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MIR BURAHDÄR-I-MIHRIBANI (BRUDER DER GÜTE): Herrscher über Ardistan in den Jahren 102-112 (der Hedschra); Vorfahre des MIRs VON ARDISTAN; er sitzt versteinert in der Dschemma der Toten‹ und wartet auf Erlösung. KARA BEN NEMSI liest sein Schuldbuch, das den Mir als großen Verbrecher an seinem Volk ausweist. (GR 32: 407)


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MIR SCHEIK KHAN/MIR SCHEIK CHAN (al. EMIR HADSCHI): geistliches Oberhaupt der Dschesidi (Teufelsanbeter); M. ist ein »kräftiger Greis von mildem, ehrwürdigem Aussehen« (611). Er rät ALI BEY zum Frieden mit den Türken. KARA BEN NEMSI erhält von ihm ein Amulett (Melek Ta-us). (M. ist dem historischen Scheich Nasr nachempfunden.) (GR 1: 611f, 614-20 GR 2: 2ff, 11f, 81-84, 86ff, 99ff, 117 CHR.BLUT: 517, 520 (nur erwähnt))


MIR VON ARDISTAN:


1) Ussul, der als lebendes Reiterdenkmal den MIR VON ARDISTAN (4) darstellt und sich so in diese Rolle hineinversetzt, daß er glaubt, der wirkliche Mir zu sein. Er trägt einen riesigen Bart. »Auf dem Kopfe ... saß ein heller, großer, indisch gewundener Turban mit einem sehr hohen Agraffenbusch aus Reiherfedern. Die Gestalt war in eine Art von Krönungsmantel eingehüllt, der aus rotem Zeug gefertigt, am Kragen und längs des unteren Saumes mit weißem Pelz besetzt war.« (293) An seiner Seite trägt er einen Säbel, seine Brust ist mit unechten Orden geschmückt. (GR 31: 293, 309f)


2) -> MIR BURAHDÄR-I-MIHRIBANI (BRUDER DER GÜTE)


3) Herrscher von Ardistan; Vater von 4); »ein scharf berechnender, strenger, ja sogar harter Mann«; sein hervorstechender Charakterzug war »jene Art von Grausamkeit, die den Nebenmenschen aus Vergnügen oder gar aus Wollust peinigt.« (273) Er ist verstorben und sitzt versteinert als Mumie in der Dschemma der Toten‹. (GR 32: 273, 413)


4) SCHEDID EL GHALABI; Herrscher von Ardistan; Sohn von 3)

- in GR 31/32: Der M. ist ein Gewaltmensch, ein despotischer Tyrann, »der kein Gesetz kennt, als nur seinen eigenen Willen«. »Er stand in den mittleren Jahren, war hoch und schlank, aber kräftig gebaut, und hatte einen köstlichen, nachtdunklen, bis auf die Brust herabwallenden Bart, der sein männlich schönes, farbloses Gesicht fast totenbleich erscheinen ließ. Seine Augen waren sogenannte Rätselaugen. Man mußte sie studiert haben, ehe man wagen konnte, sie zu beschreiben« (107); die Stimme »klang tief und rein und gar nicht unsympathisch. Die Zunge stieß ... bei den Konsonanten Sin‹ und Sad‹ ein wenig an.« (106) Der Mir betrachtet den MIR VON DSCHINNISTAN als seinen größten Feind und erklärt ihm den Krieg. KARA BEN NEMSI (KBN) reist mit HALEF im Auftrag MARAH DURIMEHs zum Mir in dessen Hauptstadt Ard, um die Lage zu sondieren. In Ard werden sie gefangengenommen und vom Mir empfangen. Dieser will sie aber über seine Person im Unklaren lassen und läßt den PANTHER, seinen Günstling, die Rolle des Mirs spielen; er selbst wohnt der Vorführung, in dichte Kleider gehüllt, unerkannt bei. Das aufrechte Verhalten KBNs und Halefs und die Treue ihrer Hunde beeindrucken den Mir, da er Hunde mehr liebt als Menschen, weil sie treu und nicht heuchlerisch sind. Menschen dagegen verachtet der Mir und ist froh, in KBN und Halef aufrichtige Menschen gefunden zu haben. Zum Schloß des Mirs gehört eine ehemalige


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christliche Kathedrale, die nur alle hundert Jahre den Christen für eine Weihnachtsfeier überlassen wird. Dieser Zeitpunkt ist gerade wieder gekommen. Als der Mir KBN und Halef, mit denen er sich angefreundet hat, inkognito durch Ard führt, zündet er beim Besuch des christlichen Gottesdienstes in der Schloßkathedrale versehentlich den Stern von Bethlehem‹ an. Damit erfüllt er den ersten Teil einer alten Verheißung, die Frieden für Ardistan prophezeit, wenn ein Mir von Ardistan diesen Stern entzündet. Mit Hilfe seiner Hunde kann KBN einen Mordanschlag auf den Mir vereiteln. Der Mir erfährt, daß eine Rebellion gegen ihn geplant ist, an der sich nur die Christen nicht beteiligen. KBN bietet ihm die Hilfe des DSCHIRBANI gegen die Rebellen an. Auf eine Bitte KBNs hin erlaubt der Mir den Christen, das Weihnachtsfest in großem Rahmen zu feiern. KBN selbst richtet das Weihnachtsfest aus und organisiert ein regelrechtes Weihnachtsgeschäft. Die Weihnachtsfeier in der Kathedrale, bei der ABD EL FADL und MERHAMEH (Güte‹ und Barmherzigkeit‹) singen (ebenfalls Teil der alten Prophezeiung), leitet eine Wandlung des Mirs ein; so wird sein Verhältnis zu seiner Frau und seinen Kindern nun herzlicher. KBN findet Beweise dafür, daß der einzige Mensch, dem der Mir vertraute, der Panther, das eigentliche Haupt der Rebellion ist. Der Panther lockt den Mir, KBN und dessen Gefährten in die Stadt der Toten‹, wo sie verschmachten sollen. Unter dem Eindruck der Anklage eines seiner früheren Offiziere und der scheinbar ausweglosen Situation in der Stadt der Toten‹ wird der Mir immer stiller und in sich gekehrter. Er erinnert sich eines Traumes, den alle Mire von Ardistan träumen, den Traum von der Dschemma der Lebenden‹ und der Dschemma der Toten‹. Dieser Traum wird nun wahr. Man findet in der Totenstadt Räumlichkeiten, in denen versteinerte Mumien der Herrscher Ardistans vor ihren Schuldbüchern sitzen und auf Erlösung warten. Dort, bei dieser Versammlung der Toten, in der auch der Vater und der Großvater des Mirs sitzen, wird dem Mir die Dschemma der Lebenden‹ angekündigt, eine Gerichtsverhandlung, in der er sich für seine Taten und die Taten seiner Vorfahren zu verantworten hat. Unter der Last dieser Erlebnisse ändert der Mir nach hartem innerlichem Kampf seinen Charakter und seine Ansichten. Bei der Verhandlung, an der neben KBN und Halef auch Abd el Fadl, Merhameh, der Dschirbani und als Vorsitzender ABU SCHALEM teilnehmen, nimmt der Mir alle Schuld seiner Vorfahren auf sich und will sie zusammen mit seiner Schuld sühnen. Daraufhin wird ihm vergeben. Der Mir hat gezeigt, daß er nicht mehr Gewaltmensch ist, sondern auf dem Weg zum Edelmenschen. Aus der Stadt der Toten‹ entkommen, zieht er nach Ard, wo inzwischen die Christen unter dem BASCH NASRANI in einer Gegenrevolution die Macht für den Mir zurückgewonnen haben. Mit den Truppen des Dschirbani und des SCHECHs EL BELED (MIR VON DSCHINNISTAN) verfolgt er den Panther bis nach El Hadd, der Residenz des Schech. Dort trifft er auf Marah Durimeh, die ihn und den Schech zusammen die Schleusen des Flusses Ssul (Friede) öffnen läßt, was zum Ende des Panther führt und Ardistan endgültig Frieden und Wohlstand bringt. (GR 31: 11f, 54 GR 32: 2f, 89, 97, 100ff, 106-12, 115ff, 123, 132f, 142, 145, 148, 150ff, 161ff, 167, 172, 175, 186, 188, 192ff, 202, 209, 213f, 219, 221, 227, 233f, 239, 249, 266, 270, 272-80, 285, 289, 308f, 314ff, 324, 325-29, 342ff, 350-54, 365ff, 374, 378-96, 405f, 409ff, 424f, 427-37, 455ff, 458, 469-72, 511f, 517, 520, 535, 630f, 637)


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- in MERHAMEH: Der M. wollte OMAR BEN AMARAH sowie dessen Vater und Bruder erschießen lassen, da sie sich gegen ihn erhoben hatten. Auf Bitten MERHAMEHs ließ er sie frei. (Es ist die Rede vom »damaligen« Mir, so daß nicht ganz klar ist, ob der Mir aus GR 31/32 gemeint ist.) (nur erwähnt) (213)


- FRAU DES MIRs VON ARDISTAN: »Ihr ernstes, außerordentlich sympathisches Gesicht besaß keinen einzigen Zug, der von Glück erzählen konnte.« (172). Unter dem Eindruck des Weihnachtsfestes in Ard will sie Christin werden. Mit ihren Kindern wird sie vor der Rebellion des PANTHER in die Stadt der Toten‹ in Sicherheit gebracht. (GR 32: 156, 170ff, 213, 392, 446f, 456ff, 462, 503, 506)


- KINDER DES MIRs VON ARDISTAN: zwei Söhne (der älteste 9 Jahre alt) und zwei Töchter (die jüngste 4 Jahre alt); sie wohnen der Weihnachtsfeier in der Schloßkathedrale bei und werden mit ihrer Mutter vor der Rebellion des PANTHER in Sicherheit gebracht. (GR 32: 156, 170ff, 193, 196, 201f, 392, 446f, 456f, 462, 503, 506)


- MUTTER DES MIR VON ARDISTAN: Der Mir spricht von ihr als der einzigen, die ihn liebte und die er wirklich geliebt hat »und heute noch« liebt. Sie ist verstorben. (GR 32: 273, 330, 352)


MIR VON DSCHINNISTAN: Herrscher über das imaginäre Reich Dschinnistan, »das Territorium der wie die Berge aufstrebenden Humanität und Nächstenliebe, das einst verheißene Land der EDELMENSCHEN.« Der Mir gehört zu einer »Dynastie großherziger, echt königlich denkender Fürsten, deren oberstes Gesetz in beglückender Kürze lautet: Du sollst der Engel deines Nächsten sein, damit du nicht dir selbst zum Teufel werdest!‹» (LEBEN UND STREBEN: 2f)


Die Figur hat in GR 31/32 zwei Aspekte:

1) in der Romanhandlung agiert der Mir inkognito als SCHECH EL BELED (siehe dort), indem er in die Geschehnisse um die Läuterung des MIRs VON ARDISTAN persönlich eingreift und an der Spitze seiner Truppen die Rebellion des PANTHER niederwirft. Die Identität Schech el Beled - Mir ergibt sich aus Andeutungen im Werk; sie wird eindeutig durch einen Versprecher MERHAMEHs (GR 32: 590).

2) Auf der symbolischen Ebene des Romans steht der Mir für Gott. Dafür gibt es zwei Belege: das Siegel- und Handzeichen des Mir ist das in ein Dreieck eingeschlossene Auge, ein traditionelles Gottessymbol; darüber hinaus benutzt May einmal die Bezeichnung: »Gott, der allweise und allgütige Mir von Dschinnistan« (503). Die Aussage, daß der Mir unter dem ganz besonderen Schutz MARAH DURIMEHs stehe (6) ist noch deutungsbedürftig, sie hängt möglicherweise mit der nicht konsequent durchdachten Trennung der beiden Aspekte zusammen. (GR 31: 6, 23, 491, 503 GR 32: 324, 463, 497, 590)


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MIRAMON: ehemal. Präsident von Mexiko; er wurde von BENITO JUAREZ wegen seiner Beteiligung am Anleihenschwindel europäischer Mächte, bei dem Mexiko um viele Millionen betrogen wurde, abgesetzt. Durch seine Machenschaften kam es also letzlich zum Eingreifen der Franzosen in Mexiko und zur Einsetzung Kaiser MAXIMILIANs. Kurz vor dem Ende des Kaisers stellt M. sich diesem als General zur Verfügung, intrigiert aber als Leiter eines Geheimbundes, zu dem auch PATER JUANITO und PATER HILARIO gehören, gegen ihn. Er beeinflußt den Kaiser, nicht aus Mexiko zu fliehen, als Juarez die Franzosen aus dem Land vertrieben hat. Er denkt, daß Juarez, wenn er den Kaiser standrechlich hinrichten läßt, stürzen wird. M.s Plan geht jedoch nicht auf, da M. seinerseits durch Oberst LOPEZ verraten wird. So wird M. am 19.6.1867 zusammen mit dem Kaiser und dem General MEJIA, einem seiner größten Feinde, standrechtlich erschossen. (historisch) (WR: IV 1755 VI 2487, 2496, 2521, 2573ff, 2577)


MIRANDA (al. MRS. HOWK): Directrice‹ des Hauswesens von ROBIN WALKER, früher Kurtisane; Nichte von EMERIA GAREZZO; etwa vierundzwanzig Jahre alt; »Sie war ganz in Weiß gekleidet ... schön war sie, wunderbar schön, aber von jener herausfordernden Schönheit, welche den moralisch reinen Character eher abstößt als anzieht. Das Gesicht war edel gezeichnet, aber diese edlen Conturen verliefen in Linien, deren Gesammtwirkung eine ganz entgegengesetzte war. Die stark entwickelten, äußerst üppigen Lippen, das Kinn und der etwas kurze, starke Hals ließen vermuthen, daß das Naturell der Dame mehr auf physischen als auf geistigen Genuß gerichtet sei.« (1203f) M. ist grausam gegen die Bediensteten, so verletzt sie die Negerin MILLY wegen einer Kleinigkeit schwer im Gesicht und am Auge. Sie bezeichnet sich selbst als diabolische Person: »Ich kann mich an der Qual und an dem Unglücke eines Andern förmlich weiden.« (1207) Sie versucht, OSKAR STEINBACH zu verführen, gerät aber im Dunkeln an SAM BARTH, der seine Späße mit ihr treibt. Als Komplizin Walkers ist sie an der Planung des Raubmordes an GÜNTHER VON LANGENDORFF beteiligt und verführt in Mohawk-Station BALZER, ein von Steinbach zur Warnung WILKINS› abgesandtes Telegramm abzufangen. Als MRS. HOWK hilft sie, Wilkins und dessen Tochter, ALMY W., sowie MAGDA HAUSER und KARL VON ZIMMERMANN auf Balzers Boot zu locken, wo sie von Walker gefangengesetzt werden. Nach der Befreiung der Gefangenen behauptet sie, Balzer wirklich zu lieben und Reue für ihre Untaten zu empfinden. Sie legt Steinbach ein Geständnis ab, in dem sie ihren Hang zum Verbrecherischen aus ihrer Erziehung und ihrem sozialen Umfeld heraus erklärt. Aufgrund dieser überraschenden Wandlung erlaubt ihr Steinbach, als Balzers Braut nach Mohawk-Station zurückzukehren. (DH-DH: 1192, 1203f, 1206f, 1289ff, 1314f, 1403ff, 1409)


MIRANDO: Logis-Wirtin von EMILIA in Queretaro (WR VI: 2502)


›MIRIDIT‹: Miridit; Bruder von TSCHURAK; Angehöriger der Bande des SCHUT; nach dem Tod seines Bruders verfolgt er KARA BEN NEMSI (KBN) wegen der Blutrache. Er schießt auf ihn und wird im Dunkeln von HALEF durch einen Messerschnitt quer durchs Gesicht gezeichnet. Der M. lauert KBN auf, wobei ihm SUEF hilft. KBN hat


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jedoch zuvor das Gewehr des Rächers unschädlich gemacht. Es kommt zum Kampf. KBN wehrt den Czakan des M. ab und fängt den Mann, als er fliehen will, mit dem Lasso ein. Als KBN ihn edelmütig freigibt, überreicht ihm der M. seinen wertvollen Czakan, wodurch die Blutrache solange ruht, bis der Czakan zurückgegeben wird. Der M. weigert sich danach, weiterhin mit den Feinden KBNs, dem MÜBAREK, MANACH EL BARSCHA, BARUD EL AMASAT und SUEF gegen KBN vorzugehen. Er trennt sich von ihnen. (GR 5: 313, 319, 343, 372f, 377f, 386f, 452f, 460)


MIRZA: siehe unter dem dem Titel folgenden Namen (Beispiel: MIRZA MASUK unter MASUK)


MIß ADMIRAL (al. CLAIRON/CHEVALIER DE POULETTRE/MADAME DE VOULETTRE/DER FEUERMALIGE): Segelmeister(in) auf dem Schiff l'Horrible unter dem SCHWARZen KAPITÄN (FRANÇOIS LATOUR); »Es ist ganz unmöglich, alle ihre Verbrechen zu kennen. Sie ist das einzige Kind eines alten, originellen Seefahrers ..., der die Schrulle hatte, sich nicht von ihr trennen zu wollen. Er steckte sie in Knabenkleider und nahm sie ... mit an Bord ... sie machte nach und nach alle Stufen vom Schiffsjungen bis zum Offizier durch ... hatte ... Talent für die See und brachte es ... so weit, ein Schiff bei jedem Wind und Wetter zu regieren. Aber ... sie war schon als Kind eine wilde Katze, und je größer und älter sie wurde, desto mehr entwickelte sich ein Teufel in ihr« (15/430f). Sie tat sich, nachdem sie von ihrem Vater viel Geld geerbt hatte, mit Latour zusammen, und mit ihrem Kaperschiff machten sie als berüchtigte Sklavenhändler und Piraten die Meere unsicher. Sie und Latour waren zunächst gleichberechtigt, aber Latour »bekam sie nach und nach unter«, und sie »mußte sich mit der zweiten Stelle als Segelmeister begnügen. Diese Herabsetzung ... ließ sie an ihren Untergebenen aus; sie war ein Unmensch gegen sie; die neunschwänzige Katze bekam die Herrschaft an Bord, und wer es wagte, einen Befehl zu mißachten, wurde sofort niedergeschlagen und in die See geworfen« (15/433f).

- in AUF DER SEE: Sie trägt den Namen CLAIRON. Latour hatte ihr sein Schiff zeitweilig übergeben. Von einem englischen Schiff wurde sie aufgebracht, konnte aber der Gefangenschaft entkommen, indem sie sich als Gefangene auf dem l'Horibble‹ ausgab. Als Mann verkleidet taucht sie als CHEVALIER DE POULETTRE in Deutschland auf, wo sie Latour trifft und sich in seine Pläne mischt. C. ist »eine hinreißende Schönheit« (643) und setzt ihre weiblichen Reize im Umgang mit Latour hemmungslos ein. Der Kapitän »haßt sie und vermag ihr doch nicht zu widerstehen« (436). In GR 15 wird diese (amouröse) Seite ihres Charakters ausdrücklich ausgeschlossen: sie sei »in dieser Beziehung niemals ein Frauenzimmer gewesen« (433). Sie ermordet und beraubt mit Latour den Juwelier WALLERSTEIN. Für diese Tat wird MAX VON SCHÖNBERG-WILDAUEN (MAX PARKER) unschuldig verurteilt. C. prellt Latour um die Beute und setzt sich ab.

- in GR 15: Zwischen ihr und Latour herrscht Feindschaft: das Kaperschiff, das sie hier gegen den Willen Latours, der sich krankheitshalber von Bord begeben mußte, befehligt,


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wird von MAX PARKER aufgebracht. Als sie Latour im Westen bei einem Eisenbahnüberfall wiedersieht, verrät sie ihn unerkannt an SAM FIRE-GUN.

- in AUF DER SEE/GR 15: Sie führt als MADAME DE VOULETTRE, Pflanzerswitwe aus Martinique, einen Salon in San Francisco. Ein amerikanischer Kapitän nennt sie eine »exquisite Dame«, die »zu jenen Frauen (gehört), die ewig jugendlich bleiben«. Sie führe »ein großes Haus«, scheine »unerschöpflich vermögend«, sehe »bei sich nur die Vertreter der Aristokratie des Geistes, des Geldes und der politischen Macht« (445). Sie umgarnt Leutnant JENNER, der den l'Horrible‹, nachdem er der amerikanischen Marine eingegliedert wurde, befehligt, und erreicht, daß er auf ihre Empfehlung hin Seeleute anheuert. Diese hatte sie vorher in der Verkleidung als Mann mit einem Feuermal (DER FEUERMALIGE) für ihre Zwecke angeworben. Sie mischt auf einer Abendgesellschaft Schlafpulver in den Wein geladener amerikanischer Offiziere und bringt mit ihren Leuten so das Schiff wieder in ihre Gewalt. Latour, der von ihrem Plan erfahren hatte, schleicht sich jedoch auch an Bord, nimmt sie gefangen und übernimmt selbst wieder das Kommando. Nachdem das Schiff durch Parker wieder aufgebracht wurde, endet sie am Galgen. (In GR 15 wird die Geschichte um die Miß Admiral vom INDIANERAGENTEN und von TRESKOW erzählt.) In AUF DER SEE kann sie vorübergehend fliehen und gelangt als Passagierin auf ein deutsches Schiff, wo sie von Latour verraten wird. Man nimmt sie fest, um sie deutschen Behörden auszuliefern. (AUF DER SEE: 417-20, 433-36, 531f, 626ff, 641-44, 657f, 787, 806f GR 15: 430-35, 445, 447-69, 521-31, 559ff, 578f)


MISSOURI-BLENTER -> BLENTER


MITRE: argentinischer General; Vorgesetzter Leutnant VERANOs; Oberst GLOTINO ist ein Schwager M.s. (nur erwähnt) (INKA: 78, 185, 285)


VON MITTAGSHEIM (Fräulein v.M.): auf Urlaub befindliche Gesellschafterin der Fürstin ANNA LUISE VON -> ANHALT-DESSAU (nur erwähnt) (PFLAUMENDIEB: 60)


MOAB-BEN-OSMAN: erster Leutnant des türkischen Kriegsschiffes Selim‹; er hält bei der Eroberung des Schiffes durch seinen früheren Vorgesetzten KATOMBO zu diesem. (ZEPTER: 675)


MOCHALLAH (DIE WOHLRIECHENDE): Tochter Scheik ALI EN NURABIs; Geliebte ACHMED ES SALLAHs; sie »trug das tiefschwarze Haar in langen, dicken Flechten, in welche Silberschnüre eingewoben waren; um den vollen, hellbraunen Hals legte sich eine Korallenkette, an welcher eine goldene Schaumünze hing; sie trug einen schneeweißen Saub (Hemde), welcher an der Brust ausgeschnitten war, so daß man das rotseidene Sudameirijeh (Schnürleibchen) sehen konnte, welches den vollen Busen trug, ohne ihn zu drücken ... Die nackten Füßchen staken in blauen Pantoffeln, und an den Hand- und Fußgelenken glänzten blaue metallene Ringe, an denen je ein Mariatheresien-


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thaler und ein goldenes Fünfpiasterstück befestigt war«. M. »war eine vollkommene Schönheit zu nennen« (234f). Sie wird vom KRUMIR geraubt und verschleppt; KARA BEN NEMSI kann sie jedoch auf dem Schott Rharsa im letzten Moment retten, als sie vom Krumir vom Pferd gestoßen wird. (KRUMIR: 216f, 234, 268, 420)


MOHAMMAD: reicher Bäcker; sein Haus in Konstantinopel wird vom Juden BARUCH verwaltet. (nur erwähnt) (GR 3: 482)


MOHAMMED ACHMED IBN ABDULLAHI -> DER MAHDI


MOHAMMED EMIN (eigentl. HADSCHI MOHAMMED EMIN BEN ABDUL MUTAHER ES SEIM ABU MERWEM BASCHAR ESCH SCHOHANAH): Scheik der Haddedihn; Vater von AMAD EL GHANDUR; Freund von MALEK; er hat »die Gestalt und das Aeußere eines echten Patriarchen«, »der schneeweiße Bart hing ihm bis über die Brust herab, dennoch aber machte der Greis den Eindruck eines rüstigen Mannes, der im stande ist, eine jede Beschwerde zu ertragen« (339). Seinen Freund Malek nimmt er mit seinen Ateïbeh, die von ihrem Stamm verstoßen wurden, bei den Haddedihn auf. KARA BEN NEMSI (KBN) steht ihm und seinen Verbündeten im Kampf gegen die vereinigten Feinde Abu Hammed, Dschowari und Obeïde bei. Im Tal der Stufen‹ führt KBN die Haddedihn zu einem großen Sieg. Aus Dankbarkeit schenkt M. KBN den Rappen Rih. Mit KBN und Malek schließt er Blutsbrüderschaft. Zusammen mit KBN, HALEF und SIR DAVID LINDSAY macht sich M. nach Abschluß der Fehde auf den Weg nach Amadijah, wo M.s Sohn Amad el Ghandur als Gefangener des PASCHAs VON MOSSUL gefangengehalten wird. Bevor Amad el Ghandur befreit werden kann, greift die Gruppe um KBN noch hilfreich in die Kämpfe zwischen den Türken und den Dschesidi (Teufelsanbetern) ein. Nach der Befreiung geraten sie in die Auseinandersetzung zwischen den Berwari-Kurden und den Nestorianern, bei der KBN MARAH DURIMEH kennenlernt. Dann kommt es zum Kampf mit den Bebbeh-Kurden GASAHL GABOYAs. Da KBN diesem gegenüber nach M.s Meinung zuviel Milde zeigt (»Emir, du bist ein Christ, und die Christen sind entweder Verräter oder Weiber!«; 116) lehnen sich M. und Amad el Ghandur gegen KBNs Führerschaft auf: »Bist du etwa unser Gebieter, daß du dir jetzt angewöhnt hast, ganz aus eigener Macht zu handeln?« (139). KBN überläßt M. daraufhin die Leitung der Gruppe und gibt ihm Rih zurück, als M. ihm Undankbarkeit vorwirft. M. will seinen Fehler dann wiedergutmachen und läßt Gasahl Gaboya spontan frei. Dadurch kann dieser die Gruppe um HASSAN ARDSCHIR-MIRZA überfallen. Als M. diesem zu Hilfe eilt, wird er im Kampf getötet. Man errichtet M. ein Grabmal: »Es bildete einen über acht Fuß hohen Steinkegel, in dem eine Höhlung gelassen war, um die Leiche aufzunehmen ... Die Oeffnung ... wies nach Westsüdwest ... Der Tote saß aufrecht in seiner letzten Wohnung.« (183f) KBN spricht an seinem Grab die Sure des Todes. Amad el Ghandur will KBN nun Rih zurückgeben. KBN lehnt das jedoch ab, muß den Rappen aber dann doch wieder nehmen, da Amad el Ghandur die Gruppe heimlich verläßt und das Pferd zurückläßt. In GR 6 besuchen KBN, Halef, Amad el Ghandur und einige Haddedihn acht Jahre nach M.s Tod - der »am zwölften Tage des


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Monats Haziran« (Juni) erfolgte - das Grab. Auf dieser Reise wird Rih erschossen. (GR 1: 339-67, 395-403, 407-12, 419-26, 448f, 494-97, 539-43, 545ff GR 2: 6-10, 250ff GR 3: 96, 105ff, 114-17, 137-51, 169, 183-88 GR 6 (nur erwähnt): 560)


- MOHAMMED EMINs FRAUEN: Seine Hauptfrau ist »noch jung, schlank und von hellerer Gesichtsfarbe als die anderen Frauen; ihre Züge waren regelmäßig, ihre Augen dunkel und glänzend. Sie hatte die Lippen dunkelrot und die Augenbrauen schwarz und zwar in der Weise gefärbt, daß sie über der Nase zusammentrafen. Stirn und Wangen waren mit Schönheitspflästerchen belegt, und an den bloßen Armen und Füßen konnte man eine tiefrote Tättowierung bemerken. Von einem jeden Ohre hing ein großer goldener Ring bis zur Taille herab, und auch die Nase war mit einem sehr großen Ring versehen, an dem mehrere große edle Steine funkelten: - er mußte ihr beim Essen sehr im Wege sein. Um ihren Nacken hingen ganze, dicke Reihen von Perlen, Korallenstücken, assyrischen Cylindern und bunten Steinen, und lose silberne Ringe umgaben ihre Knöchel, Arm- und Handgelenke.« (347f) Als KARA BEN NEMSI sie acht Jahre später wiedersieht, ist sie »unter dem Kummer über den Tod des Scheiks ... gealtert«, nicht mehr geschminkt und auch nicht mehr geschmückt. - Mohammed Emin hat noch zwei Nebenfrauen. (GR 1: 347f GR 6: 557)


MOHAMMED ER RAMAN: Scheik der Uelad Mescheer; Bruder von OMAR ALTANTAWI; bei ihm findet der KRUMIR zunächst Aufnahme. Als dieser aber flieht und dabei ein wertvolles Pferd stiehlt, schließt der Scheik sich KARA BEN NEMSI (KBN) bei der Verfolgung des Krumir an und wird ihm zu großer Dankbarkeit verpflichtet, als KBN ihn vor einer Löwin rettet. (KRUMIR: 328, 337, 370)


MOHAMMED ES SADAK (SADOK) PASCHA: BEI VON TUNIS; Dienstherr KRÜGER BEIs (historisch: 1813-82, Bei von Tunis 1859-82)

- in KRUMIR: (SADAK) (nur erwähnt) (221, 229)

- in DH-DH: (SADAK) IBRAHIM PASCHA und der DERWISCH OSMAN (-> FLORIN) planen einen Sprengstoffanschlag auf ihn, der durch LORD EAGLE-NEST und OSKAR STEINBACH vereitelt werden kann. (353)

- in GR 21: (SADOK) (nur erwähnt) (275, 307, 539)


- MOHAMMED ES SADAKs TROHNFOLGER -> ALI BEI


MOH-AW (MOSKITO): Shoshone; Sohn des Häuptlings TOKVI-TEY, er wird von OLD SHATTERHAND als Geisel genommen. (BÄRENJÄGER: 87, 91, 99)


MOKASCHI (BÜFFEL): oberster Häuptling der Nijoras; berühmter Büffeljäger; er schmückt sich mit zwei weißen Adlerfedern. M. ist ein edler Krieger, der hoch in der Achtung OLD SHATTERHANDs (OS) steht. Der Verbrecher GRINLEY erschießt den Navaho-Krieger KHASTI-TINE, der M. beschleicht. Damit will Grinley sich das Wohlwollen M.s sichern. M. verabscheut jedoch diesen feigen Mord und weist Grinley schroff


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ab. Als M. SCHNELLES ROß und dessen Trupp Navahos überfällt, fallen auch Grinley und dessen Gefährten, BUTTLER und POLLER, in M.s Hände, können jedoch später wieder entkommen. Auch OS, WINNETOU und deren Gefährten werden von M. - durch die Unvorsichtigkeit des Kantors MATTHÄUS AURELIUS HAMPEL - gefangengenommen. OS kann M. jedoch überlisten und mit seinen Begleitern freikommen. M. will sie in einen Hinterhalt locken, gerät aber selbst zwischen die Weißen und die zahlenmäßig überlegenen Navahos. Er ist so gezwungen, mit dem Navaho-Häuptling NITSAS-INI die Friedenspfeife zu rauchen. Mit den neuen Verbündeten verfolgt er dann den Ölprinzen‹ Grinley. (ÖLPRINZ: 306, 308, 310ff, 340f, 383, 388, 394, 400ff, 410, 491ff, 537ff, 551f)


MOKASHI-MOTAK/MOKASCHI-MOTAK (BÜFFELSTIRN) -> TECALTO (Miztecas)


GROßER MOKASSIN -> PATS AVAT (Pa-Ute)


DER SCHWERE MOKASSIN -> HONG-PEH-TE-KEH (Oglala)


MOKKADEM -> ABD EL BARAK


MO-LA (al. ROSE DER COMANCHEN/BLUME DER SAVANNE/BLUME DER COMANCHEN): Tochter des Comanchen-Häuptlings KLUGER FUCHS; sie hat scharf geschnittene, dennoch weiche, volle Züge; »über ihrer ganzen Erscheinung lag eine Art instinktiven Selbstbewußtseins ausgebreitet«. M. liebt FALKENAUGE; ihr Vater verspricht sie ihm zur Frau, wenn er für den Stamm Geschäfte erledigt und ihre Brüder an deren Mördern rächt. Diese Auflagen erfüllt Falkenauge. (WALDLÄUFER: 318ff, 324ff, 331f)


MOLAMA: Singhalesin; ohne Familie; Verlobte KALADIs; sie wird von chinesischen Mädchenräubern entführt, jedoch von Kaladi, KARA BEN NEMSI und SIR JOHN RAFFLEY befreit. Danach heiratet sie Kaladi. (GIRLROBBER: 395, 409, 412, 417, 436, 443, 448, 461, 472, 475 TIGERBRÜCKE: 482)


MOLEZ:


1) ANTONIO M.: Alkalde in Morelia; zugleich Anführer von Braveros; Stiefbruder TOM WILSONs; mit seiner Bande überfällt er den Grafen HERNANO und dessen Frau. Der Überfall ist zum Teil fingiert: Der Graf soll von M.s Stiefbruder befreit werden, damit dieser vom Grafen aus Dankbarkeit große Ländereien geschenkt bekommt. Die Frau des Grafen soll allerdings festgehalten und nur gegen Lösegeld freigegeben werden. RICHARD FORSTER und TIM SUMMERLAND kommen dem Grafen zu Hilfe und vereiteln so M.s Pläne. M. kommt bei dem Kampf um, legt aber vor seinem Tod ein Geständnis ab. (DICHTER/PFAHLMANN: 165, 204, 212, 226ff)


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2) TOMMASIO M. -> TOM WILSON


MOLKTE: versehentlich für MOLTKE (WR VI: 2469)


VON MOLTKE:


1) HEL(L)MUTH V.M.: Graf; Chef des preußischen Generalstabs, ab 1871 Generalfeldmarschall (historisch: 1800-91)

- in WR: KURT HELMERS wird nach seiner Beförderung zum Oberleutnant zu v.M. in den Generalstab versetzt. (nur erwähnt) (2469: versehentlich MOLKTE) (III 1275 VI 2469) - Der in WR in Zusammenhang mit der Garderegimentepisode auftretende preußische KRIEGSMINISTER ist ALBRECHT GRAF VON -> ROON.

- in ULAN: (W: 701, 1130, 1683, 1689 / III 881 IV 1343 V 2025, 2041)

- in DH-DH: (nur erwähnt) (I 145, 418, 515, 791)


2) Der Souffleur SCHMIDT spielt den Grafen v.M. vor dem Ebersbacher Gastwirt FRANKE. (EXCELLENZEN: 355-58)


3) OLAF V.M.:


3.1) mecklenburger Graf; Vater von 3.2)/4); durch Ränke von Feinden - insbesondere des Fürsten VON WAREN - wurde er um Hab und Gut gebracht. Aus Gram darüber verstarb er früh. (nur erwähnt) (QUITZOWS: 322f / 579, 644)


3.2) mecklenburger Graf; Sohn von 3.1), Bruder von 4); er lebt nach dem Unglück, das über die Familie hereinbrach, unter dem Decknamen ROLF VENDASKIOLD (siehe dort).


4) OTTO V.M: mecklenburger Graf; Sohn von 3.1), Bruder von 3.2); er lebt nach dem Unglück, das über die Familie hereinbrach, unter dem Decknamen SUTEMINN (siehe dort).


Großes Karl May Figuren-Lexikon

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