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FRANZ CORNARO

Karl Muth, Karl May und dessen Schlüsselpolemik



Karl Muth wurde am 31.Jänner 1867 in Worms a.Rh. als erstes Kind eines Malers und Mitinhabers eines Dekorationsgeschäftes geboren. Nach dem frühen Tod seiner Mutter, die sieben Kinder geboren hatte, von denen fünf nur kurz lebten, kamen in einer zweiten Ehe des Vaters neuerlich sieben Kinder. In der religiösen Atmosphäre dieses kinderreichen katholischen Elternhauses fühlte Karl Muth sich schon früh zum Beruf des Missionars hingezogen und trat mit 14 Jahren als Schüler in das Steyler Missionshaus der Gesellschaft vom göttlichen Wort (SVD) ein, wo er drei Jahre blieb. Dann ging er nach Algier zu den Weißen Vätern des Kardinals Lavigerie, dessen Persönlichkeit ihm großen Eindruck machte, entschloß sich aber nach einem Jahr überraschend zum Verzicht auf den geistlichen Beruf und kehrte nach Deutschland zurück, wo er in Gießen die Gymnasialstudien beendigte und an der Universität mit staatswissenschaftlichen Studien begann. Bald erwiesen sich jedoch die literarischen Interessen als stärker. Von Friedrich Lienhards kritischer Studie ›Reformation der Literatur‹1 empfing er so starke Eindrücke, daß er ihn zur Mitarbeit an einer von ihm geplanten ›Festschrift zur Einweihung des Spiel- und Festhauses in Worms a.Rh.‹2 einlud. Diese erschien auch wirklich im Druck und hat, wenn auch nicht die Verwirklichung der Ziele, die darin dem neuen Festhaus gesetzt wurden, so doch etwas anderes Gutes bewirkt, nämlich eine lebenslängliche enge Freundschaft zwischen Lienhard und Muth. Der Elsässer Friedrich Lienhard (1865-1929), der zunächst evangelische Theologie studiert und dann dieses Studium zugunsten literarischer Betätigung abgebrochen hatte, war der früher Gereifte der beiden Freunde und übte auf Muth einen starken Einfluß aus. Sie trafen sich in der »Ansicht, daß eine auf der Grundlage christ-


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lichen Geistes reformierte Dichtung allein Bestand und Dauer haben werde«.3 Muth folgte Lienhard auch in der Ablehnung des damals vorherrschenden Naturalismus und in der Auffassung, daß ein »Idealrealismus« nach dem Vorbild Shakespeares das erstrebenswerte Ziel sei. »Shakespeare ist der wahre realistische Idealist oder idealistische Realist. In den Details, der Einzelbehandlung (Stil, Sprache, Charaktere) - Realist; in der Gesamtkomposition, dem Hauch, der über dem Ganzen schwebt, der Anlage und Durchführung der Fabel - Idealist.«4 Während Lienhard sich in der Folge auch als Dichter einen Namen machte, blieb Muth infolge des Fehlens schöpferischer Begabung zeitlebens Theoretiker, Kritiker, Essayist.
  Der Ableistung seines Militärdienstes in Fulda und einem Studienjahr in Berlin, wo Muth von Julius Langbehn und Karl Bleibtreu stark beeinflußt wurde, folgten Studienaufenthalte in Paris und Rom. In Paris fühlte er sich mit dem Ernst seines Wesens fremd, verdichtete aber die schon in Algier angeknüpften Beziehungen zur französischen Geisteswelt und empfing vom damaligen »renouveau catholique« und dessen Einwirkungen auf die französische Literatur einen tiefen Eindruck. Was er in dieser Zeit schrieb, erschien hauptsächlich im ›Mainzer Journal‹. Die ersten beruflichen Erfahrungen als Journalist erwarb er sich in den Jahren 1894-96 bei der Zeitung ›Der Elsässer‹ in Straßburg, wo er theologische Fragen und Angelegenheiten der Kultur einschließlich Kunst, Dichtung und Theater zu behandeln hatte und auch sein Universitätsstudium fortsetzte. 1896 wurde ihm die redaktionelle Leitung der katholischen Familienzeitschrift ›Alte und Neue Welt‹ angeboten, und er nahm diesen Posten an und zog in die Schweiz nach Einsiedeln, wo er sieben Jahre als Chefredakteur wirkte, aber selber für diese Zeitschrift nur wenig schrieb. Seine Stellung war insofern schwierig, als er von den Herausgebern (Verlag Benziger) sehr abhängig war und mit seinem Reformeifer bei ihnen wenig Verständnis fand. Anton Wilhelm Hüffer charakterisiert die Zeitschrift zur Zeit, als Muth ihre Leitung übernahm, mit folgenden Worten: »Romane, Erzählungen und sonstige Beiträge waren auf das geistige und moralische Fassungsvermögen zugeschnitten, welches nach Muths eigenem ironischen Ausspruch der Engherzigkeit und Prüderie der katholischen Mädchenpensionate entsprach. Die religiöse Ten-


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denz triumphierte über die Kunst, der Roman war ein Lehrbuch, wurde Bildungslückenschließer. Das moralisch Gute und moralisch Böse darin war nicht Ausdruck der Wirklichkeit, sondern einer ungesunden und irrealen Idealität ... Hinzu trat die starre Einseitigkeit eines bloßen Konfessionalismus, der katholische Parteistandpunkt, den Muth aus tiefster Überzeugung bei aller Bewahrung grundsätzlicher katholischer Glaubensanschauung ablehnte.«5
  Das Mißbehagen Muths an den meisten Werken jener katholischen Erzähler und Erzählerinnen Deutschlands, die er damals kennenlernte, wurde so stark, daß er sich gedrängt fühlte, dem Beispiel des Univ.-Prof. Georg Freiherrn von Hertling6 zu folgen, der die deutschen Katholiken durch den Hinweis auf ihre Inferiorität auf dem Gebiet wissenschaftlicher Betätigung zu verstärkten Bemühungen aufzurütteln gesucht hatte. In einer Schrift ›Steht die katholische Belletristik auf der Höhe der Zeit?‹7 machte Muth seinem Unbehagen Luft, indem er Autoren, Kritiker, Verleger und das Publikum scharf kritisierte. Da er die von ihm selbst geleitete Zeitschrift von seiner Kritik nicht ausnehmen konnte und nicht wußte, wie der Verlag Benziger, sein Arbeitgeber, reagieren werde, veröffentlichte er seine Broschüre unter dem Pseudonym »Veremundus«. Dem heutigen Leser kann sie wohl kaum den Eindruck einer bedeutenden literaturkritischen Leistung machen, doch war sie offenbar eine Tat zur rechten Zeit, denn sie schlug wie eine Bombe ein, wurde stürmisch bejubelt und leidenschaftlich bekämpft, und es begann ein großes Raten, wer der Autor sei. Vielfach wurde die Urheberschaft dem »Reformkatholiken« Dr. Josef Müller, einem bekannten Priester der Diözese Bamberg, zugeschrieben. Aber bereits im folgenden Jahr bekannte Muth sich zu seiner Schrift, indem er ihr zur Verdeutlichung seiner Gedanken eine zweite unter seinem Namen folgen ließ.8 Er wurde dadurch zu einem Führer im Bemühen um die Hebung der katholischen deutschen Literatur auf ein höheres Niveau, wozu ihm Dr. Paul Huber, der großzügige Inhaber des Verlages der Jos. Köselschen Buchhandlung, 1903 durch die Gründung der Zeitschrift ›Hochland‹ das geeignete Werkzeug zur Verfügung stellte.9 Muth wurde Herausgeber der Zeitschrift und war an keinerlei Weisungen, sondern nur an das von ihm selbst entworfene Programm gebunden. »Das war das, was Muth sich


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erträumt hatte, ein selbständiges Schaffen, ein Miterschaffen katholischer Kultur.«10

Karl Muth hat sich - von ein paar kurzen Erwähnungen abgesehen - nur dreimal publizistisch mit Karl May befaßt: Zuerst ganz nebenbei in seiner Veremundus-Broschüre, vier Jahre später ausführlicher in einem Zeitungsartikel und nach dem Tod Karl Mays in einem Nachruf.
  Offenbar hatte Muth zunächst gar nicht die Absicht, in der Veremundus-Schrift auch Mays Reiseerzählungen zu besprechen. Jedenfalls ist auf Seite 27 zu lesen: »Der Jesuit J. Spillmann und der Abenteurer Karl May ... sind ihrer ganzen der Erzählung angehörenden Art nach Jugendschriftsteller und stehen daher außerhalb der Grenzen unserer Broschüre.«11 Im Verlaufe seiner Arbeit dürfte aber Muth erkannt haben, daß diese doch eine zu große Lücke aufweisen würde, wenn er zum erfolgreichsten damals als katholisch geltenden Erzähler nicht Stellung nähme. So schrieb er (S. 71), der ›Hausschatz‹ habe »das zweifelhafte Verdienst«, den Abenteurerroman »unter der Firma Karl May in weiten Kreisen eingebürgert zu haben«. »Nun, wenn es ein Drittes nicht gäbe, so muß ich schon offen gestehen, wäre mir der Abenteurerroman doch noch lieber als der Kuppel- und Familienklatschroman. Aber da es dies Dritte recht wohl gibt, und da es sich außerdem bei dem Abenteurerroman bis heute nur um solche von Karl May handelt, so darf man wohl sagen, daß auch dieser ›Ersatz‹ nicht viel höher als das Ersetzte anzuschlagen ist. Zur literarischen Geschmacksverderbnis haben die Karl Mayschen Romane sicherlich viel beigetragen, und wenn der ›Hausschatz‹ die durch seinen Karl May-Kultus gerufenen Geister heute nicht mehr los wird, so ist das angesichts der letzten Geschichte ›Im Reich des silbernen Löwen‹12 schon ein bedenkliches Zeichen.« Muth fügt noch die Bemerkung hinzu, »diese reiseliterarischen Taxiliaden13 mit ihren als captationes benevolentiae eingeflochtenen religiösen Phrasen« seien auch »vom erzieherischen Standpunkt aus nicht ganz einwandfrei«.
  Wie Muth später in seinem Artikel ›Ein entlarvter Jugendschriftsteller‹14 erzählte, hat May sich nach dem Erscheinen der Veremundus-Broschüre bei deren Verleger nach dem Namen des Verfassers erkundigt, scheint aber das abfällige Urteil Muths nicht wichtig ge-


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nommen zu haben. Jedenfalls hat er ihn in der im Jänner 1902 herausgegebenen Verteidigungsschrift »eines dankbaren May-Lesers« mit keinem Wort erwähnt, während er sich darin gegen die Angriffe Hermann Cardauns', Fedor Mamroths und eines Paters (Ansgar Pöllmann?), dessen Namen er nicht nennt, scharf zur Wehr setzte.15
  In seinem soeben erwähnten Artikel von 1902 stützt sich Muth hautpsächlich auf im Juni 1899 in der ›Frankfurter Zeitung‹ erschienene Feuilletons Mamroths,16 ohne diesen zu nennen, und auf Cardauns' Artikel ›Herr Karl May von der anderen Seite‹.17 Er rühmt sich, in der Veremundus-Schrift »als erster« nicht nur »vor der literarischen Geschmacksverderbnis« gewarnt zu haben, die durch Mays »massenhaft und gierig verschlungene Reiseromane herbeigeführt wurde«, sondern diese auch schon als »reiseliterarische Taxiliaden mit ... eingeflochtenen religiösen Phrasen« bezeichnet zu haben, obwohl ihm »stringente äußere Beweise, wie sie heute für die doppelseitige, verlogene Schriftstellerei Karl Mays vorliegen«, damals noch nicht zu Gebote standen. Er schließt sich nach Zusammenfassung der Ergebnisse aus Cardauns' Untersuchung dessen Urteil über die Münchmeyer-Romane mit den Worten an: »Sie sind einfach scheußlich, und nicht bloß in sittlicher, sondern auch in literarischer Hinsicht.« Er tritt aber entschieden dem Versuch mancher Kritiker entgegen, das Urteil über die Münchmeyer-Romane auf die Reiseerzählungen auszudehnen, und bezeugt diesen, sie seien »flott, mit einer gewissen stilistischen Routine, mit lebhafter Phantasie und hin und wieder sogar mit poetischem Sinn, der sich in Schilderungen und Situationen bekundet, geschrieben«. Allerdings fügt er, um verständlich zu machen, warum er trotzdem vor Geschmacksverderbnis warne, hinzu, daß die »Stellung den Reiseerzählungen gegenüber sofort eine andere wird, sobald man sich etwa über die zwei bis drei ersten Bände hinausbegibt und dann erst wahrzunehmen beginnt, mit welch lächerlichen Mitteln der Technik dieser Mann arbeitet, wie er sich selbstgefällig, unwahr und systematisch immer zum Mittelpunkt aller Hauptactionen macht und wie es sich schließlich bei alledem um nichts anderes als um Ausdünstungen einer hypertrophen Phantasie handelt, die mit der Zeit jeden Geschmack für eine gesunde und ernste literarische Kost bei den Lesern verderben«.


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  Im ersten Absatz des Artikels spricht Karl Muth irrtümlich von 28 bereits vorliegenden Bänden der Gesammelten Reiseerzählungen Mays. Tatsächlich war der 28. Band, ›Silberlöwe III‹, zur Zeit, als der Artikel erschien, noch nicht einmal im Manuskript fertig. Kann vielleicht der darin erzählte Maden-Traum Halefs18 durch den von Muth gebrauchten Ausdruck »entlarvt« angeregt worden sein, indem May von der einen Bedeutung des Homonyms »Larven« durch Assoziation zur anderen gelangte, von wo es zum Unterbegriff »Maden« nur ein kleiner Schritt war? Die zur Verfügung stehende Zeit hätte dazu vielleicht reichen können, wenn auch knapp. Denn May hat das Kapitel »Ein Bluträcher«, das den Maden-Traum enthält, laut Mitteilung Wollschlägers19 am 8.7. abgeschlossen. Aber es besteht kein Grund, gerade der Verwendung des Wortes »entlarvt« durch Karl Muth eine besondere Wirkung zuzuschreiben, da May seit dem Erscheinen von Cardauns' ›Herr Karl May von der anderen Seite‹ gewiß von allen möglichen Seiten als »entlarvt« bezeichnet worden war.
  Der Maden-Traum war nur ein kleines Vorspiel der dem Band IV vorbehaltenen großen Abrechnung Mays mit seinen Kritikern. Am 6.12.1902 schrieb er aus Trento in einem Brief an Felix Krais, den Inhaber der Hoffmannschen Buchdruckerei in Stuttgart20: Bitte, über den neuen Band IV nachzudenken, aber tief! Er enthält meine Abrechnung mit jenen Würmern, von denen Halef träumte. Zugleich so viel Autopsychologisches, wie ich für nötig halte. Und in einem Brief vom 17.7.1903 fügte May seiner Feststellung, daß dieser Band von allergrößter Wichtigkeit sei, zur Begründung hinzu: er enthält die Hiebe für gewisse Leute!
  Im wörtlichen Sinn erhält diese Hiebe Ghulam, der »Henker«, als er auf der versuchten Flucht - kurz vor seiner Erdolchung durch den Scheik ul Islam - von Kara ben Halef, unter dem das Pferd »Schundroman« sich als famoses Rennpferd bewährt, durch die Rennbahn gepeitscht wird. Kara war klug. Er ritt an der äußeren Seite und hieb mit der Nilpferdpeitsche so auf den nackten Henker ein, daß dieser auf der innern bleiben mußte ... Es hagelte Hieb auf Hieb. Kara läßt von dem schließlich zu Boden Geworfenen erst ab, als dieser gesteht, das Pferd Schundroman sei in Wirklichkeit reines, edles Blut und nur von ihm und seinen Spießgesellen zum Schund gelogen worden.21 Wer über


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Mays Gegner Bescheid weiß, braucht gewiß nicht scharf und noch weniger tief zu denken, um zu erkennen, daß unter Ghulam Hermann Cardauns zu verstehen ist. Die Symbolik des Pferdes »Schundroman« ist ja schon durch diesen Namen so restlos geklärt, daß sie mir immer ein wenig zu primitiv erschien. Geradezu peinlich ist die Rachsucht, die sich in der Ausmalung dieser Szene zeigt. Wir wollen den Mantel der christlichen Nächstenliebe darüber breiten und für diese Reaktionen auf schmerzlich Erlebtes die Entschuldigung gelten lassen, die Karl May in ›Mein Leben und Streben‹ für das immer noch nicht ganz überwundene Menschliche, Allzumenschliche so ausgedrückt hat: Solange sich der Mensch im Niedrigen bewegt, und das mußte ich in dieser meiner Lebensbeschreibung doch mehr als reichlich tun, hat das Niedrige Macht über ihn.22
  Welche Ähnlichkeiten bestehen, abgesehen von Cardauns' Kampf gegen May als Verfasser der Münchmeyer-Romane, zwischen dem »Henker« und seinem Urbild? Max Dittrich erklärt23, besonders der »Henker« sei - im Widerspruch zur Behauptung, May sinne sich alle seine Erlebnisse hinter dem Schreibtisch aus - »so wahr, so deutlich und so ausführlich erlebt und dann ebenso wahr, so deutlich und ausführlich beschrieben« worden, »daß er es weder ableugnen, noch irgendwo verbergen kann«. May beschreibt Ghulam als einen schönen Mann von gegen 60 Jahren24, ehemals Offizier der Leibgarde, Renegat des Christentums, der durch Kriecherei Steuerpächter geworden war und nun diese Machtstellung aufs grausamste ausnützt. »Er ist giftig wie eine Wüstenschlange, feig wie eine ... Hyäne und gefühllos wie ein Stein . .. Wohin er kommt, da setzt er sich fest, um Land und Menschen auszusaugen, und wenn er endlich geht, ist er rund wie ein Maultier, welches von der fetten Weide kommt.«25 Daß er kein Bedenken gegen einen Mord hat, der ihm nützlich erscheint und ohne Gefahr verübt werden kann, ist bei solcher Gewissenlosigkeit selbstverständlich. Und das ist das nach Max Dittrich »zum Sprechen ähnliche«26 Bild Hermann Cardauns'! War dieser Publizist, dessen Namen zu nennen Dittrich sich allerdings hütete, wirklich ein so abscheulicher Bösewicht? E. A. Schmid hat ihn in rühmenswerter Objektivität den »sachlichsten und anständigsten aller May-Gegner« genannt.27 Und Arno Schmidt bezeichnet ihn, der 1917 in einem Aufsatz über May gesagt hat, dieser


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habe zum Schriftsteller »unverächtliche Eigenschaften« mitgebracht28, mit gleichem understatement als »unverächtlichen Gelehrten«.29
  Karl May verfährt beim Verschlüsseln seiner Gestalten wie ein Allegoriker. Er verzichtet fast ganz auf Ähnlichkeit, stellt seine Gegner einfach als Wollschlägersche »Vater-Gestalten« oder andere Scheusale dar und zeigt bloß durch wenige Vergleichungspunkte - es könnte auch nur einer sein -, an welchen seiner Gegner im einzelnen Fall zu denken sei. Sind die Vergleichungspunkte markant gewählt wie bei Ghulam el Multasim, der das verunstaltete Pferd »Schundroman« überall zeigt und dabei Lügen über den Ustâd verbreitet, so weiß ein in Mays Biographie bewanderter Leser sofort, wer gemeint ist. Wenn aber die Vergleichungspunkte unauffällig sind, dann kann viel Mühe erforderlich sein, um, wenn auch kaum je eine sichere, so doch wenigstens eine plausible Lösung des Rätsels zu finden.
  Es ist vielleicht nützlich, auf eine Schlüsselpolemik eines anderen Autors hinzuweisen, um das Besondere bei May bewußt zu machen. Und da trifft es sich gut, daß Robert Müller, von dem und über den in diesen Jahrbüchern schon viel zu lesen war30, auch als Objekt einer solchen Polemik gezeigt werden kann. Dieser vorausgegangen waren eine kritische Ablehnung der Einstellung Robert Müllers zu den Völkern Ostasiens durch Karl Kraus in der ›Fackel‹ und eine scharfe satirische Erwiderung Müllers.31 Sieben Jahre später veröffentlichte Karl Kraus: ›Literatur‹, eine »magische Operette«. Dort kommt ein Literat Harald Brüller vor, für den der Autor folgende Charakteristik gibt: »Brüller deutet durch seine Bewegungen an, daß er eigentlich ein Wiking ist, ... versteht es aber, in seinem Wesen das normannische Element glücklich mit dem amerikanischen zu verschmelzen. Jenes kommt durch seine Tracht ... zum Ausdruck, dieses durch die kurz angebundene Art seines Auftretens, seinen Händedruck, unter dem sich der Reihe nach alle Anwesenden, die er begrüßt, in Schmerzen winden, sowie durch ein gelegentlich in die Debatte geworfenes ›All right‹ . . .« Zur Erklärung ist zu sagen, daß Robert Müller gern von seiner mütterlicherseits nordischen Abstammung sprach,32 sich auch viel darauf zugute tat, ein Jahr lang in den USA gewesen zu sein, und daß er ein Kraftmensch war. Aus den Gesprächen zweier bewundernder »Mänaden« im jüdischen Literatenkaffeehaus erfährt


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man über Brüller, wie »dynamisch« er sei, und daß er »den Willen zur Tat« habe. » Unter Stimmungsmenschen ist er Aktivist, und außerdem ist er der einzige Christ.« Trotz der satirischen Zuspitzung bleibt Harald Brüller immer deutlich das Abbild Robert Müllers. Alles paßt.
  Selbstverständlich ist es leichter, Literatengestalten in einer Operette, deren Schauplatz ein Literatenkaffeehaus ist, sinnvoll und erkennbar zu verschlüsseln als in einem Abenteuerroman, der in einer entlegenen Gegend Persiens spielt. Da können Schriftsteller nicht als Schriftsteller, Kritiker nicht als Kritiker verschlüsselt werden, sondern sie alle nur als reitende, Waffen tragende, kampffähige und kampfbereite Männer. Wie nahe liegt es da, eine scharfe Kritik, besonders wenn sie Treffendes enthielt, als heimtückischen Mordanschlag darzustellen!33 Auch auf diesem originellen, vielleicht allzu originellen Weg hätte gewiß eine verständliche Verschlüsselung gelingen können. Es treten jedoch zu der bereits erwähnten allegorischen Technik zwei weitere Erschwerungen der Deutung hinzu, nämlich erstens die nicht zu verkennende Tatsache, daß der Plan des Werkes noch während der Ausführung in Einzelheiten Änderungen erfahren hat (z.B. in der Zeichnung von Pekala und Tifl), und zweitens der Umstand, daß die Handlung nicht nur auf der autobiographischen Ebene etwas bedeuten soll, sondern auch auf einer weltanschaulichen. Vielleicht hat auch das Mißverhältnis im Rang der Gestalten, in denen May seine Gegner darstellen wollte, mit dieser Polyphonie zu tun.
  Wenn Wollschlägers Ansicht richtig ist, daß Fedor Mamroth das Urbild Ahriman Mirzas war, wie kam dieser Feuilleton-Redakteur zur zweifelhaften Ehre, als an der Spitze eines Geheimbundes nach der Macht im Staate greifender Prinz gezeigt zu werden, während der wohl erfolg- und einflußreichere Publizist Cardauns als der ihm sklavisch unterworfene Henker Ghulam erscheint? Noch schwerer wiegt allerdings die Frage: Wie kam der nach Hatzig34 liebenswürdige, ritterliche, gewissenhafte Schriftsteller Mamroth zur Schande, geradezu als Verkörperung des bösen Prinzips dargestellt zu werden? Nun, Karl May war nicht der einzige Schriftsteller im ersten Fünftel unseres Jahrhunderts, der sich als dichtender Polemiker in Hyperbeln des Bösen verstiegen hat. Wie dämonisch bös hat Karl Kraus Moriz Benedikt dargestellt, in dem er die Presse als eine Macht des Verderbens


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personifiziert sah! In der Rückschau erscheint es als ein höchst merkwürdiges Zusammentreffen, daß zu den Kollegen Mamroths, als dieser 1873 zur ›Neuen Freien Presse‹ nach Wien kam, der eben erwähnte Moriz Benedikt gehörte, der, um zwei Jahre älter als Mamroth, seit 1872 Mitarbeiter dieser Zeitung war. Später wurde er deren Herausgeber und als solcher in der Folge ein überaus mächtiger Mann, während Mamroth auch in Frankfurt ein schlichter Redakteur blieb. Aber als Objekte literarischer Darstellung erreichten beide ehemaligen Kollegen gleichermaßen Spitzenpositionen des Bösen, Mamroth als »Fürst der Schatten« im ›Reiche des Silbernen Löwen‹, Benedikt als »Herr der Hyänen« im Epilog zur Tragödie ›Die letzten Tage der Menschheit‹ von Karl Kraus. Während jedoch das Urbild Ahrimans erst ausgeforscht werden mußte, nennt der »Herr der Hyänen« in einem 22 Strophen langen Monolog offen seinen Namen, definiert immer deutlicher seine Position als die eines Gegenpols zu Christus und schließt mit der Proklamation:

Ich traf mit Druckerschwärze
den Erzfeind in das Herze!
Und weil es ihm geschah,
sollt ihr den Nächsten hassen,
um Judaslohn verlassen -
der Antichrist ist da!

Die vorangegangene Szene mit »Gesichter als Larven« tragenden Hyänen zwischen den Leichen der gefallenen Soldaten auf dem Schlachtfeld kann es an Grausigkeit gut mit Halefs Maden-Traum im Bd. XXVIII aufnehmen, freilich mit dem Unterschied, daß es sich in der Tragödie um menschheitliches und bei Karl May um persönliches Schicksal handelt.
  Von der Dreiuneinigkeit der großen Bösen in Mays Schlüsselpolemik bleibt nun noch der Scheik ul Islam zu besprechen. Er ist das Oberhaupt sowohl der Takikurden als auch des Taki-Ordens. Die Schwierigkeit, die sich zur Polyphonie vereinigenden Stimmen in der Deutung auseinanderzuhalten, hat wohl auch dazu beigetragen, daß manche Interpreten, besonders Arno Schmidt, aus der Tatsache, daß May seine katholischen Gegner in seiner Schlüsselpolemik scharf angegriffen hat, auch eine antikatholische Tendenz auf der weltanschaulichen Ebene ableiten wollen. Ich halte das für völlig verfehlt. Um


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Klarheit ins Verworrene zu bringen, muß man nach meiner Ansicht vor allem den Stamm der Takikurden und den Taki-Orden scharf auseinanderhalten. Jener bedeutet wohl einen nur auf der biographischen Ebene eine Rolle spielenden Kreis von Lesern, die zunächst dem Scheik ul Islam Gefolgschaft leisten, dann aber scharenweise zu den Dschamikun übergehen. Dagegen liegt die Bedeutung des Taki-Ordens auf der weltanschaulichen Ebene. Zwar scheint er sich zur Zeit der Handlung hauptsächlich aus den Takikurden zu ergänzen, doch ist er weitaus älter als dieser Stamm. Er entstand bei der Grundlegung des »Etagenbaues«, vor ungezählten Jahrhunderten, eine Ewigkeit vor Zoroasters Zeit, und die Männer dieses Ordens waren hier die Herren von Anbeginn bis heut.35 Es ist klar, daß damit nicht der Katholizismus gemeint ist, sondern etwas, was in der Geschichte aller Religionen vorkommt, und es ist dabei wohl an eine Geisteshaltung gedacht, die die Religion vor allem als ein Mittel zur Begründung und Sicherung von Macht ansieht. Auch wer die Tatsache nicht wahrhaben will, daß Karl May vieles am Katholizismus sympathisch fand und sich ihm zu großem Dank verpflichtet fühlte, müßte doch einsehen, daß Angriffe auf die Kirche, als deren gläubiger Sohn er so lang gegolten hatte, unvereinbar gewesen wären mit seinem Eintreten für religiösen und konfessionellen Frieden.
  Da der Scheik ul Islam ein geistlicher Würdenträger ist, läge es nahe, einen Kleriker als Urbild zu erwarten. Und da, wie schon erwähnt, der »dankbare May-Leser« außer gegen Cardauns und Mamroth sich auch gegen einen Benediktinerpater ereifert hat, wird wohl jeder, der dies weiß, zunächst vermuten, dieser sei als Urbild anzusehen. Wollschläger meint jedoch, May habe im Scheik ul Islam Karl Muth treffen wollen, und Arno Schmidt ist dieser Ansicht gefolgt.36 Aber Muth hat nur so wenig über Karl May geschrieben, sich sichtlich um Gerechtigkeit bemüht und selber keine Entlarvung vorgenommen, sondern nur über Enthüllungen berichtet! Außer einer Überschätzung der Rolle Muths im Kampf gegen Karl May scheinen Hans Wollschläger und Arno Schmidt bei der Identifizierung dieses Kritikers mit dem Scheik ul Islam auch andere Irrtümer unterlaufen zu sein. War jener sich anscheinend über den Wohnsitz Muths im Sommer 1902 nicht im klaren, so dieser nicht - es ist kein Scherz - über Muths damalige Barttracht.


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  Auf Grund der Chronologie des Handlungsablaufs im Bd.XXIX meint Wollschläger, das Erscheinen des Scheik ul Islam bei den Dschamikun an einem Mittwoch könnte mit einem Zusammentreffen Mays mit Muth am 27.8.1902, dem einzigen Mittwoch des damaligen Aufenthaltes Karl Mays in München, zusammenhängen. Ein solches Zusammentreffen mit Muth, »der in Solln bei München lebte«, hält er für »sehr möglich«. Aber hat Muth wirklich damals schon in Solln gelebt? Es ist doch höchst unwahrscheinlich, daß Muth, der in seinem May-Artikel vom Juni 1902 ausdrücklich Einsiedeln als seinen Wohnort genannt hatte, zwei Monate später schon nach Solln übersiedelt war, obwohl das erste Heft der Zeitschrift ›Hochland‹ erst im Oktober des folgenden Jahres erschien. Daß er im Sommer 1902 zu abschließenden Verhandlungen über die ›Hochland‹-Gründung vorübergehend in München war, ist allerdings aus Erinnerungen Luzian Pflegers nachzuweisen.37 Leider fehlt eine genauere Zeitangabe, und auch Bemühungen des hilfsbereiten Kösel-Verlages, den Zeitpunkt jener Verhandlungen mit Muth festzustellen, haben zu keinem Erfolg geführt. Es gibt also - besonders bei Berücksichtigung des Größenverhältnisses der dreizehn Wochen eines Sommers zu den sechs Tagen des Aufenthaltes Mays in München - nicht den geringsten Grund für die Annahme, die beiden Schriftsteller seien gleichzeitig dort gewesen, aber selbst wenn das bewiesen werden könnte, würde es nicht genügen, um ein Zusammentreffen wahrscheinlich zu machen. Es ist doch nicht einmal sicher, daß Karl May damals eine Zusammenkunft gewünscht hätte, und keinesfalls ist dies von Karl Muth anzunehmen. Mit etwas größerer Wahrscheinlichkeit könnte man vermuten, daß die beiden im September 1901, als May kurz in Einsiedeln weilte,38 einander persönlich kennen gelernt haben. Falls Muth damals nicht verreist oder krank war, dürfte es nur auf Karl May angekommen sein, ob er seinen Kritiker Veremundus besuchen wollte oder nicht. Sollte damals eine Unterredung stattgefunden haben, so dürfte sie kaum erfreulich verlaufen sein, denn im Juni des folgenden Jahres veröffentlichte Muth seinen Artikel ›Ein entlarvter Jugendschriftsteller‹. Wenn man diesen liest, hat man jedoch nicht den Eindruck, Muth habe sein Urteil über May außer auf Gelesenes auch auf mündliche Aufklärungen des Erzählers über sein Leben und Streben stützen können. Ist es


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vielleicht später zu einer Begegnung gekommen? Eine Unterredung zwischen Klara May und Karl Muth - wahrscheinlich im September oder Oktober 1907 - ist durch die von ihr verfertigte Abschrift eines Briefes bezeugt, den sie an Muth gerichtet hat oder hat richten wollen.39 Natürlich liegt die Vermutung nahe, daß an dieser Unterredung auch ihr Mann teilgenommen hat, aber man sollte das doch nicht für ganz sicher halten. Der in diesem Jahrbuch wiederveröffentlichte Nachruf Muths für Karl May enthält nichts an persönlichen Erinnerungen. Hätte Muth Karl May kennengelernt, wäre es doch sonderbar, daß er dies im Nachruf verschwiegen und nichts über den Eindruck berichtet hat, den er von Mays Persönlichkeit im Gedächtnis bewahrte. Wenn Muth sonst über Leute schrieb, die er gekannt hat, mochte es sich um Nachrufe für Verstorbene handeln oder um Würdigung damals lebender Persönlichkeiten, bildeten stets persönliche Erinnerungen einen wesentlichen Bestandteil seiner Ausführungen.40 Selbstverständlich ist das kein Beweis, der die Annahme einer Begegnung ausschließt, aber doch ein Umstand, der zu bedenken ist.
  Karl May beschreibt den Scheik ul Islam mit folgenden Worten: Er war von hoher, schön gebauter Gestalt. Sein lang herabwallender grauer Vollbart war sehr, sehr dünn, als ob die Natur nicht genug guten Willen vorgefunden habe, das auszufahren, was sie wollte.41 Und aus dieser Beschreibung, die nichts über Kopfform, Stirn, Augen, Nase usw. sagt, glaubte Arno Schmidt Porträtähnlichkeit mit Karl Muth feststellen zu können!42 Nur auf Grund des Bartes! Wobei das Lustigste ist, daß dieser nachweisbar nicht ähnlich war. Karl Schaezler, der treue Mitarbeiter Muths seit 1925, schrieb mir, dieser habe »einen sehr gepflegten Henri-Quatre-Kinnbart« getragen und »einen Schnurrbart von der Breite des Mundes«. So kann man ihn in seinen mittleren Jahren und als alten Mann in vielen Büchern abgebildet sehen. Aber die Ähnlichkeit mit dem Scheik ul Islam müßte ja zu Beginn des Jahrhunderts, 1902/03 bestanden haben, als Mays Schlüsselpolemik entstand. Wallte Muths Bart damals länger herab? Im Gegenteil! Aber seine Barttracht war damals anders. Karl Schaezler hat mich darauf aufmerksam gemacht, indem er mir mitteilte, das älteste ihm bekannte Bild Karl Muths, »wohl etwa um 1910 entstanden«, zeige ihn »mit einem nach den Seiten gezwirbelten Schnurrbart«. So ist er auch auf


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einem noch älteren Bild zu sehen, das ich in P. Ansgar Pöllmanns Buch ›Rückständigkeiten‹ (Ravensburg 1906) gefunden habe. Außer dem langen Schnurrbart trägt er nur einen Anflug von Bart, der neben den Ohren beginnt und sich bis unters Kinn erstreckt. Nach Karl May hielt der Scheik ul Islam beim Abschluß seiner feindseligen Auseinandersetzung mit Ahriman Mirza den Kopf herausfordernd zurückgeworfen und strich sich mit beiden Händen den langen, dünnen Bart, als ob in diesen Haaren die Kraft gelegen habe, endlich einmal den Mut43 der Aufrichtigkeit zu zeigen.44 Beim Vergleich dieser Szene mit einem Bild Karl Muths meinte Arno Schmidt, in diesem den Scheik ul Islam, »wie er im Silbernen Löwen leibt & lebt«, zu erkennen. Aber um in der Zeit von 1902/03 Porträtähnlichkeit mit Karl Muth zu erzielen, hätte May schreiben müssen: » ... und zwirbelte mit beiden Händen den langen Schnurrbart, als ob ...«
  Was mich bei meinen Untersuchungen über die Beziehungen zwischen Karl May und Karl Muth am meisten überrascht hat, war die Erkenntnis, daß jener seinen Kritiker Muth offenbar geschätzt hat. Er besaß alle drei Bücher von ihm.45 Auf meine Bitte hin hat Roland Schmid diese Bücher nach Randbemerkungen Karl Mays durchsucht, wofür ich ihm herzlich danke. Es hat sich dabei gezeigt, daß May zu den gegen ihn gerichteten Stellen keine Bemerkungen gemacht hat, sonst neben der hier in Anm.11 bereits zitierten und einer belanglosen nur zwei lobende: In Muths Broschüre von 1899 schrieb May zum mittleren Absatz auf S. 43 sehr gut und nach dem Schlußsatz auf S. 53 sehr gut! Merken! Muth gegenüber hat also Karl May offenbar die Seelengröße aufgebracht, über verletzte Empfindlichkeit hinweg den Gegner objektiv zu beurteilen. Allerdings war ihm damals erst die Veremundus-Kritik widerfahren, und die schwerere Prüfung des »entlarvten Jugendschriftstellers« stand ihm noch bevor. Vielleicht überstieg diese die Kraft seiner ja nur schwach entwickelten Objektivität. Es würde mich nicht wundern, wenn er in seiner Schlüsselpolemik Muth ein paar Seitenhiebe zugedacht hätte. Daß er ihn aber in der abgründig bösen Gestalt des Scheik ul Islam dargestellt sehen wollte, halte ich für ausgeschlossen. 1907 gibt es wieder Anzeichen von Sympathie für Karl Muth. In seinem Brief an E.A. Schmid vom 17.4.1907 pries May eine in Süddeutschland jetzt entstandene junge,


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heilig strebende Literatur, welche tiefer steigen und höher fliegen und Größeres erreichen wird, als sie selbst wohl ahnt.46 Das hat doch bestimmt u. a. auch mit dem ›Hochland‹-Kreis und Karl Muth zu tun, ebenso wie das, was er 1910 in seinem ersten Artikel in der ›Freistatt‹ (Nr.14) darüber, daß im Süden die Seele zu einem neuen, schönen, edlen künstlerischen Wollen erwacht sei, geschrieben hat: Wie haben wir jede Regung dieses Willens mit unseren herzlichen Wünschen begleitet! Wie bangten wir, und wie beklagten wir es, als wir sahen, daß dieser Wille sich spaltete, daß die Führer sich veruneinigten, sich bekämpften! Es handelt sich hier um den Streit, der sich innerhalb der katholischen Literaturbewegung zwischen dem von Muth geführten, dem Zeitgeist zugänglicheren Flügel und dem integral-katholischen Flügel unter der Führung Richard von Kraliks erhoben hatte. Hat man nicht beim Lesen der obigen Sätze Karl Mays den Eindruck, daß er beiden Lagern und ihren Führern unparteiisch mit gleichem Wohlwollen gegenüberstehen wollte?
  Ich kann leider nicht das Rätsel lösen, welchen Gegner Karl May im Scheik ul Islam vor Augen gehabt hat. Waren es nicht vielleicht mehrere? Schon zu Lebzeiten Karl Mays hat ja Adolf Droop die Ansicht vertreten, daß im Scheik ul Islam »der unserm Schriftsteller feindliche Teil der katholischen Presse verkörpert werden« sollte.47 Diese Deutung würde nicht ausschließen, daß man nach Vergleichspunkten zu einzelnen Gegnern sucht. Denn der ihm feindliche Teil der katholischen Presse wäre für Karl May kein abstrakter Begriff gewesen, sondern er hätte bald an diesen, bald an jenen und dann vielleicht noch an einen weiteren Gegner gedacht. Wahrscheinlich gehörte auch Hermann Cardauns dazu, auf dessen äußere Erscheinung die Beschreibung des Scheik ul Islam vielleicht einigermaßen gepaßt haben könnte. Auch die autobiographisch klingende Bemerkung des Ustâd zu Kara Ben Nemsi: So lobte mich der Scheik ul Islam gegen dich, damit ich seine Kreatur, der Prügeljunge seiner Partei werden möge48, könnte sich auf Cardauns beziehen, dessen den Reiseerzählungen 1892 gespendetes Lob Karl May später gern gegen ihn geltend gemacht hat. Daß Cardauns schon als Henker Ghulam aufgetreten war, schließt keineswegs die Möglichkeit aus, daß der Dichter auch noch einen anderen Aspekt desselben Gegners in anderer Gestalt zeigen wollte.49


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  Als Karl Muth zum drittenmal zur Feder griff, um über Karl May zu schreiben, war dessen Tod der Anlaß. Im letzten Absatz seines Nachrufes schrieb er, es wolle am Ende doch etwas heißen, daß Mays Schriften »in einer Anzahl von über einer halben Million Bänden verbreitet« seien.50 Was hätte er gesagt, wenn er die Steigerung dieser Zahl auf etwa das Hundertfache innerhalb weiterer 60 Jahre vorausgesehen hätte!

Von der Gründung der Zeitschrift ›Hochland‹ im Jahr 1903 an bis zum Verbot im Jahr 1941 war das Leben Karl Muths eng mit ihr verknüpft. Als ihr Herausgeber ist er berühmt geworden. Er besaß in hohem Maße die Fähigkeit, Begabungen zu finden und außer durch Veröffentlichung literarischer Arbeiten auch durch Beratung zu fördern. Der Aufstieg der Zeitschrift vollzog sich keineswegs kampflos. Von Anfang an, besonders aber im katholischen Literaturstreit (etwa 1907-1910), warfen Wortführer des Integralismus Muth immer wieder eine zum Modernismus hinneigende Richtung vor. In der Rückschau muß einem dies wohl als Übertreibung erscheinen. Aber sein »Mut zum Neuen« scheint ihn manchmal zur Veröffentlichung von Beiträgen bewogen zu haben, die sowohl beim kirchlichen Lehramt als auch bei traditionsbewußten Laien Bedenken zu erregen geeignet waren. Karl Schaezler bezeugt: »Muth war nicht immer ein bequemer, stets aber ein getreuer Sohn seiner Kirche.«51 Vielfach scheint jedoch damals mehr das Unbequeme an ihm als seine Treue bemerkt worden zu sein. Noch 1927 liefen beim Osservatore Romano, nachdem dieser des 60. Geburtstages Karl Muths in ehrender Weise gedacht hatte, so viele Protestschreiben aus Deutschland ein, daß dieses offiziöse Organ des Vatikans in einem zweiten Artikel das Lob abschwächte und kritische Bemerkungen nachtrug.52 Erst der nationalsozialistische Druck ließ diesen unerfreulichen Streit verstummen.
  Arno Schmidt nennt Muth witzig den »›Hochland-Muth‹ in seinem Hochmut-Land«53 War er wirklich hochmütig? Gewiß sehr selbstbewußt. Aber Werner Bergengruen, der von 1936 bis 1942 in der Nähe von Muth wohnte, schrieb darüber: »Einem männlichen Selbstvertrauen stand eine kindliche Demut gegenüber, und diese Demut war die Waffe, mit der er sein von Hause aus leidenschaftli-


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ches, heftiges, auch wohl zorniges Naturell bekämpfte, ohne seiner nun jedesmal gänzlich Herr zu werden.«54 Auch für die Muth manchmal vorgeworfene Herrschsucht findet Bergengruen schöne Worte: »Muth war eine Herrschernatur; er war nicht herrschsüchtig, wohl aber in einem hohen Grade herrschfreudig und herrschfähig.« Bergengruen spricht von Muths Drang, die Menschen seines Umganges »nach dem eigenen Bilde zu formen«, und vermutet, »es zu den großen Leistungen seiner Natur rechnen« zu können, »daß er sich mit den Jahren im Wege unablässiger Selbstbeaufsichtigung und Selbstprüfung zum Geltenlassen auch des Andersartigen geschult hat«.55
  Bergengruen beschließt die Erinnerungen an seinen väterlichen Freund Muth mit einer Nacherzählung dessen, was dieser selbst ihm über sein Erlebnis mit der Gestapo nach der Verhaftung der Geschwister Scholl berichtet hat. Auch ich will den kurzen Überblick über Karl Muths Leben mit einer knappen Darstellung des Höhepunktes dieser Erzählung beenden, wenngleich es sich nicht vermeiden läßt, daß deren Reiz dabei großenteils verloren geht. Hans und Sophie Scholl gehörten zum engsten Kreis um Karl Muth; Hans Scholl hatte ihm noch in den letzten Tagen vor der Verhaftung beim Ordnen seiner Bibliothek geholfen. Am 18. Februar 1943 wurden die jugendlichen Geschwister, unmittelbar nachdem sie antinazistische Flugblätter in den großen Lichthof der Universität hatten hinabflattern lassen, ergriffen und vier Tage später zum Tod verurteilt und hingerichtet. Am Abend des Verhaftungstages erschienen Gestapobeamte bei Muth, um eine Hausdurchsuchung vorzunehmen, und begannen mit dem Ausräumen seines Schreibtisches, dessen Inhalt sie in Körben unterbrachten. Da fiel ihm siedendheiß ein, daß er, der seine Freunde immer vor Unvorsichtigkeit gewarnt hatte, selbst unvorsichtig gewesen war, indem er das Manuskript von Theodor Haeckers ›Tag- und Nachtbüchern‹, dessen Auffindung dem Autor und ihm zum Verderben gereichen mußte, in einem Fach des Schreibtisches aufbewahrt hatte. In dieser ausweglosen Gefahr sandte er aus heißem, gläubigem Herzen eine flehentliche Bitte um Hilfe an den hl. Thomas Morus, den er als »Blutzeugen des aufrechten christlichen Gewissensa besonders verehrte. Und das unmöglich Scheinende geschah: »Die Gestapobeamten übergingen das Fach, Haeckers Manuskript blieb unangerührt.«


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So war Karl Muth von persönlicher Verfolgung gerettet, trauerte aber schmerzlich wie ein Vater um die edlen Geschwister Scholl, die sich im gewaltlosen Widerstand der »Weißen Rose« - Lämmer gegen Wölfe -der unmenschlichen Gewaltherrschaft entgegengestellt hatten. Er überlebte sie nicht lang. Schon im nächsten Jahr, am 15.11.1944, folgte er ihnen im Tode nach.

1 Literarisch-kritische Rundschau. Herausgegeben von Karl Bleibtreu. (Kritischer Teil der Monatsschrift ›Gesellschaft‹) Nr. 3 (Juni), 145-158, und Nr. 4 (Juli), 225-238. Leipzig 1888
2 Herausgegeben von Carl und Fritz Muth, Worms 1889
3 Anton Wilhelm Hüffer, Karl Muth als Literaturkritiker, Münster/Westf., 1959, 13
4 Ebd., 12. Hüffer zitiert hier aus dem in Anm. 1 genannten Artikel Lienhards, 150
5 Ebd., 54
6 1843-1919, seit 1914 Graf von Hertling, 1917/18 Reichskanzler
7 Steht die katholische Belletristik auf der Höhe der Zeit? Eine literarische Gewissensfrage von Veremundus, Mainz 1898
8 Karl Muth (Veremundus), Die literarischen Aufgaben der deutschen Katholiken, Mainz 1899
9 Vgl. Wilhelm Spael, Das katholische Deutschland im 20. Jahrhundert, Würzburg 1964, 116 ff.
10 Ebd., 117
11 Karl May schrieb auf diese Seite seines Exemplares der Broschüre als Hinweis auf die trotzdem folgende Kritik auf S. 71 f.: bringt mich hinten doch.
12 Es handelt sich um den Vorabdruck großer Teile der ersten zwei Bände, den die Zeitschrift infolge eines Konflikts mit dem Autor vorzeitig abbrechen mußte. Vgl. Wollschlägers Ausführungen »zur Textsituation des ›Silbernen Löwen‹« in ›konkret‹, September 1962. Hansotto Hatzig hat mich dankenswerterweise mit dieser Arbeit bekannt gemacht.
13 Dieser Ausdruck, der in der Polemik zwischen May und seinen Gegnern in der Folge auf beiden Seiten immer wieder auftauchte, soll mit Wahrheitsanspruch verkündete Tatsachenerfindungen bezeichnen. Über Leo Taxil vgl. Hainer Plaul im Jb-KMG 1974, 208 und 231 f. (Anm. 47). Dem dort Gesagten wäre hinzuzufügen, daß das Verdienst an der Entlarvung dieses bösartigen Betrügers in den Jahren 1896/97 großenteils leitenden Persönlichkeiten der KVZ, besonders Cardauns, zukam. Vgl. Wilhelm Spael, ›Das katholische Deutschland im 20. Jahrhundert‹, 150 f., wo die Darstellung dieser Vorgänge mit den Worten schließt: »Das geschickte und tatkräftige Eingreifen in dieser beispiellosen Fälschungsgeschichte trug der Kölnischen Volkszeitung eine große Zahl von Zustimmungserklärungen aus katholischen Kreisen ... ein. Eine Flut des wüstesten Aberglaubens war hier im rechten Augenblick abgedämmt worden.« Wo es in katholischen Kreisen damals schon Mißtrauen gegen Karl May gab, muß dieses vor dem Hintergrund dessen, was man mit Leo Taxil erlebt hatte, gesehen werden.
14 In der Wiener Zeitschrift ›Die Zeit‹ vom 14.6.1902.
15 ›Karl May als Erzieher‹ und ›Die Wahrheit über Karl May‹ oder Die Gegner Karl Mays in ihrem eigenen Lichte, von einem dankbaren May-Leser, Freiburg 1902; als Reprint von der KMG neu vorgelegt (Ubstadt 1974)
16 Jb-KMG 1974, 113 ff.
17 In den ›Historisch-politischen Blättern‹, Heft 7 vom 1.4.1902.


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18 XXVIII, 487 ff.
19 In der Zeitschrift ›konkret‹, Sept. 1962.
20 Die Briefe aus dem Archiv des Karl-May-Verlages in Bamberg wurden mir von den Besitzern liebenswürdigerweise zur Verfügung gestellt. Wollschläger hat sie schon für seinen Artikel in ›konkret‹ vom Sept. 1962 benützt.
21 XXIX, 578.
22 Mein Leben und Streben, Freiburg 1910, 302.
23 Karl May und seine Schriften, Zweite Auflage, Dresden 1904, 98.
24 XXVIII, 518. Die Altersangabe paßt auf Cardauns (1847-1925).
25 Ebd., 473 f. und XXIX, 571.
26 Wie in Anm. 23, 126.
27 KMJb 1926, 236.
28 Ebd., 235.
29 Sitara und der Weg dorthin, Karlsruhe 1963, 290.
30 Jb-KMG 1970, 95-109, Jb-KMG 1971, 217-225 und 236-245.
31 Karl Kraus oder Dalai Lama Der dunkle Priester, Wien 1914 (Einzige Nummer der Zeitschrift ›Torpedo‹).
32 So begründete Robert Müller am 27.1.1912 in einem Brief an Ludwig von Ficker sein Pseudonym Ole Bert damit, daß dessen »nordischer Klang« durch seine »skandinavische Abstammung mütterlicherseits nahegelegt« sei. Oskar Maurus Fontana beschreibt in seinen Erinnerungen an den Expressionismus in Wien Robert Müller als »anzusehen wie ein Wikinger, riesengroß, schmal, blauäugig«. Vgl. Hans Heinz Hahnl, Robert Müller, 3. Heft ›Ver Sacrum‹, Wien 1971, 28 und 31.
33 Vgl. Wollschläger, Karl May in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 1965, 79: »Er (May) reagiert, als sei die Kritik, die ihn so lange verschont hat, jetzt ein förmlicher Mordanschlag.«
34 Mamroth gegen May, Jb-KMG 1974,109 ff. Claus Roxin zitiert in den Mitteilungen der KMG, Nr. 20, Juni 1974, 26, ein günstiges Urteil Arthur Schnitzlers über Mamroth: Dieser sei »ein kluger, wohlwollender, unterrichteter Mann, ein Journalist der vortrefflichsten Sorte . . .« gewesen (Jugend in Wien, dtv 775, 286).
35 XXIX, 485 f. Aus dem Umstand, daß der Taki-Orden erst so spät in die Handlung eingeführt wird, läßt sich vielleicht schließen, daß May erst zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit einer antikatholischen Auslegung seiner Polemik erkannte und dieser Gefahr vorbeugen wollte.
36 Wollschläger in ›konkret‹ vom Sept. 1962 und in seiner Karl-May-Monographie 97f., Arno Schmidt in ›Sitara und der Weg dorthin‹, 292 ff.
37 Begegnungen mit Karl Muth, München und Kempten 1937, 26 f.: »Ich war mittlerweile nach München gezogen ... Da erschien im Sommer 1902 Karl Muth auf meiner Studentenbude, erklärte mir freudig, daß . . . im nächsen Jahr die neue Revue unter dem Titel ›Hochland‹ erscheinen werde.«
38 Vgl. Jb-KMG 1972/73, 102 f.
39 Frau Katharina Schmid danke ich aufs herzlichste dafür, daß sie diese Briefabschrift gesucht und mir mitgeteilt hat. Sie hat folgenden Wortlaut:

»Sehr verehrter Herr Redakteur!1.11.07

Wie ich eben sah, hat mein guter Mann Ihnen geschrieben. Ich möchte es nicht unterlassen, Sie recht herzlich zu bitten, nach so langem, hartem, aufreibendem Kampfe meinem Manne Gerechtigkeit widerfahren zu lassen - und ein wenig von der großen, schönen Liebe auch ihm zu geben, die aus Ihren Augen leuchtete als Sie von Ihrem Kindchen sprachen, Gott wird Ihr Kleinod dafür segnen. - Es ist vielleicht uncorrekt, daß ich ohne Wissen meines über alles geliebten Mannes Ihnen m dieser Angelegenheit schreibe. Aber, Sie haben einen so lieben, freundlichen Eindruck auf mich gemacht, daß ich Sie absolut nicht als Feind betrachten kann. Bei uns Frauen basiert nun mal Alles auf dem Gefühl. Wir handeln nach unserem Empfinden. Es mag manchmal nicht klug sein. Es ist das Kluge aber auch nicht immer das


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Gute. Nehmen Sie meinen Brief als das, was er ist, als eine Bitte um Gerechtigkeit und vor Allem um Frieden. Gott segne Sie und Ihre Lieben für alles Gute!

Ihre hochachtungsvoll ergebene Klara May«

Zum Inhalt des Briefes ist zu sagen, daß laut Mitteilung Karl Schaezlers der Briefnachlaß Karl Muths leider keinen Brief Karl Mays enthält. Das von Klara May erwähnte Kindchen ist offenbar das jüngste der fünf Kinder Karl Muths, sein 1905 geborener Sohn Paul. Wo und wann die Unterredung stattgefunden hat, läßt sich aus dem Tagebuch Klara Mays nicht feststellen, da es weder das Zusammentreffen mit Muth noch in den Jahren 1905-1907 eine Reise nach München erwähnt. Vielleicht hat sich bei einem Aufenthalt Muths in Dresden die Gelegenheit zu einer Zusammenkunft geboten. Daß sie genützt wurde, hängt vermutlich damit zusammen, daß das ›Hochland‹ im Sept. 1907 einen Artikel »Die »Rettung« des Hrn. Karl May« enthielt, der über einen von Cardauns unter dem gleichen Titel veröffentlichten Beitrag zu den ›Historisch-politischen Blättern‹ berichtete. Dieser anonyme, nicht von Muth verfaßte Artikel war der einzige Angriff auf May, der im ›Hochland‹ erschienen ist. Vielleicht ist das zum Teil der Intervention Klara Mays zu verdanken.
40 So über Pius XII., Hugo Ball, Kardinal Lavigerie, Friedrich Lienhard, P. Peter Lippert S.J., Max Scheler, Reinhard Johannes Sorge
41 XXIX, 273
42 Sitara und der Weg dorthin, 293 f.
43 Bei Arno Schmidt ist in diesem Zitat das Wort »Mut« mit th gedruckt. Druckfehler oder Schreibfehler oder Anspielung auf Karl Muth?
44 XXIX,490. Alle mir bekannten Bilder Muths zeigen ihn mit normaler Kopfhaltung oder wie beim Lesen mit leicht geneigtem Kopf Ein Bild mit zurückgeworfenem Kopf wäre eine Ausnahme.
45 Laut KMJb 1931, 269. Zu den in Anm. 7 und 8 genannten Broschüren war noch hinzugekommen: ›Die Wiedergeburt der Dichtung aus dem religiösen Erlebnis‹, Kempten und München 1909.
46 25 Jahre Karl-May-Verlag, Radebeul 1938, 11.
47 A. Droop, Karl May. Eine Analyse seiner Reiseerzählungen, Cöln-Weiden 1909, 90.
48 XXIX, 561.
49 Als Parallelfall sei erwähnt, daß in Karl Kraus, oben erwähnter Operette ›Literatur‹ Otto Basil außer in Harald Brüller auch in der gegensätzlichen Erscheinung des Literaten Brahmanuel Leiser, einer stummen Rolle, Robert Müller dargestellt sieht. Vgl. das in Anm. 32 genannte »Ver Sacrum«-Heft, 28.
50 Muth hat die damalige Verbreitung der Werke Karl Mays weit unterschätzt. Laut der in Anm. 46 genannten Festschrift von 1938, 24 f., betrug die Zahl der bei Fehsenfeld, Freiburg, und bei der Union, Stuttgart, bis 1. Juli 1913 gedruckten Bände zusammen 1 610 000.
51 In einem Beitrag zum Buch ›Gestalter der Welt‹, Würzburg 1971, 137.
52 Karl Muth hat darüber selbst berichtet in seinen Erinnerungen an Eugenio Pacelli (später Pius XII.), veröffentlicht im ›Hochland‹ vom Okt. 1953, 10 ff.
53 Sitara und der Weg dorthin, 293.
54 Erinnerungen an Karl Muth, ›Hochland‹ vom Okt. 1953, 77.
55 Ebd., 75.

Dem Dank für wertvolle Hilfe, den ich einigen Persönlichkeiten auszudrücken schon in den obigen Ausführungen Gelegenheit hatte, füge ich noch meinen besten Dank an Herrn Karl Schaezler hinzu, der mit großer Geduld immer wieder mir Auskünfte zu erteilen bereit war, und an meine Freunde Josef Höck und Claus Roxin, deren Hilfe mir die Arbeit erleichtert und sie gefördert hat.


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