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PETER KRAUSKOPF


Medienbericht





Das Wertvollste, was für den Karl-May-Freund am Ende des kleinen Jubiläumsjahrs 2002 (160. Geburtstag, 90. Todestag) nicht in Buchform, sondern in einem anderen, neuen Medium erschien, ist May-Literatur pur. Hermann Wiedenroth hat das Textcorpus seiner historisch-kritischen Ausgabe ›Karl Mays Werke‹ im Rahmen der ›Digitalen Bibliothek‹ herausgebracht.1 Doch anders als die so genannte ›Zürcher Ausgabe‹ von 1992 oder die 2003 erscheinende Weltbild-Ausgabe, die ebenfalls Vorausausgaben der im Bücherhaus Bargfeld erscheinenden Bibliotheksausgabe waren und sind, ist diese praktische CD-ROM eine Edition, mit der auch der wissenschaftlich arbeitende Karl-May-Forscher etwas anfangen kann.

   Dieser Medienbericht ist nicht der richtige Ort, über die Qualität von Wiedenroths Ausgabe als einer historisch-kritischen zu urteilen. Manko der CD-ROM ist jedenfalls, dass sie keine editorischen Berichte enthält, keine Variantenapparate und auch keine Einzelstellenkommentare. Doch dank der editorischen und digitalen Aufbereitung sind die Texte zitierfähig, da die genaue Quellenlage dokumentiert wird.

   Es sind auch nicht alle bekannten May-Texte auf der CD-ROM zu finden. So fehlen z. B. die Prozess-Schriften ›Frau Pollmer, eine psychologische Studie‹, ›Ein Schundverlag‹ und ›Ein Schundverlag und seine Helfershelfer‹ sowie andere Nachlass-Schriften, die sich in Privatbesitz befinden. Doch das Alterswerk, die Reiseerzählungen, die Jugend- und Fortsetzungsromane, das gesamte Frühwerk, all das ist jetzt mit einfachen Mitteln greif- und erschließbar, und so kann Hermann Wiedenroth zu Recht im Vorwort stolz sein: »Mit über 80 Bänden ist so nahezu das komplette literarische Werk Karl Mays elektronisch im Volltext erschlossen.«2

   Computerversierte Literaturfreunde werden sich schnell auf der CD-ROM zurechtfinden. Der Bildschirm unterteilt sich in zwei Hälften; die linke ist für die verschiedenen Funktionen, wie etwa Register oder Inhaltsverzeichnis, reserviert, auf der rechten findet man dann den May-Text. Etwas irritierend ist, dass die Umblätterfunktion links vom Text angeordnet ist; in der Regel finden sich solche Funktionen auf der rechten Seite des Textfeldes. Auch ein Zurück-Button würde die Handhabung etwas erleichtern.

   Die Texte folgen den Bänden der historisch-kritischen Ausgabe (HKA), soweit diese bereits erschienen sind. Texte, die noch nicht in der Bibliotheksausgabe der HKA erschienen sind, folgen dem Originaldruck, den Herausgeber Wiedenroth als Vorlage für die HKA vorgesehen hat. Die Si-


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gel orientieren sich an Hainer Plauls Bibliographie. Leider entsprechen die Abbildungen der Seiten auf den Bildschirmen nicht den gedruckten Vorlagen, doch die genaue Seitenzahl lässt sich ermitteln, wenn man mit dem Cursor auf das entsprechende Wort geht. Zitate lassen sich aus dem Text ausschneiden und in ein Word-Manuskript einfügen. Dann erscheint mit dem Text gleich die genaue Quellenangabe mit Seitenzahl, ein äußerst wichtiges Hilfsmittel der CD-ROM, genauso wie die Suchfunktion, mit der sich einzelne Wörter, Namen und Zitate blitzschnell im gesamten Textfundus von 70.000 Seiten finden lassen.

   Die Bandaufteilung, auf die sich Herausgeber Wiedenroth bei den noch nicht in der HKA erschienenen Bänden festlegt, kann nur vorläufig sein, und auch zu bereits schon erschienenen Bänden gibt es Veränderungen. So steht Band IV.21 ›Weihnacht!‹ auf der CD-ROM ohne Anführungszeichen da (›»Weihnacht!«‹ ist der ursprüngliche Titel), und der Untertitel lautet nicht mehr wie 1987 in der HKA ›Reiseerzählung von Karl May‹, sondern ›Illustrierte Reiseerzählungen von Karl May‹. (Wiedenroth schließt sich damit der Ausgabe von 1911 an.) Die Bände IV.6 ›Der Schut‹, IV.14 ›Winnetou III‹ und V.6 ›Ardistan und Dschinnistan II‹ werden, obwohl als Bibliotheksausgabe noch nicht erschienen, bereits nach der historisch-kritischen Ausgabe wiedergegeben, während für die Jugenderzählungen III.1 ›Der Sohn des Bärenjägers‹, III.6 ›Der Oelprinz‹ und III.7 ›Der schwarze Mustang‹ die Zeitschriftenfassungen des ›Guten Kameraden‹ als Quelle angegeben werden, obwohl diese Bände ebenfalls wie ›Der Schut‹ und ›Winnetou III‹ bereits als Haffmans Taschenbuch vorliegen. Die Erzählung ›Ein Oelbrand‹ ist nicht mehr im ›Schwarzen Mustang‹ enthalten, sondern befindet sich nun - richtigerweise - in dem neu hinzugekommenen Band IV.27 ›Der Scout‹ mit kleineren Reiseerzählungen, Aufsätzen und Kompositionen. So bietet die CD-ROM einen aufschlussreichen Einblick in die Werkstatt des Herausgebers der HKA.

   Wer im Sommer und Herbst des Jahres 2002 mit offenen Augen durch die Großstädte Deutschlands wanderte, konnte über die Präsenz von Karl May, Winnetou und Old Shatterhand auf den Großplakatwänden nur staunen. Um die Auswirkungen der großen Flutkatastrophe, die im Sommer besonders die Regionen an der Elbe mit geradezu biblischen Ausmaßen heimgesucht hatte, auf den Tourismus zu mildern, startete das Land Sachsen im Herbst 2002 mit 2,5 Mio. Euro privater Mittel auf Initiative der Firma Ellerhold Großplakate GmbH und der Landesbühnen Sachsen zusammen mit dem Fachverband Außenwerbung bundesweit die Plakataktion ›Willkommen in Sachsen‹ mit insgesamt 30.000 Exemplaren. Eines der vier Motive bezog sich auf Radebeul und verband die beiden touristischen Attraktionen, die ikonographisch für die Stadt stehen: das romantische Restaurant ›Spitzhaus‹, das hoch über den Weinbergen der Großlage Lößnitz thront wie das Hohe Haus über dem Tal der Dschamikun, und ein großes Konterfei des Maysters mit dem Schriftzug ›Karl-May-Museum‹.


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   Ein paar Wochen zuvor hatte bereits der Fernsehsender ›Kabel 1‹ für sein Herbstprogramm eine gewaltige Werbeaktion mit Großplakaten initiiert, und so blickten Winnetou und Old Shatterhand in Gestalt der Filmschauspieler Pierre Brice und Lex Barker kühn in die Ferne, warben für die x-te Ausstrahlung3 der mittlerweile vierzig Jahre alten Winnetou-Filme und verhießen den wirtschaftlich arg gebeutelten Deutschen damit Entspannung und Zerstreuung. In Krisenzeiten setzt man anscheinend auf Bewährtes.

   Dabei brachte die Ausstrahlung zumindest von ›Der Schatz im Silbersee‹ und der Trilogie ›Winnetou‹ durchaus etwas Neues, denn es wurde der von KMG-Mitglied Michael Petzel für eine Video-Edition rekonstruierte sog. ›director's cut‹ dieser Filme gesendet. Als das ZDF die Karl-May-Filme in den 1970er Jahren erstmals ausstrahlte, hatte man die unterschiedlich langen Streifen rigoros auf die notwendige Sendelänge von unter 90 Minuten gekürzt und dabei besonders von solchen Fremdkörpern, Weitschweifigkeiten und Unstimmigkeiten befreit, die einer Freigabe der Filme ›ab 6 Jahren‹ im Wege standen. Bei der Kino-Erstaufführung in den 60er Jahren waren die Filme ›ab 12 Jahren‹ klassifiziert.

   Bei allen Filmen ist die Bezeichnung ›director's cut‹ reichlich übertrieben, wird damit doch die Wiederherstellung der künstlerischen Absichten des Filmemachers bezeichnet, wenn diese durch Eingriffe des Produzenten zerstört wurden. ›Winnetou Teil 2‹ und ›Winnetou Teil 3‹ mussten nur einer technischen Kosmetik unterzogen werden; in ›Winnetou Teil 2‹ wurde eine sekundenlange Einstellung von den Todeszuckungen eines von Winnetou erlegten Bären wieder eingefügt, die man in den 70er Jahren den jüngsten Zuschauern nicht zumuten mochte.

   Von tatsächlich inhaltlicher Qualität ist die Rekonstruktion des Endes von ›Winnetou Teil 1‹. Regisseur Harald Reinl hatte die Szene, in der Santers Bande von den Apatschen zu Paaren getrieben wird, wie ein wagnerianisches Gemetzel bei Etzel inszeniert, als Quasi-Stummfilm, unterlegt mit der elegischen Musik Martin Böttchers. Um am Schluss Santer einen besonders entsetzlichen Tod zu bereiten, stellen die Apatschen Speere mit den Spitzen nach oben auf, in die der Mörder Nscho-tschis stürzen muss. Das mochte das ZDF den Sechsjährigen in den 70er Jahren nicht zumuten und eliminierte die Einstellungen mit den Vorbereitungen der Exekution.

   Damals habe ich als Teenager die Szene übrigens sehr vermisst, hatte sie doch in den 60er Jahren, als ich als knapp Achtjähriger ›Winnetou Teil 1‹ wie eine verbotene Frucht im Kino genossen hatte, einen tiefen Eindruck auf mich hinterlassen und zu wunderbaren Sandkastenspielen inspiriert, bei denen Mikado-Stäbchen in den Sand gesteckt und Plastik-Cowboys darauf fallen gelassen wurden. Das mit dem Aufspießen hat allerdings dabei nicht geklappt.

   Neu auf DVD erschien auch der Film ›Old Shatterhand‹ aus dem Jahr 1963, der den Ruhm Artur Brauners als Karl-May-Filmproduzent begründen sollte. Mit der aufwendigen Produktion wollte er den Filmen seines


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Konkurrenten Horst Wendlandt den Rang ablaufen, was ihm mit ›Old Shatterhand‹ auch bedingt gelang. Dennoch war es Horst Wendlandt, dem die Ehre gebührt, der ›Vater der Winnetoufilme‹ zu sein und somit eine der erfolgreichsten Wellen des deutschen Films eingeleitet zu haben. Wendlandt starb am 30. August 2002 an einem Krebsleiden im Alter von 80 Jahren.

   Eine filmische Neuheit brachte die zu Karl Mays 90. Todestag am 30. März 2002 gestartete Ausstrahlung der Zeichentrickserie ›Winnetoons‹ in der ARD und später im Kinderkanal KIKA.4 Bereits 1997 hatte der Zeichentrickfilmproduzent und -regisseur Gert Ludewig einen kurzen Trailer zeigen können; die Serie selbst wurde in aufwendiger internationaler Zusammenarbeit fertiggestellt. Konzipiert wurde sie vom Animationsstudio Ludewig in Hamburg, doch wurde das Drehbuch von den Amerikanern Jeffrey Scott und Lee Maddux geschrieben, wurden die Zeichnungen in China digitalisiert, die Stimmen der englischen Originalfassung in Irland synchronisiert. Zur Serie erschien im Karl-May-Verlag ein Bilderbuch5 und eine ca. 75 Minuten lange DVD6 mit dem Pilotfilm zur Serie.

   Ob er denn boxe, lässt Karl May in ›Winnetou I‹ Mr. Henry fragen, und der junge Old Shatterhand antwortet: »Wird drüben bei uns nicht getrieben. Aber im Turnen und Ringen mache ich mit.«7 Zu Beginn der DVD-Fassung der ›Winnetoons‹ sehen wir das Greenhorn Charley in einem Fitnesscenter auf einen Sandsack boxen, und Mr. Henry vermutet auf Grund der Kräfte, die Charley dabei aufbringt, bald müsse ein neuer gekauft werden. Dieses Beispiel illustriert, was man davon zu halten hat, wenn im Untertitel auf dem DVD-Cover die ›Winnetoons‹ als ›Die Welt von Karl May‹ bezeichnet werden. Wenn auch die Auswahl der umgesetzten Motive eine intime Kenntnis der Karl-May-Bücher vermuten lässt, um Werktreue ist man nur begrenzt bemüht. ›Entstauben‹ wollte man den alten May. Die große phantasieprägende Referenz waren für die ›Winnetoon‹-Macher die Winnetou-Filme der 60er Jahre, wie die Art-Direktorin Silke Bachmann im ›Making of‹-Kapitel auf der DVD betont: Beim Design der Figuren orientierte man sich an Pierre Brice und Lex Barker, damit die Zuschauer Winnetou und Old Shatterhand ohne Probleme mit ihrem »eigenen Bild vereinbaren und auch glücklich sein« könnten.

   Wenn eine Nähe zu Karl May vorhanden ist, dann eher in dem Bestreben, den Bedürfnissen des Publikums möglichst nahe zu kommen. Und so benutzen die Filmemacher häufig die gleichen Tricks wie der Fabulierer aus Radebeul.

   Da die Winnetou-Figur bereits von Karl May mit stark ikonographischen Zügen angelegt war, kann sich sowohl der literarisch als auch der filmisch geprägte Winnetou-Fan mit dem Zeichentrick-Winnetou schnell anfreunden. Der Zeichentrick-Old-Shatterhand wirkt dagegen wie eine ins Komische verzerrte Karikatur der Lex-Barker-Figur. Bezeichnenderweise nähert man sich dabei wieder den jovialen Zügen, die May seinem Ich-Helden in reichem Maße mitgegeben hat.


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   Ganz auf die Bedürfnisse der heutigen Mädchengeneration ist die Figur von Winnetous Schwester Nscho-tschi zugeschnitten. Sie ist mit jener Portion Selbstständigkeit und Frechheit gesegnet, die man den ›Girlies‹ zubilligt. Begleitet wird sie, ähnlich wie die Heldin des gleichnamigen Disney-Filmes ›Pocahontas‹, von zwei putzigen Wesen aus dem Tierreich, dem Stinktier Misty und dem Coyoten Fastfood. Auch Karl May stattete seine Helden gern mit tierischen Freunden aus; Kara Ben Nemsis Pferd Rih ist legendär, und das Motiv des Hundes als treuen Freund des Menschen benutzte er sogar noch ausgiebig in seinem Alterswerk ›Ardistan und Dschinnistan‹.

   Erhellend für die Wahrnehmung bestimmter Tiere im Lauf der letzten 125 Jahre ist jedoch die Behandlung des Coyoten und des Stinktiers bei May und in den ›Winnetoons‹. Beide Tiere sind bei May noch negativ besetzt; ›Coyote‹ wurde von ihm nur als verächtliches Schimpfwort gebraucht. Das Stinktier benutzt er in der bekannten Episode von ›Der Sohn des Bärenjägers‹ (im 8. Kapitel der Buchausgabe) als komisches Element, um die vermeintlich animalischen Züge des Schwarzen Bob hervorzuheben. Unbewusst vermittelt er damit dem zeitgenössischen Publikum seiner Jugenderzählung unterschwellig vorhandene rassistische Klischees. Als Begleitfiguren Nscho-tschis setzen die Winnetoon-Macher solch negative Konnotationen der beiden Tiere ein, um - ähnlich wie die Punks mit ihren Ratten als Kuscheltiere - dem Protestverhalten ihres kindlich-jugendlichen Publikums Ausdruck zu verleihen, und treffen damit durchaus den aktuellen pädagogischen Zeitgeist, genauso, wie May es mit seinen Erzählungen für die Jugend tat.

   Bei den Karl-May-Fans sind Hörspiele sehr beliebt. Aus dem Kreise der Fans werden Hörspielproduzenten animiert, neue Produktionen vorzulegen. Eine wichtige Neuerscheinung ist die erstmalige Audio-Dramatisierung von Karl Mays Reiseerzählung ›»Weihnacht!«‹.8 Mit Genehmigung des Karl-May-Verlages produzierte Karl Heinz Geisendorf mit Darstellern von verschiedenen Freilichtbühnen das Hörspiel in den Graceland-Studios des Winnetou-Hörspiel-Veteranen Konrad Halver in Hamburg. Zahlreiche bekannte Sprecher wirken mit; der Bad Segeberger Old-Shatterhand-Darsteller Joshy Peters und der Elsper Winnetou Benjamin Ambruster sprechen ihre angestammten Rollen. In nur zwei Tagen wurde das 172 Minuten lange Mammutwerk aufgenommen.

   So enthusiastisch das Werk in der Karl-May-Szene begrüßt wurde, es weist doch große künstlerische Defizite auf. Das Hörspiel ist kein Hörbuch, also darf man auch keinen originalen May-Text erwarten. Zwar ist die Straffung der Handlung recht gut gelungen, doch stilistisch erweist sich Autor Geisendorf häufig als unsicher. Manchmal wirkt die Sprache so May-authentisch ›alterthümelnd‹, dass man das ›th‹ geradezu zu hören vermeint, dann wiederum strapaziert er Modernismen wie ›Carpio war mein größter Fan‹, die May keinesfalls gerecht werden. Peinlich wirkt die Stelle zu Beginn des Wildwest-Teiles, wenn der Prolog aus dem Film ›Der


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Schatz im Silbersee‹ in der Ich-Form paraphrasiert wird: »Nun reiten wir wieder«.

   Fehlbesetzt wirkt auch Joshy Peters. Zwar spricht er den Old Shatterhand mit rauer Westernhelden-Stimme, doch als Erzähler versagt er. Nirgendwo schimmert da der Hakawati durch, der die Sentimentalität von Mays Weihnachtsgeschichte glaubhaft machen könnte, geschweige denn jener Schuss liebevoller Selbstironie, die Jürgen von der Lippe in seinem ›Ja, uff erst mal‹, dem Hörspiel von 2000, so hörenswert machte.

   Ob die Hörspielcollage von ›Herr May kommt zu Besuch‹ von Lisa Reutter9 wirklich ein Hörspiel ist, mag nicht nur Rezensent Gordon Piedesack in der Zeitschrift ›Karl May & Co‹ bezweifeln. Vielmehr ist die CD ein pointiert formulierter Streifzug durch die Karl-May-Szene, in dem Karl May selbst zu Wort kommt und ›seine‹ Meinung zu vielerlei Dingen von sich gibt. Interviews mit May-Freunden runden das Stück ›Infotainment‹ ab. Da ›Herr May kommt zu Besuch‹ ein ›Liebhaberprojekt‹ ist und anders als ›Weihnacht‹ nicht von Profis eingespielt worden ist, überhört man aber gern manche Unebenheit im Vortrag.

   Hatte es auf den Karl-May-Freilichtbühnen im Jahr 2001 herausragende Ereignisse wie das Jubiläum in Bad Segeberg oder die Umbesetzung des Winnetou in Rathen gegeben, gab sich das theatralische Freiluftgeschäft im Jahr 2002 ganz normal. Auf zahlreichen Bühnen in Deutschland und Österreich wurde Karl May gegeben, und man möchte einen bekannten Spruch aus einer nicht minder populären Theateraufführung zitieren: »Same procedure as every year.«

   Das Wichtigste von den Bühnen in Kürze: In Rathen durfte Jean-Marc Birkholz in einer hochgelobten ›Winnetou III‹-Fassung zum zweiten Mal den Edel-Tod sterben. In Bad Segeberg erwiesen sich Reiner Schöne als Old Firehand und Gojko Mitic als Winnetou in ›Im Tal des Todes‹ als kampferprobte Senior-Helden; Gaststar war Allegra Curtis, die Tochter von Christine Kaufmann und Hollywoodstar Tony Curtis. In Elspe wurde ›Unter Geiern‹ aufgeführt. Aufsehen erregte Klaus Hagen Latwesens Rückkehr zu Karl May. Als Intendant und Winnetou-Darsteller musste Latwesen 1986 in Bad Segeberg den Posten räumen, um für Pierre Brice Platz zu machen. Nun inszenierte er nach langen Jahren wieder einmal ein orientalisches Karl-May-Stück. ›Der Schut - Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar in den Schluchten des Balkan‹ begeisterte die Zuschauer in Annaberg-Buchholz.



1Karl Mays Werke. Hrsg. von Hermann Wiedenroth. Berlin 2003 (CD-ROM; Digitale Bibliothek Bd. 77); die Edition hat ca. 70.000 Seiten.
2H(ermann) W(iedenroth): Einführung. In: Ebd., S. 6
3Ab 6. 10. 2002
4›Winnetoons‹: Start der Serie mit dem 75minütigen Pilotfilm in drei Folgen: 30. März 2002 in der ARD, dann 26 Folgen à 25 Minuten im Kinderkanal KIKA


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5Winnetoons - Ein Greenhorn im wilden Westen. Frei nach Karl May. Nacherzählt von Ekkehard Bartsch. Bamberg/Radebeul 2002
6Winnetoons - Die Welt von Karl May. 75 Min.; DVD-Video. 2002
7Karl Mays Werke, wie Anm. 1: Winnetou I, S. 50294; vgl. Karl Mays Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. IV Bd. 12: Winnetou I. Hrsg. von Hermann Wiedenroth und Hans Wollschläger. Zürich 1990, S. 21.
8Weihnacht. Das Hörspiel nach der Reiseerzählung von Karl May. Buch und Produktion: Karl Heinz Geisendorf. Musik Andreas Schumann. Regie: Markus Ahrens. 172 Minuten. Bamberg/Radebeul 2002
9Lisa Reutter: Herr May kommt zu Besuch. Hage 2002 (CD; Atrium Akustik)


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