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Jahrbuch
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Verantwortliche Herausgeber:
Prof. Dr. Dr. h. c.
mult. Claus Roxin, Prof. Dr. Helmut Schmiedt, Prof. Dr. Hartmut
Vollmer und Dr. Johannes Zeilinger.
Geschäftsführender Herausgeber
2013:
Prof. Dr. Hartmut Vollmer
Redaktion:
Roy Dieckmann, Klaus Eggers, Dr. Martin Lowsky und Ulrike
Müller-Haarmann
May-Zitate und -Texte werden durch Kursivdruck
gekennzeichnet; zitiert wird aus Gründen der Authentizität
stets nach den originalen (also unbearbeiteten) Texten Mays, wie sie
in der Klein-Oktav-Ausgabe des Verlages Fehsenfeld, Freiburg 1892-1910
(Reprint dieser Ausgabe Bamberg 1982ff.) und in der seit 2008 im Karl-May-Verlag erscheinenden (1987 im Verlag Greno begonnenen, 1990 im Haffmans Verlag und 1993 im Bücherhaus Bargfeld vorübergehend weitergeführten) historisch-kritischen Ausgabe sowie in Zeitschriften- und anderen Reprints
vorliegen.
Frontispiz: Karl May um 1905; Ausschnitt eines Fotos (Archiv des Karl-May-Museums Radebeul). Das Foto ist enthalten in der Neuerscheinung Karl-May-Handschriften aus der Sammlung des Karl-May-Museums Radebeul, S.320; siehe die Besprechung in diesem Jahrbuch, S.390f.
ISSN 0300-1989 ISBN
978-3-941629-09-7
Hansa Verlag Ingwert Paulsen jr., Postfach 1480,
25804 Husum
© 2013 by Karl-May-Gesellschaft e. V.,
Radebeul
Alle Rechte, auch die der photomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.
Chemische Inhalte spielen bei genauer Betrachtung eine nicht zu vernachlässigende Rolle in den Werken Karl Mays. Sowohl metallische wie auch nichtmetallische Elemente und zahlreiche Wohl bringende, aber auch Leid verursachende chemische Verbindungen sind von großer Bedeutung. Sogar chemische Geräte, chemische Technologien und selbst chemische Analysen und chemische Formeln finden sich in den Werken des Schriftstellers.
Die Adlerhorst-Geschichte in ›Deutsche Herzen, deutsche Helden‹ (DHH) bleibt fragmentarisch, weil May diesen Roman aus pragmatischen Gründen vernachlässigte und einiges von dem, was dort nur angedeutet wird oder fehlt, in seinem nächsten, teilweise zeitgleich entstandenen Münchmeyer-Roman, dem ›Weg zum Glück‹ (WzG), besser verarbeiten konnte. Verbindungen, die sich aufgrund ähnlicher Figuren und Figurenkonstellationen zwischen beiden Romanen ergeben, sowie der hohe Stellenwert des Themas ›Untreue, Ehebruch und Verführung‹ im WzG erlauben es sogar, ältere psychologische Interpretationsansätze von Ilmer und Wollschläger in diese Erklärung zu integrieren. Versuche, die Darstellungen zu diesem Thema im WzG zu verdrängen oder auf Interpolationen von fremder Hand zurückzuführen, sind zwar verständlich vor dem Hintergrund von Unsittlichkeitsvorwürfen, wie sie um 1900 von damals verbreiteten Voraussetzungen aus gegen Mays Münchmeyer-Romane erhoben wurden, und der (in sich unstimmigen) Weise, in der May auf sie reagierte, nachdem er sich zu dieser Zeit in eine fatale Lage manövriert hatte; sie sind jedoch nicht haltbar und machen den WzG, Mays wohl besten Münchmeyer-Roman, sogar noch trivialer, als er in Wirklichkeit ist.
In der Rezeptionsgeschichte des Alten Ägypten wurde Karl May bisher kaum beachtet, obgleich er das Land der Pharaonen bereits vor seiner Orientreise literarisch verarbeitet hat. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit einigen Textstellen aus ›Und Friede auf Erden!‹ und ›Im Lande des Mahdi‹, in denen sich Elemente der altägyptischen Sprache finden. Die von Karl May verwendeten Quellen werden identifiziert und die Textstellen anschließend aus ägyptologischer Perspektive im Kontext von Karl Mays Werk diskutiert.
Anhand von ›programmatischen‹ Äußerungen zur Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern und der Darstellung (vor-)ehelicher Beziehungskonstellationen wird der Standpunkt Mays zur Frauenfrage im Kontext der Forderungen der Frauenbewegung seiner Zeit untersucht. Die Querschnittsanalyse des Werkes führt zu dem Ergebnis, dass May zur Zeit der Abfassung seines Frühwerks und der ›klassischen‹ Reiseerzählungen ein Anhänger des bürgerlich-patriarchalischen Ehekonzepts seiner Zeit war. Die - bereits in früheren Studien - festgestellte Hinwendung zu einem Ehekonzept, das auf der Gleichberechtigung ungleichartiger Partner aufbaut, in ›Am Jenseits‹ und im Spätwerk, wird relativiert durch Äußerungen Mays in seinem autobiographischen Text ›Frau Pollmer, eine psychologische Studie‹. Insgesamt entsteht ein ambivalentes Bild einer Entwicklung Mays hin zu den Zielsetzungen der Frauenbewegung seiner Zeit bei einer auch in der Spätphase nicht völlig aufgegebenen Affinität zum bürgerlich-patriarchalischen Rollenmodell.