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HANS-DIETER STEINMETZ


Die zweite Chance
Zum Aufenthalt Karl Mays am Lehrerseminar Plauen





L o g e n h a u s u n d I n t e r n a t


Die Ausbildung zum Volksschullehrer am Lehrerseminar Waldenburg, die der Ernstthaler Webersohn seit 1856 absolvierte,1 fand ein jähes Ende. Ein ihm zur Last gelegter ›Kerzendiebstahl‹ zog ein Untersuchungsverfahren nach sich2 und führte zur Relegation Karl Mays von der Bildungsanstalt. Dem 28. Januar 1860, an dem in Waldenburg »(i)n Gemäßheit der Hohen Ministerialentschließung (…) der seitherige Seminarist C. F. May« von Direktor Dr. Friedrich Wilhelm Schütze (1807-1888) »vor versammeltem Lehrercollegio aus der Anstalt entlaßen worden«3 war, folgten Wochen der verzweifelten Suche nach einem Ausweg, nach einer neuen Perspektive. Zwar aufgefangen von seiner Familie in Ernstthal, brauchte der junge Mann Rat und Hilfe von Vertrauenspersonen, doch starb gerade zu dieser Zeit der von ihm verehrte Kantor Samuel Friedrich Strauch. Dass sich May am 6. März 1860 schließlich mit einem Gnadengesuch an das sächsische Kultusministerium wandte, ging wohl auf den Ortspfarrer Carl Hermann Schmidt (1826-1901) zurück, der mit ihm »eingehendste seelsorgerische Besprechungen«4 geführt hatte:


Zwar ist mir von mehreren Seiten der Rath erteilt worden, einen anderen Beruf zu ergreifen, jedoch ist die Vorliebe für den Lehrerberuf bei mir so groß, daß es mir unmöglich ist, denselben aufzugeben. So wage ich es denn, einem Hohen Königlichen Ministerio die ganz unterthängigste Bitte vorzulegen

»Hochdasselbe wolle in Gnaden geruhen, mir zu gestatten, daß ich mich entweder auf der Anstalt zu Waldenburg oder auf einem anderen Seminare des Landes fortbilden lassen dürfe, damit ich als gehorsamer Schüler und einst als treuer Lehrer im Weinberge des Herrn die That vergessen machen könne, deren Folgen so schwer auf mir und meinen Aeltern ruhen!«5


Der Geistliche leitete das Gnadengesuch mit einem Begleitschreiben an das Ministerium weiter.

Von Pfarrer Schmidt persönlich erfuhr Karl May am 3. April 1860, dass er sein Studium an einem anderen Schullehrerseminar fortsetzen könne. Das Ministerium und das Gesamtkonsistorium Glauchau hatten keine Bedenken gegen eine Wiederzulassung geäußert. May kommentierte später den Gnadenakt in seiner Selbstbiographie: Glücklicherweise zeigte sich das



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Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichtes, an welches ich mich wendete, verständiger und humaner als die Seminardirektion. Ich erlangte ohne weiteres die Genehmigung, meine unterbrochenen Studien auf dem Seminar in Plauen fortzusetzen.6

In der Rückschau ist manche Erinnerung verklärt, denn so problemlos vollzog sich der Wechsel nicht. Die Entscheidung, sich am Seminar im Vogtland zu bewerben, hatte er wohl aus ganz praktischen Überlegungen heraus getroffen. Während beispielsweise die Schuljahre an den Seminaren in Waldenburg und Annaberg zu Michaelis, also Ende September/Anfang Oktober, begannen, fanden die Schulamtskandidatenprüfungen in Grimma und Plauen zu Ostern statt. Demzufolge war im Frühsommer in Plauen ein Schuljahr so weit fortgeschritten wie in Waldenburg zum Jahresende, bei einem Wechsel würde dem Seminaristen kein Lernstoff fehlen. Karl May, von mehreren Seiten auf das Seminar zu Plauen aufmerksam gemacht und weil es der Wille [seiner] Eltern sei, schreibt am 7. April 1860 an Seminardirektor Johann Gottfried Wild und bittet um Aufnahme in die Anstalt: Da ich auf dem Seminare zu Waldenburg Schüler der zweiten Classe war, so würde mir es lieb sein, wenn ich nicht zurückzubleiben genöthigt sein würde.7 Eine Antwort aus der Vogtlandstadt kam erst, nachdem sich der Waldenburger Seminardirektor Schütze auf eine Bitte Mays für ihn verwendet hatte. Wegen der Überfüllung des Plauener Seminars müsse jedoch, so lässt man May wissen, eine Genehmigung der Kreisdirektion Zwickau eingeholt werden. Als der Konsistorialbehörde auch ein förmliches Befürwortungsschreiben von Schütze vorlag, teilte sie der Seminardirektion in Plauen am 16. Mai 1860 ihr Einverständnis mit und verfügte, der Zögling sei »jedoch bei der Aufnahme ernstlich zu ermahnen und bezüglich seines Verhaltens sorgfältig zu überwachen«.8 Noch am Tag des Posteingangs, dem 24. Mai, setzte Direktor Wild den Antragsteller von dem Beschluss in Kenntnis und informierte ihn über die weiteren Schritte:


(…) daß Ihr Eintritt sogleich nach dem Schluß der Pfingstferien, also am 4. Juni erfolgen kann, daß aber in dem Seminargebäude zu freier Wohnung für Sie kein Raum vorhanden ist, weshalb Sie in einem Privathause ein Logis zu suchen haben. - Zum Behufe einer mit Ihnen anzustellenden Prüfung haben Sie sich am 2. künftigen Monats Vormittags 8 Uhr im Seminar einzufinden.9


Das Lehrerseminar in Plauen wurde erstmals 1797 erwähnt und war eng mit dem städtischen Gymnasium verbunden. Obwohl schon 1810 unter der Bezeichnung ›Vogtländisches Schul-Lehrer-Seminarium‹ staatlich anerkannt, kommt es erst 1835 infolge der Reform des sächsi­schen Schulwesens zur organisatorischen Trennung der beiden Einrichtungen. Am 11. Mai 1860 fand im Seminar Plauen eine Feierstunde anlässlich des 50-jährigen Bestehens beziehungsweise der 25-jährigen Selbständigkeit statt, an der auch Kirchen- und Schulrat Dr. Gotthilf Ferdinand Döhner (1790-1866),



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Leiter der Kirchen- und Schuldeputation bei der Kreisdirektion Zwickau, teilnahm. Die Festansprache hielt Direktor Wild, der das Seminar seit 1835 leitete und zugleich sein 25-jähriges Amtsjubiläum beging.10 Es ist anzunehmen, dass bei der Begegnung die Sprache auch auf den erst wenige Tage zuvor bei Dr. Döhner aus Ernstthal eingegangenen Antrag kam.
Am 2. Juni 1860, einem Sonnabend, fuhr Karl May mit der Bahn über Zwickau nach Plauen zur Aufnahmeprüfung. Als erstes hatte er

einen stylist[ischen] Aufsatz zu fertigen über den Tod Johannis d[es] T[äufers] und die aus dieser Geschichte zu ziehende Lehre. Zunächst ging der Director die gefertigte Arbeit mit May durch, u[nd] knüpfte an diese Geschichte eine Betrachtung über biblische Geschichte und den kl[einen] luth[erischen] Katechismus insbesondere über d[as] 3. Hauptstück an, worauf d[er] Examinand einzelne Teile des Katechismus Textes recitiren mußte.11
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Außerdem hatte er Kenntnisse in römischer Geschichte nachzuweisen, arithmetische Aufgaben im Kopf zu lösen und Proben in Gesang und Generalbass zu geben. Insgesamt konnte er mit seinen Kenntnissen die Prüfungskommission überzeugen:


Obschon die Antworten auf die aus der Religion vorgelegten Fragen manches zu wünschen übrig blieb, so trug man doch kein Bedenken, May in die 2te Cl[asse] zu versetzen, insbesondere, da er in den übrigen Gegenständen größere Sicherheit zeigte. Dies wird May bekannt gemacht u[nd] zugleich zu Fleiß u[nd] gutem sittlichen Verhalten gemahnt, mit dem Hinzufügen, daß, wenn Widriges gegen ihn vorkomme, dies bei der hohen vorgesetzten Behörde zur Anzeige kommen werde.12


Direktor Wild vermerkte den Neuzugang später in seinem Jahresbericht: »Zufolge hoher Verordnung vom 16. Mai trat am 2. Juni der vormalige Waldenburger Seminarist Karl Friedrich May aus Ernstthal als Zögling in die Anstalt ein. (…) Demnach zählt das Seminar gegenwärtig 63 Zöglinge (…).«13

Vor seinem ersten Unterrichtstag am 4. Juni 1860 musste Karl May nochmals nach Ernstthal zurückkehren, denn beim Eintritt in das Seminar waren nach den Bestimmungen der ›Haus- und Lebensordnung‹ mitzubringen:



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Kleidung für Woche und Sonntag, hinlänglich Leibwäsche, Bettdecke nebst doppeltem Ueberzuge (oder wollene Decke) und 2 Betttücher, sowie ein Kopfkissen, Kamm, Bürsten (Schuh-, Kleider- und Zahnbürste), Violine, sowie die beim Unterrichte gebrauchten Bücher und erforderlichen Lehrmittel. Die Bücher sind ebenso wie die Wäsche auf geeignete Weise mit dem Namen des Eigenthümers zu bezeichnen.14


Die Hausordnung verpflichtete zwar die Seminaristen, »soweit es der Raum gestattet, im Seminargebäude zu wohnen« (H § 4 (1)), doch zeigte schon Wilds Schreiben an May, dass diese aus der Landes-Seminarordnung15 übernommene Bestimmung in Plauen nur unzureichend umgesetzt werden konnte. Das Seminargebäude war im Jahr 1844 für 40 Seminaristen erbaut worden und auch das 1848 eingerichtete Internat verfügte nur über diese Kapazität.16 Während die Schülerzahlen des Seminars ständig stiegen (1845: 54, 1860: 64), blieb die Anzahl der Schlafstellen unverändert. Im Mai 1861 wurde das Gebäude schließlich von 124 Zöglingen (81 Seminaristen, 43 Proseminaristen) und 100 Übungsschülern genutzt.17 Der Unterrichtsablauf musste so organisiert werden, dass zwei der Räume vormittags der Übungsschule und nachmittags dem Proseminar zur Verfügung standen.

Die Notwendigkeit der Errichtung eines Erweiterungsbaues für das Plauener Seminar war bis hin zum Kultusministerium unbestritten, doch setzten konkrete Planungen erst 1857 nach dem Erlass der Landes-Seminarordnung18 ein: »Die vorhandenen Räumlichkeiten [fassen] nicht einmal die Aufgenommenen. Ein Theil derselben wohnt außerhalb des Seminars und besucht dasselbe nur behufs des Unterrichts.«19 Die Kreisdirektion Zwickau hatte schon zuvor zu bedenken gegeben: »so lange das Seminar des vollständigen Internats ermangelt, wird auch von einer gemeinschaftlichen Beköstigung seiner Zöglinge abgesehen werden müssen; nicht einmal zum gemeinschaftlichen Mittagstisch würden sich die Externen zuziehen lassen, da das Speisezimmer für den gesammten Cötus20 - dermalen 59. - viel zu klein ist«.21 Als man zu Ostern 1858 auch noch das Proseminar mit zwei Klassen und zunächst 12 Zöglingen einrichtete, spitzte sich die Situation weiter zu. Die räumliche Beengtheit war auch die Ursache für viele Missstände am Seminar, auf die noch einzugehen ist. Der Erweiterungsbau wurde mehrfach verschoben, und als die Bauarbeiten Ende des Jahres 1861 endlich begannen, hatte May das Seminar schon verlassen.22

Da die Internatsplätze sämtlich belegt waren, musste der Zögling aus Ernstthal außerhalb des Seminargebäudes untergebracht werden. Wo May in Plauen Unterkunft fand, wusste 1932 der ›Plauener Sonntags-Anzeiger‹ zu berichten. Er stützte sich auf die Erinnerungen eines aus dessen Vaterstadt stammenden Einwohners, eines gewissen ›Vater Krügel‹:


Der inzwischen verstorbene Vater Krügel war etwa gleichaltrig mit Karl May und konnte sich gut an ihn erinnern.23 In Hohenstein-Ernstthal, erzählte er mitunter, haben die beiden als Jungen zusammen im Kirchenchor gesungen. (…) Vater



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Krügel wußte auch genau, wo Karl May als Seminarist in Plauen gewohnt hatte: beim Kastellan der Loge ›Zur Pyramide‹, in einer bescheidenen Dachkammer des Hauses Schustergasse [Nr. 9], das jetzt ›Gasthaus zur Pyramide‹ heißt. (…) [Mit einem] Blick aus dem Fenster auf den damals noch nicht eingeebneten Friedhof um die Gottesackerkirche (die erst seit 1883 Lutherkirche heißt).24


In einem späteren Bericht der Zeitung wird sogar der Name des Wohnungswirtes genannt: »Uebrigens wohnte der Schriftsteller Karl May als Plauener Seminarist im Erker der Pyramide beim Logenkastellan Gustav Beutner.«25 Die Wohnungsangabe konnte nicht überprüft werden, doch bedarf es einer Korrektur zur Person des Kastellans, bei dem May zur Untermiete wohnte.

Die Plauener Freimaurerloge ›Zur Pyramide‹ wurde am 12. Dezember 1789 als ›Zu den drei Flammen‹ gegründet und wechselte am 12. Juni 1820 ihren Namen. Im Jahr 1856 entschloss man sich, für das 1835/36 errichtete Logenhaus


einen eigenen Castellan anzustellen, der aus der Zahl der dienenden Brüder gewählt ward und gegen Beaufsichtigung und Instandhaltung des Logengebäudes sowie gewisse andere Servitute26 freie Wohnung, Heizung und Beleuchtung erhielt. Bei befriedigendem Verhalten ernannte man ihn dann auch zum activen Mitglied unter Entbindung von der Beitragspflicht. Und so hatte denn seit 1856 Br[uder] Neske, seit 1861 Br. Pappermann, von 1863 bis jetzt [1889] Br. Beutner die Stellung eines Castellans inne.27


Nach der zitierten Festschrift muß um 1860/61 ein Wechsel im Amt eingetreten sein. Anhand der überlieferten Personalakten lässt sich jedoch belegen, dass May nur einen Vermieter hatte, und zwar den Floßamt-Expedienten Wilhelm Franz Pappermann (1820-1897), der bereits am 26. Juni 1858 als dienender Bruder in die Loge aufgenommen worden war: »Im Monat Mai 1859 bezog Br. Pappermann die Wohnung im Logenhause und übernahm damit zugleich die Pflichten eines Castellans der Loge.«28 Im Jahr 1861 wurde Pappermann auf sein Ansuchen wirkliches Mitglied der Loge, blieb aber weiterhin Kastellan, um die Tätigkeit der dienenden Brüder mit zu leiten und zu beaufsichtigen.

Kenner von Mays Werk stellen bei dem Namen Pappermann wohl die Verbindung her zum Hotelier und ehemaligen Westmann Max Pappermann in ›Winnetou IV‹, und es ist nicht auszuschließen, dass May 1909 mit der Figur seinem ehemaligen Vermieter ein literarisches Denkmal setzen wollte.29 Die Entwicklung des Schriftstellers weg von der bislang vertretenen orthodoxen Christlichkeit zur überkonfessionellen Menschlichkeit und religiösen Toleranz des Spätwerkes hat ihre Wurzeln in freimaurerischem Gedankengut.30 Dieses lernte May nicht erst in seiner Plauener Seminarzeit kennen, sondern, wie er es in seiner Selbstbiographie andeutete, bereits als Schüler in Ernstthal.31



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** PLEASE DESCRIBE THIS IMAGE ** Den außerhalb des Seminars wohnenden Zöglingen mangelte es nicht an entsprechender Aufsicht. Die Lehrer hatten

die Obliegenheit, die Seminaristen fleißig in ihren Wohnungen zu besuchen, bei den Wirten nach ihrer Aufführung sich zu erkundigen, (…) sich die genaueste Kenntnis von dem Leben und der Aufführung eines jeden einzelnen Seminaristen zu verschaffen und in wichtigen Fällen Anzeige bei dem Rektor (…) zu machen. Übrigens durfte kein Seminarist wohnen, wo er wollte; sondern der Rektor sorgte für geeignete Wohnungen, schloß mit den Wirten den Mietcontrakt ab und verpflichtete diese auf seiner Stube durch Handschlag zu den übernommenen Verbindlichkeiten.32


Ob sich May die Unterkunft selbst aussuchen konnte, wie man Wilds Zusage-Schreiben entnehmen könnte, ist nicht bekannt. Eine Festlegung durch den Direktor ist jedoch denkbar, denn indem er den vom Waldenburger Seminar verwiesenen May in die Obhut des Kastellans gab, versprach er sich möglicherweise eine wirkungsvolle Beaufsichtigung des Zöglings. Abgesehen davon genossen die Externen viele Vorteile, und es galt zu jener Zeit als »ziemlich schwere Strafe«,33 wenn sie bei frei werdenden Plätzen ins Internat überwechseln mussten. Denn »zu schlafen haben die Seminaristen im alten Haus unmittelbar unterm Dach, (…) die Schränke (stehen) neben dem Schlafsaal, (…) Kisten und Koffer und Kommoden haben die Schüler mit im Schlafsaal«.34

Eine Häufung von Disziplinarverstößen trat bei den außerhalb des Seminars wohnenden Zöglingen in der Regel nicht auf. So stellte Direktor Wild 1857 im Jahresbericht an die Kreisdirektion Zwickau fest, »daß die gegenwärtigen Externen in Bezug auf Fleiß und sittliches Verhalten den Internen in keiner Weise nachstehen und daß während des ganzen Jahres gegen keinen der erstern ein höherer Strafgrad als der erste und auch dieser nur in einigen wenigen Fällen anzuwenden war«.35 Der zugemessene erste Strafgrad umfasste »öffentliche Verweise resp[ective] vor dem Lehrercollegium und dem Seminarcötus«.36

Nach etwa vier Monaten am Seminar kommt es freilich zu ersten Disziplinarverstößen des Neulings, die im Protokoll der Seminarkonferenz vom 22. September 1860 nicht näher bezeichnet sind:



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May läßt sich Mancherlei gegen die Ordnung des Seminars zu Schulden kommen, scheint auch eine außerordentliche Neigung zur Lüge zu haben. Es wird ihm unter Hinweis auf die Verordnung der K[öniglichen] Kreisdirection vom 16. Mai a. c.37 angedroht, daß zwar diesmal noch, aus Rücksicht auf seine Aeltern, von der betr. Anzeige abgesehen werden solle, daß diselbe aber gewiß erfolgen werde, wenn noch irgend etwas Widriges vorkomme. Als Schulstrafe wird ihm zuerkannt, daß er morgen, u[nd] morgen über 8 Tage von 2-6 Uhr n[ach]m[ittags] im Seminar arbeiten solle, die Aufgaben werden ihm von dem Unterzeichneten [Oberlehrer Kühn] u[nd] von dem Director gegeben werden.38


Am 23. Februar 1861 wurden May und drei weitere Schüler vor die Seminarkonferenz geladen, »theils weil sie musikalische Uebungen versäumt haben, theils Unterrichtsstunden. Jeder von ihnen [muß] ein Stück Noten abschreiben.«39 Solche Verstöße blieben am Seminar nie unentdeckt, denn Inspektoren, vom Direktor ausgewählte Schüler der Oberklasse, hatten »vorkommende Vergehungen wider die Hausordnung (…) zu notiren und am Sonnabende dem inspicirenden Lehrer vorzulegen, dafern nicht das begangene Vergehen eine sofortige Anzeige bei dem Director erheischt«. (H § 10 (6))

Bei dieser ›Entwicklung‹ des Schülers May ist es verständlich, dass Direktor Wild die nächste sich bietende Gelegenheit nutzte, ihn noch besser unter Kontrolle zu bekommen: »Seine Aufnahme in das Internat des Seminars erfolgte erst einige Monate später.«40 Belegt ist der Wechsel durch ein zu Beginn des Schuljahres 1860/61 für das Internat angelegtes ›Schrank-Verzeichnis‹,41 in dem auch die Änderungen festgehalten worden sind. Aus den Einträgen unter der Position 33 ist ersichtlich, dass den Schrank zunächst der Seminarist Bär benutzt hatte, gefolgt von Spranger und schließlich von May. Adolph Robert Bär, der mit Karl May die zweite Klasse besuchte, verließ am 23. August 1860 freiwillig das Seminar. Seinen Internatsplatz erhielt der Proseminarist Friedrich Gustav Spranger, dessen unfreiwilliger Abgang von Vizedirektor Kühn in den Jahresberichten festgehalten wurde: ** PLEASE DESCRIBE THIS IMAGE **



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Fr. Gust. Spranger aus Schöneck hat zu schärferer Bestrafung Veranlassung gegeben. Von Naschsucht verleitet, hatte er nicht nur einen Theil seiner Bücher verkauft, sondern sich sogar einiger kleineren Entwendungen schuldig gemacht. Das Lehrercollegium war mit mir der Meinung, daß Spr[anger] aus der Anstalt zu entfernen sei; aber die inständigen Bitten der Mutter, welche wiederholt versicherte, daß die Entfernung des Knaben aus der Anstalt den Tod des erkrankten Vaters zur Folge haben würde, [bewirkten, dass] (…) er bis jetzt [20.12.1860] in der Anstalt geblieben. Da er aber den Erwartungen nicht hinlänglich entsprochen, so ist seinem Vater der Rath ertheilt worden, ihn aus der Anstalt zu entfernen.42


Im Bericht für das Jahr 1861 vermerkte Kühn, dass »gegen Ende des Vierteljahres« der »Austritt des Gustav Friedrich Spranger [aus] Schöneck, über welchen schon der vorige Jahresbericht ein sehr un­günstiges Urtheil fällen mußte«,43 erfolgt sei. Spranger fehlt schon in den Zensurenlisten der Oster-Prüfung 1861. In einem neuen Schrank-Verzeichnis44 vermerkte Direktor Wild hinter der Nummer 33 Karl May und den Proseminaristen Oscar Lienemann, entschied sich dann doch für den Ernstthaler. Wohl mit dem Eintritt in die 1. Klasse, am ersten Schultag nach den Osterferien (8. April), wechselte May in das Internat, nach über zehn Monaten musste er sein Logis im Logenhaus verlassen. Im Internat wohnten bereits seine Klassen-Mitschüler Hantsche, Kramer, Valtin, Wild und Ziegner.



H a u s o r d n u n g


Mit dem Eintritt in das Internat galt für Karl May nun ohne Einschränkungen die ›Haus- und Lebensordnung für das Schullehrerseminar zu Plauen‹. Sie verlangte grundsätzlich von den Seminaristen,


des guten Anstandes und der Höflichkeit und Sittenartigkeit im Hause, im Umgange mit den Lehrern und unter einander sich zu befleißigen. Darum haben sie alles Schreiens und aller ungeziemenden Ausdrücke, so wie einer rohen und bäurischen Sprache sich zu enthalten, stets reinlich und dem Anstande angemessen sich zu kleiden; den Tag über vom Beginn der Frühlectionen bis zum Beginn der Arbeitsstunden des Abends, sofern nicht auf die Gesundheit zu nehmende Rücksichten eine Ausnahme nöthig machen, stets völlig angekleidet zu sein, zerrissene Kleidungsstücke sofort abzulegen und auf deren Ausbesserung bedacht zu sein; auf Haltung des Körpers zu achten und beim Sitzen und Stehen alles zu vermeiden, was dem guten Anstande entgegen ist; alles Rennen und Jagen im Hause, das plumpe Tappen und Poltern auf den Treppen und Corridoren, alles Pfeifen und das Geigen auf den Treppen, das Schreien, Lärmen und Balgen im Hause oder in den Lehrzimmern und Sälen zu vermeiden. (H § 3 (d))


Die Matrikel des Plauener Seminars spiegelt in den Angaben zum Stand der Eltern die soziale Herkunft der Seminaristen wider. Konkret ergeben sich in Karl Mays Klasse folgende Berufe: Lehrer in Raun, Grenzaufseher



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in Ebmath bei Oelsnitz, Schullehrer in Wohlhausen, Webermeister in Plauen (verstorben), Strumpfwirker in Pausa, Maschinenbauer in Plauen (verstorben), Gerichtsrat in Plauen, Webermeister in Ernstthal, Lehrer in Straßberg, Landmann in Jößnitz (verstorben) und ein Vater ohne Berufsangabe aus Naundorf bei Leisnig.45 Mit Ausnahme der aus Plauen und dem Nachbarort Pausa stammenden Seminaristen hatten alle Mitschüler Mays einen Internatsplatz.

Vom sächsischen Staat waren die Kosten für die Ausbildung an den Schullehrerseminaren so gestaltet worden, dass es auch mittellosen Familien möglich war, den finanziellen Aufwand zu tragen:


Wohnung, Unterricht, Holz und Licht, auch in Krankheitsfällen Verpflegung und ärztliche Behandlung (mit Ausnahme der Medicin, welche jeder selbst zu bezahlen hat) erhalten die Seminaristen frei. Sie haben blos zu bezahlen, was ihre Beköstigung beträgt, und vierteljährlich 1 N[eu]gr[oschen] zur Anschaffung der Dinte und dergl. zu entrichten. (H § 4 (7))


Das Kostgeld »schwankte zwischen 36 bis 48 T[ha]l[e]r je nach dem Werte eines Scheffels Waldenburger Maß, betrug aber durchschnittlich 39 Tlr. jährlich«.46 Lediglich die für den Unterricht benötigten Bücher und anderweitigen Lehrmittel mussten selbst gekauft werden.

Seit 1847 war der am städtischen Krankenhaus angestellte Dr. med. Jacob Julius Böhler (1804-1877) zugleich Seminararzt. Er wirkte besonders als Homöopath, »vielfach mit einer kleinen homöopathischen Apotheke sich behelfend«.47 Da keine Krankenstube im Seminargebäude vorhanden war, wurden


in schlimmeren Fällen (…) die Kranken nach Hause entlassen oder dem städtischen Krankenhaus zugewiesen; es kommen (…) auch kleine Unpäßlichkeiten vor, und da muß dann ein reserviertes Plätzchen im Schlafsaal genügen, wenn der Leidende sich nicht vielleicht im Arbeitszimmer aufhalten kann, was alles nur



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den einen Vorteil hat, daß aus Mutwillen niemand krank oder wenigstens wieder recht bald curiert wird. (…) Die Krankenpflege besorgen in regelmäßigem Wechsel die Kameraden einander selbst, und es soll ihnen dies mit zur Übung des sympathischen Interesses dienen.48


Die von Dr. Böhler erbrachten medizinischen Leistungen wurden dem Seminar in Rechnung gestellt. Auf den im Haushaltjahr 1860 eingereichten Belegen sucht man einen ›Patienten May‹ vergebens, für das Folgejahr sind die Rechnungen nicht überliefert.

Anhand der Hausordnung kann der Tagesablauf der Seminaristen nachvollzogen werden:


An den Wochentagen wird im Sommer um ½ 5 und im Winter ½ 6 Uhr, Sonn- und Feiertags eine halbe Stunde später aufgestanden; doch ist auch früher aufzustehen nicht verwehrt. Der Hausmann giebt das Zeichen dazu mit der Glocke, und während der darauf folgenden Stunde haben sich alle Seminaristen in Ordnung und ohne Ausnahme zu waschen, die Kleider und das Schuhwerk zu reinigen, soweit dies nicht schon am Abende zuvor geschehen ist. Darauf wird das Frühstück genossen. Die übrige Zeit bis zum Beginn der Lectionen, welchen eine Morgenandacht vorangeht, wird zur Vorbereitung auf den Unterricht in den Lehr- und Arbeitszimmern angewendet. An den Sonn- und Festtagen, sowie an allen Wochentagen, an denen der Unterricht ausfällt, wird unmittelbar vor dem Frühstück in dem Speisesaale eine kurze Morgenandacht, bestehend im Vorlesen eines guten Gebetes und resp. Absingen eines Liedverses, unter Leitung eines Inspectors gehalten. - Abends nach 9 Uhr wird durch eine Abendandacht die Tagesarbeit geschlossen. Spätestens um 10 Uhr geht ein jeder Zögling zu Bette, und nur in besonderen dringenden Fällen kann es mit Erlaubniß des Directors gestattet werden, länger aufzubleiben. (H § 5 (1))


Für die Externen begann der Unterrichtstag mit der Morgenandacht im Seminar; ihre Teilnahme an der Abendandacht war hingegen mit »manchen Schwierigkeiten« verbunden, über die man »mit einigem Aufwande für Beheitzung des Orgelsaales während der Wintermonate hinweg zu kommen« suchte.49

Zu Karl Mays Zeit am Seminar war das Gebäude noch nicht an das kommunale Wasserleitungsnetz angeschlossen:


Das Waschen des Morgens geschieht in dem Waschlocale, woselbst auch das Putzen der Stiefel und das Reinigen der Kleider verrichtet werden soll. Das Waschwasser wird von je zwei Seminaristen, welche wöchentlich wechseln, aus dem Brunnen gepumpt und in den dazu bestimmten Gefäßen in die Waschstube getragen. (H § 4 (5))


Im Sommer hatten die Schüler Gelegenheit, »für weniges Geld im Fluß zu Baden und zu schwimmen«.50 In der Hausordnung war festgelegt, dass »Boten von den Eltern mit Wäsche, wie auch die Waschfrauen (…) nicht in die Wohnzimmer der Seminaristen eingelassen werden« (H § 4 (6)), son-



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dern die Übergabe in den freien Stunden der Zöglinge im Vorsaal oder Speisesaal zu erfolgen habe.

Die täglich anfallenden Aufgaben mussten, wie es May schon vom Waldenburger Seminar her kannte, so genannte ›Wochner‹ erledigen:

Sämmtliche Seminaristen, mit Ausnahme der Inspectoren, haben in wöchentlich abwechselnder Reihenfolge und zwar je zwei die Besorgung der Verrichtungen im Hause, welche zur Erhaltung der Ordnung nothwendig sind, zu übernehmen: 1) früh das nöthige Waschwasser aus dem Brunnen zu pumpen und in die Waschstube zu tragen, und das gebrauchte Waschwasser wieder herauszuschaffen; 2) das beim Mittags- und Abendessen nöthige Trinkwasser in den Speisesaal zu besorgen. (H § 12)
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Der eine der beiden Wochner hatte »das Auslöschen der Lampen und Lichte in den Lehr- und Arbeitszimmern zu besorgen«, vergleichbar mit der Tätigkeit des ›Lichtwochners‹ in Waldenburg. Zu den Obliegenheiten dieses Wochners gehörte auch,


die für die Lehrstunden nöthigen Vorbereitungen in den Lehrzimmern zu besorgen, namentlich die Wandtafeln abzuwischen und Schwamm und Kreide in Bereitschaft zu legen; auf Reinlichkeit in den Lehr- und Arbeitszimmern, auf den Treppen und der Hausflur, in den Schlafsälen, den anstoßenden Kammern, und in der Waschstube zu sehen und dafür zu sorgen; darauf zu achten, daß Feuer und Licht keinen Schaden verursachen. (H § 12)


Der andere Wochner war verpflichtet,


bei Regen und Sturm ein wachsames Auge auf die Fenster zu haben, daß sie nicht zerschlagen werden, sowie das in den Wasserkästen befindliche Wasser auszugießen; Abends vor dem Schlafengehen in den Lehrzimmern und Sälen nachzusehen, ob die Fenster zugemacht sind, und die offenen Fenster und Thüren zu verschließen; auf die Abtritte51 zu achten und alle Unsauberkeiten zur Anzeige und beziehendlich Bestrafung zu bringen. (H § 12)


Die Zöglinge mit Internatsplatz erhielten


die volle Beköstigung im Seminar, und zwar früh nach dem Waschen und Ankleiden, auch beziehendlich (…) nach der Morgenandacht Kaffee; um 9 Uhr Butterbrod, außerdem Mittagessen um 12, und Abendessen um 6 Uhr. - Einheimi-



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schen ist es gestattet, Mittags- und Abendessen bei ihren Eltern zu nehmen. (…) Auch der Genuß eines freien Mittagstisches bei wohlthätigen Einwohnern der Stadt ist nicht verwehrt. Das Kostgeld (…) ist in vierteljähriger Vorausbezahlung an die Speisekasse zu entrichten. Die einzelnen Seminaristen bewilligten Stipendien werden bei der Bezahlung des Kostgeldes in Anrechnung gebracht. Die freien Mittagstische werden verhältnismäßig von dem Kostgelde abgerechnet. Messer, Gabel und Löffel hat sich jeder selbst anzuschaffen. (H § 8)


Einem strengen Reglement unterlagen die Mahlzeiten:


Zur bestimmten Zeit haben sich die an dem Essen Theil nehmenden Zöglinge sogleich nach dem Lauten mit Ruhe in den Speisesaal zu verfügen und ihre Plätze einzunehmen. Wenn alle versammelt sind, so spricht beim Mittags- und Abendessen einer der amtirenden Inspectoren ein kurzes Tischgebet, vor dessen Vollendung die Speisen unberührt zu lassen sind. Die Tischobersten haben darauf zu sehen, daß die Speisen an die Tischgenossen gleichmäßig vertheilt werden, sowie auf Ruhe und Ordnung während des Essens zu halten. - Während der Mahlzeit, welche auch mit einem kurzen abwechselnd von einem der Inspectoren zu sprechenden Gebete geschlossen wird, darf in der Regel Niemand seinen Platz verlassen. - Kein Seminarist darf seine Portion aus dem Speisesaale wegtragen, um sie anderwärts zu verzehren. - Zur Vesperzeit ausschließend soll es den Zöglingen erlaubt sein, gegen sonstige Bezahlung zu festgesetzten Preisen einzelne Victualien, namentlich Obst, Kaffee oder Milch, von der Seminarökonomie sich verabreichen zu lassen. (H § 8)


In einer Anmerkung zum § 8 der Hausordnung werden die Seminaristen darauf hingewiesen, dass man »durch einfache und gesunde Kost das körperliche Wohl der Zöglinge fördern will« und ihnen deshalb »alle Genüsse, mit welchen ein schädlicher Nervenreiz verbunden ist«, untersagt: »Verboten ist daher namentlich das Tabakrauchen und Branntweintrinken. Der mäßige Genuß des Bieres ist dagegen gestattet, und es können die Zöglinge namentlich zum Abendessen gegen sofortige Bezahlung von der Oekonomie sich welches holen lassen.« Als ›Oeconom‹ und Hausmeister, der auch die Beheizung und Reinigung der Räume besorgte, war seit 1846 der Schneidermeister Karl Friedrich Forner (1808-1867) angestellt,52 der im Seminargebäude wohnte.

Die Seminaristen durften in der Regel auch in den Freistunden das Seminargelände nicht verlassen:


In der Erwartung, daß die Zöglinge auch ihre Freistunden nicht verschwenden und die ihnen gewährte Freiheit nicht mißbrauchen, werden über die Zeit, in welcher weder Lehr- noch Arbeitsstunden53 angesetzt sind, keine besonderen Bestimmungen gemacht. In den Freistunden ist es gestattet, in dem Speisesaale zu arbeiten, wobei jedesmal der erste unter den Anwesenden auf Ruhe und Ordnung zu halten hat. Diejenigen, welche die freien Nachmittagsstunden außer dem Hause zubringen, haben sich aber vor dem Abendessen pünktlich einzufinden. (H § 5 (4))



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An den Sonnabendnachmittagen unternahm ein Lehrer mit den Seminaristen Spaziergänge, auf denen unter Anleitung Naturbeobachtungen durchgeführt wurden. Da sich die Zöglinge gelegentlich vor dem Ausgang drückten, ist in der Seminarkonferenz vom 22. November 1860 noch einmal ausdrücklich auf die Teilnahmepflicht hingewiesen worden: »Am Spaziergange des Sonnabends haben alle Sem[inaristen] sich anzuschließen, dafern sie nicht durch den Director dispensirt sind.«54

Ihre Freizeit ohne Aufsicht in der Stadt Plauen und ihrer näheren Umgebung verbringen zu können, bot sich den Schülern nur wenig Gelegenheit: »Oeffentliche Orte zu besuchen, ist an den Wochentagen nicht gestattet. An den Nachmittagen der Sonn- und Festtage ist nur der Besuch solcher Orte erlaubt, welche von dem Lehrercollegium als unbedenklich erkannt werden. Wer die gestattete Freiheit mißbraucht, wird sich eine Beschränkung oder theilweise Entziehung derselben gefallen lassen müssen.« (H § 5 (4)) Zu den nach Einschätzung der Pädagogen unbedenklichen öffentlichen Orten gehörte die neben dem Nonnenturm und einen Steinwurf vom Logenhaus entfernt gelegene Restauration ›Zum Tunnel‹ von Ernst Anders. Erinnerungen an seine Seminarzeit veranlassen Karl May, bei der Niederschrift einer Szene in der Jugenderzählung ›Der schwarze Mustang‹ dem Hobble-Frank wohl sein eigenes Bekenntnis in den Mund zu legen, als Old Shatterhand den Westmann Hasael Benjamin Timpe aus Plauen vorstellte:


»Das freut mich ungeheuer, ja wirklich ungeheuer. Plauen is mir nämlich sehr ans Herz gewachsen, denn dort habe ich bei Anders im Glassalon mein schönstes Bier getrunken und meine besten Schweinsknöcheln à la omelette gegessen; voigtländische Klöße, so grüngenüffte, waren, gloobe ich, ooch dabei.«55


Welche von den in der Nähe der Stadt gelegenen »öffentliche(n) Vergnügungs-Gärten und Restaurationen« zu den erlaubten Zielen für die Seminaristen zählten - das Adressbuch56 nennt die ›Poppenmühle‹, das ›Tivoli‹ und das ›Felsenschlößchen‹ -, ist nicht überliefert.

Vor Beginn der angenehmen Stunden am Sonntagnachmittag hatte jeder Seminarist,


abgesehen von seiner Obliegenheit als Mitglied des Singechors, an dem öffentlichen Vormittagsgottesdienste Theil zu nehmen. Wer wegen Unwohlseins verhindert ist, an dem öffentlichen Gottesdienste Theil zu nehmen, verweilt während der Kirche auf der Krankenstube; wer aus anderen Gründen, nach eingeholter Dispensation, zu Hause bleibt, hat sich während des Gottesdienstes in seinem Wohnzimmer aufzuhalten und sich angemessen zu beschäftigen. - Zweimal jährlich, zu Ostern und zu Michaelis, findet eine Communion der Lehrer und Zöglinge des Seminars mit Privatvorbereitung Statt, welche letztere abwechselnd einer der Hauptlehrer hält. (H § 6)



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Entsprechend einem Regulativ aus dem Jahr 1841 waren alle Seminaristen verpflichtet, dem Singchor der Stadt Plauen beizutreten und sich dem Chordienst unbeschränkt zu unterziehen. Die vereinnahmten Chorgelder wurden jährlich zweimal an die Sänger und anderen Mitwirkenden verteilt. »Die Seminaristen hatten als Mitglieder des Chores besondere Vorteile, nämlich daß sie auf den großen Orgelwerken (in der Stadt- und Gottesackerkirche) üben durften.«57 Geleitet wurde der Singchor seit Dezember 1859 von Kantor und Musikdirektor Friedrich Moritz Gast, der selbst geistliche Musikwerke komponierte. Während seiner Amtszeit entwickelte sich in der Stadt ein vielfältiges Musikleben. An der Aufführung des Oratoriums ›Elias‹ von Felix Mendelssohn Bartholdy am 9. September 1860 in der Johanniskirche, auch Stadtkirche genannt, unter der Leitung von Gast wirkte Karl May ganz sicher mit.58 Als im darauf folgenden Jahr Mendelssohns ›Paulus‹ am 15. September auf dem Kirchenmusik-Programm stand, hatte May wenige Tage zuvor seine Abschlussprüfung bestanden und Plauen bereits verlassen.



L e h r s t o f f e


Am 24. Januar 1857 wurde vom Kultusministerium eine ›Ordnung der evangelischen Schullehrerseminare im Königreich Sachsen‹ erlassen, die ab Ostern jenes Jahres einzuführen war. Nach Einschätzung zeitgenössischer Pädagogen schnitt diese Seminarordnung


rücksichtlich der Lehrordnung tief in das Fleisch der bisherigen Lehrerbildung, vielleicht tiefer als es die 3 preußischen Regulative des Ministers Raumer vom 1., 2. und 3. Oktober 1854 gethan hatten. Denn die Beseitigung des Unterrichts in der lateinischen Sprache, des selbständigen Unterrichts in



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Logik und Psychologie und die Weglassung eines ausführlichen Unterrichts in der deutschen Literatur entriß den sächsischen Seminaren gerade das, worauf sie mit besonderer Befriedigung und mit einem gewissen Stolze geblickt hatten.59


Die neue Lehrordnung legt die Psychologie und Volksschulkunde auf die Pädagogikstunden und verbindet die spezielle Methodik mit den praktischen Übungen. Die wesentlichen Lehrfächer des Seminars bleiben Religion und Katechetik, Deutsche Sprache, Geographie, Geschichte, Naturkunde und Naturgeschichte, Rechnen, Anfangsgründe der Raumlehre, Pädagogik, Schönschreiben, Zeichnen, Turnen, Musik (Violine, Klavier, Orgel, Generalbass und Gesang). Die Übungsschule ist zweiklassig mit höchstens 50 Kindern in der Klasse zu gestalten. Auf der Grundlage der Landes-Seminarordnung wurden von der Plauener Seminardirektion kurzfristig neue Lehrpläne für das Proseminar, das Seminar und die angeschlossene Übungsschule erarbeitet und der Kreisdirektion Zwickau zur Genehmigung eingereicht.60

Anhand des ›Lehrplans für das Königliche Schullehrerseminar zu Plauen‹ vom 10. Februar 1857 und der Ausführungen zum Lehrplan im ›Ersten Jahresbericht des Seminars zu Plauen‹ von 1869 - einem Zeitpunkt, an dem der 1857 festgelegte Lehrstoff mit Ausnahme für den Deutschunterricht noch galt - wird nachfolgend der Versuch unternommen, wenigstens in Einzelbeispielen aufzuzeigen, welche Ziele erreicht werden sollten beziehungsweise welchen Lehrstoff Karl May in der zweiten und ersten Klasse vermittelt bekommen hat.61

»Im Religionsunterricht selbst«, so heißt es im Jahresbericht,


darf nirgends ein bloßer Buchstabendienst getrieben, ein bloßer Buchstabenglaube verlangt werden. In den oberen Classen muß die Religionslehre in systematischer Fassung und zugleich in apologetischer Weise gegeben werden, um Lehrer und Schule vor den antichristlichen Strömungen der Zeit zu sichern. Der Hauptzweck des Religionsunterrichts wird sein, die Zöglinge zu lebendigen Christen und Gliedern der Kirche zu erziehen und sie zugleich durch volle und warme Erfassung der christlichen Heilswahrheit mit Herz und Vernunft für die Ertheilung eines fruchtbaren Religionsunterrichts fähig zu machen.62


Durch die neue Seminarordnung verbesserten sich zwar die äußeren Bedingungen der Lehrerausbildung, für die innere Entwicklung brachte sie keinen Fortschritt:


So mußten die Klassenkombinationen trotz der vermehrten Lehrerzahl doch noch immer in den meisten Lehrgegenständen beibehalten werden, es herrschte keine rechte Einheitlichkeit in Lehrgängen, Lehrbüchern, Stundenplänen, der Unterricht war fast durchgängig rein gedächtnismäßig und mit vielem Diktieren und Nachschreiben verbunden, auf die Betreibung der musikalischen Fächer war im Verhältnis zu der der übrigen Lehrgegenstände zuviel Gewicht gelegt worden.63



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Diese unleugbaren Mängel in Verbindung mit der Missbilligung des Wegfalls der lateinischen Sprache und des umfassenden Unterrichts in der deutschen Literatur veranlassten eine heftige Bewegung gegen die Seminarordnung innerhalb der Lehrerschaft. Es wurde eine Reform der Lehrerseminare gefordert.

Wortführer waren der Pädagogische Verein zu Chemnitz und dessen Vorsitzender Dr. Christian Friedrich Dittes (1829-1896), Subrektor der Realschule und des Progymnasiums zu Chemnitz. Der engagierte Pädagoge, der 1844 bis 1848 das Plauener Seminar besuchte, hielt am 3. Oktober 1864 auf der 12. Allgemeinen Sächsischen Lehrerversammlung in Chemnitz den Vortrag ›Die deutsche Sprache und Literatur auf den sächsischen Lehrerseminaren‹, in dem er die Defizite und ihre Auswirkungen analysierte:


Außer Grammatik und Stylübungen finden sich nur noch Leseübungen auf allen Seminaren, freilich meistens in sehr kümmerlicher Entwicklung. Zahlreiche Lehrer, aus den verschiedenen Seminaren hervorgegangen, klagen, daß ihnen eben so wenig jemals ein prosaisches oder poetisches Werk erklärt, wie eine Stylaufgabe über etwas Literarisches gegeben worden ist. Die Lesestunden sollen stets einen höchst langweiligen Character gehabt haben und oft zur Verrichtung eines Schläfchens verwendet worden sein. Wo freilich unsere Nationalliteratur selbst eingesargt liegt, da kann sie die Schläfer nicht wecken. (…) Natürlich kann die ganze Lectüre nicht viel mehr erzielen, als leidliches mechanisches Lesen, da ja die Disciplinen, welche zum Verständniß der Literatur erforderlich sind, in unseren Seminaren entweder ganz fehlen, oder doch nur ein sehr dürftiges Dasein führen. (…) Hie und da wird lediglich ein ganz dürres Gerippe von Literaturgeschichte gegeben, z. B. in sechs Stunden von Ulphilas64 bis zur Gegenwart. Anderwärts giebt man gelegentlich in Welt- und Kirchengeschichte, in Geographie und Pädagogik einige literaturgeschichtliche Notizen, namentlich über die Dichter von Gesangbuchliedern.65


Es wäre interessant gewesen, einen Blick in die Plauener Seminarbibliothek zu werfen, aber deren Verzeichnisse sind nicht überliefert. Die Bücherei war 1811 mit einem Anfangsbestand von 129 Titeln eingerichtet worden. »Die Benutzung stand nicht nur den Seminaristen, sondern auch den im Umkreise angestellten Lehrern gegen einen kleinen Betrag frei. Die Seminaristen hatten über die von ihnen benützten Bücher schriftlich oder mündlich Rechenschaft abzulegen.«66 Zur Zeit Karl Mays am Seminar standen die Bücherschränke aus Platzmangel auf den Korridoren und im Lehrerzimmer.67

Zu der von der Lehrerschaft angemahnten Reform kam es jedoch erst im Jahr 1873 mit dem Erlass einer neuen Lehrordnung für Seminare. In den Lehrplan wurde die lateinische Sprache wieder aufgenommen, ebenso die Lektüre der Werke der Klassiker. Folgt man dem Lehrplan des Seminars Plauen aus dem Jahr 1857, erhielt Karl May im Fach Deutsch einen



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gedrängte(n) Unterricht über alle Arten stylistischer Aufsätze, mit Einschluß der im Leben eines Schullehrers gewöhnlich vorkommenden Geschäftsaufsätze und Besprechung der eingelieferten Arbeiten. Zu Zeiten sollen auch passende Schriftstücke memorirt und vorgetragen werden, was in der ersten Classe mit Diskussion über leichtere Gegenstände wechseln soll. In Cl[asse] I sollen auch freie Abhandlungen und Reden, deren Stoff vorher durchgesprochen worden ist, gefertigt werden.


Näheres erfährt man aus den jährlich von den Seminarlehrern zusammengestellten Übersichten des vermittelten Lehrstoffes. Im Deutschunterricht während des Sommerhalbjahres 1861 war es für die erste Klasse, die Karl May besuchte, u. a. die »Behandlung von Lehrstücken nach Lüben u. Nacke, mit Anknüpfung der Literaturgeschichte bis Klopstock«.68 Mit dem im Plauener Seminar verwendeten ›Lesebuch für Bürgerschulen. Sechster Theil‹69 fand der Deutschunterricht auf einem höheren Niveau statt, als ihn Friedrich Dittes generell für die sächsischen Lehrerbildungsanstalten schilderte. Der Herausgeber August Lüben (1804-1874) vertrat die sich 1851 erst langsam durchsetzende Ansicht, »daß wahre Bildung durch nichts so gefördert wird, als durch richtige Benutzung der klassischen Nationalliteratur«, und gab den Lehrern im Vorwort des Lesebuches entsprechende Anregungen für den Unterricht. »Es kommt ein ganz anderer Geist in die Schüler«, resümiert Lüben seine Erfahrungen,


wenn es dem Lehrer gelungen ist, ihnen auch nur Einen Dichter lieb und werth zu machen; Denk- und Darstellungsweise gewinnen von Stund an auffallend. Eben so unzweifelhaft ist, daß die Schüler durch geeignete Anleitung zum Lesen



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eines guten Schriftstellers am nachhaltigsten zur Selbstbildung angereizt, und am sichersten dazu befähigt werden, in ihr also eine unschätzbare Mitgift für das ganze Leben erhalten. (…) Es ist zu diesem Zwecke empfehlenswerth, in einem besondern Heftchen unter dem Namen eines Schriftstellers Alles nach den Ueberschriften und Anfängen zusammenzustellen, was die Schüler von ihm kennen. (…) Haben die Schüler einen Schriftsteller lieb gewonnen, so macht es ihnen Freude, seine Lebensverhältnisse näher kennen zu lernen, besonders solche, die das Verständniß seiner Produktionen erleichtern und vom rechten Gesichtspunkte aus betrachten lehren. Der Lehrer unterlasse daher nicht, das Literaturbild durch Mittheilung kurzer, recht faßlicher Biographien zu vervollständigen. Der bald erscheinende Commentar70 wird in dieser, wie in mancher andern Hinsicht die nöthigen Hülfen gewähren.71


Bei der Sichtung der von Lüben und Nacke ausgewählten Lesestücke stellt man fest, dass natürlich Gellert, Klopstock, Lessing, Wieland, Herder, Goethe und Schiller - letztere überproportional - vertreten, aber auch Luther, Chamisso, Humboldt, Rückert, Uhland, v. Platen, Freiligrath und Geibel berücksichtigt worden sind.72 Auf besonderes Interesse des Ernstthaler Seminaristen stießen sicher die Auszüge aus Berichten von Forschungsreisenden, wie ›Die Katakomben der Thebais in Oberegypten‹ von Karl Ritter (1779-1859), ›Ein Tag unter dem Aequator‹ von Karl Friedrich Philipp von Martius (1794-1868) und ›Die Anden‹ von Eduard Friedrich Pöppig (1798-1868).73 Im ›Lesebuch‹ lernte Karl May nicht nur die Ring-Parabel aus Lessings Drama ›Nathan der Weise‹,74 sondern auch das Gedicht ›Die drei Indianer‹ von Nikolaus Lenau (1802-1850) kennen, deren Einfluss auf May, im Falle des letzteren bis hin zum Spätwerk (›Winnetou IV‹), verfolgt werden kann. Hartmut Vollmer fand es in einem Motiv-Vergleich Lenaus mit May »interessant, daß beide Dichter die Niagara-Fälle in Verbindung mit dem Untergang der roten Rasse bringen«, und vermutete zu Recht: »Möglicherweise ist er [May] als Seminarist mit Lenaus Gedichten in Berührung gekommen.«75 In den ›Geographischen Predigten‹ (1875/76) erwähnt May nicht nur Nikolaus Lenau und zitiert aus dessen Gedicht ›Meeresstille‹, sondern auch tatsächlich im verwendeten ›Lesebuch‹ enthaltene Gedichte wie ›Das Lied von der Glocke‹ (Schiller).76

Im Fach Rechnen wurde den Seminaristen der zweiten Klasse »einfache und zusammengesetzte Zinsrechnung, Rabatt-, Disconto-, Gesellschafts- und Vermischungsrechnung« vermittelt, im Abgangs-Schuljahr »das Wichtigste über die arithmetische und geometrische Progressionen, Algebra, Gleichungen des ersten Grades mit einer oder mehreren unbekannten Größen. Letztes Vierteljahr: Hauptrepetition«. Nach Friedrich Dittes gehörte jener »wichtige Grundsatz der Unterrichtskunst« zu dem wenigen, was die Bildungseinrichtungen verband, denn


jedes Seminar und jeder Seminarlehrer treibt eben seine Sache auf eigene Weise (…). Repetitio est mater studiorum, Wiederholung ist die Mutter der Studien. Es



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wird auf unsern Seminaren erstaunlich viel wiederholt: täglich, wöchentlich, monatlich, jährlich, ja ganze Curse sind buchstäblich Wiederholungen des schon Dagewesenen. Und im Wesentlichen ist der gesammte sprachliche Seminarunterricht eine bloße Wiederholung; denn allen glaubwürdigen Zeugnissen zufolge führt er in der That über den Standpunct der Oberclasse einer guten Bürgerschule nicht hinaus. Der andere in unsern Seminaren heimische Lehrgrundsatz heißt: Festina lente, Eile mit Weile. Man überstürzt sich wirklich nicht.77


In den beiden Oberklassen steht das Fach Pädagogik auf dem Lehrplan. In der zweiten Klasse wird zunächst die Psychologie vorausgeschickt, »weil die Kenntniß der menschlichen Seele unbedingt nöthig ist, um den Bau des Unterrichts und der Erziehung verstehen und später selbst unterrichten und erziehen zu können. Die Unterrichtslehre behandeln wir soweit möglich in der II. Classe, weil in der I. Classe die practische Anwendung zu folgen hat.«78 Der Lehrplan sah für die erste Klasse außerdem vor, dass


nach der als Leitfaden zu benutzenden Schulkunde Bormanns79 (…) mit steter Bezugnahme auf das Gesetz vom 6. Juli 1835 und die dazu gehörige Verordnung80 die Volksschule (ihre Aufgabe, ihr Verhältniß zu Familie, Staat und Kirche, ihre Geschichte), der Volksschullehrer, der Volksschulunterricht und die Volksschulerziehung die Hauptgegenstände der Besprechung bilden.


Diese Fixierung ausschließlich auf die Belange der Volksschule wird später am Seminar Plauen aufgegeben. Wilds Nachfolger umreißt die veränderte Sicht 1869 in seinem Jahresbericht: »Die Geschichte der Pädagogik ist nicht bloß auf eine Geschichte der Volksschule oder auf einige wenige Biographieen zu beschränken. Der Lehrer muß einen Ueberblick über das ganze Schul- und Erziehungswesen und seine Entwicklung erhalten.«81

Dem Musikunterricht, der einen beträchtlichen Teil der Wochenstunden ausmachte, war nach Ansicht von Lehrer Louis Lohse, der Karl May im letzten Schuljahr Klavierunterricht erteilte, »eine hohe Aufgabe vorgezeichnet«.82 Lohse führte weiter aus:


Wenn der Religionsunterricht vor allem auf die Stärkung des Glaubenslebens berechnet ist, so schließt sich ihm der Musikunterricht ganz natürlich an; auch er hat in seinen höchsten Richtungen, dem religiösen Gesang und dem Orgelspiel, die Aufgabe, das Herz im Glauben emporzuziehen zu dem dreieinigen Gott. Singet und spielet dem Herrn in eurem Herzen! Dieser Forderung der heiligen Schrift zu entsprechen, hat sich der gesammte Musikunterricht zu concentriren. Durch Generalbaß ist so viel allgemeine musikalische Bildung zu geben, daß der religiöse Gesang und das fromme Orgelspiel allenthalben die beste Grundlage und die festeste Stütze finden.


Damit war ein großes Ziel gesteckt, das bei den am Plauener Seminar herrschenden Rahmenbedingungen nur schwerlich erreicht werden konnte.

So gab es für den Klavierunterricht zu wenige Instrumente. Im Jah­resbericht für das Jahr 1859 nannte Direktor Wild der Kreisdirektion



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Zwickau »die Anschaffung wenigstens noch eines Piano's als dringendes Bedürfniß«, weil »für 48 Seminaristen und 35 Proseminaristen 4 Instrumente nicht ausreichen«.83 Für die gewünschte Neuerwerbung mangelte es jedoch an einem geeigneten Stellplatz, sodass es sogar Überlegungen gab, die Klaviere übergangsweise in Privatwohnungen ›auszulagern‹. Aus einem im Mai 1861 gefertigten Protokoll ist ersichtlich, »daß 2 Instrumente in Unterrichtslokalen aufgestellt werden mußten und daher manche Stunde nicht gebraucht werden können, obgleich die Übungsstunden so schon sehr kärglich zugemessen sind, oder in unterrichtsfreier Zeit gebraucht, diejenigen im Arbeiten stören, welche in diesen leeren Zimmern eine Zuflucht suchen«.84 Das Klavierspiel musste in 10 Abteilungen zu je fünf bis sechs Zöglingen unterrichtet werden. Seminarlehrer Louis Lohse blickte 1869 zurück: »Wir spielten vor Jahren die Künstler-Methode von Knorr vom Anfang bis zu Ende, und die Schüler, die sie beharrlich durchgearbeitet, haben gewiß eine tüchtige Technik für alles Große erlangt.«85 Nach »Tonleitern und Fingerübungen, insbesondere zur Ausbildung der Fingerfertigkeit«, schlossen sich entsprechend dem Lehrplan »Etuden von Czerny, Clementi, Bertini, Heller, Cramer u[nd] A[nderen]« an, »bei befähigteren Schülern (auch) kleinere und größere Sonaten von Haydn, Mozart, Beethoven86 u. A.«.


Während Karl Mays Aufenthalt am Seminar standen für den Unterricht zwei Orgeln zur Verfügung. Das ältere Instrument, eine Orgel mit einem Manual und vier Stimmen aus dem Jahr 1825, war im Speisesaal im Parterre untergebracht. Im Orgelsaal in der zweiten Etage, der auch als Prüfungssaal diente, stand eine Orgel mit zwei Manualen und neun Stimmen.87 Der 1857 erarbeitete Lehrplan sah fünf Abteilungen zu je 10 bis 12 Zöglingen vor, doch mussten 1861 schon sieben Abteilungen gebildet werden.


** PLEASE DESCRIBE THIS IMAGE ** Dem Orgelunterricht liegt mit einigen Abänderungen in der Aufeinanderfolge und mit einigen Weglassungen die Orgelschule von Schütze zu Grunde. (…) An die Stelle des Spiels ausgesetzter Choräle tritt in Abth. I. und II. wechselweise der Vortrag von Chorälen mit bezifferten Bässen, wobei, wie auch sonst, Anleitung zur Erfindung angemessener Vor- und Zwischenspiele gegeben wird. Und da Abth. I. und II. auf den Orgeln der hiesigen zwei Kirchen88 unterrichtet wird, so bietet sich für die Unterweisung in der Kunst des Registrierens und in der Orgelkunde eine erweiterte und erwünschte Gelegenheit.



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Die am Plauener Seminar verwendete ›Praktische Orgelschule‹ hat Mays früherer Direktor verfasst, das Lehrbuch kannte er schon aus seiner Waldenburger Zeit.


Für den Violinunterricht waren die Zöglinge 1861 entsprechend ihren erreichten Fortschritten in sechs Abteilungen gegliedert. Nach dem Lehrplan wird


in den unteren Abtheilungen (…) nach der Violinschule von Henning unterrichtet, während in den oberen leichtere Duette von Mazas, Viotti, Mozart u.s.w. und Quartette, resp. Quintette von Blumenthal, Romberg,89 Mozart u[nd] A[nderen] gespielt werden. Gegen den Schluß jeder Stunde werden die geübten Choralmelodien nach Noten und auswendig gespielt.


Die Festsetzung der Abteilungen für den Musikunterricht des nächsten Schuljahres ist nach der Osterprüfung in der Seminarkonferenz am 20. März 1861 vorgenommen worden.90 Karl May und weitere 14 Zöglinge bildeten die erste Abteilung für den Violinunterricht. Als erste Abteilungen für das Orgel- und Klavierspiel wurde jeweils die Oberklasse gesetzt, demzufolge gehörte May im letzten Schuljahr bei allen Instrumenten der leistungsstärksten Abteilung an.

Die Musikausbildung in der Seminarzeit war der Ausgangspunkt einer lebenslangen Beschäftigung mit der Muse. »Karl May«, so Max Finke,


hat später noch als gefeierter Schriftsteller das Bedürfnis gehabt, fast täglich Klavier zu spielen. Er spielte meist Getragenes und bevorzugte die Molltonart. Wenn er die Komposition eines andern spielte, so geschah es meist, daß er nach den ersten Takten der Erfindungsgabe gestattete, eigne Wege zu gehen. Auch Violine spielte er gern. In Jerusalem zeigte er im Gottesdienst, daß er auch Orgelspielen konnte. (…)



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Was die Stellung zu den Meistern der Tonkunst anlangt, so schätzte er neben Bach und Beethoven besonders Mozart hoch, den er oft spielte.91


Unterschieden wurde am Seminar zwischen dem ›Singen‹ als Unterrichtsfach, das von Oberlehrer Schulze gegeben wurde, und der Chorarbeit unter Kantor Gast: wöchentlich dreimal stattfindende ›Singstunde‹ und zusätzliche ›Musikprobe‹ (1 Stunde), in der sämtliche Zöglinge zusammengefasst waren. Die erste und zweite Klasse hatte bei Schulze jede Woche drei Einzelstunden Gesangsunterricht, bei dem nach dem Lehrplan einstudiert wurden: »Motetten, Hymmnen, Psalmen usw. von Bernh. Klein, Crommer, Schnabel, Reißiger, Fr. Schneider, Mendelssohn Bartholdy92 u. A., nebenbei, aber selten, auch Lieder edlen Inhalts. - Zugleich wird diesen Classen eine kurze Anweisung gegeben, wie der Singunterricht in der Volksschule auf eine erfolgreiche Weise zu ertheilen ist.« Die Seminaristen mussten »die eingeübten Lieder, Arien, Grabgesänge, die kleinern Motetten, Hymnen u.s.w. in ein eigends für diesen Zweck angelegtes Heft partiturmäßig eintragen und für den etwaigen Gebrauch in späterer Zeit aufbewahren«.

Zum Üben der Choralmelodien hatte Schulze jede Woche eine Unterrichtsstunde, in der die vier Klassen zusammengefasst waren. Der Lehrplan sah vor, dass »unter Benutzung von Kochs Buch ›Das evangelische Kirchenlied‹ eine kurze Geschichte der einzelnen Lieder, der Dichter und Componisten, soweit als möglich« mit behandelt wird. »Nach Einübung der Melodien werden dieselben auch vierstimmig nach dem von dem Oberlehrer Schulze herausgegebenen Choralbuche gesungen, und zum Schlusse die von allen Classen eingelernten Lieder, Motetten usw. vorgetragen.«

Carl Gotthold Schulze wollte 1841 mit seinen ›Achtzig Choräle(n) für drei und vier Männerstimmen‹ besonders für die Ausbildung an den Schullehrerseminaren ein »recht passendes Werkchen« zur Verfügung stellen, denn


entweder war in den vorhandenen Sammlungen die Auswahl keine zweckmäßige, oder es waren zu wenig Melodien bearbeitet und also die verschiedenen Bedürfnisse, so wie der Umstand nicht beachtet worden, daß jeder Seminarist beim Austritt aus der Anstalt an 80 bis 100 Melodien ohne Hinzunahme eines Hilfsbuches muß singen können, oder es war der doch so sehr nöthige Text nicht beigegeben; oder endlich war der Preis ein so hoher, daß auf eine allgemeine Einführung, wegen der Mittellosigkeit der meisten Seminaristen, wieder nicht so leicht gerechnet werden konnte.93


Nach jedem Schuljahr musste Direktor Wild der Kreisdirektion Zwickau ein Verzeichnis der im Seminar eingeübten Lieder und Choralmelodien einreichen.94 Diese Listen umfassen in der Regel mehr als achtzig Positionen, sogar die Proseminaristen mussten 25 Liedstücke (Schuljahr 1859/60) beherrschen. Ein Vergleich der Listen mit dem Choralbuch von Schulz bringt das nicht überraschende Ergebnis, dass der Plauener Seminarleh-



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rer im Unterricht vorwiegend die von ihm ausgewählten Lieder einstudierte.

Zum ›Stamm-Repertoire‹ der Seminaristen gehörte der Choral ›O Ewigkeit, du Donnerwort‹. Wolfgang Hammer zählt diesen Choral zu den »Lieder(n) mit entscheidender Wirkung in Karl Mays Werken«, er erziele »Wirkung durch Wort und Weise zugleich«.95 May bezog den Choral mehrfach in die Handlungen ein, so bei der Dorfgeschichte ›Der Dukatenhof‹ (1877) und den Lieferungsroman ›Der verlorne Sohn‹ (1884-86). Am bekanntesten ist jedoch die Szene im 3. Band ›Old Surehand‹,96 in der Old Wabble im Sterben Old Shatterhand bittet, jenes Lied zu beten, worauf der Cowboy auf das Tiefste erschüttert wird. Hammer weist auf Kochs ›Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs‹ hin, in der berichtet wird, dass der Räuber Lips Tullian beim Verhör seiner Gefolgsleute den Choral anwendete, um ein Geständnis zu erreichen,97 und stellt angesichts der Parallele die Frage, »ob May von seiner Seminarzeit her davon gewußt habe«.98 Die Frage kann nun bejaht werden, am Plauener Seminar wurde nach dem Werk unterrichtet.

Nach dem Lehrplan wurden in der ersten Klasse im Unterrichtsfach Generalbass die Modulationen behandelt, aber auch die


Bearbeitung von Chorälen nach gegebenen und auch selbst aufzusuchenden bezifferten Bässen mit zwei- und dreistimmigen Zwischenspielen; Anleitung zur Composition von Präludien. - Nebenbei wird im letzten Halbjahr über den Bau und die Einrichtung der Orgel, sowie über die Abstellung von Störungen und Fehlern in derselben das Nöthige mitgetheilt.


Wie schon im Gesangsunterricht musste auch in diesem Fach von jedem Seminaristen ein Heft geführt werden, »in welches die behandelten Beispiele eingetragen und die gestellten Aufgaben gelöst werden. Und da Theorie und Praxis fortwährend verbunden bleibt, so werden auch alle Aufgaben zugleich mit eingespielt und in der nächsten Stunde vorgetragen.« Als Lehrbuch diente Herings ›Harmonielehre‹, »zum Aussetzen der Choräle werden Hering's ›dreißig Choralmelodien mit den bezifferten Bässen‹ benutzt«.99 ** PLEASE DESCRIBE THIS IMAGE **



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** PLEASE DESCRIBE THIS IMAGE ** Im Geschichtsunterricht sah der Lehrplan für die Oberklassen einen zweijährigen Kursus vor, demzufolge

in einem Jahr sächsische Geschichte nach Stichart's Vaterlandsbuche, im zweiten Jahre dagegen deutsche [Geschichte] unter Anwendung der biographischen Methode und mit den § 40 der [Landes-]Seminarordnung geforderten Rückblicken auf die ältere und älteste Zeit, namentlich auch zum Verständniß der heiligen Schrift, gelehrt werden. In Bezug auf Erdbeschreibung soll (…) in den Oberclassen dagegen unter Wiederholung des früher Gelehrten, genaue Kenntniß des engern und weitern Vaterlandes angestrebt werden. Als Lehrbuch gedenkt man die Geographie von Berthelt zu benutzen.

Im Fach Geometrie stand für die erste Klasse »Proportionalität der Linien, Winkel und Flächenräume; Ähnlichkeit der Figuren; Proportionalität der geraden Linien, Winkel und Bogen am Kreise« auf dem Lehrplan, im »letzte(n) Vierteljahr Hauptrepetition«.
Großer Wert wurde auch auf die Kalligraphie gelegt:


Currentschrift nach dem preußischen Ductus, Einübung der kleinen und großen Buchstaben in genetischer Aufeinanderfolge. Englische Schrift. Vorschriften mit englischer und Currentschrift. Fractur-Canzlei-Gothische Schrift. Damit werden methodische Belehrungen über den Schreibunterricht in der Volksschule verbunden.


Bis zur Errichtung einer Turnhalle im Jahr 1865 konnte den Zöglingen nur eingeschränkter Turnunterricht erteilt werden. Er fand seit Ostern 1847 auf einem freien Platz im Seminargelände statt, »auf dem allerdings nur wenig



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Geräte aufgestellt waren, ein Klettergerät, zwei Barren, ein Reck und ein Schwebebaum. Geturnt wurde nur im Sommer, im Winter fanden dafür Spaziergänge in die nähere Umgebung der Stadt statt, welche der Turnlehrer mit der gesamten Schülerschaft unternahm.«100

Mit der Unterweisung in Obstbaumzucht, die schon seit 1839 - noch vor einer entsprechenden Verordnung des Kultusministeriums - als Lehrgegenstand betrieben wurde, hatte das Plauener Seminar eine Tradition aufzuweisen. Praktische Anleitung zum Setzen, Okulieren und Veredeln der Bäume gab der ortsansässige Gärtner Wild »kleinen Abtheilungen der Seminaristen an dazu geeigneten Frühlingstagen in unterrichtsfreien Stunden«.101 Die angehenden Lehrer sollten mit ihren erworbenen Kenntnissen »auf ihrem künftigen Bestimmungsorte wohltätig einwirken, zumal im Vogtlande der Obstbau weit zurück sei«.102 Karl May, der den Beruf nur kurze Zeit ausübte, bekam dazu keine Gelegenheit, doch weckte der Unterricht sein Interesse an Obstbaumzucht und Gartenarbeit. Seiner Passion ging er nicht erst in seinem gegenüber der Villa ›Shatterhand‹ angelegten Obstgarten nach, sondern auch schon in Blasewitz und in den anderen Lößnitzortschaften, als er Wohnungen mit Gartennutzung gemietet hatte.

Dem Seminar in Plauen war eine Übungsschule angeschlossen, die im Schuljahr 1861/62 »von 101 armen Kindern beiderlei Geschlechts (48 Knaben, 53 Mädchen)« besucht worden ist. Die Schüler wurden von den Lehrern des Seminars und den Seminaristen der ersten Klasse in zwei Räumen unterrichtet. In seinem Jahresbericht 1861 äußerte sich Direktor Wild zur Übungsschule: »Der Schulbesuch war bei der größten Mehrzahl regelmäßig, während bei einzelnen Kindern viele Versäumnisse vorgekommen sind.«103 Nach den ›Grundlinien des Seminarplans für die Seminar-Uebungsschule zu Plauen‹ vom 3. Oktober 1855 bezweckte man,


den Seminaristen eine Anschauung von rechter Ausübung der Unterrichtskunst zu geben und ihnen Gelegenheit zu verschaffen, im Unterrichten und Schulhalten sich zu üben, so wie durch Beides die praktische Ausbildung derselben für das Lehramt zu fördern. (…) Zu den katechetischen Uebungen der Seminaristen, welche von dem Director und dem ersten Oberlehrer geleitet werden, werden 4 Stunden in den beiden Abtheilungen der Oberklasse verwendet. Die übrigen 26 Stunden werden von den Seminaristen der ersten Klasse unter Leitung und Aufsicht (…) der Seminarlehrer gehalten. In 16-18 Stunden wohnen die Seminaristen der drei oberen Klassen in kleineren Abtheilungen dem von den Lehrern ertheilten Unterrichte bei.104


Nach dem ›Lehrplan für die Seminarschule zu Plauen‹ vom 5. Februar 1857 mussten die Seminaristen der ersten Klasse, so auch Karl May ab Ostern 1861, in den vom Direktor geleiteten katechetischen Übungen »hauptsächlich biblische Geschichten und Gleichnißreden des Herrn erbaulich behandeln«,105 auch gaben sie unter Aufsicht die übrigen Religionsstunden. Von den Seminaristen der ersten und zweiten Klasse sind wöchentlich insge-



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samt 19 Stunden Unterricht zu erteilen, davon 9 Stunden durch Zöglinge der Klasse I in der Oberklasse der Übungsschule: 2 Std. Schreiben, je 1 Std. in Katechismus, Bibellesen, Rezitieren, Rechnen, Deutscher Sprache, Realkenntnissen, Singen.

Der Einsatz der Seminaristen wurde in einem Durchlaufplan geregelt. Ihm und dem Stundenplan der Übungsschule sind die vom Seminaristen May (Nr. 7) ab Ostern 1861 wöchentlich unterrichteten Fächer und die aufsichtsführenden Lehrer zu entnehmen: im Monat April Rechnen 2 Std. (Kell), im Mai Biblische Erzählungen 2 Std. (Kühn), im Juni Lesen und Schreiben 2 Std. (Ernst Lohse), im Juli Weltkunde (Große) und Singen (Louis Lohse) je 1 Std., im August Sprachunterricht 1 Std. (Große) und im September Bibellesen und Singen 2 Std. (Wild).106 In der Übungsschule wurde für den Unterricht in der oberen Abteilung der Oberklasse entsprechend dem Lehrplan »das dritte Zwickauer Schulbuch, der Lutherische Katechismus nach der Zwickauer Ausgabe, die Bibel, das Dresdner Gesangbuch und das Zwickauer Liederbüchlein«107 benutzt.

Der Unterricht fand unter den denkbar ungünstigsten Bedingungen statt. Der Ministerialbeamte Geheimrat Dr. Gustav Ludwig Hübel, der am 4. Juli 1860 wegen des geplanten Erweiterungsbaues sich vor Ort in Plauen einen eigenen Eindruck verschaffte, schrieb im Bericht an das Kultusministerium:


Da der Seminardirektor Wild im Bade zu Elster sich aufhält, so besprach ich heute den vorstehenden Bauplan mit dem Oberlehrer Kühn. Derselbe fand denselben allendhalben zweckmäßig u. machte mich nur noch auf den Uebelstand aufmerksam, daß die beiden Zimmer für die Übungsschule zu eng sind u. Bänke für die Schüler, noch weniger aber für die Seminaristen ausreichen, die bei dem Unterricht gegenwärtig sein sollen. Ich überzeugte mich davon, daß in dem kleineren Zimmer 50 Schüler nur schwer auf den fünf Bänken untergebracht werden können u. daß zu einer 6ten Bank kein Raum vorhanden ist.108


Aber auch im eigentlichen Seminar wirkten sich akuter Raummangel und hohe Schülerzahl »höchst nachtheilig auf den Unterricht und die Disciplin« aus:


Die erste Folge davon ist, daß keine Classe ihr bestimmtes Wohn- und Unterrichtslokal behalten kann, sondern daß alle mit ihren Utensilien fortwährend herum wandern müssen, wobei nicht zu vermeiden ist, daß liegengebliebene Bücher, Federn etc. von den Nachfolgenden benutzt, oder gar entfremdet werden und daß wegen angerichteten Schadens oder Unordnung keine Classe mit Bestimmtheit zur Rechenschaft gezogen werden kann. Eine andere Folge ist die Überfüllung der einzelnen Lehrzimmer, die vorzüglich bei combinirten Classen (in der Singstunde sind alle 81 Zöglinge in dem kleinen Zeichensaale) ein der Gesundheit der Schüler und der Disciplin gleich nachtheiliges gedrängtes Zusammensitzen herbeiführt.109



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›Uebelstände‹ dieser Art gab es an der Plauener Lehrerbildungsanstalt mehrere, und die Seminardirektion bemühte sich über Jahre hinweg um deren Beseitigung, indem sie die Kreisdirektion Zwickau davon in Kenntnis setzte. Festgestellt wurden sie aber auch bei Kontrollen von Aufsichtsbehörden, die gleichfalls auf die Abstellung der Mängel drängten.



G e s u n d h e i t s f r a g e n


»Das Wasser des Seminarbrunnens, welcher schon seit einigen Jahren nicht mehr so rein und gut wie früher war, ist in den letzten Wochen so schlecht geworden, daß es weder zum Trinken und Kochen, noch zum Waschen gebraucht werden kann«, schrieb Seminardirektor Wild am 12. Oktober 1859 an die vorgesetzte Behörde. Eine chemische Analyse des der Sohle des Brunnens entquellenden Wassers habe ergeben, dass es »in der verderbten Beschaffenheit (…) eine ungewöhnliche Menge von Humussubstanzen enthält, von welchen allein der fade, erdige, widrige Geschmack herrühren kann«. Die Verunreinigung wäre »durch die nahe liegende Düngerstelle verursacht« worden, und Wild forderte deshalb, »daß diese Düngerstelle mit möglichster Beschleunigung einer durchgreifenden Reparatur unterworfen, namentlich der Boden derselben (abgedichtet)« wird. Da die fragliche »Düngerstelle« Bestandteil der Aborte war, konnten »die Abtritte des Seminars während dieser Reparaturarbeiten durchaus nicht benutzt werden«.110 Das benötigte Wasser wurde von außerhalb ins Seminar geholt, erst durch eine Reparatur einer undichten Schleuse in der Nähe des Seminarbrunnens im April 1860 konnte eine Verbesserung des Brunnenwassers erreicht werden.111 Wenige Wochen später fand Dr. Hübel bei seinem Aufenthalt »ein geruchsfreies Wasser« vor, »welches jedoch ein etwas gelblichen Schein hatte, der wohl von dem Lehmgrunde herrühren mag, aus dem es quillt«.112 Die Zöglinge werden es bestimmt nicht mit Genuss benutzt und zu sich genommen haben …

Auch die im Seminargebäude vorhandenen sanitären Einrichtungen reichten für die stets zunehmende Zahl der Zöglinge, Proseminaristen und Übungsschüler nicht mehr aus. Dr. Döhner hatte von der Kreisdirektion den Auftrag erhalten, während seiner Anwesenheit am 30. Mai 1861 zur Wahlfähigkeitsprüfung im Seminar Plauen »zur Beseitigung der noch immer vorhandenen Uebelstände bei den Abtritten im Seminar für die Kinder der Uebungsschule und die Proseminaristen das Erforderliche vorzukehren«. Er einigte sich mit dem Direktor und einem zugezogenen Zimmermeister: Es sei »für die Schulkinder ein bretterner, leicht wieder zu entfernender Abtritt mit 3 Brillen und einem Pissoir an der bereits vorhandenen Düngergrube im Garten anzulegen, der Abtritt für die Proseminaristen aber in den jetzigen Kinderabtritt im Hofraum zu verlegen, und denselben durch Zuziehung eines dem Hausmann unnöthigen zweiten Abtritts



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angemessen zu vergrößern«. Die Arbeit sei »sofort in Angriff genommen«, berichtete Dr. Döhner wenige Tage später, und »jetzt jedenfalls vollendet«.113

Die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen am Seminar wirkten sich nach Ansicht des zuständigen Königlichen Bezirksarztes Dr. Emil Richard Pfaff (1827-1871) auch auf die Diensttauglichkeit der Plauener Absolventen aus. Er fühlte sich deshalb verpflichtet, der Zwickauer Konsistorialbehörde am 15. Dezember 1859 den verursachenden »großen Uebelstand« anzuzeigen:


Bei der dießjährigen Rekrutierung in Plauen mußten 5 oder 6 Lehrer aus benachbarten Ortschaften wegen hochgradiger Kurzsichtigkeit für untüchtig erklärt werden und nach ihrer Angabe hatten sie sich ihre Augen während ihres Aufenthaltes im hiesigen Seminar verdorben, da die Beleuchtung daselbst während der Arbeitsstunden des Abends als eine höchst mangelhafte zu bezeichnen sei.

Demzufolge begab sich der ehrerbietigst Unterzeichnete am 14. December l[aufenden] J[ahres] Abends 8 Uhr mit dem Herrn Seminar-Oberlehrer Schulze in die Arbeitszimmer der Seminaristen und fand die Beleuchtung allerdings so unzureichend, daß ich es für meine Pflicht halte, der Königlichen Hohen Kreisdirection hiervon Anzeige zu machen, da eine Abänderung dieses großen Uebelstandes dringend nöthig ist.

Im Proseminar arbeiten 35 Schüler bei 4 Gasätherlampen, die 21 Zöglinge der ersten und zweiten Seminarclasse müssen sich mit dem kärglichen Lichte von 3 Lampen begnügen und die dritte und vierte Classe des Seminars, welche zusammen 27 Schüler zählen, haben ebenfalls nur 4 Lampen. Es giebt in den Arbeitszimmern Plätze, wo man nur mit der größten Anstrengung zu lesen im Stande ist und die jungen Menschen, welche solche Plätze inne haben, sind wahrhaft zu bedauern.114


Zu einer Stellungnahme von der Kreisdirektion aufgefordert, vertrat Seminardirektor Wild in Übereinstimmung mit seinen Kollegen die Ansicht, dass


dem beregten Uebelstande, der übrigens nicht so groß ist, wie der bezirksärztliche Bericht angiebt, durch Vermehrung der Gasätherlampen am einfachsten und wohlfeilsten abgeholfen werden kann. Wenn in jedem der 3 Arbeitszimmer noch eine oder höchstens zwei solche Lampen angebracht werden, so wird sicherlich jeder Platz, an dem die Zöglinge zu arbeiten haben, hinlängliches Licht erhalten. Eine dergleichen Lampe nebst Zubehör an Rollen und Schnuren kostet ungefähr 2 Thaler und es wird demnach ein Aufwand von 8 bis höchstens 10 Thalern nothwendig.115


Dr. Döhner genehmigte der Seminardirektion die Anschaffung von »zunächst 3 Lampen«, also je Arbeitszimmer eine zusätzliche Lichtquelle, die während der Weihnachtsferien 1859 installiert wurden. Das Kultusministerium, dem der Bericht des Bezirksarztes zur Kenntnis gegeben worden war,



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billigte die getroffene Entscheidung, ließ es »bei der Anzeige bewenden« und sandte die eingereichten Unterlagen nach Zwickau zurück.116

Als Bezirksarzt des »X. Medicinal-Bezirks« Plauen der Königlichen Kreisdirektion Zwickau hatte Dr. Pfaff alljährlich einen Bericht zu erstellen. Die Missstände im Seminar waren ihm durch seine dienstlichen Besuche hinlänglich bekannt. Da der Mediziner der in der Landes-Seminarordnung geforderten Unterbringung von Zöglingen in Internaten äußerst kritisch gegenüberstand, listete er im Jahresbericht 1859 nicht nur die ›Uebelstände‹ auf, sondern vertrat seine Ansicht auch vehement. Eine »extractweise Abschrift« des Jahresberichtes, der Abschnitt »Die medicinalpolizeiliche Aufsicht in allen vorstehend nicht besonders namhaft gemachten Beziehungen«, wurde am 21. März 1860 innerhalb der Kreisdirektion Zwickau der Kirchen- und Schuldeputation zur Kenntnisnahme und weiteren Bearbeitung übergeben:117


Von allen hier befindlichen Schulen ist keine so unzweckmäßig eingerichtet, wie das hiesige Seminar und Ref[erent] hält es nicht nur als Medicinalbeamter, sondern auch blos als Mensch für seine Pflicht, der Königlichen Hohen Kreisdirection einige Details darüber mitzutheilen. Ist schon die Handhabung eines so strengen Internats, wie es den Zöglingen dieser Anstalt auferlegt wird, von medicinalpolizeilichen Standpunkte aus betrachtet, durchaus nicht zu rechtfertigen, nach allgemeinen Humanitätsprinzipien aber schlechterdings zu verwerfen, so muß namentlich das Eingepferchtsein der jungen Leute in die viel zu engen Schulstuben und das anhaltende, von früh bis Abends mit nur kurzen Unterbrechungen fortgesetzte Sitzen derselben auf den schmalen, engbeisammenstehenden Schulbänken in einer mit allerhand menschlichen Ausdünstungen imprägnierte Atmosphäre etc. das Mitleiden eines jeden Menschenfreundes rege machen und ich begreife es in der That nicht, wie Eltern es verantworten können, ihre Söhne dieser traurig eingerichteten Anstalt als Inquiliner118 zu übergeben. Bedurfte es doch erst meiner offiziellen Berichterstattung an die vorgesetzte Behörde, um den Seminaristen nur hinreichende Beleuchtung zu verschaffen. Während es sich damals bloß um Conservierung der Sehkraft der Zöglinge handelte, gilt es jetzt einer weit wichtigeren Aufgabe, der Berücksichtigung ihrer Gesundheit überhaupt. Sind auch bis jetzt unter den Seminaristen zahlreiche Erkrankungen nicht vorgekommen, so zeigt doch die bleiche Gesichtsfarbe vieler dieser jungen Leute, daß diese Art der Erziehung auf die Entwicklung ihrer Organismen von nachtheiligem Einflusse ist.

Das Local der 21. Seminaristen der ersten und zweiten Classe ist 10. Ellen lang, 10½ Ell. tief und 6½ Ell. hoch und hat sonach einen Cubikinhalt von etwas über 600. Cub. Ellen. Das Local der 27. Seminaristen der 3. und 4. Classe ist 10¼ Ell. lang, 10½ Ell. tief und 6½ Ell. hoch.119

D a s S c h l i m m s t e i n d e r B e s t i m m u n g d i e s e r L o c a l e i s t , d a ß d i e s e l b e n d e n Z ö g l i n g e n d e r A n s t a l t a l s W o h n - A r b e i t s - u n d U n t e r r i c h t s z i m m e r z u g l e i c h a n g e w i e s e n s i n d und daß die Schüler der erwähnten Classen sich von früh 5½ Uhr an bis nach 9. Uhr Abends zur Hauptsache in einem und denselbem Raume befinden, wo im Winter von der Einrichtung einer angemessenen Ventilation keine Rede ist. In einzelnen Fächern, wie Orgelspiel



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etc., sind die Schüler nach Classen oder Abtheilungen getrennt und empfangen den Unterricht in den verschiedenen übrigen Räumlichkeiten. Das Frühstück, Mittags- und Abendbrod wird im Speisesaale eingenommen. Im Sommer können in den erwähnten beiden Wohn- Arbeits- und Unterrichtszimmern an sich 21. resp. 27. Schüler tagtäglich durchschnittlich 12 Stunden lang aufhalten, die Fenster fleißig geöffnet werden,120 allein im Winter bei strenger Kälte dürfte das meist unmöglich, oder doch nur ungenügend ausführbar sein.

Berücksicht[igt] man nun, daß nach Prof. Pettenkofer in München einem Zimmer 200. mal mehr frische Luft zugeführt werden muß, als die von den Bewohnern ausgeathmete Luft beträgt, also 60 Cub[ik] Met[er] für je einen Menschen in einer Stunde wenn die Luft gut und gesund bleiben soll,121 so läßt sich ungefähr bemessen, wie stark die Ventilation sein müßte, um die mehrgedachten [?] beiden Zimmer mit guter Luft zu versorgen.

Das Local für die 34. Proseminaristen ist 10½. Ell. lang, 10¼. Ell. tief und 6¼. Ell. hoch. Darin werden die Schüler unterrichtet und arbeiten von 7.-9. Uhr früh, von 1-5, bez. 6 Uhr Nachmittags und von 7-9 Uhr Abends. Von 9-12 Uhr wird dieses Zimmer für die Seminarschule verwendet (um die Luft vollends noch zu verderben), während welcher Zeit die Proseminaristen sich in den sonst etwa freien Räumlichkeiten aufhalten. Um nun diese ungesunde Lebensweise, namentlich der Seminaristen, weniger schädlich zu machen, gibt es nur zwei Mittel und zwar

1.) d i e E i n f ü h r u n g e i n e s t ä g l i c h m i n d e s t e n s e i n s t ü n d i g e n g y m n a s t i s c h e n U n t e r r i c h t s ,

wobei den in der Entwicklung begriffenen jugendlichen Körpern Gelegenheit geboten wird, sich tüchtig auszuarbeiten (bekanntlich ein Haupterforderniß zu einer rationellen physischen Erziehung, das stets gebührende Berücksichtigung verdient, dem Sano ment in corpore sano122). Anstatt dessen haben die Seminaristen im Sommer wöchentlich zwei Stunden, im Winter dagegen keinen gymnastischen Unterricht. In letzterer Jahreszeit ist ihnen bei gutem Wetter ein täglicher [korrigiert: wöchentlicher] Spaziergang in der Dauer von einer Stunde nachgelassen, bei schlechtem Wetter fällt er jedoch aus. Es heißt immer, eine Turnhalle, sowie neue Räumlichkeiten sollen für das Seminar gebaut werden und gleichwohl macht Niemand Anstalten hierzu.

2.) Um aber das schädliche Verweilen in einem und denselben Raume (von früh bis Abends) zu verhüten,

m ü s s e n d e n S e m i n a r i s t e n z u m A r b e i t e n b e s o n d e r e W o h n z i m m e r a n g e w i e s e n w e r d e n ,

während die Lehrzimmer nur für den Unterricht zu benutzen sind. Dann könnten diese Wohn- und Lehrzimmer wechselweise gelüftet werden und die der Anstalt anvertrauten Zöglinge wären vor der Verbuttung123 sicher.

Die jetzige Einrichtung des Seminars muß unbedingt für gesundheitspolizeiwidrich erklärt werden.


Für die Kreisdirektion Zwickau, die schon seit 1857 mehrfach auf die baldige Umsetzung der Pläne zur baulichen Erweiterung des Seminars in Plauen hingewiesen hatte, kam der Bericht nicht ungelegen; sie leitete ihn deshalb am 31. März 1860 nach Dresden weiter. Das Kultusministerium



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wolle aus der abschriftlichen Beilage hochgeneigtest ersehen, in welcher Weise der Bezirksarzt Dr. Pfaff in Plauen in seinem allgemeinen Verwaltungsbericht auf das verflossene Jahr, über die Einrichtung des dortigen Seminars sich ausgesprochen und zu welchen Anträgen sich derselbe gedrungen gefühlt hat, um die erheblichen Nachtheile, welche nach seinem Dafürhalten mit der jetzigen Einrichtung für die Gesundheit der Zöglinge des Seminars nothwendig verbunden sind, thunlichst zu beseitigen. Ist nun auch eine gewisse Excentricität in dem was Dr. Pfaff vorträgt, nicht zu verkennen, so muß doch die Kreis-Direction aus eigener Wahrnehmung das, was in der Beilage über die allzu beschränkten Räumlichkeiten in dem Seminar gesagt ist, bestätigen, und sie glaubt daher nicht Anstand nehmen zu dürfen, die Bemerkungen des Bezirksarztes Dr. Pfaff, wie sie von ihm selbst ausgegangen sind, sowie dessen darauf gegründete Anträge zur Kenntniß des Königlichen Hohen Ministeriums zu bringen.124


Die Konsistorialbehörde schloss den Wunsch an, »daß der projectirte Erweiterungsbau recht bald zur Ausführung gebracht und dabei sorgfältig auf die Beschaffung vermehrter und ausreichend große Räumlichkeiten für Wohn- Arbeits- Unterrichts- und Krankenzimmer im Seminar bedacht genommen werde«.125


Kirchen- und Schulrat Dr. Döhner, der Verfasser des Schreibens, wies das Ministerium noch darauf hin, dass »der beabsichtigte Neubau nach dem Riß des Maurermeisters Vogel abermals zu klein angelegt« sei und einer Überarbeitung bedürfe. Die Behörde schloss sich den von Dr. Pfaff vorgeschlagenen Sofortmaßnahmen an und empfahl dem Ministerium die »alsbaldige Vermehrung des Turnunterrichts«. Schließlich wurde die Bitte ausgesprochen, das Ministerium möge sich auch verwenden für die »unverweilte Herstellung ausreichender Ventilation in den Zimmern der Seminaristen und eine fortwährende Zuführung frischer Luft zu denselben«, und auf das von Professor Pettenkofer in der Literatur vorgestellte Münchener Schulhaus verwiesen, wo dies »mit geringem Kostenaufwande und gutem Erfolge geschehen« sei.



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Das Kultusministerium eröffnete der Kreisdirektion Zwickau am 1. Mai 1860, dass »mit dem daselbst beabsichtigten Erweiterungsbau sobald, als möglich, vorgegangen« werde. In nächster Zeit würde ein Kommissar abgeordnet,


um sich mit der Kreisdirection wegen dieses Baues noch mündlich zu vernehmen, wobei auch die von dem Bezirksarzte Dr. Pfaff zu Plauen (…) gerügten, theilweise wenigstens schon längst erkannten Mängel der dermaligen Localitäten des Seminars, sowie die von demselben und beziehendlich von der Kreisdirection in ihrem Vortrag gestellten diesfallsigen Anträge Gegenstand weiterer Besprechungen sein werden.126


Das Ministerium kritisierte in seinem Schreiben, dass die von Dr. Pfaff »über die Handhabung des Internats beim Seminar zu Plauen im Allgemeinen gethane Aeußerung, so, wie sie gethan worden, seiner Stellung schwerlich entsprechen dürfte und überhaupt die exzentrische Art und Weise des gesammten Urtheils auffallend ist«, überließ es aber der Kreisdirektion, »denselben vorläufig hierüber in geeigneter Weise zu verständigen«. Dr. Döhner teilte dem Bezirksarzt am 12. Mai 1860 mit, dass der beabsichtigte Erweiterungsbau »sobald als möglich« errichtet werde, und reichte die Ministeriums-Einschätzung weiter, seine Äußerung über das Internat wäre »seiner Stellung nicht allenthalben angemessen«127 gewesen. Der Bericht Dr. Pfaffs bewirkte die bereits erwähnte Entsendung des Kommissars Dr. Hübel am 4. Juli 1860 nach Plauen und trug zur vordringlichen Bearbeitung der aufgezeigten Probleme im Kultusministerium bei.

Die Kritik des Bezirksarztes an der »Handhabung des Internats beim Seminar zu Plauen« war zwar von den Behörden nicht gern gesehen, blieb aber für Dr. Pfaff folgenlos, da er sie in Ausübung seines Amtes vorgebracht hatte. Als er seine Ansichten in einer in Berlin erscheinenden Fachzeitschrift unter Bezugnahme auf die am Seminar zu Plauen herrschenden Zustände vertrat, überschritt er jedoch seine Befugnisse. Im Beitrag ›Das Internat in öffentlichen Schulanstalten von medicinalpolizeilichem Standpunkte aus betrachtet‹128 mit der Verfasserangabe »Bezirksarzt Dr. Pfaff in Plauen« übernahm er wortgenaue Passagen seines Jahresberichtes und erweiterte die Argumentation mit der brisanten These: »Ein anderes, noch ungleich wichtigeres, medicinalpolizeiliches Bedenken gegen den Werth des Internats liegt darin, dass durch das enge Beisammenwohnen junger Leute sexuelle Verirrungen leicht einreissen.« Mit anderen Worten: das Internat fördere die sexuelle Selbstbefriedigung, die Onanie, unter den Zöglingen!

Erst einige Monate später erfuhr das Kollegium der Kreisdirektion Zwickau durch einen Hinweis ihres »Medicinal-Beisitzers«129 von dem Beitrag. Medizinalrat Dr. med. Rudolf Biedermann Günther (1828-1905), ein ortsansässiger Geburtshelfer, gab am 25. Juli 1860 ein Exemplar »zur Kenntnis« mit dem »ganz gehorsamsten Ersuchen (…), die beigeschlosse-



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ne Druckschrift seiner Zeit an den Unterzeichneten zurück gelangen zu lassen«.130 Die Konsistorialbehörde reagierte am 2. August 1860 mit einem Schreiben an Dr. Pfaff, in dem sie ihn aufforderte, er solle erklären, weshalb er Beschuldigungen, »selbst wenn sie begründet wären, (…) öffentlich und noch dazu in einer ausländischen Zeitschrift« erhoben habe. Gleichzeitig wird der Seminardirektion in Plauen der Aufsatz zur Kenntnis gebracht, worauf eine für die Zöglinge entwürdigende Untersuchung in Gang gesetzt wird, auf die noch einzugehen ist.

In seinem der Kreisdirektion Zwickau am 10. August 1860 erstatteten Bericht versicherte der Arzt, er könne »jedes Wort und jeden Gedanken« seines Aufsatzes verantworten, da »alle Angaben auf Thatsachen beruhen und da nicht das Geringste davon aus der Luft gegriffen ist«. Und weiter:


Ich habe es für meine Pflicht gehalten, Recherchen anzustellen, ob das Internat in medicinalpolizeilicher Beziehung zu rechtfertigen ist, oder nicht und ich bin hierbei zu Resultaten gelangt, die mich in Erstaunen versetzt haben. Ich kenne die Zahl derjenigen Zöglinge des Seminars, die sich geschlechtlichen Verirrungen hingaben und die im Seminar lediglich durch das enge Beisammenleben junger Leute von der Seuche angesteckt worden sind. Ich habe mir als Arzt und Medicinalbeamter vertrauensvolle Mittheilungen von einzelnen Seminaristen eingeholt und weiß Alles, was mir in dieser Hinsicht zu wissen nöthig ist, allein ich darf davon, um nicht die erste Pflicht des Arztes zu verletzen und indiscret zu sein, auch meiner hohen vorgesetzten Behörde nur Allgemeines referiren, denn ich will und werde Niemanden unglücklich machen. Nein! ich habe ja nur das Wohl der jungen Leute im Auge. Aus demselben Grunde habe ich mich auch in dem beregten Aufsatze nur ganz allgemein gehalten, um Niemandem zu nahe zu treten. Aus meiner Ueberzeugung glaubte ich gegen das Internat auftreten zu müssen.


Falls die Behörde »speciellere Angaben« wünsche, würde er nach Zwickau kommen um dem Kreisdirektor »privatim die Details mitzutheilen«.

In einem gesonderten Schreiben vom selben Tag an Kreisdirektor Bruno von Schimpff (1807-1871) betonte Dr. Pfaff, er habe »seit Jahr und Tag nicht bloß hier in Plauen Recherchen angestellt, sondern auch von anderen, theils in- theils ausländischen Schulen, wo das Internat eingeführt ist, Erkundigungen eingezogen« und es für seine »Christenpflicht (gehalten), einen Aufsatz in die Welt zu schicken, um das principiell unhaltbare Einsperrungssystem bei der Jugenderziehung wankend zu machen«. Abschließend bemerkte der Bezirksarzt, er »habe dabei nur das Mißfallen (seiner) hohen vorgesetzten Behörde geerntet. Sic eunt fata hominum!«131

Mit seiner Bemerkung spielte er darauf an, dass ihm »wegen eines Hinüberziehens eines zu seinem amtlichen Wirkungskreise gehörigen Gegenstandes auf das schriftstellerische Gebiet vom Ministerium des Innern unterm 22. Juli 1860 eine Rüge und allgemeine Verständigung zu Theil geworden«132 war. Von diesem Disziplinarverfahren wussten aber weder die Kreisdirektion Zwickau noch das Kultusministerium. Letzteres sah sich im September 1860 veranlasst, den Dr. Pfaff betreffenden Vorgang »auch zur



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Kenntniß des Ministerii des Innern zu bringen«.133 Ein weiteres Einschreiten der Behörden machte sich nicht mehr erforderlich. Schon in seiner Stellungnahme am 10. August 1860 hatte der Arzt der Konsistorialbehörde resigniert zugesichert: »Meine Feder soll in Zukunft Ruhe haben. So wird der Adler flügellahm und so bleibt dem Vulkan Nichts übrig, als ein stiller Berg mit Schlacken und Asche!«



P r ü f u n g e n


Schon wenige Wochen nach dem Eintritt in das Plauener Seminar am 4. Juni 1860 konnte der Zögling Karl May zu Eltern und Geschwistern zurückkehren, am 13. Juli begannen nach Unterrichtsschluss die Sommerferien. Die Bahnverbindung mit Umsteigen in Zwickau war sehr günstig, täglich verließen fünf Züge Plauen in Richtung Leipzig.134 Ob die freien Tage in Ernstthal für May unbeschwert verliefen, wissen wir nicht. Keinesfalls aber war das Ferienende ungetrübt, denn seine jüngste Schwester Emma Maria starb fünf Monate nach ihrer Geburt am 5. August 1860 an Hirnschlag.135 Da am nächsten Tag für ihn wieder der Unterricht in Plauen begann, muss davon ausgegangen werden, dass er an der Beisetzung »in aller Stille« am 8. August nicht teilnehmen konnte.

Während der Seminarferien hatte König Johann von Sachsen (1801-1873) auf seiner Sommerreise am 21./22. Juli 1860 auch Plauen besucht. So entging den Schülern die Gelegenheit, Augenzeugen der Begrüßung des Monarchen in der Vogtlandstadt zu sein. Ebenfalls noch in den Ferien wurde Oberlehrer Kühn, der für Direktor Wild bis Ende August die Amtsgeschäfte führte, von der Kreisdirektion Zwickau über die von Bezirksarzt Dr. Pfaff veröffentlichten Beschuldigungen in Kenntnis gesetzt.

Nach ihrer Rückkehr aus den Ferien wurden die Zöglinge anscheinend zunächst nicht zur Rede gestellt. Am 26. August 1860 fuhr Kirchen- und Schulrat Dr. Döhner nach Plauen, »um über die durch den Bezirksarzt Dr. Pfaff daselbst zur Sprache gekommene Seuche der Onanie im dortigen Seminar genaue Erörterungen in möglichst vorsichtiger Weise anzustellen«.136 Nach einem ersten Gespräch mit Direktor Wild, der für einen Tag seinen Urlaub unterbrochen hatte, traf sich Dr. Döhner am nächsten Morgen mit dem Bezirksarzt und erfuhr von ihm, »daß das fragliche Übel in höchst beklagenswerther Weise unter einer großen Menge der Seminaristen herrschend sein solle«. Zusammen mit Oberlehrer Kühn untersuchte Dr. Döhner die Betten im Schlafsaal und fand einige »befleckt«.

In einer Seminarkonferenz wird das Thema ausgiebig behandelt. In einer Befragung des Seminaristen Hantsche aus Mays Klasse, er war wohl auch die Quelle des Bezirksarztes, erfährt Dr. Döhner, »daß wohl an die Hälfte (…) des Seminars der Onanie verfallen wären«. Von einer Bestrafung wird abgesehen, Oberlehrer Kühn jedoch aufgefordert, »unter Zuziehung



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der beßeren und unbefleckt gebliebenen Zöglinge so viel als irgend möglich auf die Rettung der Onanisten bis zur Rückkehr des Directors hin zu wirken«.137


Zurückgekehrt aus Plauen informierte Dr. Döhner am 28. August 1860 in einer Niederschrift die Kreisdirektion Zwickau über das Ergebnis seiner Dienstreise. Pflichtgemäß erstattete die Konsistorialbehörde am 3. September dem Kultusministerium Bericht über die Veröffentlichung Dr. Pfaffs und die Erörterungen zu den »sexuellen Verirrungen« der Seminaristen in Plauen. Dem Bericht wurden Döhners Schreiben und eine Liste mit dem Untersuchungsergebnis des Plauener Seminarcötus beigefügt, aus der hervorgeht, dass auch Karl May zu den ›Onanisten‹ gehörte. In der Rubrik »Welche [Seminaristen] das Laster s c h o n b e i i h r e r A u f n a h m e a n s i c h h a t t e n u. es im Seminar länger oder kürzer forttrieben« (12 von 63) findet sich die Eintragung: »Und zwar haben dasselbe mit gebracht (…) aus der Schule zu Ernstthal u. dem Seminar zu Waldenburg: 1.«138 In dieser



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für ihn peinlichen Situation kommt Karl May wohl psychisch aus dem Gleichgewicht, »läßt sich Mancherlei gegen die Ordnung des Seminars zu Schulden kommen« und erhält, da er »auch eine außerordentliche Neigung zur Lüge zu haben« scheint, die bereits erwähnte Schulstrafe.

Nachdem sich das Kultusministerium am 25. September 1860 mit dem im Vortrag »ausgesprochenen Gutachten der Kreis-Direction allenthalben einverstanden« erklärt hatte und es ihr überließ, »darnach das Weitere in der Sache zu verfügen«,139 wies sie am 10. Oktober 1860 Direktor Wild an, »von allen und jeden Strafmaßregeln gegen die Gefallenen« abzusehen, aber »der Gefallenen fernerweit (…) seelsorglich und sonst beiräthig und helfend sich anzunehmen, überhaupt aber der sorgfältigsten Beaufsichtigung aller Zöglinge in der fraglichen Hinsicht und sonst sich zu unterziehen, damit der traurigen Verirrung nachhaltig begegnet und die sittliche Unbescholtenheit der Besseren gewahrt bleibe«.140 Wie diese ›Hilfe‹ aussah, ist in dem Protokoll der Seminarkonferenz vom 20. Oktober 1860 nachzulesen:


Das Lehrercollegium versichert Alles, was in seinen Kräften steht, thun zu wollen, um diesen Verirrungen vorzubeugen, und den Gefallenen wieder aufzuhelfen. Der Director hat die Betr[offenen] bereits schon vorgenommen, theils soll es noch geschehen, u[nd] hat in ernster, väterlicher Weise über diese Sünde und ihre Folgen mit ihnen geredet; auch haben dieselben ihm versichert, daß sie gegenwärtig die betr. Sünde nicht mehr trieben.141


Als Wild einen Monat später in der Konferenz das Lehrerkollegium fragt, »welche Wahrnehmungen dasselbe bezüglich der sexuellen Verirrungen gemacht habe«, erklären ihm die Kollegen,


daß, soweit menschliche Augen sehen, es besser geworden sein müßte und daß sich nur bei einzelnen noch aus momentaner Geistesabwesenheit in den Lectionen ein Schluß auf das Vorhandensein der Sünde machen lasse. Die meisten Lehrer haben nicht nur während des Unterrichts häufig der Sache Erwähnung gethan, sondern auch die Verdächtigen durch Einzelgespräche zur Vermeidung der Sünde zu bestimmen gesucht.142


Welchem Druck in jenen Monaten die Schüler des Plauener Seminars und Proseminars, auf das die Untersuchung noch ausgedehnt wurde, ausgesetzt worden sind, lässt sich nur erahnen. Karl May wohnte zu jener Zeit noch im Logenhaus. In die Befragungen sind die Externen ausnahmslos mit einbezogen worden, einer unmittelbaren ›Kontrolle‹ konnten sie jedoch nicht unterzogen werden. Möglicherweise gehörte auch May zu der Gruppe von Seminaristen, über die Direktor Wild im Jahresbericht 1860 schrieb:


(…) die Andern betheuerten, daß sie, seitdem sie zur Erkenntniß der Verwerflichkeit und Schädlichkeit der Verirrung gekommen seien, sich fest vorgenom-



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men hätten, sich nie wieder in der Art zu versündigen, und daß sie diesem Vorsatze bisher treu geblieben seien. Nachdem sie diese Erklärung auf die Erinnerung, daß sie dieselbe als im Angesichte Gottes gegeben ansehen sollten, wiederholt und mit ihres Namens Unterschrift bekräftigt hatten, wurden sie eindringlich ermahnt, ohne Unterlaß zu wachen und zu beten, um nicht wieder auf den Weg des Verderbens zu gerathen.143


Mit den anhaltenden Repressionen am Seminar wurde das ›Ziel‹ erreicht. Die Kreisdirektion Zwickau konnte am 7. Januar 1861 dem Ministerium in einem ›Inserat‹ »höchst erfreulich« anzeigen, »daß Wild und Kühn gleich eifrig bemüht gewesen sind, die der Onanie verfallenen Zöglinge zu retten und daß sie hoffen dürfen, die Mehrzahl der Verirrten sittlich gekräftigt zu haben«.144 Auf Nachfrage Dr. Döhners während seines Plauen-Aufenthaltes anlässlich der Wahlfähigkeitsprüfung am 30. Mai 1861 wird ihm vom Lehrerkollegium versichert, »daß Nichts entdeckt worden sei, was zu der Vermuthung berechtigen könnte, daß dieses Laster noch in der Anstalt verbreitet sei, und daß höchstens Einzelnen in dieser Beziehung noch nicht ganz getraut werden könne«.145

Für die Seminaristen in Plauen gibt es nur wenige Abwechslungen im Schulalltag. Zu ihnen gehört die alljährliche Feier des Geburtstages des Königs Johann von Sachsen, an der Karl May am 12. Dezember 1860 teilnimmt. Oberlehrer Kühn hält die Festrede, die Seminaristen der ersten Klasse gestalten die Feierstunde mit Vorträgen und der Aufführung von Musikstücken.146 Anschließend nehmen das Lehrerkollegium und die Zöglinge ein aus staatlichen Mitteln finanziertes Mittagessen gemeinsam ein. Am 22. Dezember 1860 beginnen die Weihnachtsferien, Karl May kann nach mehr als vier Monaten für kurze Zeit in die Geborgenheit der Familie zurückkehren. Am 2. Januar 1861 wird der Unterricht in Plauen wieder aufgenommen. Da die Seminarordnung keine Heimfahrten außerhalb der Ferien vorsieht, kann er auch nicht am 10. Februar 1861 in Ernstthal dabei sein, als seine ältere Schwester Auguste Wilhelmine den Weber Friedrich August Hoppe (1835-1889) heiratet.

Die Lehrerausbildung nimmt ihn ohnehin voll in Anspruch, denn mit dem zu Ende gehenden Schuljahr 1860/61 steht im Seminar, im Proseminar und in der angeschlossenen Übungsschule die Hauptprüfung an. Am 21. Februar 1861 stellt Oberlehrer Kühn der zweiten Klasse und damit auch Karl May für den stilistischen Aufsatz das Thema: »Gott grüßt wohl, wenn der Mensch nur dankte.«147 Nur wenige Tage nach Mays 19. Geburtstag, am 28. Februar, fertigte die zweite Klasse ihre katechetische Arbeit. Oberlehrer Kühn bot den Seminaristen Bibeltexte aus den Evangelien zur Auswahl an: »Luc. 15, 11-32 der verlorne Sohn. - Luc. 13, 6-9 das Gleichniß vom Feigenbaum. - Matth. 25, 31-46 Das Weltgericht.« Ob wohl der spätere Schriftsteller schon in Plauen über den ›verlornen Sohn‹ schrieb, mehr als zwei Jahrzehnte, bevor er das biblische Thema in einem Lieferungsroman für den Verleger H. G. Münchmeyer aufgriff?



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** PLEASE DESCRIBE THIS IMAGE ** Am 5. März schloss sich die schriftliche Mathematik-Prüfung an. Als geometrische Aufgaben wurden der zweiten Klasse gestellt: »Durch einen gegebenen Punct eine Parallele zu einer Gerade zu ziehen« sowie »Eine Raute in vier gleichgroße Schrägraute(n) mit gegebener Seite zu verwandeln«. Mit den zu lösenden arithmetischen Aufgaben hatte die zweite Klasse ihre Kenntnisse in der »Termin-, Procent- und Gesellschaftsrechnung« nachzuweisen.148 Als musikalische Arbeit wurde am 9. März schließlich Mays Klasse aufgegeben, »den Choral ›Großer Prophet, mein Herze begehrt‹149 nach dem gegebenen bezifferten Basse auszusetzen u[nd] mit dem Grundbasse, sowie mit Zwischenzeilen150 zu versehen«. Unter Anleitung von Oberlehrer Kell hatten alle Seminaristen zuvor Zeichnungen angefertigt, die sie zusammen mit den unter Leitung von Lehrer Böhringer erstellten kalligraphischen Vorlagen zur Bewertung einreichten.


Zur öffentlichen Prüfung am 14. und 15. März 1861 im Seminar Plauen und in der Übungsschule lud Direktor Wild mit einer Annonce im ›Voigtländischen Anzeiger‹ die »verehrte Schulinspection, die Herren Geistlichen und Lehrer und alle Freunde des Volksschulwesens ergebenst ein«.151 Am 14. März um 8 Uhr beginnt unter dem Vorsitz von Kirchen- und Schulrat Dr. Döhner, der vom 11. bis 13. März schon die Schulamtskandidatenprüfung abgenommen hatte, die mündliche wissenschaftliche Prüfung der Seminaristen. Direktor Wild prüft über das IV. Hauptstück von Luthers Kleinem Katechismus und die Grundbe­griffe der Psychologie, Kühn


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über die Geographie von Europa und Katechetik, Kell über Drei- und Vierecke sowie Mineralogie. Zum Schluss lässt Dr. Döhner einige Kirchenlieder rezitieren. Nachmittags findet die musikalische Prüfung (Violine, Generalbass, Klavier und Orgel) statt. Unter Beiziehung der Proseminaristen werden noch einige Choräle und Motetten gesungen. Die Gesamteinschätzung der Prüfungen: »Bezüglich der an den Tag gelegten Leistungen sprach der Herr Vorsitzende seine volle Zufriedenheit aus.«

In der Abschlusskonferenz der Prüfungskommission wird auch über die Vergabe der Stipendien entschieden. Aus Staatsmitteln standen dem Seminar 600 Taler zur Verfügung, die in Zuwendungen zwischen 12 und 14 Taler aufgeteilt werden. Von Mays Mitschülern erhalten Wild, Kramer, Költzsch, Ziegner, Hantsche und Löhnert im neuen Schuljahr diese Förderung. Unberücksichtigt bleiben aus seiner Klasse die Seminaristen Hertel, Ludwig und Valtin. In der am 20. März 1861 abgehaltenen Seminarkonferenz wird May entsprechend seinen Zensuren152 auf den siebenten Rang (von 10) gesetzt, sämtliche Schüler rücken in die erste Klasse auf. »Nachdem den Sem[inaristen] Obiges mitgetheilt, wurden ihnen ihre Censuren überreicht mit dem Bemerken, dieselben von ihren Vätern, resp. Vormünden unterschreiben zu lassen, u[nd] dieselben nach den Ferien dem Dir[ector] vorzuzeigen.«153 Am 26. März fuhren die Schüler nach dem Unterricht in die Osterferien.


Mit dem Beginn des neuen Schuljahres am 8. April 1861 kam es zu einigen Änderungen am Seminar. Da nach § 42 der 1857 erlassenen Landes-Seminarordnung »alle Seminarlehrer mit Einschluß des Directors zugleich auch Seminarschullehrer« sein sollten, wurde die gesonderte Lehrerstelle für die angeschlossene Übungsschule auch in Plauen abgeschafft. Das Kultusministerium versetzte zu Ostern 1861 Seminarschullehrer Böhringer als Kantor an die Fürstenschule zu Grimma und schuf als Ersatz eine vierte Seminarlehrer-Stelle in Plauen, die erst nach Fertigstellung des Erweiterungsbaues eingerichtet werden sollte. Auf Vermittlung von Dr. Döhner erhielt sie Kantor Louis Lohse aus Mylau (Vogtland). Am 8. April wurden



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er und Hilfslehrer Ernst Lohse in ihre neuen Ämter eingewiesen.154 In der Nachfolge Böhringers unterrichtete nun Seminarlehrer Lohse Karl May im Klavierspiel, Hilfslehrer Lohse übernahm den Unterricht im Schreiben. Zu Ostern 1861 war der Turnlehrer Karl Friedrich Wilhelm Schubert durch das Ministerium an die Gymnasial- und Realschulanstalt Plauen berufen worden. Er hatte auch sechs Wochenstunden Turnunterricht am Seminar und Proseminar zu erteilen. Da das Kultusministerium August Wilhelm Kühn zum Direktor des ›Freiherrlich von Fletcher'schen Seminars‹ in Dresden berufen hatte, unterrichtete ab 3. Juni 1861 der neue Plauener Vizedirektor Wilhelm Leopold Große, zuvor Direktor der Bürgerschule zu Buchholz, Mays Klasse in Katechetik, Deutsch und Predigtlesen. Den Geographieunterricht Kühns übernahm Hilfslehrer Lohse.

Die Beseitigung eines Personalproblems des sächsischen Volksschulwesens wirkte sich auch auf Karl Mays Lehrerausbildung aus. Die anwachsende Bevölkerung im Königreich Sachsen erforderte ständig die Schaffung neuer Lehrerstellen, jedoch fehlte es bald an ausgebildeten Pädagogen. Aus Erhebungen des Kultusministeriums wurde Anfang 1860 sichtbar, dass allein im Verantwortungsbereich der Kreisdirektion Zwickau in jenem Jahr 67 Lehrerstellen neu besetzt werden mussten, aber aus den drei Seminaren des Verwaltungsbezirkes nur 28 Abgänger zu erwarten waren.155 Für das gesamte Königreich bestand ein Missverhältnis von 502 zu 250 Stellen. Diese Vakanzen sind notgedrungen von Lehrern des Ortes oder der Nachbarorte mit verwaltet worden, auch wurde auf emeritierte Kollegen und fähige Seminaristen der Oberklasse zurückgegriffen. Um diesem akuten Lehrermangel entgegenzuwirken, verfügte das Kultusministerium am 10. Januar 1861 in einem Schreiben an alle Konsistorialbehörden als Sofortmaßnahme »die Veranstaltung außerordentlicher Schulamtskandidaten-Prüfungen für ausgezeichnete Zöglinge der Oberklasse vor der gewöhnlichen Prüfungs- res[pective] Abgangszeit«.156 Gedacht war an eine »bis zweimal vorzunehmende Ausnahmemaaßregel (…), welche dem drückendsten Nothstand sofort begegnen und über die Zwischenzeit hinweghelfen sollte, bis durchgreifendere Veranstaltungen ihre wohlthätigen Wirkungen äußern könnten«.157

Da die Schulamtskandidatenprüfungen in Plauen in der Regel zu Ostern stattfanden, wurde auf einen Vorschlag des Direktors Wild hin vom Ministerium der Kreisdirektion Zwickau die Möglichkeit eingeräumt, die Extraprüfung auf die Zeit um Michaelis zu verlegen und »die ganze erste Klasse mit Ausnahme besonders Zurückgebliebener, der Abgangsprüfung zu unterwerfen«. Alle nachfolgenden Klassen konnten dann aufrücken, die letzte Seminarklasse sollte durch Übernahme von Proseminaristen gebildet und die Präparandenanstalt durch Neuaufnahmen wieder aufgefüllt werden. »Ganz dasselbe Verfahren würde dann noch einmal zu Ostern 1862 zu wiederholen und damit die Ausnahmemaaßregel zu schließen sein, worauf dann wieder einjährige Aufnahme- und Abgangspausen und einjährige regelmäßige Unterrichtscurse eintreten würden.«



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Die Konsistorialbehörde griff den Vorschlag auf und setzte ihn um. In der Seminarkonferenz am 4. Mai 1861 wurden die »nothwendig werdenden Modificationen im Lehrplan« beraten und ein neuer Lektionsplan aufgestellt. Das Lehrerkollegium wies jedoch darauf hin, »daß in den technischen Unterrichtsfächern der bisher erreichte Grad von Fertigkeit nicht zu erlangen sein wird; was die wissenschaftlichen Fächer anlangt, so sind in mehreren, wie Religion, Bibelkunde, Physik, Mathematik, Generalbaß, deutsche Sprache die einzelnen Penßen [Pensen] nicht in der bisherigen Ausführlichkeit zu behandeln«.158

Für die beiden Oberklassen werden wöchentlich Zusatzstunden in den Fächern Pädagogik, Katechetik, Geschichte und Naturbeschreibung festgesetzt, aber gleichzeitig, »um die Lehrer nicht mit Lehrstunden zu überbürden«, die bisher in den beiden Oberklassen erteilten sechs Stunden Deutschunterricht auf vier Stunden reduziert. Die Aufsichtsbehörde stellte jedoch die Forderung auf, dass die »ausfallenden und dem Privatfleiße der der Zöglinge zu überlassenden monatlichen Repetitionen von den betreffenden Lehrern möglichst überwacht werden«159 sollen.

Als sich Karl May in den Pfingstferien vom 17. bis 30. Mai 1861 in Ernstthal aufhielt, konnte er zu Hause von der sich ihm bietenden Chance einer vorgezogenen Abschlussprüfung berichten. Die durch den Wechsel des Seminars verlorenen Monate würden dann kompensiert werden und er könnte seine Ausbildung zu Michaelis 1861 beenden, als wäre er in Waldenburg geblieben. Wegen des in kurzer Zeit zu vermittelnden Lernstoffes wird den Seminaristen der Oberklasse ein verstärktes Selbststudium abverlangt, auch soll »die Privatrepetition von Seiten der Seminarlehrer besonders überwacht werden«.160 In der Seminarkonferenz am 6. Juli 1861 wurde für die Sommerferien der Zeitraum vom 20. Juli bis 10. August festgesetzt.


Wegen der für die Ferien zu gebenden Aufgaben einigte man sich dahin, dieselben mäßig zu ertheilen, u[nd] zwar soll die 1. Classe die zur Prüfung nöthigen Zeichnungen, Vorschriften u. Biographien liefern. (…) Nach Vorladung der 1. Classe wurde derselben bekannt gemacht, daß sie in Hinsicht der bevorstehenden Präsentation zur Prüfung die dazu nöthigen Arbeiten während der Ferien zu liefern, überhaupt allen Fleiß auf die eigene Ausbildung anzuwenden haben.161


Die Seminaristen sind noch in den Ferien, da wünscht schon Dr. Döhner »davon unterrichtet zu sein, wie viel Seminaristen zu der demnächst bevorstehenden Extraprüfung, welche man am 23. September dieses Jahres abzuhalten gedenkt, zugelassen werden sollen, und sieht hierüber umgehend einer kurzen Anzeige der Seminardirection entgegen«.162 Nach Einschätzung von Direktor Wild hat die gesamte Oberklasse das notwendige Rüstzeug und er meldet nach Zwickau, dass »höchst wahrscheinlich 10 Seminaristen werden zugelassen werden können«.163 Schließlich wird der Termin noch kurzfristiger angesetzt. »Zur Abhaltung der Extraprüfung an dem Seminar in Plauen sind der 9. September d. J. und die nächst folgenden Tage



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bestimmt«,164 wird Direktor Wild am 9. August 1861 von der Kreisdirektion Zwickau mitgeteilt. Auch seien zu dieser Prüfung Präceptor Christoph Traugott Klaus aus Gösen bei Eisenberg im Herzogtum Altenburg und Schul­amtsadspirant Karl Hermann Köhler, derzeit Vikar in Gürth bei Bad Elster, vorgeladen.

Die Seminarkonferenz beschließt am 17. August, sämtliche Schüler der ersten Klasse der Kreisdirektion Zwickau als Kandidaten für die außerordentliche Abgangsprüfung zu melden. Die Klasse wird vor die Konferenz geladen, und die Schüler erklären dem Kollegium, die Prüfung bestehen zu wollen. Hinsichtlich der Sitten soll Karl May die zweite Zensur erhalten, vorausgesetzt, dass bis zur Prüfung »nichts vorkomme«.165

Am Montag, dem 9. September 1861, begann am Seminar Plauen die Schulamtskandidatenprüfung,166 der sich mit Ausnahme des Externen Christoph Traugott Klaus alle angemeldeten Schüler stellten. Für May und seine Eltern war die Prüfung mit zusätzlichen Ausgaben verbunden: Das Examen hatte einen Frackanzug erfordert, für unsere Verhältnisse eine kostspielige Sache.167 Der Königlichen Prüfungskommission gehörten Direktor Wild und das Lehrerkollegium an, den Vorsitz übernahm Kirchen- und Schulrat Dr. Döhner. Er gab den Kandidaten am ersten Tag zur schriftlichen Erörterung das Thema: »Was spricht für und gegen die Schulpflichtigkeit der Kinder von ihrem 7. Lebensjahre an?« Nachmittags schreiben die Examinanden Entwürfe zu den für die praktische Prüfung erforderlichen Katechesen und Probevorträgen und lösen einige Rechenaufgaben.

Am zweiten Tag beginnt die mündliche Prüfung, die in zwei Abteilungen stattfindet. Karl May gehört zur zweiten Gruppe, die erst am Donnerstag (12. September) endgültig geprüft wird. Dafür absolviert seine Gruppe (Költzsch, May, Löhnert, Hertel, Valtin) an jenem Dienstag das musikalische Examen. May muss den Choral ›Himmel, Erde, Luft und Meer‹168 zur Hälfte nach angegebenem bezifferten Bass, zur anderen Hälfte nach zu suchendem bezifferten Bass aussetzen und dazu ein Präludium komponieren. Danach wird er im Klavier- und Orgelspiel und in der Harmonielehre geprüft. Am Mittwoch, dem 11. September 1861, ist die Schulamtskandidatenprüfung unterbrochen, da an jenem Tag mit einer »außerordentlichen Receptionsprüfung« Nachwuchs für die Präparandenanstalt gesucht wurde; von den Bewerbern konnten 18 als Proseminaristen aufgenommen werden.169

Nach dem prüfungsfreien Tag eröffnete am Donnerstagvormittag Vorsitzender Dr. Döhner die mündliche wissenschaftliche Prüfung. Seminardirektor Wild examiniert die Kandidaten in Religion (Vorbereitungen auf das Erlösungswerk: Paulus-Briefe und messianische Weissagungen) und pädagogischen Fragen, Dr. Döhner in Schulkunde (u. a. Bestimmungen des Besserungsverfahrens gegen unwürdige Lehrer), Vizedirektor Große in Weltgeschichte (Danielsche Gesichte, Überblick über die vier Weltreiche); Seminarlehrer Lohse lässt sich ausgezeichnete Industriestädte Sach-



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sens nennen, Seminarlehrer Kell prüft in Geometrie (Flächen, Dreieck, arithmetische Aufgaben). Nachmittags um 14 Uhr beginnen die Probekatechisationen, bei denen May Joh. 4,24 zum Thema hat.170 Im freien Vortrag muss er über das Eigenschaftswort sprechen. Danach singt jeder Examinand mit der anwesenden Klasse der Übungsschule einen Choral und liest zum Schluss eine Predigt aus der Hofackerischen Sammlung vor.

In der Konferenz der Prüfungskommission wird beschlossen, dass Hertel und Valtin die Prüfung wiederholen müssen,171 die übrigen werden von der Prüfungskommission »als würdig befunden, das gesetzliche Zeugnis ihrer Candidatur zu erhalten«. Karl May besteht die Prüfung mit der Gesamtnote »gut«, sein »sittliches Verhalten« wird »zur Zufriedenheit nach dem Zeugnisse des Seminardirector Wild« eingeschätzt, während die übrigen Schüler sich meist »(z)ur besonderen Zufriedenheit« des Anstaltsleiters verhalten haben.172 Die erfolgreichen Absolventen erhalten am 13. September 1861 in einer Feierstunde ein »Prüfungs-Zeugniß« und ein gesondertes »Zeugniß über die musikalische Prüfung«,173 unterzeichnet von Dr. Döhner und Seminardirektor Wild, sowie ein Exemplar der ›Verhaltungsregeln für Schulamtscandidaten im Königreiche Sachsen‹174 ausge-



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händigt. Der Webersohn aus Ernstthal hat es geschafft, steht am Beginn einer hoffnungsvollen Lehrerlaufbahn, doch sind es gerade diese Regeln, gegen die er bald verstoßen wird. Das Kultusministerium streicht ihn schließlich 1863 aus der Liste der Schulamtskandidaten.175



S p ä t e r e K o n t a k t e


Von den Schullehrerseminaren wurde in der Regel die weitere berufliche Entwicklung ihrer Absolventen verfolgt und in den Matrikeln in Nachträgen festgehalten. Bei Karl May waren es nicht etwa die zeitlich sehr begrenzten Anstellungen in Glauchau und Altchemnitz, von denen man in Plauen Kenntnis bekam, notiert wurde vielmehr eine spätere Bestrafung: »NB: War von Mich[aelis] 1857 bis Ende 1859 Seminarist in Waldenburg - wurde im Juni 1865 wegen […]artigen (?) Schwindels in Leipzig zu Arbeitshaus verurtheilt.«176

Das 75-jährige Seminarjubiläum, das vom 27. bis 29. Mai 1885 festlich begangen wurde, gab den Anlass, sich mit der Entwicklung der Anstalt zu befassen und erstmals eine Festschrift mit Schülerverzeichnis herauszugeben. Sofern deren Aufenthalt bekannt war, erhielten die ehemaligen Schüler am 6. November 1884 eine Drucksache von Seminardirektor Hermann Friedrich Römpler zugeschickt: »Für die Zwecke dieser Festschrift aber bittet der Unterzeichnete, Sie möchten gefälligst umstehende Liste ausfüllen und recht bald an ihn zurückgelangen lassen.«177 In einer Semi-



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narakte sind die Rückläufe und einzelne Begleitbriefe aufbewahrt, eine Meldung von Karl May sucht man jedoch vergeblich. Dennoch ist im Verzeichnis in der Rubrik »Gegenwärtige bez. letzte bekannte Lebensstellung« zutreffend »Schriftsteller in Dresden«178 angegeben. Zum Jubiläum sind Mays Mitschüler Költzsch, Löhnert, Ludwig, Valtin und Wild in Plauen anwesend.179 Julius Ludwig war inzwischen Oberlehrer am Seminar Dresden-Friedrichstadt, Hermann Löhnert unterrichtete als Gymnasialoberlehrer in Bern und hatte von den Gästen die längste Anreise.

Zur Feier des 100-jährigen Bestehens und der 75-jährigen Selbstständigkeit des Seminars (22.-24. September 1910), bei der Kultusminister Dr. Heinrich Gustav Beck (1854-1933) die Festansprache hielt, erschien wieder eine Festschrift.180 In einer »reichhaltigen Ausstellung (…), die sich auf alle Gebiete des Unterrichts erstreckt«,181 wurden auch Publikationen von Absolventen präsentiert. Kantor em. Traugott Ludwig Krancher aus Frohburg, Absolvent von 1850, sandte am 31. August 1910 eigene Schriften ein »in der Hoffnung, daß auch literarische Arbeiten von ehemaligen Zöglingen des Plauenschen Seminars in die bevorstehende Ausstellung des Jubelfestes aufgenommen werden«.182 Diesen Ehrgeiz entwickelte Karl May nicht, er hatte zu dieser Zeit existenzielle Probleme zu bewältigen. Als der Prominente von Victor Klages (1889-1978), dem Redakteur des ›Plauener Sonntags-Anzeigers‹, offenbar um einen Beitrag oder eine Äußerung zum bevorstehenden Seminarjubiläum gebeten wurde, schützte der Schriftsteller Abwesenheit vor, um der Aufforderung nicht nachkommen zu müssen:183


VILLA SHATTERHAND d. 18./9.10.

RADEBEUL - DRESDEN.


Sehr geehrter Herr Redacteur!

Ihre Zuschrift kommt erst heut zur Beantwortung; ich war bis gestern verreist.184

Ich danke Ihnen herzlichst für Ihre freundlichen Zeilen, doch ist es mir leider unmöglich, den durch Sie ausgesprochenen Wunsch zu erfüllen. Erstens wäre hierfür nun doch die Zeit zu kurz, und zweitens geziemt es sich keineswegs für einen so vielfach angegriffenen Mann, wie ich jetzt bin, bei solchen Gedenktagen sich extra öffentlich erwähnen zu lassen. Ich kämpfe einen schweren, einen fast unmenschlich anstrengenden Kampf. Auch zahlreiche Blätter des Voigtlandes sind gegen mich aufgetreten.185 Das stimmt mich, der ich das Voigtland und das schöne Plauen herzlich lieb habe, unendlich traurig. Also bitte, erwähnen Sie mich nicht bei diesem Gedenktage. Ich will ihn mitbegehen, aber daheim, still und bescheiden, wie es meiner Lebensaufgabe, die ich zu erledigen habe, angemessen ist.

Was für eine Aufgabe das ist, bitte ich, aus dem beifolgenden Buch186 zu verstehen, welches soeben erschienen ist und mich und mein Wollen ausführlich charakterisiert.

In vorzüglichster Hochachtung

Ihr

ergebener
Karl May.



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Was die Lokalzeitung über das Ereignis berichtete, lässt sich nicht nachlesen, denn der Jahrgang 1910 des ›Plauener Sonntags-Anzeiger‹ ist nicht überliefert, auch fehlt ein Beleg aus jener Zeitung bei den zusammengetragenen Ausschnitten in der Seminarakte.187 Victor Klages, der schon 1912 Plauen verließ, nahm später als Redakteur des ›Berliner Tageblattes‹ mit dem Karl-May-Verlag Verbindung auf. Als Max Finke 1924 »eine kleine Heerschau unter den Verteidigern der Ehre Mays«188 hielt, nannte er neben den Schriftleitern Fritz Barthel und Otto Eicke auch Klages.

Unter den im Seminar Plauen eingegangenen zahlreichen Glückwünschen befand sich ein am 23. September 1910 in Kötzschenbroda von Pfarrer Wilhelm Leopold Große, »Senior der früheren Seminarlehrer«, aufgegebenes Telegramm. Der ehemalige Vizedirektor des Seminars, Karl Mays Lehrer in Katechetik und Predigtlesen in den Monaten vor dem Examen, hatte 1866 Plauen verlassen und war 1879 als Pfarrer in die Lößnitzgemeinde gekommen. Als der Schriftsteller 1888 nach Kötzschenbroda zog und nicht weit entfernt vom Pfarrhaus wohnte, wird er wohl in dem Ortsgeistlichen seinen Seminarlehrer wiedererkannt haben. Pfarrer Große konnte Mays weiteren Lebensweg ganz aus der Nähe verfolgen. Aber auch Großes Vorgänger in Plauen, Vizedirektor August Wilhelm Kühn, hatte als Pensionär seinen Wohnsitz nach 1886 bis zu seinem Ableben im Jahr 1895 in Kötzschenbroda.

Nach Mays Tod sah sich der ›Vogtländische Anzeiger‹ zu einem ungewöhnlichen ›Nachruf‹ veranlasst:189


Karl May, der unlängst verstorbene vielumstrittene Schriftsteller, war, wie auch schon bei einer früheren Gelegenheit mitgeteilt wurde, kurze Zeit Schüler des Lehrerseminars in Plauen. Interessant ist da die auf May bezügliche Eintragung im Schülerverzeichnis eines seiner Lehrer, des vor einigen Jahren hochbetagt entschlafenen Musikdirektors Lohse. Es heißt da, wie uns mitgeteilt wird:

»Karl Friedrich May, geb. 1842 25. Febr. in Ernstthal, Vater: Weber daselbst. Mich. 1857: Seminarist in Waldenburg, aufgenommen ins Seminar Plauen 2. Juni 1860, abgegangen Mich. 1861, Wissenschaften II, Musik II. Juni 1865: Arbeitshaus.«

Wir geben diese, unzweifelhaft interessante und für die Beurteilung von May als Mensch höchst charakteristische Mitteilung lediglich im Lokalinteresse wieder und nicht etwa, um den Gestorbenen noch im Tode zu kränken. Wir halten es insoweit mit Caliban im ›Tag‹,190 der also sich vernehmen läßt: (…)


Es folgte der Abdruck eines mehrstrophigen Gedichts ›Karl May‹, in dem auch festgestellt wurde: »Ja, erlogen war sein Wandern, / Ja, er brummte mal als Dieb - / Doch zum Unterschied von andern / Stahl er niemals, wenn er schrieb.«

Wie bereits dargestellt, ist in der Plauener Lokalpresse ab 1932 mehrfach über Mays Wohnung im Logenhaus berichtet worden. Unmittelbar vor den Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag Karl Mays ging im Karl-May-Verlag in Radebeul ein Brief aus Plauen ein, dessen Inhalt Verlagslei-



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ter Dr. Euchar Schmid bewog, am 12. Februar 1942 Stadtrat Johannes Kötz zu schreiben:


Von Fräulein Traute Künzel, Plauen, Hans-Schemm-Straße 58, stammt die Anregung, am Haus der ›Pyramide‹, in dem Karl May (…) wohnte, eine Gedenktafel anzubringen. Wir würden dies natürlich sehr begrüßen und freuen uns auch, daß Sie anscheinend dem Vorschlag nicht ablehnend gegenüberstehen. (…) Fräulein Künzel schreibt uns (mit Recht), daß die Anbringung der für Plauen vorgeschlagenen Gedenktafel bis zum 25. Februar aus technischen Gründen wohl kaum möglich sei, was wir verstehen. Vielleicht aber bis zum 30. Todestag Karl Mays, das wäre der 30. März d[iese]s J[ahre]s. Jedenfalls würden wir uns sehr freuen, wenn der hübsche Plan gelänge, und wir würden Ihnen auf Wunsch gern mit Rat und Tat zur Verfügung stehen.191


Auch auf die Anregung des engagierten Fräuleins wandte sich Dr. Schmid am selben Tag an Studienrat Friedrich Beckmann und bat, »aus den Schulakten die auf Karl May bezüglichen Stellen zu überlassen, damit wir sie abschriftlich für unsere Forschungen verwenden können«. Die erbetenen Abschriften wurden von Studienrat Beckmann am 15. März 1942 nach Radebeul geschickt, Stadtrat Kötz, Leiter der Abteilung für Kunst und Wissenschaft, teilte Dr. Schmid am 1. April 1942 mit, »daß die Umgebung des Gasthauses ›Pyramide‹ vor einigen Jahren im Zuge der Stadtverschönerung neu gestaltet werden sollte, daß die geplanten Arbeiten aber nun erst nach dem Kriege durchgeführt werden können. In Verbindung damit wird der Erinnerung an den Aufenthalt Karl Mays in der ›Pyramide‹ in würdiger Weise Ausdruck gegeben werden.«

Das Logenhaus gehörte zu den vielen Gebäuden in Plauen, die bei dem Luftangriff am 19. März 1945 zerstört wurden, aber auch sonst wäre »nach dem Kriege« kaum eine Gedenktafel für Karl May angebracht worden, der Schriftsteller war für die neuen Machthaber eine ›Unperson‹. Erst nach einem neuerlichen gesellschaftlichen Umbruch kam der einstige Seminarist in das schöne Plauen, das er so herzlich lieb hatte, zurück. Am 28. April 1999 ehrte ihn die Stadt mit der Einweihung einer Gedenktafel am ehemaligen Seminargebäude.192 Das Kunstwerk mit einem Porträt des Schriftstellers wurde von dem Plauener Bildhauer Hannes Schulze geschaffen. Die Ansprache hielt Professor Reinhold Wolff, der wenige Monate später zum Vorsitzenden der Karl-May-Gesellschaft gewählt wurde. Anlässlich der Ehrung hatte sich die Vogtlandstadt als Tagungsort für einen Kongress der Karl-May-Gesellschaft beworben, der vom 16. bis 19. Oktober 2003 stattfand.



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Anhang


K a r l M a y s L e h r e r a m S e m i n a r P l a u e n 193

Johann Gottfried W i l d (10. 7. 1802 Zwoschwitz-13. 1. 1878 Bautzen). Direktor des Seminars Plauen ab dessen Erhebung in die Selbständigkeit am 11. 5. 1835 bis zu seiner Emeritierung am 15. 4. 1867.

August Wilhelm K ü h n (24. 3. 1826 Sebnitz-10. 1. 1895 Kötzschenbroda). 1855-Mai 1861 Oberlehrer am Seminar.

Karl Rudolf K e l l (28. 11. 1814 Pappendorf-3. 6. 1882 Plauen). 1842-1845 Hilfs- und Übungsschullehrer am Seminar, ab 1846 Oberlehrer ebd.

Karl Gotthold S c h u l z e (25. 9. 1812 Neukirch/Oberlausitz-29. 6. 1887 Bayreuth). 1835 bis zu seiner Emeritierung am 1. 7. 1869 Oberlehrer am Seminar.

Rudolf Samuel B ö h r i n g e r (7. 8. 1828 Dresden-1. 3. 1902 Grimma). Ab 1854 Lehrer an der Seminarübungsschule in Plauen, 1857-April 1861 ständ. Lehrer ebd.

Wilhelm Leopold G r o ß e (23. 12. 1828 Zwickau-30. 7. 1911 Kötzschenbroda). Ab 3. 6. 1861 bis Mitte August 1866 Vizedirektor am Seminar, dann Pfarrer in Stolpen, Markranstädt und 1879 bis zu seiner Emeritierung am 1. 10. 1899 in Kötzschenbroda.

Louis Eduard L o h s e (22. 9. 1822 Limbach bei Netzschkau-17. 3. 1907 Plauen). 1836-1841 Schüler am Seminar Plauen, ebd. 8. 4. 1861-1873 Lehrer, ab Ostern 1873 erster Oberlehrer und ab Ostern 1875 Königl. Musikdirektor bis zu seiner Emeritierung am 16. 1. 1888.

Ernst Eduard L o h s e , auch: Lohße (13. 4. 1841 Memmendorf-26. 2. 1904 Zwickau). 8. 4. 1861-September 1865 Hilfslehrer am Seminar Plauen, ab Ostern 1867 ebd. provisorischer Oberlehrer, Mai 1868-September 1874 Oberlehrer.

Außerdem:

Friedrich Moritz G a s t (24. 9. 1821 Beicha b. Lommatzsch-6. 5. 1889 Plauen). Ab 1859 Stadtkantor an beiden Plauener Kirchen, Gesanglehrer an den zwei Bürgerschulen, zugleich externer Gesanglehrer am Seminar Plauen.

Karl Friedrich Wilhelm S c h u b e r t (19. 8. 1832 Dittmannsdorf bei Penig-22. 3. 1907 Gera). Ab Ostern 1861 Turn- und Schreiblehrer an der Gymnasial- und Realschulanstalt in Plauen, zugleich Turnlehrer am Seminar Plauen bis zu seiner Emeritierung am 1. 10. 1869.


K a r l M a y s K l a s s e n - M i t s c h ü l e r a m S e m i n a r P l a u e n 194

II. Klasse, Ostern 1860 bis Ostern 1861, 10 bzw. 11 Zöglinge: Bär (bis 23. 8. 1860) - Hantsche - Hertel - Költzsch - Kramer - Löhnert - Ludwig - May (ab 4. 6. 1860) - Valtin - Wild - Ziegner.

I. Klasse, Ostern 1861 bis Michaelis (d. i. Ende September) 1861, 10 Zöglinge: Hantsche - Hertel - Költzsch - Kramer - Löhnert - Ludwig - May - Valtin - Wild - Ziegner.


(Aufn. = Aufnahme, Abg. = Abgang, S = Seminar)

Adolph Robert B ä r (26. 1. 1843 Landwüst-3. 1. 1898 Erlbach-Kirch­berg). Aufn. Ostern 1858 (S), Abg.: »Ist am 23. Aug. 1860 freiwillig abgegangen, um



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Soldat zu werden.« Ostern 1862 Schulamtskandidatenprüfung am Seminar Grimma, zuvor am Privatseminar in Wellerswalde bei Oschatz. 1862 Hilfslehrer in Jahna b. Lommatzsch, Ostern 1864 Vikar in Markneukirchen, 1867 Lehrer in Raun, 1868 Bürgerschullehrer und Organist in Groitzsch, 1873 Kirchschullehrer in Tirpersdorf b. Oelsnitz, 1878/79 Kirchschullehrer in Oberstützengrün, danach in anderen Orten, dann strafentlassen.195 Nach vielen Gesuchen Rückkehr in den Schuldienst, zunächst ab 1881 Hilfslehrer in Seifersbach b. Mittweida, ab 1888 Schulvikar, später Lehrer in Kirchberg b. Oberlungwitz.

Karl August Ferdinand H a n t s c h e (19. 10. 1843 Kleinwollmsdorf b. Radeberg-23. 5. 1898 Limbach). Aufn. Ostern 1859 (S), Abg. Michaelis 1861; Hilfslehrer in Schwarzenberg, 1864 Proseminarlehrer in Annaberg, im März 1865 wegen Vergehen 6 Wochen (?) entlassen, Mai 1865 Hilfslehrer in Chemnitz, 1866 Bürgerschullehrer in Oelsnitz, 1877 Oberlehrer an der höheren Bürgerschule in Oelsnitz i. Vogtl., 1878 Direktor der Bürger- und Fortbildungsschule in Pegau, 1890-1898 Direktor der I. Bürgerschule in Limbach.

Friedrich Robert H e r t e l (13. 4. 1842 Gunzen b. Schöneck-? [nach 1899]). Aufn. Michaelis 1859 (S), Abg. Ostern 1862; schon ab Michaelis 1861 Vikar an der Kirchschule in Erlbach b. Markneukirchen, Ostern 1863 suspendiert, 1864 Vikar in Gunzen b. Schöneck, 1865 Lehrer in Pausa, 1867 Lehrer in Treuen, 1870 dienstentlassen.196 Ab 1873 Lehrer in Burkhardtsgrün b. Schneeberg, 1874 Lehrer in Oberrabenstein b. Chemnitz, seit 1878 Kirchschullehrer in Schwarzbach b. Scheibenberg, Februar 1895 dienstentlassen. Im Oktober 1895 von Scheibenberg aus Bemühungen um Wiedereinstellung in den Schuldienst, Ergebnis nicht bekannt.

Christian Rudolph K ö l t z s c h (9. 1. 1843 Plauen-21. 2. 1919 Dresden). Aufn. Ostern 1858 (S), Abg. Michaelis 1861; Hilfslehrer in Oberlosa b. Plauen, 1864 Kirchschullehrer in Ebersgrün b. Pausa, 1876-mind. 1885 Kirchschul- u. dirigierender Lehrer in Rautenkranz.

Franz August K r a m e r (23. 10. 1842 Pausa-13. 5. 1914 Chemnitz). Aufn. Ostern 1858 (S), Abg. Michaelis 1861; Vikar in Voigtsberg, 1862 Hilfslehrer in Oelsnitz, Ostern 1864 Vikar in Zwickau, 1871-mind. 1909 Oberlehrer am Gymnasium in Chemnitz.

Hermann August Moritz L ö h n e r t (13. 4. 1843 Plauen-8. 2. 1917 Bern). Aufn. Ostern 1858 (S), Abg. Michaelis 1861; Hilfslehrer in Niederzwönitz, Hilfslehrer in Kuhberg bis 1864, danach Privatlehrer in Reval (d. i. Tallinn/Estland). Herbst 1868-1873 Privatlehrer in Basel sowie Studium an der Universität Basel (immatrikuliert Wintersemester 1867/68 bis zum Sommersemester 1872), unterbrochen 1870/71 als Kriegsfreiwilliger im sächsischen 1. Jägerbataillon. Ab Januar 1873 Sprachlehrer für Deutsch und Geschichte an der Realschule Bern, ab 1880 Lehrer der deutschen Sprache und für Geschichte an der Real- und Handelsschule des städtischen Gymnasiums in Bern, 1909 emeritiert. Ehrenbürgerrecht 1903 der Stadt Bern, 1904 der Gemeinde Brigels (Graubünden).

Julius Eugen L u d w i g (6. 8. 1841 Stadt Schellenberg, heute Augustusburg-11. 11. 1905 Dresden). Aufn. Ostern 1860 (S), Abg. Michaelis 1861; zunächst Vikar (?) an der Bürgerschule in Plauen, Ostern 1862 Hilfslehrer dort,



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Ostern 1864 Vikar in Zwickau, Michaelis 1866 Hilfslehrer an der Selektenschule in Treuen, 1868 Lehrer in Dresden, 1874 Oberlehrer am Seminar in Nossen, ab 1878 Oberlehrer am Seminar Dresden-Friedrichstadt.

Hermann V a l t i n (6. 5. 1843 Straßberg b. Plauen-30. 4. 1925 Grüna). Aufn. Ostern 1858 (S), Abg. Ostern 1862; schon ab Michaelis 1861 Hilfslehrer in Gelenau und gleichzeitig Fabrikschullehrer in der Schillerschen Fabrik im benachbarten Venusberg, Michaelis 1863 Vikar in Schneckengrün, 1864 Lehrer daselbst, 1867 Kirchschullehrer in Kloschwitz b. Plauen, 1870 in Mühlsdorf b. Gera, seit 1874 erster und dirigierender Lehrer in Grüna b. Chemnitz, seit 1894 Oberlehrer und Kantor dort und seit 1911 im Ruhestand.

Friedrich Wilhelm W i l d (4. 10. 1842 Jößnitz b. Plauen-18. 4. 1911 Schönau b. Zwickau). Aufn. Ostern 1858 (S), Abg. Michaelis 1861; Vikar in Möschwitz b. Plauen, 1864 Kirchschullehrer in Schönberg b. Brambach, 1874-1896 Dirigierender und Kirchschullehrer in Schönau b. Zwickau.

Karl August Z i e g n e r (27. 11. 1842 Mühltroff/Vogtl.-5. 9. 1911 Leipzig). Aufn. Ostern 1858 (S), Abg. Michaelis 1861; Hilfslehrer in Limbach (Vogtl.), Ostern 1864 Bürgerschullehrer in Mylau (Vogtl.), 1868 Selektenlehrer in Treuen (Vogtl.), 1875 Rektor in Wolkenstein, 1879-1909 Bezirksschuldirektor in Leipzig-Eutritzsch.

Außerdem:

Karl Hermann K ö h l e r (22. 8. 1837 Thierfeld b. Hartenstein-? [nach 1903]). Gebildet bei verschiedenen Lehrern, als Externer Schulamtskandidaten-Prüfung am 9., 10. u. 12. 9. 1861 am Seminar Plauen; Vikar in Gürth b. Bad Elster, 1862 Hilfslehrer in Schöneck (Vogtl.), 1863 Hilfs- und 1865 ständ. Lehrer in Limbach b. Chemnitz, 1866-mind. 1903 Lehrer in Noßwitz b. Rochlitz.



V e r w e n d e t e L e h r b ü c h e r a m S e m i n a r / a n d e r Ü b u n g s s c h u l e P l a u e n ( A u s w a h l )

Aufgenommen sind nur die in den Akten und Jahresberichten des Seminars genannten Titel, ausgewählt die Auflagen von 1860/61 oder der Vorjahre.


Berthelt, August: Die Geographie in Bildern oder charakteristischen Darstellungen und Schilderungen aus der Länder- und Völkerkunde. 2., verm. u. verb. Aufl. Leipzig 1856

Bibel, die, oder die ganze heilige Schrift Alten und Neuen Testamentes nach der deutschen Uebersetzung Dr. Martin Luthers. Mit Erklärungen, Einleitungen, Aufsätzen und Registern. Zum Gebrauch für alle Freunde des göttlichen Wortes, insonderheit für Lehrer in Kirchen und Schulen bearb. von Friedrich Gustav Lisco. 2 Bde., Berlin 1857-58[** Abb. 37 **]

Bormann, Karl: Schulkunde für evangelische Volksschullehrer auf Grund der preußischen Regulative vom 1., 2. u. 3. Oktober 1854 über Errichtung des evangelischen Seminar-, Präparanden- und Elementarschul-Unterrichts bearb. 3 Bde.; Bd. 1: 4. Aufl. Berlin 1858, Bd. 2 u. d. T.: Unterrichtskunde für evangelische Volksschullehrer, 5. Aufl. 1860, Bd. 3 u. d. T: Vierzig pädagogische Sendschreiben, Leipzig 1859



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Gesangbuch, Dresdner, auf höchsten Befehl herausgegeben. Dresden u. Leipzig 1859

Henning, Carl: Kleine practische und theoretische Violinschule. Eine Reihenfolge fortschreitender Uebungsstücke für angehende Violinspieler, Seminarien und Präparanden-Anstalten hrsg. Eisleben 1854

Hering, Karl Eduard: Buch der Harmonie. Grundlage für Unterricht und Bildung in der Musik. Löbau 1861

Hering, Karl Eduard: Dreissig gebräuchliche Choral-Melodien, zum Gebrauche beim Unterricht in der Harmonielehre mit drei bezifferten Bässen bearbeitet und mit Anmerkungen versehen. 2. verb. Aufl. Löbau [1860]



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Hofacker, Ludwig: Predigten für alle Sonn-, Fest- und Feiertage nebst einigen Bußtags-Predigten, Grabreden und einem Anhange. 20. Aufl. Stuttgart 1857

Knorr, Julius: Ausführliche Clavier-Methode in zwei Theilen (1. Methode, 2. Schule der Mechanik). Leipzig 1859

Koch, Eduard Emil: Geschichte des Kirchenliedes und Kirchengesangs der christlichen, insbesondere der deutschen evangelischen Kirche. 4 Bde., Stuttgart 1852-53

Kurtz, Johann Heinrich: Christliche Religionslehre. Nach dem Lehrbegriff der evangelischen Kirche. 7., verb. Aufl. Mitau 1859

Kurtz, Johann Heinrich: Abriß der Kirchengeschichte. Ein Leitfaden für den Unterricht in höheren Lehranstalten. 4. Aufl. Mitau 1858

Liederbüchlein für Volksschulen. Zwickau 1841

Lüben, August, u. Carl Nacke [Hrsg.]: Lesebuch für Bürgerschulen, 6. Theil. Leipzig 1851 (3., verb. Aufl. Leipzig 1856)

Luthers Katechismus mit unterlegten Bibelsprüchen und biblischen Geschichten als Leitfaden zu einem einjährigen Religionsunterricht. 9., unveränd. Aufl. Zwickau 1859

Schubert, Franz [Hrsg.]: C. F. A. Zimmermann's praktische Violinschule. 2. verb. u. vollend. Aufl. Dresden [1845]

Schulbuch, Drittes, für die Oberclassen der Volksschule. Eine Mitgabe fürs Leben aus dem Gebiete gemeinnütziger Kenntnisse. 10. Aufl. Zwickau 1860

Schulze, Carl Gotthold: Achtzig Choräle für drei und vier Männerstimmen bearbeitet und Seminarien, Gymnasien und Männersingvereinen gewidmet. Plauen 1841

Schütze, Friedrich Wilhelm: Praktische Orgelschule. Enthaltend Uebungen für Manual, Pedal, Choräle mit Zwischenspielen, Präludien, Postludien, figurirte Choräle und Choralvorspiele, Fugen, canonische und vierhändige Tonstücke von verschiedenen Meistern. Nach pädagogischen Grundsätzen gewählt, geordnet und in dem Handbuch zur praktischen Orgelschule mit


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//68//
** PLEASE DESCRIBE THIS IMAGE ** unterrichtlichen Bemerkungen, Zergliederungen und Erläuterungen begleitet. Für sich bildende Orgelspieler, insbesondere für den Orgelunterricht in Seminarien und Präparanden-Schulen. 4., verb. Aufl. Leipzig 1858
Stichart, Franz Otto: Sächsisches Vaterlandsbuch. Für Schule und Haus, zur Förderung vaterländischer Geschichts-, Landes-, Orts-, Volks- und Gewerbs-, sowie vaterländ. Gesetz- und Verwaltungskunde und vaterländ. Sinnes im Königreich Sachsen. Dresden 1855



L e h r s t o f f ( U n t e r r i c h t s g e g e n s t ä n d e ) f ü r K a r l M a y s K l a s s e a m S e m i n a r P l a u e n

In den Klammern die Lehrer: B = Böhringer, Gr = Große, Kll = Kell, Kn = Kühn, L I = Oberlehrer Louis Lohse, L II = Hilfslehrer Ernst Lohse, Sch = Schulze, Schu = Schubert, W = Wild.


Classe II (Schuljahr 1860/61):197

R e l i g i o n (W), Cl. I u. II: Das erste, dritte, vierte und fünfte Hauptstück des Katechismus nach Kurtz.198


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B i b e l l e s e n (W), Cl. I u. II: Kurze Einleitung in die Ev[angelien], Apostelgeschichte und Paulinische Briefe, gelesen: Reden Jesu bei Johannes, und die Paulinischen Briefe.

K i r c h e n g e s c h i c h t e (W), Cl. I u. II: Von Innocenz III. bis zum 30jährigen Kriege.199

P ä d a g o g i k (W): Der Mensch (psychologische Grundbegriffe); der Unterricht: Aufgabe desselben; Unterrichtsgegenstände; Method[ische] Grundsätze, Formen und Mittel des Unt[errichtes].200

S c h r e i b e n (B), Cl. I u. II: Einüben der gothischen Schrift und der Schleifcanzlei[-Schrift]; Schreiben von Vorschriften in den früher geübten Schriftarten.

K l a v i e r s p i e l (B), Cl. I-IV: Üben von Tonleitern, Fingerübungen, Etüden von Czerny, Clementi, Bertini, St. Heller, Moschéles,201 Cramer u.s.w. Nebenbei Vortrag von Clavierstücken leichten u. schweren Styls, insbesondere Clementi's, Haydn's, Mozart's und Beethoven's Sonaten, je nach der Fertigkeit der einzelnen Seminaristen ausgewählt.

P h y s i k (Sch), Cl. I u. II: Einfache Maschinen (Hebel, Rolle, Rad pp.). Das Wasser. Die Luft. Der Schall. Die Electricität. Aus dem Capitel von der Wärme: Der Thermometer.

G e n e r a l b a ß (Sch): Vollendung der Accordenlehre. Trugcadenzen. Modulationen. Aussetzen von Chorälen nach bezifferten Bässen.

O r g e l s p i e l (Sch), Cl. I u. II: Choralspiel nach bezifferten Bässen mit selbsterfundenen Vor- und Zwischenspielen, Präludien, Fughetten, Fugen pp.

V i o l i n s p i e l (Sch), 5 Abtheilungen: Violinschule von Henning und Zimmermann. Duetten [sic!] und Quartette von verschiedenen Componisten.

G e s a n g (Sch), Cl. I u. II: Motetten, Hymnen, Lieder pp.; Cl. I-IV: Choralgesang.

G e o g r a p h i e (Kn), Cl. I u. II: Geographie von Deutschland und Wiederholung der allgemeinen Geogr[aphie].
R e c h n e n (Kll): Prozentr[echnung], Rabatt-, Diskonto-, Termin-, Kassen- und Gesellschaftsrechnung.
G e o m e t r i e (Kll): Das Dreieck und Viereck betreffende Lehrsätze und Aufgaben.
Z e i c h n e n (Kll), Cl. I u. II: Zeichnen nach Körpern und nach Vorlagen.
P r e d i g t l e s e n (Kn), Cl. I u. II; K a t e c h e t i k (Kn); D e u t s c h e S t y l ü b u n g e n (Kn); K a t e c h e t i s c h e Ü b u n g e n (Kn): ohne nähere Angaben.
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//70//

Classe I (Sommerhalbjahr 1861):202

R e l i g i o n (W), Cl. I u. II: Zweites Hauptstück des Katechismus nach Kurtz.203

B i b e l l e s e n (W), Cl. I u. II: Ausgewählte Stellen aus Hiob, Psalme, die salomonischen Schriften und die Propheten nebst Einleitung in das A[lte] T[estament].

K i r c h e n g e s c h i c h t e (W), Cl. I u. II: Von Christus bis zur Reformation.204

P ä d a g o g i k (W): Volksschulkunde nach dem Elementarvolksschulgesetz.

K l a v i e r s p i e l (L I), Cl. I-IV: Methode von Knorr No. 1-180 und Stücke von Mozart, Beethoven, Mendelssohn, Franz Schubert, Schumann205 u. A.

P h y s i k (Sch), Cl. I u. II: Wärme, Licht, Electricität, Galvanismus, Magnetismus.

G e n e r a l b a ß (Sch): Modulationslehre. Bearbeitung gegebener Choralmelodieen, Anleitung zur Composition von Präludien.

G e s a n g (Sch), Cl. I u. II: Lieder, Canon's, Motetten; Cl. I-IV: Choralgesang.

O r g e l s p i e l (Sch): Choräle nach bezifferten Bässen, Prä- und Postludien, Fughetten, Fugen pp.

V i o l i n s p i e l (Sch), 6 Abtheilungen: In den unteren Abtheilungen wurde die Violinschule von Henning zu Grunde gelegt, während in den oberen Duette von Mazas und Viotti, und Quartette von Mozart gespielt wurden.

K a t e c h e t i k (Kn, Gr.), Cl. I u. II: Formeller Theil derselben. Materieller Theil derselben: Geschichte der Katechese von d. 2. Jh. an bis auf die neueste Zeit. Behandlung von Bibel, Katechismus u. Kirchenlied in der Unter-, Mittel- u. Oberklasse (§§ werden diktiert u. besprochen).

D e u t s c h / S t y l i s t i k (Kn, Gr), Cl. I u. II: Lehre u. Style, allgem. Theil (§§ diktiert u. besprochen). Behandlung von Lehrstücken nach Lüben u. Nacke, mit Anknüpfung der Literaturgeschichte bis Klopstock.206 Uebungen in freien Vorträgen nach Tags vorher gegebenem Stoff aus der Geschichte.

K a t e c h e t i s c h e Ü b u n g e n (W); P r e d i g t l e s e n (Kn, Gr): ohne nähere Angaben.

Es fehlen für das Sommerhalbjahr 1861 Aufstellungen von Oberlehrer Kell (Kll) für die Fächer R e c h n e n , G e o m e t r i e und Z e i c h n e n sowie von Hilfslehrer Ernst Lohse (L II) für die Fächer G e o g r a p h i e und S c h r e i b e n .



C h o r ä l e i m G e s a n g u n t e r r i c h t a m S e m i n a r P l a u e n ( S c h u l j a h r 1 8 6 0 / 6 1 ) 207

Hinweis: Alphabetische Anordnung mit Notation der laufenden Nummer der Liste in der Seminarakte und erweitert mit der Verfasserangabe der Kirchenlieder sowie einem Nachweis der Choräle (stets Lied-Nrn., keine Seiten) in:

DGB = Dresdner Gesangbuch (…), Dresden u. Leipzig 1859

Sch = Schulze, Carl Gotthold: Achtzig Choräle für drei und vier Männerstimmen (…), Plauen 1841

He = Hering, Karl Eduard: Dreissig gebräuchliche Choral-Melodien (…), 2. Aufl. Löbau [1860]

ZGB = Zwickauer Gesangbuch, Zwickau 1860



//71//
2. Ach bleib mit deiner Gnade
Josua Stegmann (1588-1632)
DGB 298, Sch 2, He 22
28. Ach Gott und Herr, wie groß
Martin Rutilius (1551-1618)
DGB 380, Sch 26
8. Ach Gott, wie manches Herzeleid
Martin Moller (1547-1606)
DGB 531, Sch 45
50. Ach, was soll ich Sünder machen
Johann Flittner (1618-1678)
Sch 45, ZGB 552
74. Alle Menschen müssen sterben -
[Weise:] Jesu der du meine Seele
Johann Georg Albinus (1624-1679)
ZGB 1081
53. Allein Gott in der Höh' sei Ehr
Nikolaus Decius (um 1480-1529)
DGB 41, Sch 47, He 1
51. Alles ist an Gottes Segen
Nikolaus Decius
DGB 650, Sch 46
26. Aufersteh'n, ja aufersteh'n
Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803)
DGB 341
31. Auf meinen lieben Gott
unbekannt, Lübeck vor 1603
DGB 468, Sch 28
60. Aus meines Herzens Grunde -
[Weise:] Von Gott will ich nicht lassen
Georg Niege (1525-1588)
Sch 53, ZGB 1008
1. Christe, du Lamm Gottes
Martin Luther (1483-1546)
DGB 209, Sch 1
20. Die Himmel rühmen
Christian Fürchtegott Gellert (1715-1769)
DGB 61
38. Dir, dir Jehovah will ich singen
Bartholomäus Crasselius (1667-1724)
Sch 33, ZGB 757
78. Ein' feste Burg ist unser Gott
Martin Luther
DGB 295, Sch 69, He 23
76. Eins ist noth! Ach Herr, dieß Eine
Johann Heinrich Schröder (1667-1699)
DGB 542, Sch 67
65. Ermunt're dich, mein schwacher Geist
Johann Rist (1607-1667)
ZGB 43
13. Erschienen ist der herrl'che Tag
Nikolaus Herman (um 1480-1561)
Sch 14, ZGB 349
77. Es ist genug; so nimm, Herr
Franz Joachim Burmeister (1633-1672)
DGB 760, Sch 68
68. Es ist nun aus mit meinem Leben
Magnus Daniel Omeis (1646-1708)
DGB 761, Sch 60
73. Freu dich sehr o meine Seele
unbekannt, Freiberg i. Sa. 1620
Sch 65, ZGB 1098
21. Gelobet seist du, Jesu Christ
Martin Luther
DGB 121, Sch 15
44. Gott des Himmels und der Erden
Heinrich Albert (1604-1651)
DGB 828, Sch 39



//72//
49. Gottes Sohn ist kommen
unbekannt, Böhmische Brüder 1544
DGB 118, Sch 44
43. Herr, ich habe mißgehandelt
Johann Franck (1618-1677)
Sch 38, ZGB 572
10. Herr Jesu Christ, dich zu uns wend'
Herzog Wilhelm II zu Sachsen-Weimar (1598-1622)
DGB 498, Sch 10
56. Herr, wie du willst, so schick's mit mir
Kaspar Bienemann (1540-1591)
DGB 457, Sch 50, He 12
14. Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen
Johann Heermann (1585-1647 )
DGB 202, Sch 13
6 Ich dank' dir schon durch deinen Sohn
unbekannt, Leipzig 1586
DGB 827, Sch 6
22. Ich weiß, mein Gott, daß all' mein Thun
Paul Gerhardt (1607-1676)
DGB 459, Sch 21
23. In dich hab' ich gehoffet, Herr
Adam Reusner (1496-um 1575)
Sch 22, ZGB 902
17. Jesu komm doch selbst zu mir
Johannes Angelus (1542-1608)
Sch 18, ZGB 12
70. Jesu Leiden, Pein und Tod
Paul Stockmann (1602-1636)
Sch 62, He 7
45. Jesus, meine Zuversicht
Louise Henriette v. Brandenburg (1627-1667)
DGB 249, Sch 40
32. Kommt her zu mir, spricht Gottes Sohn
Georg Grünwald († 1530)
ZGB 799
9 Kommt, Menschenkinder, rühmt und preist
Valentin Ernst Löscher (1673-1749)
Sch 8, He 13, ZGB 739
18. Laßt uns Alle fröhlich sein
Unbekannter Dichter
DGB 137, He 3
42. Liebster Jesu, wir sind hier
Tobias Clausnitzer (1619-1684)
DGB 501, Sch 37, He 2
27. Lobet den Herren, den mächtigen König
Joachim Neander (1650-1680)
Sch 25
4 Lobt Gott, ihr Christen allzugleich
Nikolaus Herman
Sch 4, He 27, ZGB 67
30. Mach's mit mir Gott, nach deiner Güt
Johann Hermann Schein (1586-1630)
Sch 27, He 11, ZGB 1137
7 Mein Gott, ich danke herzlich dir
Unbekannter Dichter
DGB 52, Sch 7, He 18
46. Meinen Jesum laß ich nicht
Christian Keimann (1607-1662)
DGB 515, Sch 41, He 14
37. Nach einer Prüfung kurzer Tage
Christian Fürchtegott Gellert
DGB 352, Sch 32
25. Nun bitten wir den heil'gen Geist
Martin Luther
DGB 273, Sch 24



//73//
58. Nun danket alle Gott
Martin Rinckart (1586-1649)
DGB 53, Sch 51, He 9
55. Nun freut euch, lieben Christen g'mein
Martin Luther
Sch 49, ZGB 623
16. Nun kommt, der Heiden Heiland
Martin Luther
Sch 17, He 30, ZGB 22
15. Nun lasset uns den Leib begrab'n
Michael Weiße (1480-1534)
DGB 766, Sch 9
39. Nun ruhen alle Wälder
Paul Gerhardt
Sch 34, He 28, ZGB 1059
5 Nun sich der Tag geendet hat
Johann Friedrich Herzog (1647-1699)
DGB 858, Sch 5, He 6
36. O daß ich tausend Zungen hätte
Johann Mentzer (1658-1734)
Sch 31, ZGB 448
66. O Ewigkeit, du Donnerwort
Johann Rist
Sch 58, ZGB 1193
59. O Gott, du frommer Gott
Johann Heermann
DGB 489, Sch 52, He 16
61. O Haupt voll Blut und Wunden
Paul Gerhardt
Sch 55, He 8, ZGB 288
52. O Lamm Gottes, unschuldig
Nikolaus Decius
DGB 211
24. O Traurigkeit, o Herzeleid
Johann Rist
Sch 23, ZGB 298
62. Schatz über alle Schätze
Salomon Liscovius (1640-1689)
DGB 526, Sch 54, He 25
75. Schmücke dich, o liebe Seele!
Johann Franck
ZGB 673
47. Seelenbräutigam, Jesu, Gottes Lamm; A-Dur
Adam Drese (1620-1701)
Sch 42 (B-Dur)
48. Seelenbräutigam, Jesu, Gottes Lamm; F-Dur
Adam Drese
Sch 43 (G-Dur)
54. Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut
Johann Jakob Schütz (1640-1690)
Sch 48, ZGB 747
19. Sollt' es gleich bisweilen scheinen
Christoph Tietze (1641-1703)
DGB 473, Sch 19
69. Straf' mich nicht in deinem Zorn -
[Weise:] Mache dich, mein Geist, bereit
Johann Georg Albinus
Sch 61, ZGB 605
33. Vater unser im Himmelreich
Martin Luther
Sch 29, ZGB 540
12. Vom Himmel hoch, da komm ich her
Martin Luther
Sch 12, He 5, ZGB 79
3. Wach' auf, mein Herz, und singe
Paul Gerhardt
Sch 3, ZGB 1033



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81. Wachet auf, ruft uns die Stimme
Philipp Nicolai (1556-1608)
Sch 79, He 15, ZGB 1198
71. Warum sollt' ich mich denn grämen
Paul Gerhardt
DGB 652, Sch 63
63. Was Gott thut, das ist wohlgethan
Samuel Rodigast (1649-1708)
DGB 472, Sch 56, He 4
64. Was mein Gott will, gescheh' allzeit
Albrecht von Brandenburg (1490-1568)
DGB 458, Sch 57
57. Wenn mein Stündlein vorhanden ist
Nikolaus Herman
DGB 731
11. Wenn wir in höchsten Nöthen sein
Paul Eber (1511-1569)
DGB 667, Sch 11
72. Werde munter, mein Gemüthe
Johann Rist
Sch 64, ZGB 1064
34. Wer nur den lieben Gott läßt walten; a-Moll
Georg Neumark (1621-1681)
DGB 470, Sch 30, He 10
35. Wer nur den lieben Gott läßt walten; C-Dur
Georg Neumark
DGB 470, Sch 30, He 10
67. Wie groß ist des Allmächt'gen Güte
Christian Fürchtegott Gellert
DGB 29, Sch 59
80. Wie schön leuchtet der Morgenstern
Philipp Nicolai
Sch 78, ZGB 523
79. Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen
Wolfgang Christoph Deßler (1660-1722)
DGB 328, Sch 74
29. Wir Christenleut' haben jetzund Freud
Kaspar Füger (1521-1592)
He 17, ZGB 84
41. Wir glauben All' an einen Gott; C-Dur
Martin Luther
DGB 42
40. Wir glauben All' an einen Gott; F-Dur
Martin Luther
DGB 42




L e s e b u c h - T e x t e i m D e u t s c h u n t e r r i c h t a m S e m i n a r P l a u e n

August Lüben und Carl Nacke (Hrsg.): Lesebuch für Bürgerschulen. Sechster Theil. Verlag von Friedrich Brandstetter, Leipzig 1851. 8° (VIII, 312 S.)

a) Inhaltsverzeichnis (S. V-VII)

b) Karl Ritter: Die Katakomben der Thebais in Oberegypten (S. 259-262)208

Ritter, Karl, Geograph, Begründer der sog. vergleichenden Erdkunde, geb. 7. August 1779 in Quedlinburg, Schüler am Erziehungsinstitut in Schnepfenthal, pädagogische Studien unter Niemeyer in Halle, ab 1798 Hauslehrer bei einem Bankier in Frankfurt a. M., in dieser Stellung mehrere Reisen durch die Schweiz, Savoyen, Frankreich und Italien, 1814-19 in Göttingen umfangreiche Studien der dortigen Bibliotheksbestände. 1819 Anstellung als Professor der Geschichte am Gymnasium zu Frankfurt a. M., 1820 Berufung zum außerordentlichen Professor der Geographie an die Universität zu Berlin, später auch Lehrer der Statistik an der Kriegsschule sowie Mitglied der Akademie und Studiendirektor der königlichen Kadettenanstalt, gest. 28. September 1859 in Berlin.209



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c) Karl Friedrich Philipp von Martius: Ein Tag unter dem Aequator (S. 294-298)

Martius, Karl Friedrich Philipp von, Naturforscher und Reisender, geb. 17. April 1794 in Erlangen, studierte dort Medizin, beteiligte sich dann an einer von der österreichischen und bayrischen Regierung 1817-20 veranstalteten wissenschaftlichen Reise nach Brasilien und bearbeitete nach seiner Rückkehr mit seinem Reisegefährten Spix das Werk ›Reise nach Brasilien‹ (München 1824-31, 3 Bde.). Martius wurde 1820 in den Adelstand erhoben, erhielt 1826 die Berufung zum Professor der Botanik in München, ab 1832 Direktor des Botanischen Gartens, gest. 13. Dezember 1868 in München.


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d) Eduard Friedrich Pöppig: Die Anden (S. 298-300)

Pöppig, Eduard Friedrich, Reisender und Naturforscher, geb. 16. Juli 1798 in Plauen/Vogtland, studierte Naturwissenschaften in Leipzig, ab 1822 Reisen in Kuba und Nordamerika, ging 1826 nach Valparaiso und bereiste die mittleren und südlichen Provinzen von Chile. Pöppig erstieg 1829 den Vulkan von Antuco, ging dann zur See nach Lima und von da über die Kordilleren nach der Provinz Maynas, wo er zwei Jahre in Indianerdörfern lebte. Von da fuhr er den Amazonas hinab und kehrte mit reichen botanischen und zoologischen Sammlungen 1832 in die Heimat zurück. Seit 1833 Professor der Zoologie an der Universität Leipzig, gründete das zoologische Museum, gest. 4. September 1868 in Leipzig.


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e) Nicolaus Lenau: Die drei Indianer (S. 305-306)

Lenau, Nikolaus, eigentlich Nikolaus Franz Niembsch, Edler von Strehlenau, österreichischer Dichter, geb. 13. August 1802 in Csatád (Ungarn), studierte in Ofen, dann auf der Universität in Wien, verließ 1831 Österreich, lebte eine Zeitlang in Schwaben, wanderte 1832 nach Amerika aus, kehrte nach Enttäuschung schon 1833 nach Europa zurück, lebte nun abwechselnd in Wien und Stuttgart, verfiel 1844 in Geisteskrankheit, gest. 22. August 1850 in Oberdöbling.


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August Lüben und Carl Nacke: Commentar zu dem Lesebuch für Bürgerschulen. Zweiter Theil: Sprachmusterstücke. Für den Selbst- und Schulunterricht erläutert und zu Literaturbildern zusammengestellt. Verlag von Friedrich Brandstetter, Leipzig 1855. gr. 8° (XV, 492 S.), S. 403f.


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//91//

K a r l M a y s Z e n s u r e n a m S e m i n a r P l a u e n

Bedeutung der Zensuren:210 1 = vorzüglich, 1b = vorzüglich b, 2a = gut mit Auszeichnung, 2 = gut, 2b = gut b, 3 = genügend.

In den Klammern die Lehrer: B = Böhringer, G = Gast, Gr = Große, Kll = Kell, Kn = Kühn, L I = Oberlehrer Louis Lohse, L II = Hilfslehrer Ernst Lohse, Sch = Schulze, Schu = Schubert, W = Wild.


Jahrescensuren in der II. Classe (Ostern 1861):211


Anlagen 2a Schreiben (B) 1b
Sitten 1b Zeichnen (Kll) 2a
Fleiß u. Aufmerksamkeit 1b Turnen (B) 2a
Fortschritte: Pädagogik (W) 2a
Religion212 (W) 2a Katechetik213 (Kn) 2a
Bibelkenntniß214 (W) 2a Generalbaß (Sch) 1b
Kirchengeschichte (W) 2a Orgelspiel (Sch) 2
Deutsch (Kn) 1b Clavierspiel (B) 2
Geographie (Kn) 2b Violinspiel (Sch) 2
Naturlehre215 (Sch) 1b Singen (Sch) 2a
Geometrie (Kll) 2a Katechet. Geschicklichkeit216 2a
Rechnen (Kll) 1 (Kn)
Hauptcensur IIa



//92//

Zensuren der Schulamtskandidatenprüfung (September 1861):218


A. Ergebnisse der Gesammt-Prüfung (d. h. sowohl der mündlichen, als schriftlichen und praktischen) in Betreff des Schulfachs, also über:
1. dargelegte Kenntnisse und Einsichten in Bezug auf: Ergebniß
a. Glaubens- und Sittenlehre 2a
Religion und zwar
insbesonderes
Bibelkenntniß und Bibelerklärung
Religionsgeschichte
2a
-
IIa

b. a. Muttersprache betr.
sprachliche Bildung



Aussprache u. Lesetons
Rechtschreibung und
Sprachlehre
Stylistische Fertigkeit
1b

1b
2

II

b. lateinische Sprache betr. -
c. theoretisches Rechnen 2b
Rechnen und Raumlehre
und zwar:

Kopfrechnen
Formenlehre
Elementar Raumlehre
2
2
-
IIb


d. Geschichte 2a
Gemeinnützige Neben-
kenntnisse und zwar
namentlich:
Erdbeschreibung
Naturkunde
Seelen- und praktische Denklehre
2
-
2
II

e.
Pädagogik und zwar:

Erziehungs- und Unter-
richtslehre
Spezielle Methodik
Katechetik
Geschichte u. Literatur der Pädagogik
Volksschulkunde

2

2
2b

-
1b


II.





2. technische Fertigkeiten und zwar:
a.
b.
c.
Schönschreiben
Singen
Zeichnen
2b
2a
2

II.



//93//
3. didaktisch-praktische Ausbildung für das Lehrfach:
a.
b.
c.
Lehrgabe
Lehrfertigkeit überhaupt
katechecht. Geschicklichkeit
insbesondere
2
2

2

II

4. Geistige Reife überhaupt wie sie sich
aus der Gesammtprüfung ergab

2

II
5. Hauptergebniß der Prüfung
II

B. Ergebnisse der besondern musicalischen
Prüfung, betreffend

Hauptergebniß
1.

2.
das Theoretische
(Generalbaßlehre u.s.w.)
das Practische und zwar:
a. Singen
b. Orgelspiel
c. Clavierspiel
d. Violinspiel
2a

2a
2
2
2a




II

C. Urtheil über das sittliche Verhalten
Zur Zufriedenheit nach dem Zeugnisse des Seminardirector Wild.

D. Anmerkungen [keine]


*


Der vorliegende Aufsatz ist die überarbeitete und im Anhang erweiterte Fassung eines 2003 in der in Hohenstein-Ernstthal vom Wissenschaftlichen Beirat herausgegebenen Schriftenreihe ›Karl-May-Haus Information‹ (Nummer 17, S. 1-54) unter dem Titel ›»Plauen is mir nämlich sehr ans Herz gewachsen«. Zum Aufenthalt Karl Mays am Lehrerseminar der Vogtlandstadt‹ abgedruckten Beitrages.


Für die Bereitstellung von Unterlagen und Kopien sowie für Auskünfte und Hinweise dankt der Verfasser den Damen Ingrid Dreger, Herzberg/Harz, Gisela Teistler, Braunschweig, und Uta Wargenau, Plauen, und den Herren Andreas Barth, Kuhschnappel, Manfred König, Munster, Hartmut Kühne, Hamburg, Michael Labach, Hannover, Dr. Martin Lowsky, Kiel, Dr. Hainer Plaul, Lommatzsch, Albrecht Reuther, Hohenstein-Ernstthal, Lothar Schmid, Bamberg, Friedhelm Spürkel, Düsseldorf, Dr. Dieter Sudhoff, Paderborn, und Hans-Ulrich Thieme, Dresden, sowie privaten und öffentlichen Archiven, Einrichtungen und Behörden; insbesondere seien genannt: Archiv des Karl-May-Verlages, Bamberg, Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt, Ev.-Luth. Pfarramt St. Georgen, Bayreuth, Universitätsbibliothek Bayreuth,



//94//

Staatsarchiv Bremen, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz, Berlin (Dahlem), Kanzlei der Großloge A.F.u.A.M. von Deutschland, Berlin, Landesarchiv Berlin, Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Stadtarchiv Bern, Universitätsarchiv Bern, Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung, Braunschweig, Standesamt Chemnitz, Ev.-Luth. Kirchenbuchamt Dresden, Ev.-Luth. Lukaskirche Dresden, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, Universitäts- und Forschungsbibliothek Gotha, Ev.-Luth. Pfarramt Grüna, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle/Saale, Technische Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek Hannover, Ev.-Luth. Pfarramt St. Trinitatis, Hohenstein-Ernstthal, Standesamt Leipzig, Universitätsbibliothek ›Bibliotheca Albertina‹ Leipzig (einschließlich Comeniusbibliothek), Ev.-Luth. Kirchgemeinde Limbach-Kändler, Limbach-Oberfrohna, Ev.-Luth. Pfarramt der Johannisgemeinde Plauen, Stadtarchiv Plauen, Vogtlandbibliothek Plauen, Vogtlandmuseum Plauen, Universitätsbibliothek Potsdam, Stadtarchiv Radebeul, Standesamt Radebeul, Ev.-Luth. Pfarramt der St. Rochuskirche Schönau, Wildenfels, Ratsschulbibliothek Zwickau und Standesamt Zwickau.


Bei den Quellenangaben kommen folgende Abkürzungen für die Archive und Behörden in Anwendung: HSTA: Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden, KDZ: Kreisdirektion Zwickau, MdC: Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts, MfV: Ministerium für Volksbildung, SAP: Stadtarchiv Plauen.



1 Siehe Hans-Dieter Steinmetz/André Neubert: »Wie stolz ich war...«. Zu Karl Mays Aufnahme und Aufenthalt am Seminar zu Waldenburg. In: Karl-May-Haus Information (KMHI) Nr. 11 (1998), S. 9-32.
2 Siehe Klaus Hoffmann: Der »Lichtwochner« am Seminar Waldenburg. Eine Dokumentation über Karl Mays erstes Delikt (1859). In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft (Jb-KMG) 1976. Hamburg 1976, S. 92-104.
3 Zit. nach ebd., S. 100; siehe auch Jens Pompe: Behördenpost. Der Schlußstrich im Seminar Waldenburg. In: KMHI Nr. 10 (1997), S. 1-5.
4 Brief Carl Hermann Schmidts vom 10. 3. 1860; zit. nach Hoffmann, wie Anm. 2, S. 102
5 Brief Mays vom 6. 3. 1860, zit. nach ebd., S. 101f.
6 Karl May: Mein Leben und Streben. Freiburg o. J. (1910), S. 102f.; Reprint Hildesheim/New York 1975. Hrsg. von Hainer Plaul
7 SAP. Seminar Plauen Nr. 62a. Schullehrerseminar zu Plauen (1860), Bl. 91b; Faksimile in: Der Seminarist und Lehrer Karl May. Eine Dokumentation der Aktenbestände. Hrsg. von Klaus Ludwig/Bernhard Kosciuszko. Hamburg 1999, S. 184
8 Ebd., Bl. 192a; Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 198
9 Ebd., Bl. 200a; Faksimile ebd., S. 201; der Briefentwurf ist von Wild versehentlich mit »24. Juni« datiert worden. Der Fehler wird offenkundig durch das erwähnte Pfingstfest (27./28. 5. 1860) und die mehrmonatige Dienstfreistellung Wilds ab 16. 6. 1860 für einen Kuraufenthalt in Bad Elster und anschließenden Erholungsurlaub.
10 Ebd., Bl. 162a/b, 168a-179a (Rede Wilds mit Abriß zur Geschichte der Anstalt)
11 Ebd., Bl. 201a (Protokoll Aufnahmeprüfung, 2. 6. 1860); Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 203
12 Ebd.
13 HSTA. MfV Nr. 4745. KDZ, Acta. Das Königliche Schullehrer Seminar zu Plauen betr. Vol. VIII (1859-1861), Bl. 181b (Jahresbericht 1860, 27. 12. 1860); Faksimile (Entwurf und Abschrift) in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 215 u. 281f.



//95//
14 Haus- und Lebensordnung für das Schullehrerseminar zu Plauen. Plauen o. J. [1857], S. 5, § 4 (2); Zitate daraus sind nachfolgend mit ›H § (Nr.)‹ gekennzeichnet.
15 Ordnung der evangelischen Schullehrerseminare im Königreiche Sachsen vom Jahre 1857. Leipzig 1857, S. 9 (§ 16); enthalten in: Codex des im Königreiche Sachsen geltenden Kirchen- und Schul-Rechts. Hrsg. Von Eduard Schreyer. Leipzig 21864, S. 797-808 (800)
16 Ewald Weller: Siebenhundert Jahre Schulgeschichte der Kreisstadt Plauen. Plauen 1941, S. 100; siehe auch Oskar Adalbert Grüllich: Erster Jahresbericht des Seminars zu Plauen. Plauen 1869, S. 166-170.
17 SAP. Seminar Plauen Nr. 24. Schullehrerseminar zu Plauen (Dez. 1860-1861), Bl. 258a (Protokoll Schlußkonferenz, 30. 5. 1861)
18 Formal wurde die Landes-Seminarordnung (Anm. 15) mit einer Bekanntmachung des Kultusministeriums vom 15. 6. 1859 für verbindlich erklärt, nachdem angeblich »nunmehr auch die in den Räumlichkeiten und sonst vorhandenen Hindernisse, welche der sofortigen Durchführung derselben noch entgegenstanden, beseitigt sind« - jedoch nicht am Seminar Plauen! Sie löste die vom Kultusministerium am 17. 6. 1840 erlassene provisorische Seminarienordnung ab.
19 HSTA. MfV Nr. 12517. MdC, Acta das Schullehrer-Seminar zu Plauen betr. (1854-1862), Bl. 76c ff. (Bericht Dr. Gilbert an MdC, 23. 3. 1857)
20 Cötus: Gesamtheit der Schülerschaft
21 Wie Anm. 19, MfV Nr. 12517, Bl. 144b (KDZ an MdC, 9. 2. 1857)
22 Das Internat bot schließlich Platz für 65 Zöglinge. Der Erweiterungsbau wurde 1945 bei einem der Luftangriffe auf Plauen (spätestens am 10. April) zerstört. Weller (wie Anm. 16, S. 100) datiert den Beginn des Umbaues des Seminargebäudes auf 1861, nennt aber 1864 als Fertigstellungstermin des Anbaues, der durch Zwischenzimmer mit dem Altbau verbunden wird. Den Vertrag zur Errichtung des Erweiterungsbaues schloss das Kultusministerium am 1. 11. 1861 mit Maurermeister Wilhelm Vogel aus Plauen ab. (MfV Nr. 12517, wie Anm. 19, unpag., nach Bl. 358) Die Übergabe war bereits am 19. 12. 1862; lt. HSTA. MfV Nr. 4746. KDZ, Acta. Das Königliche Schullehrer-Seminar zu Plauen betr. Vol. IX (1862-1863), Bl. 122a/b).
23 Mit ›Vater Krügel‹ ist nicht der in May-Biographien erwähnte Louis Napoleon Krügel, sondern Eugen Krügel (* 25. 7. 1846) aus Ernstthal gemeint (Ermittlung von Dr. H. Plaul).
24 W. A. [Walter Appelt]: Der Plauener Seminarist Karl May. In: Plauener Sonntags-Anzeiger Nr. 2730 (8. 5. 1932), S. 9; ders.: Karl May - Seminarist in Plauen. In: Ebd. Nr. 3086 (1939), S. 3; zum Standort der May-Stätten siehe Hans-Dieter Steinmetz: Reisefrüchte aus Plauen. Eine Hilfestellung für Karl-May-Freunde. In: KMHI Nr. 2/3 (1990), S. 31-35.
25 Gasthaus zur Pyramide. Zum 50jährigen Gastwirtsjubiläum der Familie Bengisch am 1. April 1940. In: Plauener Sonntags-Anzeiger Nr. 3143 (7. 4. 1940)
26 Servitut: Verbindlichkeit, Dienstbarkeit
27 Georg Günther: Geschichte des Orients Plauen. Festgabe zum hundertjährigen Jubiläum der Freimaurerloge daselbst. Plauen 1889, S. 45; siehe auch Rudolf Seifert: Geschichte der Pyramide in ihren Führern und Heimstätten. Oelsnitz 1928.
28 Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem. Freimaurerlogen und freimaurerähnliche Vereinigungen, 5.2. P 13 Johannisloge ›Zur Pyramide‹, Plauen, Nr. 186. Personal-Akten des dienenden Bruders Wilhelm Franz Pappermann (1858ff.), Bl. 7a/b; außerdem: Ebd., Akte Nr. 45 (Mitgliederverzeichnis). - Pappermann, geb. 13. 4. 1820 Grandstein (Kgr. Sachsen), bis 1834 Dorfschule; danach Diener des Amtshauptmanns von Schütz in Borna; im Juni 1835 durch dessen Versetzung Umzug nach Plauen. 1843-ca. 1869 Expedient der Kgl.



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Floßholz-Verwaltung Plauen, 1870-1881 Floßverwalter in Wiesenburg, 1882-1894/95 Holzverkaufsverwalter in Zwickau, gest. 24. 8. 1897 in Zwickau.
29 »P[appermann] ist einer der Westmänner, die O[ld] S[hatterhand] herzlich liebgewonnen hat.« (Das große Karl May Figurenlexikon. Hrsg. von Bernhard Kosciuszko. 3., verbesserte und ergänzte Auflage. Berlin 2000, S. 366) Schon in den frühen Erzählungen ›Auf den Nußbäumen‹ (1876) und ›Husarenstreiche‹ (1878) lässt May Figuren mit dem Familiennamen ›Pappermann‹ auftreten.
30 Siehe Wolfgang Wagner: Der Eklektizismus in Karl Mays Spätwerk. Sonderheft der Karl-May-Gesellschaft (S-KMG) Nr. 16/1979, S. 17-21.
31 Vgl. May: Mein Leben und Streben, wie Anm. 6, S. 69.
32 Nachrichtliches über das Königliche Schullehrerseminar zu Plauen i. V. nebst Mitteilungen über seine Lehrer und Schüler und einer Abhandlung über die Katechese im Dienste des erziehenden Unterrichts zu seinem Jubelfeste 1885. Hrsg. von Hermann Friedrich Römpler. Plauen 1885, S. 40
33 Ebd., S. 44
34 Ebd., S. 55
35 HSTA. MfV Nr. 4744. KDZ, Acta. Das Königliche Schullehrer Seminar zu Plauen betr. Vol. VII (1855-1858), Bl. 117a (Jahresbericht 1857, 29. 12. 1857)
36 Wie Anm. 15, S. 29 (§ 49 (1)). In: Schreyer, wie Anm. 15, S. 806f.
37 a. c. = anni currentis (lat.): des laufenden Jahres
38 Wie Anm. 7, Seminar Plauen Nr. 62a, Bl. 272a; Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 205
39 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 42b; Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 219
40 Gerhard Klußmeier/Hainer Plaul: Karl May. Biographie in Dokumenten und Bildern. Hildesheim/New York 1978, S. 32 (Bild 36)
41 Wie Anm. 7, Seminar Plauen Nr. 62a, Bl. 64a-65a (Nr. 33 = Bl. 65a)
42 SAP. Seminar Plauen Nr. 21. Acten für das Proseminar zu Plauen (1858-1868), Bl. 151a/b (Jahresbericht Proseminar 1860, 20. 12. 1860), hier zitiert nach MfV Nr. 12517, wie Anm. 19, Bl. 281a/b.
43 Ebd., Seminar Plauen Nr. 21, unpag. (Jahresbericht Proseminar 1861, 28. 12. 1861)
44 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 97a (undat., April 1861)
45 SAP. Seminar Plauen Nr. 123. Matrikel des K. Schullehrerseminars zu Plauen (1806-1873), unpag.; die hier gewählte Anordnung entspricht der (alphabetischen) Reihenfolge der Mitschüler-Übersicht (siehe Anhang, S. 63-65). Außerdem: Seminar Plauen Nr. 162. Schüler des Seminars (ab 1801), unpag.
46 [Paul] Schütze: 14. Jahresbericht über das Königliche Lehrerseminar zu Plauen i. Vogtl., zugleich als Festschrift zur Feier des 100jährigen Bestehens der Anstalt. Plauen 1910, S. 11
47 Römpler, wie Anm. 32, S. 56
48 Ebd.
49 Wie Anm. 19, MfV Nr. 12517, Bl. 146a (KDZ an MdC, 9. 2. 1857)
50 Römpler, wie Anm. 32, S. 56
51 Abtritt: Abort
52 Mitteilungen über die Lehrer und Schüler des Königlichen Schullehrerseminars zu Plauen i. V. [Separat publizierter] Anhang der zum Jubelfeste des Seminars im Mai 1885 herausgegebenen Festschriften [wie Anm. 32]. Plauen 1885, S. 12
53 Nach § 5 (3) der Hausordnung sollen die »geordneten Arbeitsstunden (...) vor allem auf Präparation, Repetition und Anfertigung der aufgegebenen Arbeiten verwendet« werden.
54 Wie Anm. 7, Seminar Plauen Nr. 62a, Bl. 273b
55 Karl May: Der schwarze Mustang. In: Der Gute Kamerad. 11. Jg. (1896/97), S. 128; Reprint in: Karl May: Der schwarze Mustang. Hrsg. von Hansotto Hatzig. Ham-



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burg 1991. Über die Änderungen des Zitats in der Ausgabe der ›Kamerad-Bibliothek‹ (Stuttgart o. J. [1899], S. 109) siehe Joachim Biermann: Plauener Dessert, historisch-kritisch. In: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft (M-KMG) 138/2003, S. 42f. Siehe außerdem [Alex Martens:] 75jähriges Bestehen der Gastwirtschaft Tunnel in Plauen. In: Plauener Sonntags-Anzeiger Nr. 2443 (7. 11. 1926), S. 17f.
56 Adreß-Handbuch der Königlich-Sächsischen Kreis-, Fabrik- und Handelsstadt Plauen. Plauen 1854, S. 58
57 Weller, wie Anm. 16, S. 99
58 Siehe Berichte in Leipziger Journal v. 11. 9. 1860 (Morgenblatt) und Voigtländischer Anzeiger Nr. 109 (15. 9. 1860), S. 505.
59 J. G. Elterich: Die geschichtliche Entwicklung der sächsischen Seminare und ihre zu erhoffende Weiterentwicklung. Leipzig 1887, S. 15
60 Siehe MfV Nr. 4744, wie Anm. 35, unpag. (nach Bl. 91): Lehrplan für das bei dem Seminar zu Plauen zu errichtende Proseminar v. 4. 2. 1857, Lehrplan für das Königliche Schullehrerseminar zu Plauen v. 10. 2. 1857 und Lehrplan für die Seminarschule zu Plauen v. 5. 2. 1857. Die nachfolgenden Lehrplan-Zitate ohne nähere Quellenangabe sind dem Seminar-Lehrplan vom 10. 2. 1857 entnommen.
61 Siehe auch die Übersicht im Anhang (S. 68-70).
62 Grüllich, wie Anm. 16, S. 135f.
63 Elterich, wie Anm. 59, S. 20
64 Ulphilas (auch Ulfilas): ein westgotischer Bischof, um 310-um 383 n. Chr., schuf eine bedeutende, aber nur fragmentarisch überlieferte Bibelübersetzung.
65 Friedrich Dittes: Die deutsche Sprache und Literatur auf den sächsischen Lehrerseminaren. Chemnitz 1864, S. 8-10
66 Schütze, wie Anm. 46, S. 7
67 Römpler, wie Anm. 32, S. 56
68 Wie Anm. 22, MfV Nr. 4746, Bl. 47a
69 Lesebuch für Bürgerschulen. Sechster Theil. Hrsg. von August Lüben/Carl Nacke. Leipzig 1851. Die Auswahl im 6. Teil des ›Lesebuchs‹ (3., verb. Auflage 1856, VIII, 320 S.) blieb ab 1860 (4., verb. Auflage, VIII, 348 S.; erweitert um 7 Gedichte, meistens Kirchenlieder, und Biogramme) über zwei Jahrzehnte unverändert, erst durch die Revision von H. Huth (20. Auflage 1882, VIII, 368 S.) ist sie »um 9 Autoren mit 17 klassischen, christlich-nationalen Geist atmende Dichtungen vermehrt worden« (u. a. Karl Gerok, Friedrich Bodenstedt, Gustav Freytag, Annette von Droste-Hülshoff, Adelheid von Stolterfoth, Luise Hensel).
70 Vgl. August Lüben/Carl Nacke: Commentar zu dem Lesebuch für Bürgerschulen. Erster Theil: Musterstücke für den Sprachunterricht erläutert und zu Literaturbildern zusammengestellt. Leipzig 1852; zweibändige Neuausgabe mit dem Untertitel ›Sprachmusterstücke. Für den Selbst- und Schulunterricht erläutert und zu Literaturbildern zusammengestellt‹ (Leipzig 1854 und 1855).
71 Lüben/Nacke: Lesebuch, wie Anm. 69, S. III-IV
72 Siehe das Inhaltsverzeichnis im Anhang (S. 75-77).
73 Es konnte nicht ermittelt werden, welchen Werken die Lesetexte entnommen worden sind, der Auszug ›Die Anden‹ möglicherweise aus: Eduard Pöppig's ›Reise in Chile, Peru und auf dem Amazonenstrom während der Jahre 1827-1832‹ (Leipzig 1835/36); siehe Faksimiles im Anhang (S. 86-88).
74 Hingewiesen sei auf Heinz Stolte: Auf den Spuren Nathans des Weisen. Zur Rezeption der Toleranzidee Lessings bei Karl May. In: Jb-KMG 1977. Hamburg 1977, S. 17-57, speziell S. 31f.
75 Hartmut Vollmer: Karl May - Nikolaus Lenau. Ein notwendiger Vergleich? In: M-KMG 44/1980, S. 20f.
76 Karl May: Geographische Predigten. In: Schacht und Hütte. 1. Jg. (1875/76), S. 142 (Lenau), S. 278, 367 (Schiller); Reprint in: Schacht und Hütte. Blätter zur Unter-



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haltung und Belehrung für Berg-, Hütten- und Maschinenarbeiter. Hildesheim/New York 1979; auch im ›Buch der Liebe‹ (1876) zitiert May mehrfach ›Das Lied von der Glocke‹; siehe Hedwig Pauler: Deutscher Herzen Liederkranz. Lieder und Gedichte im Werk Karl Mays. Teil III. S-KMG Nr. 99/1993, S. 6ff.
77 Dittes, wie Anm. 65, S. 11
78 Grüllich, wie Anm. 16, S. 159
79 Bibliographische Angaben zu den genannten Lehrbüchern siehe die Übersicht im Anhang (S. 65-68).
80 Gesetz, das Elementar-Volksschulwesen betreffend, vom 6. 6. 1835 sowie Verordnung zum Gesetze über das Elementar-Volksschulwesen v. 9. 6. 1835. In: Schreyer, wie Anm. 15, S. 430-454 bzw. 454-495
81 Grüllich, wie Anm. 16, S. 159
82 Ebd., S. 143
83 Wie Anm. 13, MfV Nr. 4745, Bl. 94a (Jahresbericht 1859, 31. 12. 1859)
84 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 259a (Protokoll Schlußkonferenz, 30. 5. 1861)
85 Grüllich, wie Anm. 16, S. 154f.
86 Gemeint sind Carl Czerny (1791-1857), Muzio Clementi (1752-1832), Henri-Jerôme Bertini (1798-1876), Stephen (István) Heller (1813-1888), Johann Baptist Cramer (1771-1858), Joseph Haydn (1732-1809), Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Ludwig van Beethoven (1770-1827).
87 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 253a/b (Referat Dr. Döhner an KDZ, 4. 6. 1861); Römpler, wie Anm. 32, S. 56
88 Gemeint sind die Stadtkirche St. Johannis und die Gottesackerkirche (1883 in Lutherkirche umbenannt).
89 Gemeint sind Jacques-Féréol Mazas (1782-1849), Giovanni Battista Viotti (1755-1824), Joseph Baron von Blumenthal (1782-1850), wahrscheinlich: Andreas Jakob Romberg (1767-1821) bzw. sein Cousin Bernhard Heinrich Romberg (1767-1841).
90 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 43b-44a
91 Max Finke: Karl May und die Musik. In: Karl-May-Jahrbuch (KMJB) 1925. Radebeul 1924, S. 39-63 (60f.); das Thema ist umfassend dargestellt von Hartmut Kühne/Christoph F. Lorenz: Karl May und die Musik. Bamberg/Radebeul 1999 (mit CD).
92 Gemeint sind Bernhard Klein (1793-1832), Franz Vinzenz Krommer (1759-1831), Joseph Ignaz Schnabel (1767-1831), Friedrich August Reißiger (1809-1883), Friedrich Schneider (1786-1853), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847).
93 Carl Gotthold Schulze: Achtzig Choräle für drei und vier Männerstimmen bearbeitet und Seminarien, Gymnasien und Männersingvereinen gewidmet. Plauen 1841, S. III (Vorwort)
94 Beispielsweise in MfV Nr. 4745, wie Anm. 13, Bl. 259a-260a (Choralmelodien, welche im Schuljahr 1860/61 im Königlichen Schullehrerseminare zu Plauen gelernt worden sind; 81 Positionen); siehe Anhang (S. 70-74).
95 Wolfgang Hammer: Lieder mit entscheidender Wirkung in Karl Mays Werken. In: M-KMG 113/1997, S. 57; Text des Chorals von Johann Rist (1607-1667) in: Schulze: Achtzig Choräle, wie Anm. 93, S. 52 (Nr. 58) bzw. ders.: 90 Choräle für vier Männerstimmen bearb. und Seminarien, Gymnasien und Männersingvereinen gewidmet. 2., revid. und verm. Aufl. Plauen 1864, S. 44 (Nr. 65) - zuletzt in: Evangelisches Kirchen-Gesangbuch (EKG). Leipzig 1973, Lied 324. Nicht mehr enthalten in: Evangelisches Gesangbuch (EG). Leipzig 1994.
96 Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XIX: Old Surehand III. Freiburg 1896, S. 494ff.; Reprint Bamberg 1983
97 Siehe Eduard Emil Koch: Geschichte des Kirchenlieds und Kirchengesangs. 4. Bd. Stuttgart 1853, S. 515; zitiert bei Hammer, wie Anm. 95, S. 58.



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98 Hammer, wie Anm. 95, S. 58
99 Grüllich, wie Anm. 16, S. 157
100 Weller, wie Anm. 16, S. 101
101 Wie Anm. 13, MfV Nr. 4745, Bl. 93a (Jahresbericht 1859, 1. 12. 1859)
102 Weller, wie Anm. 16, S. 101
103 Wie Anm. 22, MfV Nr. 4746, Bl. 7a (Jahresbericht 1861, 27. 12. 1861)
104 Wie Anm. 33, MfV Nr. 4744, Bl. 39a, 41b
105 Ebd., unpag. (nach Bl. 91)
106 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 98b/99a (»Auftheilung der von den Seminaristen der I. Claße im Unterrichtsjahr 1861/62 zu haltenden Lehrstunden«); siehe auch Stundenpläne der Übungsschule Sommerhalbjahr 1861 in ebd., Bl. 107b/108a, 109a (gültig bis 2. 6. 1861) sowie 226b/227a (gültig ab 3. 6. 1861).
107 Wie Anm. 35, MfV Nr. 4744, Bl. 40a
108 Wie Anm. 19, MfV Nr. 12517, Bl. 245b-246a
109 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 258b (Protokoll Schlußkonferenz, 30. 5. 1861)
110 Wie Anm. 13, MfV Nr. 4745, Bl. 63a-64a
111 Ebd., Bl. 150b (Wild an KDZ, 24. 4. 1860)
112 Wie Anm. 19, MfV Nr. 12517, Bl. 250b (Bericht Dr. Hübel an MdC, 4. 7. 1860)
113 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 252a/b (Bericht Dr. Döhner an KDZ, 4. 6. 1861)
114 Wie Anm. 13, MfV Nr. 4745, Bl. 79a/b
115 Ebd., Bl. 81a/b (Wild an KDZ, 21. 12. 1859)
116 Ebd., Bl. 82a (Dr. Döhner an Wild, 23. 12. 1859); MfV Nr. 12517, wie Anm. 19, Bl. 194a-195a (KDZ an MdC, 23. 12. 1859 und MdC an KDZ, 28. 12. 1859)
117 Ebd., Bl. 154a-156b, bzw. MfV 12517, wie Anm. 19, Bl. 228a-231a
118 Inquilin: Mietbewohner
119 1 sächsische Elle (1858) = 56,64 cm. Umgerechnet ergeben sich für die im Bericht genannten Räume folgende Flächen: Cl. I/II: 33,68 m2 (Raummaß: 5,66 m x 5,95 m x 3,68 m), Cl. III/IV: 34,57 m2 (5,81 m x 5,95 m x 3,68 m), Proseminar/Seminarschule: 34,57 m2 (5,95 m x 5,81 m x 3,54 m).
120 Weil die Luft in den Arbeitszimmern wegen der vielen Schüler »außerordentlich drückend« war, hatte die Seminarkonferenz schon am 19. 5. 1860 festgelegt, »während d. Monate Juni, Juli, August die Arbeitsstunde v. 7-8 U[hr]. Ab[en]ds in Wegfall kommen zu lassen, u. dafür die St[unde] v. 5-6 Uhr Morgens als Arbeitsstunde zu bestimmen.« (Seminar Plauen Nr. 62a, wie Anm. 7, Bl. 101a)
121 Max Pettenkofer: Ueber Luft in den Schulen und über Ermittlung der Grenze zwischen guter und schlechter Zimmerluft. In: Monatsschrift für exacte Forschung auf dem Gebiete der Sanitätspolizei. 2. Jg., H. 1 (Januar 1860), S. 1-15; der vom Begründer der wissenschaftlichen Hygiene Max von Pettenkofer (1818-1901) ermittelte so genannte ›Pettenkofersche Behaglichkeitswert‹ von 0,1 Vol.% entsprechend 1000 ml/m3 Kohlendioxid als Grenze für das Wohlbefinden gilt noch heute. Als Faustformel kann man davon ausgehen, dass bei stündlichem mindestens 5 minütigem Querlüften (Durchzug!) der Pettenkofer-Wert erreicht wird.
122 Mens sana in corpore sano, lat.: ein gesunder Geist in einem gesunden Körper.
123 verbutten: verdummen
124 Wie Anm. 19, MfV Nr. 12517, Bl. 225a/b
125 Ebd., Bl. 225b-226b (KDZ an MdC, 31. 3. 1860); siehe auch Brief-Entwurf Dr. Döhner v. 26. 3. 1860 in: MfV Nr. 4745, wie Anm. 13, Bl. 157b.
126 Wie Anm. 13, MfV Nr. 4745, Bl. 159a/b
127 Ebd., Bl. 161a



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128 Monatsschrift für exacte Forschung auf dem Gebiete der Sanitätspolizei. 2. Jg., H. 3 (März 1860), S. 116-123 (nachfolgendes Zitat S. 122); der Beitrag ist referiert bei Andreas Graf: Lektüre und Onanie. Das Beispiel des jungen Karl May, sein Aufenthalt auf dem Seminar in Plauen (1860/61) - und die Früchte der Phantasie. In: Jb-KMG 1998. Husum 1998, S. 84-151 (84-87).
129 Im Gegensatz zur Darstellung bei Andreas Graf, ebd., S. 84 (»Denn er schickte auch einen Bericht [...]«)
130 Wie Anm. 22, MfV Nr. 4746, vorgeheftetes ›Interimsfascikel‹, 5 Bl.; nachfolgende Zitate ebd.; das ›Interimsfascikel das Seminar zu Plauen betreff. / Kr. Dir. Zwickau 1860.‹ wurde für das Kultusministerium zusammengestellt und erst am 14. 5. 1862 nach Zwickau zurückgeschickt. Ab etwa 1869 bis zu seinem Ableben am 13. 6. 1871 war Dr. Pfaff Königlicher Bezirksarzt in Dresden.
131 lat.: So gehen die menschlichen Schicksale.
132 Wie Anm. 22, MfV Nr. 4746, Bl. 58a/b (MdC an KDZ, 14. 5. 1862)
133 Wie Anm. 19, MfV Nr. 12517, Bl. 263a-264a (Entwurf MdC an Ministerium des Innern, 25. 9. 1860)
134 Adreß-Buch der Stadt Plauen für 1863. Plauen o. J. (1862), S. 120
135 Pfarrarchiv St. Trinitatis Hohenstein-Ernstthal. Totenbuch Ernstthal 1851-1877, S. 152 (lfd. Nr. 67/1860)
136 Wie Anm. 19, MfV Nr. 12517, unpag., nach Bl. 262b (Dr. Döhner an KDZ, 28. 8. 1860); Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 258; die beiden folgenden Zitate S. 259, 261 - siehe auch Graf, wie Anm. 128, S. 88-90.
137 Wie Anm. 19, MfV Nr. 12517, unpag., nach Bl. 262b (Dr. Döhner an KDZ, 28. 8. 1860); Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 263f. - einen Zögling »Namens Sparschuh«, wie im Reprint transkribiert, gab es nicht am Seminar.
138 Ebd., Tabelle ›Seminarcötus 63. Zöglinge‹ (Anlage KDZ an MdC, 3. 9. 1860); Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 277
139 Wie Anm. 13, MfV Nr. 4745, Bl. 172a, bzw. MfV Nr. 12517, wie Anm. 19, Bl. 264a/b
140 Wie Anm. 7, Seminar Plauen Nr. 62a, Bl. 252a/b; Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 207f.
141 Ebd., Bl. 272b
142 Ebd., Bl. 273a (Protokoll Seminarkonferenz 22. 11. 1860)
143 Wie Anm. 19, MfV Nr. 12517, Bl. 274a-278b (Zitat: Bl. 276b, 277a), bzw. Seminar Plauen Nr. 24, wie Anm. 17, Bl. 10a-14b und MfV Nr. 4745, wie Anm. 13, Bl. 181a-184b (Jahresbericht 1860, 27. 12. 1860); Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 285f.
144 Ebd., Bl. 272b; Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 292
145 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 258a (Protokoll Schlußkonferenz, 30. 5. 1861)
146 Wie Anm. 7, Seminar Plauen Nr. 62a, Bl. 280a
147 Ablauf und Themen der Prüfung nach Seminar Plauen Nr. 24, wie Anm. 17, Bl. 275a-277b (Protokoll der Hauptprüfung Ostern 1861 o. D. [15. 3. 1861])
148 Termin- und Gesellschaftsrechnung waren Standardthemen des Mathematikunterrichts im 18. und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts. Die geforderten geometrischen Konstruktionen verlangen Kenntnisse der klassischen Parallelogramm-Eigenschaften. In den Schulen heute wird dieser Stoff gewöhnlich in der 8. Klasse behandelt.
149 Richtig: ›Großer Prophete, mein Herze begehret‹; Text: Joachim Neander (1650-1680), Melodie: (gesungen nach der Melodie ›Jesu, hilf siegen‹) ders. bzw. Georg Christoph Strattner (um 1650-1704). Nicht in Schulze: Achtzig Choräle, wie Anm. 93, ebenfalls heute nicht im Evangelischen Gesangbuch (EG), wie Anm.



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95. Nachgewiesen in: Voigtländisches neu eingerichtetes Gesang-Buch. Plauen 1726, S. 312f.
150 Mit den Zwischenzeilen sind wohl die Mittelstimmen gemeint, »d. h. gegeben ist die Melodie und bezifferter Baß; der bezifferte Baß deutet die Harmonie an (also Terz, Quarte, Quinte u. ä. zum Baßton). Der Schüler muß aufgrund dieser Angaben eine gut singbare Alt- und Tenorstimme schreiben. Das wird in musikalischen Prüfungen für Harmonielehre auch heute unverändert so gehandhabt.« (Hartmut Kühne am 25. 3. 2003 an den Verf.)
151 Voigtländischer Anzeiger (Plauen), 72. Jg., Nr. 30 (12. 3. 1861), S. 135
152 Zensurenliste in MfV Nr. 4745, wie Anm. 13, Bl. 255b/256a, bzw. Seminar Plauen Nr. 24, wie Anm. 17, Bl. 90b/91a (Verzeichniß der Zöglinge des Königl. Schullehrerseminars zu Plauen Ostern 1861); Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 224f.; siehe auch die Übersicht im Anhang (S. 91).
153 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 43a-45a (Zitat: Bl. 45a)
154 Siehe Grüllich, wie Anm. 16, S. 114f.
155 HSTA. MfV Nr. 13143. Acta, die Abhülfe des Mangels an Hülfslehrern etc. betr. Vol. IV (1859-1867), unpag. (KDZ an MdC, 28. 2. 1860, General-Tabelle)
156 Ebd., Bl. 53a
157 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 197b/198a (MdC an KDZ, 24. 4. 1861), die nachfolgenden Zitate ebd. Bl. 201a.
158 Ebd., Bl. 103a; siehe die modifizierten Stundenpläne Sommerhalbjahr 1861 ebd., Bl. 107b/108a und 226b/227a (siehe S. 30).
159 Ebd., Bl. 235a/b (KDZ an Seminardirektion Plauen, 20. 6. 1861)
160 Ebd., Bl. 271a (Protokoll Seminarkonferenz 6. 7. 1861)
161 Ebd.
162 Ebd., Bl. 266a (KDZ an Seminardirektion Plauen, 1. 8. 1861)
163 Ebd., Bl. 266b (Direktor Wild an KDZ, 8. 8. 1861)
164 Ebd., Bl. 267a
165 Ebd., Bl. 271b; Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 227
166 Nachfolgende Angaben zu Ablauf und Themen nach: SAP. Seminar Plauen Nr. 204a. Wahlfähigkeitsprüfung (1861-1867), Bl. 24a-26b (Protokoll Schulamtskandidatenprüfung); Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 239-244.
167 May: Mein Leben und Streben, wie Anm. 6, S. 103
168 Text: Joachim Neander, Melodie: Georg Christoph Strattner. Nicht in Schulze: Achtzig Choräle, wie Anm. 93, heute in: Evangelisches Gesangbuch (EG), wie Anm. 95, Lied 504.
169 Wie Anm. 22, MfV Nr. 4746, Bl. 6a (Jahresbericht 1861, 27. 12. 1861)
170 Joh. 4, 24: Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten. (Luther-Übersetzung)
171 Sie verbleiben nicht am Seminar, »Hertel wird als Vicar nach Erlbach und Valtin zur interimistischen Verwaltung der Hülfslehrerstelle nach Gelenau gesendet.« (MfV Nr. 4746, wie Anm. 22, Bl. 6a: Jahresbericht 1861 v. 27. 12. 1861) Den Schülern wird von der Seminardirektion von Zeit zu Zeit eine Aufgabe gestellt, die sie einsenden müssen, Ostern 1862 bestehen sie die Prüfung am Seminar Plauen.
172 Wie Anm. 166, Seminar Plauen Nr. 204a, Bl. 30b und Bl. 18a-20a (Tabelle Ergebnisse der Schulamtscandidatenprüfung); Teil-Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 248f., 233-235
173 Erstmals veröffentlicht von Fritz Prüfer: Die Zensuren des Schulamtskandidaten Karl May. In: KMJB 1925. Radebeul 1924, S. 26-38, Faksimile zw. S. 112/113 u. bei S. 144; hier auf S. 92f.
174 Verhaltungsregeln für Schulamtscandidaten im Königreiche Sachsen. Zwickau 1856; Teilabdruck in: Schreyer, wie Anm. 15, S. 499f.



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175 Siehe Hans-Dieter Steinmetz: Verspätete Konsequenzen. Zur Streichung Karl Mays aus der Schulamtskandidatenliste. In: KMHI Nr. 10 (1997), S. 37-47. Dieser Streichungsvermerk (mit roter Tinte: »gestrichen wegen Diebstahls cp[?] 2512.VI.63«, siehe Faksimile-Auszug auf S. 58) ist auch in den von der Kreisdirektion Zwickau aufbewahrten Abschriften der Prüfungszeugnisse des Plauener Seminars vorgenommen worden; siehe HSTA. MfV Nr. 7229. KDZ, Die Prüfungen der Schulamtscandidaten in Plauen betr. Censur-Buch Bd. 1 (1835-1869), lfd. Nr. 715 (Karl Friedrich May).
176 Wie Anm. 45, Seminar Plauen Nr. 123, lfd. Nr. 481; hier auf S. 51.
177 SAP. Seminar Plauen Nr. 95. Acta betr. das Seminarjubiläum 1885, unpag.
178 Römpler, wie Anm. 52, S. 25 (Nr. 483). - Eine Übernahme aus dem Deutschen Literaturkalender 1884 (›Kürschner‹) ist auszuschließen, denn dort ist »Redakt[eur] Dresden-Blasewitz« angegeben.
179 Druckschrift ›Verzeichnis der Teilnehmer am 75jähr. Jubiläum des Königl. Seminars zu Plauen vom 27.-29. Mai 1885‹, S. 5
180 Schütze, wie Anm. 46
181 Neue Vogtländische Zeitung (Plauen), Nr. 222 (24. 9. 1910), 3. Blatt
182 SAP. Seminar Plauen Nr. 91. Glückwünsche zur 100-Jahrfeier (1910), unpag.
183 In Privatbesitz, bislang auszugsweise zitiert in: M-KMG 115/1998, S. 33. Der Umschlag ist adressiert: Sr. Hochwohlgeb. / Herrn Redacteur / Victor Klages / (»Plauener Sonntags-Anzeiger.«) / Plauen, / Voigtland.
184 Nach derzeitigem Forschungsstand gibt es keine Belege für eine Abwesenheit Mays.
185 Karl May spielt hier auf die Berichterstattung über das Charlottenburger Urteil vom 12. 4. 1910 an. Auch die Redaktionen der Plauener Lokalzeitungen übernahmen die Gerichtsberichte der Korrespondenzbüros, enthielten sich aber eines Kommentars, sodass es eigentlich für den Schriftsteller keinen Grund gab, besonders enttäuscht zu sein. Siehe Neue Vogtländische Zeitung (Plauen) v. 13. 4. 1910, S. 3 (›Also doch im Zuchthaus gewesen. Räuberhauptmann Karl May‹ in der Rubrik ›Telegramme und Telephonmeldungen‹ sowie Vogtländischer Anzeiger und Tageblatt (Plauen) v. 14. 4. 1910, S. 2 (umfangreicher Gerichtsbericht ›Der Reiseschriftsteller Karl May als Kläger‹, Verfasser: Hg.).
186 Es könnte sich um die Buchausgabe von ›Winnetou IV‹ handeln, der Band erschien im Juni 1910; siehe Hainer Plaul: Illustrierte Karl-May-Bibliographie. Leipzig 1988, S. 353f.
187 Wie Anm. 182, Seminar Plauen Nr. 91, unpag. - Als 1984 der Nachlass von Victor Klages, er schrieb unter den Pseudonymen Waldemar Keller und Victor E. Wyndheim Fortsetzungsromane für Zeitschriften und Illustrierte, Romane und Novellen, dem Landesarchiv Berlin übergeben wurde, befanden sich darunter drei Jahrgänge des ›Plauener Sonntags-Anzeigers‹ (1910-1912), die lt. Findbuch des Nachlasses in die Zeitungssammlung des Archivs eingegliedert werden sollten, aber heute dort nicht aufzufinden sind. - Auch durch eine bundesweite Recherche konnten die Zeitungsbände nicht nachgewiesen werden. Dies ist umso bedauerlicher, als Victor Klages mit Sicherheit Beiträge zu May in seine Zeitung aufnahm. Überliefert ist im Archiv des Karl-May-Verlages ein Presseausschnitt mit einem Auszug aus Mays ›Mein Leben und Streben‹, betitelt: ›Meine Trommel. Von Karl May‹ (›Plauener Sonntags-Anzeiger‹, 18. 8. 1912).
188 Max Finke: Das siebente Jahr. In: KMJB 1924. Radebeul 1924, S. 5-29 (7f.)
189 Vogtländischer Anzeiger und Tageblatt (Plauen) v. 5. 4. 1912, S. 9
190 Der Tag (Berlin) v. 3. 4. 1912, Illustrierte Unterhaltungsbeilage
191 Archiv des Karl-May-Verlages, ebenso die nächsten zitierten Briefe.
192 Siehe Freie Presse (Plauen) v. 29. 4. 1999, Vogtlandblick (Plauen) Nr. 17 (2. 5. 1999).



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193 Angaben nach Römpler, wie Anm. 52, S. 5-7, sowie ergänzenden Recherchen; Porträts der Lehrer siehe Klußmeier/Plaul, wie Anm. 40, S. 33-35 (Bilder 38-45).
194 Ebd., S. 24f.; Seminar Plauen Nr. 123, wie Anm. 45; Handbuch der Schul-Statistik für das Königreich Sachsen (›Ramming‹), Ausgaben 1862-1913; sowie ergänzende Recherchen.
195 HSTA. MfV Nr. 12207. MdC, Acta, den Kirchschullehrer Adolph Robert Bär in Oberstützengrün betr. (1869-1892)
196 HSTA. MfV Nr. 12113. MdC, Acta, den Lehrer Friedrich Robert Hertel zu Treuen betr. (1870-1899)
197 Wie Anm. 13, MfV Nr. 4745, Bl. 261a-265a
198 Siehe Johann Heinrich Kurtz: Christliche Religionslehre. Nach dem Lehrbegriff der evangelischen Kirche. 7., verb. Aufl. Mitau 1859, S. 11-72 (Erstes Hauptstück: Die zehn Gebote), S. 184-187 (Drittes Hauptstück: Das Vaterunser), S. 190-202 (Viertes Hauptstück: Das Sakrament der heiligen Taufe) und S. 205-212 (Fünftes Hauptstück: Das Sakrament des Altars oder das heilige Abendmahl).
199 Siehe Johann Heinrich Kurtz: Abriß der Kirchengeschichte. Ein Leitfaden für den Unterricht in höheren Lehranstalten. 4. Aufl. Mitau 1858, S. 80-165. Der Lehrstoff umfasste das Kapitel ›Mittlere Kirchengeschichte (800-1517)‹ ab Papst Innocenz III. (1198-1216) sowie die ›Erste Periode der neuern Kirchengeschichte (1517-1648)‹. Der Lehrer stützte sich vermutlich auf das Standardwerk von Kurtz ›Lehrbuch der Kirchengeschichte‹ (3. Aufl. Mitau 1857, S. 298-511).
200 Siehe Karl Bormann: Unterrichtskunde für evangelische Volksschullehrer. Berlin 1856, S. 1-98 (Kapitel ›Von dem Unterricht im Allgemeinen‹).
201 Gemeint ist Ignaz Moscheles (1794-1870).
202 Wie Anm. 22, MfV Nr. 4746, Bl. 43a, 45a-47a
203 Siehe Kurtz: Religionslehre, wie Anm. 198, S. 73-184 (Zweites Hauptstück: Der Glaube).
204 Siehe Kurtz: Abriß Kirchengeschichte, wie Anm. 199, S. 11-143 bzw. ders.: Lehrbuch Kirchengeschichte, wie Anm. 199, S. 32-455. Der Lehrstoff endete vermutlich mit dem Augsburger Religionsfrieden (25. September 1555).
205 Gemeint ist Robert Schumann (1810-1856).
206 Siehe Lüben/Nacke: Lesebuch, wie Anm. 69 und dies.: Commentar (Sprachmusterstücke), wie Anm. 70 (Klopstock im 1.Teil, S. 226ff.).
207 Aufbereitung der Liste ›Choralmelodien, welche im Schuljahr 1860/61 im Königlichen Schullehrerseminare zu Plauen gelernt worden sind‹ aus MfV Nr. 4745, wie Anm. 13, Bl. 259a-260a; siehe auch Anm. 94.
208 Siehe zum Text bei Lüben/Nacke: Commentar (Sprachmusterstücke), wie Anm. 70, 2. Teil; S. 237. Von den weiteren ausgewählten Lesebuch-Texten ist nur noch Lenaus ›Die drei Indianer‹ kommentiert: ebd., S. 403f.; siehe Faksimile S. 88-90.
209 Die beigegebenen Biogramme stützen sich auf Artikel in ›Meyers Konversationslexikon‹, 4. Aufl. 1888, Band 13, S. 855f. (Ritter), Band 11, S. 300f. (von Martius), Band 13, S. 235 (Pöppig) sowie Lüben/Nacke: Lesebuch, wie Anm. 69, 14. Aufl. 1874, S. 281 (Ritter) und S. 330 (Lenau) bzw. dies.: Commentar (Sprachmusterstücke), wie Anm. 70, 1. Teil, S. 237f. (Ritter) und S. 405-410 (Lenau).
210 SAP. Seminar Plauen Nr. 23. Acta. Das Königliche Schullehrerseminar zu Plauen betreffend (1855), Bl. 70a sowie Vergleichs-Zeugnisse.
211 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 90b/91a; Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 224f.; Lehrer lt. Stundenplan Winterhalbjahr 1860/61 (Seminar Plauen Nr. 62a, wie Anm. 7, Bl. 242b/243a)
212 Als Lehrgegenstand (Unterrichtsfach) ›Katechismus‹ im Stundenplan (S. 30) ausgewiesen.
213 Entspricht dem Lehrgegenstand ›Katechetische Übungen‹.
214 Entspricht dem Lehrgegenstand ›Bibellesen‹.



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215 Dazu gehörte z. B. Physik.
216 Entspricht dem Lehrgegenstand ›Predigtlesen‹.
217 Wie Anm. 17, Seminar Plauen Nr. 24, Bl. 226b/227a (Stundenplan, gültig ab 3. 6. 1861); zusätzlich: MfV Nr. 4745, wie Anm. 13, Bl. 226a-227b
218 Wie Anm. 166, Seminar Plauen Nr. 204a, Bl. 30b; Faksimile in Ludwig/Kosciuszko, wie Anm. 7, S. 248f.; bzw. MfV Nr. 7229, wie Anm. 175, lfd. Nr. 715; Faksimile (ohne Streichungsvermerk) in Klußmeier/Plaul, wie Anm. 40, S. 36 (Bild 46)



Bildnachweise:


Archiv Dr. Plaul: S. 13

Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin-Dahlem: S. 16

Stadtarchiv Plauen: S. 17, 21, 24 (rechts), 43, 50f.

Vogtlandmuseum Plauen: S. 19

Vogtland-Verlag Plauen: S. 24 (links)

Georg-Eckert-Institut Braunschweig: S. 27 (links), 75-89

Technische Informationsbibliothek und Universitätsbibliothek Hannover: S. 27 (rechts), 89f.

Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz Berlin: S. 32

Ratsschulbibliothek Zwickau: S. 33 (links)

Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden: S. 33 (rechts), 35, 36 (oben), 68 (oben), 69

Universitätsbibliothek Potsdam: S. 36 (unten)

Sächsisches Hauptstaatsarchiv Dresden: S. 47, 58

Vogtlandbibliothek Plauen: S. 50 (oben), 67

Privatarchiv Nachlass Dr. Schmid: S. 55-57

Sammlung Dreger: S. 60

Universitätsbibliothek Leipzig (einschließlich Comeniusbibliothek): S. 66, 68 (unten)






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