//363//

Joachim Biermann


Rückblick und Ausblick

Die Karl-May-Gesellschaft in einer sich wandelnden Umwelt





Blicken wir um uns, so erkennen wir, dass die Welt ganz offenbar im Wandel begriffen ist. Das gilt sowohl in globaler wie in nationaler Hinsicht, sowohl für den Bereich der Politik wie auch für den der Gesellschaft. Dabei scheint die immer noch in rasantem Tempo begriffene technologische Revolutionierung nahezu aller Lebensbereiche die gravierendste dieser Veränderungen zu sein. Dies hat auch erhebliche Auswirkungen auf den die Karl-May-Gesellschaft (KMG) betreffenden Bereich der Literatur.

Auf der Leipziger Buchmesse des Jahres 2004 wurde die Ravensburger Jugend- und Medienstudie der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg vorgestellt. Eines ihrer Ergebnisse war, dass das Buch bei der Jugend an Bedeutung verliere und Lehrer und Eltern sich den neuen Medien öffnen müssten.1 Ist dies der Königsweg, die Jugend auch wieder an die gedruckte Literatur heranzuführen? Ein Artikel zum Welttag des Buches im ›Südkurier‹2 zieht eine etwas andere Schlussfolgerung aus der augenblicklichen Lage des gedruckten Wortes: »Auch in Zukunft werden Promi-Biografien oder Karl Mays Abenteuerromane in Form von dicken Schmökern neben den neuesten DVDs und Audiokassetten ihren Platz verteidigen. Nicht ›entweder, oder‹, sondern ›sowohl als auch‹ ist die Zukunftsdevise des Literaturmarkts.«

Auf die Frage nach der Zukunft der Karl-May-Lektüre, die nicht erst 2004 die Freunde des sächsischen Autors in und außerhalb der KMG beschäftigte, gibt es wohl keine einfache Antwort. Der Karl-May-Verlag hängt gar mit seiner Existenz daran, und auch die Zukunft der KMG wird ganz entscheidend davon beeinflusst sein, ob unser Autor noch gelesen wird. Wie gewinnen wir wieder neue Leser für Karl May? Viele Wege, dies zu erreichen, werden zur Zeit versucht, und dies ist auch gut so. Nur wenn unser Autor den Menschen auch des 21. Jahrhunderts noch etwas zu sagen hat, werden diese Versuche letztlich Erfolge zeitigen.

Eine eher negative Aussicht schien Hans Wollschläger in seinem Vorwort zum letztjährigen Jahrbuch zu entwickeln, wenn er einleitend feststellte, dass mit dessen Beiträgen eine Diskussion eröffnet werde, »die nicht weniger als den Sinn unserer Unternehmungen insgesamt und den Fortbestand der Karl-May-Gesellschaft selber zum Gegenstand« habe.3 Wenn sich daran unter den Mitgliedern unserer Gesellschaft eine rege Diskussion knüpfte, so mag dies durchaus in der Absicht Wollschlägers gelegen haben. Viele



//364//

nahmen aber die Antwort gar nicht mehr wahr, die er selbst etwas später auf die Frage nach der Existenzberechtigung der KMG gab: »(...) die Existenz-Frage der KMG ist nicht vom Tisch. Was in diesem Jahrbuch versammelt steht, muß sich ihr stellen - und will ihr entgegentreten.«4

Ja, die Ergebnisse unserer gemeinsamen Forschungsarbeit werden die Entscheidung darüber herbeiführen, welche Zukunft die KMG haben wird. Bisher, und das macht Wollschläger deutlich, spricht die Qualität der von der KMG geleisteten Forschungsarbeit zu Karl May und seinem Werk dafür, dass wir optimistisch nach vorn blicken können. Allerdings ist es nach den ›Pionierjahren‹, den ersten dreißig Jahren nach Gründung der KMG im Jahre 1969, kaum noch zu erwarten, dass wir sensationelle und grundlegend neue Erkenntnisse zutage fördern. Vielmehr wird sich unsere Tätigkeit nunmehr auf einem - hoffentlich hohen - Normalmaß einpendeln. Aufgabe des Vorstandes, aber letztlich auch aller Mitglieder der KMG ist es, aktiv und vorausschauend dafür zu sorgen, dass das Niveau und die Vielfältigkeit unserer Arbeit aufrechterhalten werden.


*


Ein Arbeitsergebnis der letzten Jahrzehnte war der Nachdruck nahezu aller in Zeitschriften veröffentlichten Werke Mays im Faksimile-Reprint. Dieses große Unternehmen ist nun weitestgehend erledigt. Als sich Vorstand und Mitarbeiterkreis der KMG vom 26. bis 28. März 2004 in Kassel trafen, war einer der Beratungsgegenstände, welche Aufgaben man nunmehr in Angriff nehmen könne, um weiterhin den satzungsgemäßen Zielen, Karl Mays literarisches Werk zu erschließen und zu bewahren, Rechnung tragen zu können. Der Blick fiel u. a. auf die von Hans Wollschläger und Hermann Wiedenroth begonnene und nunmehr von Hermann Wiedenroth im Alleingang fortgesetzte Historisch-kritische Ausgabe (HKA) der Werke Karl Mays. Seit Jahren dümpelt die Arbeit daran vor sich hin und zeitigt nur ganz gelegentlich neue Bände. Das mag, so war man sich einig, unter anderem daran liegen, dass Hermann Wiedenroth das Unternehmen praktisch als Einmannbetrieb auf sich genommen hatte. So bot ihm die KMG an, sich in Zukunft an der editorischen Arbeit der HKA zu beteiligen, deren verlegerische Betreuung allerdings auch weiterhin ganz beim Bücherhaus Bargfeld liegen wird.

Wiedenroth legte in Kassel eine Verlagskalkulation zur HKA vor, deren Seriosität und Korrektheit von unserem Jahrbuchverleger Ingwert Paulsen bestätigt wurde. Man vereinbarte eine entsprechende Zusammenarbeit, die dann auf einem Treffen interessierter KMG-Mitarbeiter im Juni 2004 in Bargfeld noch weiter konkretisiert wurde. Es werden Ekkehard Bartsch, Ruprecht Gammler, Reinhold Wolff und Claus Roxin neben Hermann Wiedenroth in das Gesamtherausgebergremium der HKA eintreten, und die Einzelbände, zum Teil auch einzelne Erzählungen, werden separat von



//365//

weiteren Herausgebern betreut werden. Seitdem arbeitet bereits eine Reihe von Mitarbeitern an der Edition der noch ausstehenden Jugenderzählungen Mays, und auch für die Betreuung der Bände ›Winnetou I-III‹ ist schon eine Perspektive gefunden.

Hoffen wir, dass die Arbeit an der HKA - die natürlich von Seiten der KMG-Mitarbeiter ehrenamtlich und unentgeltlich erledigt wird - damit beschleunigt wird und möglichst bald erste Ergebnisse in Form von Veröffentlichungen weiterer Bände präsentiert werden können.

Weitere Themen standen auf der Kasseler Tagesordnung. Die Gewinnung neuer aktiver Mitglieder wurde diskutiert, auch im Gespräch mit Torsten Greis, dem Vorsitzenden des Mescalero e.V. und dem Herausgeber der Zeitschrift ›Karl May & Co.‹, der erstmals an diesem Treffen des Mitarbeiterkreises teilnahm. Des Weiteren wurden Personalfragen aufgeworfen: Schatzmeister Uwe Richter wird nach langjähriger Tätigkeit 2007 definitiv aus dem Amt scheiden, und auch der Vorsitzende Reinhold Wolff hatte schon von Anfang an angekündigt, dass er sein Amt 2007 in die Hände eines Nachfolgers legen möchte. Der Vorstand nahm sich vor, in den nächsten Jahren nach geeigneten Kandidaten Ausschau zu halten, und bittet auch die Mitgliederschaft um Vorschläge.

Die Tagung des Jahres 2007 wird in Berlin stattfinden. Diese Festlegung musste ungewöhnlich früh erfolgen, um in der deutschen Hauptstadt erfolgreich auf die Suche nach einem geeigneten und finanzierbaren Tagungsort gehen zu können. Geschäftsführer Hans Grunert konnte, tatkräftig unterstützt von Berliner Mitgliedern, die sehr zentral gelegene Katholische Akademie Berlin dafür buchen.

Auch die Planungen für die nächste Tagung in Essen (30. 9.-2. 10. 2005) wurden auf dem Kasseler Treffen vorangetrieben. Dort sowie auf einer Vorbereitungssitzung von Vorstandsmitgliedern und Vertretern der Stadt Essen im November in Essen konnten wir feststellen, dass die als Tagungsort vorgesehene neu eröffnete Volkshochschule Essen einen optimalen Rahmen verspricht und dass die Mitarbeiter der VHS und der Essen Marketing GmbH, in Zusammenarbeit besonders mit unserem Bochumer Mitglied Peter Krauskopf, sich für die Organisation der Tagung und eines vielversprechenden Rahmenprogramms sehr engagieren. So können wir diesem Kongress mit Optimismus entgegensehen.


*


Ein seit 1996 im Aufbau befindliches relativ neues Projekt der Karl-May-Gesellschaft ist das Zeitungsarchiv. Ein Archiv ist ja eigentlich eine sehr unspektakuläre Institution. Seine Einrichtung und Betreuung vollzieht sich nicht unbedingt vor den Augen der Öffentlichkeit, und nur gelegentlich kann es seine Leistungsfähigkeit zeigen, dann nämlich, wenn ein konkretes Forschungsinteresse einen Forscher veranlasst, es zu konsultieren.



//366//

Umso mehr zeigt sich hier einmal wieder, wie sehr die Qualität der Arbeit der KMG vom Engagement einzelner Mitarbeiter abhängig ist. Drei Mitglieder sind es, die die drei Abteilungen des Zeitungsarchivs mit großem Engagement betreuen und für die Nutzung erschließen:


· Wolfgang Sämmer für die Zeit bis 1912,
· Sigbert Helle für den Zeitraum 1913-1969
und
· Uwe Mersch für die Zeit seit 1970.


Natürlich sind die Archivverwalter darauf angewiesen, mit Material versorgt zu werden. Deshalb rufen wir weiterhin alle Mitglieder auf, geeignete Zeitungsausschnitte oder Kopien an die jeweils Zuständigen zu senden, um den stetigen Ausbau unseres Zeitungsarchivs zu unterstützen. Die Ergebnisse der bisherigen Sammeltätigkeit sind unter anderem im Internet auf den Seiten der KMG (www.karl-may-gesellschaft.de) zu besichtigen, wo der jeweils aktuelle Bestand abrufbar ist.

Die ca. 1500 Einträge des Zeitungsarchivs bis 1912 hat die KMG in Form einer Bestandsliste zugänglich gemacht, die allen Mitgliedern kostenlos zur Verfügung gestellt wurde und die unsere Publikationsliste für das Jahr 2004 anführen soll, um die Leistung der drei Archivverwalter einmal an herausragender Stelle zu würdigen:


Wolfgang Sämmer:
Zeitungsarchiv der Karl-May-Gesellschaft. Bestandsliste.
Selbstverlag 2004, 52 S.


In unserer von Ruprecht Gammler und Jürgen Seul herausgegebenen Juristischen Schriftenreihe erschien ein neuer Band, anders als seine Vorgänger im Hansa-Verlag Husum verlegt:


Bd. 4: Jürgen Seul: Karl May und Rudolf Lebius. Die Dresdner Prozesse. Mit einem Geleitwort von Claus Roxin.
Husum 2004. 208 S.


Die Reihe der Sonderhefte wurde mit zwei Heften fortgeführt:


Nr. 129: Vom Glück der Jagd nach Karl May. Der Karl-May-Forscher Walther Ilmer.
Hamburg 2004. 81 S.
Nr. 130: Joachim Biermann: Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft: Stichwortverzeichnis für die Nummern 131-140.
Hamburg 2004. 56 S.



//367//

Des Weiteren erschienen:


Register zum Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1996-2000.
Hrsg. von Joachim Biermann und Hartmut Kühne.
Husum 2004. 139 S.


Karl May im Llano Estacado. Symposium der Karl-May-Gesellschaft in Lubbock, Texas (7. bis 11. September 2000).
Hrsg. von Meredith McClain und Reinhold Wolff.
Husum 2004. 339 S.


Neben dem Jahrbuch 2004 wurden natürlich auch unsere regelmäßigen Publikationen fortgesetzt: Es erschienen vier Hefte der ›Mitteilungen der Karl-May-Gesellschaft‹ (Nr. 139-142) mit 64 bis 72 Seiten und ebenso vier Hefte der ›KMG-Nachrichten‹ (Nr. 139-142) mit 48 bis 72 Seiten. Für die ›Mitteilungen‹ Nr. 131-140 stellte Ralf Schönbach außerdem wieder ein Inhaltsverzeichnis (16 S.) zusammen, das den ›Mitteilungen‹ Nr. 141 als Beilage beigegeben war.

In den statistischen Daten, die Schatzmeister und Geschäftsführer jedes Jahr ermitteln, hat es 2004 keine bemerkenswerten Veränderungen gegeben. Sie spiegeln vielmehr ebenfalls wider, was wir bereits eingangs ansprachen, dass nämlich die Tätigkeit der Karl-May-Gesellschaft sich auf ein gewisses Normalmaß einpendelt. Die Mitgliederzahl reduzierte sich 2004 nochmals ein wenig und scheint sich zwischen 1900 und 2000 zu stabilisieren - damit ist die KMG immer noch die fünftgrößte literarische Gesellschaft in Deutschland. Auch das noch immer sehr beträchtliche Spendenaufkommen sank, wohl der wirtschaftlichen Gesamtlage geschuldet, auf ca. 28.000 Euro (im Vergleich zu etwa 31.000 Euro im Jahr 2003).


*


Wenn sich, wie anfangs bereits dargestellt, die Erkenntnis durchsetzt, dass Literaturvermittlung heutzutage nicht mehr ohne die neuen Medien auskommt, so kann die KMG stolz darauf sein, dass die von Frank Starrost und Ralf Schönbach betreuten Internet-Seiten unserer Gesellschaft weithin Anerkennung finden. Umso enttäuschter waren viele, als in der zweiten Jahreshälfte 2004 der Server LEO in München, auf dem die KMG-Seiten angesiedelt sind, für mehrere Monate ausfiel und der Zugang so den Nutzern versperrt war. Was war geschehen? Das Heiz- und Klimasystem des Servers war ausgefallen, und ausgerechnet am KMG-Server waren irreparable Schäden entstanden. Es dauerte fast bis zum Jahresende, bis ein Ersatzgerät angeschafft und unser Internet-Auftritt wieder allgemein zugänglich war.

Als es endlich soweit war, überraschten die beiden Betreuer die Nutzer mit einer substanziellen Ergänzung: Die gesamten 33 Bände der ›Gesam-



//368//

melten Reiseerzählungen‹ aus dem Verlag Fehsenfeld stehen nun als digitaler Reprint zur Verfügung. Auch das - noch nicht vollständige - Briefregister, das Frank Werder erstellt, ist über die KMG-Seiten im Internet jetzt einsehbar und der Nutzung zugänglich.


*


Die Vielschichtigkeit der May-Rezeption war immer schon ein entscheidender Aspekt der May-Szene. Und so ist es erfreulicherweise nicht allein die Karl-May-Gesellschaft, die auf diesem Felde tätig ist. Während sie sich ihrer Natur gemäß vor allem der literarischen und biographischen Forschung widmet, haben andere Institutionen und Vereine ein etwas anders gelagertes Betätigungsfeld und können - so hoffen wir - dort auch gerade die Jugend ansprechen.

Durchaus vorbildlich sind zum Beispiel die Aktivitäten des Karl-May-Museums in Radebeul, das in vielen Angeboten sich speziell an die Jugend wendet. Was dem Grenzen setzt, ist zum einen die räumliche Kapazität und zum anderen der enge finanzielle Rahmen, in dem man dort arbeiten muss. Dass 2004 die Besucherzahlen sich eher am unteren Ende der Erwartungen bewegten, war für das Museum weniger erfreulich. Sehr positiv fiel es andererseits auf, dass Gebäudeschäden an der Villa Shatterhand nach einem entsprechenden Aufruf in der Presse auf ehrenamtlicher Basis von freiwilligen Helfern beseitigt wurden.

Einen bedauerlichen Verlust hatte das Museum 2004 zudem hinzunehmen. Nachdem die für eine Wanderausstellung ausgeliehenen Gegenstände aus dem Museumsbestand wieder zurück im Museum waren, musste man feststellen, dass einige Ausstellungsstücke fehlten: Karl Mays Bibliotheksstuhl, seine Wasserpfeife, ein Korrekturstift und eine Amerikakarte aus seinem Besitz sind seitdem spurlos verschwunden. Nach einer Anzeige bei der Polizei hofft die Museumsleitung darauf, dass diese Gegenstände vielleicht doch noch wieder aufgespürt werden.

Nachdem bereits das Karl-May-Haus in Hohenstein-Ernstthal eine eigene Veröffentlichung, die ›Karl-May-Haus-Information‹, hat (das 18. Heft erschien 2004), hat sich nunmehr auch das Radebeuler Museum eine eigene Zeitschrift zugelegt, die 2004 mit den ersten drei Nummern auf den Markt kam und nach dem einst von Karl May im Münchmeyer-Verlag redigierten Blatt ›Der Beobachter an der Elbe‹ heißt.

Der bisherige ›Freundeskreis Karl-May-Museum Radebeul e.V.‹ hat sich inzwischen umbenannt in ›Förderverein Karl-May-Museum Radebeul e.V.‹. Auch die Berliner Karl-May-Freunde haben ihrem Kreis einen festeren Rahmen gegeben und den ›Freundeskreis Karl May Berlin-Brandenburg e.V.‹ gegründet. Sein erster Vorsitzender ist Christoph Blau.

Die Veränderungen im Leseverhalten gerade der Jugend setzen bekanntermaßen auch den Verkaufszahlen des Karl-May-Verlags zu. Das Thema



//369//

bewegte allerdings die Öffentlichkeit 2004 weniger als die nunmehr publik gemachte Absicht des Verlegers Lothar Schmid, den Nachlass Karl Mays zu verkaufen. »Wird Karl Mays Erbe weltweit verstreut?«, titelte die ›Sächsische Zeitung Dresdner Land‹5 und sprach damit sicherlich die Befürchtungen vieler May-Freunde aus. Lothar Schmid hatte nämlich angekündigt, dass er Mays Nachlass u. U. auch in Einzelteilen veräußern wolle, wenn er für den Gesamtbestand keinen Käufer finde. Die von ihm erwarteten 7,5 Millionen Euro liegen jedoch weit oberhalb dessen, was z. B. Institutionen wie die Karl-May-Stiftung oder die Sächsische Landesbibliothek zu zahlen bereit sind. Sie berufen sich auf ein Gutachten, das den Nachlass auf 1 bis 1,5 Millionen Euro schätzt (Zahlen von Ende 2004). Es bleibt aus Sicht der Karl-May-Gesellschaft nur zu hoffen, dass, was immer geschieht, Mays Nachlass der Forschung weiterhin zur Verfügung steht.


*


Die mediale Präsenz Karl Mays bleibt ungebrochen. Freilichtspiele von Segeberg bis Rathen erfreuen sich nicht nur weiterhin hoher Zuschauerzahlen, immer wieder werden auch neue Veranstaltungen dieser Art aus der Taufe gehoben. So kündigte man jetzt in Dasing an, ab 2005 süddeutsche Karl-May-Festspiele zu veranstalten. Während die Festspielszene ähnlich wie die Filmszene sich nahezu ausschließlich auf Mays Wildwest-Abenteuer konzentriert, ist May in der Publizistik eher mit seinen Orienterzählungen präsent, die offenbar nachhaltig das Bild der Deutschen von dieser Gegend der Welt geprägt haben und nun, da der Nahe Osten sich erhöhter Aufmerksamkeit erfreut, immer wieder einmal bemüht werden. Titel wie ›Was Karl May schon längst über den Irak wusste‹,6 ›Durch das wütende Kurdistan‹7 oder ›Durch die Schluchten des Balkans‹8 zeugen davon.

Während solcherart Präsenz Karl Mays oft nur wenig mit aktiver May-Lektüre zu tun hat und wir nur hoffen können, dass sie zumindest den einen oder anderen an unseren Autor heranführt, könnte ein anderes Unternehmen hier nachhaltigere Erfolge bewirken: In seiner Reihe ›Geschichte Mitteldeutschlands‹ brachte der Mitteldeutsche Rundfunk am 28. November 2004 einen 45-minütigen Beitrag über Karl May: ›Karl May - der Fantast aus Sachsen‹. Unter der Regie von Hans-Michael Marten und nach einem Buch von Lutz Pehnert informierte der Film über Karl May und die Welt seiner Phantasie. Filmszenen, die an realen May-Orten gedreht worden waren, und Originalaufnahmen wechselten einander ab und verliehen dem Unternehmen Authentizität. Nicht zuletzt dank der fachkundigen Beratung durch Christian Heermann erwies sich der Beitrag als kenntnisreich und informativ. Ein, wie auch das anschließende Presseecho erkennen ließ, rundum gelungener Film, der seine Wirkung auf das Publikum wohl nicht verfehlen wird.

Mit den vereinten Kräften aller an Karl May und seinem Werk Interessierten sollte es uns auch in Zukunft gelingen, May einen Platz nicht nur in



//370//

der deutschen Literaturgeschichte, sondern auch in den Herzen seiner Leser zu bewahren.



1 Vgl. den Artikel ›Studie: Buch verliert an Bedeutung‹ in der Frankfurter Rundschau vom 26. 3. 2004.
2 Gutenberg überlebt. In: Südkurier (Stockach, Singen, Konstanz), 24. 4. 2004.
3 Hans Wollschläger: Das vierunddreißigste Jahrbuch. In: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 2004. Husum 2004, S. 7-10 (7)
4 Ebd., S. 8
5 vom 7. 12. 2004
6 Dresdner Neueste Nachrichten vom 7. 4. 2004
7 Süddeutsche Zeitung vom 30. 4. 2004
8 Der Tagesspiegel, Berlin, vom 5. 7. 2004




*



50 und mehr spendeten 2004:


Arnold Aerdken (Ravensburg), Peter Altmann (Arnsberg), Bernd Arlinghaus (Dortmund), Renate Aßheuer (Bochum), Hartmut Bauer (Chemnitz), Ludwig H. Baumm (Hamburg), Gerd Biegel (Braunschweig), Joachim Biermann (Lingen), Wolfgang Böcker (Recklinghausen), Ulrich Böhm (Cottbus), Peter Bolz (Berlin), Engelbert Botschen (Detmold), Wieland Cichon (Pfeffenhausen), Henner Dingfelder (Hamburg), Dieter Dolze (Radebeul), Klaus Eggers (Köln), Alfred E. Eßlinger † (Nagold), Ursula Eßlinger-Wildermuth (Nagold), Matthias Feuser (Ratingen), Uwe Peter Formella (Sankt Augustin), Paul Friedrich (Darmstadt), Werner Fröhlich (Hamburg), Ruprecht Gammler (Bonn), Ralf Gehrke (Bad Homburg), Werner Geilsdörfer (Stuttgart), Oswald Glatzel (Heusweiler), Gabriele Gordon (Neuruppin), Sascha Goretzko (Berlin), Dieter Gräfe (Tuchenbach), Hans-Walter Grebe (Vlotho), Olaf Gresens (Jena), Hans Grunert (Dresden), Wolfgang Grunsky (Bielefeld), Thomas Gurt (Osterbruch), Gabriele Haefs (Hamburg), Klaus Hänel (Hamburg), Jürgen Hahn (Winterthur/CH), Uwe Halm (Dresden), Stefan Hellmann (Erding), Michael Henke (Köln), Heinz-Dieter Heuer (Neuenhaus), Hans Hintz (Düsseldorf), Andreas Jochen Holtmann (Bensheim), Volker Huber (Offenbach), Gerhard F. Hummel (Köln), Hans Ingenhoven (Düsseldorf), Karl Janetzke (Berlin), Günter Kern (Delmenhorst), Josefine Keuten (Simmerath), Joachim-A. Klarner (Nürnberg), Konrad Klaws (Marloffstein), Hanns H. Kluck (Winsen), Reinhard Köberle (Kempten), Jürgen Köhlert (Hamburg), Manfred König (Munster), Henning Köster (Bochum), Martin Krammig (Berlin), Justus Krümpelmann (Mainz), Horst Kurhofer (Zhangjiagang City/VRC), Peter Lackner (Bad Schartau), Walter-Jörg Langbein (Lügde), Peter Lange (Winsen), Theodor Lenckner (Tübingen), Heinz Lieber (Bergisch Gladbach), Udo Lippert (Kleinwallstadt), Christoph F. Lorenz (Köln), Martin Lowsky (Kiel), Eckehard Mack (Paderborn), Peter Michael Mähn (Maulbronn), Günter Marquardt (Bonn), Evelyn Massing (Köln), Rolf Mehring



//371//

(Köln), Herbert Meier (Hemmingen), Hans Norbert Meister (Arnsberg), Harald Mischnick (Kronberg), Axel Mittelstaedt (Düsseldorf), Helmut Moritz (Nürnberg), Horst Müggenburg (Mönchengladbach), Ingrid Mühl (Edesheim), Günter Mühlbrant (Plauen), Erwin Müller (Föhren), Harald Müller (Lorsch), Joachim Müller (Korbach), Ulrike Müller-Haarmann (Bonn), Erna Münch (Nassau), Friedhelm Munzel (Dortmund), Gerhard W. Mushack (Berlin), Peter Nest (Saarbrücken), Anton Paschinger (Wien/A), Armin Patz (Kerpen), Helmut Paulsen (Rödermark), Annelotte Pielenz (Nassau), Michael Platzer (Buchholz), Axel Präcklein (Pforzheim), Walter Preiss (Sindelfingen), Ulrich Probst (Putzbrunn), Doris Protzer (Sulzbach), Heike Pütz (Zülpich), Reiner Pütz (Zülpich), Winfried Rabenstein (Frankfurt a. M.), Alexander Rauchfuß (Saarbrücken), Uwe Richter (Freudenberg), Ute Riedel (Grenzach-Wyhlen), Claus Roxin (Stockdorf), Oliver Rudel (Magdeburg), Bernhard Ruhnau (Reichelsheim), Wolfgang Sämmer (Würzburg), Volker Schanz-Biesgen (Mannheim), Hans-Jürgen Schiemann (Kleve), Claus Schliebener (Straßlach-Dingharting), Bernd R. Schmidt (Düsseldorf), Stefan Schmidt (Merzig), Helmut Schmiedt (Köln), Siegfried H. Schneeweiß (Stockenboi/A), Dietrich Schober (München), Winfried Schreblowski (Wohltorf), Sigrid Seltmann (Berlin), Norbert Serden (Bruchsal), Wolfgang Sokalla (Mülheim), Willi Stroband (Ahlen), Wolfgang Szymik (Essen), Clemens Themann (Visbek), Anja Tschakert (Pegnitz), Rudolf Unbescheid (Hamburg), Christa Vogt-Herrmann (Schneverdingen), Georg Weber (Dinkelsbühl), Erich Weigel (Eisenach), Peter Wellenberg (Langenfeld), Gregor Wiel (Langenfeld), Herbert Wieser (München), Karl Wiethölter (Halle), Winfried Wolf † (Celle), Reinhold Wolff (Bissendorf), Julia Wolter (Dassel), Stefan Wunderlich (Eichenau).



Die Karl-May-Gesellschaft dankt allen Genannten.




Auskünfte über die Karl-May-Gesellschaft
erteilt der Geschäftsführer
Hans Grunert
Karl-May-Straße 5, 01445 Radebeul


Postfach 10 01 34, 01435 Radebeul
Tel.: 0351/8 37 30 90
Fax: 0351/8 37 30 99
E-Mail: geschaeftsfuehrer


Inhaltsverzeichnis
Alle Jahrbücher
Titelseite KMG

Impressum Datenschutz