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ERICH HEINEMANN

Die zweite Reise nach Gartow
1998: Das Jahr in der Karl-May-Gesellschaft
Ein Tätigkeitsbericht



Ich sage Ihnen nochmals Herzensdank für
Ihre liebe und mir so wohlthuende Gast-
lichkeit und rufe Ihnen und allen denen, die
ich in Gartow liebgewonnen habe, die zwei
Worte zu: »Auf Wiedersehen!«
Ihr dankbarer Dr. Karl May
1



Man kann sagen, 1998 war, mit Blick auf die Karl-May-Gesellschaft (KMG), ein ganz gewöhnliches Jahr. Es fand kein Kongreß statt (die Satzung schreibt ihn nur jedes zweite Jahr vor). Und es ging alles seinen gewohnten Gang. Halt! Einige Aufregungen gab es doch. Und manches Hervorhebenswerte auch.

   Wenden wir uns zunächst den Standards zu, über die jeder Jahresbericht, sei es nur ritualmäßig, Zeugnis ablegen muß. Am 1. Januar 1998 betrug die ›bereinigte‹ Zahl der Mitglieder 1856. Wir verlieren durchschnittlich 50 Mitglieder jährlich durch Austritt, Nichtzahlung der Beiträge und Tod. Die neu hinzukommenden Mitglieder gleichen diese Verluste aus und sorgen sogar noch für eine stetig ansteigende Gesamtzahl. Das war auch 1998 so, wo wir schon im Juli einen Anstieg auf 1900 Mitglieder - eine magische Zahl! - verzeichnen konnten. Es bedarf aber verstärkter Anstrengungen, wollen wir bis zum Jahr 2000 stolze 2000 Mitglieder zählen. Es geht nicht um einen Gag, aber etwas Symbolik ist schon im Spiel - warum auch nicht?

   Im September trat auch wieder ein Minister der KMG bei, so daß jetzt drei unserer Mitglieder Minister sind. Das erste Mitglied aus dem Nachbarland Dänemark meldete sich an: damit sind wir in 28 Ländern vertreten. Wir dürfen uns also mit Fug und Recht eine internationale Gesellschaft nennen.

   Die Bilanz der Spenden im Jahre 1998 bietet ein überaus erfreuliches Bild. Vierteljahr für Vierteljahr schloß mit einem neuen Rekord ab. Bis Jahresende kamen rund 62.000 DM zusammen. Dieser Betrag übertraf das ohnehin schon sehr hohe Ergebnis des Vorjahres noch erheblich. »Begeistert und überwältigt von so viel Unterstützungsbereitschaft« dankte der Vorstand den Mitgliedern im Dezemberheft der Mitteilungen. Es sind durchaus stets nicht nur dieselben, die spenden; immer wieder liest man in den Listen


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auch neue Namen. Darin drückt sich eine bis in die weitesten Zweige reichende Zufriedenheit der Mitglieder mit ihrer KMG aus. Sie fühlen sich mit ihr verbunden. Ein stärkerer Spendenfluß ist übrigens stets nach dem Erscheinen des Jahrbuches und neuer interessanter KMG-Reprints zu beobachten. In Ruprecht Gammler, der die Reprints betreut, hat die KMG einen besonders umsichtigen und kenntnisreichen Mitarbeiter gefunden. Zur Abwicklung des umfangreichen ›Spendengeschäfts‹ gehört auch, daß alle Spender, die darauf Wert legen, rechtzeitig im neuen Jahr eine vorschriftsmäßige Spendenbescheinigung erhalten. Annelotte Pielenz, unterstützt von Ulrike Müller-Haarmann, hat mit 1300 bis 1400 solcher Bescheinigungen alle Hände voll zu tun, auch mit der Übersendung der schon Tradition gewordenen Spendendank-Bilder.

   Im September erschien das 28. Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft. Es ist wieder »seinem ersichtlich noch lange nicht erschöpften Thema, der Aufschließung von Werk und Leben Karl Mays«, gewidmet - so die einführenden Worte des geschäftsführenden Herausgebers 1998 Hans Wollschläger. Der Band, mit einem Frontispiz-Foto von Karl May in Salzburg 1907, in gewohnter Ausstattung (Leinen, Schutzumschlag), umfaßt 422 Seiten.

   Die vier quartalsweise erschienenen Mitteilungshefte 1998 (mit Titelbildern, Fotos und Faksimiles) umfassen insgesamt 288 Seiten. Dem Chronisten gefielen besonders der Scherenschnitt ›Winnetou und Old Shatterhand‹ auf der Titelseite der Nr. 117 sowie das Exlibris von Jens Rausch auf dem Titel von Nr. 118.

   Eine Fundgrube für die Geschichte der KMG sind die KMG-Nachrichten: Redaktion und Layout Engelbert Botschen, dem mittlerweile Sigrid Seltmann, Ralf Harder und Dietrich Schober zur Seite stehen. Dieses Vierteljahresmagazin, das gleichzeitig mit den ›Mitteilungen‹ erscheint, lieferte im Berichtsjahr 256 Seiten mit Informationen und aktuellen Berichten. Es bietet mitunter ein Feld für die Austragung kontroverser Meinungen. Ferner erschienen 1998 (Fortsetzung der Liste aus dem Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1998, S. 409):



Sonderhefte

Nr. 114Hansotto Hatzig: Aus dem Konfusionshandbuch des Hobble-Frank. Hundert und mehr Aussprüche
1998, 59 S.
Nr. 115Michael Zaremba: Billy Jenkins. Besichtigung eines Mythos (mit einem Vorwort von Erwin Müller)
1998, 94 S.


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Nr. 116Klaus Ludwig: Biographisches in Karl Mays Lieferungsroman »Der verlorne Sohn oder Der Fürst des Elends«
1998, 75 S.
Nr. 117Aleksandra Bochenek: Romantik und Tragik der Indianer in der »Winnetou«-Trilogie von Karl May
1998, 79 S.



Materialien zur Karl-May-Forschung


Nr. 20Rudolf K. Unbescheid: Ein Traum - Zwei Wege. Julius Springer, sein Verlag und Karl May
Ubstadt 1998, 180 S.


Diese Reihe stellt mit dem 20. Band ihr Erscheinen ein. Ihr Herausgeber Karl Serden sah seine Aufgabe als erfüllt an. Sie war erfüllt - aber in einem höheren Sinne, als er und wir es geahnt hätten. Unser Freund, der zu den frühesten Mitgliedern und Mitarbeitern zählte, verstarb 71jährig in der Nacht zum 20. April 1999 an einem Herzinfarkt. 1974 erschien mit dem ›Dankbaren Leser‹ der erste Band, der es auf drei Auflagen brachte. Die Reihe entwickelte sich in den 25 Jahren ihres Bestehens zu einer wichtigen Hilfs- und Arbeitsquelle für die Karl-May-Forschung. Nicht unerwähnt bleiben soll, daß Karl Serden meist die Vorfinanzierung übernahm und das Restrisiko trug. Für seinen selbstlosen Einsatz ist die KMG ihm, über den Tod hinaus, zu großem Dank verpflichtet.

   Im ersten Quartal 1999 eröffnete die KMG eine neue Reihe, deren Herstellung in den bewährten Händen des Hansa-Verlags liegt. Band 1 bietet eine detaillierte Untersuchung darüber, wie sich Karl Mays persönlicher Glaube in den zehn populärsten Reiseromanen und -erzählungen spiegelt. Der Verfasser Oliver Gross hat in seinem Buch, dem eine theologische Diplomarbeit zugrunde liegt, in einer umfangreichen Textanalyse Mays ethische und religiös-theologische Prämissen zusammenfassend dargestellt:


Materialien zum Werk Karl Mays


Bd. 1Oliver Gross: Old Shatterhands Glaube. Christentumsverständnis und Frömmigkeit Karl Mays in ausgewählten Reiseerzählungen
Husum 1998, 220 S.


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Reprintausgaben


Karl May:Winnetou, Band IV. Reise-Erzählung (Augsburger Postzeitung 1909/1910)
Einleitung Dieter Sudhoff. Anhang. Zweite aktualisierte Auflage 1998, 313 S.



Sonstiges


Joachim Biermann/Hartmut Kühne: Register zu den Jahrbüchern 1986-1995.

Husum 1998, 203 S.


Der Umfang dessen, was die KMG stetig an Schriften produziert, würde manchem Kleinverlag zur Ehre gereichen; so sagte einmal Professor Claus Roxin. Das gilt noch immer. Dabei wissen wir doch von Arno Schmidt, daß ein volles Menschenleben gerade ausreicht zur Lektüre von etwa 3-5000 Büchern. Man addiere einmal, wieviel Gedrucktes von und über Karl May es gibt, und man wird erschauernd feststellen, wie bald wir an die Grenze unserer Lesefähigkeit stoßen werden.


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Es ist nicht Aufgabe dieses Berichtes, der das Geschehen innerhalb der KMG festhalten soll, den Inhalt des Jahrbuches zu erörtern. Wo aber Wirkungen erkennbar werden, sollten diese Seiten darüber berichten. Ein solcher Fall ist ausgelöst worden durch den Aufsatz von Helmut Schmiedt ›Karl May gibt es gar nicht‹. Er stellt darin eine neue »diskursanalytische« Betrachtungsweise vor, die, aus Frankreich herüberschwappend, gegenwärtig in Deutschland von sich reden macht. »Interdiskursive Netzwerke« werden danach künftig über den Autor bestimmen, Archivare, Adressaten und Interpreten, er selbst wird in diesem Spiel keine wesentliche Bedeutung mehr besitzen.

   Die von Schmiedt und Wollschläger vorgetragenen Standpunkte haben lebhafte Diskussionen ausgelöst, wobei durchaus unterschiedliche Meinungen deutlich wurden. Der Chronist seinerseits kann freilich mit Wollschläger, der sich gegen diese drohende Vision vehement zur Wehr setzt, nur hoffen, daß »jener anderen Denkweise, der die Vergangenheit lange gehört hat«, fortan auch die Zukunft gehören wird.2

   Aber auch noch ein anderer Jahrbuch-Beitrag hat die Gemüter heftig bewegt und zahlreiche Pro- und Contra-Stellungnahmen herausgefordert: Andreas Grafs gut recherchierter und ausgezeichnet geschriebener Aufsatz ›Lektüre und Onanie. Das Beispiel des jungen Karl May, sein


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Aufenthalt auf dem Seminar in Plauen (1860/61) - und die Früchte der Phantasie‹.

   Zwar stehen Herausgeber und Redaktion geschlossen hinter diesem Aufsatz, der auch bei einigen Literaturwissenschaftlern uneingeschränkten Beifall gefunden hat. Andererseits hat er aber auch bei etlichen Mitgliedern (selbst innerhalb des Vorstandes und Mitarbeiterkreises!) Kritik hervorgerufen, weil er die menschliche Intimsphäre zu wenig respektiere und zudem die aufgezeigten Spiegelungen in ›»Weihnacht!«‹ nicht überzeugend seien.

   Wenn der Autor am Schluß seines 68-Seiten-Essays auch fordert, die May-Forschung, vor allem die der KMG, solle Naivität und Scheuklappen endgültig ablegen, so mag das aus der Sicht des tabufreien Forschers verständlich sein, aber zu bedenken bleibt, daß nicht alle für diese Art von wissenschaftlicher Forschung empfänglich sind. Ob Mays hingeschriebene Bemerkung Ich lag zufolge meiner Neigung, meiner Zukunftspläne und aus noch anderen Ursachen mehr über den Büchern ... von so hintergründiger Bedeutung ist, wie der Aufsatz glauben machen will, kann ich mir, bei allem Respekt vor der Wissenschaft, schwer vorstellen.3

   In Hannover 1979 erklärte die örtliche Presse, die den Ablauf der Tagung beobachtet hatte, die KMG folge dem Geist der »Fröhlichen Wissenschaft«. Nach der Tagung in Erlangen, 1997, urteilte die Fuldaer Zeitung, die KMG betreibe eine »wissenschaftlich solide, aber auch im besten Wortsinn amateurhafte, also liebhaberische Beschäftigung« mit Karl May. Die fröhliche, liebhaberische Wissenschaft sollte weiterhin in der KMG Bestand haben.


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Da ich einmal nach Dessau mußte ..., so benutzte ich das, um gleich weiterzufahren und wegen meines nächst erscheinenden Theaterstückes in Gartow, Lüchow, Lenzen Studien zu machen. So schrieb Karl May seinem Verleger Fehsenfeld am 19. Mai 1898.4 Er war am 30. April, mit der Postkutsche von Lüchow kommend, in dem Marktflecken Gartow eingetroffen und im Hotel Krug, Hauptstraße 15, abgestiegen, hatte dann aber vorzeitig, am 7. Mai, seinen Aufenthalt abgebrochen. Unseren findigen Geschäftsführer Erwin Müller brachte das auf die Idee, den Vorstand und die Runde der Mitarbeiter nach Gartow zu einem Arbeitswochenende einzuladen. Fast auf den Tag hundert Jahre nach Karl May reiste eine Delegation an den Ort, an dem der Meister acht eindrucksvolle Tage verweilt hatte. Um ehrlich zu sein: Die Begeisterung einiger Eingeladenen hielt sich in Grenzen. Denn nach Gartow zu kommen, das ist heute fast noch genauso umständlich wie vor hundert Jahren. Bis Lüchow reicht die Bahnverbindung. Dort steigt man am besten in ein Taxi. Gartow liegt hinter den prächtigen Laubwäldern im östlichen Zipfel des alten Königreichs Hannover. Eine Idylle, eine wohltuende Ab-


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geschiedenheit. War ein solcher Besuch nicht längst einmal fällig gewesen? ›Winnetours‹ und ›Shatterhandtours‹ in die USA führen uns an Stätten, von denen May geträumt, die er aber nie betreten hat. Dieses Gartow, wo er wirklich war und ein Abenteuer erlebte, das haargenau seinem Genre entsprach, der Ort, an dem seine frühen Erzählungen spielen, der Schauplatz einer komischen Oper werden sollte - ein so bedeutendes Fleckchen Erde, das lag uns zu weit aus der Kehr? Nein, Gartow war ein längst fälliges Ziel! Karl May, damals, wollte ja wiederkommen. Ein peinlicher Zwischenfall5 verdarb ihm die Lust dazu. So wurde sein nächst erscheinende(s) Theaterstück,6 als zwerchfellerschütternde Posse um den alten Dessauer gedacht,7 nie geschrieben. Doch das Versprechen, wiederzukommen, haben wir nun eingelöst, 1998, und wem der Sinn für das Symbolische nicht ganz abgeht, der mag darin die ›Zweite Reise‹ Mays nach Gartow sehen. Diese Illusion versuchte auch eine ›heitere literarisch-musikalische Soiree‹ unter dem Titel ›Dr. Karl May in Gartow‹ nahezubringen. Mit rauschenden Opernklängen und schmetterndem Dessauermarsch, ganz nach Mays Feingefühl. So, wie er sich einst sein Stück vorgestellt haben mag. Die Einwohner strömten (bei freiem Eintritt!) in das weiträumige ›Haus des Gastes‹ am See. Wir boten ihnen aus Gartows Ortsgeschichte den wohl spektakulärsten Ausschnitt auf der Bühne. (Das Stück muß gefallen haben. Der Kulturverein Gartow hat inzwischen um eine Wiederholung nachgesucht.) Mitwirkende waren Carl-Heinz Dömken, Erich Heinemann, Walther Ilmer, Hartmut Kühne und Dietrich Schober. Walther Ilmer vertrat - gekonnt wie immer - Karl May, das ›Buch‹ schrieb anstelle Karl Mays Erich Heinemann, am Flügel - virtuos, wie wir ihn nicht anders kennen - Hartmut Kühne. Trotz dieses ungewohnten musischen Ausflugs stand über dem letzten Märzwochenende ernste Arbeit: Die Vorbereitung des ›großen‹ Kongresses in Hohenstein-Ernstthal vom 22. bis 26. September 1999 mit der Wahl eines neuen Vorstandes der dreißig Jahre bestehenden Gesellschaft; eine mögliche Verlegung der Geschäftsstelle nach Radebeul; Änderungen in den Redaktionen von Jahrbuch, Mitteilungen und Nachrichten; Beteiligung der KMG an einem internationalen Symposium von vier literarischen Gesellschaften im Juni 1999 in Münster (Thema: Träume von einer neuen Welt. Der amerikanische und der europäische Western) - um nur einige wichtige Beratungspunkte herauszugreifen.

   Unser Geschäftsführer Erwin Müller faßte den Verlauf treffend zusammen in dem Satz: »Eine zukunftsweisende Arbeitstagung der KMG in Gartow.«


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Ralf Schönbach und Frank Starrost, unsere Internet-Pioniere, sind 1995 angetreten, Karl May und der KMG die ›Welt der Neuen Medien‹ zu erschließen. Weitere Helfer haben sich ihnen zugesellt.8 Inzwischen ist eine


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Menge geschehen. Staunend lesen wir, welch eine Vielzahl von Werken Karl Mays im Volltext und was für eine umfangreiche Sekundärliteratur zu Karl May, auch unsere Jahrbücher, das Internet bereithält. Über die Inanspruchnahme berichten unsere beiden Experten: »Es werden zur Zeit etwa 15000 Textseiten der KMG pro Monat abgerufen.«9 Mit Hilfe ihrer fleißigen Mitarbeiter wollen sie das Angebot im Sinne der Satzung der KMG weiter ausbauen. Wir können allen, die dazu beitragen, nur danken. Erfreulich auch, daß im Laufe des Berichtsjahres bereits mehrere neue Mitglieder via Internet hinzugewonnen werden konnten.


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Mit unserem neuen ›Presseattaché‹ Dietrich Schober haben wir einen besonders einsatzfreudigen und mobilen Mitarbeiter gewonnen. Er reiste 1998 von einem Termin zum andern, vertrat die KMG auf zahlreichen, im Zeichen Karl Mays stehenden Veranstaltungen, berichtete darüber in den KMG-Nachrichten und stellt Monat für Monat einen Pressespiegel zusammen, den er an die Mitglieder des Vorstandes, unsere Redakteure, an die Museen in Hohenstein-Ernstthal und Radebeul sowie an den Karl-May-Verlag versendet. Wo hat es das bisher gegeben? Er besuchte auch das ›Nostalgiefest‹ der Filmfans vom 7. bis 9. August in Radebeul. In seinem Bericht darüber10 greift er Worte von Michael Petzel auf, unserem Gründerzeit-Mitglied, der im Karl-May-Verlag ein prächtiges Filmbuch herausgegeben hat. Wenn die KMG sich auch als eine wissenschaftlich forschende Vereinigung von May-Freunden verstehe, so rät Petzel doch allen, die sich Karl May nähern wollen, ein »gewisses Augenzwinkern« an. Dieses Flair der »fröhlichen Wissenschaft«, so betont auch der Chronist nochmals, das der KMG früher schon einmal attestiert wurde, das sollten wir bewahren.

   In den ›Hauptorten‹ Karl Mays begab sich auch in diesem Jahr einiges. Das Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal eröffnete am 25. Februar 1998, dem 156. Geburtstag Karl Mays, nach umfangreichen Erneuerungs- und Sanierungsarbeiten wieder seine Pforten, und zwar mit der Ausstellung ›Karl May im Sichtwinkel seiner Leser‹. Im Rahmen der Festwoche vom 14. bis 21. Juni benannte die Stadt ihre Bibliothek nach dem verdienstvollen Karl-May-Forscher Hans Zesewitz. Seine Forschungsergebnisse lieferten eine wichtige Grundlage für die wissenschaftlichen May-Forschungen. Der Ehrenbürger Werner Legère enthüllte die Namenstafel. Legère, ein bekannter Romanautor, der sich auch mit seinem Landsmann Karl May beschäftigte, starb, 86jährig, wenige Monate danach.

   Am 22. Mai, einen Tag vor dem großen Karl-May-Fest, das über 30.000 Besucher nach Radebeul lockte, fand auf dem Friedhof am Grabmal Karl Mays in aller Stille die Enthüllung einer Gedenktafel statt. Die Inschrift lautet: »Zur Erinnerung an Richard Plöhn (1853-1901) und Wilhelmine Beib-


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ler (1837-1909), die bis 1942 auch in dieser Gruft ruhten. Gewidmet von der Karl-May-Gesellschaft«. Professor Reinhold Wolff sprach in bewegenden Worten über die Geschichte dieser Gruft. Was sich hier 1942 abspielte,11 mag den Menschen von heute schwer verständlich erscheinen, die nicht den Druck jener dunklen Jahre kennengelernt haben. Die Pietät gebietet es, an Richard Plöhn, Klara Mays ersten Mann, und an Wilhelmine Beibler, ihre Mutter, zu erinnern. Karl May würde das richtig finden und Klara May selbst auch. Als sie die ihr nahestehenden Menschen aus der Gruft entfernen ließ, handelte sie nicht frei. Als ein Schuldspruch über die damals 78jährige, die ihren Toten bald folgte, ist der Erinnerungstext keineswegs zu verstehen. Das hob auch Professor Wolff hervor.12


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In Lubbock (Texas) veranstaltet die Texas Tech University im Jahre 2000 ein Karl-May-Symposium. Der Präsident der TTU, Professor Donald Haragan, lud die KMG offiziell dazu ein. Er weilte am 4. Juli 1998 anläßlich der Feiern zum Unabhängigkeitstag der USA in der ›Old Texas Town‹ im Stadtteil Siemensstadt von Berlin. Von der KMG waren etliche Mitglieder zu dieser echt amerikanischen, buntbewegten Feier angereist. Professor Wolff nahm die Einladung freudig entgegen. Die Reise, die in der Tradition der ›Winnetour-Reisen‹ steht, als deren ›Schirmherrin‹ wir Frau Professor Meredith McClain bezeichnen möchten, stößt auf reges Interesse bei unseren Mitgliedern. Man sieht: Große Ereignisse stehen an der Pforte zum Jahr 2000!

   Zunächst aber richtet sich unser Blick auf die ›Super-Tagung‹ in Hohenstein-Ernstthal vom 22. bis 26. September 1999 - auf den 15. Kongreß, der im Zeichen des 30jährigen Bestehens unserer Gesellschaft steht. Der Wechsel im Vorstand und ein besonders attraktiv ausgestattetes Programm an diesem für uns so historischen Ort lassen einen Höhepunkt erwarten. Zitat Professor Roxin: »Das Schönste, was wir je erreichten, soll die Tagung in Hohenstein-Ernstthal bringen!«



1 Am Abend des 7. 5. 1898 schrieb Karl May aus Salzwedel an den Hotelier Wilhelm Anton Krug, bei dem er während seines Aufenthaltes in Gartow gewohnt hatte, einen (undatierten) Brief, dem diese Schlußzeilen entstammen. Hier zitiert nach: Erich Heinemann: Dr. Karl May in Gartow. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft (Jb-KMG) 1971. Hamburg 1971, S. 265.

2 Hans Wollschläger: Das achtundzwanzigste Jahrbuch. In: Jb-KMG 1998. Husum 1998, S. 8

3 Andreas Graf: ›Lektüre und Onanie‹. Das Beispiel des jungen Karl May, sein Aufenthalt auf dem Seminar in Plauen (1860/61) - und die Früchte der Phantasie‹. In: Jb-KMG 1998. Husum 1998, S. 106

4 Heinemann, wie Anm. 1, S. 264

5 Vgl. ebd., S. 259ff.


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6 Ebd., S. 264

7 Ebd., S. 259

8 Vgl. KMG-Nachrichten (KMG-N) 115/1998, S. 55.

9 Ebd.

10 Vgl. KMG-N 118/1998, S. 59ff.

11 Vgl. Hans-Dieter Steinmetz: Karl Mays Grabmal in Radebeul. In: Jb-KMG 1995. Husum 1995, S. 12ff.

12 Reinhold Wolff: Rede anläßlich der Enthüllung einer Gedenktafel für Richard Plöhn und Wilhelmine Beibler am Grabmal Karl Mays am 22. Mai 1998 auf dem Friedhof in Radebeul. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft 117/1998, S. 60ff.


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Für die Hilfe beim Erstellen der Druckvorlage und beim Korrekturlesen des Jahrbuchs danken wir Gerhard Haarmann (Bonn).


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Erfolgreiche Werber neuer Mitglieder im Jahre 1998:


Ekkehard Bartsch (Bad Segeberg), Engelbert Botschen (Detmold), Rainer Clodius (Hannover), Klaus Eggert (Stuttgart), Jürgen Enser (Dinkelsbühl), Günter Fell (Saarbrücken), Werner Fleischer (Sinzig), Gerd Frank (Altötting), Werner Fritsch (Neuburg), Ekkehard Fröde (Hohenstein-Ernstthal), Thomas Grafenberg (Berlin), Klaus Graubert (Köln), Torsten Greis (Borod), Rolf Gutsche (Düsseldorf), Christian Heermann (Leipzig), Beate-Sieglinde Hesse (Aue), Ralf-Dietrich Kahlke (Weimar), Karl-May-Haus (Hohenstein-Ernstthal), Karl-May-Museum (Radebeul), Karl-May-Verlag (Bamberg), Bernhard Kosciuszko (Köln), Reinhard Künzl (Nittendorf), Herbert Meier (Hemmingen), Erwin Müller (Föhren), Frank Paulsen (Berlin), Annelotte Pielenz (Nassau), Dirk Heinrich Rahn (Kiel), Uwe Richter (Freudenberg), Hans-Gerd Röder (Dreieich), Claus Roxin (Stockdorf), Helmut Schmiedt (Köln), Dietrich Schober (München), Ralf Schönbach (Hennef), Frank Starrost (Kiel), Heinz Veiser (Kleve), Peter Wayand (Dernbach), Winfried Wolf (Celle), Michael Zaremba (Berlin).


Von diesen Werbern waren Ekkehard Fröde und das Karl-May-Museum - wie bereits im Vorjahr - mit jeweils mehr als fünf neuen Mitgliedern am erfolgreichsten.


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100 DM und mehr spendeten 1998:


Arnold Aerdken (Ravensburg), Bernd Arlinghaus (Dortmund), Otto Backes (Bremen), Kurt Bade (Stolberg), Franz Bauer † (Erlangen), Hartmut Bauer (Chemnitz), Michael Bauer (Puchheim), Torsten Bauer (Ober-Flörsheim), Hans Bauerfeld (Langenfeld), Hans Michael Baumgartner † (Berg), Ludwig H. Baumm (Hamburg), Erich Berchem (St. Ingbert), Manfred Bickel (Belo Horizonte/BRAS), Joachim Biermann (Lingen), Wolfgang Böcker (Recklinghausen), Ulrich Böhm (Cottbus), Engelbert Botschen (Detmold), Josef Brachmann (Tholey), Michael Brückner (Berlin), Linny Claudius (Hamburg), Detlev Czernotzki (Hamburg), Joachim Dahlmann (Witten), Hildegard Daniels (Düsseldorf), Hubert Dörrenbächer (Sulzbach), Hans Dorfmann (Springe), Manfred Dreger (Herzberg), Harald Eggebrecht (München), Robert Elkner (Wien/A), Alfred E. Esslinger (Nagold), Horst Evermann (Hannover), Walter K. Fassmann (Salt Lake City/USA), Matthias Feuser (Ratingen), Paul Friedrich (Darmstadt), Werner Fröhlich (Hamburg), Detlef Fuchs (Berlin), Ruprecht Gammler (Bonn), Werner Geilsdörfer (Stuttgart), Gabriele Gordon (Neuruppin), Dieter Gräfe (Tuchenbach), Hans-Walter Grebe (Vlotho), Gerhard Greiner (Ludwigsburg), Volker Griese (Wankendorf), Dietrich Große (Siegen), Peter Grübner (Hamburg), Wolfgang Grunsky (Bielefeld), Reiner Güntzer (Berlin), Rolf Gutsche (Düsseldorf), Gabriele Haefs (Hamburg), Klaus Hänel (Hamburg), Jürgen Hahn (Winterthur/CH), Ingmar Harden (Oldenburg), Wolfgang Haydn (Happurg), Marc Heinecke (Hannover), Thomas Heinemann (Hannover), Stefan Hellmann (Erding), Elisabeth Helm (Kronshagen), Bernhard Hermann (Hechingen), Heinz-Dieter Heuer (Neuenhaus), Hans Höber (Solingen), Jürgen Holthoff (Overath), Volker Huber (Offenbach), Hans-Otto Hügel (Hildesheim), Walther Ilmer (Bonn), Hans Ingenhoven (Düsseldorf), Karl Janetzke (Berlin), Ilpo Erk Karonen (Orivesi/FIN), Günter Kern (Delmenhorst), W. T. Klaren (Amersfoort/NL), Joachim-A. Klarner (Nürnberg), Konrad Klaws (Marloffstein), Hanns H. Kluck (Winsen), Bettina Knopf (Bad Soden), Reinhard Köberle (Kempten), Martin Krammig (Berlin), Justus Krümpelmann (Mainz), Reinhard Künzl (Nittendorf), Walter-Jörg Langbein (Lügde), Helmut Lange (Eslohe), Gerhard Langhans (Dresden), Heinz Lieber (Bergisch Gladbach), Helmut Lieblang (Marienheide), Peter Linden (Solingen), Dieter Lindner (Annaberg-Buchholz), Martin Lowsky (Kiel), Günter Marquardt (Berlin), Lorenzo Mateo de la Encarnacion (Valencia/E), Heinz Mees (Wiesbaden), Rolf Mehring (Köln), Herbert Meier (Hemmingen), Hans Norbert Meister (Arnsberg), Harald Mischnick (Kronberg), Axel Mittelstaedt (Düsseldorf), Horst Müggenburg (Mönchengladbach), Günter Mühlbrant (Plauen), Edgar Müller (Leipzig), Erwin Müller (Föhren), Bettina Müller-Bollmann (Hamburg), Ulrike Müller-Haarmann (Bonn), Erna Münch (Nassau), Friedhelm Munzel (Dortmund), Peter Nest (Saarbrücken), Jürgen Nordmann (Neustadt), Bernhard Nuß (Bremerhaven), Andrea Orth (St. Wendel), Anton Paschinger (Wien/A), Armin Patz (Kerpen), Helmut Paulsen (Rödermark), Holger Philipp (Lohmen), Anne-


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lotte Pielenz (Nassau), Ulrich Plath (Neustadt), Michael Platzer (Buchholz), Gustav Preininger (Graz/A), Reiner Pütz (Unkel), Winfried Rabenstein (Frankfurt a. M.), Harald Rentsch (Kiel), Uwe Richter (Freudenberg), Helmut Riedel (Hoyerswerda), Claus Roxin (Stockdorf), Uwe Roxin (Wedel), Claus Rüger (Radebeul), Bernhard Ruhnau (Reichelsheim), Wolfgang Sämmer (Würzburg), Claus Schliebener (Straßlach-Dingharting), Wieland Schmied (München), Helmut Schmiedt (Köln), Veronika Schmitz-Kirschberg (Haltern), Günter Schneeberger (München), Reiner Schneider (Berlin), Wieland Schnürch (München), Dietrich Schober (München), Ralf Schönbach (Hennef), Marie-Luise Schrader (Lößnitz), Winfried Schreblowski (Wohltorf), Burkhard Schultze-Berndt (Köln), Monika Sefen (Solingen), Reinhard Seidler (Cottbus), Sigrid Seltmann (Berlin), Karl-Eugen Spreng (Hemer), Winfried Staar (Berlin), Edgar Stange (Gütersloh), Wolfgang Szymik (Essen), Helmut Thiede (Wolmirstedt), Cornelia Thust (Erfurt), Angela Troisch (Bonn), Anja Tschakert (Pegnitz), Wilhelm Vinzenz (Maisach), Martin Völkel (Dortmund), Helmut Walther (Cospeda), Erich Weigel (Eisenach), Peter Wellenberg (Langenfeld), Andreas Wendt (Birkenau), Hans-Georg Westermann (Dortmund), Herbert Wieser (München), Fritz Wirner (München), Hermann Wohlgschaft (Landsberg), Monika Wolf (Frankfurt a. M.), Winfried Wolf (Celle), Stefan Wunderlich (Eichenau), Michael Zaremba (Berlin)


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Die Karl-May-Gesellschaft dankt allen Genannten.



Auskünfte über die Karl-May-Gesellschaft

erteilt der Geschäftsführer

Erwin Müller

Eitzenbachstr. 22

54343 Föhren

Tel. 06502 / 20887




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