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Walter Olma

Elemente der Kriminal- und Detektivliteratur in Karl Mays Orientzyklus


Einer der erfolgreichsten und bekanntesten Unterhaltungsliteraturautoren, dessen Name gemeinhin nur mit Reiseerzählungen und Abenteuerliteratur assoziiert wird, sollte auch in enger Verbindung stehen zur Entwicklungsgeschichte der Unterhaltungsliteraturgattung, die im 20. Jahrhundert zu einer der verbreitetsten und erfolgreichsten geworden ist, dem Kriminalroman?

   In einschlägigen Studien zu diesem Genre wie seiner Vor- und Entwicklungsgeschichte jedenfalls taucht der Name Karl Mays meistens gar nicht erst auf, und wenn doch, dann allenfalls in vergleichenden oder erläuternden Hinweisen auf die von den Mayschen Werken allgemein erwarteten, bekannten Sujets und Themen; jedoch in der Regel nicht als ein Name, der direkt im Zusammenhang mit dieser Gattung erwähnt werden könnte oder gar müßte. Das Phänomen Karl May als ein zwar sicher nicht zentrales und besonders prägendes, freilich gerade in Deutschland sehr breit und besonders auch sehr früh (von jugendlichen Lesern) rezipiertes Element der Geschichte des Genres Kriminalroman ist offensichtlich nicht besonders bekannt oder wird zumindest als vernachlässigbare Größe angesehen.

   Obwohl die sehr umfangreiche Bibliographie der Kriminalliteratur 1945-1984 im deutschen Sprachraum von Klaus-Dieter Walkhoff-Jordan1 lediglich Taschenbuchausgaben von Krimis im engeren, modernen Gattungsverständnis aufführt, hat dennoch ein Buch Karl Mays darin Aufnahme gefunden: Auf der See gefangen, sein erster Roman überhaupt, der 1878 zuerst in der von May selbst redigierten Zeitschrift 'Frohe Stunden' erschien, und zwar dessen erste Buchausgabe 1982 unter dem Titel Winnetou und der Detektiv.2 Im Erstdruck wird das Werk im Untertitel als 'Criminalroman' bezeichnet. Trotz dieser beiden Titelangaben darf man keinen Kriminalroman im heute weitgehend üblichen Wortsinne erwarten, und insofern ist die Aufnahme des Buches in diese Spezialbibliographie nur sehr bedingt zu rechtfertigen bzw. man hätte mit gleichem Recht auch weitere Bücher Karl Mays dort auflisten können, auch wenn in ihnen nicht unbedingt ein richtiger Detektiv auftritt.



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   Auf der See gefangen enthält tatsächlich Handlungselemente, die für den späteren, so erfolgreichen Kriminalroman gattungskonstituierend oder signifikant sind, und insofern ist das Werk auch ein Kriminalroman. Aber zugleich hat es großen Anteil an mehreren anderen Unterhaltungsliteraturgenres3, ist also ein großangelegter Sensations- oder Feuilletonroman, der alle möglichen Register der literarischen Unterhaltungskunst oder besser des literarischen 'Unterhaltungshandwerks' zu ziehen versucht. Darin ist er mit den umfangreichen Romanen von Wilkie Collins (1824-1889) und Emile Gaboriau (1832-1873) zu vergleichen, die "breite Erzählanlage, Figurenreichtum, Häufung melodramatischer Episoden mit bekannten, aber weiterentwickelten kriminalistischen und detektorischen Motiven zu einer eigenartigen Symbiose verschmolzen" und "zu Recht als eine Frühform des Detektivromans gesehen worden" sind.4 Gemeint sind hier beispielsweise die Romane The Woman in White (1860; Die Frau in Weiß) und The Moonstone (1868; Der Monddiamant) von Wilkie Collins sowie L'affaire Lerouge (1866; Die Affäre Lerouge) und La corde au cou (1873; Der Strick um den Hals) von Emile Gaboriau.5

   Bekanntlich gab es schon länger vor diesen Vorformen des modernen Kriminalromans Texte, die als frühe Prototypen dieses Genres gelten: Edgar Allan Poes (1809-1849) Erzählungen The Murders in the Rue Morgue (1841; Die Morde in der Rue Morgue), The Mystery of Marie Rogêt (1842/43; Das Geheimnis um Marie Rogêt) und The Purloined Letter (1845; Der gestohlene Brief). Ihre breite, gattungsnormgebende Wirkung entfalteten sie freilich erst viel später dadurch, daß Arthur Conan Doyle (1859-1930) gegen Ende des 19. Jahrhunderts viele ihrer Strukturmerkmale aufgriff, diese im Sinne leichterer Konsumierbarkeit popularisierte und mit weiteren unterhaltsamen Momenten anreicherte. Die so entstandenen Romane und Erzählungen um den Detektiv Sherlock Holmes waren überaus erfolgreich6 und lösten einen bis heute ungebrochenen Boom an Kriminalliteratur aus.7

   Der Gerechtigkeit halber sei in diesem Zusammenhang auf einen deutschen, noch älteren Text als die paradigmatischen Erzählungen Poes aufmerksam gemacht, der bis heute kaum bekannt geworden ist und innerhalb der Entwicklungsgeschichte des Kriminalromans wohl keine Rolle gespielt hat und somit als ein zufälliger, möglicherweise genialer, jedenfalls sehr früher, folgenloser Wurf anzusehen ist. Vermutlich ist es der älteste


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echte Kriminalroman im modernen Wortsinne, denn als solchen muß man ihn m.E. zweifelsfrei ansprechen. Es ist des Juristen und Dramatikers Adolph Müllner schmaler Roman Der Kaliber. Aus den Papieren eines Criminalbeamten (Leipzig 1829; ein Zeitschriftenabdruck erfolgte schon 1828).8

   Eine einigermaßen umfassende und vollständige Darstellung der Struktur- und Handlungselemente, die für den modernen, erfolgreichen Kriminalroman seit Conan Doyle konstituierend und typisch sind, kann in diesem Rahmen nicht geboten werden. Besonders auch im deutschsprachigen Raum gab es zahlreiche Definitionsversuche des Genres Kriminalroman oder Detektivroman, die häufig dadurch bestimmt waren und gelegentlich auch noch sind, daß eigene Vorlieben verallgemeinert werden; dabei steht gewöhnlich im Hintergrund, daß man die Gattung, die durch ihre Themen Mord, Verbrechen, Geheimnisse u.a. scheinbar per se in der Nähe purer Sensationsheischerei und des literarischen Schundes steht, für sich selbst als anspruchsvolle, irgendwie doch auch wertvolle Lektüre legitimieren will und ihren Status als zunächst einmal reines Unterhaltungsgenre (das freilich in seinen Spitzenleistungen durchaus auch Aufklärungs- und Welterkenntnisfunktionen sowie höhere literarische Dimensionen erreichen kann und tatsächlich auch erreicht) überwiegend nicht wahrhaben will. Erlauben will man diese Unterhaltung allenfalls als geistreiches Spiel, in dem etwa ein Mordfall wie eine Schachaufgabe lediglich als ein emotionslos zu lösendes Problem präsentiert wird, an dem sich neben dem Detektiv auch chancengleich der intelligente Leser versuchen kann. Diese Form des Detektivromans, in dem das Verbrechen - in der Regel ist das natürlich ein Mord - allein durch rationale und logische Gedankenoperationen des überlegenen Protagonisten im Verlaufe der erzählten Zeit aufgeklärt wird, kann sogar so weit getrieben sein, daß ihr strenge Vorschriften zugrunde liegen, die gewährleisten sollen, daß etwa der Detektiv dem Leser gegenüber nicht Informationsvorsprünge hat, die ihn bei der Lösung des Rätsels dem mitkombinierenden Leser von vornherein überlegen machen. Zufalle dürfen dabei keine Rolle spielen.

   Diese extreme und enge Form des Kriminalromans ist freilich relativ selten, und die gleichzeitige Einmischung realistischerer Handlungsmomente in die vornehmlich durch rationale, logische oder naturwissenschaftliche Operationen bestimmte Rätsellösung bzw. Tätersuche wie Intuition, Psychologie, kommunikative Fä-


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higkeiten beim Verhör, Zufälle, Verfolgung des erkannten Täters bis hin zu Genretypen, in denen lediglich noch die aktionsreiche, oft mit Gewalt und Brutalität angereicherte Verfolgung des schon längst entlarvten Täters eine Rolle spielt, hat eine Gattung entstehen lassen, die zwischen diesen beiden Idealtypen, dem strikt analytischen Detektivroman auf der einen Seite und dem Thriller auf der anderen Seite, changiert. Auf einer gedachten Linie zwischen den beiden in reiner Ausprägung eher seltenen Extremformen sind sozusagen unendlich viele Möglichkeiten von Kriminalromanen gegeben, die jeweils mehr oder weniger der einen oder der anderen Seite der Skala zuneigen.

   Alle diese Werke sollte man mit dem Oberbegriff 'Kriminalroman' bzw. - nimmt man Kriminalerzählungen und -dramen hinzu - 'Kriminalliteratur' bezeichnen, und seit Peter Nussers herausragender, einführender Gesamtdarstellung dieses Phänomens dürfte sich diese Terminologie durchgesetzt haben.9

   Eine gattungsdefinitorische Grenzziehung irgendwo auf dieser Skala von Möglichkeiten und Mischformen wäre sachlich kaum zu rechtfertigen und würde vermutlich gerade die Kriminalromane ausgrenzen, die auch zahlreiche Thrillerelemente in sich aufgenommen haben und mit ihrer Nähe zum literarischen, realistischen Gesellschaftsroman viel zur Anerkennung des Genres als in vielen Beispielen 'echter, guter Literatur' beigetragen haben, nämlich die Romane von Dashiell Hammett, Raymond Chandler und ihrer Nachfolger. Der Begriff würde zu eng und könnte die nur durch Nuancen unterschiedene Phänomene nicht mehr umfassen. Andererseits würde die Aufnahme aller Texte unter den Begriff 'Kriminalliteratur', in der irgendwelche Verbrechen vorkommen ('Verbrechensliteratur'), ihn so ausweiten, daß er alle Definitions- und Abstraktions- und somit auch Erkenntnisfunktionen verlöre und unpraktikabel würde, da er eine Vielzahl von sehr ähnlichen Phänomenen mit doch wieder ganz andersgearteten zusammenbrächte.

   Ein Kriminalroman ist also kurz gesagt ein Werk, in dem ein Verbrechen - ganz überwiegend ist es ein Mord10 - und seine anschließende Aufklärung bzw. die Ermittlung und/oder Verfolgung und Ergreifung des Täters allein im Mittelpunkt stehen. Davon wegführende Handlungen gibt es also kaum, so daß ein einziger Spannungsbogen erhalten bleibt. Darin liegt auch begründet, daß in der Regel ein relativ geringer Romanumfang nicht überschritten wird. Die übliche Spielfilmlänge kommt übri-


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gens [übrigens] solchen Rezeptionsbedingungen sehr entgegen. Viele einzelne typische Handlungselemente stehen mit dieser Grundstruktur in engem logischen, zwangsläufigen oder doch sehr plausiblen Zusammenhang, wie beispielsweise ein begrenzter oder gar geschlossener Handlungsraum mit fester, vorgegebener Personenzahl (vgl. die Romane Agatha Christies). Manche Strukturelemente sind eher historisch bedingt, d.h. sie gehen auf bestimmte paradigmatische Werke zurück und sind Teil der Gattungstradition geworden. Andere sind vor allem erzähltechnisch bedingt, wie etwa Sherlock Holmes' Partner Dr. Watson, der durch seinen beschränkten Scharfsinn und durch dementsprechende Fragen den Detektiv dazu bringt, seine komplexen geistigen Operationen zu erläutern und damit dem naiven Leser nachvollziehbar zu machen, oder auch bestimmte Absonderlichkeiten und Schwächen des geistig überlegenen Protagonisten, die diesen dem Leser menschlich und damit innerhalb der Dominanz dürrer gedanklicher Tätigkeiten und Erläuterungen interessant werden lassen.

   Jedem auch nur einigermaßen mit den Werken Karl Mays vertrauten Leser dürfte klar sein, daß sie mit den zahllosen Romanen, die in dieses knapp skizzierte, relativ enge 'Gattungskorsett' eingebunden sind, nicht in einen Topf, bzw. konkreter, nicht in eine Spezialbibliographie geworfen werden können. Damit sind auch entsprechende Bemerkungen, die es neben dem schon erwähnten üblichen Fehlen Mays in der Kriminalliteraturforschung ganz selten ebenfalls gibt, sehr übertrieben und in ihrer Unpräzision letztlich falsch, wie beispielsweise die Erwähnung der "Kriminalromane Karl Mays"11 oder die Behauptung im weitverbreiteten und populärwissenschaftlichen Kriminalromanführer, die meisten Werke Mays seien "versteckte Krimis" und "Kara Ben Nemsi, Old Shatterhand, Winnetou und die ihnen befreundeten Westmänner [...] im Grunde alle Detektive".12 Auch in der May-Forschung gibt es eine ähnlich pointiert-übertreibende Behauptung, die möglicherweise durch ihr thematisches Umfeld provoziert worden ist: Volker Neuhaus meint in seinem Beitrag über Old Shatterhand und Sherlock Holmes, daß man die Reiseerzählungen Mays "mit Fug und Recht genausogut 'Kriminalerzählungen' aus dem Orient, dem Wilden Westen oder aus Südamerika nennen könnte".13 Generell jedoch ist der Karl-May-Forschung durchaus bewußt, daß ihr Autor kein Verfasser von eigentlichen Kriminalromanen ist, daß aber in zahlreichen seiner Werke typische Strukturelemente dieser Gattung verwendet werden. Ein


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treffender Satz aus Martin Lowskys grundlegender May-Monographie mag hierfür als beispielhafter Beleg genügen: "Ein moderner Zug der Mayschen Abenteuer liegt darin, daß sie intensiv detektivisch-rationalistische Elemente verwenden."14

    Spezielle Untersuchungen zu diesem Aspekt des Mayschen Oeuvres, der auf einer abstrakteren Ebene dem "Geheimniskomplex" zuzuordnen ist, dem die "meisten Sachmotive" dieses Gesamtwerkes angehören15, und der seit den ersten Dorfgeschichten eine wichtige Rolle spielt, sind noch kaum geleistet worden. Neben dem schon genannten Aufsatz zum 'Criminalroman' Auf der See gefangen liegt beispielsweise noch eine Überlegung von Harald Fricke zum Old Surehand vor, die zum Teil in diese Richtung zielt.16

   Die nachfolgenden Betrachtungen verstehen sich als erläuternde Hinweise auf solche kriminalliteraturtypischen Strukturelemente und Handlungsschemata. Bei diesem kriminalliterarischen Durchgang durch den vieldimensionalen Orientzyklus sollte freilich immer bedacht werden, daß manche dieser typischen Elemente, auf die aufmerksam gemacht wird, auch gleichzeitig anderen Gattungsbereichen angehören und somit auch unterschiedliche Deutungen und Einordnungen erfahren können.

   Schon durch die Entstehungs- und Publikationsbedingungen des Orientzyklus wird eine episodenhafte Struktur und damit die Möglichkeit, Elemente unterschiedlichster Gattungsbereiche in einen großen Zusammenhang zu fügen, nahegelegt: Das Werk erschien ja bekanntlich zuerst in zahlreichen Fortsetzungen in der Wochenzeitschrift 'Deutscher Hausschatz' und wurde für die Buchausgabe kaum verändert.17

   Gleich zu Beginn des ersten der sechs Bände der Buchausgabe, Durch Wüste und Harem, treten Kriminalliteraturelemente sehr gehäuft auf und erhalten durch diese exponierte Stellung am Eingang in die Geschichte auch programmatischen Charakter.

   Kara Ben Nemsi und sein Diener und Begleiter Hadschi Halef Omar werden auf ihrer Reise durch die algerische Wüste unmittelbar nach einem erzählerisch sehr gelungenen Einstieg in den Roman - der Leser wird unvermittelter Zeuge eines Gespräches zwischen den beiden, das sie einführend charakterisiert - mit einem Mordfall konfrontiert. Diesem Verbrechen haften dazu noch einige Rätselhaftigkeiten an, so daß nun eigentlich ein exakt passender Ausgangspunkt für einen Kriminalroman gegeben ist, denn natürlich nimmt sich Kara Ben Nemsi des Falles an.18 Ba-


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sis [Basis], Beweggrund und Rahmen der gesamten folgenden Romanhandlungen, die dann in sechs umfangreichen Bänden entfaltet werden, ist also pointiert gesagt die Bemühung des Helden, diesen Mord und die daran anschließenden, damit zusammenhängenden Verbrechen aufzuklären und die Täter zu ermitteln bzw. zu ergreifen. Am Ende des Orientzyklus führt diese Basishandlung auch zu einem Abschluß, so daß durchaus gute Gründe gegeben sind, das Werk insgesamt als eine Art Detektivroman mit zahlreichen Thrillerelementen in exotischer Umgebung aufzufassen, aber eben nur mit der Einschränkung 'eine Art', da ja die gattungsgemäßen Grenzen unübersehbar überschritten und damit gesprengt werden; denn von dieser kriminalromanhaften Basis wird immer wieder weit abgeschweift: Sie tritt phasenweise ganz zurück, so daß in sich selbständige Abenteuer erzählt bzw. Textelemente eingebaut werden können; sie wird aber auch durch mehr oder weniger direkt mit ihr zusammenhängende Nebenhandlungen sowie Ausweitungen und Verwicklungen des Hauptstranges aufgebläht und verkompliziert.

   Die Konfrontation der beiden Helden mit dem die spannende Handlung initiierenden und in der Folge dann weitertreibenden Mordfall geschieht durch eines der häufigsten Handlungselemente des Mayschen Erzählens überhaupt, das Spurenlesen.19 Spuren irgendwelcher Art am möglichen Tatort zu sichern, sie durch scharfsinnig-logische, rationale und naturwissenschaftlich-methodische Operationen zu analysieren, Erkenntnisse daraus zu gewinnen und sie letztlich im weiten Sinne zu verfolgen, ist bekanntlich eine der zentralen kriminalpolizeilichen und detektivischen Tätigkeiten und somit eine der signifikanten Gemeinsamkeiten von Kara Ben Nemsi und beispielsweise Sherlock Holmes. So wie Holmes' oft nachfragender und nicht verstehender Gefährte Dr. Watson wird auch Halef hier von Kara Ben Nemsi über dessen Überlegungen und Analysen belehrt, als man auf Spuren dreier Reittiere im Sand trifft und Halef nicht verstehen kann, warum man die untersuchen sollte (I 10-12). Kara Ben Nemsi geht auf Halefs aus praktischen Gründen ja tatsächlich berechtigten Einwand nicht ein, man könne doch nicht generell alle Spuren untersuchen, auch wenn es aus Sicherheitsgründen in abgelegenen Gegenden gut sei zu wissen, welche Leute man vor sich habe, abgesehen davon, daß Kara (und May) ohne das nachzuweisen oder hinterfragen zu lassen behauptet, gute oder feindliche Absichten der entsprechenden Reisenden den Spuren entnehmen zu können


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(11). Damit ist auch schon gleich ein Aspekt genannt, durch den sich die scharfsinnigen Spurenanalysen im Detektivroman von denen in Karl Mays Werken gelegentlich graduell unterscheiden: Die Überlegungen und Schlußfolgerungen der geistig überlegenen Helden Mays sind nicht in jedem Fall von dem Bemühen des Autors geprägt, realistische, d.h. plausibel nachvollziehbare und einsichtige Operationen darzustellen; recht behält der Held allerdings dann durch die Konstruktion des Erzählers, der die Schlußfolgerungen am Ende dann als zutreffend hinstellt.

   Erzählstrukturell ist die generelle Neugier Kara Ben Nemsis natürlich unbedingt notwendig, und ein Verhalten im Sinne Halefs, nämlich die Spuren unbeachtet zu lassen, würde die beiden zwar schneller an ihr Reiseziel bringen, sie jedoch weniger Abenteuer erleben lassen. Tatsächlich findet Kara Ben Nemsi an den Spuren auffällige 'Eigentümlichkeiten', die ihn erst recht veranlassen, die Fährten zu verfolgen. Sie führen zu dem Ermordeten; hier konkretisiert sich diese allgemeine Neugierde in detektivische Ermittlungstätigkeiten in ganz engem Sinne: Den Tatort und das Mordopfer untersuchend rekonstruiert Kara Ben Nemsi den Tathergang; er findet dabei bemerkenswerte Indizien, die vermuten lassen, daß der Tote kein einfacher Reisender war, sondern daß es mit ihm etwas Besonderes auf sich hatte, daß er vielleicht selbst ein Polizist bei der Aufklärung eines Verbrechens gewesen ist (15). Ohne explizite Begründung - das Motiv, Gerechtigkeit oder Rache walten zu lassen, wird sogar ausdrücklich abgelehnt ("Ich bin ihr Richter nicht.") - entscheidet Kara Ben Nemsi: "Wir eilen den Mördern nach, um sie einzuholen." (17)

   Man darf hier wohl unterstellen, daß es innerhalb der erzählten Geschichte die pure Neugierde Kara Ben Nemsis ist, von einem anderen gattungstheoretischen Blickwinkel aus könnte man auch sagen, die pure Abenteuerlust, die ihn diesen Kriminalfall um den geheimnisvollen toten Europäer in der Wüste übernehmen läßt.20 Dieses Motiv, daß die Klärung eines besonders interessanten Mordfalles wie eine geistige und sportliche Herausforderung aus reinem Interesse, aus Neugierde und freiwillig vom Detektiv übernommen wird, kommt in der Kriminalliteratur im engen Sinne überaus häufig vor, ist für manche weltberühmten Detektive geradezu typisch.

   Nach einem eiligen Ritt holt man die beiden Verdächtigen ein und gibt vorerst nicht zu erkennen, daß man den Ermordeten ge-


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funden [gefunden] hat. Kara Ben Nemsi unterzieht die beiden Verdächtigen einem regelrechten Kreuzverhör, das auch überwiegend als reine Dialogpassage wiedergegeben ist (22ff.). Am Ende des Verhörs verblüfft er einen der Verdächtigen dadurch, daß er dessen Identität kennt, erschlossen aus Zeitungsausschnitten aus dem Besitz des Toten, die über ein Verbrechen berichten (24), und er erreicht schließlich ein Geständnis. Der erfolgreiche 'Detektiv' nimmt den Schuldigen die geraubten Sachen des Ermordeten ab und läßt die beiden zunächst wieder laufen, da er sie "nicht halten und auch nicht töten" kann (29). Denn wir befinden uns eben nicht in einem Detektivroman, der in zivilisierter Umgebung spielt und in dem nun die geständigen Mörder der Gerichtsbarkeit übergeben werden könnten, sondern in einem Abenteuerroman, der fernab von geordneten Rechtsverhältnissen angesiedelt ist, in dem jedoch der korrekte Ermittler Kara Ben Nemsi sich keinesfalls der Methoden der Wildnis wie Rache, Recht des Stärkeren (26) bedienen will.

   Bei der Aufstellung von Strategien, wie man den davonziehenden Tätern auf der Spur bleiben will, zeigt sich wiederum Kara Ben Nemsi seinem Begleiter, der das auf den ersten Blick naheliegende und falsche tun will, in seinem Raffinement hoch überlegen und gibt ihm und dabei den Lesern entsprechende Belehrungen (29f.). Natürlich liegt der scharfsinnige Held mit seinen Vermutungen und Kombinationen richtig, und man bleibt erfolgreich auf der Fährte der Mörder. Halef muß folglich auch seine ursprüngliche Mißachtung der Fähigkeit, Spuren lesen und deuten zu können, explizit revidieren: "Es ist doch gut, wenn man im Sande lesen kann." (38) Später behauptet er sogar, diese Fähigkeit selbst zu besitzen (311f.).

   Die Verfolgung der Täter steigert sich zu einem regelrechten dramatischen Thriller in überaus exotischer Umgebung, nämlich in lebensgefährlichen Salzsümpfen, wo die Verfolgten sich gegen ihre Verfolger mit Waffengewalt zur Wehr setzen, wobei ein erneuter Mord aus dem Hinterhalt begangen wird. Im anschließenden Kampfgetümmel kommt einer der Täter um; der Haupttäter hingegen kann fliehen (46-48). Man findet ihn bei einem wichtigtuerischen Provinzstatthalter, wo es zu einer eigenartigen Gerichtsverhandlung kommt, die ein auf rationalen Operationen basierendes Beweisaufnahmeverfahren abendländischen und gleichzeitig ja auch kriminalromanhaften Zuschnitts geradezu karikiert.


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Dementsprechend bezichtigt der Mörder seinen Verfolger der Morde, die er selbst begangen hat (65f.).

   Das Karikatureske liegt neben der Tatsache, daß das Ergebnis der Verhandlung schon von vornherein feststeht (65), besonders darin, daß für den vermeintlich gerechten Richter der tatsächliche Mörder schon allein deshalb glaubhaft ist, weil er "beim Propheten geschworen" hat (66) - praktisch ein Beweis durch sich selbst - und noch so gute rationale Argumente oder vielfältige Zeugenaussagen dem nichts entgegensetzen können (66). Es triumphiert hier zeitweise das ganz theistisch geprägte Weltbild mit seiner irrationalen Logik über das abendländisch-aufgeklärte Denken, das an rational und empirisch erkenn- und erklärbare, intersubjektiv gültige Tatsachen glaubt, und dessen sehr wohlgeratenes, sehr ähnliches 'Kind' ja der Detektivroman ist.

   Diese plakative Entgegensetzung der detektivromanhaften und morgenländisch-theistischen Weltsicht wird einige Seiten später noch einmal deutlich gesteigert vorgeführt: Der inzwischen mit Gewalt und von seiner dominanten Gattin 'überredete' Statthalter und Kara Ben Nemsi disputieren über die übliche und detektivische Eigenart, bei der Verbrechensaufklärung aus gegebenen Tatsachen und Indizien Schlußfolgerungen zu ziehen und Spuren zu deuten, worauf im vorliegenden Kriminalfall ja Karas Überzeugungen basieren. Der Statthalter und Kriminalrichter bestreitet grundsätzlich diese Erkenntnismöglichkeiten und -werkzeuge; er will sie lediglich Allah allein zugestehen (77-79). Der Detektiv ist in ein Milieu geraten, in dem seine Fähigkeiten und Ermittlungsergebnisse keine Anerkennung finden, in dem also der Detektivroman ein unmögliches Genre wäre. Damit ist von seiten des Autors allerdings keine Relativierung dieses Genres und seiner Grundlagen verbunden, denn natürlich ist der Statthalter als nicht ernstzunehmende Figur gezeichnet, und sein Widerstand gegen Kara Ben Nemsis geistig-moralische Überlegenheit erscheint dem Leser als reine Dummheit.

   Am Ende dieser Episode ermöglicht der Statthalter dem Mörder die Flucht, und die kriminalromanhaften Abenteuer sind vorerst beendet; weitere Erlebnisse setzen einige Zeit später in Ägypten ein (83 ff.).

   Ein Großteil dieser Abenteuer, die der Held auf seiner langen Reise durch den Vorderen Orient erlebt und die er analog zu vielen Detektiven, die aus kriminalistischem Ehrgeiz ihre Fälle bearbeiten, regelrecht sucht und erwartet (vgl. z.B. I 130, 346, 354


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u.ö.), ist eng verknüpft mit Verbrechen und Verbrechern aller Art (Menschenraub, Diebstahl, Raubüberfall, Mordversuch). Ihr teilweiser Bezug zu der kriminalromanhaften Basis des Gesamtromans wird erst viel später deutlich. Kara Ben Nemsis direkte Auseinandersetzungen mit den Verbrechern enthalten dabei immer wieder auch Handlungselemente, die ähnlich in echten Thrillern zu finden sind. Sie alle zu erwähnen, würde den Rahmen dieser Betrachtungen sprengen. Sie beschränken sich also auf einige Szenen und Episoden, in denen Kriminalromanhaftes gehäuft oder strukturell dominant vorkommt.

   Eine echte kleine Kriminalgeschichte erlebt Kara Ben Nemsi kurz nach seinem Zusammentreffen mit dem abenteuerlustigen Engländer David Lindsay (I 324-331). Diesmal ist er selbst das Opfer des Verbrechens, das er dann aufklärt. Ihre Reittiere werden nachts durch die Unachtsamkeit Lindsays gestohlen, und dieser freut sich über das Abenteuer resp. den Kriminalfall, in den man nun verwickelt ist und den man selbstverständlich lösen muß. Zu Fuß verfolgt man die Spuren der Berittenen, eigentlich ein recht aussichtsloses Unterfangen, jedoch "man darf nicht nur sehen, sondern man muß auch schließen" (326). Und Kara führt seinem Begleiter seine Schlußfolgerungen über die Absichten der Diebe und ihren zu erwartenden (Um-)Weg (aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten) vor und erläutert die Möglichkeit, daß man ihnen nach Durchschwimmen des an dieser Stelle tiefen Flußes den Weg abschneiden und auflauern kann. Tatsächlich tauchen die Diebe an der erwarteten Stelle auf und werden gestellt. Selbstzufrieden erklärt Kara Ben Nemsi den Arabern, aufgrund welch kluger Überlegungen man ihnen zuvorgekommen ist (330). Den anschließenden kurzen Kampf entscheiden waffentechnische und taktische Überlegenheit für die zahlenmäßig deutlich unterlegenen Europäer, die ohne selbst Menschenblut vergießen zu müssen - für May bekanntlich immer wieder eine wichtige Bedingung - mit ihren Pferden davonkommen. Lindsay freut sich über das herrliche Abenteuer (331).

   Während kriegerischer Auseinandersetzungen erhält Kara Ben Nemsi nach längerer Zeit dann erneut Gelegenheit, detektivische Fähigkeiten zu demonstrieren. Er entlarvt einen Verräter, der den Verfolgern der eigenen Gruppe verstohlen Zeichen hinterläßt, indem er Zweige zu Hinweisen abschneidet (III 237-239). Anhand der spezifischen Beschaffenheit der Schnittflächen identifiziert Kara Ben Nemsi ein bestimmtes Messer, mit dem allein die verrä-


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terischen Zeichen geschnitten sein können. Nach Erläuterung seiner gewissermaßen naturwissenschaftlich begründeten Beweisführung wird er allgemein bewundert; bescheiden bezeichnet er diese detektivische Fähigkeit als "einfache Gewohnheit", "in allen Lagen auch das Kleinste zu beobachten" (239).

   In Damaskus, nach zwei Dritteln des dritten Bandes, führt eine kriminalromanhafte Episode (388 ff.) das Romangeschehen wieder auf den ganz zu Beginn des Zyklus eingeschlagenen Erzählstrang zurück, der von nun an dominant wird. Am Ende dieses dritten Bandes ist dann eine relativ feste Gruppe entstanden, die die Fahndung nach den Verbrechern aufnimmt.

   Dem Gastgeber Kara Ben Nemsis in Damaskus ist durch einen vorgeblichen Verwandten und Überbringer von Briefen ein erhebliches Vermögen gestohlen worden. Kara übernimmt den Fall, besonders auch als sich herausstellt, daß dieser falsche Gast ein Verbrecher ist, mit dem man schon in Ägypten zusammengeraten war und der versucht hatte, den Deutschen umzubringen. Ob er auch den echten Briefboten umgebracht hat, "wird vielleicht noch aufzuklären sein" (392), wie der Ermittler betont, dessen Autorität nach besonnenen Überlegungen zur Verfolgung ausdrücklich anerkannt wird (393). Eine Untersuchung der Diebeswohnung ergibt keine Spur (393), aber durch Befragung potentieller Augenzeugen an den Ausfallstraßen erfährt man die Fluchtrichtung, wobei sich herausstellt, daß der Flüchtige bei Lindsay als Dolmetscher untergekommen ist (393-398). Zusammen mit einigen 'Polizisten' tritt man die Verfolgung an; diese stellen sich jedoch als völlig ungeeignet und unzuverlässig heraus, so daß sie zurückgeschickt werden müssen (419). Man gelangt mehr durch Zufall wieder in den Besitz der geraubten Reichtümer (413), verliert sie jedoch erneut, als der Dieb nach einer dramatischen Auseinandersetzung in unterirdischen Tempelgängen entkommen kann (440).

   Unter wiederholten Erkundigungen bei möglichen Augenzeugen kann der Dieb bis nach Stambul verfolgt werden, womit ein dem Kriminalroman sehr gemäßes, großstädtisches Milieu erreicht ist. Prompt wird Kara Ben Nemsi bei seinen ersten Erkundigungen dort als ein "Polizist" angesehen (453). Tatsächlich wäre es ja in der urbanen, zivilisierteren Umgebung naheliegend, die Polizei in die Fahndung einzuschalten; als echter 'Privatdetektiv' rät der Held freilich "von jeder Herbeiziehung der Polizei für jetzt ab" und will erst sehen, ob es ihm "nicht gelingen kön-


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ne [könne], eine Spur des Verbrechers zu entdecken" (457). Wie so oft im Verlaufe dieser Geschichte (und in Karl Mays Werken) hilft 'Kommissar Zufall' dabei (461): das ermittelte Domizil des Verbrechers erweist sich als Zentrale einer Verbrecherbande, in der der Gesuchte eine Führungsposition innehat.

   Nach und nach stellt sich nun in dieser Stambul-Episode heraus, daß einige der Verbrechen, mit denen die abenteuerlustigen Reisenden bisher zu tun hatten, mit den weitverzweigten Aktivitäten dieser Verbrecherorganisation in Verbindung stehen. Sogar der Name 'Galingré' - so hießen sowohl der Ermordete, von dem die Zeitungsberichte am Ausgangspunkt der Verbrecherjagd in der Sahara berichteten, als auch der Tote, der sie bei sich trug - kommt hier plötzlich erstmals wieder ins Spiel (519-521), wodurch die Verbindung des ersten, die Romanhandlung initiierenden Kriminalfalles mit den gegenwärtigen Ermittlungen und Aufklärungsbemühungen hergestellt ist. Wie im Kriminalroman üblich bleibt freilich vieles noch geheimnisvoll im Dunkeln und wird nur sehr schrittweise enthüllt. Untypisch gegenüber dem relativ einlinigen modernen Kriminalroman ist allerdings, daß sich die Bemühungen um mehrere einzelne Kriminalfälle hier zum Kampf gegen eine umfangreiche Verbrecherorganisation steigern, deren einzelne ermittelte und unschädlich gemachte Repräsentanten im Verlaufe der Fahndungen immer hochkarätiger werden, bis am Ende das mächtige Oberhaupt der Organisation selbst, der Schut, gerichtet wird.

   Um also das verdächtige Domizil zu observieren, mietet man sich - wie kriminalpolizeilich-detektivisch üblich - im Nachbarhaus ein (487). In dem Haus, das die Observationen als eine Art illegales Vergnügungszentrum und gleichzeitig als einen Ort für Geiselnahme, Erpressung und anschließenden Mord erweisen, verkehren auch hohe, korrupte Beamten- und Polizeikreise, so daß schon allein aus diesem Grunde Unternehmungen auf eigene Faust geboten sind (489f., 498). Man befreit heimlich vom Nachbarhaus aus einen der Gefangenen; dieser ist zufällig Militäroffizier und führt eine Razzia durch, bei welcher der Hauptschuldige allerdings fliehen kann.

   Um etwas über seinen Verbleib und mehr über die Verbrechen der Bande zu erfahren, wendet Kara Ben Nemsi eine Strategie an, die auch in vielen Kriminalromanen als spannendes Handlungsmoment Verwendung findet: Mit seinem Vorwissen täuscht er einem offensichtlichen Bandenmitglied vor, einem falschen Der-


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wischmönch [Derwischmönch], der dazu noch der Sohn eines der momentanen Hauptschurken ist, er sei selbst einer von ihnen, und entlockt ihm so gesprächstaktisch geschickt weitere, wichtige Informationen (527-530), die dem Leser den Zusammenhang der verschiedenen Kriminalfälle und Täter untereinander weiter enthüllen. Deutlich wird auch, daß neue Verbrechen konkret geplant sind (537), so daß sich eine Gruppe von meist direkt betroffenen Verfolgern auf die Reise an den ermittelten Aufenthaltsort der Verbrecher macht (53 8f.), obwohl der Juwelendieb der Blutrache eines dieser Verfolger aufgrund eines früheren Verbrechens zum Opfer gefallen und das geraubte Gut wieder im Besitz des Eigentümers ist (534-536).

   Damit wäre dieser Fall eigentlich gelöst; jedoch hat er den Ermittler in weitere Kriminalfälle und Geheimnisse hineingezogen, und noch dazu liegt der Zielort Adrianopel auf der Route seiner beabsichtigen Heimreise, so daß auch Kara Ben Nemsi weiter seiner Fahndung nachgehen kann (537).

   In Adrianopel wird eines der geplanten Verbrechen verhindert und der Kriminelle vor Gericht gestellt. Bei der Verhandlung fällt Kara Ben Nemsi ein sich verdächtig betragender Mann auf; er verfolgt ihn unauffällig durch die Stadt und nutzt dabei das Menschengedränge, um ihm möglichst nahe bleiben zu können (570-572). Schließlich wendet er eine geradezu klassische Methode detektivischer Beschattung an: er leiht sich von einem Händler, der ihn auch gleich für einen Geheimpolizisten hält, eine Verkleidung aus (572f.). Glücklicherweise kennt dieser Kleiderhändler den Verfolgten auch noch, so daß die Ermittlungen überaus erfolgreich verlaufen, der Detektiv sowohl die Identität als auch den Aufenthaltsort des Verdächtigen erfahren kann. Halef soll ihn bewachen, doch vermag er dessen Flucht mit dem von ihm befreiten Verbrecher nicht zu verhindern (587f.). Durch seinen Kampf mit den Verbrechern gelangen die Helden immerhin in den Besitz eines geheimnisvollen Zettels (587), dessen verschlüsselter Inhalt nach einigen gefährlichen Verwicklungen schließlich decodiert wird (auch ein bekanntes detektivisches Motiv) und das nächstliegende Ziel der weiteren Reise vorgibt (639).

   Diese immer weiterführende Reise auf der Suche und der Jagd nach den Verbrechern steht ab Band 4 des Zyklus strukturgebend im Mittelpunkt. Die drei letzten Bände stellen eine einzige lineare Fahndung einer relativ geschlossenen Gruppe nach einem einzi-


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gen [einzi-gen] Verbrecherkonglomerat dar. Dabei kommen immer mehr zu bekämpfende und gefährlichere Gegner ins Spiel; weitere Verbrechen werden begangen und die Täter ausgeschaltet. Mehr noch als die drei ersten Bände können diese letzten drei als ein einziger, sehr großangelegter, überwiegend in Richtung Thriller tendierender Kriminalroman aufgefaßt werden, in den freilich viele retardierende Elemente eingeflossen sind und dessen Knoten schon am Ende des dritten Bandes richtig geschnürt worden ist; am Anfang von Band 4 (In den Schluchten des Balkan - dieser Titel bezeichnet den Ort des ganzen Geschehens) sind also Grund und Ausgangspunkt der Fahndung bereits gegeben, und die Jagd kann beginnen. Zum ersten Mal hört man hier auch von dem Oberschurken, dem Schut, um dessen Ausschaltung es dann letztendlich geht (IV 19f.).

   Thrillerhafte, dramatische Auseinandersetzungen mit Mitgliedern der Verbrecherorganisation wechseln ab mit einzelnen ruhigeren, gelegentlich sogar komischen Episoden; im sechsten Band nimmt das Tempo der Handlung zu und gipfelt im Kampf Kara Ben Nemsis mit einem nahezu ebenbürtigen Gegner, dem Oberhaupt der Organisation. Die Handlungssequenzen der ganzen Fahndung folgen chronologisch aufeinander, und es gibt kaum größere Schnitte, Sprünge in der erzählten Zeit, so daß sich trotz epischer Breite eine einlinige, dichte Kette von Ereignissen und Abenteuern ergibt, die praktisch alle an dem einen Strang 'Fahndung nach den Verbrechern' aufgehängt sind. Viele der Handlungselemente ähneln sich strukturell, wiederholen sich, sind ähnlich auch schon in den ersten drei Bänden vorgekommen, und sofern sie von kriminalromanhafter Relevanz sind, ist auf sie bereits hingewiesen worden. Die Dichte der thrillerhaften Einzelelemente in diesem Teil des Zyklus, also die zahlreichen direkten kämpferischen Auseinandersetzungen mit gejagten Verbrechern im einzelnen nachzuzeichnen, scheint hier nicht sinnvoll. Daher sei lediglich auf einige herausgegriffene Passagen hingewiesen, die im vorliegenden thematischen Zusammenhang besonders bemerkenswert scheinen.

   Einem der vielen Gastwirte, bei denen die Fahnder auf ihrer Reise Station machen, ist gerade vor der Ankunft der Verfolger sein Geld aus der Schlafstube von drei Gästen gestohlen worden, die sich dann als die Verfolgten herausstellen (IV 434 ff.). Wie der Diebstahl vonstatten ging, ist dem Wirt "noch jetzt ein Rätsel" (435). Natürlich löst Kara Ben Nemsi dieses Rätsel, indem er


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den Wirt nach Einzelheiten über den Ablauf des betreffenden Abends, die Lebensgewohnheiten seiner Familie befragt, indem er die Örtlichkeiten und unauffällige Spuren untersucht und interpretiert, indem er begründete Vermutungen über die Fluchtrichtung der Täter anstellt usw. (434-442, 447-452), so daß der Wirt während der Ermittlungen bemerkt, man könne meinen, Kara sei "ein Beamter der Polizei". Auf dessen Frage, warum er "denn eine so große Lust habe", ihn "für einen Polizisten zu halten" (442), gibt der Wirt eine Antwort, die ganz auf der Linie einer Einordnung der Orientbände als Kriminalroman liegen:

"Deine Person paßt dazu, und du sprichst wie einer, welcher alles ganz genau weiß, bevor er es gesagt bekommt. Auch deine Begleiter passen sehr genau zu dieser meiner Vorstellung. Siehe nur diese beiden an!" -Er zeigte dabei auf Osco und Omar Ben Sadek. - "Wie ernst und gewichtig sie dreinschauen! Ihnen steht die Würde ihres Berufes im Gesicht geschrieben. Und hier der Kleine!" - Er deutete auf Hadschi Halef Omar. - "Sieht er nicht aus wie die verkörperte Zabtieh [Polizei]? Diese listigen Augen und dieses pfiffige Lächeln! Thut er nicht ganz so, als ob er die ganze Welt arretieren könne, wenn er nur wolle?" (442f.)

Gegen Ende dieses Romanteils führt die bravouröse Lösung eines besonders kniffligen Spurenrätsels, das ganz subtile, umfangreiche Beobachtungen und Schlußfolgerungen erfordert (denn man befindet sich nicht in der Wildnis, sondern in der Nähe einer Stadt, wie der Erzähler betont, 594), dazu, daß man die Verfolgten auffinden (593-598) und festnehmen kann (602).

   Die folgende Gerichtsverhandlung, mit welcher der nächste Romanteil beginnt (Durch das Land der Skipetaren), scheint zunächst wenig kriminalromanhaft, sondern morgenländisch-irrational zu geraten, doch ein gewagtes gewaltsames Eingreifen der Helden läßt schließlich doch "Beweise" (V 6) und überzeugende "Argumente" (8) zur Geltung kommen, durch die sich sozusagen der 'Staatsanwalt' Kara Ben Nemsi durchsetzt, dem sogar das dort gültige "Civil- und Kriminalgesetzbuch" vertraut ist (11), so daß er den vorsitzenden Richter belehren kann (11f. u.ö.). Auch Juristen, Strafverteidiger oder Staatsanwälte sind häufig die detektivischen Helden im modernen Kriminalroman.

   Um zu belegen, wie May sogar innerhalb eines Werkkomplexes relativ konkrete Handlungsmotive mehrfach, aber sie dabei variierend verwendet, sei hier noch auf zwei weitere detektivische Passagen in diesem fünften Band des Zyklus hingewiesen: Erneut sind es abgebrochene Zweige als geheime Zeichen, die Kara Ben Nemsi scharfsinnig entschlüsselt. Diesmal jedoch ist es ein ver-


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räterischer [verräterischer] Führer, der den Zeichen heimlich folgt, und dem der Held seine Analysen breit erklärt, dabei die naheliegenden Einwürfe des Verräters entkräftet und den zu erwartenden Überfall exakt voraussagt (359-365).

   Der bereits analysierte und entschlüsselte Zettel mit der codierten Nachricht wird noch einmal gründlicheren Überlegungen und Schlußfolgerungen unterzogen und nun endgültig richtig verstanden, wobei das vorherige, winzige Versehen natürlich auch als sehr naheliegend herausgestellt wird (523-527). Nebenbei kann sich der Abendländer nicht enthalten, die Primitivität dieser Geheimsprache zu betonen, die lediglich den Einheimischen angemessen sei (526).

   Bei der immer mehr sich dem Ziel und Höhepunkt nähernden Fahndung im abschließenden sechsten Band des Zyklus (Der Schut) hilft wieder einmal eine umfangreiche, scharfsinnige Spurenanalyse weiter, die zu erstaunlich konkreten Erkenntnissen führt: sogar der Mensch, der die Spuren verursacht hat, wird eindeutig identifiziert (VI 161-169). Gleichzeitig wird ein Verräter entlarvt, weil er immer wieder diesen Analysen widerspricht. Eine weitere Besonderheit dieser Passage innerhalb der vielen, die Spurenanalysen vorführen, ist die Tatsache, daß Halefs 'Dr. Watson-Rolle' hier ein wenig abgewandelt erscheint, indem ihm von Kara Ben Nemsi die Chance gegeben wird, zu zeigen, was er bisher gelernt hat. Allerdings führt der Held ihn durch seine didaktischen Fragen bei seinen Überlegungen, und viele entscheidende Schlußfolgerungen muß er selbst ziehen.21

   Obwohl dramatischer Höhepunkt des Orientzyklus natürlich der Kampf des Helden mit dem Schut und das "gerechte Gericht" (501) ist, das dieser beim tödlichen Sturz in die Felsspalte findet, schließt22 die große Kriminalgeschichte nicht damit, sondern mit dem Ende der kleineren, die die ganze riesengroße Fahndung am Beginn des Zyklus erst initiiert hat, nämlich mit der Ergreifung des Mörders aus der Sahara (517 ff.), womit der erzählerische Rahmen geschlossen und die umfangreiche Romanhandlung tatsächlich signifikant in einen Kriminalroman eingebettet ist.

   Typisch für einen sehr großen Teil moderner Kriminalromane ist es, daß nach der Übernahme des Kriminalfalles durch den Detektiv, nach Ermittlungen durch rationale Operationen, nach Verfolgung und Ergreifung des Täters dieser mit seiner Tat konfrontiert wird und der Detektiv ihm direkt vorträgt, wie er den Fall gelöst und den Verbrecher besiegt hat. Sogar dieses Strukturele-


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ment [Strukturelement] vieler Kriminalromane wird hier von May verwendet (515-521).

   Bestraft wird der Täter dann allerdings nicht mehr kriminalromanhaft, sondern so, wie es einem exotischen Abenteuerroman eher gemäß ist: nämlich durch einen Blutracheakt.

   Sicherlich legen die Ergebnisse dieser Betrachtung nicht nahe, die Geschichte des Kriminalroman-Genres neu zu schreiben. Immerhin jedoch zeigen sie, daß das Phänomen Karl May in einer Geschichte der Kriminalliteratur im deutschsprachigen Raum unbedingt vorkommen müßte, zumal der rezeptionsschulende Einfluß auch dieser Handlungselemente auf die zahlreichen jugendlichen Leser gar nicht überschätzt werden kann.23


Anmerkungen

1Frankfurt/M. u.a. 1985.
2Hg. u. überarbeitet v. Walter Hansen u. S.C. Augustin. München 1982.
3Das Vorwort der Taschenbuchneuausgabe [Anm. 2] spricht sogar dezidiert von "gleich fünf Romangattungen in einem" (S. 7). Vgl. zu dem Roman auch Herbert Meier: "Prinz Otto Victor, der Confusionsheinrich, der Studentenkarl und das Wiannerlinchen..." Ein Programm? Anmerkungen zu einem frühen Fragment-Text Karl Mays. In: JbKMG 1986, S. 96-109, sowie besonders Andreas Graf: Winnetou im Criminalroman. Aspekte zeitgenössischer Aktualität in Karl Mays frühem Roman "Auf der See gefangen". In: Karl May, hg. v. Heinz Ludwig Arnold. Sonderband text + kritik. München 1987, S. 39-59; der Aufsatz liefert auch ausführliche Überlegungen zur zeitgenössischen Verwendung der Bezeichnung 'Criminalroman'.
4Peter Nusser: Der Kriminalroman. Stuttgart 1980, S. 93. Nussers einführende und grundlegende Darstellung stellt m.E. die bisher zutreffendste, umfassendste und überzeugendste Theorie dieser Gattung vor.
5Auf deutsch sind diese Romane u.a. in folgenden Ausgaben erschienen: Wilkie Collins: Die Frau in Weiß. Roman. Deutsch v. Arno Schmidt. 2 Bde. München 1968; Wilkie Collins: Der Monddiamant. Ein Criminal-Roman. München 1973; Emile Gaboriau: Die Affäre Lerouge. Mit einem Nachwort v. Richard Alewyn. Frankfurt/M. 1981; Emile Gaboriau: Der Strick um den Hals. Roman. München 1970.
6Eine frappante Parallele zwischen Karl Mays Ich-Figur und Doyles Detektivgestalt liegt darin, daß beide von ihren Lesern für real existierend gehalten wurden und sich ein regelrechter 'Starrummel' um

sie entwickelte, wozu beide Autoren beigetragen haben. Volker Neuhaus hat diesem Aspekt eine Betrachtung gewidmet: Old Shatterhand und Sherlock Holmes. In: Arnold [Anm. 3], S. 146-157.


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7Ein Blick allein auf den Berg neuer Kriminalromane in Buchform, der jährlich in Deutschland auf den Markt kommt, könnte das leicht bestätigen.
8Elisabeth Frenzel wies in ihrem Artikel Kriminalgeschichte im Reallexikon der Deutschen Literaturgeschichte (Bd. 1. Berlin 2/1958, S. 895-899) ebenfalls auf diesen Text hin. Der Artikel erwähnt übrigens am Rande Karl May, in dessen Romanen sich Abenteuerliches mit Detektivischem mische. Müllners Roman ist neuerdings in der Mikrofiche-Edition Deutsche Romane 1815-1850 aus der Fürstlichen Bibliothek Corvey wieder zugänglich (Edition Corvey, hg. v. Rainer Schöwerling u. Hartmut Steinecke. Stuttgart 1988).
9Nusser [Anm. 4]. An weiteren Darstellungen seien hier genannt: Ulrich Suerbaum: Krimi. Eine Analyse der Gattung. Stuttgart 1984; das recht populärwissenschaftliche Buch von Ulrike Leonhardt: Mord ist ihr Beruf. Eine Geschichte des Kriminalromans. München 1990; sowie das 700-Seiten-Werk von Jochen Schmidt: Gangster, Opfer, Detektive. Eine Typengeschichte des Kriminalromans. Frankfurt/M., Berlin 1989.
10Eine relativ selbständige Untergattung des Kriminalromans bildet der Spionage- oder Agentenroman. Übrigens spielt in der Geschichte, die als die früheste unter Mays Namen veröffentlichte gilt, in Die Rose von Ernstthal (1875), ein dem sehr eng verwandtes Motiv eine Rolle, nämlich die Aktionen eines gewissermaßen frühen 'militärischen Abschirmdienstes'.
11Dietrich Naumann: Kriminalroman und Dichtung. In: Der Kriminalroman. Zur Theorie und Geschichte einer Gattung, hg. v. Jochen Vogt. 2 Bde. München 1971, Bd. 2, S. 473-483; hier S. 475.
12Reclams Kriminalromanführer, hg. v. Armin Arnold u. Josef Schmidt. Stuttgart 1978, S. 255. In diesem Zusammenhang ist es freilich interessant, daß Karl May seinen Ich-Erzähler des 1888/89 im 'Deutschen Hausschatz' veröffentlichten 'Reiseerlebnisses in Mexico' Der Scout explizit als Detektiv auftreten läßt.
13Neuhaus [Anm. 6], S. 150.
14Martin Lowsky: Karl May. Stuttgart 1987, S. 62.
15Volker Klotz: Durch die Wüste und so weiter. In: Karl May, hg. v. Helmut Schmiedt. Frankfurt 1983, S. 75-100; hier S. 93. Im englischen Sprachgebrauch machen die Detektiv- und Kriminalromane den überwiegenden Teil der 'mystery novels' aus.
16Harald Fricke: Karl May und die literarische Romantik. In: JbKMG 1981, S. 11-35. Die meisten Thesen daraus wiederholte der Autor in seinem Aufsatz Wie trivial sind Wiederholungen ? Probleme der Gattungszuordnung von Karl Mays Reiseerzählungen. In: Erzählgattungen der Trivialliteratur, hg. v. Zdenko Skreb u. Uwe Baur. Innsbruck 1984, S. 125-148.
17Vgl. Ulrich Schmid: Das Werk Karl Mays 1895-1905. Erzählstrukturen und editorischer Befund. Ubstadt 1989, S. 54; Karl-May-Handbuch, hg. v. Gert Ueding. Stuttgart 1987, S. 178.
18Für Helmut Schmiedt (Karl May. Studien zu Leben. Werk und Wirkung eines Erfolgsschriftstellers. Frankfurt/M. 21987, S. 110) braucht so "wie der Detektiv im Kriminalroman den Verbrecher" auch der Held des Abenteuerromans die verbrecherischen Gegenspieler, mit denen er sich auseinandersetzen kann. Abgesehen davon, daß der Held des Abenteuerromans auch zahlreiche andere Widerstände als verbrecherische Menschen (wilde Natur, gefährliche Tiere etc.) überwinden muß, geht es mir hingegen darum zu zei-


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gen [zeigen], daß in den Romanen Mays spezifische Auseinandersetzungen zwischen dem Helden und Verbrechern vorkommen, die in ihrer Art konstitutiv für den Kriminalroman sind und kaum für den Abenteuerroman. Schmiedt behandelt in dem entsprechenden Kapitel seines Buches (S. 110-118) freilich allgemein Mays Verhältnis zu Verbrechen und zu seinen Verbrecherfiguren, von denen die meisten überhaupt nicht in Kriminalromanen auftreten würden.
19Stellvertretend für viele Nennungen dieses May-signifikanten Handlungselements in der Forschung zu diesem Autor sei hier lediglich auf die Überlegungen von Ingmar Winter hingewiesen: "Bin doch ein dummer Kerl". Vom Spurenlesen beim Spurenlesen. In: JbKMG 1987, S. 47-68.
20Vgl. auch Annette Deeken: "Seine Majestät das Ich". Zum Abenteuertourismus Karl Mays. Bonn 1983, S. 132: "Kara verläßt seine Beschaulichkeit und begibt sich freiwillig, aus reiner Neugierde, in die Rolle des Kommissars ohne staatlichen Auftrag." Deeken geht in ihrer Monographie ausführlich auf diese Eingangspassage des Orientzyklus ein (S. 128-134), freilich aus ihrem Blickwinkel 'Abenteuertourismus', wobei ihre Darlegungen keinesfalls mit meinen knappen Überlegungen kollidieren.
21Vgl. auch VI 43: Dort wird Halef nach einem eigenmächtigen, fehlerhaften Handeln noch explizit, wenn auch rücksichtsvollerweise unter vier Augen, darauf hingewiesen, diese Unbesonnenheiten doch zu lassen und nicht gegen Karas "Wünsche und Warnungen" zu handeln.
22Der relativ selbständige Anhang (VI 536-645) kann hier innerhalb unserer Thematik vernachlässigt werden.
23Vermutlich ist auch der Verfasser vorliegender Betrachtungen durch seine begeisterte, jugendliche Karl-May-Lektüre später zum intensiven Kriminalromanleser geworden.



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