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Helmut Schmiedt


Das fünfunddreißigste Jahrbuch





bringt seinen Lesern ein Novum in der Geschichte dieses Periodikums, das denn auch gleich gebührend hervorgehoben werden soll: eine CD-Beilage. Sie enthält das an Karl Mays Roman ›Der Schatz im Silbersee‹ orientierte Opernfragment ›Am Silbersee‹, das der profilierte Komponist Othmar Schoeck (1886-1957) in jungen Jahren geschaffen hat, das lange weitgehend unbekannt blieb und dann von einem kleinen Schweizer Ensemble einige Male aufgeführt worden ist. Die äußerst positive Resonanz, die die Uraufführung auf der Tagung der Karl-May-Gesellschaft in Plauen (Oktober 2003) fand, hat uns bewogen, das Werk nun auch akustisch zu konservieren und allen Jahrbuch-Lesern anzubieten. Über den Komponisten und die Einzelheiten der Geschichte dieser eindrucksvollen Talentprobe informieren Dieter Stalder und Regula Jucker, die eine maßgebliche Rolle bei ihrer Wiederentdeckung und Aufführung gespielt haben.

So einzigartig eine CD-Beilage für das Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft ist, so wenig überraschend kommt sie im Hinblick auf einen Trend, der sich derzeit generell bemerkbar macht: im Hinblick auf die intensive Aufarbeitung künstlerischer bzw. künstlerisch-kommerzieller Reaktionen zu Mays Werk. Die Literaturberichte unserer Jahrbücher haben dies schon seit längerer Zeit vermerkt: Die Historie der May-Filme, May-Dramatisierungen und May-Vertonungen wurde in teils voluminösen Büchern rekonstruiert, im Bericht dieses Jahrbuchs wird ergänzend auf ergiebige Dokumentationen zu May-Illustrationen und May-Literarisierungen hingewiesen. Der vorliegende Band selbst bietet noch ein Beispiel für die Entwicklung: Wir drucken das May-Kapitel aus Alfred Guldens Amerika-Roman ›Greyhound‹ (1982) nach, dazu einen Kommentar von Günter Scholdt. Vielleicht ist es nicht nur ein Zufall, dass auch darin der ›Silbersee‹-Roman im Zentrum steht.

Darüber hinaus deckt das Jahrbuch ein breites, vielleicht sogar ungewöhnlich breites thematisches Spektrum ab. Wieder einmal können wir - mit Erläuterungen von Hartmut Vollmer - ein längeres Faksimile einer May-Handschrift vorlegen: Sie enthält den - leider nicht vollständigen - Text der späten Erzählung ›Bei den Aussätzigen‹ und wurde uns freundlicherweise vom Deutschen Literaturarchiv in Marbach zur Verfügung gestellt, wo sie als Teil der Sammlung Heinz Neumann aufbewahrt wird. Rudi Schweikert ergänzt die Reihe seiner Quellenstudien durch eine Arbeit über ›Im Reiche des silbernen Löwen‹. Wolfgang Sämmer dokumentiert und kommentiert die literaturkritischen Beiträge, die Ludwig Freytag (1842-



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1916) zum Thema ›May und sein Umfeld‹ veröffentlicht hat, sowie die persönliche Korrespondenz zwischen Freytag und dem Hause May. Da May zu seinen Lebzeiten nicht eben ein Lieblingskind des Feuilletons war, Freytag aber einen großen Teil seiner Buchpublikationen besprach - mit aufschlussreichen Schematismen in der Beobachtung und Beurteilung -, haben wir hier ein Zeugnis der zeitgenössischen Rezeption vor uns, dem wenige andere an die Seite zu stellen wären.

Auch neue werkinterpretatorische Studien liegen vor. Während Werner Kittstein und Karl Otto Sauerbeck genaue Blicke auf einzelne Romane Mays werfen, analysieren Florian Schleburg, Hans-Rüdiger Schwab und Gert Ueding übergreifende Zusammenhänge. Die Texte von Schwab und Ueding basieren auf bisher ungedruckten Vorträgen der schon erwähnten Plauener Tagung. Schleburg inspiziert die Hervorbringungen des ›internationalen Sprachkünstlers‹ May derart umfassend und systematisch, wie es bisher noch niemals geschehen ist.

Die üblichen Berichte runden das Jahrbuch ab: der Medienbericht von Peter Krauskopf, der (fünfundzwanzigste) Literaturbericht von Helmut Schmiedt, der Bericht über die Tätigkeit der Karl-May-Gesellschaft von Joachim Biermann.

Einige Beiträge dieses Jahrbuchs erforderten eine besonders aufwändige redaktionelle Betreuung. Deshalb haben die Herausgeber noch mehr Grund als sonst, der Redaktion für ihre Arbeit zu danken.





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