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ERICH HEINEMANN

Die Arbeit der Karl-May-Gesellschaft




Als die Karl-May-Gesellschaft (KMG) vor vier Jahren ins Leben gerufen wurde, hat von den 14 Gründern wohl niemand geahnt, welchen Umfang ihr Werk annehmen, welche Bedeutung es erhalten und welche Erfolge es zeitigen würde. Die Zahl der eingeschriebenen Mitglieder hat mit heute nahezu 550 eine Höhe erreicht, die vor Jahren unvorstellbar erschien. In Zeitungsberichten wird die KMG als eine der größten literarischen Gesellschaften der Bundesrepublik und Österreichs bezeichnet.

Presse und Rundfunk haben auch im vergangenen Jahr der KMG ihre Aufmerksamkeit gewidmet. Allgemein wird hervorgehoben, daß Karl May hier »der Sphäre des bloßen Enthusiasmus und der Jugendschwärmerei« entrückt werde und die Öffentlichkeit nun endlich lerne, »daß der meistgelesene deutsche Schriftsteller ... nicht nur Abenteuerbücher geschrieben hat, sondern auch Bücher von gehobenem literarischen Niveau ...« Die Verdienste der KMG werden allseits anerkannt. Ihr wird nachgerühmt, »unglaublich viel zur Erhellung des Verständnisses ihres Autors beigetragen« zu haben. Der NDR Hannover stellt fest: »Was es heute über Karl May zu sagen gibt, das veröffentlicht im wesentlichen eben jene KMG.«

Besondere Anerkennung findet immer wieder der wissenschaftliche Charakter, der die Arbeit der KMG auszeichnet. Das ist auch nicht ohne Einfluß geblieben auf die Hochschulschriften und Seminare, deren Zahl sich in neuerer Zeit stark erhöht hat. Auch beim Germanistentreffen in Madison (USA) im Dezember 1972 wurde Bezug genommen auf die Arbeit der KMG. Nur am Rande sei hier auch auf die kleineren Erfolge, die auf das Konto der KMG kommen - wie beispielsweise die Benennung von Straßen nach Karl May -, hingewiesen.


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Die »Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft« haben ab Nr. 14 (Dez. 1972) durch Gerhard Klußmeier ein neues Layout erhalten. Die Titelseite ist jeweils mit einem Bild versehen. Diese vierteljährlich im Umfang von 36 Seiten erscheinende Publikation setzt unter der Redaktion von Hansotto Hatzig die Tradition fort, kleinere Forschungsbeiträge und informative Berichte mit seltenen Faksimiles zu verbinden. Da gesellschaftsinterne Mitteilungen auf Beilagen »verbannt« werden, bieten diese Hefte der Literaturforschung wertvolle Arbeitsquellen.

Eine Ergänzung zu den »Mitteilungen« stellt die Reihe INFORM mit Auszügen aus Büchern, Zeitungen, Zeitschriften, Film- und Funkskripten dar. Neben einer interessanten Sammlung von Heuß-Zitaten sind in diesen Blättern beispielsweise auch Tucholsky und Lukács mit Äußerungen über Karl May zu entdecken.

Auch ihr Reprintprogramm setzt die KMG fort. Im Anschluß an die »Frohen Stunden« erschien jetzt die letzte Folge der Serie »Feierstunden am häuslichen Heerde« mit Erstdrucken Karl Mays aus den Jahren 1876/77.

Die KMG legt eine Abhandlung von Gerhard Klußmeier vor, die sich erstmals kritisch mit Arno Schmidts vieldiskutiertem Buch »Sitara« auseinandersetzt und - wie wir hoffen - wesentlich dazu beitragen wird, das von Schmidt entworfene Bild Karl Mays in verschiedenen, uns wichtig erscheinenden Zügen richtigzustellen. Eingeleitet wird diese Publikation durch einen Essay von Prof. Dr. Heinz Stolte.

Als wichtigste Veröffentlichung der KMG behauptet sich nach wie vor das Jahrbuch. Die ungewöhnlich starke Beachtung in der Presse und im Rundfunk hält unvermindert auch bei dem »dritten respektablen wissenschaftlichen Jahrbuch« (so »Germanistik« 1/73) an. In allen Besprechungen wird seine wissenschaftlich-literarische Leistung gewürdigt. Sein Anliegen, das bisher noch wenig bekannte Alterswerk Karl Mays dem Verständnis einer größeren Leserzahl näherzubringen, wird mit Zustimmung aufgenommen. »Buch und Bibliothek« spricht, unter Bezugnahme auf das Wirken der KMG, von einer »Karl-May-Renaissance«. Die »Süddeutsche Zeitung« unterstreicht, wie notwendig diese »biographischen und philologischen Untersuchungen« am Werke Karl Mays sind. Besondere Beachtung widmet die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« der im Jahrbuch enthaltenen Charakteranalyse. Dem Verfasser


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Hans Wollschläger seien dabei viele Funde geglückt, die »schließlich auch May als Autor aufwerten...«

Die Karl-May-Gesellschaft hätte ihre Arbeit nicht so erfolgreich weiterführen können, wenn sie nicht von der deutlichen Zustimmung ihrer Mitglieder getragen worden wäre. Diese Zustimmung kam auch in zahlreichen Spenden zum Ausdruck, deren Summe im Berichtszeitraum Rekordhöhen erreichte. Der Vorstand dankt für diese Hilfe allen Spendern ganz besonders herzlich und hat sich entschlossen, über das Verzeichnis in den »Mitteilungen« hinaus die Namen derjenigen Mitglieder, die über 100 DM spendeten, auch im Jahrbuch in einer Ehrenliste festzuhalten:

Bernd Arlinghaus, Dortmund
Erich Berchem, St. Ingbert
Jürgen Berg, Hamburg
Hubert Döller, Lübbecke
Max Fischer, Großaitingen
Bernd Kindsvater, Endershach
Heinz W. Lieber, Bergisch Gladbach
Bernhard Maurer, Erlangen
Herbert Meier, Hemmingen-Westerfeld
Ulrich Plath, Neustadt/Rbge.
Helga Schwemer, Hamburg

Vom 5. bis 7. Oktober 1973 veranstaltete die KMG in Regensburg eine Tagung, deren formaler Anlaß die in der Satzung vorgeschriebene, im Abstand von zwei Jahren stattfindende Mitgliederversammlung war. In dem heute noch bestehenden Verlag Pustet in Regensburg ließ Karl May erstmals seine Reiseerzählungen, die seinen späteren Ruhm begründeten, erscheinen. Das gab uns Veranlassung, Regensburg als Tagungsort zu wählen.


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