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RUDI SCHWEIKERT


Babylon aus dem Lexikon
Eine quellenkundliche Analyse der Babylon-Erwähnungen Karl Mays von den ›Geographischen Predigten‹ bis zu ›Im Reiche des silbernen Löwen‹



Helmut Lieblang zum Dank für seine Anregung



1. Back to the roots


Zu den Ursprüngen zog es Karl May immer wieder: seinen eigenen wie denen des Menschen schlechthin, ob im Gewand seiner Privatsymbolik (ich nenne nur das Schiff Wilahde (Geburt) und das Land Ussulistan (Ursprung) aus ›Ardistan und Dschinnistan‹ und die Geisterschmiede aus ›Babel und Bibel‹ mit ihren Wiederaufnahmen im Werk1) oder ob - ein anderes Beispiel - in Gestalt der ersten menschlichen Hochkultur im Zweistromland, auf die er wiederholt zu sprechen kam.

   Zum ersten Mal tut er dies in der siebten seiner ›Geographischen Predigten‹, betitelt ›Stadt und Land‹:


Die Gegenwart hat auch in Beziehung auf das Gemeindewesen herrliche Fortschritte hinter sich, aber in Beziehung auf die Großartigkeit der Niederlassungen finden wir schon im grauen Alterthume höchst augenfällige Beispiele. Es sei hier nur an Babylon und Ninive erinnert.2


Es folgt eine Beschreibung der beiden Städte, die May der Einfachheit halber (und um nichts Falsches zu sagen) aus dem Konversationslexikon abgeschrieben hat, mit Kürzungen und stilistischen Veränderungen. Der Nachweis erfolgt zunächst, wie üblich in meinen diesbezüglichen quellenkundlichen Untersuchungen, hauptsächlich durch den ›Pierer‹ in der vierten Auflage.3 Später treten weitere Enzyklopädien, mal ergänzend, mal alternierend, hinzu. Mays Text zitiere ich ungekürzt, die Lexikonartikel jedoch mit Auslassungen.


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2. Babylon zum ersten




Die erstere der beiden Städte lag am Euphrat, der sie in zwei Theile schied, und bildete ein Viereck, dessen Umfang nach Herodot 12 deutsche Meilen betrug. Die über 2 Millionen betragende Einwohnerschaft wurde beschützt durch eine rings um die Stadt gehende, 200 Ellen hohe und 50 Ellen breite Mauer, auf welcher 6 Wagen bequem neben einander fahren konnten

und durch welche 100 Thore von Erz in das Freie führten. Die graden Straßen liefen mit dem Flusse parallel und wurden von anderen rechtwinkelig durchkreuzt, wodurch 625 kleinere Vierecke entstanden.


Unter ihren Prachtgebäuden zeichneten sich die beiden Königspaläste und die Gärten der Semiramis aus, vor allen Dingen berühmt war aber der Thurm zu Babel, von welchem schon 1. Mos. 11 Erwähnung gethan wird. Hier ist freilich die Sage wohl von der Wirklichkeit zu unterscheiden.








Die Talmudisten machten ihn 70 Meilen hoch, nach orientalischer Ueberlieferung betrug seine Höhe 10,000 Klaftern, nach der Meinung noch Anderer soll er 25,000 Fuß gemessen haben, und zugleich wird behauptet, daß 1 Million
Babylon, (...) 2) (In der Bibel Babel), Stadt im südlichen Theile Babyloniens, am Euphrat, der sie in 2 Theile schied; (...). Sie bildete ein längliches Viereck, dessen Umfang (nach Herodot) 12, nach Anderen nur 9 deutsche Meilen betrug; Rewel berechnet ihre Ew. [Einwohner] auf 2 Mill(ionen); (...) eine angeblich 50 Ellen breite, 200 Ellen hohe Mauer (Babylonische Mauer), die in gewissen Zwischenräumen mit Thürmen versehen war u. vor sich einen Wassergraben hatte, vertheidigte sie. 100 Thore von Erz führten durch sie. Die geraden Straßen liefen mit dem Flusse parallel, andere durchkreuzten sie rechtwinkelig, wodurch Vierecke entstanden; doch war nach andern Berichten nicht aller Raum bebaut, sondern viel Platz zu Feld verwendet.5





Babylonischer Thurm, nach 1. Mos. 11, 1-9 u. den Historikern Abydenos u. Eupolemos, der Thurm, welchen die Nachkommen Noahs im Lande Sinear so hoch bauen wollten, daß die Spitze bis zum Himmel reichen sollte, um die Zerstreuung zu verhindern. Gott aber, dem dies Unternehmen mißfiel, weil er wollte, daß zur Füllung der Erde die Menschen sich zerstreueten, brachte Uneinigkeit unter die Bauenden, indem er ihre Sprache verwirrte. Deshalb unterblieb der Bau, sie zerstreueten sich nach verschiedenen Richtungen, u. bildeten so verschiedene Sprachen aus; s. u. Sprache. Den Thurm machten die Talmudisten 70 Meilen hoch, orientalische Traditionen 10,000 Klaftern; Andere nur 25,000 Fuß u. ließen 1 Mill. Menschen 12 Jahre daran arbeiten.


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Menschen 12 volle Jahre daran gearbeitet hätten. Gewiß ist nur, daß sich auf der Ostseite des Euphrat wirklich ein thurmartiges Gebäude befunden hat, dessen Basis 360,000 Quadratfuß und dessen Höhe 600 Fuß betragen haben soll. Das oberste der 8 Stockwerke war ein Tempel des Baal, in welchem sich ein goldener Tisch und ein prachtvolles Bett befand.

Im untersten Stockwerke stand eine 12 Fuß hohe goldene Bildsäule des Gottes; die Treppen, mittelst deren der Thurm erstiegen wurde, führten von außen empor.



Noch jetzt findet man dort einen 198 Fuß hohen und 1525 Fuß im Umfange haltenden Steinhaufen, in welchem man die Trümmer des Thurmes zu sehen glaubt.
4


Zu Babylon befand sich wirklich ein großes thurmähnliches Gebäude, dessen viereckige Basis 1000 Schritte im Umfang gemessen haben u. in 8 Stockwerken 623 F(uß) hoch gewesen sein soll. Das oberste Stockwerk war ein Tempel des Baal mit goldnem Tisch u. prächtigem Polster. Hier wurden astronomische Beobachtungen angestellt. Im untersten Stock stand eine 12 Fuß hohe goldne Bildsäule des Gottes, die Xerxes wegnehmen ließ. Die Wände waren mit Sculpturen bekleidet; die Treppe führte von außen hinauf. Nach Einigen ließ Xerxes den Thurm einreißen, nach Andern verfiel er später. Noch jetzt sind die Überreste davon in dem ungeheuern Steinhaufen Birs Nimrud, dessen Seiten genau nach den Himmelsgegenden gerichtet sind, übrig; diese Ruinen zeigen noch 3 von den alten 8 Absätzen u. halten 35 Fuß (...).6


Daß der Turm zu Babel sich auf der Ostseite des Euphrat befand, teilt der 36 Jahre ältere Artikel ›Babylon‹ im ›Ersch-Gruber‹ mit;7 die späteren Lexika lokalisieren den Turm auf der Westseite. Das Höhenmaß des Turms mit 600 Fuß entspricht der Angabe von Strabo, wie die zweite Auflage von Meyers ›Neuem Konversations-Lexikon‹ mitteilt.8 Dies deutet darauf hin, daß May seine Angaben, die sich mit größter Entsprechung im ›Pierer‹ finden, um Kleinigkeiten aus anderen Lexika ergänzte.

   Ein paar Daten in Mays Text bleiben zudem noch offen, doch klären sie sich zumindest teilweise durch einen weiteren Blick ins Lexikon. Mit den Prachtgebäuden, den beiden Königspaläste(n), dürften die im Lexikon angeführten Paläste der Semiramis, im westlichen Teil gelegen, und des Nebukadnezar, im östlichen Teil gelegen, gemeint sein.9



3. Berechnungen


Die nicht durch den ›Pierer‹ in der vierten Auflage nachgewiesene Information, daß auf Babylons Mauer sechs Wagen nebeneinander fahren konnten, ist im ›Babylon‹-Artikel des ›Ersch-Gruber‹ enthalten:


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Die Mauern waren von gebrannten Ziegelsteinen aufgeführt, und mit dem dort häufig von der Natur erzeugten Asphalt verbunden. Sie waren nach Herodot 200 Ellen hoch, und 50 Ellen dick, nach Ctesias 50 Klaftern hoch, und so breit, daß 6 Wagen neben einander darauf fahren konnten.10


Die Angabe 625 kleinere Vierecke konnte May leicht errechnen, indem er die Anzahl der Tore (100) durch 4 teilte und das Ergebnis 25 mit sich selbst multiplizierte (25 x 25 = 625). Die Angabe 360,000 Quadratfuß für die Basis des Babylonischen Turms war ebenso leicht durch Umrechnung zu erhalten, indem May die Lexikonangabe von 1000 Schritte Basisumfang durch 4 teilte (= 250), den Betrag mit 2,4 malnahm, um eine Angabe in Fuß zu bekommen (250 x 2,4 = 600), und das Ergebnis mit sich selbst multiplizierte (600 x 600 = 360000).

   Die Höhenangabe des Birs Nimrud, die der ›Pierer‹ in der vierten Auflage nicht (mehr) anführt, gibt wiederum bereits der ›Ersch-Gruber‹-Artikel ›Babylon‹ von 1821 an:


Die Ruine bildet einen Hügel, welcher ganz aus Backsteinen besteht, in der Gestalt eines Oblongum, 762 Ellen in Umfang. An der Westseite hatte er 50-60 Fuß Höhe, aber auf der Ostseite erhebt er sich in conischer Form bis zu 198 Fuß, und man unterschiedet noch 4 Absätze, so daß also gegen die Hälfte der Höhe erhalten zu seyn schiene.11


Aus der hier gegebenen Umfangsangabe von 762 Ellen sind auch die 1525 Fuß im Umfange abgeleitet, denn die geläufige Umrechnung von Ellen in Fuß (1 Elle = 2 Fuß) ergibt 1524 Fuß.



4. Ninive


Bei der Beschreibung Ninives scheint May die Lust verloren zu haben. Er reduziert sie auf ein paar lapidare Zeilen, obwohl ihm ein länglicher Lexikonartikel über diese Stadt vorgelegen haben dürfte. Er extrahiert aus ihm lediglich die Umfangs- und Befestigungsangaben.


Ninive,

die Hauptstadt Assyriens







Ninive, die alte, der Sage nach von Ninos gegründete, ungeheuer große Hauptstadt des Assyrischen Reiches; (...). Die Nachrichten der Alten über die Größe N=s [Ninives] sind, auch wenn man die weitläufige Bauart der orientalischen Städte in Anschlag bringt, doch wohl übertrieben. Nach dem Propheten Jonas soll ihr Umfang drei Tagereisen betragen haben; Diodoros Sik. [Sikulos] gibt ihr sogar einen Umfang von 480 Stadien


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hatte einen Umfang von 12 geographischen Meilen; die Mauer war 100 Fuß hoch und so dick, daß darauf 3 Wagen neben einander fahren konnten.


Auch sie liegt heut in Trümmern, und ungeheure Ziegelhaufen sind die einzigen Zeugen einer längst verschwundenen Pracht und Herrlichkeit.
12
(= 12 deutschen Meilen) u. läßt ihre Mauern 100 Fuß hoch u. so dick gewesen sein, daß drei Wagen neben einander darauf fahren konnten; Strabo sagt nur, daß N. selbst noch größer als Babylon gewesen sei.13



5. Babylon zum zweiten und dritten


In ›Von Bagdad nach Stambul‹ sowie im zweiten Band von ›Im Reiche des silbernen Löwen‹ wird Babylon, wird Babel, das Karl May als »Mutter der Stätte« zitiert,14 werden die Reste des babylonischen Turms, wird der Birs Nimrud zum zeitweiligen Schauplatz der Handlung. Auch bei dieser Gelegenheit stellt May den Ort vor, und zwar um einiges ausführlicher als noch in den ›Geographischen Predigten‹. Seine Grundinformationen aber zog er wiederum weitestgehend aus dem Lexikon. Gewissermaßen doppelt einfach machte er es sich dabei, insofern er mit nicht sonderlich wesentlichen Änderungen (Umstellungen, Kürzungen, Hinzufügungen sowie abweichender Syntax) seinen amalgamierten Lexikontext aus ›Von Bagdad nach Stambul‹ in den zweiten Band des ›Silberlöwen‹ übernahm. Beide Textpassagen sind im folgenden ungekürzt wiedergegeben, werden aber durch Erläuterungen und Kommentare unterbrochen:


›Von Bagdad nach Stambul‹:15

Was war dieses Babel gewesen?
Am Euphrat gelegen und von demselben in zwei Teile geschieden, hatte die Stadt nach Herodot einen Umfang von 480 Stadien, also von sechzehn Meilen. Sie wurde eingefaßt von einer 50 Ellen dicken und 200 Ellen hohen Mauer, die zur Verteidigung in gewissen Zwischenräumen mit Türmen versehen war und außerdem noch von einem breiten tiefen Wassergraben beschützt wurde.
(Bagdad 313)
›Im Reiche des silb. Löwen II‹:16

Babel!
...

Nach Herodot hatte die zu beiden Seiten des Euphrat liegende Stadt einen Umfang von 480 Stadien, also beinahe 120 Kilometer. Sie wurde von einer 200 Ellen hohen und 50 Ellen starken Mauer umgeben, welche von starken Türmen und einem breiten, tiefen Wassergraben beschützt wurde.
(Silb. II 54f.)


Das sind die geläufigen Angaben zu Lage und Umfang Babylons, die, dem 1. Buch von Herodots ›Historien‹ entnommen,17 sich in Nachschlagewerken finden, die zu Mays Zeit aufgelegt wurden. Die Kilometerangabe, die May erst 1897 einfügt, wirkt allerdings überraschend: Neuere Lexika wie der


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›Pierer‹ in der siebten Auflage, der ›Brockhaus‹ in der 13. und der ›Meyer‹ in der fünften, die May alle besaß, geben in der Regel für 480 Stadien, der Umrechnung 1 Stadium gleich ca. 184 m gemäß, nur rund 90 km an.18 - Heute schätzt man den Umfang Babylons auf etwa 18 km.19

   Auch die folgenden Angaben beruhen auf Herodot, ohne daß May sie direkt dieser Quelle entnommen hätte. Die herodotische Information, daß die Häuser Babylons drei bis vier Stockwerke hoch gewesen seien, enthalten bis auf den ›Meyer‹ in der zweiten Auflage alle konsultierten Lexika. Doch den Zusatz, daß die Häuser aus Backsteinen erbaut waren, liest man bereits weniger häufig; von den erwähnten Lexika hat ihn nur der ›Pierer‹ in der vierten Auflage: »Die Häuser, 3-4 Stock hoch, waren aus Backsteinen gebaut.«20 Die Information, daß die Backsteine der Häuser durch Asphalt (Erdharz) verbunden worden seien, geben besagte Lexika, wenn überhaupt, nur für die babylonischen Mauern und Türme; auch Herodot sagt nichts Genaueres über den Steinbau speziell der gewöhnlichen Häuser. 1. Mose 11,3, vermutlich spätestens seit dem ›Ersch-Gruber‹ Quelle für die Bauart,21 bleibt vage: »Wohlauf, laßt uns Ziegel streichen und brennen! Und nahmen Ziegel zu Stein, und Erdharz zu Kalk.«


Hundert Thore von Erz führten durch diese Mauer in die Stadt, und von jedem dieser Thore ging eine gerade Straße nach dem gegenüberliegenden, so daß Babel also in ganz regelmäßige Vierecke eingeteilt war. Die drei bis vier Stock hohen Häuser waren von Backsteinen erbaut, die untereinander mit Erdharz verkittet wurden. Die Gebäude hatten prachtvolle Fassaden und wurden durch freie Räume voneinander getrennt. (Bagdad 313)Hundert eherne Thore führten durch diese Mauer, und von jedem dieser Thore ging eine gerade Straße durch die ganze Stadt nach dem gegenüberliegenden. Die bis vier Stockwerke hohen Häuser waren aus Backsteinen erbaut, welche untereinander mit Erdharz verkittet wurden. Die Gebäude hatten prächtige Fassaden und wurden durch freie Höfe voneinander getrennt. (Silb. II 55)


Dies ist die Ausschreibung der üblichen Lexikoninformationen, wie sie etwa der ›Pierer‹ bietet:


100 Thore von Erz führten durch sie [die Stadt Babylon]. Die geraden Straßen liefen mit dem Flusse parallel, andere durchkreuzten sie rechtwinkelig, wodurch Vierecke entstanden; doch war nach andern Berichten [als dem Herodots] nicht aller Raum bebaut, sondern viel Platz zu Feld verwendet. Die Häuser, 3-4 Stock hoch, waren aus Backsteinen gebaut.22


Die Mitteilungen über Nebukadnezars Palast in der 7. Auflage des ›Pierer‹, die besonders den Fassadenschmuck hervorheben,23 dürften dem gelegentlich flüchtigen Leser May zur Vorstellung verholfen haben, daß auch die Fassaden der gewöhnlichen Häuser prächtig ausgeführt gewesen seien (worüber die Lexika sich ausschweigen).


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Wie man sich die schriftlichen antiken Überlieferungen zu Babylon illustrierte: Die hängenden Gärten (Stich von C. Decker nach Livius Creyl in Athanasius Kirchers ›Turris Babel‹, Amsterdam 1679)


   Der nicht sehr präzise Hinweis auf freies Feld innerhalb der Stadtgrenzen brachte May etwas ins Trudeln, was man an seiner Veränderung der freien Räume in freie Höfe (›Silberner Löwe‹) ebenso bemerken kann wie an der raschen Wiederholung des charakterisierenden Prädikats prachtvoll, die er im ›Silbernen Löwen‹ ebenfalls retuschiert (prächtig). Er nahm also sowohl freien Raum zwischen den Häusern als auch Parkanlagen an:


Das Häusermeer wurde von freien Plätzen und prachtvollen Gärten angenehm unterbrochen, in denen sich die zwei Millionen Einwohner lustwandelnd ergehen konnten. (Bagdad 313)In dem weiten Häusermeere lagen große Plätze und prachtvolle Gärten, in denen zwei Millionen Menschen Erholung suchen und finden konnten. (Silb. II 55)


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Die Angabe über die zwei Millionen Einwohner findet sich bei den zeitlich in Frage kommenden der konsultierten Nachschlagewerke weder in der 13. Auflage des ›Brockhaus‹ noch in der 7. Auflage des ›Pierer‹, sondern nur in früheren Auflagen (»Re[nn]el berechnet ihre Ew. auf 2 Mill.« beziehungsweise »B(abylon) soll damals 2,000,000 Einwohner gehabt haben«24).

   Die folgende Erwähnung der Wasserthore geht hingegen zurück auf eine Stelle, die lediglich der ›Pierer‹ in der siebten Auflage enthält:


Nach der Flußseite waren gemauerte Bollwerke gegen die Ueberschwemmungen errichtet; auch wurden die beiden Stadtteile gegen den Euphrat durch Mauern mit ehernen Thoren geschlossen. Auf gemauerten Treppen stieg man zum Flusse hinab.25


Auch die beiden Seiten des Stromes waren von hohen, starken Mauern eingefaßt, durch deren eherne Wasserthore, welche des Nachts geschlossen wurden, man gehen mußte, wenn man per Schiff von dem einen Ufer zu dem andern kommen wollte. (Bagdad 313f.)Auch die Ufer des Stromes waren von gigantischen Mauern eingefaßt, deren erzene Thore des Nachts verschlossen wurden. (Silb. II 55)


Es folgt die Beschreibung der steinernen Brücke über den Euphrat, die die beiden Stadtteile verbindet. Schade, daß May hier nicht ad fontes ging, nämlich zu Herodot, sondern statt dessen einer Information folgte, die im ›Pierer‹ der vierten Auflage enthalten ist. Zunächst Herodot:


(...) und ferner erbaute sie [Nitokris] ungefähr in der Stadtmitte eine Brücke aus jenen gehauenen Steinen (...) und verband die Steine durch Eisen und Blei. Während des Tages legte man dann Holzbalken quer hinüber, so daß die Bevölkerung von Babylon den Fluß überschreiten konnte. Des Nachts nahm man die Balken wieder fort, weil man verhindern wollte, daß die Leute nachts über den Fluß gingen und einander bestöhlen.26


Daraus wurde im ›Pierer‹ mindestens in der vierten Auflage die weniger sinnvolle Mitteilung: »eine 30 Fuß breite steinerne Brücke über den Euphrat, deren hölzernes Dach abgenommen werden konnte, verband beide Stadttheile.«27 Was im Lexikon steht, muß stimmen; also reichte May diese Fehlinformation weiter:


Ueber den Fluß führte außerdem eine herrliche Brücke, welche eine Breite von 30 Fuß besaß und nach Strabo eine Stadie, nach Diodor aber eine Viertelstunde lang war. Ihr Dach konnte abgenommen werden. (Bagdad 314)Ueber den Fluß führte eine herrliche, dreißig Fuß breite Brücke, deren Dach abgenommen werden konnte. Nach Diodor war sie eine Viertelstunde, nach Strabo eine Stadie lang. (Silb. II 55)


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Die Längenangabe »ein Stadium« (also rund 184 m) gibt der ›Ersch-Gruber‹.28 Woher May allerdings die (Maß-)Angaben zu dem künstlichen See bezog, konnte ich bisher nicht restlos klären. Ohne Maßangabe der Seetiefe, sondern nur mit dem Hinweis »bis überall das Grundwasser kam« schildert Herodot die Angelegenheit (Wasserbecken- sowie Brückenbau) und endet damit, daß der See zum Sumpf wurde. Den Seeumfang gibt er mit 420 Stadien an, was etwas über 10 geographischen Meilen entspricht.29


Um bei der Erbauung derselben den Strom abzuleiten, war im Westen der Stadt ein See von 12 Meilen Umfang und von 75 Fuß Tiefe ausgegraben worden, in welchen man den Euphrat leitete. Dieser See wurde auch später beibehalten; er hatte die Wasser der Ueberschwemmungen aufzunehmen und bildete ein ungeheures Reservoir, aus welchem man bei großer Dürre mittels Schleusen die Felder bewässerte. (Bagdad 314)Um diese Brücke zu bauen, mußte der Strom abgeleitet werden; man grub also im Westen der Stadt einen See aus, welcher 75 Fuß tief war und einen Umfang von zwölf Meilen hatte; hierein ließ man die Fluten laufen. Dieser auch später beibehaltene See diente zur Verteidigung der Stadt, zur Regulierung der Flußüberschwemmungen und zur Bewässerung der Felder, was mittels vieler Schleusen geschah. (Silb. II 55)


Die nächsten Informationen haben ihre größte Entsprechung in Lexikonzeilen, wie sie die zweite Auflage des ›Meyer‹ bietet (»(...) auch ein Tunnel soll unter dem Euphrat zur Verbindung beider Stadttheile angelegt worden sein. Die  K ö n i g s b u r g, in der Nähe der Hauptbrücke an beiden Ufern des Stromes erbaut und aus zwei Palästen bestehend (...)«30). Der ›Ersch-Gruber‹ nähert sich Mays Ausführungen nur an: »Die königliche Burg befand sich auf beiden Seiten des Stroms, und ihre beiden Haupttheile, von denen der westliche der bedeutendste war, waren durch die große Brücke getrennt.«31


An jedem Ende der Brücke stand ein großer Palast; beide waren durch einen unterirdischen Gang verbunden, der unter dem Euphrat hinlief, wie z. B. der Tunnel unter der Themse. (Bagdad 314)An jedem Ende der Brücke stand ein riesiger Palast; beide Paläste waren durch einen unterirdischen Tunnel verbunden. (Silb. II 55)


Mit dem Themsetunnel dürfte der zwischen 1825 und 1842 erbaute gemeint sein, der damals für ein Weltwunder gehalten wurde. Als May dies schrieb, waren bereits weitere Tunnels in Betrieb, so daß man auf eine Quelle für Mays Bemerkung schließen kann, deren Veröffentlichung auf die Zeit um die Jahrhundertmitte oder relativ kurz danach zu datieren ist.

   Nun kommt May - analog dem Aufbau der Lexikonartikel - auf herausragende Gebäude der Stadt zu sprechen. Kurz macht er es mit den Palästen;


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länger verweilt er bei den hängenden Gärten der Semiramis und dem sogenannten babylonischen Turm - wiederum analog den Gepflogenheiten der Lexika, die in der Regel diesen beiden Weltwundern eigene Artikel widmen.


Die hervorragendsten Gebäude der Stadt waren: das alte Königsschloß, über eine Meile im Umfange, der neue Palast, mit dreifachen Mauern umgeben und zahllosen Bildhauerarbeiten geschmückt, und die hängenden Gärten der Semiramis. (Bagdad 314)Die hervorragendsten Gebäude von Babel, welches keilschriftlich Bab ilu, d. i. Pforte Gottes, heißt, waren das alte, über eine Meile im Umfange haltende Königsschloß, die hängenden Gärten der Semiramis und der von einer dreifachen Mauer umgebene neue Palast, den zahllose Bildhauerarbeiten schmückten. (Silb. II 55f.)


Die Wendung im zweiten Band des ›Silbernen Löwen‹: Babel, welches keilschriftlich Bab ilu, d. i. Pforte Gottes, heißt, ist in der fünften Auflage von ›Meyers Konversations-Lexikon‹ enthalten: »Babylon (B a b e l, keilschriftlich Bab-ilu, ›Pforte Gottes‹)«.32

   Der ›Pierer‹ in der siebten Auflage weiß: »Den Königspalast umgaben drei Mauern, mit einem Umfange von 11 km. Die Palastgebäude hatten einen Umfang v. 4 km. Mauern, Wände u. Türme waren mit Bildwerken bedeckt, unter denen bes. eine Jagdszene v. riesigen Dimensionen bemerkenswert ist.«33 Um welchen Palast genau es sich hierbei handelt, ob um den, welchen May den alten nennt, oder ob um den neue(n), bleibt unklar. Der Brockhaus in der 13. Auflage bietet: »Im nördl. Teile lag die von drei Mauern umgebene Königsstadt (...). Auf dem Westufer lag der kleine ältere Palast« und weist außerdem noch hin auf »die große Burg«.34

   Eine Sonderstellung nehmen aufgrund ihrer Ausführlichkeit die folgenden beiden Beschreibungen ein. Die erste gilt den sogenannten hängenden Gärten der Semiramis.



6. Die hängenden Gärten der Semiramis


Diese bildeten ein Quadrat von 160 000 Quadratfuß Flächenraum und wurden von einer 22 Fuß dicken Mauer umgeben. Auf großen, gewölbten Bogen erhoben sich amphitheatralisch angelegte Terrassen, zu denen man auf 10 Fuß breiten Stufen gelangte. Die Plattformen dieser Terrassen waren mit 16 Fuß langen und 4 Fuß breiten Steinen belegt, um kein Wasser hindurch zu lassen; auf den Steinen war eine dicke Lage verkit-Die berühmten Gärten der Semiramis wurden von einer 22 Fuß dicken Mauer umgeben und bildeten ein Viereck von 160 000 Quadratfuß Flächenraum. Auf hohen, gewölbten Bogen erhoben sich amphitheatralisch gelegene Terrassen, zu denen man auf zehn Fuß breiten Stufen emporstieg. Die Plattformen dieser Terrassen waren mit 16 Fuß langen und 4 Fuß breiten Steinen belegt, damit kein Wasser hindurchdringe. Auf diesen


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tetes Rohr, dann zwei Reihen gebrannter Ziegel, welche mit Harz gut verbunden waren, und dann hatte man das Ganze noch mit Blei bedeckt, auf dem man die beste Pflanzenerde so hoch aufgeschüttet hatte, daß die stärksten Bäume bequem Wurzel schlagen konnten. Auf der obersten Terrasse befand sich ein Brunnen, der das nötige Wasser in Fülle aus dem Euphrat sog und über die Gärten ergoß. In den Hallen einer jeden Terrasse hatte man prächtige, zur Nachtzeit illuminierte Gartensäle angebracht, in denen man den Duft der köstlichen Blumen und die herrlichste Aussicht auf die Stadt und deren Umgebung genießen konnte. (Bagdad 314f.)Steinen gab es eine dicke Lage verkittetes Rohr, hierauf zwei Reihen gebrannter Ziegel, welche mit Harz verbunden waren, und dann hatte man noch eine Bleidecke hergestellt, auf welche man die beste Pflanzenerde so hoch aufschüttete, daß die stärksten Bäume tief und bequem Wurzeln schlagen konnten. Auf der obersten Terrasse befand sich ein ungeheurer Brunnen, welcher das nötige Wasser aus dem Flusse sog und dann über die Gärten ergoß. Unter jeder Terrasse waren Hallen angebracht mit prächtigen, des Nachts erleuchteten Gartensälen, in denen man sowohl den Duft der köstlichsten Blumen wie auch die herrliche Aussicht auf alle Teile der Stadt und ihre Umgegend genießen konnte. (Silb. II 56)



Wie man sich die schriftlichen antiken Überlieferungen zu Babylon illustrierte: Babylon (Stich von C. Decker nach Livius Creyl in Athanasius Kirchers ›Turris Babel‹, Amsterdam 1679)


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Die größte Nähe zu Mays Formulierungen ergibt unter den befragten Lexika die vierte Auflage des ›Pierer‹:


Hängende Gärten (...); sie bestanden in mehreren, amphitheatralisch über einander aufsteigenden, durch breite Treppen verbundenen Terrassen, deren oberste die Höhe der Stadtmauer hatte; viereckig, jede Seite des aus starken Gewölben errichteten Gebäudes vier Plethren (gegen 400 griechische Fuß); rings herum eine 22 Fuß dicke Mauer. Auf den Gewölben lag ein Pflaster von Steinplatten, über diesem eine Schicht Harz, dann zwei Schichten mit Gyps verbundener Steine, hierauf Bleiplatten, endlich Erde, so hoch, daß die größten Bäume darin Wurzeln ausbreiten konnten; auf der obersten Terrasse war eine Cisterne, die durch Triebwerke Wasser aus dem Euphrat erhielt u. dasselbe überall hin ausbreitete. In den Terrassenwänden waren gewölbte Grotten, zum Aufenthalt der Könige.35


Quelle dieser Darstellung - und letztlich auch Quelle von Mays Ausführungen - sind die Schilderungen Diodors (Diodorus Siculus, Diodor von Sizilien, griechischer Geschichtsschreiber aus dem 1. Jahrhundert vor Christus):


Und dann war da noch der hängende Garten, Paradeisos. Man steigt hinauf wie auf einen Berg. Die Baulichkeiten kommen eine aus der anderen heraus, gleich der Syrinx, der Panflöte, die aus mehreren Rohren von ungleicher Länge besteht, so daß sich ein theaterartiger Anblick ergibt. Siebeneinhalb Meter dicke Flankenmauern waren vollendet hergerichtet. Die Abdeckungen der Gänge schlossen steinerne Balken. Darauf ruhte zuerst eine Unterlage von Rohr mit viel Asphalt, darauf eine doppelte Schicht von gebrannten Ziegeln, in Gips verlegt, darüber eine Bleideckung, damit nicht die Nässe der Fruchterde, die aufgehäuft war, in die Tiefe hinabsichern sollte. Die Erde war in einer solchen Tiefe gehäuft, daß sie die Wurzeln der mannigfaltigen Bäume genügte, die nach Größe und Reiz den Betrachter wohl zu bezaubern vermochten.

   Auch war da noch ein Gang, der bis nach der obersten Gartenzone Durchleitungen hatte und Vorrichtungen zum Wasserschöpfen, durch die eine Menge Wasser aus dem Fluß herausgezogen wurde, ohne daß man von außen sah, was da vor sich ging.36


Die Idee der Wasserschöpfanlage über mehrere Stockwerke, die von außen nicht sichtbar ist, kehrt bei May wieder in Gestalt der ›Brunnenengel‹ aus ›Ardistan und Dschinnistan‹.37



7. Der babylonische Turm


Das hervorragendste Gebäude Babels aber war der Baalsturm, von welchem uns die Bibel 1. Mos. 11 berichtet. Die heilige Schrift giebt keine genaue Höhe an; sie sagt nur: »dessen Spitze bis an den Himmel reicht«. Die TalmudistenDas größte Bauwerk der Stadt aber war der Turm zu Babel, von welchem uns die heilige Schrift erzählt.


Die Talmudisten behaupten, er sei sieb-


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behaupten, der Turm sei 70 Meilen hoch gewesen; nach orientalischen Traditionen war er 10 000 Klafter, nach anderen Ueberlieferungen 25 000 Fuß hoch, und es soll eine Million Menschen zwölf Jahre lang daran gearbeitet haben. Das ist natürlich übertrieben. Die Wahrheit ist, daß sich allerdings mitten aus dem großen Tempel des Baal ein Turm erhoben hat, dessen Basis ungefähr tausend Schritte im Umfange hatte, während seine Höhe 6-800 Fuß betrug. Er bestand aus acht übereinander stehenden Abteilungen, von denen immer die höhere eine kleinere Grundfläche hatte, als diejenige, von welcher sie getragen wurde. Durch einen achtmal um den Turm führenden Stiegengang gelangte man auf die Höhe des Bauwerkes. Jede einzelne Abteilung enthielt große, gewölbte Hallen, Säle und Gemächer, deren Bildsäulen, Tische, Sessel, Gefäße und andere Gerätschaften von massivem Golde waren. Im untersten Stockwerke stand die Bildsäule des Baal, die tausend babylonische Talente wog, also einen Wert von mehreren Millionen Thaler besaß. Das oberste Stockwerk trug ein Observatorium, auf dem die Astronomen und Sterndeuter ihre Beobachtungen machten. Xerxes beraubte den Turm aller Schätze, welche nach Diodorus 6300 Talente in Gold betragen haben sollen.

Hierzu sagt die morgenländische Mythe noch, daß sich in dem Bauwerke ein Brunnen befunden habe, der grad so tief gewesen sei, wie der Turm hoch war. In diesem Brunnen sind die gefallenen Engel Warud und Marud mit Ketten an den Füßen aufgehangen, und in seiner Tiefe liegt die Lösung aller Zauberei verborgen.
zig Meilen hoch gewesen. Nach orientalischen Ueberlieferungen betrug seine Höhe 10 000 Klaftern, nach andern Traditionen 25 000 Fuß, und es soll eine ganze Million Menschen zwölf Jahre lang an ihm gearbeitet haben. Während dies selbstverständlich übertrieben ist, scheint die Wahrheit zu sein, daß sich allerdings mitten aus dem großen Tempel des Baal ein Turm erhoben hat, dessen Grundfläche ungefähr tausend Schritte im Umfange hatte, während seine Höhe bis 800 Fuß betrug. Er bestand aus acht Stockwerken, deren jedes höhere eine kleinere Basis hatte als dasjenige, auf welchem es stand. Durch ein achtmal um die Außenmauer des Turmes laufendes Treppenwerk gelangte man auf die Höhe des Turmes. Jedes dieser Stockwerke enthielt große gewölbte Hallen, Säle, Zimmer und Gänge, deren Bildsäulen, Tafeln, Tische, Stühle und Gefäße von purem Golde waren. Im untersten Stockwerke stand die Bildsäule des Baal, welche tausend babylonische Talente wog und also einen Wert von mehreren Millionen Thalern hatte. Auf dem obersten Stockwerke befand sich eine Sternwarte, in welcher die Astronomen ihre Beobachtungen vornahmen. Alle diese Schätze des Turmes, welche nach Diodorus 6300 goldene Talente wert gewesen sein sollen, wurden von Xerxes geraubt und fortgeschafft. Nach der morgenländischen Mythe soll sich in dem Turme auch ein Brunnen befunden haben, dessen Tiefe genau so groß wie die Höhe des Turmes gewesen sei.




Alexander der Große wollte den eingestürzten Turm wieder herstellen und ließ über zehntausend Menschen nur an der Wegräumung des Schuttes und der Trümmer arbeiten, wurde aber durch


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Das war Babel. Und jetzt - - - !
(Bagdad 315f.)
seinen frühen Tod verhindert, seinen Vorsatz auszuführen.
Das war Babel. Und jetzt - - - - -?
(Silb. II 56f.)


Nicht ganz so ausschließlich wie in seiner siebten ›Geographischen Predigt‹ über ›Stadt und Land‹ orientierte sich May in ›Von Bagdad nach Stambul‹ und im zweiten Band von ›Im Reiche des silbernen Löwen‹ an Informationen, wie sie der ›Pierer‹ in der vierten Auflage liefert (an seinen eigenen Ausführungen in ›Stadt und Land‹ orientierte er sich freilich ebenfalls):


Babylonischer Thurm, nach 1. Mos. 11, 1-9 u. den Historikern Abydenos u. Eupolemos, der Thurm, welchen die Nachkommen Noahs im Lande Sinear so hoch bauen wollten, daß die Spitze bis zum Himmel reichen sollte, um die Zerstreuung zu verhindern. Gott aber, dem dies Unternehmen mißfiel, weil er wollte, daß zur Füllung der Erde die Menschen sich zerstreueten, brachte Uneinigkeit unter die Bauenden, indem er ihre Sprache verwirrte. Deshalb unterblieb der Bau, sie zerstreueten sich nach verschiedenen Richtungen, u. bildeten so verschiedene Sprachen aus; s. u. Sprache. Den Thurm machten die Talmudisten 70 Meilen hoch, orientalische Traditionen 10,000 Klaftern; Andere nur 25,000 Fuß u. ließen 1 Mill. Menschen 12 Jahre daran arbeiten. Zu Babylon befand sich wirklich ein großes thurmähnliches Gebäude, dessen viereckige Basis 1000 Schritte im Umfang gemessen haben u. in 8 Stockwerken 623 Fuß F[uß] hoch gewesen sein soll. Das oberste Stockwerk war ein Tempel des Baal mit goldnem Tisch u. prächtigem Polster. Hier wurden astronomische Beobachtungen angestellt. Im untersten Stock stand eine 12 Fuß hohe goldne Bildsäule des Gottes, die Xerxes wegnehmen ließ. Die Wände waren mit Sculpturen bekleidet; die Treppe führte von außen hinauf. Nach Einigen ließ Xerxes den Thurm einreißen, nach Andern verfiel er später. Noch jetzt sind die Überreste davon in dem ungeheuern Steinhaufen Birs Nimrud, dessen Seiten genau nach den Himmelsgegenden gerichtet sind, übrig; diese Ruinen zeigen noch 3 von den alten 8 Absätzen u. halten 35 Fuß (...).38


Mays Alexander-Hinzufügung, die im ›Silberlöwen‹ direkt anschließt, in ›Von Bagdad nach Stambul‹ erst etwas später erfolgt,39 enthält zwar der ›Brockhaus‹ in der 13. Auflage, findet sich jedoch bereits im ›Ersch-Gruber‹, dem frühesten der konsultierten Lexika (nicht aber im ›Pierer‹).


(...) und die von Alexander beabsichtigte Wiederherstellung wurde durch den Tod verhindert, den er dort fand. Blos mit dem Aufräumen des Schutts waren 10000 Menschen zwei Monate lang beschäftigt gewesen.40(...) und Alexander d. Gr., welcher bei seinem Einzuge 330 den Bewohnern die Wiederherstellung des zerstörten Belusgrabes versprochen hatte, vermochte nicht einmal durch 10 000 Arbeiter in zwei Monaten den Schutt von der Pyramide wegräumen zu lassen.41


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Interessanterweise ergibt sich im Vergleich ›Ersch-Gruber‹ - ›Brockhaus‹ eine größere Nähe der ›Ersch-Gruber‹-Formulierung zu derjenigen Mays (obwohl der ›Brockhaus‹ May eigentlich zeitlich wie räumlich näher liegen mußte).

   Auch die Wertangabe zur Baal-Statue findet ihre größte lexikalische Entsprechung im ›Ersch-Gruber‹: »In dem untern Stock des Gebäudes befand sich nach Herodot eine sitzende Statue des Zeus (Bel), hinter einem goldenen Tische, zusammen aus 800 Talenten Goldes verfertigt.«42

   Endgültig bestätigt wird die Vermutung, daß May am Ende seiner Ausführungen zum babylonischen Turm im ›Ersch-Gruber‹ gespickt hat, durch die Erwähnung der morgenländischen Mythe um Warud und Marud in ›Von Bagdad nach Stambul‹. (Allein der Gebrauch der Bezeichnung morgenländisch spricht schon für eine Quelle aus dem frühen 19. Jahrhundert.) May hat die Bemerkungen über die Sage der Anmerkung 2 des ›Babylon‹-Artikels im ›Ersch-Gruber‹ verkürzend entnommen:


Die morgenländische Sage verlegt nicht nur den Thurm Nimrod's, sondern auch den Zauberbrunnen hieher, der ebenso tief in die Erde gesenkt ist, als jener in die Luft stieg. In diesem Brunnen sind die gefallenen Engel Warud und Marud (der Genius der Wasser und Winde) bis an den jüngsten Tag an den Füßen in Ketten aufgehangen, weil sie die Tugend Anahids zu verführen suchten. Sie lehren dort die Menschen Zauberei, und die morgenländischen Dichter gebrauchen daher diesen Zauberbrunnen von Babel, als ein Bild des zauberischen Reitzes des Kinngrübchens.43



8. Babylon zum letzten Mal


Im Anschluß an die Babel-Reminiszenzen zitiert May aus der Bibel, als erstes vorgeblich aus dem Klaglied des Propheten Jeremia, tatsächlich aber aus dem Psalm 121, Vers 1 (»Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von denen mir Hilfe kommt.«44). Es folgt eine Zusammenziehung hauptsächlich des 50. Kapitels aus dem Buch Jeremia mit einer Zusammenfassung der letzten Verse des 51.45

   Woher May die fünf Einzelheiten, die er zur Eroberung Babylons 539 v. Chr. durch Kyros nennt, bezog, ist noch unklar; die bemühten Nachschlagewerke berichten nur summarisch davon. Die unmittelbar folgenden Informationen stammen wieder aus dem Lexikon. Hier zunächst Mays Formulierungen.


Später ließ Darius Hystaspis die Mauern niederreißen, und Xerxes entblößte sie von allen ihren Schätzen. Als der große Alexander nach Babylon kam, wollte er den Turm wieder herstellen; erSpäter ließ Darius Hystaspis die Mauern niederreißen, und Xerxes entblößte sie von allen ihren Schätzen. Selbst der große Alexander konnte das Schicksal der Stadt nicht aufhalten. Es dauerte



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stellte allein zur Wegräumung der Trümmer und des Schuttes 10000 Arbeiter an, doch mußte seines plötzlichen Todes wegen der Plan aufgegeben werden. Seit dieser Zeit verfiel die Riesenstadt immer mehr und mehr, so daß heut von ihr nicht mehr zu sehen ist, als ein verwittertes Backsteinchaos, in dem sich selbst das scharfe Auge des Forschers nicht zurechtfinden kann. (Bagdad 317)nicht lange, so wurde auf dem von Mauern noch eingeschlossenen Teile der Stadt Getreide gebaut; dann benutzten die Partherkönige Babylon als Wildgehege. Seit der Herrschaft der Araber ist der Name Babylon ganz aus der Geschichte verschwunden, und heut ist nichts mehr von ihr zu sehen als ein weites, verwittertes Backsteinchaos, in welchem sich selbst das scharfe Auge des Forschers nicht zurechtfinden kann. - - - (Silb. II 59)


Der ›Babylon‹-Artikel des ›Ersch-Gruber‹ ergibt zusammen mit demjenigen in der zweiten Auflage des ›Meyer‹ die größte Nähe der konsultierten Lexika zu Mays Text:


Erst nach der Empörung unter Darius Hystaspis wurden Mauern und Thore niedergerissen, (...). Xerxes beraubte die Stadt der goldenen Belusstatue, und ließ nach Andern selbst den Belustempel zerstören. Dieses Gebäude verfiel indessen, und die von Alexander beabsichtigte Wiederherstellung wurde durch den Tod verhindert, den er dort fand. Blos mit dem Aufräumen des Schutts waren 10000 Menschen zwei Monate lang beschäftigt gewesen. Seitdem wurde sie vernachlässigt, (...). Auch litt es eine neue Zerstörung unter den parthischen Satrapen, um 130 v. Chr. Geburt. Zur Zeit des Strabo und Diodor lag schon der größte Theil des Stadtbezirks innerhalb der Mauern wüste, und wurde mit Getreide bestellt (...). Hieronymus ließ sich von einem persischen Mönche erzählen, daß auf den Ruinen von Babylon das Jagdrevier der persischen Könige sey (...).
An der Stelle einer der glänzendsten Städte der Welt findet sich jetzt nur eine gigantische Masse von Trümmern und Schutthügeln (...). (...) Sie [die Ruinen] bestehen aus Haufen und Hügeln von gebrannten und ungebrannten Ziegeln und Backsteinen (...).46
Erst nach der Empörung der Babylonier unter Darius Hystaspes wurden Mauern und Thore niedergerissen (...). Xerxes raubte aus dem Belustempel die goldene Statue des Gottes und beschädigte den Tempel selbst, der seitdem verfiel. Alexander der Große beabsichtigte seine Wiederherstellung, starb aber vor Ausführung dieses Planes in dem Palaste des Nebukadnezar. Den härtesten Stoß erlitt B. [Babylon] unter der Herrschaft der Seleuciden durch die Erbauung der Stadt Seleucia und die derselben verliehenen Privilegien. Handel und Einwohner wandten sich jetzt von B. weg, und schon um 130 v. Chr. wurde auf dem größten Theile des von den Mauern eingeschlossenen Stadtraumes Getreide gebaut. (...) Zur Zeit des Hieronymus († 420 n. Chr.) benutzten die Partherkönige die Ruinen von B. mit den noch stehenden Mauern als Wildgehege zur Jagd. Seit der Herrschaft der Araber verschwand der Name B. ganz aus der Geschichte (...).47

Die Trümmer bestehen aus theils gebrannten, theils ungebrannten Bausteinen, die durch Kalk, Mörtel oder Erdharz verkittet sind.48


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Die Information über das Verschwinden des Namens Babylon kann May auch dem ›Pierer‹ entnommen haben, der in der vierten Auflage analog der zweiten Auflage des ›Meyer‹ formuliert: »Der Name B(abylon) verschwand nun seit der Herrschaft der Araber ganz aus der Geschichte (...).«49

   Doch aus Mays ›Silberlöwe‹-Erzählung ist Babylon damit noch lange nicht verschwunden. An diesem ur- und frühgeschichtlichen Ort, an dieser ›Mutter der Städte‹ kraxelt und krabbelt der Ich-Erzähler mit seinem Halef fortgesetzt weiter herum. Über Hunderte von Druckseiten spielt die Handlung, mit Unterbrechungen, in unterirdischen Gängen und Höhlungen des Birs Nimrud, wobei auch die anderen Ruinen Babylons berührt werden, die riesigen Schuttberge Dschimtschima (Dschumdschuma), Tell Amran Ibn Ali, El Kasr (arab. Schloß; Palast Nebukadnezars) und Mudschelibeh (Mukallibé, Mudschallibé, arab. ›wo alles drunter und drüber liegt‹), bei dessen Erklärung May (Das sind die Trümmermassen der sogenannten hängenden Gärten50) lexikonkonform geht: »Den Hügel Babil (oder Mudscheliba) hält Rassam für den Rest der sogen. hängenden Gärten: er schließt dies, wie es scheint mit Recht, aus den dort von ihm gefundenen ausgedehnten Überresten hydraulischer Werke, desgleichen von Brunnen und Wasserleitungen, die mit dem Euphrat in Verbindung standen.«51

   Mays übrige Ausführungen im Babylon-Umkreis lassen auf Fachbuch-Konsultation schließen52 - auf Lexika sind sie nicht mehr zurückzuführen, es sei denn, es handelt sich um Grundinformations-›Echos‹ im Textfluß wie etwa Angaben über den jetzigen Zustand der Ruinen Babylons à la »einen großen, wüsten Haufen von Trümmern und Ziegelsteinen«.53

   Auf eines freilich sei noch gesondert hingewiesen. Sofern sich keine plausiblere quellenkundliche Erklärung findet, wie May darauf gekommen ist, erstens die Ruinen von gefährlichen unterirdischen Gängen durchzogen sein und zweitens in den Ruinen »Stachelschweine«54 hausen zu lassen, die die Spürnase Kara Ben Nemsi zu Räumen leiten, die als Verstecke oder als Gefängnis dienen, ergibt sich noch ein hübsches Beispiel dafür, wie zwei knappe Lexikoninformationen Mays Phantasie anregen konnten. Denn im ›Ersch-Gruber‹ stand zu lesen:


Sie [die große Ruine Mudschallibé] ist jetzt der Aufenthalt von allerlei Thieren, Stachelschweinen, Eulen, vielleicht Lösen, und wie die Anwohner sagen, von Satirn und bösen Dämonen. (...) Die zweite große Ruine (...) wird von den Arabern el Kasr [folgt arabische Schreibung des Namens] das Schloß genannt. Das Mauerwerk (...) besteht aus vielen Mauern und Pfeilern und unterirdischen Gängen, in die sich aber niemand wagen will, weil mehre darin ihr Leben verloren haben.55


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9. Schlußstein


Mays Technik, vorgefertigte, bereits vertextete Informationen für eigene Erzählzwecke anzuverwandeln, ist auch bei den hier vorgestellten Materialien seine übliche. Gegenüber seiner Quelle stellt er gelegentlich Sätze um, verkürzt hie und da, überarbeitet sie stilistisch. Nie jedoch rührt er willentlich am Informationsgehalt des Übernommenen. Der bleibt für ihn sakrosankt, da er auch nicht in der Lage ist, Fachmanns genug zu sein, sie hinterfragen zu können.

   Die Babylon-Wissenspartikel ergeben in der Analyse einen Grad von ›Lexikon-Quellenmix‹, der das gewohnte Maß um einiges übertrifft. May erweist sich hier im Mikrologischen als virtuoser Kompilator.56



1 Über den Zusammenhang der letzteren mit Ursprungsvorstellungen siehe vom Verf.: Tod, Auferstehung und Rückkehr zum Ursprung. Eine schamanistische Grundlage für Karl Mays »Geisterschmiede« nebst einigen Bemerkungen darüber hinaus. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft 86/1990, S. 35-41.

2 Karl May: Geographische Predigten. In: Schacht und Hütte. Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für Berg-, Hütten- und Maschinenarbeiter. 1. Jg. (1875/76), S. 294b; Reprint Hildesheim-New York 1979 - hier bzw. im folgenden steht a für die linke, b für die rechte Spalte.

3 Pierer's Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder Neuestes encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe. Altenburg 41857-1865

4 May: Geographische Predigten, wie Anm. 2, S. 294b-295a

5 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 2. Bd. (1857), S. 119a - »Rewel«: gemeint ist Major Rennel, der die Ruinen von Babylon während des ersten Jahrzehnts des 19. Jahrhunderts aufsuchte (vgl. ebd., S. 120b).

6 Ebd., S. 121a

7 Allgemeine Encyklopädie der Wissenschaften und Künste in alphabetischer Folge von genannten Schriftstellern bearbeitet und herausgegeben von J. S. Ersch und J. G. Gruber. 7. Teil (B - Barzelletten). Leipzig 1821, S. 22b

8 Neues Konversations-Lexikon, ein Wörterbuch des allgemeinen Wissens. Unter der Redaktion von H. Krause herausgegeben von Hermann J. Meyer. Neuer Stereotypabdruck. 2. Band. Hildburghausen: Bibliographisches Institut 1872, S. 586a (mit Dank an Helmut Lieblang).

9 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 2. Bd. (1857), S. 121a

10 Ersch-Gruber, wie Anm. 7, S. 22b - Nicht auszuschließen, sondern im Gegenteil sogar wahrscheinlich ist, daß diese Angabe lexikalisch ›weitergewandert‹ ist in eine oder mehrere der früheren ›Pierer‹-Auflagen beziehungsweise in ein anderes zeitgenössisches Lexikon, das May benutzt haben kann. - Diese Vermutung wurde mir durch Helmut Lieblangs Hinweis auf die zweite Auflage von Meyers ›Neuem Konversations-Lexikon‹, wie Anm. 8, bestätigt. Unter dem Stichwort Babylon heißt es dort: »Sie [Babylon, die Hauptstadt des alten Babylonia] war auf beiden Seiten des Euphrat gelegen, in Form eines Vierecks, von dessen Seiten jede 120 Stadien (3 geographische Meilen) lang war. Das ungeheure Ganze hatte nach Herodot 480 (nach Strabo 365, nach Ctesias nur 360) Stadien im Umfange und war von einer 200 Ellen hohen und 50 Ellen dicken Mauer umschlossen, auf welcher 6 Wagen neben einander fahren konnten und 250 Thürme sich erhoben und durch die 100 eherne


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Thore ins Freie führten.« (S. 585b) Wir sehen: Im Falle Babylons haben wir es mit Informationen zu tun, die in verschiedenen zeitgenössischen Lexika fast gleichlautend tradiert wurden, aber auch nur fast. Hie und da weichen Zahlenangaben voneinander ab, der Wortlaut ist gelegentlich ein anderer, und manchmal sind es auch nur Winzigkeiten (etwa ›50 Ellen dick‹ statt ›50 Ellen breit‹), die darüber entscheiden, welches Lexikon in welcher Auflage die größte Nähe zu Mays Text besitzt. Die genaue Quellenscheidung kann zum mikrologischen Krimi werden.

11 Ersch-Gruber, wie Anm. 7, S. 24a

12 May: Geographische Predigten, wie Anm. 2, S. 295a

13 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 11. Bd. (1860), S. 962b-963a - Der Ausdruck ›deutsche Meile‹ ist mit dem von May gebrauchten der ›geographischen Meile‹ synonym.

14 Karl May: Gesammelte Reiseromane Bd. III: Von Bagdad nach Stambul. Freiburg 1892, S. 312

15 Wie Anm. 14; im folgenden: ›Bagdad‹

16 Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXVII: Im Reiche des silbernen Löwen II. Freiburg 1898; im folgenden: ›Silb. II‹

17 Vgl. Herodot: Historien. Deutsche Gesamtausgabe. Übersetzt von A. Horneffer. Neu hrsg. und erläutert von H. W. Haussig. Mit einer Einleitung von W. F. Otto. (Kröners Taschenausgabe Bd. 224.) Stuttgart 41971, S. 80f. (1. Buch 178, 180)

18 Pierers Konversations-Lexikon. Hrsg. von Joseph Kürschner. Berlin und Stuttgart 71889, 2. Bd., Sp. 228 - Brockhaus Conversations-Lexikon. Allgemeine deutsche Real-Encyklopädie. Leipzig 131882, 2. Bd., S. 316 - Meyers Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Leipzig und Wien 51893, 2. Bd., S. 292 - Eine mir plausibel erscheinende Erklärung für Mays (falsche) Angabe gibt Helmut Lieblang (mündliche Mitteilung): Er weist darauf hin, daß im Babylon-Artikel des ›Brockhaus‹ (13. Auflage) in zwei aufeinanderfolgenden Zeilen »120 Stadien« und »91 km« untereinanderstehen, so daß ein Verlesen Mays (›120 km‹) wahrscheinlich ist.

19 Herodot, wie Anm. 17, S. 646

20 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 2. Bd. (1857), S. 119a

21 Ersch-Gruber, wie Anm. 7, S. 22b, Anm. 26

22 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 2. Bd. (1857), S. 119a

23 Vgl. Pierers Konversations-Lexikon, wie Anm. 18, 2. Bd., Sp. 228.

24 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 2. Bd. (1857), S. 119a; Meyers Neues Konversations-Lexikon, wie Anm. 8, S. 586b

25 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 2. Bd. (1857), S. 119a

26 Herodot, wie Anm. 17, S. 84 (1. Buch, 186)

27 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 2. Bd. (1857), S. 119a - Der ›Brockhaus‹ der 13. Auflage (wie Anm. 18) gibt nur an, die Brücke sei überdacht gewesen.

28 Ersch-Gruber, wie Anm. 7, S. 22b

29 Vgl. Herodot, wie Anm. 17, S. 84f. (1. Buch, 186). - »Herodot berichtet auch von einem künstlichen, zur Sicherung des Landes gegen Ueberschwemmung angelegten, 10 Meilen im Umfange haltenden See.« (Meyers Neues Konversations-Lexikon, wie Anm. 8, S. 587a (Artikel Babylonia))

30 Meyers Neues Konversations-Lexikon, wie Anm. 8, S. 585b-586a

31 Ersch-Gruber, wie Anm. 7, S. 22b

32 Meyers Konversations-Lexikon, 2. Bd., wie Anm. 18, S. 291; genauso auch in: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Leipzig und Wien 61903, 2. Bd., S. 222

33 Meyers Konversations-Lexikon, 2. Bd., wie Anm. 18, S. 292

34 Brockhaus, wie Anm. 18, S. 316

35 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 7. Bd. (1859), S. 962b


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36 Zitiert nach Artur Müller und Rolf Ammon: Die Sieben Weltwunder. 5000 Jahre Kultur und Geschichte der Antike. Klagenfurt o. J., S. 86f.

37 Siehe Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXXI: Ardistan und Dschinnistan I. Freiburg 1909, S. 500-03.

38 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 2. Bd. (1857), S. 121a

39 Siehe May: Von Bagdad nach Stambul, wie Anm. 14, S. 317.

40 Ersch-Gruber, wie Anm. 7, S. 23a u. b (nach Strabo)

41 Brockhaus, wie Anm. 18, S. 317

42 Ersch-Gruber, wie Anm. 7, S. 23a

43 Ebd., S. 21a - Eine Mays Formulierungen weniger nahe Paraphrase der Sage gibt Hammer-Purgstall (Hinweis von Helmut Lieblang): »(...) die beiden Engel Harut und Marud konnten nicht mehr in den Himmel zurückkehren, denn sie hatten das Passwort, das sie nicht mittheilen sollten, vergessen, wurden zur Strafe für ihre Sünde in den Brunnen von Babel bis an den jüngsten Tag bei den Füssen aufgehenkt und lehren dort die Menschen die Zauberei.« (Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall: Geisterlehre der Moslimen. In: Denkschriften der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Philologisch-historische Classe, 3. Band, 1. Abtheilung. Wien 1852, S. 189-228 (Zitat S. 193))

44 May: Von Bagdad nach Stambul, wie Anm. 14, S. 316 und ders.: Im Reiche des silbernen Löwen II, wie Anm. 16, S. 58

45 Ebd. (Bagdad, S. 316f. sowie Silb. II, S. 58)

46 Ersch-Gruber, wie Anm. 7, S. 23 - Wie wichtig ein Buchstabe bei der Quellenscheidung sein kann, zeigt sich hier, denn der ›Ersch-Gruber‹ ist dasjenige Nachschlagewerk (im Unterschied zum ›Meyer‹ in der zweiten Auflage), welches wie May ›Hystaspis‹ (und nicht ›Hystaspes‹) buchstabiert.

47 Meyers Neues Konversations-Lexikon, wie Anm. 8, S. 586b

48 Ebd., S. 586a

49 Pierer's Universal-Lexikon, wie Anm. 3, 2. Bd. (1857), S. 120b

50 May: Im Reiche des silbernen Löwen II, wie Anm. 16, S. 166

51 Meyers Konversations-Lexikon, 2. Band (1893), wie Anm. 18, S. 292b

52 Helmut Lieblang bereitet hierzu eine Untersuchung vor (›Karl Mays babylonische Altertümer‹).

53 May: Im Reiche des silbernen Löwen II, wie Anm. 16, S. 108

54 Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XXVI: Im Reiche des silbernen Löwen I. Freiburg 1898, S. 587 - Vgl. ders.: Im Reiche des silbernen Löwen II, wie Anm. 16, S. 62ff.

55 Ersch-Gruber, wie Anm. 7, S. 24a

56 Vorbehaltlich des unwahrscheinlichen Falles, daß May auf eine Quelle zurückgreifen konnte, die alle hier vorgestellten Mischungen aus den diversen Lexika in sich vereint.




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