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RICCARDO (Don R.): hispanisierte Form von Richard; von der Gräfin HERNANO als Anrede für RICHARD FORSTER verwandt


RICCARROH:


1) (RIKARROH): Deckname von GEORG SANDER bei den Comanchen (JUWELENINSEL: 498, 513ff)


2) (BÄRENTATZE): Häuptling der Oglalas; der tapferste der Sioux; »stark wie der Bär und listig wie ein Fuchs«; R. hat eine »breit gebaute, untersetzte Gestalt ... über dem Rücken hing ihm das Fell des Prairiewolfes, dessen Schädeltheile seinen Kopf bedeckten« (516). Er trifft bei einem Überfall auf einen Eisenbahnzug auf WINNETOU, kämpft mit ihm, wird von SAM FIRE-GUN niedergeworfen und dann von Winnetou brutal getötet und skalpiert. (Vgl. in GR 15: MATTO-SIH)) (AUF DER SEE: 513, 516)


- RICCARROHs SOHN: Er ist noch sehr jung, »drei Adlerfedern schmückten sein hochgeflochtenes Haupthaar, und das Fell eines Jaguars hing ihm von den Schultern hernieder« (660). Er will den Tod seines Vaters rächen, dringt deshalb unter Führung eines Mitglieds der Bande FRANÇOIS LATOURs mit Oglalas in SAM FIRE-GUNs Hidespot ein und wird dort mit allen Gefährten von Fire-gun und seinen Leuten getötet. (Vgl. GR 15: MATTO-SIHs SOHN) (AUF DER SEE: 660, 674f, 691, 705)


RICHEMONTE:


1) Witwe von 4), Mutter von 5), Stiefmutter von 2), Cousine der Baronin DE SAINTE-MARIE; sie »war einfach schwarz gekleidet. Ihr Haar war voll, schimmerte aber bereits in das Grau hinüber. Die Züge ... waren sanft und trugen jenen passiven Zug, welcher auf eine Verstimmung des Gemüthes, auf ein stilles, verschwiegenes Leiden schließen läßt.« (131) Ihr Auge ist dunkel. Mit ihrer Tochter lebt sie in Paris und verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Stickereiarbeiten. Sie erlaubt ihrer Tochter den Umgang mit dem preußischen Rittmeister HUGO VON KÖNIGSAU. Der Baron DE REILLAC, ein Bekannter ihres Stiefsohnes, erpreßt sie mit hohen Wechseln, die er von ihrem verstorbe-


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nen Mann in Händen hat. Sie soll ihre Tochter beeinflussen, daß sie den ungeliebten de Reillac heiratet. Glücklicherweise ist es Hugo möglich, die Schuldsumme zu begleichen. Da ihre Tochter den massiven Nachstellungen des Barons und ihres Stiefbruders ausgesetzt ist, flieht sie mit ihr zu ihrer Cousine auf den Meierhof Jeanette bei Roncourt. Bei einer Ausfahrt dort werden sie, ihre Tochter und die Baronin zweimal von Wegelagerern überfallen und beide Male von Hugo gerettet. Als NAPOLEON I. Interesse an ihrer Tochter zeigt, versucht sie - vergebens -, Margot den Plänen Napoleons geneigt zu stimmen. Mit ihrer Tochter und Hugo muß sie von Jeanette fliehen. Sie zieht mit Hugo und ihrer Tochter nach Deutschland und stirbt später auf dem Gut der von Königsaus. (W: 131f, 134f, 163f, 166f, 241f, 311f, 328f, 353f, 374ff, 434f, 466f, 705 / ULAN: I 240ff, 248, 283, 291ff, 377f II 473, 493ff, 516ff, 549, 619ff, 643ff III 878)


2) ALBIN (ALOUIN) R. (al. MALEK OMAR/'aIN EL FRANSAWI (AUGE DER FRANZOSEN)): französischer Capitän; Sohn von 4), Stiefsohn von 1), Stiefbruder von 5), Adoptivvater und Cousin von 3), Adoptivgroßvater von MARION und ALEXANDER DE SAINTE-MARIE; man »erzählte sich, daß er bereits neunzig Jahre alt sei; aber seine Haltung war kerzengerade, sein dunkles Auge noch voll Leben, und sein Mund noch voll der schönsten Zähne. Diese Letzteren bemerkte man, wenn er sich in zorniger Stimmung befand. Er zog dann mit einer fletschenden Bewegung seiner Oberlippe den dicken, schneeweißen Schnurrbart empor, so daß sein starkes, blendendes Gebiß zu sehen war und demjenigen eines Hundes glich, der sich anschickt, sich auf seinen Gegner zu werfen ... Er war Capitän der berühmten Garde gewesen, hatte für den Ruhm NAPOLEONs [I.] und Frankreichs geblutet und lebte nur der Erinnerung jener, großen ereignißreichen Zeiten. Trotz seines hohen Alters schwärmte er noch heute für die Glorie Frankreichs, hing mit ganzer Seele an dem Namen Napoleon, und war bereit, die wenigen Jahre, welche ihm voraussichtlich noch beschieden waren, der Ehre seines Vaterlandes und der Befestigung des Thrones seines Herrschers zum Opfer zu bringen. Der alte Krieger, den die Last der Jahre nicht zu beugen vermocht hatte, glich einem seit Jahrhunderten in Ruhe liegenden, von Schluchten, Spalten und Rissen tief zerklüfteten Vulkane, zu dessen Spitze man jedoch noch immer mit Mißtrauen emporschaut, da man sich des Gedankens nicht erwehren kann, daß einmal eine Eruption erfolgen könne, bei welcher das so lange Zeit scheinbar schlummernde Verderben desto grimmiger und verheerender hervorbrechen werde. Und wie sein Körper, so war auch seine Geisteskraft noch ungebrochen. Wie sein Auge, noch vollständig ungetrübt, ebenso in die Ferne zu blicken, wie in der Nähe mit seiner Schärfe Alles zu durchdringen vermochte, so waren sein Scharfsinn und seine gute Beobachtungsgabe von Allen gefürchtet, die mit ihm in Berührung kamen. Es hatte noch Keinen gegeben, der klug genug gewesen war, ihn täuschen zu können. Er war ein harter, strenger, eigenwilliger Kopf. Man wußte, daß er in den Mitteln, seine Zwecke zu erreichen, nicht im Mindesten wählerisch sei und sogar gewissenlos sein könne. Die einzige Schwachheit, welche man an ihm entdeckt hatte, war seine mehr als nachsichtige Liebe zu seinem Enkel, den er auf das Aergste verwöhnte.« (21f) »Er ist ein Satan, ein Teufel, ein Beelzebub. Er hat weißes Haar, aber ein schwarzes Herz.« (25) Der Capitän ist der Hauptschurke des Romans; er ist der Todfeind der Familie VON


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KÖNIGSAU. Zum ersten Zusammenstoß mit einem Mitglied dieser Familie kommt es 1814 im von den Preußen besetzten Paris. R. beleidigt den Feldmarschall GEBHARD LEBERECHT VON -> BLÜCHER in einem Lokal und wird dafür von HUGO VON KÖNIGSAU öffentlich geohrfeigt. Der Capitän schwört Rache, umso mehr, als sich Hugo in R.s Stiefschwester MARGOT RICHEMONTE verliebt hat und auf Gegenliebe stößt. Margot sollte nach den Plänen des Capitäns dessen Begleiter, den reichen Baron DE REILLAC heiraten, damit dieser die Schulden des Capitäns bezahlt. Er beschließt, Hugo mit einem vergifteten venezianischen Glasdolch zu ermorden. Das mißlingt, da Hugo einen Panzer trägt. Auch ein zweiter Mordanschlag, diesmal mit Pistolen, geht daneben. Um Margot zur Heirat mit dem Baron zu zwingen, lassen er und der Baron sie entführen. Blücher und Hugo können sie befreien. Der Capitän erhält als Strafe 200 Stockhiebe aufgezählt. Nach seiner Genesung und nach der Rückkehr Napoleons aus der Verbannung auf Elba erhält der Capitän durch Vermittlung de Reillacs eine Kompanie der Garde. Im Auftrag General DROUETs geht er als Spion nach Lüttich, um Blüchers Pläne auszukundschaften und ihn eventuell zu ermorden. Auf dem Meierhof Jeanette, der der Familie DE SAINTE-MARIE gehört und auf dem sich eine zeitlang Margot und ihre Mutter aufhalten, entdeckt er Hugo, der sich als preußischer Kundschafter dort aufhält, und erhält von Napoleon den Auftrag, ihn gefangenzunehmen. Hugo, Margot und ihre Mutter fliehen. Mit de Reillac verfolgt R. sie. Er erlauscht, daß Hugo eine französische Kriegskasse gefunden hat und gräbt sie mit de Reillac aus. Um die Kasse für sich alleine zu haben, ermordet R. de Reillac. Hugo kommt dazu, vertreibt R. und versteckt die Kriegskasse an einem anderen Ort. Die preußische Patrouille, mit der Hugo die Kriegskasse dann heben will, kann R. durch französisches Militär erschießen lassen. Hugo wird dabei so schwer verwundet, daß er sich nicht mehr an den Ort erinnern kann, an dem er die Kriegskasse versteckt hat; er kehrt nach Berlin zurück. Da R. Hugo nicht auftragsgemäß festgenommen hat, fällt er bei Napoleon in Ungnade. Nach der Schlacht bei Belle Alliance wird er unehrenhaft aus der Armee entlassen und muß Frankreich verlassen. Später, etwa sechzigjährig lebt R. unter dem Namen MALEK OMAR in Algier. Dort ist er für den französischen General CAVAIGNAC als Spion tätig; von den Einheimischen wird er deshalb auch 'AIN EL FRANSAWI (AUGE DER FRANZOSEN) genannt. Er soll herausfinden, was es mit einem geheimnisvollen Marabut auf sich hat, der im Auras-Gebirge lebt. Auf dem Weg dorthin kommt er mit seinem Cousin, HENRY RICHEMONTE (später ARTHUR DE SAINTE-MARIE), der sich in Algerien BEN ALI nennt, ins Lager der Beni Hassan. SAADI BEN HASSAN erkennt in ihm den französischen Spion, so daß Scheik MENALEK die beiden Franzosen fortjagt. Im Auras-Gebirge belauschen R. und sein Cousin den Marabut und dessen Sohn. Es stellt sich heraus, daß es sich um ALBAN und ARTHUR DE SAINTE-MARIE handelt, die, nachdem Alban seine Frau im Affekt ermordet hatte, nach Afrika geflohen waren. R. war an dem Mord insofern beteiligt, als er die Frau Albans so stark beeinflußt hatte, daß diese ihren Mann mit dem Kind verließ. R. bringt seinen Cousin nach dem Tod Albans dazu, Arthur zu ermorden, damit Henry an dessen Stelle in Frankreich als Erbe der de Sainte-Maries auftreten und so den verhaßten von Königsaus den Meierhof Jeanette und das Vermögen der de Sainte-Maries wegnehmen kann. Bevor er Afrika verläßt, nimmt er


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noch Rache an den Beni Hassan. Er stiftet die Tuareg an, die Karawane GEBHARDT VON KÖNIGSAUs zu überfallen und verleumdet die Beni Hassan bei den Franzosen als die Täter. Sämtliche Männer der Beni Hassan werden bei einer Strafexpedition erschossen. R. und Henry hatten der Frau des Scheiks Menalek versprochen, daß dieser und Saadi verschont würden, wenn LIAMA, die Tochter Menaleks und Frau Saadis, als Henrys Geliebte mit nach Frankreich zöge. Um den Vater und den Mann zu retten, willigt Liama ein. Der Scheik wird dennoch erschossen, Saadi wird schwer verwundet - totgeglaubt - liegengelassen. R. und Henry kehren nach Frankreich zurück und erlangen durch den Grafen DE RALLION am Hofe NAPOLEONs III. großen Einfluß. De Rallion und R. beschließen, die von Königsaus und die de Rallion verhaßte Familie KUNZ VON GOLDBERGs zu vernichten. Sie lassen die Zwillinge von Goldbergs, FRITZ SCHNEEBERG (VON GOLDBERG) und BERNARD DE LEMARCH (VON GOLDBERG), von LERMILLE rauben. Als R. seinen Diener, HENRY DE LORMELLE, bei einem Einbruch erwischt, preßt er ihn in seine Dienste. Durch ein geschickt eingefädeltes Kaufmanöver werden R. und de Rallion Eigentümer der Güter der von Königsaus. De Lormelle stiehlt im Auftrage der beiden Verbrecher die Kaufsumme, so daß die von Königsaus ihr Vermögen verlieren, was zum Tod MARGOT VON KÖNIGSAUs, der Stiefschwester R.s, führt. Seinen Cousin Henry adoptiert R. und erreicht, daß Napoleon III. diesem das Erbe und den Titel des Barons de Sainte-Marie zuspricht. Auf einer Erholungsreise mit Henry, der nach dem Mord an Arthur schwermütig geworden ist, und dessen Zustand nur durch Liama zeitweise gemildert werden kann, trifft R. auf Gebhardt von Königsau, den Sohn Hugo von Königsau, der die Kriegskasse sucht, die sein Vater versteckt hatte. R. verletzt Gebhardt schwer, schont aber dessen Leben, da er die Kriegskasse haben will. Er läßt Gebhardt zur Pflege bei ADELINE VERDY zurück. Der Meierhof Jeanette wird verkauft, und vom Erlös wird Schloß Ortry bei Thionville gekauft. Als Gebhardt transportfähig ist, wird er in die Verliese des Schlosses verschleppt, wo er unter unmenschlichen Bedingungen gefangengehalten wird. Henry hat inzwischen Adeline geheiratet. Liama ist R. nun im Wege. Er zwingt sie mit der Drohung, ihrer Tochter, MARION DE SAINTE-MARIE, zu schaden, sich in die Verliese des Schlosses zurückzuziehen und für tot zu gelten. R. ist auf Ortry, wo ihm Eisenwerke und Munitionsfabriken gehören, mit Kriegsvorbereitungen beschäftigt. Er organisiert mit de Rallion Franctireur-Corps. Der preußische Ulanen-Rittmeister RICHARD VON KÖNIGSAU kommt, als Hauslehrer DR. ANDREAS MÜLLER verkleidet, mit seinem Wachtmeister Fritz Schneeberg nach Ortry um die Kriegsvorbereitungen Frankreichs auszukundschaften. R. will seine Adoptivenkelin Marion de Sainte-Marie mit dem Sohn de Rallions, dem Oberst DE RALLION, verheiraten, um den einflußreichen, vermögenden Grafen fester an sich zu binden. Als Marion sich weigert, verschleppt er sie mit Hilfe des Obersten in die Schloßverliese und will sie dem Obersten zur Vergewaltigung überlassen. Richard von Königsau kann die Tat verhindern. Um an die Millionen des amerikanischen Bankiers BENOIT DEEPHILL (GASTON DE -> BAS-MONTAGNE) zu gelangen, der den Franzosen Geld für die Aufrüstung bringt, erteilt R. seinen Verbündeten den Auftrag, den Zug, mit dem der Amerikaner anreist, entgleisen zu lassen. Das Geld hätte R. zwar ohnehin bekommen, doch wären Bedingungen an den Empfang geknüpft


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gewesen. Als der Anschlag mißlingt, verschwindet Deephill in den Verliesen des Schlosses. Auch ihn kann Richard von Königsau befreien. Richard gelingt es dann auch endlich, seinen seit sechzehn Jahren im Kerker Ortrys schmachtenden Vater zu finden und zu befreien. Als R. merkt, daß all seine auf die baulichen Besonderheiten (Doppelwände, Geheimgänge) des Schlosses beruhenden Geheimnisse verraten und all seine Gefangenen - denn auch Liama wird durch Richard erlöst - befreit sind, sprengt er die unterirdischen Gänge und verläßt Ortry. Nach Ausbruch des deutsch-französischen Krieges will er die Franctireurs mobilisieren und kehrt nach Ortry zurück. Richard von Königsau kann mit seinen Ulanen die Freischärler gefangennehmen. R. entkommt und mobilisiert andere Franctireurs, die er anweist, Schloß Malineau zu besetzen, auf dem Marion de Sainte-Marie und Liama Zuflucht gefunden haben. Die Franctireurs werden durch ARTHUR VON HOHENTHAL zurückgeschlagen, und Richard von Königsau kann die das Schloß daraufhin angreifenden französischen Gardekürassiere, denen sich R. angeschlossen hatte, vernichtend schlagen. R. entkommt jedoch wieder. Im belagerten Sedan trifft er auf den Verbrecher VATER -> MAIN, mit dem zusammen er zu dessen Cousin nach Daigny flieht. Dort belauscht er Hugo, Gebhardt und Richard von Königsau, die die damals vergrabene Kriegskasse heben wollen, an deren Versteck sich Hugo von Königsau nun wieder erinnert. R. gelingt es, zuerst an der Fundstelle zu sein, er wird aber von den von Königsaus dort gestellt. Es kommt zum Kampf. Hugo von Königsau wirft R. nieder. Dieser fällt in mit dem Rücken in eine Hacke. Unter großen Schmerzen gesteht er alle seine Verbrechen und stirbt unter gräßlichen Qualen. (W: 21ff, 25, 44, 51, 99, 101, 103f, 120ff, 133, 135, 179f, 194, 225, 230f, 242f, 263ff, 274f, 390. 407, 453f, 467, 469f, 484ff, 488f, 497f, 546f, 565, 569, 581, 594f, 706-09, 711, 725, 771, 802ff, 1097, 1177, 1321f, 1331f, 1552f, 1461f, 1541f, 1570f, 1653, 1662f, 1669, 1690, 1692-96, 1724 / ULAN: I 42, 46f, 54, 96, 104, 106, 193, 196, 202ff, 230, 232f, 244, 250, 304ff, 319, 356, 366ff, 382ff II 417f, 420, 424f, 568, 590, 636, 643, 647, 665, 668, 671, 673ff, 677ff, 730, 744ff, 752, 761, 772ff III 882-87, 893, 906, 949, 981, 985ff IV 1307, 1387, 1583ff, 1591ff, 1631ff, 1692ff V 1790ff, 1824ff, 1946ff, 1970ff, 1988, 2044, 2049, 2052ff, 2058-61, 2126)


3) HENRY (HENRI) R. (später ARTHUR DE SAINTE-MARIE/al. BEN ALI): angeblicher französischer Baron; Mann von ADELINE DE SAINTE-MARIE und (angeblich) LIAMA, er gilt als Vater von ALEXANDER DE SAINTE-MARIE und MARION DE SAINTE-MARIE; Cousin und Adoptivsohn von 2); H. war (im Alter von etwa fünfzig Jahren) »ein schöner Mann, doch mit jenem geheimnißvollen, wachsartigen Teint, welcher immer auf eine eigenartige, vielleicht gar krankhafte Stimmung der Psyche schließen läßt; sein großes Auge war wie mit Flor bedeckt, und in seinem Auftreten lag eine ängstliche Scheu, deren Grund sich nicht ersehen ließ.« (21) Mit seinem Cousin, dem Capitän ALBIN RICHEMONTE, lebt H. in Algier, wo er den Namen BEN ALI trägt. Er ist mit Albin als Spion für die Franzosen tätig. Auf der Reise ins Auras-Gebirge, wo beide das Geheimnis eines Marabuts erkunden sollen, kommen sie in das Lager der Beni Hassan. H. verliebt sich in Liama, die Tochter des Scheiks MENALEK. Er wird von ihr abgewiesen, da sie SAADI BEN HASSAN liebt, der die beiden Franzosen als


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Spione entlarvt. Sie werden vom Scheik fortgejagt. Im Auras-Gebirge belauschen sie den Marabut, der kurz vor seinem Tod seinem Sohn sein Lebensgeheimnis beichtet: er ist eigentlich der Baron ALBAN DE SAINTE-MARIE, der seine Frau im Affekt ermordet hatte und dann mit seinem kleinen Sohn (ARTHUR DE SAINTE-MARIE) nach Afrika floh. R. wird von seinem Cousin angestiftet, Arthur nach dem Tod Albans zu ermorden. Die Verbrecher nehmen die Papiere Arthurs an sich. Bevor sie Afrika verlassen, rächen sie sich an den Beni Hassan. Sie hatten Tuareg veranlaßt, die Karawane GEBHARDT VON KÖNIGSAUs zu überfallen. Die Tat lasten H. und sein Cousin den Beni Hassan an. Diese werden von einer französischen Strafexpedition gefangengenommen. Alle Männer sollen erschossen werden. H. erpreßt Liama mit dem Versprechen, ihren Vater und Saadi, den Liama inzwischen geheiratet hatte, zu retten, wenn sie mit ihm als seine Geliebte nach Frankreich ziehe. In Frankreich erreichen die beiden Cousins, daß H. als legitimer Baron de Sainte-Marie anerkannt wird. Ihm fällt das Vermögen der de Sainte-Maries und der Meierhof Jeanette zu, dessen Erben zunächst die Familie von Königsau war. H. wird von seinem Cousin adoptiert und steht völlig unter seinem Einfluß, zumal er nach dem Mord schwermütig wurde und Anfälle von geistiger Verwirrung hat. Liama gilt als seine Frau (es wird nicht deutlich, ob er sie offiziell heiratete); deren Tochter MARION DE SAINTE-MARIE wird als sein Kind angesehen (später stellt sich heraus, daß Marion das Kind Liamas und Saadis ist, da Liama sich H. stets verweigerte). Auf einer Erholungsreise in die Ardennen erlebt H., wie sein Cousin GEBHARDT VON KÖNIGSAU fast totschlägt, als dieser eine Kriegskasse heben will; er selbst ermordet die Helfer von Königsaus, FLORIAN RUPPRECHTSBERGER und dessen Neffen. H. verliebt sich auf dieser Reise in die Schäferin ADELINE VERDY, die Gebhardt pflegt und daher von dem Überfall weiß. H., der nach dem neuen Mord schwere Tobsuchtsanfälle erleidet, kann nur noch durch Adeline beruhigt werden. Um ihn in eine neue Umgebung zu bringen, wird der Meierhof verkauft. Man zieht nach Schloß Ortry. H. heiratet Adeline. Liama, die nun im Wege ist, wird mit der Drohung, ihrer Tochter Gewalt anzutun, von Albin gezwungen, sich in die Verliese des Schlosses zurückzuziehen und für tot zu gelten. Als Adeline ihren Sohn Alexander bekommt, glaubt H., dies sei sein Sohn. In Wirklichkeit war Adeline schon bei der Heirat schwanger (vom Sohn des Bürgermeisters ihres Dorfes) und schob H. das Kind unter. Als RICHARD VON KÖNIGSAU Liama aus ihrer Gefangenschaft erlöst und sie H. gegenüberstellt, verrät er in einem Wahnsinnsanfall all seine Verbrechen. H. wird verhaftet, als preußische Ulanen unter Richard von Königsau zu Beginn des deutsch-französischen Krieges Ortry besetzen. (W: 19f, 37ff, 70f, 497f, 501f, 521f, 529, 533f, 562, 581f, 594, 691f, 709f, 790f, 803f, 807f, 1320, 1588, 1653 / ULAN: I 41ff, 74ff, 82, 141 II 668, 684ff, 714, 723ff, 738, 761, 772 III 875ff, 887, 890, 970ff, 973, 984ff, 992ff IV 1579 V 1847ff, 1948)


4) JEAN PIERRE R.: Bankier; verstorbener Mann von 1), Vater von 2)/5); der BARON DE REILLAC verführte ihn zum Spiel, bis er ruiniert war. Vor Jahren wurde er von der GRÄFIN DE RALLION verehrt, da er eine große Ähnlichkeit mit dem Löwenjäger JULES GÉRARD hat. (nur erwähnt) (W: 627, 632, 664 / ULAN: II 810, 820 III 856)


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5) MARGOT R.: Frau von HUGO VON KÖNIGSAU, Mutter von GEBHARDT VON KÖNIGSAU, Großmutter von RICHARD und EMMA VON KÖNIGSAU, Tochter von 1)/4), Halbschwester von 2); sie ist eine »nicht gewöhnliche Schönheit«, hat eine hohe, stolze Gestalt, kleine Füße, »ein Profil von so seltener Reinheit ... voll und doch so weich und zart« (130) und dunkle Sammetaugen. Mit ihrer Mutter lebt sie in Paris und verdient sich ihren Lebensunterhalt mit Stickereiarbeiten. Als sie auf der Straße von dem russischen Offizier Graf MERTSCHAKEFF belästigt wird, kommt ihr der preußische Ulanen-Rittmeister Hugo von Königsau zu Hilfe, der sich als ihr Verlobter ausgibt und sie nach Hause begleitet. Beide verlieben sich ineinander. Der reiche Baron DE REILLAC macht M. einen Heiratsantrag. Sie lehnt ab, obwohl de Reillac sie und ihre Mutter mit hohen Wechseln erpreßt, die er von M.s verstorbenen Vater in Händen hat. Hugo gelingt es, die Wechselschuld zu begleichen. Um M. dennoch zu zwingen, de Reillacs Frau zu werden, was auch im Sinne von M.s Halbbruder, ALBIN RICHEMONTE, ist, der erhofft, mit dem reichen Baron als Verwandten keine Geldprobleme mehr zu haben, entführen de Reillac und Albin M. Mit der Hilfe GEBHARD LEBERECHT VON -> BLÜCHERs kann Hugo seine Geliebte befreien. M. flieht mit ihrer Mutter auf den Meierhof Jeanette zur Baronin DE SAINTE-MARIE, einer Verwandten. Bei einer Ausfahrt werden M. und ihre Mutter von Wegelagerern überfallen. Hugo rettet sie. NAPOLEON I., der mit seinem Gefolge zufällig vorbeikommt, nimmt die Frauen in seiner Kutsche mit und gerät auch in einen Hinterhalt der Räuber. M. wird durch einen Schuß in die Schulter verletzt. Hugo kommt abermals zu Hilfe und rettet das Leben der Damen, des Kaisers und dessen Gefolges. Napoleon verliebt sich in M. und versagt aus Eifersucht seinem Retter den Dank. Als Albin Richemonte auf Jeanette auftaucht, weiß er Napoleon für seine Pläne einzuspannen. Napoleon soll M. mit de Reillac verheiraten, sie an seinen Hof ziehen und als seine Geliebte halten. M. und ihre Mutter fliehen mit Hugo von Jeanette. Nach der Schlacht von Waterloo begleitet M. den verwundeten Hugo nach Berlin. Am 25.12.1816 heiratet sie Hugo; Blücher ist Trauzeuge. Sie erlebt eine glückliche Zeit mit Hugo und ihrem Sohn Gebhardt. Durch ein geschickt eingefädeltes Kaufmanöver geraten ihr Halbbruder und der Graf DE RALLION in den Besitz der Güter der Familie von Königsau. Die Kaufsumme lassen die beiden Verbrecher durch HENRY DE LORMELLE stehlen, so daß die von Königsaus ihr Vermögen verlieren. Durch diesen Vorfall erleidet M. einen Schlaganfall, an dem sie stirbt. (W: 130f, 134, 149f, 165f, 241f, 262f, 311f, 356f, 597, 611f, 739, 775, 785 / ULAN: I 235ff, 244, 247, 268ff, 288ff, 378ff II 412ff, 475, 523, 779, 795 III 919, 956, 959)


RICHTER: Schreiber am Gericht; Deckname GUSTAV BRANDTs (VS V: 1723)


RICHTERBAUER -> FRIEDER SCHUBERT


RIESE:


1) -> AFRIT


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2) -> STALO (Lappe)


DER RIESE -> WILHELM BORMANN


DIE RIESIN -> AURORA BORMANN


RI-FONG (DER GIRLROBBER): Kapitän des Piratenschiffs Haiang-dze; berüchtigter Mädchenräuber; er hat »eine beinahe herkulische Gestalt, welche bis unter die Zähne in Waffen stak« (472). R. hat MOLAMA entführt und wird von KARA BEN NEMSI und SIR JOHN RAFFLEY aufgebracht und gefangengenommen. (GIRLROBBER: 461, 471f TIGERBRÜCKE: 519f)


RIGGS: unzuverlässiger, trinkender Surveyor (GR 7: 38, 296)


RIKARROH -> RICCARROH


RIMATTA: berühmter Apachenhäuptling; er ist unauffällig gekleidet und trägt keinen Federschmuck, hat große, dunkle Augen. R. ist ein Freund der Weißen und kämpft mit BILL HOLMERS, FRED (FRIEDRICH VON WALMY) und dem BOWIE-PATER gegen die Comanchen. Er ist der Kopf dieser Gruppe und hat das Hauptverdienst am siegreichen Kampf. R. überlistet den Comanchenhäuptling FALKE, indem er die Friedenspfeife der Comanchen an sich reißt und mit den Gefährten daraus raucht, so daß sie freigelassen werden müssen. Er weiß um die Verkleidung des Bowie-Paters, da er ihn einmal beim Baden beobachtet hat. (JUWELENINSEL: 435, 438, 450ff, 465, 483, 497ff, 518, 562)


RITTMEISTER: junger Argentinier; er hatte sich im guten Glauben LOPEZ JORDAN angeschlossen, fühlte sich dann aber von ihm enttäuscht. Heimlich hält er zum Erzähler (OLD SHATTERHAND) und dessen Gefährten, die Gefangene Lopez Jordans sind. Er hilft ihnen bei der Flucht und desertiert bei dieser Gelegenheit selbst. (GR 12: 502f, 506ff, 525f, 528, 531)


RIXIO:


1) uruguayischer Kaufmann; Mann von 2), Vater von 3); er versucht vergeblich, OLD SHATTERHAND für seine politischen Ziele einzuspannen. (GR 12: 136, 153, 155-63, 169ff)


2) Frau von 1), Mutter von 3) (GR 12: 133-44, 147-53, 169)


3) Rittmeister; Sohn von 1)/2); er dient unter LATORRE. Auch R. versucht vergeblich, OLD SHATTERHAND für seine politischen Ziele einzuspannen.(GR 12: 133-44, 147-53, 169)


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ROBERT: Geheimsekretär von Oberst DE RALLION; Bruder von ALICE; während er einen Rausch ausschläft, kann der Geliebte Alices, der preußische Wachtmeister MARTIN TANNERT, der in Paris als Spion tätig ist, strategisch wichtige Geheimpapiere de Rallions kopieren. (W: 855, 865f / ULAN III: 1055ff)


ROBERTS: Kapitän der Poseidon‹, die auf einer der Pomatu-Inseln Schiffbruch erlitt; R. ist »ein ganz braver Schiffsführer« aus New York, »in diesen schwierigen Gewässern (jedoch) nicht sehr befahren«. Mit Hilfe KARA BEN NEMSI und des Malaienfürsten (EHRI) POTOMBA können er und seine Mannschaft von der Insel befreit werden. Kapitän FRICK TURNERSTICK nimmt sie auf seinem Schiff auf. (Vgl. TUIFANUA: HAMMER) (EHRI-GR: 4, 7, 9, 20, 26, 42, 65)


ROBIN, EDMOND -> ROBIN WALKER


ROBINSON, NATHANAEL: englischer Reporter von »The LLoyds Weekly London Newspaper«; er »war lang und außerordentlich hager. Er trug, ganz entgegengesetzt dem englischen Carrée oder Lieblingsgrau, einen feinen schwarzen Salonanzug: Frack, Hose, weiße Weste und gelbe Cravatte: aber die Hosenbeine steckten in riesigen grauen Gamaschen; aus dem Fracke hing links der Zipfel eines roth baumwollenen Taschentuches, und rechts blickte unter dem langen Schößel eine lange Papierrolle hervor. Ueber dem Fracke trug er an einem Riemen das Futteral irgend eines optischen Instrumentes, vielleicht Fernrohr, Krimstecher oder Opernglas. Der Hals konnte, obgleich lang und dünn, nicht gesehen werden, weil zwei geradezu colossale Vatermörder ihn verdeckten. Ganz dieselbe Form wie diese Vatermörder hatte auch die Nase, welche wie ein schroffes, gefährliches Vorgebirge aus dem schmalen, scharfen Gesichte sprang. Zwei Bartcotteletten hingen beinahe bis auf die Brust herab, und auf dem jedenfalls ganz kahlen Kopfe trug er einen hohen Cylinderhut, so weit nach hinten geschoben, daß man zu befürchten hatte, er werde im nächsten Augenblicke herabstürzen ... in der linken Hand (trug er) ein offenes Notizbuch, in der Rechten einen Bleistift und unter dem Arme eine sehr umfangreiche Maschinerie, welche zunächst das Aussehen eines Regenschirmes, aber auch noch andere Bedeutung zu besitzen schien« (914). Die »Maschinerie« ist ein »umb(r)ella-, musik- and smoking-chair ... Also ein Regenschirm-, Musik- und Rauchstuhl ... Er legte es auseinander. Es kamen drei Beine und ein Sitz zum Vorschein, über welchem sich der Schirm ausspannte. Der Stock dieses Schirmes war hohl und diente als Pfeifenrohr, während unter dem Sitze sich der Kopf für den Tabak befand. Sobald der Engländer den Sitz berührte, ertönte neben diesem Kopfe die englische Nationalhymne unter dem Sitze hervor. Es war da eine Spieldose angebracht.« (915) R. versucht, den General DE LATREAU wegen der Entführung der Comtesse ELLA DE LATREAU zu interviewen, was ihm nicht gelingt. Auch in der Spelunke VATER -> MAINs erhält er keine Informationen. (W: 914f, 933f / ULAN III: 1110f, 1128f)


MIß ROCCA: Kunstreiterin (nur erwähnt (VS V: 2051)


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VON ROCHOW, WICHART: Ritter; Schwiegersohn von CASPAR -> GANS VON PUTLITZ; treuer Verbündeter DIETRICH VON QUITZOWs; er befindet sich in Potsdam in der Gefangenschaft des Markgrafen FRIEDRICH VON -> ZOLLERN. (QUITZOWS: 353, 356, 358)


ROCKYPRINCE (FÜRST DES FELSENS) -> KARL STERNAU (WR I: 396)


Großes Karl May Figuren-Lexikon

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