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Walther Ilmer

Reisen zum Leiden - Kontrapunkt
einer Lebenslüge

Zufall oder Schickung?


Das Auseinanderklaffen zwischen Behauptung und Wirklichkeit bei Karl May, dem »Reiseschriftsteller«, ist sattsam bekannt. Alle die Reisen und zahllosen Abenteuer Kara Ben Nemsis und Old Shatterhands, die schon zu Mays Lebzeiten die Leserwelt in Bann zogen - und heute, hundert Jahre später, immer noch ziehen -, wurden am Schreibtisch ersonnen; und erst in späten Jahren bereiste Karl May Teile des Orients (Ende März 1899 bis Ende Juli 1900) und einen kleinen Teil Nordamerikas (im Herbst 1908) - ein von seinen Kritikern in seinen letzten Lebensjahren immer wieder hämisch vorgetragenes Moment.

Gleichwohl ist in den fiktionalen Reiseerzählungen Karl Mays die Realität nahezu ständig präsent und zwar als verfremdet und vielfältig maskiert dargebotene Umsetzung seiner persönlichen Lebensumstände und Befindensstörungen, als Umwandeln der Niederlagen des »Proletariers« Karl May in die glänzenden Siege seiner Ich-Helden. Zu diesem Aspekt der Karl-May-Forschung liegen mancherlei Untersuchungen vor.(1) Mittels solcher selbst verabreichter Therapie rettete Karl May seine durch Erziehungsfehler, durch erlittenes Unrecht und durch bittere Erfahrungen als Strafgefangener verwundete Seele, rettete seinen Intellekt und rettete vermutlich insgesamt sein Leben. Seine auf dem Papier durchlebten Reisen als Kara Ben Nemsi und Old Shatterhand wurden seine unverzichtbaren Reisen ins Glück. Die Lebenslüge war ihm nicht nur Traum; sie war Bestandteil seines Wesens, war Motor seines eine wachsende Lesergemeinde bereichernden Schaffens.

(Etwaige Schädigungen anderer Menschen durch diese den Autor Karl May beseligende Lebenslüge waren ihm nicht anzulasten: Es blieb jedermanns eigene Sache, rechtzeitig etwas kritische Distanz zu beziehen und nicht in einen Taumel zu verfallen. All jene letztendlich, zornig, wütend, enttäuscht und erbittert Desillusionierten, die buchstäblich alles Erzählte für bare Münze genommen hatten und sich hineinsteigerten in eine May-Begeisterung, welche die des Autors häufig genug übertraf, waren nicht Opfer May'scher Schwindeleien, sondern Opfer ihres Mangels an wacher Vernunft. Hier öffnet sich ein weites Feld für Untersuchungen zur Leserpsychologie.)(2)

Den Reisen Kara Ben Nemsis und Old Shatterhands ist, bei allen unausbleiblichen Gefahren für den Helden, gemeinsam, daß sie allesamt glücklich enden und der Held (als Autor) somit Gelegenheit erhält, seine Ansichten und Erfahrungen ungestört niederzuschreiben (Winnetou I, Freiburg 1893, S. 152; geschrieben im Frühjahr 1893): Die damit geschaffene Möglichkeit, das Ich immer wieder nach Belieben gesund und tatenfroh hinausziehen zu lassen in die Welt der Abenteuer,


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war unerläßliche Voraussetzung, um das durch den Schreibprozeß gewonnene Glück immer wieder neu zu binden und die Lüge mit Leben zu erfüllen - war Voraussetzung auch für das durchaus ernst gemeinte Anliegen des Schriftstellers, das Abenteuergeschehen um höherer Zwecke willen zu schildern:

Ich mache Reisen, um Länder und Völker kennen zu lernen, und (...) will der Lehrer meiner Leser sein. (Winnetou I, S. 152, 153.) - Meine Bücher sollen zwar Reisebeschreibungen, aber in dieser Form Predigten der Gottes- und Nächstenliebe sein. (Im Reiche des silbernen Löwen III, Freiburg 1902, S. 32; geschrieben um die Jahreswende 1897 / 1898.) - (In den Worten Abd el Fadl's an Kara Ben Nemsi:) Du hast dir die Aufgabe gestellt, in Reiseerzählungen nachzuweisen, daß es in jedem Konflikt des Lebens keine dauernde Siegerin geben kann als nur die wahre Humanität, die wahre Menschlichkeit. (Ardistan und Dschinnistan I, Freiburg 1909, S. 561; geschrieben 1908.)

Und welches ungewöhnliche Potential gehörte dazu, sich diesem idealen Streben immer wieder neu zu stellen, wenn das äußere Leben wieder und wieder Drohsignale und Fallgruben bereit hielt und wenn zumal den wirklichen Reisen, auch nach der Etablierung als Schriftsteller, selbst noch in der Phase des großen schriftstellerischen Erfolges, keineswegs jene Aura des unfehlbaren Glücks zukam, das den Tüchtigen begünstigt.

Die Auswirkungen - oder bereits die Anlässe - der wirklichen Reisen Karl Mays waren nicht selten bedrohlich, schädigend, kündeten Unheil. Die Häufung solcher Negativ-Erscheinungen im Leben eines Mannes, der gerade »Reisen« sein Glück (und auch seinen wachsenden Wohlstand) verdankte, läßt eine nähere Betrachtung gerechtfertigt erscheinen.

Erschöpfend zu behandeln ist das Thema nicht, da nicht zu allen innerdeutschen Reisen und längeren Ausflügen Karl Mays gesicherte Erkenntnisse vorliegen; die Beschränkung auf Bekanntes aber liefert so viel Anschauungsmaterial, daß wir die auf einem May-Zitat beruhende Frage Zufall oder Schickung?(3) getrost stellen, ohne uns dem Verdacht auszuliefern, unzulässig etwas in Karl Mays Leben »hineingeheimnissen« zu wollen.

Die in der Zeit vor dem Beginn der Schriftsteller-Karriere (also vor Mai 1874, der Entlassung Karl Mays aus dem Zuchthaus Waldheim) liegenden Reisen grenzen wir bewußt ab gegen die der Zeit danach.

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Den Dreizehnjährigen trieb es erstmals fort in die Fremde: Er brach auf zur Reise nach Spanien, um bei den dortigen edlen Räubern, den selbsternannten Hütern sozialer Ordnung, Hilfe zu erflehen für die armen Weber im heimischen Ernstthal.(4) Das waghalsige Unternehmen hat - in den Worten Claus Roxins - »Karl Mays eigentliche Begabung, das Ausmalen phantastischer Reisen in exotische Gegenden, erstmals aufleuchten lassen«(5), und der mit der Zielvorstellung der Reise verbundene Glücksrausch ähnelt jenem des späteren Schreibtisch-»Reisenden«.(6)

Diese Traum-Reise endete schon nach einem Tag infolge hastigen Einschreitens des Vaters, der den Sohn damit vor Strapazen und Entbehrungen - vielleicht auch Schlimmerem - bewahrte. Das aber war nicht gleichbedeutend mit einer aus eigener Einsicht des Knaben gewonnenen heilsamen Erfahrung, Irrlichtern nachgejagt zu sein. Die illusionistische Sichtweise, das Wunschdenken, die Hinneigung zum Glauben an wundertätige Retter höheren Rechts als das der obrigkeitlichen Ordnungsmächte blie


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ben in Karl May verankert und förderten seine so häufig überoptimistische, übersanguinische Einstellung gegenüber Widrigkeiten.

Auf die merkwürdige, mehrfach verschleierte Spiegelung dieser Reise im späteren Werk werden wir alsbald zurückkommen: Der Schmerz, der an ihrem Ende stand und nichts mit ihrem vordergründigen Fiasko zu tun hatte, verfolgte Karl May zeitlebens. Während er die Angst des Vaters und dessen Erleichterung ausführlich schildert und mit dem Satz krönt, Nie habe ich deutlicher gespürt wie damals, wie lieb er mich eigentlich hatte,(7) erfahren wir über die Reaktion der Mutter auf das Forteilen des Sohnes und auf seine rasche Heimkehr kein Wort.

Als Kontrapunkt zu dem soeben zitierten Satz wird zwischen den Zeilen die bittere, aber nie nach außen hin gewagte Aussage erkennbar: »Nie habe ich deutlicher gespürt, wie lästig ich meiner Mutter im Grunde war.« Für die Erziehung und die dereinstige Ausbildung des einzigen Sohnes mußten Opfer gebracht werden, die hinsichtlich der Zukunftssicherung der Töchter entfielen. Das vergebliche Ringen um die mütterliche Liebe dieser spröden und so verräterisch als Heilige bezeichneten Frau(8) bildete die Grundlage für Karl Mays zahlreiche seelischen Verirrungen.

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Die Heimreise des Schulamtskandidaten Karl May zu Weihnachten 1861, die er ebenfalls voller Illusionen angetreten hatte, endete im Verlust seiner eben begonnenen bürgerlichen Existenz, weil er des Uhren-»Diebstahls« bezichtigt wurde und sich durch törichtes Leugnen den Weg zu einer vernünftigen Beurteilung des Sachverhalts versperrte. Natürlich war das Unheil nicht in der Reise begründet, sondern in Mays Verhalten. Dessen Koppelung aber mit eben einer Reise ist das interessante Moment.

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Das turbulente Umherreisen innerhalb der Grenzen Sachsens, 1864/ 1865, und, nach der Entlassung aus der Haftanstalt Schloß Osterstein in Zwickau, von Ende November 1868 bis Juli 1869, war durchweg von kriminellen Handlungen gekennzeichnet - Anlaß wie Auswirkungen also waren von schädlicher Art. Diese rastlose Umtriebigkeit kulminierte in Karl Mays erster »Auslandsreise«: Er flüchtete nach Zerbrechen seiner Handschellen am 26. Juli 1869 aus der Untersuchungshaft in die heimischen Wälder und dann weiter ins benachbarte Böhmen, das damals zu Österreich-Ungarn gehörte.

Diese zur Rettung vor den Häschern unternommene Reise kann Karl May nicht nur keine Freuden bereitet haben, sie führte ihn auch in den Abgrund des Daseins: Am 4. Januar 1870 wurde er von böhmischen Gendarmen festgenommen, bei denen er sich zu seinem nicht wieder gut zu machenden Schaden als Plantagenbesitzer Albin Wadenbach von der Karibik-Insel Martinique ausgab; damit brachte er sich in den Augen der Richter, denen er im April gegenüberstand, um den Rest jeder Glaubwürdigkeit und um die Möglichkeit einer milderen Beurteilung seiner Taten. Er wurde zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt. Wiederum also koinzidiert die Reise mit der Ursache des Unsegens.

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Wenn Karl May später als Schriftsteller all solchem aus Reisen beziehungsweise im Zusammenhang mit Reisen erwachsenen Ungemach die Siegesreisen seines Ich-Helden entgegenstellte, so ist das verständlich. Das Eigenartige in


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seinem weiteren Lebensverlauf ist jedoch, daß das Ungemach des Reisens sich fortsetzte.

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Die nach der Entlassung aus der Zuchthaushaft (Mai 1874) voller Zuversicht angetretene erste Reise - nach Dresden (März 1875) zum nunmehrigen Arbeitgeber Heinrich Münchmeyer - trug ihm Ungelegenheiten mit den Behörden ein, da er unter Polizeiaufsicht stand. Erst die Evidenz seiner Rechtschaffenheit und festen Anstellung als Redakteur erwirkte nach mehreren Monaten eine Lockerung der ihm auferlegten Meldepflichten.

Eine kurze »Reise« von Hohenstein-Ernstthal ins unferne Niederwürschnitz, im April 1878, zum Zwecke der Aufklärung des Todes des Vagabunden Emil Pollmer - eines Onkels der mit May eheähnlich liierten Emma Pollmer -, trug Karl May eine strafrechtliche Untersuchung wegen Amtsanmaßung und an deren Ende im Jahre 1879 eine dreiwöchige Haftstrafe ein. Als einstiger Zuchthausinsasse kam er damit noch glimpflich davon. Den Gerichtsbehörden war nach vielem Hin und Her der nicht sonderlich ergiebigen Ermittlungen kaum an einem unangemessenen Aufbauschen der banalen Ereignisse gelegen; sie wollten im Grunde nur die Würde des Gerichts und die der Staatsorgane wahren; für Karl May aber bildete die erneute Verurteilung ein Menetekel.(9) In beiden dieser Fälle bedurfte es also einer Reise, um die Zusammenstöße mit den Verfolgungsbehörden auszulösen.

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Die von Karl May und Ehefrau Emma im Spätsommer 1882 zur Erholung und Entspannung unternommene Reise nach Dresden endete im unliebsamen Zusammentreffen mit Heinrich Münchmeyer, dem Karl May im Februar 1877 den Rücken gekehrt hatte, und in unvorhersehbar gewesener Konsequenz in Mays mehrjähriger »Gefangenschaft« bei dem Kolportage-Verleger: Unter Vernachlässigung seiner wahren Begabung zur Reise-Erzählung schrieb Karl May fünf voluminöse Romane, deren spätere (objektiv unberechtigte) Brandmarkung als »abgrundtief unsittlich« sein Ansehen in den Schmutz zog. Und Emma May sah sich den Nachstellungen Münchmeyers wie auch eindeutigen Zuneigungsbeweisen seitens der Verlegersfrau Pauline Münchmeyer ausgesetzt: Keine geringe Gefahr für den Bestand der Ehe Karl Mays. Alles in allem böse Folgen einer Reise.

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Im Sommer 1893 fuhr das Ehepaar May zusammen mit Karl Mays neuem Verleger Fehsenfeld und dessen Frau in die Schweiz. Karl May selber sprach später von einer unglückseligen Reise.(10) Es gab viel Streit mit Emma - um Geld und anderes -, und nach der Rückkehr hinderte hochgradige Nervosität(11) May am zügigen und konzentrierten Arbeiten. Möglicherweise war es damals, zu Emmas Überraschung und begreiflichem Unmut, zu ersten Anzeichen einer nicht nur platonischen Hinwendung Karl Mays zu Klara Plöhn gekommen, der Ehefrau seines Freundes Richard Plöhn, zu der Emma schwesterliche Beziehungen pflegte; und in einem solchen Falle war es für May nicht leicht, die innere Ruhe zurückzugewinnen.

Er rang sich das Schlußkapitel zu Winnetou III (Freiburg 1893) - d.i. Das Testament des Apatschen - ab, brachte in aller Eile die ebenfalls nach Winnetous Tod in Nordamerika spielenden Anfangskapitel seiner Erzählung Im Reiche des silbernen Löwen I (Freiburg 1898) zu Ende - und verfaßte dann, im Oktober 1893, in


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gleicher Hast die für »Benzigers Marienkalender« in Einsiedeln bestimmte Geschichte Der Kutb (nach dem Erstdruck, 1895, aufgenommen in den Sammelband Auf fremden Pfaden, Freiburg 1897, S. 323-386).

Und dieser Geschichte wollen wir uns etwas näher zuwenden, weil sie allem Anschein nach als literarischer Schlußpunkt der oben angeführten unglückseligen Reise zu sehen ist - ohne freilich deren Spiegelung zu sein - und dabei sowohl Karl Mays Anklammern an seine »Lebenslüge« manifestiert als auch den »Jammer seines Erdenwallens« ins Licht rückt.

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Was immer die Auseinandersetzungen mit Emma ausgelöst und die Reise in die Schweiz verdorben und Mays hochgradige Nervosität hervorgerufen hatte - es verlangte Heilung durch selbstverordnete Therapie, durch Flucht in den Erfolg auf dem Papier. Dies umso mehr, als die literarische Beschäftigung mit Winnetous Tod und mit dessen Folgen natürlich keine inneren Glückszustände erzeugt hatte. Auf Winnetou, den idealen Gefährten des Einzelgängers Old Shatterhand alias Karl May, hatte der in seine Träume versponnene Mann am Schreibtisch seit langem, unter Ausblendung der für ihn insoweit irrelevanten Geschlechts-Identifikation, zahlreiche wirkliche und etliche verklärt erdichtete Züge Emmas übertragen, und Schwankungen im Verhältnis der Ehegatten zueinander fanden stets ihren Niederschlag in der Winnetou-Figur.(12)

Als es im Herbst 1882 so schien, als mache Heinrich Münchmeyer seinem Freunde May die lebenslustige Emma abspenstig, schrieb Karl May in tiefer Depression seine Erzählung Im »wilden Westen« Nordamerikas, die von Winnetous Tod handelte. (In der Buchausgabe, Winnetou III, die Kapitel 5-7.) Im frühen Herbst 1893 wiederum von Winnetous Ableben und von Old Shatterhands Niedergeschlagenheit und »Nervosität« (die sich in den Anfangskapiteln des Bandes Im Reiche des silbernen Löwen I ausgeprägt finden), zu schreiben, entsprach genau der ehelichen Krise, die May durchlitt. Kompensation war also dringend vonnöten.(13) Welche Assoziationskette Karl Mays Gedanken zu dem in der Erzählung Der Kutb erwähnten 9. September 1881 (Auf fremden Pfaden, S. 355) hinführte und welche faktischen Erinnerungen sich für ihn mit diesem Datum etwa verbanden, entzieht sich jeder Hypothese.(14) Die Erzählung selbst aber besagt hinreichend, daß es sich bei ihr um eine Flucht in reines Wunschdenken handelt, welches den Autor bis zu den Anfängen all seines Reisens - und zum Urgrund all seiner psychischen Verstörungen - zurückgetragen hatte.

Die Erzählung beginnt mit den Worten Zufall oder Schickung? (Auf fremden Pfaden, S. 323) - die deshalb im Titel des vorliegenden Beitrags auftauchen - und enthält wenige Zeilen später den Satz: Wie oft habe ich auf meinen vielen Reisen an mir selbst erfahren, daß eine allweise Hand meinen Weg ganz anders lenkte, als es mein Wille war, und zwar stets zu meinem Glücke! (Ebd., S.323.) Erkennbar ist dies eine Aussage, die sich mit den harten Tatsachen nicht verträgt, die aber verständlich wird, wenn wir sie - wie Karl May es wohl im Schreibprozeß unbewußt tat - in unmittelbare Verbindung bringen mit der Planung und dem Ablauf seiner ersten Reise als Dreizehnjähriger in Richtung Spanien.

Der Kutb berichtet nun (Zufall...?) von Kara Ben Nemsis unerwarteter zweimaliger Rettung aus drohender Gefahr durch einen Vater. In Kairo ist es der vornehme Abu Gihrail, dem es gefällt, sich als Bettler auszugeben; und in Tunesien ist es der er


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folgreiche Handelsmann Girard. Die ungewisse Abkunft seines Vaters, eines nicht-ehelich geborenen Kindes, hatte Karl May oft zu Wunschvorstellungen verleitet; und als »Handelsmann« - u.a. mit Brieftauben - hatte der Vater sich einige Male, freilich ohne Erfolg, versucht. Der Name Gibrail verweist auf den als Strafenden wie als Rettenden bekannten »Vater« aller Erzengel, Gabriel, als welcher Vater Heinrich May dem Sohne oft erschienen sein mag; und Girard ist wohl eine Umwandlung von Gerard, des Namens des kühnen »Löwentöters« und natürlichen Vorbildes des als Kara Ben Nemsi reisenden Karl May wie auch, bezogen auf den Vater, eine Wunsch-Projektion de luxe.

Jeder der beiden Väter in der Erzählung ermöglicht durch sein Eingreifen, daß Kara Ben Nemsis Leib und Leben geschont bleiben und er seine Reise fortsetzen kann. Erzähltechnisch geschickt leitet die Erzählung dann - unter heftiger Negierung des Zufalls und mit viel »christlichem Aufputz« - hin zum »Reisebericht« über die Errettung eines Knaben durch seinen vom Kummer verzehrten Vater (den Handelsmann). Kara Ben Nemsi liefert dem Vater den entscheidenden Hinweis, wo der »räuberisch entführte« Knabe sich aufhält (wie Karl May einst seinen Vater durch einen beim Aufbruch hinterlassenen Zettel auf die richtige Fährte setzte).

Der die Handlung einleitende Satz (jetzt hier in der Wiederholung unter Auslassung des allweise und des stets!), daß eine Hand meinen Weg ganz anders lenkte, als es mein Wille war, und zwar zu meinem Glücke, darf gelesen werden als die Anerkenntnis, daß das Einschreiten des Vaters während der Reise nach Spanien immerhin die Fortsetzung von Karls »Lebensreise« in vaterseits überschaubarer Weise ermöglichte, diese »Lebensreise« hätte sonst vielleicht ein frühes Ende gefunden.

Berechtigt erscheint auch die Annahme, der dem Jungen unvermutet zuteilgewordene Beweis väterlicher Sorge und echter Zuneigung habe ihm damals reichlich Ersatz geboten für den erzwungenen Verzicht auf seine an die Reise geknüpften wilden Hoffnungen und die erträumte Aussicht, durch das Herbeiholen fremder »Sozialordner« des Vaters Respekt zu gewinnen.

Es gehörte zu den ewigen übersanguinischen Wünschen Karl Mays, eine wundertätige allweise Hand möge seinen Weg stets zu meinem Glücke lenken, und darauf hatte er bereits mit dreizehn Jahren vertraut. Sein Wunsch damals zielte darauf ab, die Reise auszuführen, nicht darauf, sie mit Vaters Hilfe rasch zu beenden.

In der Geschichte Der Kutb verdankt Kara Ben Nemsi dem Vater Abu Gibrail und dem Vater Girard die Fortsetzung seiner Reise. Dieses zweimalige erzählerische Umkehren der Wirklichkeit liefert den Schlüssel zum Erfassen des inneren Gehalts der Geschichte, zu dem ihr innewohnenden Wunschdenken - und Leiden - des Autors. Die beiden Väter werden mit Reichtum, mit Vornehmheit, mit beruflichen Erfolgen ausgestattet, widersprechen also diametral dem realen Bild des Vaters Heinrich May.

Diese Tatsache macht uns, im Verein mit der - auf reales Geschehen bezogen - nicht zutreffenden Aussage, der Autor sei »stets zu seinem Glükke« von »allweiser Hand« gelenkt worden, mißtrauisch gegenüber anderen »Glücksaussagen« im Erzähltext. Und so erkennen wir im lapidaren Schlußsatz der Geschichte, Das Entzücken der Mutter beim Wiedersehen ihres entführten Kindes ist nicht zu beschreiben! (Auf fremden Pfaden, S. 386), das dahinterstehende, drängende Wunschdenken, so möge es damals daheim gewesen sein, als Karl an Vaters Hand heimkehrte.


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Der zu häufige Mangel an tätigen Liebesbeweisen durch die Mutter war der Quell aller Leiden Karl Mays. Und eben solchem Mangel an Liebesbeweisen sah er sich im Herbst 1893 auch von seiten seiner Frau ausgesetzt.

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Die Erzählung Der Kutb verfehlte gründlich die ihr zugedacht gewesene Funktion als kompensatorische Seelentherapie. Einer weiteren schriftstellerischen Produktion wandte Karl May sich vorderhand nicht zu. Die hochgradige Nervosität hat ihm anscheinend noch geraume Zeit zu schaffen gemacht - und führte vermutlich zu erhöhtem Zigarrenkonsum, der dann zum Auslöser einer Augenkrankheit wurde, über die May im November 1893 gegenüber Fehsenfeld klagte.

Seine frühere körperliche Widerstandskraft war offenbar im ganzen geschwächt, denn während des folgenden Winters zog er sich eine schwere Grippe mit Rippenfellentzündung zu, die er lange Zeit nicht überwand; noch im Dezember 1894 - nach fast einem Jahr - schrieb er an Fehsenfeld, die Krankheit liege ihm noch arg in den Gliedern.(15)

Diese Anfälligkeit für grippale Infekte und deren Steigerungen, mit Übergang zu Lungenentzündung oder Rippenfellentzündung, behielt Karl May für den Rest seines Lebens; gerade in seinen letzten Jahren suchten sie ihn häufig heim und begünstigten den rapiden Verfall seiner ursprünglichen Gesundheit. (Auch ihr Auftreten zwang ihn dann zu »späten (Kur-)Reisen«, die unter keinem guten Stern standen. Die ihm jetzt zuteilwerdenden Liebesbeweise durch seine zweite Ehefrau, Klara May verwitwete Plöhn, vermochten nichts zu ändern und nichts aufzuhalten.)

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Die Erkrankung im Winter 1893/ 1894, die Karl Mays Sehkraft und seine Atmungsorgane gleichermaßen bedrohte, waren Anlaß, im Mai 1894 eine Reise in den Harz zwecks ausgiebiger Erholung anzutreten. Ehefrau Emma, der die Pflege des Kranken nolens volens zugefallen war, fuhr mit. Und diesmal schwang das Pendel zur anderen Seite hin aus. Die Einsamkeit fernab von Zwängen förderte ein anderes Ergebnis als die Reise vom Vorjahr: Die Beziehung der beiden stabilisierte sich zum Besseren.

In seiner Hilfsbedürftigkeit lernte Karl May die Vorzüge seiner Frau von neuem schätzen. Und folgerichtig heißt es gleich zu Anfang des im zweiten Halbjahr 1894 verfaßten Bandes Old Surehand I (Freiburg 1894, S. 1): Auf meinen vielen Reisen und weiten Wanderungen habe ich (...) sehr oft Menschen gefunden, die mir liebe Freunde wurden und denen ich noch heute ein treues Andenken bewahre und bis zu meinem Tode weiter bewahren werde. Keiner aber hat meine Liebe in dem Grade besessen wie Winnetou (...) Alle meine Leser (...) wissen (...), daß meine Anhänglichkeit für ihn mich immer und immer wieder, selbst aus dem fernen Afrika und Asien, zu ihm hinübergetrieben hat in die Prärien, Wälder und Felsengebirge (...)

Diese Hommage an Winnetou galt im tieferen Sinne Emma. Die Aussöhnung zwischen den Eheleuten, das Bewußtsein gegenseitiger Liebe ermöglichte Karl May in den folgenden Jahren das innerliche Durchstehen jener Lebenskrise, die ihn unter anderem zu seinen Imponier-Auftritten als Old Shatterhand hinriß und ihn veranlaßte, Dutzende von Kostümfotos, mit Waffen und Trophäen, anfertigen zu lassen, die er als »Beweis« seiner Heldentaten verteilte.

Während der in diesem Zeitraum unternommenen Reisen bedurfte Karl May mehr denn je der Anlehnung an Emma als Stützpfeiler, als Rückhalt.


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So wie in ihm die ersten Zweifel auftauchten am Fortbestand des Glanzes und am Weiterverfolgen der alten Schriftsteller-Geleise und wie der psychische Umbruch sich ankündigte, so wiesen Randerscheinungen bei den Reisen auf die Wende.

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Trotz des ungeheuren Jubels, den Karl May während seiner Rundreise durch Deutschland im Frühling und Sommer 1897 bei öffentlichen Auftritten, unter anderem im Hotel Trefler in München im Juli, auf sich zog, markierte diese Reise den Wendepunkt und den Anfang vom Ende des Siegeszuges (ohne daß dies zunächst nach außen hin in Erscheinung trat): Karl Mays lautstarke Renommistereien, durch die er sich für Hellhörige jählings unglaubwürdig machte, ließen in Anhängern seiner Erzählungen Zweifel aufkommen(16), und diese Zweifel erzeugten die Wellenbewegung, die seinen Sturz vorbereitete.

Die Reisestation Regensburg präsentierte ihm im Juli 1897 zudem den Schock, daß die Leitung des ihn seit nahezu zwanzig Jahren favorisierenden hochangesehenen katholischen Familienblattes »Deutscher Hausschatz« ihn jetzt als den Autor der »unsäglich schmutzigen Hintertreppenromane« im Verlag Münchmeyer identifizierte: Der verderbliche Bruch mit dem »Hausschatz« - und damit die tiefgreifende Beschädigung des Ansehens - war nur noch eine Frage der Zeit.

Karl Mays Ängste und eigene Zweifel an der Fortdauer seines Siegesfeldzuges als gefeierter Schriftsteller schlugen sich, elegant verbrämt, nieder in dem anschließend (im Herbst 1897) entstandenen Werk »Weihnacht!« (Freiburg 1897), worin dem vormals so prahlerisch auftretenden Old Shatterhand alles Präzeptorale abhanden gekommen ist und worin er sich in einem Hotel von einer aufgebrachten Menge des Diebstahls bezichtigt sieht und nur durch Winnetous Eingreifen vor einem schimpflichen Ende bewahrt wird.

Winnetou ist es auch, der später Old Shatterhands Überleben in Schnee und Eis und Einsamkeit gewährleistet: Stilles Eingeständnis des Autors, was er in dieser Zeit Emma schuldete, die seine unrühmliche Vergangenheit kannte - und die ihn, den alles andere als nur beglückenden Ehemann, nicht vor aller Welt demaskierte, sondern sein Inneres wiederum - ein letztes Mal - stabilisierte. Wie oft mag sie, charmant und liebenswürdig mit Besuchern und Verehrern des »Herrn Dr. Karl May« plaudernd, ungünstige Eindrücke verwischt haben, die Karl May durch allzu impulsive, allzu unkontrollierte Äußerungen hervorrief.

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Anläßlich einer Reise nach Wien im Februar 1898 ließ Karl May sein Old-Shatterhand-Gehabe noch einmal wieder aufleben, wurde mit Begeisterung überschüttet und sogar am Hofe der Habsburger ehrend empfangen - und mußte aus bisher nicht bekannt gewordener Ursache wochenlang krank das Bett hüten(17), eine empfindliche Beeinträchtigung der Heldenpose. Der Glanz der Reise begann sich zu trüben.

Glanzlos-Peinliches widerfuhr ihm dann im April 1898 in Gartow (im heutigen Niedersachsen), wo er - zeitaufwendig, unnütz und von sich selbst schlecht beraten - Studien zu einem von ihm geplanten Bühnenschwank über den »Alten Dessauer« anstellen wollte: Weil er großspurig inkognito Goldstücke an diverse Dienstleistende verteilte und sich dadurch verdächtig machte, wurde er kurzerhand arretiert und hatte Mühe, seine Identität und seine Achtbarkeit nachzuweisen.(18)

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Die zahlreichen weiteren hektischen Reisen Karl Mays im Jahre 1898 sind unzweifelhaft in schweren seelischen Konflikten begründet - die ihn auch schriftstellerisch lähmten - und als Flucht vor den Ängsten zu deuten, die ihn hinsichtlich seiner beruflichen Zukunft befallen hatten, wohl auch aber als Flucht vor der nun doch immer stärkeren Annäherung zwischen ihm und Klara Plöhn und vor den Folgen eines zweiseitigen Ehebruchs.(19) Alles in allem bildeten diese vielen Reisen zu ständig wechselnden Zielen das Vorspiel zur großen und schlimmen Orientreise (Ende März 1899 / Ende Juli 1900): Von dieser Reise kehrte Karl May in einem Zustand psychischer Verwirrung zurück, die den Wandel eines Teils seiner Persönlichkeitsstruktur zur Folge hatte und ihn - rücksichtslos gegen Emma, gegen Fehsenfeld, gegen seine noch immer von ihm begeisterten Scharen der Verehrer - zur Neugestaltung seines Lebens trieb.(20)

Karl May selbst beschrieb das 1901 in seiner Erzählung Et in terra pax (in: Joseph Kürschner (Hg.), »CHINA«, Leipzig 1901; Faksimilereprint Bamberg / Braunschweig 1976), die er 1904 erweiterte zu Und Friede auf Erden! (Freiburg 1904), und worin er dem Verlauf seiner eigenen Reiseroute folgte; die Wandlung seines Ich vollzog er literarisch an der Projektion eben dieses Ich, dem gemütskranken Missionar Waller:

Er fuhr von Amerika nach China; aber während diese große, räumliche Bewegung vor sich ging, machte er innerlich eine Reise, welche von viel größerer Weite und Bedeutung war, denn sie führte ihn in eine solche Ferne, daß es ihm geradezu unmöglich wurde, an den Punkt, von dem sie ausgegangen war, jemals im Leben wieder zurückzukehren. Er hatte eine ihm jetzt vollständig entschwundene geistige Welt für immer verlassen und befand sich jetzt unterwegs nach einer anderen, neuen, besseren und schöneren (Et in terra pax, S. 255; Und Friede auf Erden, S. 451).

Die äußeren Folgen der Orientreise sind bekannt: Karl May ließ sich von Emma scheiden und heiratete, nach Richard Plöhns frühzeitigem Tode, dessen Witwe Klara; die Durchsetzung des Willens der beiden, gegen die hilflose Emma, wurde - das sei besonders angemerkt - auf einer schrecklichen Unglücksreise nach Bozen und zum Mendelpaß, im Sommer 1902, mit moralisch verwerflichen Mitteln erzwungen. In einem Strudel von Presseangriffen auf Karl May wegen der alten Münchmeyer-Romane - deren neuerliche Verbreitung er bei Verzicht auf die Orientreise hätte verhindern können - lauerte das Verhängnis: Seine Vorstrafen wurden bekannt, sein Ruf vernichtet.

Die inneren Folgen der großen Orientreise stehen an tragischer Gewichtung den äußeren nicht nach: Für den unbestreitbaren Zugewinn an Gedankentiefe, Ausdrucksstärke und künstlerischem Rang bezahlte Karl May mit einem Verlust an strahlend-robuster »Karl-May-Substanz«, an jener faszinierenden Eigentümlichkeit, die vordem Herzen und Seelen gefangen hatte. Sein reifstes und bedeutendstes Werk, Ardistan und Dschinnistan (Freiburg 1909, zwei Bände; geschrieben 1907-1909), entzog sich dem Verständnis seiner Mitmenschen - und wird für immerdar nur von einer Minderheit geschätzt, geliebt und gewürdigt werden.

Der gottesfürchtige Satz vom Oktober 1893, eine allweise Hand (lenkte) meinen Weg (...) stets zu meinem Glücke! erscheint in Bezug auf die faktische Orientreise gerade so unberechtigt, wie dies bei früheren Reisen angesichts der damit verbundenen Debakel der Fall war. Karl Mays Illusionen darüber, wie sein Leben nunmehr auszusehen habe, zertrümmerten die Basis seines


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mühsam über Jahrzehnte hin errungenen Lebensglücks.

Allein schon der Irrglaube, eine Unzahl Zivil- und Strafprozesse allesamt getrost anzetteln und sozusagen im Schnellverfahren allesamt gewinnen zu können, belegt, welch verderblichen Wagnissen sich der Mann aussetzte, der mit Recht ängstlich bemüht gewesen war, nach der Warnung von Niederwürschnitz das Augenmerk der Polizei und der Gerichte nicht mehr auf sich zu lenken, und der dann doch durch sein Propagieren der »Old-Shatterhand-Legende« die Frage nach dem Wahrheitsgehalt seiner Erzählungen und nach seinem tatsächlichen Vorleben provozierte; ohne Not setzte er nach der Orientreise nun erst recht alles aufs Spiel.

Und seine von ihm immer wieder nach allen Seiten hin so vehement verteidigte zweite Frau erscheint in unseren Augen als nicht gar so lichtvoll, weil sie nur dank ihrer Spiritismus-Scharlatanerie der allzu eingeschüchterten Emma die Einwilligung zur Scheidung abpreßte. Daß Karl May dies geschehen ließ, verdunkelt sein Bild.

Wie sehr er sich über das Wesen Klaras täuschte, wird kenntlich durch den Umstand, daß sie, die sich so viel darauf zugute hielt, Karl Mays Ideen voll zu erfassen und gutzuheißen und ihnen zum Durchbruch auf dem Papier zu verhelfen - sie, die das große Alterswerk Karl Mays demnach überhaupt erst ermöglichte -, nach Karl Mays Tod alles daransetzte, gerade dieses Alterswerk zu verfälschen oder zu unterdrücken. Späte Folgen einer vom Unheil überschatteten Reise.

Wir wollen eins nicht verhehlen: Wäre Karl May seiner Liebe zu Emma treu geblieben, statt den Verlockungen Klara Plöhns zu erliegen, würden wir ihm weit mehr menschliche Größe zubilligen, als wir im Blick auf seine Duldensfähigkeit ohnehin zuzugestehen bereit sind. Die Leiden, denen er sich durch Verbleiben an Emmas Seite vielleicht ausgesetzt hätte - weil sie einer schleichenden Gemütskrankheit anheimfiel und zu den verschiedensten erratischen Handlungen neigte -, wären schwerlich bedrückender gewesen als die Gewissensqualen, denen er sich durch die Trennung von Emma auslieferte.

Und dies: Wenn er den Schwung aufgebracht hätte, die in Im Reiche des silbernen Löwen I/II (beide Freiburg 1898) so vielversprechend angesteuerte Geschichte in »echter May-Manier« weiterzuführen und mit einem Clou des Könners, der er war, zu beenden, wären wir zufriedener als jetzt. Wir wären es auch, wenn er den Stoff der durch die Stürme in seinem Inneren geborenen Fabel von den Massaban, vom Typhus und dem Sprung über die Vergangenheit, von den Dschamikun, dem Ustad und von dessen zahlreichen Feinden (Im Reiche des silbernen Löwen, Band III, Freiburg 1902, und Band IV, Freiburg, 1903) nicht so gewaltsam und so ungeschickt mit der Sillan-, Dschafar- und Dozorca-Geschichte aus Im Reiche des silbernen Löwen I/II verbunden, sondern von vornherein als ein isoliertes Werk ohne Rückgriff auf Früheres gestaltet hätte.

Und dies: Wären wir ohne Et in terra pax und ohne Und Friede auf Erden! geblieben, so hätte das Gesamtwerk Karl Mays zwei im ganzen »matte« Produkte weniger zu verzeichnen.(21)

Aber: Et in terra pax/ Und Friede auf Erden! sowie Im Reiche des silbernen Löwen III/IV sagen so viel Erhellendes, Wesentliches, Unverzichtbares aus über den Menschen Karl May und die Kämpfe einer Menschenseele, daß wir dies zur Richtschnur nehmen und alle Erwägungen zurückdrängen wollen, was ohne die folgenschwere Orientreise uns an Werken etwa hätte geschenkt werden können.


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Denn noch eines bewegt uns: Karl Mays durch die Orientreise gewonnenen Einsichten und Umbrüche, sein tiefes Leiden und dessen Überwindung, die Pein seines Gewissens und der Wille zur Selbstbehauptung waren unerläßliche Voraussetzungen für Ardistan und Dschinnistan. Und dieses - immerdar nur von einer Minderheit geschätzte, geliebte und gewürdigte - Werk möchten wir im Kanon der Weltliteratur nicht missen.

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Im Aufbäumen gegen die Erkenntnis, Zauberwelten durch eigenes Verschulden zerstört zu haben, suchte der Sechsundsechzigjährige aus der realen Begegnung mit der Heimat seiner edlen Kunstfigur Winnetou noch einmal Leuchtkraft in sein Leben und Befruchtung für sein Schaffen zurückzuholen. Das war im Herbst 1908, als er nicht länger an der Einsicht vorbeikam, daß er seiner von ihm geschiedenen ersten Ehefrau Emma, dem zumindest partiellen Vorbild des liebsten Reisegefährten, ein unverdient herbes Schicksal bereitet hatte.

Die Reise - in Begleitung Klaras - führte jedoch nur in einen winzig kleinen Teil des großen Nordamerika. Über ein Stückchen Massachusetts und die Niagarafälle und die Gegend von Detroit gelangte Karl May nicht hinaus. Müdigkeit und Resignation trieben ihn nach knapp drei Monaten wieder heim. Er sah das Unabwendbare vor Augen: Nahezu jedesmal, wenn er nicht im Lande der Phantasie reiste, entzog sich ihm das Glück; und nur zweimal, an Emmas Seite, 1894 und 1897, hatte der untergründig wirkende Reifeprozeß ihm auch Zuwachs an jenem inneren Reichtum beschert, der ihm vordem erwachsen war aus den Reisen Kara Ben Nemsis »durch die Wüste« und »durchs wilde Kurdistan« und »durch das Land der Skipetaren« sowie durch die Reisen des mit Kara Ben Nemsi identischen Ich-Erzählers »im Lande des Mahdi«.

Doch die auf ständiger Identitätssuche begriffene Seele, die alternierend zu Reisen im Reiche Phantasia und zu Reisen durch die rauhe Wirklichkeit flüchtete, wollte sich nie mit Erreichtem zufriedengeben.

Die Frucht seiner (überflüssigen) Amerika-Reise, das Buch Winnetou IV (Freiburg 1910; geschrieben zwischen Herbst 1909 und Frühjahr 1910), womit er sich erstmals seit 1897 wieder dem Old-Shatterhand-Milieu zuwandte, ist rein künstlerisch und von der Kühnheit der (seinerzeit utopischen) Einfälle her eine bewunderungswürdige Leistung; sie ist aber auch das Eingeständnis, den blutvollen und die Leser an sich fesselnden Winnetou für immer verloren zu haben und das Andenken an ihn niemals adäquat in Worte fassen zu können: Er hatte Emma verstoßen, und eine tastende Wiederbegegnung im September 1909 hatte ihn belehrt, daß alle Reue zu spät kam und er nichts wiedergutzumachen vermochte; Emma war vor fortschreitender geistiger Umnachtung nicht mehr zu bewahren, und er selbst war unlöslich gekettet an die Fesseln seines »neuen Lebens« mit allen dessen Schrecken.

Im Buch Winnetou IV verdankt Old Shatterhand dann konsequenterweise seinen endlichen Sieg über die ihm vielfach überlegenen Feinde nur einem unglaublichen Zufall: Auch aus fiktiven Reisen quoll kein Glück mehr, sproß keine Hoffnung mehr, nachdem die realen Reisen schon längst zum Born der Leiden geworden waren.

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Im Zusammenhang mit seinen zahlreichen Prozessen und seinen gerichtlichen wie außergerichtlichen Auseinandersetzungen insbesondere mit seinem Hauptwider


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sacher Rudolf Lebius(22) unternahm Karl May während seiner letzten Lebensjahre bis zum Dezember 1911 häufige Reisen innerhalb Deutschlands - doch mit nur einer Ausnahme erhellte keine von ihnen die Düsternis seines Daseins; lediglich die gerichtliche Anhörung im Geburtsort Hohenstein-Ernstthal im August 1910, wo er Lebius' Informanten Krügel als Lügner entlarven konnte, rechtfertigte die Anstrengungen des Hin- und Herreisens.

Erst die letzte Reise nach Berlin, zur Verhandlung vor dem Landgerichtsdirektor Ehrecke am 18. Dezember 1911 in Berlin-Moabit, bei der Rudolf Lebius wegen schwerer Beleidigung verurteilt wurde und Karl May - nicht zuletzt dank der für ihn günstigen Aussagen der noch einmal vernehmungsfähigen Emma - sich als Sieger sah, beendete die Kette der Leidensfahrten.

Immer frappant bleibt, daß über dieser Szenerie etwas von jener Kara-Ben-Nemsi-Aura liegt, die uns so oft in den Erzählungen begegnet: Als den Helden nur noch ein Wunder retten kann, tritt dieses Wunder prompt ein. Letzten Endes erfuhr Karl May, daß die lebensrettende Fiktion die Wirklichkeit eingeholt hatte.(23)

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Das Bild vom Sieg der Traumwelt über die häßliche Realität beflügelte den Mann, der die ihn nährende Lebenslüge einer Utopie geopfert hatte, noch einmal. Der Genius küßte ihn, als der Ruf des Akademischen Verbandes für Literatur und Musik, Wien, zu einem Vortrag in Österreichs Hauptstadt, im März 1912, ihn ereilte, und beflügelte ihn zu seinen bis heute von niemand übertroffenen visionären Ausführungen Empor ins Reich der Edelmenschen!(24) Aber diese seine allerletzte Erdenreise, der Triumph des Dichters über die Welt, trug ihm den tödlichen Erkältungskeim ein, dem er acht Tage später - Zufall oder Schickung? - im Bewußtsein des Überlebens seines Schaffens erlag.

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Immer wieder behauptet Karl May in Mein Leben und Streben, daheim in Ernstthal sei er den quälenden Stimmen ausgesetzt gewesen, die ihn in Bewußtseinstrübungen und zu einer Häufung von Straftaten trieben, während jede Entfernung von der Heimat seine Seele beruhigte.(25) Das Gegenteil ist richtig. Die wirklichen Reisen des kleinen Karl May, des großen Reiseschriftstellers, führten ihm all das Düstere zu, dem er als Kara Ben Nemsi und als Old Shatterhand so siegreich entging.

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Wir wollen es dabei nicht bewenden lassen, sondern den Versuch einer Zusammenschau der fiktiven Reisen und der wirklichen Reisen - des Glückes und des Leidens Karl Mays - wagen. Und wir gelangen zu einem harmonischen Ergebnis - weil Karl May sich, ganz zu Recht, aufgrund seiner vielerlei durchkosteten, durchlittenen, durchlebten Erfahrungen als einen Märchenerzähler gesehen hat. Mit seltsamer Hellsichtigkeit hat er, den Gedanken weiterverfolgend, in Mein Leben und Streben zu der Erkenntnis gefunden: Ich muß selbst zum Märchen werden, ich selbst, mein eignes Ich. (S. 138)

Indem er sich zum Märchen stilisierte, gab er auch seinem Leben den Charakter des Märchens, nahm ihm die Schrunden, machte die Schrecken zum Gegenstand distanzierter Kontemplation. Die erlogenen Reisen, an denen er sich berauscht und ins Glück hineindirigiert hatte, flossen zusammen mit den Reisen, durch die er sich dem Leiden auslieferte.


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Erträumte Glückszustände und Wundertätigkeit (und der Glaube daran) sind wie auch Leiden, Zufälle und Schicksal elementare Bestandteile eben des Märchens - wie die gefühllose, böse (Stief-)Mutter, der herrschsüchtige / verzeihensbereite Vater, die verachtete Frau, die ränkesüchtige Frau, der betrogene / sich selbst betrügende Hans-im-Glück, der von Illusionen lebt.

Jedes Märchen in der Literatur - oder in der mündlichen Verbreitung - ist erdichtete Lüge. Aber im Kern ist es immer wahr, gibt Ursituationen wieder, denen der Mensch sich stellen muß, spiegelt in kunstvoller Weise die Wirklichkeit. Im Märchen sehen wir das Gute wie das Böse als untrennbare Bestandteile der Schöpfung; im Märchen leidet die Unschuld - und im Märchen siegt das Glück auch wider alle Erwartungen. Und immer hat das Märchen etwas Visionäres, das über die darin berichteten Zeiten und Geschehnisse hinausweist.

Das Märchen auch, das in aller Welt zuhause ist, bildet die versöhnende Brücke zwischen den Religionen - zwischen dem Christentum, das, anders als die klassische Philosophie, den Schicksalsglauben ablehnt, und dem Islam, der heterogene Werte wie Kismet und Blutrache anerkennt, und dem Buddhismus, der das Nirwana nach vielfältigen irdischen Leiden anstrebt.

Karl May hing einem überkonfessionellen Christentum an und konnte somit dem Glauben an Schicksal und Verhängnis im Grunde nicht zustimmen; er konnte auch die Glaubenssätze des Islam nicht als heilsbringend anerkennen, wünschte sich aber - wie Ardistan und Dschinnistan ausweist - die Menschenbrüderschaft zwischen Christen und Muslemin; und er war, wie aus Und Friede auf Erden! abzulesen ist, offen für bestimmte Glaubenssätze des Buddhismus.

Unter dem schirmenden Dach des Märchens gewann die Lebensreise des Karl May ihren großen Sinn. Das Märchen, sagt Karl May, ist trotz seines anspruchslosen, einfachen Kleides die höchste und schwierigste aller Dichtungen, der in ihm wohnenden Seele gemäß. Und einer jener Dichter, zu denen die ewige Wahrheit kommt, um sich kleiden zu lassen, wollte ich sein! (Mein Leben und Streben, S. 141)

Märchen sind es auch, aus denen sich mein eigentliches Lebenswerk am Schlusse meiner letzten Tage zu entwickeln hat. (Ebd., S. 211) Wenn ich das, was anderen noch ein Märchen ist, als Wirklichkeit erschaue und beschreibe, kann dies nur für unwissende oder übelwollende Menschen ein Grund sein, zu behaupten, daß ich schwindle. (Ebd., S. 296). Und sein Sinnen über das Tun des Schriftstellers und das des Menschen Karl May gipfelt in der Erkenntnis: Das war die Geisterschmiede meines Märchens (Ebd. S. 309). Werk und Leben bilden eine Einheit.

Karl May hat das Glück, das die Lebenslüge ihm schenkte, und das Leiden seiner Erdenfahrten zu einem einzigen Ganzen verklammert, hat die höchste und schwierigste aller Dichtungen in ganz singulärer Weise gemeistert. So unvereinbar der Karl May aus der Zeit vor der Orientreise erscheint mit dem Karl May aus der Zeit danach - der Hakawati, der Märchenerzähler, hat beide in Einklang gebracht. Das reife Alterswerk ruht auf dem Fundament der großen Reiseerzählungen - und allesamt, vom großen Orientzyklus bis hin zum niederstürzenden Winnetou-Denkmal, sind seine Werke Märchen für Wahrheitssucher.

Aus dem Leiden seines Lebens kehrte der Reisende zurück ins Glück.

Zufall oder Schickung - wir werden es nie erfahren.

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Als hochrangiger Märchenerzähler aber, der alle Volksschichten anspricht, ist Karl May bisher noch nicht gebührend erforscht worden. Germanisten, Theologen, Soziologen und Psychologen sehen sich vor einem großen Feld ungewöhnlicher, reizvoller Aufgaben.

Anmerkungen:

1 (Aus Raumgründen seien hier nur die Namen von Verfassern und die betreffenden Jahrgänge des »Jahrbuchs der Karl-May-Gesellschaft« (Jb-KMG) genannt:)

- Heinz Stolte: 1975, 1976, 1978;
- Wolf-Dieter Bach: 1971, 1975, 1980;
- Engelbert Botschen: 1979;
- Dieter Sudhoff: 1983, 1984, 1985, 1986, 1988, 1992;
- Hartmut Vollmer: 1984, 1985, 1986, 1987;
- Walther Ilmer: 1979, 1982, 1984, 1985, 1987, 1988, 1989, 1990.

2 Die innere und äußere Situation Karl Mays auf der Höhe seines Ruhms beschreibt vorbildlich Claus Roxin in seiner Abhandlung »"Dr. Karl May, genannt Old Shatterhand." Zum Bild Karl Mays in der Epoche seiner späten Reiseerzählungen.« In: Jb-KMG 1974, S.15-73. (Prof Dr. Dr. h.c. mult. Claus Roxin, international renommierter Strafrechtler, ist seit 1971 Vorsitzender der KMG.)

3 Karl May, Der Kutb (verfaßt im Oktober 1893; Erstdruck 1895 in »Benzigers Marienkalender«, Einsiedeln und Waldshut; aufgenommen in Band XXIII der Gesammelten Reiseerzählungen, Auf fremden Pfaden, Freiburg 1897, S. 323-386; S. 323.

4 Karl May, Mein Leben und Streben (verfaßt 1910; Freiburg 1910; Faksimile-Edition mit Anmerkungen, Nachwort, Registern, genealogischen Tafeln hg. von Hainer Plaul, Hildesheim / New York 1975; S.79 u. 92-93) Künftig: Leben).

5 In einem Brief vom 17.1.1993 an den Verfasser.

6 Bezeichnenderweise spielt eine der ersten von Karl May verfaßten (und sogar in der Ich-Form erzählten) Geschichten, Der Gitano, in Spanien unter den Carlisten, die mehrmals als Bandistos bezeichnet werden. Die Erzählung wurde erstmals im 2. Jg. der Familienzeitschrift »Der Beobachter an der Elbe«, 1875/1876, Vlg. Heinrich Münchmeyer, Dresden, veröffentlicht (die May als Redakteur betreute); heute ist sie enthalten in Band 38 der Ges. Werke, »Halbblut«, Karl-May-Verlag Bamberg. Der Ich-Erzähler, der sich freiwillig auf eine Gefahren bergende Reise begeben hat, weist sich gegenüber dem Anführer der Bandistos aus mit den Worten: Ich bin ein Deutscher und stehe unter dem Schutz meiner Regierung - was diesen Colonel aber gar nicht beeindruckt. Diese Erzählung ist dennoch nicht die eigentliche Spiegelung des Ereignisses, das sich offenbar im Winter 1845 zutrug.

7 Leben, wie bei Anm. 4, S. 93.

8 Ebd., S. 9.

9 Eine vollständige Dokumentation der Vorgänge bietet das in Anm. 10 genannte Buch von Fritz Maschke; darin auch ein Gutachten des Rechtswissenschaftlers Erich Schwinge (alias Maximilian Jacta), wonach die Verurteilung Karl Mays wegen Amtsmißbrauchs zu Unrecht erfolgte.

10 Siehe bei Fritz Maschke, »Karl May und Emma Pollmer. Die Geschichte einer Ehe«, Bamberg 1973 (eine alle


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erreichbaren äußeren Daten und Fakten sichernde Darstellung); S.55.

11 Wie bei Anm. 10. Das dortige Zitat hochgradig gesteigerte Nervosität wird von uns leicht verkürzt wiedergegeben.

12 Siehe bei Walther Ilmer, »Befremdlicher Winnetou. Die Lichtgestalt im Schatten ihres Autors.« In: Dieter Sudhoff/ Hartmut Vollmer, Hg., »Karl Mays »Winnetou«. Studien zu einem Mythos«, Frankfurt / M. 1989; S. 380-400.

13 In einem Brief vom 21.3.1894 an Fehsenfeld spricht May von Zank, Verdruß und schlechte Zeit bis über Weihnacht hinaus; siehe bei Maschke, wie Anm.10, S. 57 u.58.

14 Im September 1881 arbeitete Karl May überhastet an dem längst überfälligen Schluß des in der Zeitschrift »All-Deutschland« / »Für alle Welt!«, Stuttgart, in Fortsetzungen veröffentlichten Romans Die Juweleninsel. Ob ihm im Laufe des Monats Zeitungsmeldungen über die Unruhen in Kairo zu Gesicht kamen, auf die er zwölf Jahre später zurückkam, ist nicht bekannt.

15 Wie bei Anm.10, S. 59.

16 Näheres bei Claus Roxin, s. Anm.2 (S. 24-26), und bei Siegfried Augustin, »Karl May in München«. In: Karl-May-Jahrbuch 1978, Bamberg/ Braunschweig 1978, S. 45-110 (S. 60-70). - Der von Karl May im Hotel Trefler enttäuschte Zuhörer Ernst Weber ließ 1903 (z 1906) in einer von den Vereinigten Prüfungsausschüssen für Jugendschriften herausgegebenen, in Leipzig veröffentlichten Aufsatzsammlung »Zur .Jugendschriftenfrage« seine Polemik »Karl May. Eine kritische Plauderei« (Ebd., S.22-47) erscheinen, in der er, im Gegensatz zu den übrigen May-Kritikern, deren Angriffe sich gegen Mays Person richteten, Mays Werk nach Inhalt, Form und Stil spitzfindig kritisierte und als unwert befand. Daß Weber nur Scheinargumente von rein vordergründigem Effekt vortrug, war und ist nicht ohne weiteres ersichtlich; in Pädagogenkreisen haben sie May damals fraglos sehr geschadet. Mays tatsächliche literarische wie handwerkliche Schlampereien freilich sind Weber - wie allen May-Gegnern- auffällig entgangen.

17 Siehe das Ergebnis der Recherchen von Franz Cornaro in den »Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft«, Nr. 21, September 1975.

18 Siehe Erich Heinemann, »Dr. Karl May in Gartow«. In: Jb-KMG 1971, S. 259-268.

19 Siehe Walther Ilmer, »Mißglückte Reise nach Persien. (...) In: Dieter Sudhoff / Hartmut Vollmer, Hg., »Karl Mays Im Reiche des silbernen Löwen. Karl-May-Studien Band 2«, Paderborn 1993.

20 Hierzu vornehmlich:

- Hans Wollschläger / Ekkehard Bartsch, »Karl Mays Orientreise 1899 / 1900. Dokumentation.« In: Jb-KMG 1971, S.165-215;
- Hans Wollschläger, »"Die sogenannte Spaltung (...)"« In: Jb-KMG 1972/ 73, S.11-92;
- Walther Ilmer, «Karl May (...) Tragik und Triumph», Husum 1992; Kapitel »Flucht vor dem "Fluch des Alten"«

21 Der friedenspolitische Rang der Erzählung(en) wird dabei nicht in Frage gestellt.

22 Leben, Kapitel Meine Prozesse, sowie Rudolf Lebius, »Die Zeugen Karl May und Klara May. Ein Beitrag zur Kriminalgeschichte unserer Zeit«, Berlin-Charlottenburg 1910; Faksimilereprint, mit einer Einführung von Jürgen Wehnert, I.üttjenburg 1991.

23 Hierzu Rudolf Beissel, »"Und ich halte Herrn May für einen Dichter." Erinnerungen an Karl Mays letzten Prozeß in Berlin.« In: Jb-KMG 1970, S. 11-46; sowie Claus Roxin, »"Ein geborener Verbrecher". Karl May vor dem Königlichen Landgericht in Moabit.« In: Jb-KMG 1989, S.9-36.

24 Siehe Ekkehard Bartsch, »Karl Mays Wiener Rede. Eine Dokumentation.« In: Jb-KMG 1970, S. 47-80.

25 Leben, S. 116, 118, passim, insbes. S. 158.

Angaben zu den Entstehungsdaten der in diesem Beitrag erwähnten Erzählungen von Karl May (Der Kutb, Winnetou I, III u.a.m.,) beruhen auf den Ermittlungen von Roland Schmid (28.5.1930-4.1.1990); siehe »Die Entstehungszeiten der Reiseerzählungen« in: Auf fremden Pfaden, Reprint der ersten Buchausgabe von 1897, Bamberg 1984, S. A 19-A 42.


Inhaltsverzeichnis der Horen 178

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