Humor, »eine Ersatz- und Surrogatbildung«,37 substituiert die verlorengegangene Lust der Kindheit, ist eine gleichsam mythische Erinnerung an glückliche Zeiten, die im Alltag nur selten durchscheinen: »Man darf sagen, der Glückliche phantasiert nie, nur der Unbefriedigte.«38 Unerfüllte Wünsche sind die Triebkräfte der Phantasien, »und jede einzelne Phantasie ist eine Wunscherfüllung, eine Korrektur der unbefriedigten Wirklichkeit.«39 Die bedrückende Erfahrung seiner Sozialisation begünstigte die kindliche Grundhaltung Mays; seine Produktionstechnik ist von dieser psychologischen Konstellation beeinflußt. Einerseits entlehnt er den Schreibstil der plakativen, moralisch streng dualistischen Trivialliteratur, andererseits ist seine Prosa im Sinne des modernen psychologischen Romans von Ich-Abspaltungen geprägt. Die Derivate des schreibenden Ichs sind häufig komische Figuren, die bestimmte Charakterschwächen Mays personifizieren. Mit diesen Ich-Abspaltungen gelingt dem Autor, was Freud als »Ars poetica« bezeichnet, nämlich »die Technik der Überwindung jener Abstoßung«,40 die uns von fremden Phantasien trennt. Mays Erfolg beruht auf dem geglückten Abbau der Distanz zum Leser, wobei dem Humor eine entscheidende Rolle zufällt: Er ist die Brücke in eine als glücklich erinnerte Vergangenheit, in der sich Autor und Leser wohlfühlen. Die Überwindung der Distanz gelingt durch ein vielschichtiges Identifikationsangebot, das durch »Verhüllung« den »egoistischen Tagtraum«41 abmildert. Das erzählerische Spiel mit exotischen Schauplätzen, fremdländischem Personal und abwechslungsreicher Handlung schildert unterschwellig die Überwindung sozialer Hemmungen und Ängste und wirkt dadurch seelisch entspannend. Die Heldengestalten evozieren zudem ein Gefühl von Geborgenheit in einer bedrohlichen Umwelt und garantieren dem Leser ein kathartisch wirkendes Happy-End, den Sieg des Guten über das Böse. May hat es


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wie kaum ein anderer Schriftsteller verstanden, latente Aversionen, Aggressionen und Empfindlichkeiten in einem mythischen Kosmos verschleiert zu schildern. Die »humoristische Lust« setzt die »Stimmung einer Lebenszeit« frei, »in welcher wir unsere psychische Arbeit überhaupt mit geringem Aufwand zu bestreiten pflegten, die Stimmung unserer Kindheit, in der wir das Komische nicht kannten, des Witzes nicht fähig waren und den Humor nicht brauchten, um uns im Leben glücklich zu fühlen«,42 schreibt Freud über den wahren Hintergrund des Humors. May gewinnt die Zuneigung des Lesers durch die ›Verlockungsprämie‹ kindlichen Humors, weniger durch subtilen Wortwitz oder geistreiche Anspielungen. Ein naiver, typisierender Dualismus ist vorherrschend: Die Bösewichter spiegeln den seelischen Abgrund des Autors, während die harmlosen Schwächen, seine Großmäuligkeit und Renommiersucht, im lustigen Personal reflektiert sind. Die Guten sind entweder komisch oder edel. Da die positiv gezeichneten Freunde stets den Sieg davontragen, meist unter Führung der Superhelden, ist die Leseridentifikation gewährleistet: »Das Großartige liegt offenbar im Triumph des Narzißmus, in der siegreich behaupteten Unverletzlichkeit des Ichs.«43

  Die Macht des Humors besteht in einer zweifachen Abwehr der Leidensmöglichkeit: Der Anspruch der Wirklichkeit wird zurückgewiesen und durch das narzißtische Lustprinzip ersetzt. Dies ist die Grundstruktur Mayschen Schreibens, das von Realitätsferne und Überlegenheitsphantasien bestimmt ist. Humor ist eine Regression zur Stimmung der Kindheit. Der sozial gefährdete und von traumatischen Erinnerungen geplagte Karl May bedurfte dieses heilsamen und charakterfestigenden Impulses in besonders hohem Maße. Die »Verschiebung großer Besetzungsmengen«44 vom Ich zum Über-Ich in den Heldengestalten entlastete das Ego von der sozialen Instabilität. Humor ist somit nicht von der Wirklichkeit entrückt, sondern setzt eine Macht gegen sie, bildet eine neue Realität. Seine Funktion besteht in der Affektvermeidung, indem Unlustgefühle durch überlegenen Scherz überwunden werden. Mays Lebenserfahrung disponierte ihn dazu, Kompensation für Unlustgefühle zu suchen. Seine Kindlichkeit trug ihn über viele Unbilden hinweg und kanalisierte Talent in die Bahnen humoristischen Schreibens. Die zahlreichen tragischen Episoden in den frühen ›Erzgebirgischen Dorfgeschichten‹ haben eine räumliche und zeitliche Nähe zum erlebten Trauma, die einen heiteren Grundton erschwerte. May drapierte andere Erzählungen in exotische und symbolische Gewänder, um dieser Nähe zu entgehen, um autobiographische Anspielungen mittels märchenhafter Phantastik dem entlastenden Humor übergeben zu können. May liebte bekanntlich die Rolle des Märchenerzählers, der gleichsam von der Position des Über-Ichs aus seine Geschichten vortrug. In dieser überlegenen Stellung konnte er das gefährdete Ich er-


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zählerisch vielfach bearbeiten. Dem Dichter bot das Selbsterlebte Material für die Handlung, die in fernen Ländern spielt, um die nötige Distanz zu ermöglichen. Er behielt den Humor selbst in Phasen größter Anfechtung aufrecht, ja möglicherweise steigerte Leidensdruck sogar die heitere Stimmung beim Schreiben. Der Reiz von Mays Werken liegt also in dem gelungenen Abbau der Distanz zum Leser und dem Zugang zu einer kindlich-heiteren seelischen Verfassung, die eine Generationen überdauernde Attraktivität seines Schaffens ermöglichte. Der Leser genießt es, an der Hand eines ›erwachsenen Kindes‹ in eine Welt heiterer Geborgenheit entführt zu werden, obwohl die Grundlage der Geschichten negative Erfahrungen mit der Wirklichkeit sind.

  Abenteuertum und Humor haben eines gemeinsam: Sie transzendieren ein trostloses und entfremdetes Dasein durch das bewußte Setzen von Sinneinheiten. Der Abenteurer sucht im Widerstand der durchreisten Welt sich selbst und bestimmt durch die heldenhafte Tat die eigenen Grenzen und Möglichkeiten, indem er Gegner besiegt, die Personifikationen seines Inneren sind. Er überwindet die eigene Negativität durch eine kraftvolle und listenreiche Betätigung des Ichs. Der Held und der sich mit ihm identifizierende Leser erfahren sich selbst als sinnstiftende Einheit, die das eigene Böse besiegt. Ebenso hat der Humor sinnstiftende Qualität: Der einzelne setzt bewußt eine heitere Grundstimmung als Waffe gegen eine als sinnlos und bedrohlich erfahrene Welt ein. Der literarische Kosmos, in dem sich der komödiantische Held bewegt, ist untragisch und damit potentiell hoffnungs- und trostvoll. Das Böse wird mittels physischer Kraft, listenreicher Intelligenz und moralischer Überlegenheit überwunden, wobei die religiöse oder ethische Kompetenz der Helden häufig den heiteren Aspekt ersetzt: Winnetou ist selten komisch, weil er edel ist; Hadschi Halef ist nicht edel, aber komisch. Die literarische Kombination von Abenteuertum und Humor hat für Autor und Leser eine seelisch entlastende Wirkung, da das erzählende Ich die gefährliche Welt allein oder mit Hilfe guter Kameraden meistert.

  Zusammengefaßt kann über den Humor bei Karl May gesagt werden: Die Bandbreite seines Humors ist zwischen derben Hanswurstiaden und volkstümlicher Altersweisheit angesiedelt. Die Humoresken mit ihrer liebenswürdigen Stimmung und groben Typisierung des Personals boten dem jungen Autor ein geeignetes Feld, um sich heiter mit selbst erlebter Spießigkeit und behördlicher Willkür auseinanderzusetzen.45 Die Reiseerzählungen ermöglichten May, aus der Perspektive des erfahrenen Weltläufers ähnliche Probleme wie in den Dorfgeschichten und Humoresken zu behandeln. Die vielen Gefangennahmen, Gerichtsschauplätze und Fluchten, das Verprügeln von Gendarmen und anderen Staatsbediensteten sind Grundmotive von Mays Prosa: Das unverschuldet in Verdacht geratene Individuum, sozial isoliert und


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mißverstanden, ist der gesellschaftlichen und staatlichen Willkür ausgeliefert, bis durch das Eingreifen der göttlichen Vorsehung oder den Nachweis persönlicher Überlegenheit der Verleumdete rehabilitiert wird. In den Reiseerzählungen werden die Verwicklungen von beherzten Helden gelöst, welche das Staats- und Gerichtspersonal als verlogen und korrupt desavouieren. Der Humor geht - ähnlich wie in den Humoresken - auf Kosten unqualifizierter und törichter Amtsträger. Drollige Figuren, eine bunte Situationskomik und heitere Dialoge bereichern ein abenteuerliches Geschehen, in dem die dramatischen und emotionalen Zuspitzungen durch spannungslösende Einschübe kontrastiert sind. Die idealtypische Schilderung der Helden wird durch die Unzulänglichkeit des komischen Personals relativiert. Der Humor ist im Werk Mays ein erzählerisches Ingrediens, das ihm über Generationen hinweg Attraktivität verleiht, wobei im zeitlichen Abstand manche Textstelle unbeabsichtigt erheiternd wirkt. Der Leser findet in der spannend-humorvollen Welt ein Angebot zur Affektvermeidung, eine literarisch gelungene Strategie zur Wirklichkeitsbewältigung. Mays Traumwelten sind von narzißtischen Helden bevölkert, die Vorbildcharakter besitzen, und komischen Nebenhelden, denen sich der Leser als ebenbürtig oder überlegen fühlen kann. Seine humoristische Energie speist sich aus massiven Verdrängungsproblemen, die mit seinem Vorleben und seinem Charakter zusammenhängen. Humor fungiert als Überwinder einer schlechten Wirklichkeit und wird von Erzähler und Leser als heilsam empfunden.



1 Heinz Stolte: Narren, Clowns und Harlekine. Komik und Humor bei Karl May. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft (Jb-KMG) 1982. Husum 1982, S. 40-59

2 Ebd., S. 45f.

3 Ebd., S. 51

4 Vgl. Sigmund Freud: Der Dichter und das Phantasieren. In: Sigmund Freud: Studienausgabe. Bd. 10. Frankfurt a. M. 1982, S. 170-79. - Zum Thema ›Kindlichkeit‹ bei May vgl. Claus Roxin: Karl May, das Strafrecht und die Literatur. In: Jb-KMG 1978. Hamburg 1978, S. 9-36 (24 und 31f.).

5 Stolte, wie Anm. 1, S. 54

6 Karl May: Der blau-rote Methusalem. Stuttgart o. J. (1892), S. 43

7 Ebd., S. 44

8 Ebd., S. 45

9 Ebd.

10 Ebd., S. 48

11 Ebd., S. 55

12 Karl May: Gesammelte Reiseromane Bd. IV: In den Schluchten des Balkan. Freiburg 1892, S. 333

13 Ebd., S. 334

14 Ebd., S. 369

15 Ebd., S. 373

16 Ebd., S. 383

17 Ebd., S. 384

18 Karl Mays Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. II Bd. 1: Scepter und Hammer.


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Hrsg. von Hermann Wiedenroth und Hans Wollschläger. Nördlingen 1987, S. 22

19 Karl May: Das Geldmännle. In: Karl May: Erzgebirgische Dorfgeschichten. Dresden 1903, S. 441; Reprint Bamberg 1996

20 Ebd., S. 448

21 Ebd., S. 451

22 Ebd.

23 Vgl. Karl May: Mein Leben und Streben. Freiburg o. J. (1910), S. 144; Reprint Hildesheim-New York 1975. Hrsg. von Hainer Plaul.

24 May: Geldmännle, wie Anm. 19, S. 441

25 Klara May hatte übrigens einen Hund, der den Namen ›Karlinchen‹ trug. Vgl. Leben im Schatten des Lichts. Marie Hannes und Karl May. Hrsg. von Hans-Dieter Steinmetz/Dieter Sudhoff. Bamberg/Radebeul 1997, S. 278 (Anm. 458); zu biographischen Spiegelungen im ›Geldmännle‹ siehe auch: Christoph F. Lorenz: Das Gewissen des Musterwirts. Karl Mays »Dorfgeschichte« ›Das Geldmännle‹. In: Jb-KMG 1985. Husum 1985, S. 182-217.

26 May: Geldmännle, wie Anm. 19, S. 611; vgl. Klara May: Die Lieblingsschriftsteller Karl Mays. Mit Anmerkungen von Hans Wollschläger. In: Jb-KMG 1970. Hamburg 1970, S. 149.

27 Vgl May: Geldmännle, wie Anm. 19, S. 548f.

28 Vgl. zur Entstehungsgeschichte der ›Erzgebirgischen Dorfgeschichten‹ Christoph F. Lorenz: Nachwort. In: May: Erzgebirgische Dorfgeschichten, wie Anm. 19, S. I-XIV.

29 May: Vorwort. In: May: Erzgebirgische Dorfgeschichten, wie Anm. 19

30 Vgl. Das große Karl-May-Figurenlexikon. Hrsg. von Bernhard Kosciuszko. Paderborn 21996. Es wäre wünschenswert, das vorgenannte Werk durch ein Tier-, Landschafts- und Objekte-Lexikon zu ergänzen. Vermißt wird eine Kompilation von Mayschen Tierfiguren (Rih), Landschaften (Mount Winnetou), Objekten (Sam Hawkens' Liddy) u. a.

31 Die beschriebene Form des Altershumors ist auch in der Erzählung ›Sonnenscheinchen‹ (in: May: Erzgebirgische Dorfgeschichten, wie Anm. 19) nachweisbar.

32 Stolte, wie Anm. 1, S. 44

33 Vgl. Helmut Schmiedt: Die Thränen Richard Wagners oder Der Sinn des Unsinns. Thesen zu einem Konstruktionsprinzip in Karl Mays Kolportageromanen. In: Jb-KMG 1980. Hamburg 1980, S. 63-77.

34 Sigmund Freud: Der Humor. In: Werke Bd. IV. Frankfurt a. M. 1982, S. 278

35 Freud: Der Dichter und das Phantasieren, wie Anm. 4, S. 177f.; zum Thema ›pseudologische Anwandlungen‹ vgl. Roxin, wie Anm. 4.

36 Freud: Der Dichter und das Phantasieren, wie Anm. 4, S. 172

37 Ebd.

38 Ebd., S. 173

39 Ebd., S. 174

40 Ebd., S. 179

41 Ebd.

42 Sigmund Freud: Der Witz und seine Beziehung zum Unbewußten. In: Werke. Bd. IV. Frankfurt a. M. 1982, S. 219

43 Freud: Der Humor, wie Anm. 34, S. 278

44 Ebd., S. 280

45 Die Analyse des spezifischen Humors der Humoresken bleibt einer anderen Untersuchung vorbehalten; vgl. auch: Wojchiech Kunicki: Karl Mays Humoreske ›Die verhängnisvolle Neujahrsnacht‹. Versuch einer Interpretation. In: Jb-KMG 1988. Husum 1988, S. 248-67.





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